Ausgabe 04/2009 - OUP
Ausgabe 04/2009 - OUP
Ausgabe 04/2009 - OUP
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
H3765<br />
Orthopädische<br />
Praxis<br />
Zeitschrift für Orthopädie, Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie<br />
4/<strong>2009</strong><br />
Offizielles Organ der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden e. V. www.vso-ev.de<br />
Schwerpunkt: Sensomotorik<br />
A<br />
Meinungsumfrage<br />
Praxis und Zukunft<br />
Sensomotorik und<br />
der Bewegungsapparat<br />
Trichterbrust<br />
Therapie mit Saugglocke<br />
Arzt und Recht:<br />
Unterlassene Röntgenaufnahme mit Folgen<br />
www.mlverlag.de<br />
B<br />
Praxis 45. Jahrgang<br />
4/<strong>2009</strong><br />
Peer Reviewed<br />
C<br />
MEDIZINISCH LITERARISCHE<br />
VERLAGSGESELLSCHAFT MBH, UELZEN<br />
Postfach 11 51 / 11 52 · 29501 Uelzen<br />
ISSN 0030-588X
Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen,<br />
die „Orthopädische Praxis“<br />
und der Kongress in Baden-<br />
Baden fühlen sich den niedergelassenen<br />
Orthopäden<br />
und Unfallchirurgen besonders<br />
verbunden. In diesem<br />
Sinne eröffnen wir das Heft<br />
4 mit der Arbeit „Ergebnisse<br />
einer Meinungsumfrage im<br />
Kompetenznetz Orthopädie<br />
Unfallchirurgie Bezirk Köln zur<br />
zukünftigen Praxisausrichtung“<br />
von Herrn Kollegen Grüner.<br />
Ein Artikel, der besonders die<br />
Kollegen in der Praxis interessieren<br />
dürfte.<br />
Wir fahren fort mit der Arbeit<br />
„Funktionelle Orthopädie und<br />
Sensomotorik“ von Pfaff und<br />
widmen uns auch hier insbesondere<br />
den Anliegen der konservativen<br />
Orthopäden.<br />
Die Trichterbrust als Erkrankung<br />
und ihre Therapie sind sicherlich<br />
auf einige Zentren konzentriert.<br />
Hier die Arbeit von Häcker, der<br />
die Saugglocke nach E. Klobe<br />
vorstellt.<br />
Abschließend widmen wir uns<br />
mit zwei Beiträgen der orthopädischenRehabilitation:Professor<br />
Heisel, zweiter Vorsitzender<br />
der Vereinigung Süddeutscher<br />
Orthopäden, und sein Kollege<br />
Drabiniok beschäftigen sich mit<br />
dem Thema der Minimalinvasiv<br />
implantierten Endoprothesen<br />
des Hüft- und Kniegelenkes in<br />
der stationären postoperativen<br />
Rehabilitation. Sicherlich ein<br />
wichtiges Thema in diesem Heft,<br />
das doch gerade die Aspekte<br />
der konservativen Orthopädie<br />
betont, dem wir uns auch sehr<br />
verpflichtet fühlen.<br />
Mit dem Beitrag aus der Klinik<br />
unseres Präsidenten <strong>2009</strong>, Prof.<br />
Kladny, „Pflegenachsorge in der<br />
Orthopädischen Rehabilitation<br />
– Ergebnisse und Auswertung“<br />
schließen wir das Heft ab.<br />
Ich wünsche Ihnen mit dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> der „Orthopädischen<br />
Praxis“ einen guten Weiterbildungserfolg,<br />
aber denken Sie<br />
auch daran, den Kongress in<br />
Baden-Baden vom 30. April bis<br />
3. Mai <strong>2009</strong> einzuplanen und zu<br />
besuchen, denn dort können<br />
Sie sich wirklich breit informieren<br />
und weiterbilden.<br />
Mit den besten Grüßen<br />
Ihr<br />
Prof. Dr. med. Werner Siebert<br />
Schriftleiter<br />
Editorial<br />
V o r w o r t<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 165
Inhalt<br />
I n d i e s e r A u s g a b e<br />
Varia<br />
S. Grüner<br />
171 Ergebnisse einer Meinungsumfrage im Kompetenznetz Orthopädie Unfallchirurgie<br />
Köln zur zukünftigen Praxisausrichtung<br />
Schwerpunkt<br />
166<br />
G. Pfaff<br />
177 Funktionelle Orthopädie und Sensomotorik<br />
Varia<br />
F.-M. Häcker<br />
183 Die Saugglocke nach E. Klobe zur konservativen Therapie der Trichterbrust:<br />
die Glocke als Alternative zum Bügel?<br />
J. Heisel, T. Drabiniok<br />
190 Minimalinvasiv implantierte Endoprothesen des Hüft- und Kniegelenkes<br />
in der stationären postoperativen Rehabilitation<br />
R. Schmidt, L. Niese, B. Kladny<br />
196 Pflegenachsorge in der Orthoädischen Rehabilitation – Ergebnisse und Auswertung<br />
Abbildungen auf der Titelseite:<br />
– 11-jähriger Patient vor Beginn der Therapie (Tiefe der PE 2 cm) (A) und nach<br />
12 Monaten Therapie (Tiefe der PE 0,7 cm) (C)<br />
– Anwendung und Platzierung der Saugglocke (B)<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong>
Inhalt<br />
I n d i e s e r A u s g a b e<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
Arzt und Recht<br />
Unterlassene Röntgenaufnahme mit Folgen: 201<br />
Haftung wegen eines Befunderhebungsfehlers – auch für Fehler des Nachbehandlers<br />
Aus den Verbänden<br />
Neuer DVO-Leitlinienentwurf zur Osteoporose im Internet zur Diskussion 206<br />
Aktuelles aus Praxis und Klinik<br />
Dabigatranetexilat: „Praktische Vorteile und kombinierbar mit vielen gängigen Medikamenten“ 208<br />
Professionelles Forderungsmanagement für Ihre Praxis 210<br />
Rubriken<br />
Tagungen und Kurse 212<br />
167
Einladung<br />
168<br />
Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen, liebe Mitglieder<br />
und Freunde der VSO e.V.,<br />
gerne nutze ich kurz vor der<br />
Frühjahrstagung der Süddeutschen<br />
Orthopäden und Unfallchirurgen<br />
in Baden-Baden vom<br />
30. April bis 03. Mai <strong>2009</strong> nochmals<br />
die Gelegenheit, Sie alle<br />
ganz herzlich einzuladen und<br />
die bislang Unentschlossenen<br />
für die Kongressteilnahme zu<br />
motivieren.<br />
Wir treffen uns unter dem Motto<br />
„Der Tradition verpflichtet in<br />
die Zukunft“. Vieles wird Ihnen<br />
deshalb unverändert bekannt<br />
vorkommen. Der Kongress in<br />
Baden-Baden hat sein eigenes<br />
Gesicht und seinen eigenen<br />
Charakter – seine Tradition –,<br />
die erhalten bleiben soll. Hierzu<br />
gehört auch die konservative<br />
Schwerpunktsetzung alle zwei<br />
Jahre, die heute mehr denn je<br />
betont werden muss. Trotz dieser<br />
Schwerpunktsetzung haben<br />
wir versucht, den nicht einfachen<br />
Spagat im Spannungsfeld<br />
zwischen konservativen<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
und operativen und zwischen<br />
orthopädischen und unfallchirurgischen<br />
Inhalten zu schaffen,<br />
um die Arbeit der Vorgänger im<br />
Amt fortzusetzen, den Kongress<br />
auch in die Zukunft zu führen.<br />
Veränderungen setzen nach<br />
außen Zeichen für den zweiten<br />
Teil des Mottos „in die Zukunft“.<br />
Ein Kongress von der Bedeutung<br />
Baden-Badens muss sich<br />
verstärkt an den Gegebenheiten<br />
des neuen Facharztes ausrichten.<br />
Dabei bin ich besonders<br />
dem Vorsitzenden Herrn<br />
Dr. Möller und dem Vorstand<br />
der VSO sowie den beiden großen<br />
wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />
DGOOC und<br />
DGU und den Sektionen sowie<br />
dem BVOU, insbesondere den<br />
Herren Professor Günther, Professor<br />
Zwipp und Dr. Götte<br />
sowie der IGOST sehr dankbar,<br />
die mich bei dieser Aufgabe<br />
sehr unterstützt haben. Ich<br />
würde mich freuen, wenn noch<br />
unter meiner Präsidentschaft<br />
die Mitgliederversammlung der<br />
VSO e. V. diesem Wandel durch<br />
eine Namensänderung in VSOU<br />
e. V. gerecht werden würde.<br />
Bei der Vielzahl renommierter,<br />
ausgewiesener Experten und<br />
hochkarätiger Veranstaltungen<br />
fällt es schwer, gezielt auf Höhepunkte<br />
hinzuweisen. Auf dem<br />
Baden-Badener Kongress findet<br />
bei der großen Palette an wissenschaftlichen<br />
Sitzungen und<br />
Veranstaltungen sicherlich jeder<br />
die für ihn fachlich und persönlich<br />
wichtigen Highlights, ob Kliniker<br />
oder Niedergelassener, ob<br />
Wissenschaftler oder Praktiker.<br />
Nahezu alle wissenschaftlichen<br />
Sitzungen werden mit sehr informativen<br />
Übersichtsreferaten<br />
ausgewiesener Experten eingeleitet<br />
und abschließend durch<br />
einen Vorsitzenden zusammengefasst.<br />
Daneben konnten für<br />
Sie zu den Kongressthemen<br />
hoch interessante Experten-
sitzungen gestaltet werden.<br />
Der Rehabilitation ist ein eigenes<br />
Hauptthema mit den verschiedenen<br />
Facetten von der<br />
Rückenschmerzproblematik bis<br />
hin zur Nachbehandlung nach<br />
Operationen gewidmet. Wir werden<br />
eine gemeinsame Sitzung<br />
der beiden Schwestersektionen<br />
Physikalische Medizin und<br />
Rehabilitation der DGOOC und<br />
DGU haben, die in Berlin bereits<br />
Tradition hat. Der alte Mensch<br />
und die Geronto-Orthopädie<br />
und -Traumatologie stellen in<br />
unserem Fachgebiet ebenso<br />
wie der Fuß sowohl operative als<br />
auch nicht-operative Herausforderungen<br />
dar. Herr Zwipp leitet<br />
eine sehr interessante Sitzung<br />
zum Thema Fußverletzungen.<br />
Zu einer der interessantesten<br />
Fragen unseres Fachgebietes<br />
gehört die Indikationsstellung.<br />
Deshalb widmet sich ein Hauptthema<br />
des Kongresses der<br />
Frage „OP or not OP – that’s<br />
the question“, in dem die Palette<br />
von der Traumatologie bis<br />
zur Kinderorthopädie reicht. Die<br />
Grundlagenforschung ist durchgehend<br />
in einem Saal am Donnerstag<br />
abgebildet, die Kinderorthopädie<br />
am Samstag. Passend<br />
zur Kinderorthopädie wird<br />
unter physiotherapeutischer<br />
Beteiligung auch auf den wichtigen<br />
interdisziplinären Aspekt<br />
unserer täglichen Arbeit hingewiesen.<br />
Daneben gibt es unter<br />
den freien Themen interessante<br />
Veranstaltungen betreffend die<br />
Schulter, die Wirbelsäule und<br />
die Hüft- und Knieendoprothetik.<br />
Neben dem wissenschaftlichen<br />
Programm mit zahlreichen<br />
Höhepunkten möchte ich an dieser<br />
Stelle auf einige Veranstaltungen<br />
und Programmpunkte<br />
besonders hinweisen. Ich freue<br />
mich sehr auf den Festvortrag<br />
von Herrn Dr. Richard David<br />
Precht zum Thema „Moralische<br />
Gefühle – wer trifft unsere Entscheidungen?“<br />
im Rahmen<br />
unserer Eröffnungsveranstaltung.<br />
Gespannt bin ich selbst<br />
schon auf unser Get Together<br />
nach der Eröffnungsfeier und<br />
lasse mich mit Ihnen von der<br />
erstmals beim Kongress veranstalteten<br />
Küchenparty überraschen.<br />
Gerne feiere ich mit<br />
Ihnen zusammen den Gesellschaftsabend<br />
mit interessanten<br />
Show-Auftritten, einem Gala-<br />
Büffet und einer begeisternden<br />
Band. Dieser Gala-Abend stellt<br />
sicherlich den gesellschaftlichen<br />
Höhepunkt des Kongresses<br />
dar.<br />
An dieser Stelle möchte ich<br />
es nicht vergessen, all denen<br />
Dank zu sagen, die die Vorbereitung<br />
und Organisation des<br />
Kongresses möglich gemacht<br />
haben und jetzt zum Gelingen<br />
beitragen.<br />
Zeiten der Krise bedürfen vor<br />
allem des Zusammenrückens<br />
und der Einigkeit. Genießen<br />
Sie neben dem fachlichen Austausch<br />
die familiäre Atmosphäre<br />
des Kongresses und den<br />
bezaubernden orthopädisch–<br />
unfallchirurgischen Frühling in<br />
Baden-Baden. Kongresskenner<br />
wissen, was ich damit meine<br />
und neue Besucher erfahren<br />
hoffentlich das Außergewöhnliche,<br />
das Sie immer wieder<br />
hierher führen wird. Die besondere<br />
Kongressatmosphäre trägt<br />
hoffentlich dazu bei, um etwas<br />
Abstand zu bekommen von den<br />
enormen Verwerfungen, die<br />
aktuell unser Gesundheitssystem<br />
und die Wirtschaft lähmen.<br />
Nutzen Sie die Gelegenheit,<br />
sich gemeinsam in entspannter<br />
Atmosphäre auszutauschen.<br />
Profitieren Sie von interessanten<br />
Präsentationen und angeregten<br />
Diskussionen während des Kongresses.<br />
Ich freue mich auf Ihr zahlreiches<br />
Kommen und das persönliche<br />
Treffen mit Ihnen bei<br />
der 57. Jahrestagung in Baden-<br />
Baden.<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihr<br />
Bernd Kladny<br />
Einladung<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 169
S. Grüner<br />
Ergebnisse einer Meinungsumfrage<br />
im Kompetenznetz Orthopädie<br />
Unfallchirurgie Bezirk Köln<br />
zur zukünftigen Praxisausrichtung<br />
Stellvertr. Bezirksobmann Bezirk Köln BVOU, Stellvertr. Vorsitzender des Kompetenznetzes Orthopädie Unfallchirurgie Bezirk Köln<br />
(KNOUBK)<br />
Einleitung<br />
Nachdem im November bis<br />
Dezember 2008 zunächst der<br />
desaströse Fallwert von ca.<br />
32€ bekannt wurde und dann<br />
sogar noch auf 30,11€ für den<br />
Bereich Orthopädie abgesenkt<br />
wurde, ergeben sich für die einzelnen<br />
Praxen eine Reihe von<br />
Fragen hinsichtlich der weiteren<br />
Ausrichtung, welche die weitere<br />
Arbeit direkt ab dem aktuellen<br />
Quartal beeinflussen werden.<br />
Hierbei geht es u. a. um die<br />
weitere Entwicklung der Fallzahlen,<br />
der Praxisleistungen,<br />
der Röntgenleistungen, der<br />
Personalentwicklung, der weiteren<br />
Praxisentwicklung inklusive<br />
der Organisationsform sowie<br />
um Planungen hinsichtlich der<br />
Terminvergabe in den Praxen.<br />
Die Antworten auf die sich stellenden<br />
Fragen und vor allem<br />
deren praktische Umsetzungen<br />
hängen auch davon ab, ob und<br />
inwiefern sich eine gemeinsame<br />
Linie innerhalb der Fachgruppe<br />
abzeichnet. Zu diesem Zweck<br />
haben wir in unserem Kompetenznetz<br />
eine Umfrage über den<br />
E-Mail-Verteiler in der ersten<br />
Woche Dezember gestartet, im<br />
Weiteren nun die Ergebnisse<br />
der vorläufigen Beendigung der<br />
Umfrage Ende 2008. Die Ergebnisse<br />
und deren Interpretationen<br />
beziehen sich auf den Wissensstand<br />
Ende 2008, eventuelle<br />
weitere Verschiebungen sind<br />
Schlüsselwörter: Fragebogen – Kompetenznetz – Praxisentwicklung<br />
In einer Fragebogenaktion im<br />
Dezember 2008 unter den<br />
KV-niedergelassenen Mitgliedern<br />
des Kompetenznetzes<br />
Orthopädie Unfallchirurgie<br />
Bezirk Köln KNOUBK wurde<br />
angesichts der sich abzeichnenden<br />
gravierenden Reduktionen<br />
der KV-Mittel für die<br />
Versorgung in sechs Fragen<br />
das Meinungsbild hinsichtlich<br />
der zukünftigen Entwicklung<br />
der Fallzahlen, der Praxisleistungen,<br />
der Röntgenleistungen,<br />
der Personalentwicklung,<br />
der Praxisentwicklung<br />
und der Terminvergabe<br />
hierbei nicht berücksichtigt.<br />
Methodik<br />
Das Kompetenznetz Orthopädie<br />
Unfallchirurgie Bezirk Köln<br />
(KNOUBK) ist ein eingetragener<br />
Verein mit über 90 Mitgliedern<br />
im Bezirk und Köln<br />
und angrenzenden Regionen.<br />
Bei den Mitgliedern handelt es<br />
sich – neben einigen weiteren<br />
Varia<br />
M e i n u n g s u m f r a g e<br />
erfasst. Hierbei zeigte sich<br />
die Tendenz zur Beibehaltung<br />
der Fallzahl (fragliche<br />
Erhöhung), die Tendenz zur<br />
Reduktion von Leistungen,<br />
die Tendenz zur Beibehaltung<br />
des Personalstamms unter<br />
gleichzeitiger Senkung der<br />
Lohnkosten und die Tendenz<br />
zum Zusammenschluss. Auch<br />
wenn aktuelle tagespolitische<br />
Entwicklungen zeitlich nach<br />
der Umfrage manche Tendenzen<br />
abschwächen oder<br />
auch verstärken, so ergibt<br />
sich dennoch ein aussagekräftiges<br />
Stimmungsbild.<br />
privatärztlich oder chefärztlich<br />
tätigen Kolleginnen und Kollegen<br />
– zu über 90 % um kassenärztliche<br />
Niedergelassene,<br />
also die direkt von den aktuellen<br />
Entwicklungen in erster<br />
Linie betroffene Gruppe. Am<br />
06.12.2008 wurde allen Mitgliedern<br />
per E-Mail ein Fragebogen<br />
zugeleitet und in den folgenden<br />
Tagen und Wochen noch mehrfach<br />
an die Beantwortung erin-<br />
Zusammenfassung<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 171
Varia<br />
M e i n u n g s u m f r a g e<br />
Summary<br />
172<br />
Key words: questionnaire- Competence Network Orthopedic<br />
Trauma Surgery – practice development<br />
In face of severe reductions<br />
of the KV-funds a<br />
questionnaire action was<br />
made in December 2008<br />
under the KV-established<br />
members the Competence<br />
Network Orthopedic Trauma<br />
Surgery District Cologne<br />
KNOUBK including six<br />
question concerning the<br />
future development: case<br />
numbers in practice, practice<br />
activities, X-ray services,<br />
staff, practice development<br />
and appointments<br />
nert. Intern wurde die Deadline<br />
auf Ende 2008 festgelegt, die<br />
Auswertung mit der alleinigen<br />
Zielgruppe „kassenärztlich niedergelassen<br />
und Mitglied im<br />
KNOUBK“ erfolgte zeitnah. Die<br />
Statistiken erfolgten nach dem<br />
Schema „Anzahl der Antworten<br />
x / Anzahl der Gesamtantworten“,<br />
bezogen auf alle Bögen<br />
bzw. jeweils auf die beiden<br />
Untergruppen der Einzelpraxen<br />
(EP) und der Berufsausübungsgemeinshaften<br />
/ MVZ (BAG).<br />
Während dieser Zeit eingegangene<br />
Neuanmeldungen wurden<br />
aus systematischen Gründen<br />
nicht berücksichtigt, ebenfalls<br />
Rückläufer sowie von kassenärztlich<br />
Niedergelassenen, welche<br />
nicht Mitglied in unserem<br />
Kompetenznetz sind, sowie von<br />
Privatärzten (n = 8), sondern<br />
sie dienten der Abrundung des<br />
Gesamtbildes. Diese Bögen<br />
zeigten aber keine deutlichen<br />
Abweichungen zu den anderen<br />
Ergebnissen.<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
acquired. This showed the<br />
tendency to maintain the<br />
case number (issue Increase),<br />
the tendency to reduction<br />
of activities, the<br />
tendency to maintain of<br />
staff under simultaneously<br />
reducing labour costs and<br />
the tendency to merger.<br />
Also where current day political<br />
developments in time<br />
may reduce or increase<br />
some trends, the result are<br />
nevertheless a meaningful<br />
mood.<br />
Fragebogen<br />
Grundsätzlich konnte jeder<br />
Bogen auf Wunsch anonymisiert<br />
beantwortet werden, die<br />
Namensangabe war freiwillig.<br />
Ferner wurde gefragt, ob es<br />
sich um eine Einzelpraxis oder<br />
um eine Doppelpraxis/Mehrfachpraxis/MVZ<br />
(= Berufsausübungsgemeinschaft<br />
BAG) handelt.<br />
Da fast alle ihre Namen<br />
angegeben haben, konnte<br />
zuverlässig eine Rückläuferstatistik<br />
erstellt werden. Insgesamt<br />
wurden sechs Fragen gestellt,<br />
bis auf die erste Frage war<br />
bei allen die Möglichkeit von<br />
Mehrfachantworten gegeben.<br />
Zu jeder Frage gab es vorweg<br />
einige Erläuterungen. Bei allen<br />
Fragebögen sollte möglichst<br />
eine individuelle Beantwortung<br />
von allen Mitgliedern erfolgen,<br />
also nicht nur ein Bogen pro<br />
Praxis. Die erste Frage bezog<br />
sich auf die Fallzahlen. Unter<br />
der Prämisse, dass man diese<br />
durch die Praxisöffnungszeiten<br />
und die Anzahl der Urlaubstage<br />
in gewissem Maße steuern<br />
kann, wurde gefragt, ob die<br />
Befragten die Fallzahl zukünftig<br />
senken, halten oder steigern<br />
möchten. Bei der zweiten Frage<br />
nach den Praxisleistungen unter<br />
der Prämisse eines deutlich<br />
reduzierten Budgets pro Patient<br />
waren fünf Möglichkeiten vorgegeben:<br />
allgemeine Steigerung<br />
der Leistungen, allgemeine Beibehaltung<br />
der Leistungen, allgemeine<br />
Reduktion der Leistungen<br />
sowie als Spezifikationen<br />
Reduktion aller Leistungen oder<br />
Reduktion mancher Leistungen.<br />
Bei der dritten Frage nach den<br />
Röntgenleistungen mit einer nun<br />
eingeführten Budgetierung und<br />
Verknappung der Leistungsmenge<br />
waren ebenfalls fünf<br />
Antworten möglich: allgemeine<br />
Steigerung der Leistung, allgemeine<br />
Beibehaltung der Leistung,<br />
allgemeine Reduktion der<br />
Leistungen sowie als Spezifikationen<br />
Weiterleitung zum Radiologen<br />
bei Überschreitung des<br />
eigenen Budgets oder kontinuierliche<br />
Weiterleitung zum Radiologen<br />
mit dem Ziel einer Punktlandung.<br />
Bei der vierten Frage<br />
nach der Personalentwicklung<br />
wurde prinzipiell einerseits nach<br />
Art der Beschäftigten (Voll- [VZ]<br />
und Teilzeitbeschäftigte [TZ]<br />
mit kompletter Sozialversicherungspflicht<br />
vs. Aushilfen mit<br />
pauschalierten Abgaben) und<br />
andererseits nach Kürzungsmöglichkeiten<br />
hinsichtlich der<br />
Anzahl der Stellen beziehungsweise<br />
deren Ausgestaltung in<br />
Stundenanzahl und/oder Stundenlohn<br />
unterschieden. Hier<br />
waren sieben Antworten möglich:<br />
neben den drei generellen<br />
Antworten (Personal vergrößern,<br />
Personal beibehalten, Personal<br />
reduzieren) auch vier Spezifikationen:<br />
Entlassung von VZ/TZ,<br />
Änderungskündigung bei VZ/<br />
TZ zur Reduktion von Stundenlohn<br />
und/oder Wochenarbeitszeit,<br />
Entlassung von Aushilfen,<br />
Reduktion von Stundenlohn<br />
und/oder Wochenarbeitszeit<br />
von Aushilfen. Bei der fünften
Frage der Praxisentwicklung<br />
ging es darum, ob man wie<br />
bisher weitermachen möchte,<br />
den Zusammenschluss zu einer<br />
Berufsausübungsgemeinschaft<br />
BAG anstrebt oder verkaufen<br />
möchte. Die sechs Antwortmöglichkeiten<br />
lauten sinngemäß:<br />
weitermachen, Anschluss an<br />
eine andere Praxis, Aufnahme<br />
einer anderen Praxis, Neugründung<br />
einer oder mehrerer anderer<br />
Praxen an einem anderen<br />
Standort, Verkauf innerhalb der<br />
nächsten zwei Jahre beziehungsweise<br />
Verkauf innerhalb<br />
der nächsten zwei Jahre an ein<br />
MVZ. Bei der sechsten Frage<br />
ging es unter den Prämissen,<br />
dass echte Notfälle weiter ohne<br />
Berücksichtigung von evt. überschrittenen<br />
Budgets behandelt<br />
werden und dass für die anderen<br />
Möglichkeiten ein juristisch<br />
sauberer Weg gefunden wird,<br />
um die Frage, ob und wie man<br />
alle patientenseitigen Untersuchungs-<br />
und Behandlungswünsche<br />
im laufenden Quartal (ggf.<br />
zu Lasten der KV) erfüllt. Hier<br />
waren vier Antworten möglich,<br />
und zwar sinngemäß die Steigerung<br />
der Punktzahlen, deren<br />
Beibehaltung, die Verschiebung<br />
von Leistungen in das nächste<br />
Quartal und die Anbietung von<br />
Leistungen im gleichen Quartal<br />
auf Selbstzahlerbasis.<br />
Rücklaufquote<br />
In Frage kamen grundsätzlich<br />
83 Kolleginnen und Kollegen<br />
nach den oben genannten Kriterien,<br />
Antworten erfolgten von<br />
57,8 % (n = 48). Differenziert<br />
nach Einzelpraxis (EP) oder<br />
größeren Einheiten (BAG) lag<br />
die Rücklaufquote bei den EP<br />
mit 63,4 % (26/41) höher als bei<br />
den DP 52,4 % (22/42). In einer<br />
Sonderauswertung „Rückläufer<br />
praxisbezogen“ mit Beantwortung<br />
durch die EP bzw. jeweils<br />
mindestens einer Antwort pro<br />
BAG konnten sogar fast 2/3 aller<br />
Praxen (65,1 %) erreicht werden:<br />
41 aller 63 Praxen antworteten.<br />
Bei den BAG konnten eine<br />
Anzahl auch nicht vollständig<br />
antworten, weil diese nur partiell<br />
Mitglied im Kompetenznetz<br />
sind, andere haben vollständig<br />
geantwortet, wieder andere hätten<br />
vollständig antworten können,<br />
haben dies jedoch nicht<br />
oder nur teilweise gemacht.<br />
Ergebnisse<br />
Frage 1 Fallzahlen:<br />
In einem Bogen (eine EP) wurde<br />
sowohl Fallzahl halten (Antwort<br />
b) als auch Fallzahl steigern<br />
(Antwort a) angegeben, somit<br />
49 Antworten:<br />
- 2,0 % (eine BAG) der Praxen<br />
möchten senken (Antwort c)<br />
- 79,6 % (39/49) versuchen die<br />
Fallzahlen zu halten (77,8 % EP<br />
[21/27], 81,8 % BAG [18/22])<br />
- 18,4 % (9/49) der Praxen (22,2<br />
% EP [6/27], 13,6 % BAG [3/22])<br />
möchten steigern.<br />
Frage 2 Praxisleistungen:<br />
Hier konnte grundsätzlich eine<br />
Steigerung der Praxisleistungen<br />
(a), eine Beibehaltung (b) oder<br />
eine Absenkung (c) angegeben<br />
werden, noch spezifiziert um<br />
eine Absenkung aller Leistun-<br />
Varia<br />
M e i n u n g s u m f r a g e<br />
gen (d) oder mancher Leistungen<br />
(e). Es erfolgten 57 Antworten.<br />
- Steigerung null Prozent<br />
- 17,5 % (10/57) der Praxen<br />
möchten ihre Leistungen prinzipiell<br />
beibehalten (EP tendenziell<br />
mit ca. 22,6 % [7/31] deutlich<br />
mehr als BAG mit ca. 11,5 %<br />
[3/26])<br />
- 82,5 % (47/57) plädieren für<br />
eine Leistungseinschränkung<br />
(EP 77,4 % [24/31], BAG 88,5<br />
% [23/26]).<br />
Ca. 16,7 % (8/48) der Praxen<br />
nutzten die Möglichkeit einer<br />
Mehrfachantwort, hier am häufigsten<br />
die Kombination von<br />
genereller Beibehaltung der<br />
Leistungen in Kombination mit<br />
Senkung mancher Leistungen,<br />
dazu noch eine Reihe von Einzelantworten.<br />
Die prozentualen<br />
Rohwerte sind im Abbildung 1<br />
dargestellt. Nur 8,8 % der Praxen<br />
möchten ihre Praxisleistungen<br />
im vollen Umfang beibehalten,<br />
91,2 % der Praxen werden<br />
voraussichtlich zumindest<br />
manche Leistungen reduzieren,<br />
wenn nicht sogar generell das<br />
Leistungsangebot herunterfahren.<br />
Abb. 1: Praxisleistungen.<br />
Abb. 2: Röntgenleistungen.<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 173
Varia<br />
M e i n u n g s u m f r a g e<br />
174<br />
Frage 3 Röntgenleistungen:<br />
Neben den drei grundsätzlichen<br />
Antworten Leistungssteigerung<br />
(a), Leistungsbeibehaltung (b)<br />
und Leistungsreduktion (c) ergaben<br />
sich hier noch die Spezifikationen<br />
der Überweisung zum<br />
Radiologen bei Überschreitung<br />
des eigenen Budgets (d) oder<br />
die kontinuierliche Überweisung<br />
von Leistungen zum Radiologen<br />
während des gesamten Quartals<br />
mit dem Ziel einer Punktlandung<br />
(e). Die Rohwerte in<br />
Prozent sind in Abbildung 2<br />
dargestellt. Eine EP röntgt selber<br />
nicht, steigern wollte keiner,<br />
ca. 15,6 % (10/64) der Praxen<br />
möchten ihre Leistungen<br />
beibehalten (hier deutlich mehr<br />
EP mit 21,2 % [7/33] als BAG<br />
mit 6,5 % [2/31]), über 1/3 der<br />
Praxen antworteten mehrfach,<br />
neben Einzelantworten hierbei<br />
führend mit ca. 21,3 % die Kombination<br />
von Reduktion der Leistungen<br />
mit Überweisung zum<br />
Radiologen am Quartalsende,<br />
halb so häufig die Kombination<br />
von Leistungsreduktion mit kontinuierlicher<br />
Überweisung zum<br />
Radiologen.<br />
Frage 4 Personalentwicklung:<br />
Diese Frage mit den meisten<br />
Antwortmöglichkeiten bot die<br />
Grundoptionen der Vergrößerung<br />
(a), der Beibehaltung<br />
(b) und der Reduktion (c) der<br />
Anzahl der Angestellten sowie<br />
die Spezifikationen der Entlassung<br />
von Voll- bzw. Teilzeitkräften<br />
(d) oder Aushilfen (f) oder<br />
die entsprechende Reduktion in<br />
Stundenanzahl und/oder Stundenlohn<br />
(e bzw. g). 20 % der<br />
Praxen (EP 7/26 = 26,9 %, BAG<br />
5/22 = 22,7 %) nutzten die Mög-<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
lichkeit von Mehrfachantworten,<br />
jedoch quer verteilt über alle<br />
Bereiche ohne eindeutige Häufungen,<br />
somit 60 Antworten,<br />
die Rohwerte in Prozent sind in<br />
Abbildung 3 dargestellt:<br />
- Ausweitungen der Personalstärke<br />
sind nirgendwo geplant<br />
- Knapp über die Hälfte gaben<br />
in beiden Gruppen eine Beibehaltung<br />
des Personalstamms<br />
an, mit jedoch einer Anzahl von<br />
Mehrfachnennungen.<br />
- Bei den EP will die Hälfte<br />
nichts ändern, je knapp unter<br />
1/4 reduziert Stellen oder reduziert<br />
bei den Wochenstunden<br />
und/oder beim Stundenlohn,<br />
eine EP möchte die Kombination<br />
von Antwort c und d durchführen.<br />
- Bei den BAG sprachen sich elf<br />
für eine Beibehaltung aus, fünf<br />
wollen Stellen abbauen, eine<br />
reduziert bei den Kosten .<br />
- Bei drei Praxen kamen nicht<br />
gleichlautende Antworten von<br />
allen Inhabern, schwankend<br />
zwischen Beibehaltung und<br />
Abbau bzw. Kostensenkung<br />
in zwei Fällen und einem Fall<br />
von geplanter Kostensenkung<br />
Abb. 3: Personalentwicklung.<br />
mit unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten.<br />
- Beibehaltung 31/60 = 51,7 %<br />
(EP 17/33 = 51,5 %, BAG 14/27<br />
= 51,9 %)<br />
- generelle Reduktion 9/60 =<br />
15,0 % (EP 4/33 = 12,1 %, BAG<br />
5/27 = 18,5 %)<br />
- Entlassung VZ/TZ 6/60 = 10,0 %<br />
(EP 3/33 = 9,1 %, BAG 3/27 =<br />
11,1 %)<br />
- Reduktion VZ/TZ 6/60 = 10,0 %<br />
(EP 4/33 = 12,1 %, BAG 2/27 =<br />
7,4 %)<br />
- Entlassung Aushilfen 3/60 =<br />
5,0 % (EP 1/33 = 3,0 %, BAG<br />
2/27 = 7,4 %)<br />
- Reduktion Aushilfen 5/60 = 8,3 %<br />
(EP 4/33 = 12,1 %, BAG 1/27 =<br />
3,7 %)<br />
Frage 5 Praxisentwicklung:<br />
Diese Frage beinhaltet sechs<br />
Antwortmöglichkeiten in drei<br />
Gruppen:<br />
I) weitermachen wie bisher (a)<br />
II) Gründung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />
(BAG)<br />
beziehungsweise deren Erweiterung<br />
in den Optionen Anschluss<br />
an eine andere Praxis (b), Aufnahme<br />
einer anderen Praxis (c)<br />
oder Neugründung mit mindestens<br />
einer anderen Praxis an<br />
einem neuen Standort (d)<br />
III) Beendigung der kassenärztlichen<br />
Tätigkeit innerhalb der<br />
nächsten zwei Jahre und Verkauf<br />
des Sitzes generell (e) oder<br />
speziell an ein MVZ (f).<br />
Bei fehlender Antwort auf diese<br />
Frage in einem Bogen wurden<br />
insgesamt 68 Antworten gegeben.<br />
Die Rohwerte in Prozent<br />
sind in Abbildung 4 dargestellt.<br />
Nur ein Praxisinhaber in einer EP<br />
möchte in den nächsten 1 bis 2<br />
Jahren aufhören, ein Bogen gab<br />
keine Antwort auf die Frage. Bei<br />
42,6 % aller Bögen wurde ein<br />
„Weitermachen“ angegeben,<br />
allerdings mit deutlichen Unterschieden<br />
zwischen den EP (33,3<br />
%) und den BAG (55,2 %). Ca.<br />
ein Viertel der Praxen denkt an<br />
einen Anschluss an eine andere<br />
Praxis, ebenfalls mit deutlichen<br />
Unterschieden zwischen EP<br />
und BAG mit ungefähr einem<br />
Verhältnis von 2:1(23,5 %/30,7<br />
