Luxuriöse Schlupflöcher für schmutziges Geld
Luxuriöse Schlupflöcher für schmutziges Geld
Luxuriöse Schlupflöcher für schmutziges Geld
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Hier kann man in der Schweiz problemlos mit einem Koffer voll Bargeld zahlen: Kunst- und Schmuck handel<br />
nicht, was eigentlich der berechtigte Preis<br />
wäre.» Man könne einen Preis künstlich<br />
hochtreiben und so das Kaufobjekt als<br />
Vehikel <strong>für</strong> <strong>Geld</strong>wäscherei benutzen. Auch<br />
wenn später ein Objekt günstiger verkauft<br />
werden müsse, ist dann doch ein Teil der<br />
Schwarzgelder weiss geworden.<br />
EU und Liechtenstein sind weit voraus<br />
Das erste Gesetz der <strong>Geld</strong>wäscherei lautet:<br />
Überall dort, wo die <strong>Geld</strong>flüsse nicht reguliert<br />
werden, wo viel Bargeld im Spiel ist<br />
und ein liquider Markt besteht, dringt un-<br />
.sauberes <strong>Geld</strong> hinein. Und wie so oft hinkt<br />
die Schweiz in der Bekämpfung des Missstands<br />
der weltweiten Entwicklung hinterher.<br />
Die Financial Action Task Force (FATF)<br />
on Money Laundering, das führende internationale<br />
Gremium im Kampf gegen die<br />
<strong>Geld</strong>wäscherei, hat die Schweiz schon<br />
da<strong>für</strong> kritisiert, dass sie wichtige <strong>Schlupflöcher</strong><br />
offen lasse. Denn in der EU und in<br />
Liechtenstein unterstehen der Kunst- und<br />
der Immobilienhandel sowie der Handel<br />
mit Juwelen bei Barzahlungen über 15000<br />
Euro der <strong>Geld</strong>wäschereigesetzgebung.<br />
Als der Bundesrat vor Jahren den Immobilienhandel<br />
dem Gesetz unterstellen<br />
wollte, wusste das die Branche mit massivem<br />
Lobbying zu verhindern. Jetzt sind<br />
ähnliche Abwehrmechanismen festzustellen.<br />
Tayfun Celiker, Direktor des Schweizerischen<br />
Verbands der Immobilienwirtschaft<br />
(SVIT), sagt. «Wir haben schon genügend<br />
Instrumente, um <strong>Geld</strong>wäscherei .<br />
zu bekämpfen. Und wir wehren uns dagegen,<br />
dass man die Immobilienbranche<br />
einem Generalverdacht unterstellt,»<br />
Auch wenn das Fachgremium FATFin<br />
einem Bericht von 2007 zahlreiche Beispiele<br />
aufführt, wie <strong>Geld</strong> mit dem Kauf von<br />
Immobilien gewaschen werden kann, ist es<br />
tatsächlich schwierig, konkrete Beispiele<br />
zu finden - eben weil die Herkunft der<br />
<strong>Geld</strong>er nicht überprüft werden muss. Doch<br />
Paolo Bernasconi, der frühere Staatsanwalt<br />
des Kantons Tessin und Spezialist <strong>für</strong> <strong>Geld</strong>wäscherei,<br />
sagt: «Bargeldtransaktionen im<br />
Immobilien- und Kunsthandel, aber auch<br />
bei Juwelen und Luxusautos haben ein<br />
gewaltiges Ausrnass angenommen, was<br />
selbstverständlich die <strong>Geld</strong>wäscherei wesentlich<br />
erleichtert. Das hat mit den immer<br />
freieren Märkten zu tun, aber auch mit der<br />
Globalisierung und dem freien Personenverkehr,»<br />
Bei Immobilienkäufen komme es<br />
oft vor, dass die Käufer mit Koffern voll Bargeld<br />
in Millionenhöhe zahlen.<br />
