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Nr. 14 Dezember 2011<br />
Organspende und Transplantation<br />
swisstransplant<br />
news<br />
Vertreter der Weltreligionen<br />
wie Imam Youssef äussern sich<br />
zur Organspende<br />
Welche Schweizer<br />
holen Medaillen<br />
an den World<br />
Transplant Games?<br />
Was trägt zur<br />
korrekten Einnahme<br />
von Immun-<br />
suppressiva bei?<br />
Lebererkrankte<br />
Kinder: Mehr als eine<br />
zweite Lebenschance 16<br />
Info und Spendekarten<br />
Telefon 0800 570 234<br />
info@swisstransplant.org<br />
www.swisstransplant.org<br />
8<br />
12
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Zwischenhalt<br />
Als neue Kommunikationsverantwortliche von <strong>Swisstransplant</strong> begrüsse<br />
ich Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ganz herzlich. Gerne lade ich Sie ein,<br />
unsere spannenden und vielseitigen Beiträge zu beachten. Für einen Feedback<br />
Ihrerseits sind wir gerne zu haben, auch Hinweise auf mögliche Beiträge<br />
oder Themen nehmen wir gerne entgegen.<br />
Ich konnte seit meiner Anstellung immer wieder feststellen, dass in Bezug auf<br />
die Organspende viele am gleichen Strick ziehen. Erstens ist uns allen klar – und<br />
da ziehe ich Sie unbekannterweise mit ein – dass ein Mensch in Ruhe und Würde<br />
sterben darf. Zweitens wünschen wir uns gleichzeitig – auch hier sind viele<br />
Menschen ähnlicher Meinung – dass den Personen, deren Leben mit einem transplantierten<br />
Organ gerettet werden kann, möglichst geholfen werden soll. Das<br />
bedeutet, dass Organe nach dem Hinschied eines Menschen im Körper eines anderen<br />
weiterbestehen. Die Frage, ob das Sterben nur ein Zwischenhalt ist und<br />
ein Tor zu einem anderen Sein, kann niemand schlüssig beantworten. Die grossen<br />
Weltreligionen beschäftigen sich immer wieder mit diesem «Zwischenhalt».<br />
Wir berichten in dieser Nummer über eine Gesprächsrunde unter Religions- und<br />
Medizinvertretern, die im September in Pully stattgefunden hat. So sind beispielsweise<br />
die Buddhisten bezüglich Organspende im Zwiespalt: Sie sehen das Leben<br />
als einen Zwischenhalt und den Tod als Übergang in ein neues Leben. Deshalb<br />
ist für sie die Organentnahme nicht ganz einfach zu akzeptieren, die Frage nach<br />
der Organspende ist für sie eine besondere Herausforderung.<br />
Anders die muslimische und die jüdische Denkweise. Der Imam Ibram Youssef<br />
beschreibt die Organspende als besonderes Geschenk, und Schenken gehöre<br />
bei den Moslem zu den wichtigsten Tugenden im Leben. Und der liberale Rabbi<br />
François Garaï sieht darin einen Akt der Menschenliebe. In diese Richtung gehen<br />
auch die Gedanken von Professor René Prêtre, Kinderherzchirurg in Zürich.<br />
Der «Schweizer des Jahres 2010» setzt den Akzent aber nicht ausschliesslich auf<br />
die christliche Nächstenliebe. Vielmehr möchte er – im Sinne einer Neutralisierung<br />
des religiösen Aspekts – auf die Solidarität unter den Menschen zählen<br />
können. Wenn Organspende und Transplantation zum echten Akt der Solidarität<br />
werden, dürfen wir auf weitere Rettungen von Leben hoffen!<br />
Herzlich Ihre<br />
Ursula Pinheiro-Weber<br />
Chefredaktorin<br />
3 swisstransplant<br />
news<br />
Inhalt<br />
Editorial 3<br />
«La Rotonde»: Diskussion<br />
zwischen Religionsvertretern<br />
und Medizinern 4/5/6<br />
World Transplant Games 2012<br />
in Anzère 8/9<br />
Erfolgreiche Kampagne in<br />
Neuenburg 10/11<br />
Korrekte Einnahme von<br />
Immun suppressiva 12/13<br />
Herzliche Gratulation –<br />
Wettbewerbserfolge 15<br />
Mehr als eine zweite Lebens-<br />
chance 16<br />
Zum Gedenken<br />
an Hartmann F. Stähelin 17<br />
Historischer Zusammenschluss<br />
von Ärzten und Pflegenden 18<br />
Spendenaufruf 19<br />
Veranstaltungen 20
swisstransplant 4<br />
news<br />
Rencontres de la Rotonde:<br />
Weltweit wohl einmalige Gesprächsrunde<br />
Ursula Pinheiro-Weber Im Rahmen der «Rencontres de la Rotonde» ist in<br />
Pully ein Forum zum Thema Organspende organisiert worden. Antoi nette<br />
Vallotton organisiert solche Konferenzen seit 27 Jahren, immer mit<br />
aus ser gewöhnlichen Rednern aus den Bereichen Wirtschaft, Finanzen<br />
und Politik. Das letzte Forum nun stand im Zeichen der Organspende und<br />
vereinte am 26. September einmal mehr hochdotierte Persönlichkeiten<br />
der Weltreligionen und der Medizin an einem runden Tisch.<br />
Mit Blick auf die im weltweiten Vergleich sehr tiefen Spenderzahlen (rund 100<br />
Spender pro Jahr) in der Schweiz eröffnete der <strong>Swisstransplant</strong>-Direktor PD Dr.<br />
Franz Immer die Gesprächsrunde mit einem Grundsatzgedanken. Er wies auf<br />
die rund 20% der Verweigerungen potenzieller Organspender hin, was wohl<br />
religiöse Gründe haben mag. Der anschliessende Gedankenaustausch zeigte<br />
eine grosse Offenheit gegenüber dem heiklen Thema.<br />
Transplantationsspezialist Prof. Manuel Pascual zeigte am Beispiel des Netzwerkzentrums<br />
Programme Latin de Don d’Organes (PLDO, Welschschweiz und<br />
Tessin) auf, dass eine gute Organisation in allen Bereichen (Netzwerke, Spitäler,<br />
Transplantationszentren, lokale, regionale und nationale Koordination, Kommunikation)<br />
die Spenderzahlen und damit die verfügbaren Organe erhöhen kann.<br />
Das PLDO unterscheidet sich in seiner Organisation und regionalen Koordination<br />
von der Deutschschweiz, was Prof. Pascual dazu führte, vergleichbare<br />
Die «Rencontres de la Rotonde» in Pully stand ganz im Zeichen der Organspende und<br />
vereinte Persönlichkeiten der Weltreligionen und der Medizin, v.l. Jean-Marc Falcombello,<br />
Prof. Manuel Pascual, Imam Ibram Youssef, Rabbi François Garaï, Pierre Bavaud,<br />
