ROMANA SCHEFFKNECHT 1982 2013 - romana scheffknecht videos
ROMANA SCHEFFKNECHT 1982 2013 - romana scheffknecht videos
ROMANA SCHEFFKNECHT 1982 2013 - romana scheffknecht videos
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GALERIE IM TAXISPALAIS Innsbruck<br />
<strong>ROMANA</strong> <strong>SCHEFFKNECHT</strong> <strong>1982</strong> /<strong>2013</strong><br />
SNOECK<br />
<strong>ROMANA</strong> <strong>SCHEFFKNECHT</strong><br />
<strong>1982</strong><br />
<strong>2013</strong><br />
SNOECK
Gewidmet Vera Vogelsberger
RoMAnA ScHeFFknecHT<br />
<strong>1982</strong><br />
<strong>2013</strong><br />
GALeRIe IM TAXISPALAIS Innsbruck<br />
Snoeck
InHALT / conTenT<br />
7 Vorwort<br />
9 Foreword<br />
Beate Ermacora<br />
17 4 Tische ohne namen. ein Plädoyer für den Zufall<br />
24 4 Tables Without names. A case for coincidence<br />
Cornelia Offergeld<br />
35 Das Warburgzimmer. collage und Filmaufnahme eines Archivs<br />
42 Warburgzimmer. A collage and Film Footage from an Archive<br />
Andrea Hörl<br />
61 ohne Titel. Interview mit Romana Scheffknecht<br />
71 Untitled. Interview with Romana Scheffknecht<br />
Patricia Grzonka<br />
79 Liste der ausgestellten Werke / List of exhibited Works<br />
84 Biografien / Biographies<br />
88 Impressum / colophon
6<br />
VoRWoRT<br />
Die Galerie im Taxispalais präsentiert mit der Ausstellung <strong>1982</strong> / <strong>2013</strong> die erste und längst über-<br />
fällige Retrospektive der österreichischen Medienkünstlerin Romana Scheffknecht. Sie zählt zu<br />
den Videopionieren der zweiten Generation und zog vor allem in den 1980er Jahren internatio-<br />
nale Aufmerksamkeit auf sich. 1989 nahm sie an der legendären Ausstellung Video-Skulptur<br />
retrospektiv und aktuell: 1963–1989 im Kölnischen Kunstverein teil, mit der Wulf Herzogenrath<br />
und Edith Decker eine Standortbestimmung der Videokunst vornahmen. Scheffknecht<br />
studierte in Wien an der Universität für angewandte Kunst bei Oswald Oberhuber und parallel<br />
dazu bei Nam June Paik an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie mit der höchst aktiven, medienkritischen<br />
und auch politisch motivierten rheinischen Videoszene rund um Gerry Schum<br />
mit seiner Fernsehgalerie in Kontakt kam. Seit 2005 ist sie selbst Professorin an der Universi-<br />
tät für angewandte Kunst in Wien.<br />
Die Ausstellung schlägt einen Bogen von den 1980er Jahren bis heute. Romana Scheffknecht<br />
hat ihr videografisches Werk von Anfang an nicht filmisch-erzählerisch entwickelt, sondern folgt<br />
einem konzeptuellen und formal minimalistischen Ansatz, wobei sie in ihren frühen Arbeiten<br />
die technischen Möglichkeiten des Mediums Video auslotet. Nicht die alltägliche Wirklichkeit<br />
ist ihr Bildlieferant, sondern die Technik selbst mit ihren eigenen Systemen. Dazu gehört das<br />
Abfilmen von Monitorsignalen ebenso wie die digitale Bildproduktion, deren rechnerische Ver-<br />
fahren ungleich aufwendiger und zeitintensiver waren als heute. In abstraktem Schwarz-Weiß<br />
lassen etwa Treppen im Auge des Betrachters eine Ab- oder Aufwärtsbewegung entstehen,<br />
eine digitale Sonne leuchtet kühl aus dem Monitor oder ein sirrender Sinuston generiert,<br />
rhythmisiert und spaltet das Videobild aus schwarzen und weißen Streifen. Wie in einem von<br />
Scheffknechts Schlüsselwerken, der monumental gebeamten dreiteiligen Arbeit Die Börse, die<br />
Zeit, das Geld (1994), in der der meditative Gesang buddhistischer Mönche das hektische Auf<br />
und Ab der Börsenkurse in eine überzeitliche Schwingung versetzt, verknüpft sie oft objektive<br />
Sachverhalte mit emotionalen oder geschichtlichen Aspekten.<br />
Fluxus und Philosophie sind Paten, die Romana Scheffknechts Medienwerk Anschub gaben.<br />
Neben Ludwig Wittgensteins Überlegungen fließt vor allem das assoziativ-kreative Denken des<br />
Kunstwissenschaftlers Aby Warburg in ihre Kunst ein, die von einem Interesse an Medieninfor-<br />
mationen, Mediendiskussionen und daran, welche gesellschaftliche Stimmung Medien mit ihren<br />
Bildern generieren können, geprägt ist. Seit den 1990er Jahre entstehen auch Collagen, die aus<br />
Fundstücken, medialen Fotos und Zeichnungen zusammengesetzt sind und sich in mehreren<br />
Richtungen zugleich lesen lassen. Philosophische Untersuchungen und Arbeiten über den<br />
Krieg gehören zu den zentralen Werkkomplexen, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind.<br />
Auf vier Tischen wiederum zeigt Romana Scheffknecht ausgeklügelte Arrangements, bestehend<br />
aus Pocketbeamern, Videoplayern und -kameras, einem Spiegel oder einem Ventilator, die alle<br />
zur Produktion von Bildern eingesetzt werden, und sei es auch nur, um das ,weiße Rauschen‘<br />
7
des Videobildes als Lichtquelle zu zeigen, oder um im Closed-Circuit-Verfahren ein Foto abzufilmen,<br />
das gleichzeitig auf einem Monitor wiedergegeben wird. Die Künstlerin führt uns auf<br />
eine Zeitreise in die Geschichte der schnelllebigen Videotechnologie, legt dabei aber zugleich<br />
spielerisch Prozesse der Bild- und Kunstentstehung offen. Eigens für die Ausstellung ist eine<br />
Tischinstallation mit einem Miniaturschlepplift entstanden, der ironisch und vielsagend als ein-<br />
zigen Passagier das Buch Zur Psychopathologie des Alltagslebens. Über Vergessen, Versprechen,<br />
Vergreifen, Aberglauben und Irrtum von Sigmund Freud transportiert.<br />
Ich danke Romana Scheffknecht vielmals für die bereichernde Zusammenarbeit und das<br />
Konzept zu dieser multiperspektivischen Ausstellung. In dem Interview mit Patricia Grzonka<br />
bekommen wir einen lebendigen Einblick in die Denk- und Sichtweise der Künstlerin. Cornelia<br />
Offergeld beschreibt in ihrem Textbeitrag kenntnisreich die in der Ausstellung gezeigten Tisch-<br />
installationen und Andrea Hörl zieht spannende Querverbindungen zwischen Scheffknecht<br />
und Aby Warburg. Ihnen danke ich herzlich für ihre Beiträge. Bei Jonathan Quinn bedanke ich<br />
mich vielmals für die sorgsame Übersetzung. Rainer Iglar hat die Ausstellung detailreich für<br />
den von Paul Trebo einfühlsam gestalteten Katalog fotografiert. Ihnen wie auch Andreas Balze,<br />
der den Katalog in das Verlagsprogramm des Snoeck-Verlags aufgenommen hat, gilt ebenfalls<br />
mein aufrichtiger Dank. Danken möchte ich auch Steck & Moling Modellbau Innsbruck, die den<br />
Schlepplift exakt nach den Vorstellungen der Künstlerin konstruiert haben, sowie der Galerie<br />
Marion + Roswitha Fricke, Berlin für die gute Zusammenarbeit und die Leihgaben. Ein besonders<br />
Dankeschön möchte ich meinen Kolleginnen und Kollegen in der Galerie im Taxispalais<br />
für die logistische Organisation und die Umsetzung der Ausstellung aussprechen.<br />
Beate Ermacora<br />
Direktorin<br />
FoReWoRD<br />
With the exhibition <strong>1982</strong> / <strong>2013</strong>, the Galerie im Taxispalais presents the first, and long over-<br />
due, retrospective of the Austrian New Media artist Romana Scheffknecht. She is one of the<br />
video pioneers of the second generation who has attracted widespread international attention,<br />
especially in the 1980s. In 1989 she participated in the legendary exhibition Video-Skulptur<br />
retrospektiv und aktuell: 1963–1989 at the Kölnischer Kunstverein, a survey of the history<br />
and contemporary highpoints of video art, curated by Wulf Herzogenrath and Edith Decker.<br />
Scheffknecht studied in Vienna at the University of Applied Arts, under Oswald Oberhuber,<br />
and simultaneously at the Art Academy Düsseldorf, under Nam June Paik — where she came<br />
into contact with the highly proactive, media-critical and politically motivated Rhineland<br />
video circles around Gerry Schum and his Fernsehgalerie. Since 2005 she has herself become<br />
a professor at the University of Applied Arts in Vienna.<br />
The exhibition encompasses works from the 1980s to today. From the outset Romana Scheff-<br />
knecht’s approach to her videographic work has been conceptual and formally minimal rather<br />
than having a narrative filmic development, whereby in her earlier works she explores the tech-<br />
nical possibilities of video as a medium. It is not everyday reality that provides her with images<br />
but technology itself and its inherent systems. Among these are footage of monitor signals as<br />
well as the digital production of images, the computation of which was incomparably more<br />
complicated and time-consuming then than it is today. In abstractions of black-and-white,<br />
for instance, steps generate an upward or a downward movement in the eye of the onlooker,<br />
a digital sun shines coolly from the monitor or a pure, siren-like tone rhythmically generates<br />
and splits a video image with black and white stripes. Scheffknecht often links objective facts<br />
with emotional or historical factors, as in one of her key works: the monumental three-part<br />
video projection Die Börse, die Zeit, das Geld (1994), where the meditative chant of Buddhist<br />
monks makes the hectic rise and fall of stock prices vibrate so as to transcend time.<br />
Fluxus and philosophy are the godfathers that have driven Romana Scheffknecht’s work with<br />
New Media. Alongside Ludwig Wittgenstein’s ideas, the associative creative thinking of the art<br />
historian and theorist Aby Warburg flows into her art, which is informed too by her interest in<br />
media information, media discussions and the social climate that the media can generate with<br />
images. Since the 1990s she has also been engaged in the production of collages consisting of<br />
found items, photographs from the mass media and drawings which are open to readings in<br />
several directions at once. Philosophische Untersuchungen and Arbeiten über den Krieg belong<br />
to her key work complexes, and are also to be seen in the exhibition. These are juxtaposed<br />
by four tables on which Romana Scheffknecht presents ingenious arrangements consisting of<br />
pocket video projectors, video players and cameras, a mirror or a fan. These are all used to pro-<br />
duce images, even when it is only ‘white noise’ on a video tape as a source of light or a photo-<br />
graph filmed and simultaneously shown on a monitor, effectively as closed circuit television.<br />
8 9
10<br />
The artist takes us on a voyage through time and into the history of rapidly changing video<br />
technology while shedding light on the playful processes of producing images and art. A table-<br />
top installation has also been created specially for the exhibition with a miniature drag lift,<br />
which ironically and eloquently transports, as its only passenger, Sigmund Freud’s book<br />
Psychopathology of Everyday Life.<br />
I should like to extend my deepest thanks to Romana Scheffknecht for the rewarding collaboration<br />
and the concept for this multi-perspectival exhibition. In the interview with Patricia<br />
Grzonka we are given a lively insight into the artist’s stance and her outlook on life. In her essay,<br />
Cornelia Offergeld provides an informed description of the tabletop installations on show in<br />
the exhibition, and Andrea Hörl highlights beguiling cross-connections between Scheffknecht<br />
and Aby Warburg. I should like to express my thanks to them here for their contributions. My<br />
thanks also go to Jonathan Quinn for his conscientious translations of their texts. Rainer Iglar<br />
carefully photographed the exhibition in detail for the catalogue, which has been sensitively<br />
designed by Paul Trebo. My sincere thanks to them, as well as to Andreas Balze, who included<br />
the catalogue in the programme of publishers Snoeck. In addition, I should like to thank Steck<br />
& Moling Modellbau, the Innsbruck model makers, for their precise construction of the drag<br />
lift according to the artist’s vision, and also Galerie Marion + Roswitha Fricke, Berlin, for the<br />
fruitful collaboration and for providing works on loan. Finally, my special thanks to my colleagues<br />
at the Galerie im Taxispalais for logistical support and the implementation of the exhibition.<br />
Beate Ermacora<br />
Director<br />
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12 13
14 15
16<br />
4 TIScHe oHne nAMen 1 . eIn PLäDoyeR FüR Den ZUFALL<br />
Cornelia Offergeld<br />
I. Die Welt 3<br />
„Zum Schluss hoffe ich, dass diese Mittelmäßigkeit, die durch zu viele, der Kunst per se fremde<br />
Faktoren bedingt ist, eine Revolution, diesmal eine von asketischer Art, herbeiführen wird,<br />
über die sich das breite Publikum nicht einmal bewusst werden wird und die bloß einige Eingeweihte<br />
entwickeln werden – am Rande einer Welt, die durch das ökonomische Feuerwerk<br />
geblendet ist. The artist of tomorrow will go underground.“ 2<br />
Marcel Duchamp, Philadelphia 1961<br />
Reden wir über das, was man sieht: Ein Rhinozeros steht auf dem Tisch in einem Lichtkegel<br />
und schaut gebannt auf den kleinen Monitor, auf dem die Speichen eines sich drehenden Rades<br />
im Licht des Stroboskops aufblitzen, während das Bild der aus dem Weltraum fotografierten<br />
Erde langsam über die Wand übers Eck hinaus auf die andere Wand wandert und wieder zurück.<br />
Ein auf einem Stapel Bücher stehender Diaprojektor projiziert das Dia mit dem Bild der<br />
Erde auf einen Spiegel, der sich mittels eines Motors von rechts nach links in einem Winkel<br />
von 180 Grad bewegt. Von dort gelangt es auf die Wand. Der Motor ist ein kleines Ding aus<br />
sorgfältig gefrästen Metallteilen, das einen Arm bewegt, der wiederum den Spiegel bewegt.<br />
Man hört Musik, ein wenig hohl und blechern klingend, wie aus der Ferne abgespielt von<br />
einem alten Kassettenrekorder. Eine Musikkapelle beim Dorffest? Die Menschen dort tragen<br />
vielleicht Dirndl und Lederhosen und trinken frisches Bier vom Fass. Kinder laufen lachend<br />
zwischen ihren Beinen umher und versuchen, sich gegenseitig zu fangen. Da ist etwas zwischen<br />
der Musik, was ein Kinderlachen sein könnte oder ein fremdes Gurgeln, eine Sprache,<br />
die wir nicht kennen. Vielleicht ist es keine Sprache in unserem Sinn, vielleicht sind bei der<br />
Musikaufnahme ungewollt Geräusche von einer Zivilisation aus dem All aufgefangen worden.<br />
Vielleicht kommen sie von dort, wo wir gerade unseren Standpunkt bezogen haben, aus dem<br />
außerterrestrischen Weltall. Von hier aus können wir beruhigt zuschauen, wie es mit der Welt<br />
weitergeht. Während all dies geschieht, geschehen könnte, bleibt das Rhinozeros andächtig<br />
stehen und schaut auf den Monitor. Und wir beobachten es dabei. Unverkennbar und explizit<br />
findet hier eine Hommage an Marcel Duchamp statt. Aber auch „das Vorübergehen der Stäbe“<br />
in Rilkes Gedicht Der Panther spielt mit.<br />
Unwillkürlich muss man an Walter Benjamin und an seine Ausführungen zur Veränderung der<br />
kollektiven Wahrnehmung durch die Entwicklung von Film und Fotografie denken. Aber es<br />
17
18<br />
geht hier keinesfalls um den von Benjamin mit dieser Entwicklung verbundenen Verlust der<br />
Aura. Zwei Arten des Blicks werden uns angeboten: Der voyeuristische Blick und der distanzierte<br />
Blick aus der Vogelperspektive. Romana Scheffknecht lässt uns die Erde durch drei Abbildungsvorgänge<br />
hindurch verfolgen, als Abbild eines Abbildes eines Abbildes und es bleibt<br />
uns nichts anderes übrig, als uns im Geiste in der Rolle von Platons Höhlenbewohnern wieder-<br />
zufinden. Das Bild von der Wirklichkeit ist nicht die Wirklichkeit. Wenn Illusion mit Wirklichkeit<br />
verwechselbar wird, dann tritt die Illusion an die Stelle der Wirklichkeit. Schlichter als mit<br />
René Magrittes Text-Bildaussage „Dies ist keine Pfeife“ im Bild Der Verrat der Bilder aus dem<br />
Jahr 1929 konnte man diesen komplizierten Bruch in der Moderne nicht auf den Punkt bringen,<br />
in der sich das nach wie vor der Romantik verhaftete Subjekt zwischen Selbst-, Objekt-<br />
und Realitätserkennung im Kreis bewegte. Magritte hatte eine der grundlegenden Fragen nach<br />
dem Realitätsbegriff der Gesellschaft der Moderne formuliert: Unsere Wahrnehmung ist eine<br />
Falle, wenn wir aus ihr die Wirklichkeit ableiten. In der Naturwissenschaft wurde diese Frage<br />
um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert im Bereich der Kernphysik in einem paradigmatischen<br />
Streit zwischen zwei Physikern in Wien ausgetragen. Während Ernst Mach behauptete,<br />
es könne keine Atome geben, weil man sie nicht beobachten kann, versuchte Ludwig<br />
Boltzmann mit seiner Theorie der statistischen Thermodynamik das Gegenteil zu beweisen.<br />
Boltzmann hatte alleine durch seine Denkleistung einen theoretischen Beweis erbracht, verlor<br />
