Friedenshortwerk 1_2010_Friedenshortwerk ... - Friedenshort.de
Friedenshortwerk 1_2010_Friedenshortwerk ... - Friedenshort.de
Friedenshortwerk 1_2010_Friedenshortwerk ... - Friedenshort.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 1
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 2<br />
2<br />
3<br />
5<br />
9<br />
12<br />
14<br />
16<br />
17<br />
21<br />
22<br />
29<br />
Vorwort<br />
Serie: »Mein <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>«. Erinnerungen an eine<br />
Kindheit in Miechowitz<br />
Ein riesengroßes »Puzzle« – unvollen<strong>de</strong>t:<br />
Frühjahrskonvent <strong>de</strong>r Schwesternschaft<br />
2. Ökumenischer Kirchentag:<br />
Beim <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> entstehen Hoffnungs-Sterne<br />
Zum Leitwort <strong>de</strong>s zweiten Ökumenischen<br />
Kirchentags: »Damit ihr Hoffnung habt«<br />
Neues aus Alt Ruppin: Anlaufstelle für Betreutes<br />
Wohnen eröffnet – Neue Zimmer im Hei<strong>de</strong>haus<br />
fertig<br />
Intensive Begleitung: Sr. Beate Böhnke seit rund<br />
vier Monaten in Indien<br />
Bischof Jeevan R. Komanapalli berichtete <strong>de</strong>r<br />
Schwesternschaft …<br />
»Dies und Das«:<br />
Kurz berichtet<br />
Glücklich im neuen Zuhause: Außenwohngruppe<br />
in Berlin-Lichtenra<strong>de</strong> ist eingezogen<br />
Inhalt<br />
31<br />
32<br />
34<br />
Monatsspruch April <strong>2010</strong><br />
Im Ein-Klang mit <strong>de</strong>r Stille – die »Erlebnisoase«<br />
<strong>de</strong>s Tiele-Winckler-Hauses<br />
Wechsel an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r Siegener Erziehungsberatungsstelle<br />
– »Bewährtes erhalten und neue<br />
Impulse setzen«<br />
Serie: »Unsere Arbeitsfel<strong>de</strong>r« –<br />
Soziale Gruppenarbeit an <strong>de</strong>n offenen Ganztags-<br />
36 grundschulen im Landkreis Altenkirchen<br />
Gerhard Janke in einer Feierstun<strong>de</strong> verabschie<strong>de</strong>t<br />
– Mit <strong>de</strong>m »Gol<strong>de</strong>nen <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>stern«<br />
38 ausgezeichnet<br />
Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier neue Beratungsstellen-Leiterin<br />
– Zusätzliche Angebote angekündigt<br />
42<br />
43<br />
46<br />
50<br />
Mit Kin<strong>de</strong>rn über Kin<strong>de</strong>rrechte re<strong>de</strong>n –<br />
Großgruppendiskussion im Projekt VisioN<br />
Der Warteberg als »Starter-Berg«: Wie vor 100<br />
Jahren die erste Kin<strong>de</strong>rheimat <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es<br />
entstand<br />
Nachrufe
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 3<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
Osterfrie<strong>de</strong>, Osterleben, Osterfreu<strong>de</strong>, Osterkraft<br />
Alles hast du uns gegeben, Jesus Christus, unser Leben,<br />
du bist’s, <strong>de</strong>r es wirkt und schafft!<br />
(Mutter Eva)<br />
Liebe Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
mit diesen Osterworten unserer<br />
Grün<strong>de</strong>rin Mutter Eva von Tiele-<br />
Winckler grüßen wir Sie aufs allerherzlichste<br />
zur Osterzeit.<br />
Die Passionszeit, die Karwoche,<br />
Stationen im Kirchenjahr, die uns<br />
darin in die Stille rufen und hineinversetzen<br />
wollen in ein Be<strong>de</strong>nken unseres Lebens<br />
mit <strong>de</strong>m Blick von Ostern her.<br />
Die »Stille Woche«, so wur<strong>de</strong> die Zeit zwischen<br />
Palmsonntag und Karsamstag früher genannt. Im<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> wer<strong>de</strong>n bis heute traditionell in diesen<br />
Tagen keine geschäftlichen Briefe verschickt und keine<br />
Verträge geschlossen. Hingegen wird in <strong>de</strong>r Stille<br />
<strong>de</strong>r täglichen Passionsandacht <strong>de</strong>r Anspruch an ein<br />
Stille-Halten, ein innerliches Einhalten und Zurücknehmen<br />
hinter die Lei<strong>de</strong>nsgeschichte Jesu und das<br />
Lei<strong>de</strong>n in unserer Welt bedacht. Zugegebenermaßen,<br />
es fällt schwer ein solches Stille-Halten durchzuhal-<br />
ten. Gera<strong>de</strong> auch in einem diakonischen Werk wie<br />
<strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>, in <strong>de</strong>m vieles vom Umtriebigen<br />
<strong>de</strong>s Alltäglichen lebt und bestimmt ist. Trotz<strong>de</strong>m sind<br />
und bleiben diese Tage Anspruch und Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
im Nachhören auf jene Lei<strong>de</strong>nstage <strong>de</strong>r Passion<br />
Christi, die das ganze Geheimnis unseres Christ-seins<br />
letztlich in sich bergen. Weil es darüber Ostern wird.<br />
Über dieses Stille-Halten das Ostergeschehen neu erfassen,<br />
versuchen zu verstehen, was damals für heute<br />
für uns geschehen ist. Dass Ostern Frie<strong>de</strong> und Leben,<br />
Freu<strong>de</strong> und Kraft be<strong>de</strong>utet und uns hernach wie<strong>de</strong>r<br />
ins Leben katapultiert, das vom Ewigen her<br />
bestimmt sein wird. Welch ein Wun<strong>de</strong>r! Sicherlich,<br />
manches liegt für uns dazwischen. Osterfrie<strong>de</strong>, Osterleben,<br />
Osterfreu<strong>de</strong> und Osterkraft sind nicht alltägliches<br />
Erleben. Vielleicht geht es Ihnen wie vielen unter<br />
uns: wir tun uns manchmal schwer mit unserem<br />
Leben. Krankheit, Depression o<strong>de</strong>r Sorgen und Nöte,<br />
die uns umtreiben, sie lassen dabei <strong>de</strong>n Blick auf<br />
Ostern und <strong>de</strong>n Auferstan<strong>de</strong>nen, das „Osterleben“<br />
nicht so recht zu.<br />
3
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 4<br />
Wir sind zum Zeugnis für Ostern in dieser<br />
Welt berufen<br />
Die eigene Passion ver<strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>n Ostermorgen, <strong>de</strong>n<br />
Auferstan<strong>de</strong>nen, unter <strong>de</strong>m Schatten von Leid und eigenem<br />
Schmerz. Gera<strong>de</strong> in solchen Tagen ist es wichtig,<br />
dass uns das Wissen um das Ostergeschehen wie<strong>de</strong>r<br />
neu ins Gedächtnis gerufen wird. Damit wir es<br />
<strong>de</strong>m Ostersieg Jesu Christi wie<strong>de</strong>r neu zutrauen, dass<br />
ER unser Leben mit seiner Freu<strong>de</strong>, seiner Kraft und<br />
seinem Frie<strong>de</strong>n berührt und begabt. Damit Ostern –<br />
damit Auferstehung mitten im Leben – wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Das heißt aber auch, dass wir durch <strong>de</strong>n Auferstan<strong>de</strong>nen<br />
Jesus Christus zum Zeugnis für Ostern in dieser<br />
Welt berufen sind. Dem Leben Zukunft! Nichts<br />
an<strong>de</strong>res meint unser Leitsatz im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>. Darum<br />
gilt das an all’ <strong>de</strong>n vielen Orten, an <strong>de</strong>nen unsere Arbeit<br />
an Menschen in Not getan wird: Von Ostern her<br />
empfängt Diakonie, die tätige Hilfe Jesu Christi in<br />
seiner Welt ihre Kraft! Darum mag es ein guter<br />
Brauch sein, das Stille-Halten in diesen Tagen, damit<br />
Osterkraft unser Leben neu begaben kann.<br />
Dass Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, von jener<br />
Osterkraft zur Hilfe bewegen ließen, davon zeugt Ihre<br />
Verbun<strong>de</strong>nheit zu <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong>es<br />
auch mit Ihren Gaben, die Sie uns in Treue und<br />
Teilnahme an unserer diakonischen und missionarischen<br />
Aufgabe zukommen lassen. Beson<strong>de</strong>rs Erfreu-<br />
4<br />
liches gibt es aus unserer Sammlung für die durch<br />
das Beben in Haiti in Not geratenen Kin<strong>de</strong>r zu berichten.<br />
Mitarbeiten<strong>de</strong> aus allen Regionen haben hierzu<br />
zusammen mit <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> 17000 Euro in<br />
das Haiti-Katastrophenhilfe-Programm <strong>de</strong>s Diakonischen<br />
Werkes <strong>de</strong>r EKD gespen<strong>de</strong>t. Diese große Hilfe<br />
geht als Ostergabe in diesen Tagen an die Empfänger,<br />
um eine nachhaltige Hilfe für die Kin<strong>de</strong>r in Haiti aufzubauen.<br />
Herzlichen Dank an alle Mitarbeiten<strong>de</strong>n für<br />
diese große Mithilfe, dass dieses österliche Hoffnungzeichen<br />
auf <strong>de</strong>n Weg gebracht wer<strong>de</strong>n konnte!<br />
So wünschen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser<br />
<strong>de</strong>n Mut und die Muße zu solch einem Stille-Halten<br />
in österlichen Zeiten, damit <strong>de</strong>r Auferstan<strong>de</strong>ne uns<br />
neu begaben kann aus seinem Osterleben mit neuen<br />
Kräften <strong>de</strong>s Lebens, mit seiner Freu<strong>de</strong> über seinen<br />
Ostersieg und stillem Frie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r uns als seine Gemein<strong>de</strong><br />
durch sein Wort und seine Tat <strong>de</strong>r Diakonie<br />
miteinan<strong>de</strong>r in Verbindung hält.<br />
Mit herzlichen Ostergrüßen aus <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>,<br />
Ihre<br />
Pfr. Leonhard Gronbach<br />
Leiten<strong>de</strong>r Theologe<br />
Sr. Christine Killies<br />
Oberin
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 5<br />
Marga Morgenroth ist sieben<br />
Tage alt, als sie am 21.<br />
August 1931 zum <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />
kommt. Und <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />
meint in diesem<br />
Fall <strong>de</strong>n Ursprungsort und<br />
Ausgangspunkt <strong>de</strong>s Werkes<br />
in Miechowitz/Oberschlesien.<br />
Geboren ist sie<br />
in Oppeln. Zwei Kin<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Ortes waren zuvor bereits<br />
aufgenommen wor<strong>de</strong>n.<br />
Den Säugling nimmt<br />
Sr. Anna Poralla unter ihre<br />
Fittiche, sie leitet als<br />
»Muttchen« die Wohngruppe<br />
»Mutters Freu<strong>de</strong>«.<br />
»Unsere Gruppe war mit<br />
acht o<strong>de</strong>r neun Kin<strong>de</strong>rn die kleinste <strong>de</strong>r vier Kin<strong>de</strong>rfamilien<br />
in Miechowitz«, erinnert sich Marga Morgenroth. Der<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> wird ihr Zuhause. Ein Zuhause, mit <strong>de</strong>m sie<br />
viele schöne und wertvolle Erinnerungen verbin<strong>de</strong>t.<br />
Sie wird im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> eingeschult, <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>schwes -<br />
tern sind bis zum 8. Schuljahr ihre Lehrerinnen. »Im Sommer<br />
gingen wir dann oft in <strong>de</strong>n Schlosspark, dort war unsere<br />
›Waldschule‹«, erzählt Marga Morgenroth. Im nahe<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
SERIE (4) »Mein <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>« :<br />
Erinnerungen an eine Kindheit in Miechowitz<br />
In dieser Serie stellen wir Menschen vor, die auf beson<strong>de</strong>re Weise mit <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> verbun<strong>de</strong>n sind o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>ren<br />
Lebensgeschichte <strong>de</strong>r <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> eine beson<strong>de</strong>re Rolle einnimmt. Kennen Sie Menschen, die wir einmal vorstellen sollten<br />
– o<strong>de</strong>r haben Sie selbst Interessantes zu berichten mit Blick auf Ihre Verbindung zum <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>? Dann wäre es<br />
schön, wenn Sie mit uns in Kontakt treten wür<strong>de</strong>n. Bitte wen<strong>de</strong>n Sie sich an das Öffentlichkeitsreferat, Herr Siebel, Tel.<br />
0 27 34 / 494-102.<br />
Marga Morgenroths erster Tag<br />
im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>, Sr. Annchen<br />
hält das wenige Tage alte Baby<br />
auf <strong>de</strong>m Arm<br />
gelegenen Teich lernen die Kin<strong>de</strong>r schwimmen. Bei schönem<br />
Wetter nutzen sie nachmittags ihren großen Spielplatz,<br />
<strong>de</strong>r vom Haus <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> bis zum Schulgebäu<strong>de</strong><br />
und <strong>de</strong>n Häusern für die Haustöchter und Jungschwestern<br />
reicht: »Wir waren manchmal dort mit bis zu 25 Kin<strong>de</strong>rn<br />
aus allen vier Familien.« Sonntagmittags gibt es traditionell<br />
einen Waldspaziergang. Dabei lernen die Kin<strong>de</strong>r ganz<br />
Waldspaziergang zur Klara-Quelle 1937<br />
5
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 6<br />
nebenbei Naturkundliches, zum Beispiel welche Blätter zu<br />
welchen Bäumen gehören.<br />
Eine an<strong>de</strong>re Tradition im damaligen <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> fin<strong>de</strong>t<br />
Marga Morgenroth rückblickend beson<strong>de</strong>rs wertvoll: »Je<strong>de</strong>s<br />
ältere Kind war für ein jüngeres<br />
Kind <strong>de</strong>r Gruppe verantwortlich.<br />
Dazu gehörten zum<br />
Beispiel die Hilfe beim Waschen<br />
und Anziehen, die Kleidung<br />
in Ordnung zu halten und<br />
<strong>de</strong>n Schulranzen für <strong>de</strong>n Tag<br />
fertig zu machen.« Sie selbst<br />
hat diese Aufgabe für Ria<br />
Zickert übernommen, die im<br />
Alter von drei Wochen in <strong>de</strong>n<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> kommt. »Ria war<br />
Sommer 1942, die 11-jährige<br />
Marga (re.) mit ihrem<br />
Schützling Ria (im Kin<strong>de</strong>rbett)<br />
mein Betreuungskind und diese<br />
ganz beson<strong>de</strong>re, innere Verbindung<br />
ist bis heute stark und<br />
schön geblieben«, sagt Marga<br />
Morgenroth.<br />
Missions-Schwestern brachten das Essen<br />
mit Stäbchen bei<br />
Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r Erinnerung haften geblieben sind auch<br />
die Kin<strong>de</strong>rstun<strong>de</strong>n in Mutter Evas »Häuschen«. Wenn die<br />
Missionsschwestern auf Heimaturlaub sind, wird es immer<br />
sehr spannend. Staunen<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>raugen berichten die<br />
Schwestern allerlei Interessantes auf fernen Län<strong>de</strong>rn – und<br />
manchmal bleibt es nicht nur beim reinen Berichten: »Sr.<br />
Lenchen Nolting hatte ich mit ihrer fröhlichen Art beson<strong>de</strong>rs<br />
gern. Sie brachte uns bei, mit Stäbchen zu essen und<br />
6<br />
Marga Morgenroth<br />
2007 zu Besuch in Miechowitz<br />
in »Mutter Evas<br />
Häuschen«. Hier in <strong>de</strong>r<br />
Stube hat sie als Kind<br />
gesessen und <strong>de</strong>n Berichten<br />
<strong>de</strong>r Missionsschwestern<br />
gelauscht.<br />
aus Holzkrügen zu trinken, ohne diese mit <strong>de</strong>m Mund zu<br />
berühren.«<br />
Zum <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> gehören Lie<strong>de</strong>r. Zweimal in <strong>de</strong>r Woche<br />
haben die Kin<strong>de</strong>r Gesangsstun<strong>de</strong>, regelmäßige Auftritte<br />
gibt es dann sonntags, wenn die Kin<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Empore <strong>de</strong>s<br />
Auf <strong>de</strong>r Treppe vor <strong>de</strong>r »Zionsstille« (1938) nach <strong>de</strong>m sonntäglichen<br />
Singen
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 7<br />
Der erste Winter im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> 1931, die kleine Marga sitzt im<br />
rechten Schlitten: »Kurz nach <strong>de</strong>m Foto lan<strong>de</strong>te ich im Schnee, weil<br />
eines <strong>de</strong>r Mädchen <strong>de</strong>n Schlitten mit Schwung rückwärts zog.«<br />
Hauses Zionsstille singen, während die Schwestern ihr<br />
Mittagessen einnehmen. »Die Lie<strong>de</strong>r, die wir gelernt haben,<br />
gaben mir oft Kraft und Mut in meinem Leben«, betont<br />
die heute 78-Jährige. In einem Buch hat sie 120 <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>lie<strong>de</strong>r<br />
gesammelt und noch heute schreibt sie zum<br />
Beispiel bei Geburtstagsgrüßen gern einen Liedvers aus<br />
<strong>de</strong>m Buch dazu. Eindrücklich bleibt für sie auch immer die<br />
Weihnachtszeit, wenn alles geschmückt und vorbereitet<br />
wur<strong>de</strong>. »An eine beson<strong>de</strong>rs fröhliche Weihnachtsfeier erinnern<br />
sich manche noch heute«, so Marga Morgenroth.<br />
Denn als sie kräftig bei »Es ist ein Ros’ entsprungen« einstimmt,<br />
gerät ein Vers bei ihr mit Blick auf Jesu Mutter<br />
Maria nicht ganz korrekt. ›Marie, die Reine macht‹, sang<br />
ich damals«, schmunzelt Marga Morgenroth.<br />
Die schöne, unbeschwerte Zeit en<strong>de</strong>t 1945. Die Schwes-<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
tern müssen Miechowitz verlassen. Eine dreiwöchige<br />
Flucht bringt Marga Morgenroth und ihre Kin<strong>de</strong>rfamilie<br />
zunächst nach Jena. Eine Zeit, in <strong>de</strong>r sie Gottes Bewahrung<br />
beson<strong>de</strong>rs erlebt. Eigentlich ist eine Zwischenübernachtung<br />
in Dres<strong>de</strong>n geplant. Aber am späten Abend kommt<br />
eine Mitschwester in Begleitung zweier Soldaten zu Sr.<br />
Annchen und for<strong>de</strong>rt sie auf, mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn direkt mit<br />
zum Bahnhof zu kommen, es wer<strong>de</strong> einen Bombenangriff<br />
geben: »Wir waren nur 15 Minuten mit <strong>de</strong>m Zug unterwegs<br />
als wir schon die Feuersäulen <strong>de</strong>s Bombenangriffs<br />
über <strong>de</strong>r Dresdner Neustadt sahen.«<br />
Ausbildung als Haustochter<br />
Eine Woche vor <strong>de</strong>m Weihnachtsfest 1946 zieht sie mit<br />