Prof. Denis Müller, Prof. René Prêtre, Mgr Felix Gmür, Dr. Franz Immer
Systeme mit Generalkoordinatoren in allen Regionen vorzuschlagen.<br />
Der Informationsmangel in der Öffentlichkeit sei wohl einer<br />
der Gründe, weshalb ein gewisser Widerstand gegen die Organspende<br />
bestehe. «Die aktuellen Informationskampagnen sind ungenügend.<br />
Gute Organisation und Kampagnen zugunsten der Organspende<br />
und der Transplantation können mithelfen, medizinische<br />
oder psychologische Hemmschwellen abzubauen.»<br />
Bischof Felix Gmür beschrieb die positive Interpretation der Organspende<br />
im Katechismus. Die Freiheit müsse im Zentrum bleiben.<br />
Alle Haltungen, ob pro oder contra, würden akzeptiert. Auch<br />
er wies auf die Notwendigkeit einer hochqualifizierten Information<br />
über die Folgen einer Transplantation hin: «Ein Organ ist nicht<br />
ein Gegenstand wie alle andern.» Gleichzeitig verstehe er die<br />
Angst, bei einer Organentnahme Gott nicht mehr zu finden, deshalb<br />
wünsche er gerade von Bischöfen mehr Engagement diesbezüglich.<br />
Bischof Gmür verwies auf eine Selbstverständlichkeit: «Auch<br />
wenn das Risiko des Spenders und der Gewinn des Empfängers nie<br />
mit Kosten verbunden sind, bestand und besteht eine rege Diskussion<br />
unter Philosophen zum Thema des Hirntods. Diese Todesart<br />
bleibt weiterhin unter 5% aller Hinschiede.»<br />
Christliches Blut für ein muslimisches Mädchen<br />
Als seine kleine Tochter nur mit Fremdblut am Leben erhalten werden<br />
konnte, hatte der Imam Ibram Youssef seine Haltung gegenüber<br />
der Organspende umgekrempelt. Trotz seiner bislang negativen<br />
Einstellung wurde ihm klar, dass christliches Blut in einem<br />
muslimischen Körper – oder andere Transplantationen – keine Sünde<br />
darstellen konnte. Er erkannte dabei den wahren Gehalt der islamischen<br />
Devise «Die Notwendigkeit hebt das Verbot auf». Er betonte,<br />
dass die Religion in einem toten Körper keine Bedeutung mehr habe, sie<br />
lebe vielmehr nur im lebendigen Leib weiter, was die Organtransplantation rechtfertige.<br />
Ein emotionsloser Blick auf die Thematik sei gefragt und deren stärkere<br />
Integration in die Religionen: «Alle Spitäler sollten in diesen Bereichen religiöse<br />
Unterstützung anbieten.»<br />
Der liberale Rabbi François Garaï erklärte seinerseits die Haltung unter den<br />
jüdischen Gruppen, welche seit 1987, gemäss zahlreichen Texten, die Organspende<br />
und die Transplantationen erlauben: «Wir haben die Pflicht, den poten-<br />
Teilnehmer des Forums<br />
<br />
<br />
und Genf)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Lausanne)<br />
<br />
5 swisstransplant<br />
news<br />
Antoinette Vallotton organisiert<br />
seit 27 Jahren Konferenzen auf<br />
hohem Niveau
swisstransplant 6<br />
news<br />
Religionsvertreter und Mediziner<br />
an einem Tisch, v.l. Prof. Dr. med.<br />
Manuel Pascual (CHUV, Lausanne),<br />
Ibram Youssef (Imam, Moschee<br />
Genf) und François Garaï (liberaler<br />
Rabbi, Synagoge Genf)<br />
<br />
ziellen Empfängern klar zu machen,<br />
dass es andere Wege als eine Verweigerung<br />
gibt. Ich würde jedoch niemals<br />
jemanden verurteilen, der eine Transplantation<br />
verweigert. Ich halte dies<br />
vielmehr für eine Irrung des Geistes.»<br />
Für den protestantischen Professor<br />
Denis Müller besteht das Thema Organspende<br />
und damit der Interessenskonflikt<br />
zwischen Tod und Leben seit<br />
30 Jahren. Seine Gedanken gingen zur<br />
schwer verständlichen Aussage, dass<br />
der Tod auch Leben ermöglichen kann:<br />
«Es gibt auch Leben im Tod, nicht nur<br />
Tod im Leben.»<br />
Auch die Buddhisten nähern sich dem Thema an<br />
Der Buddhismus-Historiker Jean-Marc Falcombello erläuterte, weshalb die Buddhisten<br />
der Organspende kritisch gegenüber stehen: Für diese Religionsgruppe<br />
sei die Art des Sterbens als Grenzüberschreitung wichtig. Der Körper sollte drei<br />
Tage nach dem Tod nicht berührt werden, weil ihrer Meinung nach die Seele<br />
Zeit braucht, ihre Hülle zu verlassen. «Mit dem Entscheid, ihre Organe zu spenden,<br />
entscheiden sich die Gläubigen für eine bestimmte Art des Sterbens. Und<br />
die Freiheit jedes Einzelnen, Position zu beziehen, steht über allem. Zwar ist die<br />
Organspende eine der ersten Tugenden. Aber das Thema ist verbunden mit<br />
grundlegenden Gedanken zum Tod.» Der Entscheid für die Idee des «guten Sterbens»<br />
müsse von den Pflegeverantwortlichen verstanden werden, da auch die<br />
spirituelle Seite dieser Frage nicht zu vernachlässigen sei.<br />
«Auf die Solidarität zählen können»<br />
Prof. René Prêtre, Kinderherzchirurg und Schweizer des Jahres 2010, spricht die<br />
Widerspruchslösung an, eine Lösung, welche von Nationalrat Felix Gutzwiller<br />
vertreten wird. Nach diesem Prinzip würde jeder Mensch Spender werden, wenn<br />
er sich nicht während seines Lebens dagegen ausgesprochen hat. Dazu habe er<br />
eine zwiespältige Meinung, meinte Prof. René Prêtre, er möchte diesbezüglich<br />
auf die Solidarität der Menschen zählen können. Weil dies offensichtlich nicht<br />
reiche, reihe er sich ebenfalls bei den Anhängern der Widerspruchslösung ein.<br />
Nach Abschluss der inspirierenden und interessanten Gesprächsrunde trafen<br />
die Gäste am Ausgang einen Mann, der mit seinem Hund an einem Tisch mit<br />
einem Stapel von Büchern sass. Erst auf den zweiten Blick fiel auf, dass der fast<br />
unscheinbare Buchverkäufer blind war und die Bücher signierte. Es handelte sich<br />
ner<br />
Frau und einem seiner Söhne sowie von der Organspende, welche seinem<br />
zweiten Sohn eine erfolgreiche Herztransplantation ermöglichte. Passend zu<br />
diesem Abend könnte man sagen: Eine weltweit wohl einzigartige Geschichte.