aber den Streit. Das Auge erschien unbestechlich, eine Vorstellung, auf der auch die Tradition<br />
der Wiener Kunstgeschichtswissenschaft mit Otto Pächts Leitsatz „Am Anfang war das Auge“<br />
gründet. Das künstlerische Werk von Romana Scheffknecht scheint sich zu erlauben, dem zu<br />
widersprechen.<br />
Die Tischinstallationen, die Romana Scheffknecht seit den frühen 1990er Jahren aus Fundstücken,<br />
Apparaturen, Figuren, Zeichnungen, Videokameras und Monitoren zusammenstellt,<br />
sind künstlerische Versuchsanordnungen zur Frage nach der Gesellschaft und ihrer Mediatisierung,<br />
nicht ohne die conditio humana immer im Auge zu behalten. Scheffknecht lässt für<br />
diese Installationen mechanische Vorrichtungen, mit denen man Blickwinkel umlenken und<br />
verändern kann, von Spezialisten anfertigen. Ihre Apparaturen sind kleine wie großformatige<br />
Ungetüme, die oft Bewegungsabläufe bei anderen Apparaturen auslösen. Das Übersetzen<br />
und Umlenken scheint immer wieder zentrale Funktion dieser Konstruktionen zu sein. Dem<br />
kleinen Motor und langen Arm, der Motor und schwenkbaren Spiegel miteinander verbin-<br />
det, ist anzusehen, dass es hier kein Anliegen war, die effizienteste Lösung zu finden. Vielmehr<br />
ist anzunehmen, dass da jemand am Werk war, der den Nutzen von Maschinen freudig<br />
ironisiert.<br />
II. Der Fall 4<br />
Architektonische Pläne der Galerie im Taxispalais, Grundrisse, Aufrisse, Skizzen und Notizen<br />
der Künstlerin zur Ausstellung sind über den Tisch ausgebreitet. Hier liegt alles, was vor Ort ist,<br />
die Räume und die Ausstellung <strong>1982</strong> / <strong>2013</strong> – in ihrer geistigen Planung. Mit Wittgenstein<br />
gesprochen, könnte man sagen: Tatsache (Fall) und Idee der Substanz treffen aufeinander. Ein<br />
Ventilator bringt Bewegung in die ungeordneten Papiere und lässt einen Plan mit einer Raumansicht<br />
hochflattern. Er wird von einer Handkamera abgefilmt, die auf dem Tisch liegt und auf<br />
einen Monitor übertragen. Auf dem Monitor erscheint der Plan wie ein dreidimensionaler Raum<br />
mit einer Tür, auf die die Kamera fokussiert ist – ein Eingang und ein Ausgang. Wieder wird der<br />
Prozess der Veränderung von Wirklichkeit durch das Abbilden als Übertragung in eine andere<br />
Dimension offengelegt, aber auch als Möglichkeit des Erkenntnisgewinns vorgestellt.<br />
Wenn man will, kann man hier von Institutionskritik im Sinne eines (kritischen) Blicks auf das<br />
Ausstellungshaus und seine Rolle als öffentliche Institution in Verbindung mit künstlerischer<br />
Arbeit sprechen. Diese als zentrales Anliegen von Romana Scheffknecht in ihrem Werk darzustellen,<br />
wäre jedoch übertrieben. Vielmehr ergibt sie sich aus der Natur der Sache, alles, ,was<br />
die Welt ist‘, zum Thema zu machen. Dabei geht es um die Wahrnehmung und Auslotung der<br />
Konditionen, in denen sich die Künstlerin vorfindet oder – bildlich gesprochen – um den Weg<br />
hinein und um den Weg hinaus. Der Ort in Verbindung mit der Ausstellung und deren Entste-<br />
hung wird einer Reflexion unterzogen, in der die Idee und der Planungsvorgang zum Teil der<br />
künstlerischen Arbeit deklariert wird.<br />
19
III. Der Zufall<br />
Ein Video, das rieselnden Schnee zeigt, auch bekannt als das ‚weiße Rauschen‘ 5 , das man in<br />
Zeiten des analogen Fernsehempfangs nach Sendeschluss auf dem Fernsehbildschirm sah<br />
und das oft als ein Hintergrundrauschen vom Echo des Urknalls bezeichnet wird, wird auf den<br />
Tisch projiziert. In welcher Form dies geschieht, wird von der Künstlerin bei der Installation<br />
im Ausstellungsraum entschieden oder auch dem Zufall überlassen.<br />
Der Zufall ist ein zentrales Thema in Romana Scheffknechts künstlerischer Denkwelt. Das<br />
‚weiße Rauschen‘ steht für einen der einfachsten naturwissenschaftlichen Zufallsprozesse.<br />
Dementsprechend taucht es immer wieder in Collagen und Installationen der Künstlerin auf, ent-<br />
weder als Foto eines Fernsehbildschirms oder als Video, so zum Beispiel 1996 in einer Arbeit<br />
aus dem seit den frühen 1990er Jahren entstehenden Werkblock der Philosophischen Untersuchungen:<br />
Eine Frauenfigur aus Kunststoff in Miniaturgröße (ca. 7 cm Höhe) mit einem Pudel<br />
und einer umgehängten Tasche schaut auf einen Monitor und winkt mit einem Taschentuch. Auf<br />
dem Monitor ist ein Video mit ,weißem Rauschen‘ zu sehen. Hinter der Frau steht ein Spiegel,<br />
neben sie werden zwei Fotos vom Vierwaldstättersee projiziert, jenem Ort an dem Friedrich<br />
Nietzsche über die „ewige Wiederkehr“ allen Seins nachdachte.<br />
IV. Der Irrtum<br />
Ein Schlepplift läuft in einer Schlaufe über vier Umlenkscheiben und zieht langsam ein Buch<br />
hinter sich her, das über die Tischplatte schleift. Die Umlenkung ist ein beliebtes technisches<br />
Experimentierfeld von Romana Scheffknecht. Wir kennen diesen Vorgang bereits von der Blick-<br />
umlenkung durch Spiegel. Der Schlepplift ist speziell für die Ausstellung in der Galerie im Taxis-<br />
palais entstanden. Der Lift schleppt das Buch jeweils vier Meter in eine Richtung, bevor er um-<br />
kehrt. Bei dem Buch handelt es sich um eine Ausgabe von Sigmund Freuds Zur Psychopatholo-<br />
gie des Alltagslebens. Über Vergessen, Versprechen, Vergreifen, Aberglauben und Irrtum, was<br />
erst bei genauerem Hinsehen und auch nur vielleicht zu erkennen ist, da nur der Buchrücken<br />
eine Beschriftung aufweist. Sigmund Freud erklärte in seiner 1901 erschienenen Studie mit zahl-<br />
reichen Fallbeispielen das menschliche Irren zum Ausdruck unbewusster, aber notwendiger<br />
Absicht des Unbewussten. Bildlich ausgedrückt, kann man also sagen, dass der Schlepplift die<br />
Studie über die alltäglichen geistigen Fehlleistungen der Menschen hinter sich herzieht. Dazu<br />
gibt es auf einem Monitor einen Videofilm über den Testlauf des Prototyps für den Schlepp-<br />
lift mit seinem Konstrukteur, der in seiner Werkstatt noch letzte Einstellungen vornimmt. Der<br />
Prozess der Herstellung wird offengelegt, die Idee der Aura des Kunstwerks von vornherein<br />
verneint. „Hier sieht man, wie das Spiel beginnt“, sagt dazu gewohnt lakonisch die Künstlerin.<br />
20 http://www.youtube.com/watch?v=Skq8-jt4gbw<br />
21
22<br />
Eine an der Wand hängende Collage ergänzt die Installation. Die Collage besteht aus einem<br />
Foto des Kernphysikers Enrico Fermi 6 , der anhand eines Diagramms mit Kreisen und Dreiecken<br />
die Kernspaltung erklärt, einem Foto von einem Schlepplift aus dem Wintersport, einer<br />
Entwurfszeichnung der Künstlerin für einen Schlepplift, Fotos von Umlenkscheiben eines<br />
Schlepplifts, Kopien von technischen Konstruktionszeichnungen einer solchen Scheibe, das<br />
Foto eines Fließbandes aus der VW-Autoproduktion und diversen Fotos von abstrakten Formen,<br />
zwischen denen der Ausschnitt eines Auges herausschaut. Das Auge schaut uns an, möglicher-<br />
weise aber auch die Welt, wie sie langsam über die Wand wandert.<br />
Die Collagen, die seit den 1970er Jahren entstehen, sind ein zentraler Werkkomplex der<br />
Künstlerin. In Anlehnung an die Methode Aby Warburgs werden durch das Zusammenfügen<br />
von Fotografien von Bildern oder Ausschnitten aus früheren Arbeiten, Fotokopien und eigenen<br />
Zeichnungen Zusammenhänge zu bestimmten Themen aufgezeigt und erzeugt. Hier findet<br />
Erkenntnissuche über die Kombination von formal sowie inhaltlich Ähnlichem statt. Wie bei<br />
Warburgs Tafeln sind die Rahmen und der Hintergrund schwarz.<br />
Das Förderband wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Zweck der Massenproduktion von<br />
Waffen in den USA eingeführt und vor allem im Bereich der Autoindustrie weiterentwickelt.<br />
Es steht für die industrielle Revolution, in der das Handwerk durch Maschinen ersetzt wurde.<br />
Mit dem Ziel der maximalen Produktionssteigerung gilt in der Massenproduktion das Prinzip<br />
der Arbeitsteilung sowie das strikte Trennen der planenden, also der geistigen, von der ausfüh-<br />
renden Arbeit. Vor diesem Hintergrund erscheint Scheffknechts experimentelles Konstruieren<br />
von Maschinen als Mittel der Ironie und der Kritik an einer ‚mechanisierten Menschheit‘ sowie<br />
an einer von dieser postulierten Trennung von geistigem und ausführendem Handeln. Der auf<br />
der Effizienz von maschinenbetriebener Arbeit basierenden Welt der ökonomischen Gewinnmaximierung<br />
setzt sie eine Welt des Denkens gegenüber, in der es als gegeben gilt, dass unsere<br />
Vorstellung von Wirklichkeit durch die dem kontinuierlichen Irrtum unterliegende Wahrneh-<br />
mung erzeugt wird und somit also nur der Zufall Wirklichkeit hervorbringen kann. Ein Quanten-<br />
physiker würde wohl nichts anderes sagen.<br />
1 Der Begriff ‚Name‘ ist in diesem Zusammenhang vom Titel des Buches Der Anfang von Himmel und Erde hat keinen Namen<br />
von Heinz von Foerster, Berlin 1997, geborgt.<br />
2 Schlusssätze des Vortrags Where do we go from here, gehalten von Marcel Duchamp anlässlich eines Symposiums im<br />
Philadelphia Museum College of Art im März 1961. Zitiert nach: Serge Stauffer (Hg.), in: Marcel Duchamp, Die Schriften,<br />
Zürich 1981, S. 241.<br />
3 „Der Zufall ist alles, was der Fall ist“, sagt Romana Scheffknecht immer in Abwandlung von Ludwig Wittgensteins erstem<br />
Satz des Tractatus logico – philosophicus „Die Welt ist alles, was der Fall ist“, wenn sie auf die Welt schaut. Von dem Platz,<br />
den sie sich ausgesucht hat, hat sie eine gute Aussicht. Sie macht das schon lange. Doch ist sie beileibe nicht erfreut,<br />
wenn man sie dabei beobachtet, auch wenn sie sich nichts anmerken lässt. In gewisser Weise ist es auch kaum möglich,<br />
sie dabei zu beobachten. Da sie die anderen beobachtet. Erstaunlicherweise ist sie sehr gelassen, sogar heiter dabei. Kein<br />
Anflug von Angewidertheit, die einen bei einem solch skeptischen Blick auf die obszöne Korrumpiertheit der Gesellschaft<br />
überkommen könnte.<br />
4 Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico – philosophicus, Werkausgabe Bd.1, Frankfurt / Main 1984, S.11 f.: „2 Was der Fall<br />
ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten. [ ... ] 2.024 Die Substanz ist das, was unabhängig von dem was der<br />
Fall ist, besteht. 2.025 Sie ist Form und Inhalt.“<br />
5 Mit dem ‚weißen Rauschen‘ bezeichnet man ein mathematisches Modell für zufällige Schwankungserscheinungen. In Fach-<br />
kreisen spricht man von thermischem Rauschen, weil es sich um Eingangswiderstände in den Antennen der Fernsehgeräte<br />
handelt, die von Wärme erzeugenden Molekularbewegungen ausgelöst werden und in dem Moment sichtbar werden,<br />
wenn keine Signale von außen empfangen werden. Allen Annahmen zum Trotz handelt es sich um ein Eigenrauschen im<br />
Gerät und nicht um das Empfangen kosmischer Strahlungen. Trotzdem gibt es Parallelen zum Hintergrundrauschen des<br />
Universums, dessen Strahlung genau die Eigenschaften des störenden Rauschens im Fernsehen hat und das gleichsam<br />
das Echo des Urknalls ist. Dieses wäre in einem Empfangsgerät dann hör- oder sichtbar, wenn man das Eigenrauschen<br />
eliminiert.<br />
6 Enrico Fermi hatte 1934 – ohne sich dessen bewusst zu sein – zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ein Atom<br />
gespalten. 1938 erhielt Enrico Fermi für seine Arbeiten den Nobelpreis der Physik, obwohl seine Interpretation des Neu-<br />
tronenexperiments nach dem heutigen Stand der Wissenschaft eine auf Irrtümern beruhende, fehlerhafte Spekulation war.<br />
Im Dezember 1942 gelang es Fermi in Chicago, die erste kontrollierte Kettenreaktion in einem Kernreaktor auszulösen.<br />
Gemeinsam mit einer Gruppe von Physikern war er am Bau der Atombombe beteiligt.<br />
23
24<br />
4 TABLeS WITHoUT nAMeS. 1 A cASe FoR coIncIDence<br />
Cornelia Offergeld<br />
I. The World 3<br />
“In conclusion, I hope that this mediocrity, conditioned by too many factors foreign to art per<br />
se, will this time bring a revolution on the ascetic level, of which the general public will not<br />
even be aware and which only a few initiates will develop on the fringe of a world blinded<br />
by economic fireworks. The artist of tomorrow will go underground.” 2<br />
Marcel Duchamp, Philadelphia 1961<br />
Let’s talk about what you can see: a rhinoceros stands on the table, under a small spotlight<br />
and looks, mesmerised, at a small screen where the spokes of a turning wheel flash in the<br />
light of a stroboscope. Meanwhile, the image of the Earth taken from outer space wanders<br />
slowly across the wall, past the corner onto the next wall and back again. A slide projector<br />
standing on a pile of books projects the slide with the photograph of the Earth onto a mirror<br />
that, powered by a motor, moves from right to left and back through 180°. From there it moves<br />
onto the wall. The motor is a small gadget made of carefully shaped metal parts that move<br />
an arm which subsequently moves the mirror. Music is to be heard sounding a little hollow<br />
and tinny as if being played on an old cassette recorder far away. A band at a village fest?<br />
Maybe the people there are wearing traditional Austrian costume, dirndls and lederhosen, and<br />
drinking beer freshly tapped from the barrel. Laughing children are running around between<br />
their legs trying to catch one another. There is something in-between the music that could be<br />
children’s laughter or a strange gurgling, a language we don’t know. Perhaps it isn’t language<br />
as we know it, perhaps when the music was being recorded sounds were inadvertently captured<br />
from a civilisation in outer space. Perhaps they come from wherever we have taken up<br />
position, from extraterrestrial space. From here we can watch calmly to see how the world<br />
carries on. While all this happens, could happen, the rhinoceros maintains its stance staring<br />
raptly at the monitor. And we watch it do so. There is an unmistakable tribute being paid<br />
here to Marcel Duchamp. But one is also reminded of “the passing bars” in Rilke’s poem The<br />
Panther.<br />
One spontaneously thinks of Walter Benjamin and his deliberations on the changes in collective<br />
perception brought about by the development of film and photography. But we are in no way<br />
engaging here with Benjamin with this progress-related loss of the aura. Two types of gazes<br />
are offered: that of the voyeur and the birds-eye-view from a distance. Romana Scheffknecht<br />
lets us pursue the Earth through three illustrative processes: as the image of an image of<br />
an image, and we have no option but to find ourselves again in spirit in the role of Plato’s<br />
prisoners in the cave. The image of reality is not reality. When illusion can be confused with<br />
reality then illusion substitutes it. This complicated break with modernism could not be more<br />
elegantly expressed than by René Magritte’s painted statement “Ceci n’est pas une pipe” in<br />
the 1929 painting The Treachery of Images, where the still romantically-charged subject ran<br />
full-circle from self-recognition to appreciating the object, and recognising reality. Magritte<br />
had found a formula to express a fundamental issue for the modern notion of reality: what<br />
we see is a trap if we confuse it with reality. Scientists were debating this issue in the field<br />
of nuclear physics around the turn of the 19 th to the 20 th century in a fundamental argument<br />
between two physicists conducted in Vienna. While Ernst Mach maintained that atoms could<br />
not exist as you could not observe them, Ludwig Boltzmann attempted to prove their existence<br />
using his theory of the statistical interpretation of thermodynamics. Boltzmann succeeded in<br />
proving his case with theory as a purely intellectual achievement — although he lost the argument.<br />
The eye appeared to be incorruptible, a view that the Viennese tradition of art-historical<br />
sciences was based on, with Otto Pächt’s statement as its leitmotif: “In the beginning was<br />
the eye”. It is a statement that the art of Romana Scheffknecht appears to take the liberty of<br />
contradicting.<br />
http://www.youtube.com/watch?v=ZztuXWz_cx4<br />
25
The tabletop installations that Romana Scheffknecht has been making since the early 1990s<br />
with found objects, electrical appliances, plastic figures, drawings, video cameras and monitors<br />
are experimental artistic arrangements that address society and its mediatisation, not without<br />
always keeping an eye on the conditio humana. Scheffknecht has mechanical devices for<br />
changing the camera’s viewpoint and direction made by specialists for these installations. Her<br />