%/14,8 %). Die dritthäufigste<br />
Antwort war die Aufnahme einer<br />
anderen Praxis mit 19,1 %, hierbei<br />
die BAG mit 25,9 % häufiger<br />
als die EP mit 15,4 %. Rang vier<br />
mit 11,8 % nahm der Zusammenschluss<br />
an einem neuen<br />
Standort ein, ebenfalls mit deutlichen<br />
Unterschieden zwischen<br />
EP und BAG mit ungefähr einem<br />
Verhältnis von 2:1(15,4 %/7,4<br />
%). Die 16 Mehrfachantworten<br />
zeigten zwischen den beiden<br />
Gruppen keine eindeutigen<br />
Unterschiede, am häufigsten
traten die Kombinationen a und<br />
b mit 7,4 % sowie b und c<br />
mit 5,9 % auf. Eine Sonderauswertung<br />
bezüglich der Frage<br />
„weitermachen wie bisher ohne<br />
andere Optionen“ (also Antwort<br />
a ohne Kombinationen) ergab,<br />
dass dies nur für 29,4 % aller<br />
Antworten die wahrscheinlichste<br />
Option darstellt, u. z. mit 23,1<br />
% deutlich seltener bei den E<br />
als bei den BAG (37,9 %).<br />
Frage 6 IgeL – Terminvergabe:<br />
Unter der Prämisse, dass bei<br />
dem aktuellen Fallwert spätestens<br />
mit der zwangsweisen<br />
Ansetzung des ersten Komplexes<br />
das statistische Budget<br />
pro Patient bereits überschritten<br />
ist, und dass für angegebene<br />
Antwortmöglichkeiten ein juristisch<br />
sauberer Weg möglich ist,<br />
waren hier vier Antwortmöglichkeiten<br />
gegeben: maximale<br />
Punktzahlabrechnung (a), weitermachen<br />
wie bisher (b), Verschiebung<br />
von Leistungen in<br />
das nächste Quartal (c), Anbietung<br />
von Leistungen im gleichen<br />
Quartal auf Selbstzahlerbasis<br />
(d). Insgesamt erfolgten 78 Antworten.<br />
Eine Steigerung (a)<br />
erfolgte nur einmalig als Antwort<br />
aus einer BAG, 23,1 % (30,2 %<br />
EP, 14,3% BAG) möchten weitermachen<br />
wie bisher, 37,2 % in<br />
beiden Gruppen möchten auf<br />
das nächste Quartal verschieben<br />
und 38,5 % (32,6 % EP,<br />
45,7 % BAG) möchten im gleichen<br />
Quartal Leistungen auf<br />
Selbstzahlerbasis anbieten. Bei<br />
den Mehrfachantworten führend<br />
die Kombination von (c) und (d)<br />
mit knapp über einem Viertel<br />
aller Bögen, die restlichen Kombinationen<br />
(b+c, b-d, b+d,<br />
a+c+d) < 10 %.<br />
Resümee und Diskussion<br />
In einer Fragebogenaktion<br />
unter den KV-niedergelassenen<br />
Mitgliedern des Kompetenznetzes<br />
Orthopädie Unfallchirurgie<br />
Bezirk Köln im Dezember<br />
2008 wurden angesichts der<br />
sich abzeichnenden deutlichen<br />
Reduktion der KV-Zahlungen<br />
und der Budgets für die Pra-<br />
xen ab <strong>2009</strong> die Planungen der<br />
einzelnen Mitglieder erfasst.<br />
In sechs Fragen ging es um<br />
die weitere Entwicklung der<br />
Fallzahlen, der Praxisleistungen,<br />
der Röntgenleistungen,<br />
der Personalentwicklung, der<br />
Praxisentwicklung und der<br />
zukünftigen Spezifikationen für<br />
die Terminvergaben. Trotz der<br />
nur kurzen Zeit von circa 3 1/2<br />
Wochen konnte eine Rücklaufquote<br />
von knapp unter 60 %<br />
der Mitglieder erreicht werden,<br />
bezogen auf die Anzahl der<br />
Praxen überschritt dieser Wert<br />
sogar die Quote von fast 2/3.<br />
Nach überschlägiger statistischer<br />
Einschätzung dürften die<br />
Ergebnisse daher als repräsentativ<br />
gelten.<br />
Bei der Einschätzung der<br />
zukünftigen Fallzahlen (Frage 1)<br />
wollen circa 4/5 der Befragten<br />
diese in etwa beibehalten, die<br />
Option der Absenkung erfolgte<br />
nur in einer Antwort, circa 1/5<br />
der Befragten möchten die Fallzahlen<br />
steigern, wobei diese<br />
Option prozentual deutlich mehr<br />
von den Einzelpraxen als von<br />
den Berufsausübungsgemeinschaften<br />
ausgewählt wird. Diesbezüglich<br />
stellt sich die Frage,<br />
ob das Verhalten der Minderheit<br />
nicht eine gewisse „Ansteckungsgefahr“<br />
im Sinne eines<br />
„Hamsterrades“ beinhaltet.<br />
Hierbei ist zu beachten, dass<br />
sich die Zahlung der KV aus<br />
der Formel „kurative Fälle des<br />
Vorjahresquartals * Fallwert +<br />
Zuschläge“ berechnet. Da der<br />
Fallwert so niedrig ist, dass eine<br />
Unterschreitung sehr unwahrscheinlich<br />
ist, würden damit<br />
zunächst einmal zusätzliche<br />
Varia<br />
M e i n u n g s u m f r a g e<br />
Punktzahlanforderungen generiert.<br />
Diese zusätzlichen Punkte<br />
werden jedoch wahrscheinlich<br />
nur marginal zusätzlich bezahlt.<br />
Ein weiterer Aspekt einer Steigerung<br />
der Fallzahlen besteht<br />
darin, dass damit ein Faktor<br />
der oben genannten Formel für<br />
das entsprechende Quartal in<br />
2010 nach oben getrieben wird.<br />
Sollte dieses im großen Stile<br />
flächendeckend erfolgen, würden<br />
die Honoraranforderungen<br />
entsprechend steigen. Da aber<br />
eine Honorarsteigerung in 2010<br />
im nennenswerten Umfang<br />
ebenfalls sehr unwahrscheinlich<br />
ist, dürfte eine Reduktion des<br />
Fallwertes die Folge sein. Für<br />
einen fraglichen und einmaligen<br />
Vorteil in 2010 kauft man sich<br />
mit einem solchen Verhalten<br />
einerseits in <strong>2009</strong> quasi nicht<br />
vergütete zusätzliche Leistungen<br />
mit entsprechenden Kosten<br />
ein, und anderseits droht dann<br />
in 2010 die Notwendigkeit einer<br />
abermals erhöhten Fallzahl<br />
(gegenüber 2008), um durch<br />
einen abgesunkenen Fallwert<br />
überhaupt wieder die Werte von<br />
<strong>2009</strong> zu erreichen.<br />
Hinsichtlich der zukünftigen<br />
Leistungsdichte (Frage 2)<br />
möchten nur circa 17,5 % der<br />
Praxen den bisherigen Umfang<br />
weiterhin leisten, der Rest<br />
möchte reduzieren. Aber selbst<br />
bei denjenigen Praxen, welche<br />
die Leistungen insgesamt im<br />
Umfang beibehalten möchten,<br />
streben circa zur Hälfte doch<br />
eine Reduktion von zumindest<br />
manchen Leistungen an. Sofern<br />
eine Antwort hinsichtlich der<br />
Frage „Reduktionen mancher<br />
oder Reduktion aller Leistun-<br />
Abb. 4: Praxisentwicklung.<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 175
Varia<br />
M e i n u n g s u m f r a g e<br />
176<br />
gen“ gegeben wurde, ergab<br />
sich eine deutliche Mehrheit für<br />
die selektive Absenkung.<br />
Bezüglich der Röntgenleistungen<br />
(Frage 3) möchten ähnlich<br />
wie bei Frage 2 auch nur circa<br />
15,6 % der Praxen den bisherigen<br />
Umfang weiterhin leisten,<br />
der Rest möchte reduzieren.<br />
Nach letztem Kenntnisstand soll<br />
das Röntgenbudget für Orthopäden<br />
doch über die fünf Euro<br />
hinaus angehoben werden, dies<br />
war bei Beginn der Untersuchung<br />
nicht bekannt. Dennoch<br />
besteht weiterhin in der Auswertung<br />
eine gewisse Aussagefähigkeit,<br />
da auch ein erweitertes<br />
Budget immer noch eine<br />
Deckelung darstellt, welche<br />
in manchen Fällen eben auch<br />
überschritten werden kann. Auffällig<br />
ferner ist der Umstand,<br />
dass die überwiegende Mehrheit<br />
– sofern hierzu Angaben<br />
erfolgten – erst zum Ende des<br />
Quartals mit Überschreitung des<br />
eigenen Budgets zum Radiologen<br />
weiterschicken möchten.<br />
Im Eintritt eines solchen<br />
Falles würde sich einerseits der<br />
bereits jetzt bestehende Stau<br />
bei CT und MRT zum Ende des<br />
Quartals auch auf die normale<br />
Radiologie ausdehnen, mit den<br />
bekannten Folgen von verzögerter<br />
Diagnostik und Therapie<br />
und hierdurch verlängerten<br />
AU-Zeiten (vermehrte Krankheitskosten<br />
v. a. für Arbeitgeber<br />
[GKV erst nach der sechsten<br />
Woche]) und Absinken der Patientenzufriedenheit.Andererseits<br />
bestehen hinsichtlich der Materialkosten<br />
– sofern man nicht<br />
digital röntgt – z. T. erhebliche<br />
Unterschiede von bis zu ca.<br />
150 % in Relation zum Ertrag.<br />
Konkret sind Aufnahmen der<br />
BWS und LWS in zwei Ebenen<br />
sowie die Beckenübersicht im<br />
Vergleich zu den sonst üblichen<br />
orthopädischen Aufnahmen<br />
deutlich unwirtschaftlicher und<br />
sollten bei entsprechendem Einsparungsbedarf<br />
als Erstes und<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
kontinuierlich weiterverwiesen<br />
werden.<br />
Bei der Frage 4 nach der Personalentwicklung<br />
plant 1/3 Entlassungen<br />
und fast die Hälfte<br />
Entlassungen oder Reduktionen<br />
des bisherigen Arbeitsumfanges,<br />
um so die Kostenseite<br />
zu entlasten.<br />
Bei der Frage 5 nach der Praxisentwicklung<br />
plädierten insgesamt<br />
circa 43 % für eine<br />
Beibehaltung der besetzten<br />
Praxisform. Hierbei gab es<br />
jedoch deutliche Unterschiede<br />
zwischen den EP mit ca. 33 %<br />
und den BAG mit ca. 55 %.<br />
Korrespondierend hierzu<br />
beschäftigt sich die deutliche<br />
Mehrheit der Einzelpraxen mit<br />
dem Thema eines Zusammenschlusses,<br />
hierbei in den Optionen<br />
Anschluss – Aufnahme<br />
– Zusammenschluss an einem<br />
neuen Standort im Verhältnis<br />
2:1:1.Etwas weniger als die<br />
Hälfte der BAG denkt ebenfalls<br />
an eine Änderung der<br />
bisherigen Praxisform, wobei<br />
hier eher an die Aufnahme von<br />
weiteren Praxen gedacht wird,<br />
die Verhältnisse belaufen sich<br />
auf circa 2 : 3,5 : 1. Tendenziell<br />
geht es also in Richtung<br />
einer Aufgabe der Praxisform<br />
Einzelpraxis in Form des<br />
Zusammenschlusses von zwei<br />
Praxen oder des Anschlusses<br />
an eine BAG. Bei neuen Kooperationen<br />
erscheint es jedoch<br />
für die EP notwendig, sich auch<br />
vermehrt mit der Option der<br />
Aufnahme einer anderen Praxis<br />
zu beschäftigen: Es besteht<br />
ein Missverhältnis zwischen der<br />
Anzahl der Praxen, welche eine<br />
andere Praxis aufnehmen möchten,<br />
und der Anzahl der Praxen,<br />
welche sich einer anderen Praxis<br />
anschließen möchten. Nur<br />
ein Praxisinhaber möchte in den<br />
nächsten zwei Jahren aufhören<br />
und verkaufen.<br />
Bei der Frage 6 nach der zukünftigen<br />
Terminvergabe stellt sich<br />
das grundsätzliche Problem,<br />
dass mit der Abrechnung des<br />
ersten Komplexes bereits das<br />
statistische Budget pro Patient<br />
überschritten ist. Eine Steigerung<br />
der Punktmenge wurde nur<br />
einmalig angegeben, das Verhältnis<br />
zwischen den drei anderen<br />
Antworten Beibehaltung,<br />
Verschiebung von Leistungen<br />
auf das Folgequartal und Erbringung<br />
von weiteren Leistungen<br />
auf Selbstzahlerbasis (sofern<br />
juristisch möglich) beläuft sich<br />
aufca.2:3:3.ImVergleich der<br />
EP mit den BAG tendierten die<br />
EP eher zum Beibehalten, die<br />
Bereitschaft zur Verschiebung<br />
auf das nächste Quartal war in<br />
beiden Gruppen ähnlich ausgeprägt,<br />
die Bereitschaft zum<br />
IGeLn war bei den BAG höher<br />
als bei den EP.<br />
Zusammengefasst ergibt sich<br />
aus der Fragebogenaktion die<br />
Tendenz zur Beibehaltung der<br />
Fallzahl (fragliche Erhöhung),<br />
die Tendenz zur Reduktion von<br />
Leistungen, die Tendenz zur Beibehaltung<br />
des Personalstamms<br />
unter gleichzeitiger Senkung<br />
der Lohnkosten, die Tendenz<br />
zum Zusammenschluss und<br />
damit zur Verringerung der Praxisanzahlen<br />
sowie die marktwirtschaftlich<br />
richtige Antwort<br />
auf verringerte Bezahlung:<br />
weniger Geld für GKV-Patienten<br />
bedeutet auch weniger Medizin.<br />
Auch wenn aktuelle tagespolitische<br />
Entwicklungen zeitlich<br />
nach der Umfrage manche<br />
Tendenzen abschwächen oder<br />
auch verstärken, so ergibt sich<br />
dennoch ein aussagekräftiges<br />
Stimmungsbild.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Dr. S. Grüner<br />
Orthopädische Praxis<br />
Kalker Hauptstraße 217<br />
D-51103 Köln<br />
E-Mail: dsg@dr-gruener.de
Körperhaltung<br />
Die Körperhaltung ist kein Zufall,<br />
sondern das Ergebnis des<br />
Zusammenspiels von Regelsystemen<br />
zur neuro-muskuloskelettalen-psychoemotionalen<br />
Balance!<br />
Die Systeme zur aufrechten<br />
Körperhaltung verbinden sich<br />
in einer Vielzahl von Regelkreisen.<br />
Die Bedeutung des Kraniomandibulären<br />
Systems, des<br />
Zell- und Gewebsstoffwechsels,<br />
des Fasziensystems, des visuell-<br />
und vestibulären Systems<br />
und der psychoemotionalen<br />
Einwirkungen werden an anderer<br />
Stelle dargestellt.<br />
Funktionelle Orthopädie stellt<br />
die Zusammenhänge zwischen<br />
subjektiven Beschwerden,<br />
objektiven Befunden und übergeordneten<br />
Regelsystemen im<br />
Bewegungsapparat dar. Dieser<br />
neue Ansatz der konservativen<br />
Orthopädie stellt neurologischfunktionelle<br />
Ursachen- und<br />
Wirkungszusammenhänge in<br />
den Mittelpunkt der Diagnostik,<br />
Untersuchung und Therapie.<br />
Dabei ist die Sensomotorik in all<br />
ihren Regelsystemen der Leitfaden<br />
zum fachübergreifenden,<br />
theoretischen und praktischen<br />
Behandlungsansatz.<br />
Sensomotorische<br />
Steuerung just in time<br />
Die sensomotorische Steuerung<br />
im gesamten Bewegungsapparat<br />
ist die „just in time-Regelleistung“<br />
von neurologischen<br />
Impulsen (Afferenz-Efferenz)<br />
für die Steuerung der Muskel-<br />
Schlüsselwörter: Körperhaltung – Fuß- und Kopfkontrolle – Muskeltonus<br />
– Haltungs- und Bewegungsanalyse – interdisziplinäre<br />
Kooperation<br />
Körperhaltung ist kein Zufall,<br />
sondern das Ergebnis neuro-muskulo-skelettaler-psycho-emotionaler<br />
(Afferenz/<br />
Efferenz) Regelsysteme. Dabei<br />
spielen das craniomandibuläre<br />
und Trigeminus-System<br />
und die Verschaltung<br />
von visuellen/optischen Reizen<br />
zur Aufrechterhaltung<br />
der Kopfkontrolle eine wesentliche<br />
Rolle. Demgegenüber<br />
sind die Propriozeption<br />
der Fußsohle und die FußmuskelfunktionVoraussetzung<br />
jeglicher Locomotion<br />
und posturaler Steuerung.<br />
Die funktionelle orthopädische<br />
Haltungs- und Bewegungsanalyse<br />
umfasst<br />
von Kopf bis Fuß: Gleichgewicht,<br />
räumliches Sehen,<br />
Schwerpunkt<br />
S e n s o m o t o r i k<br />
G. Pfaff<br />
Funktionelle Orthopädie<br />
und Sensomotorik<br />
Aus der Orthopädischen Praxis Pfaff, München<br />
craniomandibuläre Funktion<br />
und Nackenfeld, sowie Fußform<br />
und -funktion. Sensomotorische<br />
Einlegesohlen<br />
geben afferenzverändernde<br />
propriozeptive Reize und<br />
können dadurch die Koordination<br />
und den posturalen<br />
Muskeltonus beeinflussen<br />
(aufsteigende Muskelketten).<br />
Orofaziale oder cervicoskelettale<br />
Schmerzen können<br />
sowohl durch Störungen der<br />
Kopfkontrolle (absteigende<br />
Muskelketten), als auch<br />
durch aufsteigende Dysfunktionen<br />
verursacht werden.<br />
Bei entsprechenden<br />
Befunden ist die interdisziplinäre<br />
Kooperation z. B.<br />
mit Zahn- und/oder Augenärzten<br />
erforderlich.<br />
Dieser Beitrag ist erschienen in dem Buch „Kraniofaziale Orthopädie“,<br />
Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr<br />
GmbH, 2008.<br />
Zusammenfassung<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 177
Schwerpunkt<br />
S e n s o m o t o r i k<br />
Summary<br />
178<br />
Key words: posture – moving pattern – proprioreceptors of the feet<br />
– muscle tension<br />
Posture and moving patterns<br />
depend on sensomotorical<br />
organisation. Head<br />
control for example comes<br />
from visual and vestibular<br />
informations and neurologic<br />
activity of N. trigeminus<br />
along with the temporo<br />
mandibular joint. On the<br />
other side feet and their<br />
functions directly coordinate<br />
every step and body<br />
balance. Vestibular balance,<br />
three dimensional sight,<br />
temporo mandibular function<br />
and the deeper neck-<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
muscles as well as the feet<br />
and their functions should<br />
be examined to analyse moving<br />
and posture patterns.<br />
Sensomotoric insoles change<br />
muscle tension and<br />
posture by activating proprioreceptors.<br />
Pain syndromes<br />
at the head upper<br />
spine can occur through<br />
disturbances of the head<br />
control systems or can be<br />
caused by dysfunction of<br />
the feet. In many cases interactive<br />
therapy with other<br />
doctors is needed.<br />
Abb. 1: Regelsysteme der Sensomotorik.<br />
kräfte (Agonisten/Antagonisten)<br />
zur Bewegung von Muskeln,<br />
Organen, Knochen und Gelenken.<br />
Beispielhaft kann man sich<br />
beim Einbeinstand die Zusammenarbeit<br />
verschiedener Regelsysteme<br />
verdeutlichen. Die<br />
Kopflagekontrolle wird über die<br />
räumliche Orientierung, über<br />
die vestibuläre Afferenz und die<br />
damit verknüpfte neuromuskuläre<br />
Halte- und Korrekturspannung<br />
der Nackenmuskulatur<br />
eingestellt. Zusätzlich werden<br />
über den Nervus trigeminus<br />
die Kraftverhältnisse an den<br />
Kiefergelenken (Gelenkrezeptoren,<br />
Mechanorezeptoren und<br />
Afferenz aus der bilaminären<br />
Zone) und den Kaumuskeln<br />
ausgewertet und in die Nackenspannung<br />
über Regelkreise<br />
zwischen C0 und C3 (oberstes<br />
bis drittes Zervikalsegment, die<br />
sogenannten Kopfgelenke) weitergeleitet.<br />
Bei der Organisation<br />
des Einbeinstandes bildet die<br />
Druckverteilung auf der Fußsohle<br />
die Basisinformation. Die<br />
gesamte sensorische Afferenz<br />
der Haut, der Mechanorezeptoren,<br />
der Gelenkrezeptoren,<br />
der Muskelspindelorgane und<br />
Sehnenorgane bildet eine nach<br />
kranial gerichtete Information.<br />
Diese Afferenz vermittelt dem<br />
Gehirn eine podale Rückmeldung<br />
(sekundäres Gleichgewichtsorgan<br />
der vestibulären<br />
Kontrolle). Die neuromuskuläre<br />
Kraftübertragung des Einbeinstandes<br />
hängt von der funktionellen<br />
Koordinationsfähigkeit<br />
und der muskulären Kraft der<br />
kurzen und langen sprunggelenkübergreifendenFußmuskelgruppen<br />
ab.<br />
Regelsysteme der<br />
Sensomotorik<br />
In Abbildung 1 ist das Zusammenspiel<br />
der Kopfsteuerung mit<br />
der Fußsteuerung über Regelsysteme<br />
der Sensomotorik dargestellt.<br />
An den Füßen, Kiefergelenken<br />
und Kaumuskeln besteht<br />
die identische anatomische und<br />
neuromuskuläre Organisation.<br />
Die Verteilung von Mechano-
ezeptoren, Druckrezeptoren<br />
sowie Muskelrezeptoren an<br />
der Fußsohle, dem Nackenfeld,<br />
den Kaumuskeln und Augenmuskeln<br />
ist funktionsgerecht in<br />
sensorischen und motorischen<br />
Einheiten organisiert.<br />
Motorische Einheit<br />
Als motorische Einheit wird<br />
eine motorische Nervenzelle<br />
mit allen Muskelfasern, die<br />
sie innerviert, bezeichnet. Je<br />
nach feinmotorischen Anforderungen<br />
kann die Anzahl der<br />
motorischen Einheiten variieren.<br />
Zum Beispiel finden sich an den<br />
äußeren Augenmuskeln, den tiefen<br />
Nackenmuskeln sowie den<br />
Kiefergelenkmuskeln ca. zehn<br />
Muskelfasern pro Nervenzelle,<br />
im Bereich der Extremitätenmuskulatur<br />
und des Rückens<br />
versorgt eine Nervenzelle bis zu<br />
1000 Muskelfasern.<br />
Die motorischen Einheiten werden<br />
dementsprechend nach<br />
Abgleich afferenter und efferenter<br />
Impulse aktiviert. Dies<br />
können neben der Propriorezeption<br />
auch viszerale Informationen<br />
der Muskulatur, der Eingeweide<br />
oder auch chemische/<br />
hormonelle Stoffe/Botenstoffe<br />
der Homöostase sein. Im<br />
Bereich der Skelettmuskulatur<br />
werden die Afferenzen durch<br />
inhibitorische und aktivierende<br />
Kontrollsysteme moduliert (z. B.<br />
Renshaw-Schleife).<br />
Mit Ausnahme der Rückmeldung<br />
aus den Muskelspindeln<br />
werden alle Einflüsse zu einem<br />
spinalen Zwischennetzwerk<br />
(Interneuronen) über einfache<br />
oder auch mehrfache Verschaltungsebenen<br />
mit den motorischen<br />
Nervenzellen der Muskulatur<br />
verknüpft.<br />
Die Vielfalt der vorhandenen<br />
Afferenzen und ihre komplexe<br />
Interaktion lassen eine Rückführung<br />
propriorezeptiver Eigenschaften<br />
auf nur eine Qualität<br />
weder ausreichend noch angemessen<br />
erscheinen.<br />
Die Regulation der Körperhaltung<br />
gliedert sich in Kopf- und<br />
Fußsteuerung. Die mit der Kopf-<br />
einstellung verbundenen Regelsysteme<br />
sind:<br />
• das räumliche/binokulare und<br />
scharfe Sehen,<br />
• die 3-D-Körperbalance und<br />
Gleichgewichtsregulation einschließlich<br />
des Hörens,<br />
• das sogenannte „Nackenfeld“,<br />
Kopfgelenke C 0 -C 3 und kurze<br />
Nackenmuskeln,<br />
• Kiefergelenke und Kaumuskulatur<br />
Die Region der Kopfgelenke<br />
korrespondiert mit der Feineinstellung<br />
der Blickrichtung, des<br />
räumlichen Sehens, des räumlichen<br />
Hörens und des vestibulären<br />
Gleichgewichts. Darüber<br />
hinaus werden die Kopfgelenke<br />
über die vom Nervus trigeminus<br />
verschaltete Kau- und Nackenmuskulatur<br />
zwischen C 0 und C 3<br />
zur Stabilisierung der Kieferbewegung<br />
und der Kaukräfte<br />
gesteuert.<br />
Befunderhebung in der<br />
Orthopädie-Hardware<br />
versus Software<br />
Bei der klassischen orthopädischen<br />
körperlichen Untersuchung<br />
wird im Bewegungsapparat<br />
vor allem die Hardware,<br />
nämlich die Knochen, Gelenke,<br />
Bänder, Sehnen und das Muskelsystem,<br />
untersucht. Bei der<br />
Untersuchung der „harten Strukturen“,<br />
der tastbaren Schmerzregionen<br />
oder von funktionell<br />
eingeschränkten Gelenken oder<br />
traumatisierten Strukturen verwertet<br />
der Arzt zusätzlich zu seinem<br />
Fachwissen die spontanen<br />
Rückmeldungen des Patienten.<br />
Bei dieser symptomorientierten<br />
Untersuchungsweise kann in<br />
der Akutphase meistens eine<br />
direkte Diagnose erstellt werden<br />
und dementsprechend<br />
auch eine akut wirksame, symptomatisch<br />
kurzfristig wirksame<br />
Behandlung erfolgen.<br />
Wenn es um funktionelle Krankheitsbilder<br />
geht, reicht es nicht<br />
aus, sich auf der Hardwareebene<br />
an Schmerzsymptomen zu<br />
orientieren. Insbesondere bei<br />
Schwerpunkt<br />
S e n s o m o t o r i k<br />
chronischen, rezidivierenden<br />
Erkrankungen im neuro-muskulo-skelettalen<br />
Zusammenspiel<br />
von Muskelketten und Afferenz-<br />
Efferenz-Regelsystemen kann<br />
man, frei nach Harold Gelb, formulieren:<br />
„Think Software first<br />
– then Hardware!“<br />
Funktionelle orthopädische<br />
Untersuchung<br />
durch Haltungs- und<br />
Bewegungsanalyse<br />
Anamnese: Eine ausführliche<br />
Anamnese von Kopf bis Fuß ist<br />
die Basis einer erfolgreichen,<br />
ursachenzentrierten Untersuchung.<br />
Die Berücksichtigung<br />
der Laientheorie des Patienten<br />
über Schmerz- und Ursachenzusammenhänge<br />
hilft oft bei<br />
der Diagnostik und der Behandlungsplanung.<br />
Orientierender Gesamteindruck:<br />
Stand und Gang, Kopfhaltung,<br />
Asymmetrien der horizontalen<br />
und vertikalen Ebenen im<br />
Bereich Augen, Ohren, Kieferknochen,<br />
Schulter, Becken,<br />
Knie und Füße. Darüber hinaus<br />
werden Wirbelsäulenverkrümmungen,<br />
Beinachsenfehler und<br />
Fußfehlstellungen berücksichtigt.<br />
Grundfähigkeiten im Gleichgewicht:<br />
Einbeinstand, Unterberger-Tretversuch<br />
und differenzierte<br />
Stand- und Gangarten.<br />
In Abhängigkeit von Auffälligkeiten<br />
wird eine HNO- oder<br />
neurologische Konsilliaruntersuchung<br />
veranlasst.<br />
Fußmuskelfunktionen: Die propriorezeptiven<br />
Fähigkeiten und<br />
die neuromuskuläre Funktion<br />
(hyper-, hypo- oder normotone<br />
Reaktionsfähigkeit) der<br />
Füße werden durch einen spezifischen,<br />
sensomotorischen<br />
Koordinationstest nach Omura<br />
untersucht (Koordination, Kraft,<br />
Kontrolle). Die Fußmuskelaktivität<br />
wird im Sitzen, Stehen,<br />
bei aktiver Anspannung nach<br />
Janda, auf Weichboden und auf<br />
sensomotorischen Spezialeinlagen<br />
untersucht. Je nach Reaktion<br />
der sensomotorischen Koordinationsfähigkeit<br />
des Patienten<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
179
Schwerpunkt<br />
S e n s o m o t o r i k<br />
180<br />
werden die Fußmuskulatur und<br />
die motorische Leistungsfähigkeit<br />
der Füße bewertet.<br />
Kraniomandibuläres System:<br />
Aus funktionell-anatomischer<br />
Sicht besteht kein Zweifel, dass<br />
sich die höchste Rezeptorendichte<br />
der Afferenz in der Kopfregion<br />
befindet. Darunter versteht<br />
man die Propriorezeption<br />
der Kopfgelenke, der Kiefergelenke,<br />
der Kau- und Nackenmuskulatur<br />
sowie der Augen<br />
(ca. 40 bis 70 % der gesamten<br />
Propriorezeption des Körpers<br />
kommt aus den vorgenannten<br />
Strukturen). Von vielen Autoren<br />
wird die funktionelle Einheit von<br />
Kopf- und Kiefergelenken sowie<br />
der Wirbelsäule einschließlich<br />
des Beckens inzwischen<br />
bestätigt. Die Kopfgelenke, das<br />
Nackenfeld und der sogenannte<br />
Trigeminuskomplex beeinflussen<br />
sich gegenseitig. Das<br />
Kraniomandibuläre System wird<br />
nach Zustand und Stellung der<br />
Zähne, nach Überbiss, Tiefbiss<br />
und Kreuzbiss hinweisdiagnostisch<br />
beurteilt. Die manuelle<br />
Untersuchung umfasst das<br />
Abtasten der Kiefergelenke und<br />
der Kaumuskulatur insbesondere<br />
des Musculus masseter und<br />
des Musculus temporalis. Die<br />
Kieferöffnung wird sowohl in der<br />
Bewegung als auch im maximalen<br />
Abstand der Zahnreihen des<br />
Oberkiefers und des Unterkiefers<br />
beurteilt.<br />
Mit dem oben genannten speziellen<br />
sensomotorischen Koordinationstest<br />
nach Omura werden<br />
die Kieferfunktion und die<br />
Okklusion hinweisdiagnostisch<br />
beurteilt.<br />
Untersuchung des binokularen<br />
Sehens: Hierbei werden Fähigkeiten<br />
wie z. B. das Ballfangen,<br />
die präzise Auge-Hand-Koordination<br />
und Beschwerdebilder<br />
wie Kopfschmerzen bei visueller<br />
Anstrengung und versteckte<br />
muskuläre Dysbalancen der<br />
Augen untersucht.<br />
Zunächst wird ganz klassisch<br />
das Konvergenzverhalten, die<br />
Konsensualität und der Nystagmus<br />
untersucht. Die Bedeutung<br />
der Augenbewegung wird<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
dadurch deutlich, dass hier drei<br />
Gehirnnerven für die Feinsteuerung<br />
des Schauens eingesetzt<br />
werden, um schlussendlich die<br />
Qualität des Sehens und der<br />
optisch präzisen Bildgebung<br />
sicher zu stellen: Nervus oculomotorius<br />
(III), Nervus trochlearis<br />
(IV) und Nervus abducens (VI)<br />
für die Motorik, Nervus opticus<br />
als reiner Sehnerv.<br />
Nach Beurteilung der oben<br />
genannten schulmedizinischorganischen<br />
Fähigkeiten erfolgt<br />
die sensomotorische Koordinationstestung<br />
bei geschlossenen<br />
Augen, bei offenen Augen in<br />
Bewegung bzw. bei Blickeinstellung<br />
auf ca. zwei Meter und<br />
dann im absoluten Nahbereich.<br />
Bei Auffälligkeiten wird die organische<br />
Untersuchung der Augen<br />
durch einen Augenarzt und bei<br />
dynamischen Dysfunktionen die<br />
Mituntersuchung durch einen<br />
qualifizierten Augenoptiker oder<br />
Optometristen veranlasst.<br />
Bildgebende Verfahren<br />
zur Haltungsanalyse<br />
Lichtoptische<br />
3-D-Vermessung<br />
Bei den bildgebenden Verfahren<br />
zur Haltungsanalyse hat sich<br />
die dreidimensionale, lichtoptische<br />
Wirbelsäulenvermessung<br />
bewährt. Durch die Darstellung<br />
der Körperoberfläche anhand<br />
von Licht- und Schattenrastern<br />
kann man muskuläre Dysbalancen,<br />
skelettale Asymmetrien<br />
und Variationen dieser Körperhaltung<br />
in Abhängigkeit von der<br />
Spannung der Fußmuskulatur,<br />
Veränderungen der Beinlängen<br />
oder auch durch Aktivierung<br />
des Kraniomandibulären Systems<br />
erkennen.<br />
Oberflächen-Elektromyographie<br />
Gleichermaßen geeignet ist zur<br />
Dokumentation von funktionellen<br />
orthopädischen Zusammenhängen<br />
die Oberflächen-Elektromyographie.<br />
Sowohl im Bereich<br />
der Fußmuskulatur, der Skelett-<br />
muskulatur und der orofazialen<br />
Muskulatur kann diese Muskeltonusmessung<br />
eingesetzt werden.<br />
Hierbei werden die Muskelspannungen<br />
in Mikrovolt an<br />
den oberflächlich zugänglichen<br />
Muskeln im Seitenvergleich<br />
gemessen (maximal acht Ableitungen).<br />
Die Ergebnisse zeigen<br />
muskuläre Dysbalancen in<br />
Abhängigkeit von Funktionseinflüssen<br />
der normalen Haltung,<br />
der Fußmuskelspannung oder<br />
von Funktionsänderungen im<br />
Kauapparat deutlich an.<br />
Therapiemethoden der<br />
funktionellen Orthopädie<br />
Bei ca. 80 % der Patienten finden<br />
sich sowohl im Kraniomandibulären<br />
System als auch im übrigen<br />
Bewegungsapparat muskuläre<br />
Dysbalancen. Diese Störung der<br />
Hardware ist Folge sensomotorischer<br />
Softwarestörungen der<br />
Regelkreise. Die dadurch ausgelösten<br />
funktionellen Beschwerden<br />
werden bisher überwiegend<br />
durch Krankengymnastik und<br />
physiotherapeutische Maßnahmen<br />
behandelt (siehe Kapitel<br />
18). Im Akutzustand werden<br />
Therapien lokal und symptomorientiert<br />
angewandt. Dies führt zu<br />
kurzfristigen, symptomatischen<br />
Beschwerdebesserungen ohne<br />
ursächlich die neurophysiologischen<br />
Regelsysteme zu beeinflussen.<br />
Funktionelle Behandlung<br />
der aufsteigenden Muskelketten<br />
Posturale und phasische Muskeln<br />
sind in neuro-myofaszialen<br />
Ketten angeordnet. Diese<br />
Erkenntnis basiert auf den Untersuchungen<br />
von Sharingten,<br />
Buscett, Levit und Janda. Aktuell<br />
werden sie darüber hinaus<br />
durch Trainingskonzepte wie<br />
zum Beispiel Spiraldynamik ®<br />
nach Larsen bestätigt. In der<br />
Osteopathie kennt man darüber<br />
hinaus das kraniosakrale<br />
und das viszerale System (siehe<br />
Kapitel 19).
