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Ausgabe 04/2009 - OUP

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H3765<br />

Orthopädische<br />

Praxis<br />

Zeitschrift für Orthopädie, Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie<br />

4/<strong>2009</strong><br />

Offizielles Organ der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden e. V. www.vso-ev.de<br />

Schwerpunkt: Sensomotorik<br />

A<br />

Meinungsumfrage<br />

Praxis und Zukunft<br />

Sensomotorik und<br />

der Bewegungsapparat<br />

Trichterbrust<br />

Therapie mit Saugglocke<br />

Arzt und Recht:<br />

Unterlassene Röntgenaufnahme mit Folgen<br />

www.mlverlag.de<br />

B<br />

Praxis 45. Jahrgang<br />

4/<strong>2009</strong><br />

Peer Reviewed<br />

C<br />

MEDIZINISCH LITERARISCHE<br />

VERLAGSGESELLSCHAFT MBH, UELZEN<br />

Postfach 11 51 / 11 52 · 29501 Uelzen<br />

ISSN 0030-588X


Liebe Kolleginnen<br />

und Kollegen,<br />

die „Orthopädische Praxis“<br />

und der Kongress in Baden-<br />

Baden fühlen sich den niedergelassenen<br />

Orthopäden<br />

und Unfallchirurgen besonders<br />

verbunden. In diesem<br />

Sinne eröffnen wir das Heft<br />

4 mit der Arbeit „Ergebnisse<br />

einer Meinungsumfrage im<br />

Kompetenznetz Orthopädie<br />

Unfallchirurgie Bezirk Köln zur<br />

zukünftigen Praxisausrichtung“<br />

von Herrn Kollegen Grüner.<br />

Ein Artikel, der besonders die<br />

Kollegen in der Praxis interessieren<br />

dürfte.<br />

Wir fahren fort mit der Arbeit<br />

„Funktionelle Orthopädie und<br />

Sensomotorik“ von Pfaff und<br />

widmen uns auch hier insbesondere<br />

den Anliegen der konservativen<br />

Orthopäden.<br />

Die Trichterbrust als Erkrankung<br />

und ihre Therapie sind sicherlich<br />

auf einige Zentren konzentriert.<br />

Hier die Arbeit von Häcker, der<br />

die Saugglocke nach E. Klobe<br />

vorstellt.<br />

Abschließend widmen wir uns<br />

mit zwei Beiträgen der orthopädischenRehabilitation:Professor<br />

Heisel, zweiter Vorsitzender<br />

der Vereinigung Süddeutscher<br />

Orthopäden, und sein Kollege<br />

Drabiniok beschäftigen sich mit<br />

dem Thema der Minimalinvasiv<br />

implantierten Endoprothesen<br />

des Hüft- und Kniegelenkes in<br />

der stationären postoperativen<br />

Rehabilitation. Sicherlich ein<br />

wichtiges Thema in diesem Heft,<br />

das doch gerade die Aspekte<br />

der konservativen Orthopädie<br />

betont, dem wir uns auch sehr<br />

verpflichtet fühlen.<br />

Mit dem Beitrag aus der Klinik<br />

unseres Präsidenten <strong>2009</strong>, Prof.<br />

Kladny, „Pflegenachsorge in der<br />

Orthopädischen Rehabilitation<br />

– Ergebnisse und Auswertung“<br />

schließen wir das Heft ab.<br />

Ich wünsche Ihnen mit dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong> der „Orthopädischen<br />

Praxis“ einen guten Weiterbildungserfolg,<br />

aber denken Sie<br />

auch daran, den Kongress in<br />

Baden-Baden vom 30. April bis<br />

3. Mai <strong>2009</strong> einzuplanen und zu<br />

besuchen, denn dort können<br />

Sie sich wirklich breit informieren<br />

und weiterbilden.<br />

Mit den besten Grüßen<br />

Ihr<br />

Prof. Dr. med. Werner Siebert<br />

Schriftleiter<br />

Editorial<br />

V o r w o r t<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 165


Inhalt<br />

I n d i e s e r A u s g a b e<br />

Varia<br />

S. Grüner<br />

171 Ergebnisse einer Meinungsumfrage im Kompetenznetz Orthopädie Unfallchirurgie<br />

Köln zur zukünftigen Praxisausrichtung<br />

Schwerpunkt<br />

166<br />

G. Pfaff<br />

177 Funktionelle Orthopädie und Sensomotorik<br />

Varia<br />

F.-M. Häcker<br />

183 Die Saugglocke nach E. Klobe zur konservativen Therapie der Trichterbrust:<br />

die Glocke als Alternative zum Bügel?<br />

J. Heisel, T. Drabiniok<br />

190 Minimalinvasiv implantierte Endoprothesen des Hüft- und Kniegelenkes<br />

in der stationären postoperativen Rehabilitation<br />

R. Schmidt, L. Niese, B. Kladny<br />

196 Pflegenachsorge in der Orthoädischen Rehabilitation – Ergebnisse und Auswertung<br />

Abbildungen auf der Titelseite:<br />

– 11-jähriger Patient vor Beginn der Therapie (Tiefe der PE 2 cm) (A) und nach<br />

12 Monaten Therapie (Tiefe der PE 0,7 cm) (C)<br />

– Anwendung und Platzierung der Saugglocke (B)<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong>


Inhalt<br />

I n d i e s e r A u s g a b e<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

Arzt und Recht<br />

Unterlassene Röntgenaufnahme mit Folgen: 201<br />

Haftung wegen eines Befunderhebungsfehlers – auch für Fehler des Nachbehandlers<br />

Aus den Verbänden<br />

Neuer DVO-Leitlinienentwurf zur Osteoporose im Internet zur Diskussion 206<br />

Aktuelles aus Praxis und Klinik<br />

Dabigatranetexilat: „Praktische Vorteile und kombinierbar mit vielen gängigen Medikamenten“ 208<br />

Professionelles Forderungsmanagement für Ihre Praxis 210<br />

Rubriken<br />

Tagungen und Kurse 212<br />

167


Einladung<br />

168<br />

Liebe Kolleginnen<br />

und Kollegen, liebe Mitglieder<br />

und Freunde der VSO e.V.,<br />

gerne nutze ich kurz vor der<br />

Frühjahrstagung der Süddeutschen<br />

Orthopäden und Unfallchirurgen<br />

in Baden-Baden vom<br />

30. April bis 03. Mai <strong>2009</strong> nochmals<br />

die Gelegenheit, Sie alle<br />

ganz herzlich einzuladen und<br />

die bislang Unentschlossenen<br />

für die Kongressteilnahme zu<br />

motivieren.<br />

Wir treffen uns unter dem Motto<br />

„Der Tradition verpflichtet in<br />

die Zukunft“. Vieles wird Ihnen<br />

deshalb unverändert bekannt<br />

vorkommen. Der Kongress in<br />

Baden-Baden hat sein eigenes<br />

Gesicht und seinen eigenen<br />

Charakter – seine Tradition –,<br />

die erhalten bleiben soll. Hierzu<br />

gehört auch die konservative<br />

Schwerpunktsetzung alle zwei<br />

Jahre, die heute mehr denn je<br />

betont werden muss. Trotz dieser<br />

Schwerpunktsetzung haben<br />

wir versucht, den nicht einfachen<br />

Spagat im Spannungsfeld<br />

zwischen konservativen<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

und operativen und zwischen<br />

orthopädischen und unfallchirurgischen<br />

Inhalten zu schaffen,<br />

um die Arbeit der Vorgänger im<br />

Amt fortzusetzen, den Kongress<br />

auch in die Zukunft zu führen.<br />

Veränderungen setzen nach<br />

außen Zeichen für den zweiten<br />

Teil des Mottos „in die Zukunft“.<br />

Ein Kongress von der Bedeutung<br />

Baden-Badens muss sich<br />

verstärkt an den Gegebenheiten<br />

des neuen Facharztes ausrichten.<br />

Dabei bin ich besonders<br />

dem Vorsitzenden Herrn<br />

Dr. Möller und dem Vorstand<br />

der VSO sowie den beiden großen<br />

wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />

DGOOC und<br />

DGU und den Sektionen sowie<br />

dem BVOU, insbesondere den<br />

Herren Professor Günther, Professor<br />

Zwipp und Dr. Götte<br />

sowie der IGOST sehr dankbar,<br />

die mich bei dieser Aufgabe<br />

sehr unterstützt haben. Ich<br />

würde mich freuen, wenn noch<br />

unter meiner Präsidentschaft<br />

die Mitgliederversammlung der<br />

VSO e. V. diesem Wandel durch<br />

eine Namensänderung in VSOU<br />

e. V. gerecht werden würde.<br />

Bei der Vielzahl renommierter,<br />

ausgewiesener Experten und<br />

hochkarätiger Veranstaltungen<br />

fällt es schwer, gezielt auf Höhepunkte<br />

hinzuweisen. Auf dem<br />

Baden-Badener Kongress findet<br />

bei der großen Palette an wissenschaftlichen<br />

Sitzungen und<br />

Veranstaltungen sicherlich jeder<br />

die für ihn fachlich und persönlich<br />

wichtigen Highlights, ob Kliniker<br />

oder Niedergelassener, ob<br />

Wissenschaftler oder Praktiker.<br />

Nahezu alle wissenschaftlichen<br />

Sitzungen werden mit sehr informativen<br />

Übersichtsreferaten<br />

ausgewiesener Experten eingeleitet<br />

und abschließend durch<br />

einen Vorsitzenden zusammengefasst.<br />

Daneben konnten für<br />

Sie zu den Kongressthemen<br />

hoch interessante Experten-


sitzungen gestaltet werden.<br />

Der Rehabilitation ist ein eigenes<br />

Hauptthema mit den verschiedenen<br />

Facetten von der<br />

Rückenschmerzproblematik bis<br />

hin zur Nachbehandlung nach<br />

Operationen gewidmet. Wir werden<br />

eine gemeinsame Sitzung<br />

der beiden Schwestersektionen<br />

Physikalische Medizin und<br />

Rehabilitation der DGOOC und<br />

DGU haben, die in Berlin bereits<br />

Tradition hat. Der alte Mensch<br />

und die Geronto-Orthopädie<br />

und -Traumatologie stellen in<br />

unserem Fachgebiet ebenso<br />

wie der Fuß sowohl operative als<br />

auch nicht-operative Herausforderungen<br />

dar. Herr Zwipp leitet<br />

eine sehr interessante Sitzung<br />

zum Thema Fußverletzungen.<br />

Zu einer der interessantesten<br />

Fragen unseres Fachgebietes<br />

gehört die Indikationsstellung.<br />

Deshalb widmet sich ein Hauptthema<br />

des Kongresses der<br />

Frage „OP or not OP – that’s<br />

the question“, in dem die Palette<br />

von der Traumatologie bis<br />

zur Kinderorthopädie reicht. Die<br />

Grundlagenforschung ist durchgehend<br />

in einem Saal am Donnerstag<br />

abgebildet, die Kinderorthopädie<br />

am Samstag. Passend<br />

zur Kinderorthopädie wird<br />

unter physiotherapeutischer<br />

Beteiligung auch auf den wichtigen<br />

interdisziplinären Aspekt<br />

unserer täglichen Arbeit hingewiesen.<br />

Daneben gibt es unter<br />

den freien Themen interessante<br />

Veranstaltungen betreffend die<br />

Schulter, die Wirbelsäule und<br />

die Hüft- und Knieendoprothetik.<br />

Neben dem wissenschaftlichen<br />

Programm mit zahlreichen<br />

Höhepunkten möchte ich an dieser<br />

Stelle auf einige Veranstaltungen<br />

und Programmpunkte<br />

besonders hinweisen. Ich freue<br />

mich sehr auf den Festvortrag<br />

von Herrn Dr. Richard David<br />

Precht zum Thema „Moralische<br />

Gefühle – wer trifft unsere Entscheidungen?“<br />

im Rahmen<br />

unserer Eröffnungsveranstaltung.<br />

Gespannt bin ich selbst<br />

schon auf unser Get Together<br />

nach der Eröffnungsfeier und<br />

lasse mich mit Ihnen von der<br />

erstmals beim Kongress veranstalteten<br />

Küchenparty überraschen.<br />

Gerne feiere ich mit<br />

Ihnen zusammen den Gesellschaftsabend<br />

mit interessanten<br />

Show-Auftritten, einem Gala-<br />

Büffet und einer begeisternden<br />

Band. Dieser Gala-Abend stellt<br />

sicherlich den gesellschaftlichen<br />

Höhepunkt des Kongresses<br />

dar.<br />

An dieser Stelle möchte ich<br />

es nicht vergessen, all denen<br />

Dank zu sagen, die die Vorbereitung<br />

und Organisation des<br />

Kongresses möglich gemacht<br />

haben und jetzt zum Gelingen<br />

beitragen.<br />

Zeiten der Krise bedürfen vor<br />

allem des Zusammenrückens<br />

und der Einigkeit. Genießen<br />

Sie neben dem fachlichen Austausch<br />

die familiäre Atmosphäre<br />

des Kongresses und den<br />

bezaubernden orthopädisch–<br />

unfallchirurgischen Frühling in<br />

Baden-Baden. Kongresskenner<br />

wissen, was ich damit meine<br />

und neue Besucher erfahren<br />

hoffentlich das Außergewöhnliche,<br />

das Sie immer wieder<br />

hierher führen wird. Die besondere<br />

Kongressatmosphäre trägt<br />

hoffentlich dazu bei, um etwas<br />

Abstand zu bekommen von den<br />

enormen Verwerfungen, die<br />

aktuell unser Gesundheitssystem<br />

und die Wirtschaft lähmen.<br />

Nutzen Sie die Gelegenheit,<br />

sich gemeinsam in entspannter<br />

Atmosphäre auszutauschen.<br />

Profitieren Sie von interessanten<br />

Präsentationen und angeregten<br />

Diskussionen während des Kongresses.<br />

Ich freue mich auf Ihr zahlreiches<br />

Kommen und das persönliche<br />

Treffen mit Ihnen bei<br />

der 57. Jahrestagung in Baden-<br />

Baden.<br />

Herzliche Grüße<br />

Ihr<br />

Bernd Kladny<br />

Einladung<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 169


S. Grüner<br />

Ergebnisse einer Meinungsumfrage<br />

im Kompetenznetz Orthopädie<br />

Unfallchirurgie Bezirk Köln<br />

zur zukünftigen Praxisausrichtung<br />

Stellvertr. Bezirksobmann Bezirk Köln BVOU, Stellvertr. Vorsitzender des Kompetenznetzes Orthopädie Unfallchirurgie Bezirk Köln<br />

(KNOUBK)<br />

Einleitung<br />

Nachdem im November bis<br />

Dezember 2008 zunächst der<br />

desaströse Fallwert von ca.<br />

32€ bekannt wurde und dann<br />

sogar noch auf 30,11€ für den<br />

Bereich Orthopädie abgesenkt<br />

wurde, ergeben sich für die einzelnen<br />

Praxen eine Reihe von<br />

Fragen hinsichtlich der weiteren<br />

Ausrichtung, welche die weitere<br />

Arbeit direkt ab dem aktuellen<br />

Quartal beeinflussen werden.<br />

Hierbei geht es u. a. um die<br />

weitere Entwicklung der Fallzahlen,<br />

der Praxisleistungen,<br />

der Röntgenleistungen, der<br />

Personalentwicklung, der weiteren<br />

Praxisentwicklung inklusive<br />

der Organisationsform sowie<br />

um Planungen hinsichtlich der<br />

Terminvergabe in den Praxen.<br />

Die Antworten auf die sich stellenden<br />

Fragen und vor allem<br />

deren praktische Umsetzungen<br />

hängen auch davon ab, ob und<br />

inwiefern sich eine gemeinsame<br />

Linie innerhalb der Fachgruppe<br />

abzeichnet. Zu diesem Zweck<br />

haben wir in unserem Kompetenznetz<br />

eine Umfrage über den<br />

E-Mail-Verteiler in der ersten<br />

Woche Dezember gestartet, im<br />

Weiteren nun die Ergebnisse<br />

der vorläufigen Beendigung der<br />

Umfrage Ende 2008. Die Ergebnisse<br />

und deren Interpretationen<br />

beziehen sich auf den Wissensstand<br />

Ende 2008, eventuelle<br />

weitere Verschiebungen sind<br />

Schlüsselwörter: Fragebogen – Kompetenznetz – Praxisentwicklung<br />

In einer Fragebogenaktion im<br />

Dezember 2008 unter den<br />

KV-niedergelassenen Mitgliedern<br />

des Kompetenznetzes<br />

Orthopädie Unfallchirurgie<br />

Bezirk Köln KNOUBK wurde<br />

angesichts der sich abzeichnenden<br />

gravierenden Reduktionen<br />

der KV-Mittel für die<br />

Versorgung in sechs Fragen<br />

das Meinungsbild hinsichtlich<br />

der zukünftigen Entwicklung<br />

der Fallzahlen, der Praxisleistungen,<br />

der Röntgenleistungen,<br />

der Personalentwicklung,<br />

der Praxisentwicklung<br />

und der Terminvergabe<br />

hierbei nicht berücksichtigt.<br />

Methodik<br />

Das Kompetenznetz Orthopädie<br />

Unfallchirurgie Bezirk Köln<br />

(KNOUBK) ist ein eingetragener<br />

Verein mit über 90 Mitgliedern<br />

im Bezirk und Köln<br />

und angrenzenden Regionen.<br />

Bei den Mitgliedern handelt es<br />

sich – neben einigen weiteren<br />

Varia<br />

M e i n u n g s u m f r a g e<br />

erfasst. Hierbei zeigte sich<br />

die Tendenz zur Beibehaltung<br />

der Fallzahl (fragliche<br />

Erhöhung), die Tendenz zur<br />

Reduktion von Leistungen,<br />

die Tendenz zur Beibehaltung<br />

des Personalstamms unter<br />

gleichzeitiger Senkung der<br />

Lohnkosten und die Tendenz<br />

zum Zusammenschluss. Auch<br />

wenn aktuelle tagespolitische<br />

Entwicklungen zeitlich nach<br />

der Umfrage manche Tendenzen<br />

abschwächen oder<br />

auch verstärken, so ergibt<br />

sich dennoch ein aussagekräftiges<br />

Stimmungsbild.<br />

privatärztlich oder chefärztlich<br />

tätigen Kolleginnen und Kollegen<br />

– zu über 90 % um kassenärztliche<br />

Niedergelassene,<br />

also die direkt von den aktuellen<br />

Entwicklungen in erster<br />

Linie betroffene Gruppe. Am<br />

06.12.2008 wurde allen Mitgliedern<br />

per E-Mail ein Fragebogen<br />

zugeleitet und in den folgenden<br />

Tagen und Wochen noch mehrfach<br />

an die Beantwortung erin-<br />

Zusammenfassung<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 171


Varia<br />

M e i n u n g s u m f r a g e<br />

Summary<br />

172<br />

Key words: questionnaire- Competence Network Orthopedic<br />

Trauma Surgery – practice development<br />

In face of severe reductions<br />

of the KV-funds a<br />

questionnaire action was<br />

made in December 2008<br />

under the KV-established<br />

members the Competence<br />

Network Orthopedic Trauma<br />

Surgery District Cologne<br />

KNOUBK including six<br />

question concerning the<br />

future development: case<br />

numbers in practice, practice<br />

activities, X-ray services,<br />

staff, practice development<br />

and appointments<br />

nert. Intern wurde die Deadline<br />

auf Ende 2008 festgelegt, die<br />

Auswertung mit der alleinigen<br />

Zielgruppe „kassenärztlich niedergelassen<br />

und Mitglied im<br />

KNOUBK“ erfolgte zeitnah. Die<br />

Statistiken erfolgten nach dem<br />

Schema „Anzahl der Antworten<br />

x / Anzahl der Gesamtantworten“,<br />

bezogen auf alle Bögen<br />

bzw. jeweils auf die beiden<br />

Untergruppen der Einzelpraxen<br />

(EP) und der Berufsausübungsgemeinshaften<br />

/ MVZ (BAG).<br />

Während dieser Zeit eingegangene<br />

Neuanmeldungen wurden<br />

aus systematischen Gründen<br />

nicht berücksichtigt, ebenfalls<br />

Rückläufer sowie von kassenärztlich<br />

Niedergelassenen, welche<br />

nicht Mitglied in unserem<br />

Kompetenznetz sind, sowie von<br />

Privatärzten (n = 8), sondern<br />

sie dienten der Abrundung des<br />

Gesamtbildes. Diese Bögen<br />

zeigten aber keine deutlichen<br />

Abweichungen zu den anderen<br />

Ergebnissen.<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

acquired. This showed the<br />

tendency to maintain the<br />

case number (issue Increase),<br />

the tendency to reduction<br />

of activities, the<br />

tendency to maintain of<br />

staff under simultaneously<br />

reducing labour costs and<br />

the tendency to merger.<br />

Also where current day political<br />

developments in time<br />

may reduce or increase<br />

some trends, the result are<br />

nevertheless a meaningful<br />

mood.<br />

Fragebogen<br />

Grundsätzlich konnte jeder<br />

Bogen auf Wunsch anonymisiert<br />

beantwortet werden, die<br />

Namensangabe war freiwillig.<br />

Ferner wurde gefragt, ob es<br />

sich um eine Einzelpraxis oder<br />

um eine Doppelpraxis/Mehrfachpraxis/MVZ<br />

(= Berufsausübungsgemeinschaft<br />

BAG) handelt.<br />

Da fast alle ihre Namen<br />

angegeben haben, konnte<br />

zuverlässig eine Rückläuferstatistik<br />

erstellt werden. Insgesamt<br />

wurden sechs Fragen gestellt,<br />

bis auf die erste Frage war<br />

bei allen die Möglichkeit von<br />

Mehrfachantworten gegeben.<br />

Zu jeder Frage gab es vorweg<br />

einige Erläuterungen. Bei allen<br />

Fragebögen sollte möglichst<br />

eine individuelle Beantwortung<br />

von allen Mitgliedern erfolgen,<br />

also nicht nur ein Bogen pro<br />

Praxis. Die erste Frage bezog<br />

sich auf die Fallzahlen. Unter<br />

der Prämisse, dass man diese<br />

durch die Praxisöffnungszeiten<br />

und die Anzahl der Urlaubstage<br />

in gewissem Maße steuern<br />

kann, wurde gefragt, ob die<br />

Befragten die Fallzahl zukünftig<br />

senken, halten oder steigern<br />

möchten. Bei der zweiten Frage<br />

nach den Praxisleistungen unter<br />

der Prämisse eines deutlich<br />

reduzierten Budgets pro Patient<br />

waren fünf Möglichkeiten vorgegeben:<br />

allgemeine Steigerung<br />

der Leistungen, allgemeine Beibehaltung<br />

der Leistungen, allgemeine<br />

Reduktion der Leistungen<br />

sowie als Spezifikationen<br />

Reduktion aller Leistungen oder<br />

Reduktion mancher Leistungen.<br />

Bei der dritten Frage nach den<br />

Röntgenleistungen mit einer nun<br />

eingeführten Budgetierung und<br />

Verknappung der Leistungsmenge<br />

waren ebenfalls fünf<br />

Antworten möglich: allgemeine<br />

Steigerung der Leistung, allgemeine<br />

Beibehaltung der Leistung,<br />

allgemeine Reduktion der<br />

Leistungen sowie als Spezifikationen<br />

Weiterleitung zum Radiologen<br />

bei Überschreitung des<br />

eigenen Budgets oder kontinuierliche<br />

Weiterleitung zum Radiologen<br />

mit dem Ziel einer Punktlandung.<br />

Bei der vierten Frage<br />

nach der Personalentwicklung<br />

wurde prinzipiell einerseits nach<br />

Art der Beschäftigten (Voll- [VZ]<br />

und Teilzeitbeschäftigte [TZ]<br />

mit kompletter Sozialversicherungspflicht<br />

vs. Aushilfen mit<br />

pauschalierten Abgaben) und<br />

andererseits nach Kürzungsmöglichkeiten<br />

hinsichtlich der<br />

Anzahl der Stellen beziehungsweise<br />

deren Ausgestaltung in<br />

Stundenanzahl und/oder Stundenlohn<br />

unterschieden. Hier<br />

waren sieben Antworten möglich:<br />

neben den drei generellen<br />

Antworten (Personal vergrößern,<br />

Personal beibehalten, Personal<br />

reduzieren) auch vier Spezifikationen:<br />

Entlassung von VZ/TZ,<br />

Änderungskündigung bei VZ/<br />

TZ zur Reduktion von Stundenlohn<br />

und/oder Wochenarbeitszeit,<br />

Entlassung von Aushilfen,<br />

Reduktion von Stundenlohn<br />

und/oder Wochenarbeitszeit<br />

von Aushilfen. Bei der fünften


Frage der Praxisentwicklung<br />

ging es darum, ob man wie<br />

bisher weitermachen möchte,<br />

den Zusammenschluss zu einer<br />

Berufsausübungsgemeinschaft<br />

BAG anstrebt oder verkaufen<br />

möchte. Die sechs Antwortmöglichkeiten<br />

lauten sinngemäß:<br />

weitermachen, Anschluss an<br />

eine andere Praxis, Aufnahme<br />

einer anderen Praxis, Neugründung<br />

einer oder mehrerer anderer<br />

Praxen an einem anderen<br />

Standort, Verkauf innerhalb der<br />

nächsten zwei Jahre beziehungsweise<br />

Verkauf innerhalb<br />

der nächsten zwei Jahre an ein<br />

MVZ. Bei der sechsten Frage<br />

ging es unter den Prämissen,<br />

dass echte Notfälle weiter ohne<br />

Berücksichtigung von evt. überschrittenen<br />

Budgets behandelt<br />

werden und dass für die anderen<br />

Möglichkeiten ein juristisch<br />

sauberer Weg gefunden wird,<br />

um die Frage, ob und wie man<br />

alle patientenseitigen Untersuchungs-<br />

und Behandlungswünsche<br />

im laufenden Quartal (ggf.<br />

zu Lasten der KV) erfüllt. Hier<br />

waren vier Antworten möglich,<br />

und zwar sinngemäß die Steigerung<br />

der Punktzahlen, deren<br />

Beibehaltung, die Verschiebung<br />

von Leistungen in das nächste<br />

Quartal und die Anbietung von<br />

Leistungen im gleichen Quartal<br />

auf Selbstzahlerbasis.<br />

Rücklaufquote<br />

In Frage kamen grundsätzlich<br />

83 Kolleginnen und Kollegen<br />

nach den oben genannten Kriterien,<br />

Antworten erfolgten von<br />

57,8 % (n = 48). Differenziert<br />

nach Einzelpraxis (EP) oder<br />

größeren Einheiten (BAG) lag<br />

die Rücklaufquote bei den EP<br />

mit 63,4 % (26/41) höher als bei<br />

den DP 52,4 % (22/42). In einer<br />

Sonderauswertung „Rückläufer<br />

praxisbezogen“ mit Beantwortung<br />

durch die EP bzw. jeweils<br />

mindestens einer Antwort pro<br />

BAG konnten sogar fast 2/3 aller<br />

Praxen (65,1 %) erreicht werden:<br />

41 aller 63 Praxen antworteten.<br />

Bei den BAG konnten eine<br />

Anzahl auch nicht vollständig<br />

antworten, weil diese nur partiell<br />

Mitglied im Kompetenznetz<br />

sind, andere haben vollständig<br />

geantwortet, wieder andere hätten<br />

vollständig antworten können,<br />

haben dies jedoch nicht<br />

oder nur teilweise gemacht.<br />

Ergebnisse<br />

Frage 1 Fallzahlen:<br />

In einem Bogen (eine EP) wurde<br />

sowohl Fallzahl halten (Antwort<br />

b) als auch Fallzahl steigern<br />

(Antwort a) angegeben, somit<br />

49 Antworten:<br />

- 2,0 % (eine BAG) der Praxen<br />

möchten senken (Antwort c)<br />

- 79,6 % (39/49) versuchen die<br />

Fallzahlen zu halten (77,8 % EP<br />

[21/27], 81,8 % BAG [18/22])<br />

- 18,4 % (9/49) der Praxen (22,2<br />

% EP [6/27], 13,6 % BAG [3/22])<br />

möchten steigern.<br />

Frage 2 Praxisleistungen:<br />

Hier konnte grundsätzlich eine<br />

Steigerung der Praxisleistungen<br />

(a), eine Beibehaltung (b) oder<br />

eine Absenkung (c) angegeben<br />

werden, noch spezifiziert um<br />

eine Absenkung aller Leistun-<br />

Varia<br />

M e i n u n g s u m f r a g e<br />

gen (d) oder mancher Leistungen<br />

(e). Es erfolgten 57 Antworten.<br />

- Steigerung null Prozent<br />

- 17,5 % (10/57) der Praxen<br />

möchten ihre Leistungen prinzipiell<br />

beibehalten (EP tendenziell<br />

mit ca. 22,6 % [7/31] deutlich<br />

mehr als BAG mit ca. 11,5 %<br />

[3/26])<br />

- 82,5 % (47/57) plädieren für<br />

eine Leistungseinschränkung<br />

(EP 77,4 % [24/31], BAG 88,5<br />

% [23/26]).<br />

Ca. 16,7 % (8/48) der Praxen<br />

nutzten die Möglichkeit einer<br />

Mehrfachantwort, hier am häufigsten<br />

die Kombination von<br />

genereller Beibehaltung der<br />

Leistungen in Kombination mit<br />

Senkung mancher Leistungen,<br />

dazu noch eine Reihe von Einzelantworten.<br />

Die prozentualen<br />

Rohwerte sind im Abbildung 1<br />

dargestellt. Nur 8,8 % der Praxen<br />

möchten ihre Praxisleistungen<br />

im vollen Umfang beibehalten,<br />

91,2 % der Praxen werden<br />

voraussichtlich zumindest<br />

manche Leistungen reduzieren,<br />

wenn nicht sogar generell das<br />

Leistungsangebot herunterfahren.<br />

Abb. 1: Praxisleistungen.<br />

Abb. 2: Röntgenleistungen.<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 173