machines are small- and large-scale monstrosities that often trigger movements by other machines.<br />
The key functions of these constructions always appear to be translation and steering.<br />
The little motor and long arm connecting the motor and a swivelled mirror with one another<br />
are patently not made to be the most efficient solution. It may be assumed instead that somebody<br />
was at work here who takes pleasure in making ironic use of machines.<br />
II. The case 4<br />
Architectural plans of the Galerie im Taxispalais, floor plans, elevations, sketches and notes made<br />
by the artist for the exhibition are spread out on the table. Everything here is about the venue,<br />
the space and the exhibition <strong>1982</strong> / <strong>2013</strong> — in the planning. In Wittgenstein’s idiom, one could<br />
say: Fact (case) and the idea of the substance meet. A fan introduces movement into the<br />
unsorted papers, making a sheet of paper with a view of a room flutter upwards. It is filmed<br />
by a compact video camera that is lying on the table, and fed straight to a monitor. The image<br />
appears on the monitor like a three-dimensional room with a door, on which the camera<br />
focuses — an entrance and an exit. Again, the process of the changing of reality is revealed<br />
by depiction as a translation into another dimension, but also imagined as the possibility of<br />
gaining knowledge.<br />
You could speak of institutional critique in the sense of taking a (critical) view of the exhibition<br />
space and its role as a public institution in connection with artists’ work. Although to state<br />
that this is a key aspect of Romana Scheffknecht’s work would be an exaggeration. It is more<br />
the case that it is in the nature of the thing when you engage with everything ‘that is the world’.<br />
For Romana Scheffknecht the key issue is the perception and exploration of the conditions in<br />
which the artist finds herself, or — metaphorically speaking — around the way in and the way<br />
out. The venue, the exhibition and their histories are subjected to reflection, where the idea<br />
and the planning process are declared as part of the artwork.<br />
III. coincidence<br />
A video, that shows the billowing snow — also known as ‘white noise’ 5 or static — that the<br />
screen would show when broadcasting shut down for the night in the era of analogue television,<br />
and which was often ascribed to background noise from the echo of the Big Bang — is<br />
projected on the table. The artist decides on the form that this takes during installation at the<br />
venue, or it is left to chance.<br />
Coincidence and the random are key themes in Romana Scheffknecht’s artistic mindset. The<br />
on-screen static stands for one of the simplest scientifically explicable random processes.<br />
Accordingly, it is a recurring motif in the artist’s collages and installations, either as a photograph<br />
of a television screen or as video footage. In 1996, for example, in a piece in the Philoso-<br />
phische Untersuchungen block of works produced since the early 1990s: a miniature figure<br />
of a woman (approx. 7cm tall) with a poodle and carrying a handbag looks at a monitor waving<br />
a handkerchief. The monitor shows video footage of static. There is a mirror positioned behind<br />
the woman, alongside her are projections of two photographs of the Vierwaldstättersee, the<br />
place where Friedrich Nietzsche thought about the “Eternal Recurrence” of all Being.<br />
IV. Mistakes<br />
A drag lift runs in a loop via four discs and slowly pulls a book behind it, which drags along<br />
the tabletop. Directional interventions are a favourite technical arena for experimentation for<br />
Romana Scheffknecht. We are familiar with the process from the adjustable view using a<br />
mirror. The drag lift was completed specially for the exhibition at the Galerie im Taxispalais. It<br />
pulls the book four metres in one direction before completing a loop. It is a copy of Sigmund<br />
Freud’s Psychopathology of Everyday Life, which is only apparent on closer scrutiny and may<br />
26 27
not be legible even then as the only writing is on the spine of the book. In his book published<br />
in 1901, Sigmund Freud used numerous case studies to explain that people’s mistakes, ‘slips’,<br />
are an inadvertent expression of a deep-seated unconscious (“dynamically repressed”) wish.<br />
Expressed visually, one could say that the ski lift is dragging the study of everyday mistakes<br />
behind it. This is accompanied by a monitor showing a video on the testing of the prototype<br />
for the drag lift with its builder, who is still making last adjustments in his workshop. The<br />
process of production is shown and the idea of the aura of the artwork is negated from the<br />
outset. “Here, you see how the game starts”, is what the artist says about it with her familiar<br />
brevity.<br />
A collage hanging on the wall completes the installation. The collage consists of a photograph<br />
of the nuclear physicist Enrico Fermi, 6 who is explaining nuclear fusion with a diagram comprised<br />
of circles and triangles, a photograph of a ski lift in use for winter sports, a design for<br />
such a lift drawn up by the artist, photographs of the drive wheel of a ski lift, photocopies of<br />
technical construction drawings for a ski lift drive wheel, the photograph of a conveyor belt<br />
at the Volkswagen car factory and various photographs of abstract shapes, between which an<br />
eye peers out. The eye is looking at us, and possibly also at the world as it slowly wanders<br />
across the wall.<br />
The collages which she has been producing since the 1970s are a key work complex in the<br />
artist’s oeuvre. Inspired by Aby Warburg’s methods, interconnections between particular topics<br />
are shown and created by grouping together photographs of images or details from earlier<br />
works, photocopies and her own sketches. A search for insights is underway here, via the com-<br />
bination of formal similarities or similarities in content. The frames and the background are<br />
black, as they are in Warburg’s panels.<br />
The conveyor belt was introduced at the beginning of the 19 th century for the mass-production<br />
of weapons in the USA, and primarily developed further in the automobile manufacturing<br />
sector. It stands for the industrial revolution, where handwork was replaced by machine<br />
production. With the aim of maximising productivity, the principle of the division of labour is<br />
pursued in mass-manufacturing, the makers of plans are strictly separated, i.e. the thinking is<br />
separated from the manual work. In the light of this background Scheffknecht’s experimental<br />
construal of machines as a means to convey irony and of critiquing ‘a mechanised humanity’<br />
as well as of this postulated separation between thinking peoples’ and workers’ hands. The<br />
world of profit maximisation based on the efficiency of machine-powered labour is contrasted<br />
with a world of thinking, where it counts as a given that our notion of reality is produced by<br />
the continual fallacy of the underlying perception, and so the reality of coincidence emerges.<br />
A quantum physicist would hardly tell you any different.<br />
1 The use of the word ‘Name’ here is borrowed from the title of the book Der Anfang von Himmel und Erde hat keinen<br />
Namen by Heinz von Foerster, Berlin 1997.<br />
2 The concluding sentence of the lecture ‘Where do we go from here’, given by Marcel Duchamp during a symposium at the<br />
Philadelphia Museum College of Art in March 1961. Facsimile of the French transcript with an English translation by<br />
Helen Meakins, in: Studio International 189, January-February 1975, p. 28.<br />
3 Looking at the world, Romana Scheffknecht often says “Coincidence is everything that is the case” — a variation on the<br />
opening sentence to Ludwig Wittgenstein’s Tractatus Logico-Philosophicus: “The world is everything that is the case.”<br />
She has a good view from the position she has chosen for herself. She has been doing it for a long time. Although she<br />
deeply dislikes being watched doing it, even if she doesn’t show it. In a way, it is also hardly possible to watch her doing it.<br />
As she is watching the others. Astonishingly, she is very relaxed, even cheerful doing it. No flights of revulsion of the kind<br />
that might overwhelm somebody else with such a sceptical view of the obscene corruption of society.<br />
4 Ludwig Wittgenstein, Tractatus Logico-Philosophicus, translated by Charles Kay Ogden (with amendments by Ludwig<br />
Wittgenstein), Routledge, London 1922: “2 What is the case, the fact, is the existence of atomic truth. [ … ] 2.024 Substance<br />
is what exists independently of what is the case. 2.025 It is form and content.”<br />
5 ‘White noise’ refers to a statistical model for random signals and signal sources, rather than to any specific signal. Experts<br />
speak of thermic noise because it is the product of resistance entering the television’s antenna leading to molecular move-<br />
ment generated by warmth. This becomes visible when no other signal is being received. There is, despite rumours to the<br />
contrary, no connection between this static and cosmic radiation. Nevertheless, there are parallels to the background noise<br />
of the universe, which is the quasi-echo of the Big Bang and whose emission has the same characteristics as the disruptive<br />
static on television. This would be audible or visible if one were to eliminate the noise that a receiver produces itself.<br />
6 Enrico Fermi split an atom for the first time in human history, in 1934 — inadvertently. In 1938 Enrico Fermi was awarded<br />
the Nobel Prize for Physics even though, as we now know, his interpretation of the neutron experiment was based on an<br />
error, an error of judgement. In Chicago, in December 1942, Fermi succeeded in setting-off the first nuclear chain reaction<br />
in a nuclear reactor. He participated actively, in a team of physicists, in building the atomic bomb.<br />
28 29
30 31
32<br />
33
34 http://www.youtube.com/watch?v=3IumhlbNrjU<br />
DAS WARBURGZIMMeR. coLLAGe UnD FILMAUFnAHMe<br />
eIneS ARcHIVS<br />
Andrea Hörl<br />
Seit 1995 arbeitet Romana Scheffknecht kontinuierlich an der Werkgruppe Warburgzimmer.<br />
Die gezeigte Auswahl, eine Serie von Bildern sowie eine Videoarbeit, verweist auf die Arbeitsweise<br />
des leidenschaftlichen Sammlers und Archivars Aby M. Warburg (1866–1929). So entsteht<br />
ein Archiv, nicht über den Kunstwissenschaftler Warburg, sondern ein zeitgenössisches,<br />
fragmentarisches und kreatives Archiv, nie endend, sich ständig erneuernd und in vielerlei<br />
Hinsicht vom Leben und den Arbeiten Warburgs inspiriert.<br />
Fotografien, Filmausschnitte, Zeitdokumente, Zeitungsausschnitte, Buchseiten, alte Pressefotos,<br />
Notizzettel, Zeichnungen usw. organisieren sich hinter Glas in schwarzen oder weißen<br />
Holzrahmen auf schwarzem oder weißem Hintergrund. Filzstiftzeichnungen von Romana<br />
Scheffknecht sind wiederkehrende Elemente: Die Geste, wie gewohnt schnell und manchmal<br />
mit Wörtern versehen, erinnert an Film-Storyboards. Ein weiteres ästhetisches Merkmal zieht<br />
sich durch: Die Vorliebe für Schwarz-Weiß, nicht nur als Assoziation zur Archivarbeit zu lesen,<br />
ist zwar manchmal in Zeitungsausschnitten und Fotografien unterbrochen, macht die große<br />
Anzahl der Bilder, die Videoarbeit und somit das Warburgzimmer aber zu einer distanzier-<br />
ten, kühlen und eleganten Einheit. Grafische oder typografische Elemente, ähnliche Foto- und<br />
Bildmotive sind Anreiz für die letztendlich vorgenommene Anordnung. Ein übervolles, verstaubtes<br />
und vergilbtes Archiv spiegelt die Arbeit ganz und gar nicht wider. Im Gegenteil, alles<br />
wirkt sehr aufgeräumt, alle Informationen sind offen ausgelegt, kein Suchen ist notwendig.<br />
35
36<br />
Kein historischer Leitfaden und keine chronologische Aufzählung lassen sich in der Auswahl<br />
der verwendeten Materialien für die Collagen finden. Es sind Themengebiete, die in Rahmen<br />
gefasst sind. Im größten, sechsteiligen Bild zum Beispiel fokussiert die Auswahl das Thema<br />
Sehenund Nicht-Sehen.<br />
Das Kernstück im Warburgzimmer ist eine Videoarbeit. Für das ca. zwei Minuten lange<br />
Schwarz-Weiß-Video filmte Romana Scheffknecht den Kasten 118 Krieg und Kunst 1915 / 16<br />
von Aby Warburg. Zu schnell ist der Ablauf, um die Karteizettel einzeln lesen zu können. Und<br />
dennoch aufschlussreich genug, um der Arbeits- und Denkweise von Aby Warburg nahe zu<br />
kommen.<br />
kosmopolit / in und Gelehrte / r<br />
1866 in Hamburg geboren und aufgewachsen, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und<br />
Archäologie in Bonn, München, Florenz. Studium der psychologischen Medizin in Berlin. Für<br />
seine Dissertation 1 ging er nach Straßburg. Nach dem Militärdienst in Karlsruhe unternahm er<br />
viele Studienreisen: Amerika, England, Frankreich, Umzug nach Florenz, Rückkehr nach Ham-<br />
burg 1904. Viel zitiert und sehr charakteristisch ist Warburgs Aussage über sich: „Hamburger<br />
im Herzen, Jude von Geburt, Florentiner im Geiste.“ 2 Im schnellen Überblick ist leicht ersichtlich,<br />
wie vielschichtig und interessiert Warburg durch das Leben ging.<br />
Gerade solche Biografien interessieren Romana Scheffknecht in ihrer täglichen Recherche.<br />
Und nur ganz am Rande erwähne ich, dass die Biografie der Künstlerin Parallelen zu der von<br />
Warburg aufweist: verschiedene Studien im In- und Ausland, sie bewegt sich in unterschiedli-<br />
chen Arbeitsfeldern – Kunst, Film, Theater, Musik, Philosophie usw. –, die Menschenfreundin<br />
begegnet anderen mit offenen Augen und Ohren und sie ist eine Suchende und Reisende.<br />
Archivar / in<br />
Im Warburg Institute in London befindet sich die ehemalige Kulturwissenschaftliche Bibliothek<br />
Warburg. Aby Warburg verzichtete freiwillig auf die Erbfolge und die damit verbundenen<br />
Privilegien des Erstgeborenen. 3 Dafür sollte ihn seine wohlhabende Bankiersfamilie bis zu seinem<br />
Lebensende mit Büchern ausstatten. 1901 begann Warburg also systematisch Bücher zu<br />
sammeln, im Jahr 1929 umfasste die Bibliothek ca. 60.000 Bände, kategorisiert und für die<br />
Öffentlichkeit zugänglich. 1933 konnte dank Verwandter und einflussreicher Freunde des verstorbenen<br />
Warburg ein Großteil der Sammlung, die nicht nur Bücher, sondern auch zahlreiche<br />
Fotografien und die berühmten Zettelkästen umfasste, nach England in Sicherheit gebracht<br />
werden. Die Kriegskartothek ist größtenteils in Hamburg geblieben, weil sie als Pfand hinterlassen<br />
worden ist, um nach außen plausibel zu machen, dass es sich bei der Überführung der<br />
Bibliothek nach England lediglich um eine dreijährige Leihgabe handle. 4<br />
Romana Scheffknecht hat sich für ihre Videoarbeit den Zettelkasten 118 mit dem Titel Krieg<br />
und Kunst 1915 / 16 ausgesucht. Laut einer Hochrechnung – eine ausführliche Beschreibung<br />
hat Peter J. Schwartz in dem Artikel Aby Warburgs Kriegskartothek. Vorbericht einer Rekon-<br />
struktion 5 vorgenommen – befanden sich 72 Kästen mit ca. 90.000 Zetteln in der Kriegskartothek.<br />
Nur noch drei Kästen sind erhalten, neben Kasten 118 der Kasten 115 Krieg und Kultur<br />
und der Kasten 117 Aberglaube im Krieg, Kirche und Krieg, die sich alle drei im Warburg<br />
Institute in London befinden. Der Rest der Warburg Kriegskartothek ist wahrscheinlich 1943<br />
in Hamburg durch einen Brand zerstört worden. 6<br />
Die Karteikarten sind ganz normale Papierzettel im Format 10,8 x 14,8 cm. Am oberen Rand ste-<br />
hen Registertabellen, die zum Eintragen bibliografischer Informationen vorgesehen sind, Titel<br />
und selbstverständlich Quellenangaben. Auszüge aus Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln sind<br />
exzerpiert, mindestens neun Mitarbeiter, darunter seine Frau Mary und seine Sekretärin Clara<br />
Hintze, sind aus den unterschiedlichen Handschriften ersichtlich. Zehn Tageszeitungen wurden<br />
täglich durchforstet, Fach- und Wochenzeitschriften aus dem In- und Ausland kamen hinzu. 7<br />
Nur auf jedem ungefähr zehnten Zettel handelt es sich um Auszüge aus Büchern. Dieses<br />
„uferlose Verzetteln“, wie es oft treffend in der Literatur heißt, findet immer neue Abteilungen<br />
und Gliederungen, jeder einzelne Kasten ist wiederum in Rubriken unterteilt. Warburg war<br />
strikt gegen das Ausschneiden von Zeitungsartikeln, er war der Meinung, „dass man das Wesentliche<br />
