28.10.2013 Aufrufe

SABCS 2010: Was ist für die Praxis wichtig? - Frauenarzt-saar.de

SABCS 2010: Was ist für die Praxis wichtig? - Frauenarzt-saar.de

SABCS 2010: Was ist für die Praxis wichtig? - Frauenarzt-saar.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

136<br />

bination aus bei<strong>de</strong>m und einer Kontrollgruppe.<br />

Die mediane Nachbeobachtungszeit<br />

betrug 12,3 Jahre. Es<br />

zeigte sich ein (zu erwarten<strong>de</strong>r) großer<br />

Benefit bezüglich <strong>de</strong>s Rezidiv -<br />

risikos bei alleiniger Tamoxifen- (HR:<br />

0,73, p=0,005) bzw. Goserelintherapie<br />

(HR: 0,68, p=0,025). Die Kombination<br />

aus bei<strong>de</strong>n Substanzen war<br />

nicht so effektiv wie <strong>die</strong> Einzelsubstanzen<br />

(HR: 0,76, p=0,021), was eine<br />

negative Interaktion bei<strong>de</strong>r Substanzen<br />

nahelegt. Während <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />

von Goserelin signifikant mit<br />

<strong>de</strong>r Konzentration <strong>de</strong>s Östrogenrezeptors<br />

korrelierte, wirkte Tamoxifen<br />

bei niedrig und hoch rezeptorexprimieren<strong>de</strong>n<br />

Tumoren gleich gut. Interessanterweise<br />

lag <strong>die</strong> Tamoxifendosierung<br />

bei in Deutschland unüblichen<br />

40 mg/Tag und <strong>die</strong> Therapiedauer<br />

<strong>für</strong> Tamoxifen und Goserelin<br />

bei zwei Jahren.<br />

Wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>: Die Daten<br />

unterstützen <strong>die</strong> aktuelle <strong>Praxis</strong><br />

gemäß <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Meta -<br />

analyse <strong>de</strong>r EBCTCG und <strong>de</strong>r INT-<br />

1010-Stu<strong>die</strong>, eine GnRH-Analoga-<br />

Therapie zusätzlich zu Tamoxifen<br />

nach Chemotherapie nur in Ausnahmefällen<br />

durchzuführen. Eine<br />

ungeklärte Ausnahme bil<strong>de</strong>n <strong>die</strong><br />

Patientinnen unter 40 Jahre, <strong>die</strong><br />

in <strong>de</strong>r ZIPP-Stu<strong>die</strong> nur in geringer<br />

Zahl berücksichtigt wur<strong>de</strong>n.<br />

Bei Kontraindikationen gegen<br />

Tamoxifen kann bei prämenopausalen<br />

Patientinnen be<strong>de</strong>nkenlos<br />

eine alleinige Goserelintherapie<br />

mit guter Wirksamkeit durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine Kombination<br />

mit AI <strong>ist</strong> nicht notwendig, eventuell<br />

sogar von Nachteil (siehe<br />

ABCSG-12-Stu<strong>die</strong>).<br />

n CYP2D6-Bestimmung<br />

vor Tamoxifentherapie?<br />

Das Enzym Cytochrom P450 2D6<br />

spielt eine <strong>wichtig</strong>e Rolle bei <strong>de</strong>r intrahepatischen<br />

Metabolisierung von<br />

Tamoxifen in seine bioaktive Form<br />

Endoxifen. Zahlreiche Stu<strong>die</strong>n legten<br />

bislang nahe, dass <strong>die</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />

