Rede zur Ausstellung "Tora, Tora, Tora" , Galerie Clemens Thimme ...
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insgesamt steht der japanische Nudelküchen-Koch genau so in diesem 10 000 Tonnen schweren<br />
Wunderwerk wie z.B. der römische Pizzabäcker im Petersdom......<br />
Es berührt unter der Oberfläche, macht schüchtern und stolz zugleich, ist viel zu groß, um gemütlich<br />
zu sein, und ist auch nicht so gedacht.<br />
Es repräsentiert einen chauvinistischen Weltmachtanspruch, und dafür ist natürlich das Beste gerade<br />
gut genug, die besten Architekten, Bildhauer und Maler, die den besten tiefsten oder einfach den<br />
durchgesetzten Philosophien einen 'Anschein' geben - jedenfalls den Teilen davon, die massenhaft<br />
vermittelbar sind. Und die besten Architekten, Handwerker, Bildhauer und Maler haben da gearbeitet,<br />
wo Geld war.<br />
Kein Unterschied zu Europa !<br />
Aber:<br />
Es gibt einen Unterschied zu Europa, der in der Kunst sichtbar wird :<br />
Japaner leben in einem "animistischen" Weltbild - alles um sie herum ist beseelt.<br />
Anders als in Europa, wo Gott in der Kunst immer woanders, immer hinter dem Horizont, in einem<br />
Lichtstrahl, Im Versprechen der Zentralperspektive, gespiegelt im verdrehten Blick nach oben,<br />
inzwischen in seinem eigenen fernen Paradies lebt, haben die Japaner einen Pantheon von 8<br />
Millionen - wobei die heilige Zahl 8 auch als 'unendlich viele' gemeint sein kann - buddhistischen und<br />
shintoistischen Bosatsu und Kami - Göttern, Dämonen, Heiligen, geadelten Vorfahren und Berg-, Feld-<br />
, Hof-, Haus- hinab zu Büchsen-geistern....<br />
Und sie leben mit ihnen wie mit Verwandten, die man sich ja nicht aussuchen kann,<br />
man ist um sie besorgt oder von ihnen verärgert, mit ihnen liebevoll verbunden oder durch sie lästig<br />
verpflichtet.<br />
Für den Reisbauern gibt es die Götter, die er im Herbst, wenn sie über das Meer verschwinden,<br />
inständig bittet, im Frühjahr wiederzukommen und für die nächste Ernte zu sorgen, aber es gibt auch<br />
den albernen schadenfrohen Hofgeist mit seinen kindischen Scherzen, den er verflucht und<br />
verantwordentlich macht, wenn er seine Gummistiefel nicht findet.<br />
Daran kann auch die ganze modernistische Zumutung des heutigen verwestlichten Lebens nichts<br />
ändern<br />
- die Beseeltheit des Alltags hilft aber im Umgang mit dieser Zumutung.<br />
Japaner sind neugierig, begabt und sehr verspielt, und sie lassen sich begeistert selbstvergessen mit<br />
der neuesten 'Playstation' wie ein Kind im Schoß seiner Mutter im allgegenwärtigen Schleier ihrer<br />
Kultur nieder, um sich, rundherum beschützt, ganz dem Neuen hinzugeben.<br />
Sie sagen sehr schlicht:<br />
"Das Alte ist wichtig und das Neue auch."<br />
Das wichtige 'Alte' in der japanischen Kunst wäre zum Beispiel der Frosch.<br />
Man findet ihn, wenn man eine Weile sucht, im Holzschnitt des 18. Jhdts im Schilf des Hintergrundes,<br />
winzig, während sich vorne auf der Bühne der legendäre Samurai und der furchterregende Dämon<br />
einen spektakulären blutspritzenden Kampf liefern.<br />
Trotzdem ist er eine selbstverständliche und wichtige Hauptfigur der Szene.