»Mutters Freu<strong>de</strong>« in das Kloster Stift in Heiligengrabe<br />
Blick in die Wohnstube <strong>de</strong>r »Mutters-Freu<strong>de</strong>-Familie« in Miechowitz<br />
7
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 8<br />
ein, <strong>de</strong>r neuen Heimat <strong>de</strong>r Schwestern im Osten Deutschlands.<br />
Sie wächst dort als junge Frau heran und macht eine<br />
Ausbildung als Haustochter. Drei jüngere Frauen, die<br />
später zu Diakonissen eingesegnet wer<strong>de</strong>n, durchlaufen<br />
zur gleichen Zeit die Ausbildung und so hat Marga Morgenroth<br />
zu Sr. Irmgard Arndt, Sr. Esther Schlapa und Sr.<br />
Edith Becker bis heute noch einen beson<strong>de</strong>rs guten Kontakt.<br />
Als die Bedingungen für die Betreuung von Heimkin<strong>de</strong>rn<br />
in <strong>de</strong>r beginnen<strong>de</strong>n DDR-Zeit immer schwieriger<br />
wer<strong>de</strong>n, kommt sie mit Unterstützung von <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>pastor<br />
Walter Zilz nach Berlin. Zunächst lebt sie in Frie<strong>de</strong>nau,<br />
später in einem Schwesternheim in Steglitz, wo sie<br />
im dazugehörigen Krankenhaus als Säuglingsschwester<br />
angelernt wird.<br />
Ihr Sprachtalent lässt sie zu<strong>de</strong>m vier Fremdsprachen lernen<br />
und als sie sich aufgrund einer Anzeige später als Reiseleiterin<br />
bewirbt, sollte das ihr Beruf für über 30 Jahre wer<strong>de</strong>n.<br />
Noch heute macht es ihr Freu<strong>de</strong>, auf privater Basis<br />
kleinen Gruppen Berlin zu zeigen. Auch selbst ist sie noch<br />
gern unterwegs und besucht so oft es ihr möglich ist, <strong>de</strong>n<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> in Heiligengrabe und Freu<strong>de</strong>nberg. Denn die<br />
Verbindung zum <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> hat ihr Leben von Anfang<br />
an geprägt. »Ich nehme es als Geschenk Gottes an, bei<br />
›Muttchen‹ in <strong>de</strong>r Mutters-Freu<strong>de</strong>-Familie aufgewachsen<br />
zu sein«, sagt Marga Morgenroth. (hs)<br />
8<br />
Die stille Stun<strong>de</strong><br />
Klingt das nicht wie Musik aus <strong>de</strong>r oberen Welt? Tausen<strong>de</strong> von Menschen<br />
kennen keine stille Stun<strong>de</strong>. Ihr Leben ist ein ununter brochener Strom von<br />
Unruhe, Arbeit, Hast, Sorge, Aufregung, Unterhaltung und Zerstreuung.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n niemals still. Selbst auf ihren Lagern fin<strong>de</strong>n sie keine Ruhe.<br />
Der Schlaf flieht; und wenn er wirklich auf sie nie<strong>de</strong>rsinkt, so setzen wirre,<br />
angstvolle Träume die Ruhelosigkeit <strong>de</strong>s Tages fort auch im Dunkel <strong>de</strong>r<br />
Nacht. Gottes Wort hat recht: »Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze<br />
Zeit und ist voll Unruhe.« (Hiob 14, 1). Zum Stillewer<strong>de</strong>n gehört Gna<strong>de</strong>.<br />
Nur ein begnadigtes Herz kann mit Ps. 62,2 sagen:<br />
»Meine Seele ist stille zu Gott.«<br />
Von <strong>de</strong>r inwendigen Unruhe, die unaufhaltsam in die äußere Rast losigkeit<br />
hineintreibt, kann nur die heilige Unruhe <strong>de</strong>r Buße befreien. Sie führt zum<br />
Kreuz <strong>de</strong>r Versöhnung und in die geöffneten Vater arme Gottes. Dort ist<br />
Frie<strong>de</strong>n. Dort fin<strong>de</strong>t die gejagte Seele Ruhe.<br />
© Foto: Adam Cathro (www.flickr.com)<br />
Eva von Tiele-Winckler (aus »Die stille Stun<strong>de</strong>«)
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 9<br />
Ein riesengroßes »Puzzle« – unvollen<strong>de</strong>t:<br />
Frühjahrskonvent <strong>de</strong>r Schwesternschaft<br />
Tatsächlich: Es gab viele »Puzzlebil<strong>de</strong>r« in <strong>de</strong>n Tagen<br />
unseres inhaltsreichen Schwesternkonventes vom 24.–<br />
28.02.<strong>2010</strong>. Allein schon das »Schwestern-Puzzle« mit<br />
über 40 Schwestern aus Freu<strong>de</strong>nberg und Heiligengrabe.<br />
Das war ein schöner Anblick im großen Festsaal <strong>de</strong>s Mutterhaus:<br />
Je<strong>de</strong> ein Original aus verschie<strong>de</strong>nen Jahrgängen,<br />
meistens mit weißen Haaren – immer noch mit wachem<br />
Herzen! Und immer ist es ein fröhliches Wie<strong>de</strong>rsehen, da<br />
es nicht viele Gelegenheiten gibt, in so großer Zahl zusammen<br />
zu sein.<br />
Bibelarbeit in großer Run<strong>de</strong> im Festsaal<br />
In alles sehr gut eingefügt unsere Referenten:<br />
Herr Pfr. Wagener mit tiefgründigen Bibelarbeiten<br />
Herr Ha<strong>de</strong>m, ein Experte für Einblicke in die wirtschaftliche<br />
Situation <strong>de</strong>r Gegenwart<br />
Herr Siebel, ein guter »Lehrmeister« für das Informationsangebot<br />
<strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>s im Internet<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
Sr. Hanna, heimgekehrt aus <strong>de</strong>m Dienst in Armenien –<br />
sie weitete uns <strong>de</strong>n Blick über unsere Grenzen hinaus<br />
mit bewegen<strong>de</strong>m Bericht.<br />
Sr. Erika Kesper nahm uns mit auf eine gut vorbereitete<br />
»Literarische Reise durch Bran<strong>de</strong>nburg«<br />
Sr. Brigitte Grundig berichtete von ihrer Sibirienreise<br />
mit <strong>de</strong>m Zug und <strong>de</strong>m Besuch ihrer Gemein<strong>de</strong><br />
Alle gaben <strong>de</strong>m Gesamtbild eine beson<strong>de</strong>re Note – Auch<br />
dies war ein »Puzzle« mit eindrücklichen Farb- und Formentupfern.<br />
Konzentriert und aufmerksam wur<strong>de</strong>n »Gottes helle und dunkle Seiten«<br />
betrachtet<br />
Je<strong>de</strong>n Tag fan<strong>de</strong>n wir uns vor einem symbolischen Blickpunkt<br />
in <strong>de</strong>r Mitte unseres Kreises im Festsaal ein: Es war<br />
ein imitierter Berg mit einer großen, leuchten<strong>de</strong>n Kerze auf<br />
<strong>de</strong>r Spitze, umgeben von lebendigem Grün. Wie ein Zeichen<br />
für Gott zog dieses helle Licht an. Am »Fuße <strong>de</strong>s Ber-<br />
9
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 10<br />
ges« strahlten kleine Lichtchen zwischen leeren, schön geformten<br />
Krügen und an<strong>de</strong>ren Zeichen aus unserem<br />
menschlichen Alltag. Beim Betrachten wirkte es wie ein<br />
leises Präludium zum großen Thema »Gottesbil<strong>de</strong>r«. In<br />
<strong>de</strong>n Bibelarbeiten begegneten wir <strong>de</strong>n hellen und dunklen<br />
Seiten Gottes:<br />
Die dunklen Seiten mit<br />
<strong>de</strong>r Versuchung Abrahams, seinen Sohn Isaak zu opfern<br />
Jakobs Kampf mit Gott<br />
Passion und Kreuzigung<br />
Die hellen Seiten mit<br />
Gott als Vater<br />
Gott als guter Hirte<br />
Gott als Schöpfer<br />
Gott als Beschützer<br />
Menschwerdung Gottes in Christus uvm.<br />
Dieses wesentlichste größte »Puzzle« – ein Bild von Gott<br />
– das war das riesengroße Unvollen<strong>de</strong>te.<br />
Auf dieser Er<strong>de</strong>, mit unseren kleinen Köpfen und Herzen,<br />
lässt sich erahnen: Wir können es hier nie vollen<strong>de</strong>t ent<strong>de</strong>cken.<br />
Aber welches Gottesbild ist <strong>de</strong>nn wirklich erlaubt?<br />
Die Bibel lockt zum Suchen und zum Zerstören falscher<br />
und einseitiger Vorstellungen von Gott. Ein Trost blieb<br />
hängen: Gott selbst spricht von sich in Form von Bil<strong>de</strong>rn.<br />
Wir nehmen sie mit auf die nächste Strecke <strong>de</strong>s großen<br />
Ent<strong>de</strong>ckens. Das ist ein eigenes, geistliches Abenteuer:<br />
Unvollen<strong>de</strong>t – unwi<strong>de</strong>rstehlich, spannend, bis in die Zukunft.<br />
Die fehlen<strong>de</strong>n »Puzzleteile« liegen auf <strong>de</strong>r Seite<br />
hinter unserer Grenze alle schon zum endlosen Staunen bereit.<br />
Vorfreu<strong>de</strong>!<br />
10<br />
Kaufm. Leiter Götz-Tilman Ha<strong>de</strong>m referierte zur wirtschaftlichen<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es<br />
Die Wochenschluss-Feier <strong>de</strong>s Heiligen Abendmahles und<br />
<strong>de</strong>r Gottesdienst mit Herrn Pfr. Gronbach sind die letzten<br />
angelegten Puzzleteilchen, an die sich noch manche an -<br />
schließen wer<strong>de</strong>n, die das Bild wertvoller gemacht haben.<br />
Helle Lichtpunkte in diesen Konventstagen waren auch:<br />
Die kleinen Gruppen in <strong>de</strong>r Schwesterngemeinschaft zu
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 11<br />
Öffentlichkeitsreferent Henning Siebel erläuterte <strong>de</strong>n Schwestern<br />
Aufbau und Inhalt <strong>de</strong>s neuen Internetauftritts<br />
<strong>de</strong>n Konventsthemen o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r spontan zusammengestellte<br />
Diakonissenchor, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Abendmahlsgottesdienst<br />
am Samstag und <strong>de</strong>n sonntäglichen Gottesdienst musikalisch<br />
begleitete. Nicht zu vergessen die liebevolle Versorgung<br />
für Leib und Seele!<br />
So bleiben wir dankbar verbun<strong>de</strong>n – ein Teilchen am an<strong>de</strong>ren<br />
– am meisten aber <strong>de</strong>m riesengroßen unvollen<strong>de</strong>ten<br />
Puzzle« – Danke! – Für uns Schwestern waren es gesegnete<br />
Tage, wir freuen uns schon auf <strong>de</strong>n Herbstkonvent in<br />
Heiligengrabe.<br />
Sr. Brigitte Grundig, Sr. Erika Mayr<br />
Die Auferstehung Christi macht offenbar,<br />
dass wir Zukunft haben.<br />
Lei<strong>de</strong>n und Tod verlieren dadurch nichts<br />
von ihrer Bitterkeit, aber sie erscheinen<br />
in einem neuen Licht.<br />
Dietrich Bonhoeffer<br />
Foto: W. van <strong>de</strong>r Kallen, image 1/<strong>2010</strong><br />
11
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 12<br />
12<br />
2. Ökumenischer Kirchentag:<br />
Beim <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> entstehen Hoffnungs-Sterne<br />
Damit ihr Hoffnung habt.<br />
Denn ihr wisst,<br />
dass ihr nicht mit vergänglichem<br />
Silber o<strong>de</strong>r Gold erlöst seid,<br />
son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m teuren Blut Christi<br />
als eines unschuldigen und<br />
unbefleckten Lammes.<br />
Er ist zwar zuvor ausersehen,<br />
ehe <strong>de</strong>r Welt Grund gelegt wur<strong>de</strong>,<br />
aber offenbart am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zeiten<br />
um euretwillen, die ihr durch<br />
ihn glaubt an Gott,<br />
<strong>de</strong>r ihn auferweckt hat von <strong>de</strong>n Toten<br />
und ihm die Herrlichkeit gegeben,<br />
damit ihr Glauben und Hoffnung<br />
zu Gott habt.<br />
(aus: 1. Petrus 1,18–21)<br />
✩✸<br />
✸✩<br />
»Damit Ihr Hoffnung habt« – das Leitwort <strong>de</strong>s 2. Ökumenischen<br />
Kirchentags greift die Stiftung Diakonissenhaus<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> mit ihrem Präsentationsstand auf. Nach<br />
<strong>de</strong>r Teilnahme an verschie<strong>de</strong>nen Evangelischen Kirchentagen<br />
sowie <strong>de</strong>m 1. Ökumenischen Kirchentag 2003 in<br />
Berlin, wird <strong>de</strong>r <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> nun zum fünften Mal bei einem<br />
Kirchentag vertreten sein. Plattform hierfür bil<strong>de</strong>t die<br />
so genannte »Agora« in <strong>de</strong>n Messe-Hallen München. Hier<br />
präsentieren sich fast 1.000 kirchliche und soziale Einrichtungen,<br />
Gruppen, Organisationen und Werke.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r positiven Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Vergangenheit,<br />
wird es am <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Stand wie<strong>de</strong>r die Möglichkeit<br />
geben, kreativ zu wer<strong>de</strong>n. Die Kirchentagsbesucher<br />
sind eingela<strong>de</strong>n, Zeichen und Botschaften <strong>de</strong>r Hoffnung zu<br />
gestalten und zu formulieren. Die I<strong>de</strong>e:<br />
Die Kirchentagsbesucher falten aus quadratischem Origami-Papier<br />
einen dreidimensionalen Hoffnungs-Stern. Das<br />
Papier steht in verschie<strong>de</strong>nen Größen und Farben zur Verfügung.<br />
Dieser Stern – <strong>de</strong>r zu<strong>de</strong>m als optische Verbindung<br />
zum <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Logo betrachtet wer<strong>de</strong>n kann – wird zuvor<br />
mit Hoffnungsbotschaften beschriftet. Diese Botschaften<br />
können allgemein formuliert o<strong>de</strong>r direkt an eine<br />
bestimmte Person gerichtet sein. Die Botschaften wer<strong>de</strong>n<br />
mit Tusche und Fe<strong>de</strong>r sorgsam aufgeschrieben. Die Besucher<br />
sind eingela<strong>de</strong>n, unter Anleitung eine Kunstschrift<br />
einzuüben. Die Sterne mit <strong>de</strong>n Botschaften können auf<br />
Wunsch an einen bestimmten Empfänger verschickt wer<strong>de</strong>n!<br />
So gehen vom <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Stand tatsächlich Hoffnungsbotschaften<br />
aus. Hierzu gibt es am Stand vorbereitete,<br />
freigemachte und beson<strong>de</strong>rs gestaltete Umschläge.<br />
Die I<strong>de</strong>e für die Kreativaktion wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Berliner<br />
✩
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 13<br />
✩✸ ✸ Künstlerin Kitty Kahane zusammen mit Öffentlichkeitsreferent<br />
Henning Siebel und Pfr. Christian Wagener (Ref. für<br />
Seelsorge und Fortbildung) entwickelt. Frau Kahane, die<br />
Schöpferin <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Logos, wird zusammen mit<br />
ihrem Ehemann und <strong>de</strong>m Kirchentagsteam die Besucher<br />
bei <strong>de</strong>r Kreativ-Aktion anleiten und begleiten.<br />
Zum Hingucker im besten Wortsinn soll auch <strong>de</strong>r Frie-<br />
✩<br />
Am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Jubiläumsfeier <strong>de</strong>r Einrichtung Hellersdorf <strong>de</strong>s Tiele-Winckler-Hauses,<br />
wur<strong>de</strong> im letzten Jahr die gemeinsame Kirchentags-Aktion<br />
mit <strong>de</strong>r Berliner Künstlerin Kitty Kahane in die<br />
Wege geleitet. Hier im Gespräch mit Leiten<strong>de</strong>r Theologe Pfr. Leonhard<br />
Gronbach und Elvira Schöning (mitte), stellv. Einrichtungsleitung<br />
Tiele-Winckler-Haus GmbH.<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
<strong>de</strong>nshort-Messestand als solcher wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn aus <strong>de</strong>r reinen<br />
Standfläche entsteht eine Kommunikationsfläche. Die<br />
Füllwän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Messe-Stands wer<strong>de</strong>n grafisch und inhaltlich<br />
nicht nur auf die Aktion hinweisen, son<strong>de</strong>rn auch<br />
Plattform <strong>de</strong>r Selbstdarstellung sein. Wer dies alles vor Ort<br />
sehen und erleben möchte, fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Stand<br />
in <strong>de</strong>r Messe-Halle 5, Stand-Nr. B 24. (hs)<br />
✩✩ ✸ Beim Vorbereitungstag <strong>de</strong>s Teams am 9. März wur<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem<br />
das Falten <strong>de</strong>r Sterne erprobt<br />
13
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 14<br />
Zum Leitwort <strong>de</strong>s zweiten Ökumenischen Kirchentags<br />
»Damit ihr Hoffnung habt«<br />
Das Plakat, das zum 2. Ökumenischen Kirchentag nach<br />
München einlädt, weckt hohe Erwartungen: Lasst uns<br />
übers Wasser gehen!<br />
Ist das nicht die Botschaft, die die bei<strong>de</strong>n Mädchen für uns<br />
haben? Wir merken ihnen an, dass sie sich auf ungewohntem<br />
Terrain bewegen, aber sehen auch, wie spielerisch<br />
leicht sie vorwärts kommen.<br />
Sie eifern Jesus nach, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Bericht <strong>de</strong>s Matthäus -<br />
evangeliums (Mt 14,22–33) einmal <strong>de</strong>n Seeweg zu seinen<br />
Jüngern wählte – zu Fuß. Der erste Versuch, es ihm nachzumachen,<br />
ist kläglich gescheitert. Petrus wollte Jesus entgegengehen,<br />
aber er ging auf <strong>de</strong>r Stelle unter. Jesus hielt<br />
ihn fest und ta<strong>de</strong>lte ihn: ob seines Kleinglaubens, seines<br />
Kleinmuts. Die Mädchen auf <strong>de</strong>m Plakat sind da schon<br />
weiter, vertrauen darauf, dass <strong>de</strong>r Glaube trägt – auch<br />
übers Wasser. Glauben Sie es auch? O<strong>de</strong>r gehen Sie davon<br />
aus, dass hier in die Trickkiste <strong>de</strong>r Fotomontage gegriffen<br />
wor<strong>de</strong>n ist?<br />
Ob dieses Plakat viele Menschen nach München lockt,<br />
auch Ältere? Menschen wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Jahren beschei<strong>de</strong>ner,<br />
was ihre Erwartungen angeht, sind oft schon zufrie<strong>de</strong>n,<br />
wenn es morgen nicht schlechter geht als heute.<br />
Reicht es nicht, wenn wir uns über Wasser halten? Wie viel<br />
Resignation und Mutlosigkeit zeigt sich in einer solchen<br />
Lebenshaltung. Die Mädchen auf <strong>de</strong>m Plakat sind sichtlich<br />
nicht gewillt, sich ihren guten Mut und ihre Lebensfreu<strong>de</strong><br />
nehmen zu lassen.<br />
14
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 15<br />
Der Kirchentag will ein Hoffnungszeichen<br />
setzen<br />
»Damit ihr Hoffnung habt«, lautet das Leitwort <strong>de</strong>s 2.<br />
Ökumenischen Kirchentags. Die Worte sind <strong>de</strong>m 1. Petrusbrief<br />
entnommen (1. Petrus 1,21), ein Hoffnungsbrief<br />
an Menschen in bedrängter Situation. Der Kirchentag will<br />
