Investor und Mäzen - Fluri Real Estate AG
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GUIDO FLURI STIFTUNG<br />
<strong>Investor</strong> <strong>und</strong> <strong>Mäzen</strong><br />
Guido <strong>Fluri</strong> ist ein untypischer Unternehmer. Einerseits macht er Millionengewinne mit kurzfristigen<br />
Immobiliengeschäften, andererseits investiert er Millionen in Projekte für Menschen in Not.<br />
Mit dem wirtschaftlichen<br />
Erfolg seiner<br />
Unternehmen<br />
finanziert Guido<br />
<strong>Fluri</strong> gemein -<br />
nützige Projekte<br />
seiner Stiftung.<br />
Foto: Remo Kuhn<br />
INTERVIEW PETER BLATTNER<br />
Herr <strong>Fluri</strong>, Sie haben kürzlich eine<br />
Wohnsiedlung in Greifensee über -<br />
nommen <strong>und</strong> verkaufen die<br />
96 unrenovierten Wohnungen nun<br />
stückweise an die bisherigen Mieter.<br />
Gleichzeitig wurde bekannt, dass<br />
Sie sich mit Ihrer eigens benannten<br />
Stiftung für benachteiligte Menschen<br />
einsetzen. Sind Sie nun Spekulant<br />
oder Wohltäter?<br />
Guido <strong>Fluri</strong>: Ich sehe mich nicht als Spekulant,<br />
sondern vielmehr als besonnenen<br />
vielseitigen <strong>Investor</strong>. Den wirtschaftlichen<br />
Erfolg nutze ich insbesondere auch<br />
um über meine Stiftung gemeinnützige<br />
Projekte zu finanzieren.<br />
Im Zusammenhang mit Ihrer<br />
Übernahme dieses Wohnblocks in<br />
Greifensee wurden Sie in der Presse<br />
kritisiert, Sie würden ohne Eigenleistung<br />
die Wohnungen kündigen <strong>und</strong><br />
teuer als Eigentumswohnungen<br />
weiterver kaufen. Wie stellt sich die<br />
Situation heute dar?<br />
Von den 96 Wohnungen wurden bis anhin<br />
45 an bisherige Mieter verkauft, weitere<br />
35 an Externe. Die Vierzimmerwohnungen<br />
mit Garage <strong>und</strong> Waschküche waren<br />
unter 400 000 Franken zu haben. Auch<br />
wenn ein gewisser Renovationsbedarf<br />
vorliegt, sind diese Preise für den Bezirk<br />
Uster in der aktuellen Situation mehr als<br />
moderat. Dank den tiefen Hypothekar-<br />
Zinsen fallen die monatlichen Belastungen<br />
für die neuen Eigentümer heute<br />
zudem tiefer aus als vorher als Mieter.<br />
Die Wohnungspreise scheinen in der<br />
Tat günstig zu sein, wäre da eine<br />
sanfte Renovation nicht sinnvoll <strong>und</strong><br />
finanzierbar gewesen?<br />
ZÜRCHER UNTERNEHMER<br />
l 4 l 2012 l 67<br />
Der sofortige Aufschlag der Renovation<br />
auf den Kaufpreis wäre für dieses Käufersegment<br />
belastender gewesen als mit<br />
einem Erneuerungsfonds, der sich auf<br />
Jahre hinaus bildet. Mit 400 Franken pro<br />
Monat <strong>und</strong> Käufer kann die Gebäudehülle<br />
<strong>und</strong> die Haustechnik in den nächsten zehn<br />
bis 15 Jahren sukzessive renoviert werden.<br />
Mussten Sie also in Greifensee<br />
niemandem kündigen?<br />
Es konnte für alle gegenwärtigen Mieter<br />
eine Lösung gef<strong>und</strong>en werden, deshalb<br />
mussten keine Kündigungen aufgr<strong>und</strong><br />
der Veräusserung der Wohnungen vorgenommen<br />
werden. Die Vorgehensweise<br />
von zahlreichen Pensionskassen beispielsweise,<br />
welche im aktuellen Marktumfeld<br />
des Anlagenotstandes ihren Mietern<br />
kündigen, um durch Sanierungen<br />
bessere Erträge zu generieren, habe ich<br />
stets verurteilt.