Propriozeption der<br />
Fußsohle<br />
Die Fußsohle bietet durch ihre<br />
faszinierende Anatomie ein<br />
neuromuskuläres Rezeptorenfeld<br />
von außergewöhnlichen<br />
Fähigkeiten. Es finden sich hier<br />
verdichtet Nervenendigungen<br />
zur Oberflächensensibilität, Tiefensensibilität,Vibrationsempfindungen,<br />
Druckempfindung<br />
sowie Kälte- und Schmerzdifferenzierung.<br />
In der Anatomie des<br />
podalen Bewegungsapparates<br />
finden sich zusätzlich Gelenkrezeptoren,<br />
Muskelspindelorgane,<br />
Dehnungsrezeptoren und freie<br />
Nervenendigungen. Neben der<br />
sensitiven und taktilen Gnosis<br />
der Fußsohle (Software) findet<br />
sich auf Seiten der Hardeware<br />
ein komplexer Band- und Muskelapparat<br />
von über einhundert<br />
Muskeln, Sehnen und Bändern<br />
und ein stabiler, passiver Knochenapparat<br />
von 26 Einzelknochen<br />
mit einer weit darüber<br />
hinausgehenden Anzahl von<br />
Gelenkverbindungen. Tatsächlich<br />
besteht zwischen der Fußposition<br />
und der Körperzentrik<br />
im Raum ein unmittelbares<br />
und sich ständig im Abgleich<br />
befindliches Zusammenspiel<br />
von Software und Hardware. So<br />
ist unschwer zu erkennen, dass<br />
jeder geordnete Schritt und jede<br />
Bewegung im Raum mittels der<br />
Gesamtkoordination zwischen<br />
räumlichem Sehen, vestibulären<br />
Fähigkeiten, Zentrik der Kiefergelenke<br />
und der Einstellung<br />
des Nackenfeldes genau mit<br />
der Stellung der Füße im Raum<br />
abgestimmt sein muss.<br />
Fußmuskelinsuffizienzen<br />
In unserem soziokulturellen<br />
Umfeld entstehen Fußmuskelinsuffizienzen<br />
durch nicht<br />
fußgerechte Bodenverhältnisse<br />
(horizontale, glatte,<br />
harte Oberflächen), durch zu<br />
wenig Bewegung sowie durch<br />
falsches Schuhwerk. Das sensomotorische<br />
Zusammenspiel<br />
der posturalen Regelsysteme<br />
wird dadurch ursächlich und<br />
zunächst unmerklich gestört.<br />
Aufsteigende, myofasziale und<br />
neuro-muskulo-skelettale Fehler<br />
sind entsprechend die Folge.<br />
Als Befunde sind unter anderen<br />
variable Beinlängendifferenzen,<br />
Myoarthrotendinosen<br />
wie zum Beispiel die Chondropathia<br />
patellae oder die Bursitis<br />
trochanterica zu nennen. Aber<br />
auch Störungen im Kopf-Hals-<br />
Nackenbereich, des lumbosakralen<br />
Übergangs, im Bereich<br />
des Beckens und der Iliosakralgelenke<br />
zählen zu funktionellen<br />
Störungen. Über das Oberflächen-Elektromyogramm<br />
lassen<br />
sich Fehlfunktionen der Füße<br />
bis in den Nacken- und Kaumuskelbereich<br />
als aufsteigende<br />
Muskelketten nachweisen. Die<br />
neuromuskulären, sensomotorischen<br />
Fähigkeiten der Fußmuskulatur<br />
bzw. der Füße sollten<br />
auch von einem Zahnarzt nicht<br />
außer acht gelassen werden.<br />
Propriozeptive<br />
Einlagesohlen<br />
Therapeutisch nutzt man diese<br />
Zusammenhänge über die Stimulation<br />
der aufsteigenden<br />
Muskelketten durch aktivierende<br />
Einlagen (Abbildung 2). Die<br />
Füße stellen dabei in ihrer sensomotorischen<br />
Funktion Schritt für<br />
Schritt die dynamische Balance<br />
der Körperhaltung sicher.<br />
Diese verknüpft sich mit der<br />
sensorischen Information des<br />
Fußes zur Gleichgewichtswahrnehmung<br />
und der Beurteilung<br />
der Bodenverhältnisse mit dem<br />
zentralen Gleichgewicht und<br />
der Kopfsteuerung. Die Stärken<br />
der Fußmuskulatur werden<br />
damit zur koordinativen Verbesserung<br />
des Bewegungsmusters<br />
bzw. des Bewegungsapparates<br />
beitragen.<br />
Um die Funktionalität der Koordination<br />
und Kraftverhältnisse<br />
am Fuß zu verbessern, haben<br />
sich diese sensomotorischen<br />
Spezialeinlagen nach neuromuskulären<br />
Kriterien bewährt.<br />
Aus der klinischen Erfahrung ist<br />
in den meisten Fällen eine Ver-<br />
Schwerpunkt<br />
S e n s o m o t o r i k<br />
sorgung mit afferenzverstärkenden,<br />
sensomotorischen Sohlen<br />
günstig bzw. angebracht. Dem<br />
gegenüber ist die Ruhigstellung<br />
der Fußmuskulatur und die<br />
Bevorzugung der skelettalen<br />
Ordnung auf harten, gewölbestützenden<br />
und umfassenden<br />
Einlegesohlen als Störung der<br />
sensomotorischen Regelsysteme<br />
anzusehen.<br />
Interdisziplinäre<br />
Untersuchungs- und<br />
Behandlungsstrategie<br />
Neben der ausführlichen Anamnese,<br />
der ganzheitlichen Wahrnehmung<br />
des Patienten als<br />
neuro-muskulo-skelettale-psycho-emotionale<br />
Realität wird die<br />
Haltungs- und Bewegungskoordination<br />
des Patienten aus-<br />
Abb. 2: Propriozeptive Einlagesohlen<br />
– MedreflexX.<br />
führlich analysiert. Myoarthropathien,<br />
muskuloskelettale Dysbalancen,<br />
Wirbelsäulenfehlformen,<br />
Fuß-, Bein- und Beckenfehlstellungen<br />
und einseitige Schmerzsymptome<br />
von Kopf bis Fuß<br />
werden nicht als zufällig, sondern<br />
als sensomotorische, psycho-emotionale,<br />
vegetative oder<br />
stoffwechselbedingte Funktionsstörungen<br />
aufgefasst. Die dafür<br />
notwendigen neuroorthopädischen<br />
Untersuchungen sind<br />
fachübergreifend und bedürfen<br />
schlussendlich auch der inter-<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
181
Schwerpunkt<br />
S e n s o m o t o r i k<br />
182<br />
disziplinären Kooperation zur<br />
Therapie.<br />
Dies bedeutet für den Zahnarzt,<br />
dass orofaziale Schmerzen<br />
Ausdruck einer neuromuskulären<br />
Dysbalance des gesamten<br />
oben genannten Regelsystems<br />
sein können. Dabei interagieren<br />
sowohl der Kopf, die<br />
Wirbelsäule, das Becken und<br />
die Füße in aufsteigenden und<br />
absteigenden Regelkreisen der<br />
Sensomotorik.<br />
Bei entsprechenden Befunden<br />
ist die interdisziplinäre Kooperation<br />
mit ausgebildeten Ärzten<br />
erforderlich. Hierbei bietet<br />
das oben genannte Untersuchungssystem<br />
der Haltungsund<br />
Bewegungsdiagnostik, welches<br />
vom Verein für Haltungsund<br />
Bewegungsforschung<br />
e.V. unterstützt und angeboten<br />
wird, einen fachübergreifenden<br />
Untersuchungs- und Behandlungsansatz.<br />
Im gesamten Bundesgebiet<br />
finden sich über einhundert<br />
interdisziplinär ausgebildete<br />
Experten, vorwiegend Orthopäden.<br />
Der Autor ist Ausbilder für<br />
Haltungs- und Bewegungsdiagnostik<br />
des Berufsverbandes<br />
der deutschen Orthopäden und<br />
Unfallchirurgen und der Akademie<br />
deutsc her Orthopäden. Die<br />
Kurse werden über die Landesärztekammer<br />
zertifiziert.<br />
Literatur<br />
1. Ahlers, N.O. H.A. Jakstat: Kurs<br />
klinische Funktionsanalyse, 2.<br />
Auflage. Hamburg, 2001.<br />
2. Larsen, C.: Füße in guten Händen.<br />
Stuttgart, 2003.<br />
3. Larsen, C.: Gut zu Fuß ein Leben<br />
lang. Stuttgart, 2005.<br />
4. Lewit, K.: Manuelle Medizin.<br />
München, 2007.<br />
7. Blech, J.: Bewegung. München,<br />
2007.<br />
8. Bricot, B.: Die globale Reprogrammierung<br />
des Haltungssystems,<br />
Marseille, 2006.<br />
9. Burk, A.R.: Augenheilkunde.<br />
Stuttgart1995.<br />
10. Dörner, K.: Der gute Arzt, Lehrbuch<br />
der ärztlichen Grundhaltung.<br />
Stuttgart, 2003.<br />
11. Frisch, H.: Programmierte Untersuchung<br />
des Bewegungsapparates.<br />
Berlin, 2001.<br />
12. Garten, H.: Lehrbuch Applied<br />
Kinesiology. München, 20<strong>04</strong>.<br />
13. Götz-Neumann, K.: Gehen verstehen,<br />
Ganganalyse in der<br />
Physiotherapie. Stuttgart, 2006.<br />
14. Heisel, J.: Neurologische Differenzialdiagnostik.<br />
Stuttgart,<br />
2007.<br />
5. Myers, T.: Anatomy Trains, Myofasziale<br />
20<strong>04</strong>.<br />
Meridiane. München,<br />
6. Pfaff, G.: Beurteilungskriterien<br />
Anschrift für die Verfasser:<br />
und Referenzwerte der video- Dr. med. G. Pfaff<br />
rasterstereographischen 3-D- Facharzt für Orthopädie<br />
Rückenoberflächenvermessung Haimhauserstr. 1<br />
VSO<br />
bei Kindern, Dissertation. Mün- D-80802 München<br />
chen, 2005.<br />
E-Mail: praxispfaff@web.de<br />
57. Jahrestagung der<br />
Vereinigung Süddeutscher Orthopäden e. V.<br />
30. April bis 3. Mai <strong>2009</strong><br />
Themen:<br />
1. Hauptthema<br />
3. Hauptthema<br />
Rehabilitation des Bewegungssystems<br />
OP or not OP – that is the question<br />
– Konservative Orthopädie und Physika- – Erkrankungen von Wirbelsäule und<br />
lische Medizin<br />
Gelenken<br />
– Wirbelsäule – chronischer Rücken-<br />
– Verletzungen des Bewegungssystems<br />
schmerz<br />
– Postoperative und posttraumatische 4. Hauptthema<br />
Rehabilitation – was, wann, wie?<br />
Fuß<br />
– Angeborene und erworbene Fuß-<br />
2. Hauptthema<br />
deformitäten<br />
„Geronto-Orthopädie“ –<br />
– Verletzungen des Fußes<br />
Der alte Mensch und sein Bewegungs- – Rheumatischer und diabetischer Fuß<br />
system<br />
– Fuß und Schuh<br />
– Osteoporose – der schwache<br />
Knochen im Alter<br />
5. Freie Themen<br />
– Wirbelsäulenchirurgie des alten<br />
Menschen<br />
Tagungspräsident <strong>2009</strong>:<br />
– Standfest im Alter – Sturzprävention, Prof. Dr. med. Bernd Kladny<br />
Rehabilitation und Trainingskonzepte Fachklinik Herzogenaurach<br />
– Alterstraumatologie<br />
In der Reuth 1<br />
– Schmerztherapie im Alter<br />
91074 Herzogenaurach<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong>
Varia<br />
T r i c h t e r b r u s t<br />
F.-M. Häcker<br />
Die Saugglocke nach E. Klobe zur<br />
konservativen Therapie der Trichterbrust:<br />
die Glocke als Alternative zum Bügel?<br />
Schlüsselwörter: Trichterbrust – konservative Therapie – Saugglocke<br />
Die Trichterbrust ist die häufigste<br />
Thoraxwanddeformität<br />
mit einer Inzidenz von ca.<br />
1 : 300. Bei erfolgloser konservativer<br />
Behandlung mit<br />
intensiver Physiotherapie<br />
kommt die operative Korrektur<br />
zur Anwendung. In früheren<br />
Jahren wurde insbesondere<br />
die Operation nach Ravitch<br />
durchgeführt. Aktuell wird<br />
vielerorts die minimalinvasive<br />
Korrektur nach Nuss (MIR-<br />
PE) bevorzugt angewandt.<br />
Eine mögliche Alternative<br />
oder auch eine Ergänzung zu<br />
MIRPE stellt die Vakuumtherapie<br />
mittels Saugglocke nach<br />
E. Klobe dar.<br />
Die Saugglocke wird direkt<br />
auf den Brustkorb aufgelegt.<br />
Mittels Handpumpe wird ein<br />
Vakuum von ca. 15 % unter<br />
Atmosphärendruck erzeugt.<br />
Während der Steigerung des<br />
ausgeübten Unterdruckes zeigt<br />
sich zumeist sofort eine sichtbare<br />
Anhebung des Trichters.<br />
Die tägliche Anwendungsdauer<br />
sollte bei mindestens zwei-<br />
Einleitung<br />
Bei der Trichterbrust (Pectus<br />
excavatum, [PE]) handelt es<br />
sich um eine angeborene Fehlbildung<br />
des vorderen Brustkorbes.<br />
Eine genetisch determi-<br />
Aus dem Universitäts-Kinderspital beider Basel (Leitender Arzt: PD Dr. med. F.-M. Häcker)<br />
mal 30 Minuten liegen, kann<br />
aber individuell bis zu mehreren<br />
Stunden täglich gesteigert<br />
werden. Unter Berücksichtigung<br />
des individuellen Patientenalters<br />
stehen derzeit 3 verschiedene<br />
Größen zur Verfügung,<br />
zusätzlich ein Modell für<br />
adoleszente und erwachsene<br />
Patientinnen sowie ein Modell<br />
mittlerer Größe mit besonderer<br />
Wandstärke.<br />
Derzeit befinden sich 93 Patienten<br />
(16 weiblich, 77 männlich)<br />
im Alter von 3 bis 61 Jahren<br />
(Durchschnitt zu Beginn: 17,8<br />
Jahre) in unserer Behandlung.<br />
Eine unmittelbar nach Aufsetzen<br />
der Glocke deutlich sichtbare<br />
Anhebung des Sternums<br />
und der Rippen konnte in einer<br />
bereits früher durchgeführten<br />
Computertomographie sowie<br />
wiederholt intraoperativ während<br />
der MIRPE-OP dokumentiert<br />
werden. Bei 74 Patienten<br />
zeigte sich nach 3-monatiger<br />
Anwendung eine permanente<br />
Anhebung der Sternums von<br />
mehr als 1 cm. Nach durch-<br />
nierte Dysplasie im Bereich der<br />
sternocostalen Übergänge wird<br />
als Ursache vermutet. Mit einer<br />
Inzidenz von 1:300 Lebendgeborenen<br />
gehört die PE zu<br />
den häufigsten angeborenen<br />
Fehlbildungen. Knaben sind<br />
schnittlich 18 Monaten konnte<br />
bei 9 Patienten die regelmäßige<br />
Anwendung der Saugglocke<br />
erfolgreich abgeschlossen<br />
werden. 6 Patienten haben<br />
die Vakuumtherapie vorzeitig<br />
abgebrochen und sich einer<br />
operativen Korrektur (MIRPE)<br />
unterzogen. Relevante Nebenwirkungen<br />
wurden nicht beobachtet.<br />
Bei sorgfältig ausgewählten<br />
Patienten hat sich die konservative<br />
Vakuumtherapie mittels<br />
der Saugglocke nach E. Klobe<br />
als wertvolle Alternative zur<br />
operativen Korrektur der Trichterbrust<br />
etabliert. Zu Langzeitresultaten<br />
mehr als 3 Jahre<br />
nach Behandlungsabschluss<br />
kann derzeit noch keine verwertbare<br />
Aussage gemacht<br />
werden. Die bisher erzielten<br />
Resultate zeigen jedoch einen<br />
beeindruckenden Erfolg. Weitere,<br />
systematische Studien<br />
sind notwendig, um die Wertigkeit<br />
dieser Methode zu evaluieren.<br />
5- bis 6-mal häufiger betroffen<br />
als Mädchen, zudem besteht<br />
eine familiäre Belastung. Bei<br />
ca. 85 % der betroffenen Kinder<br />
ist die Fehlbildung bereits<br />
bei Geburt sichtbar. Ein späteres<br />
Auftreten wird vor allem<br />
Zusammenfassung<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 183
Varia<br />
T r i c h t e r b r u s t<br />
Summary<br />
184<br />
Key words: pectus excavatum – conservative treatment – vacuum<br />
bell<br />
Conservative Treatment of<br />
Pectus Excavatum with the<br />
Vacuum Bell by E. Klobe:<br />
an Alternative to the Metal<br />
Holder?<br />
Pectus excavatum (PE) is the<br />
most common chest wall malformation,<br />
occurring in approximately<br />
1 in every 300 births,<br />
and one of the most frequent<br />
major congenital anomalies.<br />
When conservative management<br />
including intensive physiotherapy<br />
is not successful,<br />
the surgical repair of PE in<br />
childhood is a well-established<br />
procedure. Previously<br />
used operative tech-niques<br />
to correct PE were largely<br />
based on the Ravitch technique.<br />
Today, the minimally<br />
invasive repair (MIRPE) by<br />
Nuss is well established.<br />
Conservative treatment with<br />
the vacuum bell (by E. Klobe)<br />
to elevate the funnel in patients<br />
with PE, represents a<br />
potential alternative.<br />
A suction cup is used to create<br />
a vacuum at the anterior<br />
chest wall. A patient-activated<br />
hand pump is used to reduce<br />
the pressure up to 15 % below<br />
atmospheric pressure. When<br />
creating the vacuum, the lift<br />
of the sternum is visible. The<br />
device should be used for a<br />
minimum of 30 minutes (twice<br />
a day), and may be used up<br />
to a maximum of several hours<br />
daily. Presently, the manufac-<br />
bei Patienten mit einem Marfan-Syndrom<br />
beobachtet. Oft<br />
nimmt die Fehlbildung im Verlauf<br />
des Längenwachstums,<br />
insbesondere während der<br />
Pubertät, zu und führt zu einer<br />
pathologischen Körperhaltung.<br />
Bei einem Teil der Patienten<br />
ist die vordere Thoraxwand<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
turer recommends a 15 to 18<br />
month course of treatment.<br />
There are 3 different sizes<br />
of vacuum bell as well as a<br />
model fitted for young girls<br />
and women, respectively,<br />
and one model with a special<br />
thickness of silicon wall,<br />
which are selected according<br />
to the individual patients‘ age<br />
and body shape.<br />
93 patients (77 males, 16<br />
females), aged 3 to 61 years<br />
(median 17.8 years) used the<br />
vacuum bell for 1 to maximum<br />
24 months. Computed<br />
tomographic scans showed<br />
that the device lifted the sternum<br />
and ribs immediately. In<br />
addition, this was confirmed<br />
thoracoscopically during the<br />
MIRPE procedure. 74 patients<br />
showed a permanent lift of the<br />
sternum for more than 1 cm<br />
after 3 months of application.<br />
After 18 months in average, the<br />
sternum was lifted to a normal<br />
level in 9 patients and the treatment<br />
was finished. 6 patients<br />
stopped the application and<br />
underwent MIRPE. Relevant<br />
side effects were not noted.<br />
The vacuum bell has proved<br />
to be an alternative therapeutic<br />
option in selected patients<br />
suffering from PE. The initial<br />
results proved to be successful,<br />
but longterm results including<br />
more than 3 years of<br />
follow-up are so far pending.<br />
Further evaluation and followup<br />
studies are necessary.<br />
asymmetrisch, das Sternum ist<br />
„verkippt“ und der Trichter liegt<br />
nicht in der Mittellinie (Abb. 1).<br />
Die Brust- und Rückenmuskulatur<br />
der betroffenen Patienten<br />
ist oft nur schwach ausgebildet.<br />
Neben der Thoraxwanddeformität<br />
zeigen vor allem Jugendliche<br />
zusätzlich eine Fehlhaltung<br />
der Wirbelsäule im Sinne einer<br />
Kyphose, häufig in Kombination<br />
mit einer Skoliose.<br />
Kleine Kinder fühlen sich subjektiv<br />
aufgrund ihrer Trichterbrust<br />
nur selten eingeschränkt<br />
und sind im Allgemeinen altersentsprechend<br />
normal körperlich<br />
belastbar. Im Adoleszentenalter<br />
können sich aber – insbesondere<br />
bei ausgeprägter Deformierung<br />
– Leistungseinschränkung,<br />
Engegefühl, Herzsensationen,<br />
Atemnot und andere Beschwerden<br />
einstellen. Für einige Patienten<br />
stellt die PE darüber<br />
hinaus eine starke psychische<br />
Belastung dar. Die Mehrzahl der<br />
betroffenen Patienten fühlt sich<br />
in ihrem körperlichen Wohlbefinden<br />
deutlich beeinträchtigt.<br />
Die Teilnahme am Sport, insbesondere<br />
Schwimmen, wie auch<br />
andere soziale Aktivitäten werden<br />
gezielt gemieden. Mögliche<br />
Folge ist die soziale Isolation<br />
bis hin zur vollständigen Vereinsamung.<br />
In einzelnen Fällen<br />
besteht ein erhöhtes Suizidrisiko.<br />
Die operative Korrektur der<br />
PE erforderte bisher eine aufwändige<br />
Operationstechnik<br />
mit Resektion der medialen<br />
Rippenenden und Osteotomie<br />
des Sternums (1). Als äußerlich<br />
deutlich sichtbares Zeichen<br />
dieses Eingriffes verblieb meist<br />
eine lange Narbe, welche von<br />
manchen Patienten als ästhetisch<br />
sehr störend empfunden<br />
wurde. 1998 beschrieb Donald<br />
Nuss erstmals eine neuartige<br />
Methode, bei der über kleine,<br />
seitliche Hautschnitte ein Metallbügel<br />
unter das Sternum implantiert<br />
wird (2). Dieser individuell<br />
geformte Bügel hebt das Sternum<br />
an und kann so den Trichter<br />
von innen korrigieren. Die<br />
Methode von Nuss proklamierte<br />
ein gutes kosmetisches Ergebnis<br />
bei gleichzeitig minimalem<br />
Operationstrauma und berichtete<br />
von einer hohen Patientenzufriedenheit.<br />
Bereits die erste<br />
Auswertung von 251 Patienten<br />
in den USA zeigte, dass mit dieser<br />
Methode in über 90 % der<br />
Fälle ein gutes bis exzellentes
Korrekturergebnis zu erzielen ist<br />
(2). Inzwischen ist das Verfahren<br />
weit verbreitet und wird weltweit<br />
in vielen kinderchirurgischen<br />
Zentren als Standardtherapie<br />
zur operativen Korrektur der<br />
PE angewandt (3–8). Allerdings<br />
haben sich mit zunehmender<br />
Anwendungsdauer einige, teils<br />
erhebliche Risiken und Komplikationen<br />
gezeigt (Tabelle, 9–<br />
17). Diese Komplikationen, der<br />
teilweise nur sehr gering ausgeprägte<br />
Lokalbefund sowie die<br />
Angst und Zurückhaltung mancher<br />
Patienten gegenüber der<br />
Operation haben das Interesse<br />
an einem neu entwickelten, konservativen<br />
Verfahren geweckt,<br />
der Vakuumtherapie mittels<br />
Saugglocke. Die Methode an<br />
sich wurde bereits vor mehr als<br />
100 Jahren beschrieben und<br />
teilweise praktiziert (18). Aktuell<br />
wurde diese Behandlungsmethode<br />
wieder im Jahr 2002 von<br />
Herrn E. Klobe aus Mannheim<br />
(Deutschland) aufgegriffen. Die<br />
Publikation erster Erfahrungen<br />
in der jüngeren Vergangenheit<br />
(19, 20) ist bei den betroffenen<br />
Patienten auf großes Interesse<br />
gestoßen. Nachfolgend möchten<br />
wir über unsere ersten<br />
Erfahrungen der letzten 5 Jahre<br />
berichten.<br />
Die Saugglocke<br />
(nach E. Klobe)<br />
Ziel der konservativen Therapie<br />
ist die permanente Anhebung<br />
des Sternums sowie der<br />
sterno-costalen Übergänge.<br />
Mithilfe einer Saugglocke, die<br />
von außen auf den Brustkorb<br />
aufgesetzt wird, wird ein Vakuum<br />
erzeugt. Dies führt zu einer<br />
Anhebung des Sternums, was<br />
nicht nur klinisch offensichtlich<br />
ist, sondern auch mithilfe einer<br />
Computertomographie (19)<br />
sowie intraoperativ während<br />
der Thorakoskopie verifiziert<br />
werden konnte. Derzeit stehen<br />
3 verschiedene Größen (Abb.<br />
2) zur Verfügung, zusätzlich<br />
ein Modell für adoleszente und<br />
erwachsene Patientinnen sowie<br />
ein Modell mittlerer Größe mit<br />
besonderer Wandstärke. Im<br />
Rahmen einer ersten ambulanten<br />
Konsultation wird das<br />
Verfahren an sich de-monstriert<br />
und praktisch angewandt<br />
und dabei letztendlich das für<br />
den jeweiligen Patienten optimale<br />
Modell ausgewählt. Die<br />
Behandlung soll initial unter<br />
ärztlicher Anleitung begonnen<br />
werden, anschließend aber in<br />
Eigenregie durch die Patienten<br />
selbst durchgeführt werden<br />
Varia<br />
T r i c h t e r b r u s t<br />
(Abb. 3). Eine tägliche Anwendungsdauer<br />
von zweimal 20<br />
bis 30 Minuten wird empfohlen,<br />
de facto wird dies jedoch vom<br />
Patienten selbst festgelegt. Seitens<br />
des Herstellers wird derzeit<br />
eine Behandlungsdauer<br />
von 15 bis 18 Monaten empfohlen.<br />
Da es sich um ein noch<br />
relativ neues Therapieverfahren<br />
handelt, fehlen bisher Langzeitergebnisse,<br />
um die Frage der<br />
notwendigen Behandlungsdauer<br />
endgültig klären zu können.<br />
An Nebenwirkungen sind bisher<br />
petechiale Blutungen, lokale<br />
Hämatome, gelegentlich auftretende<br />
Rückenschmerzen sowie<br />
Dysaesthesien der oberen<br />
Extremität beschrieben. Diese<br />
Nebenwirkungen sind jedoch<br />
nur temporär und verschwinden<br />
meistensbeientsprechenderAnpassung<br />
der täglichen Anwendung.<br />
Eine Schmerzmedikation<br />
zur Durchführung der regelmäßigen<br />
Anwendung sollte nicht<br />
erforderlich sein. Bei Patienten<br />