in unserer Zeit ein Hoffnungszeichen setzen. Gewiss, bis<br />
jetzt sind wir in unserem Land noch vergleichsweise<br />
glimpflich durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen.<br />
Es gibt sogar hier und da wie<strong>de</strong>r Lichtblicke. Immer<br />
wie<strong>de</strong>r hören wir ermutigen<strong>de</strong> Kennzahlen, die die Zukunft<br />
nicht mehr gar so <strong>de</strong>saströs erscheinen lassen wie<br />
noch vor kurzem. Doch eine allgemeine Entwarnung gibt<br />
es nicht. Zu viele Menschen sind ohne Arbeit o<strong>de</strong>r von Armut<br />
bedroht. Die angespannte Haushaltslage in <strong>de</strong>n Kommunen<br />
gibt Anlass zur Sorge, zeitigt sie doch Konsequenzen<br />
für die soziale Arbeit in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n. Inwieweit<br />
wer<strong>de</strong>n zukünftig diakonische Einrichtungen Hilfen für<br />
Menschen erbringen können, die <strong>de</strong>r Unterstützung bedürfen?<br />
Inwieweit wird <strong>de</strong>r <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> – wie bisher –<br />
Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen Hoffnung zum Leben und Mut<br />
zur Zukunft geben können?<br />
»Wir blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft.« Das<br />
ist eine zur Zeit sehr beliebte Re<strong>de</strong>wendung. Wer sich ihrer<br />
bedient, hält sich alle Optionen offen. Er schenkt einen<br />
Hoffnungsschimmer und distanziert sich damit <strong>de</strong>utlich<br />
von <strong>de</strong>n Schwarzsehern. Aber er behält sich auch die eindringliche<br />
Mahnung vor: Spannt die Erwartungen nicht zu<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
weit! Bleibt bitte auf <strong>de</strong>m Teppich! Versucht nicht, übers<br />
Wasser zu gehen!<br />
Die Kirchentagslosung ist da wesentlich unbeschei<strong>de</strong>ner.<br />
Wir sollen nicht die Zeichen <strong>de</strong>r Zeit verkennen und uns<br />
auch nicht die gegenwärtige Situation leicht und schön re<strong>de</strong>n.<br />
Aber wir dürfen bei aller Sorge die Gegenwart und<br />
vor allem die Zukunft Gottes im Blick behalten, <strong>de</strong>r seinen<br />
Sohn sandte, damit wir eine bleiben<strong>de</strong> Hoffnung hätten in<br />
allen bewegten, wenn nicht gar stürmischen Zeiten. Statt<br />
nur ängstlich darauf zu warten, dass alle düsteren Prognosen<br />
sich bewahrheiten und uns das Wasser tatsächlich bis<br />
zum Hals steht, dürfen wir <strong>de</strong>r Einladung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Mädchen folgen: »Lasst uns übers Wasser gehen!«. Also:<br />
Keine falsche Beschei<strong>de</strong>nheit mehr im Glauben! Nie wie<strong>de</strong>r<br />
kleine Brötchen <strong>de</strong>r Hoffnung backen! Wenn es sein<br />
muss, geht’s auch zu Fuß über <strong>de</strong>n Seeweg <strong>de</strong>r Zukunft<br />
entgegen, die Gott für uns bereit hält.<br />
Sie bleiben skeptisch, sehen eine düstere Zeit auf uns zukommen?<br />
Dann lassen Sie sich erst recht einla<strong>de</strong>n zum 2.<br />
Ökumenischen Kirchentag vom 12.–16. Mai nach München,<br />
damit wir uns gemeinsam anstecken lassen von <strong>de</strong>m<br />
Mut <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Mädchen auf <strong>de</strong>m Plakat und damit wir die<br />
Zuversicht wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>r Eva von Tiele-Winckler<br />
ihr Werk in schwieriger Zeit begann. Ihr Wahlspruch war<br />
auch kein Wort für Skeptiker, son<strong>de</strong>rn eines, das Gott alles<br />
zutraut: »Alle Dinge sind möglich, <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r da glaubt«<br />
(Mk 9,23).<br />
Pfr. Christian Wagener<br />
15
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 16<br />
Neues aus Alt Ruppin:<br />
Anlaufstelle für Betreutes Wohnen eröffnet – Neue Zimmer im Hei<strong>de</strong>haus fertig<br />
Nach<strong>de</strong>m die Wohngruppe in Alt Ruppin im letzten Jahr<br />
einen Namen (Hagebutten) bekommen hat, wir das 200-<br />
Jahr-Fest <strong>de</strong>r Stadt Alt Ruppin gefeiert haben und die Fassa<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Wohnhauses nun neu gestaltet ist, freuen wir uns,<br />
weitere Neuigkeiten aus <strong>de</strong>r<br />
Behin<strong>de</strong>rtenhilfe berichten<br />
zu können.<br />
Im Oktober wur<strong>de</strong> ein Büro<br />
für die Betreuung <strong>de</strong>r Klienten<br />
im ambulant betreuten<br />
Wohnen eröffnet. Regelmäßig<br />
fin<strong>de</strong>n dort Beratungsgespräche<br />
statt zu<strong>de</strong>m<br />
bietet sich die Möglichkeit,<br />
in einer Gruppe ungezwungen<br />
zusammen zu sein. Gera<strong>de</strong><br />
letzteres war uns wichtig,<br />
da es viele Themen und<br />
Probleme gibt, die alle Kli- Auch die Mitarbeiten<strong>de</strong>n freuen sich über das neue Büro,<br />
enten betreffen und in einer<br />
hier eine Team-Besprechung<br />
kleinen Gruppe sehr gut gemeinsam<br />
bearbeitet wer<strong>de</strong>n können. Das Büro wird auch<br />
von unseren Kollegen <strong>de</strong>r Ev. Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> im<br />
Rahmen unseres Familienprojektes (Betreuung von Erziehen<strong>de</strong>n<br />
mit einer geistigen Behin<strong>de</strong>rung) genutzt. Daher ist<br />
das neue Büro eine große Bereicherung für Klienten und<br />
Mitarbeiten<strong>de</strong>. Und natürlich wird unsere Arbeit in <strong>de</strong>r<br />
Stadt Alt Ruppin damit noch <strong>de</strong>utlicher.<br />
16<br />
Rechtzeitig vor Weihnachten wur<strong>de</strong> die Sanierung <strong>de</strong>s Anbaues<br />
Hei<strong>de</strong>haus fertig gestellt. Hier sind auf zwei Stockwerken<br />
acht neue Bewohnerzimmer entstan<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong><br />
Etagen verfügen über einen Wohn-/Küchenbereich sowie<br />
entsprechen<strong>de</strong> Sanitäreinrichtungen.<br />
Im Erdgeschoss<br />
haben wir ein Zimmer und<br />
einen Sanitärbereich barrierefrei<br />
vorbereitet, die Wohnung<br />
kann somit durch Rollstuhlfahrer<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r Sanierung haben wir<br />
auch darauf geachtet, dass<br />
die Menschen die bei uns leben,<br />
ein großes Interesse an<br />
<strong>de</strong>r Nutzung mo<strong>de</strong>rner Medien<br />
haben. Daher befin<strong>de</strong>t<br />
sich in je<strong>de</strong>m Zimmer neben<br />
einem Telefon- auch ein In-<br />
ternetanschluss.<br />
Zunächst wer<strong>de</strong>n in diese<br />
Räumen aber die bisherigen »Hagebutten« einziehen. So<br />
wird das Haupthaus frei, welches innen ebenfalls <strong>de</strong>r Sanierung<br />
bedarf. So schön wie die Fassa<strong>de</strong> nun ist, soll es<br />
bis zum Sommer auch innen sein. Alle Bewohnerzimmer,<br />
Sanitärbereiche und Gemeinschaftsräume wer<strong>de</strong>n in diese<br />
Sanierungsmaßnahme einbezogen.<br />
Stephan Drüen, Leitung Behin<strong>de</strong>rtenhilfe Heiligengrabe
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 17<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
Intensive Begleitung:<br />
Sr. Beate Böhnke seit rund vier Monaten in Indien<br />
Sr. Beate mit Kin<strong>de</strong>rn und Mitarbeiten<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>r Baustelle <strong>de</strong>r neuen Son<strong>de</strong>rschule<br />
17
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 18<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>schwester Beate Böhnke ist seit En<strong>de</strong> November<br />
2009 in Indien, um die Mitarbeiten<strong>de</strong>n unseres<br />
Partners »Emmanuel Ministries« im sozial-missionarischen<br />
Projekt »Shanti« zu unterstützen und anzuleiten.<br />
Für »Das <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong>« berichtet sie direkt aus<br />
Indien.<br />
Den Einstieg in meine Arbeit hat mir Frau Scherer sehr erleichtert,<br />
da sie mir alle Mitarbeiten<strong>de</strong>n vorstellen konnte<br />
und ich zu<strong>de</strong>m erfuhr, wie sie arbeiten und auf welche Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
zu achten sind. Es ist sehr <strong>de</strong>utlich, wie motivierend<br />
und för<strong>de</strong>rnd sie auf die Mitarbeiten<strong>de</strong>n wirkt,<br />
wie sie alle mit hinein nimmt in das, was sie vermitteln<br />
möchte und vor allem wie praxisnah sie dies tut. Zu beobachten<br />
war dies für mich in einem einwöchigen Seminar,<br />
an <strong>de</strong>m Mitarbeiten<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rschulklassen und <strong>de</strong>n<br />
Heimen teilnahmen. Und so war es nach ihrer Abreise im<br />
Dezember eine erste Aufgabe für mich, die Umsetzung<br />
Die Baustelle <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rschule mitte Februar<br />
18<br />
von Seminar-Inhalten zu begleiten und neue Aufgaben zu<br />
erkennen. Ich entschloss mich, dies in Form von Hospitationen<br />
bei je<strong>de</strong>m einzelnen Mitarbeiten<strong>de</strong>n zu tun. Je<strong>de</strong><br />
Hospitation wur<strong>de</strong> in einer intensiven Besprechung erörtert.<br />
Diese Phase habe ich dann einige Tage vor Weihnachten<br />
abgeschlossen.<br />
Um bessere Mobilität zu erhalten, stellte mir Bischof Jeevan<br />
ein altes Auto zur Verfügung. Das Fahren im Linksverkehr<br />
ohne – nach meinem Empfin<strong>de</strong>n – wirkliche Verkehrsregeln<br />
war ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile<br />
weiß ich kaum noch, wie man eigentlich »sonst«<br />
in Deutschland Auto fährt. Ich freute mich, Bischof Jeevan<br />
bei etlichen Weihnachtsfeiern in <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n<br />
begleiten zu können sowie die Weihnachtsfeiern<br />
in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Einrichtungen mit vorzubereiten.<br />
Diese so an<strong>de</strong>ren, sehr schlichten Feiern zeigten mir auch<br />
die Art <strong>de</strong>r Spiritualität. Beson<strong>de</strong>rs beeindruckt haben<br />
mich die Besuche in <strong>de</strong>n kleinen Gemein<strong>de</strong>n, wo <strong>de</strong>r Teppich<br />
im Altarraum aus alten Plastikzuckersäcken besteht,<br />
<strong>de</strong>r Weihnachtsschmuck aus einigen von <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>rn<br />
mitgebrachten kleinen Kerzen – aber das sieht<br />
man sehr schnell nicht mehr, wenn die innigen Lie<strong>de</strong>r und<br />
Gebete, die große Aufmerksamkeit und das Verlangen<br />
nach <strong>de</strong>m Wort Gottes einen in <strong>de</strong>n Bann ziehen.<br />
Ein beson<strong>de</strong>res Ereignis Mitte Januar war <strong>de</strong>r dreitägige<br />
Besuch <strong>de</strong>s Künstlers Stanley Suresh aus Hy<strong>de</strong>rabad, <strong>de</strong>n<br />
ich seit vielen Jahren kenne. Er sprach mit <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n<br />
und Lehrern und malte mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />
Jahrgangstufen, gab Interviews und stimulierte<br />
die Teilnehmen<strong>de</strong>n in mancherlei Richtung. Daran<br />
schloss sich – ebenfalls für drei Tage – die große Kirchenkonferenz<br />
an, die es für rund 600 Pastoren und 2000
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 19<br />
Gläubige zu organisieren galt! Zu Gast waren auch<br />
Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r von »Kin<strong>de</strong>rheime Nethanja« aus<br />
Deutschland.<br />
Vor- und Nachbereitung von<br />
Unterrichtseinheiten<br />
En<strong>de</strong> Januar habe ich mit Fort- und Weiterbildungen für<br />
die Mitarbeiten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rschulklassen begonnen. Wir<br />
treffen uns 3-mal wöchentlich. Da manche nur sehr geringe<br />
Englisch-Kenntnisse haben bedarf es einiger Anstrengung<br />
und Fantasie ihnen zu vermitteln, was ich möchte. Im<br />
Wesentlichen bereiten wir gemeinsam Unterrichtseinhei-<br />
Sr. Beate im Kunstunterricht<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
ten vor, die dann von <strong>de</strong>n Mitarbeiten<strong>de</strong>n weitgehend<br />
selbstständig gehalten wer<strong>de</strong>n. Ich beobachte <strong>de</strong>n Verlauf<br />
und wir besprechen diese Stun<strong>de</strong>n dann im Nachhinein. Zu<br />
vermitteln, dass es einer Verbindung von menschlicher<br />
Zuwendung, sachlicher Besonnenheit und fortwähren<strong>de</strong>r<br />
Aneignung und Anwendung von Fachkenntnissen bedarf<br />
ist nicht einfach und erfor<strong>de</strong>rt viel Geduld.<br />
Eine noch zu leisten<strong>de</strong>, wesentliche Aufgabe für die Einrichtung<br />
in Tamaram insgesamt wird sein, ein Handlungskonzept<br />
zu entwickeln. Zu überlegen ist, was die Praxis bestimmt,<br />
wie sie <strong>de</strong>finiert wird und wie die Zusammenhänge<br />
bzw. das Wechselspiel zwischen Kirche, schulischer<br />
und sozialer Arbeit, zwischen Einrichtung und Gemein-<br />
Interessiert verfolgen die Mädchen die Pflanzanleitungen<br />
19
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 20<br />
Physiotherapie ist zu einem wichtigen Baustein innerhalb <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rtenhilfe<br />
in Tamaram gewor<strong>de</strong>n, dieser Bereich wur<strong>de</strong> auch<br />
personell verstärkt<br />
wesen, zwischen Pragmatik und Methodik auszugestalten<br />
sind. Zur Lebensqualität <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen mit<br />
Behin<strong>de</strong>rungen gehört zu<strong>de</strong>m, dass ihre Interessen, ihr Bedürfnis<br />
nach Zugehörigkeit, nach Anerkennung, nach Interaktion<br />
und Kommunikation berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Sr. Beate Böhnke<br />
20<br />
© Foto: Ben (www.flickr.com)<br />
Anbetung, Dank und Lobpreis…<br />
… sollten größten Raum in <strong>de</strong>r stillen Stun<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n.<br />
Die Herrlichkeit Gottes, <strong>de</strong>s Vaters in seiner Schöpfung,<br />
in seinem gna<strong>de</strong>nreichen Walten und in <strong>de</strong>n Gaben seiner<br />
Liebe, vor allem aber in seiner Größe, Herrlichkeit und<br />
göttlichen Majestät, sollte Gegenstand unserer<br />
Betrachtung und unseres Lobpreises sein. Die Gabe <strong>de</strong>s<br />
Vaters im Sohn, das ganze Werk <strong>de</strong>r Versöhnung und<br />
Erlösung und die Sendung <strong>de</strong>s Heiligen Geistes geben<br />
endlosen Stoff zu anbeten<strong>de</strong>m Dank.<br />
Eva von Tiele-Winckler (aus »Die stille Stun<strong>de</strong>«)
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 21<br />
Bischof Jeevan R. Komanapalli berichtete <strong>de</strong>r Schwesternschaft …<br />
Bischof Jeevan mit <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Vorstand – Oberin Sr. Christine Killies, Pfr. Leonhard Gronbach –<br />
sowie Helena Scherer, Regionalleitung Tiele-Winckler-Haus GmbH<br />
… in Freu<strong>de</strong>nberg über seine Arbeit. Einen Deutschland-Besuch nutzte <strong>de</strong>r Einrichtungsleiter unseres Projekt-Partners<br />
»Emmanuel Ministries« En<strong>de</strong> Februar zu<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>n Schwestern die herzlichsten Grüße aller Mitarbeiten<strong>de</strong>n aus<br />
Tamaram zu übermitteln und für alle Begleitung herzlich zu danken. Bischof Jeevan erläuterte auch <strong>de</strong>n Stand beim<br />
Bau <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rschule. Mit Freu<strong>de</strong> konnte er berichten, dass die staatliche Anerkennung für diese Schule vorliegt, was<br />
ihm nun zur nötigen Planungssicherheit verhilft. (hs)<br />
21
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 22<br />
22<br />
»Dies und Das«: Kurz berichtet<br />
Reinhard Wüst Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s neuen<br />
Fachverbands<br />
Freu<strong>de</strong>nberg/Düsseldorf. Der neu gegrün<strong>de</strong>te »Evangelische<br />
Fachverband für Erzieherische Hilfen Rheinland-<br />
Westfalen-Lippe« hat am 1. Januar <strong>2010</strong> seine Arbeit aufgenommen.<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r ist Reinhard Wüst, Regionalleiter<br />
<strong>de</strong>r Evangelischen Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> (Region<br />
West). Wüst war zuvor bereits Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Fachverbands<br />
auf Ebene <strong>de</strong>s Diakonischen Werks Westfalen.<br />
Durch <strong>de</strong>n Zusammenschluss mehrerer Diakonischen<br />
Werke zur Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe hatten<br />
sich auch einzelne regionale Fachverbän<strong>de</strong> aufgelöst und<br />
waren fusioniert. Im »Evangelischen Fachverband für Erzieherische<br />
Hilfen Rheinland-Westfalen-Lippe haben sich<br />
146 Träger zusammengeschlossen, die über 6500 Mitarbeiten<strong>de</strong><br />
beschäftigen. Damit ist <strong>de</strong>r größte regionale Interessenverband<br />
seiner Art in Deutschland entstan<strong>de</strong>n.<br />
Aufgaben <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s sind unter an<strong>de</strong>rem, seine Mitglie<strong>de</strong>r<br />
in Fachfragen zu beraten, Tagungen und Fortbildungen<br />
zu organisieren sowie Grundsatzpositionen zu formulieren.<br />
(hs)<br />
Cordula Bächle-Walter hat Distriktleitung<br />
übernommen<br />
Hohenlohekreis. Frau<br />
Cordula Bächle-Walter<br />
hat die Distrikt -<br />
leitung <strong>de</strong>r Evangelischen<br />
Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />
GmbH – Region<br />
Süd für <strong>de</strong>n Hohenlohekreisübernommen.<br />
Sie folgt damit<br />
auf Hedwig Kuhn-<br />
