Download E-book kostenlos - Yasmin Verschure

kommenden Tage sitze ich regelmäßig bei den Leichenverbrennungen am Ghats. Es
berührt mich tief und reinigt mich zu gleicher Zeit. Das Feuer und die Energie
verursachen Ruhe in meinem Körper und Geist und ich fühle mich etwas stärker.
Und dann ist es soweit, Giri kommt in den letzten vier Wochen meiner Reise hierher.
Ich habe ihm gesagt, dass er alles mitnehmen soll was er irgendwie tragen kann. Jeans,
T-Shirts und Schuhe. Voller Erwartungen begebe ich mich an diesem Morgen zum
Flughafen.
Ich erschrecke kurz als ich ihn sehe. Der kulturell westliche Lebensstil und der Stress
sind deutlich zu sehen. Ich bemerke seine Gespanntheit sofort, er bemerkt zweifellos,
dass ich nicht mehr die Gleiche bin, die vor einem halben Jahr weggegangen ist. Wir
werden uns erneut aneinander gewöhnen müssen, und ich nehme ihn mit in ein kleines
Restaurant wo wir herrlich essen können und uns unterhalten. Am nächsten Tag zeige
ich ihm das Straßenleben in Kathmandu. Er lernt meine kleinen neuen Freunde
kennen, wir kaufen ein paar Souvenirs und ich zeige ihm meine neue Art des
Geschäftemachens. Ja, darin bin ich wirklich gut geworden, wer hätte das jemals
gedacht!
Ich habe den Touristenbus nach Pokhara organisiert. Es ist das erste Mal, dass ich so
luxuriös reise, aber ich denke für Giri ist es besser um sich langsam einzugewöhnen.
Wir haben den Luxus eines eigenen Sitzplatzes und sind nach sieben Stunden schon am
Ort der Bestimmung. Diesmal fühlt es sich gut an um in Pokhara anzukommen. Ich
treffe viele alte Freunde. Wir machen ein paar Tage Pause, so dass Giri sich
aklimatisieren kann.
Als wir uns ausgeruht genug fühlen um die Tour zu machen, beschließen wir doch erst
noch einen Arzt zu besuchen. Der glänzende Arzt rät mir nicht in die Berge zu gehen.
Ich habe nicht nur eine Darminfektion sondern auch erneut eine
Nierenbeckenentzündung. Wir suchen darum ein Zimmer mit Toilette und finden
Unterschlupf bei einem alten Freund von mir. Es stellt sich heraus, dass die Toilette
kein übertriebener Luxus ist, denn Giri lässt sich nicht lumpen und kriegt sofort auch
Durchfall.
Wir haben Kleidung für Tikaram und Jire, ein Radio für Dharma und noch viele andere
Geschenke. Wie herrlich all die frohen Gesichter zu sehen. Es wird eine Woche des
Ausruhens, viel Wasser trinken, sich einfach wieder aneinander gewöhnen und
voneinander genießen.
Im Wissen, dass die Atmosphäre in den Bergen und die frische Luft uns zweifellos gut
tun werden, beschließen wir nach fünf Tagen die Tour zu wagen. Wir nehmen keinen
Reiseführer, entscheiden uns für die alternative Annapurna-Tour und werden uns
dafür mehr Zeit nehmen als ich beim ersten Mal.
Ab dem Startpunkt der Tour werden wir mit einem Jeep weggebracht, bis zu dem
Punkt der durch Autos nicht mehr erreicht werden kann. Es ist eine derbe Fahrt über
stolperige Wege und durch den Fluss. Wir klettern ein paar Stunden und essen dann
Dal-Bhat an meinem alten Plätzchen. Es ist ein Fest die Menschen wieder zu sehen,
vergessen wird man hier nicht. Wir setzen unsere Klettertour auf gut 1600 Meter Höhe
fort Richtung Khare. Für heute reicht es. Viel zu bereden hat noch keiner von uns
beiden. Am nächsten Tag erreichen wir Chandrakot. Wir genießen die prächtige
Umgebung und sitzen eine Zeitlang am Rande um die Träger beobachten zu können.
Wir versuchen einzuschätzen wer unsere Schuhgröße hat, gar nicht so einfach! Weil die
meisten Nepalesen barfuß laufen, sind ihre Füße breit und sie erscheinen größer, aber
Schuhgröße einundvierzig ist immer noch enorm groß für diese kleinen Menschen.
Wenn wir glauben eine gute Einschätzung gemacht zu haben, teilen wir Schuhe aus.
Gesprochen wird nicht viel, aber ich weiß nicht wer mehr strahlt, sie oder wir, denn das
macht wirklich Spaß. Wir teilen T-Shirts aus unter dem Baum wo die Kulis sich
Yasmin Verschure 46/166 Met een open Hart