swisstransplant 8<br />
news<br />
Die Medaillenhoffnungen<br />
Liz Schick Die «World Transplant Games» – die Olympiade für Transplantierte<br />
– werden jedes Jahr von der World Transplant Games Federation<br />
(www.wtgf.org) organisiert, abwechslungsweise im Winter und im Sommer.<br />
Die kommenden Winterspiele finden vom 4. bis 9. März 2012 in Anzère<br />
statt. Das Dorf im Wallis ist für Transplantierte ein bekannter Ort,<br />
findet dort doch seit zehn Jahren das Wintercamp TACKERS (www. tackers.<br />
org) für transplantierte Kinder aus aller Welt statt.<br />
Das Schweizer Team kann auf Medaillen hoffen an den Winter World<br />
Transplant Games in Anzère 2012<br />
<br />
sehr, das Publikum seit langem wieder einmal in der Schweiz begrüssen zu dürfen.<br />
Sei es für Sporttreibende, Fans oder für solche, die Skifahren lernen möchten,<br />
das Programm ist vielseitig und bietet allen etwas (www.anzere2012.org).<br />
Für Teilnehmende während den 5 Tagen werden die 6. und die 7. Nacht (zu Beginn<br />
und am Schluss) gratis angeboten.<br />
Der Walliser Miguel Bellon (Mitte) zeigt mit seinen bisher 7 Goldmedaillen und<br />
5 Silbermedaillen, dass man trotz einer Nierentransplantation ein ganz normales<br />
Leben führen kann
Claude Valotton hat von seiner Frau Anne-Marie eine neue Niere<br />
erhalten<br />
Von den 13 teilnehmenden SportlerInnen des Schweizer Teams nehmen wir<br />
<br />
Frankreich (2010) einmal mehr Medaillen zu gewinnen. Nebst den Standard-<br />
lauf<br />
und Schneeschuh-Laufen geben.<br />
Die Hoffnungsträger aus der Schweiz<br />
Der Walliser Miguel Bellon hat mit seinen 26 Jahren schon 7 Goldmedaillen und<br />
5 Silbermedaillen gewonnen (Riesenslalom, Parallelslalom, Slalom und Super G).<br />
<br />
an den Spielen teil um zu zeigen, dass man trotz der Krankheit wie eine normale<br />
Person leben kann. Zudem ist es toll, Menschen in einer ähnlichen Situation<br />
zu begegnen.»<br />
Die Organisatorin der Kinder-Olympiade «Tackers», Liz Schick, kann ebenfalls<br />
auf eine erfolgreiche olympische Vergangenheit blicken. Die Lebertransplantierte<br />
(1998) holte bisher vier Mal Gold und fünf Mal Silber (Finnland, Frankreich).<br />
Die 49-Jährige sieht in den Spielen eine Ehrung der Spender und derer Fami -<br />
lien und möchte die Botschaft verbreiten, dass die Organspende keine Lebensverlängerung<br />
um jeden Preis bedeutet, sondern vielmehr Lebensqualität. Wichtig<br />
sei die Übermittlung eines persönlichen Entscheids in Sachen Organspende<br />
an die Familie und an die Angehörigen.<br />
<br />
Riesenslalom und Parallelslalom, zu liefern. Der 1948 geborene Waadtländer<br />
und achtfache Medaillenträger erhielt 1997 eine neue Niere – von seiner Frau<br />
Anne-Marie. Er erzählt es immer wieder gerne: «Es ist eine grosse Liebesgeschichte.<br />
Zuerst hat mir meine Frau ihr Herz geschenkt. Später dann ihre Niere…»<br />
Damit weiter schöne Geschichten im Zusammenhang mit lebensrettenden<br />
Massnahmen dank Organspende entstehen können und um den Dank für diese<br />
«Geschenke» immer wieder auszudrücken, auch dafür ist dieses sportliche<br />
Grossereignis da.<br />
9 swisstransplant<br />
news<br />
“<br />
Es ist eine grosse<br />
Liebesgeschichte. Zuerst<br />
hat mir meine Frau ihr<br />
Herz geschenkt, später<br />
dann ihre Niere.<br />
”
swisstransplant 10<br />
news<br />
Zahlreiche Spielerinnen des Frauen-<br />
Eishockeyclubs HCC La Chaux-de-<br />
Fonds halfen aktiv mit, die BesucherInnen<br />
im Stadium über die<br />
Organspende zu informieren. Hier<br />
mit ihrer Präsidentin Aurélie<br />
Chappatte (vorne, zweite von<br />
links)<br />
Neuenburg: Erfolgreiche Kampagne<br />
Ursula Pinheiro-Weber «Organspende – ich entscheide mich»: Unter diesem<br />
Motto hat der Kanton Neuenburg zum Nationalen Tag der Organspende<br />
2011 eine gross angelegte Informationskampagne durchgeführt. Verschiedene<br />
Aktionen sollten die Bevölkerung zum Thema sensibilisieren.<br />
Die Aktivitäten des Neuenburger<br />
Regierungsrats sollten nicht in erster<br />
Linie ein Plädoyer für die Organspende<br />
darstellen. Vielmehr wollte<br />
das Departement Gesundheit und<br />
Soziales (DGS), und insbesondere<br />
deren Abteilung Öffentliche Gesundheit,<br />
mit den Massnahmen zum<br />
Nachdenken anregen. Die Aufforderung<br />
in der Bevölkerung, zum Thema<br />
Organspende einen wie auch<br />
immer gearteten Entscheid zu treffen,<br />
stand im Vordergrund. Die Initianten<br />
hoffen, dass andere öffentliche<br />
Institutionen oder Firmen<br />
ähnliche Schritte in die Wege leiten<br />
werden.<br />
Informationen: Gisèle Ory, Regie-<br />
<br />
032 889 61 00<br />
Nach der Kampagne des Bundesamtes<br />
für Gesundheit (BAG) im September<br />
wollte der Regierungsrat des Kantons<br />
Neuenburg die Thematik seinerseits<br />
aufgreifen und die Bevölkerung in<br />
Neuen burg zum Nachdenken anregen.<br />
Informationsmaterial wurde an die<br />
kantonalen Mitarbeitenden wie an<br />
zahlreiche Partner (Ärzte, Apotheken,<br />
Pflegeinstitutionen, Spitäler, Blutspendedienste<br />
usw.) übermittelt. Eine<br />
Plakatkampagne in den öffentlichen<br />
Transportmitteln sowie diverse Informationsstände<br />
wurden durch eine TV-<br />
Sendung im regionalen Fernsehen unterstützt.<br />
Höhepunkt der Aktivitäten<br />
<br />
<br />
HCC gegen GCK Lions in grünen<br />
Trikots<br />
Der NLA-Match zwischen dem Eisho-<br />
<br />
<br />
2011 stand ganz im Zeichen der Organspende.<br />
«Der Eishockeyclub hat sich<br />