Stau<strong>de</strong>nmaier, die als<br />
Leiterin in die Erziehungsberatungs-<br />
sowie<br />
die Suchtberatungsstelle<br />
gewechselt ist<br />
(siehe geson<strong>de</strong>rter Bericht<br />
in diesem Heft).<br />
Frau Bächle-Walter ist<br />
Diplom-Sozialpädago-
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 23<br />
gin und zu<strong>de</strong>m zusatzqualifiziert als systemische Familientherapeutin<br />
und arbeitet seit <strong>de</strong>m 01.11.1992 für die<br />
Evangelische Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> GmbH. Sie war bis<br />
Oktober 2000 mit <strong>de</strong>r Gruppenleitung zunächst einer Innenwohngruppe<br />
und anschließend einer Dezentralen<br />
Wohngruppe betraut und wechselte danach in das Aufgabengebiet<br />
<strong>de</strong>s Fachdienstes.<br />
Jürgen Grajer, Regionalleitung Region Süd<br />
40 Jahre im Dienst <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es<br />
Heiligengrabe. Im November 2009 konnte Wolfgang<br />
Buschbeck, Mitarbeiter im Technischen Dienst, auf 40<br />
Jahre Dienstzeit für <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> zurückblicken. Im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Mitarbeiterweihnachtsfeier <strong>de</strong>r Einrichtung<br />
Heiligengrabe im Dezember wur<strong>de</strong> dieses Jubiläum entsprechend<br />
gewürdigt, verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Dank für seine<br />
Einsatzbereitschaft, auf die sich Mitarbeiten<strong>de</strong> und<br />
Schwesternschaft stets verlassen können. Wolfgang<br />
Buschbeck begann seine Tätigkeit im November 1969 als<br />
Handwerker. Zu seinen Aufgaben gehörten unter an<strong>de</strong>rem<br />
Maurerarbeiten (zum Beispiel für Haus »Gartenhaus« und<br />
das Verwaltungsgebäu<strong>de</strong>) o<strong>de</strong>r auch Heizarbeiten im zentralen<br />
Kohleheizkraftwerk. Rund 15 Tonnen Kohle galt es<br />
am Tag zu bewegen, dazu das Entsorgen von Asche und<br />
Schlacke. Und auch sonst fielen noch etliche weitere Arbeiten<br />
für ihn an. Zum Team gehörten seinerzeit 20 Mitarbeiten<strong>de</strong>.<br />
Mit Einsatzwillen und I<strong>de</strong>enreichtum steht er auch heute<br />
<strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> zur Verfügung – sei es in <strong>de</strong>r Dienstzeit<br />
(insbeson<strong>de</strong>re für Maurer- und Malerarbeiten, Garten und<br />
Wegepflege) o<strong>de</strong>r nach Dienstschluss. Dann gehören zum<br />
Wolfgang Buschbeck im Einsatz<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
Beispiel Fotografieren und Erstellen von Jahresrückblicken,<br />
die Mithilfe bei <strong>de</strong>r Ausrichtung von Feierlichkeiten<br />
und <strong>de</strong>r Einsatz als Bläser im Posaunenchor zu seinen<br />
gerne wahrgenommenen Aufgaben. Im November<br />
2011 geht Herr Buschbeck in seinen verdienten Ruhestand.<br />
Dr. Volker Bärthel, Diakonische Hausleitung<br />
Heiligengrabe<br />
23
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 24<br />
24<br />
Gemeinsame Tage auf <strong>de</strong>r winterlichen<br />
Insel Juist<br />
Juist. Seit einigen Jahren treffen sich die aktiven Schwestern<br />
(unter 65 Jahren ), um einige Tage gemeinsam zu verbringen.<br />
Die Orte <strong>de</strong>r gemeinsamen Zeit wechseln, in diesem<br />
Jahr war unser Haus »Mutter Eva« das Ziel. Wir hatten<br />
ausgefüllte Tage. Sie stan<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Wort <strong>de</strong>r<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>losung für <strong>2010</strong> aus <strong>de</strong>m Psalm 89,14 » Herr,<br />
du hast einen gewaltigen Arm, stark ist <strong>de</strong>ine Hand und<br />
hoch ist <strong>de</strong>ine Rechte.« Gemeinsam machten wir uns Gedanken<br />
über <strong>de</strong>n Psalm 89. Herr Peters, Küster <strong>de</strong>r örtlichen<br />
Kirchengemein<strong>de</strong>, hielt uns einen Vortrag über die<br />
Bibelfliesen. Es war für uns sehr interessant und neu, was<br />
wir über die Entstehung und Verbreitung <strong>de</strong>r Bibelfliesen<br />
hörten und sahen, bis hin zum Erscheinen <strong>de</strong>r ersten Fliesenbibel.<br />
Wir konnten die Fliesenbibel betrachten und<br />
auch originale Fliesen. Es war eine Stun<strong>de</strong>, die viel zu<br />
schnell verging.<br />
Dann stand schon Carl Haxsen, Kantor und Diakon <strong>de</strong>r Insel<br />
vor <strong>de</strong>r Tür, um mit uns zu singen, <strong>de</strong>nn wir sollten am<br />
Sonntag im Gottesdienst <strong>de</strong>n Chor ergänzen. Auch diese<br />
Stun<strong>de</strong> verging wie im Fluge, das gemeinsame Singen unter<br />
fachkundiger Anleitung gefiel uns sehr.<br />
Die herrliche Winterlandschaft nutzten wir für Strandspaziergänge<br />
und genossen die Stimmung am Meer bei Minustemperaturen<br />
und gefrorenem Watt. Ein weiterer Höhepunkt<br />
war die winterliche Kutschfahrt zur Bill. In dicke<br />
Decken gehüllt ging es über die Insel. Trotz <strong>de</strong>r Kälte hatten<br />
wir viel Freu<strong>de</strong> an dieser gemeinsamen Ausfahrt. So<br />
verging die Zeit wie im Fluge, die Abfahrt nahte – aber wir<br />
waren uns nicht sicher, ob die Fähre fuhr, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Hafen<br />
Mit <strong>de</strong>m Kantor wur<strong>de</strong>n Lie<strong>de</strong>r eingeübt, um im sonntäglichen Gottesdienst<br />
<strong>de</strong>n Chor <strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong> zu ergänzen<br />
Warm eingepackt, wird die winterliche Insel erwan<strong>de</strong>rt.
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 25<br />
war zugefroren! Mit leichter Verspätung schob sie sich<br />
dann doch durch das Eis und so konnten wir die Rückreise<br />
antreten. In Nord<strong>de</strong>ich trennten sich wie<strong>de</strong>r die Wege,<br />
ein Auto fuhr nach Freu<strong>de</strong>nberg, das an<strong>de</strong>re nach Heiligengrabe,<br />
aber trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>nken wir gern an diese gemeinsamen<br />
Tage.<br />
Sr. Renate Hoffmann<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche fasziniert vom<br />
Theaterstück »Tintenblut«<br />
Uslar. Im Rahmen <strong>de</strong>r Aktion »Klassenkasse« profitierte<br />
jetzt die SGA Uslar/Wiensen von 25 Freikarten für das<br />
Theaterstück »Tintenblut« am »Deutschen Theater« Göttingen.<br />
Die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen waren alle sehr aufgeregt<br />
und gespannt darauf, was sie wohl erwarten wür<strong>de</strong>.<br />
Da Viele aus <strong>de</strong>m ländlichen Raum stammen und das<br />
nächste Theater über 40 Kilometer entfernt ist, war es für<br />
die meisten Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen ihre Theater-Premiere.<br />
Schon <strong>de</strong>r Theatersaal und das dreimalige Läuten<br />
ließen die Spannung steigen. Fasziniert verfolgten alle das<br />
Stück und blieben dabei rund zwei Stun<strong>de</strong>n still und konzentriert<br />
sitzen – keine Selbstverständlichkeit, da etliche<br />
aus <strong>de</strong>r Gruppe unter ADHS lei<strong>de</strong>n. Als Bonus schloss sich<br />
nach <strong>de</strong>m Stück eine Führung hinter die Kulissen an. Und<br />
alle durften auch selbst auf »die Bretter, die die Welt be<strong>de</strong>uten«<br />
und sich als Schauspieler fühlen. Der Theaterfundus,<br />
die Näherei und die Werkstätten waren weitere Stationen<br />
<strong>de</strong>r Führung. Alles in allem war es ein sehr schöner<br />
Tag, mit vielen neuen Erfahrungen für die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen.<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
Die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen waren vom Theater und <strong>de</strong>r Aufführung<br />
fasziniert<br />
Wir hoffen, auch in Zukunft noch mehr solcher Aktionen<br />
starten zu können, um unseren Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
ein Stück »Kultur« auf ihrem Lebensweg mitzugeben.<br />
Herzlichen Dank im Namen aller Kin<strong>de</strong>r und Betreuer<br />
beim Team <strong>de</strong>s Deutschen Theaters für <strong>de</strong>n schönen Tag.<br />
Team <strong>de</strong>r SGA Uslar/Wiensen<br />
Wechsel an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>s Kuratoriums<br />
Freu<strong>de</strong>nberg. In <strong>de</strong>r letzten Kuratoriumssitzung <strong>de</strong>r Stiftung<br />
Diakonissenhaus <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> im Jahr 2009 ist Pfr.<br />
Markus Holmer (Klaber/Serrahn) zum neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
gewählt wor<strong>de</strong>n. Der 51-Jährige gehört schon seit längerem<br />
<strong>de</strong>m Kuratorium an und war zuletzt stellvertreten<strong>de</strong>r<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r. Zu Pfr. Holmers Stellvertreter wur<strong>de</strong><br />
25
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 26<br />
Rechtsanwalt Heinrich Hubbert jun. aus Freu<strong>de</strong>nberg gewählt.<br />
Zu<strong>de</strong>m verabschie<strong>de</strong>te das Kuratorium Lan<strong>de</strong>skirchenrat<br />
i.R. Siegfried W. Grünhaupt als Vorsitzen<strong>de</strong>n. Der Biele-<br />
Oberin Sr. Christine Killies zeichnete Herrn Grünhaupt mit <strong>de</strong>m<br />
»Gol<strong>de</strong>nen <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>stern« aus<br />
fel<strong>de</strong>r gehörte <strong>de</strong>m Kuratorium rund 28 Jahre an – davon<br />
die letzten sechs Jahre als Vorsitzen<strong>de</strong>r – und hatte nun die<br />
satzungsgemäße Altersgrenze erreicht. Pfr. Leonhard<br />
Gronbach, Leiten<strong>de</strong>r Theologe und Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Vorstands,<br />
dankte ihm für die treue Begleitung <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es<br />
in Rat und Tat. Grünhaupt dankte für die gute Ge-<br />
26<br />
Kuratorium und Vorstand <strong>de</strong>r Stiftung Diakonissenhaus <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />
(2.v.r. Pfr. Markus Holmer)<br />
meinschaft, die im Gremium selbst, aber auch in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>m Vorstand gepflegt wor<strong>de</strong>n sei. Als<br />
Zeichen beson<strong>de</strong>rer Anerkennung verlieh ihm Oberin Sr.<br />
Christine Killies <strong>de</strong>n »Gol<strong>de</strong>nen <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>stern mit<br />
Stein«, eine nur selten vergebene Auszeichnung im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>.<br />
(hs)<br />
Ein Abstecher in die »7. Eiszeit«<br />
Heiligengrabe. Mitte Dezember fiel mir ein Prospekt <strong>de</strong>s<br />
»Erlebnis-Dorfs« Rövershagen in die Hän<strong>de</strong>. Dort ent<strong>de</strong>ckte<br />
ich die Vorankündigung <strong>de</strong>r »7. Eiszeit«. Gemeint<br />
war eine Eisskulpturenausstellung, die nun im 7. Jahr stattfand<br />
und als die größte ihrer Art in Deutschland angekün-
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 27<br />
digt wur<strong>de</strong>. Neugierig gewor<strong>de</strong>n, plante ich eine Fahrt mit<br />
unserer Schwesternschaft und noch weiteren Interessierten.<br />
Die Ausstellungen stehen immer unter einem Thema,<br />
in diesem Jahr war es das Thema » Dschungel«. Zwar<br />
fehlte die normalerweise damit verbun<strong>de</strong>ne Wärme – die<br />
Halle war aus gegebenem Anlass auf – 7°C heruntergekühlt<br />
– doch die ganze Atmosphäre war echt: wir hörten<br />
die Geräusche <strong>de</strong>s Dschungels und sahen die Tiere und<br />
Die Schwestern waren vom »Eiszeit-Dschungel« begeistert<br />
Menschengruppen in Lebensgröße. Man kann gar nicht<br />
alles einzeln aufzählen, es war einfach beeindruckend<br />
wie ausdrucksstark und echt alles aussah. Internationale<br />
Künstler aus 16 Län<strong>de</strong>rn haben diese herrliche Ausstellung<br />
aus über tausend Eisblöcken angefertigt. Ein Mitarbeiter<br />
dieser Halle berichtete uns von dieser Arbeit und wies uns<br />
auf Dinge hin, die wir sonst vielleicht gar nicht ent<strong>de</strong>ckt<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
hätten. Obwohl wir in diesem Jahr vor unserer Haustür genug<br />
Eis und Schnee hatten, war es ein sehr lohnen<strong>de</strong>r, kleiner<br />
Ausflug in die »Eiszeit«!<br />
Sr. Renate Hoffmann<br />
Mit einer wun<strong>de</strong>rsamen, blauen Kugel<br />
Kin<strong>de</strong>rherzen erobert<br />
Tostedt/Winsen. Alljährlich fin<strong>de</strong>t die Weihnachtsfeier<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hamburger Staatsoper im Rahmen<br />
eines Weihnachtsmärchens im großen Saal statt. Die Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />
und ihre Angehörigen füllen aber nur das Parkett<br />
<strong>de</strong>s Hauses, so dass die Staatsoper als schöne I<strong>de</strong>e soziale<br />
Einrichtungen in <strong>de</strong>n Rang und die Logen einlädt, um<br />
diesen in <strong>de</strong>r Vorweihnachtszeit Freu<strong>de</strong> zu bereiten. Gern<br />
nahmen wir daher die Anfrage <strong>de</strong>r Staatsoper an und bekamen<br />
57 (!) Logenkarten für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche unserer<br />
heilpädagogischen Tagesgruppen sowie <strong>de</strong>r Wochengruppe<br />
Welle.<br />
Für fast alle Kin<strong>de</strong>r, die sich mit Ihren Betreuern zwei Wochen<br />
vor Weihnachten auf <strong>de</strong>n Weg nach Hamburg machten,<br />
ist es das erste Mal. Das erste Mal in <strong>de</strong>r Oper, ein<br />
Theaterstück sehen, in einer Loge sitzen. Aufregung, Staunen<br />
– ist keiner im Getriebe verloren gegangen? Und endlich<br />
klingelt es zum dritten Mal und die Lichter auf <strong>de</strong>r<br />
Bühne gehen an. Gespannt sitzen wir auf unseren Stühlen,<br />
recken die Köpfe und tauchen ab in eine magische Welt.<br />
Das Sorbische Nationalensemble ist zu Gast in <strong>de</strong>r Hamburger<br />
Staatsoper und zeigt eine romantische Geschichte<br />
voller Geheimnisse, die zur Weihnachtszeit in <strong>de</strong>r Lausitz<br />
spielt. Die Kin<strong>de</strong>r Benno und Maria haben ihren geheim-<br />
27
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 28<br />
Aufregung und Vorfreu<strong>de</strong> herrschten, bevor es in <strong>de</strong>n großen Saal ging<br />
nisvollen Patenonkel Dr. Hertling zu Besuch, von <strong>de</strong>ssen<br />
wun<strong>de</strong>rsamer, blauer Kugel Benno fasziniert ist. Als er<br />
sich diese verbotenerweise aneignet, erweckt er die Elemente<br />
zum Leben! Ein Wassermann und Nixen tauchen<br />
auf, eine spannen<strong>de</strong> Geschichte entwickelt sich, bis <strong>de</strong>r<br />
Onkel schließlich die Elemente wie<strong>de</strong>r besänftigt.<br />
Mucksmäuschenstill verfolgten die Kin<strong>de</strong>r das Geschehen<br />
und belohnten das Ensemble mit kräftigem Applaus. Die<br />
28<br />
Begeisterung zeigten auch die Reaktionen danach: »Das<br />
war echt schön«, freute sich <strong>de</strong>r kleine Bastian. »Wann gehen<br />
wir das nächste Mal ins Theater?«, fragte Marlene beeindruckt.<br />
»Daumen nach oben«, meinte Felix treffend.<br />
Claudia Bretschnei<strong>de</strong>r und Frank Schirmer,<br />
Heilpädagogische Tagesgruppe Winsen/Luhe
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 29<br />
En<strong>de</strong> November letzten Jahres war es soweit: die schon<br />
länger geplante Außenwohngruppe Mozartstr. 25 konnte<br />
in ihr frisch umgebautes Haus einziehen. Beson<strong>de</strong>rs aufregend<br />
gestaltete sich das Leben <strong>de</strong>r zukünftigen AWG-<br />
Bewohner, als sie von ihrem Glück erfuhren. Um eine zu<br />
lange Zeit <strong>de</strong>s Wartens zu vermei<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> im Rahmen<br />
einer Bewohnerversammlung erst kurz vor <strong>de</strong>m Einzug allen<br />
Bewohnerinnen und Bewohnern die Neuigkeit mitgeteilt.<br />
Glücklich im neuen Zuhause:<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
Außenwohngruppe in Berlin-Lichtenra<strong>de</strong> ist eingezogen<br />
Die AWGler sind froh über ihr neues Zuhause<br />
Regelmäßig begutachteten sie dann die Umbaumaßnahmen.<br />
Die Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Räume wur<strong>de</strong>n mit Begeisterung<br />
aber auch Ungeduld aufgenommen. Etwas später<br />
als gedacht zog dann die bisherige Wohngruppe III<br />
(Wohnheim Mozartstr. 21–22) in ihr neues Zuhause ein.<br />
Witterungsbedingt konnten jedoch noch nicht alle Außenarbeiten<br />
abgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Daher wird im Frühjahr<br />
<strong>2010</strong> mit <strong>de</strong>n Arbeiten für die Außenanlagen und <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong>ngestaltung<br />
begonnen.<br />
Parallel mit <strong>de</strong>m Baubeginn hier, wur<strong>de</strong>n die früheren<br />
Räume <strong>de</strong>r Gruppe umgebaut. Aus einem Doppelzimmer<br />
entstan<strong>de</strong>n zwei Einzelzimmer und ein Bad wur<strong>de</strong> erneuert.<br />
Dies erfor<strong>de</strong>rte zum einem <strong>de</strong>n Rückbau <strong>de</strong>s alten<br />
Duschba<strong>de</strong>s, verschie<strong>de</strong>ne Wanddurchbrüche und Neubau<br />
von Wän<strong>de</strong>n. Aus Zeitgrün<strong>de</strong>n so parallel zu verfahren, erfor<strong>de</strong>rte<br />
einen immens hohen logistischen Aufwand und<br />
trotz <strong>de</strong>r starken (insbeson<strong>de</strong>re Lärm) Beeinträchtigungen,<br />
konnte mit viel Geduld und Engagement <strong>de</strong>r Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Aus- und Einzug gestaltet wer<strong>de</strong>n.<br />
