Einsatz im Zwangsarbeitslager - Viktor Krieger
Einsatz im Zwangsarbeitslager - Viktor Krieger
Einsatz im Zwangsarbeitslager - Viktor Krieger
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
sen des zugewiesenen Betriebs oder der<br />
Baustelle nicht als Flucht, sondern als Desertion<br />
bezeichnet und entsprechend geahndet.<br />
Arbeitsunfähig gewordene Trudarmisten<br />
konnten unter Umständen demobilisiert<br />
(und nicht etwa „freigelassen“) werden.<br />
Zum Schluss deuteten das Vorhandensein<br />
von Partei- und Komsomolzenorganisationen<br />
in den <strong>Einsatz</strong>orten und die vorgesehene<br />
Entlohnung nach Besoldungsgruppen<br />
für zivile Berufe auf verbliebene Elemente<br />
bürgerlicher Rechte hin.<br />
Die dazugehörigen Verordnungen des<br />
Staatlichen Verteidigungskomitees GKO,<br />
die Vorschriften für Kriegskommissariate,<br />
Befehle und Richtlinien des NKWD<br />
sprechen von mobilisierten Kontingenten<br />
(mobilizowannye kontingenty) und in die<br />
Arbeitskolonnen Mobilisierten (mobilizowannye<br />
w rabotschie kolonny), über mobilisierte<br />
oder arbeitsmobilisierte Deutsche<br />
(mobilizowannye ili trudmobilizowannye<br />
nemcy).<br />
Aber in den Unterlagen der Politischen<br />
Abteilungen einzelner Straf- und Arbeitslager,<br />
2 in den Parteiorganisationen der<br />
mobilisierten Deutschen, 3 in den Lagerzeitungen<br />
und auch in internen Anordnungen<br />
der Bau- und Betriebsverwaltung 4 waren<br />
Bezeichnungen wie Arbeitsarmee (trudarmija)<br />
und Arbeitsarmist (trudarmeec)<br />
geläufig: Man war aus unterschiedlichen<br />
Gründen bemüht, den für die Betroffenen<br />
erniedrigenden Status eines rechtlosen<br />
Zwangsarbeiters zu verschleiern und ihnen<br />
zu suggerieren, dass sie „ehrenvolle“ und<br />
„vollwertige“ Trudarmisten bzw. Arbeitsarmisten,<br />
in Anspielung auf die geachteten<br />
Rotarmisten, seien. In zahlreichen amtlichen<br />
Bescheinigungen aus den 1950er und<br />
1960er Jahren wurden diese Trudarmija-<br />
Termini bei der Bestätigung kriegsbedingter<br />
Arbeitszeiten verwendet.<br />
138<br />
1. Die erste Phase<br />
der Rekrutierung in Arbeitslager:<br />
September bis Januar 1941<br />
Drei Tage nach der Unterzeichnung des<br />
Erlasses über die Zwangsaussiedlung der<br />
Wolgadeutschen verabschiedete das Politbüro<br />
des ZK des WKP(B) am 31. August<br />
1941 den Beschluss „Über die Deutschen,<br />
die auf dem Territorium der Ukrainischen<br />
SSR wohnhaft sind“, der nur aus wenigen<br />
Sätzen bestand:<br />
„Folgender Vorschlag des NKWD über die<br />
Deutschen, die auf dem Territorium der Gebiete<br />
Woroschilowgrad, Dnjepropetrowsk,<br />
Saporoshje, Kiew, Poltawa, Stalino, Sumy,<br />
Charkow und Tschernigow ansässig sind,<br />
ist zu bestätigen:<br />
1. Die als antisowjetisch registrierten Deutschen<br />
sind zu verhaften; 2. alle anderen arbeitsfähigen<br />
Männer <strong>im</strong> Alter von 16 bis 60<br />
Jahren sind durch das Volkskommissariat<br />
für Verteidigung NKO in Baubataillons zu<br />
mobilisieren und dem NKWD für den <strong>Einsatz</strong><br />
in östlichen Regionen der UdSSR zu<br />
übergeben.“ 5<br />
Sie wurden von den Sammelstellen des<br />
Volkskommissariats für Verteidigung (Rayonkriegskommissariate)<br />
einberufen und<br />
dem NKWD überstellt. Bereits am 3. September<br />
1941 meldete der stellvertretende<br />
Leiter des NKWD, Wasilij Tschernyschew,<br />
die vorgesehene Aufstellung von 13 Baubataillons<br />
mit insgesamt 18.600 Deutschen<br />
aus der Ukraine, die in vier schon bestehenden<br />
Straflagern eingesetzt werden sollten:<br />
Iwdellag und Bogoslowlag <strong>im</strong> Gebiet<br />
Swerdlowsk, Solikambumlag <strong>im</strong> Gebiet<br />
Molotow (Perm) sowie Aktjubinsklag (vormals<br />
K<strong>im</strong>persajlag), Gebiet Aktjubinsk in<br />
Kasachstan. 6 Neben Wehrdienstausweis,