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BAITI<br />

Norbert Groß<br />

1


Meiner geliebten Bella zu<br />

Ihrem elften Geburtstag<br />

Freitag - 13. September - 2002<br />

3


Vom selben Autor: Das g<strong>es</strong>chenkte Leben<br />

Symphonie ein<strong>es</strong> Lebens<br />

In Vorbereitung: Baiti – Die Verwandlung<br />

Capi und Rekti - Pekti<br />

Alle Rechte di<strong>es</strong>er Ausgabe vorbehalten durch<br />

Norbert Groß<br />

Verlag: Editora N.E.<strong>de</strong> Gran<strong>de</strong><br />

Druck: St.Cl.a.V.<br />

Lissabon<br />

2.Auflage<br />

INdG 01-00105-02<br />

www.baiti-die-geburt.<strong>de</strong><br />

4


BAITI<br />

die Geburt<br />

eins<br />

Der Tag fing ja gut an. Bella saß in<br />

<strong>de</strong>r ersten Reihe in ihrer Schulklasse und schaute<br />

genau auf <strong>de</strong>n Hintern ihrer Lehrerin Fräulein<br />

Meyer. „Was für ein Glück, <strong>das</strong>s ich di<strong>es</strong>en Hintern<br />

di<strong>es</strong>e Woche ei-nen Tag weniger ertragen muss, dank<br />

<strong>de</strong>m freien Frei-tag“, dachte Bella erleichtert.<br />

„Bellatrix“, hatte die Lehrerin bei<br />

Schulbeginn geflötet, “du darfst in <strong>de</strong>r ersten Reihe<br />

sitzen, weil du Geburtstag hast. Du bist heute unsere<br />

Ehrenperson, auch wenn du <strong>das</strong> nicht verdient hast,<br />

schließlich bist du die schlecht<strong>es</strong>te Schülerin in<br />

unserer Klasse!“.<br />

„Doofe Ziege!“<br />

Bella guckte wütend auf di<strong>es</strong><strong>es</strong> Monstrum von<br />

zwei Pobacken und stellte sich vor, wie Fräulein Meyer auf<br />

<strong>de</strong>m Klo saß, <strong>als</strong> sich ihr Hintern überraschend in zwei Ballons<br />

ver-wan<strong>de</strong>lte, die dicker und dicker wur<strong>de</strong>n, bis Fräulein<br />

Meyer schließlich mitsamt <strong>de</strong>m Klo durch <strong>das</strong> Badfenster<br />

davon schwebte.<br />

Bei di<strong>es</strong>em Gedanken<br />

7


lachte Bella laut auf, was Fräulein Meyer veranlasste<br />

sich von <strong>de</strong>r Tafel abzuwen<strong>de</strong>n um Bella mit einem<br />

finsteren Blick zu fixieren.<br />

„BELLATRIX“ krächzte ihre<br />

hohe Fistelstimme,“ auch wenn du heute Geburtstag<br />

hast, hast du dich im Klassenzimmer<br />

or<strong>de</strong>ntlich zu benehmen,.......<br />

or<strong>de</strong>ntlich..., ....or<strong>de</strong>ntlich!“.<br />

Or<strong>de</strong>ntlich war <strong>das</strong><br />

Lieblingswort <strong>de</strong>r Lehrerin. Ihr Rekord an<br />

einem Tag waren fünfundvierzig „or<strong>de</strong>ntlichs“,<br />

gezählt von Peter, ihrem Banknachbarn, <strong>de</strong>r<br />

jed<strong>es</strong> „or<strong>de</strong>ntlich“ mitzählte und in di<strong>es</strong>em<br />

Jahr schon vierhun<strong>de</strong>rtfünfunddreißig „or<strong>de</strong>ntlichs“<br />

notiert hatte. Bella rutschte auf<br />

ihrem Stuhl immer tiefer und tiefer, <strong>das</strong>s man<br />

Angst bekommen könnte, sie wür<strong>de</strong> gleich im<br />

Bo<strong>de</strong>n versinken.<br />

Aber endlich hatte Fräulein Meyer ausgeor<strong>de</strong>ntlicht<br />

und suchte sich in <strong>de</strong>r Klasse ein<br />

neu<strong>es</strong> Opfer.<br />

„Ufff!“ Bella setzte sich wie<strong>de</strong>r<br />

„or<strong>de</strong>ntlich“ auf ihren Stuhl und versuchte<br />

die letzten fünf Minuten bis <strong>zum</strong> Schulschluss<br />

zu überleben.<br />

Kurz bevor sie ein<strong>es</strong> schrecklichen Tod<strong>es</strong><br />

starb, erlöste sie die Schulklingel von ihrem<br />

Leid.<br />

8


Sie raste <strong>als</strong> erste aus <strong>de</strong>r Klasse,<br />

schnappte sich im Flug ihre Jacke, saß mit<br />

<strong>de</strong>m letzten Klingelton auf ihrem Fahrrad und<br />

strampelte so schnell sie konnte los, um zwischen<br />

Fräulein Meyer und sich so viele Kilometer<br />

wie möglich zu bringen.<br />

Das wäre g<strong>es</strong>chafft! Endlich ein lang<strong>es</strong> Wochenen<strong>de</strong>.<br />

Drei Tage keine Schule.<br />

Aber <strong>de</strong>r nächste Ärger wartete<br />

schon. Julian und Jonas, die zwei oberdoofsten<br />

<strong>de</strong>r ganzen Klasse stan<strong>de</strong>n ihr mit ausgebreiteten<br />

Armen im Weg und wollten sie vom<br />

Fahrrad holen.<br />

Mit Bella konnte man <strong>das</strong> aber<br />

nicht machen. Sie riss <strong>de</strong>n Lenker rum,<br />

schrammte zwischen Jonas und einer kleinen<br />

Eiche hindurch und entwischte so im letzten<br />

Moment <strong>de</strong>n zupacken<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Doofköppe.<br />

Ihre Laune wur<strong>de</strong> immer schlechter.<br />

Wenn <strong>das</strong> so weiterging wür<strong>de</strong> <strong>das</strong> ein b<strong>es</strong>chissener<br />

Geburtstag wer<strong>de</strong>n. Und <strong>es</strong> sollte noch<br />

schlimmer kommen.<br />

Schon <strong>als</strong> sie um die Ecke d<strong>es</strong> Haus<strong>es</strong><br />

von Bäcker Hinrichs donnerte, sah sie <strong>das</strong> Auto<br />

ihrer Tante Elisabeth vor ihrem Haus stehen.<br />

OH SCHRECK!!!<br />

Bella legte eine Vollbremsung hin, <strong>das</strong> Hinterrad<br />

blockierte, ihr Fahrrad kam ins<br />

Schleu<strong>de</strong>rn und riss Frau Millenbrink, die<br />

gera<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Bäckerei kam, <strong>de</strong>n Einkaufs-<br />

9


korb aus <strong>de</strong>r Hand, <strong>de</strong>r, voll mit frischen<br />

Brötchen, auf <strong>de</strong>n Gehweg knallte. Trotz aller<br />

Bemühungen die Balance zu halten lan<strong>de</strong>te Bella<br />

mitsamt ihrem Fahrrad inmitten <strong>de</strong>r Brötchen,<br />

die <strong>de</strong>n Bürgersteig in weitem Umkreis<br />

be<strong>de</strong>ckten.<br />

Da lag sie nun, umrahmt<br />

von wun<strong>de</strong>rbar duften<strong>de</strong>n frischen Brötchen und<br />

dachte über die Ungerechtigkeit in <strong>de</strong>r Welt<br />

nach.<br />

„Heute hatte sich<br />

aber wirklich all<strong>es</strong> gegen sie verschworen!<br />

Jetzt soll di<strong>es</strong>e Tante wegen ihrer blö<strong>de</strong>n<br />

Brötchen bloß keinen Aufstand machen, sonst<br />

flippe ich noch aus!“, aber natürlich ging<br />

<strong>das</strong> Gezeter erst richtig los.<br />

„Freche Göre!<br />

Immer <strong>de</strong>r gleiche<br />

Satansbraten!!!“<br />

Frau Millenbrink, Bäcker Schmidt,<br />

<strong>de</strong>r alte Söhnke, die ganze Straße hatte sich<br />

eingefun<strong>de</strong>n und versuchte Bella mit Blicken<br />

zu erdolchen.<br />

Die Leidgeprüfte rappelte sich auf,<br />

schnappte sich ihr Fahrrad, kickte wütend ein<br />

Brötchen auf die Fahrbahn und humpelte und<br />

ihr Fahrrad humpelte mit, da <strong>es</strong> einen schönen<br />

Achter hatte, nachhause.<br />

Dass die Typen hinter ihr zeterten<br />

und motzten wie hun<strong>de</strong>rt Affen war ihr<br />

vollkommen schnuppe, die sollten lieber ihre<br />

10


Brötchen aufsammeln und in Zukunft nicht mehr<br />

armen Radfahrern im Weg rum stehen!<br />

Natürlich war <strong>de</strong>r Ärger noch nicht<br />

vorbei! Vor ihrem Haus stan<strong>de</strong>n Tante Elisabeth,<br />

ihr Vater, die Nachbarin Oma Vollgold<br />

und natürlich <strong>das</strong> Schlimmste <strong>das</strong> <strong>es</strong> auf <strong>de</strong>r<br />

Welt gab:<br />

Ihre total b<strong>es</strong>cheuerten Brü<strong>de</strong>r<br />

Helge und Jorn.<br />

Bei<strong>de</strong> grinsten über alle Backen und freuten<br />

sich schon tierisch über die zu erwarten<strong>de</strong><br />

Strafpredigt.<br />

Und so kam <strong>es</strong> auch.<br />

„BELLATRIX!..........BELLATRIX!<br />

Wenn ihr Vater wütend war re<strong>de</strong>te er<br />

immer in Großbuchstaben.<br />

„BELLA!...........entschuldige dich sofort<br />

bei Frau Millenbrink und hebe die Brötchen<br />

auf!“<br />

Tante Elisabeth musste natürlich<br />

auch ihren Senf dazugeben.<br />

„Bella, du bist ja sooooo ungezogen,<br />

ich habe all<strong>es</strong> ganz genau g<strong>es</strong>ehen,<br />

wenn du dich nicht sofort entschuldigst,<br />

bekommst du kein Geburtstagsg<strong>es</strong>chenk von<br />

mir!“, wetterte die Spinatwachtel.<br />

Helge und Jorn strahlten über die<br />

ganzen G<strong>es</strong>ichter und warteten gierig auf <strong>de</strong>n<br />

weiteren Verlauf <strong>de</strong>r Story.<br />

11


Bella knallte ihr Fahrrad auf <strong>de</strong>n<br />

Rasen, senkte <strong>de</strong>n Kopf und rannte wie ein<br />

wüten<strong>de</strong>r Stier genau auf ihre Brü<strong>de</strong>r zu.<br />

Ehe die sich versahen, hatte sie<br />

einen nach rechts, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren nach links<br />

g<strong>es</strong>chleu<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>n Hauseingang mit einem wil<strong>de</strong>n<br />

Satz erreicht, die Treppe <strong>zum</strong> ersten<br />

Stock mit drei ri<strong>es</strong>igen Sätzen überwun<strong>de</strong>n und<br />

in ihrem Zimmer angekommen, knallte sie ihre<br />

Türe zu und schmiss sich schluchzend aufs<br />

Bett.<br />

„MIST! MIST!<br />

MIST! ........B<strong>es</strong>chissener Tag!........,<br />

B<strong>es</strong>chissene Leute!.........All<strong>es</strong><br />

Doofköppe ........MIST! MIST! MIST!“<br />

Unten vor <strong>de</strong>m Haus stand ihre<br />

Verwandtschaft wie belämmert in <strong>de</strong>r Gegend<br />

rum, baff vor Verwun<strong>de</strong>rung.<br />

So hatten sie Bella ja noch nie<br />

erlebt. Von <strong>de</strong>r waren sie ja schon viel<br />

gewöhnt, aber so was.......nein! Ihr wüten<strong>de</strong>r<br />

Vater wollte seiner Tochter schon hinterher<br />

rennen, aber er beruhigte sich gleich wie<strong>de</strong>r<br />

weil er genau wusste, <strong>das</strong>s mit Bella im Moment<br />

kein einzig<strong>es</strong> vernünftig<strong>es</strong> Wort zu re<strong>de</strong>n<br />

war und er all<strong>es</strong> nur noch schlimmer machen<br />

wür<strong>de</strong>.<br />

„Hol sofort di<strong>es</strong>en ungezogenen Balg<br />

aus ihrem Zimmer! Versohl <strong>de</strong>r mal kräftig <strong>de</strong>n<br />

Hintern! Lass´ dir <strong>das</strong> auf gar keinen Fall<br />

12


gefallen!“, sabberte Tante Elisabeth.<br />

Und die bei<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r strahlten in Vorfreu<strong>de</strong><br />

auf <strong>das</strong> Kommen<strong>de</strong> wie <strong>de</strong>r Lack ihr<strong>es</strong> neuen<br />

VWs.<br />

Das brachte Bellas Vater wie<strong>de</strong>r zur<br />

B<strong>es</strong>innung.<br />

Er hatte sich schon herumgedreht um Bella zu<br />

folgen und <strong>das</strong> fürchterlichste Donnerwetter<br />

aller Zeiten auf sie los zu lassen, <strong>als</strong> er<br />

tief aufseufzte, sich wie<strong>de</strong>r umdrehte und<br />

r<strong>es</strong>igniert <strong>zum</strong> Bäcker schlurfte um sich für<br />

seine Tochter zu entschuldigen und <strong>de</strong>n<br />

Scha<strong>de</strong>n zu bezahlen.<br />

Inzwischen hatte sich die Leidgeplagte auch<br />

wie<strong>de</strong>r beruhigt und schließlich hatte sie ja<br />

heute Geburtstag, da darf man bekanntlich<br />

machen was man will, o<strong>de</strong>r etwa nicht?“<br />

Sie drückte ihren Schmusehasen f<strong>es</strong>t<br />

an sich und erzählte ihrem einzigen Freund<br />

wie ungerecht doch die Welt gegen so ein<br />

klein<strong>es</strong> Mädchen wie sie ist.<br />

Nach genau sechsunddreißig Minuten<br />

schlich die von Pech und Ungerechtigkeit<br />

verfolgte die Treppe hinab um sich ihrer<br />

Familie zu opfern.<br />

Sechsunddreißig Minuten war genau die Zeit,<br />

die ihr Vater brauchte, um bei einem großen<br />

Krach wie<strong>de</strong>r ruhig zu wer<strong>de</strong>n; <strong>das</strong> hatte Bella<br />

schon früh heraus gefun<strong>de</strong>n und bis jetzt hatte<br />

<strong>es</strong> immer funktioniert.<br />

„Väter sind ja soooo einfach rum zu kriegen!“<br />

Schnurstracks ging sie ins Wohnzimmer, wo <strong>de</strong>r<br />

R<strong>es</strong>t <strong>de</strong>r Familie vereint zusammen saß<br />

und ........na so eine<br />

13


Unverschämtheit ....... fröhlich ihren<br />

Geburtstagskuchen aufmampfte“.<br />

„Na wartet!“ Bevor einer auch nur piep<br />

sagen konnte war Bella schon in <strong>de</strong>n Raum<br />

g<strong>es</strong>türzt, genau auf die Knie ihr<strong>es</strong> Vaters und<br />

schmuste so heftig und f<strong>es</strong>t mit ihm wie sie<br />

nur konnte.<br />

„Oh lieber Pappi! Das tut mir ja sooo leid,<br />

<strong>das</strong> mit <strong>de</strong>n Brötchen!“, Bella guckte ihren<br />

Daddy ganz unschuldig an und rollte zerknirscht<br />

ihre grünen Augen.<br />

Der bekam sofort Mitleid mit seiner armen<br />

Tochter, die doch schließlich heute Geburtstag<br />

hatte und am Geburtstag muss man ja ein<br />

bisschen nachsichtiger sein <strong>als</strong> sonst.<br />

Also drückte er seinen Wonneproppen<br />

f<strong>es</strong>t an sich und gratulierte ihr mit einem<br />

dicken Kuss <strong>zum</strong> Geburtstag.<br />

Da nützte auch <strong>das</strong> Gezeter <strong>de</strong>r<br />

Tante und <strong>das</strong> Gemaule <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r nichts, wenn<br />

Vater sich entschie<strong>de</strong>n hatte, dann war <strong>das</strong><br />

endgültig.<br />

Punkt, basta!<br />

Als Bella f<strong>es</strong>tstellte, <strong>das</strong>s ihre Strategie<br />

aufgegangen war, fing sie plötzlich laut und<br />

hemmungslos an zu heulen.<br />

„WAH......UÄÄHH.....UÄÄH!.......ihr<br />

seid ja sooo gemein zu mir......UÄÄHHH!“<br />

Ihr Vater schaute sie<br />

total entsetzt an. „Mein Liebling, mein klei-<br />

14


ner Schatz, was hast du <strong>de</strong>nn, hast du dir weh<br />

getan?“. Er drückte sie ganz f<strong>es</strong>t an sich und<br />

fing selbst fast an zu heulen.<br />

„UUH.....UUH!“, Bella konnte vor<br />

Schluchzen fast nicht re<strong>de</strong>n, so hatte sie<br />

sich in ihre Rolle hinein g<strong>es</strong>teigert; „ihr,<br />

ihr ....... habt ja schon ohne mich<br />

angefangen! Mein Kuchen. Mein Geburtstag!<br />

IHR SEID JA SOOO GEMEIN!!!!“<br />

Sie tat so, <strong>als</strong> wolle sie<br />

sich von ihrem Vater losreißen, natürlich nur<br />

so f<strong>es</strong>t, <strong>das</strong>s er sie gera<strong>de</strong> noch f<strong>es</strong>thalten<br />

konnte, fiel ihm dann aber schluchzend um <strong>de</strong>n<br />

H<strong>als</strong> und bei<strong>de</strong> beteuerten unter Tränen wie<br />

lieb sie sich hatten.<br />

Ihre Brü<strong>de</strong>r konnten <strong>de</strong>m Theater<br />

di<strong>es</strong>er f<strong>als</strong>chen Schlange nicht mehr länger<br />

zusehen.<br />

Sie sprangen auf um ihr an<br />

die Gurgel zu gehen, <strong>als</strong> sich ihr Vater<br />

endlich zu einem Machtwort aufraffte.<br />

„Schluss, fertig, pronto, setzt<br />

euch alle wie<strong>de</strong>r auf eure Hintern und du Bella<br />

bitte auch, hier rechts neben mir auf <strong>de</strong>n<br />

Ehrenplatz und all<strong>es</strong> ist verg<strong>es</strong>sen, wir fangen<br />

von vorne an.“<br />

„Gut, <strong>das</strong> hatte prima hingehauen.“<br />

Bella atmete befreit auf, warf <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Doofköppen einen triumphieren<strong>de</strong>n Blick zu,<br />

15


setzte sich ganz brav und ganz zahm auf <strong>de</strong>n<br />

zugewi<strong>es</strong>enen Stuhl und die Geburtstagsfeier<br />

konnte beginnen.<br />

*<br />

Jorn ging ans Klavier,<br />

Helge holte die Mundharmonika aus <strong>de</strong>r Schubla<strong>de</strong>,<br />

Bella ihre Gitarre und gemeinsam spielten<br />

sie, wie <strong>es</strong> sich für einen Geburtstag gehört:<br />

„Zum Geburtstag viel Glück, Hoch soll<br />

sie leben“ und <strong>de</strong>n ganzen an<strong>de</strong>ren Mist, so<br />

wie jed<strong>es</strong> Jahr.<br />

Dann wur<strong>de</strong> die Geburtstagstorte<br />

vernichtet und endlich, lange genug<br />

hatte <strong>de</strong>r ganze Schwachsinn ja gedauert,<br />

ging’s ans G<strong>es</strong>chenke auspacken.<br />

„Natürlich erwartete sie<br />

keine großen Än<strong>de</strong>rungen. Ganz genau hatte sie<br />

alle G<strong>es</strong>chenke schon Monate im voraus geplant.<br />

Und wenn sich je<strong>de</strong>r an ihre Vorschriften<br />

gehalten hatte, gab <strong>es</strong> jetzt keine unliebsammen<br />

Überraschungen.<br />

Klar, <strong>das</strong>s man so was<br />

Wichtig<strong>es</strong> nicht <strong>de</strong>m Zufall überlassen darf<br />

und schon gar nicht <strong>de</strong>r Unfähigkeit <strong>de</strong>r Erwachsenen.<br />

Von <strong>de</strong>n Oberdoofköppen bekam sie<br />

die neuen –Inliner-, genau wie sie <strong>es</strong> b<strong>es</strong>timmt<br />

hatte, sogar mit <strong>de</strong>n roten Querstreifen,<br />

wenn die gewagt hätten <strong>de</strong>n zu verg<strong>es</strong>sen<br />

16


hätten sie ausg<strong>es</strong>chissen gehabt und <strong>das</strong> wussten<br />

ihre Brü<strong>de</strong>r auch ganz genau, da gab <strong>es</strong><br />

kein Pardon.<br />

Bei ihrer Tante hatte sie nach langem<br />

Kampf durchg<strong>es</strong>etzt, <strong>das</strong>s <strong>es</strong> di<strong>es</strong><strong>es</strong> Jahr<br />

kein Schlafanzug wur<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn wenigstens<br />

ein paar coole Winterstiefel.<br />

Von ihrem Vater? Klar <strong>das</strong> obercoole<br />

Fahrrad, <strong>das</strong> im Moment <strong>de</strong>r Traum aller Mädchen<br />

in ihrer Schule war, <strong>das</strong> bis jetzt aber<br />

noch keine hatte.<br />

Na die wür<strong>de</strong>n morgen glotzen. Auch<br />

wenn <strong>es</strong> morgen Kacke regnen wür<strong>de</strong>, <strong>das</strong><br />

Fahrrad musste mit!“<br />

„Und hier meine liebe kleine<br />

süße Bella habe ich noch ein b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>r<strong>es</strong><br />

G<strong>es</strong>chenk.“<br />

Er überreichte ihr ein<br />

klein<strong>es</strong> Paket, <strong>das</strong> sie verdutzt auswickelte.<br />

Zum Vorschein kam........na was war <strong>das</strong> wohl?<br />

Es sah aus wie ein Computerspiel, aber so<br />

klein.........<strong>es</strong> passte bequem in ihre<br />

Handfläche. Wenn sie die Hand zu machte war<br />

<strong>es</strong> verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Bella glotzte verdutzt<br />

auf <strong>das</strong> mickrige Gerät. Es b<strong>es</strong>tand fast nur<br />

aus einem Bildschirm mit einem Armband drum<br />

herum.<br />

Sie hob <strong>de</strong>n Blick zu ihrem<br />

Daddy, <strong>de</strong>r sie ganz son<strong>de</strong>rbar ansah und<br />

g<strong>es</strong>pannt auf ihre Reaktion wartete.<br />

17


So schluckte sie ihre schon geplante abwerten<strong>de</strong><br />

Bemerkung herunter. Irgendwas musste<br />

mit <strong>de</strong>m Ding wohl los sein, ohne Grund schaute<br />

ihr Alter sie b<strong>es</strong>timmt nicht so son<strong>de</strong>rbar<br />

an. Es war ein gedanklich<strong>es</strong> Versteckspiel,<br />

<strong>das</strong> die bei<strong>de</strong>n gerne und oft spielten.<br />

„Danke lieber Herr Vater, kannst du mir bitte<br />

verraten, was <strong>das</strong> für ein schön<strong>es</strong> G<strong>es</strong>chenk<br />

ist, <strong>es</strong> ist b<strong>es</strong>timmt etwas<br />

b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>r<strong>es</strong>!“<br />

„Ha...ha....ha“, ihr Vater lachte laut auf.<br />

Mein schlau<strong>es</strong> Mädchen hat <strong>es</strong> natürlich gleich<br />

erkannt.<br />

Hier drin“, er nahm <strong>das</strong> kleine Gerät fast<br />

liebevoll in seine Hand, „hier drin steckt<br />

ein komplett neu entwickelter Speicherchip,<br />

ein Superkristall, <strong>de</strong>r all<strong>es</strong> bis heute da<br />

gew<strong>es</strong>ene Lichtjahre weit in <strong>de</strong>n Schatten<br />

stellt. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> kleine Computerchen leistet<br />

mehr <strong>als</strong> alle Computer die wir hier im Haus<br />

haben zusammen und <strong>das</strong> sind nicht gera<strong>de</strong><br />

wenige wie du weißt.<br />

Wir wissen selbst noch nicht wo die<br />

Grenzen liegen, ich habe <strong>es</strong> erst heute Abend<br />

fertigg<strong>es</strong>tellt.“<br />

„Aber wie wird <strong>das</strong> <strong>de</strong>nn<br />

eing<strong>es</strong>chaltet?“ fragte Bella neugierig.<br />

„Du brauchst nur mit ihm zu re<strong>de</strong>n,<br />

so wie mit mir. Ich habe <strong>es</strong> auf <strong>de</strong>ine<br />

Stimme programmiert, nur du kannst ihn einschalten<br />

um mit ihm zu spielen!“<br />

Bella war verdutzt.<br />

18


„Probiere <strong>es</strong> aus, du<br />

wirst damit schon zurecht kommen.“<br />

Na ja, sie steckte <strong>das</strong> Ding in die Tasche und<br />

fröhlich und vergnügt ging die Geburtstagsfeier<br />

in die letzte Run<strong>de</strong>.<br />

Selbst ihre mi<strong>es</strong>epetrige Tante konnte sich<br />

<strong>de</strong>r allgemeinen guten Stimmung nicht verschließen<br />

und so en<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Tag, <strong>de</strong>r so b<strong>es</strong>chissen<br />

angefangen hatte, doch noch einigermaßen<br />

schön.<br />

Nicht nur einigermaßen<br />

schön, nein..., er en<strong>de</strong>te fantastisch. Ihr<br />

Vater beglückte sie mit einer saugeilen Nachricht.<br />

„So mein Geburtstagskind,<br />

jetzt aber ab in die Falle und wenn du morgen<br />

früh aufwachst, kannst du gleich wie<strong>de</strong>r weiterschlafen,<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>ine Brü<strong>de</strong>r und ich fahren<br />

Tante Elisabeth nachhause und bleiben über<br />

<strong>das</strong> lange Wochenen<strong>de</strong> bei ihr.<br />

Am Sonntagabend sind wir wie<strong>de</strong>r hier,<br />

du kannst dich <strong>als</strong>o drei Tage lang mit <strong>de</strong>inen<br />

neuen G<strong>es</strong>chenken vergnügen, aber lass’ <strong>das</strong><br />

Haus ganz!“<br />

„Cool!.Was´n Hammer!<br />

Drei Tage ohne die Oberdoofköppe. Drei Tage<br />

faulenzen, kein Str<strong>es</strong>s und kein Zähneputzen.<br />

19<br />

*


Jawolll, so kann <strong>es</strong> weitergehen. Jetzt<br />

noch schnell einen Gutenachtkuss und dann ab<br />

ins Bett, ehe er sich’s noch an<strong>de</strong>rs<br />

überlegt.“<br />

Und so begann für Bella ein Wochenen<strong>de</strong>,<br />

<strong>das</strong> <strong>das</strong> absolut mega-coolste aller<br />

Zeiten wer<strong>de</strong>n sollte und Bellas Leben von<br />

grund auf umkrempeln wür<strong>de</strong>.<br />

zwei<br />

Eigentlich begann <strong>es</strong><br />

überhaupt nicht megacool.<br />

Obwohl sie am Freitag lange<br />

schlafen gekonnt hätte, wachte sie schon um<br />

sieben Uhr auf und wusste erst gar nicht wo<br />

sie war. Irgendwas stimmte nicht.<br />

Verschlafen torkelte sie aus ihrem Raketen-<br />

20


ett und spähte vorsichtig durch die Zimmertüre.<br />

Ob irgendwas passiert ist? Ich muss mal zu<br />

<strong>de</strong>n Doofköppen schleichen und checken, ob die<br />

schon wach sind!<br />

Erst <strong>als</strong> sie <strong>de</strong>ren<br />

Zimmertüre öffnete und die leeren, aufgeräumten<br />

Betten sah, fiel ihr wie<strong>de</strong>r all<strong>es</strong><br />

ein.<br />

„Klar ich Trottel!“<br />

Sie schlug sich mit <strong>de</strong>r<br />

flachen Hand gegen ihre Birne.<br />

„Die sind ja alle weg!<br />

Drei Tage lang! Cool!<br />

Jetzt aber schnell zurück ins Bett!<br />

In ihrem Zimmer kuschelte sie sich in ihre<br />

tiefblaue Weltraumbett<strong>de</strong>cke und zog <strong>de</strong>n Saturn<br />

bis über ihre Nase.<br />

Aber Kacke! Jetzt könnte<br />

sie einmal ung<strong>es</strong>tört und lange pennen, keiner<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Deppen schmiss sie heute aus <strong>de</strong>m<br />