Mittlerweile ist es eine Freu<strong>de</strong> zu beobachten, wie begeis-<br />
Der Tisch wird ge<strong>de</strong>ckt für die gemeinsame Mahlzeit<br />
29
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 30<br />
Auch das gehört zur Selbstständigkeit: Die Wäschetonne ist gefüllt,<br />
die Waschmaschine wartet<br />
tert und voller Staunen die AWG-Bewohner ihr neues Zuhause<br />
ent<strong>de</strong>ckt, erobert und angenommen haben.<br />
Aber auch unsere neue Gruppe in <strong>de</strong>r Mozartstr. 21–22 hat<br />
sich mit Leben gefüllt. Sieben überwiegend junge Menschen<br />
mit geistiger Behin<strong>de</strong>rung, Autismus und Verhaltensproblemen<br />
sind in ihrem neuen Zuhause angekommen.<br />
Durch die Erweiterung unserer Arbeit in Lichtenra<strong>de</strong> leben<br />
nun insgesamt 46 Menschen im Alter von 17 bis 81 Jahren<br />
in <strong>de</strong>r Mozartstr. 21–22 und in <strong>de</strong>r Außenwohngruppe Mozartstr.<br />
25.<br />
30<br />
Bettina Wohland, Einrichtungsleitung<br />
© Foto: digital agent (www.flickr.com)<br />
Die herrlichste Frucht…<br />
… <strong>de</strong>r stillen Stun<strong>de</strong> ist die Übung<br />
im Bleiben in <strong>de</strong>r ununterbrochenen Gegenwart<br />
Gottes und das immer währen<strong>de</strong> Gebet,<br />
auch während <strong>de</strong>r übrigen Tages zeiten und aller<br />
möglichen Beschäftigungen.<br />
Eva von Tiele-Winckler<br />
(aus »Die stille Stun<strong>de</strong>«)
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 31<br />
Die »erleuchteten Augen <strong>de</strong>s Herzens<br />
– <strong>de</strong>r ehemalige Bischof von<br />
Aachen, Klaus Hemmerle, nannte sie<br />
die »Osteraugen«: »Ich wünsche uns<br />
Osteraugen, die im Tod bis zum Leben,<br />
in <strong>de</strong>r Schuld bis zur Vergebung,<br />
in <strong>de</strong>r Trennung bis zur Einheit,<br />
in <strong>de</strong>n Wun<strong>de</strong>n bis zur Herrlichkeit,<br />
im Menschen bis zu Gott, in<br />
Gott bis zum Menschen, im Ich bis<br />
zum Du zu sehen vermögen. Und dazu<br />
alle österliche Kraft!« Osteraugen<br />
sind wie eine offene Tür zum Himmel;<br />
sie lassen uns die Welt und uns<br />
selbst sehen, wie wir sein können; sie<br />
lassen uns die Hoffnung sehen, zu<br />
<strong>de</strong>r wir berufen sind.<br />
Solche »erleuchteten Augen <strong>de</strong>s Herzens«<br />
können wir uns nicht selbst<br />
machen o<strong>de</strong>r geben – Gott ist es, <strong>de</strong>r<br />
uns die Augen öffnet. Doch wir können<br />
ihm – so glaube ich – dabei hel-<br />
Monatsspruch<br />
April <strong>2010</strong><br />
Gott gebe euch erleuchtete Augen <strong>de</strong>s Herzens, damit ihr erkennt,<br />
zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid. (Epheser 1, 18)<br />
© Foto: AKS-Fotalia, image 1/<strong>2010</strong><br />
fen. In<strong>de</strong>m wir sowohl die rosarote<br />
Brille absetzen, als auch das<br />
Schwarzsehen abgewöhnen, son<strong>de</strong>rn<br />
mit offenen, realistischen Augen<br />
durch die Welt gehen – mit <strong>de</strong>n realistischen<br />
Augen <strong>de</strong>s Glaubens. Augen,<br />
die sehen, wie Gott uns liebt und<br />
die erkennen, welches Leben er sich<br />
für uns wünscht und die wahrnehmen,<br />
wozu wir – voller Hoffnung –<br />
fähig sind.<br />
Mit <strong>de</strong>n »erleuchteten Augen <strong>de</strong>s<br />
Herzens« wer<strong>de</strong>n wir für unsere Mitmenschen<br />
nicht zur Tür zum Himmel<br />
– das ist <strong>de</strong>r gekreuzigte und auferstan<strong>de</strong>ne<br />
Herr – doch wir können<br />
erfüllt von Osterhoffnung und österlicher<br />
Kraft für sie ein Fenster zum<br />
Himmel sein.<br />
Michael Tillmann, image 1/<strong>2010</strong><br />
31
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 32<br />
Heute ist es wie<strong>de</strong>r soweit. Die Bewohnerinnen und Bewohner<br />
aus <strong>de</strong>r Mozartstr. 21/22 in Berlin-Lichtenra<strong>de</strong><br />
sind eingela<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>m Gruppenangebot »Erlebnisoase«<br />
im Snoezelraum teilzunehmen. Der Raum ist klein und<br />
gemütlich und die Teilnehmen<strong>de</strong>n haben ihren festen<br />
Platz: auf einem Stuhl, sitzend o<strong>de</strong>r liegend auf <strong>de</strong>m Wasserbett<br />
o<strong>de</strong>r im Rollstuhl. Der Vorhang wird zugezogen<br />
und es ist gemütlich wie in einer kleinen Höhle. Die Körpertambura<br />
und die Klangschalen sind auf einem kleinen<br />
Tisch aufgebaut. Gleich geht’s los, es herrscht aufgeregte<br />
Vorfreu<strong>de</strong>. Hier geht es nicht um Leistung, son<strong>de</strong>rn um<br />
Geschehen lassen, nach <strong>de</strong>m Motto, du musst nichts tun,<br />
genieße das Hier und Jetzt, sei du. Mit einem Schlegel<br />
schlage ich einige Male die große Beckenschale mit <strong>de</strong>m<br />
tiefen Ton an. Es wird immer ruhiger im Raum, die meisten<br />
haben die Augen geschlossen, wir befin<strong>de</strong>n uns miteinan<strong>de</strong>r<br />
im Einklang.<br />
Zur Einstimmung spiele ich zunächst auf <strong>de</strong>r Körpertambura,<br />
einem Saiteninstrument. Beim Spielen entstehen<br />
Obertöne, diese erzeugen einen wohltuen<strong>de</strong>n gleich bleiben<strong>de</strong>n<br />
Klangteppich im Raum. Nach einigen Minuten been<strong>de</strong><br />
ich das Spiel, die letzten Töne liegen in <strong>de</strong>r Luft und<br />
dann... die Stille. Dieser kurze beson<strong>de</strong>re Moment ist für<br />
alle spürbar. Nun beginne ich die Klangschalen zu spielen.<br />
Die verschie<strong>de</strong>n großen Schalen mit hohen und tiefen Tönen<br />
gehen in Resonanz mit <strong>de</strong>n einzelnen Körperbereichen.<br />
Der Klang wird körperlich erfahrbar und durch dieses<br />
intensive Spüren <strong>de</strong>s Körpers kann sich das Körperbewusstsein<br />
verän<strong>de</strong>rn. Die Herz- und Atemfrequenz wer<strong>de</strong>n<br />
gleichmäßiger, Spannungen bauen sich ab. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
fühlen sich wohl und sind eingehüllt von Klang.<br />
Sie lauschen fasziniert <strong>de</strong>m »Gesang« <strong>de</strong>r Klangschalen.<br />
32<br />
Im Ein-Klang mit <strong>de</strong>r Stille –<br />
die »Erlebnisoase« <strong>de</strong>s Tiele-Winckler-Hauses<br />
Die Tambura »webt« einen gleichmäßigen Klangteppich<br />
Foto © www.flickr.com<br />
Je<strong>de</strong>r Ton ist an<strong>de</strong>rs, beson<strong>de</strong>rs, einzigartig. Wann kommt<br />
ein neuer Ton dazu? Wie lange klingt die Schale? Wie lange<br />
ist <strong>de</strong>r Klang zu hören? Vor <strong>de</strong>m erneuten Anschlagen<br />
wird die Stille erlebbar. Das Erfahren diese Stille als nachhaltige<br />
Berührung ist etwas Beson<strong>de</strong>res. Der aufmerksam<br />
Lauschen<strong>de</strong> wird hier von sich heraus ganz still und kann<br />
nun die Aufmerksamkeit auf sich selbst lenken, von außen<br />
nach innen.<br />
Wahrnehmung über Gehör und Körper<br />
Nun mache ich eine Run<strong>de</strong> und stelle je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r mag, eine<br />
Klangschale auf die Hand o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Bauch. Der<br />
Klang wird über das Gehör und über <strong>de</strong>n Körper wahrge-
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 33<br />
nommen. Die Klangwellen<br />
erreichen je<strong>de</strong> Zelle<br />
<strong>de</strong>s Körpers und harmonisieren<br />
ihn. Herr W. auf<br />
<strong>de</strong>m Wasserbett bleibt<br />
ganz ruhig liegen, als ich<br />
die Schale auf seinen<br />
Bauch stelle und anschlage.<br />
Er lacht. «Mach<br />
nochmal«, for<strong>de</strong>rt er mich<br />
auf. »Wie fühlt sich das<br />
an?«, frage ich ihn<br />
»Schön« ist seine Antwort.<br />
In <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Übung<br />
können die Anwesen<strong>de</strong>n<br />
nun auch die Schwingungen<br />
<strong>de</strong>r Klänge beobachten.<br />
Dazu fülle ich eine<br />
Schale mit Wasser und<br />
schlage diese an. Je stärker<br />
die Schale angeschlagen wird, <strong>de</strong>sto heftiger sind die<br />
Bewegungen <strong>de</strong>s Wassers, es vibriert und fängt an zu spritzen.<br />
Wer mag, taucht eine Hand in das Wasser, Frau S. ist<br />
Klang wird körperlich erfahrbar<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
begeistert, »das kitzelt«<br />
ruft sie.<br />
Zum Abschluss experimentieren<br />
die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
selbst mit <strong>de</strong>n<br />
Schalen und bringen sie<br />
zum Klingen. Diese<br />
Selbsterfahrung macht<br />
Freu<strong>de</strong>, stärkt die Konzentration<br />
und das Selbstwertgefühl.<br />
Eine Stun<strong>de</strong> voller eindrucksvollerSinneserfahrungen<br />
neigt sich <strong>de</strong>m En<strong>de</strong><br />
zu. Ausgeglichen und<br />
zufrie<strong>de</strong>n verlassen alle<br />
<strong>de</strong>n Snoezelraum und gehen<br />
mit einem Lächeln<br />
auf <strong>de</strong>m Gesicht zurück in<br />
ihre Wohngruppen.<br />
Andrea Jäger<br />
(Heilpädagogin, ausgebil<strong>de</strong>t in Klangmassage)<br />
33
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 34<br />
Wechsel an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r Siegener Erziehungsberatungsstelle –<br />
»Bewährtes erhalten und neue Impulse setzen«<br />
Seit Anfang <strong>de</strong>s Jahres hat die Beratungsstelle für Kin<strong>de</strong>r,<br />
Jugendliche und Eltern, die von <strong>de</strong>r Evangelischen Jugendhilfe<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> für die Stadt Siegen unterhalten<br />
wird, einen neuen Leiter. Diplom-Psychologe Eckhard<br />
Reichenau hat die Nachfolge von Jürgen Hollaen<strong>de</strong>r angetreten,<br />
<strong>de</strong>r 25 Jahre lang die Beratungsstelle leitete und<br />
nun in <strong>de</strong>n Ruhestand wechselte. Eckhard Reichenau<br />
stammt aus Neunkirchen und war zuvor Pädagogischer<br />
Leiter in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung. »Die<br />
Beratungstätigkeit als solche hat mich sehr gereizt«, erläutert<br />
Reichenau einen seiner Beweggrün<strong>de</strong> in die Ein-<br />
Reibungslose Übergabe: Nachfolger Eckhard Reichenau (sitzend)<br />
mit Vorgänger Jürgen Hollaen<strong>de</strong>r<br />
34<br />
richtung an <strong>de</strong>r Friedrichstraße zu wechseln. Außer<strong>de</strong>m arbeitet<br />
er sehr gern mit Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen – und<br />
dies nicht nur beruflich, son<strong>de</strong>rn auch ehrenamtlich im<br />
CVJM. Bewährtes erhalten, aber auch neue Impulse setzen<br />
ist die Maxime, mit <strong>de</strong>r er seine Tätigkeit aufgenommen<br />
hat. Und so steht die Analyse <strong>de</strong>s bisherigen Angebots <strong>de</strong>r<br />
Beratungsstelle erst einmal im Vor<strong>de</strong>rgrund. Vorstellen<br />
kann sich <strong>de</strong>r 35-Jährige aber beispielsweise ein neues<br />
Gruppenangebot für Kin<strong>de</strong>r im Grundschulalter zu etablieren,<br />
bei <strong>de</strong>m es verstärkt um das Erwerben sozialer<br />
Kompetenzen geht. »Nach meiner Beobachtung ist zum<br />
Beispiel Mobbing etwas, was in dieser Altersgruppe zunimmt«,<br />
so Reichenau.<br />
Regionalleiter Reinhard Wüst (mitte) verabschie<strong>de</strong>te Jürgen Hol -<br />
laen<strong>de</strong>r und wünschte seinem Nachfolger eine glückliche Hand
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 35<br />
»Jürgen Hollaen<strong>de</strong>r hat die Beratungsstelle<br />
gestaltet und geprägt«<br />
Hilfreich zur Seite steht <strong>de</strong>m neuen Beratungsstellenleiter<br />
ein eingespieltes fünfköpfiges Team, daneben konnte er<br />
von <strong>de</strong>n Erfahrungen seines Vorgängers profitieren, <strong>de</strong>r<br />
bei Bedarf bis En<strong>de</strong> Januar beratend zur Seite stand. »Jürgen<br />
Hollaen<strong>de</strong>r hat die Beratungsstelle durch seine Persönlichkeit<br />
und Fachlichkeit gestaltet und geprägt«, betont<br />
Reichenau, <strong>de</strong>r sich über <strong>de</strong>n kollegialen und reibungslosen<br />
Übergang freut. Beim endgültigen Abschied aus <strong>de</strong>r<br />
Beratungsstelle blickte Jürgen Hollaen<strong>de</strong>r noch einmal<br />
zurück. So habe sich in <strong>de</strong>n 25 Jahren die Arbeit von <strong>de</strong>r<br />
klassischen Erziehungsberatung, die es natürlich nach wie<br />
vor gebe, hin zu speziellen Gruppenangeboten gewan<strong>de</strong>lt.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren seien außer<strong>de</strong>m verbindliche Kooperationen<br />
mit <strong>de</strong>n neu entstan<strong>de</strong>nen Familienzentren dazu<br />
gekommen, um vor Ort und vor allem präventiv helfen zu<br />
können. Auch die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Familiengericht<br />
mit Blick auf Umgangs- und Sorgerechtsregelungen<br />
sei stetig gewachsen.<br />
Gewachsen ist auch die Zahl <strong>de</strong>r Klienten. Aus anfangs<br />
rund 400 Neuaufnahmen im Jahr, sind nun rund 700 gewor<strong>de</strong>n.<br />
Dabei hat Hollaen<strong>de</strong>r eine zunehmen<strong>de</strong> Offenheit<br />
<strong>de</strong>r Klienten festgestellt, wenn es darum geht, Persönliches<br />
preiszugeben. »Vor allem die Ehrlichkeit und Offenheit<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Beratungsgesprächen habe ich immer<br />
bewun<strong>de</strong>rt«, sagt Hollaen<strong>de</strong>r rückblickend. Dank für seine<br />
langjährige und zuverlässige Leitungstätigkeit erhielt<br />
Hollaen<strong>de</strong>r von Reinhard Wüst, Regionalleiter <strong>de</strong>r Evangelischen<br />
Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>, <strong>de</strong>r zugleich Nachfolger<br />
Eckhard Reichenau eine glückliche Hand für seine<br />
neue Aufgabe wünschte. (hs)<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
Jesus kam nicht,<br />
um das Lei<strong>de</strong>n weg zunehmen,<br />
son<strong>de</strong>rn um es mit seiner<br />
Gegenwart zu erfüllen.<br />
Paul Clau<strong>de</strong>l<br />
© Foto: Tillmann, image 1/<strong>2010</strong><br />
35
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 36<br />
Serie: »Unsere Arbeitsfel<strong>de</strong>r« – Soziale Gruppenarbeit an <strong>de</strong>n<br />
offenen Ganztagsgrundschulen<br />
im Landkreis Altenkirchen<br />
Der Begriff <strong>de</strong>r »Sozialen Gruppenarbeit« beschreibt eine<br />
ambulante erzieherische Jugendhilfemaßnahme nach § 29<br />
KJHG (Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfegesetz). Es ist ein präventives,<br />
freiwilliges und ausdifferenziertes Angebot für<br />
Grundschulkin<strong>de</strong>r zum sozialen Lernen in <strong>de</strong>r Gruppe.<br />
Erlebnisorientierte Angebote sind unter an<strong>de</strong>rem Bestandteil <strong>de</strong>r<br />
Sozialen Gruppenarbeit (Symbolfoto)<br />
Soziale Gruppenarbeit berücksichtigt die in <strong>de</strong>r Familie,<br />
Schule und im sozialen Umfeld vorhan<strong>de</strong>nen Ressourcen.<br />
Das gesprächs- und erlebnisorientierte Konzept ist an <strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>rn orientiert, die in sozialen und/o<strong>de</strong>r emotionalen<br />
Bereichen benachteiligt sind und dadurch problematische<br />
Verhaltensweisen zeigen, die zu Konflikten mit ihrer Umgebung<br />
führen.<br />
36<br />
Zurzeit betreuen wir an 3 Ganztagsgrundschulen im Kreis<br />
Altenkirchen Kin<strong>de</strong>r im Alter von 6–11 Jahren. Die Kin<strong>de</strong>r<br />
besuchen Montag bis Donnerstag bzw. Freitag in <strong>de</strong>r<br />
Zeit von 12.00 bis 16.00 Uhr das Angebot <strong>de</strong>r Sozialen<br />
Gruppenarbeit in <strong>de</strong>n zur Verfügung gestellten Räumen<br />
<strong>de</strong>r Schulen.<br />
En<strong>de</strong> 2005 ist die Christopherus-Grundschule in Betzdorf<br />
als erste Schule mit <strong>de</strong>m Projekt gestartet. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />
positiven Entwicklung kam im Jahr 2007 die Raiffeisen-<br />
Grundschule Hamm/Sieg und im Jahr 2009 die Martin-Luther-Grundschule<br />
Nie<strong>de</strong>rschel<strong>de</strong>rhütte dazu.<br />
Rahmenbedingungen<br />
Der Vorschlag zur Teilnahme an <strong>de</strong>r Gruppe erfolgt durch<br />
die Schulleitung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Jugendamt. Die in Frage kommen<strong>de</strong>n<br />
Familien wer<strong>de</strong>n seitens <strong>de</strong>r Schulen auf das Angebot<br />
hingewiesen, die Maßnahme muss beantragt und<br />
vom Jugendamt bewilligt wer<strong>de</strong>n. Der Bewilligungszeitraum<br />
für ein Kind ist zurzeit auf ein halbes Jahr befristet.<br />
Im so genannten Hilfeplangespräch wird mit allen Beteiligten<br />
die Dauer <strong>de</strong>r Fortführung o<strong>de</strong>r über eine Beendigung<br />
<strong>de</strong>r Hilfe entschie<strong>de</strong>n. Das Gruppenangebot ist für<br />
Jungen und Mädchen gleichermaßen konzipiert, maximal<br />
8 Kin<strong>de</strong>r sind gleichzeitig in <strong>de</strong>r Gruppe.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil <strong>de</strong>r Sozialen Gruppenarbeit<br />
ist die Arbeit mit <strong>de</strong>n Eltern. Durch wöchentliche Kontakte<br />
und gemeinsame Veranstaltungen sollen die Eltern für<br />
die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r sensibilisiert wer<strong>de</strong>n.