genetischen Varianten <strong>de</strong>s Enzyms zu<br />

FRAUENARZT n 52 (2011) n Nr.2<br />

einer klinisch relevanten Funktionseinschränkung<br />

führen können. Diese<br />

Ergebnisse veranlassten Onkologen<br />

weltweit, vor einer Tamoxifentherapie<br />

eine genetische Differenzierung<br />

<strong>de</strong>s Enzyms CYP2D6 durchzuführen.<br />

Eine Auswertung <strong>de</strong>r Tamoxifenarme<br />

zweier großer Aromatasehemmerstu<strong>die</strong>n<br />

(ATAC und BIG 1-98) zeigte nun<br />

jedoch keinen Einfluss <strong>de</strong>r genetischen<br />

Varianten <strong>de</strong>s Enzyms auf <strong>die</strong><br />

Rezidivrate. Das Gleiche galt <strong>für</strong> über<br />

CYP2D6 metabolisierte Komedikationen<br />

(vor allem Anti<strong>de</strong>pressiva). Typische<br />

Östrogenentzugssymptome<br />

korrelierten außer<strong>de</strong>m nicht mit <strong>de</strong>m<br />

klinischen Verlauf.<br />

Wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>:<br />

– Aktuell kann eine CYP2D6-Testung<br />

nicht empfohlen wer<strong>de</strong>n.<br />

– Trotz entkräften<strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

sollten bis auf Weiteres keine<br />

Anti<strong>de</strong>pressiva wie Fluoxetin<br />

o<strong>de</strong>r Paroxetin zusammen mit<br />

Tamoxifen eingenommen wer<strong>de</strong>n<br />

(Ersatz z.B. durch Venlafaxin).<br />

– Das Auftreten bzw. Fehlen von<br />

Hitzewallungen kann nicht mit<br />

<strong>de</strong>r Wirksamkeit <strong>de</strong>r Tamoxifentherapie<br />

in Verbindung gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n!<br />

n Überwindung<br />

<strong>de</strong>r endokrinen Res<strong>ist</strong>enz<br />

durch neue Substanzen?<br />

Während <strong>die</strong> endokrine Therapie eine<br />

sehr effektive und vergleichsweise<br />

nebenwirkungsarme Therapie <strong>de</strong>s<br />

hormonrezeptorpositiven Mammakarzinoms<br />

darstellt, beschäftigen sich<br />

aktuell zahlreiche Stu<strong>die</strong>n mit <strong>de</strong>r<br />

Hemmung bzw. Umkehrung einer endokrinen<br />

Res<strong>ist</strong>enz.<br />

Auf <strong>de</strong>m <strong>SABCS</strong> wur<strong>de</strong>n zwei größere<br />

Stu<strong>die</strong>n mit <strong>die</strong>ser Fragestellung<br />

vorgestellt. In <strong>de</strong>r französischen<br />

TAMRAD-Stu<strong>die</strong> wur<strong>de</strong> untersucht,<br />

ob <strong>die</strong> Kom bination von Everolimus<br />

(RAD001) und Tamoxifen <strong>die</strong> endokrine<br />

Ansprechbarkeit von zuvor mit <strong>de</strong>m<br />

AI Letrozol behan<strong>de</strong>lten hormonrezeptorpositiven,<br />

HER2-negativen metastasierten<br />

Patientinnen verbessern<br />

kann. Die Kombination zeigte eine<br />

signifikant höhere Klinische Benefitrate<br />

(61,1 vs. 42,1%, p=0,045) sowie<br />

ein signifikant längeres progressionsfreies<br />

Intervall (HR: 0,52 bzw.<br />

8,6 vs. 4,5 Mon., p=0,0026) und Überleben<br />

(HR: 0,32, p=0,0019).<br />

Everolimus <strong>ist</strong> ein mTOR-Hemmer<br />

(zentrales Regulatorprotein) und<br />

hat sich in <strong>de</strong>r Onkologie bislang in<br />

<strong>de</strong>r Therapie <strong>de</strong>s Nierenzellkarzinoms<br />

etabliert. Beim Mammakarzinom<br />

gibt es einige Hinweise auf eine<br />

Wirksamkeit bei AI-vorbehan<strong>de</strong>lten<br />

Patientinnen, bei <strong>de</strong>nen es zu<br />

einer verstärkten Aktivierung <strong>de</strong>s<br />

PI3K/AKT/mTOR-Regulationsweges<br />

kommt, sowie eine positive Interaktion<br />

bei HER2-res<strong>ist</strong>enten Tumoren.<br />

Die Toxizität <strong>de</strong>r Substanz äußert<br />

sich in me<strong>ist</strong> mil<strong>de</strong>n Fällen von Stomatitis,<br />

akneiformen Exanthemen,<br />

Gewichtsverlust und Diarrhoe. In<br />

Deutschland ex<strong>ist</strong>ieren <strong>die</strong> erst kürzlich<br />

wegen zu schwacher Rekrutierung<br />

geschlossene RADAR-Stu<strong>die</strong> <strong>de</strong>r<br />

GABG beim hormonrezeptorpositiven<br />

sowie <strong>die</strong> BOLERO-Stu<strong>die</strong>n beim<br />

HER2-positiven Mammakarzinom.<br />

Eine weitere auf <strong>de</strong>m <strong>SABCS</strong> präsentierte<br />

US-amerikanische Stu<strong>die</strong> untersuchte<br />

in einem ähnlichen Setting<br />

<strong>die</strong> Wirksamkeit eines IGF1R(Insulinlike<br />

Growth Factor)-Hemmers AMG<br />

479 in Kombination mit Anastrozol<br />

bzw. Letrozol bei metastasierten, hormonrezeptorpositiven<br />

und endokrin<br />

vorbehan<strong>de</strong>lten Patientinnen und<br />

kam zu einem negativen Ergebnis.<br />

Wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>: Insgesamt<br />

<strong>ist</strong> zukünftig mit neuen Substanzen<br />

in <strong>de</strong>r klinischen Routine zu<br />

rechnen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Crosstalks zwischen<br />

<strong>de</strong>m zellulären Rezeptor-,<br />

Signaltransduktions- und Regulationssystem<br />

ausnutzen. Everolimus<br />

<strong>ist</strong> eine hoffnungsvolle Substanz<br />

und wird möglicherweise<br />

bald in <strong>de</strong>r klinischen Routine zur<br />

Verfügung stehen. Zu beachten <strong>ist</strong><br />

das bei „neuen“ Substanzen ungewohnte<br />

Toxizitätsprofil.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!