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<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 1


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21<br />

22<br />

29<br />

Vorwort<br />

Serie: »Mein <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>«. Erinnerungen an eine<br />

Kindheit in Miechowitz<br />

Ein riesengroßes »Puzzle« – unvollen<strong>de</strong>t:<br />

Frühjahrskonvent <strong>de</strong>r Schwesternschaft<br />

2. Ökumenischer Kirchentag:<br />

Beim <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> entstehen Hoffnungs-Sterne<br />

Zum Leitwort <strong>de</strong>s zweiten Ökumenischen<br />

Kirchentags: »Damit ihr Hoffnung habt«<br />

Neues aus Alt Ruppin: Anlaufstelle für Betreutes<br />

Wohnen eröffnet – Neue Zimmer im Hei<strong>de</strong>haus<br />

fertig<br />

Intensive Begleitung: Sr. Beate Böhnke seit rund<br />

vier Monaten in Indien<br />

Bischof Jeevan R. Komanapalli berichtete <strong>de</strong>r<br />

Schwesternschaft …<br />

»Dies und Das«:<br />

Kurz berichtet<br />

Glücklich im neuen Zuhause: Außenwohngruppe<br />

in Berlin-Lichtenra<strong>de</strong> ist eingezogen<br />

Inhalt<br />

31<br />

32<br />

34<br />

Monatsspruch April <strong>2010</strong><br />

Im Ein-Klang mit <strong>de</strong>r Stille – die »Erlebnisoase«<br />

<strong>de</strong>s Tiele-Winckler-Hauses<br />

Wechsel an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r Siegener Erziehungsberatungsstelle<br />

– »Bewährtes erhalten und neue<br />

Impulse setzen«<br />

Serie: »Unsere Arbeitsfel<strong>de</strong>r« –<br />

Soziale Gruppenarbeit an <strong>de</strong>n offenen Ganztags-<br />

36 grundschulen im Landkreis Altenkirchen<br />

Gerhard Janke in einer Feierstun<strong>de</strong> verabschie<strong>de</strong>t<br />

– Mit <strong>de</strong>m »Gol<strong>de</strong>nen <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>stern«<br />

38 ausgezeichnet<br />

Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier neue Beratungsstellen-Leiterin<br />

– Zusätzliche Angebote angekündigt<br />

42<br />

43<br />

46<br />

50<br />

Mit Kin<strong>de</strong>rn über Kin<strong>de</strong>rrechte re<strong>de</strong>n –<br />

Großgruppendiskussion im Projekt VisioN<br />

Der Warteberg als »Starter-Berg«: Wie vor 100<br />

Jahren die erste Kin<strong>de</strong>rheimat <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es<br />

entstand<br />

Nachrufe


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FRIEDENSHORTWERK<br />

Osterfrie<strong>de</strong>, Osterleben, Osterfreu<strong>de</strong>, Osterkraft<br />

Alles hast du uns gegeben, Jesus Christus, unser Leben,<br />

du bist’s, <strong>de</strong>r es wirkt und schafft!<br />

(Mutter Eva)<br />

Liebe Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

mit diesen Osterworten unserer<br />

Grün<strong>de</strong>rin Mutter Eva von Tiele-<br />

Winckler grüßen wir Sie aufs allerherzlichste<br />

zur Osterzeit.<br />

Die Passionszeit, die Karwoche,<br />

Stationen im Kirchenjahr, die uns<br />

darin in die Stille rufen und hineinversetzen<br />

wollen in ein Be<strong>de</strong>nken unseres Lebens<br />

mit <strong>de</strong>m Blick von Ostern her.<br />

Die »Stille Woche«, so wur<strong>de</strong> die Zeit zwischen<br />

Palmsonntag und Karsamstag früher genannt. Im<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> wer<strong>de</strong>n bis heute traditionell in diesen<br />

Tagen keine geschäftlichen Briefe verschickt und keine<br />

Verträge geschlossen. Hingegen wird in <strong>de</strong>r Stille<br />

<strong>de</strong>r täglichen Passionsandacht <strong>de</strong>r Anspruch an ein<br />

Stille-Halten, ein innerliches Einhalten und Zurücknehmen<br />

hinter die Lei<strong>de</strong>nsgeschichte Jesu und das<br />

Lei<strong>de</strong>n in unserer Welt bedacht. Zugegebenermaßen,<br />

es fällt schwer ein solches Stille-Halten durchzuhal-<br />

ten. Gera<strong>de</strong> auch in einem diakonischen Werk wie<br />

<strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>, in <strong>de</strong>m vieles vom Umtriebigen<br />

<strong>de</strong>s Alltäglichen lebt und bestimmt ist. Trotz<strong>de</strong>m sind<br />

und bleiben diese Tage Anspruch und Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

im Nachhören auf jene Lei<strong>de</strong>nstage <strong>de</strong>r Passion<br />

Christi, die das ganze Geheimnis unseres Christ-seins<br />

letztlich in sich bergen. Weil es darüber Ostern wird.<br />

Über dieses Stille-Halten das Ostergeschehen neu erfassen,<br />

versuchen zu verstehen, was damals für heute<br />

für uns geschehen ist. Dass Ostern Frie<strong>de</strong> und Leben,<br />

Freu<strong>de</strong> und Kraft be<strong>de</strong>utet und uns hernach wie<strong>de</strong>r<br />

ins Leben katapultiert, das vom Ewigen her<br />

bestimmt sein wird. Welch ein Wun<strong>de</strong>r! Sicherlich,<br />

manches liegt für uns dazwischen. Osterfrie<strong>de</strong>, Osterleben,<br />

Osterfreu<strong>de</strong> und Osterkraft sind nicht alltägliches<br />

Erleben. Vielleicht geht es Ihnen wie vielen unter<br />

uns: wir tun uns manchmal schwer mit unserem<br />

Leben. Krankheit, Depression o<strong>de</strong>r Sorgen und Nöte,<br />

die uns umtreiben, sie lassen dabei <strong>de</strong>n Blick auf<br />

Ostern und <strong>de</strong>n Auferstan<strong>de</strong>nen, das „Osterleben“<br />

nicht so recht zu.<br />

3


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 4<br />

Wir sind zum Zeugnis für Ostern in dieser<br />

Welt berufen<br />

Die eigene Passion ver<strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>n Ostermorgen, <strong>de</strong>n<br />

Auferstan<strong>de</strong>nen, unter <strong>de</strong>m Schatten von Leid und eigenem<br />

Schmerz. Gera<strong>de</strong> in solchen Tagen ist es wichtig,<br />

dass uns das Wissen um das Ostergeschehen wie<strong>de</strong>r<br />

neu ins Gedächtnis gerufen wird. Damit wir es<br />

<strong>de</strong>m Ostersieg Jesu Christi wie<strong>de</strong>r neu zutrauen, dass<br />

ER unser Leben mit seiner Freu<strong>de</strong>, seiner Kraft und<br />

seinem Frie<strong>de</strong>n berührt und begabt. Damit Ostern –<br />

damit Auferstehung mitten im Leben – wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Das heißt aber auch, dass wir durch <strong>de</strong>n Auferstan<strong>de</strong>nen<br />

Jesus Christus zum Zeugnis für Ostern in dieser<br />

Welt berufen sind. Dem Leben Zukunft! Nichts<br />

an<strong>de</strong>res meint unser Leitsatz im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>. Darum<br />

gilt das an all’ <strong>de</strong>n vielen Orten, an <strong>de</strong>nen unsere Arbeit<br />

an Menschen in Not getan wird: Von Ostern her<br />

empfängt Diakonie, die tätige Hilfe Jesu Christi in<br />

seiner Welt ihre Kraft! Darum mag es ein guter<br />

Brauch sein, das Stille-Halten in diesen Tagen, damit<br />

Osterkraft unser Leben neu begaben kann.<br />

Dass Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, von jener<br />

Osterkraft zur Hilfe bewegen ließen, davon zeugt Ihre<br />

Verbun<strong>de</strong>nheit zu <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong>es<br />

auch mit Ihren Gaben, die Sie uns in Treue und<br />

Teilnahme an unserer diakonischen und missionarischen<br />

Aufgabe zukommen lassen. Beson<strong>de</strong>rs Erfreu-<br />

4<br />

liches gibt es aus unserer Sammlung für die durch<br />

das Beben in Haiti in Not geratenen Kin<strong>de</strong>r zu berichten.<br />

Mitarbeiten<strong>de</strong> aus allen Regionen haben hierzu<br />

zusammen mit <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> 17000 Euro in<br />

das Haiti-Katastrophenhilfe-Programm <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes <strong>de</strong>r EKD gespen<strong>de</strong>t. Diese große Hilfe<br />

geht als Ostergabe in diesen Tagen an die Empfänger,<br />

um eine nachhaltige Hilfe für die Kin<strong>de</strong>r in Haiti aufzubauen.<br />

Herzlichen Dank an alle Mitarbeiten<strong>de</strong>n für<br />

diese große Mithilfe, dass dieses österliche Hoffnungzeichen<br />

auf <strong>de</strong>n Weg gebracht wer<strong>de</strong>n konnte!<br />

So wünschen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser<br />

<strong>de</strong>n Mut und die Muße zu solch einem Stille-Halten<br />

in österlichen Zeiten, damit <strong>de</strong>r Auferstan<strong>de</strong>ne uns<br />

neu begaben kann aus seinem Osterleben mit neuen<br />

Kräften <strong>de</strong>s Lebens, mit seiner Freu<strong>de</strong> über seinen<br />

Ostersieg und stillem Frie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r uns als seine Gemein<strong>de</strong><br />

durch sein Wort und seine Tat <strong>de</strong>r Diakonie<br />

miteinan<strong>de</strong>r in Verbindung hält.<br />

Mit herzlichen Ostergrüßen aus <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>,<br />

Ihre<br />

Pfr. Leonhard Gronbach<br />

Leiten<strong>de</strong>r Theologe<br />

Sr. Christine Killies<br />

Oberin


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Marga Morgenroth ist sieben<br />

Tage alt, als sie am 21.<br />

August 1931 zum <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />

kommt. Und <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />

meint in diesem<br />

Fall <strong>de</strong>n Ursprungsort und<br />

Ausgangspunkt <strong>de</strong>s Werkes<br />

in Miechowitz/Oberschlesien.<br />

Geboren ist sie<br />

in Oppeln. Zwei Kin<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Ortes waren zuvor bereits<br />

aufgenommen wor<strong>de</strong>n.<br />

Den Säugling nimmt<br />

Sr. Anna Poralla unter ihre<br />

Fittiche, sie leitet als<br />

»Muttchen« die Wohngruppe<br />

»Mutters Freu<strong>de</strong>«.<br />

»Unsere Gruppe war mit<br />

acht o<strong>de</strong>r neun Kin<strong>de</strong>rn die kleinste <strong>de</strong>r vier Kin<strong>de</strong>rfamilien<br />

in Miechowitz«, erinnert sich Marga Morgenroth. Der<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> wird ihr Zuhause. Ein Zuhause, mit <strong>de</strong>m sie<br />

viele schöne und wertvolle Erinnerungen verbin<strong>de</strong>t.<br />

Sie wird im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> eingeschult, <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>schwes -<br />

tern sind bis zum 8. Schuljahr ihre Lehrerinnen. »Im Sommer<br />

gingen wir dann oft in <strong>de</strong>n Schlosspark, dort war unsere<br />

›Waldschule‹«, erzählt Marga Morgenroth. Im nahe<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

SERIE (4) »Mein <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>« :<br />

Erinnerungen an eine Kindheit in Miechowitz<br />

In dieser Serie stellen wir Menschen vor, die auf beson<strong>de</strong>re Weise mit <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> verbun<strong>de</strong>n sind o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>ren<br />

Lebensgeschichte <strong>de</strong>r <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> eine beson<strong>de</strong>re Rolle einnimmt. Kennen Sie Menschen, die wir einmal vorstellen sollten<br />

– o<strong>de</strong>r haben Sie selbst Interessantes zu berichten mit Blick auf Ihre Verbindung zum <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>? Dann wäre es<br />

schön, wenn Sie mit uns in Kontakt treten wür<strong>de</strong>n. Bitte wen<strong>de</strong>n Sie sich an das Öffentlichkeitsreferat, Herr Siebel, Tel.<br />

0 27 34 / 494-102.<br />

Marga Morgenroths erster Tag<br />

im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>, Sr. Annchen<br />

hält das wenige Tage alte Baby<br />

auf <strong>de</strong>m Arm<br />

gelegenen Teich lernen die Kin<strong>de</strong>r schwimmen. Bei schönem<br />

Wetter nutzen sie nachmittags ihren großen Spielplatz,<br />

<strong>de</strong>r vom Haus <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> bis zum Schulgebäu<strong>de</strong><br />

und <strong>de</strong>n Häusern für die Haustöchter und Jungschwestern<br />

reicht: »Wir waren manchmal dort mit bis zu 25 Kin<strong>de</strong>rn<br />

aus allen vier Familien.« Sonntagmittags gibt es traditionell<br />

einen Waldspaziergang. Dabei lernen die Kin<strong>de</strong>r ganz<br />

Waldspaziergang zur Klara-Quelle 1937<br />

5


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nebenbei Naturkundliches, zum Beispiel welche Blätter zu<br />

welchen Bäumen gehören.<br />

Eine an<strong>de</strong>re Tradition im damaligen <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> fin<strong>de</strong>t<br />

Marga Morgenroth rückblickend beson<strong>de</strong>rs wertvoll: »Je<strong>de</strong>s<br />

ältere Kind war für ein jüngeres<br />

Kind <strong>de</strong>r Gruppe verantwortlich.<br />

Dazu gehörten zum<br />

Beispiel die Hilfe beim Waschen<br />

und Anziehen, die Kleidung<br />

in Ordnung zu halten und<br />

<strong>de</strong>n Schulranzen für <strong>de</strong>n Tag<br />

fertig zu machen.« Sie selbst<br />

hat diese Aufgabe für Ria<br />

Zickert übernommen, die im<br />

Alter von drei Wochen in <strong>de</strong>n<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> kommt. »Ria war<br />

Sommer 1942, die 11-jährige<br />

Marga (re.) mit ihrem<br />

Schützling Ria (im Kin<strong>de</strong>rbett)<br />

mein Betreuungskind und diese<br />

ganz beson<strong>de</strong>re, innere Verbindung<br />

ist bis heute stark und<br />

schön geblieben«, sagt Marga<br />

Morgenroth.<br />

Missions-Schwestern brachten das Essen<br />

mit Stäbchen bei<br />

Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r Erinnerung haften geblieben sind auch<br />

die Kin<strong>de</strong>rstun<strong>de</strong>n in Mutter Evas »Häuschen«. Wenn die<br />

Missionsschwestern auf Heimaturlaub sind, wird es immer<br />

sehr spannend. Staunen<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>raugen berichten die<br />

Schwestern allerlei Interessantes auf fernen Län<strong>de</strong>rn – und<br />

manchmal bleibt es nicht nur beim reinen Berichten: »Sr.<br />

Lenchen Nolting hatte ich mit ihrer fröhlichen Art beson<strong>de</strong>rs<br />

gern. Sie brachte uns bei, mit Stäbchen zu essen und<br />

6<br />

Marga Morgenroth<br />

2007 zu Besuch in Miechowitz<br />

in »Mutter Evas<br />

Häuschen«. Hier in <strong>de</strong>r<br />

Stube hat sie als Kind<br />

gesessen und <strong>de</strong>n Berichten<br />

<strong>de</strong>r Missionsschwestern<br />

gelauscht.<br />

aus Holzkrügen zu trinken, ohne diese mit <strong>de</strong>m Mund zu<br />

berühren.«<br />

Zum <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> gehören Lie<strong>de</strong>r. Zweimal in <strong>de</strong>r Woche<br />

haben die Kin<strong>de</strong>r Gesangsstun<strong>de</strong>, regelmäßige Auftritte<br />

gibt es dann sonntags, wenn die Kin<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Empore <strong>de</strong>s<br />

Auf <strong>de</strong>r Treppe vor <strong>de</strong>r »Zionsstille« (1938) nach <strong>de</strong>m sonntäglichen<br />

Singen


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Der erste Winter im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> 1931, die kleine Marga sitzt im<br />

rechten Schlitten: »Kurz nach <strong>de</strong>m Foto lan<strong>de</strong>te ich im Schnee, weil<br />

eines <strong>de</strong>r Mädchen <strong>de</strong>n Schlitten mit Schwung rückwärts zog.«<br />

Hauses Zionsstille singen, während die Schwestern ihr<br />

Mittagessen einnehmen. »Die Lie<strong>de</strong>r, die wir gelernt haben,<br />

gaben mir oft Kraft und Mut in meinem Leben«, betont<br />

die heute 78-Jährige. In einem Buch hat sie 120 <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>lie<strong>de</strong>r<br />

gesammelt und noch heute schreibt sie zum<br />

Beispiel bei Geburtstagsgrüßen gern einen Liedvers aus<br />

<strong>de</strong>m Buch dazu. Eindrücklich bleibt für sie auch immer die<br />

Weihnachtszeit, wenn alles geschmückt und vorbereitet<br />

wur<strong>de</strong>. »An eine beson<strong>de</strong>rs fröhliche Weihnachtsfeier erinnern<br />

sich manche noch heute«, so Marga Morgenroth.<br />

Denn als sie kräftig bei »Es ist ein Ros’ entsprungen« einstimmt,<br />

gerät ein Vers bei ihr mit Blick auf Jesu Mutter<br />

Maria nicht ganz korrekt. ›Marie, die Reine macht‹, sang<br />

ich damals«, schmunzelt Marga Morgenroth.<br />

Die schöne, unbeschwerte Zeit en<strong>de</strong>t 1945. Die Schwes-<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

tern müssen Miechowitz verlassen. Eine dreiwöchige<br />

Flucht bringt Marga Morgenroth und ihre Kin<strong>de</strong>rfamilie<br />

zunächst nach Jena. Eine Zeit, in <strong>de</strong>r sie Gottes Bewahrung<br />

beson<strong>de</strong>rs erlebt. Eigentlich ist eine Zwischenübernachtung<br />

in Dres<strong>de</strong>n geplant. Aber am späten Abend kommt<br />

eine Mitschwester in Begleitung zweier Soldaten zu Sr.<br />

Annchen und for<strong>de</strong>rt sie auf, mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn direkt mit<br />

zum Bahnhof zu kommen, es wer<strong>de</strong> einen Bombenangriff<br />

geben: »Wir waren nur 15 Minuten mit <strong>de</strong>m Zug unterwegs<br />

als wir schon die Feuersäulen <strong>de</strong>s Bombenangriffs<br />

über <strong>de</strong>r Dresdner Neustadt sahen.«<br />

Ausbildung als Haustochter<br />

Eine Woche vor <strong>de</strong>m Weihnachtsfest 1946 zieht sie mit<br />

»Mutters Freu<strong>de</strong>« in das Kloster Stift in Heiligengrabe<br />

Blick in die Wohnstube <strong>de</strong>r »Mutters-Freu<strong>de</strong>-Familie« in Miechowitz<br />