mit Skeletterkrankungen, Herzerkrankungen,<br />
Marfan-Syndrom<br />
sowie Koagulopathien sollte das<br />
Verfahren nicht angewandt werden.<br />
Weitere Einzelheiten sind<br />
auf der Homepage des Herstellers<br />
unter www.trichterbrust.de<br />
zu finden.<br />
Abb. 1: 16-jähriger Patient mit asymmetrischer Trichterbrust<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 185
Varia<br />
T r i c h t e r b r u s t<br />
186<br />
Abb. 2: Saugglockenmodelle (16 cm, 19 cm und 26 cm Durchmesser)<br />
Patientenauswahl<br />
Mit der Verfügbarkeit modernerInformationstechnologien<br />
erfolgt die Vorstellung in<br />
unserer Sprechstunde zunehmend<br />
häufiger aufgrund von<br />
Eigeninitiativen der betroffenen<br />
Patienten, oder auch<br />
auf Zuweisung der behan-<br />
Abb. 3: Anwendung der Saugglocke<br />
delnden Hausärzte. Anamnese<br />
und klinische Untersuchung<br />
bilden die Grundlage jeder<br />
Abklärung. Patienten bzw. ihre<br />
Eltern müssen gezielt nach<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
Skeletterkrankungen, Herzerkrankungen,<br />
Koagulopathien<br />
sowie nach Symptomen, die<br />
auf ein Marfan-Syndrom hinweisen<br />
können, befragt werden.<br />
Die Tiefe des Trichters<br />
wird in Rückenlage in mittlerer<br />
Exspiration an der tiefsten<br />
Stelle gemessen. Liegt<br />
eine behandlungsbedürftige<br />
PE vor, wird im Rahmen der<br />
Konsultation die Vakuumtherapie<br />
demonstriert und einmalig<br />
angewandt. Dabei wird auch<br />
die entsprechende Glockengröße<br />
ausgewählt. Vor Beginn<br />
der regelmäßigen Anwendung<br />
muss eine kardiologische<br />
Abklärung (EKG, Ultraschall)<br />
durchgeführt werden, um o.g.<br />
Kontraindikationen ausschließen<br />
bzw. nachweisen zu können.<br />
Klinische Verlaufskontrollen<br />
sind im Abstand von 3 bis<br />
6 Monaten vorgesehen.<br />
Die Behandlung mit der Saugglocke<br />
kann praktisch in jedem<br />
Alter durchgeführt werden. Bei<br />
jüngeren Patienten lässt sich<br />
das Sternum mit der Glocke<br />
leichter anheben. Allerdings ist<br />
unmittelbar nach Abnahme der<br />
Glocke ein schnelles, zumindest<br />
partielles Einsinken des Sternums<br />
zu verzeichnen. Bei älteren<br />
Jugendlichen und Erwachsenen<br />
hält der Effekt nach Abnahme<br />
der Glocke über 3 bis 4 Stunden<br />
an, anschließend kommt es<br />
zu einem langsamen, partiellen<br />
Einsinken des Brustbeines.<br />
Vorläufige Ergebnisse<br />
Zeitgleich mit dem Erstellen<br />
dieser Arbeit wurde seitens<br />
unserer Ethikkommission ein<br />
positives Votum erteilt, eine<br />
retrospektive systematische<br />
Analyse der bisher vorliegenden<br />
Daten vorzunehmen.<br />
Die aktuell vorliegenden Resultate<br />
repräsentieren deshalb<br />
nicht das Ergebnis einer systematischen<br />
Untersuchung und<br />
sind deshalb auch nur als vorläufig<br />
zu interpretieren.<br />
Derzeit befinden sich 93 Patienten<br />
(16 weiblich, 77 männlich)<br />
in unserer Betreuung.<br />
Zum Zeitpunkt des Beginns<br />
der regelmäßigen Anwendung<br />
lag das Patientenalter zwischen<br />
3 und 61 Jahren (Durchschnitt:<br />
17,8 Jahre). Während<br />
der ersten 1 bis 5 Anwendungen<br />
berichteten alle Patienten<br />
von mäßigen Schmerzen<br />
im Bereich des Sternums<br />
sowie von einem unange-nehmen<br />
Druckgefühl retrosternal.<br />
Adoleszente und erwachsene<br />
Anwender entwickelten ein<br />
moderates subkutanes Hämatom<br />
an der tiefsten Stelle des<br />
Trichters, was aber innerhalb<br />
weniger Minuten bis Stunden<br />
nach der Anwendung wieder<br />
spontan verschwand. 4 Patienten<br />
berichteten von transientenParaesthesienderoberen<br />
Extremität während der Anwendung,<br />
2 Patienten von lokalisierten<br />
Rückenschmerzen. Mit<br />
der Reduktion des erzeugten<br />
Vakuums und der täglichen<br />
Anwendungsdauer sistierten<br />
diese Beschwerden spontan.<br />
Ein Patient berichtete nach<br />
mehr als 12-monatiger Anwendung<br />
mit guten Fortschritten<br />
über neu aufgetretene Herzbeschwerden<br />
im Zusammenhang<br />
mit der Vakuumtherapie<br />
und pausiert deshalb derzeit.<br />
Eine permanente Schmerzmedikation<br />
zur Durchführung der<br />
Anwendung war bei keinem<br />
Patienten erforderlich und ist<br />
auch seitens des Herstellers<br />
nicht vorgesehen. Bei Kindern,<br />
die zum Zeitpunkt der Anwen-
dung jünger als 10 Jahre<br />
waren, erfolgte die Applikation<br />
der Saugglocke unter Aufsicht<br />
der Erziehungsberechtigten.<br />
Zum Zeitpunkt des Therapiebeginns<br />
lag die Tiefe des Trichters<br />
zwischen 2 cm und 5 cm. Bei<br />
allen Anwendern zeigte sich<br />
unmittelbar nach Aufsetzen der<br />
Glocke eine deutlich sichtbare<br />
Anhebung des Sternums und<br />
der Rippen. Die Anhebung<br />
war bei den jüngeren Patienten<br />
deutlich sichtbarer. Bei<br />
Adoleszenten und Erwachsenen<br />
dauerte es teilweise bis<br />
zu 4 Wochen nach Beginn der<br />
regelmäßigen Applikation, bis<br />
die Haut erstmals die Sichtscheibe<br />
berührte. Jedoch kam<br />
es nach Abnahme der Glocke<br />
bei den jüngeren Patienten zu<br />
einem schnelleren Einsinken<br />
des Sternums. Insgesamt war<br />
die bleibende Anhebung des<br />
Sternums bei den jüngeren Patienten<br />
schneller zu beobachten,<br />
durchschnittlich nach 6 bis 9<br />
Monaten. Bei 74 Patienten (69<br />
%) zeigte sich nach 3-monatiger<br />
regelmäßiger Anwendung<br />
eine permanente Anhebung<br />
des Sternums von mehr als 1<br />
cm. Die Abbildungen 4 und 5<br />
zeigen den Behandlungsverlauf<br />
bei zwei Patienten (Abb.<br />
4 und 5). Bei 9 Patienten (10<br />
%) konnte die regelmäßige<br />
Anwendung der Saugglocke<br />
nach durchschnittlich 18 Monaten<br />
erfolgreich abgeschlossen<br />
werden. Bei 3 dieser 9 Patienten<br />
hält der bleibende Erfolg<br />
seit nunmehr 3 Jahren an. Bei<br />
5 Patienten mit deutlich ausgeprägter<br />
asymmetrischer PE<br />
hat sich die Tiefe des Trichters<br />
vermindert. Die Asymmetrie<br />
ist jedoch immer noch deutlich<br />
sichtbar. 2 Patienten waren<br />
mit dem Resultat einer früheren<br />
operativen Korrektur (eine OP<br />
nach Ravitch, eine OP nach<br />
Nuss) nicht zufrieden und setzen<br />
derzeit die Saugglocke<br />
ein. 6 Patienten (6,5 %) haben<br />
die Vakuumtherapie vorzeitig<br />
abgebrochen und sich einer<br />
operativen Korrektur nach Nuss<br />
(MIRPE) unterzogen. Nachlas-<br />
sende Motivation (4 Patienten)<br />
und unzureichender Therapieerfolg<br />
(2 Patienten) waren die<br />
Gründe.<br />
Diskussion<br />
Die Diskussion über Trichterbrustkorrekturen<br />
erlebt derzeit<br />
eine ungeahnte Renaissance<br />
in der ärztlichen Beratung.<br />
Kernthema ist zum einen die<br />
minimalinvasive Operationsmethode<br />
nach Nuss (2). Zum<br />
anderen kann alternativ die<br />
konservative Vakuumtherapie<br />
mittels Saugglocke nach Klobe<br />
(19, 20) eingesetzt werden. Die<br />
Vakuumtherapie zur temporä-<br />
Varia<br />
T r i c h t e r b r u s t<br />
ren Anhebung des Sternums<br />
war bereits vor knapp 100 Jahren<br />
beschrieben worden (18).<br />
Die momentan zur Verfügung<br />
stehenden Glocken wurden<br />
von dem Ingenieur E. Klobe,<br />
der selbst betroffener Patient<br />
war, konzipiert. Erfahrungen<br />
an einer größeren Anzahl von<br />
Abb. 4: 11-jähriger Patient; vor Beginn (links; Tiefe der PE: 2cm)<br />
und nach 12 Monaten (rechts; Tiefe der PE: 0.7cm)<br />
Abb. 5: 16-jähriger Patient; vor Beginn (links; Tiefe der PE: 4.5cm)<br />
und nach 10 Monaten (rechts; Tiefe der PE: 2.0cm)<br />
Patienten und Langzeitergebnisse<br />
zu diesem Verfahren liegen<br />
bisher nicht vor.<br />
Mit der Verfügbarkeit moderner<br />
Informationstechnologien<br />
sind heutzutage Patienten und<br />
potentielle Anwender teilweise<br />
besser und schneller als<br />
die behandelnden Mediziner<br />
über solch neuartige Metho-<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 187
Varia<br />
T r i c h t e r b r u s t<br />
188<br />
den informiert. Insbesondere<br />
die Patienten, die aus unterschiedlichsten<br />
Gründen den<br />
bisher bekannten OP-Verfahren<br />
eher ablehnend gegenüberstanden<br />
bzw. aufgrund einer<br />
geringen Befundausprägung für<br />
eine operative Korrektur nicht<br />
geeignet erschienen, interessieren<br />
sich zunehmend für die<br />
konservative Vakuumtherapie.<br />
Auch wenn bisher noch keine<br />
verwertbaren Daten zu Langzeitergebnissen<br />
vorliegen, sind<br />
die bisher vorliegenden Resultate<br />
ermutigend und Erfolg<br />
versprechend. Viele der Patienten,<br />
die in unserer Sprechstunde<br />
zur Beurteilung ihrer PE<br />
vorgestellt werden, benötigen<br />
nicht unbedingt eine operative<br />
Korrektur. Insbesondere dieses<br />
Patientenkollektiv wie auch die<br />
o.g. Patientengruppe profitieren<br />
von der Vakuumtherapie. Wir<br />
beobachten generell eine hohe<br />
Motivation bei den Anwendern,<br />
das Verfahren erfreut sich einer<br />
breiten Akzeptanz.<br />
Entscheidend für den Erfolg<br />
eines Behandlungsverfahrens<br />
ist eine sorgfältige und kritische<br />
Patientenauswahl. Die Applikation<br />
der Saugglocke wurde<br />
sowohl bei Kindern als auch<br />
bei adoleszenten und erwachsenen<br />
Anwendern als unproblematisch<br />
empfunden. Wie bereits<br />
früher gezeigt (19), entwickelt<br />
die Saugglocke erhebliche Kräfte<br />
und kann die Thoraxwand innerhalb<br />
kurzer Zeit verformen.<br />
Deshalb sollte die Anwendung<br />
bei Kindern unter 10 Jahren nur<br />
unter Aufsicht eines Erwachsenen<br />
erfolgen. Gemäß Herstellerangaben<br />
und nach unseren<br />
bishervorliegendenErfahrungen<br />
sollte die Vakuumtherapie zweimal<br />
täglich für jeweils 20 bis 30<br />
Minuten durchgeführt werden.<br />
Letztendlich bestimmten jedoch<br />
die Anwender individuell Dauer<br />
und Intensität der Applikation.<br />
Für die Motivation wichtig war,<br />
durch die Applikation möglichst<br />
keine Einschränkungen<br />
im persönlichen Tagesablauf zu<br />
erfahren (z. B. morgens früher<br />
aufstehen müssen). Die aktive<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
Einbeziehung der Anwender<br />
in die Behandlung war für die<br />
meisten Patienten ein zusätzlicher<br />
Motivationsschub. Mit<br />
zunehmender Anwendungsdauer<br />
zeigte sich jedoch teilweise<br />
eine nachlassende Motivation,<br />
was bei insgesamt 6 Patienten<br />
zum vorzeitigen Abbruch der<br />
Behandlung führte. Patienten<br />
mit einer gering ausgeprägten<br />
und symmetrischen PE zeigten<br />
in der vorliegenden Studie<br />
häufig ein besseres Ergebnis<br />
als dieje-nigen mit einer tiefen<br />
und/oder asymmetrischen PE. 2<br />
der 6 „Therapieversager“ hatten<br />
eine tiefe und asymmetrische<br />
PE. Bei 74 Patienten (80 %)<br />
zeigte sich nach 3-monatiger<br />
Anwendung eine permanente<br />
Anhebung des Sternums von<br />
mehr als 1 cm. Bei 9 Patienten<br />
(10 %) konnte die regelmäßige<br />
Anwendung der Saugglocke<br />
bereits erfolgreich abgeschlossen<br />
werden, mit teilweise seit<br />
nunmehr 3 Jahren anhaltendem<br />
Erfolg (3 Patienten).<br />
Ungeklärt ist derzeit die Frage<br />
der Behandlungskosten. Die<br />
Saugglocke ist aktuell nicht als<br />
so genanntes medizinisches<br />
Hilfsmittel anerkannt. Unter Hinweis<br />
auf diese Tatsache lehnen<br />
die meisten Kostenträger eine<br />
Übernahme der Behandlungskosten<br />
ab. Nachdem wir nun die<br />
Bewilligung unserer Ethikkommission<br />
erhalten haben, möchten<br />
wir anhand einer systematischen<br />
retrospektiven Analyse<br />
die vorliegenden Daten unserer<br />
Patienten auswerten und hoffen<br />
damit, die Effizienz dieser<br />
Behandlungsmethode belegen<br />
zu können.<br />
Mit der Erzeugung des Vakuums<br />
lässt sich das Sternum signifikant<br />
anheben. Diesen Effekt<br />
konnten wir wiederholt während<br />
der MIRPE-OP dokumentieren.<br />
Seitens des Herstellers<br />
wird kein Sterilisationsverfahren<br />
angegeben. Wir haben jedoch<br />
in hausinterner Absprache mit<br />
Tabelle: Komplikationen nach Nuss-OP (3–17).<br />
• Pneumothorax 59 %<br />
• Drainage bei Pneumothorax 2,1 %<br />
• Pleurapunktion 0,6 %<br />
• Haematothorax 0,3 %<br />
• Pleuraerguss (=> Drainage) 0,8 %<br />
• Perikarditis 2,3 %<br />
• Perikarditis mit Punktion 0,3 %<br />
• Perikarderguss 0,3 %<br />
• Postkardiomyotomiesyndrom 0,4 %<br />
• Kippen des Bügels 11,5 %<br />
• operative Revision 8,3 %<br />
• ohne Stabilisator 15,2 %<br />
• mit Stabilisator 6,5 %<br />
• mit fixiertem Stabilisator 4,3 %<br />
• Allergie 0,6 %<br />
• Überkorrektur 11,7 %<br />
• Wundinfektion 0,8 %<br />
• Infektion des Bügels<br />
• selten (Einzelfallbeschreibungen):<br />
0,4 %<br />
Herzperforation, Leberverletzung, Zwerchfellverletzung
unserer Hygiene-Beauftragten<br />
eine Lösung gefunden, die Glocke<br />
zu sterilisieren und so intraoperativ<br />
regelmäßig einsetzen<br />
zu können.<br />
Fazit<br />
Die konservative Vakuumtherapie<br />
mittels Saugglocke nach<br />
Klobe stellt nach unserer Erfahrung<br />
weniger eine Alternative<br />
zur OP, sondern vielmehr eine<br />
wesentliche Ergänzung in der<br />
Behandlung der PE dar. Die<br />
Akzeptanz dieses Verfahrens<br />
seitens der Patienten ist sehr<br />
hoch. Ausgewählten Patienten,<br />
insbesondere solchen mit einer<br />
symmetrischen und milden<br />
PE, kann mit dieser Methode<br />
die operative Korrektur der PE<br />
erspart werden. Inwieweit diese<br />
Therapie allerdings eine echte<br />
Alternative zur Operation darstellt,<br />
müssen die Behandlungsergebnisse<br />
erst noch beweisen.<br />
Hier fehlen noch entsprechende<br />
Langzeitresultate und Untersuchungen<br />
an größeren Patientengruppen.<br />
Literatur<br />
1. Ravitch, M. M.: The operative<br />
treatment of pectus excavatum.<br />
Ann Surg 129 (1949) 429 – 444.<br />
2. Nuss, D., R. E. Kelly, D. P.<br />
Croitoru, M. E. Katz: A 10-Year<br />
Review of a Minimally Invasive<br />
Technique for the Correction of<br />
Pectus Excavatum. J Pediatr<br />
Surg 33 (1998) 545 – 552.<br />
3. Molik, K.A., S. A. Engum, F.<br />
J. Rescorla, K. W. West, L. R.<br />
Scherer, J. L. Grosfeld: Pectus<br />
excavatum repair: Experience<br />
with standard and minimal invasive<br />
techniques. J Pediatr Surg<br />
36 (2001) 324 – 328.<br />
4. Croitoru, D. P., R. E. Kelly, M. J.<br />
Goretsky, M. L. Lawson, B. Swoveland,<br />
D. Nuss: Experience<br />
and Modification Update for the<br />
Minimally Invasive Nuss Technique<br />
for Pectus Excavatum<br />
Repair in 303 Patients. J Pediatr<br />
Surg 37 (2002) 437 – 445.<br />
5. Hosie, S., T. Sitkiewicz, C. Petersen,<br />
P. Göbel, K. Schaarschmidt,<br />
H. Till, M. Noatnick, H. Winiker,<br />
C. Hagl, A. Schmedding, K. L.<br />
Waag: Minimally Invasive Repair<br />
of Pectus Excavatum – The Nuss<br />
Procedure. A European Multicentre<br />
Experience. Eur J Pediatr<br />
Surg 12 (2002) 235 – 238.<br />
6. Häcker F.-M., J. Bielek, D. von<br />
Schweinitz: Minimally Invasive<br />
Repair of Pectus Excavatum<br />
(MIRPE): The Basel Experience.<br />
Swiss Surgery 9 (2003) 289<br />
– 295.<br />
7. Park, H. J., S. Y. Lee, C. S.<br />
Lee: Complications Associated<br />
with the Nuss Procedure: Analysis<br />
of Risk Factors and Suggested<br />
Measures for Prevention<br />
of Complications. J Pediatr Surg<br />
39 (20<strong>04</strong>) 391 – 395.<br />
8. Dzielicki, J., W. Korlacki, I.<br />
Janicka, E. Dzielicka: Difficulties<br />
and limitations in minimally invasive<br />
repair of pectus excavatum<br />
– 6 years experiences with Nuss<br />
technique. Eur J Cardio-Thorac<br />
30 (2006) 801 – 8<strong>04</strong>.<br />
9. Berberich, T., F.-M. Häcker, B.<br />
Kehrer, T. Erb, J. Günthard, J.<br />
Hammer, P. Jenny: Postcardiotomy<br />
Syndrome after Minimally<br />
Invasive Repair of Pectus Excavatum.<br />
J Pediatr Surg 39 (20<strong>04</strong>)<br />
e1 – e3.<br />
10. Barakat, M. J., J. A. Morgan:<br />
Haemopericardium causing cardiac<br />
tamponade: a late complication<br />
of pectus excavatum<br />
repair. Heart 90 (20<strong>04</strong>) e22<br />
– e23.<br />
11. Barsness, K., J. Bruny, J. S.<br />
Janik, D. A. Partrick: Delayed<br />
near-fatal hemorrhage after<br />
Nuss bar displacement. J Pediatr<br />
Surg 40 (2005) e5 – e6.<br />
12. Van Renterghem, K. M., S. von<br />
Bismarck, N. M. A. Bax, A.<br />
Fleer, M. Hoellwarth: Should an<br />
infected Nuss bar be removed?<br />
J Pediatr Surg 40 (2005) 670<br />
– 673.<br />
13. Hoel, T. N., K. A. Rein, J. L.<br />
Svennevig: A Life-Threatening<br />
Complication of the Nuss-Procedure<br />
for Pectus Excavatum.<br />
Ann Thorac Surg 81 (2006) 370<br />
– 372.<br />
14. Adam, L. A., J. L. Lawrence, J.<br />
J. Meehan: Erosion of the Nuss<br />
bar into the internal mammary<br />
artery 4 months after minimally<br />
invasive repair of pectus excavatum.<br />
J Pediatr Surg 43 (2008)<br />
394 – 397.<br />
15. Castellani, C., J. Schalamon,<br />
A. K. Saxena, M. E. Hoellwarth:<br />
Varia<br />
T r i c h t e r b r u s t<br />
Early complications of the Nuss<br />
procedure for pectus excavatum:<br />
a prospectice study. Pediatr<br />
Surg Int 24 (2008) 659 – 666.<br />
16. Gips, H., K. Zaitsev, J. Hiss: Cardiac<br />
perforation by a pectus bar<br />
after surgical correc-tion of pectus<br />
excavatum: case report and<br />
review of the literature. Pediatr<br />
Surg Int 24 (2008) 617 – 620.<br />
17. Häcker, F.-M., T. Berberich, J.<br />
Mayr, F. Gambazzi: Near-fatal<br />
bleeding after transmyocardial<br />
ventricle lesion during removal<br />
of the pectus bar after the Nuss<br />
procedure. J Thorac Cardiovasc<br />
Surg (2008), in press.<br />
18. Lange, F.: Thoraxdeformitäten.<br />
In: M. Pfaundler, A. Schlossmann<br />
(editors): Handbuch der<br />
Kinderheilkunde, Vol V. Chirurgie<br />
und Orthopädie im Kindesalter.<br />
Leipzig, FCW Vogel (1910)<br />
157.<br />
19. Schier, F., M. Bahr, E. Klobe:<br />
The vacuum chest wall lifter: an<br />
innovative, nonsurgical addition<br />
to the management of pectus<br />
excavatum. J Pediatr Surg 40<br />
(2005) 496 – 500.<br />
20. Häcker, F.-M., J. Mayr: The vacuum<br />
bell for treatment of pectus<br />
excavatum: an alternative to<br />
surgical correction? Eur J Cardiothorac<br />
Surg 29 (2006) 557<br />
– 561.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
PD Dr. med. F.-M. Häcker<br />
Leitender Arzt/Chefarztstellvertreter<br />
Chirurgie<br />
Universitäts-Kinderspital beider<br />
Basel (UKBB)<br />
Postfach<br />
CH-4005 Basel<br />
E-Mail:<br />
frankmartin.haecker@ukbb.ch<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 189
Varia<br />
E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />
J. Heisel, T. Drabiniok<br />
Minimalinvasiv implantierte Endoprothesen<br />
des Hüft- und Kniegelenkes in der<br />
stationären postoperativen Rehabilitation<br />
Zusammenfassung<br />
190<br />
Schlüsselwörter: alloplastischer Gelenkersatz von Hüfte und Knie<br />
– minimalinvasives Vorgehen – Anschlussheilbehandlung<br />
(AHB)<br />
Bei zwischenzeitlich nahezu<br />
290.000 Fällen/Jahr mit primärem<br />
endoprothetischen<br />
Gelenkersatz von Hüfte bzw.<br />
Knie alleine in Deutschland<br />
ist die postoperative Rehabilitation,<br />
auch bei teilweise<br />
beschränkten finanziellen<br />
Ressourcen, im Rahmen<br />
einer stationären Anschlussheilbehandlung<br />
(von 50 %<br />
der Patienten wahrgenommen)<br />
weitgehend standardisiert.<br />
Katamnestischer Überblick<br />
über unsere bisherigen<br />
Allgemeine<br />
Vorbemerkungen<br />
Die Zahl implantierter Hüftund<br />
Knieendoprothesen war in<br />
Deutschland in den letzten Jahren<br />
weiterhin deutlich im Anstieg<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
Aus der Orthopädischen Abteilung der Fachkliniken Hohenurach, Bad Urach<br />
(Chefarzt: Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. J. Heisel)<br />
Erfahrungen mit Patienten<br />
nach endoprothetischem<br />
Ersatz von Hüft- bzw. Kniegelenk<br />
bei minimalinvasivem<br />
Vorgehen. Aufzeigen<br />
möglicher Komplikationen<br />
im Rahmen der stationären<br />
Anschlussheilbehandlung.<br />
Hinweis auf die aktuell laufende<br />
prospektive randomisierte<br />
Hüft-Studie zur Überprüfung<br />
der Vorteile eines<br />
minimalinvasiven Vorgehens<br />
im Rahmen der frühen postoperativen<br />
Rehabilitation.<br />
begriffen, im Kalenderjahr 2007<br />
wurden nahezu 290.000 Alloplastiken<br />
implantiert (Tab. I). Das<br />
durchschnittliche Lebensalter<br />
nach künstlichem Hüftgelenkersatz<br />
lag hier bei etwa 65 Jahren,<br />
beim künstlichen Kniegelenker-<br />
Tab. I: Aktuelle Fallzahlen: Implantierte Hüft- und Knieendoprothesen<br />
in Deutschland (20<strong>04</strong> – 2007).<br />
Kalenderjahr Primäre Hüft-TEP Primäre Knie-TEP<br />
20<strong>04</strong> 122.000 112.000<br />
2005 144.000 120.000<br />
2006 147.300 125.600<br />
2007 152.400 136.300<br />
satz bei etwa 72 Jahren (Heisel,<br />
2008). Etwa bei der Hälfte<br />
der Fälle wurde nach Abschluss<br />
der Wundheilung (etwa ab dem<br />
8. bis 12. Tag) eine stationäre<br />
Rehabilitation in einer speziell<br />
konservativ ausgerichteten<br />
orthopädischen Abteilung über<br />
einen Zeitraum von drei (bis<br />
vier) Wochen durchgeführt.<br />
In der orthopädischen Abteilung<br />
der Fachkliniken Hohenurach<br />
in Bad Urach, einer der größten<br />
Rehabilitationskliniken in<br />
Deutschland, wurden im Kalenderjahr<br />
2008 über 5.900 Patienten<br />
stationär betreut; hierbei<br />
handelt es sich u. a. um über<br />
1.600 Patienten nach Hüft-TEP,<br />
um über 1.100 Patienten nach<br />
Knie-TEP. Das Nachbehandlungsprogramm<br />
war sowohl für<br />
konventionelle als auch für minimalinvasiv<br />
implantierte Endoprothesen<br />
identisch: vier bis fünf<br />
Behandlungseinheiten pro Tag<br />
mit krankengymnastischer Einzel-<br />
und Gruppenbehandlung,<br />
passiver Bewegungstherapie<br />
auf der Motorschiene bzw. aktiv<br />
auf dem Motomed oder dem<br />
Ergometer, lokale physikalische<br />
Maßnahmen zur Antiphlogese,<br />
Lymphdrainage bei peripheren<br />
Umlaufstörungen, Balneotherapie<br />
(v. a. als Gruppenbehandlung)<br />
sowie letztendlich ein<br />
dosiertes Krafttraining mit Koordinationsschulung<br />
im Rahmen<br />
der medizinischen Trainingstherapie<br />
(MTT) (Heisel 2002, 2003;<br />
Heisel/Jerosch 2007).