Bett und trotz<strong>de</strong>m klappte <strong>es</strong> mit <strong>de</strong>m Einschlafen<br />

nicht mehr. Selbst ihr b<strong>es</strong>ter Einschlaftrick<br />

funktionierte heute nicht.<br />

Wenn sie nicht einschlafen<br />

konnte, fing sie an die Sterne an ihrer<br />

Zimmer<strong>de</strong>cke zu zählen und spät<strong>es</strong>tens wenn sie<br />

bei Cassiopeia angekommen war, schnarchte sie<br />

schon.<br />

Aber selbst die schöne<br />

Weltraumtapete, die die Decke ihr<strong>es</strong> Zimmers<br />

21


in ihr eigen<strong>es</strong> klein<strong>es</strong> privat<strong>es</strong> Universum<br />

verwan<strong>de</strong>lte, konnte sie heute früh nicht<br />

einschläfern.<br />

Na Gut! Wenn <strong>es</strong> nicht<br />

klappt, raus aus Den Fe<strong>de</strong>rn.<br />

Schlecht gelaunt<br />

krabbelte sie wie<strong>de</strong>r aus ihrer Rakete<br />

und ..........plumps.......saß sie auf Ihrem<br />

Hintern.<br />

wie<strong>de</strong>r im Weg?“<br />

„Mist!. Was liegt <strong>de</strong>nn da<br />

Zornig trat sie <strong>das</strong> Mistding, auf <strong>de</strong>m sie<br />

ausgerutscht war, gegen die Wand mit <strong>de</strong>m<br />

großen Eisbär Poster.<br />

Schreck.<br />

„AU!!!“<br />

Bella wur<strong>de</strong> starr vor<br />

„Au? Hatte da eben<br />

jemand ..au...g<strong>es</strong>agt?“<br />

Sie erstarrte zu einer<br />

ägyptischen Mumie und versuchte mit <strong>de</strong>r Zeit<br />

und <strong>de</strong>m Raum zu verschmelzen.<br />

Langsam, ganz langsam,<br />

drehte sie <strong>de</strong>n Kopf in Richtung Eisbär Poster.<br />

Von da war <strong>das</strong> „au“ gekommen.<br />

Wie sie sich auch bemühte, aber <strong>de</strong>n Verursacher<br />

d<strong>es</strong> „au“ konnte sie nicht erkennen.<br />

„Bin ich <strong>de</strong>nn überg<strong>es</strong>chnappt,<br />

so wie die dicke Brunhil<strong>de</strong>, die<br />

22


gegenüber wohnt und immer Stimmen hört die<br />

überhaupt nicht da sind?“<br />

Wütend stapfte sie <strong>zum</strong><br />

Poster, aber <strong>das</strong> einzige <strong>das</strong> sie erkannte war<br />

<strong>de</strong>r Urheber ihr<strong>es</strong> frühen Plumps<strong>es</strong> auf ihren<br />

Po.<br />

Da, auf di<strong>es</strong>em blö<strong>de</strong>n<br />

Computerspiel, <strong>das</strong> ihr ihr Alter am Abend<br />

vorher g<strong>es</strong>chenkt hatte, war sie ausgerutscht.<br />

„MISTDING!“<br />

Fuchsteufelwild kickte sie <strong>es</strong> in die an<strong>de</strong>re<br />

Ecke d<strong>es</strong> Zimmers.<br />

„AU!“<br />

„Ahhhhhhh!“<br />

Bella flüchtete mit einem<br />

Ri<strong>es</strong>ensatz in ihre Rakete und wickelte sich<br />

vollständig in Saturn, Jupiter und Mars.<br />

Unter <strong>de</strong>r Bett<strong>de</strong>cke war <strong>es</strong><br />

stockdunkel. Ihr Herz hockte in ihrem Kopf<br />

und machte immer stärker und immer schneller:<br />

bummm...bummm...bummm...bummm.<br />

Kurz bevor ihr Schä<strong>de</strong>l wie<br />

eine Supernova explodierte, streckte sie ihn<br />

vorsichtig aus einem Spalt ihrer Bett<strong>de</strong>cke.<br />

„I..I..Ist da wer?“,<br />

lispelte sie ängstlich in<br />

ihr Zimmer. Und dann lauter , schon ein<br />

bisschen mutiger.<br />

23


„WE..WE..WER ist da? Komm sofort<br />

raus. Mel<strong>de</strong> dich augenblicklich, ich kann<br />

Judo!“<br />

verschwun<strong>de</strong>n.<br />

„Wenn du meinst!“<br />

Zack! Bella war wie<strong>de</strong>r<br />

„Wenn du meinst.. wenn du<br />

meinst.. wenn du meinst, wer hatte da ...wenn<br />

du meinst.. g<strong>es</strong>agt?“<br />

Sie fing schrecklich an zu<br />

zittern, fast so stark wie im letzten Jahr,<br />

<strong>als</strong> sie ganz spät in <strong>de</strong>r Nacht ins Fernsehzimmer<br />

g<strong>es</strong>chlichen war und eine halbe Stun<strong>de</strong><br />

lang einen schrecklich gruseligen Film mit<br />

Vampiren und Monstern angeguckt hatte, <strong>de</strong>r<br />

sie noch Tage später <strong>zum</strong> Zittern brachte,<br />

wenn sie nur daran dachte.<br />

Aber <strong>das</strong> war schon ein halb<strong>es</strong><br />

Jahr her. Da war sie ja noch ein klein<strong>es</strong><br />

Mädchen gew<strong>es</strong>en. Heute war sie viel erwachsener!<br />

War sie nicht schon elf<br />

Jahre? Na <strong>das</strong> wollen wir mal sehen!<br />

Mit einem Ruck riss sie die<br />

Bett<strong>de</strong>cke zurück, setzte sich kerzengera<strong>de</strong><br />

auf, nahm allen Mut zusammen und sagte:<br />

ein Name?“,<br />

„Chrufelrschrufl!“<br />

„Chrufelrschrufl, ist <strong>das</strong><br />

fragte eine leise Stimme aus <strong>de</strong>r Zimmerecke.<br />

24


Bella schluckte zweimal und<br />

versuchte <strong>es</strong> noch einmal:<br />

„Wo, wo, wo bist du? Wer, wer bist du? Was<br />

bist du?“<br />

Sie wur<strong>de</strong> immer mutiger, ja<br />

sogar ein bisschen wütend. „Sag mir sofort<br />

wo du bist! Sofort!“<br />

„Na hier bin ich!“,<br />

antwortete die Stimme, „du hast mich doch<br />

schon zweimal durch <strong>das</strong> Zimmer gekickt!“<br />

Verdutzt glotzte Bella auf<br />

ihr Geburtstagsg<strong>es</strong>chenk, <strong>das</strong> sie am Abend<br />

noch in die Ecke gefeuert hatte, nach<strong>de</strong>m <strong>es</strong><br />

ihr nicht gelungen war <strong>es</strong> einzuschalten.<br />

kannst re<strong>de</strong>n?<br />

„Du? Das Computerspiel! Du<br />

„Ich bin kein Computerspiel!“,<br />

<strong>de</strong>r kleine Computer klang richtig<br />

beleidigt, „ich bin Baiti, <strong>das</strong> Spiel ist nur<br />

mein Haus! Du wohnst doch schließlich auch in<br />

einem Haus, o<strong>de</strong>r etwa nicht?“<br />

Langsam stieg Bella die<br />

Leiter ihr<strong>es</strong> Bett<strong>es</strong> hinunter, ging zur Zimmerecke<br />

und hob vorsichtig <strong>das</strong> so schmählich<br />

behan<strong>de</strong>lte Spiel auf.<br />

Von <strong>de</strong>m kleinen Bildschirm<br />

sah sie ein vergnügt lächelnd<strong>es</strong> G<strong>es</strong>icht an,<br />

<strong>das</strong> sie noch nie zuvor g<strong>es</strong>ehen hatte.<br />

BAITI??????????<br />

„BAITI?????????<br />

25


Du bist Baiti? Was, was bist<br />

du ? Und vor allem, wo bist du?“, stotterte<br />

sie.<br />

„Na hier drin bin ich, du<br />

weißt doch wie ein Computer funktioniert?“<br />

„Du bist ein Computer <strong>de</strong>r<br />

lebt?“, Bella war total perplex.<br />

„Nein ich bin kein Computer<br />

<strong>de</strong>r lebt! Ich lebe hier im Computer und nicht<br />

nur in <strong>de</strong>inem Spiel, son<strong>de</strong>rn ich kann in allen<br />

Computern <strong>de</strong>r ganzen Welt leben!“<br />

gehört!“<br />

„Davon habe ich ja noch nie<br />

„Das kannst du auch nicht,<br />

<strong>de</strong>nn ich habe erst g<strong>es</strong>tern Abend, <strong>als</strong> du mich<br />

eing<strong>es</strong>chaltet hast, scheinbar ohne <strong>es</strong> zu<br />

bemerken, angefangen zu leben und bin die<br />

ganze Nacht auf Erkundung gezogen von Computer<br />

zu Computer, ich kann dir sagen, <strong>das</strong> Leben<br />

ist herrlich!“<br />

„Ich, ich habe dich eing<strong>es</strong>chaltet?“,<br />

stammelte Bella.<br />

„Du hast mich nicht nur<br />

eing<strong>es</strong>chaltet, du hast mich geboren. Du bist<br />

für immer meine einzige Freundin, <strong>es</strong> wird für<br />

mich nie jeman<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>r<strong>es</strong> geben.<br />

Und du darfst auch nie mit<br />

an<strong>de</strong>ren über mich re<strong>de</strong>n, die wür<strong>de</strong>n sonst<br />

versuchen mich zu töten, versprichst du mir<br />

<strong>das</strong>?“<br />

26


Bella hob <strong>de</strong>n kleinen<br />

Computer liebevoll vom Bo<strong>de</strong>n auf und drückte<br />

ihn f<strong>es</strong>t an sich.<br />

„Natürlich Baiti, wir wer<strong>de</strong>n immer<br />

zusammen bleiben, ich wer<strong>de</strong> nieman<strong>de</strong>n auch<br />

nur ein Sterbenswörtchen über dich verraten,<br />

groß<strong>es</strong> Indianerehrenwort, so einen Freund<br />

habe ich mir schon immer gewünscht!<br />

Können wir auch zusammen spielen?<br />

Kannst du mir auch ein bisschen bei<br />

meinen Hausaufgaben helfen?“, fragte sie<br />

schüchtern.<br />

„Ob ich dir helfen kann? Na klar<br />

kann ich dir nicht nur helfen, du kannst von<br />

mir all<strong>es</strong> haben was du dir nur wünschst!<br />

Ich bin heute Nacht in einem<br />

Märchencomputer, drüben in Afrika, auf die<br />

G<strong>es</strong>chichte von Aladin und die Wun<strong>de</strong>rlampe<br />

g<strong>es</strong>toßen, kennst du sie?“<br />

„Na klar kenn’ ich die!“. Das<br />

war eine ihrer Lieblingsg<strong>es</strong>chichten, so einen<br />

Dschinn hatte sie sich in ihren Träumen schon<br />

oft ausgemalt.<br />

„Und was so’n Dschinn kann,<br />

kannst du auch?“<br />

Logo! Von mir kannst du all<strong>es</strong><br />

haben was du dir nur vorstellen kannst, du<br />

musst mich noch nicht einmal reiben.“<br />

Bella lachte laut auf.<br />

„Natürlich brauche ich noch ein wenig Hilfe.<br />

27


Ich kenne noch nicht meine ganze<br />

Speicherkapazität, <strong>das</strong> soll heißen, ich muss<br />

zuerst einmal <strong>de</strong>ine und meine Welt kennen<br />

lernen, schließlich bin ich g<strong>es</strong>tern erst geboren<br />

wor<strong>de</strong>n!“<br />

„Prima!“<br />

Bella klatschte in die Hän<strong>de</strong>.<br />

Dann sind wir bei<strong>de</strong> ja am gleichen Tag<br />

geboren,<br />

SUPER!!SUPER!!<br />

Das ist super-ober-mega-cool!“<br />

So begann die seltsamste<br />

Freundschaft, die man sich nur vorstellen<br />

kann.<br />

Der Freitag flutschte, während<br />

sie sich mit Baiti unterhielt und experimentierte,<br />

so schnell vorbei, <strong>das</strong>s sie <strong>das</strong> erst<br />

bemerkte <strong>als</strong> <strong>es</strong> draußen dunkel wur<strong>de</strong> und ihr<br />

Magen wie ein hungriger Wolf knurrte.<br />

Ihre Kraft reichte gera<strong>de</strong> noch<br />

für einen verbrannten Toast, <strong>als</strong> sie auch<br />

schon todmü<strong>de</strong> ins Bett fiel.<br />

Sie konnte noch nicht<br />

einmal :Happeldiebappeldiebupp sagen, da war<br />

sie schon eing<strong>es</strong>chlafen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m wachte sie am Samstagmorgen<br />

in aller Frühe auf und dachte zu-<br />

28<br />

*


erst sie hätte all<strong>es</strong> nur geträumt, <strong>das</strong> mit<br />

<strong>de</strong>m kleinen Computer und <strong>de</strong>n Wünschen und<br />

allem.<br />

Aber nach<strong>de</strong>m sie Baiti<br />

unter ihrem Kopfkissen hervorgezogen und <strong>de</strong>r<br />

sie mit einem fröhlichen: „Guten Morgen<br />

Bella!“, begrüßt hatte wusste sie, jetzt<br />

konnte <strong>das</strong> wahre Leben beginnen!<br />

aus <strong>de</strong>m Bett!<br />

*<br />

So schnell war sie noch nie<br />

Sie raste <strong>zum</strong> Klo, schmiss ihren Schlafanzug<br />

in die nächste Ecke, sprang in ihre Klamotten,<br />

- so was unsinnig<strong>es</strong> wie Zähne putzen und<br />

Haare kämmen kam sowi<strong>es</strong>o nicht in die Tüte -<br />

und purzelte die Treppe hinunter bis in die<br />

Küche.<br />

Da stand sie nun und guckte<br />

belämmert auf <strong>de</strong>n leeren Küchentisch.<br />

„Na klar!<br />

Ich Obertrottel!“<br />

Das ganze Haus war ja leer,<br />

von Baiti und ihr mal abg<strong>es</strong>ehen, <strong>das</strong> hatte<br />

sie schon wie<strong>de</strong>r verg<strong>es</strong>sen!<br />

ihr Frühstück?<br />

Und von wem bekam sie jetzt<br />

29


Wütend kickte sie einen<br />

Stuhl gegen <strong>de</strong>n Küchenschrank.<br />

„MIIIIST, KACKE!!!!“,<br />

brüllte sie in die leere<br />

Küche und schmiss <strong>de</strong>m Stuhl eine Gabel<br />

hinterher, die einsam und verlassen auf <strong>de</strong>m<br />

Küchentisch gelegen hatte.<br />

„Hast du mit mir<br />

g<strong>es</strong>prochen?“, fragte eine unschuldige Stimme<br />

aus ihrer rechten Handfläche.<br />

Verdutzt glotzte Bella auf<br />

Baiti. Sie hatte total verg<strong>es</strong>sen, <strong>das</strong>s sie<br />

ihren neuen Freund immer noch f<strong>es</strong>t mit <strong>de</strong>r<br />

rechten Hand umklammerte.<br />

„Tschuldigung Baiti“,<br />

schuldbewusst lockerte sie <strong>de</strong>n Griff um ihren<br />

kleinen Freund und band ihn wie eine Armbanduhr<br />

ans linke Handgelenk.<br />

Zu di<strong>es</strong>em Zweck hatte Baiti extra ein<br />

schick<strong>es</strong> Armband, <strong>das</strong> ihn wie eine mo<strong>de</strong>rne<br />

Armbanduhr aussehen ließ.<br />

„Ich habe Hunger und niemand<br />

ist hier, <strong>de</strong>r mir was <strong>zum</strong> Essen macht. Meine<br />

ganzen Sklaven sind ausgeflogen“, trübe<br />

schauend setzte sie sich an <strong>de</strong>n Küchentisch.<br />

„Warum sagst du mir nicht was<br />

du willst! Ich habe dir doch schon g<strong>es</strong>tern<br />

g<strong>es</strong>agt, <strong>das</strong>s ich dir je<strong>de</strong>n Wunsch erfüllen<br />

kann. Was wünschst du dir <strong>de</strong>nn <strong>zum</strong> Frühstück?“<br />

30


nicht fassen.<br />

All<strong>es</strong> was sie sich wünschte?<br />

Bella konnte ihr Glück<br />

Sie fing an aufzuzählen:<br />

„Am liebsten <strong>es</strong>se ich ja Pizza. mmmh, Salamipizza,<br />

o<strong>de</strong>r mit Schinken, o<strong>de</strong>r b<strong>es</strong>ser<br />

noch ........Stop“, ihr fiel gera<strong>de</strong> ein, <strong>das</strong>s<br />

sie kein tot<strong>es</strong> Tier mehr <strong>es</strong>sen wollte.<br />

Annanaspizza o<strong>de</strong>r Pizza mit gaaanz viel Käse.<br />

Und natürlich Croissants,<br />

frische Berliner, Schokola<strong>de</strong>nkuchen, Erdbeerbo<strong>de</strong>n<br />

und.. und.. und!“.<br />

Bella hörte gar nicht auf<br />

ihre Lieblings<strong>es</strong>sen aufzuzählen und kam dann<br />

nach Eis und Mousse au Chocolad zu <strong>de</strong>n Getränken.<br />

Zwischen heißer Schokola<strong>de</strong><br />

und Erdbeershake klingelte <strong>es</strong> an <strong>de</strong>r Wohnungstür.<br />

Überrascht, wer <strong>de</strong>nn so früh<br />

am Samstag klingele, öffnete sie die Haustüre.<br />

„Gutten Morrgenn! Pizzaserve!<br />

Ich hier haben siebzehn Pizzen,<br />

all<strong>es</strong> ganz gut! Von Guiseppe; b<strong>es</strong>t<strong>es</strong> Pizza<br />

von Welt!“<br />

Verdattert guckte Bella auf einen<br />

Berg Pizzas, <strong>de</strong>n ihr ein freundlicher dunkelhaariger<br />

Pizzabote vor die Nase hielt.<br />

31


habe doch..!“<br />

„A aber was <strong>das</strong> kostet, ich<br />

„Keine Problemm kleine Frollein“, wur<strong>de</strong> ihr<br />

Stammeln von <strong>de</strong>m Pizzaboten unterbrochen.<br />

„All<strong>es</strong> schon bezahlt, mit Karte, kein<br />

Problemm“.<br />

Und bevor die Erstaunte antworten konnte<br />

hatte er ihr schon <strong>de</strong>n Stapel Pizzas in die<br />

Hand gedrückt und war verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Da saß sie nun am Küchentisch,<br />

vor sich einen Ri<strong>es</strong>enstapel Pizzas und war<br />

baff.<br />

chen?“<br />

„Baiti, war <strong>das</strong> <strong>de</strong>in Werk?“<br />

„Was <strong>de</strong>nn mein Zuckerschnäuz-<br />

Bevor Bella antworten<br />

konnte klingelte <strong>es</strong> erneut. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> mal war<br />

sie nicht erstaunt <strong>als</strong> sie eine Lieferung vom<br />

Konditor mit acht Torten aufgela<strong>de</strong>n bekam;<br />

beim nächsten Klingeln lieferte <strong>de</strong>r Bäcker<br />

ein umfangreich<strong>es</strong> Paket ab; und zu guter<br />

Letzt kam <strong>de</strong>r Partyservice mit heißen und<br />

kalten Getränken, die für eine Fußballmanschaft<br />

gereicht hätte.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Feinschmeckerin<br />

die Orgienpakete in die Küche g<strong>es</strong>chafft hatte,<br />

sah <strong>es</strong> dort aus wie am Bufett d<strong>es</strong> Abschlussballs<br />

<strong>de</strong>r Tanzschule.<br />

„BAITI!BAITI!“<br />

32


Bella betrachtete vorwurfsvoll<br />

ihren kleinen Computer.<br />

stellt hast?<br />

„Weißt du was du da ange-<br />

„Ang<strong>es</strong>tellt?“ fragte ihr<br />

Freund verdutzt, „aber du hast doch all<strong>es</strong><br />

b<strong>es</strong>tellt, ich kann dir noch mal wie<strong>de</strong>rholen<br />

was du g<strong>es</strong>agt hast, ich habe alle <strong>de</strong>ine Worte<br />

g<strong>es</strong>peichert. Schmeckt <strong>es</strong> dir nicht? Gut, dann<br />

b<strong>es</strong>tellen wir eben <strong>das</strong> ganze noch einmal!“<br />

„NEEEEIIN! All<strong>es</strong> nur <strong>das</strong> nicht!“<br />

„Okay! Wo ist <strong>das</strong> Problem?“<br />

„Gut, gut, vergiss <strong>es</strong>, ist <strong>das</strong><br />

all<strong>es</strong> aber auch bezahlt?“<br />

„Na klar, meine Süße! Über <strong>das</strong><br />

Bezahlen brauchst du dir von jetzt an keine<br />

Sorgen mehr zu machen, ich habe unbegrenzte<br />

Möglichkeiten finanzielle Transaktionen<br />

durchzuführen, <strong>de</strong>r Betrag spielt keine Rolle.<br />

Also warum lässt du <strong>es</strong> dir nicht endlich<br />

schmecken?“<br />

Bella seufzte r<strong>es</strong>igniert.<br />

“Wenn <strong>das</strong> meine Freundinnen<br />

sehen könnten, die wären vielleicht neidisch<br />

und zu <strong>es</strong>sen hätte ich genug für die ganze<br />

Schule.“<br />

„Wenn du mir ihre Namen sagst,<br />

la<strong>de</strong> ich alle <strong>zum</strong> Frühstück ein“ schlug Baiti<br />

vor.<br />

33


Und so g<strong>es</strong>chah <strong>es</strong>. Das wur<strong>de</strong><br />

eine Frühstücksorgie von <strong>de</strong>r ihre Freundinnen<br />

noch nach Monaten mehr <strong>als</strong> nur schwärmten.<br />

Die Orgie, die nachmittags um<br />

zwei Uhr ihren Höhepunkt erreicht hatte, katapultierte<br />

Bella an Platz eins <strong>de</strong>r Beliebtheitsrangliste<br />

ihrer Schulklasse.<br />

Irgendwann hatte auch die letzte<br />

Freundin ihre Party verlassen und ließ<br />

Bella mit <strong>de</strong>n Trümmern ihr<strong>es</strong> ehemaligen Frühstücks<br />

alleine.<br />

So ähnlich hatte <strong>es</strong> zuletzt nach<br />

<strong>de</strong>r fünfzigsten Geburtstagsfeier ihr<strong>es</strong> Daddys<br />

in <strong>de</strong>r Wohnung ausg<strong>es</strong>ehen, <strong>als</strong> fünfundvierzig<br />

Gäste <strong>das</strong> Haus in ein Schlachtfeld verwan<strong>de</strong>lt<br />

hatten.<br />

„Na Baiti, was jetzt?“, seufzte<br />

Bella r<strong>es</strong>igniert und schaute zweifelnd <strong>das</strong><br />

Display d<strong>es</strong> kleinen Computers an.<br />

Ein grinsend<strong>es</strong> G<strong>es</strong>icht blinzelte<br />

ihr freundlich entgegen.<br />

„Willst du, <strong>das</strong>s ich die ganze<br />

Sauerei wegräume?“<br />

„Na logo, wenn <strong>das</strong> möglich ist!“<br />

Bella zweifelte immer noch an<br />

<strong>de</strong>n Fähigkeiten ihr<strong>es</strong> neuen Freund<strong>es</strong>. Di<strong>es</strong>e<br />

Zweifel wur<strong>de</strong>n prompt behoben, <strong>als</strong> eine Putzkolonne<br />

erschien, die <strong>das</strong> g<strong>es</strong>amte Haus in Rekordzeit<br />

in ein blinkend<strong>es</strong> und blitzend<strong>es</strong> Juwel<br />

verwan<strong>de</strong>lte.<br />

34


*<br />

Bella war schlichtweg begeistert.<br />

„Oh Baiti, mein Schatz, da bin<br />

ich aber baff! Was du so all<strong>es</strong> schaffst!“<br />

„Aber mein Honigmäulchen!“<br />

<strong>de</strong>r Computer säuselte zufrie<strong>de</strong>n „wie soll’s<br />

<strong>de</strong>nn jetzt weitergehen? Du willst doch wohl<br />

nicht schlapp machen, wo wir gera<strong>de</strong> so schön<br />

in Fahrt sind?“<br />

„Ne, ne, auf keinen Fall! Die<br />

ganze Woche wollte ich schon ins Kino gehen.<br />

Im O<strong>de</strong>on wird in einer halben Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neue<br />

obergeile Film mit Johnny Depp gezeigt.“<br />

Kein Problem mein Honigpüppchen. In<br />

fünfzehn Minuten steht eine Limo vor <strong>de</strong>r Tür,<br />

die Karten, Loge klar, liegen an <strong>de</strong>r Kasse<br />

bereit.“<br />

„Eine Limo? Was ist <strong>de</strong>nn ´ne Li-mo?“<br />

„Aber mein Dummbäckchen, eine Limo<br />

ist natürlich eine Limousine, mit Fahrer und<br />

allem Drum und Dran. Nun aber hopp in die<br />

Latschen, <strong>es</strong> sind nur noch fünf Minuten.“<br />

Tatsache, Nach genau fünf Minuten<br />

hielt ein Schlitten vor <strong>de</strong>m Haus, wie er normal<br />

nur in Hollywood Filmen vorkommt.<br />

Die Limo war mind<strong>es</strong>tens zehn Meter<br />

lang; und aus <strong>de</strong>r Fahrertür stieg ein<br />

Chauffeur, mit allem was Hollywood zu bieten<br />

hat.<br />

35


Mütze, dunkler Anzug, weiße Handschuhe,<br />

schwarze Lackschuhe und eine coole<br />

Sonnenbrille von Armani auf <strong>de</strong>r Nase.<br />

Der Typ verbeugte sich vor Bella,<br />

öffnete galant die hintere rechte Limotüre<br />

und sagte mit einer irren Grab<strong>es</strong>stimme, wie<br />

<strong>es</strong> <strong>de</strong>r ält<strong>es</strong>te Vampir nicht b<strong>es</strong>ser gekonnt<br />

hätte:<br />

„Wenn <strong>das</strong> gnädige Fräulein bitte<br />

einsteigen möchte?.“<br />

Wie in Trance kletterte die G<strong>es</strong>chockte<br />

in die Limo und glaubte ihren Augen<br />

nicht zu trauen, sie kam aus <strong>de</strong>m Staunen<br />

nicht mehr raus.<br />

Starke Musik strömte aus allen Ecken,<br />

ein Fernseher hing vor ihr an <strong>de</strong>r Decke,<br />

links eine Bar, daneben ein chromblitzen<strong>de</strong>r<br />

Kühlschrank; ein kleiner Schreibtisch mit<br />

aufgeklappten Laptop und schließlich <strong>de</strong>r Fahrer,<br />

Entschuldigung, <strong>de</strong>r Kapitän.<br />

Den sah sie aber nirgends, vielleicht<br />

da vorne?<br />

Scheinbar ein paar Kilometer entfernt,<br />

begrenzte eine dunkle Scheibe ihre<br />

Trauwelt. Dahinter musste <strong>de</strong>r sitzen.<br />

„Möchte <strong>das</strong> gnädige Fräulein bitte aussteigen?<br />

Wir sind angekommen!“<br />

Bella glotzte fassungslos auf die<br />

offene Türe und <strong>de</strong>n Fahrer, <strong>de</strong>r sie maj<strong>es</strong>tätisch<br />

aufhielt.<br />

36


Sie hatte von <strong>de</strong>r ganzen Fahrt,<br />

quer durch die Stadt, nichts, aber auch gar<br />

nichts mitbekommen.<br />

*<br />

Nach<strong>de</strong>m sie benommen aus ihrem<br />

Schiff ausg<strong>es</strong>tiegen war, verabschie<strong>de</strong>te sich<br />

