Prismenspektrometer
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Prismenspektrometer
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<strong>Prismenspektrometer</strong> 1<br />
von 5<br />
/ Stand: SS06-D.K. /<br />
1. Ziel des Versuchs<br />
<strong>Prismenspektrometer</strong><br />
Dieser Versuch soll grundlegende Erfahrungen zur optischen Spektroskopie vermitteln. Im ersten Schritt<br />
wird dazu der zugrunde liegende physikalische Mechanismus - die Dispersion - durch die<br />
messtechnische Bestimmung der Dispersionskurve eines Glasprisma kennen gelernt. Anschließend wird<br />
eine Kalibrierung des <strong>Prismenspektrometer</strong>s mit einer bekannten Lampe durchgeführt, um dann die<br />
Apparatur zur Spektralanalyse von unbekannten Lichtquellen anzuwenden.<br />
2. Grundlagen<br />
Beim Übergang vom optisch dünneren zum optisch dichteren Medium wird ein schräg einfallender<br />
Lichtstrahl zum Einfallslot hin gebrochen. Dabei gilt das Brechungsgesetz:<br />
n<br />
n<br />
2<br />
1<br />
sin<br />
sin<br />
mit: n1,2 = Brechungsindizes (Materialkonstanten)<br />
a = Einfallswinkel gegenüber dem Einfallslot<br />
b = Brechungswinkel.<br />
Abb.1: Brechung an Phasengrenzfläche<br />
Mit Hilfe Huygenscher Elementarwellen lässt sich das Brechungsgesetz wellenoptisch begründen. Es<br />
ergibt sich, dass der Brechungsindex dem Verhältnis der Phasengeschwindigkeiten und dem Wellenlängenverhältnis<br />
in den benachbarten Medien entspricht.<br />
Das Prinzip ist in Abb. 2 dargestellt: Trifft eine ebene Welle unter einem Winkel a auf die Grenzfläche<br />
zwischen Medium 1 und 2, so erreicht die Welle die Grenzfläche zu verschiedenen Zeitpunkten. In Abb.<br />
2 sind die Punkte A, B und C eingezeichnet. Erreicht die einlaufende Welle Punkt A zur Zeit t=0, wird<br />
B zur Zeit Dt und C zur Zeit 2 Dt später erreicht. Jeder der Punkte sendet wieder Huygensche<br />
Elementarwellen aus, die sich im Medium 2 mit der Geschwindigkeit c2 ausbreiten. Eine von A<br />
ausgehende Elementarwelle hat sich eine Weglänge 2 c2 Dt ausgebreitet, wenn die einlaufende Welle in<br />
C auftrifft; eine von B ausgehende Welle hat sich die Strecke c2 Dt ausgebreitet. Daraus lässt sich die<br />
gebrochene Welle konstruieren.<br />
(1)
<strong>Prismenspektrometer</strong> 2<br />
von 5<br />
Abb.2: Darstellung zum Huygens-Fresnelschen-Wellenmodell<br />
Abb.3: Lichtbrechung am Prisma<br />
Am Prisma (siehe Abb.3) finden zwei zueinander reziproke Brechungen statt. Der Lichtstrahl wird beim<br />
Eintritt vom Umgebungsmedium in den Prismenkörper das erste Mal gebrochen. Beim Austritt des<br />
Strahles vom Prismenkörper in das Umgebungsmedium findet eine zweite Brechung statt. Dabei ist das<br />
Brechungsgesetz sinngemäß reziprok zu den Verhältnissen beim Eintritt anzuwenden.<br />
Die beiden zueinander reziproken Lichtbrechungen führen zu einer Ablenkung des austretenden Strahles<br />
gegen den eintretenden Strahl um den Winkel d. Eine doppelte Anwendung von Gleichung (2) (s. Aufgabenstellung)<br />
zeigt, dass d nur vom Eintrittswinkel a und vom Prismenwinkel g abhängt. Benutzt man<br />
als Lichtquelle eine Quecksilber-Spektrallampe und trifft ein Strahl weißen Lichtes unter dem Winkel a<br />
auf das Prisma, so beobachtet man im Experiment jedoch nicht einen gebrochenen Strahl, sondern unter<br />
verschiedenen Ablenkwinkeln di verschiedenfarbige Strahlen.<br />
Typischerweise nimmt der Ablenkwinkel mit der Wellenlänge ab. Im sichtbaren Bereich des Spektrums<br />
entsprechen verschiedene Wellenlängen unterschiedlichen Farben - kurze Wellenlängen (»450 nm) werden<br />
als violett, lange Wellenlängen (» 700 nm) als rot wahrgenommen. Am Prisma (vgl. Abb. 4) beobachtet<br />
man daher mit zunehmendem Ablenkwinkel die Farbreihenfolgen rot - gelb - grün - blau - violett.<br />
Abb.4: Abhängigkeit der Ablenkung von der<br />
Wellenlänge<br />
Daran lässt sich erkennen, dass der Brechungsindex von der Wellenlänge des eingestrahlten Lichtes<br />
abhängt. Diese Abhängigkeit n() nennt man Dispersion. In Spektralapparaten wird Dispersion an<br />
Prismen zur Lichtzerlegung nach Farben bzw. Wellenlängen ausgenutzt. Wegen der Dispersion müssen<br />
z.B. bei der Nachrichtenübertragung über längere Lichtleiterkabel (Glasfasern) extrem monochromatische<br />
(= einfarbige) Halbleiterlaser verwendet werden. Die Signalimpulse würden sonst bei<br />
unterschiedlichen Wellenlängen auseinander laufen.<br />
Das Licht einer Spektrallampe (Helium, Wasserstoff, Quecksilber, usw.) setzt sich aus einzelnen<br />
Strahlungsanteilen mit definierten Wellenlängen (Bohrsches Atommodell) zusammen. Nimmt man Licht<br />
mit bekannten Wellenlängen, so kann man die Dispersion im Prismenglas genauer untersuchen.