einer Zeitung durch Ausschneiden zerstört, ganz abgesehen davon, dass nicht eine<br />
Spalte zerschnitten werden kann, ohne dass zugleich eine andere, die vielleicht etwas ebenso<br />
Wichtiges enthält, beschädigt wird.“ 8 Die Zeitungen wurden also zusätzlich unbeschädigt<br />
gebunden und archiviert. Gelegentlich finden sich auch kleine Ausschnitte, vor allem Bildmaterial,<br />
in den Kästen. Der Kasten 118 Krieg und Kunst 1915 / 16 ist bezeichnenderweise mit<br />
viel Bildmaterial (vor allem Postkarten) bestückt.<br />
Über 4.000 Zeitungen zählte man 1914 in Deutschland, was durch die optimierten Druckmaschinen<br />
Ende des 19. Jahrhunderts ermöglicht wurde. Durch den schnellen Informations-<br />
fluss wurde das Potenzial der Zeitungen als Bildungsinstanz, öffentlicher Meinungsträger oder<br />
lenkbares Organ sehr bald als Manipulationsquelle genutzt. Schon am Anfang des 20. Jahr-<br />
hunderts wusste man, dass dieses Material, auch bei kurzweiligen und unbedeutenden Meldungen,<br />
ein ganz wichtiges, zeitgeschichtliches und erhaltenswertes Dokument darstellt. Vor<br />
allem in Kriegszeiten herrschte eine konzentrierte Anhäufung von Archivtätigkeiten. Neben<br />
dem Kriegspresseamt unterhielten alle deutschen Städte ein eigenes Kriegspressearchiv. Auch<br />
die Wirtschaft und Banken sahen neue Möglichkeiten in der kommerziellen Pressebeobachtung.<br />
Um dieser Materialflut möglichst flächendeckend Herr zu werden, entstanden private Zei-<br />
tungsausschnittbüros (das erste in Paris im Jahr 1879), die international das Pressegeschehen<br />
beobachteten, analysierten und archivierten.<br />
Aby Warburg verfolgte durch die systematische Sammlung und Archivierung das Ziel Kriegs-<br />
lügen aufzudecken und eine möglichst objektive Perspektive zu geben. 9 Das Problem der großen<br />
Presselügen liege vor allem im Problem, keine genauen Quellenangaben zu haben. Warburg<br />
erkannte die große Macht von Wort und Bild.<br />
37
Das Auseinandernehmen, Schneiden, Fragmentieren und spätere wieder Zusammenfügen<br />
sollte eine Vollständigkeit der Wahrheit mit sich bringen. Die Zersetzung schafft ein Ganzes.<br />
Die Wucht des Unmittelbaren von Wort und Bild schafft durch die Zerlegung eine Distanz, die<br />
der Wahrheit näher kommen soll.<br />
Wir dürfen nicht annehmen, dass Romana Scheffknecht eine Archivarin im klassischen Sinne<br />
ist. Ihre Wohnung und ihr Atelier sind nur spärlich eingerichtet, sie umgibt sich mit nur weni-<br />
gen, ausgesuchten Dingen. Gefundene Objekte, Fotos, Filmausschnitte, Notizen etc. werden<br />
nicht in Schachteln aufbewahrt, sondern bald zur künstlerischen Produktion eingesetzt. Im<br />
Rahmen und hinter Glas oder als Videoarbeit sind sie sichtbar, verewigt und wohl auch archiviert.<br />
Der künstlerische Prozess des Transformierens ist die eigentliche Archivarbeit der<br />
Künstlerin. Die einzelnen Kategorien sind in Bilderrahmen gefasst. Die Collage ist das Mittel,<br />
die Fragmente werden auf diese Weise geordnet.<br />
Romana Scheffknecht initiierte 2001 das Medien Kunst Archiv Wien. 10 Für ein digitales Archiv<br />
ist keine Ansammlung beziehungsweise Anhäufung von Materialien notwendig. Auf einem<br />
physisch sehr kleinen Platz, der Festplatte, ist alles gespeichert und jederzeit abrufbar.<br />
Der / die Interdisziplinäre<br />
In vielen seiner Schriften spricht Aby Warburg von einer methodischen Grenzerweiterung. Die<br />
Verknüpfung verschiedener Disziplinen, wie zum Beispiel der Kunstgeschichte mit Kunsttheorie,<br />
Psychologie, Religionswissenschaften, Literatur, Philosophie, Geschichte und Ethnologie er-<br />
möglicht einen umfassenden Blick auf ein Kunstwerk. Die Erweiterung des Blickfeldes und damit<br />
verbunden das Verlassen der engen Sicht einer fachspezifischen Eingrenzung sind wichtige Vor-<br />
aussetzungen für kunstwissenschaftliches Arbeiten. Zusätzlich plädierte er als einer der ersten<br />
dafür, nicht nur die ‚hohe‘ Kunst, sondern jegliche Form von Bildlichkeit (Buchillustrationen,<br />
Postkarten, Kalendarien, Reklamebilder) und in der Erweiterung sogar Alltagsgegenstände in<br />
die Arbeit als Kunstwissenschaftler mit einzubeziehen. In dem von Romana Scheffknecht für<br />
die Videoarbeit ausgewählten Kasten 118 sind diese Absichten leicht ablesbar.<br />
Für den Ausnahmewissenschaftler Aby Warburg gibt es keine Zu- und Festschreibung. Seine<br />
wissenschaftliche Ausrichtung, Arbeitsweise, Denkweise und Persönlichkeit sind explizit nicht<br />
fachspezifisch. Romana Scheffknecht lehnt jeden Kategorisierungsversuch um ihr eigenes<br />
Werk ab. Ihr Œuvre ist nicht fachspezifisch angelegt oder nur auf ein Medium konzentriert.<br />
Romana Scheffknecht ist fasziniert von scheinbar ‚unmöglichen‘ Verknüpfungen, wie Warburgs<br />
Krieg und Kunst 11 .<br />
1 Aby M. Warburg, „Sandro Botticellis ‚Geburt der Venus‘ und ‚Frühling‘“, 1893, in: Aby M. Warburg, Ausgewählte Schriften und<br />
Würdigungen, Baden-Baden 1980.<br />
2 „Amburghese di cuore, ebreo di sangue, d’anima Fiorentino“, zitiert nach: Gertrud Bing, Rivista storica italiana, Ausgabe 71,<br />
1960, S. 113.<br />
3 Schon früh zeigten sich physische und psychische Erkrankungen von Aby Warburg, die mitunter diese Entscheidung mit-<br />
bestimmten.<br />
4 Vgl. Gottfried Korff (Hg.), Kasten 117. Aby Warburg und der Aberglaube im Ersten Weltkrieg, Tübingen 2007, S. 51.<br />
5 Peter J. Schwartz, „Aby Warburgs Kriegskartothek. Vorbericht einer Rekonstruktion“, in: Kasten 117. Aby Warburg und der<br />
Aberglaube im Ersten Weltkrieg, Publikation anlässlich der Konferenz „Der große Krieg, Warburg und der Aberglaube“, veranstaltet<br />
vom Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Sonderforschungsbereich 437 in Tübingen,<br />
Tübingen 2007, S. 39-69.<br />
6 Den einzigen kurzen Hinweis dazu gibt Carl Georg Heise, in: Persönliche Erinnerungen an Aby Warburg, Wiesbaden 2005.<br />
7 Hamburgischer Correspondent, Hamburger Nachrichten, Neue Hamburger Zeitung, Hamburger Fremdenblatt, Frankfurter<br />
Zeitung, Vossische Zeitung, Neue Zürcher Zeitung, Tübinger Nachrichten der Auslandspresse, Corriere della Serra, Giornale<br />
d’Italia, Cicerone, Kunstchronik, Kunstwart etc. Siehe Peter J. Schwartz, wie Anm. 5, S. 58.<br />
8 Aby Warburg zitiert nach: Peter J. Schwartz, wie Anm. 5, S. 55.<br />
9 „Die Dokumente der Entente-Lügen müssen systematisch gesammelt werden“, als „bibliothekarisches Hilfsmittel“ im Dienst<br />
einer „Protokollführung im Weltkrieg“ gegen den „Lügenfeldzug“ der Alliierten. Aby Warburg zitiert nach: Peter J. Schwartz,<br />
wie Anm. 5, S. 44-46.<br />
10 Auszug aus dem Leitfaden des Medien Kunst Archivs Wien, URL: http://www.mka.at/info.html: „Das Medien Kunst Archiv<br />
hat sich die Archivierung, Beschreibung und Vermittlung von Medienkunst zur Aufgabe gemacht. [...] Ausgangsbasis des<br />
Archivs sind die Bestände der Kunstsektion des Bundes und die Sammlungen der basis wien, des Kunst- und Diskussionsraums<br />
depot, der Universität für angewandte Kunst sowie die Videokunstsammlung des Landes Niederösterreich. Text,<br />
Bild, kunsthistorische und technische Protokolle zeigen die Vielfalt der thematischen und formalen Untersuchungen, mit<br />
denen sich die Künstlerinnen und Künstler in 30 Jahren Medienkunst beschäftigten und beschäftigen. [ ... ] Damit versteht<br />
sich das Archiv als Beitrag zur Dokumentation der Entwicklung elektronischer Kunst von 1970 bis heute im lokalen<br />
sowie internationalen Kontext.“<br />
11 In zwei Collagen im Warburgzimmer verknüpft Romana Scheffknecht die Themen Kunst und Terrorismus sowie Ästhetik<br />
und Krieg.<br />
38 39
40 41
WARBURGZIMMeR. A coLLAGe AnD FILM FooTAGe<br />
FRoM An ARcHIVe<br />
Andrea Hörl<br />
Romana Scheffknecht has been working on the Warburgzimmer group of works consistently<br />
since 1995. The selection on display, a series of images and one video, alludes to the working<br />
method of the passionate collector and archivist Aby M. Warburg (1886–1929). The result is<br />
an archive, not about the art theorist Warburg but a contemporary, fragmentary and creative<br />
archive, never-ending, always renewing itself and in many respects inspired by Warburg’s life<br />
and his works.<br />
Photographs, film stills, historical documents, newspaper clippings, pages from books, old press<br />
photographs, notes, drawings etc. are organised behind glass in black or white wooden frames<br />
on a black or white background. Felt pen drawings by Romana Scheffknecht are a recurring<br />
element: familiarly rapid in gesture and sometimes adorned with words, reminiscent of film<br />
storyboards. Another aesthetic attribute runs through the work: The preference for black-andwhite<br />
— which is not only to be read as an allusion to archival work by association — that may<br />
occasionally be interspersed with original newspaper excerpts and photographs in colour, does<br />
however lend the majority of images, the video, and so Warburgzimmer a cool, distanced<br />
and elegant uniformity. Graphics or typographical elements, photographs and images with<br />
similar motifs inspire the arrangement ultimately decided upon. The work in no way replicates<br />
overfilled, dusty, yellowing archives. On the contrary, everything looks very neat and tidy, all of<br />
the information is clearly laid out, no searching is needed. No historical thread nor any chronological<br />
enumeration is to be found in the selection of material used for the collages. They<br />
are thematic fields set in frames. In the largest — six-part — work, for example, the selection<br />
focuses on the topic of seeing and not seeing.<br />
The key piece in Warburgzimmer is a video. For the approximately two minute long black-and-<br />
white footage Romana Scheffknecht filmed the index box 118 Krieg und Kunst 1915 / 16<br />
[war and art] by Aby Warburg. It moves too fast to be able to read the index cards individually.<br />
Nevertheless still showing enough to introduce the viewer to Aby Warburg’s way of working<br />
and his way of thinking.<br />
A cosmopolitan and a Man / Woman of Letters<br />
Born in 1866 in Hamburg where he grew up, studied art history, history and archaeology in<br />
Bonn, Munich and Florence, he studied psychological medicine in Berlin, and went to Strasbourg<br />
to write his dissertation. 1 Following his military service in Karlsruhe he undertook several study<br />
trips, to: America, England and France; moved to Florence, returned to Hamburg in 1904.<br />
Often quoted and very typical for him is Warburg’s self-description: „Hamburger at heart, Jew<br />
by blood, Florentine in spirit“. 2 A quick glance easily suffices to show how eclectic Warburg<br />
was and the deep interest he took in things as he went through life.<br />
Romana Scheffknecht is interested in exactly this kind of biography in her daily research.<br />
And I should mention here, peripherally, that the artist’s biography shows parallels to that of<br />
Warburg: various courses of study at home and abroad, she moves in different professional<br />
fields — art, film, theatre, philosophy etc. — she is a people-watcher and encounters others<br />
with open eyes and ears, and she is both a seeker and a traveller.<br />
42 43<br />
Archivist<br />
The Warburg Institute in London houses contents of what had been the Kulturwissenschaftliche<br />
Bibliothek Warburg. Aby Warburg voluntarily renounced his inheritance and any accompanying<br />
privileges as the eldest son. 3 In exchange, his wealthy banking family were to furnish<br />
him with books until the end of his life. Warburg subsequently began systematically collecting<br />
books in 1901. By 1929 the library contained approximately 60,000 volumes, all indexed by<br />
category and openly accessible to the public. Thanks to relatives and influential friends of the<br />
late Warburg, in 1933 the majority of the collection, which not only included books but also<br />
large numbers of photographs and the famous index boxes, was brought to safety in England.<br />
Most of the wartime index box has remained in Hamburg because it was left behind as secu-<br />
rity to create the outward impression that the library was just being transported to England<br />
on a three-year loan. 4<br />
Romana Scheffknecht selected index box 118, labelled War and Art 1915 / 16 for her video.<br />
A calculation based on extrapolation indicates that there were 72 such boxes with about<br />
90,000 papers in the wartime index file — these are described by Peter J. Schwartz in the<br />
article Aby Warburgs Kriegskartothek. Vorbericht einer Rekonstruktion. 5 Only three of these<br />
boxes have survived. Along with box 118, box 115 Krieg und Kultur [war and culture] and box<br />
117 Aberglaube im Krieg, Kirche und Krieg [superstition in wartime, church and war] all three<br />
of which are now at the Warburg Institute in London. The remainder of the wartime index file<br />
was apparently destroyed by fire in Hamburg in 1943. 6<br />
The index cards are sheets of normal paper sized 10.8 cm x 14.8 cm. There are spaces marked<br />
at the top for entering bibliographic details, title and, of course, source references. There are<br />
excerpts taken from newspaper and magazine articles, and at least nine different people’s<br />
handwriting can be discerned, among them that of his wife Mary and of his secretary Clara<br />
Hintze. Ten daily newspapers were scoured every day, as well as domestic and foreign journals<br />
and weeklies. 7 Only about every tenth entry was an excerpt from a book.<br />
This boundless mass of index cards is continually being re-subdivided into new categories and<br />
each individual box is, in turn, subdivided by headings. Warburg was strictly against cutting
44<br />
out newspaper articles as he stated, because “cutting-up a newspaper destroys its essence,<br />
apart from the fact that one cannot cut out a column without damaging another one that<br />
might contain something at least as important.” 8 So, in addition, copies of newspapers were<br />
bound and archived fully intact. Clippings are occasionally to be found in the boxes, especially<br />
of images. Significantly, box 118 contains a large quantity of images (pre-eminently postcards).<br />
There were over 4,000 newspapers in Germany in 1914, made possible by the perfection of<br />
the mechanical printing press at the end of the 19 th century. With the rapid flow of information,<br />
a newspaper’s potential to educate, convey public opinion or as a controllable medium meant<br />
that it was quick to be used as a source of manipulation. At the outset of the 20 th century<br />
people already knew that this material, even frivolous and trivial reports, represented very significant<br />
historical documentation and was worth conserving. During times of war, in particular,<br />
there was a concentrated increase in archival work. As well as the wartime press ministry,<br />
every German town had its own war-press archives. So too, businesses and the banks saw<br />
new opportunities in the commercial monitoring of the press. In order to be able to control<br />
this flood of material effectively on a nationwide basis, private newspaper cuttings’ agencies<br />
opened-up (the first in Paris in 1879) to observe press activity internationally, provide analyses<br />
and archive the material.<br />
Aby Warburg used systematic collection and archiving to pursue the exposure of wartime<br />
lies and to convey a perspective that was as objective as possible. 9 The problem with the<br />
whopping lies published by the press was the lack of provision of any exact sources. Warburg<br />
recognised the power of word and image.<br />
This dismantling, cutting-out, fragmentation and subsequent piecing together was intended to<br />
bring with it the complete truth. Dismantling creates a whole. The dissection of the power of<br />
the immediacy of words and images creates a distance intended to come closer to the truth.<br />
We should not presume that Romana Scheffknecht is an archivist in the classical sense. Her<br />
home and her studio are only sparsely furnished, she surrounds herself with only a few selected<br />
items. Found objects, photographs, film footage, notes etc. are not stored in boxes but<br />
quickly incorporated in her artistic production. Framed and behind glass or as video works,<br />
they are visible, preserved for posterity — and so also archived. The artistic process of transformation<br />
is the artist‘s real archival work. The individual categories are summarised within<br />
the frames. The collage is the medium, the fragments are arranged accordingly.<br />