«Ein Juwelier muss selbst<br />
bei Millionen in bar nicht<br />
fragen, woher die kommen.»<br />
Paolo Bernasconi, <strong>Geld</strong>wäscherei-Experte<br />
Die Immobilienbranche behauptet, fast<br />
alle Immobilienkäufe würden über Banken<br />
laufen, und diese müssten die Herkunft<br />
der <strong>Geld</strong>er überprüfen. Dem widerspricht<br />
Daniel Thelesklaf, der die Tricks der <strong>Geld</strong>wäscher<br />
aus dem Effeffkennt: «Man kann<br />
unter fremdem Namen oder über eine Gesellschaft<br />
Immobilien kaufen. Die Bank hat<br />
nur mit einer Partei zu tun und ist nicht<br />
verpflichtet, den Verkäufer zu fragen, woher<br />
der Käufer das <strong>Geld</strong> hat,»<br />
«Mit Strohmännern leicht zu umgehen»<br />
Bei der Abklärung von <strong>Geld</strong>ern gehen die<br />
Banken nach einem Risikoschema der Eidgenössischen<br />
Finanzmarktaufsicht vor, das<br />
verschiedene Stufen enthält. Dabei gehören<br />
russische Oligarchen zur höchsten Risikostufe.<br />
«Dieser risikobasierte Ansatz hat<br />
AKTUELL 15<br />
sich bewährt», so Fachmann Mark Pieth,<br />
«und deshalb sollte auch der Immobilienhandel<br />
in dieses Schema eingebunden<br />
werden.» Vorsicht ist angezeigt, wenn eine<br />
Liegenschaft lange unverkäuflich ist und<br />
sich plötzlich ein Käufer findet. Oder wenn<br />
Preise weit über den marktüblichen gezahlt<br />
werden. Eine Prüfung des Käufers<br />
müssten eigentlich die Notare vornehmen.<br />
«Mittels Strohmännern lässt sich das aber<br />
leicht umgehen», sagt Experte Thelesklaf.<br />
Weniger beachtet, aber offenbar ebenso<br />
anfällig <strong>für</strong> die <strong>Geld</strong>wäsche sind Juwelen<br />
und Schmuck. «Ich kenne einen Fall, bei<br />
dem ein Russe bei einem Juwelier <strong>für</strong> vier<br />
Millionen Franken ein Collier gekauft hat -<br />
und der Verkäufer hat nicht nachgefragt,<br />
woher das <strong>Geld</strong> kommt. Das ist üblich in<br />
dieser Branche», sagt Paolo Bernasconi.<br />
Dass auch diese Branche nicht dem <strong>Geld</strong>wäschereigesetz<br />
untersteht, versteht er<br />
nicht. «So, wie das Gesetz heute funktioniert,<br />
ist es völlig widersprüchlich. Da muss<br />
der kleine Treuhänder bei 10000 Franken<br />
die Identität jedes Kunden abklären und<br />
dazu auch noch, woher das <strong>Geld</strong> kommt.<br />
Aber ein Juwelier, der vielleicht im selben<br />
Haus seinen Laden hat, muss das selbst bei<br />
Millionenbeträgen in bar nicht tun.»<br />
Zu den <strong>Schlupflöcher</strong>n im Schweizer<br />
<strong>Geld</strong>wäschereigesetz gehört auch der Rohstoffhandel.<br />
«Die EU steht vor einem neuen<br />
Regulierungsschub bei der <strong>Geld</strong>wäscherei»<br />
sagt Mark Pieth. «Die Schweiz sollte<br />
sich von dieser Entwicklung nicht überraschen<br />
lassen und lieber rechtzeitig handeln.»<br />
Im Parlament sind zahlreiche Vorstösse<br />
hängig, die die Schweizer Gesetzgebung<br />
dem internationalen Standard anpassen<br />
wollen. Die Verwaltung sei dabei,<br />
zu prüfen und zu analysieren, teilt das<br />
federführende Finanzdepartement mit. •