schon früher offen gezeigt gegenüber<br />
solchen Vorhaben», erklärt uns Regierungsrätin<br />
Gisèle Ory. «Diese Events<br />
sind wichtig, sie erlauben uns, ein grösseres<br />
Publikum anzusprechen.» Um die<br />
Unterstützung zu unterstreichen, spiel-<br />
<br />
<br />
der Brustkrebsbekämpfung in Rosa gespielt<br />
hatte, erlitt er eine Niederlage.<br />
Dieses Mal wollten die Männer von<br />
Gary Sheehan gewinnen. Und tatsäch-<br />
<br />
und bezwang die Zürcher Mannschaft<br />
mit 3 zu 1.<br />
Neben dem Eis präsentierte sich die<br />
Nationale Stiftung für Organspende<br />
und Transplantation (<strong>Swisstransplant</strong>)
mit einem Stand und verteilte Spenderkarten und weiteres Informationsmaterial.<br />
Die grünen Trikots wurden im Anschluss im Internet versteigert. Der Erlös<br />
<br />
transplant gehen.<br />
Eishockey-Frauen mit Kommunikationstalent<br />
Eine Gruppe junger Eishockeyspielerinnen zeigte sich sehr engagiert: Mit der<br />
<strong>Swisstransplant</strong>-Equipe machten sie alles, um die Aufmerksamkeit der Besucherinnen<br />
und Besucher zu Beginn, in der Pause und am Ende des Spiels auf die<br />
Organspende zu lenken. Einige unter ihnen zeigten sich gar sehr talentiert für<br />
diese Art von Kommunikationsaktivitäten. So soll aufgrund einer individuellen<br />
Initiative in nächster Zukunft an der Uni Neuenburg eine ähnliche Aktion gestartet<br />
werden. Wir werden darüber berichten.<br />
In grünen Trikots: Im Zeichen der Organspende<br />
trugen die HCC-Spieler grüne Leibchen. Die anschliessende<br />
Internet-Versteigerung brachte einen Betrag<br />
von fast 14 000 Franken<br />
Grosser Einsatz für eine gute Sache:<br />
Isabelle Maillat Schreyer (wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Departement<br />
Gesundheit und Soziales sowie Koordinatorin<br />
der Kampagne in Neuenburg, links)<br />
und Gisèle Ceppi (Nierentransplantierte<br />
und mehrfache Medaillengewinnerin an<br />
den World Transplant Games)<br />
11 swisstransplant<br />
news<br />
Auch die Reinigung der Eisfläche<br />
stand ganz im Zeichen der Organspende
swisstransplant 12<br />
news<br />
Sabina De Geest<br />
Ordinaria und Vorsteherin des<br />
Instituts für Pflegewissenschaft,<br />
Universität Basel<br />
Die korrekte Einnahme von<br />
Immunsuppressiva<br />
Von Sabina De Geest, Sandra Schönfeld, Lut Berben Im Jahr 2010 wurden<br />
in der Schweiz 504 Patienten transplantiert 1 . Organempfänger/innen weisen<br />
allgemein sehr gute Resultate im Bereich Organfunktionen und Patientenüberleben<br />
auf und geniessen eine gute Lebensqualität. Verbesserungen<br />
im Überleben eines Transplantats konnten vor allem in der<br />
Frühphase nach der Transplantation erreicht werden, während die eigentliche<br />
Herausforderung weiterhin darin besteht, die langfristigen Ergebnisse<br />
zu verbessern.<br />
Geteilte Verantwortung zwischen den Patienten und den Mitarbeitern<br />
im Gesundheitswesen nach einer Organtransplantation<br />
Ein Hauptrisikofaktor für schlechte Langzeitergebnisse nach einer Transplantation<br />
ist das von den Patienten oft nicht konsequent befolgte Einhalten der genauen<br />
Vorgaben für die Einnahme ihrer immunsuppressiven Medikamente im<br />
Alltag. Rund 20 bis 25 Prozent der Organempfänger haben Schwierigkeiten, ihre<br />
immunsuppressiven Medikamente korrekt einzunehmen. Dies ist verbunden mit<br />
einem erhöhten Risiko für späte akute Abstossung, Organ-Versagen und höheren<br />
Kosten. Bei Nierentransplantationen zum Beispiel werden 36% der Transplantatabstossungen<br />
mit einer schlechten Therapietreue in der Medikamenteneinnahme<br />
in Verbindung gebracht. Patienten mit schlechter Therapietreue bei<br />
der Einnahme von Immunsuppressiva erzeugen ungefähr 21 000 US-Dollar Mehrkosten<br />
im Vergleich zu denjenigen mit einer guten Therapietreue 2 .<br />
Diverse Gründe für schlechte Therapietreue<br />
Der Hauptgrund für die schlechte Therapietreue bei Medikamenteneinnahme<br />
ist Vergesslichkeit, aber auch andere Faktoren auf der Patientenebene wie zum<br />
Beispiel ein unzureichendes Gesundheitsverständnis, Depressionen oder fehlende<br />
soziale Unterstützung erhöhen dieses Risiko. Neben den Risiken auf Patientenebene<br />
bestehen unter anderem auch Risikofaktoren im Zusammenhang mit<br />
den Ärzten, Pflegenden und anderen Gesundheitsfachkräften eines Transplantationszentrums<br />
(z.B. nicht adäquate Kommunikationsformen), den Transplantationszentren<br />
(z.B. keine Überwachung der Medikamenten-Einnahme als<br />
wichtiger klinischer Parameter, sowie nicht implementierte Massnahmen zur<br />
Verbesserung der Medikamenten-Einnahme während des ganzen Transplantationsverlaufs).<br />
Aber auch Faktoren auf der Ebene des Gesundheitssystems (z.B.<br />
hohe Zusatzzahlungen für Medikamente) können sich negativ auf die Therapietreue<br />
von Patienten bei der Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten<br />
auswirken 3 .<br />
Da die schlechte Therapietreue bei der Einnahme von Immunsuppressiva langfristig<br />
gute Ergebnisse nach einer Transplantation gefährdet, braucht es unbe-<br />
1 <strong>Swisstransplant</strong>. Jahresbericht. Abgerufen 20. Oktober 2011.<br />
<br />
to immunosuppressive drugs in adult solid organ transplantation. In: Grinyó JM, ed. International<br />
Transplantation Updates. Barcelona: Permanyer Publications; 2011:63–81.<br />
3 Berben L, Dobbels F, Engberg S, Hill M, De Geest S. An ecological perspective on medication<br />
adherence. West J Nurs Res. In press.