<strong>Prismenspektrometer</strong> 3<br />
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3.Experiment<br />
3.1 Aufbau<br />
Abb. 5 zeigt den prinzipiellen Aufbau der Messanordnung im Praktikum. Das Licht der Spektrallampe<br />
wird von der Linse L1 auf einen fein einstellbaren Spalt konzentriert. Bei großer Helligkeit der Spektrallampe<br />
kann auf L1 verzichtet werden. Der Spalt steht im Brennpunkt der Kollimatorlinse LK so,<br />
dass das Licht das Prisma nahezu parallel durchsetzt.<br />
Abb.5: Versuchsaufbau<br />
Auf einem beweglichen Arm<br />
ist ein Fernrohr eingebaut,<br />
das die Linsen L2 und L3<br />
inklusiv einer Blende mit<br />
Fadenkreuz beinhaltet. Das<br />
Prisma steht auf einem<br />
Drehtisch mit Winkeleinteilung<br />
und „Kreisnonius“.<br />
Ein Nonius - bekannt vom<br />
Messschieber - ist ein<br />
Hilfsmittel zur Erleichterung<br />
der Bruchteilschätzung. Bei<br />
dem hier verwendeten<br />
Kreisnonius ist der Vollkreis (von 360°) auf der Hauptteilung in 0,5°-Intervalle unterteilt. 29 solcher<br />
Intervalle auf der Hauptteilung entsprechen 30 Intervallen auf der Hilfsteilung. Ein Teilstrich der<br />
Hilfsteilung (Kreisnonius) entspricht somit 0,5°/30. Da (1/60)° auch als „Bogenminute“ bezeichnet<br />
wird, entspricht ein Teilstrich des Kreisnonius also genau einer Bogenminute.<br />
3.2 Aufgabenstellung<br />
a) Die Dispersion des Glasprisma n() ist nach dem oben Gesagten eine Materialeigenschaft, somit<br />
unabhängig von der verwendeten Lampe und soll hier durch Messung der Minimalablenkungen der als<br />
bekannt angenommenen, unten angegebenen Spektrallinien einer Hg-Lampe bestimmt werden.<br />
zu a) Man mache sich zunächst durch Ausprobieren der Verstell- und Ablesemöglichkeiten mit dem<br />
Praktikumsaufbau vertraut.<br />
Die Einstellung des Fernrohres erfolgt zweckmäßig vor dem Aufstellen des Prisma. Sie entspricht der<br />
Einstellung auf ein sehr weit entferntes Objekt, wenn der Spalt genau im Brennpunkt der Kollimatorlinse<br />
steht.<br />
Die Winkelteilung des Drehtisches wird am besten so eingestellt, dass der unabgelenkte Strahl unter 0°<br />
beobachtet wird; andernfalls muss der „Nullwinkel“ notiert und später berücksichtigt werden.<br />
Nach der - zunächst beliebigen - Aufstellung des Prisma muss man das Fernrohr gegen den unabgelenkten<br />
Strahl verschwenken, um Spaltbilder zu erkennen. Wegen der Dispersion des Prisma erkennt man<br />
nun verschiedenfarbige Spaltbilder. Diese könnte man jeweils durch Schwenken des Fernglases mit dem<br />
Fadenkreuz anpeilen und am Drehtisch den zu jeder Linie gehörenden Ablenkwinkel d feststellen.<br />
Zur Bestimmung der Dispersion muss man aber wie folgt vorgehen:<br />
Im Experiment wird das auf einem Tisch drehbare Prisma gegen die feste Lichtquelle verdreht; entsprechend<br />
Abb.6 kann dadurch der Einfallswinkel a verändert werden. Verändert man a durch Drehen des<br />
Prisma auf dem Prismentisch im Uhrzeigersinn, so lassen sich drei qualitativ unterschiedliche Einstellungen<br />
angeben.<br />
Bei Abb.6a beobachtet man eine starke Ablenkung, die mit zunehmender Rechtsdrehung des Prisma<br />
geringer wird und eine bei Abb.6b dargestellte Minimalablenkung erreicht. Danach (Weiterdrehen im
<strong>Prismenspektrometer</strong> 4<br />