<strong>de</strong>r Chauffeur mit <strong>de</strong>n Worten:<br />

„Wenn sie nichts an<strong>de</strong>r<strong>es</strong> wünschen,<br />

wert<strong>es</strong> Fräulein, wer<strong>de</strong> ich am En<strong>de</strong> d<strong>es</strong><br />

Films hier auf sie warten.“<br />

Bella konnte nur: „daqurling“ stammeln,<br />

was <strong>de</strong>r Fahrer wohl <strong>als</strong> Zustimmung auslegte,<br />

<strong>de</strong>nn er stieg in seinen Straßenkreuzer<br />

und rauschte davon.<br />

Sie stolperte an verdutzt und<br />

neidvoll gucken<strong>de</strong>n Kinob<strong>es</strong>uchern vorbei zur<br />

Kasse um sich ihr r<strong>es</strong>erviert<strong>es</strong> Ticket abzuholen.<br />

Und schließlich saß sie auf <strong>de</strong>m<br />

b<strong>es</strong>ten Platz im Kino, die Direktion beehrte<br />

sie noch mit einem Willkommenspaket für VIPs,<br />

<strong>das</strong> neben erl<strong>es</strong>enen Eissorten noch eine Ri<strong>es</strong>entüte<br />

Poppis enthielt. Immer noch ungläubig<br />

dachte sie über <strong>das</strong> G<strong>es</strong>chehene nach und<br />

b<strong>es</strong>chloss, b<strong>es</strong>chei<strong>de</strong>n wie sie nun mal ist,<br />

<strong>das</strong>s so ihr zukünftig<strong>es</strong> Leben aussehen solle!<br />

Sie und Baiti wür<strong>de</strong>n ein unschlagbar<strong>es</strong><br />

G<strong>es</strong>pann wer<strong>de</strong>n und zur B<strong>es</strong>iege-<br />

37


lung ihr<strong>es</strong> Schwurs drückte sie Baiti einen -ganz—-ganz—-dicken<br />

Schmatz aufs Gehäuse.<br />

*<br />

Nach di<strong>es</strong>em ereignisreichen<br />

und unverg<strong>es</strong>slichen Tag, lag sie abends wie<br />

betäubt im Bett und erinnerte sich genüsslich<br />

an je<strong>de</strong> Sekun<strong>de</strong> di<strong>es</strong><strong>es</strong> affengeilen Tag<strong>es</strong>.<br />

An Schlaf war aber noch lange nicht<br />

zu <strong>de</strong>nken. Bis tief in die Nacht unterhielt<br />

sie sich mit ihren Freund und gemeinsam<br />

schmie<strong>de</strong>ten sie Schlachtplan über Schlachtplan<br />

für die nächsten Tage und Wochen.<br />

Eigentlich hätte sie am Sonntag<br />

viel, viel lernen müssen, da di<strong>es</strong>e doofe Kuh<br />

von Mathelehrerin gleich in <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong><br />

eine Arbeit schreiben wollte, aber <strong>als</strong> sie am<br />

Sonntag sehr spät aufwachte war <strong>es</strong> für sie<br />

klar, mit Hilfe von Baiti wür<strong>de</strong> sie di<strong>es</strong>er<br />

*<br />

38


Tante eine Arbeit hinknallen, <strong>das</strong>s sie aus<br />

allen Wolken fallen wür<strong>de</strong>.<br />

Die Zusammenarbeit mit ihrem<br />

Freund war inzwischen schon so perfekt, <strong>das</strong>s<br />

sie nur noch ganz leise, so gut wie unhörbar<br />

flüstern musste, damit Baiti sie hören konnte.<br />

Er war fähig auch die kleinsten<br />

Schwingungen ihrer Stimmbän<strong>de</strong>r zu verstehen.<br />

Ebenso verstand sie Baiti ohne<br />

<strong>das</strong>s ein laut<strong>es</strong> Wort g<strong>es</strong>prochen wur<strong>de</strong>.<br />

Es war fast wie Telepathie!<br />

Dass Baiti in Mathe selbst Einstein<br />

schlagen wür<strong>de</strong> bezweifelte sie nicht einen<br />

Moment. Für sie war ihr Schmußecompi <strong>das</strong> allergrößte<br />

<strong>das</strong> <strong>es</strong> auf di<strong>es</strong>er Welt gab. Selbst<br />

ihr heißgeliebter Daddy musste sich mit <strong>de</strong>m<br />

zweiten Platz begnügen.<br />

„Baitilein!“, säuselte sie in<br />

ihrer lieblichsten Stimme.<br />

„Ja mein Wonneproppen, was haben<br />

wir <strong>de</strong>nn auf <strong>de</strong>m Herzen? Hast du für heute<br />

schon eine gute I<strong>de</strong>e?“<br />

„Ja,ja,ja,ja,!“. Bella klatschte<br />

vor Begeisterung in die Hän<strong>de</strong> und hüpfte vor<br />

Ungeduld in die Höhe.<br />

„Ich wünsche mir schon so lange<br />

einen B<strong>es</strong>uch im großen Erlebnisbad. Du kennst<br />

doch <strong>das</strong> große sündhaft teure Kurbad am<br />

Stadtrand mit echten Palmen, ri<strong>es</strong>igem Meerwasserwellenbad,<br />

wo man auf exklusiven Lie-<br />

39


geinseln ,schaukeln kann, von einem Kellner<br />

bedient wird und die b<strong>es</strong>ten und lei<strong>de</strong>r auch<br />

die teuersten Sachen b<strong>es</strong>tellen kann.<br />

Da kommt man eigentlich nur <strong>als</strong><br />

Mitglied rein und die reichen Typen müssen<br />

dafür viel Kohle pro Jahr berappen.“<br />

„Null Problemo meine Süße, die Limo<br />

steht in dreißig Minuten vor <strong>de</strong>r Tür. Also<br />

pack’ die Ba<strong>de</strong>hose ein und los geht’s!“<br />

Die selbe Limo mit <strong>de</strong>m selben<br />

Fahrer vom Vortag, holte sie nach exakt einer<br />

halben Stun<strong>de</strong> zuhause ab und mit Karacho<br />

ging’s <strong>zum</strong> Ba<strong>de</strong>paradi<strong>es</strong>!<br />

Am Eingang wur<strong>de</strong> sie mit ausg<strong>es</strong>uchter<br />

Höflichkeit empfangen.<br />

Der livrierte Portier händigte<br />

ihr eine echt gol<strong>de</strong>ne Medaille aus, mit <strong>de</strong>r<br />

Prägung: „Ehrenmitglied“ und geleitete sie<br />

<strong>zum</strong> Umklei<strong>de</strong>apartment. Richtig, keine Umklei<strong>de</strong>kabine,<br />

son<strong>de</strong>rn eine richtige kleine Wohnung.<br />

Und dann erst <strong>das</strong> Schwimmbad,<br />

quatsch, <strong>de</strong>r Schwimmpalast!<br />

g<strong>es</strong>ehen!<br />

Das hat die Welt noch nicht<br />

Jetzt kapierte sie auch, warum<br />

ihr Alter nie mit <strong>de</strong>r Familie hierher gegangen<br />

ist.<br />

Die Palmen, die Liegen, die Bo<strong>de</strong>nplatten,<br />

all<strong>es</strong> vom Feinsten. Sie getraute<br />

sich überhaupt nicht auf die glänzen<strong>de</strong>n Flie-<br />

40


sen zu treten weil sie Angst hatte, <strong>das</strong>s ihre,<br />

nie ganz sauberen Füße, Tapsen hinterlassen<br />

wür<strong>de</strong>n.<br />

Aber klar, <strong>das</strong>s sie auch di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />

Problem meisterte und schon nach kurzer Zeit<br />

hatte sie all<strong>es</strong> voll im Griff.<br />

Nicht umsonst war sie ja die<br />

cleverste und schönste Bella aller Zeiten!<br />

Dass Baiti wasserdicht war, verstand sich von<br />

selbst, <strong>als</strong>o stand <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>- mit anschließen<strong>de</strong>r<br />

Fr<strong>es</strong>sorgie nichts mehr im Weg.<br />

Langsam ging <strong>de</strong>r Sonntag zu En<strong>de</strong>,<br />

aber bevor sie <strong>das</strong> Ba<strong>de</strong>paradi<strong>es</strong> verließ<br />

musste sie sich unbedingt abreagieren. Di<strong>es</strong>em<br />

Drang nicht nachzugeben war unmöglich. Und<br />

wenn Bella etwas mit aller Gewalt wollte,<br />

konnte sie nichts, aber auch gar nichts davon<br />

abhalten.<br />

Sie stellte sich auf die schönste<br />

Insel, mitten zwischen die Schwimmbecken,<br />

neben ihr eine acht Meter hohe Palme und oben<br />

in <strong>de</strong>r Palme, unglaublich aber war, turnte<br />

ein echter Affe.<br />

Rings um sie dümpelten auf vornehmen<br />

Miniluftinseln, meist ältere Ba<strong>de</strong>gäste,<br />

<strong>de</strong>nen man selbst in <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>hose ansah, <strong>das</strong>s<br />

sie vor Geld stinken.<br />

41<br />

*


Also da mitten drin stand sie,<br />

holte ganz tief Luft und schrie so laut sie<br />

konnte:<br />

„GEIL!!!“<br />

Die Oma vor ihr fiel vor Schreck<br />

von ihrer Schwimminsel.<br />

Dem Opa neben ihr, rutschte sein<br />

Toupet auf die Nase und <strong>de</strong>r Affe sprang<br />

erschreckt zur nächsten Palme, die er------ts,ts,-----<br />

so ein <strong>de</strong>generierter Vorfahre,<br />

glatt verfehlte und mit lautem „PLATSCH“ im<br />

Wasser lan<strong>de</strong>te, wo er erbärmlich quietschend<br />

von einem <strong>de</strong>r allgegenwärtigen Kellner gerettet<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Bella aber machte einen gewaltigen<br />

Satz und rannte so schnell sie konnte<br />

zu ihrer Umklei<strong>de</strong>wohnung<br />

befreit!<br />

„WOUW! COOL!“ <strong>das</strong> hatte<br />

Hier dürfte sie sich so schnell<br />

nicht mehr sehen lassen. In Rekordzeit hatte<br />

sie sich angezogen und sprintete aus <strong>de</strong>m Bad,<br />

bevor sie <strong>de</strong>n Übeltäter f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>tellt hatten<br />

und sie rausschmeißen wür<strong>de</strong>n.<br />

Sie wun<strong>de</strong>rte sich keinen Moment,<br />

<strong>das</strong>s ihre Limo wie<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Eingang stand,<br />

<strong>als</strong>o hüpfte sie in die Polster und ab ging’s<br />

nachhause.<br />

*<br />

42


Gera<strong>de</strong> noch rechtzeitig. Sie<br />

war noch nicht richtig im Wohnzimmer, <strong>als</strong> sie<br />

draußen schon <strong>de</strong>n VW ihr<strong>es</strong> Vaters hörte. Sie<br />

hatte gera<strong>de</strong> noch Zeit ihre Schwimmklamotten<br />

in ihr Zimmer zu werfen und sich mit ihrem<br />

unschuldigsten G<strong>es</strong>ichtsausdruck aufs Wohnzimmersofa<br />

zu setzen, <strong>als</strong> schon die Haustüre<br />

aufging und die bei<strong>de</strong>n Doofköppe hereinstürzten<br />

mit Ihrem Alten im Schlepptau.<br />

„Hallo mein Bellaschatz! Hast<br />

du uns sehr vermisst? Mein lieb<strong>es</strong> Kind war<br />

soooo lange alleine...........<br />

.........“. Da erst sah er Bellas G<strong>es</strong>ichtsausdruck<br />

und wur<strong>de</strong> sofort stutzig.<br />

Wenn Bella so schaute war etwas<br />

oberfaul. Da rechnete er immer mit <strong>de</strong>m<br />

Schlimmsten.<br />

Voller Panik rannte er in <strong>de</strong>n<br />

ersten Stock, auf <strong>de</strong>n Dachbo<strong>de</strong>n, in jed<strong>es</strong><br />

Zimmer, er raste sogar in die Garage,<br />

NICHTS!<br />

So sauber war ihr Haus seit<br />

seine Frau abgehauen war nicht mehr gew<strong>es</strong>en.<br />

All<strong>es</strong> picobello, sogar frische Blumen stan<strong>de</strong>n<br />

auf <strong>de</strong>m Wohnzimmertisch.<br />

Langsam schlurfte er ins<br />

Wohnzimmer und zermarterte sich <strong>de</strong>n Schä<strong>de</strong>l<br />

was hier nicht stimmte.<br />

43


„Bella mein Schatz“, er kniete<br />

sich vor seine Tochter, nahm <strong>de</strong>ren Hän<strong>de</strong> in<br />

seine und fragte ganz vorsichtig: „Bitte mein<br />

Bellamäuschen, sage mir was passiert ist! Du<br />

kannst mir all<strong>es</strong> sagen, egal wie schlimm <strong>es</strong><br />

auch ist.“<br />

Mit ihrem treudoofsten Blick<br />

schleimte sie ihren Leibsklaven an.<br />

„Aber Papilein, was soll <strong>de</strong>nn<br />

nicht stimmen? All<strong>es</strong> ist in b<strong>es</strong>ter Ordnung!“<br />

Hühner“,<br />

„HA;HA;HA, da lachen ja die<br />

grölten ihre bei<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r, „du<br />

hast b<strong>es</strong>timmt die ganze Hütte verkloppt und<br />

morgen müssen wir ausziehen und sitzen auf<br />

<strong>de</strong>r Straße!“<br />

„Jorn, Helge!“ donnerte ihr Vater,<br />

„haltet eure Klappen, macht euch ins Bad und<br />

dann ab in die Kiste!“<br />

bei<strong>de</strong>n ab.<br />

Hämisch grinsend schwirrten die<br />

Von di<strong>es</strong>en vertrottelten Affen<br />

ließ sich Bella nicht irritieren, all<strong>es</strong> Gewohnheitssache.<br />

Es kam ganz allein auf ihren<br />

Dad an und <strong>de</strong>n wickelte sie um <strong>de</strong>n Finger wie<br />

sie <strong>es</strong> brauchte.<br />

Unter Aufbietung ihrer nicht<br />

unerheblichen schauspielerischen Talente<br />

konnte sie ihn schließlich überzeugen und<br />

sosehr er sich auch dagegen sträubte,<br />

akzeptierte er <strong>das</strong> eigentlich Unmögliche und<br />

44


schloss seine „Allerliebste“ glücklich in<br />

seine Arme.<br />

Einen Sonntagabend <strong>de</strong>r so<br />

friedlich und harmonisch zu En<strong>de</strong> ging hatte<br />

man in di<strong>es</strong>em Haus schon seit Jahren nicht<br />

mehr erlebt.<br />

Der Mantel <strong>de</strong>r Nacht umhüllte friedlich<br />

ein Haus, in <strong>de</strong>m ein Mädchen überglücklich<br />

in fantasi<strong>es</strong>chwangere Träume entschwebte,<br />

zwei Jungs stinkig über ihre wie<strong>de</strong>rholte<br />

Nie<strong>de</strong>rlage grübelten und ein Vater noch lange<br />

nicht einschlafen konnte und nicht wusste<br />

warum.<br />

*<br />

Der Montagmorgen sah eine<br />

quicklebendige Bella, die freud<strong>es</strong>trahlend an<br />

<strong>de</strong>n Frühstückstisch eilte, wo die r<strong>es</strong>tliche<br />

Familie schon mi<strong>es</strong>epetrig und verdrossen ihre<br />

Frühstückseier marterte.<br />

*<br />

„Hallo meine lieben Brü<strong>de</strong>r!<br />

Hallo mein lieber Papi!“.<br />

45


Sie setzte sich putzmunter auf<br />

ihren Stuhl und schaufelte mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />

<strong>das</strong> schon bereitstehen<strong>de</strong> Frühstück in ihren<br />

Rachen, während drei Personen zermürbt und<br />

zerknittert di<strong>es</strong>e Ausgeburt an guter Laune<br />

missmutig betrachteten.<br />

An di<strong>es</strong>em Morgen re<strong>de</strong>te nur eine<br />

und alle an<strong>de</strong>ren konnten nur ergriffen<br />

schweigen.<br />

Bella brachte <strong>das</strong> Kunststück<br />

fertig all<strong>es</strong> ratze putz auf<strong>zum</strong>ampfen und<br />

dabei unaufhörlich zu quatschen.<br />

„Tschüß bis Mittag sprachs und war<br />

verschwun<strong>de</strong>n.“<br />

Und drei belämmert dreinschauen<strong>de</strong><br />

Typen saßen um einen Tisch, <strong>als</strong> hätte sie<br />

eben ein Tornado überrollt.<br />

Bella saß mittlerweile auf ihrem<br />

Geburtstagsg<strong>es</strong>chenk und ra<strong>de</strong>lte quietschfi<strong>de</strong>l<br />

zur Schule.<br />

Ausnahmsweise kam sie mal pünktlich,<br />

schließlich musste sie ja ihr neu<strong>es</strong><br />

cool<strong>es</strong> Fahrrad präsentieren.<br />

Als ersten traf sie <strong>de</strong>n dicken<br />

Fred, wie immer mit einem dreifachen Mäc in<br />

*<br />

46


<strong>de</strong>n Krallen. Der blieb baff erstaunt stehen<br />

und mit ihm alle ihre, nach und nach<br />

eintru<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Schulfreun<strong>de</strong>, bis die ganze<br />

Klasse auf <strong>de</strong>n Treppenstufen d<strong>es</strong> Schuleingangs<br />

versammelt war.<br />

Und die ganze Zeit war sie mit<br />

stolz g<strong>es</strong>chwellter Brust hin und her und her<br />

und hin gera<strong>de</strong>lt, bis auch <strong>de</strong>r begriffsstutzigste<br />

ihr obercool<strong>es</strong> bike bemerkt hatte.<br />

„Was ist <strong>de</strong>nn hier los?“, geiferte<br />

eine schrille Stimme durch die Gegend,<br />

„wollt ihr Flegel endlich ins Klassenzimmer<br />

kommen! Natürlich die Bella!!!<br />

Hält die ganze Klasse auf und hätte <strong>es</strong> von<br />

allen am nötigsten im Klassenzimmer zu sitzen<br />

um sich auf die Mathematikarbeit vorzubereiten!“.<br />

Das keifen<strong>de</strong> Organ gehörte natürlich<br />

ihrer Lehrerin, <strong>de</strong>r alten Zimtzigge Frl.<br />

Meyer.<br />

Erschrocken stoben alle auseinan<strong>de</strong>r<br />

und rannten wie aufg<strong>es</strong>cheuchte<br />

Hühner Richtung Klassenzimmer.<br />

Und dann kam <strong>de</strong>r Hammer!<br />

Mit süffisantem Lächeln teilte<br />

Frl. Meyer die Arbeit in Mathe aus.<br />

„So meine lieben Kin<strong>de</strong>r“, was für<br />

eine Beleidigung, dachte Bella, Kin<strong>de</strong>r zu uns<br />

zu sagen. Nicht nur Bella, son<strong>de</strong>rn auch die<br />

an<strong>de</strong>ren, b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>rs die Mädchen fühlten sich<br />

schon fast <strong>als</strong> Erwachsene. Immer wenn die<br />

47


Ziege die Klasse ärgern wollte re<strong>de</strong>te sie sie<br />

mit: Meine lieben Kin<strong>de</strong>r an.<br />

kommen.<br />

Aber <strong>es</strong> sollte noch dicker<br />

„Ich habe ja schon am Donnerstag<br />

darauf hingewi<strong>es</strong>en, <strong>das</strong>s wir heute eine<br />

wichtige Klassenarbeit schreiben. Wie wichtig<br />

di<strong>es</strong>e ist, habe ich ganz verg<strong>es</strong>sen zu sagen.<br />

Hä— hä- hä ... Großzügig wie ich bin sage ich<br />

<strong>es</strong> euch jetzt.“, ihre Stimme triefte vor<br />

Sarkasmus.<br />

„Ihr habt für die Arbeit drei<br />

Stun<strong>de</strong>n Zeit. Mein Kollege, <strong>de</strong>r Herr Direktor,<br />

hat seine Deutschstun<strong>de</strong> an mich abgetreten,<br />

so <strong>das</strong>s wir viel Zeit haben. Ihr habt<br />

sicher bemerkt, <strong>das</strong>s ihr eine umfangreiche<br />

Arbeit vor euch liegen habt, <strong>als</strong>o strengt<br />

euch an , <strong>de</strong>nn die Note di<strong>es</strong>er Klausur legt<br />

die di<strong>es</strong>jährige Mathematiknote f<strong>es</strong>t“, dabei<br />

glotzte sie speziell Bella wie ein Glubschaugengeier<br />

an.<br />

Drei Stun<strong>de</strong>n Mathearbeit! Die<br />

Schüler <strong>de</strong>r Klasse 5e fielen wie eine ang<strong>es</strong>tochene<br />

Puffpastete in sich zusammen. Nur <strong>de</strong>r<br />

Klassenprimus, Nigel die Bohnenstange, saß<br />

kerzengera<strong>de</strong> auf seinem Platz und guckte triumphierend<br />

in die Run<strong>de</strong>.<br />

Nur <strong>de</strong>r Klassenprimus??? Nein!!!<br />

Eine guckte noch triumphieren<strong>de</strong>r. Wer?<br />

Natürlich die Bella.<br />

Na di<strong>es</strong>e Ziege wür<strong>de</strong> Augen machen.<br />

48


„Und <strong>das</strong>s mir keiner abschreibt!“,<br />

nörgelte sie weiter „ich passe ganz genau<br />

auf. Wer spickt bekommt eine sechs, da <strong>gibt</strong>’s<br />

gar nichts!“.<br />

Sie glotzte mit ihren Glubschaugen<br />

wie ein Walduhu.<br />

Und Bella legte los.<br />

Die Zusammenarbeit mit Baiti klappte<br />

ta<strong>de</strong>llos.<br />

Sie flüsterte ganz leise, so leise,<br />

<strong>das</strong>s sie sich selbst nicht hören konnte und<br />

sofort kam von Baiti die Lösung.<br />

sagenhaft!<br />

Aufgabe für Aufgabe, Baiti war<br />

Ohne die Hilfe von Baiti hätte<br />

Bella schon die Krise bekommen. Sie hätte<br />

genauso gut ein Blatt in chin<strong>es</strong>isch vor sich<br />

liegen haben gekonnt, sie verstand nur Bahnhof.<br />

Aber mit Hilfe von Baiti lief <strong>es</strong><br />

wie am Schnürchen.<br />

Sie schrieb und rechnete wie ein<br />

Weltmeister.<br />

So flott hatte sie noch nie gerechnet. Aus<br />

<strong>de</strong>n Augenwinkeln bemerkte sie die näherkommen<strong>de</strong><br />

Lehrerin, die misstrauisch auf ihr<br />

Blatt schielte.<br />

Davon ließ sich Bella aber nicht<br />

im geringsten stören. Alle zwölf Aufgaben<br />

gelöst! Da waren vielleicht Hämmer dabei!<br />

Sieg<strong>es</strong>gewiss wollte sie schon ihre Blätter<br />

49


hochheben, <strong>als</strong> sie verdutzt merkte, <strong>das</strong>s erst<br />

eine halbe Stun<strong>de</strong> vorbei war.<br />

Wenn sie ihre Arbeit jetzt schon<br />

abgab, gab <strong>es</strong> ganz sicher einen Ri<strong>es</strong>enärger.<br />

Also versuchte sie genau wie die an<strong>de</strong>ren<br />

auszusehen. Sie steckte <strong>de</strong>n Kuli in <strong>de</strong>n Mund<br />

und kaute verbissen darauf herum. In <strong>de</strong>r<br />

g<strong>es</strong>amten Schule hatten die Schüler von<br />

Fräulein Meyer <strong>de</strong>n größten Kuliverschleiß und<br />

darauf war di<strong>es</strong>e Tante auch noch stolz.<br />

i<strong>de</strong>e.<br />

Plötzlich kam ihr eine Spitzen-<br />

Auf <strong>de</strong>n ausgegebenen Aufgabeblättern<br />

befand sich am En<strong>de</strong>, nach <strong>de</strong>r zwölften<br />

Rechenaufgabe, eine Rubrik mit <strong>de</strong>r Bezeichnung:<br />

„Bemerkungen“.<br />

Da Bella unzweifelhaft eine gebil<strong>de</strong>te,<br />

geniale Schülerin ist, <strong>das</strong> wagt niemand<br />

anzuzweifeln, wenn man mal von ihrer<br />

seltsamen Lehrerin absieht, kennt sie natürlich<br />

alle Asterix-Bän<strong>de</strong> auswendig.<br />

Bemerkungen:<br />

Und so schrieb sie unter<br />

„VENI,VIDI,VICI!”.<br />

Was für <strong>de</strong>n Doofkopp Julius<br />

Cäsar gegolten hatte, <strong>das</strong> gilt für sie ja<br />

allemal.<br />

Und bei ihr gab <strong>es</strong> kein klein<strong>es</strong><br />

gallisch<strong>es</strong> Dorf <strong>das</strong> nicht aufhörte <strong>de</strong>n Eindringlingen<br />

Wi<strong>de</strong>rstand zu leisten.<br />

50


Für Bella gilt, und <strong>das</strong> ohne<br />

Einschränkungen, na ja Baiti spielte auch<br />

eine kleine Rolle, „veni-vidi-vici“.<br />

Bella kam, sah und siegte.<br />

Als sie sich <strong>das</strong> G<strong>es</strong>icht ihrer Lehrerin<br />

bildlich vorstellte, während die ihre Arbeit<br />

korrigierte, musste Bella laut auflachen.<br />

„WAS?“ Fräulein Meyer, die<br />

gera<strong>de</strong> am an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> d<strong>es</strong> Zimmers stand und<br />

<strong>zum</strong> Fenster hinaussah, fuhr herum wie von <strong>de</strong>r<br />

Tarantel g<strong>es</strong>tochen.<br />

Fuchsteufelswild galoppierte sie<br />

auf Bella zu.<br />

Die Klasse hielt <strong>de</strong>n Atem an.<br />

„BELLA!<br />

Natürlich wie<strong>de</strong>r du.<br />

Noch einmal solch eine unflätige<br />

Bemerkung und du gibst sofort <strong>de</strong>ine Klassenarbeit<br />

ab. Dann ist dir für di<strong>es</strong><strong>es</strong> Jahr<br />

eine sechs in Mathematik sicher. Viel b<strong>es</strong>ser<br />

wird sie ja sowi<strong>es</strong>o nicht, hä, hä.“<br />

„Bitte sehr Fräulein Lehrerin.“<br />

Bella hielt Fräulein Meyer ihre<br />

Klassenarbeit gelassen unter ihren Zinken.<br />

„Nein noch nicht, du darfst ausnahmsweise<br />

noch weiterrechnen“<br />

„Ich will aber nicht!“<br />

Bella pinkelte sich fast in die<br />

Hose vor Lachen.<br />

51


„Ich bin fertig“<br />

Sie schnappte sich ihre Büchertasche,<br />

stand auf und ging zur Türe.<br />

Kurz bevor sie <strong>de</strong>n Klassenraum<br />

verließ schaute sie sich noch einmal um und<br />

musste grinsen.<br />

Fräulein Meyer stand immer noch vor Bellas<br />

Platz, ihre Klassenarbeit in <strong>de</strong>r Hand, die<br />

sie anglotzte wie <strong>das</strong> Kaninchen die Schlange.<br />

Vergnügt schlen<strong>de</strong>rte sie <strong>zum</strong><br />

Physikraum, legte ihre Tasche auf ihren Platz<br />

und begann genüsslich an ihrem Pausenlolli zu<br />

lutschen.<br />

Jetzt hatte sie noch eine ganze<br />

Stun<strong>de</strong> Zeit bis <strong>de</strong>r nächste Unterricht losging.<br />