dingt präventive und stärkende Strategien, um eine optimale Therapietreue der<br />
immunsuppressiven Medikamente und anderer Medikamente in der regulären<br />
Transplantationsnachsorge 4 zu erreichen. Dies sollte durch den Einsatz sowohl<br />
auf Patientenebene als auch auf der Ebene von Ärzten, Pflegenden und anderen<br />
Gesundheitsfachkräften eines Transplantationszentrums, auf der Ebene von<br />
Transplantationszentren und auf der Ebene des Gesundheitswesens erreicht<br />
werden 5,6 .<br />
Strategien zur Verbesserung der Therapietreue<br />
Die meisten Transplantations-Programme investieren in edukative Strategien auf<br />
Patientenebene, um die Patienten in ihrer Therapietreue zu unterstützen. Trotzdem<br />
genügt dies nachweislich nicht, denn die Wissensvermehrung ist keine Garantie<br />
für eine Verhaltensänderung 7 . Es ist die Kombination von Schulungs-, Verhaltens-/Beratungs-<br />
und psychosozial/affektiven Strategien, die den Unterschied<br />
ausmachen 5 . Ärzte, Pflegende und andere Gesundheitsfachkräfte eines Transplantationszentrums<br />
können sowohl in ihre Kommunikationsfähigkeiten investieren<br />
als auch verhaltensändernde Strategien erlernen, was aber leider nur selten<br />
Bestandteil des Lehrplans für Mitarbeitende im Gesundheitswesen ist. Die<br />
Organisation der Transplantationsnachsorge kann optimiert werden, indem die<br />
Therapietreue der Medikamenteneinnahme als wichtiger klinischer Faktor in die<br />
Transplantationsnachsorge und Strategien zur Verbesserung der Therapietreue<br />
vor der Transplantation bis hin zu lebenslang nach der Transplantation integriert<br />
werden. Eine vollständige Kostenübernahme der immunsuppressiven Medikamente<br />
durch die Krankenkassen und die Gewährleistung eines optimalen Zugangs<br />
zur Gesundheitsversorgung (allerdings in der Schweiz kein Problem) sind<br />
Interventionen, die relevant auf der Ebene des Gesundheitssystems zu erwähnen<br />
sind 6 . Es wird die Kombination verschiedener Strategien und die Zusammenarbeit<br />
der Akteure auf allen Ebenen des Gesundheitssystems brauchen, die<br />
gewährleisten, dass Transplantationspatienten ihre immunsuppressiven Medikamente<br />
optimal einnehmen und damit zu einer Verringerung von Organschäden<br />
oder zur Vermeidung eines Organverlusts beitragen.<br />
<br />
pathway for enhancing long-term survival in transplantation. American journal of transplantation:<br />
official journal of the American Society of Transplantation and the American Society of<br />
Transplant Surgeons. Oct 2011;11(10):2262–2263.<br />
tion-adherence<br />
after transplantation: a systematic review. Transpl Int. Aug 2009;22(8):780–<br />
797.<br />
6 De Geest S, Burkhalter H, De Bleser L, et al. Immunosuppressive drugs and non-adherence in<br />
transplantation. Journal of Renal Nursing. 2010;2(2):58–63.<br />
<br />
care professionals to enhance medication adherence in transplant patients? A survey of current<br />
clinical practice. Prog Transplant. In Press.<br />
13 swisstransplant<br />
news<br />
“<br />
Der Hauptgrund für<br />
die schlechte<br />
Therapietreue bei<br />
Medikamenteneinnahme<br />
ist Vergesslichkeit.<br />
”
Astellas Pharma AG<br />
Office: Grindelstrasse 6, 8304 Wallisellen<br />
Ihr Partner in der Transplantation<br />
Hochzeit<br />
Geburt der Kinder<br />
Organversagen<br />
Transplantation<br />
Hochzeit der Kinder<br />
Jede Lebenslinie<br />
erzählt eine Geschichte<br />
Geburt der Enkelkinder
Herzliche Gratulation!<br />
Dominik Meienberg Wie oft haben Sie bereits einen Wettbewerbstalon<br />
ausgefüllt? An einer Messe, einem Fest oder sonst wo. Sind Sie der Meinung,<br />
dass Sie sowieso nie gewinnen oder wurden Sie schon einmal im<br />
Nachhinein positiv überrascht, als Sie plötzlich ein Gewinnkuvert im Briefkasten<br />
gefunden haben?<br />
<strong>Swisstransplant</strong> hat dieses Jahr zwei unterschiedliche Wettbewerbe lanciert. Zum<br />
einen hatten alle BesucherInnen des <strong>Swisstransplant</strong>-Standes während der Tour<br />
de Suisse 2011 die Möglichkeit, sich mit der Spendekarte abblitzen und anschliessend<br />
auf www.spendenmitherz.ch das Foto bewerten zu lassen. Wer die meisten<br />