In 2001 Romana Scheffknecht launched the Medien Kunst Archiv Wien. 10 No collection or<br />
amassing of material is required for digital archives. Everything is stored on what is physically<br />
a very small space, the hard drive disk, and remains readily accessible.<br />
Interdisciplinarian<br />
In many of his writings Aby Warburg spoke of a methodical expansion of the borders. The interlinking<br />
of various disciplines — like art history with art theory, psychology, religious studies,<br />
literature, philosophy, history and cultural anthropology, for example — facilitates the taking<br />
of a holistic view of an artwork. The expansion of the field of vision and, associated with this,<br />
a departure from the narrow view of discipline-specific containment are key prerequisites for a<br />
45
46<br />
scientific approach to working in a context of theory and art. In addition, he is one of the first<br />
people to have advocated not just ‘high’ art but any form of visualisation (book illustrations,<br />
postcards, calendars, advertisements) and by extension even taking everyday objects into<br />
consideration as an art theorist. This is clearly legible as the intention underlying Romana<br />
Scheffknecht’s selection of box number 118.<br />
For the maverick scientist Aby Warburg there is no attribution, no finality. His scientific approach,<br />
working method, way of thinking and personality are explicitly not discipline-specific.<br />
Romana Scheffknecht rejects any attempts to categorise her own work. Her oeuvre is interdisciplinary<br />
and not concentrated around any one medium. Romana Scheffknecht is fascinated<br />
by apparently ‘impossible’ interconnections, like Warburg’s Krieg und Kunst. 11<br />
1 Aby M. Warburg, “Sandro Botticellis Geburt der Venus und Frühling”, 1893, in: Aby M. Warburg, Ausgewählte Schriften<br />
und Würdigungen, Baden-Baden 1980.<br />
2 “Amburghese di cuore, ebreo di sangue, d’anima Fiorentino”, quoted from: Gertrud Bing: Rivista storica italiana. Issue 71,<br />
1960, p. 113.<br />
3 Warburg suffered from physical and psychological illness from early in his life, which influenced this decision.<br />
4 Cf. Gottfried Korff (Ed.), Kasten 117. Aby Warburg und der Aberglaube im Ersten Weltkrieg, Tübingen 2007, p. 51.<br />
5 Peter J. Schwartz, “Aby Warburgs Kriegskartothek. Vorbericht einer Rekonstruktion“ [preliminary report for a reconstruction<br />
of Warburg’s wartime index file], in: Kasten 117. Aby Warburg und der Aberglaube im Ersten Weltkrieg, published for<br />
the conference “Der grosse Krieg, Warburg und der Aberglaube” [The Great War, Warburg and superstition], organised<br />
by the Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Sonderforschungsbereich 437 in Tübingen, Tübingen<br />
2007, pp. 39-69.<br />
6 The only reference to this event is provided by Carl Georg Heise, in: Persönliche Erinnerungen an Aby Warburg, Wiesbaden<br />
2005.<br />
7 Hamburgischer Correspondent, Hamburger Nachrichten, Neue Hamburger Zeitung, Hamburger Fremdenblatt, Frankfurter<br />
Zeitung, Vossische Zeitung, Neue Zürcher Zeitung, Tübinger Nachrichten der Auslandspresse, Corriere della Serra, Giornale<br />
d’Italia, Cicerone, Kunstchronik, Kunstwart etc. See Peter J. Schwartz, fn. 5, p. 58.<br />
8 Aby Warburg quoted by Peter J. Schwartz, see fn. 5, p. 55.<br />
9 “Documentation of the lies of the entente cordiale has to be systematically collected” as “printed aids”, serving to keep a<br />
“record in wartime” to counter the Allied “offensive of lies”. Aby Warburg, quoted by Peter J. Schwartz, see fn. 5, pp. 44-46.<br />
10 Excerpt from the Medien Kunst Archiv Wien online information page, URL: http://www.mka.at/info.html: “The Medien<br />
Kunst Archiv has a mandate to archive, describe and inform people about media art. [ … ] The archives are based on the<br />
stocks of the federal art department and the collections of the basis wien, the Kunst- und Diskussionsraum depot, the<br />
University of Applied Arts as well as the video art collection of the state of Lower Austria. Text, images, art-historical and<br />
technical descriptions show the diversity of thematic and formal investigations that artists have been engaged in over the<br />
past 30 years of media art. [ … ] Accordingly, the archives contribute to the documentation and development of electronic<br />
art from 1970 to the present day in both the local and international contexts.”<br />
11 In two collages in Warburgzimmer Romana Scheffknecht links the themes of art and terrorism, and aesthetic and war.<br />
47
48<br />
49
50 http://www.youtube.com/watch?v=wEk17y7TA1g http://www.youtube.com/channel/UCzkBy7eV3Uzi0XIJyUN8rXg<br />
51
52 http://www.youtube.com/watch?v=wNcDeaG0lvA<br />
53
54 55
56 57
58 59
60 http://www.youtube.com/watch?v=wWSfVF8zeyA<br />
oHne TITeL. InTeRVIeW MIT RoMAnA ScHeFFknecHT<br />
Patricia Grzonka<br />
Wir treffen uns zu mehreren Gesprächen. Zuerst sind<br />
wir in Romanas ebenerdiger Wohnung, die mehr Kunst-<br />
produktionsstätte als Heim ist, dann sprechen wir in<br />
meinem erst vor Kurzem bezogenen, ebenerdigen Zuhause,<br />
das auch Schreibstube ist. Dazwischen gehen<br />
wir spazieren und bleiben dabei immer auf dem Boden.<br />
Ein Gespräch über Wien, Sils Maria und die Medien-<br />
kunst.<br />
Romana Scheffknecht: Der Anfang war so, dass ich mir<br />
dachte, ich muss eine Pause machen in meinem Leben.<br />
Ich muss mich irgendwo parken, und ich habe mich bei<br />
Oswald Oberhuber an der Universität für angewandte<br />
Kunst in Wien geparkt.<br />
Patricia Grzonka: Was hast du davor gemacht?<br />
RS: Ich war zuerst am Theater in einer Gruppe, die<br />
Komödianten im Künstlerhaus hieß, bei Conny Hannes<br />
Meyer. Das war eine freie Wiener Gruppe, und Conny<br />
hat als einer der ersten Brecht gespielt, nachdem es in<br />
Österreich verboten gewesen war, ihn aufzuführen.<br />
PG: Und was hast du dort gemacht?<br />
RS: Ich hatte mit den Requisiten zu tun, in einer Art<br />
Ausstattungskollektiv. Ich war damals sehr ausge-<br />
powert, daher kam der Plan, einmal gar nichts zu<br />
machen. Und dann habe ich wirklich zwei Jahre unter<br />
Oberhuber prächtig gelebt, man konnte dort wirklich<br />
ruhen, sich erholen.<br />
PG: In was für einer Klasse war das?<br />
RS: Es hieß ‚Freie Grafik‘, aber eigentlich war es ‚Freie<br />
Kunst‘, denn Oswald Oberhuber war ein Pol für alle<br />
Leute, die schwierig waren und sich nicht anpassen<br />
wollten. Er hat sehr früh verstanden, dass eine Ausbildung<br />
ein Labor sein kann. Es wurde also nicht sofort<br />
produziert, es wurde ausprobiert. Vor allem war er der<br />
Erste, der einen Medienraum betrieben hat, in dem<br />
auch mit Video gearbeitet wurde.<br />
PG: Er war Medienavantgarde.<br />
RS: Ja, es gab vorher keine Medienklasse. Andere<br />
Künstler wie Peter Weibel oder Valie Export haben damals<br />
noch nicht unterrichtet. Meines Wissens gab es<br />
in Wien keine Kunstklasse, in der Neue Medien eine<br />
Rolle gespielt hätten. Oberhuber hat 1979 damit angefangen,<br />
und die ganze erste Medienkunstgeneration<br />
in Österreich ist fast ausschließlich dort ausgebildet<br />
worden.<br />
PG: Und war es egal, in welcher Richtung man gearbeitet<br />
hat?<br />
RS: Jeden Mittwoch um 11 Uhr gab es einen Termin,<br />
an dem Oberhuber über Kunst sprach. Und viele<br />
Studierende haben nicht verstanden, was er meinte,<br />
weil er so schwere tirolerische ‚Ausweichmethoden‘<br />
entwickelt hat.<br />
PG: Was verstehst du darunter?<br />
RS: Wenn er thematisch etwas durchbringen wollte,<br />
hat er immer um den Punkt herum geredet, er ging nie<br />
direkt vor. Er wollte die Leute irgendwo abholen und<br />
irgendwo hinbringen. Seine Art der Lehre war, sich an<br />
künstlerischen Positionen zu erfreuen, und zwar so,<br />
dass jeder sich gedacht hat: Wow, das ist ja wirklich<br />
klasse! Aber für viele war das zu aufwendig. Wir waren<br />
120 Leute in der Klasse und zu den Mittwochstreffen<br />
kamen vielleicht 30.<br />
PG: Über welche Kunst wurde dann gesprochen?<br />
RS: In erster Linie über Arbeiten anderer Künstler,<br />
über das, was damals so Thema war: Da ging es um<br />
Daniel Buren, um Fluxus und natürlich immer wieder<br />
61
um Joseph Beuys, der damals die große Referenzfigur<br />
war, nicht zuletzt deshalb, weil er ja selbst auf der<br />
Angewandten unterrichtet hat.<br />
PG: Was hast du dir aus dieser Lehre mitgenommen?<br />
RS: Zum einen, dass man vor allem viel Zeit braucht,<br />
um ein gutes Kunststudium zu absolvieren. Dass man<br />
alles ausprobieren muss. Diese Methode finde ich großartig:<br />
Es sind Selbstversuche am eigenen Leib. Wenn<br />
aber die Schiene schon früh so gelegt ist, dass alle<br />
möglichst ein Superprodukt hinausschießen müssen,<br />
funktioniert das nicht. Und da hat Oberhuber immer<br />
geschaut, dass es anders läuft.<br />
PG: Später bist du an die Düsseldorfer Kunstakademie<br />
gegangen, um bei Nam June Paik zu studieren, ein eben-<br />
falls sehr charismatischer Künstlertyp. Was hat er dir<br />
gebracht? Waren diese beiden Lehrer nicht auch eine<br />
Art Überväter, die man irgendwann überwinden muss?<br />
RS: Im Falle Oberhuber gab es eigentlich sehr wenig<br />
Opposition oder Gegenpositionen. Bei Paik war es nicht<br />
viel anders. Er lebte damals bereits in New York und<br />
ist für den Unterricht immer eingeflogen. Meine erste<br />
Erinnerung an Paik war eine Begegnung auf der Stiege<br />
der Akademie in Düsseldorf, als mir so ein zerwuselter,<br />
völlig zerschränzter Typ entgegenkam. Das war Paik.<br />
Er war in gewisser Weise verwahrlost. Und diese Verwahrlosung<br />
war in der Klasse in dem Sinn spürbar, dass<br />
er ganz ähnlich wie Oberhuber alles zugelassen hat.<br />
Er ließ sich von den Studierenden immer die neuesten<br />
Arbeiten zeigen, und dazu nahm er sich jeweils ein<br />
McDonald’s-Paket mit, von dem er dann immer aß.<br />
PG: Was aß er da? Pommes frites?<br />
RS: Alles. Auch Hamburger. Und dazu trank er Coca-<br />
Cola. Dazwischen schlief er dann ein bisschen und<br />
nachdem er wieder aufgewacht war, rief er: „Wow! Na,<br />
das war aber nicht schlecht!“ Paik hat die Arbeiten<br />
der Studierenden so richtig erdöst.<br />
PG: Welches Hauptinteresse hattest du bei ihm?<br />
RS: Die Akademie in Düsseldorf hat anders funktio-<br />
niert, das war eine Eliteschmiede und war als solche<br />
definiert, der Kunstmarkt war immer viel wichtiger.<br />
Man achtete auf die Sammler, die schon da draußen<br />
warteten. Und in Wien gab es weder das eine noch<br />
das andere. In Düsseldorf gab es zu der Zeit eine hochaktive<br />
Szene, die auch das ganze Umfeld der Akade-<br />
mie geprägt hat.<br />
PG: Welche Arbeiten hast du damals produziert?<br />
RS: Ein ziemlich großes Konvolut früher Arbeiten ist<br />
dort entstanden. Mich haben die Wiener Väter damals<br />
weniger interessiert als die Väter in Köln. Da waren<br />
beispielsweise Gerry Schum und diese ganze Szene,<br />
die hochaktiv und sehr politisch war. In Wien ging es<br />
einfach nicht weiter, weil es auch keine Möglichkeiten<br />
gab, auszustellen. Medienkunst zu zeigen, war immer<br />
sehr teuer gewesen im Vergleich zur Malerei.<br />
PG: Es erstaunt doch, dass es in der Zeit genug<br />
Sammler für Medienkunst gab, die eben Nam June<br />
Paik zum Beispiel gekauft haben. Installative Kunst<br />
hat ja erst heute so richtig Einzug in Sammlungen<br />
gefunden, und da auch hauptsächlich in Museen.<br />
War Paik damals auch so etwas wie ein Role Model,<br />
was den Umgang mit dem Material betraf?<br />
RS: Die Medienleute waren im Vergleich zur Malerei<br />
immer viel aktiver, weil sie einfach spielen mussten.<br />
Zwar war Oberhuber auch ein sehr spielerischer Typ,<br />
aber Paik war ‚asiatischer‘ im Spiel. Diese beiden<br />
Positionen haben mich so erfreut.<br />
PG: Paiks Arbeit vermittelt dieses paradox-meditative<br />
Moment des Mediums Fernsehen, das nicht zuletzt von<br />
der Zen-Meditation beeinflusst ist. Siehst du da einen<br />
Einfluss auf deine Arbeit?<br />
RS: In meinen Arbeiten kommen die 1980er Jahre sehr<br />
stark ins Spiel, was bei Paik nicht der Fall war. Durch<br />
die ersten Beamer wurde die Möglichkeit geboten,<br />
monumentaler zu arbeiten. Paik war immer noch dem<br />
Monitor oder den kleinen Objekten verhaftet. Meine<br />
kleinen Objekte, die Figürchen, die ich in vielen Installationen<br />
verwendete, sind auch zum Teil mit der Rolle<br />
der kleinen Objekte von Paik vergleichbar, er nimmt<br />
Buddha, ich die Spielsachen. Aber für ihn ist der Fernseher<br />
oft ein Beispiel für ein Zeitrequisit. Mir war es<br />
immer egal, auf welchem Monitor meine Videos gezeigt<br />
wurden. Paik kam aus einer anderen Zeit und ist auch<br />
viel tiefer dem Objekt verhaftet geblieben, er hat die<br />
Geräte als Objekte in Frage gestellt. Bei mir waren die<br />
Geräte nur Hilfsmittel, um das zu zeigen, was ich gemacht<br />
hatte.<br />
PG: Deine Arbeiten sind ja in vieler Hinsicht sehr<br />
minimal: Im Vergleich zum damaligen figurativen Über-<br />
schwang waren deine Videos formal oftmals sehr<br />
abstrakt.<br />
RS: Die Medienkunst, und meine ganz besonders, war<br />
sehr mit dem Fluxus verbunden. Meine Väter waren die<br />
Fluxusleute, die selbst minimalistisch in Film und Video<br />
gearbeitet haben. Mich hat da von der Malerei immer<br />
viel getrennt. In Düsseldorf haben sich auch außerhalb<br />
der Akademie Medienkunst und Malerei nicht berührt.<br />
PG: Du hast davon gesprochen, dass man Kunst nur<br />
unterrichten kann, wenn man sich obsessiv mit Kunst<br />
beschäftigt, aber was kann die obsessive Kunstfigur?<br />
RS: Zum Beispiel weiß sie, welche Strömungen die Zeit<br />
beeinflussen. Wenn Oberhuber über Giovanni Segantini<br />
sprach, wußte er, was bei verschiedenen Malern sichtbar<br />
war. Es geht darum, herauszufinden, mit welcher<br />
Energie etwas gemacht wird, weniger um die Produk-<br />
tion als um die Energie, die sehr vieles beeinflusst: Wie<br />
wird etwas verwendet, weitergedreht und was kann<br />
es bewirken. Manches, das in der Gesellschaft ist, verschwindet<br />
und anderes wird wieder aufgenommen.<br />
PG: Nachdem du Studierende auf der Angewandten<br />
warst, bist du jetzt zur Lehrenden geworden. Was hat<br />
sich persönlich und stimmungsmäßig geändert?<br />
RS: Der Zeitgeist hat andere Kategorien verstärkt, es<br />
wird mehr über den Kunstmarkt, über Preise oder<br />
Seilschaften nachgedacht, während es bei Oberhuber,<br />
der ein obsessiver Künstler war – und unter dessen<br />
Rektorat – nicht so sehr darum ging, permanent nach<br />
außen zu agieren, sei es durch Ausstellungen oder<br />
durch Öffentlichkeitsarbeit. Aber meine persönliche<br />
Freude ist es, dass ich nach wie vor das machen kann,<br />
was mir am meisten Spaß bereitet, nämlich Kunst anzuschauen.<br />
Und das kann ich noch dazu mit Leuten,<br />
die das auch gerne tun.<br />
PG: Wie der ahnungslose Idiot.<br />
RS: Genau. Aber ein ahnungsloser Idiot, der schon viel<br />
idiotische Lebenserfahrung hat. Und der ahnungslose<br />
Idiot ist der Bonus, den man als Künstlerin hat.<br />
spricht man kaum mehr von der Medienkunst als solcher,<br />
sondern sie scheint wieder aufgegangen in all den<br />
anderen Gattungen als Mixed Media Installation.<br />
RS: Die 1980er Jahre waren die Zeit, in der die Me-<br />
dienkunst sich mit den Medien selbst beschäftigt hat,<br />
mit dem Fernsehen, mit Video und anderem, aber<br />
die große, experimentelle Phase war abgeschlossen.<br />
Anfang der 1990er Jahre hat eine Diversifizierung der<br />
Mittel stattgefunden und das Feld sowohl durch neue<br />
technische Möglichkeiten wie den zum ersten Mal in<br />
Maßen verwendeten Videobeamer erweitert, aber auch<br />
durch eine Art Retro-Bewegung, bei der viele Leute<br />
wieder mit Super 8-Filmen oder im 16mm-Format gearbeitet<br />
haben. Die Videokunst hat sich bereits früher<br />
in Richtung Skulptur bewegt, ein Paradox an sich, aber<br />
möglicherweise konnte sie dadurch erst ausstellungs-<br />
und museumskompatibel werden.<br />
PG: Du selbst hast einige sehr skulptural anmutende<br />
Arbeiten produziert, wie Prison (2000) oder einige der<br />
Philosophischen Untersuchungen (1991–2000).<br />
RS: Für mich war aber immer das Thema wichtiger:<br />
Welcher Inhalt ist da und wo ist der Zufall, der mir<br />
etwas zuspielt und was kann ich damit machen.<br />
PG: Das ist vielleicht auch durch die Beschäftigung mit<br />
Philosophie so entstanden, nicht?<br />
RS: Der Zufall war immer, ‚was der Fall war‘, natürlich.<br />
Ludwig Wittgenstein geisterte in der gesamten Kunstgeschichte<br />
jener Zeit herum. Nach den Videoarbeiten<br />
