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eine aussTellung über sTreeT arT und MenschenrechTe in ägypTen

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nichTs isT nur<br />

Für Männer da<br />

FrauendisKriM<strong>in</strong>ierung<br />

geseTzlich veranKerT<br />

Bei den Demonstrationen gegen Hosni Mubarak standen Frauen im Kampf um<br />

Freiheit, Würde <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit <strong>in</strong> der ersten Reihe. Sie erhofften sich auch<br />

e<strong>in</strong> Ägypten ohne Frauendiskrim<strong>in</strong>ierung, die sowohl gesetzlich verankert als auch<br />

gesellschaftlich tief verwurzelt ist.<br />

. Das ägyptische Strafrecht schützt Frauen nicht wirksam vor Gewalt <strong>in</strong> der Familie<br />

oder Vergewaltigung <strong>in</strong> der Ehe.<br />

. Während Männer ihre Frauen e<strong>in</strong>fach „verstoßen“ können, müssen Frauen für <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Scheidung vor Gericht gehen.<br />

. Frauen erhalten nur die Hälfte des Erbes, das <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Mann zusteht.<br />

Vor allem <strong>in</strong> ländlichen Gebieten können Frauen ihren Erbanspruch <strong>in</strong> den seltensten<br />

Fällen durchsetzen.<br />

. Weibliche Genitalverstümmelung ist zwar seit 2008 verboten, wird aber noch<br />

immer durchgeführt <strong>und</strong> bleibt straffrei, wenn „mediz<strong>in</strong>ische Gründe“ angeführt<br />

werden können.<br />

. Abtreibung ist <strong>in</strong> allen Fällen verboten, selbst bei Vergewaltigung oder wenn<br />

das Leben der Frau bedroht ist.<br />

Bisher wurden die Hoffnungen der ägyptischen Aktivist<strong>in</strong>nen enttäuscht. Von der<br />

politischen Neugestaltung des Landes waren Frauen größtenteils ausgeschlossen.<br />

Bei den ersten freien Parlamentswahlen im Dezember 2011 <strong>und</strong> Januar 2012<br />

erhielten Frauen nur zwölf der 508 Sitze. In der zweiten Verfassunggebenden<br />

Versammlung waren von 100 Mitgliedern nur sieben weiblich. Präsident Mursi<br />

berief gerade mal zwei Frauen <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Kab<strong>in</strong>ett <strong>und</strong> hielt se<strong>in</strong> Versprechen nicht,<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau zur Vizepräsident<strong>in</strong> zu machen.<br />

KünsTler Nooneswa<br />

TexTe l<strong>in</strong>kes Bild: „Sortier mich nicht <strong>in</strong> Schubladen!“, rechtes Bild: „Mädchen <strong>und</strong> Jungen s<strong>in</strong>d gleich“,<br />

Bild unten: „Nichts ist nur für Männer da“.<br />

bildrechTe l<strong>in</strong>kes Bild: Thomas Claes, rechtes Bild <strong>und</strong> Bild unten: Dorien Marres<br />

„darF <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau so eTWas<br />

auF der sTrasse Machen?“<br />

Forderungen nach Geschlechtergerechtigkeit <strong>und</strong> Frauenrechten f<strong>in</strong>den sich<br />

auch <strong>in</strong> den Graffitis wieder, zum Beispiel <strong>in</strong> den Arbeiten des Künstlerkollektivs<br />

Nooneswa: „Mädchen <strong>und</strong> Jungen s<strong>in</strong>d gleich“ oder „Nichts ist nur für Männer<br />

da“ steht unter ihren Motiven mit ägyptischen Filmstars. Ihr Motiv „Sortier mich<br />

nicht <strong>in</strong> Schubladen!“ wurde <strong>in</strong>zwischen von fem<strong>in</strong>istischen Aktivist<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

Tunesien aufgegriffen.<br />

Unter den Graffiti-Künstlern s<strong>in</strong>d nur wenige Frauen. Sie haben es oft<br />

schwerer als ihre männlichen Kollegen. So berichtet die Künstler<strong>in</strong> Laila Majid:<br />

„Es gab bisher zwei Reaktionen der Leute: Entweder haben sie Angst, wenn sie<br />

e<strong>in</strong> Mädchen auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Leiter sehen, das die Wand anmalt. Sie verstehen es nicht,<br />

sagen nichts, gucken mir e<strong>in</strong>fach zu <strong>und</strong> machen Fotos. Oder sie werden aggressiv<br />

<strong>und</strong> sagen D<strong>in</strong>ge wie: „Darf <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau so etwas auf der Straße machen?<br />

Das ist doch k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Kunst“.<br />

FrauenrechTe<br />

sTärKen!<br />

1981 ratifizierte Ägypten die <strong>in</strong>ternationale Frauenrechtskonvention.<br />

Die Regierung ist damit verpflichtet, die Gleichstellung von Mann <strong>und</strong> Frau<br />

zu garantieren. Doch derzeit ist das Land noch weit davon entfernt.<br />

Besonders beunruhigend ist, dass die im Dezember 2012 angenommene<br />

Verfassung Diskrim<strong>in</strong>ierung aufgr<strong>und</strong> des Geschlechts nicht ausdrücklich<br />

untersagt. Stattdessen soll der Staat e<strong>in</strong> ausgewogenes Verhältnis<br />

zwischen den familiären Verpflichtungen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Aufgaben<br />

der Frau herstellen. Die Scharia wird als Gr<strong>und</strong>lage der Rechtsprechung<br />

<strong>und</strong> Gesetzgebung def<strong>in</strong>iert, was zur E<strong>in</strong>schränkung von Frauenrechten<br />

genutzt werden könnte.<br />

Amnesty International fordert daher von der ägyptischen Regierung,<br />

sicherzustellen, dass Frauen gleichberechtigt an der politischen Gestaltung<br />

des Landes teilnehmen können. Ägypter<strong>in</strong>nen müssen alle öffentlichen<br />

Ämter besetzen dürfen. Alle Gesetze, die Frauen diskrim<strong>in</strong>ieren, müssen<br />

abgeschafft oder entsprechend <strong>in</strong>ternationaler Normen geändert werden.<br />

Frauen müssen vor Gewalt <strong>und</strong> sexueller Belästigung geschützt werden.

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