Im Gegensatz zu Fräulein Meyers Unterricht<br />

freute sie sich aber darauf, <strong>de</strong>nn dann<br />

kam ihr aller Lieblingslehrer Jochen. Der<br />

schrieb heute zwar auch eine Klausur, aber da<br />

musste ihr Baiti nicht helfen, <strong>das</strong> lief ganz<br />

locker.<br />

Nach und nach kamen ihre Lei<strong>de</strong>nsgefährten<br />

ang<strong>es</strong>chlichen, <strong>als</strong> hätten sie<br />

einen fünfzig Kilo Rucksack auf <strong>de</strong>m Buckel.<br />

„So eine Scheißarbeit! di<strong>es</strong>e blö<strong>de</strong><br />

Kuh! B<strong>es</strong>cheuerte Tante! Di<strong>es</strong><strong>es</strong> A........! So<br />

ein verfluchter Scheiß!“<br />

Das waren noch die harmlos<strong>es</strong>ten<br />

Bemerkungen. Selbst Anna war am Bo<strong>de</strong>n zerstört.<br />

52


„Sag mal Bella“, wie ist <strong>es</strong> <strong>de</strong>nn<br />

bei dir gelaufen?“<br />

„Och ganz gut“, Bella hatte ein<br />

total schlecht<strong>es</strong> Gewissen, <strong>das</strong>s sie ihre<br />

b<strong>es</strong>te Freundin anlügen musste, aber da war<br />

wohl nichts zu machen.<br />

„Das freut mich für dich“ bemerkte<br />

Anna nie<strong>de</strong>rg<strong>es</strong>chlagen.<br />

„Kopf hoch Anna, dafür habe ich<br />

später für alle eine Ri<strong>es</strong>enüberraschung.“<br />

„Was für eine Überraschung? Sag<br />

doch, hat <strong>das</strong> was mit <strong>de</strong>inem Geburtstag zu<br />

tun? Sag doch, sag doch!“<br />

neugierig.<br />

Anna war wie immer furchtbar<br />

„Na, na Annalein, nur nicht so<br />

neugierig sein. eine Überraschung die verraten<br />

wird ist doch keine Überraschung mehr.“<br />

Ihre Unterhaltung wur<strong>de</strong> durch <strong>das</strong><br />

Eintreten ihr<strong>es</strong> Lehrers unterbrochen.<br />

„Hallo zusammen! Ihr seht ja aus<br />

<strong>als</strong> hätte <strong>es</strong> euch <strong>de</strong>n Nachttopf, o<strong>de</strong>r heißt<br />

<strong>es</strong> Suppe , verhagelt. Ha ha, ist ja auch<br />

scheißegal!“<br />

Jochen versprühte eine gera<strong>de</strong>zu unanständig<br />

gute Laune.<br />

Bäääh, machten alle auf Kommando<br />

und streckten Jochen die Zunge raus.<br />

„Ihr habt aber schöne Zungen und so<br />

schön rot“, er kriegte sich nicht mehr ein<br />

vor Lachen.<br />

53


„So. Spaß beiseite. Jetzt geht <strong>de</strong>r<br />

Ernst d<strong>es</strong> Lebens weiter. Da ihr ja so gut im<br />

Training seid, schreiben wir gleich eine<br />

schöne Klassenarbeit. Nach <strong>de</strong>r leichten Übung<br />

bei meiner Kollegin Meyer, wollen wir <strong>de</strong>n<br />

Schwierigkeitsgrad mal ein bisschen steigern.“<br />

Jochen guckte grimmig und verbissen<br />

in die Run<strong>de</strong>.<br />

„Damit <strong>es</strong> nicht zu einfach wird,<br />

habe ich noch eine schöne Berechnung angehängt.<br />

Das reicht dann aber auch für di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />

Schuljahr, <strong>als</strong>o haltet euch ran.“<br />

Er knallte ihnen die Aufgabenblätter<br />

auf die Tische und setzte sich an<br />

seinen Lehrertisch.<br />

Das sollte doch <strong>de</strong>r Teufel holen!<br />

Fing <strong>de</strong>nn Jochen auch plötzlich an zu spinnen?<br />

Die ganze Klasse guckte nie<strong>de</strong>rg<strong>es</strong>chmettert<br />

auf ihren Lehrer, <strong>de</strong>r seelenruhig<br />

an einem Brötchen knabberte.<br />

„Ach da fällt mir ja ein“, sagte er<br />

grinsend, „ich habe ja einen wichtigen<br />

Termin, habe ich doch glatt verg<strong>es</strong>sen! Meine<br />

lieben Kin<strong>de</strong>rlein, ich lasse euch jetzt genau<br />

fünfundzwanzig Minuten alleine und erwarte<br />

natürlich, <strong>das</strong>s niemand abschreibt.<br />

Und <strong>das</strong>s mir ja keiner auf meinem<br />

Tisch die Lösungen anschaut. Hier die hier,<br />

die auf <strong>de</strong>m Stapel liegen“.<br />

54


Er klopfte mit seinem rechten Zeigefinger<br />

auf einen Papierstapel, <strong>de</strong>r vor ihm<br />

lag.<br />

Nach<strong>de</strong>m di<strong>es</strong>en Wink mit <strong>de</strong>m<br />

Zaunpfahl auch <strong>de</strong>r begriffsstutzigste Junge<br />

kapiert hatte, verließ Jochen <strong>de</strong>n Klassenraum<br />

um nach genau fünfundzwanzig Minuten wie<strong>de</strong>r<br />

aufzutauchen.<br />

In <strong>de</strong>r Zwischenzeit hatte sich im<br />

Klassenraum eine hektische Betriebsamkeit<br />

entfaltet. Es ging zu wie in einem Taubenschlag.<br />

Der Direktor <strong>de</strong>r Schule, ein richtiger<br />

Kotzbrocken, hätte seine wahre Freu<strong>de</strong><br />

an di<strong>es</strong>em Arbeitseifer gehabt.<br />

Natürlich nur, wenn er nicht <strong>de</strong>n<br />

Grund für di<strong>es</strong>e Hektik gekannt hätte.<br />

Als Jochen verstohlen die Türe<br />

öffnete sah er alle seine Mädchen und Jungen<br />

brav an ihren Tischen sitzen, total vertieft<br />

in ihre Klausuren. An solch einem Beispiel<br />

von Strebsamkeit hätte je<strong>de</strong>r Lehrer seine<br />

wahre Freu<strong>de</strong> gehabt.<br />

Pünktlich gaben sie die Arbeiten ab<br />

und verließen ruhig und zufrie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Physikraum.<br />

Der Direktor, <strong>de</strong>r in di<strong>es</strong>em Moment am<br />

Klassenzimmer vorbeilatschte war wie<strong>de</strong>r einmal<br />

überrascht über die vorbildliche Disziplin<br />

die sein Kollege <strong>de</strong>n Schülern beigebracht<br />

hatte.<br />

Das wür<strong>de</strong> er sich für die nächste<br />

Lehrerb<strong>es</strong>prechung vormerken. Die an<strong>de</strong>ren<br />

55


Pädagogen sollten sich an Jochen ein Beispiel<br />

nehmen.<br />

Die armen g<strong>es</strong>tr<strong>es</strong>sten Schülerinnen<br />

und Schüler, eben noch ein Vorbild an Folgsamkeit<br />

verwan<strong>de</strong>lten sich, natürlich erst<br />

nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Direktor außer Sicht war, in<br />

einen Haufen wild gewor<strong>de</strong>ner Truthähne.<br />

Wie eine Flutwelle bran<strong>de</strong>ten sie<br />

durch <strong>de</strong>n Flur <strong>zum</strong> Schulhof.<br />

Und dort wartete die größte<br />

Überraschung d<strong>es</strong> Jahr<strong>es</strong> auf die gequälten<br />

Jugendlichen.<br />

Auf <strong>de</strong>m Parkplatz vor <strong>de</strong>m<br />

Schulgebäu<strong>de</strong>, auf <strong>de</strong>m normalerweise die<br />

Würstchenbu<strong>de</strong> steht, hatten sie heute einen<br />

Pavillon aufgebaut.<br />

Ein VIP-Pavillon wie er oft auf<br />

M<strong>es</strong>sen zu sehen ist. Mit Host<strong>es</strong>sen, einer<br />

ri<strong>es</strong>igen Esstheke, einer umfangreichen Bar<br />

mit allem was <strong>das</strong> Schülerherz begehrt und auf<br />

<strong>de</strong>r Zeltspitze prangte ein groß<strong>es</strong>, mit Gold<br />

umran<strong>de</strong>t<strong>es</strong> Transparent.<br />

Darauf stand:<br />

Bellas Geburtstagsfeier<br />

VERBOTEN!!!!<br />

Für Lehrer und Lehrerinnen<br />

Da waren alle baff!<br />

56


Aber nach<strong>de</strong>m sie g<strong>es</strong>chnallt hatten<br />

was <strong>das</strong> be<strong>de</strong>utet, gab <strong>es</strong> kein halten mehr.<br />

Die Host<strong>es</strong>sen und Kellner die<br />

eigentlich nur seriöse und g<strong>es</strong>ittete, meist<br />

halbtote Unternehmer gewöhnt waren, wur<strong>de</strong>n<br />

krei<strong>de</strong>bleich.<br />

Nur <strong>das</strong> schon im Mietpreis enthaltene<br />

Trinkgeld, ließ sie ausharren und <strong>de</strong>m<br />

kommen<strong>de</strong>n tod<strong>es</strong>mutig entgegensehen.<br />

*<br />

Wie ein einsamer Fels im Meer,<br />

umbran<strong>de</strong>t von tosen<strong>de</strong>n und gichten<strong>de</strong>n Wellen,<br />

stand <strong>de</strong>r Pavillon und trotzte <strong>de</strong>r Menschenbrandung.<br />

Und mitten drin stand eine über alle<br />

Backen grinsen<strong>de</strong> Bella.<br />

Am Anfang stürzten sich nur Bellas<br />

Klassenkameradinnen und Klassenkamera<strong>de</strong>n auf<br />

<strong>das</strong> Schlaraffenland, aber <strong>als</strong> alle an<strong>de</strong>ren<br />

mitbekommen hatten, <strong>das</strong>s sie auch gemeint waren,<br />

gab <strong>es</strong> kein halten mehr.<br />

Die schlimmsten Befürchtungen <strong>de</strong>r<br />

Bedienungen wur<strong>de</strong>n bei weitem übertroffen.<br />

Wie ein Ru<strong>de</strong>l hungriger Wölfe überfielen<br />

sie <strong>de</strong>n Geburtstagspavillon.<br />

57


Das hatte <strong>es</strong> an <strong>de</strong>r Schule aber auch<br />

noch nie gegeben. Pippi Langstrumps Geburtstagspartys<br />

waren ein Dreck dagegen.<br />

Und während die Kin<strong>de</strong>r im Zelt mampften<br />

und soffen, natürlich nur alkoholfreie<br />

Getränke, stan<strong>de</strong>n die Pädagogen vor <strong>de</strong>m Zelt<br />

und glotzten blöd in <strong>de</strong>r Gegend rum.<br />

Auf einen Schlag wur<strong>de</strong> <strong>es</strong> totenstill<br />

im und um <strong>de</strong>n Pavillon. Der Direktor war<br />

aufgetaucht.<br />

„AUFHÖREN!!! Sofort aufhören!“<br />

Mit hochrotem Kopf, seine Wampe zitterte<br />

vor Entsetzen, schrie er erneut:<br />

„Aufhören, wer ist für di<strong>es</strong><strong>es</strong> Tohuwabohu<br />

verantwortlich?“.<br />

Betreten schwiegen die feiern<strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>r und wollten schon klammheimlich in die<br />

Schule zurückschleichen, <strong>als</strong> <strong>de</strong>r Leiter d<strong>es</strong><br />

VIP-Pavillons, geklei<strong>de</strong>t wie ein hochherrschaftlicher<br />

Butler, ruhig und wür<strong>de</strong>voll auf<br />

ihn zuschritt.<br />

„Darf ich davon ausgehen, <strong>das</strong>s sie<br />

<strong>de</strong>r Direktor di<strong>es</strong>er Schule sind?“<br />

„Davon dürfen sie mit Sicherheit<br />

ausgehen, jetzt bewegen sie ihren Arsch und<br />

räumen sie sofort <strong>de</strong>n Dreck hier weg!“, sein<br />

Kopf wur<strong>de</strong> immer roter.<br />

Die anw<strong>es</strong>en<strong>de</strong>n Lehrer rechneten je<strong>de</strong>n<br />

Moment damit, <strong>das</strong>s ihr Chef an die nicht<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Decke gehen wür<strong>de</strong>, schließlich<br />

kannten sie d<strong>es</strong>sen cholerische Ausbrüche nur<br />

zu gut.<br />

58


Der Leiter d<strong>es</strong> Pavillons blieb davon<br />

aber völlig unberührt.<br />

„Ich muss mich schon sehr wun<strong>de</strong>rn,<br />

was sie, <strong>als</strong> Vorbild an di<strong>es</strong>er Schule, für<br />

eine Ausdrucksweise an <strong>de</strong>n Tag legen.<br />

Darüber hinaus darf ich sie darauf aufmerksam<br />

machen, <strong>das</strong>s sich di<strong>es</strong><strong>es</strong> mobile Gebäu<strong>de</strong> nicht<br />

auf Schulgebiet befin<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn auf öffentlichem<br />

Gelän<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m.........“.<br />

„Was bil<strong>de</strong>n sie sich eigentlich ein<br />

sie.......“, fing <strong>de</strong>r Direktor an zu schreien,<br />

wur<strong>de</strong> aber sofort unterbrochen.<br />

„Sie schweigen auf <strong>de</strong>r Stelle, sie<br />

ungehobelte Person! Sie führen sich auf wie<br />

<strong>das</strong> kleinste Kind an ihrer Schule!“<br />

Wie eine Mauer ragte groß und wür<strong>de</strong>voll<br />

<strong>de</strong>r Chef d<strong>es</strong> Zeltbetrieb<strong>es</strong> vor <strong>de</strong>m<br />

Schulleiter auf.<br />

„Und jetzt hören sie einmal ganz<br />

genau und ganz ruhig zu. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> VIP-Zelt befin<strong>de</strong>t<br />

sich auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stadt, wur<strong>de</strong><br />

vorschriftsmäßig angemel<strong>de</strong>t und bezahlt und<br />

ist somit befrie<strong>de</strong>t<strong>es</strong> B<strong>es</strong>itztum.<br />

Je<strong>de</strong> Person die di<strong>es</strong><strong>es</strong> Zelt<br />

betreten will bedarf dazu <strong>de</strong>r Genehmigung d<strong>es</strong><br />

Betreibers, o<strong>de</strong>r er wird sofort von <strong>de</strong>r<br />

Polizei entfernt und bekommt überdi<strong>es</strong> noch<br />

eine Anzeige wegen Hausfrie<strong>de</strong>nsbruch.<br />

Und wenn sie mein Herr!!!!“, er<br />

<strong>de</strong>utete mit <strong>de</strong>m Zeigefinger <strong>de</strong>r rechten Hand<br />

auf <strong>de</strong>n zweiten Hemdknopf d<strong>es</strong> Direktors, <strong>de</strong>r<br />

schon be<strong>de</strong>nkliche Auflösungsanzeichen zeigte,<br />

59


„ wenn sie mein Herr nicht in genau zehn<br />

Sekun<strong>de</strong>n di<strong>es</strong><strong>es</strong> Zelt verlassen haben, dürfen<br />

sie sich einer Anzeige gewiss sein“.<br />

Er fing an zu zählen: „Eins,<br />

zwei, drei, vier“,<br />

....bei fünf war <strong>de</strong>r Schulleiter mit<br />

glühen<strong>de</strong>r Birne aus <strong>de</strong>m Pavillon g<strong>es</strong>türmt,<br />

vorbei an verhalten feixen<strong>de</strong>n Lehrern und<br />

einer grölen<strong>de</strong>n Schülerschar.<br />

Di<strong>es</strong>e Abfuhr hatte <strong>de</strong>r selbsternannte<br />

Halbgott schon lange verdient und<br />

<strong>als</strong> dann Bella aus <strong>de</strong>m Zelt trat und auch die<br />

Lehrer zu ihrer Party einlud, herrschte eitel<br />

Freu<strong>de</strong> und Sonnenschein.<br />

Wenn <strong>es</strong> etwas umsonst <strong>gibt</strong> und<br />

dazu noch so reichlich und ausgezeichnet,<br />

kann kein Beamter wi<strong>de</strong>rstehen und so war <strong>es</strong><br />

nicht verwun<strong>de</strong>rlich, <strong>das</strong>s die g<strong>es</strong>amte Lehrerschaft,<br />

Fräulein Meyer eing<strong>es</strong>chlossen, <strong>de</strong>n<br />

Pavillon erstürmte.<br />

Die Pausenklingel, die eigentlich<br />

Lehrer und Schüler rufen sollte, wur<strong>de</strong> diskret<br />

überhört und so en<strong>de</strong>te di<strong>es</strong>er Schultag<br />

früher und feuchtfröhlicher <strong>als</strong> vorg<strong>es</strong>ehen.<br />

Ein total <strong>de</strong>moralisierter<br />

Schuldirektor saß <strong>de</strong>rweil im tiefsten Keller<br />

d<strong>es</strong> Schulgebäud<strong>es</strong> und leckte seine geistigen<br />

Wun<strong>de</strong>n.<br />

60


*<br />

Irgendwann fand sich Bella auf<br />

ihrem Fahrrad wie<strong>de</strong>r, während sie leicht<br />

benebelt nachhause ra<strong>de</strong>lte. Da muss sich wohl<br />

ein Gläschen Champagner zwischen Cola und<br />

Orangensaft g<strong>es</strong>chmuggelt haben dachte sie<br />

vergnügt und berichtete Baiti ausführlich<br />

über die gelungene Überraschung.<br />

„Baitilein, <strong>das</strong> hast du wie<strong>de</strong>r<br />

einmal spitzenmäßig g<strong>es</strong>chaukelt! Jetzt müssen<br />

wir uns nur noch eine gute Ausre<strong>de</strong> einfallen<br />

lassen, falls Daddy davon Wind bekommt.“<br />

Das war ihrem Vater aber total<br />

wurscht. Solange die Schulleitung nicht Zeter<br />

und Morido schrie weil sein Wonneproppen<br />

wie<strong>de</strong>r einmal die Schule auf <strong>de</strong>n Kopf g<strong>es</strong>tellt<br />

hatte, war er froh, <strong>das</strong>s er von Bellas<br />

Schule in Ruhe gelassen wur<strong>de</strong>.<br />

Das sollte sich aber zwei Tage<br />

später än<strong>de</strong>rn.<br />

Als Bella Mittwochfrüh am Frühstückstisch erschien<br />

guckte sie die Familie an, <strong>als</strong> wären<br />

ihr über Nacht zwei Köpfe gewachsen.<br />

Ihre bei<strong>de</strong>n Doofkoppbrü<strong>de</strong>r grinsten<br />

gehässig, wie immer wenn ein Unwetter in <strong>de</strong>r<br />

Luft lag und warteten g<strong>es</strong>pannt, mit kaum verholener<br />

Scha<strong>de</strong>nfreu<strong>de</strong>.<br />

„Was hast du <strong>de</strong>nn jetzt schon wie<strong>de</strong>r<br />

ang<strong>es</strong>tellt?“<br />

61


Ihr oberster Sklave hatte wie<strong>de</strong>r<br />

seine: „Ich-armer-leidgeprüfter-Vater-Miene“<br />

aufg<strong>es</strong>etzt.<br />

Er seufzte r<strong>es</strong>igniert. „Na gut, hör<br />

zu. Ich habe heute früh einen Anruf von <strong>de</strong>r<br />

Schule erhalten. Wenn ich Zeit habe soll ich<br />

ganz dringend und möglichst sofort mit dir<br />

<strong>zum</strong> Direktorrat kommen. Ich habe jetzt Zeit,<br />

<strong>als</strong>o lass uns mal sehen, wem du di<strong>es</strong><strong>es</strong> mal<br />

ans Schienbein getreten hast.“<br />

Also dackelten sie nach <strong>de</strong>m<br />

Frühstück los.<br />

*<br />

Im Direktorrat mussten sie noch fünf Minuten<br />

warten und dann kam Fräulein Meyer.<br />

Sie ließ Bella links liegen und<br />

wandte sich direkt an ihren Vater.<br />

„Also sie sind <strong>de</strong>r arme Vater di<strong>es</strong>er<br />

schlimmen jungen Dame?! Na sie wer<strong>de</strong>n ja<br />

genug Ärger mit ihr haben!“<br />

OH OH. Bella linste verstohlen zu<br />

ihrem Papa.<br />

So durfte man ihm aber nicht kommen, wenn man<br />

ihn auf di<strong>es</strong>e Art anmachte, musste man mit<br />

<strong>de</strong>m Schlimmsten rechnen. Noch hielt er aber<br />

sein aufbrausend<strong>es</strong> Temperament im Zaum.<br />

„Na ja,“ zeterte die Spinatwachtel<br />

weiter „aber warum ich sie hergebeten habe.<br />

62


Wir haben vor drei Tagen die Abschlussarbeit<br />

in Mathematik g<strong>es</strong>chrieben und ihre Tochter<br />

hat abg<strong>es</strong>chrieben. Dass ich ihr jetzt eine<br />

sechs in <strong>de</strong>r Jahr<strong>es</strong>abschlußnote geben muss<br />

ist j................“.<br />

„WAS!!!???“,<br />

Er unterbrach brutal <strong>das</strong> G<strong>es</strong>abbere<br />

<strong>de</strong>r Lehrerin.<br />

„Bella du hast abg<strong>es</strong>chrieben!!“, er<br />

fixierte Bella mit strengem Blick.<br />

„Nein Papa, ich habe nicht abg<strong>es</strong>chrieben!<br />

Groß<strong>es</strong> Ehrenwort!“<br />

Unerschütterlich und so offen wie<br />

möglich schaute sie ihm dabei in die Augen.<br />

Langsam drehte er sich wie<strong>de</strong>r zu<br />

Fräulein Meyer. „Wie kommen sie darauf, <strong>das</strong>s<br />

meine Tochter abg<strong>es</strong>chrieben hat? Können sie<br />

<strong>das</strong> beweisen?“<br />

„Nein, aber <strong>das</strong> ist doch offensichtlich.<br />

Bella ist ein ganz klarer fünfer Kandidat<br />

und plötzlich schreibt sie die b<strong>es</strong>te<br />

Klassenarbeit. Eine klare eins.<br />

Ich weiß noch nicht wie sie abg<strong>es</strong>chrieben<br />

hat, aber <strong>das</strong> bekomme ich schon<br />

noch heraus.“<br />

„Na mein Schatz, was hast du <strong>de</strong>nn<br />

dazu zu sagen?“, <strong>de</strong>r Vulkan war schon fast am<br />

ausbrechen, jetzt musste sie sich was passend<strong>es</strong><br />

und vor allem stichhaltig<strong>es</strong> einfallen<br />

lassen<br />

63


„Ich habe <strong>das</strong> ganze lange Wochenen<strong>de</strong><br />

fleißig gelernt. Ihr wart ja bei Tante<br />

Elisabeth, <strong>als</strong>o hatte ich die nötige Ruhe und<br />

Zeit. Ich verspreche nochm<strong>als</strong>, <strong>das</strong>s ich nicht<br />

abg<strong>es</strong>chrieben habe, auch hat mir keine Person<br />

geholfen.“<br />

Das war noch nicht einmal gelogen,<br />

schließlich ist Baiti keine Person und abg<strong>es</strong>chrieben<br />

hatte sie ja auch nicht.<br />

Ihr Vater drehte sich langsam, ganz<br />

langsam zu Bellas Lehrerin.<br />

Bella wusste ganz genau, wenn ihr<br />

Dad so ruhig wur<strong>de</strong>, war die Kacke am dampfen.<br />

„Jetzt hören sie mir mal gut zu<br />

Fräulein Meyer“, er sprach jed<strong>es</strong> Wort ganz<br />

langsam aus und betonte dabei je<strong>de</strong> einzelne<br />

Silbe.<br />

„Sie haben meine Tochter gehört und<br />

sie haben keinerlei Beweise, <strong>das</strong>s <strong>es</strong> an<strong>de</strong>rs<br />

war. Sie stellen hier einfach eine schwerwiegen<strong>de</strong><br />

B<strong>es</strong>chuldigung in <strong>de</strong>n Raum, <strong>das</strong> ist<br />

für sich alleine schon eine Unverschämtheit.“<br />

„Was soll <strong>de</strong>nn <strong>das</strong>?“, Fräulein Meyer<br />

unterbrach ihn total entrüstet, ihre Stimme<br />

war noch eine Oktave höher gerutscht <strong>als</strong><br />

sonst.<br />

„Da ich <strong>es</strong> nicht beweisen kann, muss<br />

ich <strong>das</strong> ja wohl akzeptieren, aber eine „eins“<br />

bekommt sie nicht!<br />

64


Ich gebe ihr die „vier“ die sie<br />

verdient hat und <strong>das</strong> ist schon sehr<br />

großzügig.“<br />

ze voll.<br />

zigge!“<br />

Jetzt hatte Bellas Vater die Schnau-<br />

„Hören Sie mir mal gut zu Sie Zimt-<br />

Er brachte sein G<strong>es</strong>icht ganz dicht<br />

vor die Glubschaugen von Fräulein Meyer, so<br />

<strong>das</strong>s sie angstvoll zurückzuckte.<br />

„Erst kündigen Sie großmächtig an,<br />

<strong>das</strong>s die Klassenarbeit die Jahr<strong>es</strong>note in Mathematik<br />

f<strong>es</strong>tlegt und jetzt wollen Sie Bella<br />

wegen einer blö<strong>de</strong>n und grundlosen Verdächtigung<br />

b<strong>es</strong>trafen.<br />

DAS LASSE ICH NICHT ZU!!!<br />

Die ganze Schule kennt ihre<br />

ungerechte und selbstherrliche Art. Jetzt<br />

langt’s!<br />

Wenn meine Tochter die erarbeitete<br />

Note nicht erhält, sorge ich dafür, <strong>das</strong>s Sie<br />

von <strong>de</strong>r Schule fliegen. Entwe<strong>de</strong>r Sie versprechen<br />

<strong>das</strong> auf <strong>de</strong>r Stelle, o<strong>de</strong>r wir gehen<br />

gemeinsam <strong>zum</strong> Direktor und von dort aus weiter<br />

<strong>zum</strong> Kultusminister. Der, nebenbei bemerkt,<br />

ein Golfkollege von mir ist. Also was<br />

ist los?“.<br />

Er war bei <strong>de</strong>n letzten Sätzen immer<br />

größer gewor<strong>de</strong>n und ragte wie ein Fels vor<br />

Fräulein Meyer auf, die immer stärker g<strong>es</strong>chrumpft<br />

war, je länger er gere<strong>de</strong>t hatte.<br />

65


Wie ein verängstigt<strong>es</strong> Kaninchen<br />

kauerte sie in ihrem Clubs<strong>es</strong>sel und fing zusammenhanglos<br />

an zu stottern.<br />

„I i i ich h h habe ga ga gar ni<br />

ni nichts dagegen. I ist ja ja schon gut.“<br />

„Das trifft auch dann zu wenn ich<br />

f<strong>es</strong>tstelle, <strong>das</strong>s Bella, wann auch immer, von<br />