Stimmen erhalten hat, wurde mit einem originalen T-Shirt «Spenden-mit-<br />
Herz» beschenkt.<br />
Wer gerne einmal mit einem Helikopter über die Schweizer Alpen fliegen<br />
wollte, durfte sich den zweiten Wettbewerb auf keinen Fall entgehen lassen.<br />
Ein Fragebogen zum Thema Organspende musste ausgefüllt werden, um anschliessend<br />
direkt an der grossen Verlosung teilzunehmen.<br />
Wir hoffen, dass wir so oder so unseren Gewinnern eine grosse Freude machen<br />
konnten. Sei dies beim Fotowettbewerb, welcher im Rahmen der Tour de<br />
Suisse 2011 durchgeführt wurde, oder mit der Verlosung des Helikopter-Alpenrundflugs.<br />
And the winner is…<br />
Der Helikopter-Alpenrundflug geht an Thomas Holzer aus Naters. Die Gewinner<br />
des Fotowettbewerbs und eines T-Shirts «Spenden-mit-Herz» sind:<br />
Lucia und Bernhard Egger<br />
Miriam Scorrano<br />
Pius Niederer<br />
Sandra Köppel<br />
15 swisstransplant<br />
news
swisstransplant 16<br />
news<br />
Familie Corti aus Feusisberg ist<br />
glücklich, dass ihre Tochter Tanja<br />
(2. von links) dank einer Lebertransplantation<br />
wieder ein ganz<br />
normales Leben führen<br />
Mehr als eine zweite Lebenschance<br />
Eveline Corti Die Elternvereinigung für lebererkrankte Kinder (www.<br />
evlk.ch) unterstützt betroffene Familien mit Kindern, die an schwersten<br />
Lebererkrankungen leiden. Meist hilft nur noch eine Organspende. Leider<br />
herrscht in der Schweiz weiterhin Organmangel.<br />
«Tschüss Mami, ich geh zur Schule.» Ein zierliches Mädchen springt aus der Haustüre,<br />
schmeisst diese schwungvoll ins Schloss zurück und hüpft singend, mit dem<br />
Turnsack auf dem Rücken, die Privatstrasse entlang. Die Morgensonne strahlt vom<br />
blauen Himmel, andere Kinder gesellen sich zur Fünftklässlerin. Niemand sieht<br />
dem fröhlichen Mädchen die schwere Erkrankung der Leber seit seiner Geburt an.<br />
<br />
gestorben. Neun Jahre später geht sie wie all die anderen<br />
Kinder zur Schule und kann ein normales Leben<br />
ohne grosse Einschränkungen führen.<br />
Wertvolle Stützen<br />
1989 wurde im Kinderspital Genf die erste Kinderleber<br />
transplantiert. Seit damals wurde dort weiteren<br />
Kindern eine Leber eingesetzt. «Es wäre für uns<br />
ein grosser Verlust gewesen, unsere Enkeltochter<br />
zu verlieren. Nun können wir sie ein Stück auf ihrem<br />
Lebensweg begleiten», erklären die Grosseltern.<br />
<strong>Swisstransplant</strong>, die Schweizerische Stiftung<br />
für Organspende und Transplantation, organisiert,<br />
informiert, pflegt den Austausch mit den verschiedenen<br />
Beteiligten und managt die lebenserhaltenden<br />
Transplantationen. Die Leber ist das zweithäufigste<br />
Transplantat in der Schweiz. Von 1986 bis 2009 wurden insgesamt 1500<br />
Lebern gespendet. 2010 konnten 100 Personen eine Leberspende empfangen.<br />
Eine Transplantation gibt den Kranken nicht nur eine zweite Lebenschance, sie<br />
bedeutet viel mehr. Eine Transplantation verändert die Anschauung der Dinge.<br />
Die Prioritäten werden anders gesetzt.<br />
Krankheiten, die die Leber zerstören<br />
Erkrankungen der Leber sind vielfältig. So kann eine akute Hepatitis ebenso die<br />
Leber zerstören wie der Fuchsbandwurm oder eine vererbte Krankheit. Auf dem<br />
schweren Weg mit einem lebererkrankten Kind begleitet die Elternvereinigung<br />
für lebererkrankte Kinder (evlk) betroffene Familien mit wertvollem Rat und gibt<br />
Mut im Umgang mit den Kindern. Der Austausch mit den Familien untereinander<br />
ist wichtig, steht man doch immer wieder vor Problemen, deren Ausgang<br />
nicht erkennbar ist. Mit der schweizerischen Stiftung <strong>Swisstransplant</strong> haben<br />
Menschen auf der Warteliste für ein Organ einen kompetenten und zuverlässigen<br />
Partner. Um dem heiklen Thema Organspende gerecht zu werden, ist in der<br />
Schweiz alles rechtlich geregelt und wird streng kontrolliert. Menschen, die sich<br />
für eine Organspende entscheiden, sollten dies mit ihrer Familie besprechen. Die<br />
letzte Entscheidungskraft haben nämlich die Hinterbliebenen. Nebst der Elternvereinigung<br />
für lebererkrankte Kinder und gibt es in der Schweiz 18 weitere<br />
Selbsthilfegruppen, die gerne Auskunft geben.