Varia<br />

M e i n u n g s u m f r a g e<br />

174<br />

Frage 3 Röntgenleistungen:<br />

Neben den drei grundsätzlichen<br />

Antworten Leistungssteigerung<br />

(a), Leistungsbeibehaltung (b)<br />

und Leistungsreduktion (c) ergaben<br />

sich hier noch die Spezifikationen<br />

der Überweisung zum<br />

Radiologen bei Überschreitung<br />

des eigenen Budgets (d) oder<br />

die kontinuierliche Überweisung<br />

von Leistungen zum Radiologen<br />

während des gesamten Quartals<br />

mit dem Ziel einer Punktlandung<br />

(e). Die Rohwerte in<br />

Prozent sind in Abbildung 2<br />

dargestellt. Eine EP röntgt selber<br />

nicht, steigern wollte keiner,<br />

ca. 15,6 % (10/64) der Praxen<br />

möchten ihre Leistungen<br />

beibehalten (hier deutlich mehr<br />

EP mit 21,2 % [7/33] als BAG<br />

mit 6,5 % [2/31]), über 1/3 der<br />

Praxen antworteten mehrfach,<br />

neben Einzelantworten hierbei<br />

führend mit ca. 21,3 % die Kombination<br />

von Reduktion der Leistungen<br />

mit Überweisung zum<br />

Radiologen am Quartalsende,<br />

halb so häufig die Kombination<br />

von Leistungsreduktion mit kontinuierlicher<br />

Überweisung zum<br />

Radiologen.<br />

Frage 4 Personalentwicklung:<br />

Diese Frage mit den meisten<br />

Antwortmöglichkeiten bot die<br />

Grundoptionen der Vergrößerung<br />

(a), der Beibehaltung<br />

(b) und der Reduktion (c) der<br />

Anzahl der Angestellten sowie<br />

die Spezifikationen der Entlassung<br />

von Voll- bzw. Teilzeitkräften<br />

(d) oder Aushilfen (f) oder<br />

die entsprechende Reduktion in<br />

Stundenanzahl und/oder Stundenlohn<br />

(e bzw. g). 20 % der<br />

Praxen (EP 7/26 = 26,9 %, BAG<br />

5/22 = 22,7 %) nutzten die Mög-<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

lichkeit von Mehrfachantworten,<br />

jedoch quer verteilt über alle<br />

Bereiche ohne eindeutige Häufungen,<br />

somit 60 Antworten,<br />

die Rohwerte in Prozent sind in<br />

Abbildung 3 dargestellt:<br />

- Ausweitungen der Personalstärke<br />

sind nirgendwo geplant<br />

- Knapp über die Hälfte gaben<br />

in beiden Gruppen eine Beibehaltung<br />

des Personalstamms<br />

an, mit jedoch einer Anzahl von<br />

Mehrfachnennungen.<br />

- Bei den EP will die Hälfte<br />

nichts ändern, je knapp unter<br />

1/4 reduziert Stellen oder reduziert<br />

bei den Wochenstunden<br />

und/oder beim Stundenlohn,<br />

eine EP möchte die Kombination<br />

von Antwort c und d durchführen.<br />

- Bei den BAG sprachen sich elf<br />

für eine Beibehaltung aus, fünf<br />

wollen Stellen abbauen, eine<br />

reduziert bei den Kosten .<br />

- Bei drei Praxen kamen nicht<br />

gleichlautende Antworten von<br />

allen Inhabern, schwankend<br />

zwischen Beibehaltung und<br />

Abbau bzw. Kostensenkung<br />

in zwei Fällen und einem Fall<br />

von geplanter Kostensenkung<br />

Abb. 3: Personalentwicklung.<br />

mit unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten.<br />

- Beibehaltung 31/60 = 51,7 %<br />

(EP 17/33 = 51,5 %, BAG 14/27<br />

= 51,9 %)<br />

- generelle Reduktion 9/60 =<br />

15,0 % (EP 4/33 = 12,1 %, BAG<br />

5/27 = 18,5 %)<br />

- Entlassung VZ/TZ 6/60 = 10,0 %<br />

(EP 3/33 = 9,1 %, BAG 3/27 =<br />

11,1 %)<br />

- Reduktion VZ/TZ 6/60 = 10,0 %<br />

(EP 4/33 = 12,1 %, BAG 2/27 =<br />

7,4 %)<br />

- Entlassung Aushilfen 3/60 =<br />

5,0 % (EP 1/33 = 3,0 %, BAG<br />

2/27 = 7,4 %)<br />

- Reduktion Aushilfen 5/60 = 8,3 %<br />

(EP 4/33 = 12,1 %, BAG 1/27 =<br />

3,7 %)<br />

Frage 5 Praxisentwicklung:<br />

Diese Frage beinhaltet sechs<br />

Antwortmöglichkeiten in drei<br />

Gruppen:<br />

I) weitermachen wie bisher (a)<br />

II) Gründung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />

(BAG)<br />

beziehungsweise deren Erweiterung<br />

in den Optionen Anschluss<br />

an eine andere Praxis (b), Aufnahme<br />

einer anderen Praxis (c)<br />

oder Neugründung mit mindestens<br />

einer anderen Praxis an<br />

einem neuen Standort (d)<br />

III) Beendigung der kassenärztlichen<br />

Tätigkeit innerhalb der<br />

nächsten zwei Jahre und Verkauf<br />

des Sitzes generell (e) oder<br />

speziell an ein MVZ (f).<br />

Bei fehlender Antwort auf diese<br />

Frage in einem Bogen wurden<br />

insgesamt 68 Antworten gegeben.<br />

Die Rohwerte in Prozent<br />

sind in Abbildung 4 dargestellt.<br />

Nur ein Praxisinhaber in einer EP<br />

möchte in den nächsten 1 bis 2<br />

Jahren aufhören, ein Bogen gab<br />

keine Antwort auf die Frage. Bei<br />

42,6 % aller Bögen wurde ein<br />

„Weitermachen“ angegeben,<br />

allerdings mit deutlichen Unterschieden<br />

zwischen den EP (33,3<br />

%) und den BAG (55,2 %). Ca.<br />

ein Viertel der Praxen denkt an<br />

einen Anschluss an eine andere<br />

Praxis, ebenfalls mit deutlichen<br />

Unterschieden zwischen EP<br />

und BAG mit ungefähr einem<br />

Verhältnis von 2:1(23,5 %/30,7<br />

%/14,8 %). Die dritthäufigste<br />

Antwort war die Aufnahme einer<br />

anderen Praxis mit 19,1 %, hierbei<br />

die BAG mit 25,9 % häufiger<br />

als die EP mit 15,4 %. Rang vier<br />

mit 11,8 % nahm der Zusammenschluss<br />

an einem neuen<br />

Standort ein, ebenfalls mit deutlichen<br />

Unterschieden zwischen<br />

EP und BAG mit ungefähr einem<br />

Verhältnis von 2:1(15,4 %/7,4<br />

%). Die 16 Mehrfachantworten<br />

zeigten zwischen den beiden<br />

Gruppen keine eindeutigen<br />

Unterschiede, am häufigsten


traten die Kombinationen a und<br />

b mit 7,4 % sowie b und c<br />

mit 5,9 % auf. Eine Sonderauswertung<br />

bezüglich der Frage<br />

„weitermachen wie bisher ohne<br />

andere Optionen“ (also Antwort<br />

a ohne Kombinationen) ergab,<br />

dass dies nur für 29,4 % aller<br />

Antworten die wahrscheinlichste<br />

Option darstellt, u. z. mit 23,1<br />

% deutlich seltener bei den E<br />

als bei den BAG (37,9 %).<br />

Frage 6 IgeL – Terminvergabe:<br />

Unter der Prämisse, dass bei<br />

dem aktuellen Fallwert spätestens<br />

mit der zwangsweisen<br />

Ansetzung des ersten Komplexes<br />

das statistische Budget<br />

pro Patient bereits überschritten<br />

ist, und dass für angegebene<br />

Antwortmöglichkeiten ein juristisch<br />

sauberer Weg möglich ist,<br />

waren hier vier Antwortmöglichkeiten<br />

gegeben: maximale<br />

Punktzahlabrechnung (a), weitermachen<br />

wie bisher (b), Verschiebung<br />

von Leistungen in<br />

das nächste Quartal (c), Anbietung<br />

von Leistungen im gleichen<br />

Quartal auf Selbstzahlerbasis<br />

(d). Insgesamt erfolgten 78 Antworten.<br />

Eine Steigerung (a)<br />

erfolgte nur einmalig als Antwort<br />

aus einer BAG, 23,1 % (30,2 %<br />

EP, 14,3% BAG) möchten weitermachen<br />

wie bisher, 37,2 % in<br />

beiden Gruppen möchten auf<br />

das nächste Quartal verschieben<br />

und 38,5 % (32,6 % EP,<br />

45,7 % BAG) möchten im gleichen<br />

Quartal Leistungen auf<br />

Selbstzahlerbasis anbieten. Bei<br />

den Mehrfachantworten führend<br />

die Kombination von (c) und (d)<br />

mit knapp über einem Viertel<br />

aller Bögen, die restlichen Kombinationen<br />

(b+c, b-d, b+d,<br />

a+c+d) < 10 %.<br />

Resümee und Diskussion<br />

In einer Fragebogenaktion<br />

unter den KV-niedergelassenen<br />

Mitgliedern des Kompetenznetzes<br />

Orthopädie Unfallchirurgie<br />

Bezirk Köln im Dezember<br />

2008 wurden angesichts der<br />

sich abzeichnenden deutlichen<br />

Reduktion der KV-Zahlungen<br />

und der Budgets für die Pra-<br />

xen ab <strong>2009</strong> die Planungen der<br />

einzelnen Mitglieder erfasst.<br />

In sechs Fragen ging es um<br />

die weitere Entwicklung der<br />

Fallzahlen, der Praxisleistungen,<br />

der Röntgenleistungen,<br />

der Personalentwicklung, der<br />

Praxisentwicklung und der<br />

zukünftigen Spezifikationen für<br />

die Terminvergaben. Trotz der<br />

nur kurzen Zeit von circa 3 1/2<br />

Wochen konnte eine Rücklaufquote<br />

von knapp unter 60 %<br />

der Mitglieder erreicht werden,<br />

bezogen auf die Anzahl der<br />

Praxen überschritt dieser Wert<br />

sogar die Quote von fast 2/3.<br />

Nach überschlägiger statistischer<br />

Einschätzung dürften die<br />

Ergebnisse daher als repräsentativ<br />

gelten.<br />

Bei der Einschätzung der<br />

zukünftigen Fallzahlen (Frage 1)<br />

wollen circa 4/5 der Befragten<br />

diese in etwa beibehalten, die<br />

Option der Absenkung erfolgte<br />

nur in einer Antwort, circa 1/5<br />

der Befragten möchten die Fallzahlen<br />

steigern, wobei diese<br />

Option prozentual deutlich mehr<br />

von den Einzelpraxen als von<br />

den Berufsausübungsgemeinschaften<br />

ausgewählt wird. Diesbezüglich<br />

stellt sich die Frage,<br />

ob das Verhalten der Minderheit<br />

nicht eine gewisse „Ansteckungsgefahr“<br />

im Sinne eines<br />

„Hamsterrades“ beinhaltet.<br />

Hierbei ist zu beachten, dass<br />

sich die Zahlung der KV aus<br />

der Formel „kurative Fälle des<br />

Vorjahresquartals * Fallwert +<br />

Zuschläge“ berechnet. Da der<br />

Fallwert so niedrig ist, dass eine<br />

Unterschreitung sehr unwahrscheinlich<br />

ist, würden damit<br />

zunächst einmal zusätzliche<br />

Varia<br />

M e i n u n g s u m f r a g e<br />

Punktzahlanforderungen generiert.<br />

Diese zusätzlichen Punkte<br />

werden jedoch wahrscheinlich<br />

nur marginal zusätzlich bezahlt.<br />

Ein weiterer Aspekt einer Steigerung<br />

der Fallzahlen besteht<br />

darin, dass damit ein Faktor<br />

der oben genannten Formel für<br />

das entsprechende Quartal in<br />

2010 nach oben getrieben wird.<br />

Sollte dieses im großen Stile<br />

flächendeckend erfolgen, würden<br />

die Honoraranforderungen<br />

entsprechend steigen. Da aber<br />

eine Honorarsteigerung in 2010<br />

im nennenswerten Umfang<br />

ebenfalls sehr unwahrscheinlich<br />

ist, dürfte eine Reduktion des<br />

Fallwertes die Folge sein. Für<br />

einen fraglichen und einmaligen<br />

Vorteil in 2010 kauft man sich<br />

mit einem solchen Verhalten<br />

einerseits in <strong>2009</strong> quasi nicht<br />

vergütete zusätzliche Leistungen<br />

mit entsprechenden Kosten<br />

ein, und anderseits droht dann<br />

in 2010 die Notwendigkeit einer<br />

abermals erhöhten Fallzahl<br />

(gegenüber 2008), um durch<br />

einen abgesunkenen Fallwert<br />

überhaupt wieder die Werte von<br />

<strong>2009</strong> zu erreichen.<br />

Hinsichtlich der zukünftigen<br />

Leistungsdichte (Frage 2)<br />

möchten nur circa 17,5 % der<br />

Praxen den bisherigen Umfang<br />

weiterhin leisten, der Rest<br />

möchte reduzieren. Aber selbst<br />

bei denjenigen Praxen, welche<br />

die Leistungen insgesamt im<br />

Umfang beibehalten möchten,<br />

streben circa zur Hälfte doch<br />

eine Reduktion von zumindest<br />

manchen Leistungen an. Sofern<br />

eine Antwort hinsichtlich der<br />

Frage „Reduktionen mancher<br />

oder Reduktion aller Leistun-<br />

Abb. 4: Praxisentwicklung.<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 175


Varia<br />

M e i n u n g s u m f r a g e<br />

176<br />

gen“ gegeben wurde, ergab<br />

sich eine deutliche Mehrheit für<br />

die selektive Absenkung.<br />

Bezüglich der Röntgenleistungen<br />

(Frage 3) möchten ähnlich<br />

wie bei Frage 2 auch nur circa<br />

15,6 % der Praxen den bisherigen<br />

Umfang weiterhin leisten,<br />

der Rest möchte reduzieren.<br />

Nach letztem Kenntnisstand soll<br />

das Röntgenbudget für Orthopäden<br />

doch über die fünf Euro<br />

hinaus angehoben werden, dies<br />

war bei Beginn der Untersuchung<br />

nicht bekannt. Dennoch<br />

besteht weiterhin in der Auswertung<br />

eine gewisse Aussagefähigkeit,<br />

da auch ein erweitertes<br />

Budget immer noch eine<br />

Deckelung darstellt, welche<br />

in manchen Fällen eben auch<br />

überschritten werden kann. Auffällig<br />

ferner ist der Umstand,<br />

dass die überwiegende Mehrheit<br />

– sofern hierzu Angaben<br />

erfolgten – erst zum Ende des<br />

Quartals mit Überschreitung des<br />

eigenen Budgets zum Radiologen<br />

weiterschicken möchten.<br />

Im Eintritt eines solchen<br />

Falles würde sich einerseits der<br />

bereits jetzt bestehende Stau<br />

bei CT und MRT zum Ende des<br />

Quartals auch auf die normale<br />

Radiologie ausdehnen, mit den<br />

bekannten Folgen von verzögerter<br />

Diagnostik und Therapie<br />

und hierdurch verlängerten<br />

AU-Zeiten (vermehrte Krankheitskosten<br />

v. a. für Arbeitgeber<br />

[GKV erst nach der sechsten<br />

Woche]) und Absinken der Patientenzufriedenheit.Andererseits<br />

bestehen hinsichtlich der Materialkosten<br />

– sofern man nicht<br />

digital röntgt – z. T. erhebliche<br />

Unterschiede von bis zu ca.<br />

150 % in Relation zum Ertrag.<br />

Konkret sind Aufnahmen der<br />

BWS und LWS in zwei Ebenen<br />

sowie die Beckenübersicht im<br />

Vergleich zu den sonst üblichen<br />

orthopädischen Aufnahmen<br />

deutlich unwirtschaftlicher und<br />

sollten bei entsprechendem Einsparungsbedarf<br />

als Erstes und<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

kontinuierlich weiterverwiesen<br />

werden.<br />

Bei der Frage 4 nach der Personalentwicklung<br />

plant 1/3 Entlassungen<br />

und fast die Hälfte<br />

Entlassungen oder Reduktionen<br />

des bisherigen Arbeitsumfanges,<br />

um so die Kostenseite<br />

zu entlasten.<br />

Bei der Frage 5 nach der Praxisentwicklung<br />

plädierten insgesamt<br />

circa 43 % für eine<br />

Beibehaltung der besetzten<br />

Praxisform. Hierbei gab es<br />

jedoch deutliche Unterschiede<br />

zwischen den EP mit ca. 33 %<br />

und den BAG mit ca. 55 %.<br />

Korrespondierend hierzu<br />

beschäftigt sich die deutliche<br />

Mehrheit der Einzelpraxen mit<br />

dem Thema eines Zusammenschlusses,<br />

hierbei in den Optionen<br />

Anschluss – Aufnahme<br />

– Zusammenschluss an einem<br />

neuen Standort im Verhältnis<br />

2:1:1.Etwas weniger als die<br />

Hälfte der BAG denkt ebenfalls<br />

an eine Änderung der<br />

bisherigen Praxisform, wobei<br />

hier eher an die Aufnahme von<br />

weiteren Praxen gedacht wird,<br />

die Verhältnisse belaufen sich<br />

auf circa 2 : 3,5 : 1. Tendenziell<br />

geht es also in Richtung<br />

einer Aufgabe der Praxisform<br />

Einzelpraxis in Form des<br />

Zusammenschlusses von zwei<br />

Praxen oder des Anschlusses<br />

an eine BAG. Bei neuen Kooperationen<br />

erscheint es jedoch<br />

für die EP notwendig, sich auch<br />

vermehrt mit der Option der<br />

Aufnahme einer anderen Praxis<br />

zu beschäftigen: Es besteht<br />

ein Missverhältnis zwischen der<br />

Anzahl der Praxen, welche eine<br />

andere Praxis aufnehmen möchten,<br />

und der Anzahl der Praxen,<br />

welche sich einer anderen Praxis<br />

anschließen möchten. Nur<br />

ein Praxisinhaber möchte in den<br />

nächsten zwei Jahren aufhören<br />

und verkaufen.<br />

Bei der Frage 6 nach der zukünftigen<br />

Terminvergabe stellt sich<br />

das grundsätzliche Problem,<br />

dass mit der Abrechnung des<br />

ersten Komplexes bereits das<br />

statistische Budget pro Patient<br />

überschritten ist. Eine Steigerung<br />

der Punktmenge wurde nur<br />

einmalig angegeben, das Verhältnis<br />

zwischen den drei anderen<br />

Antworten Beibehaltung,<br />

Verschiebung von Leistungen<br />

auf das Folgequartal und Erbringung<br />

von weiteren Leistungen<br />

auf Selbstzahlerbasis (sofern<br />

juristisch möglich) beläuft sich<br />

aufca.2:3:3.ImVergleich der<br />

EP mit den BAG tendierten die<br />

EP eher zum Beibehalten, die<br />

Bereitschaft zur Verschiebung<br />

auf das nächste Quartal war in<br />

beiden Gruppen ähnlich ausgeprägt,<br />

die Bereitschaft zum<br />

IGeLn war bei den BAG höher<br />

als bei den EP.<br />

Zusammengefasst ergibt sich<br />

aus der Fragebogenaktion die<br />

Tendenz zur Beibehaltung der<br />

Fallzahl (fragliche Erhöhung),<br />

die Tendenz zur Reduktion von<br />

Leistungen, die Tendenz zur Beibehaltung<br />

des Personalstamms<br />

unter gleichzeitiger Senkung<br />

der Lohnkosten, die Tendenz<br />

zum Zusammenschluss und<br />

damit zur Verringerung der Praxisanzahlen<br />

sowie die marktwirtschaftlich<br />

richtige Antwort<br />

auf verringerte Bezahlung:<br />

weniger Geld für GKV-Patienten<br />

bedeutet auch weniger Medizin.<br />

Auch wenn aktuelle tagespolitische<br />

Entwicklungen zeitlich<br />

nach der Umfrage manche<br />

Tendenzen abschwächen oder<br />

auch verstärken, so ergibt sich<br />

dennoch ein aussagekräftiges<br />

Stimmungsbild.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Dr. S. Grüner<br />