7


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ein, <strong>de</strong>r neuen Heimat <strong>de</strong>r Schwestern im Osten Deutschlands.<br />

Sie wächst dort als junge Frau heran und macht eine<br />

Ausbildung als Haustochter. Drei jüngere Frauen, die<br />

später zu Diakonissen eingesegnet wer<strong>de</strong>n, durchlaufen<br />

zur gleichen Zeit die Ausbildung und so hat Marga Morgenroth<br />

zu Sr. Irmgard Arndt, Sr. Esther Schlapa und Sr.<br />

Edith Becker bis heute noch einen beson<strong>de</strong>rs guten Kontakt.<br />

Als die Bedingungen für die Betreuung von Heimkin<strong>de</strong>rn<br />

in <strong>de</strong>r beginnen<strong>de</strong>n DDR-Zeit immer schwieriger<br />

wer<strong>de</strong>n, kommt sie mit Unterstützung von <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>pastor<br />

Walter Zilz nach Berlin. Zunächst lebt sie in Frie<strong>de</strong>nau,<br />

später in einem Schwesternheim in Steglitz, wo sie<br />

im dazugehörigen Krankenhaus als Säuglingsschwester<br />

angelernt wird.<br />

Ihr Sprachtalent lässt sie zu<strong>de</strong>m vier Fremdsprachen lernen<br />

und als sie sich aufgrund einer Anzeige später als Reiseleiterin<br />

bewirbt, sollte das ihr Beruf für über 30 Jahre wer<strong>de</strong>n.<br />

Noch heute macht es ihr Freu<strong>de</strong>, auf privater Basis<br />

kleinen Gruppen Berlin zu zeigen. Auch selbst ist sie noch<br />

gern unterwegs und besucht so oft es ihr möglich ist, <strong>de</strong>n<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> in Heiligengrabe und Freu<strong>de</strong>nberg. Denn die<br />

Verbindung zum <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> hat ihr Leben von Anfang<br />

an geprägt. »Ich nehme es als Geschenk Gottes an, bei<br />

›Muttchen‹ in <strong>de</strong>r Mutters-Freu<strong>de</strong>-Familie aufgewachsen<br />

zu sein«, sagt Marga Morgenroth. (hs)<br />

8<br />

Die stille Stun<strong>de</strong><br />

Klingt das nicht wie Musik aus <strong>de</strong>r oberen Welt? Tausen<strong>de</strong> von Menschen<br />

kennen keine stille Stun<strong>de</strong>. Ihr Leben ist ein ununter brochener Strom von<br />

Unruhe, Arbeit, Hast, Sorge, Aufregung, Unterhaltung und Zerstreuung.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n niemals still. Selbst auf ihren Lagern fin<strong>de</strong>n sie keine Ruhe.<br />

Der Schlaf flieht; und wenn er wirklich auf sie nie<strong>de</strong>rsinkt, so setzen wirre,<br />

angstvolle Träume die Ruhelosigkeit <strong>de</strong>s Tages fort auch im Dunkel <strong>de</strong>r<br />

Nacht. Gottes Wort hat recht: »Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze<br />

Zeit und ist voll Unruhe.« (Hiob 14, 1). Zum Stillewer<strong>de</strong>n gehört Gna<strong>de</strong>.<br />

Nur ein begnadigtes Herz kann mit Ps. 62,2 sagen:<br />

»Meine Seele ist stille zu Gott.«<br />

Von <strong>de</strong>r inwendigen Unruhe, die unaufhaltsam in die äußere Rast losigkeit<br />

hineintreibt, kann nur die heilige Unruhe <strong>de</strong>r Buße befreien. Sie führt zum<br />

Kreuz <strong>de</strong>r Versöhnung und in die geöffneten Vater arme Gottes. Dort ist<br />

Frie<strong>de</strong>n. Dort fin<strong>de</strong>t die gejagte Seele Ruhe.<br />

© Foto: Adam Cathro (www.flickr.com)<br />

Eva von Tiele-Winckler (aus »Die stille Stun<strong>de</strong>«)


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Ein riesengroßes »Puzzle« – unvollen<strong>de</strong>t:<br />

Frühjahrskonvent <strong>de</strong>r Schwesternschaft<br />

Tatsächlich: Es gab viele »Puzzlebil<strong>de</strong>r« in <strong>de</strong>n Tagen<br />

unseres inhaltsreichen Schwesternkonventes vom 24.–<br />

28.02.<strong>2010</strong>. Allein schon das »Schwestern-Puzzle« mit<br />

über 40 Schwestern aus Freu<strong>de</strong>nberg und Heiligengrabe.<br />

Das war ein schöner Anblick im großen Festsaal <strong>de</strong>s Mutterhaus:<br />

Je<strong>de</strong> ein Original aus verschie<strong>de</strong>nen Jahrgängen,<br />

meistens mit weißen Haaren – immer noch mit wachem<br />

Herzen! Und immer ist es ein fröhliches Wie<strong>de</strong>rsehen, da<br />

es nicht viele Gelegenheiten gibt, in so großer Zahl zusammen<br />

zu sein.<br />

Bibelarbeit in großer Run<strong>de</strong> im Festsaal<br />

In alles sehr gut eingefügt unsere Referenten:<br />

Herr Pfr. Wagener mit tiefgründigen Bibelarbeiten<br />

Herr Ha<strong>de</strong>m, ein Experte für Einblicke in die wirtschaftliche<br />

Situation <strong>de</strong>r Gegenwart<br />

Herr Siebel, ein guter »Lehrmeister« für das Informationsangebot<br />

<strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>s im Internet<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

Sr. Hanna, heimgekehrt aus <strong>de</strong>m Dienst in Armenien –<br />

sie weitete uns <strong>de</strong>n Blick über unsere Grenzen hinaus<br />

mit bewegen<strong>de</strong>m Bericht.<br />

Sr. Erika Kesper nahm uns mit auf eine gut vorbereitete<br />

»Literarische Reise durch Bran<strong>de</strong>nburg«<br />

Sr. Brigitte Grundig berichtete von ihrer Sibirienreise<br />

mit <strong>de</strong>m Zug und <strong>de</strong>m Besuch ihrer Gemein<strong>de</strong><br />

Alle gaben <strong>de</strong>m Gesamtbild eine beson<strong>de</strong>re Note – Auch<br />

dies war ein »Puzzle« mit eindrücklichen Farb- und Formentupfern.<br />

Konzentriert und aufmerksam wur<strong>de</strong>n »Gottes helle und dunkle Seiten«<br />

betrachtet<br />

Je<strong>de</strong>n Tag fan<strong>de</strong>n wir uns vor einem symbolischen Blickpunkt<br />

in <strong>de</strong>r Mitte unseres Kreises im Festsaal ein: Es war<br />

ein imitierter Berg mit einer großen, leuchten<strong>de</strong>n Kerze auf<br />

<strong>de</strong>r Spitze, umgeben von lebendigem Grün. Wie ein Zeichen<br />

für Gott zog dieses helle Licht an. Am »Fuße <strong>de</strong>s Ber-<br />

9


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ges« strahlten kleine Lichtchen zwischen leeren, schön geformten<br />

Krügen und an<strong>de</strong>ren Zeichen aus unserem<br />

menschlichen Alltag. Beim Betrachten wirkte es wie ein<br />

leises Präludium zum großen Thema »Gottesbil<strong>de</strong>r«. In<br />

<strong>de</strong>n Bibelarbeiten begegneten wir <strong>de</strong>n hellen und dunklen<br />

Seiten Gottes:<br />

Die dunklen Seiten mit<br />

<strong>de</strong>r Versuchung Abrahams, seinen Sohn Isaak zu opfern<br />

Jakobs Kampf mit Gott<br />

Passion und Kreuzigung<br />

Die hellen Seiten mit<br />

Gott als Vater<br />

Gott als guter Hirte<br />

Gott als Schöpfer<br />

Gott als Beschützer<br />

Menschwerdung Gottes in Christus uvm.<br />

Dieses wesentlichste größte »Puzzle« – ein Bild von Gott<br />

– das war das riesengroße Unvollen<strong>de</strong>te.<br />

Auf dieser Er<strong>de</strong>, mit unseren kleinen Köpfen und Herzen,<br />

lässt sich erahnen: Wir können es hier nie vollen<strong>de</strong>t ent<strong>de</strong>cken.<br />

Aber welches Gottesbild ist <strong>de</strong>nn wirklich erlaubt?<br />

Die Bibel lockt zum Suchen und zum Zerstören falscher<br />

und einseitiger Vorstellungen von Gott. Ein Trost blieb<br />

hängen: Gott selbst spricht von sich in Form von Bil<strong>de</strong>rn.<br />

Wir nehmen sie mit auf die nächste Strecke <strong>de</strong>s großen<br />

Ent<strong>de</strong>ckens. Das ist ein eigenes, geistliches Abenteuer:<br />

Unvollen<strong>de</strong>t – unwi<strong>de</strong>rstehlich, spannend, bis in die Zukunft.<br />

Die fehlen<strong>de</strong>n »Puzzleteile« liegen auf <strong>de</strong>r Seite<br />

hinter unserer Grenze alle schon zum endlosen Staunen bereit.<br />

Vorfreu<strong>de</strong>!<br />

10<br />

Kaufm. Leiter Götz-Tilman Ha<strong>de</strong>m referierte zur wirtschaftlichen<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es<br />

Die Wochenschluss-Feier <strong>de</strong>s Heiligen Abendmahles und<br />

<strong>de</strong>r Gottesdienst mit Herrn Pfr. Gronbach sind die letzten<br />

angelegten Puzzleteilchen, an die sich noch manche an -<br />

schließen wer<strong>de</strong>n, die das Bild wertvoller gemacht haben.<br />

Helle Lichtpunkte in diesen Konventstagen waren auch:<br />

Die kleinen Gruppen in <strong>de</strong>r Schwesterngemeinschaft zu


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Öffentlichkeitsreferent Henning Siebel erläuterte <strong>de</strong>n Schwestern<br />

Aufbau und Inhalt <strong>de</strong>s neuen Internetauftritts<br />

<strong>de</strong>n Konventsthemen o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r spontan zusammengestellte<br />

Diakonissenchor, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Abendmahlsgottesdienst<br />

am Samstag und <strong>de</strong>n sonntäglichen Gottesdienst musikalisch<br />

begleitete. Nicht zu vergessen die liebevolle Versorgung<br />

für Leib und Seele!<br />

So bleiben wir dankbar verbun<strong>de</strong>n – ein Teilchen am an<strong>de</strong>ren<br />

– am meisten aber <strong>de</strong>m riesengroßen unvollen<strong>de</strong>ten<br />

Puzzle« – Danke! – Für uns Schwestern waren es gesegnete<br />

Tage, wir freuen uns schon auf <strong>de</strong>n Herbstkonvent in<br />

Heiligengrabe.<br />

Sr. Brigitte Grundig, Sr. Erika Mayr<br />

Die Auferstehung Christi macht offenbar,<br />

dass wir Zukunft haben.<br />

Lei<strong>de</strong>n und Tod verlieren dadurch nichts<br />

von ihrer Bitterkeit, aber sie erscheinen<br />

in einem neuen Licht.<br />

Dietrich Bonhoeffer<br />

Foto: W. van <strong>de</strong>r Kallen, image 1/<strong>2010</strong><br />

11


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 12<br />

12<br />

2. Ökumenischer Kirchentag:<br />

Beim <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> entstehen Hoffnungs-Sterne<br />

Damit ihr Hoffnung habt.<br />

Denn ihr wisst,<br />

dass ihr nicht mit vergänglichem<br />

Silber o<strong>de</strong>r Gold erlöst seid,<br />

son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m teuren Blut Christi<br />

als eines unschuldigen und<br />

unbefleckten Lammes.<br />

Er ist zwar zuvor ausersehen,<br />

ehe <strong>de</strong>r Welt Grund gelegt wur<strong>de</strong>,<br />

aber offenbart am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zeiten<br />

um euretwillen, die ihr durch<br />

ihn glaubt an Gott,<br />

<strong>de</strong>r ihn auferweckt hat von <strong>de</strong>n Toten<br />

und ihm die Herrlichkeit gegeben,<br />

damit ihr Glauben und Hoffnung<br />

zu Gott habt.<br />

(aus: 1. Petrus 1,18–21)<br />

✩✸<br />

✸✩<br />

»Damit Ihr Hoffnung habt« – das Leitwort <strong>de</strong>s 2. Ökumenischen<br />

Kirchentags greift die Stiftung Diakonissenhaus<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> mit ihrem Präsentationsstand auf. Nach<br />

<strong>de</strong>r Teilnahme an verschie<strong>de</strong>nen Evangelischen Kirchentagen<br />

sowie <strong>de</strong>m 1. Ökumenischen Kirchentag 2003 in<br />

Berlin, wird <strong>de</strong>r <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> nun zum fünften Mal bei einem<br />

Kirchentag vertreten sein. Plattform hierfür bil<strong>de</strong>t die<br />

so genannte »Agora« in <strong>de</strong>n Messe-Hallen München. Hier<br />

präsentieren sich fast 1.000 kirchliche und soziale Einrichtungen,<br />

Gruppen, Organisationen und Werke.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r positiven Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Vergangenheit,<br />

wird es am <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Stand wie<strong>de</strong>r die Möglichkeit<br />

geben, kreativ zu wer<strong>de</strong>n. Die Kirchentagsbesucher<br />

sind eingela<strong>de</strong>n, Zeichen und Botschaften <strong>de</strong>r Hoffnung zu<br />

gestalten und zu formulieren. Die I<strong>de</strong>e:<br />

Die Kirchentagsbesucher falten aus quadratischem Origami-Papier<br />

einen dreidimensionalen Hoffnungs-Stern. Das<br />

Papier steht in verschie<strong>de</strong>nen Größen und Farben zur Verfügung.<br />

Dieser Stern – <strong>de</strong>r zu<strong>de</strong>m als optische Verbindung<br />

zum <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Logo betrachtet wer<strong>de</strong>n kann – wird zuvor<br />

mit Hoffnungsbotschaften beschriftet. Diese Botschaften<br />

können allgemein formuliert o<strong>de</strong>r direkt an eine<br />

bestimmte Person gerichtet sein. Die Botschaften wer<strong>de</strong>n<br />

mit Tusche und Fe<strong>de</strong>r sorgsam aufgeschrieben. Die Besucher<br />

sind eingela<strong>de</strong>n, unter Anleitung eine Kunstschrift<br />

einzuüben. Die Sterne mit <strong>de</strong>n Botschaften können auf<br />

Wunsch an einen bestimmten Empfänger verschickt wer<strong>de</strong>n!<br />

So gehen vom <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Stand tatsächlich Hoffnungsbotschaften<br />

aus. Hierzu gibt es am Stand vorbereitete,<br />

freigemachte und beson<strong>de</strong>rs gestaltete Umschläge.<br />

Die I<strong>de</strong>e für die Kreativaktion wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Berliner<br />


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 13<br />

✩✸ ✸ Künstlerin Kitty Kahane zusammen mit Öffentlichkeitsreferent<br />

Henning Siebel und Pfr. Christian Wagener (Ref. für<br />

Seelsorge und Fortbildung) entwickelt. Frau Kahane, die<br />

Schöpferin <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Logos, wird zusammen mit<br />

ihrem Ehemann und <strong>de</strong>m Kirchentagsteam die Besucher<br />

bei <strong>de</strong>r Kreativ-Aktion anleiten und begleiten.<br />

Zum Hingucker im besten Wortsinn soll auch <strong>de</strong>r Frie-<br />

✩<br />

Am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Jubiläumsfeier <strong>de</strong>r Einrichtung Hellersdorf <strong>de</strong>s Tiele-Winckler-Hauses,<br />

wur<strong>de</strong> im letzten Jahr die gemeinsame Kirchentags-Aktion<br />

mit <strong>de</strong>r Berliner Künstlerin Kitty Kahane in die<br />

Wege geleitet. Hier im Gespräch mit Leiten<strong>de</strong>r Theologe Pfr. Leonhard<br />

Gronbach und Elvira Schöning (mitte), stellv. Einrichtungsleitung<br />

Tiele-Winckler-Haus GmbH.<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

<strong>de</strong>nshort-Messestand als solcher wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn aus <strong>de</strong>r reinen<br />