Ihnen auch nur ansatzweise benachteiligt o<strong>de</strong>r<br />

unterdrückt wird.<br />

HABEN WIR UNS RICHTIG VERSTANDEN!“<br />

„Ja, ja ist ja schon gut. Ich habe<br />

verstan<strong>de</strong>n“, wisperte sie kleinlaut<br />

„Komm Bella wir verschwin<strong>de</strong>n!“<br />

Er schnappte seine Tochter und<br />

zusammen schwebten sie aus <strong>de</strong>m Zimmer.<br />

Zurück blieb ein Häufchen Elend,<br />

<strong>das</strong> sich von di<strong>es</strong>em Tiefschlag nie mehr<br />

richtig erholte.<br />

Bella wur<strong>de</strong> über Nacht die b<strong>es</strong>te<br />

Math<strong>es</strong>chülerin und stellte mit großem Erstaunen<br />

f<strong>es</strong>t, <strong>das</strong>s di<strong>es</strong> nicht nur auf Baitis<br />

Hilfe zurückzuführen war. Mit seiner Hilfe<br />

verstand sie die Matheaufgaben immer b<strong>es</strong>ser,<br />

bis sie seine Unterstützung überhaupt nicht<br />

mehr benötigte und selbst die schwersten Aufgaben<br />

mit links lösen konnte.<br />

team.<br />

Bella und Baiti wur<strong>de</strong>n ein Spitzen-<br />

66


*<br />

Ihr Vater hatte schon lange<br />

verg<strong>es</strong>sen, <strong>das</strong>s <strong>es</strong> Baiti überhaupt gab.<br />

Baiti war ein Prototyp und blieb auch <strong>de</strong>r<br />

einzige. Die Entwicklungen auf di<strong>es</strong>em Gebiet<br />

wur<strong>de</strong>n aufgegeben und so b<strong>es</strong>aß Bella <strong>de</strong>n<br />

einzigen intelligenten Computer auf <strong>de</strong>r ganzen<br />

Welt und wenn <strong>es</strong> nach Bella ging, blieb<br />

di<strong>es</strong> auch für immer so.<br />

Und ein<strong>es</strong> Nachts ent<strong>de</strong>ckte sie bei Baiti<br />

überraschen<strong>de</strong>, nie gekannte Eigenschaften,<br />

die für Bella völlig neue, unendliche und<br />

fantastische Welten eröffneten.<br />

67


drei<br />

Wie je<strong>de</strong>n Abend lag sie im Bett<br />

und unterhielt sich mit Baiti über all<strong>es</strong><br />

Mögliche und Unmögliche.<br />

Bellas Lieblingsthema war neben<br />

<strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Ritter und Zauberer vor allem<br />

<strong>de</strong>r Weltraum.<br />

Nicht ohne Grund hieß Bella mit<br />

vollem Vornamen Bellatrix, was <strong>de</strong>r Name ein<strong>es</strong><br />

fernen Stern<strong>es</strong> ist, d<strong>es</strong>sen Daten sie natürlich<br />

alle auswendig kannte.<br />

So ist <strong>de</strong>r Stern Bellatrix <strong>de</strong>r<br />

zweithellste Stern im Sternbild d<strong>es</strong> Orion,<br />

oben am rechten Rand d<strong>es</strong> wie eine Eieruhr<br />

aussehen<strong>de</strong>n Sternbild<strong>es</strong>.<br />

Und genau di<strong>es</strong>e ferne Eieruhr betrachtete<br />

sie an di<strong>es</strong>em Abend sehnsüchtig und<br />

seufzte entsagungsvoll während Baiti die<br />

G<strong>es</strong>chichte d<strong>es</strong> fahren<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r b<strong>es</strong>ser reiten-<br />

68


<strong>de</strong>n Ritters Kuno und seinem tapferen Pferd<br />

Hottehüh erzählte.<br />

Baiti hörte sofort auf zu erzählen,<br />

da er genau spürte, <strong>das</strong>s seine Freundin nicht<br />

zuhörte und offensichtlich etwas auf <strong>de</strong>m<br />

Herzen hatte.<br />

„Na mein Bellaschatz, hast du<br />

irgendwelche Probleme? Komm, erzähl mal.<br />

Vielleicht kann ich dir helfen!“<br />

„Du bist zwar perfekt mein Kleiner,<br />

aber meine Träume zu erfüllen.......seufz-...-seufz-.......<strong>das</strong><br />

liegt jenseits<br />

<strong>de</strong>iner Möglichkeiten.“<br />

„Aber aber meine Trauern<strong>de</strong>, erzähl<br />

doch einfach mal was los ist.“<br />

„Was gäbe ich nicht all<strong>es</strong> dafür,<br />

einmal frem<strong>de</strong> Sterne zu b<strong>es</strong>uchen, neue,<br />

unbekannte Planeten zu ent<strong>de</strong>cken und die<br />

coolsten Abenteuer zu erleben –seufz-.“<br />

„Du willst Abenteuer erleben? Kein<br />

Problem. Mach einfach <strong>de</strong>ine Augen zu und<br />

entspanne dich.“<br />

Baiti summte leise, Bellas Augenli<strong>de</strong>r<br />

wur<strong>de</strong>n immer schwerer und plötzlich saß<br />

*<br />

69


sie vor <strong>de</strong>r Steuerkonsole ihr<strong>es</strong> Scoutschiff<strong>es</strong><br />

Explorer 1.<br />

Raggaerhythmen schwirrten durch <strong>de</strong>n<br />

Steuerraum und über <strong>de</strong>r Steuerkonsole schwebte<br />

<strong>das</strong> dreidimensionale Abbild ihr<strong>es</strong> Chefs<br />

Solaradmiral Wartburg. Seine Stimme klang<br />

belustigt und leicht ironisch, während er<br />

seinen b<strong>es</strong>ten Weltraumscout versonnen betrachtete.<br />

„Oh—oh—entschuldige, ich habe dich<br />

überhaupt nicht bemerkt“, stotterte ich. Ich<br />

war noch total benommen, eben habe ich noch<br />

im Bett gelegen und mich mit Baiti unterhalten<br />

und jetzt bin ich hier..........<br />

ja wo bin ich <strong>de</strong>nn eigentlich?<br />

Wie eine Flutwelle überwältigten<br />

mich die Erinnerungen. Ich war ....na klar,<br />

ich war...o<strong>de</strong>r doch nicht?<br />

Claro!!<br />

Dass ich mich in meinem Raumschiff<br />

befand hatte ich gleich gecheckt und<br />

ich war....bin Bellatrix <strong>de</strong> Gran<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r b<strong>es</strong>te,<br />

schönste und fitt<strong>es</strong>te Weltraumscout <strong>de</strong>r<br />

ganzen Galaxis.<br />

Und <strong>de</strong>r Typ, <strong>de</strong>r mir dreidimensional<br />

auf <strong>de</strong>n Scheitel linste, war, mein<br />

b<strong>es</strong>ter Freund und Patenonkel und gleichzeitig<br />

auch <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>r Weltraumbehör<strong>de</strong> und <strong>als</strong><br />

Solaradmiral somit <strong>de</strong>r Verantwortliche für<br />

alle außerplanetarischen Angelegenheiten.<br />

Zu seinem Aufgabengebiet gehörte<br />

auch die Überwachung aller noch so fernen<br />

70


Planeten in allen bekannten und von Menschen<br />

b<strong>es</strong>ie<strong>de</strong>lten Galaxien.<br />

Und wir, die Weltraumscouts, sind<br />

sein verlängerter Arm.<br />

Wir haben die absolute Macht und<br />

auch die Möglichkeiten Terra nach außen zu<br />

repräsentieren und Konflikte auf je<strong>de</strong>r nur<br />

er<strong>de</strong>nklichen Art und Weise zu lösen, wenn<br />

nötig auch mit Gewalt. Dafür steht uns ein<br />

Raumschiff zur Verfügung, <strong>das</strong> mit <strong>de</strong>r<br />

schärfsten Technik <strong>de</strong>r Galaxis ausgerüstet<br />

ist.<br />

Dazu gehören natürlich auch die<br />

mo<strong>de</strong>rnsten Waffen und <strong>de</strong>r allermo<strong>de</strong>rnste<br />

Megacomputer <strong>de</strong>n unser Planet zu bieten hat.<br />

Und doch war mein Scoutschiff nur so<br />

groß wie ein Omnibus d<strong>es</strong> zwanzigsten Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

Dass wir Scouts die fitt<strong>es</strong>ten Typen<br />

sind habe ich ja schon bemerkt. schließlich<br />

kommen auf einen Weltraumscout eine Million<br />

Bewerber.<br />

Alle di<strong>es</strong>e Einzelheiten waren mir in<br />

Nanosekun<strong>de</strong>n durch die Gehirnwindungen<br />

geflitzt.<br />

„Also Solaradmiral, was <strong>gibt</strong>’s?”, ich<br />

war mir nicht sicher, wie lange ich mit offenen<br />

Augen geträumt hatte.<br />

Aber <strong>es</strong> schien noch in <strong>de</strong>r Toleranzgrenze<br />

zu liegen, <strong>de</strong>nn Onkel Albert, wie ich<br />

Solaradmiral Wartburg privat nannte, kam<br />

gleich zur Sache.<br />

71


„Bella , sofort zur Einsatzbasis kommen.<br />

Einsatzb<strong>es</strong>prechung fin<strong>de</strong>t 1/10/1500/75<br />

NZ statt.“<br />

Das hieß in Umgangssprache: Am 1.Oktober<br />

um 3 Uhr am Nachmittag d<strong>es</strong> Jahr<strong>es</strong> 75 Neue<br />

Zeitrechnung.<br />

Für Scouts waren Zahlenkolonnen mit<br />

200 Ziffern kein Problem und im Notfall hatten<br />

wir ja noch unsere Computer.<br />

„Ai ai Sir“, schrie ich in <strong>das</strong><br />

Holobild und los ging’s.<br />

Vor fünfzig Jahren hatte man mitten<br />

in <strong>de</strong>r Antarktis ein ausge<strong>de</strong>hnt<strong>es</strong> Gebiet<br />

plattgemacht und einen ri<strong>es</strong>igen Weltraumbahnhof<br />

errichtet, in <strong>de</strong>n die Stadt New York<br />

zweimal reingepasst hätte und dorthin musste<br />

ich.<br />

Mit absoluter Priorität raste ich,<br />

während alle an<strong>de</strong>ren Flüge umgeleitet wur<strong>de</strong>n,<br />

auf Utopia zu, um kurz vor <strong>de</strong>m Scoutkomplex<br />

mit brutalem Einsatz d<strong>es</strong> Antigravgenerators<br />

meine G<strong>es</strong>chwindigkeit von 200 km/sec auf 0<br />

abzubremsen.<br />

*<br />

72


Leicht wie eine Fe<strong>de</strong>r setzte ich<br />

genau auf <strong>de</strong>m Zielkreuz auf und während <strong>de</strong>r<br />

Bordcomputer noch die Maschinen abschaltete<br />

hatte ich mich schon in die Einsatzzentrale<br />

gebeamt.<br />

Cool trat ich aus <strong>de</strong>m Teleporterfeld<br />

d<strong>es</strong> Tranmitters, legte die rechte Hand<br />

aufs Herz und schmetterte:<br />

„Scout Bella <strong>zum</strong> Einsatz bereit!“.<br />

Der universelle Gruß wur<strong>de</strong> von allen<br />

Anw<strong>es</strong>en<strong>de</strong>n mit Wür<strong>de</strong> erwi<strong>de</strong>rt und schon<br />

ging’s zur Sache.<br />

Neben Onkel Albert waren noch drei<br />

hohe Offiziere <strong>de</strong>r Solarregierung im Raum<br />

und, ich glaubte meinen Augen nicht zu<br />

trauen, <strong>de</strong>r Weltpräsi<strong>de</strong>nt persönlich.<br />

Also schluckte ich die schnoddrige<br />

Bemerkung die ich schon auf <strong>de</strong>r Zunge hatte<br />

wie<strong>de</strong>r hinunter und war voll die Aufmerksamkeit.<br />

„Scout Bella“, begann ein „Einsternegeneral“,<br />

die Militärtypen kann ich auf <strong>de</strong>n<br />

Tod nicht ausstehen, die find ich <strong>zum</strong> kotzen,<br />

aber na ja..... <strong>als</strong>o <strong>de</strong>r Typ fing an zu<br />

sabbern:<br />

„Scout Bella, wir haben ein sehr<br />

ernst<strong>es</strong> Problem im Sektor Orion. Sämtliche<br />

b<strong>es</strong>ie<strong>de</strong>lten Planeten <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Überri<strong>es</strong>en<br />

Beteigeuze und Bellatrix mel<strong>de</strong>n sich nicht<br />

mehr. Wir haben schon zwei an<strong>de</strong>re Scouts in<br />

die Region g<strong>es</strong>chickt.<br />

73


Die Rückmeldung hätte schon vor vier<br />

Tagen erfolgen gemusst. Da <strong>es</strong> bei Scouts nie<br />

Verzögerungen <strong>gibt</strong>, rechnen wir mit <strong>de</strong>m<br />

Schlimmsten.<br />

Bevor wir einen Kampfverband entsen<strong>de</strong>n<br />

schicken wir, <strong>als</strong> letzten Versuch,<br />

unseren b<strong>es</strong>ten Mann.....<br />

..hust....hust...,äh..ich meine natürlich<br />

unsere b<strong>es</strong>te Frau.....äh...äh...<br />

Bevor die ganze Szene zu peinlich<br />

wur<strong>de</strong> riss <strong>de</strong>r Admiral <strong>das</strong> Wort an sich.<br />

„Ich schicke dich nur sehr ungern <strong>zum</strong><br />

Orion, aber Familienban<strong>de</strong> hin, Familienban<strong>de</strong><br />

her, du bist nun mal unsere B<strong>es</strong>te, <strong>als</strong>o Scout<br />

Bella:<br />

Solaradmiral Wartburg erhob sich maj<strong>es</strong>tätisch<br />

von seinem Schweb<strong>es</strong><strong>es</strong>sel, „du bekommst<br />

<strong>de</strong>n Auftrag auf <strong>de</strong>m schnellsten Weg<br />

ins Orionsystem zu fliegen, um die Lage f<strong>es</strong>tzustellen<br />

und dabei wird kein, ich wie<strong>de</strong>rhole:<br />

kein unnötig<strong>es</strong> Risiko eingegangen, dann<br />

sofort zurück zur Berichterstattung!<br />

Selbstverständlich hast du wie immer<br />

völlig freie Hand.<br />

Wenn du in genau vierzehn Tagen von<br />

jetzt an“, er schnippte mit <strong>de</strong>n Fingern und<br />

die holografische Countdownanzeige, die über<br />

<strong>de</strong>m schweren antiken Eichentisch schwebte,<br />

sprang auf 1209600.<br />

Sofort startete <strong>de</strong>r Countdown und<br />

schluckte die große Zahl, Sekun<strong>de</strong> um Sekun<strong>de</strong>.<br />

74


„Bei „0“ startet Admiral Plattmacher<br />

mit einer Eingreifflotte, du weißt was<br />

<strong>das</strong> be<strong>de</strong>utet!“<br />

Ich wusste nur zu gut, was <strong>das</strong> be<strong>de</strong>utet.<br />

Wenn Admiral Plattmacher losschlug,<br />

konnten ganze Planetensysteme zerstört wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Name Plattmacher passte sehr gut<br />

zu di<strong>es</strong>em unsympathischen Scheißer, Leichengräber<br />

hätte noch b<strong>es</strong>ser gepasst.<br />

Also wusste ich, da draußen war die<br />

Kacke am dampfen.<br />

Ich machte auf <strong>de</strong>m Absatz kehrt und<br />

sprang mit einem Satz auf <strong>das</strong> Teleporterfeld.<br />

Kurz zuvor hatte <strong>de</strong>r Weltpräsi<strong>de</strong>nt <strong>es</strong> sich<br />

nicht nehmen lassen mir persönlich Glück und<br />

Erfolg zu wünschen.<br />

„Scout Bella, die Hoffnung <strong>de</strong>r<br />

ganzen Er<strong>de</strong> ruht auf dir. Ich persönlich<br />

wer<strong>de</strong> dir ewig dankbar sein, wenn du erfolgreich<br />

zurückkehrst“,----- und wenn du auf <strong>de</strong>r<br />

Strecke bleibst ist <strong>das</strong> nur <strong>zum</strong> Wohle d<strong>es</strong><br />

Volk<strong>es</strong> .......blah ...blah ...., fügte ich in<br />

Gedanken hinzu.<br />

Laut aber antwortete ich ganz brav:<br />

„Danke Präsi<strong>de</strong>nt, du kannst dich voll und<br />

ganz auf mich verlassen“.<br />

*<br />

75


Bellas Körper wur<strong>de</strong> in Sekun<strong>de</strong>nbruchteilen<br />

aufgelöst um im Empfänger d<strong>es</strong><br />

Scoutschiffs vollständig wie<strong>de</strong>r zusammeng<strong>es</strong>etzt<br />

zu wer<strong>de</strong>n; Atom auf Atom, Molekül auf<br />

Molekül.<br />

Es blieb ihr gera<strong>de</strong> noch Zeit in <strong>de</strong>n<br />

Pilotens<strong>es</strong>sel zu hechten, <strong>als</strong> <strong>das</strong> Raumschiff<br />

schon in <strong>de</strong>n grauen Winterhimmel donnerte.<br />

*<br />

So ein alter Knacker mit Namen<br />

Einstein hatte früher mal behauptet, <strong>das</strong>s die<br />

Lichtg<strong>es</strong>chwindigkeit <strong>das</strong> Schnellste ist <strong>das</strong><br />

<strong>es</strong> <strong>gibt</strong> und die armen Schüler mussten di<strong>es</strong>en<br />

Unsinn auch noch büffeln bis <strong>zum</strong> Umfallen.<br />

Heute war <strong>de</strong>r ganze Scheiß schon<br />

auf <strong>de</strong>n Müll geworfen wor<strong>de</strong>n und Bella war<br />

mit ihrem Schiff dafür <strong>de</strong>r b<strong>es</strong>te Beweis.<br />

Nach zehn Minuten hatte ihr<br />

Raumschiff <strong>de</strong>n äußersten Planeten mit fast<br />

Lichtg<strong>es</strong>chwindigkeit passiert, <strong>de</strong>r Computer<br />

hatte währendd<strong>es</strong>sen schon die Sprungkoordinaten<br />

für <strong>de</strong>n Hypersprung berechnet und ab<br />

ging’s in <strong>de</strong>n Hyperraum.<br />

*<br />

76


Der Orion ist von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> aus zwar<br />

<strong>als</strong> ein zusammen gehörend<strong>es</strong> Sternbild zu erkennen.<br />

In Wirklichkeit aber stehen die einzelnen<br />

Sterne viele Lichtjahre weit auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Bellatrix ist von Beteigeuze, <strong>de</strong>m<br />

hellsten Stern fast zwanzig Lichjahre entfernt,<br />

aber da Bellatrix ja mein Namensstern<br />

ist, suchte ich ihn mir <strong>als</strong> erst<strong>es</strong> Zielgebiet<br />

aus.<br />

Den Computer hatte ich angewi<strong>es</strong>en<br />

die 250 Lichtjahre zu Bellatrix in einem<br />

Sprung zu überwin<strong>de</strong>n.<br />

Ebenso wie <strong>das</strong> Beamen von einem<br />

Transmitter zu einem an<strong>de</strong>ren geht <strong>das</strong> Teleportieren<br />

durch <strong>de</strong>n Hyperraum in Sekun<strong>de</strong>nbruchteilen<br />

über die Bühne.<br />

Eben war noch die Schwärze d<strong>es</strong> am<br />

Ran<strong>de</strong> unserer Galaxie fast leeren Weltraums<br />

zu sehen, <strong>als</strong> <strong>de</strong>r Holoschirm über mir vor<br />

Licht und Farbe fast explodierte.<br />

Auch wenn die Automatik die Aufnahmeoptik<br />

sofort meinen Augen anpasste, konnte<br />

man doch die titanischen Kräfte erahnen, die<br />

vor <strong>de</strong>m Raumschiff tobten.<br />

Es war ein kalkuliert<strong>es</strong> Risiko<br />

gew<strong>es</strong>en so nah bei Bellatrix zu rematerialisieren,<br />

aber ich konnte mich auf mein Schiff<br />

voll verlassen.<br />

Die zehnfach g<strong>es</strong>taffelten Energi<strong>es</strong>chirme,<br />

die sich sofort nach <strong>de</strong>r Verstofflichung<br />

um <strong>das</strong> Schiff gelegt hatten, schütz-<br />

77


ten <strong>das</strong> Scoutschiff und seine B<strong>es</strong>atzung nicht<br />

nur gegen je<strong>de</strong>n Einfluss von außen, son<strong>de</strong>rn<br />

machten <strong>es</strong> sogar unsichtbar.<br />

So g<strong>es</strong>chützt hätte ich ohne mit <strong>de</strong>r<br />

Wimper zu zucken quer durch einen Stern fliegen<br />

können.<br />

Das wäre natürlich Blödsinn gew<strong>es</strong>en,<br />

<strong>als</strong>o stoppte ich meine Fahrt und beauftragte<br />

<strong>de</strong>n Computer einen ersten umfassen<strong>de</strong>n Check<br />

durchzuführen.<br />

Mein Patenonkel hatte ja plastisch<br />

genug die Gefahren g<strong>es</strong>chil<strong>de</strong>rt, die mich hier<br />

erwarten konnten und <strong>das</strong>s schon zwei Freun<strong>de</strong><br />

verschollen waren veranlasste mich zu größter<br />

Wachsamkeit.<br />

Es gab in di<strong>es</strong>em System drei bewohnte<br />

Planeten die schon vor Jahrhun<strong>de</strong>rten<br />

b<strong>es</strong>ie<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n waren und somit in ihrer<br />

technischen Entwicklung fast auf <strong>de</strong>m Stand<br />

ihr<strong>es</strong> Heimatplaneten waren.<br />

In <strong>de</strong>r G<strong>es</strong>chichte <strong>de</strong>r Weltraumfahrt<br />

war <strong>das</strong> nicht selbstverständlich. Unzählige<br />

Planeten waren über die Jahrhun<strong>de</strong>rte schon in<br />

Verg<strong>es</strong>senheit geraten. Wenn sie, meist<br />

zufällig, wie<strong>de</strong>r ent<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>n, waren sie<br />

weit in die Vergangenheit zurückgeworfen<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Manche hatten eine feudale Struktur<br />

entwickelt mit Fürsten, Kaisern und Königen<br />

und die, die nicht ganz so viel Glück gehabt<br />

hatten, befan<strong>de</strong>n sich wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Steinzeit.<br />

78


Nur Sagen und Legen<strong>de</strong>n über Götter<br />

und Überw<strong>es</strong>en erinnerten an eine ruhmreiche<br />

und b<strong>es</strong>sere Vergangenheit.<br />

Also musste ich mich so vorsichtig<br />

wie irgendwie möglich an die bewohnten Planeten<br />

heranpirschen.<br />

Unter <strong>de</strong>m vollen Schutz aller zehn<br />

Abwehrschirme schlich ich mich an Odin heran.<br />

Odin ist <strong>de</strong>r größte Planet, <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>r<br />

Zentralregierung und ebenso wie die Heimat<br />

d<strong>es</strong> legendären nordischen Göttervaters nach<br />

<strong>de</strong>m er benannt wor<strong>de</strong>n war, beherrschten<br />

gewaltige Eisfel<strong>de</strong>r, arktische Temperaturen<br />

und gewaltige Stürme seine Oberfläche.<br />

Ich hatte Glück, <strong>das</strong>s ich gera<strong>de</strong> zur<br />

Zeit <strong>de</strong>r größten Annäherung Odins an Bellatrix<br />

angekommen war, <strong>als</strong>o zur Sommerzeit und<br />

<strong>das</strong> Wetter war einigermaßen erträglich, auch<br />

wenn ich nicht vorhatte einen Urlaub auf Odin<br />

zu verbringen. Zehn Grad plus an einem „warmen“<br />

Sommertag sind nicht gera<strong>de</strong> Temperaturen,<br />

die einen <strong>zum</strong> Sonnenba<strong>de</strong>n verleiten.<br />

Das erste <strong>das</strong> mir aus <strong>de</strong>m Orbit<br />

auffiel war <strong>de</strong>r starke Raumschiffverkehr.<br />

Pausenlos starteten und lan<strong>de</strong>ten Tausen<strong>de</strong> von<br />

Raumschiffen <strong>de</strong>r unterschiedlichsten Formen<br />

und Größen auf <strong>de</strong>m gewaltigen<br />

Weltraumbahnhof.<br />

<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>!<br />

Bah.....da war ja mehr los <strong>als</strong> auf<br />

Ich hatte <strong>das</strong> mulmige Gefühl, <strong>das</strong>s<br />

da was Groß<strong>es</strong>, etwas Gewaltig<strong>es</strong> im Gange war.<br />

79


Mit <strong>de</strong>r nötigen Vorsicht umrun<strong>de</strong>te<br />

ich <strong>de</strong>n ri<strong>es</strong>igen Planeten und lan<strong>de</strong>te bei Beginn<br />

<strong>de</strong>r Dunkelheit nahe einer kleinen Stadt,<br />

am Ran<strong>de</strong> d<strong>es</strong> großen Zentralmeer<strong>es</strong>.<br />

Wo kann man ein Raumschiff b<strong>es</strong>ser<br />

verstecken <strong>als</strong> im Wasser ein<strong>es</strong> Meer<strong>es</strong>?!<br />

Also suchte ich mir ein Stück Steilküste<br />

aus und unsichtbar, im Schutz mein<strong>es</strong><br />

Deflektorfeld<strong>es</strong>, versenkte ich <strong>das</strong> Scoutschiff<br />

am Fuße <strong>de</strong>r Steilküste im Meer.<br />

UFF......<strong>de</strong>r erste Abschnitt war<br />

g<strong>es</strong>chafft!<br />

Soweit so gut. Jetzt galt <strong>es</strong> sich<br />

unter die Bevölkerung zu mischen und Phase<br />

zwei einzuleiten.<br />

*<br />

Vor zwanzig Jahren lebte ein genialer<br />

Wissenschaftler. Seine be<strong>de</strong>utendste Erfindung,<br />

die die Grundlage für die Macht und<br />

die Stärke <strong>de</strong>r Galaxisscouts bil<strong>de</strong>te, war ein<br />

breiter Gürtel aus einem Material, <strong>das</strong> allen<br />

Grundlagen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Physik wi<strong>de</strong>rsprach.<br />

Im Inneren d<strong>es</strong> Gürtels ist ein<br />

winziger Teil d<strong>es</strong> fünfdimensionalen Hyperraums<br />

eing<strong>es</strong>chlossen, <strong>de</strong>r Platz nicht nur<br />

für ein gewaltig<strong>es</strong> unerschöpflich<strong>es</strong> Gravitationskraftwerk,<br />

son<strong>de</strong>rn auch für alle nur er-<br />

80


<strong>de</strong>nklichen Waffen und Errungenschaften <strong>de</strong>r<br />

mo<strong>de</strong>rnen Technik hat.<br />

Aladins Wun<strong>de</strong>rlampe ist dagegen<br />

kalter Kaffee.<br />

Es gab im ganzen Universum nur zwanzig<br />

di<strong>es</strong>er Techgürtel, die ausschließlich <strong>de</strong>n<br />

zwanzig b<strong>es</strong>ten Weltraumscouts zur Verfügung<br />

stan<strong>de</strong>n.<br />

Der tragische frühe Tod d<strong>es</strong> Erfin<strong>de</strong>rs<br />

been<strong>de</strong>te die weitere Produktion neuer<br />

Gürtel und niemand konnte sein genial<strong>es</strong> Werk<br />

fortsetzen.<br />

Der Techgürtel machte die Scouts<br />

schlichtweg zu Übermenschen.<br />

Auch ich trage einen solchen Techgürtel<br />

direkt auf <strong>de</strong>r nackten Haut. Niemand<br />

außer mir kann ihn benutzen, er ist auf die<br />

Schwingungen meiner Großhirnrin<strong>de</strong> programmiert<br />

und kann nur von mir selbst benutzt<br />

o<strong>de</strong>r abgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Sollte eine an<strong>de</strong>re Person di<strong>es</strong> versuchen,<br />

wür<strong>de</strong> eine spontane Kernspaltung all<strong>es</strong><br />

im Umkreis von 100 Kilometern vernichten.<br />

Dass selbst di<strong>es</strong><strong>es</strong> Machtmittel <strong>de</strong>r<br />