Orthopädische Praxis<br />

Kalker Hauptstraße 217<br />

D-51103 Köln<br />

E-Mail: dsg@dr-gruener.de


Körperhaltung<br />

Die Körperhaltung ist kein Zufall,<br />

sondern das Ergebnis des<br />

Zusammenspiels von Regelsystemen<br />

zur neuro-muskuloskelettalen-psychoemotionalen<br />

Balance!<br />

Die Systeme zur aufrechten<br />

Körperhaltung verbinden sich<br />

in einer Vielzahl von Regelkreisen.<br />

Die Bedeutung des Kraniomandibulären<br />

Systems, des<br />

Zell- und Gewebsstoffwechsels,<br />

des Fasziensystems, des visuell-<br />

und vestibulären Systems<br />

und der psychoemotionalen<br />

Einwirkungen werden an anderer<br />

Stelle dargestellt.<br />

Funktionelle Orthopädie stellt<br />

die Zusammenhänge zwischen<br />

subjektiven Beschwerden,<br />

objektiven Befunden und übergeordneten<br />

Regelsystemen im<br />

Bewegungsapparat dar. Dieser<br />

neue Ansatz der konservativen<br />

Orthopädie stellt neurologischfunktionelle<br />

Ursachen- und<br />

Wirkungszusammenhänge in<br />

den Mittelpunkt der Diagnostik,<br />

Untersuchung und Therapie.<br />

Dabei ist die Sensomotorik in all<br />

ihren Regelsystemen der Leitfaden<br />

zum fachübergreifenden,<br />

theoretischen und praktischen<br />

Behandlungsansatz.<br />

Sensomotorische<br />

Steuerung just in time<br />

Die sensomotorische Steuerung<br />

im gesamten Bewegungsapparat<br />

ist die „just in time-Regelleistung“<br />

von neurologischen<br />

Impulsen (Afferenz-Efferenz)<br />

für die Steuerung der Muskel-<br />

Schlüsselwörter: Körperhaltung – Fuß- und Kopfkontrolle – Muskeltonus<br />

– Haltungs- und Bewegungsanalyse – interdisziplinäre<br />

Kooperation<br />

Körperhaltung ist kein Zufall,<br />

sondern das Ergebnis neuro-muskulo-skelettaler-psycho-emotionaler<br />

(Afferenz/<br />

Efferenz) Regelsysteme. Dabei<br />

spielen das craniomandibuläre<br />

und Trigeminus-System<br />

und die Verschaltung<br />

von visuellen/optischen Reizen<br />

zur Aufrechterhaltung<br />

der Kopfkontrolle eine wesentliche<br />

Rolle. Demgegenüber<br />

sind die Propriozeption<br />

der Fußsohle und die FußmuskelfunktionVoraussetzung<br />

jeglicher Locomotion<br />

und posturaler Steuerung.<br />

Die funktionelle orthopädische<br />

Haltungs- und Bewegungsanalyse<br />

umfasst<br />

von Kopf bis Fuß: Gleichgewicht,<br />

räumliches Sehen,<br />

Schwerpunkt<br />

S e n s o m o t o r i k<br />

G. Pfaff<br />

Funktionelle Orthopädie<br />

und Sensomotorik<br />

Aus der Orthopädischen Praxis Pfaff, München<br />

craniomandibuläre Funktion<br />

und Nackenfeld, sowie Fußform<br />

und -funktion. Sensomotorische<br />

Einlegesohlen<br />

geben afferenzverändernde<br />

propriozeptive Reize und<br />

können dadurch die Koordination<br />

und den posturalen<br />

Muskeltonus beeinflussen<br />

(aufsteigende Muskelketten).<br />

Orofaziale oder cervicoskelettale<br />

Schmerzen können<br />

sowohl durch Störungen der<br />

Kopfkontrolle (absteigende<br />

Muskelketten), als auch<br />

durch aufsteigende Dysfunktionen<br />

verursacht werden.<br />

Bei entsprechenden<br />

Befunden ist die interdisziplinäre<br />

Kooperation z. B.<br />

mit Zahn- und/oder Augenärzten<br />

erforderlich.<br />

Dieser Beitrag ist erschienen in dem Buch „Kraniofaziale Orthopädie“,<br />

Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr<br />

GmbH, 2008.<br />

Zusammenfassung<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 177


Schwerpunkt<br />

S e n s o m o t o r i k<br />

Summary<br />

178<br />

Key words: posture – moving pattern – proprioreceptors of the feet<br />

– muscle tension<br />

Posture and moving patterns<br />

depend on sensomotorical<br />

organisation. Head<br />

control for example comes<br />

from visual and vestibular<br />

informations and neurologic<br />

activity of N. trigeminus<br />

along with the temporo<br />

mandibular joint. On the<br />

other side feet and their<br />

functions directly coordinate<br />

every step and body<br />

balance. Vestibular balance,<br />

three dimensional sight,<br />

temporo mandibular function<br />

and the deeper neck-<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

muscles as well as the feet<br />

and their functions should<br />

be examined to analyse moving<br />

and posture patterns.<br />

Sensomotoric insoles change<br />

muscle tension and<br />

posture by activating proprioreceptors.<br />

Pain syndromes<br />

at the head upper<br />

spine can occur through<br />

disturbances of the head<br />

control systems or can be<br />

caused by dysfunction of<br />

the feet. In many cases interactive<br />

therapy with other<br />

doctors is needed.<br />

Abb. 1: Regelsysteme der Sensomotorik.<br />

kräfte (Agonisten/Antagonisten)<br />

zur Bewegung von Muskeln,<br />

Organen, Knochen und Gelenken.<br />

Beispielhaft kann man sich<br />

beim Einbeinstand die Zusammenarbeit<br />

verschiedener Regelsysteme<br />

verdeutlichen. Die<br />

Kopflagekontrolle wird über die<br />

räumliche Orientierung, über<br />

die vestibuläre Afferenz und die<br />

damit verknüpfte neuromuskuläre<br />

Halte- und Korrekturspannung<br />

der Nackenmuskulatur<br />

eingestellt. Zusätzlich werden<br />

über den Nervus trigeminus<br />

die Kraftverhältnisse an den<br />

Kiefergelenken (Gelenkrezeptoren,<br />

Mechanorezeptoren und<br />

Afferenz aus der bilaminären<br />

Zone) und den Kaumuskeln<br />

ausgewertet und in die Nackenspannung<br />

über Regelkreise<br />

zwischen C0 und C3 (oberstes<br />

bis drittes Zervikalsegment, die<br />

sogenannten Kopfgelenke) weitergeleitet.<br />

Bei der Organisation<br />

des Einbeinstandes bildet die<br />

Druckverteilung auf der Fußsohle<br />

die Basisinformation. Die<br />

gesamte sensorische Afferenz<br />

der Haut, der Mechanorezeptoren,<br />

der Gelenkrezeptoren,<br />

der Muskelspindelorgane und<br />

Sehnenorgane bildet eine nach<br />

kranial gerichtete Information.<br />

Diese Afferenz vermittelt dem<br />

Gehirn eine podale Rückmeldung<br />

(sekundäres Gleichgewichtsorgan<br />

der vestibulären<br />

Kontrolle). Die neuromuskuläre<br />

Kraftübertragung des Einbeinstandes<br />

hängt von der funktionellen<br />

Koordinationsfähigkeit<br />

und der muskulären Kraft der<br />

kurzen und langen sprunggelenkübergreifendenFußmuskelgruppen<br />

ab.<br />

Regelsysteme der<br />

Sensomotorik<br />

In Abbildung 1 ist das Zusammenspiel<br />

der Kopfsteuerung mit<br />

der Fußsteuerung über Regelsysteme<br />

der Sensomotorik dargestellt.<br />

An den Füßen, Kiefergelenken<br />

und Kaumuskeln besteht<br />

die identische anatomische und<br />

neuromuskuläre Organisation.<br />

Die Verteilung von Mechano-


ezeptoren, Druckrezeptoren<br />

sowie Muskelrezeptoren an<br />

der Fußsohle, dem Nackenfeld,<br />

den Kaumuskeln und Augenmuskeln<br />

ist funktionsgerecht in<br />

sensorischen und motorischen<br />

Einheiten organisiert.<br />

Motorische Einheit<br />

Als motorische Einheit wird<br />

eine motorische Nervenzelle<br />

mit allen Muskelfasern, die<br />

sie innerviert, bezeichnet. Je<br />

nach feinmotorischen Anforderungen<br />

kann die Anzahl der<br />

motorischen Einheiten variieren.<br />

Zum Beispiel finden sich an den<br />

äußeren Augenmuskeln, den tiefen<br />

Nackenmuskeln sowie den<br />

Kiefergelenkmuskeln ca. zehn<br />

Muskelfasern pro Nervenzelle,<br />

im Bereich der Extremitätenmuskulatur<br />

und des Rückens<br />

versorgt eine Nervenzelle bis zu<br />

1000 Muskelfasern.<br />

Die motorischen Einheiten werden<br />

dementsprechend nach<br />

Abgleich afferenter und efferenter<br />

Impulse aktiviert. Dies<br />

können neben der Propriorezeption<br />

auch viszerale Informationen<br />

der Muskulatur, der Eingeweide<br />

oder auch chemische/<br />

hormonelle Stoffe/Botenstoffe<br />

der Homöostase sein. Im<br />

Bereich der Skelettmuskulatur<br />

werden die Afferenzen durch<br />

inhibitorische und aktivierende<br />

Kontrollsysteme moduliert (z. B.<br />

Renshaw-Schleife).<br />

Mit Ausnahme der Rückmeldung<br />

aus den Muskelspindeln<br />

werden alle Einflüsse zu einem<br />

spinalen Zwischennetzwerk<br />

(Interneuronen) über einfache<br />

oder auch mehrfache Verschaltungsebenen<br />

mit den motorischen<br />

Nervenzellen der Muskulatur<br />

verknüpft.<br />

Die Vielfalt der vorhandenen<br />

Afferenzen und ihre komplexe<br />

Interaktion lassen eine Rückführung<br />

propriorezeptiver Eigenschaften<br />

auf nur eine Qualität<br />

weder ausreichend noch angemessen<br />

erscheinen.<br />

Die Regulation der Körperhaltung<br />

gliedert sich in Kopf- und<br />

Fußsteuerung. Die mit der Kopf-<br />

einstellung verbundenen Regelsysteme<br />

sind:<br />

• das räumliche/binokulare und<br />

scharfe Sehen,<br />

• die 3-D-Körperbalance und<br />

Gleichgewichtsregulation einschließlich<br />

des Hörens,<br />

• das sogenannte „Nackenfeld“,<br />

Kopfgelenke C 0 -C 3 und kurze<br />

Nackenmuskeln,<br />

• Kiefergelenke und Kaumuskulatur<br />

Die Region der Kopfgelenke<br />

korrespondiert mit der Feineinstellung<br />

der Blickrichtung, des<br />

räumlichen Sehens, des räumlichen<br />

Hörens und des vestibulären<br />

Gleichgewichts. Darüber<br />

hinaus werden die Kopfgelenke<br />

über die vom Nervus trigeminus<br />

verschaltete Kau- und Nackenmuskulatur<br />

zwischen C 0 und C 3<br />

zur Stabilisierung der Kieferbewegung<br />

und der Kaukräfte<br />

gesteuert.<br />

Befunderhebung in der<br />

Orthopädie-Hardware<br />

versus Software<br />

Bei der klassischen orthopädischen<br />

körperlichen Untersuchung<br />

wird im Bewegungsapparat<br />

vor allem die Hardware,<br />

nämlich die Knochen, Gelenke,<br />

Bänder, Sehnen und das Muskelsystem,<br />

untersucht. Bei der<br />

Untersuchung der „harten Strukturen“,<br />

der tastbaren Schmerzregionen<br />

oder von funktionell<br />

eingeschränkten Gelenken oder<br />

traumatisierten Strukturen verwertet<br />

der Arzt zusätzlich zu seinem<br />

Fachwissen die spontanen<br />

Rückmeldungen des Patienten.<br />

Bei dieser symptomorientierten<br />

Untersuchungsweise kann in<br />

der Akutphase meistens eine<br />

direkte Diagnose erstellt werden<br />

und dementsprechend<br />

auch eine akut wirksame, symptomatisch<br />

kurzfristig wirksame<br />

Behandlung erfolgen.<br />

Wenn es um funktionelle Krankheitsbilder<br />

geht, reicht es nicht<br />

aus, sich auf der Hardwareebene<br />

an Schmerzsymptomen zu<br />

orientieren. Insbesondere bei<br />

Schwerpunkt<br />

S e n s o m o t o r i k<br />

chronischen, rezidivierenden<br />

Erkrankungen im neuro-muskulo-skelettalen<br />

Zusammenspiel<br />

von Muskelketten und Afferenz-<br />

Efferenz-Regelsystemen kann<br />

man, frei nach Harold Gelb, formulieren:<br />

„Think Software first<br />

– then Hardware!“<br />

Funktionelle orthopädische<br />

Untersuchung<br />

durch Haltungs- und<br />

Bewegungsanalyse<br />

Anamnese: Eine ausführliche<br />

Anamnese von Kopf bis Fuß ist<br />

die Basis einer erfolgreichen,<br />

ursachenzentrierten Untersuchung.<br />

Die Berücksichtigung<br />

der Laientheorie des Patienten<br />

über Schmerz- und Ursachenzusammenhänge<br />

hilft oft bei<br />

der Diagnostik und der Behandlungsplanung.<br />

Orientierender Gesamteindruck:<br />

Stand und Gang, Kopfhaltung,<br />

Asymmetrien der horizontalen<br />

und vertikalen Ebenen im<br />

Bereich Augen, Ohren, Kieferknochen,<br />

Schulter, Becken,<br />

Knie und Füße. Darüber hinaus<br />

werden Wirbelsäulenverkrümmungen,<br />

Beinachsenfehler und<br />

Fußfehlstellungen berücksichtigt.<br />

Grundfähigkeiten im Gleichgewicht:<br />

Einbeinstand, Unterberger-Tretversuch<br />

und differenzierte<br />

Stand- und Gangarten.<br />

In Abhängigkeit von Auffälligkeiten<br />

wird eine HNO- oder<br />

neurologische Konsilliaruntersuchung<br />

veranlasst.<br />

Fußmuskelfunktionen: Die propriorezeptiven<br />

Fähigkeiten und<br />

die neuromuskuläre Funktion<br />

(hyper-, hypo- oder normotone<br />

Reaktionsfähigkeit) der<br />

Füße werden durch einen spezifischen,<br />

sensomotorischen<br />

Koordinationstest nach Omura<br />

untersucht (Koordination, Kraft,<br />

Kontrolle). Die Fußmuskelaktivität<br />

wird im Sitzen, Stehen,<br />

bei aktiver Anspannung nach<br />

Janda, auf Weichboden und auf<br />

sensomotorischen Spezialeinlagen<br />

untersucht. Je nach Reaktion<br />

der sensomotorischen Koordinationsfähigkeit<br />

des Patienten<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

179


Schwerpunkt<br />

S e n s o m o t o r i k<br />

180<br />

werden die Fußmuskulatur und<br />

die motorische Leistungsfähigkeit<br />

der Füße bewertet.<br />

Kraniomandibuläres System:<br />

Aus funktionell-anatomischer<br />

Sicht besteht kein Zweifel, dass<br />

sich die höchste Rezeptorendichte<br />

der Afferenz in der Kopfregion<br />

befindet. Darunter versteht<br />

man die Propriorezeption<br />

der Kopfgelenke, der Kiefergelenke,<br />

der Kau- und Nackenmuskulatur<br />

sowie der Augen<br />

(ca. 40 bis 70 % der gesamten<br />

Propriorezeption des Körpers<br />

kommt aus den vorgenannten<br />

Strukturen). Von vielen Autoren<br />

wird die funktionelle Einheit von<br />

Kopf- und Kiefergelenken sowie<br />

der Wirbelsäule einschließlich<br />

des Beckens inzwischen<br />

bestätigt. Die Kopfgelenke, das<br />

Nackenfeld und der sogenannte<br />

Trigeminuskomplex beeinflussen<br />

sich gegenseitig. Das<br />

Kraniomandibuläre System wird<br />

nach Zustand und Stellung der<br />

Zähne, nach Überbiss, Tiefbiss<br />

und Kreuzbiss hinweisdiagnostisch<br />

beurteilt. Die manuelle<br />

Untersuchung umfasst das<br />

Abtasten der Kiefergelenke und<br />

der Kaumuskulatur insbesondere<br />

des Musculus masseter und<br />

des Musculus temporalis. Die<br />

Kieferöffnung wird sowohl in der<br />

Bewegung als auch im maximalen<br />

Abstand der Zahnreihen des<br />

Oberkiefers und des Unterkiefers<br />

beurteilt.<br />

Mit dem oben genannten speziellen<br />

sensomotorischen Koordinationstest<br />

nach Omura werden<br />

die Kieferfunktion und die<br />

Okklusion hinweisdiagnostisch<br />

beurteilt.<br />

Untersuchung des binokularen<br />

Sehens: Hierbei werden Fähigkeiten<br />

wie z. B. das Ballfangen,<br />

die präzise Auge-Hand-Koordination<br />

und Beschwerdebilder<br />

wie Kopfschmerzen bei visueller<br />

Anstrengung und versteckte<br />

muskuläre Dysbalancen der<br />

Augen untersucht.<br />

Zunächst wird ganz klassisch<br />

das Konvergenzverhalten, die<br />

Konsensualität und der Nystagmus<br />

untersucht. Die Bedeutung<br />

der Augenbewegung wird<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

dadurch deutlich, dass hier drei<br />

Gehirnnerven für die Feinsteuerung<br />

des Schauens eingesetzt<br />

werden, um schlussendlich die<br />

Qualität des Sehens und der<br />

optisch präzisen Bildgebung<br />

sicher zu stellen: Nervus oculomotorius<br />

(III), Nervus trochlearis<br />

(IV) und Nervus abducens (VI)<br />

für die Motorik, Nervus opticus<br />

als reiner Sehnerv.<br />

Nach Beurteilung der oben<br />

genannten schulmedizinischorganischen<br />

Fähigkeiten erfolgt<br />

die sensomotorische Koordinationstestung<br />

bei geschlossenen<br />

Augen, bei offenen Augen in<br />

Bewegung bzw. bei Blickeinstellung<br />

auf ca. zwei Meter und<br />

dann im absoluten Nahbereich.<br />

Bei Auffälligkeiten wird die organische<br />

Untersuchung der Augen<br />

durch einen Augenarzt und bei<br />

dynamischen Dysfunktionen die<br />

Mituntersuchung durch einen<br />

qualifizierten Augenoptiker oder<br />

Optometristen veranlasst.<br />

Bildgebende Verfahren<br />

zur Haltungsanalyse<br />

Lichtoptische<br />

3-D-Vermessung<br />

Bei den bildgebenden Verfahren<br />

zur Haltungsanalyse hat sich<br />

die dreidimensionale, lichtoptische<br />

Wirbelsäulenvermessung<br />

bewährt. Durch die Darstellung<br />

der Körperoberfläche anhand<br />

von Licht- und Schattenrastern<br />

kann man muskuläre Dysbalancen,<br />

skelettale Asymmetrien<br />

und Variationen dieser Körperhaltung<br />

in Abhängigkeit von der<br />

Spannung der Fußmuskulatur,<br />

Veränderungen der Beinlängen<br />

oder auch durch Aktivierung<br />

des Kraniomandibulären Systems<br />

erkennen.<br />

Oberflächen-Elektromyographie<br />

Gleichermaßen geeignet ist zur<br />

Dokumentation von funktionellen<br />

orthopädischen Zusammenhängen<br />

die Oberflächen-Elektromyographie.<br />

Sowohl im Bereich<br />

der Fußmuskulatur, der Skelett-<br />

muskulatur und der orofazialen<br />

Muskulatur kann diese Muskeltonusmessung<br />

eingesetzt werden.<br />

Hierbei werden die Muskelspannungen<br />

in Mikrovolt an<br />

den oberflächlich zugänglichen<br />

Muskeln im Seitenvergleich<br />

gemessen (maximal acht Ableitungen).<br />

Die Ergebnisse zeigen<br />

muskuläre Dysbalancen in<br />

Abhängigkeit von Funktionseinflüssen<br />

der normalen Haltung,<br />

der Fußmuskelspannung oder<br />

von Funktionsänderungen im<br />

Kauapparat deutlich an.<br />

Therapiemethoden der<br />

funktionellen Orthopädie<br />

Bei ca. 80 % der Patienten finden<br />

sich sowohl im Kraniomandibulären<br />

System als auch im übrigen<br />

Bewegungsapparat muskuläre<br />

Dysbalancen. Diese Störung der<br />

Hardware ist Folge sensomotorischer<br />

Softwarestörungen der<br />

Regelkreise. Die dadurch ausgelösten<br />

funktionellen Beschwerden<br />

werden bisher überwiegend<br />

durch Krankengymnastik und<br />

physiotherapeutische Maßnahmen<br />

behandelt (siehe Kapitel<br />

18). Im Akutzustand werden<br />

Therapien lokal und symptomorientiert<br />

angewandt. Dies führt zu<br />

kurzfristigen, symptomatischen<br />

Beschwerdebesserungen ohne<br />

ursächlich die neurophysiologischen<br />

Regelsysteme zu beeinflussen.<br />

Funktionelle Behandlung<br />

der aufsteigenden Muskelketten<br />

Posturale und phasische Muskeln<br />

sind in neuro-myofaszialen<br />

Ketten angeordnet. Diese<br />

Erkenntnis basiert auf den Untersuchungen<br />

von Sharingten,<br />

Buscett, Levit und Janda. Aktuell<br />

werden sie darüber hinaus<br />

durch Trainingskonzepte wie<br />

zum Beispiel Spiraldynamik ®<br />

nach Larsen bestätigt. In der<br />

Osteopathie kennt man darüber<br />

hinaus das kraniosakrale<br />

und das viszerale System (siehe<br />

Kapitel 19).


Propriozeption der<br />

Fußsohle<br />

Die Fußsohle bietet durch ihre<br />

faszinierende Anatomie ein<br />

neuromuskuläres Rezeptorenfeld<br />

von außergewöhnlichen<br />

Fähigkeiten. Es finden sich hier<br />

verdichtet Nervenendigungen<br />

zur Oberflächensensibilität, Tiefensensibilität,Vibrationsempfindungen,<br />

Druckempfindung<br />

sowie Kälte- und Schmerzdifferenzierung.<br />

In der Anatomie des<br />

podalen Bewegungsapparates<br />

finden sich zusätzlich Gelenkrezeptoren,<br />

Muskelspindelorgane,<br />

Dehnungsrezeptoren und freie<br />

Nervenendigungen. Neben der<br />

sensitiven und taktilen Gnosis<br />

der Fußsohle (Software) findet<br />

sich auf Seiten der Hardeware<br />

ein komplexer Band- und Muskelapparat<br />

von über einhundert<br />

Muskeln, Sehnen und Bändern<br />

und ein stabiler, passiver Knochenapparat<br />

von 26 Einzelknochen<br />

mit einer weit darüber<br />

hinausgehenden Anzahl von<br />

Gelenkverbindungen. Tatsächlich<br />

besteht zwischen der Fußposition<br />

und der Körperzentrik<br />

im Raum ein unmittelbares<br />

und sich ständig im Abgleich<br />

befindliches Zusammenspiel<br />

von Software und Hardware. So<br />

ist unschwer zu erkennen, dass<br />

jeder geordnete Schritt und jede<br />

Bewegung im Raum mittels der<br />

Gesamtkoordination zwischen<br />

räumlichem Sehen, vestibulären<br />

Fähigkeiten, Zentrik der Kiefergelenke<br />

und der Einstellung<br />

des Nackenfeldes genau mit<br />

der Stellung der Füße im Raum<br />

abgestimmt sein muss.<br />

Fußmuskelinsuffizienzen<br />

In unserem soziokulturellen<br />

Umfeld entstehen Fußmuskelinsuffizienzen<br />

durch nicht<br />

fußgerechte Bodenverhältnisse<br />

(horizontale, glatte,<br />

harte Oberflächen), durch zu<br />

wenig Bewegung sowie durch<br />

falsches Schuhwerk. Das sensomotorische<br />

Zusammenspiel<br />

der posturalen Regelsysteme<br />

wird dadurch ursächlich und<br />

zunächst unmerklich gestört.<br />

Aufsteigende, myofasziale und<br />

neuro-muskulo-skelettale Fehler<br />

sind entsprechend die Folge.<br />

Als Befunde sind unter anderen<br />

variable Beinlängendifferenzen,<br />

Myoarthrotendinosen<br />

wie zum Beispiel die Chondropathia<br />

patellae oder die Bursitis<br />

trochanterica zu nennen. Aber<br />

auch Störungen im Kopf-Hals-<br />

Nackenbereich, des lumbosakralen<br />

Übergangs, im Bereich<br />

des Beckens und der Iliosakralgelenke<br />

zählen zu funktionellen<br />

Störungen. Über das Oberflächen-Elektromyogramm<br />

lassen<br />

sich Fehlfunktionen der Füße<br />

bis in den Nacken- und Kaumuskelbereich<br />

als aufsteigende<br />

Muskelketten nachweisen. Die<br />

neuromuskulären, sensomotorischen<br />

Fähigkeiten der Fußmuskulatur<br />

bzw. der Füße sollten<br />

auch von einem Zahnarzt nicht<br />

außer acht gelassen werden.<br />

Propriozeptive<br />

Einlagesohlen<br />

Therapeutisch nutzt man diese<br />

Zusammenhänge über die Stimulation<br />

der aufsteigenden<br />

Muskelketten durch aktivierende<br />

Einlagen (Abbildung 2). Die<br />

Füße stellen dabei in ihrer sensomotorischen<br />

Funktion Schritt für<br />

Schritt die dynamische Balance<br />

der Körperhaltung sicher.<br />

Diese verknüpft sich mit der<br />

sensorischen Information des<br />

Fußes zur Gleichgewichtswahrnehmung<br />

und der Beurteilung<br />

der Bodenverhältnisse mit dem<br />

zentralen Gleichgewicht und<br />

der Kopfsteuerung. Die Stärken<br />

der Fußmuskulatur werden<br />

damit zur koordinativen Verbesserung<br />

des Bewegungsmusters<br />

bzw. des Bewegungsapparates<br />

beitragen.<br />

Um die Funktionalität der Koordination<br />

und Kraftverhältnisse<br />

am Fuß zu verbessern, haben<br />

sich diese sensomotorischen<br />

Spezialeinlagen nach neuromuskulären<br />

Kriterien bewährt.<br />

Aus der klinischen Erfahrung ist<br />

in den meisten Fällen eine Ver-<br />

Schwerpunkt<br />

S e n s o m o t o r i k<br />

sorgung mit afferenzverstärkenden,<br />

sensomotorischen Sohlen<br />

günstig bzw. angebracht. Dem<br />

gegenüber ist die Ruhigstellung<br />

der Fußmuskulatur und die<br />

Bevorzugung der skelettalen<br />

Ordnung auf harten, gewölbestützenden<br />

und umfassenden<br />

Einlegesohlen als Störung der<br />

sensomotorischen Regelsysteme<br />

anzusehen.<br />

Interdisziplinäre<br />

Untersuchungs- und<br />

Behandlungsstrategie<br />

Neben der ausführlichen Anamnese,<br />

der ganzheitlichen Wahrnehmung<br />

des Patienten als<br />

neuro-muskulo-skelettale-psycho-emotionale<br />

Realität wird die<br />

Haltungs- und Bewegungskoordination<br />

des Patienten aus-<br />

Abb. 2: Propriozeptive Einlagesohlen<br />

– MedreflexX.<br />

führlich analysiert. Myoarthropathien,<br />

muskuloskelettale Dysbalancen,<br />

Wirbelsäulenfehlformen,<br />

Fuß-, Bein- und Beckenfehlstellungen<br />

und einseitige Schmerzsymptome<br />

von Kopf bis Fuß<br />

werden nicht als zufällig, sondern<br />

als sensomotorische, psycho-emotionale,<br />

vegetative oder<br />

stoffwechselbedingte Funktionsstörungen<br />

aufgefasst. Die dafür<br />

notwendigen neuroorthopädischen<br />

Untersuchungen sind<br />

fachübergreifend und bedürfen<br />

schlussendlich auch der inter-<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

181


Schwerpunkt<br />

S e n s o m o t o r i k<br />

182<br />

disziplinären Kooperation zur<br />

Therapie.<br />

Dies bedeutet für den Zahnarzt,<br />

dass orofaziale Schmerzen<br />

Ausdruck einer neuromuskulären<br />

Dysbalance des gesamten<br />

oben genannten Regelsystems<br />

sein können. Dabei interagieren<br />

sowohl der Kopf, die<br />

Wirbelsäule, das Becken und<br />

die Füße in aufsteigenden und<br />

absteigenden Regelkreisen der<br />

Sensomotorik.<br />

Bei entsprechenden Befunden<br />

ist die interdisziplinäre Kooperation<br />

mit ausgebildeten Ärzten<br />

erforderlich. Hierbei bietet<br />

das oben genannte Untersuchungssystem<br />

der Haltungsund<br />

Bewegungsdiagnostik, welches<br />

vom Verein für Haltungsund<br />

Bewegungsforschung<br />

e.V. unterstützt und angeboten<br />

wird, einen fachübergreifenden<br />

Untersuchungs- und Behandlungsansatz.<br />

Im gesamten Bundesgebiet<br />

finden sich über einhundert<br />

interdisziplinär ausgebildete<br />

Experten, vorwiegend Orthopäden.<br />

Der Autor ist Ausbilder für<br />

Haltungs- und Bewegungsdiagnostik<br />

des Berufsverbandes<br />

der deutschen Orthopäden und<br />

Unfallchirurgen und der Akademie<br />

deutsc her Orthopäden. Die<br />

Kurse werden über die Landesärztekammer<br />

zertifiziert.<br />

Literatur<br />

1. Ahlers, N.O. H.A. Jakstat: Kurs<br />

klinische Funktionsanalyse, 2.<br />

Auflage. Hamburg, 2001.<br />

2. Larsen, C.: Füße in guten Händen.<br />

Stuttgart, 2003.<br />

3. Larsen, C.: Gut zu Fuß ein Leben<br />

lang. Stuttgart, 2005.<br />

4. Lewit, K.: Manuelle Medizin.<br />

München, 2007.<br />

7. Blech, J.: Bewegung. München,<br />

2007.<br />

8. Bricot, B.: Die globale Reprogrammierung<br />

des Haltungssystems,<br />

Marseille, 2006.<br />

9. Burk, A.R.: Augenheilkunde.<br />

Stuttgart1995.<br />

10. Dörner, K.: Der gute Arzt, Lehrbuch<br />

der ärztlichen Grundhaltung.<br />

Stuttgart, 2003.<br />

11. Frisch, H.: Programmierte Untersuchung<br />

des Bewegungsapparates.<br />

Berlin, 2001.<br />

12. Garten, H.: Lehrbuch Applied<br />

Kinesiology. München, 20<strong>04</strong>.<br />

13. Götz-Neumann, K.: Gehen verstehen,<br />

Ganganalyse in der<br />

Physiotherapie. Stuttgart, 2006.<br />

14. Heisel, J.: Neurologische Differenzialdiagnostik.<br />

Stuttgart,<br />

2007.<br />

5. Myers, T.: Anatomy Trains, Myofasziale<br />

20<strong>04</strong>.<br />

Meridiane. München,<br />

6. Pfaff, G.: Beurteilungskriterien<br />

Anschrift für die Verfasser:<br />

und Referenzwerte der video- Dr. med. G. Pfaff<br />

rasterstereographischen 3-D- Facharzt für Orthopädie<br />

Rückenoberflächenvermessung Haimhauserstr. 1<br />

VSO<br />

bei Kindern, Dissertation. Mün- D-80802 München<br />

chen, 2005.<br />

E-Mail: praxispfaff@web.de<br />

57. Jahrestagung der<br />

Vereinigung Süddeutscher Orthopäden e. V.<br />

30. April bis 3. Mai <strong>2009</strong><br />

Themen:<br />

1. Hauptthema<br />

3. Hauptthema<br />

Rehabilitation des Bewegungssystems<br />

OP or not OP – that is the question<br />

– Konservative Orthopädie und Physika- – Erkrankungen von Wirbelsäule und<br />

lische Medizin<br />

Gelenken<br />

– Wirbelsäule – chronischer Rücken-<br />

– Verletzungen des Bewegungssystems<br />

schmerz<br />

– Postoperative und posttraumatische 4. Hauptthema<br />

Rehabilitation – was, wann, wie?<br />

Fuß<br />

– Angeborene und erworbene Fuß-<br />

2. Hauptthema<br />

deformitäten<br />

„Geronto-Orthopädie“ –<br />

– Verletzungen des Fußes<br />

Der alte Mensch und sein Bewegungs- – Rheumatischer und diabetischer Fuß<br />

system<br />

– Fuß und Schuh<br />

– Osteoporose – der schwache<br />

Knochen im Alter<br />

5. Freie Themen<br />

– Wirbelsäulenchirurgie des alten<br />

Menschen<br />

Tagungspräsident <strong>2009</strong>:<br />

– Standfest im Alter – Sturzprävention, Prof. Dr. med. Bernd Kladny<br />

Rehabilitation und Trainingskonzepte Fachklinik Herzogenaurach<br />

– Alterstraumatologie<br />

In der Reuth 1<br />

– Schmerztherapie im Alter<br />

91074 Herzogenaurach<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong>


Varia<br />

T r i c h t e r b r u s t<br />

F.-M. Häcker<br />

Die Saugglocke nach E. Klobe zur<br />

konservativen Therapie der Trichterbrust:<br />

die Glocke als Alternative zum Bügel?<br />

Schlüsselwörter: Trichterbrust – konservative Therapie – Saugglocke<br />

Die Trichterbrust ist die häufigste<br />

Thoraxwanddeformität<br />

mit einer Inzidenz von ca.<br />

1 : 300. Bei erfolgloser konservativer<br />

Behandlung mit<br />

intensiver Physiotherapie<br />

kommt die operative Korrektur<br />

zur Anwendung. In früheren<br />

Jahren wurde insbesondere<br />

die Operation nach Ravitch<br />

durchgeführt. Aktuell wird<br />

vielerorts die minimalinvasive<br />

Korrektur nach Nuss (MIR-<br />

PE) bevorzugt angewandt.<br />

Eine mögliche Alternative<br />

oder auch eine Ergänzung zu<br />

MIRPE stellt die Vakuumtherapie<br />

mittels Saugglocke nach<br />

E. Klobe dar.<br />

Die Saugglocke wird direkt<br />

auf den Brustkorb aufgelegt.<br />

Mittels Handpumpe wird ein<br />

Vakuum von ca. 15 % unter<br />

Atmosphärendruck erzeugt.<br />

Während der Steigerung des<br />

ausgeübten Unterdruckes zeigt<br />

sich zumeist sofort eine sichtbare<br />

Anhebung des Trichters.<br />

Die tägliche Anwendungsdauer<br />

sollte bei mindestens zwei-<br />

Einleitung<br />

Bei der Trichterbrust (Pectus<br />

excavatum, [PE]) handelt es<br />

sich um eine angeborene Fehlbildung<br />

des vorderen Brustkorbes.<br />

Eine genetisch determi-<br />

Aus dem Universitäts-Kinderspital beider Basel (Leitender Arzt: PD Dr. med. F.-M. Häcker)<br />

mal 30 Minuten liegen, kann<br />

aber individuell bis zu mehreren<br />

Stunden täglich gesteigert<br />

werden. Unter Berücksichtigung<br />

des individuellen Patientenalters<br />

stehen derzeit 3 verschiedene<br />

Größen zur Verfügung,<br />

zusätzlich ein Modell für<br />

adoleszente und erwachsene<br />

Patientinnen sowie ein Modell<br />

mittlerer Größe mit besonderer<br />

Wandstärke.<br />

Derzeit befinden sich 93 Patienten<br />

(16 weiblich, 77 männlich)<br />

im Alter von 3 bis 61 Jahren<br />

(Durchschnitt zu Beginn: 17,8<br />

Jahre) in unserer Behandlung.<br />

Eine unmittelbar nach Aufsetzen<br />

der Glocke deutlich sichtbare<br />

Anhebung des Sternums<br />

und der Rippen konnte in einer<br />

bereits früher durchgeführten<br />

Computertomographie sowie<br />

wiederholt intraoperativ während<br />

der MIRPE-OP dokumentiert<br />

werden. Bei 74 Patienten<br />

zeigte sich nach 3-monatiger<br />

Anwendung eine permanente<br />

Anhebung der Sternums von<br />

mehr als 1 cm. Nach durch-<br />

nierte Dysplasie im Bereich der<br />

sternocostalen Übergänge wird<br />

als Ursache vermutet. Mit einer<br />

Inzidenz von 1:300 Lebendgeborenen<br />

gehört die PE zu<br />

den häufigsten angeborenen<br />

Fehlbildungen. Knaben sind<br />

schnittlich 18 Monaten konnte<br />

bei 9 Patienten die regelmäßige<br />

Anwendung der Saugglocke<br />

erfolgreich abgeschlossen<br />

werden. 6 Patienten haben<br />

die Vakuumtherapie vorzeitig<br />

abgebrochen und sich einer<br />

operativen Korrektur (MIRPE)<br />

unterzogen. Relevante Nebenwirkungen<br />

wurden nicht beobachtet.<br />

Bei sorgfältig ausgewählten<br />

Patienten hat sich die konservative<br />

Vakuumtherapie mittels<br />

der Saugglocke nach E. Klobe<br />

als wertvolle Alternative zur<br />

operativen Korrektur der Trichterbrust<br />

etabliert. Zu Langzeitresultaten<br />

mehr als 3 Jahre<br />

nach Behandlungsabschluss<br />

kann derzeit noch keine verwertbare<br />

Aussage gemacht<br />

werden. Die bisher erzielten<br />

Resultate zeigen jedoch einen<br />

beeindruckenden Erfolg. Weitere,<br />

systematische Studien<br />

sind notwendig, um die Wertigkeit<br />

dieser Methode zu evaluieren.<br />

5- bis 6-mal häufiger betroffen<br />

als Mädchen, zudem besteht<br />

eine familiäre Belastung. Bei<br />

ca. 85 % der betroffenen Kinder<br />

ist die Fehlbildung bereits<br />

bei Geburt sichtbar. Ein späteres<br />

Auftreten wird vor allem<br />

Zusammenfassung<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 183


Varia<br />

T r i c h t e r b r u s t<br />

Summary<br />

184<br />

Key words: pectus excavatum – conservative treatment – vacuum<br />

bell<br />

Conservative Treatment of<br />

Pectus Excavatum with the<br />

Vacuum Bell by E. Klobe:<br />

an Alternative to the Metal<br />

Holder?<br />

Pectus excavatum (PE) is the<br />

most common chest wall malformation,<br />

occurring in approximately<br />

1 in every 300 births,<br />

and one of the most frequent<br />

major congenital anomalies.<br />

When conservative management<br />

including intensive physiotherapy<br />

is not successful,<br />

the surgical repair of PE in<br />

childhood is a well-established<br />

procedure. Previously<br />

used operative tech-niques<br />

to correct PE were largely<br />

based on the Ravitch technique.<br />

Today, the minimally<br />

invasive repair (MIRPE) by<br />

Nuss is well established.<br />

Conservative treatment with<br />

the vacuum bell (by E. Klobe)<br />

to elevate the funnel in patients<br />

with PE, represents a<br />

potential alternative.<br />

A suction cup is used to create<br />

a vacuum at the anterior<br />

chest wall. A patient-activated<br />

hand pump is used to reduce<br />

the pressure up to 15 % below<br />

atmospheric pressure. When<br />

creating the vacuum, the lift<br />

of the sternum is visible. The<br />

device should be used for a<br />

minimum of 30 minutes (twice<br />

a day), and may be used up<br />

to a maximum of several hours<br />

daily. Presently, the manufac-<br />

bei Patienten mit einem Marfan-Syndrom<br />

beobachtet. Oft<br />

nimmt die Fehlbildung im Verlauf<br />

des Längenwachstums,<br />

insbesondere während der<br />

Pubertät, zu und führt zu einer<br />

pathologischen Körperhaltung.<br />

Bei einem Teil der Patienten<br />

ist die vordere Thoraxwand<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

turer recommends a 15 to 18<br />

month course of treatment.<br />

There are 3 different sizes<br />

of vacuum bell as well as a<br />

model fitted for young girls<br />

and women, respectively,<br />

and one model with a special<br />

thickness of silicon wall,<br />

which are selected according<br />

to the individual patients‘ age<br />

and body shape.<br />

93 patients (77 males, 16<br />

females), aged 3 to 61 years<br />

(median 17.8 years) used the<br />

vacuum bell for 1 to maximum<br />

24 months. Computed<br />

tomographic scans showed<br />

that the device lifted the sternum<br />

and ribs immediately. In<br />

addition, this was confirmed<br />

thoracoscopically during the<br />

MIRPE procedure. 74 patients<br />

showed a permanent lift of the<br />

sternum for more than 1 cm<br />

after 3 months of application.<br />

After 18 months in average, the<br />

sternum was lifted to a normal<br />

level in 9 patients and the treatment<br />

was finished. 6 patients<br />

stopped the application and<br />

underwent MIRPE. Relevant<br />

side effects were not noted.<br />

The vacuum bell has proved<br />

to be an alternative therapeutic<br />

option in selected patients<br />

suffering from PE. The initial<br />

results proved to be successful,<br />

but longterm results including<br />

more than 3 years of<br />

follow-up are so far pending.<br />

Further evaluation and followup<br />

studies are necessary.<br />

asymmetrisch, das Sternum ist<br />

„verkippt“ und der Trichter liegt<br />

nicht in der Mittellinie (Abb. 1).<br />

Die Brust- und Rückenmuskulatur<br />

der betroffenen Patienten<br />

ist oft nur schwach ausgebildet.<br />

Neben der Thoraxwanddeformität<br />

zeigen vor allem Jugendliche<br />

zusätzlich eine Fehlhaltung<br />

der Wirbelsäule im Sinne einer<br />

Kyphose, häufig in Kombination<br />

mit einer Skoliose.<br />

Kleine Kinder fühlen sich subjektiv<br />

aufgrund ihrer Trichterbrust<br />

nur selten eingeschränkt<br />

und sind im Allgemeinen altersentsprechend<br />

normal körperlich<br />

belastbar. Im Adoleszentenalter<br />

können sich aber – insbesondere<br />

bei ausgeprägter Deformierung<br />

– Leistungseinschränkung,<br />

Engegefühl, Herzsensationen,<br />

Atemnot und andere Beschwerden<br />

einstellen. Für einige Patienten<br />

stellt die PE darüber<br />

hinaus eine starke psychische<br />

Belastung dar. Die Mehrzahl der<br />

betroffenen Patienten fühlt sich<br />

in ihrem körperlichen Wohlbefinden<br />

deutlich beeinträchtigt.<br />

Die Teilnahme am Sport, insbesondere<br />

Schwimmen, wie auch<br />

andere soziale Aktivitäten werden<br />

gezielt gemieden. Mögliche<br />

Folge ist die soziale Isolation<br />

bis hin zur vollständigen Vereinsamung.<br />

In einzelnen Fällen<br />

besteht ein erhöhtes Suizidrisiko.<br />

Die operative Korrektur der<br />

PE erforderte bisher eine aufwändige<br />

Operationstechnik<br />

mit Resektion der medialen<br />

Rippenenden und Osteotomie<br />

des Sternums (1). Als äußerlich<br />

deutlich sichtbares Zeichen<br />

dieses Eingriffes verblieb meist<br />

eine lange Narbe, welche von<br />

manchen Patienten als ästhetisch<br />

sehr störend empfunden<br />

wurde. 1998 beschrieb Donald<br />

Nuss erstmals eine neuartige<br />

Methode, bei der über kleine,<br />

seitliche Hautschnitte ein Metallbügel<br />

unter das Sternum implantiert<br />

wird (2). Dieser individuell<br />

geformte Bügel hebt das Sternum<br />

an und kann so den Trichter<br />

von innen korrigieren. Die<br />

Methode von Nuss proklamierte<br />

ein gutes kosmetisches Ergebnis<br />

bei gleichzeitig minimalem<br />

Operationstrauma und berichtete<br />

von einer hohen Patientenzufriedenheit.<br />

Bereits die erste<br />

Auswertung von 251 Patienten<br />

in den USA zeigte, dass mit dieser<br />

Methode in über 90 % der<br />

Fälle ein gutes bis exzellentes


Korrekturergebnis zu erzielen ist<br />

(2). Inzwischen ist das Verfahren<br />

weit verbreitet und wird weltweit<br />

in vielen kinderchirurgischen<br />

Zentren als Standardtherapie<br />

zur operativen Korrektur der<br />

PE angewandt (3–8). Allerdings<br />

haben sich mit zunehmender<br />

Anwendungsdauer einige, teils<br />

erhebliche Risiken und Komplikationen<br />

gezeigt (Tabelle, 9–<br />

17). Diese Komplikationen, der<br />

teilweise nur sehr gering ausgeprägte<br />

Lokalbefund sowie die<br />

Angst und Zurückhaltung mancher<br />

Patienten gegenüber der<br />

Operation haben das Interesse<br />

an einem neu entwickelten, konservativen<br />

Verfahren geweckt,<br />

der Vakuumtherapie mittels<br />

Saugglocke. Die Methode an<br />

sich wurde bereits vor mehr als<br />

100 Jahren beschrieben und<br />

teilweise praktiziert (18). Aktuell<br />

wurde diese Behandlungsmethode<br />

wieder im Jahr 2002 von<br />

Herrn E. Klobe aus Mannheim<br />

(Deutschland) aufgegriffen. Die<br />

Publikation erster Erfahrungen<br />

in der jüngeren Vergangenheit<br />

(19, 20) ist bei den betroffenen<br />

Patienten auf großes Interesse<br />

gestoßen. Nachfolgend möchten<br />

wir über unsere ersten<br />

Erfahrungen der letzten 5 Jahre<br />

berichten.<br />

Die Saugglocke<br />

(nach E. Klobe)<br />

Ziel der konservativen Therapie<br />

ist die permanente Anhebung<br />

des Sternums sowie der<br />

sterno-costalen Übergänge.<br />

Mithilfe einer Saugglocke, die<br />

von außen auf den Brustkorb<br />

aufgesetzt wird, wird ein Vakuum<br />

erzeugt. Dies führt zu einer<br />

Anhebung des Sternums, was<br />

nicht nur klinisch offensichtlich<br />

ist, sondern auch mithilfe einer<br />

Computertomographie (19)<br />

sowie intraoperativ während<br />

der Thorakoskopie verifiziert<br />

werden konnte. Derzeit stehen<br />

3 verschiedene Größen (Abb.<br />

2) zur Verfügung, zusätzlich<br />

ein Modell für adoleszente und<br />

erwachsene Patientinnen sowie<br />

ein Modell mittlerer Größe mit<br />

besonderer Wandstärke. Im<br />

Rahmen einer ersten ambulanten<br />

Konsultation wird das<br />

Verfahren an sich de-monstriert<br />

und praktisch angewandt<br />

und dabei letztendlich das für<br />

den jeweiligen Patienten optimale<br />

Modell ausgewählt. Die<br />

Behandlung soll initial unter<br />

ärztlicher Anleitung begonnen<br />

werden, anschließend aber in<br />

Eigenregie durch die Patienten<br />

selbst durchgeführt werden<br />

Varia<br />

T r i c h t e r b r u s t<br />

(Abb. 3). Eine tägliche Anwendungsdauer<br />

von zweimal 20<br />

bis 30 Minuten wird empfohlen,<br />

de facto wird dies jedoch vom<br />

Patienten selbst festgelegt. Seitens<br />

des Herstellers wird derzeit<br />

eine Behandlungsdauer<br />

von 15 bis 18 Monaten empfohlen.<br />

Da es sich um ein noch<br />

relativ neues Therapieverfahren<br />

handelt, fehlen bisher Langzeitergebnisse,<br />

um die Frage der<br />

notwendigen Behandlungsdauer<br />

endgültig klären zu können.<br />

An Nebenwirkungen sind bisher<br />

petechiale Blutungen, lokale<br />

Hämatome, gelegentlich auftretende<br />

Rückenschmerzen sowie<br />

Dysaesthesien der oberen<br />

Extremität beschrieben. Diese<br />

Nebenwirkungen sind jedoch<br />

nur temporär und verschwinden<br />

meistensbeientsprechenderAnpassung<br />

der täglichen Anwendung.<br />

Eine Schmerzmedikation<br />

zur Durchführung der regelmäßigen<br />

Anwendung sollte nicht<br />

erforderlich sein. Bei Patienten<br />

mit Skeletterkrankungen, Herzerkrankungen,<br />

Marfan-Syndrom<br />

sowie Koagulopathien sollte das<br />

Verfahren nicht angewandt werden.<br />

Weitere Einzelheiten sind<br />

auf der Homepage des Herstellers<br />

unter www.trichterbrust.de<br />

zu finden.<br />

Abb. 1: 16-jähriger Patient mit asymmetrischer Trichterbrust<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 185