Standfläche entsteht eine Kommunikationsfläche. Die<br />

Füllwän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Messe-Stands wer<strong>de</strong>n grafisch und inhaltlich<br />

nicht nur auf die Aktion hinweisen, son<strong>de</strong>rn auch<br />

Plattform <strong>de</strong>r Selbstdarstellung sein. Wer dies alles vor Ort<br />

sehen und erleben möchte, fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Stand<br />

in <strong>de</strong>r Messe-Halle 5, Stand-Nr. B 24. (hs)<br />

✩✩ ✸ Beim Vorbereitungstag <strong>de</strong>s Teams am 9. März wur<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem<br />

das Falten <strong>de</strong>r Sterne erprobt<br />

13


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 14<br />

Zum Leitwort <strong>de</strong>s zweiten Ökumenischen Kirchentags<br />

»Damit ihr Hoffnung habt«<br />

Das Plakat, das zum 2. Ökumenischen Kirchentag nach<br />

München einlädt, weckt hohe Erwartungen: Lasst uns<br />

übers Wasser gehen!<br />

Ist das nicht die Botschaft, die die bei<strong>de</strong>n Mädchen für uns<br />

haben? Wir merken ihnen an, dass sie sich auf ungewohntem<br />

Terrain bewegen, aber sehen auch, wie spielerisch<br />

leicht sie vorwärts kommen.<br />

Sie eifern Jesus nach, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Bericht <strong>de</strong>s Matthäus -<br />

evangeliums (Mt 14,22–33) einmal <strong>de</strong>n Seeweg zu seinen<br />

Jüngern wählte – zu Fuß. Der erste Versuch, es ihm nachzumachen,<br />

ist kläglich gescheitert. Petrus wollte Jesus entgegengehen,<br />

aber er ging auf <strong>de</strong>r Stelle unter. Jesus hielt<br />

ihn fest und ta<strong>de</strong>lte ihn: ob seines Kleinglaubens, seines<br />

Kleinmuts. Die Mädchen auf <strong>de</strong>m Plakat sind da schon<br />

weiter, vertrauen darauf, dass <strong>de</strong>r Glaube trägt – auch<br />

übers Wasser. Glauben Sie es auch? O<strong>de</strong>r gehen Sie davon<br />

aus, dass hier in die Trickkiste <strong>de</strong>r Fotomontage gegriffen<br />

wor<strong>de</strong>n ist?<br />

Ob dieses Plakat viele Menschen nach München lockt,<br />

auch Ältere? Menschen wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Jahren beschei<strong>de</strong>ner,<br />

was ihre Erwartungen angeht, sind oft schon zufrie<strong>de</strong>n,<br />

wenn es morgen nicht schlechter geht als heute.<br />

Reicht es nicht, wenn wir uns über Wasser halten? Wie viel<br />

Resignation und Mutlosigkeit zeigt sich in einer solchen<br />

Lebenshaltung. Die Mädchen auf <strong>de</strong>m Plakat sind sichtlich<br />

nicht gewillt, sich ihren guten Mut und ihre Lebensfreu<strong>de</strong><br />

nehmen zu lassen.<br />

14


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 15<br />

Der Kirchentag will ein Hoffnungszeichen<br />

setzen<br />

»Damit ihr Hoffnung habt«, lautet das Leitwort <strong>de</strong>s 2.<br />

Ökumenischen Kirchentags. Die Worte sind <strong>de</strong>m 1. Petrusbrief<br />

entnommen (1. Petrus 1,21), ein Hoffnungsbrief<br />

an Menschen in bedrängter Situation. Der Kirchentag will<br />

in unserer Zeit ein Hoffnungszeichen setzen. Gewiss, bis<br />

jetzt sind wir in unserem Land noch vergleichsweise<br />

glimpflich durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen.<br />

Es gibt sogar hier und da wie<strong>de</strong>r Lichtblicke. Immer<br />

wie<strong>de</strong>r hören wir ermutigen<strong>de</strong> Kennzahlen, die die Zukunft<br />

nicht mehr gar so <strong>de</strong>saströs erscheinen lassen wie<br />

noch vor kurzem. Doch eine allgemeine Entwarnung gibt<br />

es nicht. Zu viele Menschen sind ohne Arbeit o<strong>de</strong>r von Armut<br />

bedroht. Die angespannte Haushaltslage in <strong>de</strong>n Kommunen<br />

gibt Anlass zur Sorge, zeitigt sie doch Konsequenzen<br />

für die soziale Arbeit in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n. Inwieweit<br />

wer<strong>de</strong>n zukünftig diakonische Einrichtungen Hilfen für<br />

Menschen erbringen können, die <strong>de</strong>r Unterstützung bedürfen?<br />

Inwieweit wird <strong>de</strong>r <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> – wie bisher –<br />

Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen Hoffnung zum Leben und Mut<br />

zur Zukunft geben können?<br />

»Wir blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft.« Das<br />

ist eine zur Zeit sehr beliebte Re<strong>de</strong>wendung. Wer sich ihrer<br />

bedient, hält sich alle Optionen offen. Er schenkt einen<br />

Hoffnungsschimmer und distanziert sich damit <strong>de</strong>utlich<br />

von <strong>de</strong>n Schwarzsehern. Aber er behält sich auch die eindringliche<br />

Mahnung vor: Spannt die Erwartungen nicht zu<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

weit! Bleibt bitte auf <strong>de</strong>m Teppich! Versucht nicht, übers<br />

Wasser zu gehen!<br />

Die Kirchentagslosung ist da wesentlich unbeschei<strong>de</strong>ner.<br />

Wir sollen nicht die Zeichen <strong>de</strong>r Zeit verkennen und uns<br />

auch nicht die gegenwärtige Situation leicht und schön re<strong>de</strong>n.<br />

Aber wir dürfen bei aller Sorge die Gegenwart und<br />

vor allem die Zukunft Gottes im Blick behalten, <strong>de</strong>r seinen<br />

Sohn sandte, damit wir eine bleiben<strong>de</strong> Hoffnung hätten in<br />

allen bewegten, wenn nicht gar stürmischen Zeiten. Statt<br />

nur ängstlich darauf zu warten, dass alle düsteren Prognosen<br />

sich bewahrheiten und uns das Wasser tatsächlich bis<br />

zum Hals steht, dürfen wir <strong>de</strong>r Einladung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Mädchen folgen: »Lasst uns übers Wasser gehen!«. Also:<br />

Keine falsche Beschei<strong>de</strong>nheit mehr im Glauben! Nie wie<strong>de</strong>r<br />

kleine Brötchen <strong>de</strong>r Hoffnung backen! Wenn es sein<br />

muss, geht’s auch zu Fuß über <strong>de</strong>n Seeweg <strong>de</strong>r Zukunft<br />

entgegen, die Gott für uns bereit hält.<br />

Sie bleiben skeptisch, sehen eine düstere Zeit auf uns zukommen?<br />

Dann lassen Sie sich erst recht einla<strong>de</strong>n zum 2.<br />

Ökumenischen Kirchentag vom 12.–16. Mai nach München,<br />

damit wir uns gemeinsam anstecken lassen von <strong>de</strong>m<br />

Mut <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Mädchen auf <strong>de</strong>m Plakat und damit wir die<br />

Zuversicht wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>r Eva von Tiele-Winckler<br />

ihr Werk in schwieriger Zeit begann. Ihr Wahlspruch war<br />

auch kein Wort für Skeptiker, son<strong>de</strong>rn eines, das Gott alles<br />

zutraut: »Alle Dinge sind möglich, <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r da glaubt«<br />

(Mk 9,23).<br />

Pfr. Christian Wagener<br />

15


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 16<br />

Neues aus Alt Ruppin:<br />

Anlaufstelle für Betreutes Wohnen eröffnet – Neue Zimmer im Hei<strong>de</strong>haus fertig<br />

Nach<strong>de</strong>m die Wohngruppe in Alt Ruppin im letzten Jahr<br />

einen Namen (Hagebutten) bekommen hat, wir das 200-<br />

Jahr-Fest <strong>de</strong>r Stadt Alt Ruppin gefeiert haben und die Fassa<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Wohnhauses nun neu gestaltet ist, freuen wir uns,<br />

weitere Neuigkeiten aus <strong>de</strong>r<br />

Behin<strong>de</strong>rtenhilfe berichten<br />

zu können.<br />

Im Oktober wur<strong>de</strong> ein Büro<br />

für die Betreuung <strong>de</strong>r Klienten<br />

im ambulant betreuten<br />

Wohnen eröffnet. Regelmäßig<br />

fin<strong>de</strong>n dort Beratungsgespräche<br />

statt zu<strong>de</strong>m<br />

bietet sich die Möglichkeit,<br />

in einer Gruppe ungezwungen<br />

zusammen zu sein. Gera<strong>de</strong><br />

letzteres war uns wichtig,<br />

da es viele Themen und<br />

Probleme gibt, die alle Kli- Auch die Mitarbeiten<strong>de</strong>n freuen sich über das neue Büro,<br />

enten betreffen und in einer<br />

hier eine Team-Besprechung<br />

kleinen Gruppe sehr gut gemeinsam<br />

bearbeitet wer<strong>de</strong>n können. Das Büro wird auch<br />

von unseren Kollegen <strong>de</strong>r Ev. Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> im<br />

Rahmen unseres Familienprojektes (Betreuung von Erziehen<strong>de</strong>n<br />

mit einer geistigen Behin<strong>de</strong>rung) genutzt. Daher ist<br />

das neue Büro eine große Bereicherung für Klienten und<br />

Mitarbeiten<strong>de</strong>. Und natürlich wird unsere Arbeit in <strong>de</strong>r<br />

Stadt Alt Ruppin damit noch <strong>de</strong>utlicher.<br />

16<br />

Rechtzeitig vor Weihnachten wur<strong>de</strong> die Sanierung <strong>de</strong>s Anbaues<br />

Hei<strong>de</strong>haus fertig gestellt. Hier sind auf zwei Stockwerken<br />

acht neue Bewohnerzimmer entstan<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong><br />

Etagen verfügen über einen Wohn-/Küchenbereich sowie<br />

entsprechen<strong>de</strong> Sanitäreinrichtungen.<br />

Im Erdgeschoss<br />

haben wir ein Zimmer und<br />

einen Sanitärbereich barrierefrei<br />

vorbereitet, die Wohnung<br />

kann somit durch Rollstuhlfahrer<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Sanierung haben wir<br />

auch darauf geachtet, dass<br />

die Menschen die bei uns leben,<br />

ein großes Interesse an<br />

<strong>de</strong>r Nutzung mo<strong>de</strong>rner Medien<br />

haben. Daher befin<strong>de</strong>t<br />

sich in je<strong>de</strong>m Zimmer neben<br />

einem Telefon- auch ein In-<br />

ternetanschluss.<br />

Zunächst wer<strong>de</strong>n in diese<br />

Räumen aber die bisherigen »Hagebutten« einziehen. So<br />

wird das Haupthaus frei, welches innen ebenfalls <strong>de</strong>r Sanierung<br />

bedarf. So schön wie die Fassa<strong>de</strong> nun ist, soll es<br />

bis zum Sommer auch innen sein. Alle Bewohnerzimmer,<br />

Sanitärbereiche und Gemeinschaftsräume wer<strong>de</strong>n in diese<br />

Sanierungsmaßnahme einbezogen.<br />

Stephan Drüen, Leitung Behin<strong>de</strong>rtenhilfe Heiligengrabe


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 17<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

Intensive Begleitung:<br />

Sr. Beate Böhnke seit rund vier Monaten in Indien<br />

Sr. Beate mit Kin<strong>de</strong>rn und Mitarbeiten<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>r Baustelle <strong>de</strong>r neuen Son<strong>de</strong>rschule<br />

17


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<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>schwester Beate Böhnke ist seit En<strong>de</strong> November<br />

2009 in Indien, um die Mitarbeiten<strong>de</strong>n unseres<br />

Partners »Emmanuel Ministries« im sozial-missionarischen<br />

Projekt »Shanti« zu unterstützen und anzuleiten.<br />

Für »Das <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong>« berichtet sie direkt aus<br />

Indien.<br />

Den Einstieg in meine Arbeit hat mir Frau Scherer sehr erleichtert,<br />

da sie mir alle Mitarbeiten<strong>de</strong>n vorstellen konnte<br />

und ich zu<strong>de</strong>m erfuhr, wie sie arbeiten und auf welche Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

zu achten sind. Es ist sehr <strong>de</strong>utlich, wie motivierend<br />

und för<strong>de</strong>rnd sie auf die Mitarbeiten<strong>de</strong>n wirkt,<br />

wie sie alle mit hinein nimmt in das, was sie vermitteln<br />

möchte und vor allem wie praxisnah sie dies tut. Zu beobachten<br />

war dies für mich in einem einwöchigen Seminar,<br />

an <strong>de</strong>m Mitarbeiten<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rschulklassen und <strong>de</strong>n<br />

Heimen teilnahmen. Und so war es nach ihrer Abreise im<br />

Dezember eine erste Aufgabe für mich, die Umsetzung<br />

Die Baustelle <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rschule mitte Februar<br />

18<br />

von Seminar-Inhalten zu begleiten und neue Aufgaben zu<br />

erkennen. Ich entschloss mich, dies in Form von Hospitationen<br />

bei je<strong>de</strong>m einzelnen Mitarbeiten<strong>de</strong>n zu tun. Je<strong>de</strong><br />

Hospitation wur<strong>de</strong> in einer intensiven Besprechung erörtert.<br />

Diese Phase habe ich dann einige Tage vor Weihnachten<br />

abgeschlossen.<br />

Um bessere Mobilität zu erhalten, stellte mir Bischof Jeevan<br />

ein altes Auto zur Verfügung. Das Fahren im Linksverkehr<br />

ohne – nach meinem Empfin<strong>de</strong>n – wirkliche Verkehrsregeln<br />

war ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile<br />

weiß ich kaum noch, wie man eigentlich »sonst«<br />

in Deutschland Auto fährt. Ich freute mich, Bischof Jeevan<br />

bei etlichen Weihnachtsfeiern in <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n<br />

begleiten zu können sowie die Weihnachtsfeiern<br />

in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Einrichtungen mit vorzubereiten.<br />

Diese so an<strong>de</strong>ren, sehr schlichten Feiern zeigten mir auch<br />

die Art <strong>de</strong>r Spiritualität. Beson<strong>de</strong>rs beeindruckt haben<br />

mich die Besuche in <strong>de</strong>n kleinen Gemein<strong>de</strong>n, wo <strong>de</strong>r Teppich<br />

im Altarraum aus alten Plastikzuckersäcken besteht,<br />

<strong>de</strong>r Weihnachtsschmuck aus einigen von <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>rn<br />

mitgebrachten kleinen Kerzen – aber das sieht<br />

man sehr schnell nicht mehr, wenn die innigen Lie<strong>de</strong>r und<br />

Gebete, die große Aufmerksamkeit und das Verlangen<br />

nach <strong>de</strong>m Wort Gottes einen in <strong>de</strong>n Bann ziehen.<br />

Ein beson<strong>de</strong>res Ereignis Mitte Januar war <strong>de</strong>r dreitägige<br />

Besuch <strong>de</strong>s Künstlers Stanley Suresh aus Hy<strong>de</strong>rabad, <strong>de</strong>n<br />

ich seit vielen Jahren kenne. Er sprach mit <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n<br />

und Lehrern und malte mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Jahrgangstufen, gab Interviews und stimulierte<br />

die Teilnehmen<strong>de</strong>n in mancherlei Richtung. Daran<br />

schloss sich – ebenfalls für drei Tage – die große Kirchenkonferenz<br />

an, die es für rund 600 Pastoren und 2000


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 19<br />

Gläubige zu organisieren galt! Zu Gast waren auch<br />

Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r von »Kin<strong>de</strong>rheime Nethanja« aus<br />

Deutschland.<br />

Vor- und Nachbereitung von<br />

Unterrichtseinheiten<br />

En<strong>de</strong> Januar habe ich mit Fort- und Weiterbildungen für<br />

die Mitarbeiten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rschulklassen begonnen. Wir<br />

treffen uns 3-mal wöchentlich. Da manche nur sehr geringe<br />

Englisch-Kenntnisse haben bedarf es einiger Anstrengung<br />

und Fantasie ihnen zu vermitteln, was ich möchte. Im<br />

Wesentlichen bereiten wir gemeinsam Unterrichtseinhei-<br />

Sr. Beate im Kunstunterricht<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

ten vor, die dann von <strong>de</strong>n Mitarbeiten<strong>de</strong>n weitgehend<br />

selbstständig gehalten wer<strong>de</strong>n. Ich beobachte <strong>de</strong>n Verlauf<br />

und wir besprechen diese Stun<strong>de</strong>n dann im Nachhinein. Zu<br />

vermitteln, dass es einer Verbindung von menschlicher<br />

Zuwendung, sachlicher Besonnenheit und fortwähren<strong>de</strong>r<br />

Aneignung und Anwendung von Fachkenntnissen bedarf<br />

ist nicht einfach und erfor<strong>de</strong>rt viel Geduld.<br />

Eine noch zu leisten<strong>de</strong>, wesentliche Aufgabe für die Einrichtung<br />

in Tamaram insgesamt wird sein, ein Handlungskonzept<br />

zu entwickeln. Zu überlegen ist, was die Praxis bestimmt,<br />

wie sie <strong>de</strong>finiert wird und wie die Zusammenhänge<br />

bzw. das Wechselspiel zwischen Kirche, schulischer<br />

und sozialer Arbeit, zwischen Einrichtung und Gemein-<br />

Interessiert verfolgen die Mädchen die Pflanzanleitungen<br />

19


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Physiotherapie ist zu einem wichtigen Baustein innerhalb <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rtenhilfe<br />

in Tamaram gewor<strong>de</strong>n, dieser Bereich wur<strong>de</strong> auch<br />

personell verstärkt<br />

wesen, zwischen Pragmatik und Methodik auszugestalten<br />

sind. Zur Lebensqualität <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen mit<br />

Behin<strong>de</strong>rungen gehört zu<strong>de</strong>m, dass ihre Interessen, ihr Bedürfnis<br />

nach Zugehörigkeit, nach Anerkennung, nach Interaktion<br />

und Kommunikation berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Sr. Beate Böhnke<br />

20<br />

© Foto: Ben (www.flickr.com)<br />

Anbetung, Dank und Lobpreis…<br />

… sollten größten Raum in <strong>de</strong>r stillen Stun<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n.<br />

Die Herrlichkeit Gottes, <strong>de</strong>s Vaters in seiner Schöpfung,<br />

in seinem gna<strong>de</strong>nreichen Walten und in <strong>de</strong>n Gaben seiner<br />

Liebe, vor allem aber in seiner Größe, Herrlichkeit und<br />

göttlichen Majestät, sollte Gegenstand unserer<br />

Betrachtung und unseres Lobpreises sein. Die Gabe <strong>de</strong>s<br />

Vaters im Sohn, das ganze Werk <strong>de</strong>r Versöhnung und<br />

Erlösung und die Sendung <strong>de</strong>s Heiligen Geistes geben<br />

endlosen Stoff zu anbeten<strong>de</strong>m Dank.<br />

Eva von Tiele-Winckler (aus »Die stille Stun<strong>de</strong>«)


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Bischof Jeevan R. Komanapalli berichtete <strong>de</strong>r Schwesternschaft …<br />

Bischof Jeevan mit <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Vorstand – Oberin Sr. Christine Killies, Pfr. Leonhard Gronbach –<br />

sowie Helena Scherer, Regionalleitung Tiele-Winckler-Haus GmbH<br />

… in Freu<strong>de</strong>nberg über seine Arbeit. Einen Deutschland-Besuch nutzte <strong>de</strong>r Einrichtungsleiter unseres Projekt-Partners<br />

»Emmanuel Ministries« En<strong>de</strong> Februar zu<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>n Schwestern die herzlichsten Grüße aller Mitarbeiten<strong>de</strong>n aus<br />

Tamaram zu übermitteln und für alle Begleitung herzlich zu danken. Bischof Jeevan erläuterte auch <strong>de</strong>n Stand beim<br />