Anfang der 1980er Jahre habe ich gemerkt, dass ich<br />
irgendwie Nahrung brauche und über die Philosophie<br />
habe ich einen Weg gefunden, mir Nahrung zu verschaffen,<br />
um weiter arbeiten zu können.<br />
PG: Meinst du mit Nahrung eine gewisse Fundierung?<br />
62 63<br />
* * *<br />
PG: Die Medienkunst hat sich seit der Zeit, als du in<br />
Düsseldorf warst, mehrmals selbst neu dargestellt: Vom<br />
Apparativen, Objektverhafteten der 1970er Jahre zu<br />
den neueren, digitalen Aufnahmeverfahren und schließlich<br />
zu den Distributions- und Produktionsmöglichkeiten<br />
via Internet ab den 1990er Jahren hat sie auch einen<br />
langen Weg der Musealisierung hinter sich. Und heute<br />
Prison, 2000
RS: Vordergründig gab es in meinen Arbeiten kein<br />
Thema, sie sind wie ein Labor. Ich filmte etwas mit<br />
einer Kamera, ich veränderte das Licht, die Lichtsitua-<br />
tion und probierte vieles aus.<br />
PG: Als eine Art Versuchsanordnung.<br />
RS: Ja, genau. Und danach war es einfach notwendig,<br />
sich Nahrung zu beschaffen. Anfangs hatte das Reisen<br />
diese Funktion erfüllt und dann wurde mir klar, dass<br />
ich ständig verreisen muss, nur um eine Arbeit zu produzieren.<br />
Ich muss mich, um ein Werk zu schaffen, in<br />
einen Zustand des absoluten Unwissens versetzen. Aber<br />
diesen Zustand kann man nicht beliebig oft herstellen.<br />
PG: In deinen frühen Arbeiten scheint es dich zu inte-<br />
ressieren, welche Ausdrucksformen man aus Video<br />
mit seinen ureigensten Mitteln herausholen kann. Die<br />
Arbeit Luftschutzkeller (Arbeiten über den Krieg, 1991)<br />
beispielsweise ist aus einer solchen Reduktion der Mittel<br />
entstanden, indem du einen waagerechten und einen<br />
senkrechten weißen Balken gegeneinander führst.<br />
RS: Die Arbeit Luftschutzkeller ist entstanden, weil es<br />
in Wien damals noch sehr viele solcher Luftschutzkeller<br />
gab. Ich wollte das Klima des Luftschutzkellers im Medium<br />
Video nachbauen, auch mit dem Sound natürlich.<br />
Hier wollte ich das Gefühl, das einen in so einem Raum<br />
überfällt, nachvollziehbar machen, indem es langsam<br />
beklemmend wird und man sich zu fragen beginnt, ob<br />
man noch einmal herauskommt oder nicht.<br />
Eine andere Geschichte betrifft die Arbeit Das Konzert<br />
von <strong>1982</strong>. Ich wohnte damals in einer WG mit einem<br />
Hund zusammen und spielte Saxophon in einer Band<br />
mit Namen Die Gelbe Zone. Wenn ich zu Hause übte,<br />
hat der Hund immer geheult. Und so ist dieses Band<br />
als Duett mit einem heulenden Hund entstanden.<br />
Luftschutzkeller, 1991 Luftschutzkeller, 1991<br />
64<br />
PG: Eine ganz wichtige frühe Arbeit ist Die Börse, die<br />
Zeit, das Geld (1994).<br />
RS: Als der Film Wall Street von Oliver Stone 1987 in<br />
die Kinos kam, hatte ich in Paris ein Stipendium,<br />
und das Klima dort war insofern ein anderes, als diese<br />
wirklich verschwenderischen Yuppie-Zeiten bereits<br />
angebrochen waren. Mir gefiel der Film sehr, vor allem<br />
die Idee, den Eros an das Geld zu binden. Früher ein-<br />
mal war Geld einfach nur etwas Nützliches gewesen,<br />
um sich etwas zu essen zu kaufen oder was auch immer<br />
und auf einmal wurde es als ‚Medium‘ neu verknüpft.<br />
Das hat mich daran interessiert. Mit der Stimmungs-<br />
lage an der Börse und den Aktienkursen verhielt es sich<br />
ähnlich. Und die letzte Klammer dazu war die Zeit:<br />
die Endlichkeit, der Ablauf der Dinge. Und aus diesen<br />
Elementen sollte die Arbeit bestehen.<br />
PG: Gerade diese Arbeit ist sehr reduktionistisch<br />
konzipiert.<br />
RS: Zu der Zeit gab es die ersten Rechner, mit denen<br />
man digitale Bilder produzieren konnte und so ist die<br />
digitale Zeichenästhetik auch als eine Metapher für<br />
die Maschinenbilder jener Zeit entstanden. Ich wollte<br />
hier eine Idee ‚runterkühlen‘ und gleichzeitig das Ganze<br />
zu einer Art Kirchenspektakel aufladen. Die Dreiheit<br />
von Börse, Zeit und Geld wird auf der Tonebene von<br />
betenden Mönchen aus Sri Lanka begleitet.<br />
PG: Du arbeitest aber auch gern mit Zahlen.<br />
RS: Ich liebe Zahlen. Sie sind wie Würmer, die sich<br />
permanent bewegen – dieses Bild der Zahlen liebe ich.<br />
Anlass für die Arbeit Count Down (1998 / 99) war der<br />
Jahrtausendwechsel, der so hysterisch erwartet wurde.<br />
Ich habe einen Zufallsgenerator vier Zahlenreihen<br />
durchspielen lassen, sodass immer wieder andere Zahlenkombinationen<br />
entstanden sind.<br />
PG: Du hast verschiedene Werke unter den Titel Philosophische<br />
Untersuchungen gespannt, dieser Aspekt<br />
erscheint immer wieder.<br />
RS: Mich interessierte, wer im 20. Jahrhundert aktiv<br />
und beeinflussend war. So habe ich zwölf Porträts von<br />
Philosophen hintereinander gehängt, geloopt und technisch<br />
eingefärbt, so dass jeder in eine eigene Grundstimmung<br />
getaucht war. Diese Philosophen-Reihe läuft<br />
in einem Monitor, vor dem eine kleine Frau mit einer<br />
Handtasche steht und die Männer betrachtet, die da<br />
an ihr vorbeifliegen. Hier ging es um die Überlegung:<br />
Wie erkennt man diese Philosophen und wie ziehen sie<br />
durch das Jahrhundert?<br />
PG: Diese Philosophen mögen zwar wie Popstars ausschauen,<br />
dennoch kennt sie kaum jemand, geschweige<br />
denn, dass man sie erkennt. Insofern ist die Frage der<br />
Erkennbarkeit doch eher eine, die sich an ein bestimmtes<br />
Wissen bindet. Aus feministischer Sicht empfinde<br />
ich die Aussage ,Frau mit Handtäschchen schaut auf<br />
die Geistesgrößen dieser Welt, zu der sie keinen Zutritt<br />
hat‘ als sehr resignativ. Sie ist verdammt zur passiven<br />
Betrachterin und kann keine aktive Rolle übernehmen.<br />
Ich weiß jetzt nicht, ob ich das in deiner Arbeit als<br />
Kritik oder als Feststellung lesen soll.<br />
RS: Es ist kein Zeugnis, sondern eine Stimmungslage.<br />
Das 20. Jahrhundert war für den Feminismus fatal.<br />
Der Feminismus konnte ja nur wachsen, weil es den<br />
Zweiten Weltkrieg gab und weil die Männer in den Jahren<br />
1938 bis 1945 alle weg waren. Da hatten die<br />
Frauen Zugriff auf Positionen, die sie vorher nie hatten.<br />
PG: Aber wie spielen die Philosophen da hinein? Das<br />
waren ja nicht unbedingt diejenigen, die den Krieg<br />
direkt bewegt haben.<br />
RS: Ich wollte eine Gedankenkonserve mit Gesichtern<br />
herstellen, die für eine Idee oder eine Position in<br />
dieser Welt des 20. Jahrhunderts stehen, einem der<br />
verheerendsten Jahrhunderte überhaupt. In diesem<br />
Zusammenhang wollte ich die Ideengeschichte des<br />
20. Jahrhunderts zu oberflächlichen Fernsehbildern<br />
zurückstufen. Und die Frau ist einfach als ein fremder<br />
Gast dabei.<br />
PG: Ich finde es interessant, dass du die Ideengeschichte<br />
der Philosophie so vehement in Zusammenhang<br />
mit dem Krieg siehst.<br />
Ohne Titel (Philosophische Untersuchungen), 1996<br />
RS: Es sind Parallelwelten. Auf der einen Seite die Ideen<br />
und auf der anderen der Krieg. Ich habe keinen feministischen<br />
Blick auf die Welt. Den Feminismus gibt es für<br />
mich nicht. Mein Interesse galt immer dieser seltsamen<br />
Welt des Behindert- und Ausgeschlossenseins.<br />
PG: Ich finde ja, dass man diesen ganz anderen Dis-<br />
kurs in deinen Arbeiten sehen kann. Im Gegensatz zu<br />
so manchen heute bekannten Künstlerinnen dieser<br />
Zeit wie Valie Export oder Birgit Jürgenssen thematisieren<br />
deine Werke andere Konstellationen der Problematiken:<br />
den Krieg, das Trauma, politische Symbolbilder<br />
– gleichsam Urmythen des Menschseins. Und dazu<br />
gehört scheinbar auch, dass die Frau als traditionelles<br />
Wesen ihre Rolle widerspruchslos erfüllt. Aber abseits<br />
der Opferposition des weiblichen Individuums treibst<br />
du die Obsession mit den Philosophen auch ganz schön<br />
weit: Da machst du eine Arbeit über Sils Maria, den<br />
Ort, an dem Friedrich Nietzsche viele Jahre lang gelebt<br />
hat und zeigst die unberührte Landschaft. Das ist<br />
doch verdächtig.<br />
RS: Sils Maria wird als geistige Idylle dargestellt. Ich<br />
nahm diese Idylle Berg und löste sie in reine Video-<br />
farben auf: einmal das reine Rot, ein andermal ein giftiges<br />
Grün, dann ein Gelb. Ich löse die Idylle auf und<br />
mache sie mit jedem Bild toxisch. Es ist ein aufgeladener<br />
Ort.<br />
PG: Es fällt auf, dass du dich auch sehr mit einer bestimmten<br />
Generation von Künstlern beschäftigt hast,<br />
die schon fast eine Vätergeneration repräsentieren.<br />
Da gibt es nicht nur die Philosophen, sondern auch<br />
eine Figur wie Aby Warburg, der deutsche Kulturwissenschaftler,<br />
der durch seine eigenwillige Collagenkunst-<br />
geschichte berühmt wurde, dem du ja auch eine umfangreiche<br />
Arbeitsserie gewidmet hast.<br />
65
RS: Ich bin ein vaterloses Kind. Nicht nur Aby Warburg,<br />
auch Marcel Duchamp waren nicht nur für mich, sondern<br />
auch für einige andere Künstler aus der Zeit Referenzfiguren,<br />
die immer wieder aufgenommen wurden.<br />
PG: Ein Aspekt, über den wir noch nicht gesprochen<br />
haben, ist das Theater, dem du ja nach wie vor verbunden<br />
bist. Wie fließt das als Kunstform in deine jetzige<br />
Arbeit ein?<br />
RS: Meine Lieblingsidee am Theater ist: Alles, was man<br />
versteckt, ist doppelt sichtbar. Und: Man sieht wirklich<br />
alles. Die Bühne ist ein Raum, in dem nichts versteckt<br />
werden kann. Das Theater ist eine Parallelwelt, weil<br />
es eine Zeitkonserve ist. Darin, dass man immer wieder<br />
einen neuen Blick auf die Stücke legt, ist das Theater<br />
der bildenden Kunst vergleichbar, wo ja nach dem<br />
Prinzip des Wiederaufführens von Stücken auch das<br />
Reenactment als eine Art Wiederaufführung von Kunst-<br />
events verstanden werden kann. Die großen Gefühle<br />
aber werden am Theater produziert, und das ist das<br />
Gefährliche und wahrscheinlich auch das Schlechte<br />
an meinen Arbeiten, dass sie immer wieder mit Pathos<br />
versetzt sind – etwas, das ja total verboten ist in der<br />
bildenden Kunst.<br />
PG: Das Pathos kommt eher durch die Hintertür wieder<br />
in die bildende Kunst.<br />
RS: Weil es ein No-Go ist. Der Betrachter sollte eigentlich<br />
selbst einen Gedanken fassen, aber du legst den<br />
Stimmungsteppich fest. Das ist das Perfide an meinen<br />
Arbeiten: Sie begrenzen den Betrachter. Man holt ihn<br />
nicht nur mit Bildern, sondern auch mit den Tönen,<br />
akustisch, ab. Bilder formen stillen Raum. Aber sobald<br />
Sound dabei ist, wird man eingebunden.<br />
PG: Pathos geht bei einzelnen deiner Arbeiten, wie dem<br />
Count Down auch mit einer Monumentalisierung der<br />
Form über die Zahl und das Zeichen einher.<br />
RS: Eine Arbeit wie Luftschutzkeller kann Assoziatio-<br />
nen zum Sterben oder zur Musik wecken. Bei Die Börse,<br />
die Zeit, das Geld wiederum sind es Gebete, die den<br />
Sound bilden, und das ist natürlich manipulativ.<br />
66<br />
http://www.youtube.com/watch?v=CjbEuD8WKsE<br />
67
68 http://www.youtube.com/watch?v=5xXceIkoAaE http://www.youtube.com/watch?v=sGTRMS3gQp8<br />
69
70<br />
UnTITLeD. InTeRVIeW WITH RoMAnA ScHeFFknecHT<br />
Patricia Grzonka<br />
We met for a number of conversations. First we were<br />
at Romana’s ground floor apartment, which is more of<br />
a studio than a home. Then we met at my only recently<br />
acquired ground floor home, which is also a writer’s<br />
den. Between these two meetings we went for walks,<br />
always staying firmly grounded. A conversation about<br />
Vienna, Sils Maria and New Media Art.<br />
Romana Scheffknecht: It began when I thought I needed<br />
a break from my life. I had to park myself somewhere,<br />
and I parked myself with Oswald Oberhuber at<br />
the University of Applied Arts in Vienna.<br />
Patricia Grzonka: What did you do before that?<br />
RS: I was involved with the theatre before that, in a<br />
group called the Komödianten im Künstlerhaus, with<br />
Conny Hannes Meyer. It was a troupe of freelance<br />
actors in Vienna, and Conny was one of the first people<br />
to put on Brecht after the ban on his productions had<br />
been lifted in Austria.<br />
PG: And what did you do there?<br />
RS: I was in charge of props, in a kind of decor collective.<br />
I was totally powered-out at the time so hatched<br />
a plan not to do anything. And then I had two years of<br />
living marvellously as an Oberhuber student. I could<br />
really relax there, really recover.<br />
PG: What kind of a class was it?<br />
RS: It was called ‘Graphic Art’, but it was really<br />
freestyle art. Oswald Oberhuber was a draw for all the<br />
difficult people, people who didn’t want to fit in. He<br />
was early to understand that an education can be a<br />
laboratory situation. We didn’t produce things straight<br />
off, we experimented. In particular, he was the first<br />
person to run a media space where you could also work<br />
on video.<br />
PG: Avant-garde with New Media.<br />
RS: Yes, there wasn’t a class for New Media before that.<br />
Other artists, like Peter Weibel or Valie Export, hadn’t<br />
started teaching back then. As far as I know there<br />
wasn’t an art class where New Media played a role.<br />
Oberhuber began doing that in 1979, and the entire first<br />
generation of New Media artists in Austria was almost<br />
exclusively trained there.<br />
PG: And did it matter what direction people took with<br />
their work?<br />
RS: Every Wednesday at 11am there was a regular<br />
gathering where Oberhuber talked about art. And many<br />
of the students didn’t understand what he was on<br />
about because he had developed such heavily Tyrolean<br />
‘evasive tactics’.<br />
PG: What do you mean by that?<br />
RS: When he wanted to bring across a subject he<br />
always talked around it, he never went straight to the<br />
point. He wanted to pick people up along the way<br />
and take them somewhere else. His way of teaching<br />
was to take pleasure in artistic positions in such a way<br />
that everybody thought: Wow, that’s really good! But<br />
it was too complicated for a lot of people. There were<br />
120 of us in the class, and about 30 came to the<br />
Wednesday meetings.<br />
PG: What kind of art was discussed?<br />
RS: Mainly the work of other artists, whatever was<br />
the hot topic at the time: Daniel Buren, Fluxus and, of<br />
course, Joseph Beuys regularly came up, he was the<br />
great point of reference at the time — not least because<br />
he had taught at the University of Applied Arts, himself.<br />
PG: What did you take with you from your studies?<br />
71
RS: One thing is that above all it takes time to complete<br />
a good art course. And that you have to try everything.<br />
This is a great method: experimenting on your own<br />
body. If the bar is set so high early on that everything<br />
rests on a super product shooting out, it doesn’t work.<br />
And Oberhuber always made sure that things kept<br />
changing direction.<br />
PG: Later you went to the Art Academy in Düsseldorf<br />
to study with Nam June Paik, who was also a very<br />
charismatic artist. What did he teach you? Weren’t<br />
these two professors also a kind of über-fathers, who<br />
you eventually have to get over?<br />
RS: In Oberhuber’s case there was really very little<br />
opposition or counter-positioning. It wasn’t so different<br />
in Paik’s class. He was already living in New York then,<br />
and always flew in to teach. My first memory of Paik<br />
was meeting him on the stairs at the Art Academy in<br />
Düsseldorf, when a bedraggled, completely squiffed-<br />
out bloke came towards me. That was Paik. He was<br />
a special kind of shabby. And that state of neglect<br />
could be felt in the class insofar as, like Oberhuber,<br />
he let anything go. He always had the students show<br />
him their most recent works, and he brought along a<br />
McDonalds pack, which he always ate from.<br />
PG: What did he eat? French fries?<br />
RS: Everything. Even hamburgers. And he drank Coca-<br />
Cola with it all. He slept a little in-between, and when<br />
he woke up he shouted: “Wow! Well, that really wasn’t<br />
bad!” Students’ work made Paik really drousy.<br />
PG: What was your main focus in his class?<br />
RS: The Art Academy in Düsseldorf didn’t really work<br />
like that, it was a place for forging the elite and defined<br />
itself as such, the art market was always far more<br />
important. You knew who the collectors were who were<br />
already out there, waiting. And in Vienna you didn’t<br />
have either of those things. In Düsseldorf at that time<br />
there was a highly proactive scene that also dominated<br />