Zum Gedenken an Hartmann F. Stähelin:<br />
Beitrag zu lebensrettendem Medikament<br />
Am 5. Juli 2011 ist Hartmann F. Stähelin verstorben, unerwartet, im 86.<br />
Lebensjahr, auf einer von ihm so geliebten Velofahrt. Mit ihm verliert die<br />
Transplantationsgemeinschaft einen unermüdlichen Forscher und einen<br />
Pionier der modernen Immunsuppression. Die Stadt Basel und die Schweiz<br />
trauern um eine vielseitige Persönlichkeit.<br />
Hartmann F. Stähelin wurde 1925 in eine Ärztefamilie geboren. Nach einer A-<br />
Matur widmete er sich in Basel, Zürich und Florenz dem Medizinstudium, das er<br />
1950 erfolgreich abschloss. Ihn faszinierte die Forschung. Als junger Mikrobiologie-Assistent<br />
am damals neuen Phasenkontrastmikroskop gelang es ihm, die<br />
Fusion von Anthraxbakterien-Protoplasten zu beschreiben; eine Arbeit, die zu<br />
einem vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Fellowship an der Harvard<br />
Medical School führte. Sein aussergewöhnliches Forschertalent verhalf ihm<br />
anschliessend zu einem von der Sandoz finanzierten Aufenthalt zwecks Studium<br />
der neusten Zellkulturtechniken. Dann wurde er zum Leiter der neugegründeten<br />
Arbeitsgruppe «Krebs und Immunologie» der Sandoz gerufen.<br />
Von der Tumorbekämpfung …<br />
Seiner Arbeitsgruppe ist die Entwicklung zweier neuartiger pflanzlicher Substanzen<br />
zu zentralen Medikamenten in der modernen Medizin zu verdanken.<br />
Hartmann F. Stähelin trug entscheidend dazu bei, dass mit Etoposid, einem Podophyllin-Extrakt,<br />
ein hochwirksames Zytostatikum bei der Bekämpfung mehrerer<br />
Tumore zur Verfügung steht. Stähelin entwickelte ein damals weltweit einmaliges<br />
Screening-System zur Auffindung von immunsuppressiven Substanzen,<br />
mit welchem Hunderte von unbekannten Molekülen geprüft werden konnten.<br />
Systematisch wurden Bodenproben aus der Hardangervidda untersucht. Sie führ-<br />
<br />
munR.<br />
Mit SandimmunR stand jetzt ein völlig neuartiges, hochwirksames immunsuppressives<br />
Medikament zur Verfügung. Der wichtige Beitrag von Hartmann<br />
F. Stähelin wurde 1985 mit der Verleihung des renommierten Bristol-Preises<br />
gewürdigt. Auch nach seiner Pensionierung im Jahr 1990 blieb Hartmann<br />
F. Stähelin aktiv. Er setzte sich als Sekretär der Sandoz-Stiftung unermüdlich für<br />
die Forschung ein, war allseits interessiert und liebte das Velofahren.<br />
… zur Immunsuppression bei Transplantationen<br />
medizin<br />
hatte, wird erst heute voll sichtbar. Die Idee der Organtransplantation<br />
ist an sich alt. Sie scheiterte immer wieder an der irreversiblen Abstossung. Heute<br />
ist die Transplantation ein Standardverfahren in vielen Situationen von irreversiblem<br />
Organversagen. Hunderttausende von Menschen verdanken ihr den<br />
rin-A,<br />
ein verlässliches, gut steuerbares Medikament mit reproduzierbarer und<br />
berechenbarer Wirksamkeit, hat diese Routineanwendung ermöglicht. Mit seiner<br />
Arbeit hat Hartmann F. Stähelin einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet.<br />
Er verdient ein grosses Danke der Transplantationsgemeinschaft und ein ehrenwertes<br />
Andenken.<br />
Alois Gratwohl, Prof. emeritus, Basel<br />
17 swisstransplant<br />
news<br />
Hartmann F. Stähelin war massgeblich<br />
an der Entwicklung des<br />
Cyclosporin-A zum SandimmunR,<br />
dem hochwirksamen immunsuppressiven<br />
Medikament, beteiligt
swisstransplant 18<br />
news<br />
Gemeinsam in die Zukunft der<br />
Schweizerischen Gesellschaft für<br />
Intensivmedizin (SGI): PD Dr. med.<br />
Yvan Gasche (Geschäftsführender<br />
Präsident und Präsident Ärzteschaft<br />
SGI, Vizepräsident CNDO<br />
<strong>Swisstransplant</strong>) und Paola<br />
Massarotto, MNS (Präsidentin<br />
Pflege SGI, ehemals Präsidentin<br />
der IGIP)<br />
<br />
Historischer Zusammenschluss von<br />
Ärzten und Pflegenden<br />
In der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin sind ab sofort<br />
Ärztinnen und Ärzte zusammen mit den Pflegefachpersonen in einer einzigen<br />
Gesellschaft vereint. Der zukunftsweisende Zusammenschluss wurde<br />
am Kongress vom 8. bis 10. September 2011 in Interlaken vollzogen.<br />
Zum ersten Mal in der Schweiz sind Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachpersonen<br />
einer bestimmten Fachrichtung in einer gemeinsamen medizinischen Fachgesellschaft<br />
zusammengeschlossen. Diese Pionierrolle kommt der Schweizerischen<br />
Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) und der Schweizerischen Interessengemeinschaft<br />
für Intensivpflege (IGIP) zu. Entwicklungen und Entscheidungen werden<br />
zukünftig von Pflegenden und Ärzten partnerschaftlich getroffen.<br />
Weg zum Zusammenschluss<br />
Wieso dieser Zusammenschluss? Die Gründe erläutert Prof. Dr. med. Hans Pargger,<br />
Past-Präsident der SGI: «Auf der Intensivstation arbeiten Ärzte und Pflegende<br />
so eng zusammen wie sonst nirgends in der Medizin. Es gibt keinen Graben<br />
und keine Statusprobleme! Der Team-Approach ist umgesetzt. Da ist es nur logisch,<br />
dass beide Berufsgruppen im selben Verband vereint sind. Nicht nur im<br />
Spital – auch auf politischer Ebene. Die SGI war seit ihrer Gründung vor fast<br />
40 Jahren immer sehr innovativ. Wir waren die ersten bei der Zertifizierung von<br />
Intensivstationen. Wir sind nun die ersten beim Zusammenschluss von Pflege<br />
und Ärzteschaft. Die Idee entstand vor drei Jahren. Heute haben wir den Prozess<br />
abgeschlossen. Jetzt ist der Tisch in der SGI gedeckt für die Pflegenden –<br />
sie können Platz nehmen.»<br />
Erweiterte Strukturen<br />
Die SGI hat nun ein Zweierpräsidium. Geschäftsführender Präsident und Präsident<br />
Ärzteschaft ist PD Dr. med. Yvan Gasche aus Genf. Präsidentin Pflege ist<br />
Paola Massarotto, MNS aus Basel, bis jetzt Präsidentin der IGIP. Die Funktion der<br />
geschäftsführenden Präsidentschaft wird alle zwei Jahre von Ärzteschaft zu Pflege<br />
wechseln oder umgekehrt. Sechs bisherige Vorstandsmitglieder der IGIP gehören<br />
dem neuen Vorstand der SGI an. Für Geschäfte, welche ausschliesslich<br />
eine der beiden Berufsgruppen betreffen, ist nur diese innerhalb der SGI stimmberechtigt.<br />
Dies gilt insbesondere für die Gestaltung der beruflichen Weiter- und<br />
Fortbildung sowie für Geschäfte, in denen von Gesetzes wegen die entsprechende<br />
Berufsgruppe in ihrer Berufsausübung betroffen ist. Die SGI hatte bisher<br />
insgesamt rund 450 Mitglieder, die IGIP rund 350 Mitglieder.<br />
Ziele für den gemeinsamen Verband<br />
Der Geschäftsführende Präsident der SGI, PD Dr. med. Yvan Gasche erläutert<br />
die Ziele der erweiterten SGI: «Klar wird der Zusammenschluss die Gesellschaft<br />
stärken – alleine schon von den viel höheren Mitgliederzahlen her. Die SGI wird<br />
mehr Einfluss haben gegenüber Institutionen und Spitälern. Standards werden<br />
sich besser durchsetzen lassen. Bei der Ausbildung in der Intensivmedizin werden<br />
Ärzte und Pflegende mehr gemeinsam machen können. So steigen die Akzeptanz<br />
und das Verständnis für den jeweils anderen Beruf.»