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 37<br />
Inhalte und Metho<strong>de</strong>n<br />
Die Gruppe beginnt mit einem gemeinsamen Mittagessen.<br />
Anschließend erledigen die Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Kleingruppe,<br />
nach <strong>de</strong>n vorgegebenen Zeiten <strong>de</strong>r Schule, ihre Hausaufgaben.<br />
Nach <strong>de</strong>n Hausaufgaben fin<strong>de</strong>n von 15:00 bis 16:00<br />
Uhr Aktivitäten wie: Kreatives Gestalten, Soziales Kompetenztraining<br />
und Erlebnispädagogische Spiele statt.<br />
Methodisch arbeiten wir nach folgen<strong>de</strong>n Prinzipien:<br />
Zielorientiert (Aufbau von Selbstbewusstsein,<br />
Kin<strong>de</strong>r positiv stärken)<br />
Teilnehmerorientiert (flexible Gestaltung <strong>de</strong>s Programms<br />
und <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n)<br />
Handlungsorientiert (z. B. pädagogische Rollenspiele,<br />
Wahrnehmungsspiele u.a.)<br />
Alltagsorientiert (malen und erzählen <strong>de</strong>r eigenen<br />
Situation)<br />
Erfahrungsorientiert (lebensweltliche Erfahrungen <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r aufgreifen)<br />
Prozessorientiert (aktuelle Situationen und Entwicklungen<br />
aufgreifen)<br />
Aktuelle Entwicklungen<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r im Projekt gemachten Erfahrungen, haben<br />
wir im letzten Jahr nach Absprache mit <strong>de</strong>n Schulleitungen<br />
und <strong>de</strong>m Jugendamt Verän<strong>de</strong>rungen vorgenommen. Durch<br />
einen festen Mitarbeiter je Schule kann auch <strong>de</strong>r Vormittagsbereich<br />
effizienter mit eingebun<strong>de</strong>n und die Zeit zur<br />
Hospitation, Einzelfallhilfe und für Präventionsangebote<br />
© www.flickr.com<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
Familien zu stärken ist eines <strong>de</strong>r Ziele.<br />
Foto: Baumskulptur in Taughmonagh, Nordirland<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r Elternarbeit, spielt nun auch<br />
die Beratung und Reflexion für das Lehrpersonal eine<br />
große Rolle. Die Rahmenbedingungen <strong>de</strong>r SGA sind aufgrund<br />
<strong>de</strong>r positiven Entwicklung mittlerweile soweit<br />
geöffnet, dass sich die Arbeit inhaltlich <strong>de</strong>r Schulsozialarbeit<br />
annähert.<br />
Klaus Schmidt (SGA-Schule Betzdorf)<br />
Stefanie Weber (SGA-Schule Hamm)<br />
Martin Zickel (SGA-Schule Nie<strong>de</strong>rschel<strong>de</strong>rhütte)<br />
37
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 38<br />
38<br />
Gerhard Janke in einer Feierstun<strong>de</strong> verabschie<strong>de</strong>t –<br />
Mit <strong>de</strong>m »Gol<strong>de</strong>nen <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>stern« ausgezeichnet<br />
Pfr. Leonhard Gronbach zeichnete noch einmal <strong>de</strong>n berufliche Wer<strong>de</strong>gang<br />
Gerhard Jankes nach<br />
»Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier<br />
zusammen kamen?« – Gerhard Janke hätte Schillers Zeilen<br />
sicher zuzuordnen gewusst – und es kamen viele, um<br />
<strong>de</strong>n langjährigen Leiter <strong>de</strong>r Erziehungs- und Jugendberatungsstelle<br />
sowie <strong>de</strong>r Psychosozialen Beratungs- und ambulanten<br />
Behandlungsstelle für Suchtgefähr<strong>de</strong>te und<br />
Suchtkranke im Hohenlohekreis zu verabschie<strong>de</strong>n. Regionalleiter<br />
Jürgen Grajer führte durchs Programm einer bunten<br />
und kurzweiligen Veranstaltung am 18. Dezember<br />
2009 und wohlmeinen<strong>de</strong> Gruß- und Abschiedsworte<br />
wechselten sich mit gelungenen Beiträgen <strong>de</strong>r Weggefährten<br />
und Mitarbeiten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Evangelischen Jugendhilfe<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> ab.<br />
In seiner Begrüßungsre<strong>de</strong> zeigte Pfr. Leonhard Gronbach,<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r Evang. Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />
GmbH, die Meilensteine <strong>de</strong>r beruflichen Laufbahn von<br />
Gerhard Janke im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> auf. Mit 33 Jahren Dienstzeit<br />
war Herr Janke ein Mitarbeiter <strong>de</strong>r »ersten Stun<strong>de</strong>« <strong>de</strong>s<br />
Cappelrain Öhringen. Ab Herbst 1976 baute er maßgeblich<br />
die Erziehungs- und Jugendberatungsstelle <strong>de</strong>s Hohenlohekreises<br />
mit auf. Über 26 Jahre prägte er nicht nur die Arbeit<br />
<strong>de</strong>r Erziehungs- und Jugendberatungsstelle, son<strong>de</strong>rn<br />
ab 2004 auch <strong>de</strong>r Psychosozialen Beratungs- und ambulanten<br />
Behandlungsstelle für Suchtgefähr<strong>de</strong>te und Suchtkranke<br />
im Hohenlohekreis. Sein wichtigstes Anliegen war<br />
es, allen Bevölkerungsschichten <strong>de</strong>n Zugang zur Beratung<br />
zu ermöglichen und immer einen partnerschaftlichen und<br />
respektvollen Umgang mit <strong>de</strong>n Ratsuchen<strong>de</strong>n zu pflegen.<br />
Neben <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>r Beratungsstellen war er seit 2001<br />
zu<strong>de</strong>m als Koordinator für Qualitätsmanagement in <strong>de</strong>r<br />
Region Süd tätig.
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 39<br />
Geschätzter Kooperationspartner<br />
Dass Gerhard Janke je<strong>de</strong>rzeit ein geschätzter Kooperationspartner<br />
sowohl für <strong>de</strong>n Landkreis wie auch für die Vertreter<br />
<strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong>n war, spiegelten die weiteren<br />
Wortbeiträge wi<strong>de</strong>r. Viel zusätzliches Lob und Dank über<br />
die besonnene, qualifizierte, verbindliche und kooperative<br />
Arbeitsweise enthielten die Grußworte von Hans-Günter<br />
Lang (Erster Lan<strong>de</strong>sbeamter und stv. Landrat <strong>de</strong>s Hohenlohekreises),<br />
Dekan Joachim Stier (Evang. Dekanat Öhringen)<br />
sowie von Dr. Antje Haak-Erdmann, Geschäftsführerin<br />
<strong>de</strong>r Regionalen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsför<strong>de</strong>rung<br />
(RAG). Als Dank für Gerhard Jankes<br />
langjährige, beson<strong>de</strong>re Verdienste im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> zeichnete<br />
ihn Oberin Sr. Christine Killies mit <strong>de</strong>m »Gol<strong>de</strong>nen<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>stern« aus.<br />
Das ehemalige Kollegium revanchierte sich mit kunstvollstem<br />
Unterhaltungsprogramm, das –zunächst eher<br />
Die Kolleginnen und Kollegen hatten<br />
einige Auftritts-Überraschungen parat,<br />
hier als »Blues Brothers« (und<br />
Sisters)<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
fachlich gehalten – ein kleines Theaterstück enthielt, später<br />
dann um einen Musikbeitrag ergänzt wur<strong>de</strong>. Der Leitungskreis<br />
ließ sich auch nicht zweimal bitten und verabschie<strong>de</strong>te<br />
das ehemalige Mitglied (»tschüss Gerhard Janke…«)<br />
gera<strong>de</strong>zu zünftig.<br />
Für <strong>de</strong>n Liebhaber klassischer Musik umrahmten zu<strong>de</strong>m<br />
vier junge Damen <strong>de</strong>r Jugendmusikschule Öhringen die<br />
Abschiedsfeier mit Werken von Mozart, Bach und Telemann<br />
musikalisch.<br />
Die Abschiedsworte von Gerhard Janke erinnerten mit Beschei<strong>de</strong>nheit<br />
und Dankbarkeit an ein erfülltes und beziehungsreiches<br />
Arbeitsleben. Zum Leitmotiv seines Han<strong>de</strong>lns<br />
wur<strong>de</strong> ihm sein Konfirmationsspruch »Dienet <strong>de</strong>m<br />
Herrn mit Freu<strong>de</strong>n.« (Ps. 100, 2) in Verbindung mit: »Was<br />
ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brü<strong>de</strong>rn,<br />
das habt ihr mir getan.« (Matth. 25, 40).<br />
Jürgen Grajer, Regionalleiter Region Süd<br />
39
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 40<br />
Gerhard Janke und seine Ehefrau, zusammen<br />
mit Geschäftsführung und kaufm. Leitung<br />
<strong>de</strong>r Evang. Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />
GmbH<br />
40<br />
Regionalleiter Jürgen Grajer dankte für die<br />
langjährige, gute Zusammenarbeit
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 41<br />
© Foto: michelle mp (www.flickr.com)<br />
Wichtige Regeln für die stille Stun<strong>de</strong><br />
Sei unbedingt aufrichtig gegen dich<br />
selbst, und stelle dich in das volle Licht<br />
Gottes. Dul<strong>de</strong> keine erkannte Sün<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>inem Leben. Übergib <strong>de</strong>inen Willen<br />
Gott in völligem Gehorsam und be -<br />
dingungsloser Unterwerfung! Sei im<br />
Frie<strong>de</strong>n mit allen Menschen! Liebe alle,<br />
auch <strong>de</strong>ine Fein<strong>de</strong>! Vergib und lass dir vergeben!<br />
Dul<strong>de</strong> keine Bitterkeit und kein<br />
Nachtragen in <strong>de</strong>inem Herzen! Enthalte<br />
dich aller Zerstreuung, und verzichte auf<br />
alles, was dich hin<strong>de</strong>rt und unfähig<br />
macht, Gott zu begegnen und seinen<br />
Willen zu tun!<br />
Je treuer du mit <strong>de</strong>iner stillen Stun<strong>de</strong><br />
bist, <strong>de</strong>sto lieber und unentbehrlicher<br />
wird sie dir wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto größer wird <strong>de</strong>r<br />
Segen sein, <strong>de</strong>r aus ihr in <strong>de</strong>in Leben<br />
quillt.<br />
Eva von Tiele-Winckler (aus »Die stille Stun<strong>de</strong>«)
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 42<br />
Seit <strong>de</strong>m 1. Oktober 2009 leitet Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier<br />
sowohl die Erziehungs- und Jugendberatungsstelle<br />
als auch die Psychosoziale Beratungsstelle (Suchtberatung),<br />
die bei<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Hohenlohekreis von <strong>de</strong>r Evangelischen<br />
Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> GmbH unterhalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Wirkliches Neuland betrat die Bretzfel<strong>de</strong>rin damit allerdings<br />
nicht. Seit 2001 war sie bereits in leiten<strong>de</strong>r<br />
Funktion für die Einrichtungen <strong>de</strong>r Evangelischen Jugendhilfe<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> GmbH im Hohenlohekreis tätig, in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Aufgabenbereichen arbeitet sie seit 1992<br />
für <strong>de</strong>ren sozial-diakonische Arbeitsfel<strong>de</strong>r. Neu ist allerdings<br />
die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n vielen Ehrenamtlichen<br />
in <strong>de</strong>n Selbsthilfegruppen <strong>de</strong>r Suchtberatung: »Ich bewun<strong>de</strong>re<br />
sehr, mit welch großem Engagement und Herzblut<br />
die ehrenamtlich Tätigen ihre Gruppenleitungen<br />
wahrnehmen.« Dabei bringen manche auch Erfahrungen<br />
aus <strong>de</strong>r eigenen Vita mit ein, um Menschen mit Suchtproblemen<br />
adäquat helfen zu können.<br />
Ihre Zusatzqualifikation als systemische Familientherapeutin<br />
ist bei einem in Kürze starten<strong>de</strong>n Projekt im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sprogramms STÄRKE für Hedwig Kuhn-<br />
Stau<strong>de</strong>nmaier von Vorteil: »Wir wollen hier speziell Eltern<br />
mit Suchtproblemen helfen, trotz<strong>de</strong>m gute Eltern zu sein<br />
und sie in ihrer Erziehungsverantwortung stärken.« Dieser<br />
Elternkurs wird an sechs Vormittagen zu verschie<strong>de</strong>nen<br />
Themen stattfin<strong>de</strong>n.<br />
Eine inhaltliche und personelle Erweiterung <strong>de</strong>r Erziehungs-<br />
und Jugendberatungsstelle ab <strong>de</strong>m 1. Juli kündigt<br />
Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier ebenfalls an. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
so genannten »Frühen Hilfen« und in enger Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>m Jugendamt <strong>de</strong>s Hohenlohekreises ist <strong>de</strong>r Einsatz<br />
von Familienbegleitern geplant. »Diese neue Arbeit hat<br />
präventiven Charakter«, erläutert Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier. Im-<br />
42<br />
Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier neue Beratungsstellen-Leiterin –<br />
Zusätzliche Angebote angekündigt<br />
mer dann, wenn es Anhaltspunkte für Problemlagen in Familien<br />
gibt, die von Familienmitglie<strong>de</strong>rn selbst o<strong>de</strong>r zum<br />
Beispiel von Erzieherinnen in Kin<strong>de</strong>rgärten signalisiert<br />
wer<strong>de</strong>n, suchen die Familienbegleiter diese Familien auf,<br />
um frühzeitig Hilfen anbieten zu können, ehe es eventuell<br />
zu weitreichen<strong>de</strong>n Maßnahmen <strong>de</strong>r Jugendhilfe kommen<br />
muss.<br />
Wichtige Anliegen ihres Vorgängers gelten<br />
uneingeschränkt weiter<br />
Dass <strong>de</strong>r Übergang in diese neuen Leitungsfunktionen relativ<br />
leicht fiel, verdankt Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier zum<br />
einen <strong>de</strong>n eingespielten Teams, zum an<strong>de</strong>rn aber auch <strong>de</strong>r<br />
profun<strong>de</strong>n Arbeit ihres Vorgängers Gerhard Janke. Seine<br />
wichtigen Anliegen, nämlich allen Bevölkerungsschichten<br />
<strong>de</strong>n Zugang zur Beratung zu ermöglichen und immer einen<br />
partnerschaftlichen und respektvollen Umgang mit <strong>de</strong>n<br />
Ratsuchen<strong>de</strong>n zu pflegen, gelten auch nach nunmehr rund<br />
30 Jahren uneingeschränkt weiter. (hs)<br />
Nachfolgerin und Vorgänger: Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier im Gespräch<br />
mit Gerhard Janke
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 43<br />
Mit Kin<strong>de</strong>rn über Kin<strong>de</strong>rrechte re<strong>de</strong>n –<br />
Vor einem Jahr haben wir bereits über die Umsetzung <strong>de</strong>r<br />
EU-Richtlinie »Inklusion durch Enkulturation« (VisioN) im<br />
Landkreis Harburg berichtet, an <strong>de</strong>r sich die Einrichtung<br />
Tostedt <strong>de</strong>r Evang. Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> beteiligt. Die<br />
Gesamtverantwortung für die Umsetzung liegt bei Barbara<br />
Stiels, Jugendamtsleiterin <strong>de</strong>s Landkreises Harburg, die für<br />
»Das <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong>« berichtet.<br />
Ich bedanke mich für die Möglichkeit, einen Bericht in <strong>de</strong>r<br />
Hauszeitschrift <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>nhortes veröffentlichen zu dürfen.<br />
Die beson<strong>de</strong>re Chance dieses Projektes liegt darin, dass sie<br />
es ermöglicht, im Rahmen <strong>de</strong>r Ju gendberufshilfe mit In-<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
Großgruppendiskussion im Projekt VisioN<br />
Barbara Stiels ist Jugendamtsleiterin im Landkreis Harburg<br />
stitutionen bereits ab <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>rgartenalter zu <strong>de</strong>n UN-<br />
Kin<strong>de</strong>rrechten arbeiten zu können. Da auch <strong>de</strong>r Vernetzungsgedanke<br />
eine wesentliche Rolle spielt, freue ich<br />
mich, dass sich die Einrichtung in Tostedt entschie<strong>de</strong>n hat,<br />
als beteiligte Institution an VisoN teilzunehmen. Ihre Teilnahme<br />
hat zum Ziel, mit <strong>de</strong>n Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
<strong>de</strong>r Einrichtung eine Verabredung zu <strong>de</strong>n UN-Kin<strong>de</strong>rrechten<br />