Varia<br />

T r i c h t e r b r u s t<br />

186<br />

Abb. 2: Saugglockenmodelle (16 cm, 19 cm und 26 cm Durchmesser)<br />

Patientenauswahl<br />

Mit der Verfügbarkeit modernerInformationstechnologien<br />

erfolgt die Vorstellung in<br />

unserer Sprechstunde zunehmend<br />

häufiger aufgrund von<br />

Eigeninitiativen der betroffenen<br />

Patienten, oder auch<br />

auf Zuweisung der behan-<br />

Abb. 3: Anwendung der Saugglocke<br />

delnden Hausärzte. Anamnese<br />

und klinische Untersuchung<br />

bilden die Grundlage jeder<br />

Abklärung. Patienten bzw. ihre<br />

Eltern müssen gezielt nach<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

Skeletterkrankungen, Herzerkrankungen,<br />

Koagulopathien<br />

sowie nach Symptomen, die<br />

auf ein Marfan-Syndrom hinweisen<br />

können, befragt werden.<br />

Die Tiefe des Trichters<br />

wird in Rückenlage in mittlerer<br />

Exspiration an der tiefsten<br />

Stelle gemessen. Liegt<br />

eine behandlungsbedürftige<br />

PE vor, wird im Rahmen der<br />

Konsultation die Vakuumtherapie<br />

demonstriert und einmalig<br />

angewandt. Dabei wird auch<br />

die entsprechende Glockengröße<br />

ausgewählt. Vor Beginn<br />

der regelmäßigen Anwendung<br />

muss eine kardiologische<br />

Abklärung (EKG, Ultraschall)<br />

durchgeführt werden, um o.g.<br />

Kontraindikationen ausschließen<br />

bzw. nachweisen zu können.<br />

Klinische Verlaufskontrollen<br />

sind im Abstand von 3 bis<br />

6 Monaten vorgesehen.<br />

Die Behandlung mit der Saugglocke<br />

kann praktisch in jedem<br />

Alter durchgeführt werden. Bei<br />

jüngeren Patienten lässt sich<br />

das Sternum mit der Glocke<br />

leichter anheben. Allerdings ist<br />

unmittelbar nach Abnahme der<br />

Glocke ein schnelles, zumindest<br />

partielles Einsinken des Sternums<br />

zu verzeichnen. Bei älteren<br />

Jugendlichen und Erwachsenen<br />

hält der Effekt nach Abnahme<br />

der Glocke über 3 bis 4 Stunden<br />

an, anschließend kommt es<br />

zu einem langsamen, partiellen<br />

Einsinken des Brustbeines.<br />

Vorläufige Ergebnisse<br />

Zeitgleich mit dem Erstellen<br />

dieser Arbeit wurde seitens<br />

unserer Ethikkommission ein<br />

positives Votum erteilt, eine<br />

retrospektive systematische<br />

Analyse der bisher vorliegenden<br />

Daten vorzunehmen.<br />

Die aktuell vorliegenden Resultate<br />

repräsentieren deshalb<br />

nicht das Ergebnis einer systematischen<br />

Untersuchung und<br />

sind deshalb auch nur als vorläufig<br />

zu interpretieren.<br />

Derzeit befinden sich 93 Patienten<br />

(16 weiblich, 77 männlich)<br />

in unserer Betreuung.<br />

Zum Zeitpunkt des Beginns<br />

der regelmäßigen Anwendung<br />

lag das Patientenalter zwischen<br />

3 und 61 Jahren (Durchschnitt:<br />

17,8 Jahre). Während<br />

der ersten 1 bis 5 Anwendungen<br />

berichteten alle Patienten<br />

von mäßigen Schmerzen<br />

im Bereich des Sternums<br />

sowie von einem unange-nehmen<br />

Druckgefühl retrosternal.<br />

Adoleszente und erwachsene<br />

Anwender entwickelten ein<br />

moderates subkutanes Hämatom<br />

an der tiefsten Stelle des<br />

Trichters, was aber innerhalb<br />

weniger Minuten bis Stunden<br />

nach der Anwendung wieder<br />

spontan verschwand. 4 Patienten<br />

berichteten von transientenParaesthesienderoberen<br />

Extremität während der Anwendung,<br />

2 Patienten von lokalisierten<br />

Rückenschmerzen. Mit<br />

der Reduktion des erzeugten<br />

Vakuums und der täglichen<br />

Anwendungsdauer sistierten<br />

diese Beschwerden spontan.<br />

Ein Patient berichtete nach<br />

mehr als 12-monatiger Anwendung<br />

mit guten Fortschritten<br />

über neu aufgetretene Herzbeschwerden<br />

im Zusammenhang<br />

mit der Vakuumtherapie<br />

und pausiert deshalb derzeit.<br />

Eine permanente Schmerzmedikation<br />

zur Durchführung der<br />

Anwendung war bei keinem<br />

Patienten erforderlich und ist<br />

auch seitens des Herstellers<br />

nicht vorgesehen. Bei Kindern,<br />

die zum Zeitpunkt der Anwen-


dung jünger als 10 Jahre<br />

waren, erfolgte die Applikation<br />

der Saugglocke unter Aufsicht<br />

der Erziehungsberechtigten.<br />

Zum Zeitpunkt des Therapiebeginns<br />

lag die Tiefe des Trichters<br />

zwischen 2 cm und 5 cm. Bei<br />

allen Anwendern zeigte sich<br />

unmittelbar nach Aufsetzen der<br />

Glocke eine deutlich sichtbare<br />

Anhebung des Sternums und<br />

der Rippen. Die Anhebung<br />

war bei den jüngeren Patienten<br />

deutlich sichtbarer. Bei<br />

Adoleszenten und Erwachsenen<br />

dauerte es teilweise bis<br />

zu 4 Wochen nach Beginn der<br />

regelmäßigen Applikation, bis<br />

die Haut erstmals die Sichtscheibe<br />

berührte. Jedoch kam<br />

es nach Abnahme der Glocke<br />

bei den jüngeren Patienten zu<br />

einem schnelleren Einsinken<br />

des Sternums. Insgesamt war<br />

die bleibende Anhebung des<br />

Sternums bei den jüngeren Patienten<br />

schneller zu beobachten,<br />

durchschnittlich nach 6 bis 9<br />

Monaten. Bei 74 Patienten (69<br />

%) zeigte sich nach 3-monatiger<br />

regelmäßiger Anwendung<br />

eine permanente Anhebung<br />

des Sternums von mehr als 1<br />

cm. Die Abbildungen 4 und 5<br />

zeigen den Behandlungsverlauf<br />

bei zwei Patienten (Abb.<br />

4 und 5). Bei 9 Patienten (10<br />

%) konnte die regelmäßige<br />

Anwendung der Saugglocke<br />

nach durchschnittlich 18 Monaten<br />

erfolgreich abgeschlossen<br />

werden. Bei 3 dieser 9 Patienten<br />

hält der bleibende Erfolg<br />

seit nunmehr 3 Jahren an. Bei<br />

5 Patienten mit deutlich ausgeprägter<br />

asymmetrischer PE<br />

hat sich die Tiefe des Trichters<br />

vermindert. Die Asymmetrie<br />

ist jedoch immer noch deutlich<br />

sichtbar. 2 Patienten waren<br />

mit dem Resultat einer früheren<br />

operativen Korrektur (eine OP<br />

nach Ravitch, eine OP nach<br />

Nuss) nicht zufrieden und setzen<br />

derzeit die Saugglocke<br />

ein. 6 Patienten (6,5 %) haben<br />

die Vakuumtherapie vorzeitig<br />

abgebrochen und sich einer<br />

operativen Korrektur nach Nuss<br />

(MIRPE) unterzogen. Nachlas-<br />

sende Motivation (4 Patienten)<br />

und unzureichender Therapieerfolg<br />

(2 Patienten) waren die<br />

Gründe.<br />

Diskussion<br />

Die Diskussion über Trichterbrustkorrekturen<br />

erlebt derzeit<br />

eine ungeahnte Renaissance<br />

in der ärztlichen Beratung.<br />

Kernthema ist zum einen die<br />

minimalinvasive Operationsmethode<br />

nach Nuss (2). Zum<br />

anderen kann alternativ die<br />

konservative Vakuumtherapie<br />

mittels Saugglocke nach Klobe<br />

(19, 20) eingesetzt werden. Die<br />

Vakuumtherapie zur temporä-<br />

Varia<br />

T r i c h t e r b r u s t<br />

ren Anhebung des Sternums<br />

war bereits vor knapp 100 Jahren<br />

beschrieben worden (18).<br />

Die momentan zur Verfügung<br />

stehenden Glocken wurden<br />

von dem Ingenieur E. Klobe,<br />

der selbst betroffener Patient<br />

war, konzipiert. Erfahrungen<br />

an einer größeren Anzahl von<br />

Abb. 4: 11-jähriger Patient; vor Beginn (links; Tiefe der PE: 2cm)<br />

und nach 12 Monaten (rechts; Tiefe der PE: 0.7cm)<br />

Abb. 5: 16-jähriger Patient; vor Beginn (links; Tiefe der PE: 4.5cm)<br />

und nach 10 Monaten (rechts; Tiefe der PE: 2.0cm)<br />

Patienten und Langzeitergebnisse<br />

zu diesem Verfahren liegen<br />

bisher nicht vor.<br />

Mit der Verfügbarkeit moderner<br />

Informationstechnologien<br />

sind heutzutage Patienten und<br />

potentielle Anwender teilweise<br />

besser und schneller als<br />

die behandelnden Mediziner<br />

über solch neuartige Metho-<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 187


Varia<br />

T r i c h t e r b r u s t<br />

188<br />

den informiert. Insbesondere<br />

die Patienten, die aus unterschiedlichsten<br />

Gründen den<br />

bisher bekannten OP-Verfahren<br />

eher ablehnend gegenüberstanden<br />

bzw. aufgrund einer<br />

geringen Befundausprägung für<br />

eine operative Korrektur nicht<br />

geeignet erschienen, interessieren<br />

sich zunehmend für die<br />

konservative Vakuumtherapie.<br />

Auch wenn bisher noch keine<br />

verwertbaren Daten zu Langzeitergebnissen<br />

vorliegen, sind<br />

die bisher vorliegenden Resultate<br />

ermutigend und Erfolg<br />

versprechend. Viele der Patienten,<br />

die in unserer Sprechstunde<br />

zur Beurteilung ihrer PE<br />

vorgestellt werden, benötigen<br />

nicht unbedingt eine operative<br />

Korrektur. Insbesondere dieses<br />

Patientenkollektiv wie auch die<br />

o.g. Patientengruppe profitieren<br />

von der Vakuumtherapie. Wir<br />

beobachten generell eine hohe<br />

Motivation bei den Anwendern,<br />

das Verfahren erfreut sich einer<br />

breiten Akzeptanz.<br />

Entscheidend für den Erfolg<br />

eines Behandlungsverfahrens<br />

ist eine sorgfältige und kritische<br />

Patientenauswahl. Die Applikation<br />

der Saugglocke wurde<br />

sowohl bei Kindern als auch<br />

bei adoleszenten und erwachsenen<br />

Anwendern als unproblematisch<br />

empfunden. Wie bereits<br />

früher gezeigt (19), entwickelt<br />

die Saugglocke erhebliche Kräfte<br />

und kann die Thoraxwand innerhalb<br />

kurzer Zeit verformen.<br />

Deshalb sollte die Anwendung<br />

bei Kindern unter 10 Jahren nur<br />

unter Aufsicht eines Erwachsenen<br />

erfolgen. Gemäß Herstellerangaben<br />

und nach unseren<br />

bishervorliegendenErfahrungen<br />

sollte die Vakuumtherapie zweimal<br />

täglich für jeweils 20 bis 30<br />

Minuten durchgeführt werden.<br />

Letztendlich bestimmten jedoch<br />

die Anwender individuell Dauer<br />

und Intensität der Applikation.<br />

Für die Motivation wichtig war,<br />

durch die Applikation möglichst<br />

keine Einschränkungen<br />

im persönlichen Tagesablauf zu<br />

erfahren (z. B. morgens früher<br />

aufstehen müssen). Die aktive<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

Einbeziehung der Anwender<br />

in die Behandlung war für die<br />

meisten Patienten ein zusätzlicher<br />

Motivationsschub. Mit<br />

zunehmender Anwendungsdauer<br />

zeigte sich jedoch teilweise<br />

eine nachlassende Motivation,<br />

was bei insgesamt 6 Patienten<br />

zum vorzeitigen Abbruch der<br />

Behandlung führte. Patienten<br />

mit einer gering ausgeprägten<br />

und symmetrischen PE zeigten<br />

in der vorliegenden Studie<br />

häufig ein besseres Ergebnis<br />

als dieje-nigen mit einer tiefen<br />

und/oder asymmetrischen PE. 2<br />

der 6 „Therapieversager“ hatten<br />

eine tiefe und asymmetrische<br />

PE. Bei 74 Patienten (80 %)<br />

zeigte sich nach 3-monatiger<br />

Anwendung eine permanente<br />

Anhebung des Sternums von<br />

mehr als 1 cm. Bei 9 Patienten<br />

(10 %) konnte die regelmäßige<br />

Anwendung der Saugglocke<br />

bereits erfolgreich abgeschlossen<br />

werden, mit teilweise seit<br />

nunmehr 3 Jahren anhaltendem<br />

Erfolg (3 Patienten).<br />

Ungeklärt ist derzeit die Frage<br />

der Behandlungskosten. Die<br />

Saugglocke ist aktuell nicht als<br />

so genanntes medizinisches<br />

Hilfsmittel anerkannt. Unter Hinweis<br />

auf diese Tatsache lehnen<br />

die meisten Kostenträger eine<br />

Übernahme der Behandlungskosten<br />

ab. Nachdem wir nun die<br />

Bewilligung unserer Ethikkommission<br />

erhalten haben, möchten<br />

wir anhand einer systematischen<br />

retrospektiven Analyse<br />

die vorliegenden Daten unserer<br />

Patienten auswerten und hoffen<br />

damit, die Effizienz dieser<br />

Behandlungsmethode belegen<br />

zu können.<br />

Mit der Erzeugung des Vakuums<br />

lässt sich das Sternum signifikant<br />

anheben. Diesen Effekt<br />

konnten wir wiederholt während<br />

der MIRPE-OP dokumentieren.<br />

Seitens des Herstellers<br />

wird kein Sterilisationsverfahren<br />

angegeben. Wir haben jedoch<br />

in hausinterner Absprache mit<br />

Tabelle: Komplikationen nach Nuss-OP (3–17).<br />

• Pneumothorax 59 %<br />

• Drainage bei Pneumothorax 2,1 %<br />

• Pleurapunktion 0,6 %<br />

• Haematothorax 0,3 %<br />

• Pleuraerguss (=> Drainage) 0,8 %<br />

• Perikarditis 2,3 %<br />

• Perikarditis mit Punktion 0,3 %<br />

• Perikarderguss 0,3 %<br />

• Postkardiomyotomiesyndrom 0,4 %<br />

• Kippen des Bügels 11,5 %<br />

• operative Revision 8,3 %<br />

• ohne Stabilisator 15,2 %<br />

• mit Stabilisator 6,5 %<br />

• mit fixiertem Stabilisator 4,3 %<br />

• Allergie 0,6 %<br />

• Überkorrektur 11,7 %<br />

• Wundinfektion 0,8 %<br />

• Infektion des Bügels<br />

• selten (Einzelfallbeschreibungen):<br />

0,4 %<br />

Herzperforation, Leberverletzung, Zwerchfellverletzung


unserer Hygiene-Beauftragten<br />

eine Lösung gefunden, die Glocke<br />

zu sterilisieren und so intraoperativ<br />

regelmäßig einsetzen<br />

zu können.<br />

Fazit<br />

Die konservative Vakuumtherapie<br />

mittels Saugglocke nach<br />

Klobe stellt nach unserer Erfahrung<br />

weniger eine Alternative<br />

zur OP, sondern vielmehr eine<br />

wesentliche Ergänzung in der<br />

Behandlung der PE dar. Die<br />

Akzeptanz dieses Verfahrens<br />

seitens der Patienten ist sehr<br />

hoch. Ausgewählten Patienten,<br />

insbesondere solchen mit einer<br />

symmetrischen und milden<br />

PE, kann mit dieser Methode<br />

die operative Korrektur der PE<br />

erspart werden. Inwieweit diese<br />

Therapie allerdings eine echte<br />

Alternative zur Operation darstellt,<br />

müssen die Behandlungsergebnisse<br />

erst noch beweisen.<br />

Hier fehlen noch entsprechende<br />

Langzeitresultate und Untersuchungen<br />

an größeren Patientengruppen.<br />

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Repair of Pectus Excavatum<br />

(MIRPE): The Basel Experience.<br />

Swiss Surgery 9 (2003) 289<br />

– 295.<br />

7. Park, H. J., S. Y. Lee, C. S.<br />

Lee: Complications Associated<br />

with the Nuss Procedure: Analysis<br />

of Risk Factors and Suggested<br />

Measures for Prevention<br />

of Complications. J Pediatr Surg<br />

39 (20<strong>04</strong>) 391 – 395.<br />

8. Dzielicki, J., W. Korlacki, I.<br />

Janicka, E. Dzielicka: Difficulties<br />

and limitations in minimally invasive<br />

repair of pectus excavatum<br />

– 6 years experiences with Nuss<br />

technique. Eur J Cardio-Thorac<br />

30 (2006) 801 – 8<strong>04</strong>.<br />

9. Berberich, T., F.-M. Häcker, B.<br />

Kehrer, T. Erb, J. Günthard, J.<br />

Hammer, P. Jenny: Postcardiotomy<br />

Syndrome after Minimally<br />

Invasive Repair of Pectus Excavatum.<br />

J Pediatr Surg 39 (20<strong>04</strong>)<br />

e1 – e3.<br />

10. Barakat, M. J., J. A. Morgan:<br />

Haemopericardium causing cardiac<br />

tamponade: a late complication<br />

of pectus excavatum<br />

repair. Heart 90 (20<strong>04</strong>) e22<br />

– e23.<br />

11. Barsness, K., J. Bruny, J. S.<br />

Janik, D. A. Partrick: Delayed<br />

near-fatal hemorrhage after<br />

Nuss bar displacement. J Pediatr<br />

Surg 40 (2005) e5 – e6.<br />

12. Van Renterghem, K. M., S. von<br />

Bismarck, N. M. A. Bax, A.<br />

Fleer, M. Hoellwarth: Should an<br />

infected Nuss bar be removed?<br />

J Pediatr Surg 40 (2005) 670<br />

– 673.<br />

13. Hoel, T. N., K. A. Rein, J. L.<br />

Svennevig: A Life-Threatening<br />

Complication of the Nuss-Procedure<br />

for Pectus Excavatum.<br />

Ann Thorac Surg 81 (2006) 370<br />

– 372.<br />

14. Adam, L. A., J. L. Lawrence, J.<br />

J. Meehan: Erosion of the Nuss<br />

bar into the internal mammary<br />

artery 4 months after minimally<br />

invasive repair of pectus excavatum.<br />

J Pediatr Surg 43 (2008)<br />

394 – 397.<br />

15. Castellani, C., J. Schalamon,<br />

A. K. Saxena, M. E. Hoellwarth:<br />

Varia<br />

T r i c h t e r b r u s t<br />

Early complications of the Nuss<br />

procedure for pectus excavatum:<br />

a prospectice study. Pediatr<br />

Surg Int 24 (2008) 659 – 666.<br />

16. Gips, H., K. Zaitsev, J. Hiss: Cardiac<br />

perforation by a pectus bar<br />

after surgical correc-tion of pectus<br />

excavatum: case report and<br />

review of the literature. Pediatr<br />

Surg Int 24 (2008) 617 – 620.<br />

17. Häcker, F.-M., T. Berberich, J.<br />

Mayr, F. Gambazzi: Near-fatal<br />

bleeding after transmyocardial<br />

ventricle lesion during removal<br />

of the pectus bar after the Nuss<br />

procedure. J Thorac Cardiovasc<br />

Surg (2008), in press.<br />

18. Lange, F.: Thoraxdeformitäten.<br />

In: M. Pfaundler, A. Schlossmann<br />

(editors): Handbuch der<br />

Kinderheilkunde, Vol V. Chirurgie<br />

und Orthopädie im Kindesalter.<br />

Leipzig, FCW Vogel (1910)<br />

157.<br />

19. Schier, F., M. Bahr, E. Klobe:<br />

The vacuum chest wall lifter: an<br />

innovative, nonsurgical addition<br />

to the management of pectus<br />

excavatum. J Pediatr Surg 40<br />

(2005) 496 – 500.<br />

20. Häcker, F.-M., J. Mayr: The vacuum<br />

bell for treatment of pectus<br />

excavatum: an alternative to<br />

surgical correction? Eur J Cardiothorac<br />

Surg 29 (2006) 557<br />

– 561.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

PD Dr. med. F.-M. Häcker<br />

Leitender Arzt/Chefarztstellvertreter<br />

Chirurgie<br />

Universitäts-Kinderspital beider<br />

Basel (UKBB)<br />

Postfach<br />

CH-4005 Basel<br />

E-Mail:<br />

frankmartin.haecker@ukbb.ch<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 189


Varia<br />

E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />

J. Heisel, T. Drabiniok<br />

Minimalinvasiv implantierte Endoprothesen<br />

des Hüft- und Kniegelenkes in der<br />

stationären postoperativen Rehabilitation<br />

Zusammenfassung<br />

190<br />

Schlüsselwörter: alloplastischer Gelenkersatz von Hüfte und Knie<br />

– minimalinvasives Vorgehen – Anschlussheilbehandlung<br />

(AHB)<br />

Bei zwischenzeitlich nahezu<br />

290.000 Fällen/Jahr mit primärem<br />

endoprothetischen<br />

Gelenkersatz von Hüfte bzw.<br />

Knie alleine in Deutschland<br />

ist die postoperative Rehabilitation,<br />

auch bei teilweise<br />

beschränkten finanziellen<br />

Ressourcen, im Rahmen<br />

einer stationären Anschlussheilbehandlung<br />

(von 50 %<br />

der Patienten wahrgenommen)<br />

weitgehend standardisiert.<br />

Katamnestischer Überblick<br />

über unsere bisherigen<br />

Allgemeine<br />

Vorbemerkungen<br />

Die Zahl implantierter Hüftund<br />

Knieendoprothesen war in<br />

Deutschland in den letzten Jahren<br />

weiterhin deutlich im Anstieg<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

Aus der Orthopädischen Abteilung der Fachkliniken Hohenurach, Bad Urach<br />

(Chefarzt: Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. J. Heisel)<br />

Erfahrungen mit Patienten<br />

nach endoprothetischem<br />

Ersatz von Hüft- bzw. Kniegelenk<br />

bei minimalinvasivem<br />

Vorgehen. Aufzeigen<br />

möglicher Komplikationen<br />

im Rahmen der stationären<br />

Anschlussheilbehandlung.<br />

Hinweis auf die aktuell laufende<br />

prospektive randomisierte<br />

Hüft-Studie zur Überprüfung<br />

der Vorteile eines<br />

minimalinvasiven Vorgehens<br />

im Rahmen der frühen postoperativen<br />

Rehabilitation.<br />

begriffen, im Kalenderjahr 2007<br />

wurden nahezu 290.000 Alloplastiken<br />

implantiert (Tab. I). Das<br />

durchschnittliche Lebensalter<br />

nach künstlichem Hüftgelenkersatz<br />

lag hier bei etwa 65 Jahren,<br />

beim künstlichen Kniegelenker-<br />

Tab. I: Aktuelle Fallzahlen: Implantierte Hüft- und Knieendoprothesen<br />

in Deutschland (20<strong>04</strong> – 2007).<br />

Kalenderjahr Primäre Hüft-TEP Primäre Knie-TEP<br />

20<strong>04</strong> 122.000 112.000<br />

2005 144.000 120.000<br />

2006 147.300 125.600<br />

2007 152.400 136.300<br />

satz bei etwa 72 Jahren (Heisel,<br />

2008). Etwa bei der Hälfte<br />

der Fälle wurde nach Abschluss<br />

der Wundheilung (etwa ab dem<br />

8. bis 12. Tag) eine stationäre<br />

Rehabilitation in einer speziell<br />

konservativ ausgerichteten<br />

orthopädischen Abteilung über<br />

einen Zeitraum von drei (bis<br />

vier) Wochen durchgeführt.<br />

In der orthopädischen Abteilung<br />

der Fachkliniken Hohenurach<br />

in Bad Urach, einer der größten<br />

Rehabilitationskliniken in<br />

Deutschland, wurden im Kalenderjahr<br />

2008 über 5.900 Patienten<br />

stationär betreut; hierbei<br />

handelt es sich u. a. um über<br />

1.600 Patienten nach Hüft-TEP,<br />

um über 1.100 Patienten nach<br />

Knie-TEP. Das Nachbehandlungsprogramm<br />

war sowohl für<br />

konventionelle als auch für minimalinvasiv<br />

implantierte Endoprothesen<br />

identisch: vier bis fünf<br />

Behandlungseinheiten pro Tag<br />

mit krankengymnastischer Einzel-<br />

und Gruppenbehandlung,<br />

passiver Bewegungstherapie<br />

auf der Motorschiene bzw. aktiv<br />

auf dem Motomed oder dem<br />

Ergometer, lokale physikalische<br />

Maßnahmen zur Antiphlogese,<br />

Lymphdrainage bei peripheren<br />

Umlaufstörungen, Balneotherapie<br />

(v. a. als Gruppenbehandlung)<br />

sowie letztendlich ein<br />

dosiertes Krafttraining mit Koordinationsschulung<br />

im Rahmen<br />

der medizinischen Trainingstherapie<br />

(MTT) (Heisel 2002, 2003;<br />

Heisel/Jerosch 2007).