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Uhrzeigersinn) wird, wie in Abb.6c dargestellt, die Ablenkung wieder größer. Die mathematische Analyse<br />
zeigt, dass die Minimalablenkung bei symmetrischem Strahlengang erfolgt; dabei verläuft der<br />
Strahl im Inneren des Prisma parallel zur unteren Prismenkante. Der Strahlenaustrittswinkel entspricht<br />
hier dem Eintrittswinkel. Nur unter dieser Bedingung gilt für den Brechungsindex:<br />
sin 30°+<br />
n=<br />
δ k<br />
2 <br />
sin 30°<br />
Man muss also - wegen der Dispersion - für jede in der Tabelle unten aufgeführte Wellenlänge geson-<br />
dert die Minimalablenkung dk ermitteln. Mit der so gemessenen Minimalablenkung dk lässt sich nun der<br />
Brechungsindex n für die entsprechende Wellenlänge berechnen.<br />
Abb.6: Ablenkung eines monochromatischen Strahles<br />
Auszuwertende Wellenlängen des Quecksilberspektrums:<br />
Wellenlänge [nm] Farbe rel. Intensität<br />
404,7 violett 5<br />
407,8 violett 5<br />
436 blau 600<br />
492 blau-grün 200<br />
546 grün >10.000<br />
577,0 gelb > 10.000<br />
579,1 gelb > 10.000<br />
607 rot 20<br />
615 rot 55<br />
623 rot 110<br />
672 rot 10<br />
Berechnen Sie aus dem gemessenen Winkel der Minimalablenkung dk nach Gleichung (2) den Brechungsindex<br />
n. Tragen Sie die berechneten Werte n = n() in einem Diagramm auf. Zeichnen Sie die<br />
Dispersionskurve als Ausgleichskurve. Beachten Sie, dass theoretisch keine lineare Beziehung erwartet<br />
wird, eine lineare Regression ist deshalb nicht möglich!<br />
Zur Fehlerabschätzung überlegen Sie sich, wie genau Sie den eingestellten Winkel am Spektrometer<br />
ablesen können (Kap. 3.1). Interpretieren Sie diesen Wert als Winkelfehler. Bestimmen Sie die Auswirkung<br />
dieses Winkelfehlers auf den Brechungsindex.<br />
(2)
<strong>Prismenspektrometer</strong> 5<br />
von 5<br />
b) Um dieses <strong>Prismenspektrometer</strong> zur optischen Spektroskopie verwenden zu können, muss jetzt die<br />
Apparatur kalibriert werden. Dazu wird der Ablenkwinkel d - bei beliebiger, aber fester Einstellung des<br />
Drehtisches – als Funktion der Wellenlänge von bekannten Spektrallinien (hier der Hg-Lampe)<br />
festgestellt. Die kalibrierte Apparatur wird dann zur Bestimmung einer unbekannten Lampe eingesetzt,<br />
indem sie vor diese gestellt wird und die Ablenkwinkel der neuen Spektrallinien der unbekannten Lampe<br />
abgelesen werden.<br />
Tragen Sie den Kehrwert μ der Wellenlänge , μ=1/, gegen die gemessenen Ablenkwinkel d des<br />
Hg-Spektrums auf. Erstellen Sie dann mit Hilfe einer PC-Software (z.B. Excel) ein Polynom 4.<br />
Ordnung als Ausgleichskurve von μ(d) (Gleichung angeben!) Berechnen Sie mit der Gleichung der<br />
Ausgleichskurve die Wellenlängen der unbekannten Lampe und bestimmen Sie so die Lampe.<br />
5. Vorbereitung<br />
Literaturhinweise<br />
- Walcher: "Praktikum der Physik", Teubner, Stuttgart<br />
- Dobrinski, Krakau, Vogel: "Physik für Ingenieure", Teubner, Stuttgart<br />
- Hering, Martin, Stohrer: "Physik für Ingenieure", VDI-Verlag, Düsseldorf<br />
- Becker, Jodl: "Physikalisches Praktikum", VDI-Verlag, Düsseldorf<br />
Fragen<br />
Warum sieht man die Spektralfarben als "Linien“?<br />
Warum sieht man kein kontinuierliches Spektrum (wie z.B. bei einem Regenbogen)?<br />
Wie würde das Spektrum einer Hg-Lampe mit einem Prisma ohne Dispersion aussehen?<br />
Technische und wissenschaftliche Anwendungen ?