zu erarbeiten, die unterhalb <strong>de</strong>s Leitbil<strong>de</strong>s<br />
nachhaltig als Richtschnur in <strong>de</strong>r Einrichtung etabliert<br />
wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Nach drei Treffen mit <strong>de</strong>n Mitarbeiter/-innen <strong>de</strong>r Einrichtung<br />
ist die I<strong>de</strong>e entstan<strong>de</strong>n, die Kin <strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />
in <strong>de</strong>n Prozess einzubeziehen. Dies sollte mithilfe <strong>de</strong>r bereits<br />
bewähr ten Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Großgruppenarbeit geschehen.<br />
Ein erstes Treffen hat am 8. Februar <strong>2010</strong> stattgefun<strong>de</strong>n.<br />
25 Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche unterschiedlichen Alters<br />
waren anwesend. Sie kamen aus allen Leistungsbereichen<br />
Engagiert wur<strong>de</strong> am 8. Februar diskutiert<br />
(Symbolfoto www.flickr.com)<br />
43
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 44<br />
<strong>de</strong>r Einrichtung. Es war ein wirkliches Experiment mit<br />
nicht vorhersehbarem Ausgang. Zum einen sollte ein Zusammenarbeiten<br />
<strong>de</strong>r jungen Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit<br />
und <strong>de</strong>r Verschie<strong>de</strong>nheit ihrer Charaktere in<br />
diesem Prozess möglichst konfliktfrei gestaltet wer<strong>de</strong>n.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren sollten die UN-Kin<strong>de</strong>rrechte auch inhaltlich<br />
besprochen wer<strong>de</strong>n. Mit Herrn Wilfried Reifarth konnte<br />
ein Mo<strong>de</strong>rator gewonnen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r über jahrzehntelange<br />
Erfahrung in Großgruppenprozessen verfügt.<br />
Auszüge aus <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />
Wir haben uns unter an<strong>de</strong>rem mit folgen<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rrechten<br />
beschäftigt:<br />
Alle Kin<strong>de</strong>r haben die gleichen Rechte.<br />
Kein Kind darf benachteiligt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen waren sich einig, dass es<br />
wichtig sei, dass alle Beteiligten bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s<br />
Gruppenlebens und <strong>de</strong>r Gruppenangebote gefragt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dabei wer <strong>de</strong>n alle Vorschläge gesammelt und dann abgestimmt,<br />
was gemacht wer<strong>de</strong>n soll. Sie be richteten, dass es<br />
hierfür in ihren Gruppen gut funktionieren<strong>de</strong> Strukturen<br />
gebe.<br />
Kin<strong>de</strong>r sollen ausreichend zu essen bekommen und nicht<br />
verwahrlosen. Sie haben das Recht, bei ihren Eltern zu<br />
leben. Leben die Eltern nicht zusammen, haben Kin<strong>de</strong>r<br />
das Recht, bei<strong>de</strong> Elternteile regelmäßig zu treffen.<br />
Das Jugendamt entschei<strong>de</strong>, welche Kin<strong>de</strong>r nicht mehr bei<br />
ihren Eltern leben könnten. Das Jugendamt müsse die Eltern<br />
unterstützen und beraten, damit die Kin<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r bei<br />
44<br />
Symbolfoto www.flickr.com<br />
ihnen leben könnten. Wenn Eltern z.B. Alkoholiker seien,<br />
brauchten sie Hilfe. Manchmal müssten Kin<strong>de</strong>r geschützt<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn die Eltern sich nicht um sie kümmerten. Ein<br />
Jugendlicher wies darauf hin, dass es wichtig sei, dass das<br />
dann auch geschehe, selbst wenn man es vielleicht nicht<br />
gut fän<strong>de</strong>, von <strong>de</strong>n Eltern getrennt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Kin<strong>de</strong>r haben das Recht, bei allen Fragen, die sie<br />
betreffen, sich zu informieren, mitzu bestimmen und<br />
zu sagen, was sie <strong>de</strong>nken.<br />
Ein Junge berichtete, dass es wichtig sei, dass Eltern immer<br />
wissen, wo ihre Kin<strong>de</strong>r sind. Das dürfe auch das Jugendamt<br />
nicht an<strong>de</strong>rs machen.<br />
Die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen berichteten, dass sie in <strong>de</strong>r<br />
Einrichtung und ihren jeweiligen Gruppen bei allen sie betreffen<strong>de</strong>n<br />
Fragen ausreichend informiert und gehört wür<strong>de</strong>n.<br />
Sie fin<strong>de</strong>n es wichtig, auch einen gewissen persönlichen<br />
Freiraum zu haben, sich z.B. mal ent schei<strong>de</strong>n zu können,<br />
länger weg zu bleiben.<br />
Kin<strong>de</strong>r haben das Recht, dass ihr Privatleben und ihre<br />
Wür<strong>de</strong> geachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Die jungen Menschen berichteten, dass sie es schlimm fin<strong>de</strong>n,<br />
wenn ihre Privatsphäre gestört wird, in<strong>de</strong>m einfach jemand<br />
in ihr Zimmer kommt. Dies beträfe weniger die Erwachsenen,<br />
son<strong>de</strong>rn die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen untereinan<strong>de</strong>r.<br />
Sie wünschten sich, dass ihr Wunsch nach Ruhe<br />
und Rückzug respektiert wird. Wür<strong>de</strong> hat ihrer Meinung<br />
nach viel mit gegenseitigem Respekt zu tun. Dazu gehört<br />
es, sich nicht gegenseitig anzuschreien und auch Respekt<br />
vor Kleineren und Schwächeren zu haben. Sie stellten fest,<br />
dass sie ihre Wür<strong>de</strong> untereinan<strong>de</strong>r oft nicht achten, keinen
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 45<br />
Den Wunsch nach Ruhe und Rückzug zu respektieren – dies gehörte<br />
ebenfalls zum Thema <strong>de</strong>r Diskussion (Symbolfoto www.flickr.com)<br />
Respekt vorein an<strong>de</strong>r haben. So empfan<strong>de</strong>n es beson<strong>de</strong>rs<br />
die älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer in <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />
als respektlos, wenn die jüngeren Kin<strong>de</strong>r unruhig<br />
waren und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren nicht zugehört haben. Ein Teilnehmer<br />
gab zu be<strong>de</strong>nken, dass sie an<strong>de</strong>rerseits durch dieses<br />
Verhalten einiger Kin<strong>de</strong>r mehr über Respekt gelernt<br />
hätten, als wenn man das Thema nur abstrakt behan<strong>de</strong>lt<br />
hätte.<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
Es entstand eine angeregte Diskussion zur Frage, weshalb<br />
ein Mensch einen an<strong>de</strong>ren Men schen provoziert. Es wur<strong>de</strong><br />
vermutet, dass manche sich stark fühlen, wenn sie provozieren,<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nken, Angriff sei die beste Verteidigung.<br />
Manche Jüngere provozierten die Älteren, weil sie sich sicher<br />
fühlen, dass diese ihnen nichts tun dürften.<br />
Unser Fazit<br />
Wir können feststellen, dass die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />
mit ihren Ergebnissen, I<strong>de</strong>en und mitgeteilten Erkenntnissen<br />
ganz erheblich zum Gelingen unseres Vorhabens beigetragen<br />
haben, Regeln und Verabredungen für einen guten<br />
und gelingen<strong>de</strong>n Umgang in <strong>de</strong>r Ein richtung zu implementieren.<br />
Eine im Projekt »Vision« bereits häufig<br />
gemachte Erfahrung bestätigte sich auch dieses Mal: Es<br />
lohnt sich, die Betroffenen als Experten in eigener Sache<br />
anzusehen und zu befragen.<br />
Ich bedanke mich sehr bei <strong>de</strong>r Einrichtungsleitung und<br />
<strong>de</strong>n Erwachsenen <strong>de</strong>r Einrichtung, dass sie das Experiment<br />
mitgetragen und dafür gesorgt haben, dass die Teilnahme<br />
ermög licht wur<strong>de</strong>. Manche Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />
mussten doch relativ weite Fahrtwege auf sich nehmen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re aber bedanke ich mich bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und<br />
Jugendlichen für ihre engagierte Mitarbeit, ihre guten<br />
I<strong>de</strong>en und Hinweise. Insbeson<strong>de</strong>re dafür, dass sie die Geduld<br />
aufge bracht haben, mit uns immerhin drei Stun<strong>de</strong>n<br />
lang am Thema gearbeitet zu haben.<br />
Barbara Stiels, Jugendamtsleiterin Landkreis Harburg<br />
45
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 46<br />
Der Warteberg als »Starter-Berg«:<br />
Wie vor 100 Jahren die erste Kin<strong>de</strong>rheimat <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es entstand<br />
Im heutigen Sprachgebrauch <strong>de</strong>r Jugendhilfe wür<strong>de</strong> man es<br />
als »Außenwohngruppe« bezeichnen. Im Mai 1910 richteten<br />
Miechowitzer <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>schwestern ein Landhaus auf<br />
<strong>de</strong>m Warteberg bei Breslau als erste so genannte »Kin<strong>de</strong>rheimat«<br />
<strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es ein. Pastor i.R. Werner Krutscher<br />
stammt aus <strong>de</strong>r unmittelbaren Umgebung und zeichnet<br />
die Entstehungsgeschichte für »Das <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong>«<br />
nach, die hier in einer gekürzten Fassung wie<strong>de</strong>rgegeben<br />
wird. Der ausführliche Text ist <strong>de</strong>mnächst unter www.frie<strong>de</strong>nshort.<strong>de</strong><br />
abrufbar (Rubrik »Eva von Tiele-Winckler«)<br />
In Miechowitz hatte Eva von Tiele-Winckler eine hohe<br />
Erbschaft in diakonische Einrichtungen für Kin<strong>de</strong>r, pflegebedürftige<br />
und alte Menschen investiert. Nun war die<br />
Vermögenskasse leer, <strong>de</strong>nnoch sagte Mutter Eva am 28.<br />
Dez. 1909 <strong>de</strong>n Schwestern nach einer Gebetsstun<strong>de</strong>: »Die<br />
Umrisse wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlicher, ich sehe immer klarer, was<br />
Gott will: Eine Heimat für Heimatlose! Alle Dinge sind<br />
möglich bei Gott. So wollen wir <strong>de</strong>nn warten und vertrauen,<br />
<strong>de</strong>n Heimatlosen eine Heimat bauen, Gott lässt uns seine<br />
Wun<strong>de</strong>r schauen, und jubelnd wer<strong>de</strong>n wir ihn ehren!«<br />
In jenen Tagen klopfen wie<strong>de</strong>r in Not geratene Menschen<br />
an ihre Tür. Eine 19-jährige Mutter mit einem Kind steht<br />
draußen, das Kind ist acht Tage alt, sie obdachlos, heimatlos.<br />
Mutter Eva weiß: Wenn wir die bei<strong>de</strong>n nicht nehmen,<br />
wo sollen die <strong>de</strong>nn sonst hin in dieser Winterzeit? Bei<br />
Mutter Eva ist immer noch Platz für solche Menschen.<br />
Bald fährt sie nach Ostpreußen zu Geschwistern, und als<br />
sie nach sechs Wochen wie<strong>de</strong>r daheim in Miechowitz ist,<br />
liegt das Angebot eines Breslauer Großkaufmanns auf<br />
ihrem Tisch. Er lädt sie ein, sein Landhaus auf <strong>de</strong>m Warteberg<br />
zu besichtigen. Mit <strong>de</strong>m Brief in <strong>de</strong>r Tasche fährt<br />
Mutter Eva mit <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Pastor Arps am 10. April<br />
46<br />
1910 zum Warteberg. Bei<strong>de</strong> sehen mit staunen<strong>de</strong>n Blicken<br />
die erholsame Umgebung vor sich, und mittendrin das noble<br />
Landhaus. Mutter Eva fasst ihren ersten Eindruck in die<br />
Worte: »Da liegt es vor uns im ersten Schmuck <strong>de</strong>s Frühlings<br />
in unvergleichlicher Schönheit.« In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Tagen ist ihr beim Rundgang durch das Haus und über das<br />
Gelän<strong>de</strong> wie einer Träumen<strong>de</strong>n zumute. Als <strong>de</strong>r Besitzer<br />
ihr dann am 19. April sagt: »In bin bereit, Ihnen alles bedingungslos<br />
zu schenken; die einzige Bedingung ist, dass<br />
sie sich darüber freuen möchten!«, ist dies die Bestätigung<br />
für sie: «Dies ist das Haus, das wir von Gott erbeten haben!«<br />
»Heimat für Heimatlose«<br />
steht auf <strong>de</strong>m Giebel<br />
Bereits im Mai kommen die ersten Schwestern, um mit<br />
<strong>de</strong>m Hausputz in <strong>de</strong>n vielen Räumen zu beginnen und die<br />
Zimmer einzurichten. Mutter Eva packt selbst mit an, und<br />
so schaffen sie es, alle Räume in wenigen Wochen bezugsfertig<br />
herzurichten. Der Tiroler-Stil <strong>de</strong>s Ess-Saals<br />
bleibt erhalten, dazu entstehen für die Kin<strong>de</strong>r die Räume<br />
»Heckenrosen«, »Mohnblumen« und »Kornblumen«.<br />
Hoch oben am Giebel lässt sie die Worte »Heimat für Heimatlose«<br />
anbringen. Vom Lesen <strong>de</strong>s gleichnamigen Gedichtes,<br />
das Mutter Eva zu Beginn <strong>de</strong>s Jahres 1910 ver fasst<br />
hatte und das in <strong>de</strong>r Zeitschrift »Heilig <strong>de</strong>m Herrn« von<br />
Pastor Mo<strong>de</strong>rsohn veröffentlicht wur<strong>de</strong>, war <strong>de</strong>r Besitzer<br />
<strong>de</strong>rart angerührt wor<strong>de</strong>n, dass er diese Schenkung vornahm.<br />
Im Mai/Juni 1910 ziehen Schwestern und die ersten Kin<strong>de</strong>r<br />
ein. Zuerst bevölkern dreißig Kin<strong>de</strong>r das Haus, in <strong>de</strong>n
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 47<br />
folgen<strong>de</strong>n Wochen kommen weitere Kin<strong>de</strong>r hinzu, mit ihnen<br />
auch weitere Schwestern. Die Zahl steigt auf 70<br />
Mädchen und Jungen, kleine und große. Als die kleine Selma<br />
in ihrem neuen Zimmer steht, sagt sie <strong>de</strong>r Schwester<br />
freu<strong>de</strong>strahlend: »Hier ist es am feinsten auf <strong>de</strong>r ganzen<br />
Welt!« En<strong>de</strong> Juli wird die Einweihung gefeiert, zu <strong>de</strong>r 200<br />
gela<strong>de</strong>ne Gäste erscheinen, unter ihnen etliche Ratsherren<br />
aus Breslau, zwei Professoren, auch Pastor Mo<strong>de</strong>rsohn,<br />
und viele Freun<strong>de</strong> armer Kin<strong>de</strong>r. Unter <strong>de</strong>r Leitung von<br />
Schwester Frie<strong>de</strong> von He<strong>de</strong>mann singen die Kin<strong>de</strong>r zur<br />
Eröffnung Lie<strong>de</strong>r. Sie sagen Verse auf und <strong>de</strong>r Schwes -<br />
Sommer auf <strong>de</strong>m Warteberg<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
ternchor singt: »O selig Haus, wo man dich aufgenommen.«<br />
Ansprachen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n großen Esssälen<br />
nach <strong>de</strong>r Kaffeetafel gehalten, verbun<strong>de</strong>n mit einigen Bibelversen<br />
dankt Mutter Eva allen Unterstützern und Gästen.<br />
Für <strong>de</strong>n weiteren Weg sagt Mutter Eva <strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong>n<br />
Schwester Frie<strong>de</strong> He<strong>de</strong>mann und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Schwestern<br />
und Helferinnen das Wort Jesu: » Sorget nicht, euer himmlischer<br />
Vater weiß, dass ihr das alles bedürfet. Matth.<br />
6,25–34«.<br />
Pastor Wilhelm von Bo<strong>de</strong>lschwingh, Sohn <strong>de</strong>s inzwischen<br />
verstorbenen Friedrich aus Bethel, wünscht <strong>de</strong>n Schwestern,<br />
dass sie »durch Freu<strong>de</strong>n und viel Lei<strong>de</strong>n ausreifen<br />
möchten zu Bäumen <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, zu Pflanzen <strong>de</strong>m<br />
Herrn zum Preise«.<br />
Von Anfang an familienähnliche Strukturen<br />
Die Kin<strong>de</strong>r leben nach <strong>de</strong>r Art von Familien zusammen,<br />
die von jeweils einer »Muttel«, einem »Mütterchen«,<br />
umsorgt wer<strong>de</strong>n. Sie tun alles, um ihren Kin<strong>de</strong>rn die<br />
verlorene o<strong>de</strong>r nie gekannte Mutterliebe zu ersetzen, und<br />
sie schreiben darüber ihre Erfahrungen: »Da braucht es<br />