Minimalinvasiv implantierte<br />
Hüftendoprothese<br />
Mit Stand vom 31.10.2008 lag<br />
der Anteil an stationär nachbehandelten<br />
Patienten mit minimalinvasiv<br />
implantierter Hüftendoprothese<br />
an unserer Abteilung<br />
bei unter 10 %. Hier standen<br />
bzgl. der Operationstechnik der<br />
antero-laterale Zugang (ALMI;<br />
Abb. 1 und 2), in Einzelfällen<br />
auch der posteriore Zugang<br />
im Vordergrund. Patienten mit<br />
postero-lateralem bzw. multiportalem<br />
Zugang wurden bisher<br />
nicht betreut (Tab. II).<br />
Die Vorteile der minimalinvasiven<br />
Technik bei der Hüftalloarthroplastik<br />
liegen aufgrund der<br />
Hautschnittführung zunächst<br />
in der günstigeren Kosmetik.<br />
Von wesentlicher Bedeutung ist<br />
jedoch bei adäquater Technik<br />
die Tatsache der viel kleineren<br />
inneren Wundfläche, entsprechend<br />
ist der intra- und postoperative<br />
Blutverlust geringer.<br />
Die wichtige muskuläre Propriozeption<br />
wird deutlich weniger<br />
geschädigt. Daher war im Rahmen<br />
der anschließenden Rehabilitation<br />
eine zügigere Mobilisation<br />
möglich mit dann früher<br />
axialer Aufbelastung des<br />
betroffenen Beines; das muskuläre<br />
Krafttraining (medizinische<br />
Trainingstherapie – MTT) wurde<br />
besser toleriert; ein postopera-<br />
Abb. 1: ALMI-Zugang zur linken Hüfte.<br />
Varia<br />
E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />
Key words: endoprosthetic joint replacement of hip and knee<br />
– minimal-invasive operative approach – postoperative<br />
care<br />
Postoperative Indoor-Rehablitation<br />
after Minimal-invasive<br />
Approach in Total Hip<br />
and Total Knee Replacement<br />
Right now, there are nearly<br />
290,000 patients/year<br />
with primary THR or TKR in<br />
Germany. Despite of limited<br />
financial ressources<br />
about 50 % of these patients<br />
undergo a standardi-<br />
tives Hüfthinken wurde in aller<br />
Regel nicht verzeichnet.<br />
sed indoor rehab-program.<br />
Katamnestic report about our<br />
own experience with patients<br />
with minimal-invasive surgical<br />
approach after THR and<br />
TKR. Representation of possible<br />
complications during<br />
indoor rehab in Bad Urach.<br />
Actual prospective randomised<br />
hip study to point out the<br />
possible advantages of minimal-invasive<br />
surgery during<br />
the early rehab.<br />
Tab. II: Operative minimalinvasive Zugangswege zum Hüftgelenk<br />
und ihre Besonderheiten.<br />
Zugangsweg Besonderheiten<br />
antero-lateral (ALMI) transgluteal (M. gluteus medius)<br />
posterior transgluteal (M. gluteus maximus mit<br />
Diszision des M. piriformis)<br />
postero-lateral transgluteal (M. gluteus maximus mit<br />
Diszision der Mm. piriformis, obturatorius<br />
et quadratus lumborum<br />
multiportal 2-3 (laterale und ventrale) Inzisionen<br />
An Nachteilen eines minimalinvasiven<br />
Vorgehens in der Rehabili-<br />
Summary<br />
a b<br />
Abb. 2: ALMI-Zugang zur rechten Hüfte: a) Übersicht, b) Ausschnitt.<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 191
Varia<br />
E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />
a<br />
Abb. 3: Unschöne Wundheilung mit länger<br />
persisitierendem Reizzustand nach ALMI-<br />
Zugang rechts.<br />
192<br />
tation gibt es mögliche Probleme<br />
der Wundheilung (Abb. 3) und<br />
auch einen prolongierten postoperativen<br />
Wundschmerz, in aller<br />
Regel Folgen der vermehrten<br />
Hautspannung durch übermäßigen<br />
intraoperativen Zug am<br />
kranialen Hohmann-Hebel (v. a.<br />
beim ALMI-Zugang). Auch großflächigere<br />
Hämatome (Abb. 4)<br />
sowie Serome (Abb. 5) wurden<br />
beobachtet. In einem unserer<br />
Fälle bestand postoperativ eine<br />
nicht ausreichende Stabilität,<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
a b<br />
Abb. 4: Postoperativ aufgetretene Hämatome nach minimalinvasivem Zugangsweg<br />
a) posterior (ausgeprägt) b) ALMI (leicht).<br />
b<br />
die noch im Akuthaus einen Tag<br />
nach dem Gelenkersatz zum<br />
Endoprothesenwechsel Anlass<br />
gab. Auch nicht ganz korrekt sitzende<br />
Pfannenimplantate (Abb.<br />
6) wurden beobachtet.<br />
Bzgl. der Indikationsstellung<br />
erscheint ein derartiges Procedere<br />
nur bei schlankeren<br />
Patienten ohne ausgeprägte<br />
subkutane Fettpolster sinnvoll;<br />
außerdem sollte keine wesentliche<br />
Kontraktur vorliegen, um im<br />
Zuge des operativen Eingriffes<br />
c<br />
in Adduktion und Außenrotation<br />
des Beines einen möglichst optimalen<br />
Zugang zum Femurschaft<br />
zu gewährleisten (Tab. III).<br />
Neue Untersuchungen aus<br />
den Vereinigten Staaten (Berry,<br />
2006) konnten im Vergleich zur<br />
konventionellen Operationstechnik<br />
drei Monate postoperativ<br />
keine wesentliche Verbesserung<br />
im subjektiven Restbeschwerdebild<br />
bzw. in den Hüftfunktionsscores<br />
belegen. Auch<br />
hierzulande ist eine wesentliche<br />
Abb. 5: Ausgeprägtes postoperatives Serom nach minimalinvasivem posterioren Hüftzugang rechts<br />
a) Verlegungsbefund<br />
b) Mehrfache Punktionen (Jeweils 150-160ml seröses Sekret)<br />
c) Zustand nach dreimaliger Punktion und konsequent angelegten Kompressionsverbänden.
etriebswirtschaftliche und<br />
volkswirtschaftliche Bedeutung<br />
der MIS (minimal-invasive surgery)<br />
im Rahmen der Hüftendoprothetik<br />
bisher nicht belegt.<br />
Minimalinvasiv implantierte<br />
Knieendoprothesen<br />
Der Anteil an Patienten mit minimalinvasiv<br />
implantierter Knieendoprothese<br />
lag in unserer Abteilung<br />
in den letzten fünf Jahren<br />
bei unter 5 %; es handelte sich<br />
hierbei ausschließlich um Fälle<br />
einer monokondylären Schlittenendoprothese<br />
(z. B. vom<br />
Typ Repicci). Der 7 bis 9 cm<br />
lange Hautschnitt liegt hier in<br />
aller Regel medio-parapatellar<br />
(Abb. 7); nach Durchtrennen<br />
des innenseitigen Retinakulums<br />
wird die Alloplastik unter<br />
Vermeidung einer Inzision der<br />
Quadrizepssehne und ohne<br />
Tangierung des suprapatellaren<br />
Rezessus implantiert.<br />
Der wesentliche Vorteil eines<br />
minimalinvasiven Vorgehens<br />
bei der Knieendoprothese liegt<br />
sicherlich in der Möglichkeit<br />
einer frühen axialen Aufbelastbarkeit<br />
sowie einer frühzeitigen<br />
Steigerung der Knieflexion.<br />
Postoperative Verklebungen mit<br />
resultierender Einschränkung<br />
der Knieflexion wurden in diesem<br />
Krankengut im Zuge der<br />
frühen Rehabilitationsphase im<br />
Allgemeinen nicht verzeichnet.<br />
Die Nachteile begründen sich in<br />
der teilweise nicht unerheblichen<br />
Problematik der intraoperativen<br />
Implantatausrichtung (Abb. 8),<br />
möglicherweise aufscheinenden<br />
Irritationen bei inkorrektem<br />
Weichteilalignment sowie auch<br />
– ähnlich wie bei der Hüften-<br />
doprothetik – in einer teilweise<br />
beeinträchtigten Wundheilung<br />
und prolongiertem postoperativem<br />
Wundschmerz aufgrund<br />
der vermehrten Hautspannung<br />
während des Eingriffes. In<br />
einem Fall wurde ein Patient mit<br />
zunächst nicht erkannter medialer<br />
Schienbeinkopffraktur zur<br />
Nachbehandlung in unsere Klinik<br />
verlegt (Abb. 9).<br />
Patienten mit minimalinvasiv<br />
implantiertem Oberflächenersatz<br />
wurden in unserer Klinik<br />
bisher nicht behandelt.<br />
Die Indikation zu einem minimalinvasiven<br />
Vorgehen ergibt<br />
sich in aller Regel bei monokondylären<br />
femoralen Defekten,<br />
z. B. im Falle eines M. Ahlbäck<br />
mit dann Implantation<br />
eines medialen Schlittens; ein<br />
wesentlicher Achsfehler sollte<br />
nicht bestehen, darüber hinaus<br />
sollte keine Adipositas mit<br />
erheblichen subkutanen Fettpolstern<br />
vorliegen. Auch sollten<br />
die periartikulären Strukturen<br />
nicht kontrakt sein, so dass ein<br />
aufwändiges Weichteilrelease<br />
nicht erforderlich wird.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Die retrospektiven Betrachtungen<br />
aus unserer orthopädischen<br />
Rehabilitationsklinik an<br />
über 2.700 Patienten pro Jahr<br />
mit stationärer Anschlussheilbehandlung<br />
nach endoprothetischem<br />
Gelenkersatz im Bereich<br />
der unteren Extremitäten (über<br />
50 zuweisende Kliniken) belegen,<br />
dass ein minimalinvasives<br />
Vorgehen bei Hüft- und Knieendoprothesen<br />
zum jetzigen Zeitpunkt<br />
zwar zunehmend häufiger<br />
durchgeführt wird, jedoch noch<br />
Varia<br />
E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />
Tab. III: Minimalinvasiv implantierte Hüft-TEP in der Reha.<br />
Zugangsweg Kosmetik Weichteilschonung Belastung in der Reha<br />
konventionell<br />
minimal-invasiv<br />
-- - (+)<br />
--antero-lateral (ALMI) + + +<br />
--posterior + – (+)<br />
--postero-lateral (+) + (--)<br />
--biportal (+) (-) (+)<br />
Abb. 6: Postoperatives Röntgenbild<br />
einer linken Hüfte im a.p.-Strahlengang:<br />
minimal-invasiv eingesetzte<br />
McMinn-Oberflächenendoprothese;<br />
steiles Pfannenimplantat.<br />
Abb. 7: Klinische Situation bei<br />
minimalinvasiv implantierter<br />
medialer Schlittenendoprothese<br />
(rechtes Kniegelenk) mit etwa 8<br />
cm langer senkrechter medioparapatellarer<br />
Schnittführung.<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 193
Varia<br />
E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />
a b c<br />
Abb. 8: Frühe postoperative Röntgenkontrollen nach minimalinvasiv implantierter medialer Schlittenendoprothese (jeweils im a.p.-Strahlengang)<br />
a) Fehlposition der femoralen Kufe links (erhebliche Schmerzen zwangen zum frühen Austauscheingriff)<br />
b) Fehlposition der tibialen Komponente rechts (Austauscheingriff gegen einen bikondylären Oberflächenersatz nach 6 Monaten erfolgt)<br />
c) Fehlstellung beider Komponenten (Austauscheingriff 7 Monate später erfolgt).<br />
Abb. 9: Im Rahmen der Abklärung belastungsabhängiger<br />
Beschwerden 12 Tage postoperativ nach minimalinvasiv<br />
implantierter medialer Schlittenendoprothese rechts zum<br />
Zeitpunkt der stationären Aufnahme in der Reha-Klinik<br />
(Röntgenbild im a.p.-Strahlengang) Nachweis einer leicht<br />
eingestauchten medialen Schienbeinkopffraktur.<br />
Ausheilung in leichter Varusfehlstellung des Kniegelenks<br />
nach 12-wöchiger weitgehender axialer Entlastung des<br />
operierten Beines, 3 Jahre postoperativ subjektiv befriedigendes<br />
Ergebnis<br />
194<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
nicht zum allgemein üblichen<br />
Standard gehört. Bei sorgfältiger<br />
Indikationsstellung bietet eine<br />
derartige Operationstechnik<br />
mit Sicherheit eine Erweiterung<br />
des Behandlungsspektrums mit<br />
dann auch möglichen Vorteilen<br />
in der postoperativen Rehabilitation.<br />
Allerdings muss auch auf<br />
die nicht seltenen Fehlschläge<br />
infolge einer unbefriedigenden<br />
Implantatausrichtung vor allem<br />
beim Kniegelenkersatz hingewiesen<br />
werden. Aufscheinende<br />
Probleme mit vermehrtem Wundschmerz<br />
in der frühen postoperativen<br />
Phase sowie möglichen<br />
Wundheilungsstörungen sind<br />
als operationsimmanente Komplikationen<br />
aufzufassen und in<br />
aller Regel gut beherrschbar.<br />
Dennoch sollte beachtet werden,<br />
dass nicht der operative<br />
Zugangsweg, auch nicht die<br />
Navigierbarkeit beim alloplastischen<br />
Hüft- und Kniegelenkersatz<br />
entscheidend sind, sondern<br />
ganz wesentlich die Standfestigkeit<br />
der Endoprothese im<br />
Knochen sowie die erreichte<br />
Gelenkfunktion. Ein Wettrennen<br />
um den kleinsten Hautschnitt<br />
erscheint unter diesem Gesichtspunkt<br />
eher kontraproduktiv.<br />
Zum jetzigen Zeitpunkt läuft an<br />
unserer Klinik eine einjährige<br />
prospektiv angelegte randomisierte<br />
Studie, die sich speziell<br />
mit den Vor- und Nachteilen<br />
eines minimalinvasiven Vorgehens<br />
bei Hüft-TEP im Vergleich<br />
zum konventionellen Vorgehen<br />
beschäftigt.<br />
Literatur<br />
1. Drabiniok, T., U. Sonnekalb, J.<br />
Heisel: Stationäre Anschlussheilbehandlung<br />
nach alloarthroplastischem<br />
Hüftgelenksersatz<br />
bei älteren Menschen. Orth.<br />
Prax. 38 (2001) 794.<br />
2. Erler, K. et al.: Rehabilitationsergebnisse<br />
nach Knie-TEP-Implantation<br />
– objektiv dargestellt.<br />
Med. Orth. Techn. 124 (20<strong>04</strong>)<br />
61.<br />
3. Gabel, M., H. W. Springorum, H.<br />
J. Kupfer: Sofortbelastung nach<br />
zementfreiem Kniegelenkersatz.<br />
Orth. Prax. 31 (1995) 668.<br />
4. Heisel, J., J. Jerosch: Rehabilitationsmaßnahmen<br />
nach künstlichem<br />
Hüftgelenkersatz – eine<br />
notwendige Maßnahme? Orth.<br />
Prax. 32 (1996) 683.<br />
5. Heisel, J., T. Drabiniok, H. Bork:<br />
Postoperative Belastungsstrategie<br />
nach alloarthroplastischem<br />
Hüftgelenksersatz. Med. Orth.<br />
Techn. 118 (1998) 170.<br />
6. Heisel, J.: Rehabilitation des
Hüftgelenkes. In: C. Stahl, H.<br />
Zeidler, J. Koebke, R. Lorenz<br />
(Hrsg.): Klinische Arthrologie.<br />
Ecomed, Landsberg/Lech IV<br />
–9.1, 2002.<br />
7. Heisel, J.: Rehabilitation nach<br />
endoprothetischem Kniegelenkersatz.<br />
Orth. Prax. 38 (2002)<br />
434.<br />
8. Heisel, J.: Richtlinien der Rehabilitation<br />
nach endoprothetischem<br />
Hüftgelenksersatz. Orth. Prax.<br />
39 (2003) 436.<br />
9. Heisel, J.: Rehabilitation nach<br />
Knieendoprothese. Z. Orthop.<br />
142 (20<strong>04</strong>) R1.<br />
10. Heisel, J.: Physikalische Medizin.<br />
Thieme, Stuttgart, 2005.<br />
11. Heisel, J., J. Jerosch: Rehabilitation<br />
nach Hüft- und Knieendoprothese.<br />
Deutscher Ärzte-Verlag,<br />
Köln, 2007.<br />
12. Heisel, J.: Rehabilitation nach<br />
endoprothetischem Ersatz von<br />
Hüfte und Knie. Orthopäde 37<br />
(2008) 1217.<br />
13. Higuschi, F., M. Gotob, N. Yamaguchi,<br />
R. Suzuki, Y. Kanon:<br />
Minimally invasive uncemented<br />
total hip arthroplasty through an<br />
anterolateral approach with a<br />
shorter skin incision. J. Orthop.<br />
Sci. 8 (2003) 812.<br />
14. Hoffmann, J., J. Heisel: Effizienz<br />
einer stationären Anschlussheilbehandlung<br />
nach primärem endoprothetischenKniegelenkersatz.<br />
Orth. Prax. 33 (1977) 173.<br />
15. Jerosch, J., J. Heisel: Endoprothesenschule.Rehabilitations-<br />
und Betreuungskonzepte für<br />
die ärztliche Praxis. Deutscher<br />
Ärzte-Verlag Köln, 1996.<br />
16. Jerosch, J., J. Heisel: Künstlicher<br />
Gelenkersatz Hüfte – Knie<br />
– Schulter. Pflaum, München,<br />
2001.<br />
17. Jerosch, J., B. Philipps, C.<br />
Theising: Erste Ergebnisse mit<br />
einem antero-lateralen minimalinvasiven<br />
(ALMI) Zugang bei der<br />
Hüftalloarthroplastik. Orth. Prax.<br />
40 (20<strong>04</strong>) 415.<br />
18. Kennon, R. E., J. M. Keggi, R.<br />
S. Wetmore, L. E. Zatorski, M.<br />
H. Huo, K. J. Keggi: Total hip<br />
arthroplasty through a minimally<br />
invasive anterior surgical approach.<br />
J. Bone. Jt. Surg. 85A<br />
(Suppl. 4) (2003) 39.<br />
19. Kladny, B., C. Albrecht, I. Haase,<br />
B. Swoboda: Stationäre Rehabilitation<br />
nach Hüftendoprothetik.<br />
– eine Verlaufsbeobachtung mit<br />
dem Harris-Hip-Score. Z. Orthop.<br />
139 (2001) 536.<br />
20. Kladny, B., C. Albrecht, I. Haase,<br />
B. Swoboda: Ergebnisevaluation<br />
der stationären Rehabilitation<br />
nach Knieendoprothetik mit<br />
dem HSS-Score. Z. Orthop. 140<br />
(2002) 37.<br />
21. Madson, M. S., M. A. Ritter, H. H.<br />
Morris, J. B. Meding, M. E. Berend:<br />
The effect of total hip arthroplasty<br />
surgical approach on<br />
gait. J. Orthop. Res. 22 (20<strong>04</strong>)<br />
44.<br />
22. Middeldorf, S., H.-R. Casser:<br />
Verlaufs- und Ergebnisevaluation<br />
Varia<br />
E n d o p r o t h e t i k & R e h a<br />
stationärer Rehabilitationsmaßnahmen<br />
nach alloarthroplastischem<br />
Hüft- und Kniegelenkersatz<br />
mit dem Staffelstein-Score.<br />
Orth. Prax. 36 (2000) 230.<br />
23. Rorigo, J. J.: On minimally invasive<br />
hip surgery. Orthopedics 25<br />
(2002) 1016.<br />
24. Waldman, B. J.: Minimally total<br />
hip replacement and perioperative<br />
management: early experience.<br />
J. South Orthop. Assoc.<br />
11 (2002) 213.<br />
25. Wahrburg, J., F. Kerschbaumer:<br />
Thoughts on the use of mechatronic<br />
implantation aids in minimal<br />
approaches in hip prostheses.<br />
Orthopäde 29 (2000) 650.<br />
26. Wenz, J. F., I. Gurkan, S. R. Jibodh:<br />
Mini-incision total hip arthroplasty:<br />
a comparative assessment of<br />
perioperative outcomes. Orthopedics<br />
25 (2002) 1031.<br />
27. Wetzel, R., M. Dorsch: Der minimal-invasive<br />
Zugang zur Implantation<br />
der Hüftendoprothese.<br />
Orthopäde 35 (2006) 738.<br />
Anschrift für die Verfasser:<br />
Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. J. Heisel<br />
Orthopädische Abteilung der<br />
Fachkliniken Hohenurach<br />
Immanuel-Kant-Straße 31<br />
D-72574 Bad Urach<br />
E-Mail: juergen.heisel@fachklinikenhohenurach.de<br />
VSO online<br />
Auf den VSO-Seiten finden Sie: Programm der Jahrestagungen<br />
Rahmenprogramm der Jahrestagungen<br />
Kongressanmeldungen<br />
Vortragsanmeldung<br />
Beitrittsantrag zur VSO<br />
www.vso-ev.de Information<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 195
Varia<br />
P f l e g e n a c h s o r g e<br />
Zusammenfassung<br />
196<br />
R. Schmidt, L. Niese, B. Kladny<br />
Nachsorge von pflegebedürftigen<br />
Patienten in der orthopädischen<br />
Rehabilitation<br />
Aus der Fachklinik Herzogenaurach (Chefarzt Orthopädie, Prof. Dr. B. Kladny)<br />
Schlüsselwörter: Rehabilitation – Orthopädie – Pflege –<br />
Nachsorge<br />
Im Rahmen eines standardisierten<br />
und strukturieren<br />
Pflegeüberleitungskonzeptes<br />
in einer Rehabilitationsklinik<br />
wurde bei 52 pflegebedürftigen<br />
Patienten (Durchschnittsalter<br />
76 Jahre, 25<br />
Frauen, 27 Männer) mit einer<br />
orthopädischen Zuweisungsdiagnose<br />
bei Entlassung ein<br />
ambulanter Pflegedienst in<br />
der Nachsorge eingeschaltet.<br />
47 Patienten nahmen den<br />
ambulanten Pflegedienst mindestens<br />
6 Wochen nach der<br />
Entlassung in Anspruch. Bei<br />
83 % blieb der Pflegebedarf<br />
Einleitung<br />
Die demographische Entwicklung<br />
mit einem zunehmenden<br />
Anteil der Bevölkerungsgruppe<br />
im höheren Lebensalter und<br />
einer vermehrten Multimorbidität<br />
der älteren Bevölkerung hat<br />
auch die Klientel in der orthopädischen<br />
Rehabilitation in<br />
den letzten Jahren verändert.<br />
Neben einem schlechteren allgemeinen<br />
Gesundheitszustand<br />
und zunehmenden Begleiterkrankungen<br />
haben Mobilitätsdefizite<br />
und die Notwendigkeit<br />
von pflegerischer Unterstützung<br />
zugenommen (1). Hinsichtlich<br />
der medizinischen Betreuung,<br />
therapeutischer Konzepte und<br />
der Patientennachsorge haben<br />
sich daher Inhalte und Zielset-<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
stabil oder konnte verringert<br />
werden. Die im stationären<br />
Bereich verordneten Hilfsmittel<br />
wurden mit 95 % in hohem<br />
Maße genutzt. Nur in 5 %<br />
waren Nachverordnungen im<br />
ambulanten Bereich bezüglich<br />
der Hilfsmittel notwendig.<br />
Rückmeldungen der ambulanten<br />
Pflegedienste zeigten,<br />
dass sinnvolle Empfehlungen<br />
im Entlassungsbericht der<br />
Rehabilitationsklinik hinsichtlich<br />
der Weiterführung physiotherapeutischerMaßnahmen<br />
nur in 33 % umgesetzt<br />
wurden.<br />
zungen geändert (2). Zusätzlich<br />
hat die Einführung der DRGs im<br />
Jahr 20<strong>04</strong> Einfluss auf die Verweilzeit<br />
von Patienten in Akutkrankenhäusern.<br />
So wurde im<br />
Rahmen der REDIA-Studie festgestellt,<br />
dass Direktverlegungen<br />
von orthopädischen Patienten in<br />
Rehabilitationskliniken sich um<br />
22 % auf 43 % gesteigert haben<br />
und bei Nichtdirektverlegungen<br />
die Übergangszeiten zwischen<br />
Entlassung aus dem Akuthaus<br />
und Aufnahme in die Rehabilitationsklinik<br />
sich um 2,4 Tage auf<br />
5,5 verkürzt haben (3). Ebenfalls<br />
hat die DRG-Einführung Einfluss<br />
auf die Versorgung der Patienten<br />
im Akutkrankenhaus. So<br />
konnte aufgezeigt werden, dass<br />
im Rahmen von Rationalisierungen<br />
und Aufgabenverschie-<br />
bungen in der pflegerischen<br />
Versorgung Mobilisationen,<br />
Aktivierungen und Prophylaxen<br />
reduziert werden (4). Dies<br />
bedeutet, dass basale Interventionen<br />
fehlen, die die Selbstständigkeit<br />
der Patienten bereits<br />
in der Akutphase fördern. In diesem<br />
Artikel soll dargestellt werden,<br />
mit welchen ergänzenden<br />
pflegerischen Interventionen<br />
die Patientenüberleitung in die<br />
häuslich-ambulante Versorgung<br />
bei pflegebedürftigen Rehabilitanden<br />
stabilisiert werden kann<br />
und wie sich die Entwicklung<br />
der Patienten in einem Nachsorgezeitraum<br />
von 6 Wochen nach<br />
Entlassung bezüglich des Pflegebedarfes<br />
und der Heil- und<br />
Hilfsmittelnutzung darstellt.<br />
Patientengut und Methodik<br />
Die Rehabilitationsklinik arbeitet<br />
mit ca. 140 kooperierenden<br />
ambulanten Pflegediensten<br />
informell zusammen. In den<br />
Jahren 20<strong>04</strong> bis 2007 wurden<br />
52 orthopädische, pflegebedürftigeAnschlussheilbehandlungspatienten<br />
bezüglich ihrer<br />
Entwicklung nach der Entlassung<br />
aus der Rehabilitation<br />
nachverfolgt, bei denen die<br />
pflegerische Nachsorge durch<br />
einen der kooperierenden ambulanten<br />
Pflegedienste erbracht<br />
wurde. Es handelte sich um<br />
27 Frauen und 25 Männer mit<br />
einem Durchschnittsalter von<br />
75,6±10,5 Jahren (Alter von 40<br />
bis 89 Jahre). Einweisungsdiagnosen<br />
betrafen bei 84 % der<br />
Patienten orthopädische Erkrankungen<br />
der unteren Extremitäten<br />
(Tab. I). Die funktionelle<br />
Selbstständigkeit der Patienten,
gemessen mit dem Barthel-<br />
Index (0 = maximale Unselbstständigkeit,<br />
100 = Selbstständigkeit<br />
ohne Hilfestellung oder<br />
Anleitung) betrug im Mittel bei<br />
Aufnahme 54,3±16,9 (Range 20<br />
– 85) Punkte und bei Entlassung<br />
70,5±16,2 (Range 25 – 100)<br />
Punkte. Der Barthel-Index konnte<br />
im Durchschnitt um 16,2±14,4<br />
Punkte verbessert werden (von<br />
-10 bis 50). 78 % der Patienten<br />
waren in der Rehabilitationsklinik<br />
auf einer speziellen orthopädischen<br />
Pflegestation versorgt<br />
mit einem intensivierten medizinisch-therapeutischen<br />
und<br />
pflegerischen Behandlungskonzept.<br />
Schwerpunkte im Rahmen<br />
der pflegerischen Versorgung<br />
waren ATL-Training (Aktivitäten<br />
des täglichen Lebens), alltagsnahe<br />
Mobilisation, Sturzprävention,<br />
Ernährungsoptimierung,<br />
moderne Wundversorgung,<br />
Stumpf- und Prothesentraining<br />
sowie individuelle Patientenund<br />
Angehörigenanleitung.<br />
Im Rahmen des klinikinternen<br />
Pflegeüberleitungskonzeptes<br />
(5) wird durch die orthopädische<br />
Pflegestation vor allem<br />
die individuelle Patienten- und<br />
Angehörigenanleitung mittels<br />
standardisierter Checklisten<br />
umgesetzt (Abb. 1). Orientiert<br />
am Krankheitsbild und an pflegerelevanten<br />
Funktionsdefiziten<br />
und Risikoprofilen werden Patienten<br />
oder Angehörige in den<br />
Pflegemaßnahmen angeleitet,<br />
welche für die spätere häusliche<br />
Versorgung relevant sind.<br />
Die jeweils notwendigen Anleitungen<br />
werden von den zuständigen<br />
Bezugspflegekräften<br />
koordiniert. Sie dienen der Aufklärung<br />
über den Pflegeverlauf,<br />
der Einübung von Routine durch<br />
frühzeitige Praxisanleitung, der<br />
Vermeidung von Pflegefehlern<br />
sowie der Entlastung der pflegenden<br />
Angehörigen durch<br />
Erlernen sachgerechten Handlings.<br />
Der erworbene Kenntnisstand<br />
ist mittels Dokumentation<br />
in der Checkliste jederzeit<br />
nachvollziehbar. Die individuelle<br />
Anleitung wird flankiert von<br />
grundsätzlichen Maßnahmen<br />
Key words: rehabilitation – orthopedics – nursing – aftercare<br />
Aftercare of Patients in<br />
Need of Care in the Orthopedic<br />
Rehabilitation<br />
In a standardized and structured<br />
programme for patients<br />
in orthopedic rehabilitation in<br />
need of care at discharge<br />
in 52 patients (mean age 71<br />
years, 27 men, 25 women) an<br />
ambulatory nursing service<br />
was activated. The nursing<br />
service attended 47 patients<br />
for at least 6 weeks and gave<br />
der Aufklärung, Beratung und<br />
Schulung von Angehörigen wie<br />
ärztliche Aufklärung, Therapiehospitationen,<br />
Beratung durch<br />
therapeutische Berufsgruppen<br />
und Orthopädietechnik sowie<br />
sozialrechtliche Beratung durch<br />
die Klinische Sozialarbeit.<br />
Ergänzend werden orthopädische<br />
Patienten, die pflegeund<br />
versorgungsbedürftig nach<br />
Hause entlassen und durch<br />
einen kooperierenden ambulanten<br />
Pflegedienst weiterversorgt<br />
werden, 6 Wochen nach<br />
Entlassung durch einen nachstationärenPflegerückmelde-<br />
feedback information to the<br />
rehabilitation clinic. 83 % of<br />
the patients were stable or<br />
improved concerning nursing<br />
requirements. Supportive<br />
devices provided in the<br />
rehabilitation clinic were used<br />
in 95 %, only in 5 % additional<br />
supportive devices were<br />
prescribed after discharge.<br />
Recommendations concerning<br />
physiotherapy were realized<br />
in only 33 % in the outpatient<br />
setting.<br />
bericht nachverfolgt. Die Rückmeldung<br />
erfolgt mittels standartisiertem<br />
Formular durch den<br />
nachsorgenden ambulanten<br />
Pflegedienst und wird an die<br />
Klinik zurückgesandt.<br />
Die Eckpunkte des Pflegerückmeldeberichtes<br />
sind:<br />
• Versorgungsform des Patienten<br />
• Entwicklung des Pflegebedarfs<br />
seit Entlassung<br />
• Hilfsmittelversorgung und<br />
Nutzung<br />
• Weiterführende Therapiemaßnahmen<br />
(z. B. Heilmittel-Verordnungen)<br />
Tab. I: Einweisungsdiagnosen<br />
Einweisungsdiagnosen (n=52) Häufigkeit %<br />
Amputationen unterer Extremitäten 17 33 %<br />
Hüft-TEP 8 15 %<br />
Femurfraktur 7 14 %<br />
Knie-TEP 6 12 %<br />
Bandscheibenvorfall 3 6 %<br />
LWK-Fraktur 2 4 %<br />
Schenkelhalsfraktur 3 6 %<br />
Unterschenkelfraktur 1 2 %<br />
OSG-Fraktur 1 2 %<br />
Beckenfraktur 1 2 %<br />
Spinalkanalstenose 1 2 %<br />
Oberarmfraktur 1 2 %<br />
Radiusfraktur 1 2 %<br />
Varia<br />
P f l e g e n a c h s o r g e<br />
Summary<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 197
Varia<br />
P f l e g e n a c h s o r g e<br />
198<br />
Station 2.2@fachklinik-herzogenaurach.de<br />
Tel. 09132-833101, Fax 09132-833000<br />
Patienten- und Angehörigenanleitung<br />
0 Patient 0 Angehörige:______________<br />
Anleitungsplanung Pflegemaßnahmen Aufnahme Entlassung<br />
Körperpflege<br />
Mundpflege / Prothesenpflege<br />
Am Waschbecken / im Bett<br />
Intimpflege<br />
Duschen / Baden<br />
Fußinspektion bei Diabetiker<br />
Hautpflege:<br />
An- und Auskleiden<br />
Oberkörper<br />
Unterkörper<br />
Antiemboliestrümpfe<br />
Anziehtraining<br />
Medizinische Hilfestellungen<br />
Umgang und Verabreichung von Medikamenten<br />
Subkutane Injektionen, z.B. Insulin<br />
Umgang mit dem Insulin-PEN<br />
Umgang mit dem Blutzuckermessgerät u. -kontrolle<br />
Blutdruckmessung<br />
Verbandswechsel<br />
Pflegerische Prophylaxen<br />
Dekubitus<br />
Pneumonie<br />
Kontrakturen<br />
Thrombosen<br />
Obstipation<br />
Mangelernährung / Flüssigkeitsdefizit<br />
Blasen- und Darmentleerung<br />
Umgang mit DK / Cystofix<br />
Umgang mit DK-Beutel (Beinbeutel)<br />
Toilettengang / Toilettentraining<br />
Essen und Trinken<br />
Diätform (BE)<br />
Bilanzierung<br />
Anrichten / Hilfestellung Essen u. Trinken<br />
Transfer (Umsetzen) und Lagerung<br />
Lagerung im Rollstuhl:<br />
1. Sitzposition<br />
2. Stumpflagerung<br />
3. Dekubitusprophylaxe<br />
Transferform hoch / tief<br />
Rutschbretttransfer<br />
Lagerung im Bett:<br />
1. 30-Grad-Lagerung<br />
2. Bobath<br />
3. Stumpflagerung<br />
4. Bauchlage<br />
Patientenaufkleber<br />
Kompetenz bei Entlassung<br />
KÜ = Komplette Übernahme, UA = Unter Anleitung,<br />
S = Selbständig, A = Durch Angehörige<br />
Nachstationäre Pflegerückmeldeberichte<br />
werden überwiegend<br />
von kooperierenden ambulanten<br />
Pflegediensten erstellt, die in<br />
der Nachsorgekooperation der<br />
Rehabilitationsklinik informell<br />
organisiert sind. Die Pflegerückmeldeberichte<br />
werden 6 Wochen<br />
nach Entlassung per Faxformblatt<br />
von der Klinik angefordert<br />
und systematisch jährlich ausgewertet.<br />
Die Eckpunkte Entwicklung<br />
des Pflegebedarfes,<br />
Therapiefortführung und Hilfsmittelnutzung<br />
sind Kennzahlen<br />
im internen Qualitätsmanagement<br />
für den Prozess der Patientennachsorge.<br />
Ergebnisse<br />
Aus den Jahren 20<strong>04</strong> bis 2007<br />
stehen 52 nachstationäre Pflegerückmeldeberichte<br />
zu orthopädischen<br />
Patienten zur Verfü-<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
Anleitungsplanung Pflegemaßnahmen Aufnahme Entlassung<br />
Stumpf- und Prothesenpflege<br />
Liner an- und ausziehen<br />
Stumpfkompressionsstrümpfe<br />
Prothese an- und ausziehen<br />
Pflege der Prothese<br />
Stumpfpflege:<br />
1. Stumpf wickeln<br />
2. Hautpflege<br />
3. Stumpfhärtung<br />
Therapiehospitationen / Beratungen / Seminare ja nein<br />
Hilfsmittelanleitung<br />
Physiotherapie<br />
Sozialberatung (Reha-Beratung)<br />
Angehörigenseminar<br />
Der Entschluss zur häuslichen Pflege<br />
Sturzprävention ja nein<br />
Sturzrisiken<br />
Sturzprophylaxe / Hilfsmittel: z.B. Hüftprotektoren,<br />
Bewegungsmatte, Rollstuhltisch, Toilettentisch<br />
Häusliche Situation<br />
Situation vor Reha:<br />
Versorgung durch Angehörige möglich:<br />
Schon vorhandene Hilfsmittel:<br />
Geplante Pflegeversorgung nach Reha:<br />
Hilfsmittel<br />
Rollstuhl<br />
Mobilator<br />
Unterarmgehwagen<br />
Unterarmgehstützen<br />
Greifzange<br />
Strumpfanzieher<br />
Duschhocker<br />
Badewannenbrett<br />
gung. 5 Patienten beendeten<br />
die Dienstleistung durch einen<br />
kooperierenden ambulanten<br />
Pflegedienst innerhalb von 6<br />
Wochen. Damit konnten für eine<br />
detailliertere Auswertung 47<br />
Rückmeldeberichte berücksichtigt<br />
werden.<br />
Pflegebedarf (n=47): Nach<br />
Rückmeldung der ambulanten<br />
Pflegedienste verringerte sich<br />
bei 15 (32 %) Patienten der Pflegebedarf,<br />
bei 24 (51 %) blieb<br />
er stabil und bei 8 (17 %) Patienten<br />
nahm er zu. Als Ursache<br />
für die Zunahme des Pflegebedarfes<br />
wurden bei 3 Patienten<br />
Stürze im häuslichen Umfeld<br />
angegeben. Zudem scheint eine<br />
Negativentwicklung des Pflegebedarfes<br />
durch eine geringere<br />
funktionelle Selbstständigkeit<br />
bei Entlassung aus der Rehabilitation<br />
beeinflusst.<br />
Hilfsmittelverordnung (n=47):<br />
Bemerkung<br />
KÜ = Komplette Übernahme, UA = Unter Anleitung,<br />
S = Selbständig, A = Durch Angehörige<br />
Leihweise HZ Rezeptiert am: HZ Erhalten am: HZ Bei Bedarf Adresse des Hilfsmittellieferanten:<br />
Abb. 1: Patienten- und Angehörigenanleitung.<br />
Für die Entlassung und zur Nutzung<br />
im häuslichen Umfeld wurden<br />
den 47 Patienten 95 Hilfsmittel<br />
verordnet, im Mittel circa<br />
2 Hilfsmittel pro Patient (Range<br />
0 – 6). Nachverordnet durch niedergelassene<br />
Ärzte laut Rückmeldungen<br />
der ambulanten<br />
Pflegedienste (n=47) wurden 5<br />
Hilfsmittel, das entspricht einer<br />
Nachverordnungsquote von<br />
5 %. Rückmeldungen zur Nutzung<br />
der Hilfsmittel liegen in 21<br />
Fällen vor, davon ist eine negativ,<br />
somit liegt die Nutzungsrate<br />
bei 95 %.<br />
Die verordneten Hilfsmittel lassen<br />
sich in vier Funktionsgruppen<br />
zusammenfassen:<br />
Hilfsmittel zur persönlichen<br />
Pflege bilden mit 46 % (44 Hilfsmittel)<br />
die Hauptgruppe der Verordnungen,<br />
darunter überwiegend<br />
Toilettensitzerhöhungen<br />
und Greifzangen.