Superlative in Verbindung mit einem „schwachen“<br />

Menschen nicht unüberwindbar war,<br />

bewi<strong>es</strong> die Tatsache, <strong>das</strong>s auch einer <strong>de</strong>r<br />

verschollenen Scouts einen solchen Gürtel<br />

b<strong>es</strong><strong>es</strong>sen hatte und trotz<strong>de</strong>m war er nicht<br />

zurückgekommen.<br />

Wenn <strong>es</strong> irgendwo auf di<strong>es</strong>er Welt in<br />

jüngster Zeit zu einer unkontrollierten<br />

81


Kernexplosion gekommen war, dann wusste ich<br />

mit Gewissheit, <strong>das</strong>s mein Freund tot war.<br />

Die Bedienung d<strong>es</strong> Gürtels erfolgte<br />

auf telepathischem Wege und hatte ein eigen<strong>es</strong><br />

Deflektorfeld, <strong>das</strong> <strong>de</strong>n Träger für alle Augen<br />

und für je<strong>de</strong> Maschiene unsichtbar machte.<br />

*<br />

Es nützte all<strong>es</strong> nichts, ich musste<br />

<strong>de</strong>m Teufel in <strong>de</strong>n Rachen springen. Die Uhr im<br />

Hauptquartier zählte unerbittlich und gna<strong>de</strong>nlos<br />

Sekun<strong>de</strong> auf Sekun<strong>de</strong>. Sekun<strong>de</strong>n die über<br />

Leben und Sterben d<strong>es</strong> g<strong>es</strong>amten Planeten und<br />

d<strong>es</strong>sen unschuldiger Bevölkerung entschei<strong>de</strong>n<br />

konnte.<br />

Ich hatte mein Raumschiff noch in<br />

<strong>de</strong>r Nacht durch die Luftschleuse verlassen<br />

und mich im Schutz d<strong>es</strong> Individualfeld<strong>es</strong>, <strong>das</strong><br />

nicht nur Wasser, son<strong>de</strong>rn auch je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re<br />

Materie abwehrt, in die nahe Stadt begeben,<br />

saß jetzt in einer kleinen Nachtbar, schlürfte<br />

an einem exotischen Cocktail und lauschte<br />

g<strong>es</strong>pannt <strong>de</strong>n G<strong>es</strong>prächen an <strong>de</strong>n Nachbartischen.<br />

Auf di<strong>es</strong>e Weise hatten schon Detektive<br />

vor Jahrhun<strong>de</strong>rten „<strong>de</strong>m Volke aufs Maul<br />

g<strong>es</strong>chaut“, wie die antiken Dichter <strong>es</strong> ausdrückten,<br />

<strong>de</strong>nn Informationen aus Kneipen<br />

stellten je<strong>de</strong>n Nachrichtensen<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Schatten.<br />

82


Es fiel mir sofort auf, <strong>das</strong>s sämtliche<br />

G<strong>es</strong>präche nur hinter vorgehaltener Hand<br />

im Flüsterton geführt wur<strong>de</strong>n und nur durch<br />

die Verstärkung mein<strong>es</strong> Techgürtels, <strong>de</strong>r die<br />

G<strong>es</strong>präche direkt in mein Gehirn übertrug, wo<br />

ich sie zur späteren Aufarbeitung speichern<br />

konnte, war <strong>es</strong> mir möglich, die Unterhaltungen<br />

zu verstehen.<br />

Innerhalb einer halben Stun<strong>de</strong> war<br />

mir all<strong>es</strong> klar.<br />

Das sah ja hochgradig übel aus.<br />

Solche verzweifelten Menschen hatte<br />

ich ja noch nie erlebt.<br />

Der Präsi<strong>de</strong>nt d<strong>es</strong> Planetenverbund<strong>es</strong><br />

ließ sich neuerdings mit „Ihre hochwohlgeborene<br />

Maj<strong>es</strong>tät Peter <strong>de</strong>r 1.“ anre<strong>de</strong>n.<br />

Das Volk wur<strong>de</strong> auf brut<strong>als</strong>te Weise<br />

unterdrückt und je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r auch nur ansatzweise<br />

Kritik übte, wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n allgegenwärtigen<br />

Roboterarmeen auf <strong>de</strong>r Stelle getötet.<br />

„Peter <strong>de</strong>r Erste“ hatte eine Tyrannei<br />

aufgebaut, in <strong>de</strong>r je<strong>de</strong> Opposition schon im<br />

Keim erstickt wur<strong>de</strong>.<br />

Durch die geführten G<strong>es</strong>präche erfuhr<br />

ich auch <strong>de</strong>n Grund für die massive Raumschiffkonzentration.<br />

Der D<strong>es</strong>pot hatte nichts geringer<strong>es</strong><br />

vor <strong>als</strong> die Er<strong>de</strong> anzugreifen.<br />

Er stopfte zig Millionen von neu<br />

gebauten Vernichtungsrobotern in jed<strong>es</strong> ver-<br />

83


fügbare Raumschiff, ein Vernichtungspotential,<br />

<strong>das</strong> ganze Sternensysteme ausradieren<br />

konnte und auf <strong>das</strong> die ahnungslose Er<strong>de</strong> nicht<br />

im geringsten vorbereitet war.<br />

Die Bevölkerung schaute ohnmächtig<br />

und fassungslos di<strong>es</strong>em Größenwahnsinn zu, unfähig<br />

auch nur einen Finger gegen <strong>de</strong>n Tyrannen<br />

zu rühren.<br />

Ent<strong>de</strong>ckten die Roboter in einer<br />

Stadt, einer Gemein<strong>de</strong>, o<strong>de</strong>r auch nur einer<br />

einzigen Familie, auch nur einen Aufrührer,<br />

wur<strong>de</strong>n alle Menschen di<strong>es</strong>er Gemeinschaft<br />

gna<strong>de</strong>nlos getötet.<br />

Entsetzt stellte ich f<strong>es</strong>t, <strong>das</strong>s ich<br />

fast zu spät gekommen wäre.<br />

Morgen Vormittag..........nein heute<br />

Vormittag, mit einem raschen Blick aus <strong>de</strong>m<br />

Barfenster bemerkte ich die gera<strong>de</strong> aufgehen<strong>de</strong><br />

Sonne, heute Vormittag hatte Peter 1. in <strong>de</strong>r<br />

Hauptstadt eine ri<strong>es</strong>ige Macht<strong>de</strong>monstration<br />

angekündigt, zu <strong>de</strong>r Delegationen aus allen<br />

Län<strong>de</strong>rn und von allen Planeten befohlen<br />

wor<strong>de</strong>n waren.<br />

Den Abschluss di<strong>es</strong>er Kundgebung<br />

sollte die Krönung <strong>zum</strong> galaktischen Kaiser<br />

bil<strong>de</strong>n, während die Roboterarmeen nur noch<br />

auf <strong>de</strong>n Startbefehl warteten.<br />

Weg.<br />

Das musste verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n!<br />

Und zwar auf <strong>de</strong>m allerschnellsten<br />

84


*<br />

Mit meinem Raumschiff, so überragend<br />

<strong>es</strong> auch war, konnte ich <strong>es</strong> nicht mit <strong>de</strong>n Waffen<br />

ein<strong>es</strong> ganzen Planeten aufnehmen. Also<br />

blieb nur eine Möglichkeit offen. Ich musste<br />

mich auf die Socken machen und zwar hurtig,<br />

wenn ich heute noch <strong>das</strong> Universum retten<br />

wollte.<br />

Glücklicherweise hatte ich über <strong>de</strong>n<br />

Socken noch Stiefel an und zwar b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>re<br />

Stiefel, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>n Sohlen <strong>de</strong>r Spezi<strong>als</strong>tiefeln<br />

waren Transmitterspulen eingelassen.<br />

Sie reichten für Teleportationen bis<br />

2000km, <strong>als</strong>o locker bis zur Hauptstadt.<br />

Hörte sich ja all<strong>es</strong> ganz gut an, hatte<br />

aber einen ri<strong>es</strong>igen Nachteil.<br />

Es fehlte, wie bei normalen Transmittersprüngen<br />

die Empfangsstation und ich hatte<br />

keine Lust meine Moleküle irgendwo im Bo<strong>de</strong>n<br />

zu verteilen o<strong>de</strong>r von einer Hochhausscheibe<br />

abzukratzen.<br />

Den Matsch wür<strong>de</strong> ja kein Fassa<strong>de</strong>nreiniger<br />

mehr abbekommen.<br />

Also <strong>das</strong> Problem war klar.<br />

Ich konzentrierte mich auf die Entfernung<br />

zur Hauptstadt und rechnete blitzschnell<br />

die Koordinaten aus.<br />

85


War babyeinfach.<br />

Musste bloß die Umdrehung d<strong>es</strong> Planeten,<br />

die Entfernung und <strong>de</strong>n Vektor zur Ekliptik<br />

d<strong>es</strong> Planetensystems, die Gravitationseinflüsse<br />

von Bellatrix, die Einflüsse <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Planeten, die Fluchtg<strong>es</strong>chwindigkeit d<strong>es</strong><br />

kompletten Systems zur Spiralgalaxie, die <strong>de</strong>r<br />

Spiralgalaxie <strong>zum</strong> r<strong>es</strong>tlichen Universum und<br />

dann noch so Kleinigkeiten wie Windrichtungen<br />

und Wettereinflüsse einkalkulieren, <strong>als</strong>o<br />

wie g<strong>es</strong>agt all<strong>es</strong> sehr einfach.<br />

Und <strong>es</strong> konnte losgehen.<br />

Ich rematerialisierte noch in <strong>de</strong>r<br />

Bar, was vor allem <strong>de</strong>n B<strong>es</strong>itzer nicht erfreute,<br />

<strong>de</strong>nn neben <strong>de</strong>r Rechnung und <strong>de</strong>m<br />

Trinkgeld musste er noch die halbe Bareinrichtung<br />

abschreiben, so eine Entmaterialisation<br />

hat ganz schön power.<br />

Da bleibt im Umkreis von 5 Metern<br />

kein Stein auf <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren, nicht umsonst<br />

darf eine Teleportation nur im Freien stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Wenn ich mich aber für eine Bareinrichtung<br />

o<strong>de</strong>r die Rettung <strong>de</strong>r Welt entschei<strong>de</strong>n<br />

muss, dann, tut mir aufrichtig leid lieber<br />

Barmann, dann entschei<strong>de</strong> ich mich für<br />

Letzter<strong>es</strong>.<br />

*<br />

86


Ich rematerialisierte <strong>als</strong>o exakt 45<br />

Meter über <strong>de</strong>m höchsten Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hauptstadt,<br />

die übrigens sinnigerweise „Odins<br />

Hochsitz“ heißt.<br />

Claro, <strong>das</strong>s ich sofort meine Schutzschirme<br />

auf höchste Leistung hochfuhr und<br />

mich in mein unsichtbar machend<strong>es</strong> Deflektorfeld<br />

kuschelte.<br />

Sehen lassen durfte ich mich auf<br />

keinen Fall.<br />

Trotz Energi<strong>es</strong>chirm und Lichtumlenkfeld<br />

hatte ich gegen die geballte Macht,<br />

die unter mir aufmarschiert war, nicht die<br />

geringste Chance.<br />

Die Stadt sah von oben aus wie ein<br />

Ameisenhaufen.<br />

Schwarz!<br />

Menschenlawinen krochen durch die<br />

einst glänzen<strong>de</strong>n Prachtboulewards wie eine<br />

ri<strong>es</strong>ige, unendliche schwarz g<strong>es</strong>prenkelte Ri<strong>es</strong>enschlange<br />

auf <strong>de</strong>r Suche nach Nahrung.<br />

Ungezählt und unhaltbar bran<strong>de</strong>te sie<br />

zur Innenstadt, die, wie <strong>de</strong>r Name „Odins<br />

Hochsitz“ schon vermuten lässt, <strong>de</strong>r Form ein<strong>es</strong><br />

ri<strong>es</strong>igen hochherrschaftlichen Lehns<strong>es</strong>sel<br />

nachgebaut wor<strong>de</strong>n war.<br />

Auf <strong>de</strong>m höchsten Punkt <strong>de</strong>r „S<strong>es</strong>selfläche“<br />

stand <strong>de</strong>r Typ, <strong>de</strong>r annahm, alle di<strong>es</strong>e<br />

Ameisen voll in <strong>de</strong>r Hand zu haben.<br />

Zu di<strong>es</strong>er Annahme konnte man leicht<br />

kommen, <strong>de</strong>nn umgeben wur<strong>de</strong> er von Tausen<strong>de</strong>n<br />

87


Kampfrobotern, die noch dazu an allen Knotenpunkten<br />

<strong>de</strong>r Stadt verteilt waren.<br />

Eine einzelne di<strong>es</strong>er furchterregen<strong>de</strong>n<br />

Kampfmaschinen konnte einen ganzen Planeten<br />

erobern.<br />

Die Roboter glänzten und funkelten<br />

von purpur- bis dunkelrot, ein sicher<strong>es</strong> Zeichen,<br />

<strong>das</strong>s Energi<strong>es</strong>chirme, ähnlich <strong>de</strong>m<br />

meinigen, sie vor allen Angriffen, mit welchen<br />

Mitteln auch immer, effektiv schützten.<br />

Natürlich hatte <strong>de</strong>r Größenwahnsinnige<br />

<strong>de</strong>n gleichen Individu<strong>als</strong>chutz.<br />

Draußen vor <strong>de</strong>r Stadt, Richtung Sonnenaufgang,<br />

konnte man <strong>das</strong> Rumoren <strong>de</strong>r Raumschiffgiganten<br />

hören, die sofort nach <strong>de</strong>r<br />

Krönungszeremonie <strong>de</strong>n Tod ins Universum tragen<br />

sollten.<br />

Di<strong>es</strong> all<strong>es</strong> aber wur<strong>de</strong> überschattet<br />

von einer ri<strong>es</strong>igen Energiekuppel, die vor <strong>de</strong>n<br />

Toren <strong>de</strong>r Stadt <strong>das</strong> Planetenkraftwerk und <strong>das</strong><br />

gigantische Positronengehirn über<strong>de</strong>ckte, <strong>das</strong><br />

<strong>das</strong> Leben d<strong>es</strong> g<strong>es</strong>amten Planetensystems kontrollierte<br />

und verwaltete.<br />

Und genau di<strong>es</strong>e Energiekuppel musste<br />

mein erst<strong>es</strong> Ziel sein.<br />

Da reinzukommen war <strong>das</strong> bisher schwierigste<br />

Unternehmen in meiner Scoutkarriere.<br />

Den Energi<strong>es</strong>chirm konnte ich nur mit<br />

einem wagh<strong>als</strong>igen Teleportersprung überwin<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nn nur die fünfte Dimension schaffte<br />

so ein Hin<strong>de</strong>rnis<br />

88


Jetzt ging <strong>es</strong> darum, mich in meine Atome<br />

aufzulösen, alle zusammen in die fünfte<br />

Dimension zu schleu<strong>de</strong>rn, die da rein zu<br />

schmeißen und drinnen zu hoffen, <strong>das</strong>s <strong>de</strong>r<br />

große Puzzlemeister alle wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r richtigen<br />

Reihenfolge zusammensetzt und möglichst<br />

nicht gera<strong>de</strong> in einem Kernbrennstab.<br />

UFF!!<br />

Ich wäre aber nicht die Superbella,<br />

wenn ich nicht auch di<strong>es</strong><strong>es</strong> Problem wie immer<br />

mit Bravour lösen wür<strong>de</strong>!<br />

Es wur<strong>de</strong> zwar haarig, aber letztendlich<br />

hatte ich <strong>es</strong> g<strong>es</strong>chafft und los ging’s<br />

<strong>zum</strong> Finale.<br />

*<br />

„Jetzt will ich mal <strong>de</strong>n Showdown einleiten,<br />

du größenwahnsinniger Schmarotzer und<br />

dir zeigen was <strong>es</strong> heißt, sich mit mir anzulegen,<br />

du wirst jetzt <strong>de</strong>in blau<strong>es</strong> Wun<strong>de</strong>r erleben!“<br />

Mein Auftritt musste natürlich stand<strong>es</strong>gemäß<br />

sein, schließlich haben wir Scouts<br />

ja einen Ruf zu verlieren.<br />

Für große Feierlichkeiten <strong>gibt</strong> <strong>es</strong><br />

eine Galauniform, die mehr <strong>als</strong> nur beeindruckend<br />

ist.<br />

In tiefstem Samtblau kontrastiert<br />

die enganliegen<strong>de</strong> zweiteilige Galauniform mit<br />

<strong>de</strong>m glänzen<strong>de</strong>n Symbol <strong>de</strong>r Weltraumscouts.<br />

89


Eine liegen<strong>de</strong> “acht“, ultimativ<strong>es</strong><br />

Zeichen für die Unendlichkeit, gefertigt aus<br />

E<strong>de</strong>lsteinen vom System Epsilon 1, die ständig<br />

ihre Farbe wechseln und einen irrlichternen<br />

Glanz ausstrahlen, <strong>de</strong>r jed<strong>es</strong> Auge fasziniert.<br />

Aus <strong>de</strong>n gleichen E<strong>de</strong>lsteinen, befin<strong>de</strong>t<br />

sich genau auf Herzhöhe <strong>das</strong> Mo<strong>de</strong>ll unserer<br />

Spiralgalaxie <strong>als</strong> Kennzeichen mein<strong>es</strong> Grad<strong>es</strong><br />

<strong>als</strong> Meisterscout.<br />

Wenn <strong>das</strong> keinen Eindruck hinterlassen<br />

wür<strong>de</strong>, wäre ich nicht mehr Bella „die<br />

Unbezwingbare“, nicht umsonst hatte ich<br />

di<strong>es</strong>en Outfit immer im Techgürtel griffbereit.<br />

„ACHTUNG HERR KAISER ICH KOMME!!!“<br />

*<br />

Und <strong>es</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r erhoffte überwältigen<strong>de</strong><br />

Auftritt.<br />

Ich rematerialisierte genau 4 Meter vor <strong>de</strong>m<br />

selbsternannten Regenten.<br />

Ein Roboter, geklei<strong>de</strong>t in eine hochherrschaftliche<br />

Livree, war gera<strong>de</strong> dabei ihm<br />

eine glänzen<strong>de</strong> Krone aufs Haupt zu donnern,<br />

<strong>als</strong> mich <strong>de</strong>r D<strong>es</strong>pot, die Roboter und die ri<strong>es</strong>ige<br />

Menschenmenge im gleichen Augenblick<br />

bemerkten.<br />

Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich<br />

aus.<br />

90


Dem Kaiser klappte <strong>de</strong>r Kinnla<strong>de</strong>n herunter,<br />

während er glotzte, <strong>als</strong> sähe er eine<br />

Fata Morgana, die Menschen unterbrachen ihre<br />

erzwungenen Hochrufe, <strong>es</strong> wur<strong>de</strong><br />

totenstill ..............man hätte eine Fe<strong>de</strong>r<br />

zu Bo<strong>de</strong>n fallen hören können und die Roboter<br />

rissen ihre Tod<strong>es</strong>strahler nach oben.<br />

Da stand ich nun, ohne <strong>de</strong>n geringsten<br />

Schutz, kein hypermagnetisch<strong>es</strong> Energiefeld<br />

<strong>das</strong> mich umhüllte, keine Schlachtschiffarmada,<br />

die mich absicherte.<br />

Nur ein kleiner schwacher Scout, für<br />

die Menschen auf di<strong>es</strong>em Planeten aber ein<br />

Fabelw<strong>es</strong>en, <strong>das</strong> man nur von Erzählungen und<br />

aus <strong>de</strong>n Holosendungen kannte.<br />

Für einen D<strong>es</strong>poten, <strong>de</strong>r nichts geringer<strong>es</strong><br />

<strong>als</strong> die Unterdrückung <strong>de</strong>r Galaxie im<br />

Sinn hatte, war ich aber nur ein störend<strong>es</strong><br />

Hin<strong>de</strong>rnis, <strong>das</strong> man wie eine lästige Mücke<br />

zerschmettern muss.<br />

Er lachte laut auf und gebot seinen<br />

Robotern mit erhobener Hand Einhalt.<br />

Moment.<br />

Das war für mich <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Meine Nackenhaare hatten sich steil<br />

aufgerichtet und ich sah schon meine Atome in<br />

alle Himmelsrichtungen<br />

abschwirren.............aber!<br />

UFF!!!<br />

Meine Taktik war aufgegangen.<br />

91


Ich hatte <strong>es</strong> mir zwar vorher gut<br />

überlegt ob ich di<strong>es</strong><strong>es</strong> gewagte Spiel spielen<br />

sollte, schließlich sind wir Scouts ja auch<br />

hervorragend g<strong>es</strong>chulte Psychologen, aber <strong>es</strong><br />

hätte ja auch sein gekonnt, <strong>das</strong>s ich sein<br />

Persönlichkeitsprofil f<strong>als</strong>ch interpretiert<br />

habe.<br />

Aber <strong>de</strong>r Doofkopp war genau so eitel<br />

und überheblich wie ich erwartet hatte und<br />

damit hatte er verspielt.<br />

„Na wen haben wir <strong>de</strong>nn da?<br />

Noch so einen vorwitzigen Scout!<br />

Oh...sogar eine Scoutin. Das ist aber eine<br />

Ehre!», seine Stimme triefte vor Sarkasmus.<br />

Mit meiner dienstlichsten Stimme verlangte<br />

ich seine sofortige Abdankung und<br />

<strong>das</strong>s alle Rechte sein<strong>es</strong> Volk<strong>es</strong>, <strong>das</strong> er so<br />

lange und brutal unterdrückt hat, wie<strong>de</strong>r in<br />

Kraft g<strong>es</strong>etzt wer<strong>de</strong>n müssen und im übrigen<br />

sei er verhaftet.<br />

Durch eine trickreiche Verstärkung<br />

meiner Stimme sorgte ich dafür, <strong>das</strong>s ich in<br />

<strong>de</strong>r ganzen Stadt gehört wur<strong>de</strong>.<br />

Es war immer noch mucksmäuschenstill<br />

in <strong>de</strong>r ganzen Stadt.<br />

Meine Re<strong>de</strong> führte bei <strong>de</strong>m Möchtegernkaiser<br />

zu einem regelrechten Heiterkeitsausbruch.<br />

„WAAHAHAHA!!<br />

Da haben wir aber mal ein witzig<strong>es</strong><br />

Scoutchen.<br />

92


Du hast wohl meine kleinen Roboter<br />

total übersehen? Je<strong>de</strong>r mit einem schönen<br />

Strahlengewehrchen und weit und breit keine<br />

Schlachtflotte zu sehen, die dich rauspauken<br />

könnte!<br />

Sag tschüß hässliche Welt mein<br />

Zuckerpüppchen!“.<br />

Telepathisch registrierte ich ein<br />

intensivieren <strong>de</strong>r Impulse seiner grauen<br />

Gehirnrin<strong>de</strong>, die immer einem g<strong>es</strong>prochenen<br />

Befehl voraus gehen und <strong>das</strong> gab für mich<br />

letztendlich <strong>de</strong>n Ausschlag zu han<strong>de</strong>ln.<br />

*<br />

Mit einem telepathischen Befehl löste<br />

ich <strong>de</strong>n Zündimpuls aus und am äußersten Rand<br />

<strong>de</strong>r Stadt, wo eben noch <strong>de</strong>r gewaltige Energi<strong>es</strong>chirm<br />

d<strong>es</strong> Kraftwerks g<strong>es</strong>trahlt hatte,<br />

ging eine neue Sonne auf.<br />

Sie entfaltete sich zu einem prachtvollen,<br />

schaurig schönen, ri<strong>es</strong>igen Pilz einer<br />

Kernbombenexplosion.<br />

Eine einsatzbereite Roboterarmee erstarrte,<br />

robotgelenkte Flugzeuge und Raketen<br />

verloren ihre Kontrolleure und überall auf<br />

<strong>de</strong>n Planeten suchten die Menschen angstvoll<br />

Schutz, wenn die steuerlos gewor<strong>de</strong>nen High-<br />

Tech-Produkte ein<strong>es</strong> Wahnsinnigen aus <strong>de</strong>m Himmel<br />

fielen und sich in flammen<strong>de</strong> Fragmente<br />

auflösten.<br />

93


Die Fusionsgeneratoren <strong>de</strong>r startbereiten<br />

Raumschiffarmada erstarben und ein<br />

Volk erwachte aus einem schier endlosen<br />

Alptraum.<br />

Der R<strong>es</strong>t ist schnell erzählt.<br />

Meine Mikrokernbombe, nicht größer<br />

<strong>als</strong> ein Golfball, die ich vorsorglich innerhalb<br />

d<strong>es</strong> schützen<strong>de</strong>n Energi<strong>es</strong>chirm d<strong>es</strong> Kraftwerks<br />

und d<strong>es</strong> Positronengehirns <strong>de</strong>poniert und<br />

die ich im letzten Moment telepathisch gezün<strong>de</strong>t<br />

hatte, hatte ganze Arbeit geleistet.<br />

Von <strong>de</strong>m ri<strong>es</strong>igen Komplex blieb nur<br />

noch ein 50 Meter tiefer und 2 Kilometer<br />

breiter Krater übrig.<br />

Was <strong>de</strong>r D<strong>es</strong>pot <strong>als</strong> seine stärkste<br />

Waffe ang<strong>es</strong>ehen hatte, die komplette Energieversorgung<br />

<strong>de</strong>r Planeten von einer einzigen<br />

g<strong>es</strong>icherten Stelle aus, brach ihm jetzt <strong>das</strong><br />

Genick.<br />

Roboter ohne Strom für ihre Energi<strong>es</strong>chirme<br />

und für ihre Bewegungssysteme, waren<br />

jetzt nur noch teurer Schrott.<br />

Nur durch di<strong>es</strong>e überhebliche Fehleinschätzung<br />

war <strong>es</strong> mir möglich gew<strong>es</strong>en <strong>das</strong><br />

d<strong>es</strong>potische Regime im Handstreich wegzufegen.<br />

Der einzige Scha<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n ich anrichtete<br />

war <strong>de</strong>r totale Stromausfall auf allen<br />

Planeten.<br />

Meine „saubere“ Kernbombe hatte<br />

keinerlei schädliche Nebenwirkungen wie Atombomben<br />

früherer Zeiten.<br />

94


Das hatten die Wissenschaftler<br />

schon früh in <strong>de</strong>n Griff bekommen, <strong>de</strong>nn auf<br />

keinem Gebiet ist die Wissenschaft so erfin<strong>de</strong>risch<br />

wie auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Massenvernichtung.<br />

Also musste ich mir nur noch <strong>de</strong>n<br />

plötzlich sehr kleinlaut gewor<strong>de</strong>nen Exmachthaber<br />

vornehmen und <strong>de</strong>r Käse war geg<strong>es</strong>sen.<br />

Das wur<strong>de</strong> aber nicht mehr nötig.<br />

Die Menschen hatten kapiert. In ihnen<br />

erwachte ihr alt<strong>es</strong> Wikingerblut.<br />

Einem ri<strong>es</strong>igen Tsunami gleich<br />

schwappte die Menschenflut über die verhassten<br />

Kampfroboter. „Unzerstörbare“ Wun<strong>de</strong>rwerke<br />

<strong>de</strong>r Vernichtung wur<strong>de</strong>n von bloßen Hän<strong>de</strong>n<br />

zerrissen. All<strong>es</strong> was an <strong>das</strong> verhasste System<br />

erinnerte ging im Aufschrei <strong>de</strong>r Menge unter.<br />

Ungerührt und maj<strong>es</strong>tätisch stand ich<br />

auf Odins Hochsitz, während neben mir ein<br />

Häufchen Elend vor Angst zitternd im Bo<strong>de</strong>n<br />

versinken wollte; vergeblich hoffend, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong> rasen<strong>de</strong> Volk in übersehen solle.<br />