the whole context of the Art Academy.<br />
PG: What kind of works were you producing at that time?<br />
RS: I made quite a collection of early works while I was<br />
there. The fathers of Vienna didn’t interest me as much<br />
as the fathers in Cologne did, back then. There was, for<br />
instance, Gerry Schum and that whole crowd, who were<br />
highly active and very political. Nothing moved forward<br />
in Vienna because there weren’t any opportunities to<br />
show work. Showing New Media Art has always been<br />
very expensive in comparison to showing painting.<br />
PG: It is surprising, though, that there were enough<br />
collectors of New Media Art back then, who bought<br />
Nam June Paik, for example. Installation art had just<br />
started being collected, mainly by museums. Was<br />
Paik something of a role model at the time as far as<br />
his treatment of materials was concerned?<br />
RS: The media people were — compared to the painters<br />
— always far more active because they simply<br />
loved playing around. Oberhuber also liked to play<br />
around, but Paik was more ‘Asian’ about it. I enjoyed<br />
both of their approaches so much.<br />
PG: Paik’s work conveys a paradoxical meditative<br />
moment of the television as a medium that is, to say<br />
the least, influenced by Zen meditation. Do you see<br />
this influence in your work?<br />
RS: The 1980s feature strongly in my work, which<br />
wasn’t the case for Paik. The first video projectors provided<br />
an opportunity to work on a more monumental<br />
scale. Paik still had to stick to monitors or small objects.<br />
My small objects, the little figures that I’ve used<br />
in several installations, played a similar role to the<br />
one played by Paik’s small objects. He takes Buddha,<br />
I take toys. But for him the television is often an accoutrement<br />
of the times. I’ve never cared what kind of<br />
monitors are used to show my <strong>videos</strong>. Paik came from<br />
a different era, and remained far more deeply beholden<br />
to the object, he challenged the electrical appliance’s<br />
status as an object.<br />
PG: In many ways your works are very minimal: in<br />
contrast to the figurative trend of the time your <strong>videos</strong><br />
were often very abstract.<br />
RS: New Media Art, and mine in particular, owed a<br />
lot to Fluxus. My fathers were Fluxus people who took<br />
a minimal approach to their own work with film and<br />
video. I have always felt a rift between my work and<br />
painters’. In Düsseldorf there was no point of contact<br />
between New Media Art and Painting outside of the<br />
Art Academy.<br />
PG: You mentioned that you can only teach art if you<br />
engage obsessively with art, but what can obsessive<br />
artists do?<br />
RS: For example, they know what the dominant currents<br />
of the time are. When Oberhuber talked about<br />
Giovanni Segantini he knew what you could see in the<br />
work of different painters. It’s about finding out what<br />
kind of energy goes into making something, it’s less<br />
about the production than about the energy, which has<br />
a major influence: on the way something is used, the<br />
way it’s twisted a bit more, and on its potential impact.<br />
Some things that makeup our society disappear and<br />
others are reabsorbed.<br />
PG: Having been a student at the University of Applied<br />
Arts, you’re now a teacher there. What has changed<br />
for you, personally and in your frame of mind?<br />
RS: The current zeitgeist enhances different categories,<br />
they think more about the art market and prices or<br />
about networking, while with Oberhuber, who was an<br />
obsessive artist — and during his term as Rector of the<br />
Uni — it was less about being outwardly proactive all<br />
the time, whether in exhibitions or doing PR generally.<br />
But I take particular personal pleasure in still being<br />
able to do the thing that I find most fun, namely looking<br />
at art. And what’s more, I can do it with people<br />
who enjoy doing the same thing.<br />
PG: Like a clueless idiot.<br />
RS: Exactly. But an even more clueless idiot, one who<br />
already has a tremendous amount of life experience.<br />
And, as an artist you do have the clueless idiot bonus.<br />
72 73<br />
* * *<br />
PG: The image of New Media Art has changed a<br />
number of times since you were in Düsseldorf: from<br />
machine art and the object-bound art of the 1970s<br />
to newer digital recording processes, and finally, from<br />
the 1990s, with the possibilities for distribution and<br />
production offered by the Internet it has a long path<br />
to being taken-up by museums behind it. And now<br />
people hardly ever talk about new media as such in<br />
art, it seems to have been absorbed again into all the<br />
other categories of mixed media installation.<br />
RS: In the 1980s New Media Art engaged with the media<br />
themselves, television, video and other things, but<br />
the big experimental phase was over. At the start of the<br />
1990s there was a differentiation in the means used<br />
and the field was broadened both by new technological<br />
possibilities, like the video projectors used in quantities<br />
for the first time, but also by a kind of retro-movement<br />
where many works were produced on Super 8 film or<br />
in 16mm. Video art had already moved towards sculpture,<br />
a paradox in itself but it is possibly what made<br />
the works museum-compatible in the first place.<br />
PG: You have produced some very, very sculptural<br />
works yourself, like Prison (2000) or some of the Philosophische<br />
Untersuchungen (1991–2000).<br />
RS: Though for me the subject matter has always been<br />
more important: the content that is there and the coincidences<br />
that play something into my hands — and<br />
what can I do with these things.<br />
PG: Perhaps that’s the result of your engagement with<br />
philosophy, or not?<br />
RS: Coincidence has always been ‘what the case is’,<br />
of course. Ludwig Wittgenstein crops up in all of the<br />
art histories of the time. After the <strong>videos</strong> of the 1980s<br />
I noticed that I needed some kind of sustenance, and<br />
via philosophy I found a way to get the sustenance I<br />
required to carry on working.<br />
PG: When you say sustenance do you mean a certain<br />
foundation?<br />
RS: There has not been any one theme to my work,<br />
it’s like a laboratory. I filmed something with a movie<br />
camera, I changed the light, the lighting conditions,<br />
and tried out a great deal of stuff.<br />
PG: As a kind of experimental arrangement.<br />
RS: Yes, exactly. And then I simply needed to find<br />
sustenance. Travel fulfilled this function at the outset,<br />
and then I realised that I had to travel all the time<br />
just to produce work. I have to put myself in a state<br />
of absolute ignorance to make a work. But you can’t<br />
create that state at whim.<br />
Ein Augenblick des Todes (Philosophische Untersuchungen), 1996
PG: In your early works, you seem to be interested in<br />
what forms of expression can be extracted from video<br />
using its own intrinsic characteristics. The work Luft-<br />
schutzkeller (Arbeiten über den Krieg, 1991), for example,<br />
is produced from just such a reduction of means,<br />
where you contrast a horizontal with a vertical white bar.<br />
RS: I made the work Luftschutzkeller because at the<br />
time there were still a lot of air-raid bunkers in cellars<br />
around Vienna. I wanted to recreate the air-raid<br />
bunker’s atmosphere on video, with the sound, too,<br />
of course. Here I wanted the feeling that overcomes<br />
you in one of those spaces, to make it understandable<br />
by slowly making it more oppressive, where you start<br />
to ask yourself whether you’ll ever leave again, or not.<br />
Another story relates to the work Das Konzert, com-<br />
pleted in <strong>1982</strong>. I was living with a dog in a shared flat<br />
at the time, and played saxophone in a band called<br />
Die Gelbe Zone. The dog always started howling when<br />
I practised at home. So I made that video as a duet<br />
with a howling dog.<br />
Luftschutzkeller, 1991<br />
PG: One of your key early works is Die Börse, die Zeit,<br />
das Geld (1994).<br />
RS: I was in Paris on a grant when the Film Wall Street<br />
by Oliver Stone was in the cinemas in 1987, and the<br />
climate there was different as the really Yuppie years<br />
of squandering had already arrived. I like the film very<br />
much, in particular the idea of tying Eros to the money.<br />
Once people only needed money to buy something to<br />
eat or whatever, and suddenly it‘s redefined as a new<br />
‘medium’. I thought that was interesting. With the prevailing<br />
mood being much the same on the stock market<br />
and for share prices. And the last parentheses here<br />
was time: mortality, things taking their course. And the<br />
work was intended to comprise these elements.<br />
74<br />
PG: This work, in particular, has a very reduced<br />
concept.<br />
RS: At that time the first calculators which could be<br />
used to make digital images emerged and with them<br />
the digital aesthetic, also as a metaphor for the<br />
mechanical images of the time. I wanted an idea of<br />
‘cooling down’ here, while charging the whole thing<br />
like a kind of church spectacle. On the soundtrack<br />
the trinity of Stock Market, Time and Money is accompanied<br />
by praying monks from Sri Lanka.<br />
PG: You often also use numbers.<br />
RS: I love numbers. They are worms that never stop<br />
wriggling — I love that image of numbers. The work<br />
Count Down (1998 / 99) was made for the new<br />
millennium, which was anticipated with such hysteria.<br />
I had a random generator run through combinations<br />
for four rows of numbers so different numbers were<br />
created each time.<br />
PG: You have used the title Philosophische Untersuchungen<br />
to cover several works, it’s a recurring motif.<br />
RS: I’m interested in the people who were active and<br />
influential in the 20 th century. So I hung twelve<br />
portraits of philosophers behind one another, looped<br />
and digitally coloured so each one had its own mood.<br />
This series of philosophers runs on a monitor in front<br />
of which there is a small woman with a handbag<br />
who is standing and watching the men flying past her.<br />
I was pursuing the question: How do we recognise<br />
these philosophers and how have they impacted on<br />
the century?<br />
PG: Those philosophers might look like pop stars, but<br />
hardly anyone has ever heard of them, let alone recognises<br />
them. To this extent the question of recognisability<br />
is more a question of a particular kind of knowledge.<br />
From a feminist standpoint I see the statement ‘woman<br />
with handbag looks at the intellectual giants of this<br />
world, to whom she has no access’ as rather too resigned.<br />
She is damned to be a passive observer and not<br />
to adopt any kind of an active role. I don’t know whether<br />
I should read that as a criticism or as a conclusion.<br />
RS: It is not a testimonial but a mood. The 20 th century<br />
was fatal for feminism. Feminism was only able to<br />
spread because there was the Second World War, and<br />
all the men were away from 1938 to 1945. Women then<br />
were granted access to jobs that they had never been<br />
given before.<br />
Sils Maria (Philosophische Untersuchungen), 1994<br />
PG: But how do you play the philosophers into that?<br />
They weren’t exactly the people directly responsible for<br />
the war.<br />
RS: I wanted to produce a thought-preserve with faces<br />
that stood for an idea or a position in the world of the<br />
20 th century, one of the most devastating centuries ever.<br />
In this context I wanted to downgrade the history of<br />
ideas in the 20 th century to superficial TV images. And<br />
the woman is an unknown guest there.<br />
PG: I think it’s interesting that you view the history of<br />
philosophical ideas in a context of the war with such<br />
vehemence.<br />
RS: They are parallel worlds. The ideas on the one side<br />
and war on the other. I don’t have a feminist view of<br />
the world. As feminism doesn’t exist for me. I’ve always<br />
been interested in this strange world of being handicapped<br />
and excluded.<br />
PG: I think that there’s quite a different discourse to<br />
be seen in your work. In contrast to so many wellknown<br />
female artists of this time, like Valie Export or<br />
Birgit Jürgenssen, your work engages with different constellations<br />
of issues: war, trauma, political symbolism —<br />
primeval myths of humanity, so to speak. And, meekly<br />
fulfilling her role as a traditional entity, the woman<br />
apparently belongs there. But beyond the victim status<br />
of the female individual, you take the obsession with<br />
philosophers to extremes, too: when you make a work<br />
about Sils Maria, the place where Friedrich Nietzsche<br />
lived for many years, you show an unspoiled landscape.<br />
Which is suspicious, though.<br />
RS: Sils Maria is presented as an intellectual idyll. I took<br />
the mountain idyll and dissolved it in video colours:<br />
one time it’s pure red, another time it’s poisonous green,<br />
then yellow. I dissolve the idyll and make it toxic with<br />
each image. It’s highly a charged place.<br />
PG: It is striking that you’ve also engaged with a specific<br />
generation of male artists who almost represent<br />
a generation of father figures. There are not only the<br />
philosophers but also a character like Aby Warburg, the<br />
German cultural theorist who became famous for his<br />
idiosyncratic art history collages and to whom you have<br />
devoted an extensive series of works.<br />
RS: I grew up without a father. Not only Aby Warburg,<br />
Marcel Duchamp, too, were not just reference points for<br />
me but for a number of other artists as well, they are<br />
often re-assimilated.<br />
PG: One aspect that we haven’t talked about yet is<br />
theatre, which you still have ties to. As an art form, how<br />
does it flow into your work now?<br />
RS: My favourite idea in the theatre is: everything that<br />
you conceal is doubly visible. And: you really do see<br />
everything. The stage is a space where you can’t hide<br />
anything. The theatre is a parallel universe because it is<br />
a time-preserve. Insofar as you always have a new perspective<br />
on the plays, theatre can be compared to art,<br />
where according to the principle of re-performing plays,<br />
the re-enactment can be seen as a kind of re-performing<br />
of art events. The deep feelings, though, are produced in<br />
the theatre, and that is the danger and probably also the<br />
weak point in my work, that it’s often permeated with<br />
pathos — something that‘s completely forbidden in art.<br />
PG: Pathos is making a comeback in art again through<br />
the backdoor.<br />
RS: Because it’s a No-Go. The viewer should really<br />
have their own thoughts, but you lay the mood-carpet.<br />
That is the perfidious aspect of my works: they limit the<br />
viewer. You don’t only captivate him with images but<br />
also acoustically, with sound. Images form quiet space.<br />
But as soon as there is sound too, you‘re more deeply<br />
involved.<br />
PG: There is a sense of pathos in a number of individual<br />
works, like the Count Down, also with a monumentalisation<br />
of the form over numbers and symbols.<br />
RS: A work like Luftschutzkeller can arouse associations<br />
with death or with music. While in Die Börse, die<br />
Zeit, das Geld it is prayers that constitute the sound,<br />
and that is, of course, manipulative.<br />
75
76 http://www.youtube.com/watch?v=BX6N-bADL5A<br />
77
78<br />
AUSGeSTeLLTe WeRke / eXHIBITeD WoRkS<br />
Der Schlepplift, <strong>2013</strong><br />
Tischinstallation / Table installation, Mixed Media,<br />
400 x 90 x 129 cm<br />
Buch / Book: Sigmund Freud, Zur Psychopathologie<br />
des Alltagslebens: Über Versprechen, Vergessen,<br />
Vergreifen, Aberglaube und Irrtum, 1947 (1901).<br />
Produktion / Production: Steck & Moling Modellbau,<br />
Innsbruck<br />
Video (DVD, Farbe / colour, ohne Ton / without sound),<br />
18sec, Steck & Moling Modellbau, Innsbruck<br />
Collage, 75 x 104 cm<br />
Abbildung / Figure 21, 28, Umschlag vorne / Front cover<br />
Innsbruck, <strong>2013</strong><br />
Tischinstallation / Table installation, 240 x 100 x 89 cm<br />