Mobilitätshilfen bilden die<br />
zweitgrößte Gruppe der Verordnungen<br />
mit 30 % (28 Hilfsmittel),<br />
darunter überwiegend Rollatoren<br />
und Unterarmgehstützen.<br />
Medizinische Hilfsmittel wurden<br />
mit 24 % (23 Hilfsmittel)<br />
verordnet, dabei überwiegend<br />
Prothesen- und Orthesenversorgungen<br />
sowie Verbandsschuhe.<br />
Hilfsmittel für den Lebensbereich<br />
„Ruhen und Schlafen“<br />
wie Pflegebetten wurden nicht<br />
verordnet.<br />
Weiterführung der Therapien<br />
(n=47): Die Entlassungsbriefe<br />
der stationären Rehabilitation<br />
enthalten Empfehlungen zur<br />
Fortführung therapeutischer<br />
Maßnahmen. Im nachstationären<br />
Pflegerückmeldebericht<br />
wird nachgefragt, ob und welche<br />
Therapiemaßnahmen der<br />
Patient innerhalb von 6 Wochen<br />
nach Entlassung erhalten hat.<br />
Die Rückmeldung des ambulanten<br />
Pflegedienstes wird mit<br />
den Empfehlungen in den Entlassungsbriefen<br />
abgeglichen.<br />
Insgesamt wurden bei den 47<br />
Patienten 46 weiterführende<br />
Therapien empfohlen (Tab. II).<br />
Es zeigt sich, dass innerhalb<br />
von 6 Wochen nach Entlassung<br />
nur 37 % der empfohlenen Therapien<br />
weitergeführt werden.<br />
Diskussion<br />
Die Überleitung von Patienten<br />
der orthopädischen Rehabilitation<br />
mit noch bestehendem Pflegebedarf<br />
aus der stationären<br />
Phase in die häuslich-ambulante<br />
Behandlung im Rahmen<br />
einer strukturierten Kooperation<br />
mit ambulanten Pflegediensten<br />
gibt bei einer organisierten<br />
Rückmeldung einen guten<br />
Überblick über den weiteren<br />
Verlauf. Wie Gütschow (1, 2)<br />
2002 beschreibt, sind innerhalb<br />
der orthopädischen Rehabilitation<br />
zur Behandlung von Pflegebedürftigen<br />
personalintensivere<br />
Interventionen und patientenbezogenereVersorgungsstrukturen<br />
nötig als meist im Rahmen<br />
der Anschlussheilbehandlung<br />
üblich. Auf einer speziell ausgestatteten<br />
orthopädischen Pflegestation<br />
können pflegebedürftigeAnschlussheilbehandlungspatienten<br />
und deren Angehörige<br />
durch gezielte Anleitung auf<br />
eine stabile häuslich-ambulante<br />
Versorgung vorbereitet werden.<br />
In unserer Patientenklientel war<br />
nur bei einem sehr geringen<br />
Teil von Patienten (5 %) nach<br />
der Entlassung aus der Rehabilitation<br />
eine erneute Hilfsmittelverordnung<br />
erforderlich.<br />
Dies spricht zum einen für eine<br />
stabile Situation nach der Entlassung,<br />
zum anderen für eine<br />
individuelle und zweckmäßige<br />
Abklärung des Hilfsmittelbedarfs<br />
während der stationären<br />
Rehabilitation im Rahmen eines<br />
strukturierten und standardisierten<br />
Konzeptes. Uns sind diesbezüglich<br />
aus der Literatur keine<br />
vergleichbaren Daten bekannt.<br />
In Beziehung zu Patienten nach<br />
einer neurologischen Rehabilitation<br />
ist der Bedarf der Nachverordnung<br />
mit 13 % innerhalb<br />
von 6 Wochen nach Entlassung<br />
(6, 7) gering.<br />
In regelmäßig stattfindenden<br />
Teamsitzungen werden in einer<br />
Rehabilitationsklinik im interdisziplinären<br />
Setting auch Maßnahmen<br />
der Nachsorge besprochen<br />
und festgelegt, die im Entlassungsbrief<br />
als Empfehlung<br />
wiedergegeben werden. Die<br />
geringe Umsetzung von Empfehlungen<br />
bezüglich der Weiterführung<br />
physiotherapeutischer<br />
Maßnahmen ist ernüchternd, da<br />
es sich gerade bei dieser Patientenklientel<br />
mit einem durchschnittlichen<br />
Barthel-Index von<br />
71 Punkten bei Entlassung um<br />
in der funktionellen Selbstständigkeit<br />
noch deutlich eingeschränkte<br />
Patienten mit Verbesserungspotenzial<br />
handelt. Das<br />
Varia<br />
P f l e g e n a c h s o r g e<br />
Tab. II: Übersicht über Umsetzung von Empfehlungen für weiterführende<br />
Therapien.<br />
Therapie Empfehlung Umsetzung<br />
Physiotherapie 39 13 (33 %)<br />
Medizinische Rehabilitation 4 3 (75 %)<br />
Ergotherapie 3 1 (33 %)<br />
Rehabilitationspotenzial sollte<br />
daher im häuslich-ambulanten<br />
Bereich neben pflegerischer<br />
Versorgung durch Weiterführung<br />
von Therapien ausgeschöpft<br />
werden. Vergleichende Daten<br />
die neurologische Rehabilitation<br />
betreffend zeigen auch dort,<br />
dass innerhalb von 6 Wochen<br />
nach Entlassung ebenfalls nur<br />
30 % der Therapieempfehlungen<br />
umgesetzt werden. Gründe für<br />
die mangelnde Weiterführung<br />
von Therapien wurden von uns<br />
nicht abgefragt, könnten aber in<br />
der Überlastung von Pflegebedürftigen<br />
und deren Angehörigen<br />
im Aufsuchen und Transport<br />
zum Therapeuten oder einem<br />
mangelnden Angebot von zugehenden<br />
Hausbesuchen durch<br />
Therapeuten zu erklären sein.<br />
Weiteren Einfluss auf die Verordnung<br />
von Therapien hat<br />
sicherlich auch die Heilmittelbudgetierung<br />
der niedergelassenen<br />
Ärzte. Hier besteht<br />
weiterer Forschungs- und Interventionsbedarf,<br />
damit sinnvolle<br />
Empfehlungen aus dem stationären<br />
Bereich heraus auch im<br />
ambulanten Bereich umgesetzt<br />
werden.<br />
Schlussfolgerung<br />
Die orthopädische Rehabilitation<br />
dient auch bei pflegebedürftigen<br />
Patienten zur Wiederbefähigung<br />
für eine häuslichambulante<br />
Lebensführung. Die<br />
untersuchten Patienten konnten<br />
sich innerhalb der stationären<br />
Rehabilitationsmaßnahme funktionell<br />
verbessern, darüber<br />
hinaus stabilisierte oder verbesserte<br />
sich der Pflegebedarf<br />
bei 83 % der Patienten in den<br />
ersten 6 Wochen nach Entlassung.<br />
Die Nutzungsrate der<br />
verordneten Hilfsmittel für den<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 199
Varia<br />
P f l e g e n a c h s o r g e<br />
200<br />
häuslichen Gebrauch liegt mit<br />
95 % sehr hoch und spricht für<br />
eine bedarfsgerechte und individuelle<br />
Verordnungspraxis. Der<br />
Anteil der weiterführenden Therapien<br />
innerhalb von 6 Wochen<br />
nach Entlassung ist mit 37 %<br />
gering, aber durch die Klinik<br />
nicht beeinflussbar.<br />
Pflegebedürftige orthopädische<br />
Patienten bedürfen innerhalb<br />
von Rehabilitationskliniken<br />
einer intensivierten, personalintensiverenVersorgungsstruktur<br />
vor allem im Bereich der<br />
medizinisch-therapeutischen<br />
Behandlung, der anleitend pflegerischen<br />
Versorgung und der<br />
Patientenüberleitung und Nachsorgeplanung.<br />
1.<br />
Literatur<br />
Gütschow, A.: Orthopädische<br />
AHB im Wandel der Zeit/Ein<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
Übersichtsreferat. German Medial<br />
Science, Doc 03dguI3.<br />
(2003) 1–2.<br />
Gütschow, A.: Orthopädischgeriatrische<br />
Rehabilitation/<br />
Grenzweg zwischen Anschlussheilbehandlung<br />
und Pflege.<br />
Phys Med Rehab Kuror 12<br />
(2002) 219.<br />
Eiff, W. von: Kränker in die<br />
Reha? Studie zu Auswirkungen<br />
der DRG-Einführung auf die<br />
Akut- und Rehabilitationsversorgung.<br />
Krankenhaus Umschau<br />
5 (2005) 438 – 441.<br />
Galatsch, M., C. Krüger, T.<br />
Quasdorf, M. Schroller, E. Donath,<br />
S. Bartholomayczik: Die<br />
Auswirkungen der DRG-Einführung<br />
aus Sicht der Pflege.<br />
Pflegezeitschrift 5 (2007)<br />
– 276.<br />
272<br />
Schmidt, R.: Pflegekonzept<br />
zur Anbahnung der häuslichen<br />
Wiedereingliederung.<br />
6.<br />
7.<br />
Die Schwester/Der Pfleger 10<br />
(2001) 814 – 819.<br />
Schmidt, R., W. Schupp, L. Niese:<br />
Nachstationäre Pflegerückmeldeberichte<br />
zum Einsatz von<br />
Hilfsmitteln – Fehlversorgungen<br />
vermeiden. Pflegezeitschrift 3<br />
(2006) 153 – 166.<br />
Schmidt, R., W. Schupp: Pflegeüberleitungskonzept<br />
in der<br />
neurologischen Rehabilitation.<br />
Fachklinik Herzogenaurach,<br />
September 2008, ISBN 978-3-<br />
00-025631-8.<br />
Anschrift für die Verfasser:<br />
R. Schmidt<br />
Pflegedienstleiter<br />
Fachklinik Herzogenaurach<br />
In der Reuth 1<br />
D-91074 Herzogenaurach<br />
E-Mail: ralf.schmidt@fachklinikherzogenaurach.de
Arzt und Recht<br />
Unterlassene Röntgenaufnahme<br />
mit Folgen:<br />
Haftung wegen eines Befunderhebungsfehlers – auch für Fehler<br />
des Nachbehandlers<br />
Rechtsanwältin<br />
Christine Morawietz,<br />
Karlsruhe<br />
Sehr häufig kann in zivilrechtlichen<br />
Arzthaftungsprozessen,<br />
in denen der Patient Schadensersatz<br />
(insbesondere<br />
Schmerzensgeld) wegen eines<br />
angeblichen Behandlungsfehlers<br />
fordert, nicht sicher geklärt<br />
werden, ob ein solcher tatsächlich<br />
vorliegt bzw. ob der<br />
Behandlungsfehler für den vom<br />
Patienten behaupteten Gesundheitsschaden<br />
verantwortlich ist.<br />
In diesen Fällen, die die Juristen<br />
als „non liquet“ („es ist nicht klar“<br />
= Verfahrenssituation, in der der<br />
Tatsachenvortrag weder von<br />
der einen noch von der anderen<br />
Partei bewiesen werden kann)<br />
bezeichnen, hängt der Ausgang<br />
des Prozesses von der Beweislastverteilung<br />
ab. Derjenige,<br />
der die streitige, nicht aufklärbare<br />
Tatsache beweisen muss<br />
(= derjenige, der insoweit die<br />
Beweislast trägt), verliert den<br />
Rechtsstreit, weil ihm der diesbezügliche<br />
Beweis nicht gelungen<br />
ist. Die Frage der Beweislast<br />
ist daher für den Ausgang<br />
eines Gerichtsverfahrens von<br />
elementarer Bedeutung.<br />
I. Grundsätze der Beweislast<br />
In Arzthaftungsprozessen trägt<br />
grundsätzlich der Patient die<br />
Beweislast für<br />
- den Behandlungsfehler<br />
- den Gesundheitsschaden und<br />
den<br />
- diesbezüglichen Ursachenzusammenhang<br />
(= Kausalität).<br />
In bestimmten Fällen, insbesondere<br />
bei Dokumentationsmängeln<br />
und groben Behandlungsfehlern<br />
1 , kommt es nach<br />
der gefestigten höchstrichterlichen<br />
Rechtsprechung zu einer<br />
Beweislastumkehr zu Gunsten<br />
des Patienten, die in der Praxis<br />
sehr häufig dazu führt, dass<br />
der beklagte Arzt den Prozess<br />
verliert.<br />
Auch einfache Befunderhebungsfehler<br />
können nach der<br />
Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs<br />
wie folgt zu einer<br />
solchen Beweislastumkehr führen:<br />
Hat es der Arzt schuldhaft<br />
unterlassen, einen gebotenen<br />
Befund zu erheben (z.B. Anfertigung<br />
eines Röntgenbildes)<br />
und hätte die Befunderhebung<br />
– hypothetisch gedacht – mit<br />
hinreichender Wahrscheinlichkeit<br />
einen positiven Befund<br />
ergeben (z.B. Knochenbruch),<br />
wird zu Gunsten des Patienten<br />
ein reaktionspflichtiges positives<br />
Befundergebnis (z.B.<br />
Knochenbruch hätte operiert<br />
werden müssen) vermutet.<br />
Eine zusätzliche Beweiserleichterung<br />
zu Gunsten des Patienten<br />
auch hinsichtlich der<br />
Kausalitätsfrage (Ursachenzusammenhang<br />
zwischen der<br />
unterlassenen Befunderhebung<br />
bzw. -auswertung und<br />
dem beim Patienten eingetretenen<br />
Gesundheitsschaden)<br />
findet statt, wenn sich – wiederum<br />
hypothetisch gedacht – mit<br />
hinreichender Wahrscheinlichkeit<br />
ein so deutlicher und<br />
gravierender Befund ergeben<br />
hätte, dass sich dessen Verkennung<br />
(z.B. Übersehen des<br />
Knochenbruchs auf dem Röntgenbild)<br />
als fundamental fehlerhaft<br />
darstellen würde oder<br />
die Nichtreaktion auf diesen<br />
Befund (z.B. Unterlassen einer<br />
OP) als grob fehlerhaft einzustufen<br />
wäre.<br />
Zu der Annahme einer Beweislastumkehr<br />
aufgrund eines einfachenBefunderhebungsfehlers<br />
kommt man somit nur durch<br />
fantasievolles Weiterdenken des<br />
(hypothetischen) Behandlungsverlaufs.<br />
II. Aktuelle Rechtsprechung<br />
Entsprechend den vorstehend<br />
genannten Grundsätzen des<br />
Bundesgerichtshofs hat das<br />
Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht<br />
mit Urteil vom<br />
<strong>04</strong>.<strong>04</strong>.2008 einen niedergelassenen<br />
Orthopäden wegen der<br />
Nichtanfertigung einer Röntgenaufnahme<br />
zur Zahlung von<br />
30.000 € Schmerzensgeld<br />
sowie zum Ersatz weiterer, aus<br />
der unterlassenen Befunderhebung<br />
ggf. resultierender<br />
Zukunftsschäden verurteilt.<br />
1 Die Annahme eines groben Behandlungsfehlers setzt die Feststellung voraus, dass<br />
der Arzt eindeutig gegen bewährte ärztliche Behandlungsregeln verstoßen hat und<br />
einen Fehler begangen hat, der aus objektiver Sicht nicht mehr verständlich erscheint,<br />
weil er einem Arzt schlechterdings nicht unterlaufen darf.<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 201
Arzt und Recht<br />
S t o ß w e l l e n t h e r a p i e<br />
202<br />
1. Sachverhalt<br />
(vereinfacht)<br />
Am 31. August 20<strong>04</strong> suchte der<br />
klagende, damals 17-jährige<br />
Patient (im Folgenden als Kläger<br />
bezeichnet) den beklagten<br />
Orthopäden (im Folgenden als<br />
Beklagter bezeichnet) wegen<br />
bereits länger andauernder<br />
Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule<br />
auf. Der Beklagte<br />
behandelte die Beschwerden<br />
mit manueller Deblockierung.<br />
Auch bei den nachfolgenden<br />
Arztbesuchen am 23. September<br />
und am 14. Oktober 20<strong>04</strong><br />
nahm der Beklagte beim Kläger<br />
wegen der gleichen Symptome<br />
eine manuelle Deblockierung<br />
vor. Röntgenaufnahmen der<br />
Halswirbelsäule wurden nicht<br />
gefertigt.<br />
Da seine Beschwerden andauerten,<br />
suchte der Kläger am<br />
2. November 20<strong>04</strong>, ferner am<br />
05. Januar 2005 und am 21.<br />
Februar 2005 einen anderen<br />
niedergelassenen Orthopäden<br />
(im Folgenden als Nachbehandler<br />
bezeichnet) auf, der<br />
am 02. November 20<strong>04</strong> zwei<br />
Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule<br />
– eine a.p.-Aufnahme<br />
und eine Schrägaufnahme – fertigte.<br />
Die Dokumentation des<br />
Nachbehandlers zum Besuch<br />
des Klägers am 02. November<br />
20<strong>04</strong> führt auf, dass der Kläger<br />
seit drei Monaten Schmerzen in<br />
der Halswirbelsäule habe und<br />
wegen Blockierung 4 x Manipulation<br />
der HWS vom Beklagten<br />
erhalten habe. Neurologische<br />
Störungen sind nicht dokumentiert;<br />
der Röntgenbefund wird<br />
mit COBB HWS links 8 Grad<br />
angegeben. Der Nachbehandler<br />
verordnete dem Kläger Krankengymnastik;<br />
dies auch bei<br />
einem weiteren Besuch am 05.<br />
Januar 2005. Der Kläger kam<br />
den Verordnungen nach.<br />
Am 28. Mai 2005 verspürte der<br />
Kläger im Schwimmbad einen<br />
Schlag im Nacken. Die dadurch<br />
hervorgerufenen Schmerzen<br />
waren so heftig, dass der Klä-<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
ger sich am 30. Mai 2005 ins<br />
Krankenhaus begab. Durch<br />
Kernspintomographie wurde<br />
eine pathologische Fraktur des<br />
4. Halswirbels auf dem Boden<br />
eines expansiv wachsenden<br />
Prozesses diagnostiziert. Unter<br />
dem anfänglichen Verdacht<br />
eines bösartigen Tumors an der<br />
Halswirbelsäule erfolgten drei<br />
Operationen, durchgeführt am<br />
1. Juni, 14. Juni und 17. Juni<br />
2005. In der ersten Operation<br />
wurde der 4. Halswirbelkörper<br />
ausgeräumt und in die Lücke<br />
ein Titan-Spacer eingesetzt.<br />
Nach der hiernach möglichen<br />
histologischen Diagnose einer<br />
aneurysmatischen Knochenzyste<br />
mit paravertebraler Tumorausdehnung<br />
und Ummauerung der<br />
Arteriae vertebrales wurde in<br />
der 2. Operation der Tumor aufgrund<br />
des hochgradigen Rezidiv-Risikos<br />
zunächst vom vorderen<br />
Zugang aus weitestmöglich<br />
entfernt und durch einen Knochenblock,<br />
nebst Titan-Platte,<br />
ersetzt. In der 3. Operation wurden<br />
die hinteren Anteile des 4.<br />
Halswirbels, d.h., der Wirbelbogen,<br />
entfernt und die Versteifung<br />
vom hinteren Zugang<br />
aus durch ein Schrauben-Stab-<br />
System komplettiert. Der Tumor<br />
erwies sich als gutartig. Nach<br />
der 3. Operation erlitt der Kläger<br />
eine Lungenembolie. Es ist ein<br />
Tumorrezidiv vorhanden.<br />
2. Entscheidungsgründe<br />
(vereinfacht)<br />
Die Verurteilung des beklagten<br />
Orthopäden zur Zahlung von<br />
Schadensersatz begründete<br />
das Gericht unter Bezugnahme<br />
auf das erstinstanzlich eingeholte<br />
Sachverständigengutachten<br />
sinngemäß wie folgt:<br />
a) Dem Beklagten sei eine<br />
schuldhafte Verletzung der<br />
ärztlichen Sorgfaltspflichten<br />
in Gestalt eines Befunderhebungsfehlers<br />
am 14. Oktober<br />
20<strong>04</strong> durch die Nichtanfertigung<br />
von Röntgenaufnahmen<br />
der Halswirbelsäule des Klägers<br />
unterlaufen.<br />
Spätestens bei dem dritten<br />
Besuch des Klägers am 14.<br />
Oktober 20<strong>04</strong> hätte der Beklagte<br />
Röntgenaufnahmen anfertigen<br />
müssen, um angesichts der<br />
wiederkehrenden Funktionsstörungen<br />
an der Halswirbelsäule<br />
des Klägers eine strukturelle<br />
Veränderung auszuschließen.<br />
In dem Unterlassen einer röntgenologischen<br />
Befundung der<br />
Halswirbelsäule am 14. Oktober<br />
20<strong>04</strong> trotz fortdauernder<br />
Beschwerden des Klägers an<br />
der Halswirbelsäule noch sechs<br />
Wochen nach der Erstvorstellung,<br />
in deren Rahmen der Kläger<br />
ausweislich der Dokumentation<br />
des Beklagten bereits über<br />
seit Wochen vorliegende HWS-<br />
Wechselbeschwerden geklagt<br />
habe, und nach zweimaliger<br />
manueller Deblockierung liege<br />
ein fahrlässiger Verstoß gegen<br />
den vom Beklagten als niedergelassenem<br />
Orthopäden zu<br />
gewährleistenden Facharztstandard.<br />
Bei einem unspezifischen<br />
Nackenschmerz ohne<br />
Hinweise für das Vorliegen<br />
von Nervenwurzelreizerscheinungen,<br />
aber klinischen Befunden<br />
einer Bewegungsstörung<br />
sei die Anfertigung einer Röntgenaufnahme<br />
der Halswirbelsäule<br />
zwar noch nicht bei dem<br />
ersten Kontakt am 31. August<br />
20<strong>04</strong>, aber bei den wiederholten<br />
Kontakten wegen unveränderter<br />
Beschwerden spätestens am<br />
14. Oktober 20<strong>04</strong> erforderlich<br />
gewesen, um die Eingangsdiagnose<br />
einer funktionellen<br />
Störung abzusichern und von<br />
einer strukturellen Veränderung<br />
an der Halswirbelsäule sicher<br />
abzugrenzen. Bei einem jungen<br />
Menschen wie dem Kläger<br />
kämen als Ursache für Halswirbelsäulenbeschwerden<br />
neben<br />
einer manuell behandelbaren<br />
Verspannung (funktionellen<br />
Beeinträchtigung) in erster<br />
Linie ein Tumor (strukturelle<br />
Veränderung) und auch das<br />
Vorliegen einer psychischen<br />
Erkrankung in Betracht, während<br />
Verschleißerscheinungen<br />
als Ursache auszuschließen
seien. Der Beklagte hätte hiernach<br />
zunächst ohne Fertigung<br />
einer Röntgenaufnahme versuchen<br />
dürfen, die vom Kläger<br />
geschilderten andauernden<br />
HWS-Beschwerden unter der<br />
Diagnose Halswirbelblockierung<br />
manuell zu therapieren.<br />
Der Beklagte hätte aber seine<br />
Eingangsdiagnose überdenken<br />
und ein Röntgenbild der Halswirbelsäule<br />
zum Ausschluss<br />
einer strukturellen Veränderung<br />
(Tumor) als Ursache für<br />
die fortdauernden Halswirbelsäulenbeschwerden<br />
anfertigen<br />
müssen, nachdem bis zum 14.<br />
Oktober 20<strong>04</strong> eine Besserung<br />
des Zustandes bei dem Kläger<br />
nicht eingetreten war.<br />
b) Dieser Befunderhebungsfehler<br />
habe dazu geführt, dass der<br />
Kläger sich zur Resektion der<br />
aneurysmatischen Knochenzyste<br />
nicht nur einer, sondern<br />
drei Operationen mit der schicksalhaften<br />
Folge einer Lungenembolie<br />
unterziehen musste<br />
und einem erhöhten Rezidivrisiko<br />
unterliege.<br />
aa) Der insoweit beweisbelastete<br />
Beklagte habe nach dem<br />
Ergebnis der Beweisaufnahme<br />
nicht nachgewiesen, dass bei<br />
einer pflichtgemäßen Fertigung<br />
einer Röntgenaufnahme der<br />
Halswirbelsäule des Klägers am<br />
14. Oktober 20<strong>04</strong> und daran<br />
anschließender operativer Entfernung<br />
des Knochentumors<br />
spätestens im Dezember 20<strong>04</strong><br />
der damals vorhandene Befall<br />
mehr als eine Operation, nämlich<br />
die spätere zweite dorsale<br />
Operation vom 14. Juni 2005,<br />
zur Resektion der Knochenzyste<br />
erfordert und dann ein geringeres<br />
Rezidivrisiko nicht bestanden<br />
hätte. Die Voraussetzungen<br />
für eine Umkehr der grundsätzlich<br />
dem Kläger obliegenden<br />
Darlegungs- und Beweislast<br />
für den ursächlichen Zusammenhang<br />
zwischen ärztlicher<br />
Pflichtverletzung und eingetretenem<br />
Schaden lägen vor.<br />
aaa) Zwar stelle die unterlassene<br />
röntgenologische Befunderhebung<br />
durch den Beklagten am<br />
14. Oktober 20<strong>04</strong> an sich noch<br />
keinen – zu einer Beweislastumkehr<br />
für den Ursachenzusammenhang<br />
zwischen dem<br />
ärztlichen Fehler und Schaden<br />
führenden – groben Behandlungsfehler<br />
dar. Denn der Sachverständige<br />
habe die Unterlassung<br />
einer röntgenologischen<br />
Abklärung an 14. Oktober 20<strong>04</strong><br />
als noch verständlichen Fehler<br />
bezeichnet.<br />
bbb)NachderRechtsprechung<br />
des Bundesgerichtshofs<br />
komme es aber auch – so das<br />
Gericht zutreffend – bei einem<br />
einfachen Befunderhebungsfehler<br />
zu einer Beweislastumkehr<br />
für den ursächlichen<br />
Zusammenhang zwischen<br />
dem Fehler und dem Gesundheitsschaden,<br />
wenn sich bei<br />
der unterlassenen Abklärung<br />
mit hinreichender Wahrscheinlichkeit<br />
ein so deutlicher und<br />
gravierender Befund ergeben<br />
hätte, dass sich dessen<br />
Verkennung als fundamental<br />
oder die Nichtreaktion auf ihn<br />
als grob fehlerhaft darstellen<br />
würde (vgl. insoweit die Ausführungen<br />
vorstehend unter Ziffer<br />
I.). Diese Voraussetzungen für<br />
eine Beweislastumkehr lägen<br />
wie folgt vor:<br />
Es sei aufgrund des Sachverständigengutachtens<br />
davon<br />
auszugehen, dass bei Fertigung<br />
der gebotenen Röntgenaufnahme<br />
der Halswirbelsäule des<br />
Klägers durch den Beklagten<br />
am 14. Oktober 20<strong>04</strong> mit hinreichender<br />
Wahrscheinlichkeit<br />
die Knochenzyste bei HWK 4<br />
als reaktionspflichtiger Befund<br />
festgestellt worden wäre. Der<br />
Sachverständige habe insoweit<br />
überzeugend ausgeführt, dass<br />
bei einer dem Standard des Jahres<br />
20<strong>04</strong> entsprechenden Einstellung<br />
der Röntgenaufnahme<br />
mit einer Wahrscheinlichkeit von<br />
mehr als 50 Prozent ein raumgreifender<br />
Prozess bei HWK 4<br />
festgestellt worden wäre. Der<br />
Arzt und Recht<br />
Sachverständige habe darüber<br />
hinaus anlässlich der Inaugenscheinnahme<br />
der vom nachbehandelnden<br />
Orthopäden am<br />
02. November 20<strong>04</strong> gefertigten<br />
Röntgenaufnahmen überzeugend<br />
mitgeteilt, dass auf der –<br />
qualitativ schlechten, nicht dem<br />
Röntgenstandard des Jahres<br />
20<strong>04</strong> entsprechenden – Schrägaufnahme<br />
der raumgreifende<br />
Prozess bei HWK 4 wegen der<br />
auf einen deutlichen Mineralverlust<br />
schließen lassenden<br />
Schwarzfärbung bei HWK 4<br />
ohne weiteres erkennbar sei.<br />
Die Verkennung des nach dem<br />
Ergebnis der Beweisaufnahme<br />
eindeutigen (hypothetischen)<br />
Befundes eines zystischen<br />
Prozesses auf einer dem medizinischen<br />
Standard entsprechenden<br />
Röntgenaufnahme<br />
wäre als fundamental anzusehen,<br />
dies auch vor dem Hintergrund,<br />
dass die Röntgenaufnahme<br />
differentialdiagnostisch<br />
in erster Linie zum Ausschluss<br />
einer strukturellen Veränderung<br />
bei HWK 4 – also eines<br />
Tumors – anzufertigen gewesen<br />
wäre. Auch die Nichtreaktion<br />
auf diesen Befund wäre nach<br />
dem Ergebnis der Beweisaufnahme<br />
als grob fehlerhaft zu<br />
bewerten. Der Sachverständige<br />
habe in überzeugender Weise<br />
ausgeführt, dass der Beklagte<br />
den Kläger bei diesem Befund<br />
und einem dem ärztlichen Standard<br />
entsprechenden Verhalten<br />
– ggf. nach Fertigung von MRT-<br />
Aufnahmen – zur Sicherung der<br />
Diagnose in ein auf die Behandlung<br />
von Knochenzysten spezialisiertes<br />
Zentrum hätte schicken<br />
müssen; ein Untätigbleiben<br />
oder eine Fortführung der<br />
manuellen Deblockierung wäre<br />
völlig unverständlich gewesen.<br />
Nach dem Ergebnis der<br />
Beweisaufnahme sei außerdem<br />
davon auszugehen, dass eine<br />
Tumorentfernung spätestens im<br />
Dezember 20<strong>04</strong> dazu geeignet<br />
gewesen wäre, dem Kläger<br />
möglicherweise zwei der drei<br />
im Juni 2005 durchgeführten<br />
Operationen (1. und 17. Juni) zu<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 203
Arzt und Recht<br />
S t o ß w e l l e n t h e r a p i e<br />
2<strong>04</strong><br />
ersparen – dies bei einem geringeren<br />
Rezidivrisiko. Der insoweit<br />
beweisbelastete Beklagte<br />
habe nicht bewiesen, dass dies<br />
äußerst unwahrscheinlich gewesen<br />
wäre. Der Sachverständige<br />
habe hierzu überzeugend<br />
ausgeführt, dass bei pflichtgemäßer<br />
Befunderhebung am 14.<br />
Oktober 20<strong>04</strong> eine Operation<br />
der aneurysmatischen Knochenzyste<br />
im November oder<br />
Dezember 20<strong>04</strong> vorgenommen<br />
worden und damals möglicherweise<br />
nicht – wie im Juni 2005<br />
– drei Operationen, sondern nur<br />
eine Operation zur Resektion<br />
der Zyste erforderlich gewesen<br />
wäre.<br />
Die am 01. Juni 2005 durchgeführte<br />
Operation, die vorrangig<br />
zur Diagnose der Zyste erforderlich<br />
war, hätte bei einer Entfernung<br />
der Zyste im Dezember<br />
20<strong>04</strong> möglicherweise entfallen<br />
können.<br />
Auch die dritte, am 17. Juni<br />
2005 durchgeführte Operation,<br />
wäre nach dem Ergebnis der<br />
Beweisaufnahme möglicherweise<br />
entbehrlich gewesen. In<br />
diesem Fall wäre dem Kläger<br />
auch die nach dieser Operation<br />
schicksalhaft aufgetretene Lungenembolie<br />
erspart geblieben.<br />
Schließlich habe sich aufgrund<br />
des Behandlungsfehlers<br />
des Beklagten und der darauf<br />
zurückzuführenden Verzögerung<br />
der Tumorentfernung das<br />
bei der Erkrankung des Klägers<br />
immer vorhandene Rezidivrisiko<br />
dadurch erhöht, dass aufgrund<br />
des Tumorwachstums zwischen<br />
Dezember 20<strong>04</strong> und Juni 2005<br />
ein größerer Bereich zu resezieren<br />
gewesen sei und hierdurch<br />
das Risiko gestiegen sei, befallenes<br />
Gewebe nicht vollständig<br />
entfernt zu haben.<br />
c) Einer Zurechnung der Folgen<br />
der um etwa sechs Monate<br />
verzögerten Entfernung der<br />
Knochenzyste stehe auch<br />
die fehlerhafte Behandlung<br />
seit dem 02. November 20<strong>04</strong><br />
durch den zweitbehandelnden<br />
Orthopäden (Nachbehandler)<br />
nicht entgegen.<br />
Dieser habe in der Gesamt-<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
schau des Behandlungsgeschehens<br />
zwar grob behandlungsfehlerhaft<br />
gehandelt, weil<br />
er am 02. November 20<strong>04</strong> in<br />
Kenntnis der mehrmonatigen<br />
HWS-Beschwerden des Patienten<br />
und der mehrmaligen<br />
erfolglosen Manipulationen dessen<br />
HWS durch den beklagten<br />
erstbehandelnden Orthopäden<br />
zwei Röntgenaufnahmen einer<br />
nicht dem Standard entsprechenden<br />
Qualität (die dorsalen<br />
Elemente der Halswirbelsäule<br />
waren nicht ausreichend mitabgebildet)<br />
fertigte, ohne anschließend<br />
neue, bessere Bilder zu<br />
erstellen, den auf der qualitativ<br />
zu beanstandenden Aufnahme<br />
gleichwohl ohne weiteres<br />
erkennbaren raumgreifenden<br />
zystischen Prozess bei HWK 4<br />
nicht feststellte und dem Kläger<br />
in diesem Termin und in einem<br />
Folgetermin am 5. Januar 2005<br />
Krankengymnastik verordnete.<br />
Der grobe Behandlungsfehler<br />
des Nachbehandlers ändere<br />
aber bei der gebotenen wertenden<br />
Betrachtung nichts an<br />
der Haftung des Beklagten für<br />
die mit der Verzögerung der<br />
Tumorentfernung verbundenen<br />
Folgen. Bei pflichtgemäßem<br />
Verhalten des Beklagten wäre<br />
die Knochenzyste spätestens<br />
im Dezember 20<strong>04</strong> entfernt<br />
worden und der Kläger hätte<br />
den Streitverkündeten nicht aufgesucht.<br />
Die Einstandspflicht<br />
des Arztes umfasse nach der<br />
Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs,<br />
so das erkennende<br />
Gericht zutreffend,<br />
grundsätzlich auch die Folgen<br />
eines Fehlers des nachbehandelnden<br />
Arztes, wenn die<br />
Nachbehandlung durch den<br />
Fehler des erstbehandelnden<br />
Arztes mit veranlasst worden<br />
ist.<br />
Etwas anderes gelte – so das<br />
Oberlandesgericht weiter zutreffend<br />
– nach der Rechtsprechung<br />
des Bundesgerichtshofs<br />
ausnahmsweise dann, wenn<br />
der Zurechnungszusammenhang<br />
durch die Handlung des<br />
Zweitschädigers unterbrochen<br />
wird, etwa, wenn der nachbe-<br />
handelnde Arzt in außergewöhnlich<br />
hohem Maße die an<br />
ein gewissenhaftes ärztliches<br />
Handeln zu stellenden Anforderungen<br />
außer acht gelassen<br />
und derart gegen alle ärztlichen<br />
Regeln und Erfahrungen verstoßen<br />
hat, dass dessen Pflichtverletzung<br />
im oberen Bereich<br />
des groben Behandlungsfehlers<br />
liegt, so dass der eingetretene<br />
Schaden dem Zweitbehandler<br />
haftungsrechtlich-wertend<br />
allein zugeordnet werden muss.<br />
Diese Voraussetzungen sah das<br />
Oberlandesgericht in dem entschiedenen<br />
Fall nicht gegeben,<br />
da der Fehler des nachbehandelnden<br />
Orthopäden nach den<br />
Feststellungen des Sachverständigen<br />
dem unteren Bereich<br />
des groben Behandlungsfehlers<br />
zuzuordnen sei.<br />
Im Ergebnis seien dem Beklagten<br />
die Belastung des Klägers<br />
mit der ersten Operation am<br />
01. Juni 2005 und der dritten<br />
Operation am 17. Juni 2006<br />
einschließlich der danach erlittenen<br />
Lungenembolie und die<br />
mit diesen Eingriffen verbundene,<br />
etwa zwei Wochen längere<br />
Verweildauer im Krankenhaus<br />
sowie ferner das durch die verzögerte<br />
Operation erhöhte Rezidivrisiko<br />
anzulasten.<br />
III. Zusammenfassung<br />
Auch ein einfacher Befunderhebungsfehler<br />
kann unter folgenden<br />
Voraussetzungen zu<br />
einer Beweislastumkehr zu Lasten<br />
des Arztes führen:<br />
- Ein gebotener Befund wurde<br />
schuldhaft nicht erhoben.<br />
- Der Befund hätte, wenn er<br />
erhoben worden wäre, mit hinreichender<br />
Wahrscheinlichkeit<br />
einen positiven Befund ergeben.<br />
- Die Verkennung des Befundes<br />
wäre (hypothetisch gedacht)<br />
als fundamental fehlerhaft<br />
bzw. die Nichtreaktion auf den<br />
Befund als grob fehlerhaft einzustufen.