Bau <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rschule. Mit Freu<strong>de</strong> konnte er berichten, dass die staatliche Anerkennung für diese Schule vorliegt, was<br />

ihm nun zur nötigen Planungssicherheit verhilft. (hs)<br />

21


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:11 Seite 22<br />

22<br />

»Dies und Das«: Kurz berichtet<br />

Reinhard Wüst Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s neuen<br />

Fachverbands<br />

Freu<strong>de</strong>nberg/Düsseldorf. Der neu gegrün<strong>de</strong>te »Evangelische<br />

Fachverband für Erzieherische Hilfen Rheinland-<br />

Westfalen-Lippe« hat am 1. Januar <strong>2010</strong> seine Arbeit aufgenommen.<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r ist Reinhard Wüst, Regionalleiter<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> (Region<br />

West). Wüst war zuvor bereits Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Fachverbands<br />

auf Ebene <strong>de</strong>s Diakonischen Werks Westfalen.<br />

Durch <strong>de</strong>n Zusammenschluss mehrerer Diakonischen<br />

Werke zur Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe hatten<br />

sich auch einzelne regionale Fachverbän<strong>de</strong> aufgelöst und<br />

waren fusioniert. Im »Evangelischen Fachverband für Erzieherische<br />

Hilfen Rheinland-Westfalen-Lippe haben sich<br />

146 Träger zusammengeschlossen, die über 6500 Mitarbeiten<strong>de</strong><br />

beschäftigen. Damit ist <strong>de</strong>r größte regionale Interessenverband<br />

seiner Art in Deutschland entstan<strong>de</strong>n.<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s sind unter an<strong>de</strong>rem, seine Mitglie<strong>de</strong>r<br />

in Fachfragen zu beraten, Tagungen und Fortbildungen<br />

zu organisieren sowie Grundsatzpositionen zu formulieren.<br />

(hs)<br />

Cordula Bächle-Walter hat Distriktleitung<br />

übernommen<br />

Hohenlohekreis. Frau<br />

Cordula Bächle-Walter<br />

hat die Distrikt -<br />

leitung <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />

GmbH – Region<br />

Süd für <strong>de</strong>n Hohenlohekreisübernommen.<br />

Sie folgt damit<br />

auf Hedwig Kuhn-<br />

Stau<strong>de</strong>nmaier, die als<br />

Leiterin in die Erziehungsberatungs-<br />

sowie<br />

die Suchtberatungsstelle<br />

gewechselt ist<br />

(siehe geson<strong>de</strong>rter Bericht<br />

in diesem Heft).<br />

Frau Bächle-Walter ist<br />

Diplom-Sozialpädago-


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 23<br />

gin und zu<strong>de</strong>m zusatzqualifiziert als systemische Familientherapeutin<br />

und arbeitet seit <strong>de</strong>m 01.11.1992 für die<br />

Evangelische Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> GmbH. Sie war bis<br />

Oktober 2000 mit <strong>de</strong>r Gruppenleitung zunächst einer Innenwohngruppe<br />

und anschließend einer Dezentralen<br />

Wohngruppe betraut und wechselte danach in das Aufgabengebiet<br />

<strong>de</strong>s Fachdienstes.<br />

Jürgen Grajer, Regionalleitung Region Süd<br />

40 Jahre im Dienst <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es<br />

Heiligengrabe. Im November 2009 konnte Wolfgang<br />

Buschbeck, Mitarbeiter im Technischen Dienst, auf 40<br />

Jahre Dienstzeit für <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> zurückblicken. Im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Mitarbeiterweihnachtsfeier <strong>de</strong>r Einrichtung<br />

Heiligengrabe im Dezember wur<strong>de</strong> dieses Jubiläum entsprechend<br />

gewürdigt, verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Dank für seine<br />

Einsatzbereitschaft, auf die sich Mitarbeiten<strong>de</strong> und<br />

Schwesternschaft stets verlassen können. Wolfgang<br />

Buschbeck begann seine Tätigkeit im November 1969 als<br />

Handwerker. Zu seinen Aufgaben gehörten unter an<strong>de</strong>rem<br />

Maurerarbeiten (zum Beispiel für Haus »Gartenhaus« und<br />

das Verwaltungsgebäu<strong>de</strong>) o<strong>de</strong>r auch Heizarbeiten im zentralen<br />

Kohleheizkraftwerk. Rund 15 Tonnen Kohle galt es<br />

am Tag zu bewegen, dazu das Entsorgen von Asche und<br />

Schlacke. Und auch sonst fielen noch etliche weitere Arbeiten<br />

für ihn an. Zum Team gehörten seinerzeit 20 Mitarbeiten<strong>de</strong>.<br />

Mit Einsatzwillen und I<strong>de</strong>enreichtum steht er auch heute<br />

<strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> zur Verfügung – sei es in <strong>de</strong>r Dienstzeit<br />

(insbeson<strong>de</strong>re für Maurer- und Malerarbeiten, Garten und<br />

Wegepflege) o<strong>de</strong>r nach Dienstschluss. Dann gehören zum<br />

Wolfgang Buschbeck im Einsatz<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

Beispiel Fotografieren und Erstellen von Jahresrückblicken,<br />

die Mithilfe bei <strong>de</strong>r Ausrichtung von Feierlichkeiten<br />

und <strong>de</strong>r Einsatz als Bläser im Posaunenchor zu seinen<br />

gerne wahrgenommenen Aufgaben. Im November<br />

2011 geht Herr Buschbeck in seinen verdienten Ruhestand.<br />

Dr. Volker Bärthel, Diakonische Hausleitung<br />

Heiligengrabe<br />

23


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 24<br />

24<br />

Gemeinsame Tage auf <strong>de</strong>r winterlichen<br />

Insel Juist<br />

Juist. Seit einigen Jahren treffen sich die aktiven Schwestern<br />

(unter 65 Jahren ), um einige Tage gemeinsam zu verbringen.<br />

Die Orte <strong>de</strong>r gemeinsamen Zeit wechseln, in diesem<br />

Jahr war unser Haus »Mutter Eva« das Ziel. Wir hatten<br />

ausgefüllte Tage. Sie stan<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Wort <strong>de</strong>r<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>losung für <strong>2010</strong> aus <strong>de</strong>m Psalm 89,14 » Herr,<br />

du hast einen gewaltigen Arm, stark ist <strong>de</strong>ine Hand und<br />

hoch ist <strong>de</strong>ine Rechte.« Gemeinsam machten wir uns Gedanken<br />

über <strong>de</strong>n Psalm 89. Herr Peters, Küster <strong>de</strong>r örtlichen<br />

Kirchengemein<strong>de</strong>, hielt uns einen Vortrag über die<br />

Bibelfliesen. Es war für uns sehr interessant und neu, was<br />

wir über die Entstehung und Verbreitung <strong>de</strong>r Bibelfliesen<br />

hörten und sahen, bis hin zum Erscheinen <strong>de</strong>r ersten Fliesenbibel.<br />

Wir konnten die Fliesenbibel betrachten und<br />

auch originale Fliesen. Es war eine Stun<strong>de</strong>, die viel zu<br />

schnell verging.<br />

Dann stand schon Carl Haxsen, Kantor und Diakon <strong>de</strong>r Insel<br />

vor <strong>de</strong>r Tür, um mit uns zu singen, <strong>de</strong>nn wir sollten am<br />

Sonntag im Gottesdienst <strong>de</strong>n Chor ergänzen. Auch diese<br />

Stun<strong>de</strong> verging wie im Fluge, das gemeinsame Singen unter<br />

fachkundiger Anleitung gefiel uns sehr.<br />

Die herrliche Winterlandschaft nutzten wir für Strandspaziergänge<br />

und genossen die Stimmung am Meer bei Minustemperaturen<br />

und gefrorenem Watt. Ein weiterer Höhepunkt<br />

war die winterliche Kutschfahrt zur Bill. In dicke<br />

Decken gehüllt ging es über die Insel. Trotz <strong>de</strong>r Kälte hatten<br />

wir viel Freu<strong>de</strong> an dieser gemeinsamen Ausfahrt. So<br />

verging die Zeit wie im Fluge, die Abfahrt nahte – aber wir<br />

waren uns nicht sicher, ob die Fähre fuhr, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Hafen<br />

Mit <strong>de</strong>m Kantor wur<strong>de</strong>n Lie<strong>de</strong>r eingeübt, um im sonntäglichen Gottesdienst<br />

<strong>de</strong>n Chor <strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong> zu ergänzen<br />

Warm eingepackt, wird die winterliche Insel erwan<strong>de</strong>rt.


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 25<br />

war zugefroren! Mit leichter Verspätung schob sie sich<br />

dann doch durch das Eis und so konnten wir die Rückreise<br />

antreten. In Nord<strong>de</strong>ich trennten sich wie<strong>de</strong>r die Wege,<br />

ein Auto fuhr nach Freu<strong>de</strong>nberg, das an<strong>de</strong>re nach Heiligengrabe,<br />

aber trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>nken wir gern an diese gemeinsamen<br />

Tage.<br />

Sr. Renate Hoffmann<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche fasziniert vom<br />

Theaterstück »Tintenblut«<br />

Uslar. Im Rahmen <strong>de</strong>r Aktion »Klassenkasse« profitierte<br />

jetzt die SGA Uslar/Wiensen von 25 Freikarten für das<br />

Theaterstück »Tintenblut« am »Deutschen Theater« Göttingen.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen waren alle sehr aufgeregt<br />

und gespannt darauf, was sie wohl erwarten wür<strong>de</strong>.<br />

Da Viele aus <strong>de</strong>m ländlichen Raum stammen und das<br />

nächste Theater über 40 Kilometer entfernt ist, war es für<br />

die meisten Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen ihre Theater-Premiere.<br />

Schon <strong>de</strong>r Theatersaal und das dreimalige Läuten<br />

ließen die Spannung steigen. Fasziniert verfolgten alle das<br />

Stück und blieben dabei rund zwei Stun<strong>de</strong>n still und konzentriert<br />

sitzen – keine Selbstverständlichkeit, da etliche<br />

aus <strong>de</strong>r Gruppe unter ADHS lei<strong>de</strong>n. Als Bonus schloss sich<br />

nach <strong>de</strong>m Stück eine Führung hinter die Kulissen an. Und<br />

alle durften auch selbst auf »die Bretter, die die Welt be<strong>de</strong>uten«<br />

und sich als Schauspieler fühlen. Der Theaterfundus,<br />

die Näherei und die Werkstätten waren weitere Stationen<br />

<strong>de</strong>r Führung. Alles in allem war es ein sehr schöner<br />

Tag, mit vielen neuen Erfahrungen für die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen.<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

Die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen waren vom Theater und <strong>de</strong>r Aufführung<br />

fasziniert<br />

Wir hoffen, auch in Zukunft noch mehr solcher Aktionen<br />

starten zu können, um unseren Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

ein Stück »Kultur« auf ihrem Lebensweg mitzugeben.<br />

Herzlichen Dank im Namen aller Kin<strong>de</strong>r und Betreuer<br />

beim Team <strong>de</strong>s Deutschen Theaters für <strong>de</strong>n schönen Tag.<br />

Team <strong>de</strong>r SGA Uslar/Wiensen<br />

Wechsel an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>s Kuratoriums<br />

Freu<strong>de</strong>nberg. In <strong>de</strong>r letzten Kuratoriumssitzung <strong>de</strong>r Stiftung<br />

Diakonissenhaus <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> im Jahr 2009 ist Pfr.<br />

Markus Holmer (Klaber/Serrahn) zum neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

gewählt wor<strong>de</strong>n. Der 51-Jährige gehört schon seit längerem<br />

<strong>de</strong>m Kuratorium an und war zuletzt stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r. Zu Pfr. Holmers Stellvertreter wur<strong>de</strong><br />

25


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 26<br />

Rechtsanwalt Heinrich Hubbert jun. aus Freu<strong>de</strong>nberg gewählt.<br />

Zu<strong>de</strong>m verabschie<strong>de</strong>te das Kuratorium Lan<strong>de</strong>skirchenrat<br />

i.R. Siegfried W. Grünhaupt als Vorsitzen<strong>de</strong>n. Der Biele-<br />

Oberin Sr. Christine Killies zeichnete Herrn Grünhaupt mit <strong>de</strong>m<br />

»Gol<strong>de</strong>nen <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>stern« aus<br />

fel<strong>de</strong>r gehörte <strong>de</strong>m Kuratorium rund 28 Jahre an – davon<br />

die letzten sechs Jahre als Vorsitzen<strong>de</strong>r – und hatte nun die<br />

satzungsgemäße Altersgrenze erreicht. Pfr. Leonhard<br />

Gronbach, Leiten<strong>de</strong>r Theologe und Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Vorstands,<br />

dankte ihm für die treue Begleitung <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es<br />

in Rat und Tat. Grünhaupt dankte für die gute Ge-<br />

26<br />

Kuratorium und Vorstand <strong>de</strong>r Stiftung Diakonissenhaus <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />

(2.v.r. Pfr. Markus Holmer)<br />

meinschaft, die im Gremium selbst, aber auch in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Vorstand gepflegt wor<strong>de</strong>n sei. Als<br />

Zeichen beson<strong>de</strong>rer Anerkennung verlieh ihm Oberin Sr.<br />

Christine Killies <strong>de</strong>n »Gol<strong>de</strong>nen <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>stern mit<br />

Stein«, eine nur selten vergebene Auszeichnung im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>.<br />

(hs)<br />

Ein Abstecher in die »7. Eiszeit«<br />

Heiligengrabe. Mitte Dezember fiel mir ein Prospekt <strong>de</strong>s<br />

»Erlebnis-Dorfs« Rövershagen in die Hän<strong>de</strong>. Dort ent<strong>de</strong>ckte<br />

ich die Vorankündigung <strong>de</strong>r »7. Eiszeit«. Gemeint<br />

war eine Eisskulpturenausstellung, die nun im 7. Jahr stattfand<br />

und als die größte ihrer Art in Deutschland angekün-


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 27<br />

digt wur<strong>de</strong>. Neugierig gewor<strong>de</strong>n, plante ich eine Fahrt mit<br />

unserer Schwesternschaft und noch weiteren Interessierten.<br />

Die Ausstellungen stehen immer unter einem Thema,<br />

in diesem Jahr war es das Thema » Dschungel«. Zwar<br />

fehlte die normalerweise damit verbun<strong>de</strong>ne Wärme – die<br />

Halle war aus gegebenem Anlass auf – 7°C heruntergekühlt<br />

– doch die ganze Atmosphäre war echt: wir hörten<br />

die Geräusche <strong>de</strong>s Dschungels und sahen die Tiere und<br />

Die Schwestern waren vom »Eiszeit-Dschungel« begeistert<br />

Menschengruppen in Lebensgröße. Man kann gar nicht<br />

alles einzeln aufzählen, es war einfach beeindruckend<br />

wie ausdrucksstark und echt alles aussah. Internationale<br />

Künstler aus 16 Län<strong>de</strong>rn haben diese herrliche Ausstellung<br />

aus über tausend Eisblöcken angefertigt. Ein Mitarbeiter<br />

dieser Halle berichtete uns von dieser Arbeit und wies uns<br />

auf Dinge hin, die wir sonst vielleicht gar nicht ent<strong>de</strong>ckt<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

hätten. Obwohl wir in diesem Jahr vor unserer Haustür genug<br />

Eis und Schnee hatten, war es ein sehr lohnen<strong>de</strong>r, kleiner<br />

Ausflug in die »Eiszeit«!<br />

Sr. Renate Hoffmann<br />

Mit einer wun<strong>de</strong>rsamen, blauen Kugel<br />

Kin<strong>de</strong>rherzen erobert<br />

Tostedt/Winsen. Alljährlich fin<strong>de</strong>t die Weihnachtsfeier<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hamburger Staatsoper im Rahmen<br />

eines Weihnachtsmärchens im großen Saal statt. Die Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />

und ihre Angehörigen füllen aber nur das Parkett<br />

<strong>de</strong>s Hauses, so dass die Staatsoper als schöne I<strong>de</strong>e soziale<br />

Einrichtungen in <strong>de</strong>n Rang und die Logen einlädt, um<br />

diesen in <strong>de</strong>r Vorweihnachtszeit Freu<strong>de</strong> zu bereiten. Gern<br />

nahmen wir daher die Anfrage <strong>de</strong>r Staatsoper an und bekamen<br />

57 (!) Logenkarten für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche unserer<br />

heilpädagogischen Tagesgruppen sowie <strong>de</strong>r Wochengruppe<br />

Welle.<br />

Für fast alle Kin<strong>de</strong>r, die sich mit Ihren Betreuern zwei Wochen<br />

vor Weihnachten auf <strong>de</strong>n Weg nach Hamburg machten,<br />

ist es das erste Mal. Das erste Mal in <strong>de</strong>r Oper, ein<br />

Theaterstück sehen, in einer Loge sitzen. Aufregung, Staunen<br />

– ist keiner im Getriebe verloren gegangen? Und endlich<br />

klingelt es zum dritten Mal und die Lichter auf <strong>de</strong>r<br />

Bühne gehen an. Gespannt sitzen wir auf unseren Stühlen,<br />

recken die Köpfe und tauchen ab in eine magische Welt.<br />

Das Sorbische Nationalensemble ist zu Gast in <strong>de</strong>r Hamburger<br />

Staatsoper und zeigt eine romantische Geschichte<br />

voller Geheimnisse, die zur Weihnachtszeit in <strong>de</strong>r Lausitz<br />

spielt. Die Kin<strong>de</strong>r Benno und Maria haben ihren geheim-<br />

27


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 28<br />

Aufregung und Vorfreu<strong>de</strong> herrschten, bevor es in <strong>de</strong>n großen Saal ging<br />

nisvollen Patenonkel Dr. Hertling zu Besuch, von <strong>de</strong>ssen<br />

wun<strong>de</strong>rsamer, blauer Kugel Benno fasziniert ist. Als er<br />

sich diese verbotenerweise aneignet, erweckt er die Elemente<br />

zum Leben! Ein Wassermann und Nixen tauchen<br />

auf, eine spannen<strong>de</strong> Geschichte entwickelt sich, bis <strong>de</strong>r<br />

