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Einsatz im Zwangsarbeitslager - Viktor Krieger

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dem siegreichen Kriegsende folgten weitere<br />

Best<strong>im</strong>mungen: Unter anderem erlaubte<br />

man den Deutschen, ab Juli 1945 74 <strong>im</strong><br />

Kohlebergbau und ab Dezember d.J. in der<br />

Erdölindustrie 75 ihre Familienmitglieder<br />

zu sich zu holen, soweit entsprechender<br />

Wohnraum vorhanden war. Weitere Verfügungen<br />

regelten die Bedingungen, unter<br />

welchen Invaliden, kinderreiche oder werdende<br />

Mütter, allein erziehende Väter und<br />

ältere Personen zu ihren Familienangehörigen<br />

nach Kasachstan und Sibirien entlassen<br />

werden konnten.<br />

In den Lagern und auf den Baustellen des<br />

NKWD trat diese Entwicklung mit zeitlicher<br />

Verzögerung ein. Am 12. April 1945<br />

gab Tschernyschew in einem Rundschreiben<br />

bekannt, die Verwaltungen der Lager<br />

Solikambumstroj <strong>im</strong> Gebiet Molotow<br />

und Bogoslowlag <strong>im</strong> Gebiet Swerdlowsk<br />

würden das Recht bekommen, den Bestarbeitern<br />

und unentbehrlichen Fachleuten<br />

den Zuzug der nahen Verwandtschaft zu<br />

genehmigen. Andere <strong>Einsatz</strong>orte durften<br />

dies nur mit der Zust<strong>im</strong>mung der GULag-<br />

Hauptverwaltung in Moskau tun. 76 Erst<br />

die Weisung des Innenministeriums MWD<br />

Nr. 68 vom 24. März 1946 – die Volkskommissariate<br />

wurden am 15. März d.J.<br />

in Ministerien umbenannt – leitete die<br />

Überführung dieser Deutschen in die Betriebsbelegschaft<br />

ein und erlaubte die Familienzusammenführung.<br />

Einige Wochen<br />

später wurden die Auskunftsberichte nach<br />

Moskau über die Zahl und Änderungen des<br />

„mobilisierten Kontingents“ abgeschafft. 77<br />

Allerdings erhielten sie nicht die Rechte<br />

eines normalen Sowjetbürgers, sondern<br />

den Status eines Sondersiedlers verliehen.<br />

Sie wurden unter die Aufsicht der eigens<br />

dafür errichteten Kommandanturen des<br />

MWD gestellt und durften ohne deren Zust<strong>im</strong>mung<br />

ihren Wohnort nicht verlassen.<br />

156<br />

Nur mit Einverständnis der Betriebsleitung<br />

und des zuständigen Kommandanten<br />

konnten ehemalige Mobilisierte an den Ort<br />

ihrer Pflichtansiedlung zurückkehren oder<br />

- soweit die Wohnverhältnisse es zuließen<br />

- ihre Familien zu sich holen. Dessen ungeachtet<br />

mussten viele Familien bis Ende der<br />

1940er Jahre und nicht selten noch danach<br />

getrennt leben. Besonders große Hindernisse<br />

bei ihrer Zusammenführung legten<br />

die Behörden ehemaligen Zwangsarbeitern<br />

in den Weg, die <strong>im</strong> europäischen Teil der<br />

Sowjetunion <strong>im</strong> <strong>Einsatz</strong> waren: Mitte des<br />

Jahres 1949 berichtete das Innenministerium<br />

von 11.581 auseinander gerissenen Familien<br />

mit 36.932 Angehörigen. 78<br />

In der Bauorganisation Tscheljabmetallurgstroj<br />

des MWD zum Beispiel veranlasste<br />

die Umsetzungsverfügung vom 22. April<br />

1946 die Veränderung der Rechtslage des<br />

mobilisierten Kontingents. Die bestehenden<br />

Bautruppen und Lagerpunkte, in denen<br />

die Deutschen arbeiteten, wurden in Rayon-<br />

Kommandanturen umgewandelt. Die Verfügung<br />

sah vor, vier Sonderkommandanturen<br />

am zentralen Standort und neun an auswärtigen<br />

Orten zu errichten. 79 Somit stellten<br />

sie einen bedeutenden Teil der Bewohner<br />

des künftigen Rayons Metallurgitscheskij<br />

der Stadt Tscheljabinsk dar. Nach der Aufhebung<br />

des Sondersiedlerstatus Ende 1955<br />

und der Absage an die Wiederherstellung<br />

der Autonomen Republik verblieben die<br />

meisten Deutschen an den angestammten<br />

Arbeitsplätzen und bildeten bis in die achtziger<br />

Jahre hinein einen beträchtlichen Teil<br />

der Belegschaft des Tscheljabinsker metallurgischen<br />

Kombinats und des seit 1947<br />

aus dem Innenministerium ausgegliederten<br />

Bautrusts „Tscheljabmetallurgstroj“.<br />

Die Russlanddeutschen blieben somit<br />

nach dem Krieg weiterhin Personen minderen<br />

Rechts: Der Staats- und Parteiappa-

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