Der Arzt haftet dem Patienten<br />
grundsätzlich für alle sich aus<br />
einem Behandlungsfehler entwickelnden<br />
Schadensfolgen,<br />
auch wenn an ihnen Fehler<br />
eines nachbehandelnden<br />
Arztes mitbeteiligt sind. Die<br />
Berücksichtigung der Verursa-<br />
chungsbeiträge erfolgt in diesen<br />
Fällen nur im Rahmen des<br />
Innenausgleichs zwischen den<br />
Ärzten.<br />
Ausnahmsweise kann der<br />
Zurechnungszusammenhang<br />
zwischen dem Fehler des erstbehandelnden<br />
und dem des<br />
Arzt und Recht<br />
nachbehandelnden Arztes bei<br />
wertender Betrachtung entfallen,<br />
wenn letzterer die ärztliche<br />
Sorgfalt in besonders hohem<br />
Maße verletzt, so dass von<br />
einem groben Behandlungsfehler<br />
im oberen Bereich auszugehen<br />
ist.<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 205
Aus den Verbänden<br />
Neuer DVO-Leitlinienentwurf zur<br />
Osteoporose im Internet zur Diskussion<br />
Mitteilung des DVO, Johannes Pfeilschifter, Essen<br />
206<br />
Am 6. März <strong>2009</strong> wurde der aktualisierte<br />
DVO-Leitlinienentwurf<br />
zur Osteoporose unter www.<br />
dvosteologie.de im Internet veröffentlicht.<br />
Wegen der Häufigkeit<br />
der Anfragen und der großen<br />
Unsicherheit im Umgang mit<br />
sekundären Formen der Osteoporose<br />
berücksichtigt der Entwurf<br />
neben der Glucocorticoidinduzierten<br />
Osteoporose erstmals<br />
auch die wichtigsten anderen<br />
Formen einer sekundären<br />
Osteoporose. Er umfasst eine<br />
4-seitige Kurzversion, eine ca.<br />
50seitige Langfassung und<br />
einen Anhang mit Erläuterungen<br />
zu den Studienergebnissen, die<br />
in die Leitlinienaktualisierung<br />
eingeflossen sind.<br />
Für die Leitlinienaktualisierung<br />
<strong>2009</strong> hat die Arbeitsgruppe wieder<br />
das „Deutsche Instrument<br />
zur methodischen Leitlinien-<br />
Bewertung“ (DELBI) als methodische<br />
Basis gewählt. DELBI hat<br />
5 Domänen und 29 Kategorien<br />
mit maximal je 4 Punkten für die<br />
höchste Qualität. Die Literatursuche<br />
erfolgte in Medline nach<br />
dem Suchbegriff „Osteoporosis“.<br />
Zusätzliche Literaturrecherchen<br />
wurden in den wichtigsten<br />
Fachzeitschriften, in Leitliniendatenbanken<br />
und der Cochrane<br />
Collaboration vorgenommen.<br />
Gesichtet wurden insgesamt<br />
9235 neue Publikationen zwischen<br />
dem 1. Februar 2005 und<br />
dem 31. Dezember 2008. Alle<br />
Publikationen, die Aussagen<br />
der Leitlinienversionen 2006 in<br />
Frage stellten, erweiterten oder<br />
veränderten, wurden von der<br />
Arbeitsgruppe diskutiert und<br />
bewertet. Der Bewertung der<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
wissenschaftlichen Evidenz therapeutischer<br />
Studien wurden<br />
hierbei die von der Scottish<br />
Intercollegiate Guidelines Network<br />
(SIGN) vorgeschlagenen<br />
Kriterien zugrunde gelegt, für<br />
die Bewertung aller anderen<br />
Studien die Oxford-Kriterien.<br />
Die 10 wichtigsten Neuerungen<br />
des Leitlinienentwurfes (bzw.<br />
die trotz gültiger Empfehlungen<br />
noch immer ungenügend<br />
bekannten Fakten zur Osteoporose)<br />
im Überblick:<br />
Im Vergleich zu Kalzium (siehe<br />
unten) ist die Bedeutung von<br />
Vitamin D für die Basistherapie<br />
der Osteoporose noch zu wenig<br />
in der Bevölkerung bekannt. Vitamin<br />
D reguliert aber nicht nur<br />
die Aufnahme von Kalzium, sondern<br />
verbessert auch die neuromuskuläre<br />
Koordination und<br />
vermindert damit sehr wirksam<br />
Stürze beim älteren Menschen.<br />
Vitamin D3 wird überwiegend<br />
in der Haut unter Einwirkung<br />
des UV-Sonnenlichts gebildet.<br />
Um einen schweren Vitamin-D3-<br />
Mangel zu vermeiden, genügt<br />
ein täglicher 20-minütiger Aufenthalt<br />
im Freien. Ein mäßiger<br />
Mangel lässt sich damit aber<br />
häufig nicht vermeiden. Bei allen<br />
Patienten mit einer Osteoporose<br />
wird deshalb eine generelle<br />
Supplementierung mit 1000 Einheiten<br />
Vitamin D3 täglich oder<br />
einer gleichwertigen Dosis in<br />
mehrwöchentlichen Zeitabständen<br />
empfohlen. Alternativ kann<br />
man auch die Blutkonzentration<br />
von 25-Hydroxy-Vitamin D3<br />
messen und gezielt supplementieren.<br />
Diese sollte größer als<br />
20 ng/ml sein. Mit der bisher<br />
üblichen Dosen von 400800 Einheiten<br />
Vitamin D3 täglich wird<br />
diese Blutkonzentration oft nicht<br />
ausreichend erreicht.<br />
Die Bedeutung von Kalzium<br />
wird für die Vermeidung und<br />
Behandlung einer Osteoporose<br />
eher überschätzt. Bei einer<br />
ausreichenden Versorgung mit<br />
Vitamin D3 (siehe oben) genügt<br />
schon eine Tageszufuhr von<br />
1000 mg Kalzium für eine ausreichendeKnochenmineralisation<br />
und die Vermeidung eines<br />
schädlichen hohen Knochenumbaus.<br />
Dieser Bedarf lässt sich<br />
auch bei den älteren Menschen<br />
meist gut durch kalziumreiche<br />
Nahrungsbestandteile (Käse,<br />
Milch, Jogurt, Quark) und Mineralwässer<br />
decken. Eine zusätzliche<br />
Supplementierung mit<br />
Kalziumtabletten ist dann nicht<br />
erforderlich. Es ist zudem nicht<br />
auszuschließen, dass eine zu<br />
hohe Kalziumzufuhr negative<br />
Auswirkungen auf den Körper<br />
hat. Es wird deshalb bewusst<br />
auch eine Obergrenze der empfohlenen<br />
Gesamtkalziumzufuhr<br />
von 1500 mg angegeben.<br />
Eine ausreichende Zufuhr von<br />
Vitamin B12 und Folsäure mit<br />
der Nahrung (Obst, Gemüse)<br />
wird empfohlen, da ein Mangel<br />
ein möglicher Risikofaktor<br />
für Brüche ist. Die Belege sind<br />
aber für weitergehende Empfehlungen<br />
z.B. einer Messung<br />
von oder Supplementierung mit<br />
Vitamin B12 oder Folsäure derzeit<br />
nicht ausreichend.<br />
Bestimmte Medikamente, die<br />
zur Therapie des Diabetes mellitus<br />
Typ 2 eingesetzt werden,<br />
die sogenannten Glitazone,
erhöhen eindeutig das Risiko<br />
für Knochenbrüche. Die Leitlinie<br />
empfiehlt, das Bruchrisiko bei<br />
der Einnahme von Glitazonen<br />
kritisch zu prüfen und die Therapie<br />
bei einer hohen Bruchgefährdung<br />
auf andere Präparate<br />
umzustellen. Auch vor der langjährigen<br />
Einnahme der sogenanntenProtonenpumpenhemmer<br />
zur Magensäurehemmung<br />
wird gewarnt, da eine über<br />
Jahre durchgeführte Einnahme<br />
dieser Präparate wahrscheinlich<br />
das Risiko für Knochenbrüche<br />
erhöhen kann.<br />
In Einklang mit mehreren neuen<br />
Studien wird noch einmal ausdrücklich<br />
betont, dass Muskeltraining<br />
und gute Ernährung<br />
zwar erfreulicherweise rasch<br />
und auch im hohen Lebensalter<br />
günstig auf den Knochen<br />
wirken, dass die Wirkung dieser<br />
Maßnahmen aber auf die Dauer<br />
der Durchführung begrenzt ist.<br />
Man kann einer Osteoporose im<br />
Alter nicht dadurch vorbeugen,<br />
dass man in jüngeren Jahren<br />
sportlich ist und sich gesund<br />
ernährt. Dies ist ein häufiges<br />
Missverständnis bei Patienten<br />
und Ärzten.<br />
Die Abschätzung der Höhe des<br />
Risikos, in den nächsten 10 Jahren<br />
einen Bruch zu erleiden und<br />
die darauf aufbauenden Empfehlungen,<br />
wer von einer diagnostischen<br />
Abklärung und ggf.<br />
einer medikamentösen Therapie<br />
profitiert, ist seit 2006 noch präziser<br />
geworden. Erstmals werden<br />
in den DVO-Empfehlungen<br />
auch die wichtigsten speziellen<br />
Risiken einer Osteoporosegefährdung,<br />
wie z.B. das Risiko<br />
einer Frau mit einer ÖstrogenhemmendenAromatasehemmertherapie<br />
nach Brustkrebs<br />
oder das Risiko bei einer<br />
rheumatoiden Arthritis einen<br />
Bruch zu bekommen, mit einbezogen.<br />
Auch beim Diabetes<br />
mellitus Typ 1, einer Therapie<br />
mit antimännlichen Hormonen<br />
bei einem Prostatakarzinom,<br />
einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen<br />
und einer Epilepsie<br />
ermöglicht die aktualisierte<br />
Leitlinie eine Abschätzung des<br />
damit verbundenen Bruchrisikos.<br />
Wie schon in der Vorläuferversion<br />
wird betont, dass<br />
die Gesamtsumme der einzelnen<br />
Risiken für das Bruchrisiko<br />
ausschlaggebend ist, und dass<br />
man nur durch eine detaillierte<br />
Erfassung dieser Risiken das<br />
Bruchrisiko sinnvoll abschätzen<br />
kann. Keinesfalls sollte heute<br />
die Knochendichtemessung<br />
die alleinige Grundlage einer<br />
Therapieentscheidung sein. Die<br />
Leitlinie enthält eine Tabelle, mit<br />
der sich das 10-Jahresrisiko<br />
für Brüche unter Einbeziehung<br />
der wichtigsten Risikofaktoren<br />
abschätzen lässt. Der DVO wird<br />
auch einen anwenderfreundlichen<br />
Kalkulator zur Berechnung<br />
des Bruchrisikos zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Es sollte keine Therapie ohne<br />
Labor erfolgen. Z.B. ist vor jeder<br />
medikamentösen Therapie die<br />
Bestimmung der Nierenfunktion<br />
essentiell. Hier wird aber<br />
statt des Kreatininwerts jetzt die<br />
Bestimmung der sogenannten<br />
Kreatinin-Clearance gefordert,<br />
die die Nierenfunktion wesentlich<br />
besser widerspiegelt als der<br />
Kreatininwert alleine.<br />
Die Leitlinie warnt erneut vor<br />
einer unkritischen Anwendung<br />
einer Zementeinbringung in den<br />
Wirbelkörper (Vertebroplastie<br />
und Kyphoplastie) nach einem<br />
frischen Bruch. Bis die ErgebnissebessererStudienvorliegen,<br />
sollten diese Methoden wegen<br />
vieler Unklarheiten in Bezug auf<br />
die Langzeitsicherheit und Wirksamkeit<br />
erst dann angewandt<br />
werden, wenn sich der Bruch<br />
durch eine ausreichende professionelle<br />
Schmerztherapie<br />
innerhalb von drei Wochen nicht<br />
ausreichend behandeln lässt.<br />
Es wird betont, dass der belegte<br />
Nutzen der Zementeinbringung<br />
nur in der akuten Linderung von<br />
Schmerzen liegt und nicht in<br />
anderen Wirkungen wie einer<br />
Aufrichtung des Wirbelkörpers.<br />
Bei Einnahme von Osteoporose-<br />
Medikamenten wird erneut vor<br />
einer Fehleinschätzung der Knochendichteveränderungen<br />
im<br />
Verlauf gewarnt. Bei den meisten<br />
Aus den Verbänden<br />
Medikamenten ist ein Anstieg<br />
der Knochendichte weder für<br />
den Therapieerfolg erforderlich<br />
noch verbessert ein Anstieg die<br />
Prognose des Patienten. Lediglich<br />
ein Abfall der Knochendichte<br />
unter einer Therapie ist als<br />
prognostisch ungünstiger Faktor<br />
zu werten. Dies ist nicht neu<br />
und stand schon in der Leitlinienversion<br />
von 2006, ist aber bei<br />
den Patienten und den Ärzten<br />
immer noch nicht ausreichend<br />
bekannt.<br />
Es wird empfohlen, die Dauer<br />
der medikamentösen Therapie<br />
an der Höhe des Bruchrisikos<br />
auszurichten und nicht (siehe<br />
Punkt 9) an der Änderung der<br />
Knochendichte oder einem<br />
starren Behandlungszeitraum.<br />
Fallen bei dem Patienten im<br />
Behandlungszeitraum Risiken<br />
weg (z.B. er beendet eine Therapie<br />
mit Kortisonartigen Tabletten,<br />
hört auf zu rauchen und<br />
ist nicht mehr untergewichtig),<br />
vermindert sich das Bruchrisiko<br />
des Patienten entsprechend.<br />
Bei der Mehrzahl der Patienten,<br />
bei denen das Bruchrisiko im<br />
Verlauf der Therapie dagegen<br />
hoch bleibt oder durch das<br />
zunehmende Alter eher ansteigt,<br />
ist aber eine fortgesetzte spezifische<br />
Therapie gerechtfertigt.<br />
Keinesfalls sollte man davon<br />
ausgehen, dass eine drei- oder<br />
fünfjährige Therapie der Osteoporose<br />
das Bruchrisiko bei diesen<br />
Patienten dauerhaft vermindert.<br />
Ob vorübergehende Therapiepausen<br />
oder eine ununterbrochene<br />
Dauertherapie das<br />
bessere Therapiekonzept sind,<br />
ist aber noch ungeklärt.<br />
Bis zum 31. Mai <strong>2009</strong> besteht<br />
die Möglichkeit der Online-<br />
Kommentierung des Leitlinienentwurfs.<br />
Die Kommentare<br />
werden in der Arbeitsgruppe<br />
diskutiert, und daraufhin die<br />
Endversion der Leitlinie erstellt.<br />
Deren Implementierung wird ein<br />
DVO-zertifizierter Online-Therapie-Kalkulator<br />
für Ärzte, mit dem<br />
sich das 10-Jahresfrakturrisiko<br />
einfach berechnen lässt, und<br />
eine Patientenversion der Leitlinie<br />
unterstützen.<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 207
Aktuelles<br />
a u s P r a x i s u n d K l i n i k<br />
Dabigatranetexilat:<br />
„Praktische Vorteile und kombinierbar<br />
mit vielen gängigen Medikamenten“<br />
208<br />
Mitteilung aus der Klinik für<br />
Konservative Orthopädie und<br />
Physikalische Medizin am<br />
SRH Gesundheitszentrum Bad<br />
Wümpfen.<br />
Dr. Rolf Pauschert ist Chefarzt<br />
und Ärztlicher Direktor der Klinik<br />
für Konservative Orthopädie<br />
und Physikalische Medizin<br />
am SRH Gesundheitszentrum<br />
Bad Wimpfen. Hier berichtet<br />
er von seinen Erfahrungen mit<br />
dem oralen Antikoagulans Dabigatranetexilat<br />
(Pradaxa®). Der<br />
direkte Thrombininhibitor wird<br />
seit April 2008 zur Prophylaxe<br />
venöser Thromboembolien nach<br />
elektivem Knie- und Hüftgelenkersatz<br />
bei Erwachsenen in<br />
deutschen Kliniken eingesetzt.<br />
Er vereint praktische Vorteile<br />
wie eine einfache orale Anwendung<br />
mit einem hohen Maß an<br />
Sicherheit dank der fixen, aber<br />
flexiblen Dosierung und dem<br />
geringen Interaktionspotenzial<br />
mit anderen Pharmaka.<br />
• Welchen Stellenwert hat die<br />
Antikoagulation im Reha-<br />
Bereich?<br />
Der Stellenwert der medikamentösen<br />
Antikoagulation nimmt<br />
zu, da die Patienten immer früher<br />
von der Akutklinik zu uns in<br />
die Reha-Klinik verlegt werden.<br />
So reicht die Therapiezeit der<br />
Antikoagulation noch weit in den<br />
Rehabilitationsbereich hinein.<br />
Eine Thromboseprophylaxe soll<br />
ja beispielsweise noch bis zum<br />
28.–35. Tag nach Hüftgelenkersatz-OP<br />
gemäß den S3 Leitlinien<br />
zur TVT Prophylaxe gegeben<br />
werden. Das heißt, zwei Drittel<br />
der medikamentösen TVT-Prophylaxe<br />
werden in der Rehabilitation<br />
verabreicht.<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
• Welche Eigenschaften eines<br />
Gerinnungshemmers halten<br />
Sie für besonders wichtig?<br />
Wichtig ist vor allem, dass das<br />
Antikoagulans wirksam ist und<br />
nur ein geringes Potenzial zur<br />
Interaktion mit anderen Medikamenten<br />
besteht. Der Gerinnungshemmer<br />
sollte gut mit<br />
Pharmaka wie beispielsweise<br />
Beta-Blockern, die häufig<br />
gleichzeitig eingenommen werden,<br />
kombiniert werden können<br />
– das erleichtert uns unseren<br />
Klinikalltag. Ein weiterer nicht zu<br />
unterschätzender Faktor in der<br />
klinischen Praxis ist die einfache<br />
Anwendung.<br />
• Wie schätzen Sie diesbezüglich<br />
den oralen direkten<br />
Thrombininhibitor Dabigatranetexilat<br />
ein?<br />
Schon die Studiendaten haben<br />
gezeigt, dass Dabigatranetexilat<br />
dem derzeitigen Goldstandard<br />
Enoxaparin ebenbürtig ist. Es<br />
ist mindestens ebenso wirksam<br />
und vergleichbar verträglich wie<br />
das niedermolekulare Heparin.<br />
Darüber hinaus hat es beispielsweise<br />
durch die orale Gabe<br />
praktische Vorteile. Die Studien<br />
zeigen auch das geringe Potenzial<br />
zu Wechselwirkungen mit<br />
anderen Pharmaka: Es kann mit<br />
vielen gängigen Medikamenten<br />
gegeben werden, da es nicht<br />
über das CYP 450-System metabolisiert<br />
wird.<br />
• Welche Patienten in Ihrem<br />
Haus erhalten die orale Antikoagulation?<br />
Fast alle Patienten, die nach<br />
einem elektiven Knie- oder Hüftgelenkersatz<br />
zu uns kommen,<br />
erhalten Dabigatranetexilat.<br />
Ausnahmen sind lediglich Einzelfälle,<br />
bei denen das Präparat<br />
kontraindiziert ist. Vorteil ist,<br />
dass Pradaxa® auch in einer<br />
geringeren Dosierung zugelassen<br />
ist. Diese erhalten Patienten<br />
mit einer mittelschweren Niereninsuffizienz,<br />
ältere Patienten<br />
über 75 Jahre oder solche,<br />
die gleichzeitig mit Amiodaron<br />
behandelt werden. So kann die<br />
Therapie an unterschiedliche<br />
Patientenpopulationen angepasst<br />
werden und wir haben<br />
bei gleicher Wirksamkeit eine<br />
erhöhte Sicherheit.<br />
• Wie gehen Sie vor, wenn Ihre<br />
Patienten nach der Operation<br />
in der Akutklinik nicht<br />
mit oralen Antikoagulanzien<br />
behandelt wurden?<br />
Wenn die Patienten in unsere<br />
Klinik kommen und noch nicht<br />
mit Dabigatranetexilat behandelt<br />
werden, bieten wir ihnen die<br />
Umstellung von Heparin auf die<br />
orale Antikoagulation an, was<br />
problemlos möglich ist . Die Entscheidung,<br />
ob sie lieber weiter<br />
Heparin spritzen oder die Kapseln<br />
einnehmen möchten, bleibt<br />
ihnen selbst überlassen. Neun<br />
von zehn Patienten entscheiden<br />
sich aber für Dabigatranetexilat.<br />
Sie sind froh, auf die Spritzen<br />
verzichten zu können, die ihnen<br />
unangenehm waren. Dabigatranetexilat<br />
wird dann zum planmäßigen<br />
Anwendungszeitpunkt<br />
der aktuellen Antikoagulation<br />
gegeben.<br />
• Welche Erfahrungen haben Sie<br />
in Ihrer Klinik mit dem oralen<br />
Antikoagulans gemacht? Was<br />
können Sie zu Wirksamkeit<br />
und Verträglichkeit sagen?