Ich konnte, auch wenn <strong>de</strong>r Möchtegernkaiser<br />

<strong>das</strong> nicht verdient hatte, keine<br />

Lynchjustiz zulassen.<br />

Eine Menschenmenge di<strong>es</strong><strong>es</strong> Ausmaß<strong>es</strong><br />

war in ihrem gerechten Zorn unberechenbar.<br />

*<br />

95


Ich hätte <strong>es</strong> ihr nicht ver<strong>de</strong>nken können,<br />

wenn sie di<strong>es</strong>en Trottel neben mir in <strong>de</strong>r<br />

Luft zerrissen hätten.<br />

Also hatte ich die nötigen Vorsichtsmaßnahmen<br />

getroffen.<br />

Schon seit zehn Minuten schwebte<br />

mein Raumschiff, eingehüllt in sein Deflektorfeld<br />

20 Meter über mir, bereit auf meinen<br />

Befehl sofort einzugreifen.<br />

Ich war auf je<strong>de</strong> Möglichkeit vorbereitet,<br />

aber <strong>zum</strong> Glück erwi<strong>es</strong> sich Odins Bevölkerung<br />

<strong>als</strong> gerecht und zivilisiert.<br />

Das Schreien <strong>de</strong>r Menge wur<strong>de</strong> <strong>zum</strong> Rufen,<br />

dann <strong>zum</strong> Murmeln und plötzlich trat Totenstille<br />

ein.<br />

Aus <strong>de</strong>r ersten Reihe lösten sich fünf<br />

Personen, eine ältere Frau, zwei junge Frauen<br />

und zwei alte Männer mit zerfurchten G<strong>es</strong>ichtern,<br />

in <strong>de</strong>nen man <strong>das</strong> überstan<strong>de</strong>ne Leid<br />

d<strong>es</strong> ganzen Planeten abl<strong>es</strong>en konnte.<br />

Langsam und vorsichtig kamen sie auf<br />

mich zu, ohne ihrem Exdiktator auch nur ein<strong>es</strong><br />

Blick<strong>es</strong> zu würdigen.<br />

Die ältere Frau wandte sich ruhig,<br />

aber auch ein bisschen ängstlich an mich.<br />

„Hochverehrter Weltraumscout. Ich kann<br />

mit Worten nicht ausdrücken, wie dankbar unser<br />

Volk dir ist, für <strong>das</strong> ich hier stellvertretend<br />

re<strong>de</strong>.<br />

96


Du hast uns aus einer unsagbaren Tyrannei<br />

befreit, die viel Leid, Trauer und Not<br />

auf unseren Planeten gebracht hat.<br />

Schon unsere Eltern haben uns von <strong>de</strong>n<br />

Wun<strong>de</strong>rn erzählt, die die Scouts in <strong>de</strong>r<br />

Galaxis leisten. Bis heute hätten wir <strong>das</strong><br />

nicht für möglich gehalten und noch unsere<br />

Kin<strong>de</strong>r und Kind<strong>es</strong>kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n von di<strong>es</strong>em<br />

Wun<strong>de</strong>r berichten. Ich möchte dich im Namen<br />

<strong>de</strong>r Un-tergrundregierung von Odin, wir fünf<br />

hier sind ihre regulär gewählten Vertreter,<br />

bit-ten, uns di<strong>es</strong>en Mör<strong>de</strong>r, dabei <strong>de</strong>utete sie<br />

angewi<strong>de</strong>rt auf <strong>de</strong>n Extyrannen, zur Verurteilung<br />

zu überlassen. Es wird einen regulären<br />

Proz<strong>es</strong>s geben und <strong>es</strong> wird nach Recht und<br />

G<strong>es</strong>etz geurteilt. Mir viel ein Stein vom<br />

Herzen.<br />

Dass die Menschen hier nach all <strong>de</strong>r<br />

Unterdrückung und <strong>de</strong>n Mor<strong>de</strong>n noch soviel<br />

Größe und Toleranz aufbrachten war überwältigend.<br />

Jetzt konnte ich ruhigen Gewissens meinen<br />

Abgang vorbereiten und <strong>de</strong>r sollte ein<br />

Hammer wer<strong>de</strong>n.<br />

Als ich auf telepathischem Wege mein<br />

Scoutschiff zu mir beor<strong>de</strong>rt hatte, wur<strong>de</strong>n<br />

gleichzeitig auf <strong>de</strong>m ganzen Planeten Übertragungsdrohnen<br />

ausg<strong>es</strong>etzt, die meine Abschiedsworte<br />

flächen<strong>de</strong>ckend auf allen Erdteilen<br />

verbreiteten.<br />

*<br />

97


So... die Show konnte beginnen.<br />

„Meine lieben Freun<strong>de</strong>!“, die Menge hing<br />

atemlos an meinen Lippen.<br />

„Meine lieben Freun<strong>de</strong>! Ihr braucht euch<br />

bei mir nicht zu bedanken. Wir Weltraumscouts<br />

sind die Diener aller Menschen, überall<br />

in <strong>de</strong>r Galaxis. Wenn Unterdrückung und<br />

Ausbeutung Menschen versklaven o<strong>de</strong>r umbringen,<br />

setzen wir uns vorbehaltlos für <strong>de</strong>ren<br />

Schutz und ihre Rettung ein.<br />

Unser Leben gehört nicht mehr uns<br />

selbst, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r g<strong>es</strong>amten Galaxis.<br />

Selten müssen wir unser Leben für <strong>das</strong><br />

Leben an<strong>de</strong>rer opfern. Wenn <strong>es</strong> aber einmal<br />

passiert, wie <strong>es</strong> lei<strong>de</strong>r in di<strong>es</strong>em System<br />

g<strong>es</strong>chehen ist, zwei meiner Freun<strong>de</strong> haben für<br />

euch ihr Leben gelassen, dann g<strong>es</strong>chah di<strong>es</strong> in<br />

<strong>de</strong>r Hoffnung, <strong>das</strong>s ihr Opfer nicht umsonst<br />

gew<strong>es</strong>en ist.<br />

Erinnert euch bitte immer daran, <strong>das</strong>s<br />

sie ihr Leben für euch in <strong>de</strong>r Hoffnung<br />

gegeben haben, <strong>das</strong>s auf Odin und <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Planeten Thor und Baldur nie mehr<br />

Ungerechtigkeit und Unterdrückung herrschen.<br />

Ich lege <strong>de</strong>n Neuanfang voll in eure<br />

eigenen Hän<strong>de</strong>. In ein paar Wochen wer<strong>de</strong>n<br />

Hilfsschiffe von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> eintreffen, die<br />

euch beim Aufbau einer neuen und friedlichen<br />

Zivilisation helfen wer<strong>de</strong>n. Ich aber muss<br />

euch verlassen, <strong>de</strong>nn in an<strong>de</strong>ren Teilen <strong>de</strong>r<br />

Galaxis warten auf mich an<strong>de</strong>re Aufgaben und<br />

98


lei<strong>de</strong>r noch viel Leid und Elend, <strong>das</strong> <strong>es</strong> zu<br />

b<strong>es</strong>eitigen gilt.“<br />

Mit di<strong>es</strong>en Worten schaltete ich <strong>das</strong><br />

Deflektorschild d<strong>es</strong> Raumschiff<strong>es</strong> aus, <strong>das</strong><br />

plötzlich eindrucksvoll in seinem Antigravfeld<br />

über meinem Kopf schwebte.<br />

Ein Raunen ging durch die Menschenmenge.<br />

Ungläubig aufgerissene Augen fixierten<br />

fassungslos <strong>das</strong> scheinbare Wun<strong>de</strong>r. Angstvoll<br />

versuchte sich ein Teil <strong>de</strong>r Menge weiter zurück<br />

zu ziehen, während die an<strong>de</strong>ren sich neugierig<br />

näher herandrängten.<br />

Im Schiff öffnete sich genau über mir<br />

die große Bo<strong>de</strong>nluke, ein greller Lichtschein<br />

tauchte meinen Körper in glühend<strong>es</strong> Feuer, in<br />

<strong>de</strong>m ich auf meinem Antigravfeld langsam nach<br />

oben schwebte.<br />

„Wow!...Wenn <strong>das</strong> keinen Eindruck<br />

hinterlassen hat, dann weiß ich auch nicht.“<br />

Im Schiff angekommen schloss ich die<br />

Bo<strong>de</strong>nluke, schmiss mich in <strong>de</strong>n Kommandos<strong>es</strong>sel,<br />

gab <strong>de</strong>n Startbefehl und stieß <strong>de</strong>n<br />

größten Seufzer mein<strong>es</strong> Lebens aus<br />

„Sseeuufzz!“<br />

Für die Menschen vor Odins Hochsitz<br />

musste <strong>es</strong> aussehen, <strong>als</strong> ob ein Komet von ihrem<br />

Planeten aus in <strong>de</strong>n Weltraum raste, <strong>als</strong><br />

mein Raumschiff startete.<br />

Und so wur<strong>de</strong> ein Sage aus <strong>de</strong>r Wiege gehoben,<br />

gleichberechtigt neben <strong>de</strong>n alten nor-<br />

99


dischen Sagen von Odin und <strong>de</strong>r Walhalla, von<br />

Odins Sohn Thor und allen großen nordischen<br />

Kriegern, die am F<strong>es</strong>tmahl an Odins Tafel in<br />

<strong>de</strong>r Walhalla Platz fin<strong>de</strong>n. Ab jetzt war <strong>de</strong>r<br />

Ehrenplatz, direkt neben Odin für einen neuen<br />

Krieger r<strong>es</strong>erviert., für<br />

BELLA;<br />

<strong>de</strong>r ersten Kriegerin an Odins Tafel.<br />

*<br />

Das waren die geilsten Momente mein<strong>es</strong><br />

Lebens. Dafür lohnte sich <strong>das</strong> Leben. Ich....<br />

die strahlen<strong>de</strong> Heldin! Also ganz genau nach<br />

meinem G<strong>es</strong>chmack.<br />

Den R<strong>es</strong>t managte ich so ganz nebenbei.<br />

Ich flog zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Nachbarplaneten,<br />

kloppte <strong>de</strong>m Vasallen d<strong>es</strong> g<strong>es</strong>türzten D<strong>es</strong>poten<br />

gehörig auf die Finger und setzte eine Übergangsregierung<br />

ein.<br />

Dabei bemerkte ich einen großen Krater<br />

nahe <strong>de</strong>r Hauptstadt Thors und ent<strong>de</strong>ckte durch<br />

Zeitanalyse Fragmente ein<strong>es</strong> Scoutschiff<strong>es</strong>.<br />

Also flog ich hier offensichtlich über<br />

<strong>das</strong> Grab ein<strong>es</strong> verschollenen Scouts.<br />

Reglos ließ ich mein Raumschiff über <strong>de</strong>r<br />

Mitte d<strong>es</strong> Kraters schweben und gedachte in<br />

einer Schweigeminute mein<strong>es</strong> g<strong>es</strong>torbenen<br />

Freund<strong>es</strong>.<br />

100


Zum stillen Ge<strong>de</strong>nken an seine Aufopferung<br />

im Dienste <strong>de</strong>r Menschheit, schoss ich eine<br />

Kristallbaumkapsel ins Zentrum d<strong>es</strong> Kraters,<br />

aus <strong>de</strong>r im Laufe <strong>de</strong>r Jahrtausen<strong>de</strong> ein<br />

gewaltiger Kristallbaum wachsen wür<strong>de</strong>, <strong>als</strong> ewig<strong>es</strong><br />

Ge<strong>de</strong>nken an einen Scout, <strong>de</strong>r sein Leben<br />

für <strong>das</strong> Wohl an<strong>de</strong>rer geopfert hat.<br />

Dann ging’s zur Berichterstattung zurück<br />

zur Solaradmiral Wartburg.<br />

101


vier<br />

Ping...ping...ping...<br />

“Ping….ping….ping…. was sollte <strong>de</strong>nn <strong>das</strong>?“<br />

Bella gab schon <strong>zum</strong> dritten Mal einen<br />

telepathischen Befehl an <strong>de</strong>n Schiffscomputer<br />

um di<strong>es</strong><strong>es</strong> stören<strong>de</strong> ...ping...-ping... auszuschalten.<br />

Ping....ping....ping. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> blö<strong>de</strong> ping<br />

wollte einfach nicht aufhören.<br />

„Du musst dich schon aus <strong>de</strong>m Bett wuchten,<br />

wenn du <strong>de</strong>n Wecker ausstellen<br />

willst!“<br />

Die Stimme kannte Bella doch!?! „Na<br />

klar, <strong>das</strong> war doch Baiti! Aber was machte<br />

Baiti in ihrem Raumschiff?<br />

R<strong>es</strong>ignierend öffnete sie ihre Gucker.<br />

Raumschiff? Das war aber ein komisch<strong>es</strong> Raumschiff!<br />

Da fiel <strong>es</strong> ihr wie Schuppen von <strong>de</strong>n Augen.<br />

Die Decke ein Sternenhimmel.<br />

In <strong>de</strong>r Ecke ein Fitn<strong>es</strong>sfahrrad.<br />

Gegenüber <strong>das</strong> Regal mit ihren ganzen Puppen!<br />

Ein Traum! All<strong>es</strong> war ein Traum gew<strong>es</strong>en.<br />

Scout Bella, Odin, <strong>de</strong>r Solaradmiral, <strong>de</strong>r sie<br />

102


gleich so an ihren Vater erinnert hatte, <strong>das</strong><br />

war <strong>das</strong> Werk Baitis!<br />

„Baiitii!!!“<br />

„Was <strong>de</strong>nn mein Zuckerschnäuzchen?“<br />

„Baiti, war <strong>das</strong> all<strong>es</strong> <strong>de</strong>in Werk?“<br />

„Mein Werk? Was meinst du <strong>de</strong>nn mit mein<br />

Werk, großer Weltraumscout?“<br />

„Also doch all<strong>es</strong> nur ein Traum! Die<br />

ganze G<strong>es</strong>chichte habe ich nur geträumt! So<br />

ist <strong>es</strong> doch Baiti, bitte sag mir doch, ob ich<br />

all<strong>es</strong> nur geträumt habe!“<br />

„Was ist schon ein Traum? Was ist die<br />

Wirklichkeit? Wenn du etwas intensiv erlebst,<br />

mit allem was dazu gehört, dann kann <strong>das</strong> die<br />

Realität sein, o<strong>de</strong>r man kann in einer an<strong>de</strong>ren<br />

Realitätsebene leben. Vielleicht kann man<br />

<strong>das</strong> <strong>als</strong> Traum bezeichnen<br />

Du kannst aber all<strong>es</strong> auch erlebt haben,<br />

möglich, <strong>das</strong>s du in die Zukunft g<strong>es</strong>chlüpft<br />

bist, wo du ein Leben <strong>als</strong> Weltraumscout<br />

lebst, o<strong>de</strong>r du lebst in <strong>de</strong>r Vergangenheit <strong>als</strong><br />

Prinz<strong>es</strong>sin, o<strong>de</strong>r <strong>als</strong> fahren<strong>de</strong>r Ritter.<br />

Eine weit verbreitete Theorie ist auch<br />

die Existenz von parallelen Welten, die nebeneinan<strong>de</strong>r<br />

existieren.<br />

Manche in <strong>de</strong>r gleichen Zeitepoche, manche<br />

in <strong>de</strong>r Zukunft, an<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Vergangenheit.<br />

Die G<strong>es</strong>chichte kann auf je<strong>de</strong>r parallelen<br />

Welt eine an<strong>de</strong>re Entwicklung genommen habe.<br />

103


Du musst für dich ganz allein entschei<strong>de</strong>n,<br />

ob du gelebt, o<strong>de</strong>r geträumt hast.“<br />

Das war eine lange Erklärung. Bella<br />

war nicht gewohnt, <strong>das</strong>s Baiti solch eine<br />

Quasselstrippe ist. Und nach<strong>de</strong>m sie alle<br />

ihre Erlebnisse, ihre Gefühle, ihre Erinnerungen,<br />

gegeneinan<strong>de</strong>r abgewogen hatte, b<strong>es</strong>chloss<br />

sie, <strong>das</strong>s ihre Abenteuer Wirklichkeit<br />

gew<strong>es</strong>en waren.<br />

Boahh! Ungeahnte Möglichkeiten, fantastische<br />

Welten eröffneten sich vor ihren geistigen<br />

Augen.<br />

„Okay! All<strong>es</strong> gecheckt! Dann wollen wir<br />

uns <strong>als</strong>o mal <strong>de</strong>r aktuellen Realität stellen.“<br />

Und die grausame Realität hieß:<br />

Aufstehen und ab in die Schule.<br />

„Uahhh!“ Bella gähnte ausgiebig und<br />

krabbelte total kaputt aus <strong>de</strong>r Kiste. Sie<br />

fühlte sich <strong>als</strong> hätte sie zehn Nächte<br />

durchgemacht. Ob <strong>das</strong> an einem Traum liegen<br />

kann?<br />

„Sei’s wie <strong>es</strong> ist“, sie torkelte verschlafen<br />

an <strong>de</strong>n Frühstückstisch. Na logo, <strong>das</strong><br />

musste die Realität sein. So zwei Deppen wie<br />

ihre Brü<strong>de</strong>r konnten nur in <strong>de</strong>r grausamen Realität<br />

vorkommen.<br />

„Na lieb<strong>es</strong> Schw<strong>es</strong>terlein? Du siehst heute<br />

mal wie<strong>de</strong>r entzückend aus. So´n Zwischending<br />

zwischen Dracula und <strong>de</strong>r Glöckner von<br />

Notre Damme.<br />

„Wuuaaahhhääääää...hä.““<br />

104


Das war für Bella zu viel. Erst rettete<br />

sie <strong>das</strong> Universum und dann, ohne je<strong>de</strong>n R<strong>es</strong>pekt,<br />

machten sie die zwei Oberschwachköppe<br />

blöd an.<br />

Sie stürzte sich auf ihre bei<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r,<br />

die fielen gegen ihren Vater, <strong>de</strong>r gegen <strong>de</strong>n<br />

Küchentisch, und all<strong>es</strong> zusammen kippte um.<br />

Das gab eine Sauerei! Spiegeleier, Orangensaft,<br />

knusperiger Toast, Milchgläser – inclusive<br />

schöner frischer Milch -, <strong>de</strong>r große<br />

Topf mit Erdbeermarmela<strong>de</strong> – all<strong>es</strong> lan<strong>de</strong>te<br />

zwischen zwei Jungen, einem Mädchen und einem<br />

fluchen<strong>de</strong>n Vater.<br />

Der Arm-Beine Knäuel strampelte um die<br />

Wette und machte in ausgezeichneter Teamarbeit<br />

die Sauerei immer größer.<br />

Bella hatte sich wie ein tollwütiger<br />

Foxterrier in ein Bein verbissen, <strong>das</strong>s aber<br />

peinlicherweise ihrem lieben Daddy gehörte.<br />

„Aauaahhahaeeuiaokrwaaututz!“<br />

AAUUFFHHÖÖRREENN!!!<br />

Es wur<strong>de</strong> still, wie in <strong>de</strong>r Gruft d<strong>es</strong><br />

kleinen Vampirs.<br />

Aus <strong>de</strong>m Schlachtfeld löste sich torkelnd<br />

eine uni<strong>de</strong>ntifizierbare G<strong>es</strong>talt.<br />

„AAUUFFHHÖÖRREENN!!!<br />

Das Marmela<strong>de</strong>nmonster griff nach <strong>de</strong>m<br />

nächsten freien Arm, griff daneben und ....<br />

plumps ... lan<strong>de</strong>te <strong>es</strong> in <strong>de</strong>n Spiegeleiern.<br />

„Nein ... nein .... nein!. Womit habe<br />

ich <strong>das</strong> verdient?!? Ich will nicht mehr!<br />

105


Ich kann nicht mehr. Der Marmela<strong>de</strong>nvater<br />

schlug die Hän<strong>de</strong> vors G<strong>es</strong>icht, während ein<br />

Toast langsam von <strong>de</strong>n Haaren, über die Stirn,<br />

über die Nase, auf sein Kinn rutschte.<br />

Eine kleine Hand schnappte sich vorsichtig<br />

<strong>de</strong>n Toast und hielt ihn ihrem Vater<br />

vor <strong>de</strong>n Mund.<br />

„Schau mal mein heißgeliebter Vater. Du<br />

brauchst <strong>de</strong>n Toast gar nicht mehr zu schmieren<br />

– ging ganz automatisch.<br />

Mit <strong>de</strong>m linken Auge schaute <strong>de</strong>r Leidgeprüfte<br />

seiner Tochter mitten ins G<strong>es</strong>icht.<br />

Das an<strong>de</strong>re Auge konnte er nicht benutzen, <strong>das</strong><br />

war schön sauber mit Erdbeermarmela<strong>de</strong> zug<strong>es</strong>chmiert.<br />

Wie auf Kommando fingen alle an zu lachen.<br />

Jorn, Helge, Bella und <strong>das</strong> Marmela<strong>de</strong>nmonster<br />

fielen sich in die Arme und lan<strong>de</strong>ten<br />

prompt noch einmal in <strong>de</strong>r Sauerei.<br />

„So ... Jungs, lasst uns jetzt <strong>de</strong>n<br />

ganzen Scheiß wegräumen und Schwamm darüber.“<br />

Eine vorbildliche und friedliche Familie<br />

säuberte die verwüstete Küche und fing noch<br />

einmal von vorne an.<br />

Di<strong>es</strong>mal wür<strong>de</strong> <strong>es</strong> ein tooootal harmonisch<strong>es</strong><br />

Frühstück an <strong>de</strong>m ein Vater von seinen<br />

Kin<strong>de</strong>rn wie ein indischer Radscha verwöhnt<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

106


Natürlich musste die ganze Familie erst<br />

mal unter die Dusche, was gemeinsam bekanntlich<br />

ja b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>ren Spaß macht.<br />

Bellas Vater wusste, <strong>das</strong>s nach so einer,<br />

mehr rituellen Reinigung, ein paar Wochen<br />

lang Frie<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Familie herrschen wür<strong>de</strong>,<br />

<strong>das</strong> war <strong>das</strong> zerbrochene Frühstücksg<strong>es</strong>chirr<br />

wohl wert gew<strong>es</strong>en. Während er beruhigt zur<br />

Arbeitsstelle fuhr packte Bella ihre Schulsachen<br />

und ra<strong>de</strong>lte zur Schule.<br />

Im letzten Moment war ihr noch eingefallen,<br />

<strong>das</strong>s heute Schwimmen ansagt war und <strong>das</strong><br />

war <strong>de</strong>r Horror schlechthin. Nicht wegen <strong>de</strong>m<br />

Wasser und d<strong>es</strong> Planschens und allem, Bella<br />

war eine ausgezeichnete Schwimmerin, son<strong>de</strong>rn<br />

wegen ein paar Typen aus <strong>de</strong>r 10a, die die<br />

Mädchen regelmäßig tyrannisierten.<br />

Sie gingen so raffiniert vor, <strong>das</strong>s ihre<br />

Schwimmlehrerin ihnen nie etwas nachweisen<br />

konnte.<br />

Guckte sie in die eine Richtung schmissen<br />

sie auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ein Mädchen ins<br />

Wasser. Kam sie dann auf die an<strong>de</strong>re Seite,<br />

wur<strong>de</strong> eine Klassenkameradin gegenüber getunkt.<br />

Dass sie auch in die Kabinen schlichen<br />

während sich die Mädchen umzogen, war schon<br />

fast selbstverständlich. Es war schlichtweg<br />

<strong>de</strong>r Horror.<br />

Und genau so kam <strong>es</strong>.<br />

Umklei<strong>de</strong>n konnten sie sich noch ohne<br />

Str<strong>es</strong>s, <strong>als</strong> sie dann aber vorsichtig die<br />

107


Schwimmhallentür öffneten, sahen sie die<br />

Typen schon stehen.<br />

Sadistisch, in offensichtlicher Vorfreu<strong>de</strong><br />

lungerten sie am Längsrand d<strong>es</strong><br />

Schwimmbeckens und von ihrer Lehrerin war wie<br />

immer weit und breit nix zu sehen.<br />

Bella wusste, <strong>das</strong>s heute etwas passieren<br />

wür<strong>de</strong>, <strong>das</strong> die Idioten ziemlich alt aussehen<br />

lassen wür<strong>de</strong>. Denn <strong>als</strong> sie heute früh Baiti<br />

von ihren Befürchtungen erzählte, hatte er<br />

ihr versprochen, <strong>das</strong> Kind schon zu schaukeln.<br />

Sie wusste zwar nicht wie Baiti mit <strong>de</strong>n<br />

Trotteln fertig wer<strong>de</strong>n wollte, aber sie hatte<br />

blind<strong>es</strong> Vertrauen zu ihrem Freund.<br />

Also trat sie selbstbewusst auf die<br />

grunzen<strong>de</strong>n Affen zu, blieb zwei Meter vor<br />

ihnen mit grimmiger Miene stehen, stemmte<br />

ihre Fäuste in die Seiten und baffte die<br />

Doofköppe an.<br />

„Haut ab ihr grinsen<strong>de</strong>n Affen! Heute<br />

und in Zukunft lasst ihr euch hier nicht mehr<br />

blicken. Schwirrt sofort ab, sonst <strong>gibt</strong>’s<br />

was auf die Birne!“<br />

„Wah-ah-ah-ah-ah-ah! Ich pack’s nicht.<br />

Di<strong>es</strong>e Spinnetante will uns was auf die Birne<br />

geben?!“<br />

Der Anführer drehte sich zu seinen Kumpanen,<br />

die lauth<strong>als</strong> in sein blöd<strong>es</strong> Gelächter<br />

einfielen.<br />

Ihre Freundinnen wollten sie unbedingt vor<br />

einer großen Dummheit bewahren und schnappten<br />

sie an ihrer Schulter.<br />

108


„Bella, komm, lass uns abhauen, die machen<br />

uns sonst alle. Gegen die haben wir<br />

nicht die geringste Chance, auch mit <strong>de</strong>inem<br />

Gelbgurt im Judo nicht.!“<br />

Aber Bella blieb unerschütterlich und<br />

starrte <strong>de</strong>n Ober<strong>de</strong>pp voll in d<strong>es</strong>sen pickelig<strong>es</strong><br />

Arschg<strong>es</strong>icht.<br />

Der strahlte über alle vier Backen, hob<br />

schon seine Arme um Bella zu packen, da ging<br />

plötzlich eine seltsame Wandlung in ihm vor.<br />

Sein Verhalten än<strong>de</strong>rte sich abrupt.<br />

Von grölen<strong>de</strong>n Gelächter über dämlich<strong>es</strong><br />

Gegrinse zu stummem Staunen und schließlich<br />

zu fassungslosem Entsetzen verän<strong>de</strong>rte sich<br />

sein Fretcheng<strong>es</strong>icht.<br />

Dabei starrte er auf einen Punkt hinter<br />

Bella <strong>als</strong> ob dort <strong>de</strong>r wahrhaftige Teufel<br />

stün<strong>de</strong>.<br />

Die Panik hatte auch seine Kumpel gepackt.<br />

Millimeter um Millimeter schoben sie<br />

sich mit schreckgeweiteten Augen <strong>zum</strong> Schwimmbadrand.<br />

Da wun<strong>de</strong>rte sich Bella aber sehr und bevor<br />

sie sich umdrehen konnte, wur<strong>de</strong> sie angere<strong>de</strong>t:<br />

„Hallo Bella, moane große Freundin. Sin<br />

dös di<strong>es</strong>e Frechdachse, die di immer ärgern?“<br />

Die Stimme hatte einen seltsamen, un<strong>de</strong>finierbaren<br />

Dialekt, aber irgendwie kam sie<br />

ihr unheimlich bekannt vor.<br />

109


„Das ist doch nicht.....<strong>das</strong> kann doch<br />

nicht....<br />

<strong>das</strong> ist doch nicht möglich...!?“<br />

Doch <strong>es</strong> war möglich. Zwar unmöglich,<br />

aber scheinbar doch nicht...!<br />

Hinter ihr, nein, mittlerweile stand er schon<br />

neben ihr, von einem Ohr <strong>zum</strong> an<strong>de</strong>ren grinsend<br />

stand, Bellas absoluter Schwarm, ihr absoluter<br />

Traummann: Arni!<br />

Arni, wie er leibt und lebt. Es war<br />

kein Kinofilm, son<strong>de</strong>rn ihre Schulschwimmhalle<br />

und mitten in ihr, die Halle mit seinem<br />

gewaltigen Body fast ausfüllend, stand Arnold<br />

Schwarzenegger!!!<br />

In Bellas Kopf drehte sich all<strong>es</strong>.<br />

Die Symptome kannte sie genau. Gleich<br />

wür<strong>de</strong> sie umkippen. Arni nahm sie in seine<br />

muskelbepackten, mächtigen Arme und lächelte<br />

sie vertraut an.<br />

„So, so, dös san <strong>als</strong>o di<strong>es</strong>e Trottel, die<br />

<strong>es</strong> wagen moane b<strong>es</strong>te Freundin zu ärgern?“<br />