Pläne, Korrespondenz, Fotografien, Videokamera,<br />
Monitor, Ventilator / Plans, correspondence, photographies,<br />
video camera, monitor, fan<br />
Abbildung / Figure 12-13, 19, 27, 47, 58-59<br />
TV-Rauschen, <strong>2013</strong><br />
Tischinstallation / Table installation, 240 x 100 x 89 cm<br />
Video (DVD, s/w / b/w, ohne Ton / without sound),<br />
DVD-Player, Videoprojektor / video projector<br />
Abbildung / Figure 20<br />
ohne Titel, 2009<br />
Motorbewegter Spiegel, Ansichtskarte / Motorized<br />
mirror, picture postcard, 50 x 50 x 180 cm<br />
Collage, 104 x 75 cm<br />
Abbildung / Figure 30, 31<br />
ohne Titel, 2008<br />
Tischinstallation / Table installation, 240 x 100 x 89 cm<br />
Video (DVD, Farbe, Ton), DVD-Portable-Player, Nashorn,<br />
Scheinwerfer; Diaprojektor, Dia, Spiegel, Motor /<br />
Video (DVD, colour, sound), DVD-Portable-Player, rhinoceros,<br />
spotlight; slide projector, slide, mirror, motor<br />
Courtesy Galerie Cora Hölzl, Düsseldorf, Wien / Vienna<br />
Abbildung / Figure 16, 25<br />
Warburgzimmer, 2003–<strong>2013</strong><br />
Collage, 6-teilig, je / six parts, each 75 x 105 cm<br />
2 Collagen / collages, je / each 95 x 128 cm<br />
3 Collagen / collages, je / each 66 x 91 cm, Courtesy<br />
Galerie M + R Fricke, Berlin<br />
Video (DVD, s/w / b/w, ohne Ton / without sound),<br />
2min 13sec, Monitor<br />
Abbildung / Figure 34, 35, 38, 40-41, 44-45<br />
ohne Titel (Philosophische Untersuchungen), 2000<br />
TV-Watchman, Eisbär / ice bear<br />
Courtesy Galerie M + R Fricke, Berlin<br />
Abbildung / Figure 11<br />
count Down, 1998 / 1999<br />
4-Kanalvideoinstallation / 4-channel video installation,<br />
(DVD, s/w / b/w, ohne Ton / without sound),<br />
Monitore / monitors<br />
Courtesy Galerie M + R Fricke, Berlin<br />
Abbildung / Figure 60, 78<br />
Die Börse, die Zeit, das Geld, 1994<br />
3-Kanal-Videoinstallation / 3-channel video installation,<br />
Videos (DVD, Farbe / colour, Ton / sound), je / each<br />
4min 8sec, Videoprojektoren / video projectors<br />
Abbildung / Figure 6, 67, 68-69, 70<br />
Luftschutzkeller (Arbeiten über den krieg), 1991<br />
4-Kanalvideoinstallation / 4-channel video installation,<br />
Video (DVD, s/w / b/w, ohne Ton / without sound),<br />
Monitore / monitors<br />
2-Kanalvideoinstallation / 2-channel video installation,<br />
Video (DVD, s/w / b/w, ohne Ton / without sound),<br />
Videoprojektoren / video projectors<br />
1-Kanalvideoinstallation / 1-channel video installation,<br />
Video (DVD, s/w / b/w, Ton / sound), Monitor<br />
Abbildung / Figure 48-49, 50-51, 52-53, 54<br />
Der Ton, 1987 / <strong>2013</strong><br />
1-Kanalvideoinstallation / 1-channel video installation,<br />
Video (DVD, s/w / b/w, Ton / sound), 19min 25sec,<br />
Videoprojektor / video projector, 4 Lautsprechertrichter /<br />
loudspeaker funnels, Stative / tripods<br />
Abbildung / Figure 2, 4, 80-81, 82-83, 87, Umschlag hinten /<br />
Back cover<br />
Das konzert, <strong>1982</strong><br />
Video (DVD, Farbe / colour, Ton / sound), 5min, Video-<br />
projektor / video projector<br />
Abbildung / Figure 76-77<br />
79
80<br />
http://www.youtube.com/watch?v=aLVuxJp8lAI<br />
81
82 83
RoMAnA ScHeFFknecHT<br />
1952 geboren in Horn, Niederösterreich / born in Horn,<br />
Lower Austria, lebt und arbeitet in Wien / lives<br />
and works in Vienna<br />
1974 –1979 Arbeit am Theater und beim Film / works for<br />
theatre and film<br />
1979 –1984 Studium an der Universität für angewandte<br />
Kunst, Wien / studied at the University of Applied<br />
Arts, Vienna<br />
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf /<br />
studied at the Art Academy Düsseldorf<br />
1993 –1994 Professorin an der Hochschule für bildende<br />
Künste, Hamburg / Professor at the University of<br />
Fine Arts, Hamburg<br />
Seit / Since 1997 Leitung des Medien Kunst Archives<br />
Wien / Director of the Media Art Archive Vienna<br />
Seit / Since 2005 Professorin an der Universität für<br />
angewandte Kunst, Wien / Professor at the<br />
University of Applied Arts, Vienna<br />
Preise, Stipendien / Awards, Grants<br />
1999 Würdigungspreis des Landes Niederösterreich<br />
für Medienkunst<br />
1995 Würdigungspreis bildender Kunst, Österreich<br />
1992 / 1993 Arbeitsstipendium des Kunstfond Bonn<br />
1988 Videopreis Österreich<br />
1986 / 1987 Arbeitsstipendium Paris<br />
1985 / 1986 Österreichisches Staatsstipendium<br />
einzelausstellungen (Auswahl) / Solo exhibitions<br />
(Selection)<br />
<strong>2013</strong> <strong>1982</strong> / <strong>2013</strong>, Galerie im Taxispalais, Innsbruck<br />
2008 Galerie Cora Hölzl, Düsseldorf<br />
2005 Galerie M + R Fricke, Berlin<br />
1999 COUNTDOWN, Galerie M + R Fricke, Berlin<br />
1995 X-RAY, Dorottya Galerie, Kunsthalle Budapest,<br />
Budapest<br />
1994 1900–2000, Galerie M + R Fricke, Düsseldorf<br />
Clam–Gallas, Institut Français de Vienne,<br />
Wien / Vienna<br />
1990 Minoritenkirche, Krems-Stein<br />
Galerie Püspöck, Wien / Vienna<br />
museum in progress, Wien / Vienna<br />
84<br />
1986 Künstlerhaus, Hamburg<br />
1985 707, Frankfurt<br />
1984 Michael Bock. Agentur für Video-Kunst, Berlin<br />
1983 Galerie M + R Fricke, Düsseldorf<br />
1981 Bei Einbruch der Dunkelheit, Trakt W4, Wien /<br />
Vienna<br />
Gruppenausstellungen (Auswahl) / Group exhibitions<br />
(Selection)<br />
<strong>2013</strong> Artists in Multifunctions, Lalit Kala Academy,<br />
New Delhi<br />
2010 Ich ist ein Anderer – Die Kunst der Selbst-<br />
darstellung, Landesmuseum Niederösterreich,<br />
St. Pölten<br />
2008 Galerie Strickner, Wien / Vienna<br />
Ritornell, Galerie im Taxispalais, Innsbruck<br />
2005 Digital & Video Art Fair, New York<br />
2004 Wiener Linien, Wien Museum, Wien / Vienna<br />
17 Momente vor dem Frühling, Museumsquartier<br />
Wien / Vienna, A9 Forum Transeuropa, Wien /<br />
Vienna<br />
2003 Das Wasser, Ausstellung der Sammlung der<br />
Stadt Wien, Wien / Vienna<br />
Temporal Values – von Minimal zu Video,<br />
ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie,<br />
Karlsruhe<br />
2000 Abstraktionen, Museum Ludwig, Köln / Cologne<br />
Rewind to the Future, Bonner Kunstverein, Bonn<br />
Through the Looking Glass, Galerie M + R Fricke,<br />
Düsseldorf<br />
1998 Austrian Spotlight, Centre Albert Borschette,<br />
Brüssel / Brussels<br />
1997 Uccelli / Birds, Galerie der Stadt Schwaz, Schwaz<br />
1996 SchauFenster Kunsthalle Wien, Wien / Vienna<br />
Kleine Welten, Galerie M + R Fricke, Düsseldorf<br />
Mäßig und Gefräßig, MAK – Österreichisches<br />
Museum für angewandte Kunst / Gegenwarts-<br />
kunst, Wien / Vienna<br />
Leonardo – Navigatoren, Kunstraum Wien, Wien /<br />
Vienna<br />
1995 Lokalzeit, Palazzo Querini Stampalia, Venedig /<br />
Venice<br />
Exhibition Hall Hangzhou, Hangzhou<br />
Recycling Objects, Galerie der Stadt Schwaz,<br />
Schwaz<br />
1994 Ambrosi Museum, Wien / Vienna<br />
Tonbilder, Galerie der Stadt Schwaz, Schwaz<br />
Zwischenbilder, Landesgalerie Linz, Linz<br />
1992 Fundació Joan Miró, Barcelona<br />
Parc de Montjuïc, Barcelona<br />
Zache˛ta National Gallery of Art, Warschau /<br />
Warsaw<br />
1991 Galerie der Stadt Prag, Prag / Prague<br />
Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum,<br />
Graz<br />
1990 Kunstverein Horn, Horn<br />
Grazer Kunstverein, Graz<br />
1989 Forum des jungen Films, Filmfestspiele Berlin,<br />
Berlin<br />
Video-Skulptur retrospektiv und aktuell: 1963–<br />
1989 Kölnischer Kunstverein, Köln / Cologne<br />
Kongresshalle, Neuer Berliner Kunstverein, Berlin<br />
1988 Kunstmuseum Bonn, Bonn<br />
Steirischer Herbst, Graz<br />
1986 De Vleeshal, Middelburg<br />
Kunsthistorisches Institut der Universität Köln,<br />
Köln / Cologne<br />
Medien Operative Berlin, Berlin<br />
Living Art Museum, Reykjavik<br />
Ars Electronica, Linz<br />
Unge Kunstneres Samfund, Oslo<br />
1985 Filmfestspiele, Berlin<br />
Museum des 20. Jahrhunderts, Wien / Vienna<br />
Alles und noch viel mehr, Kunsthalle Bern,<br />
Kunstmuseum Bern, Bern<br />
Videonale, Wien / Vienna<br />
Videofestival, Graz<br />
Steirischer Herbst, Graz<br />
Biennale Sao Paulo, Sao Paulo<br />
Galerie M + R Fricke, Düsseldorf<br />
1984 Künstlerhaus, Wien / Vienna<br />
Klasse Nam June Paik, Kunstmuseum, Düsseldorf<br />
Copyright Europa, Centre Pompidou, Paris<br />
Videofestival Palais Palffy, Wien / Vienna<br />
Kutscherhaus, Berlin<br />
Galerie nächst St. Stephan, Wien / Vienna<br />
Video im Wenkenpark, Basel<br />
Videofestival, Locarno<br />
Time Based Arts, Amsterdam<br />
1983 PROBEN FÜR EIN FINALE, Projekt Büro Wien,<br />
Wien / Vienna<br />
Galerie AK, Frankfurt<br />
Aktuell 83, Städtische Galerie im Lenbachhaus,<br />
München / Munich<br />
Film- und Videotage, Luzern / Lucerne<br />
MUMOK – Museum Moderner Kunst Stiftung<br />
Ludwig, Wien / Vienna<br />
<strong>1982</strong> Video Clip, Berlin<br />
START WICHTIG – ZIEL EGAL, Projekt Büro Wien,<br />
Wien / Vienna<br />
Bibliografie (Auswahl) / Bibliography (Selection)<br />
Ausst.-Kat. / Exh.cat. Ich ist ein Anderer – Die Kunst der<br />
Selbstdarstellung, Landesmuseum Niederösterreich,<br />
St. Pölten 2010.<br />
Romana Scheffknecht, Judith Fischer (Hg. / Eds.),<br />
Romana Scheffknecht. Installationen, Passagen Verlag,<br />
Wien / Vienna 2002.<br />
Ausst.-Kat. / Exh.cat. Rewind to the Future, Bonner<br />
Kunstverein, Neuer Berliner Kunstverein, Bonn / Berlin<br />
1999.<br />
Ausst.-Kat. / Exh.cat. Mäßig und Gefräßig, MAK –<br />
Österreichisches Museum für angewandte Kunst /<br />
Gegenwartskunst, Wien / Vienna 1996.<br />
Romana Scheffknecht, Ecke Bonk (Hg. / Eds.), Romana<br />
Scheffknecht. Video-Arbeiten 1981–1991, Passagen<br />
Verlag, Wien / Vienna 1991.<br />
Wulf Herzogenrath, Edith Decker (Hg. / Eds.), Video-<br />
Skulptur retrospektiv und aktuell: 1963–1989,<br />
Kölnischer Kunstverein, Köln / Cologne 1989.<br />
Gerhard Johann Lischka (Hg. / Eds.), Alles und noch<br />
viel mehr. Das poetische ABC. Die Katalog Anthologie<br />
der 80er Jahre, Kunsthalle Bern, Kunstmuseum Bern,<br />
Bern 1985.<br />
http://www.<strong>romana</strong>-<strong>scheffknecht</strong>.at/<br />
85
PATRIcIA GRZonkA<br />
geboren 1964 in St. Gallen, lebt in Wien, freie Autorin<br />
und Kuratorin. Studium der Kunstgeschichte, Ethnologie<br />
und Kirchengeschichte in Zürich und Rom. Katalogtexte<br />
und Publikationen zur Kunst und Architektur der Gegenwart<br />
und der Moderne sowie zur Neo-Avantgarde Osteuropas.<br />
Unterrichtstätigkeit. 2000–2010 Mitarbeiterin<br />
im Medien Kunst Archiv Wien. Regelmäßige Beiträge<br />
für Printmedien wie EIKON, Frieze, Kunstbulletin,<br />
Springerin, Texte zur Kunst. Seit 2008 Architektur- und<br />
Kunstkritikerin für die Neue Zürcher Zeitung.<br />
born in 1964 in St. Gallen, lives in Vienna, freelance<br />
writer and curator. Studied art history, ethnology and<br />
church history in Zurich and Rome. Catalogue texts,<br />
articles and essays on contemporary art and architecture<br />
as well as on Modernism and the neo-avant-garde<br />
of Eastern Europe. Teaches. 2000–2010, on the per-<br />
manent staff of the Medien Kunst Archiv Wien.<br />
Regular contributor to print media, such as EIKON,<br />
Frieze, Kunstbulletin, Springerin and Texte zur Kunst.<br />
Since 2008, art and architecture critic for the Neue<br />
Zürcher Zeitung.<br />
AnDReA HöRL<br />
geboren 1974 in St. Johann in Tirol, lebt in Innsbruck.<br />
Studium der Kunstgeschichte, Universität Innsbruck<br />
und Universidade de Pontificação Rio de Janeiro.<br />
Seit 2002 Lehrende an der Universität Innsbruck,<br />
Fakultät für Architektur, Schwerpunkt Architektur und<br />
Kunst der Gegenwart. Außerdem als freischaffende<br />
Kuratorin tätig. Kuratierte Ausstellungen: 2009 Brasilien<br />
– ein Reisebericht, Archiv für Baukunst im Adambräu,<br />
Innsbruck; 2005 The literal space – über die<br />
Minimal Art zum tatsächlichen Raum, Universität Innsbruck;<br />
1995 Seid spontan, Galerie der Stadt Schwaz.<br />
Seit 2009 als Sprecherin im Radio, auf CDs und in<br />
Dokumentarfilmen tätig.<br />
born 1974 in St. Johann in Tyrol, lives in Innsbruck.<br />
Studied art history at the Universität Innsbruck and<br />
at the Universidade de Pontificação Rio de Janeiro.<br />
Since 2002, teaching post at the Universität Innsbruck<br />
architecture faculty, with a focus on architecture and<br />
contemporary art. Also works as a freelance curator.<br />
Curated exhibitions: 2009 Brasilien – ein Reise-<br />
bericht, Archiv für Baukunst im Adambräu, Innsbruck;<br />
2005 The literal space – über die Minimal Art zum<br />
tatsächlichen Raum, Universität Innsbruck; 1995 Seid<br />
spontan, Galerie der Stadt Schwaz. Since 2009,<br />
professional speaker on the radio as well as for CDs<br />
and documentaries.<br />
86<br />
coRneLIA oFFeRGeLD<br />
geboren 1967 in Belgien, lebt in Wien. Studium der<br />
Kunstgeschichte und Philosophie in Aachen und Wien.<br />
Nach einer postgradualen Ausbildung für Kuratoren<br />
an der Landesakademie Krems ist sie als Ausstellungs-<br />
kuratorin und Kunstwissenschaftlerin mit Schwerpunkt<br />
„Kunst im öffentlichen Raum“ tätig. 1998 Arbeitsstipendium<br />
für Kuratoren des österreichischen Bundesministeriums<br />
für Unterricht und Kunst in Moskau. Letztes<br />
Projekt: 2010 Zeit und Raum sind gestern gestorben,<br />
eine neofuturistische Oper im öffentlichen Raum in<br />
Lunz am See mit Alexander Petlura und Piotr Aydu.<br />
born 1967 in Belgium, lives in Vienna. Studied art<br />
history and philosophy in Aachen and Vienna.<br />
Following postgraduate curatorial studies at the Landes-<br />
akademie Krems, she works as an exhibition curator<br />
and cultural scientist with a focus on public art.<br />
1998, Austrian Ministry for Education and Art curating<br />
scholarship to Moscow. Most recent project: 2010,<br />
Zeit und Raum sind gestern gestorben, eine neofuturistische<br />
Oper im öffentlichen Raum in Lunz am See<br />
with Alexander Petlura and Piotr Aydu.<br />
87
Dieser Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung /<br />
This catalogue is published to accompany the exhibition<br />
RoMAnA ScHeFFknecHT<br />
<strong>1982</strong> / <strong>2013</strong><br />
2. März – 5. Mai <strong>2013</strong><br />
March 2 – May 5, <strong>2013</strong><br />
Maria-Theresien-Straße 45<br />
6020 Innsbruck, Österreich / Austria<br />
T +43 512 / 508 31 71<br />
F +43 512 / 508 31 75<br />
taxis.galerie@tirol.gv.at<br />
www.galerieimtaxispalais.at<br />
Direktorin / Director<br />
Beate Ermacora<br />
kurator / curator<br />
Jürgen Tabor<br />
kuratorin, Presse / curator, press<br />
Lotte Dinse<br />
kuratorin, Bibliothek / curator, library<br />
Julia Brennacher<br />
kunstvermittlung / Art education<br />
Manon Megens, Isabel Pedevilla, Julia Schierl<br />
Ausstellungstechnik / Technics<br />
Tobias Weißbacher und Team / and team<br />
Buchhaltung / Accounts<br />
Brigitte Hofer<br />
empfang / Reception<br />
Renate Pescosta<br />
Praktikum / Interns<br />
Katja Brunn, Marlies Dobler, Verena Gstir<br />
88<br />
kATALoG / cATALoGUe<br />
Herausgeberin / editor<br />
Beate Ermacora, Galerie im Taxispalais, Innsbruck<br />
Lektorat / copyediting<br />
Julia Brennacher, Lotte Dinse, Jürgen Tabor<br />
übersetzungen / Translations<br />
Deutsch – Englisch / German – English<br />
Jonathan Quinn, Wien / Vienna<br />
Fotografie / Photography<br />
Rainer Iglar, Salzburg<br />
Gestaltung / Design<br />
Penthouse Perfection, Wien / Vienna<br />
Lithografie / Lithography<br />
Pixelstorm, Wien / Vienna<br />
Druckerei / Printing House<br />
Wograndl Druck, Mattersburg<br />
Snoeck Verlagsgesellschaft mbH<br />
Kasparstraße 9–11<br />
50670 Köln / Cologne, Deutschland / Germany<br />
Postfachadresse:<br />
Postfach 130217<br />
50496 Köln / Cologne, Deutschland / Germany<br />
T +49 221 / 510 43 86<br />
F +49 221 / 510 87 53<br />
mail@snoeck.de<br />
www.snoeck.de<br />
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf<br />
vervielfältigt oder in irgendeiner Form oder für irgendeinen Zweck<br />
übertragen werden – dazu gehören auch Fotokopien, Aufnahmen<br />
oder irgendeine andere Form von Herstellungsverfahren –, ohne<br />
vorab die schriftliche Genehmigung des Urhebers einzuholen. /<br />
All rights reserved. No part of this publication may be reproduced<br />
or transmitted in any form or by any means, including photocopy,<br />
recording or any other process, without prior permission in writing<br />
form by the author.<br />
© <strong>2013</strong> Snoeck Verlagsgesellschaft mbH, Köln / Cologne<br />
Autorinnen, Herausgeberin und Künstlerin / Authors, publisher and<br />
artist<br />
ISBN 978-3-86442-048-1<br />
Printed in Austria<br />
89