Minimalinvasiv implantierte<br />

Hüftendoprothese<br />

Mit Stand vom 31.10.2008 lag<br />

der Anteil an stationär nachbehandelten<br />

Patienten mit minimalinvasiv<br />

implantierter Hüftendoprothese<br />

an unserer Abteilung<br />

bei unter 10 %. Hier standen<br />

bzgl. der Operationstechnik der<br />

antero-laterale Zugang (ALMI;<br />

Abb. 1 und 2), in Einzelfällen<br />

auch der posteriore Zugang<br />

im Vordergrund. Patienten mit<br />

postero-lateralem bzw. multiportalem<br />

Zugang wurden bisher<br />

nicht betreut (Tab. II).<br />

Die Vorteile der minimalinvasiven<br />

Technik bei der Hüftalloarthroplastik<br />

liegen aufgrund der<br />

Hautschnittführung zunächst<br />

in der günstigeren Kosmetik.<br />

Von wesentlicher Bedeutung ist<br />

jedoch bei adäquater Technik<br />

die Tatsache der viel kleineren<br />

inneren Wundfläche, entsprechend<br />

ist der intra- und postoperative<br />

Blutverlust geringer.<br />

Die wichtige muskuläre Propriozeption<br />

wird deutlich weniger<br />

geschädigt. Daher war im Rahmen<br />

der anschließenden Rehabilitation<br />

eine zügigere Mobilisation<br />

möglich mit dann früher<br />

axialer Aufbelastung des<br />

betroffenen Beines; das muskuläre<br />

Krafttraining (medizinische<br />

Trainingstherapie – MTT) wurde<br />

besser toleriert; ein postopera-<br />

Abb. 1: ALMI-Zugang zur linken Hüfte.<br />

Varia<br />

E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />

Key words: endoprosthetic joint replacement of hip and knee<br />

– minimal-invasive operative approach – postoperative<br />

care<br />

Postoperative Indoor-Rehablitation<br />

after Minimal-invasive<br />

Approach in Total Hip<br />

and Total Knee Replacement<br />

Right now, there are nearly<br />

290,000 patients/year<br />

with primary THR or TKR in<br />

Germany. Despite of limited<br />

financial ressources<br />

about 50 % of these patients<br />

undergo a standardi-<br />

tives Hüfthinken wurde in aller<br />

Regel nicht verzeichnet.<br />

sed indoor rehab-program.<br />

Katamnestic report about our<br />

own experience with patients<br />

with minimal-invasive surgical<br />

approach after THR and<br />

TKR. Representation of possible<br />

complications during<br />

indoor rehab in Bad Urach.<br />

Actual prospective randomised<br />

hip study to point out the<br />

possible advantages of minimal-invasive<br />

surgery during<br />

the early rehab.<br />

Tab. II: Operative minimalinvasive Zugangswege zum Hüftgelenk<br />

und ihre Besonderheiten.<br />

Zugangsweg Besonderheiten<br />

antero-lateral (ALMI) transgluteal (M. gluteus medius)<br />

posterior transgluteal (M. gluteus maximus mit<br />

Diszision des M. piriformis)<br />

postero-lateral transgluteal (M. gluteus maximus mit<br />

Diszision der Mm. piriformis, obturatorius<br />

et quadratus lumborum<br />

multiportal 2-3 (laterale und ventrale) Inzisionen<br />

An Nachteilen eines minimalinvasiven<br />

Vorgehens in der Rehabili-<br />

Summary<br />

a b<br />

Abb. 2: ALMI-Zugang zur rechten Hüfte: a) Übersicht, b) Ausschnitt.<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 191


Varia<br />

E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />

a<br />

Abb. 3: Unschöne Wundheilung mit länger<br />

persisitierendem Reizzustand nach ALMI-<br />

Zugang rechts.<br />

192<br />

tation gibt es mögliche Probleme<br />

der Wundheilung (Abb. 3) und<br />

auch einen prolongierten postoperativen<br />

Wundschmerz, in aller<br />

Regel Folgen der vermehrten<br />

Hautspannung durch übermäßigen<br />

intraoperativen Zug am<br />

kranialen Hohmann-Hebel (v. a.<br />

beim ALMI-Zugang). Auch großflächigere<br />

Hämatome (Abb. 4)<br />

sowie Serome (Abb. 5) wurden<br />

beobachtet. In einem unserer<br />

Fälle bestand postoperativ eine<br />

nicht ausreichende Stabilität,<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

a b<br />

Abb. 4: Postoperativ aufgetretene Hämatome nach minimalinvasivem Zugangsweg<br />

a) posterior (ausgeprägt) b) ALMI (leicht).<br />

b<br />

die noch im Akuthaus einen Tag<br />

nach dem Gelenkersatz zum<br />

Endoprothesenwechsel Anlass<br />

gab. Auch nicht ganz korrekt sitzende<br />

Pfannenimplantate (Abb.<br />

6) wurden beobachtet.<br />

Bzgl. der Indikationsstellung<br />

erscheint ein derartiges Procedere<br />

nur bei schlankeren<br />

Patienten ohne ausgeprägte<br />

subkutane Fettpolster sinnvoll;<br />

außerdem sollte keine wesentliche<br />

Kontraktur vorliegen, um im<br />

Zuge des operativen Eingriffes<br />

c<br />

in Adduktion und Außenrotation<br />

des Beines einen möglichst optimalen<br />

Zugang zum Femurschaft<br />

zu gewährleisten (Tab. III).<br />

Neue Untersuchungen aus<br />

den Vereinigten Staaten (Berry,<br />

2006) konnten im Vergleich zur<br />

konventionellen Operationstechnik<br />

drei Monate postoperativ<br />

keine wesentliche Verbesserung<br />

im subjektiven Restbeschwerdebild<br />

bzw. in den Hüftfunktionsscores<br />

belegen. Auch<br />

hierzulande ist eine wesentliche<br />

Abb. 5: Ausgeprägtes postoperatives Serom nach minimalinvasivem posterioren Hüftzugang rechts<br />

a) Verlegungsbefund<br />

b) Mehrfache Punktionen (Jeweils 150-160ml seröses Sekret)<br />

c) Zustand nach dreimaliger Punktion und konsequent angelegten Kompressionsverbänden.


etriebswirtschaftliche und<br />

volkswirtschaftliche Bedeutung<br />

der MIS (minimal-invasive surgery)<br />

im Rahmen der Hüftendoprothetik<br />

bisher nicht belegt.<br />

Minimalinvasiv implantierte<br />

Knieendoprothesen<br />

Der Anteil an Patienten mit minimalinvasiv<br />

implantierter Knieendoprothese<br />

lag in unserer Abteilung<br />

in den letzten fünf Jahren<br />

bei unter 5 %; es handelte sich<br />

hierbei ausschließlich um Fälle<br />

einer monokondylären Schlittenendoprothese<br />

(z. B. vom<br />

Typ Repicci). Der 7 bis 9 cm<br />

lange Hautschnitt liegt hier in<br />

aller Regel medio-parapatellar<br />

(Abb. 7); nach Durchtrennen<br />

des innenseitigen Retinakulums<br />

wird die Alloplastik unter<br />

Vermeidung einer Inzision der<br />

Quadrizepssehne und ohne<br />

Tangierung des suprapatellaren<br />

Rezessus implantiert.<br />

Der wesentliche Vorteil eines<br />

minimalinvasiven Vorgehens<br />

bei der Knieendoprothese liegt<br />

sicherlich in der Möglichkeit<br />

einer frühen axialen Aufbelastbarkeit<br />

sowie einer frühzeitigen<br />

Steigerung der Knieflexion.<br />

Postoperative Verklebungen mit<br />

resultierender Einschränkung<br />

der Knieflexion wurden in diesem<br />

Krankengut im Zuge der<br />

frühen Rehabilitationsphase im<br />

Allgemeinen nicht verzeichnet.<br />

Die Nachteile begründen sich in<br />

der teilweise nicht unerheblichen<br />

Problematik der intraoperativen<br />

Implantatausrichtung (Abb. 8),<br />

möglicherweise aufscheinenden<br />

Irritationen bei inkorrektem<br />

Weichteilalignment sowie auch<br />

– ähnlich wie bei der Hüften-<br />

doprothetik – in einer teilweise<br />

beeinträchtigten Wundheilung<br />

und prolongiertem postoperativem<br />

Wundschmerz aufgrund<br />

der vermehrten Hautspannung<br />

während des Eingriffes. In<br />

einem Fall wurde ein Patient mit<br />

zunächst nicht erkannter medialer<br />

Schienbeinkopffraktur zur<br />

Nachbehandlung in unsere Klinik<br />

verlegt (Abb. 9).<br />

Patienten mit minimalinvasiv<br />

implantiertem Oberflächenersatz<br />

wurden in unserer Klinik<br />

bisher nicht behandelt.<br />

Die Indikation zu einem minimalinvasiven<br />

Vorgehen ergibt<br />

sich in aller Regel bei monokondylären<br />

femoralen Defekten,<br />

z. B. im Falle eines M. Ahlbäck<br />

mit dann Implantation<br />

eines medialen Schlittens; ein<br />

wesentlicher Achsfehler sollte<br />

nicht bestehen, darüber hinaus<br />

sollte keine Adipositas mit<br />

erheblichen subkutanen Fettpolstern<br />

vorliegen. Auch sollten<br />

die periartikulären Strukturen<br />

nicht kontrakt sein, so dass ein<br />

aufwändiges Weichteilrelease<br />

nicht erforderlich wird.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die retrospektiven Betrachtungen<br />

aus unserer orthopädischen<br />

Rehabilitationsklinik an<br />

über 2.700 Patienten pro Jahr<br />

mit stationärer Anschlussheilbehandlung<br />

nach endoprothetischem<br />

Gelenkersatz im Bereich<br />

der unteren Extremitäten (über<br />

50 zuweisende Kliniken) belegen,<br />

dass ein minimalinvasives<br />

Vorgehen bei Hüft- und Knieendoprothesen<br />

zum jetzigen Zeitpunkt<br />

zwar zunehmend häufiger<br />

durchgeführt wird, jedoch noch<br />

Varia<br />

E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />

Tab. III: Minimalinvasiv implantierte Hüft-TEP in der Reha.<br />

Zugangsweg Kosmetik Weichteilschonung Belastung in der Reha<br />

konventionell<br />

minimal-invasiv<br />

-- - (+)<br />

--antero-lateral (ALMI) + + +<br />

--posterior + – (+)<br />

--postero-lateral (+) + (--)<br />

--biportal (+) (-) (+)<br />

Abb. 6: Postoperatives Röntgenbild<br />

einer linken Hüfte im a.p.-Strahlengang:<br />

minimal-invasiv eingesetzte<br />

McMinn-Oberflächenendoprothese;<br />

steiles Pfannenimplantat.<br />

Abb. 7: Klinische Situation bei<br />

minimalinvasiv implantierter<br />

medialer Schlittenendoprothese<br />

(rechtes Kniegelenk) mit etwa 8<br />

cm langer senkrechter medioparapatellarer<br />

Schnittführung.<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 193


Varia<br />

E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />

a b c<br />

Abb. 8: Frühe postoperative Röntgenkontrollen nach minimalinvasiv implantierter medialer Schlittenendoprothese (jeweils im a.p.-Strahlengang)<br />

a) Fehlposition der femoralen Kufe links (erhebliche Schmerzen zwangen zum frühen Austauscheingriff)<br />

b) Fehlposition der tibialen Komponente rechts (Austauscheingriff gegen einen bikondylären Oberflächenersatz nach 6 Monaten erfolgt)<br />

c) Fehlstellung beider Komponenten (Austauscheingriff 7 Monate später erfolgt).<br />

Abb. 9: Im Rahmen der Abklärung belastungsabhängiger<br />

Beschwerden 12 Tage postoperativ nach minimalinvasiv<br />

implantierter medialer Schlittenendoprothese rechts zum<br />

Zeitpunkt der stationären Aufnahme in der Reha-Klinik<br />

(Röntgenbild im a.p.-Strahlengang) Nachweis einer leicht<br />

eingestauchten medialen Schienbeinkopffraktur.<br />

Ausheilung in leichter Varusfehlstellung des Kniegelenks<br />

nach 12-wöchiger weitgehender axialer Entlastung des<br />

operierten Beines, 3 Jahre postoperativ subjektiv befriedigendes<br />

Ergebnis<br />

194<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

nicht zum allgemein üblichen<br />

Standard gehört. Bei sorgfältiger<br />

Indikationsstellung bietet eine<br />

derartige Operationstechnik<br />

mit Sicherheit eine Erweiterung<br />

des Behandlungsspektrums mit<br />

dann auch möglichen Vorteilen<br />

in der postoperativen Rehabilitation.<br />

Allerdings muss auch auf<br />

die nicht seltenen Fehlschläge<br />

infolge einer unbefriedigenden<br />

Implantatausrichtung vor allem<br />

beim Kniegelenkersatz hingewiesen<br />

werden. Aufscheinende<br />

Probleme mit vermehrtem Wundschmerz<br />

in der frühen postoperativen<br />

Phase sowie möglichen<br />

Wundheilungsstörungen sind<br />

als operationsimmanente Komplikationen<br />

aufzufassen und in<br />

aller Regel gut beherrschbar.<br />

Dennoch sollte beachtet werden,<br />

dass nicht der operative<br />

Zugangsweg, auch nicht die<br />

Navigierbarkeit beim alloplastischen<br />

Hüft- und Kniegelenkersatz<br />

entscheidend sind, sondern<br />

ganz wesentlich die Standfestigkeit<br />

der Endoprothese im<br />

Knochen sowie die erreichte<br />

Gelenkfunktion. Ein Wettrennen<br />

um den kleinsten Hautschnitt<br />

erscheint unter diesem Gesichtspunkt<br />

eher kontraproduktiv.<br />

Zum jetzigen Zeitpunkt läuft an<br />

unserer Klinik eine einjährige<br />

prospektiv angelegte randomisierte<br />

Studie, die sich speziell<br />

mit den Vor- und Nachteilen<br />

eines minimalinvasiven Vorgehens<br />

bei Hüft-TEP im Vergleich<br />

zum konventionellen Vorgehen<br />

beschäftigt.<br />

Literatur<br />

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Heisel: Stationäre Anschlussheilbehandlung<br />

nach alloarthroplastischem<br />

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notwendige Maßnahme? Orth.<br />

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Hüftalloarthroplastik. Orth. Prax.<br />

40 (20<strong>04</strong>) 415.<br />

18. Kennon, R. E., J. M. Keggi, R.<br />

S. Wetmore, L. E. Zatorski, M.<br />

H. Huo, K. J. Keggi: Total hip<br />

arthroplasty through a minimally<br />

invasive anterior surgical approach.<br />

J. Bone. Jt. Surg. 85A<br />

(Suppl. 4) (2003) 39.<br />

19. Kladny, B., C. Albrecht, I. Haase,<br />

B. Swoboda: Stationäre Rehabilitation<br />

nach Hüftendoprothetik.<br />

– eine Verlaufsbeobachtung mit<br />

dem Harris-Hip-Score. Z. Orthop.<br />

139 (2001) 536.<br />

20. Kladny, B., C. Albrecht, I. Haase,<br />

B. Swoboda: Ergebnisevaluation<br />

der stationären Rehabilitation<br />

nach Knieendoprothetik mit<br />

dem HSS-Score. Z. Orthop. 140<br />

(2002) 37.<br />

21. Madson, M. S., M. A. Ritter, H. H.<br />

Morris, J. B. Meding, M. E. Berend:<br />

The effect of total hip arthroplasty<br />

surgical approach on<br />

gait. J. Orthop. Res. 22 (20<strong>04</strong>)<br />

44.<br />

22. Middeldorf, S., H.-R. Casser:<br />

Verlaufs- und Ergebnisevaluation<br />

Varia<br />

E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />

stationärer Rehabilitationsmaßnahmen<br />

nach alloarthroplastischem<br />

Hüft- und Kniegelenkersatz<br />

mit dem Staffelstein-Score.<br />

Orth. Prax. 36 (2000) 230.<br />

23. Rorigo, J. J.: On minimally invasive<br />

hip surgery. Orthopedics 25<br />

(2002) 1016.<br />

24. Waldman, B. J.: Minimally total<br />

hip replacement and perioperative<br />

management: early experience.<br />

J. South Orthop. Assoc.<br />

11 (2002) 213.<br />

25. Wahrburg, J., F. Kerschbaumer:<br />

Thoughts on the use of mechatronic<br />

implantation aids in minimal<br />

approaches in hip prostheses.<br />

Orthopäde 29 (2000) 650.<br />

26. Wenz, J. F., I. Gurkan, S. R. Jibodh:<br />

Mini-incision total hip arthroplasty:<br />

a comparative assessment of<br />

perioperative outcomes. Orthopedics<br />

25 (2002) 1031.<br />

27. Wetzel, R., M. Dorsch: Der minimal-invasive<br />

Zugang zur Implantation<br />

der Hüftendoprothese.<br />

Orthopäde 35 (2006) 738.<br />

Anschrift für die Verfasser:<br />

Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. J. Heisel<br />

Orthopädische Abteilung der<br />

Fachkliniken Hohenurach<br />

Immanuel-Kant-Straße 31<br />

D-72574 Bad Urach<br />

E-Mail: juergen.heisel@fachklinikenhohenurach.de<br />

VSO online<br />

Auf den VSO-Seiten finden Sie: Programm der Jahrestagungen<br />

Rahmenprogramm der Jahrestagungen<br />

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www.vso-ev.de Information<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 195


Varia<br />

P f l e g e n a c h s o r g e<br />

Zusammenfassung<br />

196<br />

R. Schmidt, L. Niese, B. Kladny<br />

Nachsorge von pflegebedürftigen<br />

Patienten in der orthopädischen<br />

Rehabilitation<br />

Aus der Fachklinik Herzogenaurach (Chefarzt Orthopädie, Prof. Dr. B. Kladny)<br />

Schlüsselwörter: Rehabilitation – Orthopädie – Pflege –<br />

Nachsorge<br />

Im Rahmen eines standardisierten<br />

und strukturieren<br />

Pflegeüberleitungskonzeptes<br />

in einer Rehabilitationsklinik<br />

wurde bei 52 pflegebedürftigen<br />

Patienten (Durchschnittsalter<br />

76 Jahre, 25<br />

Frauen, 27 Männer) mit einer<br />

orthopädischen Zuweisungsdiagnose<br />

bei Entlassung ein<br />

ambulanter Pflegedienst in<br />

der Nachsorge eingeschaltet.<br />

47 Patienten nahmen den<br />

ambulanten Pflegedienst mindestens<br />

6 Wochen nach der<br />

Entlassung in Anspruch. Bei<br />

83 % blieb der Pflegebedarf<br />

Einleitung<br />

Die demographische Entwicklung<br />

mit einem zunehmenden<br />

Anteil der Bevölkerungsgruppe<br />

im höheren Lebensalter und<br />

einer vermehrten Multimorbidität<br />

der älteren Bevölkerung hat<br />

auch die Klientel in der orthopädischen<br />

Rehabilitation in<br />

den letzten Jahren verändert.<br />

Neben einem schlechteren allgemeinen<br />

Gesundheitszustand<br />

und zunehmenden Begleiterkrankungen<br />

haben Mobilitätsdefizite<br />

und die Notwendigkeit<br />

von pflegerischer Unterstützung<br />

zugenommen (1). Hinsichtlich<br />

der medizinischen Betreuung,<br />

therapeutischer Konzepte und<br />

der Patientennachsorge haben<br />

sich daher Inhalte und Zielset-<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

stabil oder konnte verringert<br />

werden. Die im stationären<br />

Bereich verordneten Hilfsmittel<br />

wurden mit 95 % in hohem<br />

Maße genutzt. Nur in 5 %<br />

waren Nachverordnungen im<br />

ambulanten Bereich bezüglich<br />

der Hilfsmittel notwendig.<br />

Rückmeldungen der ambulanten<br />

Pflegedienste zeigten,<br />

dass sinnvolle Empfehlungen<br />

im Entlassungsbericht der<br />

Rehabilitationsklinik hinsichtlich<br />

der Weiterführung physiotherapeutischerMaßnahmen<br />

nur in 33 % umgesetzt<br />

wurden.<br />

zungen geändert (2). Zusätzlich<br />

hat die Einführung der DRGs im<br />

Jahr 20<strong>04</strong> Einfluss auf die Verweilzeit<br />

von Patienten in Akutkrankenhäusern.<br />

So wurde im<br />

Rahmen der REDIA-Studie festgestellt,<br />

dass Direktverlegungen<br />

von orthopädischen Patienten in<br />

Rehabilitationskliniken sich um<br />

22 % auf 43 % gesteigert haben<br />

und bei Nichtdirektverlegungen<br />

die Übergangszeiten zwischen<br />

Entlassung aus dem Akuthaus<br />

und Aufnahme in die Rehabilitationsklinik<br />

sich um 2,4 Tage auf<br />

5,5 verkürzt haben (3). Ebenfalls<br />

hat die DRG-Einführung Einfluss<br />

auf die Versorgung der Patienten<br />

im Akutkrankenhaus. So<br />

konnte aufgezeigt werden, dass<br />

im Rahmen von Rationalisierungen<br />

und Aufgabenverschie-<br />

bungen in der pflegerischen<br />

Versorgung Mobilisationen,<br />

Aktivierungen und Prophylaxen<br />

reduziert werden (4). Dies<br />

bedeutet, dass basale Interventionen<br />

fehlen, die die Selbstständigkeit<br />

der Patienten bereits<br />

in der Akutphase fördern. In diesem<br />

Artikel soll dargestellt werden,<br />

mit welchen ergänzenden<br />

pflegerischen Interventionen<br />

die Patientenüberleitung in die<br />

häuslich-ambulante Versorgung<br />

bei pflegebedürftigen Rehabilitanden<br />

stabilisiert werden kann<br />

und wie sich die Entwicklung<br />

der Patienten in einem Nachsorgezeitraum<br />

von 6 Wochen nach<br />

Entlassung bezüglich des Pflegebedarfes<br />

und der Heil- und<br />

Hilfsmittelnutzung darstellt.<br />

Patientengut und Methodik<br />

Die Rehabilitationsklinik arbeitet<br />

mit ca. 140 kooperierenden<br />

ambulanten Pflegediensten<br />

informell zusammen. In den<br />

Jahren 20<strong>04</strong> bis 2007 wurden<br />

52 orthopädische, pflegebedürftigeAnschlussheilbehandlungspatienten<br />

bezüglich ihrer<br />

Entwicklung nach der Entlassung<br />

aus der Rehabilitation<br />

nachverfolgt, bei denen die<br />

pflegerische Nachsorge durch<br />

einen der kooperierenden ambulanten<br />

Pflegedienste erbracht<br />

wurde. Es handelte sich um<br />

27 Frauen und 25 Männer mit<br />

einem Durchschnittsalter von<br />

75,6±10,5 Jahren (Alter von 40<br />

bis 89 Jahre). Einweisungsdiagnosen<br />

betrafen bei 84 % der<br />

Patienten orthopädische Erkrankungen<br />

der unteren Extremitäten<br />

(Tab. I). Die funktionelle<br />

Selbstständigkeit der Patienten,


gemessen mit dem Barthel-<br />

Index (0 = maximale Unselbstständigkeit,<br />

100 = Selbstständigkeit<br />

ohne Hilfestellung oder<br />

Anleitung) betrug im Mittel bei<br />

Aufnahme 54,3±16,9 (Range 20<br />

– 85) Punkte und bei Entlassung<br />

70,5±16,2 (Range 25 – 100)<br />

Punkte. Der Barthel-Index konnte<br />

im Durchschnitt um 16,2±14,4<br />

Punkte verbessert werden (von<br />

-10 bis 50). 78 % der Patienten<br />

waren in der Rehabilitationsklinik<br />

auf einer speziellen orthopädischen<br />

Pflegestation versorgt<br />

mit einem intensivierten medizinisch-therapeutischen<br />

und<br />

pflegerischen Behandlungskonzept.<br />

Schwerpunkte im Rahmen<br />

der pflegerischen Versorgung<br />

waren ATL-Training (Aktivitäten<br />

des täglichen Lebens), alltagsnahe<br />

Mobilisation, Sturzprävention,<br />

Ernährungsoptimierung,<br />

moderne Wundversorgung,<br />

Stumpf- und Prothesentraining<br />

sowie individuelle Patientenund<br />

Angehörigenanleitung.<br />

Im Rahmen des klinikinternen<br />

Pflegeüberleitungskonzeptes<br />

(5) wird durch die orthopädische<br />

Pflegestation vor allem<br />

die individuelle Patienten- und<br />

Angehörigenanleitung mittels<br />

standardisierter Checklisten<br />

umgesetzt (Abb. 1). Orientiert<br />

am Krankheitsbild und an pflegerelevanten<br />

Funktionsdefiziten<br />

und Risikoprofilen werden Patienten<br />

oder Angehörige in den<br />

Pflegemaßnahmen angeleitet,<br />

welche für die spätere häusliche<br />

Versorgung relevant sind.<br />

Die jeweils notwendigen Anleitungen<br />

werden von den zuständigen<br />

Bezugspflegekräften<br />

koordiniert. Sie dienen der Aufklärung<br />

über den Pflegeverlauf,<br />

der Einübung von Routine durch<br />

frühzeitige Praxisanleitung, der<br />

Vermeidung von Pflegefehlern<br />

sowie der Entlastung der pflegenden<br />

Angehörigen durch<br />

Erlernen sachgerechten Handlings.<br />

Der erworbene Kenntnisstand<br />

ist mittels Dokumentation<br />

in der Checkliste jederzeit<br />

nachvollziehbar. Die individuelle<br />

Anleitung wird flankiert von<br />

grundsätzlichen Maßnahmen<br />

Key words: rehabilitation – orthopedics – nursing – aftercare<br />

Aftercare of Patients in<br />

Need of Care in the Orthopedic<br />

Rehabilitation<br />

In a standardized and structured<br />

programme for patients<br />

in orthopedic rehabilitation in<br />

need of care at discharge<br />

in 52 patients (mean age 71<br />

years, 27 men, 25 women) an<br />

ambulatory nursing service<br />

was activated. The nursing<br />

service attended 47 patients<br />

for at least 6 weeks and gave<br />

der Aufklärung, Beratung und<br />

Schulung von Angehörigen wie<br />

ärztliche Aufklärung, Therapiehospitationen,<br />

Beratung durch<br />

therapeutische Berufsgruppen<br />

und Orthopädietechnik sowie<br />

sozialrechtliche Beratung durch<br />

die Klinische Sozialarbeit.<br />

Ergänzend werden orthopädische<br />

Patienten, die pflegeund<br />

versorgungsbedürftig nach<br />

Hause entlassen und durch<br />

einen kooperierenden ambulanten<br />

Pflegedienst weiterversorgt<br />

werden, 6 Wochen nach<br />

Entlassung durch einen nachstationärenPflegerückmelde-<br />

feedback information to the<br />

rehabilitation clinic. 83 % of<br />

the patients were stable or<br />

improved concerning nursing<br />

requirements. Supportive<br />

devices provided in the<br />

rehabilitation clinic were used<br />

in 95 %, only in 5 % additional<br />

supportive devices were<br />

prescribed after discharge.<br />

Recommendations concerning<br />

physiotherapy were realized<br />

in only 33 % in the outpatient<br />

setting.<br />

bericht nachverfolgt. Die Rückmeldung<br />

erfolgt mittels standartisiertem<br />

Formular durch den<br />

nachsorgenden ambulanten<br />

Pflegedienst und wird an die<br />

Klinik zurückgesandt.<br />

Die Eckpunkte des Pflegerückmeldeberichtes<br />

sind:<br />

• Versorgungsform des Patienten<br />

• Entwicklung des Pflegebedarfs<br />

seit Entlassung<br />

• Hilfsmittelversorgung und<br />

Nutzung<br />

• Weiterführende Therapiemaßnahmen<br />

(z. B. Heilmittel-Verordnungen)<br />

Tab. I: Einweisungsdiagnosen<br />

Einweisungsdiagnosen (n=52) Häufigkeit %<br />

Amputationen unterer Extremitäten 17 33 %<br />

Hüft-TEP 8 15 %<br />

Femurfraktur 7 14 %<br />

Knie-TEP 6 12 %<br />

Bandscheibenvorfall 3 6 %<br />

LWK-Fraktur 2 4 %<br />

Schenkelhalsfraktur 3 6 %<br />

Unterschenkelfraktur 1 2 %<br />

OSG-Fraktur 1 2 %<br />

Beckenfraktur 1 2 %<br />

Spinalkanalstenose 1 2 %<br />

Oberarmfraktur 1 2 %<br />

Radiusfraktur 1 2 %<br />

Varia<br />

P f l e g e n a c h s o r g e<br />

Summary<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 197


Varia<br />

P f l e g e n a c h s o r g e<br />

198<br />

Station 2.2@fachklinik-herzogenaurach.de<br />

Tel. 09132-833101, Fax 09132-833000<br />

Patienten- und Angehörigenanleitung<br />

0 Patient 0 Angehörige:______________<br />

Anleitungsplanung Pflegemaßnahmen Aufnahme Entlassung<br />

Körperpflege<br />

Mundpflege / Prothesenpflege<br />

Am Waschbecken / im Bett<br />

Intimpflege<br />

Duschen / Baden<br />

Fußinspektion bei Diabetiker<br />

Hautpflege:<br />

An- und Auskleiden<br />

Oberkörper<br />

Unterkörper<br />

Antiemboliestrümpfe<br />

Anziehtraining<br />

Medizinische Hilfestellungen<br />

Umgang und Verabreichung von Medikamenten<br />

Subkutane Injektionen, z.B. Insulin<br />

Umgang mit dem Insulin-PEN<br />

Umgang mit dem Blutzuckermessgerät u. -kontrolle<br />

Blutdruckmessung<br />

Verbandswechsel<br />

Pflegerische Prophylaxen<br />

Dekubitus<br />

Pneumonie<br />

Kontrakturen<br />

Thrombosen<br />

Obstipation<br />

Mangelernährung / Flüssigkeitsdefizit<br />

Blasen- und Darmentleerung<br />

Umgang mit DK / Cystofix<br />

Umgang mit DK-Beutel (Beinbeutel)<br />

Toilettengang / Toilettentraining<br />

Essen und Trinken<br />

Diätform (BE)<br />

Bilanzierung<br />

Anrichten / Hilfestellung Essen u. Trinken<br />

Transfer (Umsetzen) und Lagerung<br />

Lagerung im Rollstuhl:<br />

1. Sitzposition<br />

2. Stumpflagerung<br />

3. Dekubitusprophylaxe<br />

Transferform hoch / tief<br />

Rutschbretttransfer<br />

Lagerung im Bett:<br />

1. 30-Grad-Lagerung<br />

2. Bobath<br />

3. Stumpflagerung<br />

4. Bauchlage<br />

Patientenaufkleber<br />

Kompetenz bei Entlassung<br />

KÜ = Komplette Übernahme, UA = Unter Anleitung,<br />

S = Selbständig, A = Durch Angehörige<br />

Nachstationäre Pflegerückmeldeberichte<br />

werden überwiegend<br />

von kooperierenden ambulanten<br />

Pflegediensten erstellt, die in<br />

der Nachsorgekooperation der<br />

Rehabilitationsklinik informell<br />

organisiert sind. Die Pflegerückmeldeberichte<br />

werden 6 Wochen<br />

nach Entlassung per Faxformblatt<br />

von der Klinik angefordert<br />

und systematisch jährlich ausgewertet.<br />

Die Eckpunkte Entwicklung<br />

des Pflegebedarfes,<br />

Therapiefortführung und Hilfsmittelnutzung<br />

sind Kennzahlen<br />

im internen Qualitätsmanagement<br />

für den Prozess der Patientennachsorge.<br />

Ergebnisse<br />

Aus den Jahren 20<strong>04</strong> bis 2007<br />

stehen 52 nachstationäre Pflegerückmeldeberichte<br />

zu orthopädischen<br />

Patienten zur Verfü-<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

Anleitungsplanung Pflegemaßnahmen Aufnahme Entlassung<br />

Stumpf- und Prothesenpflege<br />

Liner an- und ausziehen<br />

Stumpfkompressionsstrümpfe<br />

Prothese an- und ausziehen<br />

Pflege der Prothese<br />

Stumpfpflege:<br />

1. Stumpf wickeln<br />

2. Hautpflege<br />

3. Stumpfhärtung<br />

Therapiehospitationen / Beratungen / Seminare ja nein<br />

Hilfsmittelanleitung<br />

Physiotherapie<br />

Sozialberatung (Reha-Beratung)<br />

Angehörigenseminar<br />

Der Entschluss zur häuslichen Pflege<br />

Sturzprävention ja nein<br />

Sturzrisiken<br />

Sturzprophylaxe / Hilfsmittel: z.B. Hüftprotektoren,<br />

Bewegungsmatte, Rollstuhltisch, Toilettentisch<br />

Häusliche Situation<br />

Situation vor Reha:<br />

Versorgung durch Angehörige möglich:<br />

Schon vorhandene Hilfsmittel:<br />

Geplante Pflegeversorgung nach Reha:<br />

Hilfsmittel<br />

Rollstuhl<br />

Mobilator<br />

Unterarmgehwagen<br />

Unterarmgehstützen<br />

Greifzange<br />

Strumpfanzieher<br />

Duschhocker<br />

Badewannenbrett<br />

gung. 5 Patienten beendeten<br />

die Dienstleistung durch einen<br />

kooperierenden ambulanten<br />

Pflegedienst innerhalb von 6<br />

Wochen. Damit konnten für eine<br />

detailliertere Auswertung 47<br />

Rückmeldeberichte berücksichtigt<br />

werden.<br />

Pflegebedarf (n=47): Nach<br />

Rückmeldung der ambulanten<br />

Pflegedienste verringerte sich<br />

bei 15 (32 %) Patienten der Pflegebedarf,<br />

bei 24 (51 %) blieb<br />

er stabil und bei 8 (17 %) Patienten<br />

nahm er zu. Als Ursache<br />

für die Zunahme des Pflegebedarfes<br />

wurden bei 3 Patienten<br />

Stürze im häuslichen Umfeld<br />

angegeben. Zudem scheint eine<br />

Negativentwicklung des Pflegebedarfes<br />

durch eine geringere<br />

funktionelle Selbstständigkeit<br />

bei Entlassung aus der Rehabilitation<br />

beeinflusst.<br />

Hilfsmittelverordnung (n=47):<br />

Bemerkung<br />

KÜ = Komplette Übernahme, UA = Unter Anleitung,<br />

S = Selbständig, A = Durch Angehörige<br />

Leihweise HZ Rezeptiert am: HZ Erhalten am: HZ Bei Bedarf Adresse des Hilfsmittellieferanten:<br />

Abb. 1: Patienten- und Angehörigenanleitung.<br />

Für die Entlassung und zur Nutzung<br />

im häuslichen Umfeld wurden<br />

den 47 Patienten 95 Hilfsmittel<br />

verordnet, im Mittel circa<br />

2 Hilfsmittel pro Patient (Range<br />

0 – 6). Nachverordnet durch niedergelassene<br />

Ärzte laut Rückmeldungen<br />

der ambulanten<br />

Pflegedienste (n=47) wurden 5<br />

Hilfsmittel, das entspricht einer<br />

Nachverordnungsquote von<br />

5 %. Rückmeldungen zur Nutzung<br />

der Hilfsmittel liegen in 21<br />

Fällen vor, davon ist eine negativ,<br />

somit liegt die Nutzungsrate<br />

bei 95 %.<br />

Die verordneten Hilfsmittel lassen<br />

sich in vier Funktionsgruppen<br />

zusammenfassen:<br />

Hilfsmittel zur persönlichen<br />

Pflege bilden mit 46 % (44 Hilfsmittel)<br />

die Hauptgruppe der Verordnungen,<br />

darunter überwiegend<br />

Toilettensitzerhöhungen<br />

und Greifzangen.