Ein Geschenk mit doppelter Wirkung<br />
Setzen Sie ein Zeichen mit einer Geldspende!<br />
Vielleicht kennen Sie die Situation: Es ist wieder Weihnachten, oder jemand<br />
hat Geburtstag … und Ihnen fällt nichts ein, was Sie der Ihnen nahestehenden<br />
Person schenken könnten. Warum also nicht einmal etwas<br />
schenken, was ausserhalb des materiellen Überflusses etwas Gutes bewirken<br />
kann?<br />
Beschenken Sie Ihre Liebste, ihren Liebsten, ihren Angehörigen, ihre Kollegin<br />
usw. mit einer an <strong>Swisstransplant</strong> gerichteten Geldspende. Die beschenkte Person<br />
erhält dann statt eines Pakets einen Geschenkbrief von <strong>Swisstransplant</strong>, der<br />
sie über Ihre Spende informiert.<br />
Machen Sie mit einer Spende mehreren Menschen eine Freude. Das ist ganz<br />
einfach:<br />
1. Klicken Sie auf der Webseite www.swisstransplant.org auf den blauen Knopf<br />
(«Unterstützen Sie uns»), füllen Sie dann das Formular aus (Name, Adresse,<br />
Betrag, Mitteilung an den Beschenkten und Adresse des Beschenkten). Der<br />
Betrag ist für Sie frei wählbar.<br />
2. Anschliessend erhalten Sie von <strong>Swisstransplant</strong> die Zahlungseinladung für<br />
den von Ihnen gewählten Betrag.<br />
3. <strong>Swisstransplant</strong> versendet dann einen Brief mit Ihrem Mitteilungstext an die<br />
beschenkte Person.<br />
Ihre Vorteile:<br />
de<br />
für die Informationsarbeit der Bevölkerung ein – dank Ihrer Spende können<br />
wir den Menschen auf der Warteliste gemeinsam Hoffnung auf ein neues<br />
Leben geben.<br />
<br />
für Mitmenschen ist.<br />
<br />
was ich schenken soll!». Wir bieten Ihnen eine sinnvolle Lösung, welche nur<br />
einen geringen administrativen Aufwand benötigt.<br />
19 swisstransplant<br />
news<br />
Informationen<br />
Spendekonto für direkte<br />
<br />
Einzahlungsschein anfordern:<br />
info@swisstransplant.org<br />
Weitere Informationen:<br />
www.swisstransplant.org/<br />
www.spendenmitherz.ch
swisstransplant 20<br />
news<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
<strong>Swisstransplant</strong><br />
Schweizerische Nationale Stiftung<br />
für Organspende und Transplantation<br />
Direktion<br />
PD Dr Franz Immer<br />
Laupenstrasse 37<br />
<br />
franz.immer@swisstransplant.org<br />
Redaktion<br />
<br />
Dominik Meienberg (D. M.)<br />
Susanna Wälchli-Bhend (S. W.)<br />
Jacqueline Pulver (J. P.)<br />
Nadin Brügger (N. B.)<br />
Layout<br />
Stämpfli Publikationen AG, Bern<br />
Gesamtherstellung<br />
Stämpfli Publikationen AG, Bern<br />
Redaktionsschluss<br />
für Nr. 15: 23. Januar 2012<br />
Kontakt<br />
Redaktion: Tel. 031 380 81 30<br />
Nationale Koordination: Tel. 031 380 81 40<br />
Internet<br />
www.swisstransplant.org<br />
Spenderkarten<br />
info@swisstransplant.org<br />
<br />
Veranstaltungen Dezember 2011 bis März 2012<br />
Datum Veranstaltung<br />
Mittwoch,<br />
21. Dezember 2011<br />
20.30 Uhr<br />
Donnerstag,<br />
26. Januar 2012<br />
Freitag, 27. Januar 2012<br />
10.00 bis 12.00 Uhr<br />
Freitag/Samstag,<br />
27./28. Januar 2012<br />
10.00 bis 12.00 Uhr<br />
Freitag/Samstag,<br />
2./3. März 2012<br />
Konzert: «Weihnachtsoratorium»<br />
<br />
Tessiner Radio und Fernsehen<br />
(mit der Unterstützung vom<br />
<br />
Palazzetto REVI,<br />
Locarno<br />
Koordinatoren Meeting STATKO Hotel Victoria-Jungfrau,<br />
Interlaken<br />
SDTA Meeting «Ethical issues»<br />
Swiss Donation & Transplant<br />
Association<br />
Kongress Swiss Transplantation<br />
Society<br />
Metropole Hotel,<br />
Interlaken<br />
Hotel Victoria-Jungfrau,<br />
Interlaken<br />
Kongress für Gesundheitsberufe Inselspital Bern (Auditorium<br />
Ettore Rossi)<br />
Mini-Filmfestival:<br />
Blick über die Grenzen hinaus<br />
Das Mini-Filmfestival «Hop-Infogreffe» ist geprägt durch das Interesse<br />
an der Organspende und an der Transplantation. Die Organisatoren wurden<br />
durch die kleine Zahl an Spendern in der Schweiz (12,6 auf 1 Mio. Einwohner<br />
gegenüber 20,1 in Europa) auf das Thema aufmerksam gemacht.<br />
Solche und andere Überlegungen über<br />
die Situation in der Schweiz bezüglich<br />
Organspende führten zur Idee, mit «Hop-<br />
Infogreffe» einen Blick über die Grenzen<br />
hinaus zu werfen und zu schauen, über welche Werbespots Regierungen oder<br />
Vereinigungen anderer Länder zum Thema Organspende verfügten.<br />
So ist ein kleines Filmfestival entstanden. Es vereint 30 Kurzfilme aus 12 Ländern.<br />
Die Organisatoren hoffen, dass das Publikum die unterschiedlichen Standpunkte<br />
und die schöne Kreativität der Realisatoren wird zu schätzen wissen.<br />
Vorstellungen<br />
Sion: Mittwoch, 15. Februar 2012, 20 Uhr, Aula «François-Xavier Bagnoud»<br />
Vevey:<br />
Lausanne:<br />
Informationen<br />
Hop-Infogreffe, Avenue de Gilamont, 42, 1800 Vevey<br />
Tel. 076 589 90 65, E-Mail: contact@hop-infogreffe.ch<br />
Website: www.hop-infogreffe.ch