68 l Nr. 4 l 2012<br />
Man kann Sie als Selfmademan<br />
bezeichnen, Sie starteten Ihre Karriere<br />
mit hart ersparten 6000 Franken. Heute<br />
besitzen Sie Immobilien <strong>und</strong> Beteiligungen<br />
im Wert von mehreren H<strong>und</strong>ert<br />
Millionen. Wie haben Sie das geschafft?<br />
Der Grossteil der Wertschöpfung resultiert<br />
aus günstigen Zukäufen während der<br />
Immobilienkrise der 90er Jahre. Darüber<br />
hinaus befinden sich viele Objekte an<br />
Zentrumslagen in den Städten Zürich,<br />
Zug, Winterthur <strong>und</strong> Basel. Ich hatte das<br />
Glück, immer zur richtigen Zeit am richtigen<br />
Ort zu sein <strong>und</strong> habe es auch nicht<br />
ZUR PERSON<br />
ZÜRCHER UNTERNEHMER<br />
Guido <strong>Fluri</strong> ist Unternehmer <strong>und</strong> Präsident des<br />
Stiftungsrates der Guido <strong>Fluri</strong> Stiftung, die sich<br />
caritativ im Bereich Krebsforschung einsetzt<br />
<strong>und</strong> bestrebt ist, schizophrene Menschen besser<br />
in die Gesellschaft zu integrieren, sowie<br />
Gewalt an Kindern zu verhindern. «Die Vorgehensweise von Pensions-<br />
auf die Spitze getrieben. Dadurch konnte<br />
ich diese Zeit gut überstehen. Viele Protagonisten<br />
aus den 90er Jahren sind heute<br />
hingegen nicht mehr im Marktgeschehen.<br />
Sie wurden in dieser Krise regelrecht ausgehebelt.<br />
Es war für alle eine schwierige<br />
Phase, das sollte man nicht vergessen.<br />
Nun existiert schon seit längerer Zeit ein<br />
erneuter Herdentrieb, wie wir es bereits<br />
einmal hatten. Trotzdem darf nicht ausser<br />
Acht gelassen werden, dass Anlageobjekte<br />
immer auch mit Risiken befrachtet<br />
sind, ein nicht zu unterschätzender<br />
Faktor im Immobiliengeschäft.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Wenn ich in fünf Jahren ein Anlageobjekt<br />
beurteilen muss, bei dem die Refinanzie-<br />
kassen, welche ihren Mietern<br />
kündigen, um durch Sanierungen<br />
bessere Erträge zu generieren, habe<br />
ich stets verurteilt»<br />
rungskosten drei Prozent höher liegen –<br />
<strong>und</strong> dies bedeutet nicht die Welt in Anbetracht<br />
der heutigen Nullzinspolitik – kann<br />
sich der Wert der Immobilie je nach Lage<br />
um 20 Prozent – 40 Prozent nach unten<br />
korrigieren. Nicht auszudenken, wenn<br />
grosse Portefeuilles von Pensionskassen<br />
<strong>und</strong> Fonds solche Wertberichtigungen<br />
hinnehmen müssen.<br />
Herr <strong>Fluri</strong>, nun zu Ihrem sozialen<br />
Engagement, das verschiedenste<br />
Bereiche umfasst <strong>und</strong> in einer Stiftung<br />
mit Ihrem Namen untergebracht ist.<br />
Welche Ziele verfolgen Sie haupt -<br />
sächlich damit?<br />
Die Stiftung verfolgt mehrere Zwecke,<br />
welche alle einen unmittelbaren Bezug<br />
zu meinem Leben haben. Dazu gehört das<br />
Mitwirken gegen Hirntumore, das Bestreben,<br />
schizophrene Menschen besser in<br />
die Gesellschaft zu integrieren, sowie Gewalt<br />
an Kindern zu verhindern. Dies sind<br />
unsere Schwerpunkte. Daran gliedern<br />
sich zahlreiche kleinere Bezugsprojekte<br />
an. So liegt mir beispielsweise auch die<br />
historische Aufarbeitung der Zustände in<br />
den Kinderheimen in der Schweiz am<br />
Herzen, ein Vorhaben, das auch vom Beobachter<br />
stark unterstützt wird. Es geht<br />
um Heimkinder <strong>und</strong> deren Behandlung<br />
bis in die 70er Jahre hinein. Wir von der<br />
Stiftung verlangen vom B<strong>und</strong>esrat eine<br />
Entschuldigung für die Betroffenen, welche<br />
auch in staatlichen Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> gemeinnützigen Institutionen bis hin<br />
zur Heilsarmee schlimme Zustände erdulden<br />
mussten. Ich konnte unsere Forderungen<br />
diesbezüglich unlängst an einem<br />
Anlass Frau B<strong>und</strong>esrätin Eveline<br />
Widmer-Schlumpf darlegen <strong>und</strong> erhoffe<br />
mir nun einen wichtigen Schritt in die von<br />
uns eingeschlagene Richtung. Die Stiftung<br />
hat zudem ein ehemaliges Kinderheim<br />
in Mümliswil im Kanton Solothurn<br />
erworben um eine Dauerausstellung als<br />
Mahnmal gegen Gewalt an Kindern einzurichten.<br />
Auch dort besteht ein persönlicher<br />
Bezug, da ich selber als Kind eine<br />
gewisse Zeit in dieser Institution verbringen<br />
musste.<br />
www.guido-fluri-stiftung.ch