Mobilitätshilfen bilden die<br />

zweitgrößte Gruppe der Verordnungen<br />

mit 30 % (28 Hilfsmittel),<br />

darunter überwiegend Rollatoren<br />

und Unterarmgehstützen.<br />

Medizinische Hilfsmittel wurden<br />

mit 24 % (23 Hilfsmittel)<br />

verordnet, dabei überwiegend<br />

Prothesen- und Orthesenversorgungen<br />

sowie Verbandsschuhe.<br />

Hilfsmittel für den Lebensbereich<br />

„Ruhen und Schlafen“<br />

wie Pflegebetten wurden nicht<br />

verordnet.<br />

Weiterführung der Therapien<br />

(n=47): Die Entlassungsbriefe<br />

der stationären Rehabilitation<br />

enthalten Empfehlungen zur<br />

Fortführung therapeutischer<br />

Maßnahmen. Im nachstationären<br />

Pflegerückmeldebericht<br />

wird nachgefragt, ob und welche<br />

Therapiemaßnahmen der<br />

Patient innerhalb von 6 Wochen<br />

nach Entlassung erhalten hat.<br />

Die Rückmeldung des ambulanten<br />

Pflegedienstes wird mit<br />

den Empfehlungen in den Entlassungsbriefen<br />

abgeglichen.<br />

Insgesamt wurden bei den 47<br />

Patienten 46 weiterführende<br />

Therapien empfohlen (Tab. II).<br />

Es zeigt sich, dass innerhalb<br />

von 6 Wochen nach Entlassung<br />

nur 37 % der empfohlenen Therapien<br />

weitergeführt werden.<br />

Diskussion<br />

Die Überleitung von Patienten<br />

der orthopädischen Rehabilitation<br />

mit noch bestehendem Pflegebedarf<br />

aus der stationären<br />

Phase in die häuslich-ambulante<br />

Behandlung im Rahmen<br />

einer strukturierten Kooperation<br />

mit ambulanten Pflegediensten<br />

gibt bei einer organisierten<br />

Rückmeldung einen guten<br />

Überblick über den weiteren<br />

Verlauf. Wie Gütschow (1, 2)<br />

2002 beschreibt, sind innerhalb<br />

der orthopädischen Rehabilitation<br />

zur Behandlung von Pflegebedürftigen<br />

personalintensivere<br />

Interventionen und patientenbezogenereVersorgungsstrukturen<br />

nötig als meist im Rahmen<br />

der Anschlussheilbehandlung<br />

üblich. Auf einer speziell ausgestatteten<br />

orthopädischen Pflegestation<br />

können pflegebedürftigeAnschlussheilbehandlungspatienten<br />

und deren Angehörige<br />

durch gezielte Anleitung auf<br />

eine stabile häuslich-ambulante<br />

Versorgung vorbereitet werden.<br />

In unserer Patientenklientel war<br />

nur bei einem sehr geringen<br />

Teil von Patienten (5 %) nach<br />

der Entlassung aus der Rehabilitation<br />

eine erneute Hilfsmittelverordnung<br />

erforderlich.<br />

Dies spricht zum einen für eine<br />

stabile Situation nach der Entlassung,<br />

zum anderen für eine<br />

individuelle und zweckmäßige<br />

Abklärung des Hilfsmittelbedarfs<br />

während der stationären<br />

Rehabilitation im Rahmen eines<br />

strukturierten und standardisierten<br />

Konzeptes. Uns sind diesbezüglich<br />

aus der Literatur keine<br />

vergleichbaren Daten bekannt.<br />

In Beziehung zu Patienten nach<br />

einer neurologischen Rehabilitation<br />

ist der Bedarf der Nachverordnung<br />

mit 13 % innerhalb<br />

von 6 Wochen nach Entlassung<br />

(6, 7) gering.<br />

In regelmäßig stattfindenden<br />

Teamsitzungen werden in einer<br />

Rehabilitationsklinik im interdisziplinären<br />

Setting auch Maßnahmen<br />

der Nachsorge besprochen<br />

und festgelegt, die im Entlassungsbrief<br />

als Empfehlung<br />

wiedergegeben werden. Die<br />

geringe Umsetzung von Empfehlungen<br />

bezüglich der Weiterführung<br />

physiotherapeutischer<br />

Maßnahmen ist ernüchternd, da<br />

es sich gerade bei dieser Patientenklientel<br />

mit einem durchschnittlichen<br />

Barthel-Index von<br />

71 Punkten bei Entlassung um<br />

in der funktionellen Selbstständigkeit<br />

noch deutlich eingeschränkte<br />

Patienten mit Verbesserungspotenzial<br />

handelt. Das<br />

Varia<br />

P f l e g e n a c h s o r g e<br />

Tab. II: Übersicht über Umsetzung von Empfehlungen für weiterführende<br />

Therapien.<br />

Therapie Empfehlung Umsetzung<br />

Physiotherapie 39 13 (33 %)<br />

Medizinische Rehabilitation 4 3 (75 %)<br />

Ergotherapie 3 1 (33 %)<br />

Rehabilitationspotenzial sollte<br />

daher im häuslich-ambulanten<br />

Bereich neben pflegerischer<br />

Versorgung durch Weiterführung<br />

von Therapien ausgeschöpft<br />

werden. Vergleichende Daten<br />

die neurologische Rehabilitation<br />

betreffend zeigen auch dort,<br />

dass innerhalb von 6 Wochen<br />

nach Entlassung ebenfalls nur<br />

30 % der Therapieempfehlungen<br />

umgesetzt werden. Gründe für<br />

die mangelnde Weiterführung<br />

von Therapien wurden von uns<br />

nicht abgefragt, könnten aber in<br />

der Überlastung von Pflegebedürftigen<br />

und deren Angehörigen<br />

im Aufsuchen und Transport<br />

zum Therapeuten oder einem<br />

mangelnden Angebot von zugehenden<br />

Hausbesuchen durch<br />

Therapeuten zu erklären sein.<br />

Weiteren Einfluss auf die Verordnung<br />

von Therapien hat<br />

sicherlich auch die Heilmittelbudgetierung<br />

der niedergelassenen<br />

Ärzte. Hier besteht<br />

weiterer Forschungs- und Interventionsbedarf,<br />

damit sinnvolle<br />

Empfehlungen aus dem stationären<br />

Bereich heraus auch im<br />

ambulanten Bereich umgesetzt<br />

werden.<br />

Schlussfolgerung<br />

Die orthopädische Rehabilitation<br />

dient auch bei pflegebedürftigen<br />

Patienten zur Wiederbefähigung<br />

für eine häuslichambulante<br />

Lebensführung. Die<br />

untersuchten Patienten konnten<br />

sich innerhalb der stationären<br />

Rehabilitationsmaßnahme funktionell<br />

verbessern, darüber<br />

hinaus stabilisierte oder verbesserte<br />

sich der Pflegebedarf<br />

bei 83 % der Patienten in den<br />

ersten 6 Wochen nach Entlassung.<br />

Die Nutzungsrate der<br />

verordneten Hilfsmittel für den<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 199


Varia<br />

P f l e g e n a c h s o r g e<br />

200<br />

häuslichen Gebrauch liegt mit<br />

95 % sehr hoch und spricht für<br />

eine bedarfsgerechte und individuelle<br />

Verordnungspraxis. Der<br />

Anteil der weiterführenden Therapien<br />

innerhalb von 6 Wochen<br />

nach Entlassung ist mit 37 %<br />

gering, aber durch die Klinik<br />

nicht beeinflussbar.<br />

Pflegebedürftige orthopädische<br />

Patienten bedürfen innerhalb<br />

von Rehabilitationskliniken<br />

einer intensivierten, personalintensiverenVersorgungsstruktur<br />

vor allem im Bereich der<br />

medizinisch-therapeutischen<br />

Behandlung, der anleitend pflegerischen<br />

Versorgung und der<br />

Patientenüberleitung und Nachsorgeplanung.<br />

1.<br />

Literatur<br />

Gütschow, A.: Orthopädische<br />

AHB im Wandel der Zeit/Ein<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

Übersichtsreferat. German Medial<br />

Science, Doc 03dguI3.<br />

(2003) 1–2.<br />

Gütschow, A.: Orthopädischgeriatrische<br />

Rehabilitation/<br />

Grenzweg zwischen Anschlussheilbehandlung<br />

und Pflege.<br />

Phys Med Rehab Kuror 12<br />

(2002) 219.<br />

Eiff, W. von: Kränker in die<br />

Reha? Studie zu Auswirkungen<br />

der DRG-Einführung auf die<br />

Akut- und Rehabilitationsversorgung.<br />

Krankenhaus Umschau<br />

5 (2005) 438 – 441.<br />

Galatsch, M., C. Krüger, T.<br />

Quasdorf, M. Schroller, E. Donath,<br />

S. Bartholomayczik: Die<br />

Auswirkungen der DRG-Einführung<br />

aus Sicht der Pflege.<br />

Pflegezeitschrift 5 (2007)<br />

– 276.<br />

272<br />

Schmidt, R.: Pflegekonzept<br />

zur Anbahnung der häuslichen<br />

Wiedereingliederung.<br />

6.<br />

7.<br />

Die Schwester/Der Pfleger 10<br />

(2001) 814 – 819.<br />

Schmidt, R., W. Schupp, L. Niese:<br />

Nachstationäre Pflegerückmeldeberichte<br />

zum Einsatz von<br />

Hilfsmitteln – Fehlversorgungen<br />

vermeiden. Pflegezeitschrift 3<br />

(2006) 153 – 166.<br />

Schmidt, R., W. Schupp: Pflegeüberleitungskonzept<br />

in der<br />

neurologischen Rehabilitation.<br />

Fachklinik Herzogenaurach,<br />

September 2008, ISBN 978-3-<br />

00-025631-8.<br />

Anschrift für die Verfasser:<br />

R. Schmidt<br />

Pflegedienstleiter<br />

Fachklinik Herzogenaurach<br />

In der Reuth 1<br />

D-91074 Herzogenaurach<br />

E-Mail: ralf.schmidt@fachklinikherzogenaurach.de


Arzt und Recht<br />

Unterlassene Röntgenaufnahme<br />

mit Folgen:<br />

Haftung wegen eines Befunderhebungsfehlers – auch für Fehler<br />

des Nachbehandlers<br />

Rechtsanwältin<br />

Christine Morawietz,<br />

Karlsruhe<br />

Sehr häufig kann in zivilrechtlichen<br />

Arzthaftungsprozessen,<br />

in denen der Patient Schadensersatz<br />

(insbesondere<br />

Schmerzensgeld) wegen eines<br />

angeblichen Behandlungsfehlers<br />

fordert, nicht sicher geklärt<br />

werden, ob ein solcher tatsächlich<br />

vorliegt bzw. ob der<br />

Behandlungsfehler für den vom<br />

Patienten behaupteten Gesundheitsschaden<br />

verantwortlich ist.<br />

In diesen Fällen, die die Juristen<br />

als „non liquet“ („es ist nicht klar“<br />

= Verfahrenssituation, in der der<br />

Tatsachenvortrag weder von<br />

der einen noch von der anderen<br />

Partei bewiesen werden kann)<br />

bezeichnen, hängt der Ausgang<br />

des Prozesses von der Beweislastverteilung<br />

ab. Derjenige,<br />

der die streitige, nicht aufklärbare<br />

Tatsache beweisen muss<br />

(= derjenige, der insoweit die<br />

Beweislast trägt), verliert den<br />

Rechtsstreit, weil ihm der diesbezügliche<br />

Beweis nicht gelungen<br />

ist. Die Frage der Beweislast<br />

ist daher für den Ausgang<br />

eines Gerichtsverfahrens von<br />

elementarer Bedeutung.<br />

I. Grundsätze der Beweislast<br />

In Arzthaftungsprozessen trägt<br />

grundsätzlich der Patient die<br />

Beweislast für<br />

- den Behandlungsfehler<br />

- den Gesundheitsschaden und<br />

den<br />

- diesbezüglichen Ursachenzusammenhang<br />

(= Kausalität).<br />

In bestimmten Fällen, insbesondere<br />

bei Dokumentationsmängeln<br />

und groben Behandlungsfehlern<br />

1 , kommt es nach<br />

der gefestigten höchstrichterlichen<br />

Rechtsprechung zu einer<br />

Beweislastumkehr zu Gunsten<br />

des Patienten, die in der Praxis<br />

sehr häufig dazu führt, dass<br />

der beklagte Arzt den Prozess<br />

verliert.<br />

Auch einfache Befunderhebungsfehler<br />

können nach der<br />

Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs<br />

wie folgt zu einer<br />

solchen Beweislastumkehr führen:<br />

Hat es der Arzt schuldhaft<br />

unterlassen, einen gebotenen<br />

Befund zu erheben (z.B. Anfertigung<br />

eines Röntgenbildes)<br />

und hätte die Befunderhebung<br />

– hypothetisch gedacht – mit<br />

hinreichender Wahrscheinlichkeit<br />

einen positiven Befund<br />

ergeben (z.B. Knochenbruch),<br />

wird zu Gunsten des Patienten<br />

ein reaktionspflichtiges positives<br />

Befundergebnis (z.B.<br />

Knochenbruch hätte operiert<br />

werden müssen) vermutet.<br />

Eine zusätzliche Beweiserleichterung<br />

zu Gunsten des Patienten<br />

auch hinsichtlich der<br />

Kausalitätsfrage (Ursachenzusammenhang<br />

zwischen der<br />

unterlassenen Befunderhebung<br />

bzw. -auswertung und<br />

dem beim Patienten eingetretenen<br />

Gesundheitsschaden)<br />

findet statt, wenn sich – wiederum<br />

hypothetisch gedacht – mit<br />

hinreichender Wahrscheinlichkeit<br />

ein so deutlicher und<br />

gravierender Befund ergeben<br />

hätte, dass sich dessen Verkennung<br />

(z.B. Übersehen des<br />

Knochenbruchs auf dem Röntgenbild)<br />

als fundamental fehlerhaft<br />

darstellen würde oder<br />

die Nichtreaktion auf diesen<br />

Befund (z.B. Unterlassen einer<br />

OP) als grob fehlerhaft einzustufen<br />

wäre.<br />

Zu der Annahme einer Beweislastumkehr<br />

aufgrund eines einfachenBefunderhebungsfehlers<br />

kommt man somit nur durch<br />

fantasievolles Weiterdenken des<br />

(hypothetischen) Behandlungsverlaufs.<br />

II. Aktuelle Rechtsprechung<br />

Entsprechend den vorstehend<br />

genannten Grundsätzen des<br />

Bundesgerichtshofs hat das<br />

Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht<br />

mit Urteil vom<br />

<strong>04</strong>.<strong>04</strong>.2008 einen niedergelassenen<br />

Orthopäden wegen der<br />

Nichtanfertigung einer Röntgenaufnahme<br />

zur Zahlung von<br />

30.000 € Schmerzensgeld<br />

sowie zum Ersatz weiterer, aus<br />

der unterlassenen Befunderhebung<br />

ggf. resultierender<br />

Zukunftsschäden verurteilt.<br />

1 Die Annahme eines groben Behandlungsfehlers setzt die Feststellung voraus, dass<br />

der Arzt eindeutig gegen bewährte ärztliche Behandlungsregeln verstoßen hat und<br />

einen Fehler begangen hat, der aus objektiver Sicht nicht mehr verständlich erscheint,<br />

weil er einem Arzt schlechterdings nicht unterlaufen darf.<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 201


Arzt und Recht<br />

S t o ß w e l l e n t h e r a p i e<br />

202<br />

1. Sachverhalt<br />

(vereinfacht)<br />

Am 31. August 20<strong>04</strong> suchte der<br />

klagende, damals 17-jährige<br />

Patient (im Folgenden als Kläger<br />

bezeichnet) den beklagten<br />

Orthopäden (im Folgenden als<br />

Beklagter bezeichnet) wegen<br />

bereits länger andauernder<br />

Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule<br />

auf. Der Beklagte<br />

behandelte die Beschwerden<br />

mit manueller Deblockierung.<br />

Auch bei den nachfolgenden<br />

Arztbesuchen am 23. September<br />

und am 14. Oktober 20<strong>04</strong><br />

nahm der Beklagte beim Kläger<br />

wegen der gleichen Symptome<br />

eine manuelle Deblockierung<br />

vor. Röntgenaufnahmen der<br />

Halswirbelsäule wurden nicht<br />

gefertigt.<br />

Da seine Beschwerden andauerten,<br />

suchte der Kläger am<br />

2. November 20<strong>04</strong>, ferner am<br />

05. Januar 2005 und am 21.<br />

Februar 2005 einen anderen<br />

niedergelassenen Orthopäden<br />

(im Folgenden als Nachbehandler<br />

bezeichnet) auf, der<br />

am 02. November 20<strong>04</strong> zwei<br />

Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule<br />

– eine a.p.-Aufnahme<br />

und eine Schrägaufnahme – fertigte.<br />

Die Dokumentation des<br />

Nachbehandlers zum Besuch<br />

des Klägers am 02. November<br />

20<strong>04</strong> führt auf, dass der Kläger<br />

seit drei Monaten Schmerzen in<br />

der Halswirbelsäule habe und<br />

wegen Blockierung 4 x Manipulation<br />

der HWS vom Beklagten<br />

erhalten habe. Neurologische<br />

Störungen sind nicht dokumentiert;<br />

der Röntgenbefund wird<br />

mit COBB HWS links 8 Grad<br />

angegeben. Der Nachbehandler<br />

verordnete dem Kläger Krankengymnastik;<br />

dies auch bei<br />

einem weiteren Besuch am 05.<br />

Januar 2005. Der Kläger kam<br />

den Verordnungen nach.<br />

Am 28. Mai 2005 verspürte der<br />

Kläger im Schwimmbad einen<br />

Schlag im Nacken. Die dadurch<br />

hervorgerufenen Schmerzen<br />

waren so heftig, dass der Klä-<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

ger sich am 30. Mai 2005 ins<br />

Krankenhaus begab. Durch<br />

Kernspintomographie wurde<br />

eine pathologische Fraktur des<br />

4. Halswirbels auf dem Boden<br />

eines expansiv wachsenden<br />

Prozesses diagnostiziert. Unter<br />

dem anfänglichen Verdacht<br />

eines bösartigen Tumors an der<br />

Halswirbelsäule erfolgten drei<br />

Operationen, durchgeführt am<br />

1. Juni, 14. Juni und 17. Juni<br />

2005. In der ersten Operation<br />

wurde der 4. Halswirbelkörper<br />

ausgeräumt und in die Lücke<br />

ein Titan-Spacer eingesetzt.<br />

Nach der hiernach möglichen<br />

histologischen Diagnose einer<br />

aneurysmatischen Knochenzyste<br />

mit paravertebraler Tumorausdehnung<br />

und Ummauerung der<br />

Arteriae vertebrales wurde in<br />

der 2. Operation der Tumor aufgrund<br />

des hochgradigen Rezidiv-Risikos<br />

zunächst vom vorderen<br />

Zugang aus weitestmöglich<br />

entfernt und durch einen Knochenblock,<br />

nebst Titan-Platte,<br />

ersetzt. In der 3. Operation wurden<br />

die hinteren Anteile des 4.<br />

Halswirbels, d.h., der Wirbelbogen,<br />

entfernt und die Versteifung<br />

vom hinteren Zugang<br />

aus durch ein Schrauben-Stab-<br />

System komplettiert. Der Tumor<br />

erwies sich als gutartig. Nach<br />

der 3. Operation erlitt der Kläger<br />

eine Lungenembolie. Es ist ein<br />

Tumorrezidiv vorhanden.<br />

2. Entscheidungsgründe<br />

(vereinfacht)<br />

Die Verurteilung des beklagten<br />

Orthopäden zur Zahlung von<br />

Schadensersatz begründete<br />

das Gericht unter Bezugnahme<br />

auf das erstinstanzlich eingeholte<br />

Sachverständigengutachten<br />

sinngemäß wie folgt:<br />

a) Dem Beklagten sei eine<br />

schuldhafte Verletzung der<br />

ärztlichen Sorgfaltspflichten<br />

in Gestalt eines Befunderhebungsfehlers<br />

am 14. Oktober<br />

20<strong>04</strong> durch die Nichtanfertigung<br />

von Röntgenaufnahmen<br />

der Halswirbelsäule des Klägers<br />

unterlaufen.<br />

Spätestens bei dem dritten<br />

Besuch des Klägers am 14.<br />

Oktober 20<strong>04</strong> hätte der Beklagte<br />

Röntgenaufnahmen anfertigen<br />

müssen, um angesichts der<br />

wiederkehrenden Funktionsstörungen<br />

an der Halswirbelsäule<br />

des Klägers eine strukturelle<br />

Veränderung auszuschließen.<br />

In dem Unterlassen einer röntgenologischen<br />

Befundung der<br />

Halswirbelsäule am 14. Oktober<br />

20<strong>04</strong> trotz fortdauernder<br />

Beschwerden des Klägers an<br />

der Halswirbelsäule noch sechs<br />

Wochen nach der Erstvorstellung,<br />

in deren Rahmen der Kläger<br />

ausweislich der Dokumentation<br />

des Beklagten bereits über<br />

seit Wochen vorliegende HWS-<br />

Wechselbeschwerden geklagt<br />

habe, und nach zweimaliger<br />

manueller Deblockierung liege<br />

ein fahrlässiger Verstoß gegen<br />

den vom Beklagten als niedergelassenem<br />

Orthopäden zu<br />

gewährleistenden Facharztstandard.<br />

Bei einem unspezifischen<br />

Nackenschmerz ohne<br />

Hinweise für das Vorliegen<br />

von Nervenwurzelreizerscheinungen,<br />

aber klinischen Befunden<br />

einer Bewegungsstörung<br />

sei die Anfertigung einer Röntgenaufnahme<br />

der Halswirbelsäule<br />

zwar noch nicht bei dem<br />

ersten Kontakt am 31. August<br />

20<strong>04</strong>, aber bei den wiederholten<br />

Kontakten wegen unveränderter<br />

Beschwerden spätestens am<br />

14. Oktober 20<strong>04</strong> erforderlich<br />

gewesen, um die Eingangsdiagnose<br />

einer funktionellen<br />

Störung abzusichern und von<br />

einer strukturellen Veränderung<br />

an der Halswirbelsäule sicher<br />

abzugrenzen. Bei einem jungen<br />

Menschen wie dem Kläger<br />

kämen als Ursache für Halswirbelsäulenbeschwerden<br />

neben<br />

einer manuell behandelbaren<br />

Verspannung (funktionellen<br />

Beeinträchtigung) in erster<br />

Linie ein Tumor (strukturelle<br />

Veränderung) und auch das<br />

Vorliegen einer psychischen<br />

Erkrankung in Betracht, während<br />

Verschleißerscheinungen<br />

als Ursache auszuschließen


seien. Der Beklagte hätte hiernach<br />

zunächst ohne Fertigung<br />

einer Röntgenaufnahme versuchen<br />

dürfen, die vom Kläger<br />

geschilderten andauernden<br />

HWS-Beschwerden unter der<br />

Diagnose Halswirbelblockierung<br />

manuell zu therapieren.<br />

Der Beklagte hätte aber seine<br />

Eingangsdiagnose überdenken<br />

und ein Röntgenbild der Halswirbelsäule<br />

zum Ausschluss<br />

einer strukturellen Veränderung<br />

(Tumor) als Ursache für<br />

die fortdauernden Halswirbelsäulenbeschwerden<br />

anfertigen<br />

müssen, nachdem bis zum 14.<br />

Oktober 20<strong>04</strong> eine Besserung<br />

des Zustandes bei dem Kläger<br />

nicht eingetreten war.<br />

b) Dieser Befunderhebungsfehler<br />

habe dazu geführt, dass der<br />

Kläger sich zur Resektion der<br />

aneurysmatischen Knochenzyste<br />

nicht nur einer, sondern<br />

drei Operationen mit der schicksalhaften<br />

Folge einer Lungenembolie<br />

unterziehen musste<br />

und einem erhöhten Rezidivrisiko<br />

unterliege.<br />

aa) Der insoweit beweisbelastete<br />

Beklagte habe nach dem<br />

Ergebnis der Beweisaufnahme<br />

nicht nachgewiesen, dass bei<br />

einer pflichtgemäßen Fertigung<br />

einer Röntgenaufnahme der<br />

Halswirbelsäule des Klägers am<br />

14. Oktober 20<strong>04</strong> und daran<br />

anschließender operativer Entfernung<br />

des Knochentumors<br />

spätestens im Dezember 20<strong>04</strong><br />

der damals vorhandene Befall<br />

mehr als eine Operation, nämlich<br />

die spätere zweite dorsale<br />

Operation vom 14. Juni 2005,<br />

zur Resektion der Knochenzyste<br />

erfordert und dann ein geringeres<br />

Rezidivrisiko nicht bestanden<br />

hätte. Die Voraussetzungen<br />

für eine Umkehr der grundsätzlich<br />

dem Kläger obliegenden<br />

Darlegungs- und Beweislast<br />

für den ursächlichen Zusammenhang<br />

zwischen ärztlicher<br />

Pflichtverletzung und eingetretenem<br />

Schaden lägen vor.<br />

aaa) Zwar stelle die unterlassene<br />

röntgenologische Befunderhebung<br />

durch den Beklagten am<br />

14. Oktober 20<strong>04</strong> an sich noch<br />

keinen – zu einer Beweislastumkehr<br />

für den Ursachenzusammenhang<br />

zwischen dem<br />

ärztlichen Fehler und Schaden<br />

führenden – groben Behandlungsfehler<br />

dar. Denn der Sachverständige<br />

habe die Unterlassung<br />

einer röntgenologischen<br />

Abklärung an 14. Oktober 20<strong>04</strong><br />

als noch verständlichen Fehler<br />

bezeichnet.<br />

bbb)NachderRechtsprechung<br />

des Bundesgerichtshofs<br />

komme es aber auch – so das<br />

Gericht zutreffend – bei einem<br />

einfachen Befunderhebungsfehler<br />

zu einer Beweislastumkehr<br />

für den ursächlichen<br />

Zusammenhang zwischen<br />

dem Fehler und dem Gesundheitsschaden,<br />

wenn sich bei<br />

der unterlassenen Abklärung<br />

mit hinreichender Wahrscheinlichkeit<br />

ein so deutlicher und<br />

gravierender Befund ergeben<br />

hätte, dass sich dessen<br />

Verkennung als fundamental<br />

oder die Nichtreaktion auf ihn<br />

als grob fehlerhaft darstellen<br />

würde (vgl. insoweit die Ausführungen<br />

vorstehend unter Ziffer<br />

I.). Diese Voraussetzungen für<br />

eine Beweislastumkehr lägen<br />

wie folgt vor:<br />

Es sei aufgrund des Sachverständigengutachtens<br />

davon<br />

auszugehen, dass bei Fertigung<br />

der gebotenen Röntgenaufnahme<br />

der Halswirbelsäule des<br />

Klägers durch den Beklagten<br />

am 14. Oktober 20<strong>04</strong> mit hinreichender<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

die Knochenzyste bei HWK 4<br />

als reaktionspflichtiger Befund<br />

festgestellt worden wäre. Der<br />

Sachverständige habe insoweit<br />

überzeugend ausgeführt, dass<br />

bei einer dem Standard des Jahres<br />

20<strong>04</strong> entsprechenden Einstellung<br />

der Röntgenaufnahme<br />

mit einer Wahrscheinlichkeit von<br />

mehr als 50 Prozent ein raumgreifender<br />

Prozess bei HWK 4<br />

festgestellt worden wäre. Der<br />

Arzt und Recht<br />

Sachverständige habe darüber<br />

hinaus anlässlich der Inaugenscheinnahme<br />

der vom nachbehandelnden<br />

Orthopäden am<br />

02. November 20<strong>04</strong> gefertigten<br />

Röntgenaufnahmen überzeugend<br />

mitgeteilt, dass auf der –<br />

qualitativ schlechten, nicht dem<br />

Röntgenstandard des Jahres<br />

20<strong>04</strong> entsprechenden – Schrägaufnahme<br />

der raumgreifende<br />

Prozess bei HWK 4 wegen der<br />

auf einen deutlichen Mineralverlust<br />

schließen lassenden<br />

Schwarzfärbung bei HWK 4<br />

ohne weiteres erkennbar sei.<br />

Die Verkennung des nach dem<br />

Ergebnis der Beweisaufnahme<br />

eindeutigen (hypothetischen)<br />

Befundes eines zystischen<br />

Prozesses auf einer dem medizinischen<br />

Standard entsprechenden<br />

Röntgenaufnahme<br />

wäre als fundamental anzusehen,<br />

dies auch vor dem Hintergrund,<br />

dass die Röntgenaufnahme<br />

differentialdiagnostisch<br />

in erster Linie zum Ausschluss<br />

einer strukturellen Veränderung<br />

bei HWK 4 – also eines<br />

Tumors – anzufertigen gewesen<br />

wäre. Auch die Nichtreaktion<br />

auf diesen Befund wäre nach<br />

dem Ergebnis der Beweisaufnahme<br />

als grob fehlerhaft zu<br />

bewerten. Der Sachverständige<br />

habe in überzeugender Weise<br />

ausgeführt, dass der Beklagte<br />

den Kläger bei diesem Befund<br />

und einem dem ärztlichen Standard<br />

entsprechenden Verhalten<br />

– ggf. nach Fertigung von MRT-<br />

Aufnahmen – zur Sicherung der<br />

Diagnose in ein auf die Behandlung<br />

von Knochenzysten spezialisiertes<br />

Zentrum hätte schicken<br />

müssen; ein Untätigbleiben<br />

oder eine Fortführung der<br />

manuellen Deblockierung wäre<br />

völlig unverständlich gewesen.<br />

Nach dem Ergebnis der<br />

Beweisaufnahme sei außerdem<br />

davon auszugehen, dass eine<br />

Tumorentfernung spätestens im<br />

Dezember 20<strong>04</strong> dazu geeignet<br />

gewesen wäre, dem Kläger<br />

möglicherweise zwei der drei<br />

im Juni 2005 durchgeführten<br />

Operationen (1. und 17. Juni) zu<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 203