Onkel schließlich die Elemente wie<strong>de</strong>r besänftigt.<br />

Mucksmäuschenstill verfolgten die Kin<strong>de</strong>r das Geschehen<br />

und belohnten das Ensemble mit kräftigem Applaus. Die<br />

28<br />

Begeisterung zeigten auch die Reaktionen danach: »Das<br />

war echt schön«, freute sich <strong>de</strong>r kleine Bastian. »Wann gehen<br />

wir das nächste Mal ins Theater?«, fragte Marlene beeindruckt.<br />

»Daumen nach oben«, meinte Felix treffend.<br />

Claudia Bretschnei<strong>de</strong>r und Frank Schirmer,<br />

Heilpädagogische Tagesgruppe Winsen/Luhe


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En<strong>de</strong> November letzten Jahres war es soweit: die schon<br />

länger geplante Außenwohngruppe Mozartstr. 25 konnte<br />

in ihr frisch umgebautes Haus einziehen. Beson<strong>de</strong>rs aufregend<br />

gestaltete sich das Leben <strong>de</strong>r zukünftigen AWG-<br />

Bewohner, als sie von ihrem Glück erfuhren. Um eine zu<br />

lange Zeit <strong>de</strong>s Wartens zu vermei<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> im Rahmen<br />

einer Bewohnerversammlung erst kurz vor <strong>de</strong>m Einzug allen<br />

Bewohnerinnen und Bewohnern die Neuigkeit mitgeteilt.<br />

Glücklich im neuen Zuhause:<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

Außenwohngruppe in Berlin-Lichtenra<strong>de</strong> ist eingezogen<br />

Die AWGler sind froh über ihr neues Zuhause<br />

Regelmäßig begutachteten sie dann die Umbaumaßnahmen.<br />

Die Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Räume wur<strong>de</strong>n mit Begeisterung<br />

aber auch Ungeduld aufgenommen. Etwas später<br />

als gedacht zog dann die bisherige Wohngruppe III<br />

(Wohnheim Mozartstr. 21–22) in ihr neues Zuhause ein.<br />

Witterungsbedingt konnten jedoch noch nicht alle Außenarbeiten<br />

abgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Daher wird im Frühjahr<br />

<strong>2010</strong> mit <strong>de</strong>n Arbeiten für die Außenanlagen und <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong>ngestaltung<br />

begonnen.<br />

Parallel mit <strong>de</strong>m Baubeginn hier, wur<strong>de</strong>n die früheren<br />

Räume <strong>de</strong>r Gruppe umgebaut. Aus einem Doppelzimmer<br />

entstan<strong>de</strong>n zwei Einzelzimmer und ein Bad wur<strong>de</strong> erneuert.<br />

Dies erfor<strong>de</strong>rte zum einem <strong>de</strong>n Rückbau <strong>de</strong>s alten<br />

Duschba<strong>de</strong>s, verschie<strong>de</strong>ne Wanddurchbrüche und Neubau<br />

von Wän<strong>de</strong>n. Aus Zeitgrün<strong>de</strong>n so parallel zu verfahren, erfor<strong>de</strong>rte<br />

einen immens hohen logistischen Aufwand und<br />

trotz <strong>de</strong>r starken (insbeson<strong>de</strong>re Lärm) Beeinträchtigungen,<br />

konnte mit viel Geduld und Engagement <strong>de</strong>r Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Aus- und Einzug gestaltet wer<strong>de</strong>n.<br />

Mittlerweile ist es eine Freu<strong>de</strong> zu beobachten, wie begeis-<br />

Der Tisch wird ge<strong>de</strong>ckt für die gemeinsame Mahlzeit<br />

29


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 30<br />

Auch das gehört zur Selbstständigkeit: Die Wäschetonne ist gefüllt,<br />

die Waschmaschine wartet<br />

tert und voller Staunen die AWG-Bewohner ihr neues Zuhause<br />

ent<strong>de</strong>ckt, erobert und angenommen haben.<br />

Aber auch unsere neue Gruppe in <strong>de</strong>r Mozartstr. 21–22 hat<br />

sich mit Leben gefüllt. Sieben überwiegend junge Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>de</strong>rung, Autismus und Verhaltensproblemen<br />

sind in ihrem neuen Zuhause angekommen.<br />

Durch die Erweiterung unserer Arbeit in Lichtenra<strong>de</strong> leben<br />

nun insgesamt 46 Menschen im Alter von 17 bis 81 Jahren<br />

in <strong>de</strong>r Mozartstr. 21–22 und in <strong>de</strong>r Außenwohngruppe Mozartstr.<br />

25.<br />

30<br />

Bettina Wohland, Einrichtungsleitung<br />

© Foto: digital agent (www.flickr.com)<br />

Die herrlichste Frucht…<br />

… <strong>de</strong>r stillen Stun<strong>de</strong> ist die Übung<br />

im Bleiben in <strong>de</strong>r ununterbrochenen Gegenwart<br />

Gottes und das immer währen<strong>de</strong> Gebet,<br />

auch während <strong>de</strong>r übrigen Tages zeiten und aller<br />

möglichen Beschäftigungen.<br />

Eva von Tiele-Winckler<br />

(aus »Die stille Stun<strong>de</strong>«)


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 31<br />

Die »erleuchteten Augen <strong>de</strong>s Herzens<br />

– <strong>de</strong>r ehemalige Bischof von<br />

Aachen, Klaus Hemmerle, nannte sie<br />

die »Osteraugen«: »Ich wünsche uns<br />

Osteraugen, die im Tod bis zum Leben,<br />

in <strong>de</strong>r Schuld bis zur Vergebung,<br />

in <strong>de</strong>r Trennung bis zur Einheit,<br />

in <strong>de</strong>n Wun<strong>de</strong>n bis zur Herrlichkeit,<br />

im Menschen bis zu Gott, in<br />

Gott bis zum Menschen, im Ich bis<br />

zum Du zu sehen vermögen. Und dazu<br />

alle österliche Kraft!« Osteraugen<br />

sind wie eine offene Tür zum Himmel;<br />

sie lassen uns die Welt und uns<br />

selbst sehen, wie wir sein können; sie<br />

lassen uns die Hoffnung sehen, zu<br />

<strong>de</strong>r wir berufen sind.<br />

Solche »erleuchteten Augen <strong>de</strong>s Herzens«<br />

können wir uns nicht selbst<br />

machen o<strong>de</strong>r geben – Gott ist es, <strong>de</strong>r<br />

uns die Augen öffnet. Doch wir können<br />

ihm – so glaube ich – dabei hel-<br />

Monatsspruch<br />

April <strong>2010</strong><br />

Gott gebe euch erleuchtete Augen <strong>de</strong>s Herzens, damit ihr erkennt,<br />

zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid. (Epheser 1, 18)<br />

© Foto: AKS-Fotalia, image 1/<strong>2010</strong><br />

fen. In<strong>de</strong>m wir sowohl die rosarote<br />

Brille absetzen, als auch das<br />

Schwarzsehen abgewöhnen, son<strong>de</strong>rn<br />

mit offenen, realistischen Augen<br />

durch die Welt gehen – mit <strong>de</strong>n realistischen<br />

Augen <strong>de</strong>s Glaubens. Augen,<br />

die sehen, wie Gott uns liebt und<br />

die erkennen, welches Leben er sich<br />

für uns wünscht und die wahrnehmen,<br />

wozu wir – voller Hoffnung –<br />

fähig sind.<br />

Mit <strong>de</strong>n »erleuchteten Augen <strong>de</strong>s<br />

Herzens« wer<strong>de</strong>n wir für unsere Mitmenschen<br />

nicht zur Tür zum Himmel<br />

– das ist <strong>de</strong>r gekreuzigte und auferstan<strong>de</strong>ne<br />

Herr – doch wir können<br />

erfüllt von Osterhoffnung und österlicher<br />

Kraft für sie ein Fenster zum<br />

Himmel sein.<br />

Michael Tillmann, image 1/<strong>2010</strong><br />

31


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 32<br />

Heute ist es wie<strong>de</strong>r soweit. Die Bewohnerinnen und Bewohner<br />

aus <strong>de</strong>r Mozartstr. 21/22 in Berlin-Lichtenra<strong>de</strong><br />

sind eingela<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>m Gruppenangebot »Erlebnisoase«<br />

im Snoezelraum teilzunehmen. Der Raum ist klein und<br />

gemütlich und die Teilnehmen<strong>de</strong>n haben ihren festen<br />

Platz: auf einem Stuhl, sitzend o<strong>de</strong>r liegend auf <strong>de</strong>m Wasserbett<br />

o<strong>de</strong>r im Rollstuhl. Der Vorhang wird zugezogen<br />

und es ist gemütlich wie in einer kleinen Höhle. Die Körpertambura<br />

und die Klangschalen sind auf einem kleinen<br />

Tisch aufgebaut. Gleich geht’s los, es herrscht aufgeregte<br />

Vorfreu<strong>de</strong>. Hier geht es nicht um Leistung, son<strong>de</strong>rn um<br />

Geschehen lassen, nach <strong>de</strong>m Motto, du musst nichts tun,<br />

genieße das Hier und Jetzt, sei du. Mit einem Schlegel<br />

schlage ich einige Male die große Beckenschale mit <strong>de</strong>m<br />

tiefen Ton an. Es wird immer ruhiger im Raum, die meisten<br />

haben die Augen geschlossen, wir befin<strong>de</strong>n uns miteinan<strong>de</strong>r<br />

im Einklang.<br />

Zur Einstimmung spiele ich zunächst auf <strong>de</strong>r Körpertambura,<br />

einem Saiteninstrument. Beim Spielen entstehen<br />

Obertöne, diese erzeugen einen wohltuen<strong>de</strong>n gleich bleiben<strong>de</strong>n<br />

Klangteppich im Raum. Nach einigen Minuten been<strong>de</strong><br />

ich das Spiel, die letzten Töne liegen in <strong>de</strong>r Luft und<br />

dann... die Stille. Dieser kurze beson<strong>de</strong>re Moment ist für<br />

alle spürbar. Nun beginne ich die Klangschalen zu spielen.<br />

Die verschie<strong>de</strong>n großen Schalen mit hohen und tiefen Tönen<br />

gehen in Resonanz mit <strong>de</strong>n einzelnen Körperbereichen.<br />

Der Klang wird körperlich erfahrbar und durch dieses<br />

intensive Spüren <strong>de</strong>s Körpers kann sich das Körperbewusstsein<br />

verän<strong>de</strong>rn. Die Herz- und Atemfrequenz wer<strong>de</strong>n<br />

gleichmäßiger, Spannungen bauen sich ab. Die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

fühlen sich wohl und sind eingehüllt von Klang.<br />

Sie lauschen fasziniert <strong>de</strong>m »Gesang« <strong>de</strong>r Klangschalen.<br />

32<br />

Im Ein-Klang mit <strong>de</strong>r Stille –<br />

die »Erlebnisoase« <strong>de</strong>s Tiele-Winckler-Hauses<br />

Die Tambura »webt« einen gleichmäßigen Klangteppich<br />

Foto © www.flickr.com<br />

Je<strong>de</strong>r Ton ist an<strong>de</strong>rs, beson<strong>de</strong>rs, einzigartig. Wann kommt<br />

ein neuer Ton dazu? Wie lange klingt die Schale? Wie lange<br />

ist <strong>de</strong>r Klang zu hören? Vor <strong>de</strong>m erneuten Anschlagen<br />

wird die Stille erlebbar. Das Erfahren diese Stille als nachhaltige<br />

Berührung ist etwas Beson<strong>de</strong>res. Der aufmerksam<br />

Lauschen<strong>de</strong> wird hier von sich heraus ganz still und kann<br />

nun die Aufmerksamkeit auf sich selbst lenken, von außen<br />

nach innen.<br />

Wahrnehmung über Gehör und Körper<br />

Nun mache ich eine Run<strong>de</strong> und stelle je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r mag, eine<br />

Klangschale auf die Hand o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Bauch. Der<br />

Klang wird über das Gehör und über <strong>de</strong>n Körper wahrge-


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 33<br />

nommen. Die Klangwellen<br />

erreichen je<strong>de</strong> Zelle<br />

<strong>de</strong>s Körpers und harmonisieren<br />

ihn. Herr W. auf<br />

<strong>de</strong>m Wasserbett bleibt<br />

ganz ruhig liegen, als ich<br />

die Schale auf seinen<br />

Bauch stelle und anschlage.<br />

Er lacht. «Mach<br />

nochmal«, for<strong>de</strong>rt er mich<br />

auf. »Wie fühlt sich das<br />

an?«, frage ich ihn<br />

»Schön« ist seine Antwort.<br />

In <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Übung<br />

können die Anwesen<strong>de</strong>n<br />

nun auch die Schwingungen<br />

<strong>de</strong>r Klänge beobachten.<br />

Dazu fülle ich eine<br />

Schale mit Wasser und<br />

schlage diese an. Je stärker<br />

die Schale angeschlagen wird, <strong>de</strong>sto heftiger sind die<br />

Bewegungen <strong>de</strong>s Wassers, es vibriert und fängt an zu spritzen.<br />

Wer mag, taucht eine Hand in das Wasser, Frau S. ist<br />

Klang wird körperlich erfahrbar<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

begeistert, »das kitzelt«<br />

ruft sie.<br />

Zum Abschluss experimentieren<br />

die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

selbst mit <strong>de</strong>n<br />

Schalen und bringen sie<br />

zum Klingen. Diese<br />

Selbsterfahrung macht<br />

Freu<strong>de</strong>, stärkt die Konzentration<br />

und das Selbstwertgefühl.<br />

Eine Stun<strong>de</strong> voller eindrucksvollerSinneserfahrungen<br />

neigt sich <strong>de</strong>m En<strong>de</strong><br />

zu. Ausgeglichen und<br />

zufrie<strong>de</strong>n verlassen alle<br />

<strong>de</strong>n Snoezelraum und gehen<br />

mit einem Lächeln<br />

auf <strong>de</strong>m Gesicht zurück in<br />

ihre Wohngruppen.<br />

Andrea Jäger<br />

(Heilpädagogin, ausgebil<strong>de</strong>t in Klangmassage)<br />

33


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 34<br />

Wechsel an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r Siegener Erziehungsberatungsstelle –<br />

»Bewährtes erhalten und neue Impulse setzen«<br />

Seit Anfang <strong>de</strong>s Jahres hat die Beratungsstelle für Kin<strong>de</strong>r,<br />

Jugendliche und Eltern, die von <strong>de</strong>r Evangelischen Jugendhilfe<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> für die Stadt Siegen unterhalten<br />

wird, einen neuen Leiter. Diplom-Psychologe Eckhard<br />

Reichenau hat die Nachfolge von Jürgen Hollaen<strong>de</strong>r angetreten,<br />

<strong>de</strong>r 25 Jahre lang die Beratungsstelle leitete und<br />

nun in <strong>de</strong>n Ruhestand wechselte. Eckhard Reichenau<br />

stammt aus Neunkirchen und war zuvor Pädagogischer<br />

Leiter in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung. »Die<br />

Beratungstätigkeit als solche hat mich sehr gereizt«, erläutert<br />

Reichenau einen seiner Beweggrün<strong>de</strong> in die Ein-<br />

Reibungslose Übergabe: Nachfolger Eckhard Reichenau (sitzend)<br />

mit Vorgänger Jürgen Hollaen<strong>de</strong>r<br />

34<br />

richtung an <strong>de</strong>r Friedrichstraße zu wechseln. Außer<strong>de</strong>m arbeitet<br />

er sehr gern mit Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen – und<br />

dies nicht nur beruflich, son<strong>de</strong>rn auch ehrenamtlich im<br />

CVJM. Bewährtes erhalten, aber auch neue Impulse setzen<br />

ist die Maxime, mit <strong>de</strong>r er seine Tätigkeit aufgenommen<br />

hat. Und so steht die Analyse <strong>de</strong>s bisherigen Angebots <strong>de</strong>r<br />

Beratungsstelle erst einmal im Vor<strong>de</strong>rgrund. Vorstellen<br />

kann sich <strong>de</strong>r 35-Jährige aber beispielsweise ein neues<br />

Gruppenangebot für Kin<strong>de</strong>r im Grundschulalter zu etablieren,<br />

bei <strong>de</strong>m es verstärkt um das Erwerben sozialer<br />

Kompetenzen geht. »Nach meiner Beobachtung ist zum<br />

Beispiel Mobbing etwas, was in dieser Altersgruppe zunimmt«,<br />

so Reichenau.<br />

Regionalleiter Reinhard Wüst (mitte) verabschie<strong>de</strong>te Jürgen Hol -<br />

laen<strong>de</strong>r und wünschte seinem Nachfolger eine glückliche Hand


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 35<br />

»Jürgen Hollaen<strong>de</strong>r hat die Beratungsstelle<br />

gestaltet und geprägt«<br />

Hilfreich zur Seite steht <strong>de</strong>m neuen Beratungsstellenleiter<br />

ein eingespieltes fünfköpfiges Team, daneben konnte er<br />

von <strong>de</strong>n Erfahrungen seines Vorgängers profitieren, <strong>de</strong>r<br />

bei Bedarf bis En<strong>de</strong> Januar beratend zur Seite stand. »Jürgen<br />

Hollaen<strong>de</strong>r hat die Beratungsstelle durch seine Persönlichkeit<br />

und Fachlichkeit gestaltet und geprägt«, betont<br />

Reichenau, <strong>de</strong>r sich über <strong>de</strong>n kollegialen und reibungslosen<br />

Übergang freut. Beim endgültigen Abschied aus <strong>de</strong>r<br />

Beratungsstelle blickte Jürgen Hollaen<strong>de</strong>r noch einmal<br />

zurück. So habe sich in <strong>de</strong>n 25 Jahren die Arbeit von <strong>de</strong>r<br />

klassischen Erziehungsberatung, die es natürlich nach wie<br />

vor gebe, hin zu speziellen Gruppenangeboten gewan<strong>de</strong>lt.<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren seien außer<strong>de</strong>m verbindliche Kooperationen<br />

mit <strong>de</strong>n neu entstan<strong>de</strong>nen Familienzentren dazu<br />

gekommen, um vor Ort und vor allem präventiv helfen zu<br />

können. Auch die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Familiengericht<br />

mit Blick auf Umgangs- und Sorgerechtsregelungen<br />

sei stetig gewachsen.<br />

Gewachsen ist auch die Zahl <strong>de</strong>r Klienten. Aus anfangs<br />

rund 400 Neuaufnahmen im Jahr, sind nun rund 700 gewor<strong>de</strong>n.<br />

Dabei hat Hollaen<strong>de</strong>r eine zunehmen<strong>de</strong> Offenheit<br />

<strong>de</strong>r Klienten festgestellt, wenn es darum geht, Persönliches<br />

preiszugeben. »Vor allem die Ehrlichkeit und Offenheit<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Beratungsgesprächen habe ich immer<br />

bewun<strong>de</strong>rt«, sagt Hollaen<strong>de</strong>r rückblickend. Dank für seine<br />

langjährige und zuverlässige Leitungstätigkeit erhielt<br />

Hollaen<strong>de</strong>r von Reinhard Wüst, Regionalleiter <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>, <strong>de</strong>r zugleich Nachfolger<br />

