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Mottens, <strong>der</strong> daselbst wohne und gleichzeitig Inhaber <strong>der</strong> Gaststätte sei. Von<br />
Verbindungen des DSB zur IWW wurde nichts vermerkt. Zudem wurden von<br />
den örtlichen Polizeibehörden keine Aktivitäten „linksradikaler“ Seeleute in<br />
Königsberg festgestellt.(24) Ähnliches ließ <strong>im</strong> gleichen Jahr die Polizeiverwaltung<br />
in Pillau verlauten: „Die Gastwirtschaft von Henri Hammer,<br />
Holzwiese 5, ist Vereinslokal des ‚Deutschen Schiffahrtsbundes’“.(25)<br />
Dieser sei nicht <strong>der</strong> IWW zugehörig. In Memel hatte <strong>der</strong> Deutsche<br />
Seemannsbund ein Lokal mit dem Restaurant Kylau „Am Winterhafen“ als<br />
Zahlstelle. Jedoch meldete auch die hiesige Polizeistelle keinerlei<br />
Versammlungen „linksradikaler“ Art:<br />
„Auch sonst ist die IWW <strong>hier</strong> in keiner Weise in Erscheinung getreten.“(26)<br />
Sowohl die IWW als auch <strong>der</strong> Deutsche Schiffahrtsbund, welcher aus dem<br />
Deutschen Seemannsbund hervorging, standen <strong>der</strong> anarcho-syndikalistischen<br />
Organisation phasenweise sehr nahe. Die IWW, 1905 gegründet und mit<br />
zeitweise 100.000 Mitglie<strong>der</strong>n weltweit, stellte vor allem eine klassenkämpferische<br />
Organisation für prekär Beschäftigte Arbeiter dar. Dazu zählte<br />
vor allem die Schiffahrt. Das erklärt auch die Unsicherheit bei den polizeilichen<br />
Ermittlungen in Bezug auf die deutschen Vereinigungen, welche mehrere<br />
tausend Mitglie<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Memel bis zur Ems vereinigen konnte. Der<br />
Deutsche Seemannsbund gehörte von 1918 bis 1920 <strong>der</strong> FAUD an, trat dann<br />
jedoch in den Zentralverband über und <strong>der</strong> Roten Gewerkschaftsinternationale<br />
(RGI) bei, was zum Bruch mit den Anarcho-Syndikalisten führte. An<strong>der</strong>norts<br />
verbanden sich syndikalistische Hafenarbeiter direkt mit den Seeleuten und<br />
gingen so eine organisatorische Verbindung ein. Für Königsberg gab es keine<br />
Hafenarbeiter-fö<strong>der</strong>ation. Der Schwerpunkt syndikalistischer Organisation lag<br />
<strong>im</strong> Baubereich.<br />
5. Ein Streik <strong>der</strong> Hafenarbeiter<br />
Dass es selbst in <strong>der</strong> tiefen Provinz Ostpreußen zu bemerkenswerten Erhebungen<br />
in Küstengebiet kommen konnte, macht folgendes Beispiel deutlich:<br />
Die Hafenarbeiter Königsberg befanden sich seit dem 01. Juni 1931 <strong>im</strong> Streik.<br />
Dieser wurde organisiert von „Die Internationale <strong>der</strong> Seeleute und Hafenarbeiter“.<br />
Als Gegner stellten sich <strong>der</strong> Zentralverband und die Streikbrecherorganisation<br />
„Technische Nothilfe“ (THW-Vorläufer) heraus: „Die<br />
Königsberger Hafenarbeiter schützen ihren Kampf durch Massenstreikschutz“.<br />
Der Streik war überschrieben mit „Kampf dem Lohnraub!“ und richtete sich<br />
auch gegen den dazugehörigen Schiedsspruch: „Hafenarbeiter! Nehmt überall<br />
sofort Stellung zum Kampf eurer Königsberger Kollegen. Lehnt jede Be- und<br />
Entladung von Schiffen von o<strong>der</strong> nach Königsberg ab. Lehnt es ab, Ladung zu<br />
bearbeiten, die nach Königsberg beor<strong>der</strong>t ist o<strong>der</strong> nach an<strong>der</strong>en Häfen<br />
umdirigiert wird. Helft den Königsberger Hafenarbeitern zum Sieg!“(27)<br />
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