Arzt und Recht<br />

S t o ß w e l l e n t h e r a p i e<br />

2<strong>04</strong><br />

ersparen – dies bei einem geringeren<br />

Rezidivrisiko. Der insoweit<br />

beweisbelastete Beklagte<br />

habe nicht bewiesen, dass dies<br />

äußerst unwahrscheinlich gewesen<br />

wäre. Der Sachverständige<br />

habe hierzu überzeugend<br />

ausgeführt, dass bei pflichtgemäßer<br />

Befunderhebung am 14.<br />

Oktober 20<strong>04</strong> eine Operation<br />

der aneurysmatischen Knochenzyste<br />

im November oder<br />

Dezember 20<strong>04</strong> vorgenommen<br />

worden und damals möglicherweise<br />

nicht – wie im Juni 2005<br />

– drei Operationen, sondern nur<br />

eine Operation zur Resektion<br />

der Zyste erforderlich gewesen<br />

wäre.<br />

Die am 01. Juni 2005 durchgeführte<br />

Operation, die vorrangig<br />

zur Diagnose der Zyste erforderlich<br />

war, hätte bei einer Entfernung<br />

der Zyste im Dezember<br />

20<strong>04</strong> möglicherweise entfallen<br />

können.<br />

Auch die dritte, am 17. Juni<br />

2005 durchgeführte Operation,<br />

wäre nach dem Ergebnis der<br />

Beweisaufnahme möglicherweise<br />

entbehrlich gewesen. In<br />

diesem Fall wäre dem Kläger<br />

auch die nach dieser Operation<br />

schicksalhaft aufgetretene Lungenembolie<br />

erspart geblieben.<br />

Schließlich habe sich aufgrund<br />

des Behandlungsfehlers<br />

des Beklagten und der darauf<br />

zurückzuführenden Verzögerung<br />

der Tumorentfernung das<br />

bei der Erkrankung des Klägers<br />

immer vorhandene Rezidivrisiko<br />

dadurch erhöht, dass aufgrund<br />

des Tumorwachstums zwischen<br />

Dezember 20<strong>04</strong> und Juni 2005<br />

ein größerer Bereich zu resezieren<br />

gewesen sei und hierdurch<br />

das Risiko gestiegen sei, befallenes<br />

Gewebe nicht vollständig<br />

entfernt zu haben.<br />

c) Einer Zurechnung der Folgen<br />

der um etwa sechs Monate<br />

verzögerten Entfernung der<br />

Knochenzyste stehe auch<br />

die fehlerhafte Behandlung<br />

seit dem 02. November 20<strong>04</strong><br />

durch den zweitbehandelnden<br />

Orthopäden (Nachbehandler)<br />

nicht entgegen.<br />

Dieser habe in der Gesamt-<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

schau des Behandlungsgeschehens<br />

zwar grob behandlungsfehlerhaft<br />

gehandelt, weil<br />

er am 02. November 20<strong>04</strong> in<br />

Kenntnis der mehrmonatigen<br />

HWS-Beschwerden des Patienten<br />

und der mehrmaligen<br />

erfolglosen Manipulationen dessen<br />

HWS durch den beklagten<br />

erstbehandelnden Orthopäden<br />

zwei Röntgenaufnahmen einer<br />

nicht dem Standard entsprechenden<br />

Qualität (die dorsalen<br />

Elemente der Halswirbelsäule<br />

waren nicht ausreichend mitabgebildet)<br />

fertigte, ohne anschließend<br />

neue, bessere Bilder zu<br />

erstellen, den auf der qualitativ<br />

zu beanstandenden Aufnahme<br />

gleichwohl ohne weiteres<br />

erkennbaren raumgreifenden<br />

zystischen Prozess bei HWK 4<br />

nicht feststellte und dem Kläger<br />

in diesem Termin und in einem<br />

Folgetermin am 5. Januar 2005<br />

Krankengymnastik verordnete.<br />

Der grobe Behandlungsfehler<br />

des Nachbehandlers ändere<br />

aber bei der gebotenen wertenden<br />

Betrachtung nichts an<br />

der Haftung des Beklagten für<br />

die mit der Verzögerung der<br />

Tumorentfernung verbundenen<br />

Folgen. Bei pflichtgemäßem<br />

Verhalten des Beklagten wäre<br />

die Knochenzyste spätestens<br />

im Dezember 20<strong>04</strong> entfernt<br />

worden und der Kläger hätte<br />

den Streitverkündeten nicht aufgesucht.<br />

Die Einstandspflicht<br />

des Arztes umfasse nach der<br />

Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs,<br />

so das erkennende<br />

Gericht zutreffend,<br />

grundsätzlich auch die Folgen<br />

eines Fehlers des nachbehandelnden<br />

Arztes, wenn die<br />

Nachbehandlung durch den<br />

Fehler des erstbehandelnden<br />

Arztes mit veranlasst worden<br />

ist.<br />

Etwas anderes gelte – so das<br />

Oberlandesgericht weiter zutreffend<br />

– nach der Rechtsprechung<br />

des Bundesgerichtshofs<br />

ausnahmsweise dann, wenn<br />

der Zurechnungszusammenhang<br />

durch die Handlung des<br />

Zweitschädigers unterbrochen<br />

wird, etwa, wenn der nachbe-<br />

handelnde Arzt in außergewöhnlich<br />

hohem Maße die an<br />

ein gewissenhaftes ärztliches<br />

Handeln zu stellenden Anforderungen<br />

außer acht gelassen<br />

und derart gegen alle ärztlichen<br />

Regeln und Erfahrungen verstoßen<br />

hat, dass dessen Pflichtverletzung<br />

im oberen Bereich<br />

des groben Behandlungsfehlers<br />

liegt, so dass der eingetretene<br />

Schaden dem Zweitbehandler<br />

haftungsrechtlich-wertend<br />

allein zugeordnet werden muss.<br />

Diese Voraussetzungen sah das<br />

Oberlandesgericht in dem entschiedenen<br />

Fall nicht gegeben,<br />

da der Fehler des nachbehandelnden<br />

Orthopäden nach den<br />

Feststellungen des Sachverständigen<br />

dem unteren Bereich<br />

des groben Behandlungsfehlers<br />

zuzuordnen sei.<br />

Im Ergebnis seien dem Beklagten<br />

die Belastung des Klägers<br />

mit der ersten Operation am<br />

01. Juni 2005 und der dritten<br />

Operation am 17. Juni 2006<br />

einschließlich der danach erlittenen<br />

Lungenembolie und die<br />

mit diesen Eingriffen verbundene,<br />

etwa zwei Wochen längere<br />

Verweildauer im Krankenhaus<br />

sowie ferner das durch die verzögerte<br />

Operation erhöhte Rezidivrisiko<br />

anzulasten.<br />

III. Zusammenfassung<br />

Auch ein einfacher Befunderhebungsfehler<br />

kann unter folgenden<br />

Voraussetzungen zu<br />

einer Beweislastumkehr zu Lasten<br />

des Arztes führen:<br />

- Ein gebotener Befund wurde<br />

schuldhaft nicht erhoben.<br />

- Der Befund hätte, wenn er<br />

erhoben worden wäre, mit hinreichender<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

einen positiven Befund ergeben.<br />

- Die Verkennung des Befundes<br />

wäre (hypothetisch gedacht)<br />

als fundamental fehlerhaft<br />

bzw. die Nichtreaktion auf den<br />

Befund als grob fehlerhaft einzustufen.


Der Arzt haftet dem Patienten<br />

grundsätzlich für alle sich aus<br />

einem Behandlungsfehler entwickelnden<br />

Schadensfolgen,<br />

auch wenn an ihnen Fehler<br />

eines nachbehandelnden<br />

Arztes mitbeteiligt sind. Die<br />

Berücksichtigung der Verursa-<br />

chungsbeiträge erfolgt in diesen<br />

Fällen nur im Rahmen des<br />

Innenausgleichs zwischen den<br />

Ärzten.<br />

Ausnahmsweise kann der<br />

Zurechnungszusammenhang<br />

zwischen dem Fehler des erstbehandelnden<br />

und dem des<br />

Arzt und Recht<br />

nachbehandelnden Arztes bei<br />

wertender Betrachtung entfallen,<br />

wenn letzterer die ärztliche<br />

Sorgfalt in besonders hohem<br />

Maße verletzt, so dass von<br />

einem groben Behandlungsfehler<br />

im oberen Bereich auszugehen<br />

ist.<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 205


Aus den Verbänden<br />

Neuer DVO-Leitlinienentwurf zur<br />

Osteoporose im Internet zur Diskussion<br />

Mitteilung des DVO, Johannes Pfeilschifter, Essen<br />

206<br />

Am 6. März <strong>2009</strong> wurde der aktualisierte<br />

DVO-Leitlinienentwurf<br />

zur Osteoporose unter www.<br />

dvosteologie.de im Internet veröffentlicht.<br />

Wegen der Häufigkeit<br />

der Anfragen und der großen<br />

Unsicherheit im Umgang mit<br />

sekundären Formen der Osteoporose<br />

berücksichtigt der Entwurf<br />

neben der Glucocorticoidinduzierten<br />

Osteoporose erstmals<br />

auch die wichtigsten anderen<br />

Formen einer sekundären<br />

Osteoporose. Er umfasst eine<br />

4-seitige Kurzversion, eine ca.<br />

50seitige Langfassung und<br />

einen Anhang mit Erläuterungen<br />

zu den Studienergebnissen, die<br />

in die Leitlinienaktualisierung<br />

eingeflossen sind.<br />

Für die Leitlinienaktualisierung<br />

<strong>2009</strong> hat die Arbeitsgruppe wieder<br />

das „Deutsche Instrument<br />

zur methodischen Leitlinien-<br />

Bewertung“ (DELBI) als methodische<br />

Basis gewählt. DELBI hat<br />

5 Domänen und 29 Kategorien<br />

mit maximal je 4 Punkten für die<br />

höchste Qualität. Die Literatursuche<br />

erfolgte in Medline nach<br />

dem Suchbegriff „Osteoporosis“.<br />

Zusätzliche Literaturrecherchen<br />

wurden in den wichtigsten<br />

Fachzeitschriften, in Leitliniendatenbanken<br />

und der Cochrane<br />

Collaboration vorgenommen.<br />

Gesichtet wurden insgesamt<br />

9235 neue Publikationen zwischen<br />

dem 1. Februar 2005 und<br />

dem 31. Dezember 2008. Alle<br />

Publikationen, die Aussagen<br />

der Leitlinienversionen 2006 in<br />

Frage stellten, erweiterten oder<br />

veränderten, wurden von der<br />

Arbeitsgruppe diskutiert und<br />

bewertet. Der Bewertung der<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

wissenschaftlichen Evidenz therapeutischer<br />

Studien wurden<br />

hierbei die von der Scottish<br />

Intercollegiate Guidelines Network<br />

(SIGN) vorgeschlagenen<br />

Kriterien zugrunde gelegt, für<br />

die Bewertung aller anderen<br />

Studien die Oxford-Kriterien.<br />

Die 10 wichtigsten Neuerungen<br />

des Leitlinienentwurfes (bzw.<br />

die trotz gültiger Empfehlungen<br />

noch immer ungenügend<br />

bekannten Fakten zur Osteoporose)<br />

im Überblick:<br />

Im Vergleich zu Kalzium (siehe<br />

unten) ist die Bedeutung von<br />

Vitamin D für die Basistherapie<br />

der Osteoporose noch zu wenig<br />

in der Bevölkerung bekannt. Vitamin<br />

D reguliert aber nicht nur<br />

die Aufnahme von Kalzium, sondern<br />

verbessert auch die neuromuskuläre<br />

Koordination und<br />

vermindert damit sehr wirksam<br />

Stürze beim älteren Menschen.<br />

Vitamin D3 wird überwiegend<br />

in der Haut unter Einwirkung<br />

des UV-Sonnenlichts gebildet.<br />

Um einen schweren Vitamin-D3-<br />

Mangel zu vermeiden, genügt<br />

ein täglicher 20-minütiger Aufenthalt<br />

im Freien. Ein mäßiger<br />

Mangel lässt sich damit aber<br />

häufig nicht vermeiden. Bei allen<br />

Patienten mit einer Osteoporose<br />

wird deshalb eine generelle<br />

Supplementierung mit 1000 Einheiten<br />

Vitamin D3 täglich oder<br />

einer gleichwertigen Dosis in<br />

mehrwöchentlichen Zeitabständen<br />

empfohlen. Alternativ kann<br />

man auch die Blutkonzentration<br />

von 25-Hydroxy-Vitamin D3<br />

messen und gezielt supplementieren.<br />

Diese sollte größer als<br />

20 ng/ml sein. Mit der bisher<br />

üblichen Dosen von 400800 Einheiten<br />

Vitamin D3 täglich wird<br />

diese Blutkonzentration oft nicht<br />

ausreichend erreicht.<br />

Die Bedeutung von Kalzium<br />

wird für die Vermeidung und<br />

Behandlung einer Osteoporose<br />

eher überschätzt. Bei einer<br />

ausreichenden Versorgung mit<br />

Vitamin D3 (siehe oben) genügt<br />

schon eine Tageszufuhr von<br />

1000 mg Kalzium für eine ausreichendeKnochenmineralisation<br />

und die Vermeidung eines<br />

schädlichen hohen Knochenumbaus.<br />

Dieser Bedarf lässt sich<br />

auch bei den älteren Menschen<br />

meist gut durch kalziumreiche<br />

Nahrungsbestandteile (Käse,<br />

Milch, Jogurt, Quark) und Mineralwässer<br />

decken. Eine zusätzliche<br />

Supplementierung mit<br />

Kalziumtabletten ist dann nicht<br />

erforderlich. Es ist zudem nicht<br />

auszuschließen, dass eine zu<br />

hohe Kalziumzufuhr negative<br />

Auswirkungen auf den Körper<br />

hat. Es wird deshalb bewusst<br />

auch eine Obergrenze der empfohlenen<br />

Gesamtkalziumzufuhr<br />

von 1500 mg angegeben.<br />

Eine ausreichende Zufuhr von<br />

Vitamin B12 und Folsäure mit<br />

der Nahrung (Obst, Gemüse)<br />

wird empfohlen, da ein Mangel<br />

ein möglicher Risikofaktor<br />

für Brüche ist. Die Belege sind<br />

aber für weitergehende Empfehlungen<br />

z.B. einer Messung<br />

von oder Supplementierung mit<br />

Vitamin B12 oder Folsäure derzeit<br />

nicht ausreichend.<br />

Bestimmte Medikamente, die<br />

zur Therapie des Diabetes mellitus<br />

Typ 2 eingesetzt werden,<br />

die sogenannten Glitazone,


erhöhen eindeutig das Risiko<br />

für Knochenbrüche. Die Leitlinie<br />

empfiehlt, das Bruchrisiko bei<br />

der Einnahme von Glitazonen<br />

kritisch zu prüfen und die Therapie<br />

bei einer hohen Bruchgefährdung<br />

auf andere Präparate<br />

umzustellen. Auch vor der langjährigen<br />

Einnahme der sogenanntenProtonenpumpenhemmer<br />

zur Magensäurehemmung<br />

wird gewarnt, da eine über<br />

Jahre durchgeführte Einnahme<br />

dieser Präparate wahrscheinlich<br />

das Risiko für Knochenbrüche<br />

erhöhen kann.<br />

In Einklang mit mehreren neuen<br />

Studien wird noch einmal ausdrücklich<br />

betont, dass Muskeltraining<br />

und gute Ernährung<br />

zwar erfreulicherweise rasch<br />

und auch im hohen Lebensalter<br />

günstig auf den Knochen<br />

wirken, dass die Wirkung dieser<br />

Maßnahmen aber auf die Dauer<br />

der Durchführung begrenzt ist.<br />

Man kann einer Osteoporose im<br />

Alter nicht dadurch vorbeugen,<br />

dass man in jüngeren Jahren<br />

sportlich ist und sich gesund<br />

ernährt. Dies ist ein häufiges<br />

Missverständnis bei Patienten<br />

und Ärzten.<br />

Die Abschätzung der Höhe des<br />

Risikos, in den nächsten 10 Jahren<br />

einen Bruch zu erleiden und<br />

die darauf aufbauenden Empfehlungen,<br />

wer von einer diagnostischen<br />

Abklärung und ggf.<br />

einer medikamentösen Therapie<br />

profitiert, ist seit 2006 noch präziser<br />

geworden. Erstmals werden<br />

in den DVO-Empfehlungen<br />

auch die wichtigsten speziellen<br />

Risiken einer Osteoporosegefährdung,<br />

wie z.B. das Risiko<br />

einer Frau mit einer ÖstrogenhemmendenAromatasehemmertherapie<br />

nach Brustkrebs<br />

oder das Risiko bei einer<br />

rheumatoiden Arthritis einen<br />

Bruch zu bekommen, mit einbezogen.<br />

Auch beim Diabetes<br />

mellitus Typ 1, einer Therapie<br />

mit antimännlichen Hormonen<br />

bei einem Prostatakarzinom,<br />

einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen<br />

und einer Epilepsie<br />

ermöglicht die aktualisierte<br />

Leitlinie eine Abschätzung des<br />

damit verbundenen Bruchrisikos.<br />

Wie schon in der Vorläuferversion<br />

wird betont, dass<br />

die Gesamtsumme der einzelnen<br />

Risiken für das Bruchrisiko<br />

ausschlaggebend ist, und dass<br />

man nur durch eine detaillierte<br />

Erfassung dieser Risiken das<br />

Bruchrisiko sinnvoll abschätzen<br />

kann. Keinesfalls sollte heute<br />

die Knochendichtemessung<br />

die alleinige Grundlage einer<br />

Therapieentscheidung sein. Die<br />

Leitlinie enthält eine Tabelle, mit<br />

der sich das 10-Jahresrisiko<br />

für Brüche unter Einbeziehung<br />

der wichtigsten Risikofaktoren<br />

abschätzen lässt. Der DVO wird<br />

auch einen anwenderfreundlichen<br />

Kalkulator zur Berechnung<br />

des Bruchrisikos zur Verfügung<br />

stellen.<br />

Es sollte keine Therapie ohne<br />

Labor erfolgen. Z.B. ist vor jeder<br />

medikamentösen Therapie die<br />

Bestimmung der Nierenfunktion<br />

essentiell. Hier wird aber<br />

statt des Kreatininwerts jetzt die<br />

Bestimmung der sogenannten<br />

Kreatinin-Clearance gefordert,<br />

die die Nierenfunktion wesentlich<br />

besser widerspiegelt als der<br />

Kreatininwert alleine.<br />

Die Leitlinie warnt erneut vor<br />

einer unkritischen Anwendung<br />

einer Zementeinbringung in den<br />

Wirbelkörper (Vertebroplastie<br />

und Kyphoplastie) nach einem<br />

frischen Bruch. Bis die ErgebnissebessererStudienvorliegen,<br />

sollten diese Methoden wegen<br />

vieler Unklarheiten in Bezug auf<br />

die Langzeitsicherheit und Wirksamkeit<br />

erst dann angewandt<br />

werden, wenn sich der Bruch<br />

durch eine ausreichende professionelle<br />

Schmerztherapie<br />

innerhalb von drei Wochen nicht<br />

ausreichend behandeln lässt.<br />

Es wird betont, dass der belegte<br />

Nutzen der Zementeinbringung<br />

nur in der akuten Linderung von<br />

Schmerzen liegt und nicht in<br />

anderen Wirkungen wie einer<br />

Aufrichtung des Wirbelkörpers.<br />

Bei Einnahme von Osteoporose-<br />

Medikamenten wird erneut vor<br />

einer Fehleinschätzung der Knochendichteveränderungen<br />

im<br />

Verlauf gewarnt. Bei den meisten<br />

Aus den Verbänden<br />

Medikamenten ist ein Anstieg<br />

der Knochendichte weder für<br />

den Therapieerfolg erforderlich<br />

noch verbessert ein Anstieg die<br />

Prognose des Patienten. Lediglich<br />

ein Abfall der Knochendichte<br />

unter einer Therapie ist als<br />

prognostisch ungünstiger Faktor<br />

zu werten. Dies ist nicht neu<br />

und stand schon in der Leitlinienversion<br />

von 2006, ist aber bei<br />

den Patienten und den Ärzten<br />

immer noch nicht ausreichend<br />

bekannt.<br />

Es wird empfohlen, die Dauer<br />

der medikamentösen Therapie<br />

an der Höhe des Bruchrisikos<br />

auszurichten und nicht (siehe<br />

Punkt 9) an der Änderung der<br />

Knochendichte oder einem<br />

starren Behandlungszeitraum.<br />

Fallen bei dem Patienten im<br />

Behandlungszeitraum Risiken<br />

weg (z.B. er beendet eine Therapie<br />

mit Kortisonartigen Tabletten,<br />

hört auf zu rauchen und<br />

ist nicht mehr untergewichtig),<br />

vermindert sich das Bruchrisiko<br />

des Patienten entsprechend.<br />

Bei der Mehrzahl der Patienten,<br />

bei denen das Bruchrisiko im<br />

Verlauf der Therapie dagegen<br />

hoch bleibt oder durch das<br />

zunehmende Alter eher ansteigt,<br />

ist aber eine fortgesetzte spezifische<br />

Therapie gerechtfertigt.<br />

Keinesfalls sollte man davon<br />

ausgehen, dass eine drei- oder<br />

fünfjährige Therapie der Osteoporose<br />

das Bruchrisiko bei diesen<br />

Patienten dauerhaft vermindert.<br />

Ob vorübergehende Therapiepausen<br />

oder eine ununterbrochene<br />

Dauertherapie das<br />

bessere Therapiekonzept sind,<br />

ist aber noch ungeklärt.<br />

Bis zum 31. Mai <strong>2009</strong> besteht<br />

die Möglichkeit der Online-<br />

Kommentierung des Leitlinienentwurfs.<br />

Die Kommentare<br />

werden in der Arbeitsgruppe<br />

diskutiert, und daraufhin die<br />

Endversion der Leitlinie erstellt.<br />

Deren Implementierung wird ein<br />

DVO-zertifizierter Online-Therapie-Kalkulator<br />

für Ärzte, mit dem<br />

sich das 10-Jahresfrakturrisiko<br />

einfach berechnen lässt, und<br />

eine Patientenversion der Leitlinie<br />

unterstützen.<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 207


Aktuelles<br />

a u s P r a x i s u n d K l i n i k<br />

Dabigatranetexilat:<br />

„Praktische Vorteile und kombinierbar<br />

mit vielen gängigen Medikamenten“<br />

208<br />

Mitteilung aus der Klinik für<br />

Konservative Orthopädie und<br />

Physikalische Medizin am<br />

SRH Gesundheitszentrum Bad<br />

Wümpfen.<br />

Dr. Rolf Pauschert ist Chefarzt<br />

und Ärztlicher Direktor der Klinik<br />

für Konservative Orthopädie<br />

und Physikalische Medizin<br />

am SRH Gesundheitszentrum<br />

Bad Wimpfen. Hier berichtet<br />

er von seinen Erfahrungen mit<br />

dem oralen Antikoagulans Dabigatranetexilat<br />

(Pradaxa®). Der<br />

direkte Thrombininhibitor wird<br />

seit April 2008 zur Prophylaxe<br />

venöser Thromboembolien nach<br />

elektivem Knie- und Hüftgelenkersatz<br />

bei Erwachsenen in<br />

deutschen Kliniken eingesetzt.<br />

Er vereint praktische Vorteile<br />

wie eine einfache orale Anwendung<br />

mit einem hohen Maß an<br />

Sicherheit dank der fixen, aber<br />

flexiblen Dosierung und dem<br />

geringen Interaktionspotenzial<br />

mit anderen Pharmaka.<br />

• Welchen Stellenwert hat die<br />

Antikoagulation im Reha-<br />

Bereich?<br />

Der Stellenwert der medikamentösen<br />

Antikoagulation nimmt<br />

zu, da die Patienten immer früher<br />

von der Akutklinik zu uns in<br />

die Reha-Klinik verlegt werden.<br />

So reicht die Therapiezeit der<br />

Antikoagulation noch weit in den<br />

Rehabilitationsbereich hinein.<br />

Eine Thromboseprophylaxe soll<br />

ja beispielsweise noch bis zum<br />

28.–35. Tag nach Hüftgelenkersatz-OP<br />

gemäß den S3 Leitlinien<br />

zur TVT Prophylaxe gegeben<br />

werden. Das heißt, zwei Drittel<br />

der medikamentösen TVT-Prophylaxe<br />

werden in der Rehabilitation<br />

verabreicht.<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

• Welche Eigenschaften eines<br />

Gerinnungshemmers halten<br />

Sie für besonders wichtig?<br />

Wichtig ist vor allem, dass das<br />

Antikoagulans wirksam ist und<br />

nur ein geringes Potenzial zur<br />

Interaktion mit anderen Medikamenten<br />

besteht. Der Gerinnungshemmer<br />

sollte gut mit<br />

Pharmaka wie beispielsweise<br />

Beta-Blockern, die häufig<br />

gleichzeitig eingenommen werden,<br />

kombiniert werden können<br />

– das erleichtert uns unseren<br />

Klinikalltag. Ein weiterer nicht zu<br />

unterschätzender Faktor in der<br />

klinischen Praxis ist die einfache<br />

Anwendung.<br />

• Wie schätzen Sie diesbezüglich<br />

den oralen direkten<br />

Thrombininhibitor Dabigatranetexilat<br />

ein?<br />

Schon die Studiendaten haben<br />

gezeigt, dass Dabigatranetexilat<br />

dem derzeitigen Goldstandard<br />

Enoxaparin ebenbürtig ist. Es<br />

ist mindestens ebenso wirksam<br />

und vergleichbar verträglich wie<br />

das niedermolekulare Heparin.<br />

Darüber hinaus hat es beispielsweise<br />

durch die orale Gabe<br />

praktische Vorteile. Die Studien<br />

zeigen auch das geringe Potenzial<br />

zu Wechselwirkungen mit<br />

anderen Pharmaka: Es kann mit<br />

vielen gängigen Medikamenten<br />

gegeben werden, da es nicht<br />

über das CYP 450-System metabolisiert<br />

wird.<br />

• Welche Patienten in Ihrem<br />

Haus erhalten die orale Antikoagulation?<br />

Fast alle Patienten, die nach<br />

einem elektiven Knie- oder Hüftgelenkersatz<br />

zu uns kommen,<br />

erhalten Dabigatranetexilat.<br />

Ausnahmen sind lediglich Einzelfälle,<br />

bei denen das Präparat<br />

kontraindiziert ist. Vorteil ist,<br />

dass Pradaxa® auch in einer<br />

geringeren Dosierung zugelassen<br />

ist. Diese erhalten Patienten<br />

mit einer mittelschweren Niereninsuffizienz,<br />

ältere Patienten<br />

über 75 Jahre oder solche,<br />

die gleichzeitig mit Amiodaron<br />

behandelt werden. So kann die<br />

Therapie an unterschiedliche<br />

Patientenpopulationen angepasst<br />

werden und wir haben<br />

bei gleicher Wirksamkeit eine<br />

erhöhte Sicherheit.<br />

• Wie gehen Sie vor, wenn Ihre<br />

Patienten nach der Operation<br />

in der Akutklinik nicht<br />

mit oralen Antikoagulanzien<br />

behandelt wurden?<br />

Wenn die Patienten in unsere<br />

Klinik kommen und noch nicht<br />

mit Dabigatranetexilat behandelt<br />

werden, bieten wir ihnen die<br />

Umstellung von Heparin auf die<br />

orale Antikoagulation an, was<br />

problemlos möglich ist . Die Entscheidung,<br />

ob sie lieber weiter<br />

Heparin spritzen oder die Kapseln<br />

einnehmen möchten, bleibt<br />

ihnen selbst überlassen. Neun<br />

von zehn Patienten entscheiden<br />

sich aber für Dabigatranetexilat.<br />

Sie sind froh, auf die Spritzen<br />

verzichten zu können, die ihnen<br />

unangenehm waren. Dabigatranetexilat<br />

wird dann zum planmäßigen<br />

Anwendungszeitpunkt<br />

der aktuellen Antikoagulation<br />

gegeben.<br />

• Welche Erfahrungen haben Sie<br />

in Ihrer Klinik mit dem oralen<br />

Antikoagulans gemacht? Was<br />

können Sie zu Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit sagen?