Eckhard Reichenau eine glückliche Hand für seine<br />

neue Aufgabe wünschte. (hs)<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

Jesus kam nicht,<br />

um das Lei<strong>de</strong>n weg zunehmen,<br />

son<strong>de</strong>rn um es mit seiner<br />

Gegenwart zu erfüllen.<br />

Paul Clau<strong>de</strong>l<br />

© Foto: Tillmann, image 1/<strong>2010</strong><br />

35


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 36<br />

Serie: »Unsere Arbeitsfel<strong>de</strong>r« – Soziale Gruppenarbeit an <strong>de</strong>n<br />

offenen Ganztagsgrundschulen<br />

im Landkreis Altenkirchen<br />

Der Begriff <strong>de</strong>r »Sozialen Gruppenarbeit« beschreibt eine<br />

ambulante erzieherische Jugendhilfemaßnahme nach § 29<br />

KJHG (Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfegesetz). Es ist ein präventives,<br />

freiwilliges und ausdifferenziertes Angebot für<br />

Grundschulkin<strong>de</strong>r zum sozialen Lernen in <strong>de</strong>r Gruppe.<br />

Erlebnisorientierte Angebote sind unter an<strong>de</strong>rem Bestandteil <strong>de</strong>r<br />

Sozialen Gruppenarbeit (Symbolfoto)<br />

Soziale Gruppenarbeit berücksichtigt die in <strong>de</strong>r Familie,<br />

Schule und im sozialen Umfeld vorhan<strong>de</strong>nen Ressourcen.<br />

Das gesprächs- und erlebnisorientierte Konzept ist an <strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>rn orientiert, die in sozialen und/o<strong>de</strong>r emotionalen<br />

Bereichen benachteiligt sind und dadurch problematische<br />

Verhaltensweisen zeigen, die zu Konflikten mit ihrer Umgebung<br />

führen.<br />

36<br />

Zurzeit betreuen wir an 3 Ganztagsgrundschulen im Kreis<br />

Altenkirchen Kin<strong>de</strong>r im Alter von 6–11 Jahren. Die Kin<strong>de</strong>r<br />

besuchen Montag bis Donnerstag bzw. Freitag in <strong>de</strong>r<br />

Zeit von 12.00 bis 16.00 Uhr das Angebot <strong>de</strong>r Sozialen<br />

Gruppenarbeit in <strong>de</strong>n zur Verfügung gestellten Räumen<br />

<strong>de</strong>r Schulen.<br />

En<strong>de</strong> 2005 ist die Christopherus-Grundschule in Betzdorf<br />

als erste Schule mit <strong>de</strong>m Projekt gestartet. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

positiven Entwicklung kam im Jahr 2007 die Raiffeisen-<br />

Grundschule Hamm/Sieg und im Jahr 2009 die Martin-Luther-Grundschule<br />

Nie<strong>de</strong>rschel<strong>de</strong>rhütte dazu.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Der Vorschlag zur Teilnahme an <strong>de</strong>r Gruppe erfolgt durch<br />

die Schulleitung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Jugendamt. Die in Frage kommen<strong>de</strong>n<br />

Familien wer<strong>de</strong>n seitens <strong>de</strong>r Schulen auf das Angebot<br />

hingewiesen, die Maßnahme muss beantragt und<br />

vom Jugendamt bewilligt wer<strong>de</strong>n. Der Bewilligungszeitraum<br />

für ein Kind ist zurzeit auf ein halbes Jahr befristet.<br />

Im so genannten Hilfeplangespräch wird mit allen Beteiligten<br />

die Dauer <strong>de</strong>r Fortführung o<strong>de</strong>r über eine Beendigung<br />

<strong>de</strong>r Hilfe entschie<strong>de</strong>n. Das Gruppenangebot ist für<br />

Jungen und Mädchen gleichermaßen konzipiert, maximal<br />

8 Kin<strong>de</strong>r sind gleichzeitig in <strong>de</strong>r Gruppe.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil <strong>de</strong>r Sozialen Gruppenarbeit<br />

ist die Arbeit mit <strong>de</strong>n Eltern. Durch wöchentliche Kontakte<br />

und gemeinsame Veranstaltungen sollen die Eltern für<br />

die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r sensibilisiert wer<strong>de</strong>n.


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 37<br />

Inhalte und Metho<strong>de</strong>n<br />

Die Gruppe beginnt mit einem gemeinsamen Mittagessen.<br />

Anschließend erledigen die Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Kleingruppe,<br />

nach <strong>de</strong>n vorgegebenen Zeiten <strong>de</strong>r Schule, ihre Hausaufgaben.<br />

Nach <strong>de</strong>n Hausaufgaben fin<strong>de</strong>n von 15:00 bis 16:00<br />

Uhr Aktivitäten wie: Kreatives Gestalten, Soziales Kompetenztraining<br />

und Erlebnispädagogische Spiele statt.<br />

Methodisch arbeiten wir nach folgen<strong>de</strong>n Prinzipien:<br />

Zielorientiert (Aufbau von Selbstbewusstsein,<br />

Kin<strong>de</strong>r positiv stärken)<br />

Teilnehmerorientiert (flexible Gestaltung <strong>de</strong>s Programms<br />

und <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n)<br />

Handlungsorientiert (z. B. pädagogische Rollenspiele,<br />

Wahrnehmungsspiele u.a.)<br />

Alltagsorientiert (malen und erzählen <strong>de</strong>r eigenen<br />

Situation)<br />

Erfahrungsorientiert (lebensweltliche Erfahrungen <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r aufgreifen)<br />

Prozessorientiert (aktuelle Situationen und Entwicklungen<br />

aufgreifen)<br />

Aktuelle Entwicklungen<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r im Projekt gemachten Erfahrungen, haben<br />

wir im letzten Jahr nach Absprache mit <strong>de</strong>n Schulleitungen<br />

und <strong>de</strong>m Jugendamt Verän<strong>de</strong>rungen vorgenommen. Durch<br />

einen festen Mitarbeiter je Schule kann auch <strong>de</strong>r Vormittagsbereich<br />

effizienter mit eingebun<strong>de</strong>n und die Zeit zur<br />

Hospitation, Einzelfallhilfe und für Präventionsangebote<br />

© www.flickr.com<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

Familien zu stärken ist eines <strong>de</strong>r Ziele.<br />

Foto: Baumskulptur in Taughmonagh, Nordirland<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r Elternarbeit, spielt nun auch<br />

die Beratung und Reflexion für das Lehrpersonal eine<br />

große Rolle. Die Rahmenbedingungen <strong>de</strong>r SGA sind aufgrund<br />

<strong>de</strong>r positiven Entwicklung mittlerweile soweit<br />

geöffnet, dass sich die Arbeit inhaltlich <strong>de</strong>r Schulsozialarbeit<br />

annähert.<br />

Klaus Schmidt (SGA-Schule Betzdorf)<br />

Stefanie Weber (SGA-Schule Hamm)<br />

Martin Zickel (SGA-Schule Nie<strong>de</strong>rschel<strong>de</strong>rhütte)<br />

37


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 38<br />

38<br />

Gerhard Janke in einer Feierstun<strong>de</strong> verabschie<strong>de</strong>t –<br />

Mit <strong>de</strong>m »Gol<strong>de</strong>nen <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>stern« ausgezeichnet<br />

Pfr. Leonhard Gronbach zeichnete noch einmal <strong>de</strong>n berufliche Wer<strong>de</strong>gang<br />

Gerhard Jankes nach<br />

»Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier<br />

zusammen kamen?« – Gerhard Janke hätte Schillers Zeilen<br />

sicher zuzuordnen gewusst – und es kamen viele, um<br />

<strong>de</strong>n langjährigen Leiter <strong>de</strong>r Erziehungs- und Jugendberatungsstelle<br />

sowie <strong>de</strong>r Psychosozialen Beratungs- und ambulanten<br />

Behandlungsstelle für Suchtgefähr<strong>de</strong>te und<br />

Suchtkranke im Hohenlohekreis zu verabschie<strong>de</strong>n. Regionalleiter<br />

Jürgen Grajer führte durchs Programm einer bunten<br />

und kurzweiligen Veranstaltung am 18. Dezember<br />

2009 und wohlmeinen<strong>de</strong> Gruß- und Abschiedsworte<br />

wechselten sich mit gelungenen Beiträgen <strong>de</strong>r Weggefährten<br />

und Mitarbeiten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Evangelischen Jugendhilfe<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> ab.<br />

In seiner Begrüßungsre<strong>de</strong> zeigte Pfr. Leonhard Gronbach,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Evang. Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />

GmbH, die Meilensteine <strong>de</strong>r beruflichen Laufbahn von<br />

Gerhard Janke im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> auf. Mit 33 Jahren Dienstzeit<br />

war Herr Janke ein Mitarbeiter <strong>de</strong>r »ersten Stun<strong>de</strong>« <strong>de</strong>s<br />

Cappelrain Öhringen. Ab Herbst 1976 baute er maßgeblich<br />

die Erziehungs- und Jugendberatungsstelle <strong>de</strong>s Hohenlohekreises<br />

mit auf. Über 26 Jahre prägte er nicht nur die Arbeit<br />

<strong>de</strong>r Erziehungs- und Jugendberatungsstelle, son<strong>de</strong>rn<br />

ab 2004 auch <strong>de</strong>r Psychosozialen Beratungs- und ambulanten<br />

Behandlungsstelle für Suchtgefähr<strong>de</strong>te und Suchtkranke<br />

im Hohenlohekreis. Sein wichtigstes Anliegen war<br />

es, allen Bevölkerungsschichten <strong>de</strong>n Zugang zur Beratung<br />

zu ermöglichen und immer einen partnerschaftlichen und<br />

respektvollen Umgang mit <strong>de</strong>n Ratsuchen<strong>de</strong>n zu pflegen.<br />

Neben <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>r Beratungsstellen war er seit 2001<br />

zu<strong>de</strong>m als Koordinator für Qualitätsmanagement in <strong>de</strong>r<br />

Region Süd tätig.


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:12 Seite 39<br />

Geschätzter Kooperationspartner<br />

Dass Gerhard Janke je<strong>de</strong>rzeit ein geschätzter Kooperationspartner<br />

sowohl für <strong>de</strong>n Landkreis wie auch für die Vertreter<br />

<strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong>n war, spiegelten die weiteren<br />

Wortbeiträge wi<strong>de</strong>r. Viel zusätzliches Lob und Dank über<br />

die besonnene, qualifizierte, verbindliche und kooperative<br />

Arbeitsweise enthielten die Grußworte von Hans-Günter<br />

Lang (Erster Lan<strong>de</strong>sbeamter und stv. Landrat <strong>de</strong>s Hohenlohekreises),<br />

Dekan Joachim Stier (Evang. Dekanat Öhringen)<br />

sowie von Dr. Antje Haak-Erdmann, Geschäftsführerin<br />

<strong>de</strong>r Regionalen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsför<strong>de</strong>rung<br />

(RAG). Als Dank für Gerhard Jankes<br />

langjährige, beson<strong>de</strong>re Verdienste im <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> zeichnete<br />

ihn Oberin Sr. Christine Killies mit <strong>de</strong>m »Gol<strong>de</strong>nen<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>stern« aus.<br />

Das ehemalige Kollegium revanchierte sich mit kunstvollstem<br />

Unterhaltungsprogramm, das –zunächst eher<br />

Die Kolleginnen und Kollegen hatten<br />

einige Auftritts-Überraschungen parat,<br />

hier als »Blues Brothers« (und<br />

Sisters)<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

fachlich gehalten – ein kleines Theaterstück enthielt, später<br />

dann um einen Musikbeitrag ergänzt wur<strong>de</strong>. Der Leitungskreis<br />

ließ sich auch nicht zweimal bitten und verabschie<strong>de</strong>te<br />

das ehemalige Mitglied (»tschüss Gerhard Janke…«)<br />

gera<strong>de</strong>zu zünftig.<br />

Für <strong>de</strong>n Liebhaber klassischer Musik umrahmten zu<strong>de</strong>m<br />

vier junge Damen <strong>de</strong>r Jugendmusikschule Öhringen die<br />

Abschiedsfeier mit Werken von Mozart, Bach und Telemann<br />

musikalisch.<br />

Die Abschiedsworte von Gerhard Janke erinnerten mit Beschei<strong>de</strong>nheit<br />

und Dankbarkeit an ein erfülltes und beziehungsreiches<br />

Arbeitsleben. Zum Leitmotiv seines Han<strong>de</strong>lns<br />

wur<strong>de</strong> ihm sein Konfirmationsspruch »Dienet <strong>de</strong>m<br />

Herrn mit Freu<strong>de</strong>n.« (Ps. 100, 2) in Verbindung mit: »Was<br />

ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brü<strong>de</strong>rn,<br />

das habt ihr mir getan.« (Matth. 25, 40).<br />

Jürgen Grajer, Regionalleiter Region Süd<br />

39


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 40<br />

Gerhard Janke und seine Ehefrau, zusammen<br />

mit Geschäftsführung und kaufm. Leitung<br />

<strong>de</strong>r Evang. Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />

GmbH<br />

40<br />

Regionalleiter Jürgen Grajer dankte für die<br />

langjährige, gute Zusammenarbeit


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 41<br />

© Foto: michelle mp (www.flickr.com)<br />

Wichtige Regeln für die stille Stun<strong>de</strong><br />

Sei unbedingt aufrichtig gegen dich<br />

selbst, und stelle dich in das volle Licht<br />

Gottes. Dul<strong>de</strong> keine erkannte Sün<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>inem Leben. Übergib <strong>de</strong>inen Willen<br />

Gott in völligem Gehorsam und be -<br />

dingungsloser Unterwerfung! Sei im<br />

Frie<strong>de</strong>n mit allen Menschen! Liebe alle,<br />

auch <strong>de</strong>ine Fein<strong>de</strong>! Vergib und lass dir vergeben!<br />

Dul<strong>de</strong> keine Bitterkeit und kein<br />

Nachtragen in <strong>de</strong>inem Herzen! Enthalte<br />

dich aller Zerstreuung, und verzichte auf<br />

alles, was dich hin<strong>de</strong>rt und unfähig<br />

macht, Gott zu begegnen und seinen<br />

Willen zu tun!<br />

Je treuer du mit <strong>de</strong>iner stillen Stun<strong>de</strong><br />

bist, <strong>de</strong>sto lieber und unentbehrlicher<br />

wird sie dir wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto größer wird <strong>de</strong>r<br />

Segen sein, <strong>de</strong>r aus ihr in <strong>de</strong>in Leben<br />

quillt.<br />

Eva von Tiele-Winckler (aus »Die stille Stun<strong>de</strong>«)


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 42<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Oktober 2009 leitet Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier<br />

sowohl die Erziehungs- und Jugendberatungsstelle<br />

als auch die Psychosoziale Beratungsstelle (Suchtberatung),<br />

die bei<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Hohenlohekreis von <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> GmbH unterhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Wirkliches Neuland betrat die Bretzfel<strong>de</strong>rin damit allerdings<br />

nicht. Seit 2001 war sie bereits in leiten<strong>de</strong>r<br />

Funktion für die Einrichtungen <strong>de</strong>r Evangelischen Jugendhilfe<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> GmbH im Hohenlohekreis tätig, in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Aufgabenbereichen arbeitet sie seit 1992<br />

für <strong>de</strong>ren sozial-diakonische Arbeitsfel<strong>de</strong>r. Neu ist allerdings<br />

die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n vielen Ehrenamtlichen<br />

in <strong>de</strong>n Selbsthilfegruppen <strong>de</strong>r Suchtberatung: »Ich bewun<strong>de</strong>re<br />

sehr, mit welch großem Engagement und Herzblut<br />

die ehrenamtlich Tätigen ihre Gruppenleitungen<br />

wahrnehmen.« Dabei bringen manche auch Erfahrungen<br />

aus <strong>de</strong>r eigenen Vita mit ein, um Menschen mit Suchtproblemen<br />

adäquat helfen zu können.<br />

Ihre Zusatzqualifikation als systemische Familientherapeutin<br />

ist bei einem in Kürze starten<strong>de</strong>n Projekt im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sprogramms STÄRKE für Hedwig Kuhn-<br />

Stau<strong>de</strong>nmaier von Vorteil: »Wir wollen hier speziell Eltern<br />

mit Suchtproblemen helfen, trotz<strong>de</strong>m gute Eltern zu sein<br />

und sie in ihrer Erziehungsverantwortung stärken.« Dieser<br />

Elternkurs wird an sechs Vormittagen zu verschie<strong>de</strong>nen<br />

Themen stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Eine inhaltliche und personelle Erweiterung <strong>de</strong>r Erziehungs-<br />

und Jugendberatungsstelle ab <strong>de</strong>m 1. Juli kündigt<br />

Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier ebenfalls an. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

so genannten »Frühen Hilfen« und in enger Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>m Jugendamt <strong>de</strong>s Hohenlohekreises ist <strong>de</strong>r Einsatz<br />

von Familienbegleitern geplant. »Diese neue Arbeit hat<br />

präventiven Charakter«, erläutert Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier. Im-<br />

42<br />

Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier neue Beratungsstellen-Leiterin –<br />

Zusätzliche Angebote angekündigt<br />

mer dann, wenn es Anhaltspunkte für Problemlagen in Familien<br />

gibt, die von Familienmitglie<strong>de</strong>rn selbst o<strong>de</strong>r zum<br />

Beispiel von Erzieherinnen in Kin<strong>de</strong>rgärten signalisiert<br />

wer<strong>de</strong>n, suchen die Familienbegleiter diese Familien auf,<br />

um frühzeitig Hilfen anbieten zu können, ehe es eventuell<br />

zu weitreichen<strong>de</strong>n Maßnahmen <strong>de</strong>r Jugendhilfe kommen<br />

muss.<br />

Wichtige Anliegen ihres Vorgängers gelten<br />

uneingeschränkt weiter<br />

Dass <strong>de</strong>r Übergang in diese neuen Leitungsfunktionen relativ<br />

leicht fiel, verdankt Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier zum<br />

einen <strong>de</strong>n eingespielten Teams, zum an<strong>de</strong>rn aber auch <strong>de</strong>r<br />

profun<strong>de</strong>n Arbeit ihres Vorgängers Gerhard Janke. Seine<br />

wichtigen Anliegen, nämlich allen Bevölkerungsschichten<br />

<strong>de</strong>n Zugang zur Beratung zu ermöglichen und immer einen<br />

partnerschaftlichen und respektvollen Umgang mit <strong>de</strong>n<br />

Ratsuchen<strong>de</strong>n zu pflegen, gelten auch nach nunmehr rund<br />

30 Jahren uneingeschränkt weiter. (hs)<br />

Nachfolgerin und Vorgänger: Hedwig Kuhn-Stau<strong>de</strong>nmaier im Gespräch<br />

mit Gerhard Janke


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 43<br />

Mit Kin<strong>de</strong>rn über Kin<strong>de</strong>rrechte re<strong>de</strong>n –<br />