Wenn man ein neues Präparat<br />
einsetzt, ist man natürlich besonders<br />
kritisch und achtet sehr<br />
genau auf etwaige Neben- oder<br />
Wechselwirkungen. Wir haben<br />
bisher keine negativen Erfahrungen<br />
gemacht und so gut wie<br />
keine Neben- oder Wechselwirkungen<br />
beobachtet. Das gleiche<br />
ist zur Wirksamkeit zu sagen: Wir<br />
dokumentieren in unserer Klinik<br />
die eintretenden Thrombosen.<br />
Seitdem wir das Medikament<br />
einsetzen, hat sich keine signifikante<br />
Abweichung gezeigt.<br />
• Welchen Nutzen sehen Sie<br />
für sich als Orthopäden in<br />
der Anwendung beispielsweise<br />
in Bezug auf vereinfachte<br />
Arbeitsabläufe?<br />
Die Vorteile sehe ich in erster<br />
Linie für die Patienten und für<br />
den Klinikalltag im Allgemeinen.<br />
Ein Gewinn ist natürlich der Wegfall<br />
des bisher üblichen Labormonitorings<br />
in Bezug auf HIT-II.<br />
Die Abläufe haben sich insofern<br />
durchaus vereinfacht bzw.<br />
geändert, dass die Schwestern<br />
dank der oralen Gabe Zeit sparen,<br />
die sie vorher für die Injektion<br />
aufwenden mussten und nun<br />
anderweitig verwenden können.<br />
Aktuelles<br />
a u s P r a x i s u n d K l i n i k<br />
• Was schätzen Sie, wie sich die<br />
orale Antikoagulation in Zukunft<br />
weiter entwickeln wird?<br />
Positiv – nach meiner Erfahrung<br />
begrüßen die Patienten die orale<br />
Thromboembolie-Prophylaxe.<br />
Wir in der Klinik haben weniger<br />
Arbeit mit den Kapseln und wissen,<br />
dass wir ein gut wirksames<br />
und verträgliches Medikament<br />
verabreichen, das kaum Wechselwirkungen<br />
mit anderen Präparaten<br />
hat. Deshalb haben wir<br />
bisher ein gutes Gefühl, das<br />
Richtige zu tun und ich gehe<br />
davon aus, dass viele Kliniken<br />
nachziehen werden.<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 209
Aktuelles<br />
a u s P r a x i s u n d K l i n i k<br />
Professionelles Forderungsmanagement<br />
für Ihre Praxis<br />
210<br />
Mitteilung aus der Hauptverwaltung<br />
der D.A.S., Ralf Bott<br />
Wer hat das nicht schon selbst<br />
erlebt? Nach einer Behandlung<br />
zahlt der Patient nur den<br />
Betrag, den seine private Krankenversicherung<br />
bewilligt. Auf<br />
dem Rest Ihres berechtigten<br />
Honorars bleiben Sie sitzen.<br />
Oder: Der Kassenpatient<br />
nimmt „IGel“-Leistungen in<br />
Anspruch und die Zahlung der<br />
von der gesetzlichen Kasse<br />
nicht abgedeckten Leistung<br />
durch den Patienten bleibt<br />
aus. In jedem Fall bedeutet es<br />
für Sie, Zeit und Arbeitskraft<br />
in Ihrer Praxis binden zu müssen,<br />
um dem Ihnen zustehenden<br />
Geld hinterher zu laufen.<br />
Gegen dieses Zeit- und Kostenrisiko<br />
können Sie sich mit<br />
dem Existenz-Rechtsschutz<br />
der D.A.S. Allgemeine Rechtsschutz-Versicherungs-AG<br />
für<br />
einen geringen jährlichen Versicherungsbeitrag<br />
absichern.<br />
Er ist eine einzigartige Verknüpfung<br />
aus Versicherung<br />
und Inkassodienstleistung:<br />
Versichert ist das außergerichtliche<br />
Kostenrisiko des<br />
Inkassoverfahrens. Das Forderungsmanagement,<br />
d.h. die<br />
außergerichtliche Beitreibung<br />
Ihrer unstreitigen Außenstände,<br />
übernimmt dabei die D.A.S.<br />
Prozessfinanzierung AG für<br />
beliebig viele Forderungen.<br />
Sie haben mit diesem Angebot<br />
die Möglichkeit, das gesamte<br />
außergerichtliche Mahnverfahren<br />
an die Forderungsmanager<br />
der D.A.S. Prozessfinanzierung<br />
AG abzugeben und ausstehende<br />
Forderungen professionell<br />
eintreiben zu lassen. Die Forderungsmanager<br />
führen das vorgerichtliche<br />
Mahnverfahren für<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
Sie durch, wobei Wert darauf<br />
gelegt wird, dass die Kundenbzw.<br />
Vertrauensbeziehung mit<br />
dem säumigen Schuldner bzw.<br />
Patienten erhalten bleibt. Voraussetzung<br />
ist, dass die Forderungen<br />
unstreitig sind und<br />
mindestens 100 Euro betragen.<br />
DasKostenrisikofürdasInkassoverfahren<br />
trägt die D.A.S.. Darüber<br />
hinaus können Sie mit<br />
diesem Produkt ab einem Auftragswert<br />
von 3.000 Euro die<br />
Zahlungsfähigkeit in Form einer<br />
telefonischen Bonitätsauskunft<br />
Ihrer Auftraggeber prüfen lassen.<br />
Eine effektive Hilfe, um<br />
künftigen Forderungsausfällen<br />
vorzubeugen.<br />
Existenz sichernde Dienstleistung<br />
Dass es sich dabei um eine<br />
Existenz sichernde Dienstleistung<br />
handelt, weiß jeder, der<br />
Erfahrungen mit dem gängigen<br />
Zahlungsverhalten besitzt.<br />
Denn verspätete Zahlungen von<br />
Patienten und Forderungsausfälle<br />
von Auftraggebern können<br />
gerade in kleineren Praxen zu<br />
gravierenden Problemen führen.<br />
Oft kommt ein professionelles<br />
Mahnwesen hier mangels<br />
Personalkapazitäten zu kurz:<br />
Außenstände können nicht hartnäckig<br />
genug verfolgt werden.<br />
Hier bietet die D.A.S. mit dem<br />
neuen Produkt professionelle<br />
Hilfe und eine echte Problemlösung.<br />
Professionelle Ansprache<br />
der Schuldner<br />
Das Forderungsmanagement<br />
wird durchgeführt von der<br />
D.A.S. Prozessfinanzierung AG.<br />
Sie bietet das gesamte Leis-<br />
tungsspektrum eines modernen<br />
Inkassounternehmens an.<br />
Die Forderungsmanager sind<br />
juristisch ausgebildete Fachleute,<br />
Juristen und Rechtsanwaltsfachangestellte,<br />
die im<br />
Umgang mit säumigen Schuldnern<br />
geschult sind und über<br />
langjährige Erfahrung im Mahnwesen<br />
verfügen.<br />
Umfassender Service<br />
Nach Abschluss der Versicherung<br />
mit der D.A.S. wählen<br />
Sie Ihre offenen Rechnungen<br />
aus und übermitteln diese an<br />
die D.A.S. Prozessfinanzierung<br />
AG per Post, Fax oder<br />
E-Mail. Danach kümmern sich<br />
die Forderungsmanager um<br />
das gesamte außergerichtliche<br />
Mahnverfahren für Sie. Ihr<br />
Schuldner wird dabei mehrfach<br />
schriftlich und ggf. telefonisch<br />
zur Zahlung aufgefordert. Bleiben<br />
diese Schritte erfolglos,<br />
erhält Ihr Schuldner ein Mahnschreiben<br />
von einem Vertragsanwalt<br />
der D.A.S. Prozessfinanzierung<br />
AG. Darin wird er letztmalig<br />
zur Zahlung aufgefordert.<br />
Sie können sich jederzeit über<br />
den Stand des Verfahrens informieren<br />
und bleiben so stets Herr<br />
des Verfahrens. Selbst wenn Ihr<br />
Patient Einwände gegen Ihre<br />
Forderung erhebt, bekommen<br />
Sie eine wertvolle Unterstützung:<br />
Wird Ihre Forderung während<br />
der Beitreibung streitig,<br />
erhalten Sie eine rechtliche Einschätzung<br />
zu den Erfolgsaussichten<br />
vor Gericht, das Ergebnis<br />
der Bonitätsprüfung, eine<br />
Empfehlung zum weiteren Vorgehen<br />
und eine unverbindliche<br />
Empfehlung eines auf Ihren Fall<br />
spezialisierten Rechtsanwaltes<br />
vor Ort.
Aktuell und attraktiv zum<br />
VSO-Kongress<br />
Wenn Sie sich über das Angebot<br />
und die attraktiven Konditionen<br />
aktuell informieren wollen,<br />
steht Ihnen beim VSO-Kongress<br />
ein kompetenter Ansprechpartner<br />
der D.A.S. zur Verfügung.<br />
Ralf Bott<br />
Verwaltungswirt,<br />
Personalfachkaufmann<br />
Hauptvertretung der D.A.S.<br />
Aktuelles<br />
a u s P r a x i s u n d K l i n i k<br />
Pfalzstraße 1, 97078 Würzburg<br />
Tel. 0931/2878296,<br />
0171/8435230<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 211
Rubriken<br />
T a g u n g e n u n d K u r s e<br />
Tagungen<br />
13. bis 16. Mai <strong>2009</strong> in Halle/Saale: 22. Jahrstagung<br />
der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft<br />
für Paraplegie (DMGP)<br />
Ort: Georg-Friedrich-Händel-Halle, Salzgrafenplatz 1,<br />
06108 Halle/Saale<br />
Veranstalter: Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft<br />
für Paraplegie e.V. (DMGP)<br />
Wissenschaftliche Leitung: Dr. med. Klaus Röhl, Chefarzt<br />
des Zentrums für Rückenmarksverletzte und der Klinik<br />
für Orthopädie der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken<br />
Bergmannstrost in Halle/Saale und Präsident der DMGP<br />
Organisation: Conventus Congressmanagement & Marketing<br />
GmbH, Justus Appelt, Markt 8, 07743 Jena, Tel.<br />
+49 (0)3641 3 53 32 25, Fax +49 (0)3641 35 33 21, E-Mail:<br />
dmgp@conventus.de, www.conventus.de/dmgp<strong>2009</strong><br />
14. bis 16. Mai <strong>2009</strong> in Münster: 6. Jahrestagung der<br />
Deutschen Gesellschaft für Biomechanik<br />
Ort: Universitätsklinikum Münster, Institut für Anatomie,<br />
Vesaliusweg 2–4, 48149 Münster<br />
Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Biomechanik<br />
e.V.<br />
Tagungspräsident: Prof. Dr. rer. soc. D. Rosenbaum, Universitätsklinikum<br />
Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemeine<br />
Orthopädie, Funktionsbereich Bewegungsanalytik,<br />
Domagkstr. 3, 48149 Münster<br />
Organisation: Conventus Congressmanagement & Marketing<br />
GmbH, Marie Recknagel, Markt 8, 07743 Jena,<br />
Tel. +49 (0)3641 3 53 32 69, Fax +49 (0)3641 3 53 32 71,<br />
E-Mail: marie.recknagel@conventus.de<br />
18. bis 20. Juni <strong>2009</strong> in Freiburg: Focus Cerebralparese,<br />
I. interdisziplinärer Kongress Neuropädiatrie,<br />
Sozialpädiatrie und Orthopädie<br />
Themen: Prävention der Hüftmigration, Neuronale Plastizität,<br />
Lebensqualität<br />
Ort: Messe Freiburg, Hermann-Mitsch-Straße 3,<br />
79108 Freiburg<br />
Wissenschaftl. Leitung: PD Dr. Rainer Blank, Maulbronn,<br />
Prof. Harald Bode, Ulm, CA Dr. Leo Döderlein, Aschau,<br />
Prof. Florian Heinen, München, Prof. Ingeborg Krägeloh-<br />
Mann, Tübingen, CA Dr. Georg Manolikakis, Schwarzenbruck<br />
Kongressorganisation: Intercongress GmbH, Meike<br />
Heidt, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg, Tel. (07 61)<br />
6 96 99-0, Fax (07 61) 6 96 99-11, E-Mail info.freiburg@<br />
intercongress.de, www.intercongress.de<br />
Industriefachausstellung: Intercongress GmbH<br />
Silke Melzer, Wilhelmstr. 7, 65185 wiesbaden, Tel. (06 11)<br />
9 77 16-10, Fax (06 11) 9 77 16-16, E-Mail info.wiesbaden@intercongress.de,<br />
www.intercongress.de<br />
Informationen zum Kongress über www.cp-netz.de<br />
19. bis 20. Juni <strong>2009</strong> in Mannheim: 28. Jahrestagung<br />
der Sektion Kindertraumatologie in der Deutschen<br />
Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V.<br />
212<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
Thema: Das verletzte Kind im Spannungsfeld der unterschiedlichen<br />
Disziplinen<br />
Schwerpunkte: Wirbelsäulenverletzungen: Welches<br />
Spektrum ist in welchem Alter zu erwarten? Ab welchem<br />
Alter ist eine operative Therapie indiziert?; Wirbelsäule<br />
aus orthopädischer Sicht: Gibt es akute Bandscheibenvorfälle<br />
im Wachstumsalter? Wie sieht die Nachbehandlung<br />
der Wirbelverletzungen aus?; Biomechanik in der<br />
Kindertraumatologie: Was ist gesichert über die Stabilität?<br />
Brauchen wir weitere Implantate?; Becken- und<br />
Hüftgelenkverletzungen: Ist das Kind anders als der<br />
Erwachsene? Ist die konservative Therapie zeitgemäß?;<br />
Sprunggelenk: Die unendliche Geschichte der fibularen<br />
Bandverletzung; Fallvorstellungen: „worst-case“, schwierige<br />
Verläufe<br />
Tagungsleitung: Prof. Dr. med. L. Wessel, Universitätsklinikum<br />
Schleswig-Holstein, Klinik für Kinderchirurgie; Prof.<br />
Dr. med. H.-P. Scharf, Orthopädisch-Unfallchirurgisches<br />
Zentrum Mannheim; Prof. Dr. med. U. Obertacke, Orthopädisch-Unfallchirurgisches<br />
Zentrum Mannheim<br />
URL: http://www.conventus.de/SKT<strong>2009</strong><br />
Kontakt: SKT<strong>2009</strong>@conventus.de<br />
19. bis 21. Juni <strong>2009</strong> in München: 24. Jahreskongress<br />
der GOTS<br />
Themen: 1. Hüft-Leistenschmerz beim Sportler;<br />
2. Kniegelenknahe Osteotomien; 3. Patellainstabilität;<br />
4. Laufsport; 5. Trendsportarten;<br />
6. Freie Themen<br />
Ort: Hörsaaltrakt des Klinikums München-Großhadern,<br />
Marchioninistr. 15, 81377 München<br />
Wissenschaftl. Leitung: Prof. Dr. med. P. Lobenhoffer,<br />
Hannover, PD Dr. med. M. Engelhardt, Osnabrück, Dr.<br />
med. M. Krüger-Franke, München, Prof. Dr. med. S.<br />
Nehrer, Krems, Prof. Dr. med. H. Schmitt, Heidelberg, PD<br />
Dr. med. V. Valderrabano, Basel<br />
Ehrengast: Prof. D. Dejour, Lyon<br />
Kongressorganisation: Intercongress GmbH<br />
Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg, Tel. (07 61) 6 96 99-0,<br />
Fax (07 61) 6 96 99-11, E-Mail gpts@intercongress.de,<br />
www.intercongress.de<br />
Kongresshomepage: www.gots-kongress.de<br />
3. bis 4. Juli <strong>2009</strong> in Bad Salzungen: Kongress Schulterendoprothetik<br />
und Instabilitäten<br />
Themen: Schulterendoprothetik (1. Differenzialindikationen<br />
der Endoprothetik; 2. Primäre Frakturprothetik<br />
– aktueller Stand; 3. Inverse TEP zur<br />
primären Frakturversorgung; 4. Omarthrose<br />
– Endoprothetik: – Oberflächenersatz – mit<br />
oder ohne Schaft?, – Glenoidersatz?, – Inverse<br />
TEP; 5. Instablilität nach Endoprothetik; 6. Revisionen<br />
nach inverser TEP; 7. Workshops)<br />
Schulterinstabilitäten (8. Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion:<br />
– arthroskopisch vs. offen,
– Single vs. Double row repair; 9. Rotatorenmanschettenruptur<br />
bei Luxationen; 10. Irreparable<br />
Rotatorenmanschetten-Ruptur: Therapieoptionen;<br />
11. SLAP- und Bankart-Läsion:<br />
aktuelle Therapiestrategien; 12. Loose-Shoulder;<br />
13. Neue arthroskopische Portaltechniken;<br />
14. Workshops)<br />
Ort: Asklepios Klinik Bad Salzungen, Am See 49, 36433<br />
Bad Salzungen<br />
Kongresspräsidenten: Dr. Aristotelis Kaisidis, Leiter<br />
Schulterchirurgie, Klinikum Bad Salzungen, Akademisches<br />
Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums<br />
Jena, Lindigallee 3, 36433 Bad Salzungen<br />
Dr. Dietrich Grossmann, Chefarzt Klinik für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie, Klinikum Bad Salzungen, Akademisches<br />
Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums<br />
Jena, Lindigallee 3, 36433 Bad Salzungen<br />
Veranstalter Kongress, Fachausstellung und Rahmenprogramm:<br />
Klinikum Bad Salzungen gGmbH, Akademisches<br />
Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums,<br />
Lindigalle 3, 36433 Bad Salzungen<br />
Rubriken<br />
T a g u n g e n u n d K u r s e<br />
Kongressorganisation, Information und Anmeldung:<br />
Intercongress GmbH, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg,<br />
Tel., (07 61) 6 96 99-0, Fax (07 61) 6 96 99-11, E-Mail:<br />
info.freiburg@intercongress.de, www.intercongress.de-<br />
Kongresshomepage: www.schulter-badsalzungen.de-<br />
Online-Registrierung: www.registration.intercongress.de<br />
22. bis 25. Juli <strong>2009</strong> in Wildbad Kreuth: 1. Tegernseer<br />
Schulter und Ellenbogenkurs<br />
Themen: Rotatorenmanschette, Schulterprothese, Instabilität,<br />
Verschiebung<br />
Ort: Hanns-Seidel-Stiftung, Bildungszentrum Wildbad<br />
Kreuth, 83708 Wildbad Kreuth<br />
Leitung: Prof. Dr. U. Brunner, Krankenhaus Agatharied,<br />
Norbert-Kerkel-Platz, 83734 Hausham, E-Mail: brunner@<br />
khagatharied.de, Prof. Dr. E. Wiedemann, Sana Klinik<br />
München, Steinerstr. 6, 81369 München, E-Mail: ernst.<br />
wiedemann@gmx.de<br />
Kongressorganisation: Interkongress GmbH, Jutta<br />
Wachter, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg, Tel.: (07 61) 6<br />
96 99-0, Fax: (07 61) 6 96 99-11<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 213
Rubriken<br />
T a g u n g e n u n d K u r s e<br />
Kurse<br />
214<br />
Sonographie<br />
Sonographie-Kurse der Orthopädischen Klinik der<br />
Med. Hochschule Hannover für <strong>2009</strong><br />
nach den Richtlinien der DEGUM und nach § 6 KVB vom<br />
10. 2. 1993.<br />
Organisation: Prof. Dr. med. D. Lazovic, Seminarleiter<br />
der DEGUM; PD Dr. med. O. Rühmann, Ausbildungsleiter<br />
der DEGUM<br />
Sonographie der Säuglingshüftgelenks nach GRAF:<br />
H 193 Abschlusskurs 06.–07. 11. <strong>2009</strong><br />
Sonographie der Bewegungsorgane:<br />
W 172 Aufbaukurs 08.–09. 05. <strong>2009</strong><br />
W 173 Abschlusskurs 27.–28. 11. <strong>2009</strong><br />
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, eine Anmeldung ist erforderlich.<br />
Anmeldung und Auskunft: M. Kaiser, Tel. (05 11) 53 54<br />
340, Fax (05 11) 53 54 682. E-Mail: margot.kaiser@annastift.de<br />
8. bis 10. Mai <strong>2009</strong> in Berlin:Grundkurs Sonographie<br />
des Haltungs- und Bewegungsapparates und der<br />
Säuglingshüfte<br />
Ort: HELIOS Klinikum Emil von Behring, Klinik für Kinderorthopädie,<br />
Gimpelsteig 9, 14165 Berlin<br />
Veranstalter/Leitung: PD Dr. H. Mellerowicz,Tel.: (0 30) 81<br />
02-19 35/12 22, Fax: (0 30) 81 02-19 68, E-Mail: holger.<br />
mellerowicz@helios-kliniken.de<br />
Auskünfte: C. Peter, Tel.: (0 30) 81 02-19 35<br />
Sonographie-Kurse des Arbeitskreises Stütz- und<br />
Bewegungsorgane<br />
Stolzalpe/Österreich<br />
Orthopädie, Säuglingshüfte: alle Kurse monatlich<br />
Leitung und Auskunft: Prof. Dr. R. Graf, Doz. Dr. C.<br />
Tschauner, Landeskrankenhaus A-8852 Stolzalpe, Tel.<br />
0<strong>04</strong>3/353/24240, Fax 0<strong>04</strong>3/3532/ 2424279<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
ADO<br />
Kursangebote der Akademie Deutscher<br />
Orthopäden (ADO)<br />
Die ADO bietet qualifizierte Fortbildung im Fachbereich<br />
Orthopädie an.<br />
Sämtliche von der Akademie Deutscher Orthopäden<br />
angebotenen Kurse werden zertifiziert und<br />
mit FoBi-Punkten versehen. Diese werden von der<br />
KV und den Ärztekammern anerkannt und sind im<br />
Rahmen der Fortbildung laut GMG als Nachweis<br />
zu sehen.<br />
In der Akademie sind Kirsten Schulze, Melanie<br />
Dewart und Asiyé Henschel, Tel (0 30) 79 74 44-47<br />
oder -50, E-Mail: akademie@bvonet.de, Ihre Ansprechpartnerinnen,<br />
wenn Sie sich für einen Kurs<br />
anmelden oder allgemeine Informationen erhalten<br />
wollen.<br />
Alle Informationen über das aktuelle Kursangebot<br />
finden Sie auch auf unserer Akademie-Homepage<br />
unter: www.stiftung-ado.de<br />
MRT<br />
Kernspintomographie in der Sportklinik Stuttgart<br />
In Kooperation mit der Akademie Deutscher Orthopäden<br />
(ADO) und nach den Richtlinien des Arbeitskreises<br />
Bildgebende Verfahren der Deutschen Gesellschaft für<br />
Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC).<br />
Durch die Landesärztekammer Baden Württemberg<br />
werden 20 Fortbildungspunkte/Kurs (100 Punkte/fünf<br />
Kurse) für die Veranstaltung anerkannt.<br />
Durch diese Kurse wird Orthopäden/Unfallchirurgen ein<br />
Qualifikationsnachweis an die Hand gegeben, der eine<br />
MRT-Weiterbildung nachweist gegenüber Kostenträgern<br />
und bei Haftungsfragen.<br />
Kurs 3 (Untere Extremität) 3.–4. 7. <strong>2009</strong><br />
Kurs 4 (Differentialdiagnose) 9.–10. 10. <strong>2009</strong><br />
Kurs 5 (Zusammenfassung, Vertiefung,<br />
Prüfungsvorbereitung) 20.–21. 11. <strong>2009</strong><br />
Leitung und Organisation: Dr. med. F. Mauch, Stuttgart
Sonstige Kurse<br />
19. bis 25. Juli <strong>2009</strong> in Titisee-Neustadt: Sportmedizinisches<br />
Sommerseminar Titisee<br />
Die Sportmedizinische Fort-/Weiterbildung erfolgt nach<br />
den Curriculum des Deutschen Sportärzteverbandes als<br />
Wochenkurs Nr. 6, Wochenendkurs Nr. 2<br />
Ort: Konferenzraum Kurhaus Titisee, Strnadbadstr. 4,<br />
79822 Titisee-Neustadt, Tel.: (Touristinfo Titisee) (0 76<br />
51)98<strong>04</strong>0<br />
Veranstalter: Klinikum Oldenburg, Klinik für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie, Rahel-Straus-Str. 10, 26133 Oldenburg<br />
Wiss. Leiter: PD Dr. I. Jürgensen, Klinik für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie am Klinikum Oldenburg, PD Dr. T.<br />
Jöllenbeck und Dr. C. Schönle, Klinik Lindenplatz, Bad<br />
Sassendorf<br />
Anmeldung/Information: Frau R. Wiek, Tel.: (<strong>04</strong>41) 403-<br />
2366, E-Mail: wiek.rita@klinikum-oldenburg.de, www.<br />
sportmedizin-titisee.de<br />
25. bis 29. Mai <strong>2009</strong> in Montecorice/Italien: Indikationen<br />
in der Kindertraumatologie: Die besprechungsstabile Indikation<br />
Leitung: Dr. R. Kraus mit Unterstützung Li-La e.V.<br />
Kontakt: www.li-la.org, Ralf.Kraus@chiru.med.uni-giessen.de<br />
27. April <strong>2009</strong> in Bad Windsheim: Praxisworkshop:<br />
Manualisierung und Seminardesign in Patientenschulungen<br />
Ort: Kiliani-Klinik Bad Windsheim, Schwarzallee 10,<br />
91438 Bad Windsheim<br />
Anmeldung: Tel.: (02 21) 93 46 47-37, E-Mail: info@dbbt.de<br />
Information: www.dbbt.de<br />
Rubriken<br />
T a g u n g e n u n d K u r s e<br />
Initiative 93 Technische Orthopädie,<br />
28. Fort- und Weiterbildungskurs <strong>2009</strong><br />
Im Auftrag der DGOOC und des BVOU<br />
17. bis 18. April <strong>2009</strong> in Münster: Kurs Amputationschirurgie<br />
und Prothesenversorgung in der Technischen<br />
Orthopädie, Modul 2 des Zertifikates Technische<br />
Orthopädie<br />
Leitung: Prof. Dr. med. B. Greitemann, Prof. Dr. med. H.<br />
H. Wetz, Klinik und Poliklinik für Technische Orthopädie<br />
und Rehabilitation, Robert-Koch-Str. 30, 48149 Münster<br />
Sekretariat: Frau Wellering, Tel. (02 51) 83-5 67, Fax<br />
(02 51) 5 67 76<br />
19. bis 20. Juni <strong>2009</strong> in Heidelberg: Kurs Rollstuhlversorgung,<br />
Neuroorthopädie, Querschnittläsion, Kinderorthopädie<br />
in der Technischen Orthopädie, Modul<br />
3 des Zertifikates Technische Orthopädie<br />
Leitung: Prof. Dr. H. J. Gerner, Dr. F. Braatz, Orthopädische<br />
Universitätsklinik Heidelberg, Schlierbacher<br />
Landstr. 200a, 69118 Heidelberg<br />
Sekretariat: Frau Heine, Tel. (0 62 21) 96 63 84, Fax<br />
(0 62 21) 96 63 48, E-Mail: bianca.heine@ok.uni-hd.de<br />
11. bis 12. September <strong>2009</strong> in Göttingen: Kurs Schuhtechnik,<br />
Kompressionstherapie in der Technischen<br />
Orthopädie, Modul 4 des Zertifikates Technische Orthopädie<br />
Leitung: Prof. Dr. W. Schultz, Dr. H. Stinus, Orthopädische<br />
Universitätsklinik Göttingen, Robert-Koch-Str. 40,<br />
37075 Göttingen<br />
Sekretariat: Frau Matuschek, Tel. (05 51) 39 27 82, Fax<br />
(05 51) 39 55 62, E-Mail: orthopaedie@uni.goettingen.<br />
de<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong> 215
Herausgeber:<br />
Dr. med. D. Clemens<br />
Waldstr. 67, 76133 Karlsruhe<br />
Univ. Prof. Prim. Dr. R. Graf<br />
Abteilung für Orthopädie<br />
Landeskrankenhaus Stolzalpe<br />
A-8852 Stolzalpe<br />
Schriftleitung:<br />
Prof. Dr. med. W. Siebert<br />
Orthopädische Klinik<br />
Wilhelmshöher Allee 345<br />
34131 Kassel<br />
Priv.-Doz. Dr. med. V. Stein<br />
Buchenweg 25<br />
39120 Magdeburg<br />
Prof. Dr. med. K. Rossak<br />
Auf dem Guggelensberg 21<br />
76227 Karlsruhe<br />
Rubrik Arzt und Recht<br />
in Verantwortung:<br />
Kanzlei für ArztRecht<br />
Rechtsanwälte Dr. M. Andreas,<br />
Dr. B. Debong, Dr. W. Bruns<br />
Fiduciastraße 2<br />
76227 Karlsruhe<br />
Redaktionssekretariat der<br />
Orthopädischen Praxis:<br />
Frau S. Imeraj<br />
Orthopädische Klinik Kassel<br />
Wilhelmshöher Allee 345<br />
34131 Kassel<br />
Tel. (05 61) 30 84-2 31,<br />
Fax: (05 61) 30 84-2 <strong>04</strong><br />
E-Mail: wsiebert@okkassel.de<br />
Manuskripte und Rückfragen an diese<br />
Stelle.<br />
Geschäftsstelle der Vereinigung<br />
Süddeutscher Orthopäden e. V.:<br />
Maria-Viktoria-Str. 9<br />
76530 Baden-Baden<br />
Telefon (0 72 21) 2 96 83<br />
Telefax (072 21) 2 96 <strong>04</strong><br />
Homepage der Vereinigung<br />
Süddeutscher Orthopäden<br />
www.vso-ev.de<br />
Tagungsprogramm der<br />
Jahrestagungen<br />
Kongressanmeldung<br />
Vortragsanmeldung<br />
Beitrittsantrag zur VSO<br />
Informationen<br />
Autorenrichtlinien<br />
Anzeigentarif:<br />
Zurzeit gilt Tarif Nr. 36<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand:<br />
29501 Uelzen<br />
Druck:<br />
Griebsch & Rochol Druck<br />
GmbH & Co. KG<br />
Postfach 7145, 59029 Hamm<br />
Erscheinungsweise:<br />
monatlich<br />
Bezugsbedingungen:<br />
jährlich 116,10 D zuzüglich Versandgebühren<br />
Einzelheft 11,80 D<br />
Die Mitglieder der Vereinigung Süddeutscher<br />
Orthopäden e. V. erhalten<br />
die Zeitschrift im Rahmen ihres<br />
Mitgliedsbeitrages.<br />
Die Kündigung des Jahresabonnements<br />
kann nur schriftlich mit einer<br />
Frist von 6 Wochen zum Jahresende<br />
beim Verlag erfolgen, später eingehende<br />
Abbestellungen werden für<br />
das nächste Jahr vorgemerkt. Für<br />
die Bearbeitung aller Zuschriften<br />
bitte Lesernummer angeben.<br />
Im Falle höherer Gewalt oder bei<br />
Störung des Arbeitsfriedens besteht<br />
kein Anspruch auf Kürzung bzw.<br />
Rückzahlung des Bezugsgeldes.<br />
Bankverbindung:<br />
Sparkasse Uelzen 5405,<br />
BLZ 25850110<br />
Für unsere Autoren:<br />
Wir bitten, nur Arbeiten einzureichen,<br />
die weder an anderen Stellen<br />
angeboten noch dort erschienen<br />
sind. Abweichungen von diesen<br />
Richtlinien sind gesondert zu vereinbaren.<br />
Der Autor soll das Urheberrecht<br />
besitzen und der Vorstand<br />
der Klinik bzw. des Instituts, in dem<br />
die Untersuchungen durchgeführt<br />
wurden, muss die Genehmigung<br />
zur Veröffentlichung erteilt haben.<br />
Bei der Annahme der Arbeit erwirbt<br />
der Verlag für die Dauer der<br />
gesetzlichen Schutzfrist die ausschließliche,<br />
räumlich, zeitlich und<br />
inhaltlich unbeschränkte Befugnis<br />
zur Wahrnehmung der Verwertungsund<br />
Wiedergaberechte im Sinne der<br />
§§15 ff des Urheberrechtsgesetzes.<br />
Im Falle der Erstveröffentlichung<br />
in der „Orthopädischen Praxis“<br />
verpflichtet sich der Verlag, dem<br />
Autor auf Verlangen das Recht zur<br />
späteren Veröffentlichung in einer<br />
wissenschaftlichen und gelisteten<br />
Fachzeitschrift einzuräumen.<br />
Haftung:<br />
Sämtliche Angaben in diesem Heft<br />
sind nach bestem wissenschaftlichen<br />
Können der einzelnen Autoren<br />
gemacht. Eine Gewähr übernimmt<br />
der Verlag für diese Beiträge<br />
nicht. Im Einzelfall bleibt es dem<br />
Leser überlassen, die Aussagen<br />
einer eigenen Prüfung zu unterziehen.<br />
Die Arzneimittel- und Gerätehersteller<br />
haften selbst für ihre in<br />
den Anzeigen gemachten Angaben.<br />
Ebenfalls übernimmt der Verlag<br />
keine Haftung für Schäden, die<br />
durch fehlerhafte oder unterbliebene<br />
Ausführung im Text oder in den<br />
Anzeigen entstehen.<br />
Impressum<br />
Beirat der Orthopädischen Praxis:<br />
Dr. S. Best, Freiburg<br />
Prof. Dr. W. F. Beyer, Bad Füssing<br />
Dr. H.-P. Bischoff, Isny-Neutrauchburg<br />
Dr. K.-E. Brinkmann, Karlsbad<br />
Prof. Dr. H.-R. Casser, Mainz<br />
Prof. Dr. H. Cotta, München<br />
Prof. Dr. J. Eichler, Wiesbaden<br />
Prof. Dr. V. Ewerbeck, Heidelberg<br />
Dr. D. Färber, Balingen<br />
Dr. G. F. Finkbeiner, Blieskastel<br />
Prof. Dr. G. Fries, Saarbrücken<br />
Prof. Dr. J. Gekeler, Tübingen<br />
Prof. Dr. W. Hein, Halle<br />
Prof. Dr. J. Heine, Mainz<br />
Prof. Dr. W. Heipertz, Kelkheim<br />
Prof. Dr. J. Heisel, Bad Urach<br />
Prof. Dr. H.-R. Henche, Rheinfelden<br />
Prof. Dr. H. Hofer, Salzburg<br />
Prof. Dr. D. Hohmann, Erlangen<br />
Dr. G. Holfelder, Frankfurt<br />
Prof. Dr. L. Jani, Riehen<br />
Dr. K. Marquardt, Stuttgart<br />
Prof. Dr. H. Mittelmeier, Homburg/Saar<br />
Prof. Dr. K. Parsch, Stuttgart<br />
Prof. Dr. W. Puhl, Oberstdorf<br />
Prof. Dr. F.-W. Rathke, Ludwigsburg<br />
Prof. Dr. K.-C. Rauterberg, Heidelberg<br />
Prof. Dr. H.-J. Refior, München<br />
Prof. Dr. A. Reichelt, Leipzig<br />
Prof. Dr. J.-W. Weiss, Göttingen<br />
Prof. Dr. D. Wessinghage, Thurnau<br />
Verlag:<br />
Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />
Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen<br />
Tel. 0581 / 808-91 101 (Verlagsleitung);<br />
Fax 0581 / 808-91 890<br />
www.mlverlag.de<br />
Buch- u. Abo-Service/Buchhaltung 808-91 813,<br />
E-Mail: vertrieb@mlverlag.de<br />
Anzeigen/Sonderdrucke 808-91 814,<br />
E-Mail: anzeigen@mlverlag.de<br />
Lektorat/Rezensionen 808-91 815,<br />
E-Mail: lektorat@mlverlag.de<br />
Orthopädische Praxis 45, 4, <strong>2009</strong><br />
Historie<br />
Schwerpunkt<br />
Varia<br />
Arzt und Recht<br />
Forum<br />
Aus den Verbänden<br />
Aktuelles aus Praxis und Klinik<br />
Rubriken