Wenn man ein neues Präparat<br />

einsetzt, ist man natürlich besonders<br />

kritisch und achtet sehr<br />

genau auf etwaige Neben- oder<br />

Wechselwirkungen. Wir haben<br />

bisher keine negativen Erfahrungen<br />

gemacht und so gut wie<br />

keine Neben- oder Wechselwirkungen<br />

beobachtet. Das gleiche<br />

ist zur Wirksamkeit zu sagen: Wir<br />

dokumentieren in unserer Klinik<br />

die eintretenden Thrombosen.<br />

Seitdem wir das Medikament<br />

einsetzen, hat sich keine signifikante<br />

Abweichung gezeigt.<br />

• Welchen Nutzen sehen Sie<br />

für sich als Orthopäden in<br />

der Anwendung beispielsweise<br />

in Bezug auf vereinfachte<br />

Arbeitsabläufe?<br />

Die Vorteile sehe ich in erster<br />

Linie für die Patienten und für<br />

den Klinikalltag im Allgemeinen.<br />

Ein Gewinn ist natürlich der Wegfall<br />

des bisher üblichen Labormonitorings<br />

in Bezug auf HIT-II.<br />

Die Abläufe haben sich insofern<br />

durchaus vereinfacht bzw.<br />

geändert, dass die Schwestern<br />

dank der oralen Gabe Zeit sparen,<br />

die sie vorher für die Injektion<br />

aufwenden mussten und nun<br />

anderweitig verwenden können.<br />

Aktuelles<br />

a u s P r a x i s u n d K l i n i k<br />

• Was schätzen Sie, wie sich die<br />

orale Antikoagulation in Zukunft<br />

weiter entwickeln wird?<br />

Positiv – nach meiner Erfahrung<br />

begrüßen die Patienten die orale<br />

Thromboembolie-Prophylaxe.<br />

Wir in der Klinik haben weniger<br />

Arbeit mit den Kapseln und wissen,<br />

dass wir ein gut wirksames<br />

und verträgliches Medikament<br />

verabreichen, das kaum Wechselwirkungen<br />

mit anderen Präparaten<br />

hat. Deshalb haben wir<br />

bisher ein gutes Gefühl, das<br />

Richtige zu tun und ich gehe<br />

davon aus, dass viele Kliniken<br />

nachziehen werden.<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 209


Aktuelles<br />

a u s P r a x i s u n d K l i n i k<br />

Professionelles Forderungsmanagement<br />

für Ihre Praxis<br />

210<br />

Mitteilung aus der Hauptverwaltung<br />

der D.A.S., Ralf Bott<br />

Wer hat das nicht schon selbst<br />

erlebt? Nach einer Behandlung<br />

zahlt der Patient nur den<br />

Betrag, den seine private Krankenversicherung<br />

bewilligt. Auf<br />

dem Rest Ihres berechtigten<br />

Honorars bleiben Sie sitzen.<br />

Oder: Der Kassenpatient<br />

nimmt „IGel“-Leistungen in<br />

Anspruch und die Zahlung der<br />

von der gesetzlichen Kasse<br />

nicht abgedeckten Leistung<br />

durch den Patienten bleibt<br />

aus. In jedem Fall bedeutet es<br />

für Sie, Zeit und Arbeitskraft<br />

in Ihrer Praxis binden zu müssen,<br />

um dem Ihnen zustehenden<br />

Geld hinterher zu laufen.<br />

Gegen dieses Zeit- und Kostenrisiko<br />

können Sie sich mit<br />

dem Existenz-Rechtsschutz<br />

der D.A.S. Allgemeine Rechtsschutz-Versicherungs-AG<br />

für<br />

einen geringen jährlichen Versicherungsbeitrag<br />

absichern.<br />

Er ist eine einzigartige Verknüpfung<br />

aus Versicherung<br />

und Inkassodienstleistung:<br />

Versichert ist das außergerichtliche<br />

Kostenrisiko des<br />

Inkassoverfahrens. Das Forderungsmanagement,<br />

d.h. die<br />

außergerichtliche Beitreibung<br />

Ihrer unstreitigen Außenstände,<br />

übernimmt dabei die D.A.S.<br />

Prozessfinanzierung AG für<br />

beliebig viele Forderungen.<br />

Sie haben mit diesem Angebot<br />

die Möglichkeit, das gesamte<br />

außergerichtliche Mahnverfahren<br />

an die Forderungsmanager<br />

der D.A.S. Prozessfinanzierung<br />

AG abzugeben und ausstehende<br />

Forderungen professionell<br />

eintreiben zu lassen. Die Forderungsmanager<br />

führen das vorgerichtliche<br />

Mahnverfahren für<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

Sie durch, wobei Wert darauf<br />

gelegt wird, dass die Kundenbzw.<br />

Vertrauensbeziehung mit<br />

dem säumigen Schuldner bzw.<br />

Patienten erhalten bleibt. Voraussetzung<br />

ist, dass die Forderungen<br />

unstreitig sind und<br />

mindestens 100 Euro betragen.<br />

DasKostenrisikofürdasInkassoverfahren<br />

trägt die D.A.S.. Darüber<br />

hinaus können Sie mit<br />

diesem Produkt ab einem Auftragswert<br />

von 3.000 Euro die<br />

Zahlungsfähigkeit in Form einer<br />

telefonischen Bonitätsauskunft<br />

Ihrer Auftraggeber prüfen lassen.<br />

Eine effektive Hilfe, um<br />

künftigen Forderungsausfällen<br />

vorzubeugen.<br />

Existenz sichernde Dienstleistung<br />

Dass es sich dabei um eine<br />

Existenz sichernde Dienstleistung<br />

handelt, weiß jeder, der<br />

Erfahrungen mit dem gängigen<br />

Zahlungsverhalten besitzt.<br />

Denn verspätete Zahlungen von<br />

Patienten und Forderungsausfälle<br />

von Auftraggebern können<br />

gerade in kleineren Praxen zu<br />

gravierenden Problemen führen.<br />

Oft kommt ein professionelles<br />

Mahnwesen hier mangels<br />

Personalkapazitäten zu kurz:<br />

Außenstände können nicht hartnäckig<br />

genug verfolgt werden.<br />

Hier bietet die D.A.S. mit dem<br />

neuen Produkt professionelle<br />

Hilfe und eine echte Problemlösung.<br />

Professionelle Ansprache<br />

der Schuldner<br />

Das Forderungsmanagement<br />

wird durchgeführt von der<br />

D.A.S. Prozessfinanzierung AG.<br />

Sie bietet das gesamte Leis-<br />

tungsspektrum eines modernen<br />

Inkassounternehmens an.<br />

Die Forderungsmanager sind<br />

juristisch ausgebildete Fachleute,<br />

Juristen und Rechtsanwaltsfachangestellte,<br />

die im<br />

Umgang mit säumigen Schuldnern<br />

geschult sind und über<br />

langjährige Erfahrung im Mahnwesen<br />

verfügen.<br />

Umfassender Service<br />

Nach Abschluss der Versicherung<br />

mit der D.A.S. wählen<br />

Sie Ihre offenen Rechnungen<br />

aus und übermitteln diese an<br />

die D.A.S. Prozessfinanzierung<br />

AG per Post, Fax oder<br />

E-Mail. Danach kümmern sich<br />

die Forderungsmanager um<br />

das gesamte außergerichtliche<br />

Mahnverfahren für Sie. Ihr<br />

Schuldner wird dabei mehrfach<br />

schriftlich und ggf. telefonisch<br />

zur Zahlung aufgefordert. Bleiben<br />

diese Schritte erfolglos,<br />

erhält Ihr Schuldner ein Mahnschreiben<br />

von einem Vertragsanwalt<br />

der D.A.S. Prozessfinanzierung<br />

AG. Darin wird er letztmalig<br />

zur Zahlung aufgefordert.<br />

Sie können sich jederzeit über<br />

den Stand des Verfahrens informieren<br />

und bleiben so stets Herr<br />

des Verfahrens. Selbst wenn Ihr<br />

Patient Einwände gegen Ihre<br />

Forderung erhebt, bekommen<br />

Sie eine wertvolle Unterstützung:<br />

Wird Ihre Forderung während<br />

der Beitreibung streitig,<br />

erhalten Sie eine rechtliche Einschätzung<br />

zu den Erfolgsaussichten<br />

vor Gericht, das Ergebnis<br />

der Bonitätsprüfung, eine<br />

Empfehlung zum weiteren Vorgehen<br />

und eine unverbindliche<br />

Empfehlung eines auf Ihren Fall<br />

spezialisierten Rechtsanwaltes<br />

vor Ort.


Aktuell und attraktiv zum<br />

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aktuell informieren wollen,<br />

steht Ihnen beim VSO-Kongress<br />

ein kompetenter Ansprechpartner<br />

der D.A.S. zur Verfügung.<br />

Ralf Bott<br />

Verwaltungswirt,<br />

Personalfachkaufmann<br />

Hauptvertretung der D.A.S.<br />

Aktuelles<br />

a u s P r a x i s u n d K l i n i k<br />

Pfalzstraße 1, 97078 Würzburg<br />

Tel. 0931/2878296,<br />

0171/8435230<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 211


Rubriken<br />

T a g u n g e n u n d K u r s e<br />

Tagungen<br />

13. bis 16. Mai <strong>2009</strong> in Halle/Saale: 22. Jahrstagung<br />

der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft<br />

für Paraplegie (DMGP)<br />

Ort: Georg-Friedrich-Händel-Halle, Salzgrafenplatz 1,<br />

06108 Halle/Saale<br />

Veranstalter: Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft<br />

für Paraplegie e.V. (DMGP)<br />

Wissenschaftliche Leitung: Dr. med. Klaus Röhl, Chefarzt<br />

des Zentrums für Rückenmarksverletzte und der Klinik<br />

für Orthopädie der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken<br />

Bergmannstrost in Halle/Saale und Präsident der DMGP<br />

Organisation: Conventus Congressmanagement & Marketing<br />

GmbH, Justus Appelt, Markt 8, 07743 Jena, Tel.<br />

+49 (0)3641 3 53 32 25, Fax +49 (0)3641 35 33 21, E-Mail:<br />

dmgp@conventus.de, www.conventus.de/dmgp<strong>2009</strong><br />

14. bis 16. Mai <strong>2009</strong> in Münster: 6. Jahrestagung der<br />

Deutschen Gesellschaft für Biomechanik<br />

Ort: Universitätsklinikum Münster, Institut für Anatomie,<br />

Vesaliusweg 2–4, 48149 Münster<br />

Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Biomechanik<br />

e.V.<br />

Tagungspräsident: Prof. Dr. rer. soc. D. Rosenbaum, Universitätsklinikum<br />

Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemeine<br />

Orthopädie, Funktionsbereich Bewegungsanalytik,<br />

Domagkstr. 3, 48149 Münster<br />

Organisation: Conventus Congressmanagement & Marketing<br />

GmbH, Marie Recknagel, Markt 8, 07743 Jena,<br />

Tel. +49 (0)3641 3 53 32 69, Fax +49 (0)3641 3 53 32 71,<br />

E-Mail: marie.recknagel@conventus.de<br />

18. bis 20. Juni <strong>2009</strong> in Freiburg: Focus Cerebralparese,<br />

I. interdisziplinärer Kongress Neuropädiatrie,<br />

Sozialpädiatrie und Orthopädie<br />

Themen: Prävention der Hüftmigration, Neuronale Plastizität,<br />

Lebensqualität<br />

Ort: Messe Freiburg, Hermann-Mitsch-Straße 3,<br />

79108 Freiburg<br />

Wissenschaftl. Leitung: PD Dr. Rainer Blank, Maulbronn,<br />

Prof. Harald Bode, Ulm, CA Dr. Leo Döderlein, Aschau,<br />

Prof. Florian Heinen, München, Prof. Ingeborg Krägeloh-<br />

Mann, Tübingen, CA Dr. Georg Manolikakis, Schwarzenbruck<br />

Kongressorganisation: Intercongress GmbH, Meike<br />

Heidt, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg, Tel. (07 61)<br />

6 96 99-0, Fax (07 61) 6 96 99-11, E-Mail info.freiburg@<br />

intercongress.de, www.intercongress.de<br />

Industriefachausstellung: Intercongress GmbH<br />

Silke Melzer, Wilhelmstr. 7, 65185 wiesbaden, Tel. (06 11)<br />

9 77 16-10, Fax (06 11) 9 77 16-16, E-Mail info.wiesbaden@intercongress.de,<br />

www.intercongress.de<br />

Informationen zum Kongress über www.cp-netz.de<br />

19. bis 20. Juni <strong>2009</strong> in Mannheim: 28. Jahrestagung<br />

der Sektion Kindertraumatologie in der Deutschen<br />

Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V.<br />

212<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

Thema: Das verletzte Kind im Spannungsfeld der unterschiedlichen<br />

Disziplinen<br />

Schwerpunkte: Wirbelsäulenverletzungen: Welches<br />

Spektrum ist in welchem Alter zu erwarten? Ab welchem<br />

Alter ist eine operative Therapie indiziert?; Wirbelsäule<br />

aus orthopädischer Sicht: Gibt es akute Bandscheibenvorfälle<br />

im Wachstumsalter? Wie sieht die Nachbehandlung<br />

der Wirbelverletzungen aus?; Biomechanik in der<br />

Kindertraumatologie: Was ist gesichert über die Stabilität?<br />

Brauchen wir weitere Implantate?; Becken- und<br />

Hüftgelenkverletzungen: Ist das Kind anders als der<br />

Erwachsene? Ist die konservative Therapie zeitgemäß?;<br />

Sprunggelenk: Die unendliche Geschichte der fibularen<br />

Bandverletzung; Fallvorstellungen: „worst-case“, schwierige<br />

Verläufe<br />

Tagungsleitung: Prof. Dr. med. L. Wessel, Universitätsklinikum<br />

Schleswig-Holstein, Klinik für Kinderchirurgie; Prof.<br />

Dr. med. H.-P. Scharf, Orthopädisch-Unfallchirurgisches<br />

Zentrum Mannheim; Prof. Dr. med. U. Obertacke, Orthopädisch-Unfallchirurgisches<br />

Zentrum Mannheim<br />

URL: http://www.conventus.de/SKT<strong>2009</strong><br />

Kontakt: SKT<strong>2009</strong>@conventus.de<br />

19. bis 21. Juni <strong>2009</strong> in München: 24. Jahreskongress<br />

der GOTS<br />

Themen: 1. Hüft-Leistenschmerz beim Sportler;<br />

2. Kniegelenknahe Osteotomien; 3. Patellainstabilität;<br />

4. Laufsport; 5. Trendsportarten;<br />

6. Freie Themen<br />

Ort: Hörsaaltrakt des Klinikums München-Großhadern,<br />

Marchioninistr. 15, 81377 München<br />

Wissenschaftl. Leitung: Prof. Dr. med. P. Lobenhoffer,<br />

Hannover, PD Dr. med. M. Engelhardt, Osnabrück, Dr.<br />

med. M. Krüger-Franke, München, Prof. Dr. med. S.<br />

Nehrer, Krems, Prof. Dr. med. H. Schmitt, Heidelberg, PD<br />

Dr. med. V. Valderrabano, Basel<br />

Ehrengast: Prof. D. Dejour, Lyon<br />

Kongressorganisation: Intercongress GmbH<br />

Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg, Tel. (07 61) 6 96 99-0,<br />

Fax (07 61) 6 96 99-11, E-Mail gpts@intercongress.de,<br />

www.intercongress.de<br />

Kongresshomepage: www.gots-kongress.de<br />

3. bis 4. Juli <strong>2009</strong> in Bad Salzungen: Kongress Schulterendoprothetik<br />

und Instabilitäten<br />

Themen: Schulterendoprothetik (1. Differenzialindikationen<br />

der Endoprothetik; 2. Primäre Frakturprothetik<br />

– aktueller Stand; 3. Inverse TEP zur<br />

primären Frakturversorgung; 4. Omarthrose<br />

– Endoprothetik: – Oberflächenersatz – mit<br />

oder ohne Schaft?, – Glenoidersatz?, – Inverse<br />

TEP; 5. Instablilität nach Endoprothetik; 6. Revisionen<br />

nach inverser TEP; 7. Workshops)<br />

Schulterinstabilitäten (8. Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion:<br />

– arthroskopisch vs. offen,


– Single vs. Double row repair; 9. Rotatorenmanschettenruptur<br />

bei Luxationen; 10. Irreparable<br />

Rotatorenmanschetten-Ruptur: Therapieoptionen;<br />

11. SLAP- und Bankart-Läsion:<br />

aktuelle Therapiestrategien; 12. Loose-Shoulder;<br />

13. Neue arthroskopische Portaltechniken;<br />

14. Workshops)<br />

Ort: Asklepios Klinik Bad Salzungen, Am See 49, 36433<br />

Bad Salzungen<br />

Kongresspräsidenten: Dr. Aristotelis Kaisidis, Leiter<br />

Schulterchirurgie, Klinikum Bad Salzungen, Akademisches<br />

Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums<br />

Jena, Lindigallee 3, 36433 Bad Salzungen<br />

Dr. Dietrich Grossmann, Chefarzt Klinik für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie, Klinikum Bad Salzungen, Akademisches<br />

Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums<br />

Jena, Lindigallee 3, 36433 Bad Salzungen<br />

Veranstalter Kongress, Fachausstellung und Rahmenprogramm:<br />

Klinikum Bad Salzungen gGmbH, Akademisches<br />

Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums,<br />

Lindigalle 3, 36433 Bad Salzungen<br />

Rubriken<br />

T a g u n g e n u n d K u r s e<br />

Kongressorganisation, Information und Anmeldung:<br />

Intercongress GmbH, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg,<br />

Tel., (07 61) 6 96 99-0, Fax (07 61) 6 96 99-11, E-Mail:<br />

info.freiburg@intercongress.de, www.intercongress.de-<br />

Kongresshomepage: www.schulter-badsalzungen.de-<br />

Online-Registrierung: www.registration.intercongress.de<br />

22. bis 25. Juli <strong>2009</strong> in Wildbad Kreuth: 1. Tegernseer<br />

Schulter und Ellenbogenkurs<br />

Themen: Rotatorenmanschette, Schulterprothese, Instabilität,<br />

Verschiebung<br />

Ort: Hanns-Seidel-Stiftung, Bildungszentrum Wildbad<br />

Kreuth, 83708 Wildbad Kreuth<br />

Leitung: Prof. Dr. U. Brunner, Krankenhaus Agatharied,<br />

Norbert-Kerkel-Platz, 83734 Hausham, E-Mail: brunner@<br />

khagatharied.de, Prof. Dr. E. Wiedemann, Sana Klinik<br />

München, Steinerstr. 6, 81369 München, E-Mail: ernst.<br />

wiedemann@gmx.de<br />

Kongressorganisation: Interkongress GmbH, Jutta<br />

Wachter, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg, Tel.: (07 61) 6<br />

96 99-0, Fax: (07 61) 6 96 99-11<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 213


Rubriken<br />

T a g u n g e n u n d K u r s e<br />

Kurse<br />

214<br />

Sonographie<br />

Sonographie-Kurse der Orthopädischen Klinik der<br />

Med. Hochschule Hannover für <strong>2009</strong><br />

nach den Richtlinien der DEGUM und nach § 6 KVB vom<br />

10. 2. 1993.<br />

Organisation: Prof. Dr. med. D. Lazovic, Seminarleiter<br />

der DEGUM; PD Dr. med. O. Rühmann, Ausbildungsleiter<br />

der DEGUM<br />

Sonographie der Säuglingshüftgelenks nach GRAF:<br />

H 193 Abschlusskurs 06.–07. 11. <strong>2009</strong><br />

Sonographie der Bewegungsorgane:<br />

W 172 Aufbaukurs 08.–09. 05. <strong>2009</strong><br />

W 173 Abschlusskurs 27.–28. 11. <strong>2009</strong><br />

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, eine Anmeldung ist erforderlich.<br />

Anmeldung und Auskunft: M. Kaiser, Tel. (05 11) 53 54<br />

340, Fax (05 11) 53 54 682. E-Mail: margot.kaiser@annastift.de<br />

8. bis 10. Mai <strong>2009</strong> in Berlin:Grundkurs Sonographie<br />

des Haltungs- und Bewegungsapparates und der<br />

Säuglingshüfte<br />

Ort: HELIOS Klinikum Emil von Behring, Klinik für Kinderorthopädie,<br />

Gimpelsteig 9, 14165 Berlin<br />

Veranstalter/Leitung: PD Dr. H. Mellerowicz,Tel.: (0 30) 81<br />

02-19 35/12 22, Fax: (0 30) 81 02-19 68, E-Mail: holger.<br />

mellerowicz@helios-kliniken.de<br />

Auskünfte: C. Peter, Tel.: (0 30) 81 02-19 35<br />

Sonographie-Kurse des Arbeitskreises Stütz- und<br />

Bewegungsorgane<br />

Stolzalpe/Österreich<br />

Orthopädie, Säuglingshüfte: alle Kurse monatlich<br />

Leitung und Auskunft: Prof. Dr. R. Graf, Doz. Dr. C.<br />

Tschauner, Landeskrankenhaus A-8852 Stolzalpe, Tel.<br />

0<strong>04</strong>3/353/24240, Fax 0<strong>04</strong>3/3532/ 2424279<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

ADO<br />

Kursangebote der Akademie Deutscher<br />

Orthopäden (ADO)<br />

Die ADO bietet qualifizierte Fortbildung im Fachbereich<br />

Orthopädie an.<br />

Sämtliche von der Akademie Deutscher Orthopäden<br />

angebotenen Kurse werden zertifiziert und<br />

mit FoBi-Punkten versehen. Diese werden von der<br />

KV und den Ärztekammern anerkannt und sind im<br />

Rahmen der Fortbildung laut GMG als Nachweis<br />

zu sehen.<br />

In der Akademie sind Kirsten Schulze, Melanie<br />

Dewart und Asiyé Henschel, Tel (0 30) 79 74 44-47<br />

oder -50, E-Mail: akademie@bvonet.de, Ihre Ansprechpartnerinnen,<br />

wenn Sie sich für einen Kurs<br />

anmelden oder allgemeine Informationen erhalten<br />

wollen.<br />

Alle Informationen über das aktuelle Kursangebot<br />

finden Sie auch auf unserer Akademie-Homepage<br />

unter: www.stiftung-ado.de<br />

MRT<br />

Kernspintomographie in der Sportklinik Stuttgart<br />

In Kooperation mit der Akademie Deutscher Orthopäden<br />

(ADO) und nach den Richtlinien des Arbeitskreises<br />

Bildgebende Verfahren der Deutschen Gesellschaft für<br />

Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC).<br />

Durch die Landesärztekammer Baden Württemberg<br />

werden 20 Fortbildungspunkte/Kurs (100 Punkte/fünf<br />

Kurse) für die Veranstaltung anerkannt.<br />

Durch diese Kurse wird Orthopäden/Unfallchirurgen ein<br />

Qualifikationsnachweis an die Hand gegeben, der eine<br />

MRT-Weiterbildung nachweist gegenüber Kostenträgern<br />

und bei Haftungsfragen.<br />

Kurs 3 (Untere Extremität) 3.–4. 7. <strong>2009</strong><br />

Kurs 4 (Differentialdiagnose) 9.–10. 10. <strong>2009</strong><br />

Kurs 5 (Zusammenfassung, Vertiefung,<br />

Prüfungsvorbereitung) 20.–21. 11. <strong>2009</strong><br />

Leitung und Organisation: Dr. med. F. Mauch, Stuttgart


Sonstige Kurse<br />

19. bis 25. Juli <strong>2009</strong> in Titisee-Neustadt: Sportmedizinisches<br />

Sommerseminar Titisee<br />

Die Sportmedizinische Fort-/Weiterbildung erfolgt nach<br />

den Curriculum des Deutschen Sportärzteverbandes als<br />

Wochenkurs Nr. 6, Wochenendkurs Nr. 2<br />

Ort: Konferenzraum Kurhaus Titisee, Strnadbadstr. 4,<br />

79822 Titisee-Neustadt, Tel.: (Touristinfo Titisee) (0 76<br />

51)98<strong>04</strong>0<br />

Veranstalter: Klinikum Oldenburg, Klinik für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie, Rahel-Straus-Str. 10, 26133 Oldenburg<br />

Wiss. Leiter: PD Dr. I. Jürgensen, Klinik für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie am Klinikum Oldenburg, PD Dr. T.<br />

Jöllenbeck und Dr. C. Schönle, Klinik Lindenplatz, Bad<br />

Sassendorf<br />

Anmeldung/Information: Frau R. Wiek, Tel.: (<strong>04</strong>41) 403-<br />

2366, E-Mail: wiek.rita@klinikum-oldenburg.de, www.<br />

sportmedizin-titisee.de<br />

25. bis 29. Mai <strong>2009</strong> in Montecorice/Italien: Indikationen<br />

in der Kindertraumatologie: Die besprechungsstabile Indikation<br />

Leitung: Dr. R. Kraus mit Unterstützung Li-La e.V.<br />

Kontakt: www.li-la.org, Ralf.Kraus@chiru.med.uni-giessen.de<br />

27. April <strong>2009</strong> in Bad Windsheim: Praxisworkshop:<br />

Manualisierung und Seminardesign in Patientenschulungen<br />

Ort: Kiliani-Klinik Bad Windsheim, Schwarzallee 10,<br />

91438 Bad Windsheim<br />

Anmeldung: Tel.: (02 21) 93 46 47-37, E-Mail: info@dbbt.de<br />

Information: www.dbbt.de<br />

Rubriken<br />

T a g u n g e n u n d K u r s e<br />

Initiative 93 Technische Orthopädie,<br />

28. Fort- und Weiterbildungskurs <strong>2009</strong><br />

Im Auftrag der DGOOC und des BVOU<br />

17. bis 18. April <strong>2009</strong> in Münster: Kurs Amputationschirurgie<br />

und Prothesenversorgung in der Technischen<br />

Orthopädie, Modul 2 des Zertifikates Technische<br />

Orthopädie<br />

Leitung: Prof. Dr. med. B. Greitemann, Prof. Dr. med. H.<br />

H. Wetz, Klinik und Poliklinik für Technische Orthopädie<br />

und Rehabilitation, Robert-Koch-Str. 30, 48149 Münster<br />

Sekretariat: Frau Wellering, Tel. (02 51) 83-5 67, Fax<br />

(02 51) 5 67 76<br />

19. bis 20. Juni <strong>2009</strong> in Heidelberg: Kurs Rollstuhlversorgung,<br />

Neuroorthopädie, Querschnittläsion, Kinderorthopädie<br />

in der Technischen Orthopädie, Modul<br />

3 des Zertifikates Technische Orthopädie<br />

Leitung: Prof. Dr. H. J. Gerner, Dr. F. Braatz, Orthopädische<br />

Universitätsklinik Heidelberg, Schlierbacher<br />

Landstr. 200a, 69118 Heidelberg<br />

Sekretariat: Frau Heine, Tel. (0 62 21) 96 63 84, Fax<br />

(0 62 21) 96 63 48, E-Mail: bianca.heine@ok.uni-hd.de<br />

11. bis 12. September <strong>2009</strong> in Göttingen: Kurs Schuhtechnik,<br />

Kompressionstherapie in der Technischen<br />

Orthopädie, Modul 4 des Zertifikates Technische Orthopädie<br />

Leitung: Prof. Dr. W. Schultz, Dr. H. Stinus, Orthopädische<br />

Universitätsklinik Göttingen, Robert-Koch-Str. 40,<br />

37075 Göttingen<br />

Sekretariat: Frau Matuschek, Tel. (05 51) 39 27 82, Fax<br />

(05 51) 39 55 62, E-Mail: orthopaedie@uni.goettingen.<br />

de<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 215


Herausgeber:<br />

Dr. med. D. Clemens<br />

Waldstr. 67, 76133 Karlsruhe<br />

Univ. Prof. Prim. Dr. R. Graf<br />

Abteilung für Orthopädie<br />

Landeskrankenhaus Stolzalpe<br />

A-8852 Stolzalpe<br />

Schriftleitung:<br />

Prof. Dr. med. W. Siebert<br />

Orthopädische Klinik<br />

Wilhelmshöher Allee 345<br />

34131 Kassel<br />

Priv.-Doz. Dr. med. V. Stein<br />

Buchenweg 25<br />

39120 Magdeburg<br />

Prof. Dr. med. K. Rossak<br />

Auf dem Guggelensberg 21<br />

76227 Karlsruhe<br />

Rubrik Arzt und Recht<br />

in Verantwortung:<br />

Kanzlei für ArztRecht<br />

Rechtsanwälte Dr. M. Andreas,<br />

Dr. B. Debong, Dr. W. Bruns<br />

Fiduciastraße 2<br />

76227 Karlsruhe<br />

Redaktionssekretariat der<br />

Orthopädischen Praxis:<br />

Frau S. Imeraj<br />

Orthopädische Klinik Kassel<br />

Wilhelmshöher Allee 345<br />

34131 Kassel<br />

Tel. (05 61) 30 84-2 31,<br />

Fax: (05 61) 30 84-2 <strong>04</strong><br />

E-Mail: wsiebert@okkassel.de<br />

Manuskripte und Rückfragen an diese<br />

Stelle.<br />

Geschäftsstelle der Vereinigung<br />

Süddeutscher Orthopäden e. V.:<br />

Maria-Viktoria-Str. 9<br />

76530 Baden-Baden<br />

Telefon (0 72 21) 2 96 83<br />

Telefax (072 21) 2 96 <strong>04</strong><br />

Homepage der Vereinigung<br />

Süddeutscher Orthopäden<br />

www.vso-ev.de<br />

Tagungsprogramm der<br />

Jahrestagungen<br />

Kongressanmeldung<br />

Vortragsanmeldung<br />

Beitrittsantrag zur VSO<br />

Informationen<br />

Autorenrichtlinien<br />

Anzeigentarif:<br />

Zurzeit gilt Tarif Nr. 36<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand:<br />

29501 Uelzen<br />

Druck:<br />

Griebsch & Rochol Druck<br />

GmbH & Co. KG<br />

Postfach 7145, 59029 Hamm<br />

Erscheinungsweise:<br />

monatlich<br />

Bezugsbedingungen:<br />

jährlich 116,10 D zuzüglich Versandgebühren<br />

Einzelheft 11,80 D<br />

Die Mitglieder der Vereinigung Süddeutscher<br />

Orthopäden e. V. erhalten<br />

die Zeitschrift im Rahmen ihres<br />

Mitgliedsbeitrages.<br />

Die Kündigung des Jahresabonnements<br />

kann nur schriftlich mit einer<br />

Frist von 6 Wochen zum Jahresende<br />

beim Verlag erfolgen, später eingehende<br />

Abbestellungen werden für<br />

das nächste Jahr vorgemerkt. Für<br />

die Bearbeitung aller Zuschriften<br />

bitte Lesernummer angeben.<br />

Im Falle höherer Gewalt oder bei<br />

Störung des Arbeitsfriedens besteht<br />

kein Anspruch auf Kürzung bzw.<br />

Rückzahlung des Bezugsgeldes.<br />

Bankverbindung:<br />

Sparkasse Uelzen 5405,<br />

BLZ 25850110<br />

Für unsere Autoren:<br />

Wir bitten, nur Arbeiten einzureichen,<br />

die weder an anderen Stellen<br />

angeboten noch dort erschienen<br />

sind. Abweichungen von diesen<br />

Richtlinien sind gesondert zu vereinbaren.<br />

Der Autor soll das Urheberrecht<br />

besitzen und der Vorstand<br />

der Klinik bzw. des Instituts, in dem<br />

die Untersuchungen durchgeführt<br />

wurden, muss die Genehmigung<br />

zur Veröffentlichung erteilt haben.<br />

Bei der Annahme der Arbeit erwirbt<br />

der Verlag für die Dauer der<br />

gesetzlichen Schutzfrist die ausschließliche,<br />

räumlich, zeitlich und<br />

inhaltlich unbeschränkte Befugnis<br />

zur Wahrnehmung der Verwertungsund<br />

Wiedergaberechte im Sinne der<br />

§§15 ff des Urheberrechtsgesetzes.<br />

Im Falle der Erstveröffentlichung<br />

in der „Orthopädischen Praxis“<br />

verpflichtet sich der Verlag, dem<br />

Autor auf Verlangen das Recht zur<br />

späteren Veröffentlichung in einer<br />

wissenschaftlichen und gelisteten<br />

Fachzeitschrift einzuräumen.<br />

Haftung:<br />

Sämtliche Angaben in diesem Heft<br />

sind nach bestem wissenschaftlichen<br />

Können der einzelnen Autoren<br />

gemacht. Eine Gewähr übernimmt<br />

der Verlag für diese Beiträge<br />

nicht. Im Einzelfall bleibt es dem<br />

Leser überlassen, die Aussagen<br />

einer eigenen Prüfung zu unterziehen.<br />

Die Arzneimittel- und Gerätehersteller<br />

haften selbst für ihre in<br />

den Anzeigen gemachten Angaben.<br />

Ebenfalls übernimmt der Verlag<br />

keine Haftung für Schäden, die<br />

durch fehlerhafte oder unterbliebene<br />

Ausführung im Text oder in den<br />

Anzeigen entstehen.<br />

Impressum<br />

Beirat der Orthopädischen Praxis:<br />

Dr. S. Best, Freiburg<br />

Prof. Dr. W. F. Beyer, Bad Füssing<br />

Dr. H.-P. Bischoff, Isny-Neutrauchburg<br />

Dr. K.-E. Brinkmann, Karlsbad<br />

Prof. Dr. H.-R. Casser, Mainz<br />

Prof. Dr. H. Cotta, München<br />

Prof. Dr. J. Eichler, Wiesbaden<br />

Prof. Dr. V. Ewerbeck, Heidelberg<br />

Dr. D. Färber, Balingen<br />

Dr. G. F. Finkbeiner, Blieskastel<br />

Prof. Dr. G. Fries, Saarbrücken<br />

Prof. Dr. J. Gekeler, Tübingen<br />

Prof. Dr. W. Hein, Halle<br />

Prof. Dr. J. Heine, Mainz<br />

Prof. Dr. W. Heipertz, Kelkheim<br />

Prof. Dr. J. Heisel, Bad Urach<br />

Prof. Dr. H.-R. Henche, Rheinfelden<br />

Prof. Dr. H. Hofer, Salzburg<br />

Prof. Dr. D. Hohmann, Erlangen<br />

Dr. G. Holfelder, Frankfurt<br />

Prof. Dr. L. Jani, Riehen<br />

Dr. K. Marquardt, Stuttgart<br />

Prof. Dr. H. Mittelmeier, Homburg/Saar<br />

Prof. Dr. K. Parsch, Stuttgart<br />

Prof. Dr. W. Puhl, Oberstdorf<br />

Prof. Dr. F.-W. Rathke, Ludwigsburg<br />

Prof. Dr. K.-C. Rauterberg, Heidelberg<br />

Prof. Dr. H.-J. Refior, München<br />

Prof. Dr. A. Reichelt, Leipzig<br />

Prof. Dr. J.-W. Weiss, Göttingen<br />

Prof. Dr. D. Wessinghage, Thurnau<br />

Verlag:<br />

Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />

Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen<br />

Tel. 0581 / 808-91 101 (Verlagsleitung);<br />

Fax 0581 / 808-91 890<br />

www.mlverlag.de<br />

Buch- u. Abo-Service/Buchhaltung 808-91 813,<br />

E-Mail: vertrieb@mlverlag.de<br />

Anzeigen/Sonderdrucke 808-91 814,<br />

E-Mail: anzeigen@mlverlag.de<br />

Lektorat/Rezensionen 808-91 815,<br />

E-Mail: lektorat@mlverlag.de<br />

Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />

Historie<br />

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