Vor einem Jahr haben wir bereits über die Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

EU-Richtlinie »Inklusion durch Enkulturation« (VisioN) im<br />

Landkreis Harburg berichtet, an <strong>de</strong>r sich die Einrichtung<br />

Tostedt <strong>de</strong>r Evang. Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> beteiligt. Die<br />

Gesamtverantwortung für die Umsetzung liegt bei Barbara<br />

Stiels, Jugendamtsleiterin <strong>de</strong>s Landkreises Harburg, die für<br />

»Das <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong>« berichtet.<br />

Ich bedanke mich für die Möglichkeit, einen Bericht in <strong>de</strong>r<br />

Hauszeitschrift <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>nhortes veröffentlichen zu dürfen.<br />

Die beson<strong>de</strong>re Chance dieses Projektes liegt darin, dass sie<br />

es ermöglicht, im Rahmen <strong>de</strong>r Ju gendberufshilfe mit In-<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

Großgruppendiskussion im Projekt VisioN<br />

Barbara Stiels ist Jugendamtsleiterin im Landkreis Harburg<br />

stitutionen bereits ab <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>rgartenalter zu <strong>de</strong>n UN-<br />

Kin<strong>de</strong>rrechten arbeiten zu können. Da auch <strong>de</strong>r Vernetzungsgedanke<br />

eine wesentliche Rolle spielt, freue ich<br />

mich, dass sich die Einrichtung in Tostedt entschie<strong>de</strong>n hat,<br />

als beteiligte Institution an VisoN teilzunehmen. Ihre Teilnahme<br />

hat zum Ziel, mit <strong>de</strong>n Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r Einrichtung eine Verabredung zu <strong>de</strong>n UN-Kin<strong>de</strong>rrechten<br />

zu erarbeiten, die unterhalb <strong>de</strong>s Leitbil<strong>de</strong>s<br />

nachhaltig als Richtschnur in <strong>de</strong>r Einrichtung etabliert<br />

wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Nach drei Treffen mit <strong>de</strong>n Mitarbeiter/-innen <strong>de</strong>r Einrichtung<br />

ist die I<strong>de</strong>e entstan<strong>de</strong>n, die Kin <strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />

in <strong>de</strong>n Prozess einzubeziehen. Dies sollte mithilfe <strong>de</strong>r bereits<br />

bewähr ten Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Großgruppenarbeit geschehen.<br />

Ein erstes Treffen hat am 8. Februar <strong>2010</strong> stattgefun<strong>de</strong>n.<br />

25 Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche unterschiedlichen Alters<br />

waren anwesend. Sie kamen aus allen Leistungsbereichen<br />

Engagiert wur<strong>de</strong> am 8. Februar diskutiert<br />

(Symbolfoto www.flickr.com)<br />

43


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 44<br />

<strong>de</strong>r Einrichtung. Es war ein wirkliches Experiment mit<br />

nicht vorhersehbarem Ausgang. Zum einen sollte ein Zusammenarbeiten<br />

<strong>de</strong>r jungen Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit<br />

und <strong>de</strong>r Verschie<strong>de</strong>nheit ihrer Charaktere in<br />

diesem Prozess möglichst konfliktfrei gestaltet wer<strong>de</strong>n.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren sollten die UN-Kin<strong>de</strong>rrechte auch inhaltlich<br />

besprochen wer<strong>de</strong>n. Mit Herrn Wilfried Reifarth konnte<br />

ein Mo<strong>de</strong>rator gewonnen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r über jahrzehntelange<br />

Erfahrung in Großgruppenprozessen verfügt.<br />

Auszüge aus <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

Wir haben uns unter an<strong>de</strong>rem mit folgen<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rrechten<br />

beschäftigt:<br />

Alle Kin<strong>de</strong>r haben die gleichen Rechte.<br />

Kein Kind darf benachteiligt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen waren sich einig, dass es<br />

wichtig sei, dass alle Beteiligten bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s<br />

Gruppenlebens und <strong>de</strong>r Gruppenangebote gefragt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dabei wer <strong>de</strong>n alle Vorschläge gesammelt und dann abgestimmt,<br />

was gemacht wer<strong>de</strong>n soll. Sie be richteten, dass es<br />

hierfür in ihren Gruppen gut funktionieren<strong>de</strong> Strukturen<br />

gebe.<br />

Kin<strong>de</strong>r sollen ausreichend zu essen bekommen und nicht<br />

verwahrlosen. Sie haben das Recht, bei ihren Eltern zu<br />

leben. Leben die Eltern nicht zusammen, haben Kin<strong>de</strong>r<br />

das Recht, bei<strong>de</strong> Elternteile regelmäßig zu treffen.<br />

Das Jugendamt entschei<strong>de</strong>, welche Kin<strong>de</strong>r nicht mehr bei<br />

ihren Eltern leben könnten. Das Jugendamt müsse die Eltern<br />

unterstützen und beraten, damit die Kin<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r bei<br />

44<br />

Symbolfoto www.flickr.com<br />

ihnen leben könnten. Wenn Eltern z.B. Alkoholiker seien,<br />

brauchten sie Hilfe. Manchmal müssten Kin<strong>de</strong>r geschützt<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn die Eltern sich nicht um sie kümmerten. Ein<br />

Jugendlicher wies darauf hin, dass es wichtig sei, dass das<br />

dann auch geschehe, selbst wenn man es vielleicht nicht<br />

gut fän<strong>de</strong>, von <strong>de</strong>n Eltern getrennt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Kin<strong>de</strong>r haben das Recht, bei allen Fragen, die sie<br />

betreffen, sich zu informieren, mitzu bestimmen und<br />

zu sagen, was sie <strong>de</strong>nken.<br />

Ein Junge berichtete, dass es wichtig sei, dass Eltern immer<br />

wissen, wo ihre Kin<strong>de</strong>r sind. Das dürfe auch das Jugendamt<br />

nicht an<strong>de</strong>rs machen.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen berichteten, dass sie in <strong>de</strong>r<br />

Einrichtung und ihren jeweiligen Gruppen bei allen sie betreffen<strong>de</strong>n<br />

Fragen ausreichend informiert und gehört wür<strong>de</strong>n.<br />

Sie fin<strong>de</strong>n es wichtig, auch einen gewissen persönlichen<br />

Freiraum zu haben, sich z.B. mal ent schei<strong>de</strong>n zu können,<br />

länger weg zu bleiben.<br />

Kin<strong>de</strong>r haben das Recht, dass ihr Privatleben und ihre<br />

Wür<strong>de</strong> geachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die jungen Menschen berichteten, dass sie es schlimm fin<strong>de</strong>n,<br />

wenn ihre Privatsphäre gestört wird, in<strong>de</strong>m einfach jemand<br />

in ihr Zimmer kommt. Dies beträfe weniger die Erwachsenen,<br />

son<strong>de</strong>rn die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen untereinan<strong>de</strong>r.<br />

Sie wünschten sich, dass ihr Wunsch nach Ruhe<br />

und Rückzug respektiert wird. Wür<strong>de</strong> hat ihrer Meinung<br />

nach viel mit gegenseitigem Respekt zu tun. Dazu gehört<br />

es, sich nicht gegenseitig anzuschreien und auch Respekt<br />

vor Kleineren und Schwächeren zu haben. Sie stellten fest,<br />

dass sie ihre Wür<strong>de</strong> untereinan<strong>de</strong>r oft nicht achten, keinen


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 45<br />

Den Wunsch nach Ruhe und Rückzug zu respektieren – dies gehörte<br />

ebenfalls zum Thema <strong>de</strong>r Diskussion (Symbolfoto www.flickr.com)<br />

Respekt vorein an<strong>de</strong>r haben. So empfan<strong>de</strong>n es beson<strong>de</strong>rs<br />

die älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer in <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />

als respektlos, wenn die jüngeren Kin<strong>de</strong>r unruhig<br />

waren und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren nicht zugehört haben. Ein Teilnehmer<br />

gab zu be<strong>de</strong>nken, dass sie an<strong>de</strong>rerseits durch dieses<br />

Verhalten einiger Kin<strong>de</strong>r mehr über Respekt gelernt<br />

hätten, als wenn man das Thema nur abstrakt behan<strong>de</strong>lt<br />

hätte.<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

Es entstand eine angeregte Diskussion zur Frage, weshalb<br />

ein Mensch einen an<strong>de</strong>ren Men schen provoziert. Es wur<strong>de</strong><br />

vermutet, dass manche sich stark fühlen, wenn sie provozieren,<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nken, Angriff sei die beste Verteidigung.<br />

Manche Jüngere provozierten die Älteren, weil sie sich sicher<br />

fühlen, dass diese ihnen nichts tun dürften.<br />

Unser Fazit<br />

Wir können feststellen, dass die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />

mit ihren Ergebnissen, I<strong>de</strong>en und mitgeteilten Erkenntnissen<br />

ganz erheblich zum Gelingen unseres Vorhabens beigetragen<br />

haben, Regeln und Verabredungen für einen guten<br />

und gelingen<strong>de</strong>n Umgang in <strong>de</strong>r Ein richtung zu implementieren.<br />

Eine im Projekt »Vision« bereits häufig<br />

gemachte Erfahrung bestätigte sich auch dieses Mal: Es<br />

lohnt sich, die Betroffenen als Experten in eigener Sache<br />

anzusehen und zu befragen.<br />

Ich bedanke mich sehr bei <strong>de</strong>r Einrichtungsleitung und<br />

<strong>de</strong>n Erwachsenen <strong>de</strong>r Einrichtung, dass sie das Experiment<br />

mitgetragen und dafür gesorgt haben, dass die Teilnahme<br />

ermög licht wur<strong>de</strong>. Manche Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />

mussten doch relativ weite Fahrtwege auf sich nehmen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re aber bedanke ich mich bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Jugendlichen für ihre engagierte Mitarbeit, ihre guten<br />

I<strong>de</strong>en und Hinweise. Insbeson<strong>de</strong>re dafür, dass sie die Geduld<br />

aufge bracht haben, mit uns immerhin drei Stun<strong>de</strong>n<br />

lang am Thema gearbeitet zu haben.<br />

Barbara Stiels, Jugendamtsleiterin Landkreis Harburg<br />

45


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 46<br />

Der Warteberg als »Starter-Berg«:<br />

Wie vor 100 Jahren die erste Kin<strong>de</strong>rheimat <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es entstand<br />

Im heutigen Sprachgebrauch <strong>de</strong>r Jugendhilfe wür<strong>de</strong> man es<br />

als »Außenwohngruppe« bezeichnen. Im Mai 1910 richteten<br />

Miechowitzer <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>schwestern ein Landhaus auf<br />

<strong>de</strong>m Warteberg bei Breslau als erste so genannte »Kin<strong>de</strong>rheimat«<br />

<strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es ein. Pastor i.R. Werner Krutscher<br />

stammt aus <strong>de</strong>r unmittelbaren Umgebung und zeichnet<br />

die Entstehungsgeschichte für »Das <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong>«<br />

nach, die hier in einer gekürzten Fassung wie<strong>de</strong>rgegeben<br />

wird. Der ausführliche Text ist <strong>de</strong>mnächst unter www.frie<strong>de</strong>nshort.<strong>de</strong><br />

abrufbar (Rubrik »Eva von Tiele-Winckler«)<br />

In Miechowitz hatte Eva von Tiele-Winckler eine hohe<br />

Erbschaft in diakonische Einrichtungen für Kin<strong>de</strong>r, pflegebedürftige<br />

und alte Menschen investiert. Nun war die<br />

Vermögenskasse leer, <strong>de</strong>nnoch sagte Mutter Eva am 28.<br />

Dez. 1909 <strong>de</strong>n Schwestern nach einer Gebetsstun<strong>de</strong>: »Die<br />

Umrisse wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlicher, ich sehe immer klarer, was<br />

Gott will: Eine Heimat für Heimatlose! Alle Dinge sind<br />

möglich bei Gott. So wollen wir <strong>de</strong>nn warten und vertrauen,<br />

<strong>de</strong>n Heimatlosen eine Heimat bauen, Gott lässt uns seine<br />

Wun<strong>de</strong>r schauen, und jubelnd wer<strong>de</strong>n wir ihn ehren!«<br />

In jenen Tagen klopfen wie<strong>de</strong>r in Not geratene Menschen<br />

an ihre Tür. Eine 19-jährige Mutter mit einem Kind steht<br />

draußen, das Kind ist acht Tage alt, sie obdachlos, heimatlos.<br />

Mutter Eva weiß: Wenn wir die bei<strong>de</strong>n nicht nehmen,<br />

wo sollen die <strong>de</strong>nn sonst hin in dieser Winterzeit? Bei<br />

Mutter Eva ist immer noch Platz für solche Menschen.<br />

Bald fährt sie nach Ostpreußen zu Geschwistern, und als<br />

sie nach sechs Wochen wie<strong>de</strong>r daheim in Miechowitz ist,<br />

liegt das Angebot eines Breslauer Großkaufmanns auf<br />

ihrem Tisch. Er lädt sie ein, sein Landhaus auf <strong>de</strong>m Warteberg<br />

zu besichtigen. Mit <strong>de</strong>m Brief in <strong>de</strong>r Tasche fährt<br />

Mutter Eva mit <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>-Pastor Arps am 10. April<br />

46<br />

1910 zum Warteberg. Bei<strong>de</strong> sehen mit staunen<strong>de</strong>n Blicken<br />

die erholsame Umgebung vor sich, und mittendrin das noble<br />

Landhaus. Mutter Eva fasst ihren ersten Eindruck in die<br />

Worte: »Da liegt es vor uns im ersten Schmuck <strong>de</strong>s Frühlings<br />

in unvergleichlicher Schönheit.« In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Tagen ist ihr beim Rundgang durch das Haus und über das<br />

Gelän<strong>de</strong> wie einer Träumen<strong>de</strong>n zumute. Als <strong>de</strong>r Besitzer<br />

ihr dann am 19. April sagt: »In bin bereit, Ihnen alles bedingungslos<br />

zu schenken; die einzige Bedingung ist, dass<br />

sie sich darüber freuen möchten!«, ist dies die Bestätigung<br />

für sie: «Dies ist das Haus, das wir von Gott erbeten haben!«<br />

»Heimat für Heimatlose«<br />

steht auf <strong>de</strong>m Giebel<br />

Bereits im Mai kommen die ersten Schwestern, um mit<br />

<strong>de</strong>m Hausputz in <strong>de</strong>n vielen Räumen zu beginnen und die<br />

Zimmer einzurichten. Mutter Eva packt selbst mit an, und<br />

so schaffen sie es, alle Räume in wenigen Wochen bezugsfertig<br />

herzurichten. Der Tiroler-Stil <strong>de</strong>s Ess-Saals<br />

bleibt erhalten, dazu entstehen für die Kin<strong>de</strong>r die Räume<br />

»Heckenrosen«, »Mohnblumen« und »Kornblumen«.<br />

Hoch oben am Giebel lässt sie die Worte »Heimat für Heimatlose«<br />

anbringen. Vom Lesen <strong>de</strong>s gleichnamigen Gedichtes,<br />

das Mutter Eva zu Beginn <strong>de</strong>s Jahres 1910 ver fasst<br />

hatte und das in <strong>de</strong>r Zeitschrift »Heilig <strong>de</strong>m Herrn« von<br />

Pastor Mo<strong>de</strong>rsohn veröffentlicht wur<strong>de</strong>, war <strong>de</strong>r Besitzer<br />

<strong>de</strong>rart angerührt wor<strong>de</strong>n, dass er diese Schenkung vornahm.<br />

Im Mai/Juni 1910 ziehen Schwestern und die ersten Kin<strong>de</strong>r<br />

ein. Zuerst bevölkern dreißig Kin<strong>de</strong>r das Haus, in <strong>de</strong>n


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 47<br />

folgen<strong>de</strong>n Wochen kommen weitere Kin<strong>de</strong>r hinzu, mit ihnen<br />

auch weitere Schwestern. Die Zahl steigt auf 70<br />

Mädchen und Jungen, kleine und große. Als die kleine Selma<br />

in ihrem neuen Zimmer steht, sagt sie <strong>de</strong>r Schwester<br />

freu<strong>de</strong>strahlend: »Hier ist es am feinsten auf <strong>de</strong>r ganzen<br />

Welt!« En<strong>de</strong> Juli wird die Einweihung gefeiert, zu <strong>de</strong>r 200<br />

gela<strong>de</strong>ne Gäste erscheinen, unter ihnen etliche Ratsherren<br />

aus Breslau, zwei Professoren, auch Pastor Mo<strong>de</strong>rsohn,<br />

und viele Freun<strong>de</strong> armer Kin<strong>de</strong>r. Unter <strong>de</strong>r Leitung von<br />

Schwester Frie<strong>de</strong> von He<strong>de</strong>mann singen die Kin<strong>de</strong>r zur<br />

Eröffnung Lie<strong>de</strong>r. Sie sagen Verse auf und <strong>de</strong>r Schwes -<br />

Sommer auf <strong>de</strong>m Warteberg<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

ternchor singt: »O selig Haus, wo man dich aufgenommen.«<br />

Ansprachen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n großen Esssälen<br />

nach <strong>de</strong>r Kaffeetafel gehalten, verbun<strong>de</strong>n mit einigen Bibelversen<br />

dankt Mutter Eva allen Unterstützern und Gästen.<br />

Für <strong>de</strong>n weiteren Weg sagt Mutter Eva <strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong>n<br />

Schwester Frie<strong>de</strong> He<strong>de</strong>mann und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Schwestern<br />

und Helferinnen das Wort Jesu: » Sorget nicht, euer himmlischer<br />

Vater weiß, dass ihr das alles bedürfet. Matth.<br />

6,25–34«.<br />

Pastor Wilhelm von Bo<strong>de</strong>lschwingh, Sohn <strong>de</strong>s inzwischen<br />

verstorbenen Friedrich aus Bethel, wünscht <strong>de</strong>n Schwestern,<br />

dass sie »durch Freu<strong>de</strong>n und viel Lei<strong>de</strong>n ausreifen<br />

möchten zu Bäumen <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, zu Pflanzen <strong>de</strong>m<br />

