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nichts verrückt und hast mir phantastisch geholfen in dem Prozess des Loslassens und<br />

der Vergebung.<br />

Dann entdeckte ich, einige Zeit nach meinem Geburtstag, dass ein ansehnlicher<br />

Alkoholvorrat im Schrank verschwunden war. Und ich wusste im selben Moment mit<br />

überraschender Klarheit, dass du Alkoholiker warst. Und ich dachte: Wie dumm, das<br />

hätte ich als Sozialarbeiterin doch sofort erkennen müssen, schließlich hatte ich in<br />

meiner Arbeit auch schon mal mit einem zu tun!<br />

Ich war nicht böse, nicht enttäuscht, es war allein eine Tatsache die ich feststellte. Ich<br />

sprach darüber. Du sagtest, dass es nicht so schlimm war und dabei blieb es. Wir<br />

genossen ebenso viel wie vorher. Aber eines morgens kam ich herunter und du warst<br />

verschwunden. Nicht einmal einen Brief hattest du hinterlassen. All mein letztes Geld<br />

hattest du mitgenommen. Das Haus fühlte sich seltsam und leer an ohne deine<br />

Fröhlichkeit und deinen Humor.<br />

Ein paar Wochen später bekam ich einen Brief in dem du schriebst, dass das Leben für<br />

dich ohne mich keinen Sinn hatte und du die Absicht hättest dich umzubringen. Ich<br />

glaube, dass ich bis zu dem Moment keinen Augenblick daran dachte, dass du in mich<br />

verliebt sein könntest! Du machtest es mir schon sehr schwer. Denn ich befand mich<br />

noch in dem Prozess, in dem ich die Verantwortlichkeit von anderen auf meine<br />

Schultern nahm. Das hatte ich mein Leben lang gemacht, warum wäre ich sonst<br />

Sozialarbeiterin geworden?<br />

Nach einem inneren Streit mit mir selbst änderte ich meine Meinung und suchte dich<br />

auf. Du warst wieder in einem Kloster, zwar in einem anderen, denn du hattest das<br />

letzte Mal nicht bezahlt. Ich wollte dich nicht länger in meinem Haus haben, aber war<br />

bereit gemeinsam mit dir nach einer Lösung zu suchen. Du kamst zu mir nach Hause<br />

und wir suchten nach Möglichkeiten, das wurde letztendlich ein Heim für Obdachlose.<br />

Aber du musstest selbst den Schritt unternehmen, du musstest anrufen. Und das tatest<br />

du, woraufhin ich dich noch am gleichen Abend dort hin brachte.<br />

Es war schmerzhaft für mich dich dort zu hinterlassen, aber ich hatte keine andere<br />

Wahl. Schon schnell warst du auch da “die Sonne im Haus“. Ein Vater zu dem die<br />

jüngeren kamen und bei ihm um Rat fragten. Ein Lichtlein durch die Offenheit und<br />

Unbefangenheit. Du wurdest verantwortlich gemacht für die Küche, was du<br />

hervorragend gemeistert hast. Ab und zu kam ich dich besuchen und ich blieb zum<br />

Essen. Ich fühlte mich zu Hause zwischen dem, was wir häufig den Ausschuss der<br />

Gesellschaft nennen......<br />

Auch da bist du nicht lang geblieben. Du musstest frei sein und herumziehen, wie die<br />

Sadhus in Indien. Ich verlor dich eine zeitlang aus den Augen, bis du mich<br />

enthusiastisch anriefst. Du hattest Geld und wolltest mich im schicksten Restaurant<br />

des Dorfes zum Essen einladen. Aber erst hast du alle Kaugummiautomaten leer<br />

gemacht und meine Hände vollgestopft mit Plastikringen usw. Und ich genoss wieder<br />

in vollen Zügen.<br />

Du hattest mir im Restaurant eine Menge zu erzählen was du auch nicht allzu leise<br />

getan hast. Bescheidenheit war nun mal nicht deine stärkste Seite. Ich merkte wohl,<br />

dass sich das Pärchen hinter uns daran ärgerte, aber mich störte es nicht. Als du,<br />

während des Rauchens einer selbstgedrehten Zigarette, lauthals verkündet hast, dass<br />

dies die perfekte Situation wäre um ein Taxi kommen zu lassen, konnte ich mich nicht<br />

mehr beherrschen. Ich kugelte mich vor Lachen, wir waren zehn Minuten Fußmarsch<br />

von meinem Haus entfernt.<br />

Die Frau hinter uns ging auf die Toilette, aber für ihren Mann war es der Tropfen der<br />

den Eimer überlaufen ließ. Er feuerte eine Schimpfkannonade auf “das Gesindel des<br />

Sozialbeistandes“ ab, durch die ich mich übrigens nicht angesprochen fühlte. Du auch<br />

<strong>Yasmin</strong> <strong>Verschure</strong> 76/166 Met een open Hart

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