viel Geduld und vor allem Liebe, die alles verträgt und<br />
alles hofft und alles glaubt, und das Allerschönste ist es,<br />
wenn wir erleben, dass Gottes Worte ihre Herzen umän<strong>de</strong>rt.«<br />
Ein Mütterchen erinnert sich: »Wenn ich an unseren<br />
großen Erich <strong>de</strong>nke, <strong>de</strong>r durch die Vermittlung <strong>de</strong>s Jugendgerichtes<br />
zu uns kam, und von <strong>de</strong>m die Stiefmutter<br />
uns eine lange Liste seiner Untaten aufzählte, da wur<strong>de</strong> uns<br />
doch recht bange. Die ersten Wochen wagten wir kaum,<br />
ihn aus <strong>de</strong>n Augen zu lassen, und so kamen wir Schwestern<br />
zusammen, wie wir es von Anfang an täglich taten, um<br />
47
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 48<br />
48<br />
Treffen <strong>de</strong>s Jungmädchenvereins in<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rheimat<br />
Getrei<strong>de</strong>puppen auf <strong>de</strong>m Warteberg, aufgenommen 1983.<br />
Hier lagen 30 Morgen geschenktes (!) Ackerland, auf <strong>de</strong>nen<br />
die Schwestern Getrei<strong>de</strong> für das tägliche Brot ernteten.<br />
Schwestern wan<strong>de</strong>rn mit Jugendlichen und befreun<strong>de</strong>te<br />
Frauen zum Römerstein in
n<br />
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 49<br />
miteinan<strong>de</strong>r unsere Sorgen und Bitten vor <strong>de</strong>n Herrn zu<br />
bringen.«<br />
Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ersten Jahres sagt Mutter Eva im Blick auf<br />
das heimatliche Kin<strong>de</strong>rleben auf <strong>de</strong>m Warteberg: »Es wird<br />
mir klar und gewiss, dass eine unbegrenzte Möglichkeit<br />
<strong>de</strong>r Aus<strong>de</strong>hnung unseres Werkes vor uns liegt, wenn wir<br />
nur glauben und vertrauen und es mit Gott wagen«.<br />
Die Menschen in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>s Warteberges erkennen<br />
bald, dass ein beson<strong>de</strong>rer Segen über <strong>de</strong>m Geschehen<br />
auf <strong>de</strong>m Warteberg liegt. Sie unterstützten die Schwestern<br />
mit Geld und sonstigen Gaben, Gartenobst und Ackerfrüchten.<br />
Ein Bru<strong>de</strong>r von Sr. Frie<strong>de</strong> von He<strong>de</strong>mann lebt in<br />
Obernigk und unterstützt die Arbeit mit selbst gebastelten<br />
Geschenken, die er zu Weihnachten <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn bringt.<br />
Ein an<strong>de</strong>res Beispiel: Als <strong>de</strong>r Stromanschluss im Ort erfolgt,<br />
können die Schwestern die Arbeiten für <strong>de</strong>n Anschluss<br />
an das Haus nicht bezahlen. Das ihnen gespen<strong>de</strong>te<br />
Geld ist für die Ernährung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r bestimmt, zu an<strong>de</strong>ren<br />
Aufgaben reicht es nicht. Nach einiger Zeit schenken<br />
Freun<strong>de</strong> ihnen <strong>de</strong>n Stromanschluss, und es kommt sogar<br />
ein Facharbeiter, <strong>de</strong>r die Elektro-Arbeiten im Hause kostenlos<br />
vornimmt. Um genügend Milch für die Kin<strong>de</strong>r zu<br />
haben, wer<strong>de</strong>n ihnen einmal auch Kühe geschenkt.<br />
Die Entwicklung im Blick auf heimatlose Kin<strong>de</strong>r ging zügig<br />
weiter. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren entstan<strong>de</strong>n rund 40<br />
weitere Heimaten in Deutschland. Alle Häuser waren für<br />
Mutter Eva beson<strong>de</strong>re Gaben Gottes, die sie mit Besuchen<br />
und Gebeten begleitete. Vom Warteberg und allen weiteren<br />
späteren Kin<strong>de</strong>rheimaten kün<strong>de</strong>n Berichte von Gottes<br />
gnädiger Fürsorge und Hilfe für Arme und Schwache.<br />
Werner Krutscher, Walsro<strong>de</strong><br />
Christen<br />
sind Menschen<br />
<strong>de</strong>r Hoffnung,<br />
weil sie im<br />
Licht von<br />
Ostern leben.<br />
Kurt Heimbucher<br />
© donovan, www.flickr.com
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 50<br />
50<br />
Er hat alles wohl gemacht.<br />
(Mk. 7, 37)<br />
Sr. E<strong>de</strong>ltraud Lück<br />
geboren 1. 2. 1932 in Moritzfel<strong>de</strong><br />
gestorben 10. 1. <strong>2010</strong> in Heiligengrabe<br />
Unser Herr hat unsere liebe Schwester<br />
E<strong>de</strong>ltraud Lück im Alter von 77 Jahren<br />
zu sich in seine Herrlichkeit gerufen. Sie wur<strong>de</strong> in Moritzfel<strong>de</strong>,<br />
Kr. Greifenhagen, in Pommern als Älteste von vier Geschwistern<br />
geboren. Die Kriegszeit war für die Familie eine schwere Zeit, da<br />
<strong>de</strong>r Vater eingezogen wur<strong>de</strong> und die Mutter nun alleine für <strong>de</strong>n<br />
Unterhalt <strong>de</strong>r Familie sorgen musste, als älteste <strong>de</strong>r Geschwister<br />
kümmerte sich Sr. E<strong>de</strong>ltraut mit um die jüngeren. Als die Kriegsfront<br />
näher rückte, kam die Familie in Görke bei Anklam in <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>rheimat <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es unter. Das war eine beson<strong>de</strong>re<br />
Fügung Gottes, <strong>de</strong>nn diese Zeit prägte das ganze Leben von<br />
Schwester E<strong>de</strong>ltraud. Die Liebe <strong>de</strong>r Schwestern, das Verständnis<br />
für die Heimatlosigkeit und die Botschaft von Jesus Christus erreichten<br />
ihr Herz. Sie besuchte die Heimschule, die von Schwester<br />
Lenchen Nolting geleitet wur<strong>de</strong>.<br />
Eine Rückkehr nach Hause blieb <strong>de</strong>r Familie nach <strong>de</strong>m Krieg verwehrt,<br />
sie kamen bei einem Onkel in Görke unter.<br />
In <strong>de</strong>m neu entstan<strong>de</strong>nen Jugendkreis von Sr. Martha Grünke fand<br />
sie eine geistliche Heimat. 1948 entschied sie sich für ein Leben<br />
mit Jesus. In dieser Zeit erreichte sie <strong>de</strong>r Ruf in <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>.<br />
Dennoch blieben ihr viele Zweifel, ob man sie aufnehmen wür<strong>de</strong>,<br />
weil sie recht klein war.<br />
In dieser Zeit ihres Fragens erlebte sie als Wun<strong>de</strong>rweg Gottes die<br />
Rückkehr <strong>de</strong>s Vaters aus <strong>de</strong>r Kriegsgefangenschaft. Im April 1951<br />
trat Sr. E<strong>de</strong>ltraud in die Schwesternschaft in Heiligengrabe ein.<br />
Nachrufe<br />
Zunächst tat sie ihren Dienst mit großer Freu<strong>de</strong> im Garten. Zwischenzeitlich<br />
wur<strong>de</strong> sie zu Urlaubvertretungen auf verschie<strong>de</strong>ne<br />
Stationen gesandt.<br />
Im März 1957 kam sie in die Kin<strong>de</strong>rheimat nach Alt Ruppin.<br />
Diese Arbeit war ihr zunächst fremd. Doch erfuhr sie Gottes Hilfe<br />
und Halt. Sie gewann die 25 Kin<strong>de</strong>r schnell sehr lieb, was auf<br />
Gegenseitigkeit beruhte.<br />
Nach <strong>de</strong>m Verbot <strong>de</strong>s DDR-Staates, die Kin<strong>de</strong>rheime weiter betreiben<br />
zu dürfen, war es ein großer Einschnitt, statt<strong>de</strong>ssen Kin<strong>de</strong>r<br />
mit geistiger Behin<strong>de</strong>rung zu betreuen. Dies wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />
1961 aufgrund einer Anfrage <strong>de</strong>r Psychiatrischen Einrichtung<br />
in Bran<strong>de</strong>nburg-Gör<strong>de</strong>n ermöglicht.<br />
So kamen die ersten Kin<strong>de</strong>r ins Hei<strong>de</strong>haus nach Altruppin. Sr.<br />
E<strong>de</strong>ltraud bezeugte: »Der Herr schenkte Gna<strong>de</strong> und Kraft auch<br />
für diesen Dienst, <strong>de</strong>r mir sehr lieb wur<strong>de</strong>«.<br />
Von 1971–1972 absolvierte sie eine Ausbildung zur Heilerziehungshelferin<br />
im Diakonissenhaus Borsdorf bei Leipzig. Als <strong>de</strong>r<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> die Behin<strong>de</strong>rtenhilfe in Heiligengrabe konzentrierte,<br />
übernahm Schwester E<strong>de</strong>ltraud 1977 hier die Wohngruppe<br />
Veilchen mit älteren geistig behin<strong>de</strong>rten Frauen. 1981 erkrankte<br />
sie schwer an Asthma. Nach mehreren Krankenhausaufenthalten,<br />
die für sie keine Hilfe brachten, musste sie mit nur 54 Jahren<br />
die ihr so lieb gewor<strong>de</strong>ne Arbeit abgeben.<br />
Seit<strong>de</strong>m lebte sie in unserem Schwestern-Feierabendheim »Christaram«.<br />
Als es ihr langsam ein klein wenig besser ging, war es<br />
ihr eine Freu<strong>de</strong>, wenn sie <strong>de</strong>n älteren und kranken Schwestern<br />
auf <strong>de</strong>r Station kleine Wünsche erfüllen konnte. Diesen Dienst<br />
setzte sie auch fort, als sie in unser erweitertes Alten- und Pflegeheim<br />
mit umzog. In ihrer stillen Fürsorge, ihrem Mittragen, ihrer<br />
Treue im Gebet hat sie vielen wohlgetan, war sie ein Segen<br />
in unserer Mitte. Wir wer<strong>de</strong>n sie sehr vermissen.<br />
Sr. Dorothea Breit
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 51<br />
Herr, mein Gott, groß sind<br />
<strong>de</strong>ine Wun<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>ine<br />
Gedanken, die du an uns<br />
beweisest. (Ps.40,6)<br />
Sr. Edith Krien<br />
geboren 28. 7. 1915<br />
gestorben 12. 1. <strong>2010</strong> in Heiligengrabe<br />
Unsere liebe Schwester Edith Krien wur<strong>de</strong> am 12. Januar von unserem<br />
Herrn Jesus Christus in die Ewigkeit abberufen. In <strong>de</strong>r Abschiedsstun<strong>de</strong>,<br />
am 15. Januar, in <strong>de</strong>r auch ihre Angehörigen unter<br />
uns sein konnten, bedachten wir noch einmal ihr reiches Leben.<br />
Sie gab uns an einem ihrer Jubiläen Zeugnis von Gottes<br />
Führung und stellte es unter das obige Wort aus Ps. 40,6. Gottes<br />
Wun<strong>de</strong>r, seine wun<strong>de</strong>rbaren Gedanken für ihr Leben und <strong>de</strong>r<br />
Dank für eine beten<strong>de</strong> Mutter erfüllten sie. Sie kam schon als junger<br />
Mensch mit Gottes Wort in Verbindung und suchte <strong>de</strong>n persönlichen<br />
Gott. Während einer schweren Blinddarm-Operation<br />
betete die Mutter: «Erhalte sie mir; sie sei dir geweiht.«<br />
Dieses Gebet wur<strong>de</strong> erhört. Schwester Edith fand <strong>de</strong>n lebendigen<br />
Herrn und weihte ihm ihr Leben.<br />
Durch seine Führung trat sie 1939 in die Schwesternschaft <strong>de</strong>s<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es in Miechowitz ein. Es war nicht immer leicht für<br />
sie, war sie doch als gelernte Schnei<strong>de</strong>rin ein freieres Leben gewohnt.<br />
Doch ein Wort aus Jes. 50,5 hielt sie fest auf <strong>de</strong>m beschrittenen<br />
Weg: »Der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Ich bin<br />
nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.«<br />
Sr. Edith lernte verschie<strong>de</strong>ne Arbeiten im Mutterhaus kennen, be-<br />
FRIEDENSHORTWERK<br />
vor sie auf ihre erste Außenstation kam, <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rheimat in Slate<br />
(Mecklenburg) 1941 begann sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester<br />
in Burg b. Mag<strong>de</strong>burg und arbeitete nach <strong>de</strong>m<br />
Examen eine kurze Zeit in <strong>de</strong>r Krankenpflege in Osterburg. Dann<br />
folgte eine Ausbildung am Katechetischen Seminar »Bethanien«<br />
in Berlin und ein Praktikum bei Schwester Martha Becker in einer<br />
Mag<strong>de</strong>burger Gemein<strong>de</strong>. Diese Art <strong>de</strong>s Dienstes war ihr <strong>de</strong>r<br />
liebste und entsprach ganz ihren Gaben. So war sie von 1950 an<br />
als Gemein<strong>de</strong>schwester in Hildburghausen/Thür., in Glienicke<br />
bei Berlin und in Falkenberg/Mark tätig; allerdings musste sie<br />
diese Dienste immer wie<strong>de</strong>r durch längere Krankheitszeiten unterbrechen.<br />
1960 wur<strong>de</strong> Sr. Edith als Fürsorgerin in die Kreisstelle<br />
<strong>de</strong>r Inneren Mission in Guben berufen. Durch eine schwere<br />
Erkrankung musste auch dieser Dienst nach vier Jahren been<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. In einer längeren Genesungszeit im Mutterhaus in<br />
Heiligengrabe führte sie gern verschie<strong>de</strong>ne Näharbeiten aus und<br />
freute sich, dass sie dann noch einmal für 10 Jahre als Fürsorgerin<br />
<strong>de</strong>n Dienst in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> in Neuruppin aufnehmen konnte.<br />
Der Abschied von dort und damit <strong>de</strong>r Ausstieg aus <strong>de</strong>m aktiven<br />
Dienst, wur<strong>de</strong>n ihr schwer. Im tätigen Feierabend in Heiligengrabe<br />
machte sie aber gern noch allerlei Handarbeiten und überraschte<br />
und erfreute oft ihre Mitschwestern und viele an<strong>de</strong>re mit<br />
einer hübschen Bastelei. Als ihre Kräfte im hohen Alter langsam<br />
nachließen, war ihr Herz immer mit viel Dank erfüllt gegenüber<br />
ihrem Herrn, <strong>de</strong>r sie so wun<strong>de</strong>rbar geführt, gesegnet und zum Segen<br />
für viele Menschen gesetzt hatte.<br />
Das Gebet, bald heimgehen zu dürfen zu <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>m ihr Leben und<br />
Dienst galt, wur<strong>de</strong> nun erhört.<br />
Wir wissen unsere liebe Schwester Edith bei ihm geborgen und<br />
das tröstet uns.<br />
Sr. Edith Wulff<br />
51
<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 52<br />
Damit Kin<strong>de</strong>r Zukunft haben …<br />
© Foto: Diakonie Katastrophenhilfe<br />
Impressum: »Das <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> – Mitteilungen <strong>de</strong>r Stiftung Diakonissenhaus <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>, <strong>de</strong>r Evangelischen Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> GmbH und <strong>de</strong>r<br />
Tiele-Winckler-Haus GmbH« erscheint dreimal jährlich. Erscheinungsort: Freu<strong>de</strong>nberg. Für <strong>de</strong>n Inhalt verantwortlich: Vorstand <strong>de</strong>r Stiftung Diakonissenhaus<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>, <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>str. 46, 57258 Freu<strong>de</strong>nberg, Tel. (0 27 34) 4 94-0, Fax 4 94-115, E-Mail: verwaltung@frie<strong>de</strong>nshort.<strong>de</strong> Redakteur: Henning Siebel<br />
(hs), Referent für Öffentlichkeitsarbeit. Titelbild: Plakat aus <strong>de</strong>m Bergmoser + Höller Verlag AG /Aachen / Motiv: © Andrea Beusch, »Ich bin da« (Öl auf<br />
Leinwand, 2007) Bild-Montage: H. Siebel<br />
Für Gaben zur Herstellung dieser Zeitschrift und zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong>es sind wir dankbar. Spen<strong>de</strong>nkonto:<br />
KD-Bank, Konto-Nr. 55000, BLZ 350 601 90.<br />
Druck und Verlag: St.-Johannis-Druckerei, 77922 Lahr, 37732/<strong>2010</strong><br />
…so lautete das Motto <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter-Spen<strong>de</strong>naktion für<br />
die Erdbebenopfer in Haiti. Und<br />
viele Mitarbeiten<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
Arbeitsfel<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es und seiner<br />
Tochtergesellschaften folgten<br />
<strong>de</strong>m Aufruf. Auch die Schwesternschaft<br />
sammelte für die<br />
Erdbebenopfer. Auf diese Weise<br />
sind rund 8500 Euro zusammen<br />
gekommen. Dieser Betrag<br />
wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Stiftung Diakonissenhaus<br />
<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> noch<br />
einmal verdoppelt und an<br />
die Diakonie Katastrophenhilfe<br />
weitergeleitet. Für diese engagierte<br />
Unterstützung auch an<br />
dieser Stelle noch einmal herz -<br />
lichen Dank!