Herrn zum Preise«.<br />

Von Anfang an familienähnliche Strukturen<br />

Die Kin<strong>de</strong>r leben nach <strong>de</strong>r Art von Familien zusammen,<br />

die von jeweils einer »Muttel«, einem »Mütterchen«,<br />

umsorgt wer<strong>de</strong>n. Sie tun alles, um ihren Kin<strong>de</strong>rn die<br />

verlorene o<strong>de</strong>r nie gekannte Mutterliebe zu ersetzen, und<br />

sie schreiben darüber ihre Erfahrungen: »Da braucht es<br />

viel Geduld und vor allem Liebe, die alles verträgt und<br />

alles hofft und alles glaubt, und das Allerschönste ist es,<br />

wenn wir erleben, dass Gottes Worte ihre Herzen umän<strong>de</strong>rt.«<br />

Ein Mütterchen erinnert sich: »Wenn ich an unseren<br />

großen Erich <strong>de</strong>nke, <strong>de</strong>r durch die Vermittlung <strong>de</strong>s Jugendgerichtes<br />

zu uns kam, und von <strong>de</strong>m die Stiefmutter<br />

uns eine lange Liste seiner Untaten aufzählte, da wur<strong>de</strong> uns<br />

doch recht bange. Die ersten Wochen wagten wir kaum,<br />

ihn aus <strong>de</strong>n Augen zu lassen, und so kamen wir Schwestern<br />

zusammen, wie wir es von Anfang an täglich taten, um<br />

47


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 48<br />

48<br />

Treffen <strong>de</strong>s Jungmädchenvereins in<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rheimat<br />

Getrei<strong>de</strong>puppen auf <strong>de</strong>m Warteberg, aufgenommen 1983.<br />

Hier lagen 30 Morgen geschenktes (!) Ackerland, auf <strong>de</strong>nen<br />

die Schwestern Getrei<strong>de</strong> für das tägliche Brot ernteten.<br />

Schwestern wan<strong>de</strong>rn mit Jugendlichen und befreun<strong>de</strong>te<br />

Frauen zum Römerstein in


n<br />

<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 49<br />

miteinan<strong>de</strong>r unsere Sorgen und Bitten vor <strong>de</strong>n Herrn zu<br />

bringen.«<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ersten Jahres sagt Mutter Eva im Blick auf<br />

das heimatliche Kin<strong>de</strong>rleben auf <strong>de</strong>m Warteberg: »Es wird<br />

mir klar und gewiss, dass eine unbegrenzte Möglichkeit<br />

<strong>de</strong>r Aus<strong>de</strong>hnung unseres Werkes vor uns liegt, wenn wir<br />

nur glauben und vertrauen und es mit Gott wagen«.<br />

Die Menschen in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>s Warteberges erkennen<br />

bald, dass ein beson<strong>de</strong>rer Segen über <strong>de</strong>m Geschehen<br />

auf <strong>de</strong>m Warteberg liegt. Sie unterstützten die Schwestern<br />

mit Geld und sonstigen Gaben, Gartenobst und Ackerfrüchten.<br />

Ein Bru<strong>de</strong>r von Sr. Frie<strong>de</strong> von He<strong>de</strong>mann lebt in<br />

Obernigk und unterstützt die Arbeit mit selbst gebastelten<br />

Geschenken, die er zu Weihnachten <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn bringt.<br />

Ein an<strong>de</strong>res Beispiel: Als <strong>de</strong>r Stromanschluss im Ort erfolgt,<br />

können die Schwestern die Arbeiten für <strong>de</strong>n Anschluss<br />

an das Haus nicht bezahlen. Das ihnen gespen<strong>de</strong>te<br />

Geld ist für die Ernährung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r bestimmt, zu an<strong>de</strong>ren<br />

Aufgaben reicht es nicht. Nach einiger Zeit schenken<br />

Freun<strong>de</strong> ihnen <strong>de</strong>n Stromanschluss, und es kommt sogar<br />

ein Facharbeiter, <strong>de</strong>r die Elektro-Arbeiten im Hause kostenlos<br />

vornimmt. Um genügend Milch für die Kin<strong>de</strong>r zu<br />

haben, wer<strong>de</strong>n ihnen einmal auch Kühe geschenkt.<br />

Die Entwicklung im Blick auf heimatlose Kin<strong>de</strong>r ging zügig<br />

weiter. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren entstan<strong>de</strong>n rund 40<br />

weitere Heimaten in Deutschland. Alle Häuser waren für<br />

Mutter Eva beson<strong>de</strong>re Gaben Gottes, die sie mit Besuchen<br />

und Gebeten begleitete. Vom Warteberg und allen weiteren<br />

späteren Kin<strong>de</strong>rheimaten kün<strong>de</strong>n Berichte von Gottes<br />

gnädiger Fürsorge und Hilfe für Arme und Schwache.<br />

Werner Krutscher, Walsro<strong>de</strong><br />

Christen<br />

sind Menschen<br />

<strong>de</strong>r Hoffnung,<br />

weil sie im<br />

Licht von<br />

Ostern leben.<br />

Kurt Heimbucher<br />

© donovan, www.flickr.com


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 50<br />

50<br />

Er hat alles wohl gemacht.<br />

(Mk. 7, 37)<br />

Sr. E<strong>de</strong>ltraud Lück<br />

geboren 1. 2. 1932 in Moritzfel<strong>de</strong><br />

gestorben 10. 1. <strong>2010</strong> in Heiligengrabe<br />

Unser Herr hat unsere liebe Schwester<br />

E<strong>de</strong>ltraud Lück im Alter von 77 Jahren<br />

zu sich in seine Herrlichkeit gerufen. Sie wur<strong>de</strong> in Moritzfel<strong>de</strong>,<br />

Kr. Greifenhagen, in Pommern als Älteste von vier Geschwistern<br />

geboren. Die Kriegszeit war für die Familie eine schwere Zeit, da<br />

<strong>de</strong>r Vater eingezogen wur<strong>de</strong> und die Mutter nun alleine für <strong>de</strong>n<br />

Unterhalt <strong>de</strong>r Familie sorgen musste, als älteste <strong>de</strong>r Geschwister<br />

kümmerte sich Sr. E<strong>de</strong>ltraut mit um die jüngeren. Als die Kriegsfront<br />

näher rückte, kam die Familie in Görke bei Anklam in <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>rheimat <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es unter. Das war eine beson<strong>de</strong>re<br />

Fügung Gottes, <strong>de</strong>nn diese Zeit prägte das ganze Leben von<br />

Schwester E<strong>de</strong>ltraud. Die Liebe <strong>de</strong>r Schwestern, das Verständnis<br />

für die Heimatlosigkeit und die Botschaft von Jesus Christus erreichten<br />

ihr Herz. Sie besuchte die Heimschule, die von Schwester<br />

Lenchen Nolting geleitet wur<strong>de</strong>.<br />

Eine Rückkehr nach Hause blieb <strong>de</strong>r Familie nach <strong>de</strong>m Krieg verwehrt,<br />

sie kamen bei einem Onkel in Görke unter.<br />

In <strong>de</strong>m neu entstan<strong>de</strong>nen Jugendkreis von Sr. Martha Grünke fand<br />

sie eine geistliche Heimat. 1948 entschied sie sich für ein Leben<br />

mit Jesus. In dieser Zeit erreichte sie <strong>de</strong>r Ruf in <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>.<br />

Dennoch blieben ihr viele Zweifel, ob man sie aufnehmen wür<strong>de</strong>,<br />

weil sie recht klein war.<br />

In dieser Zeit ihres Fragens erlebte sie als Wun<strong>de</strong>rweg Gottes die<br />

Rückkehr <strong>de</strong>s Vaters aus <strong>de</strong>r Kriegsgefangenschaft. Im April 1951<br />

trat Sr. E<strong>de</strong>ltraud in die Schwesternschaft in Heiligengrabe ein.<br />

Nachrufe<br />

Zunächst tat sie ihren Dienst mit großer Freu<strong>de</strong> im Garten. Zwischenzeitlich<br />

wur<strong>de</strong> sie zu Urlaubvertretungen auf verschie<strong>de</strong>ne<br />

Stationen gesandt.<br />

Im März 1957 kam sie in die Kin<strong>de</strong>rheimat nach Alt Ruppin.<br />

Diese Arbeit war ihr zunächst fremd. Doch erfuhr sie Gottes Hilfe<br />

und Halt. Sie gewann die 25 Kin<strong>de</strong>r schnell sehr lieb, was auf<br />

Gegenseitigkeit beruhte.<br />

Nach <strong>de</strong>m Verbot <strong>de</strong>s DDR-Staates, die Kin<strong>de</strong>rheime weiter betreiben<br />

zu dürfen, war es ein großer Einschnitt, statt<strong>de</strong>ssen Kin<strong>de</strong>r<br />

mit geistiger Behin<strong>de</strong>rung zu betreuen. Dies wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong><br />

1961 aufgrund einer Anfrage <strong>de</strong>r Psychiatrischen Einrichtung<br />

in Bran<strong>de</strong>nburg-Gör<strong>de</strong>n ermöglicht.<br />

So kamen die ersten Kin<strong>de</strong>r ins Hei<strong>de</strong>haus nach Altruppin. Sr.<br />

E<strong>de</strong>ltraud bezeugte: »Der Herr schenkte Gna<strong>de</strong> und Kraft auch<br />

für diesen Dienst, <strong>de</strong>r mir sehr lieb wur<strong>de</strong>«.<br />

Von 1971–1972 absolvierte sie eine Ausbildung zur Heilerziehungshelferin<br />

im Diakonissenhaus Borsdorf bei Leipzig. Als <strong>de</strong>r<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> die Behin<strong>de</strong>rtenhilfe in Heiligengrabe konzentrierte,<br />

übernahm Schwester E<strong>de</strong>ltraud 1977 hier die Wohngruppe<br />

Veilchen mit älteren geistig behin<strong>de</strong>rten Frauen. 1981 erkrankte<br />

sie schwer an Asthma. Nach mehreren Krankenhausaufenthalten,<br />

die für sie keine Hilfe brachten, musste sie mit nur 54 Jahren<br />

die ihr so lieb gewor<strong>de</strong>ne Arbeit abgeben.<br />

Seit<strong>de</strong>m lebte sie in unserem Schwestern-Feierabendheim »Christaram«.<br />

Als es ihr langsam ein klein wenig besser ging, war es<br />

ihr eine Freu<strong>de</strong>, wenn sie <strong>de</strong>n älteren und kranken Schwestern<br />

auf <strong>de</strong>r Station kleine Wünsche erfüllen konnte. Diesen Dienst<br />

setzte sie auch fort, als sie in unser erweitertes Alten- und Pflegeheim<br />

mit umzog. In ihrer stillen Fürsorge, ihrem Mittragen, ihrer<br />

Treue im Gebet hat sie vielen wohlgetan, war sie ein Segen<br />

in unserer Mitte. Wir wer<strong>de</strong>n sie sehr vermissen.<br />

Sr. Dorothea Breit


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Herr, mein Gott, groß sind<br />

<strong>de</strong>ine Wun<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>ine<br />

Gedanken, die du an uns<br />

beweisest. (Ps.40,6)<br />

Sr. Edith Krien<br />

geboren 28. 7. 1915<br />

gestorben 12. 1. <strong>2010</strong> in Heiligengrabe<br />

Unsere liebe Schwester Edith Krien wur<strong>de</strong> am 12. Januar von unserem<br />

Herrn Jesus Christus in die Ewigkeit abberufen. In <strong>de</strong>r Abschiedsstun<strong>de</strong>,<br />

am 15. Januar, in <strong>de</strong>r auch ihre Angehörigen unter<br />

uns sein konnten, bedachten wir noch einmal ihr reiches Leben.<br />

Sie gab uns an einem ihrer Jubiläen Zeugnis von Gottes<br />

Führung und stellte es unter das obige Wort aus Ps. 40,6. Gottes<br />

Wun<strong>de</strong>r, seine wun<strong>de</strong>rbaren Gedanken für ihr Leben und <strong>de</strong>r<br />

Dank für eine beten<strong>de</strong> Mutter erfüllten sie. Sie kam schon als junger<br />

Mensch mit Gottes Wort in Verbindung und suchte <strong>de</strong>n persönlichen<br />

Gott. Während einer schweren Blinddarm-Operation<br />

betete die Mutter: «Erhalte sie mir; sie sei dir geweiht.«<br />

Dieses Gebet wur<strong>de</strong> erhört. Schwester Edith fand <strong>de</strong>n lebendigen<br />

Herrn und weihte ihm ihr Leben.<br />

Durch seine Führung trat sie 1939 in die Schwesternschaft <strong>de</strong>s<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es in Miechowitz ein. Es war nicht immer leicht für<br />

sie, war sie doch als gelernte Schnei<strong>de</strong>rin ein freieres Leben gewohnt.<br />

Doch ein Wort aus Jes. 50,5 hielt sie fest auf <strong>de</strong>m beschrittenen<br />

Weg: »Der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Ich bin<br />

nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.«<br />

Sr. Edith lernte verschie<strong>de</strong>ne Arbeiten im Mutterhaus kennen, be-<br />

FRIEDENSHORTWERK<br />

vor sie auf ihre erste Außenstation kam, <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rheimat in Slate<br />

(Mecklenburg) 1941 begann sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester<br />

in Burg b. Mag<strong>de</strong>burg und arbeitete nach <strong>de</strong>m<br />

Examen eine kurze Zeit in <strong>de</strong>r Krankenpflege in Osterburg. Dann<br />

folgte eine Ausbildung am Katechetischen Seminar »Bethanien«<br />

in Berlin und ein Praktikum bei Schwester Martha Becker in einer<br />

Mag<strong>de</strong>burger Gemein<strong>de</strong>. Diese Art <strong>de</strong>s Dienstes war ihr <strong>de</strong>r<br />

liebste und entsprach ganz ihren Gaben. So war sie von 1950 an<br />

als Gemein<strong>de</strong>schwester in Hildburghausen/Thür., in Glienicke<br />

bei Berlin und in Falkenberg/Mark tätig; allerdings musste sie<br />

diese Dienste immer wie<strong>de</strong>r durch längere Krankheitszeiten unterbrechen.<br />

1960 wur<strong>de</strong> Sr. Edith als Fürsorgerin in die Kreisstelle<br />

<strong>de</strong>r Inneren Mission in Guben berufen. Durch eine schwere<br />

Erkrankung musste auch dieser Dienst nach vier Jahren been<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. In einer längeren Genesungszeit im Mutterhaus in<br />

Heiligengrabe führte sie gern verschie<strong>de</strong>ne Näharbeiten aus und<br />

freute sich, dass sie dann noch einmal für 10 Jahre als Fürsorgerin<br />

<strong>de</strong>n Dienst in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> in Neuruppin aufnehmen konnte.<br />

Der Abschied von dort und damit <strong>de</strong>r Ausstieg aus <strong>de</strong>m aktiven<br />

Dienst, wur<strong>de</strong>n ihr schwer. Im tätigen Feierabend in Heiligengrabe<br />

machte sie aber gern noch allerlei Handarbeiten und überraschte<br />

und erfreute oft ihre Mitschwestern und viele an<strong>de</strong>re mit<br />

einer hübschen Bastelei. Als ihre Kräfte im hohen Alter langsam<br />

nachließen, war ihr Herz immer mit viel Dank erfüllt gegenüber<br />

ihrem Herrn, <strong>de</strong>r sie so wun<strong>de</strong>rbar geführt, gesegnet und zum Segen<br />

für viele Menschen gesetzt hatte.<br />

Das Gebet, bald heimgehen zu dürfen zu <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>m ihr Leben und<br />

Dienst galt, wur<strong>de</strong> nun erhört.<br />

Wir wissen unsere liebe Schwester Edith bei ihm geborgen und<br />

das tröstet uns.<br />

Sr. Edith Wulff<br />

51


<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 1_<strong>2010</strong>_<strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> 3_2009.qxd 22.03.10 15:13 Seite 52<br />

Damit Kin<strong>de</strong>r Zukunft haben …<br />

© Foto: Diakonie Katastrophenhilfe<br />

Impressum: »Das <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong> – Mitteilungen <strong>de</strong>r Stiftung Diakonissenhaus <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>, <strong>de</strong>r Evangelischen Jugendhilfe <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> GmbH und <strong>de</strong>r<br />

Tiele-Winckler-Haus GmbH« erscheint dreimal jährlich. Erscheinungsort: Freu<strong>de</strong>nberg. Für <strong>de</strong>n Inhalt verantwortlich: Vorstand <strong>de</strong>r Stiftung Diakonissenhaus<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>, <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>str. 46, 57258 Freu<strong>de</strong>nberg, Tel. (0 27 34) 4 94-0, Fax 4 94-115, E-Mail: verwaltung@frie<strong>de</strong>nshort.<strong>de</strong> Redakteur: Henning Siebel<br />

(hs), Referent für Öffentlichkeitsarbeit. Titelbild: Plakat aus <strong>de</strong>m Bergmoser + Höller Verlag AG /Aachen / Motiv: © Andrea Beusch, »Ich bin da« (Öl auf<br />

Leinwand, 2007) Bild-Montage: H. Siebel<br />

Für Gaben zur Herstellung dieser Zeitschrift und zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s <strong><strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>werk</strong>es sind wir dankbar. Spen<strong>de</strong>nkonto:<br />

KD-Bank, Konto-Nr. 55000, BLZ 350 601 90.<br />

Druck und Verlag: St.-Johannis-Druckerei, 77922 Lahr, 37732/<strong>2010</strong><br />

…so lautete das Motto <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter-Spen<strong>de</strong>naktion für<br />

die Erdbebenopfer in Haiti. Und<br />

viele Mitarbeiten<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Arbeitsfel<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong>es und seiner<br />

Tochtergesellschaften folgten<br />

<strong>de</strong>m Aufruf. Auch die Schwesternschaft<br />

sammelte für die<br />

Erdbebenopfer. Auf diese Weise<br />

sind rund 8500 Euro zusammen<br />

gekommen. Dieser Betrag<br />

wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Stiftung Diakonissenhaus<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>nshort</strong> noch<br />

einmal verdoppelt und an<br />

die Diakonie Katastrophenhilfe<br />

weitergeleitet. Für diese engagierte<br />

Unterstützung auch an<br />

dieser Stelle noch einmal herz -<br />

lichen Dank!

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