„Nein, neiiiin!!!“<br />

Die Jungs rissen voller Panik ihre Arme<br />

nach oben <strong>als</strong> Arni auf sie zuschnellte.<br />

Zu spät!<br />

Zack...platsch...zack...platsch.. .zack....pl<br />

atsch.<br />

10 Zack-Platschs später hatte Arni die<br />

komplette Mannschaft ins Wasser beför<strong>de</strong>rt.<br />

110


So schnell hatten die Saftköppe noch nie<br />

die 50 Meter g<strong>es</strong>chafft. Hätte einer die Zeit<br />

g<strong>es</strong>toppt, wäre <strong>es</strong> sicher ein Weltrekord<br />

gewor<strong>de</strong>n.<br />

Mit gewaltigen Sätzen, die je<strong>de</strong>m Delphin<br />

alle Ehre gemacht hätte, sprangen sie aus <strong>de</strong>m<br />

Wasser und waren in absoluter Rekordzeit in<br />

ihren Kabinen verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Bellas Freundinnen stan<strong>de</strong>n immer noch<br />

mit offenen Mün<strong>de</strong>rn belämmert in <strong>de</strong>r Gegend<br />

herum. Arni hier in ihrer Schwimmhalle? Und<br />

noch dazu <strong>de</strong>r b<strong>es</strong>te Freund ihrer Freundin!?<br />

Unfassbar!!!<br />

Klapp!!... Wie auf Kommando schlossen<br />

sie ihre Futterluken.<br />

„Herr Schwarzenegger?“<br />

„Na, na, was soll dös? Mr. Schwarzenegger?<br />

Bellas Freundinnen san auch moane<br />

Freundinnen. Also bin i für euch Arni.“<br />

Arni schüttelte je<strong>de</strong>m Mädchen feierlich<br />

die Hand, während sie vor Ehrfurcht fast in<br />

Ohnmacht fielen.<br />

„So, moane jungen Damen. Lei<strong>de</strong>r muss i<br />

jetzt wiedr verschwin<strong>de</strong>n.<br />

Und du Bella, wenn <strong>es</strong> wie<strong>de</strong>r moal wie<strong>de</strong>r<br />

Schwierigkeiten <strong>gibt</strong>, egal welcher Art, rufst<br />

mi. Dann komm i mit Lichtg<strong>es</strong>chwindigkeit!“,<br />

dabei blinzelte er Bella verschmitzt zu und<br />

verschwand.<br />

111


Jetzt gab <strong>es</strong> kein Halten mehr. Bella<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mittelpunkt ein<strong>es</strong> wil<strong>de</strong>n Gedräng<strong>es</strong><br />

in <strong>de</strong>m sie fast unterging.<br />

„Arni <strong>de</strong>in Freund? Woher kennst du ihn?<br />

Hast du seine Muskeln schon mal berührt?<br />

Hast du ihn schon geküsst? Wo ist er hergekommen?<br />

Hast du ihn gerufen? Wie ist er<br />

<strong>de</strong>nn? Sag doch.. sag doch... sag doch... sag<br />

doch mal!“<br />

Jetzt langt’s aber! Es muss euch genügen,<br />

<strong>das</strong>s er ein guter Freund von mir ist,<br />

basta! Kümmert euch lieber mal um unsere<br />

Lehrerin, die liegt da vorne in <strong>de</strong>r Gegend<br />

rum.“<br />

Tatsächlich!<br />

Am Eingang lag ihre Lehrerin. Die war<br />

nicht tot. Nein! Die hatte <strong>es</strong> nur beim Anblick<br />

von Arni umgehauen. Wie alle älteren<br />

Jungfrauen war Arni <strong>de</strong>r Traum ihrer schlaflosen<br />

Nächte.<br />

Dass sie wirklich nur in Ohnmacht gefallen<br />

war, merkten die Mädchen <strong>als</strong> sie sie<br />

hochhoben und die nur: „Arni...Arni...<br />

Arni...ohh,.. Arni”, stammeln hörten.<br />

Eine lieb<strong>es</strong>tolle Schwimmlehrerin, <strong>das</strong><br />

hatte die Welt noch nicht g<strong>es</strong>ehen.<br />

Mit <strong>de</strong>r war heute nicht mehr zu rechnen.<br />

Also ließen sie die Weggetretene wie<strong>de</strong>r fallen...<br />

bang... mit <strong>de</strong>r Birne genau auf die<br />

Fli<strong>es</strong>en.<br />

112


Aber <strong>das</strong> nützte auch nichts.<br />

„Arni..Arni..ohh.. Arni“, <strong>als</strong>o da war nichts<br />

zu machen.<br />

So von ihrem langweiligen Schwimmdienst<br />

befreit, konnten se die nächsten zwei Stun<strong>de</strong>n<br />

nach Herzenslust in <strong>de</strong>r Schwimmhalle herumplanschen.<br />

Der Zwischenfall im Schwimmbad hatte<br />

sich in Wind<strong>es</strong>eile in <strong>de</strong>r Schule herumg<strong>es</strong>prochen.<br />

Ein Mädchen, <strong>das</strong> <strong>als</strong> Freund Arnold<br />

Schwarzenegger hat, musste <strong>zum</strong> absoluten Star<br />

gekürt wer<strong>de</strong>n. Und <strong>das</strong> nicht nur bei <strong>de</strong>n<br />

Schülern .<br />

Die Lehrer und natürlich vor allem die<br />

Lehrerinnen behan<strong>de</strong>lten Bella ab sofort wie<br />

eine Märchenprinz<strong>es</strong>sin.<br />

Sie konnte sich einfach all<strong>es</strong> erlauben<br />

und <strong>als</strong> dann die Wahlen für die Schulsprecherin<br />

anstan<strong>de</strong>n war <strong>es</strong> fast schon selbstverständlich,<br />

<strong>das</strong>s Bella, die die 5c <strong>als</strong> Klassensprecherin<br />

vertrat, mit überwältigen<strong>de</strong>m<br />

Ergebnis zur Schulsprecherin gewählt wur<strong>de</strong>.<br />

Eine Schulsprecherin mit 11..na ja bald 12<br />

Jahren, <strong>das</strong> hatte <strong>es</strong> an di<strong>es</strong>er Schule noch<br />

nie gegeben.<br />

113<br />

*


fünf<br />

114


Als Bella abends in ihrer Koje lag,<br />

ließ sie di<strong>es</strong>en saugeilen Tag noch einmal an<br />

sich vorbeiziehen.<br />

Sie stellte sich Arni in einer glänzen<strong>de</strong>n<br />

Ritterrüstung vor und seufzte ergriffen,<br />

während sie wehmütig von einer Zeit<br />

träumte, in <strong>de</strong>r sie <strong>als</strong> Zauberer o<strong>de</strong>r Ritter<br />

die große B<strong>es</strong>chützerin und Rächerin aller<br />

Schwachen und Unterdrückten wäre und die Welt<br />

von grausamen D<strong>es</strong>poten und stinken<strong>de</strong>n Drachen<br />

befreite.<br />

Während di<strong>es</strong>e sentimentalen Fantasien<br />

in ihrem Gehirn rumspukten, entschwebte sie<br />

selig in ihre Traumwelt.<br />

„WUMMMS!!!“<br />

Erschrocken riss sie ihre Gucker auf<br />

und sah....., ja was sah sie <strong>de</strong>nn überhaupt????!<br />

Sie stand mitten im Gemüse.<br />

Links Kohl, rechts Sellerie, vor ihr ein Hase<br />

in Le<strong>de</strong>rstiefeln.....???<br />

Was......??! Ein Hase in Le<strong>de</strong>rstiefeln.....??!<br />

Ein Traum....? Nein ein Alptraum. Ein<br />

Hase in Le<strong>de</strong>rstiefeln. Wenn <strong>es</strong> wenigstens ein<br />

g<strong>es</strong>tiefelter Kater gew<strong>es</strong>en wäre, <strong>das</strong> hätte<br />

sie ja noch verstan<strong>de</strong>n!!<br />

115


Das konnte nur ein Alptraum sein!<br />

„Ich träume....., oh ich glaube ich träume<br />

und dazu noch so was bekloppt<strong>es</strong>!“ stammelte<br />

sie entsetzt. „Zwick mich doch mal jemand!!“<br />

„AU“<br />

Hatte sie doch di<strong>es</strong><strong>es</strong> blö<strong>de</strong> Vieh in <strong>de</strong>n<br />

rechten Arm gezwickt.<br />

„Sag mal du g<strong>es</strong>tiefelt<strong>es</strong> Karnickel,<br />

hast du noch alle Mohrrüben in <strong>de</strong>r Schubla<strong>de</strong>?“<br />

Bella fauchte wütend <strong>de</strong>n frech grinsen<strong>de</strong>n<br />

Hasen an.<br />

„Aber, aber groß<strong>es</strong> Zauberer“, antwortete<br />

<strong>de</strong>r Hase vergnügt. „Groß<strong>es</strong> Zauberer<br />

haben g<strong>es</strong>agt zwicken und klein<strong>es</strong> Hase hat gezwickt.<br />

„Klein<strong>es</strong> Hase tut all<strong>es</strong> was groß<strong>es</strong><br />

Zauberer sagen, auch wenn groß<strong>es</strong> Zauberer<br />

ziemlich klein für groß<strong>es</strong> Zauberer und noch<br />

dazu ein– na ja niemand ist perfekt –klein<strong>es</strong><br />

Mädchen ist!“<br />

„WAAAS!!! Du großohrig<strong>es</strong> Mistvieh ich<br />

ein klein<strong>es</strong> Mädchen? Ich wer<strong>de</strong> die einen Knoten<br />

in <strong>de</strong>ine Schlappohren machen!“<br />

Bella stürzte sich wie eine Furie<br />

auf <strong>de</strong>n grinsen<strong>de</strong>n Hasen.<br />

PLOPP!!<br />

Da wo eben noch <strong>de</strong>r g<strong>es</strong>tiefelte Hase<br />

g<strong>es</strong>tan<strong>de</strong>n hatte, war nur noch ein ri<strong>es</strong>iger<br />

Kohlkopf, in <strong>de</strong>n sie voll rein knallte.<br />

116


„Na na, Rohkost am frühen Mittag.<br />

Ist <strong>das</strong> für einen Menschen nicht etwas<br />

ungewöhnlich?“<br />

Bella rappelte sich aus <strong>de</strong>m Kohlkopf,<br />

spuckte eine Ladung rohen Kohls aus,<br />

<strong>de</strong>n sie bei ihrer Landung in <strong>de</strong>n Mund bekommen<br />

hatte und wandte sich wutentbrannt an <strong>de</strong>n<br />

unverschämten Sprecher.<br />

Klar, wie<strong>de</strong>r di<strong>es</strong><strong>es</strong> blö<strong>de</strong> Karnickel.<br />

Jetzt stand <strong>es</strong> hinter Bella?? Wie hatte<br />

<strong>es</strong> <strong>das</strong> bloß g<strong>es</strong>chafft????<br />

Allmählich setzte ihr arg strapazierter<br />

Verstand wie<strong>de</strong>r ein. Sie g<strong>es</strong>tattete<br />

sich einen ri<strong>es</strong>engroßen Seufzer und ließ sich<br />

r<strong>es</strong>ignierend auf einen Feldstein fallen.<br />

„Gut...okay..., fangen wir noch mal<br />

von vorne an.<br />

Du bist ein Hase mit Stiefeln an<br />

<strong>de</strong>n Hinterhufen....aber die Stiefel stimmen<br />

n.....“<br />

„Warum soll ich keine Stiefel anhaben,“<br />

unterbrach sie <strong>de</strong>r Hase entrüstet,<br />

„<strong>de</strong>ine Plattfüße stecken doch auch in Le<strong>de</strong>rgamaschen....und...,<br />

groß<strong>es</strong> Zauberer..., na<br />

ja, mittlerweise habe ich da so meine Zweifel!!“<br />

„Warum Zweifel?....ich verstehe nur<br />

Bahnhof.“ In Bellas Schä<strong>de</strong>l gaben sich ganze<br />

Hornissenschwärme ein Stelldichein.<br />

„Ha, du siehst zwar wie ein großer<br />

Zauberer aus, so mit <strong>de</strong>inem Meisterzauberkäppi,<br />

<strong>de</strong>m grünen Zauberdr<strong>es</strong>s und <strong>de</strong>m silber-<br />

117


nen Zauberschwert, <strong>das</strong> nur große Zauberer,<br />

die auch tapfere Ritter sind tragen<br />

dürfen ....aber <strong>de</strong>r R<strong>es</strong>t von<br />

dir......ts....ts....“<br />

„Ja...ja...! Ich bin ein Zauberer<br />

und Ritter, genau <strong>das</strong> bin ich.....<br />

ja...ja...! Aber wi<strong>es</strong>o...warum...w<strong>es</strong>halb<br />

oh...oh...!! Na ja is ja auch egal.<br />

Ich bin ein großer Zauberer und<br />

du...was o<strong>de</strong>r wer bist du?“.<br />

„Ich bin: Nepomuk Fürchtnix Hyronnimus<br />

<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r alle Rennen gewinnt, von <strong>de</strong>r<br />

Hinterschanze, von und zu Hasenheim und Glitterzwergenburg“,<br />

du kannst aber auch einfach<br />

Billy zu mir sagen.<br />

Und ich bin <strong>de</strong>in Knappe, schließlich<br />

braucht ja je<strong>de</strong>r große Ritter einen<br />

Knappen und bin auch noch <strong>de</strong>in Zauberlehr-<br />

ling, wie <strong>es</strong> sich für einen Zauberer <strong>de</strong>iner<br />

Klasse gehört.<br />

Nicht wahr großer Meister...äh..<br />

Meisterin!?“<br />

Jetzt musste Bella erst mal in aller<br />

Ruhe nach<strong>de</strong>nken.<br />

Also: 1. Ich schlafe nicht mehr<br />

2. Ich bin offensichtlich nicht mehr in<br />

meinem Bett<br />

Ritter<br />

3. Ich bin ein großer Zauberer und<br />

4. Ich habe sogar einen Lehrling,<br />

118


<strong>als</strong>o kann ich jetzt endlich loslegen und<br />

Prinzen befreien, Drachen b<strong>es</strong>iegen und all<strong>es</strong><br />

an<strong>de</strong>re von <strong>de</strong>m ich schon immer geträumt habe.........ri<strong>es</strong>ig!!!!<br />

„Hust...hust....ähem.., entschuldige<br />

groß<strong>es</strong> Zauberer, wenn ich dich bei <strong>de</strong>inen –<br />

b<strong>es</strong>timmt tiefschürfen<strong>de</strong>n Gedanken – stören<br />

muss......aber ich glaube, du musst uns eben<br />

mal `n bisschen retten.“<br />

„Retten????? Ich soll uns retten?“,<br />

verblüfft schielte sie auf ihren Hasen.<br />

retten?<br />

Vor was o<strong>de</strong>r wem soll ich uns <strong>de</strong>nn<br />

„Drehe dich doch mal gaaaanz vorsich-<br />

tig rum groß<strong>es</strong> Zauberer, <strong>de</strong>r du mir bis jetzt<br />

noch nicht mal <strong>de</strong>inen Namen genannt hast, <strong>das</strong><br />

hat im Moment aber Zeit, wenn du uns nur mal<br />

schnell <strong>das</strong> Leben retten würd<strong>es</strong>t, wäre ich<br />

für <strong>de</strong>n Anfang schon zufrie<strong>de</strong>n.“<br />

Rumdrehen...........Leben<br />

retten.... .........Namen nennen????<br />

Total konfus <strong>das</strong> all<strong>es</strong>. „Na dann<br />

drehe ich mich eben mal rum“, dachte Bella<br />

laut.“<br />

„AHHHHHHH!!“<br />

So schnell war Bella noch nie auf<br />

einen Baum gerast. Wie ein geölter Blitz<br />

schoss sie in die nächste Eiche, <strong>als</strong> ob eine<br />

ganze Wolfsmeute hinter ihr her wäre.<br />

Und genau <strong>das</strong> war <strong>es</strong>, <strong>das</strong> sie beim<br />

Umdrehen ent<strong>de</strong>ckt hatte.<br />

119


Ein ganz<strong>es</strong> Ru<strong>de</strong>l furchteinflößen<strong>de</strong>r,<br />

stinken<strong>de</strong>r, sabbern<strong>de</strong>r, ri<strong>es</strong>iger weißer Wölfe,<br />

die selbst Dracula <strong>das</strong> Fürchten gelehrt<br />

hätten.<br />

*<br />

Da saß sie nun, in <strong>de</strong>r breiten Krone<br />

einer gewaltigen knorrigen Eiche, unter ihr<br />

neun blutrünstige B<strong>es</strong>tien und neben ihr, ihr<br />

getreuer Knappe Billy.<br />

Billy!! Den hatte sie ja total verg<strong>es</strong>sen<br />

und <strong>de</strong>r Typ glotzte sie auch noch voll<br />

mitleidig an, wie eine Spinne, die gleich die<br />

gefangene Fliege auffrisst.<br />

„Sag mal groß<strong>es</strong> Zauberer, ist <strong>das</strong><br />

ein neuer Zaubertrick, die Werwölfe austrick-<br />

sen, in <strong>de</strong>m man auf die Bäume rennt?“<br />

„I..........ga.........ga....wei..<br />

....weiß.....!“, stotterte Bella zusammenhanglos.<br />

„Das mag ja ganz lustig sein“, fuhr<br />

Billy ungerührt fort, „aber wenn ich be<strong>de</strong>nke,<br />

<strong>das</strong>s die sich einfach in Menschen verwan<strong>de</strong>ln<br />

können, dann klettern sie hier hoch und<br />

schmeißen uns runter zu ihren an<strong>de</strong>ren Kumpanen.<br />

Na, ich weiß ja nicht so recht.....?“<br />

120


„Was soll ich <strong>de</strong>nn machen??? Billy so<br />

helf mir doch!!! Guck mal die ersten zwei<br />

sind schon halbe Menschen und fangen an <strong>de</strong>n<br />

Baum hochzuklettern!!!!“<br />

Bella bekam voll die Panik.<br />

So hatte sie sich ihr Zauberer<strong>das</strong>ein<br />

aber nicht vorg<strong>es</strong>tellt.<br />

„Oh...oh, groß<strong>es</strong> Zauberer ratlos!!<br />

Da muss wohl kleiner Lehrling sich was einfallen<br />

lasen. Woll’n wir mal sehen, was ich<br />

in <strong>de</strong>n ersten zehn Lehrjahren beim großen<br />

Zauberer „Eusebius-Karl-Friedrich <strong>de</strong>r Listenreiche-größter<br />

Zauberer von und zu Zauberfels-Hüter<br />

<strong>de</strong>r“.....usw.....usw, <strong>de</strong>n R<strong>es</strong>t<br />

sparen wir uns für später auf, für so ´nen<br />

Zwischenfall gelernt habe.<br />

Der Hase legte seine Stupsnase in<br />

Denkerfalten, Bella hatte ja gar nicht ge-<br />

wusst, <strong>das</strong>s Hasen ihre Nasen –Wow..<strong>das</strong> reimt<br />

sich- in Denkerfalten legen können. Auf <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Seite hatte sie aber auch noch nie<br />

einen sprechen<strong>de</strong>n g<strong>es</strong>tiefelten Hasen kennengelernt,<br />

<strong>als</strong>o konnte sie ja überhaupt nicht<br />

wissen ob Hasen ihre Stirne in Denkerfalten<br />

legen.......(Schluss jetzt mit <strong>de</strong>m Scheiß).<br />

Also wie schon kurz bemerkt, Billy<br />

legte seine Nase in Denkerfalten und musterte<br />

die bedrohlich näher kommen<strong>de</strong>n G<strong>es</strong>talten,<br />

halb Mensch, halb Wolf, ängstlich.<br />

Dramatisch hob er endlich seine Hasenpfoten<br />

und legte los:<br />

121


„Du Wolf, du Schwein........oh....oh<br />

<strong>das</strong> war nix...! Ich fang noch mal von vorne<br />

an.<br />

Ob Wolf ob Mensch<br />

Ob Fisch ob Hengst<br />

Ihr Wölfe klein<br />

Ich sag euch lasst <strong>das</strong> sein<br />

Auch bin ich noch so klein<br />

Ich sag euch wer<strong>de</strong>t Stein.<br />

Der Werwolf, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> seine, mit m<strong>es</strong>serscharfen<br />

Krallen versehene Pranke nach<br />

Bella ausstreckte, seine mör<strong>de</strong>rischen Dolche<br />

nur noch Millimeter von Bellas Nase entfernt,<br />

stieß plötzlich einen markerschüttern<strong>de</strong>n<br />

Schrei aus und fiel wie ein nasser Sack von<br />

<strong>de</strong>r Eiche.<br />

Als ihre Panik am abklingen war, glotzte<br />

sie perplex auf die kuriose Szene, die<br />

sich unter <strong>de</strong>m Baum abspielte.<br />

Wie total b<strong>es</strong>offen, purzelten die vierbeinigen<br />

Schreckg<strong>es</strong>penster wild durcheinan<strong>de</strong>r<br />

und stießen dabei die urtümlichsten und seltsamsten<br />

Laute aus, die Bella je gehört hatte.<br />

Ein nervös<strong>es</strong> Hüsteln lenkte sie von<br />

di<strong>es</strong>en b<strong>es</strong>tialischen, grauenvollen und unmenschlichen<br />

Schreien ab und brachte sie<br />

zurück in die Wirklichkeit.<br />

122


„Schnell...schnell...groß<strong>es</strong> Zauberer,<br />

lass uns verschwin<strong>de</strong>n...flugs...flugs!!<br />

en!“<br />

Auf Kumpel, jetzt lass uns doch abhau-<br />

Der Hase schien am Ran<strong>de</strong> ein<strong>es</strong> Nervenzusammenbruchs<br />

zu sein, was Bella doch sehr erstaunte.<br />

Hatte er sie bei<strong>de</strong> nicht gera<strong>de</strong> vor<br />

einem grauenvollen En<strong>de</strong> bewahrt, in<strong>de</strong>m er die<br />

blutrünstigen Monster mit einem bravourösen<br />

Zauberspruch zu Bo<strong>de</strong>n g<strong>es</strong>tampft hatte?<br />

„Aber warum <strong>de</strong>nn getreuer Knappe? Du<br />

scheinst ja selbst ein großer Zauberer zu<br />

sein. Guck mal, wie du die fertig gemacht<br />

hast! Die pinkeln sich vor Angst in ihre<br />

Hosen, wenigstens die, die welche anhaben.“<br />

Nur ein kleiner Teil <strong>de</strong>r B<strong>es</strong>tien war<br />

noch in Wolfsg<strong>es</strong>talt, die an<strong>de</strong>ren waren unten<br />

Mensch –mit allem was Menschen so<br />

haben..hi ..hi, peinlich, peinlich- und <strong>de</strong>r<br />

obere Teil noch Wolf.<br />

„Mensch Kumpel, du hast ja Null Durch-<br />

blick. Die und fertiggemacht. Die lachen sich<br />

gera<strong>de</strong> kaputt. Werwölfe wissen je<strong>de</strong>n guten<br />

Witz zu schätzen.....eigentlich sind sie die<br />

witzigsten W<strong>es</strong>en auf <strong>de</strong>m Globus und meinen<br />

Zauberspruch scheinen sie für einen ri<strong>es</strong>igen<br />

Gag zu halten.<br />

Aber wehe sie sind mit <strong>de</strong>m Gewieher<br />

fertig und wie<strong>de</strong>r bei Puste....dann geht’s<br />

uns aber dreckig.<br />

Also los!“<br />

123


Wenn <strong>es</strong> bei <strong>de</strong>r Olympia<strong>de</strong> eine „vom-<br />

Baum-springen-und-wegrennen“ Goldmedaille<br />

geben wür<strong>de</strong>, Bella und ihr Karnickel hätten<br />

die 100pro in ihrer Tasche gehabt.<br />

Zwanzig Minuten später fielen sie auf<br />

einer kleinen Anhöhe japsend und total am En<strong>de</strong><br />

auf die feuchte Er<strong>de</strong>. Ein paar Minuten<br />

später und sie wären auf ihre Zungen getre-<br />

ten, die ihnen schon be<strong>de</strong>nklich nahe an <strong>de</strong>n<br />

Kniekehlen hingen.<br />

Und dann war erst mal 10 Minuten<br />

Sen<strong>de</strong>pause: 1 Minute<br />

2 Minuten<br />

3 Minuten<br />

4 Minu.............usw.<br />

„Wow!“ Fand Bella endlich ihre Sprache<br />

wie<strong>de</strong>r. „Ich scheine wirklich viel verg<strong>es</strong>sen<br />

zu haben. So von <strong>de</strong>m Zaubern und <strong>de</strong>n Sprüchen<br />

und so....und..., na ja, trotz allem; mein<br />

kleiner hoppeln<strong>de</strong>r Freund, kannst du mir mal<br />

auf die Sprünge helfen.<br />

Erkläre mir mal in aller Ruhe wie <strong>es</strong><br />

genau mit <strong>de</strong>m Zaubern abläuft und so weiter.“<br />

Der schielte skeptisch zu Bella, musterte<br />

sie mitleidig wie ein gera<strong>de</strong> geboren<strong>es</strong><br />

Kaninchen, <strong>das</strong> noch <strong>de</strong>n Flaum an <strong>de</strong>n Löffeln<br />

hat und seufzte r<strong>es</strong>igniert.<br />

„Also gut Kumpel. Hab schon bemerkt,<br />

<strong>das</strong>s du von nix ne Ahnung hast, <strong>als</strong>o sperr<br />

mal <strong>de</strong>ine Lauscher auf und lerne möglichst<br />

124


schnell und gut zu zaubern, sonst geht’s uns<br />

an <strong>de</strong>n Kragen.“<br />

„An <strong>de</strong>n Kragen? Warum soll’s uns <strong>de</strong>nn<br />

an <strong>de</strong>n Kragen gehen?“, Bella war wie<strong>de</strong>r mal<br />

total verdutzt. Was sie wohl jetzt wie<strong>de</strong>r<br />

übersehen hatte?<br />

„Na meinst du <strong>de</strong>nn Werwölfe können<br />

nicht rennen? Wenn die sich von ihrer Lachorgie<br />

erholt haben, sind die schneller hier<br />

<strong>als</strong> du –Schlappgoschen<strong>es</strong>elsohreng<strong>es</strong>penst- sagen<br />

kannst“, so nen transusigen Zauberer<br />

hatte Billy aber wirklich noch nie erlebt.<br />

„Aber warum soll ich <strong>de</strong>nn –Schlappgoschen<strong>es</strong>.........?“<br />

„Hälst du jetzt endlich <strong>de</strong>ine Menschenschnute<br />

und hörst zu!“<br />

Billy sprang mit bei<strong>de</strong>n b<strong>es</strong>tiefelten<br />

Hinterläufen auf Bellas Bauch und hüpfte wie<br />

wild auf ihr herum, während er bei je<strong>de</strong>m<br />

Hüpfer schrie:<br />

Hörst du jetzt zu.....bummm<br />

Hörst du jetzt zu.....bummm<br />

Hörst du jetzt zu.....bummm..<br />

.....nach 20 „Hörst du jetzt zu“ hatte er<br />

Bella endlich soweit, <strong>das</strong>s sie ihre Klappe<br />

hielt und mal einen an<strong>de</strong>ren zu Wort kommen<br />

ließ, was ihr aber sehr schwer zu fallen<br />

schien.<br />

Und Billy erklärte.<br />

„Eigentlich sollt<strong>es</strong>t du wissen, <strong>das</strong>s<br />

Zaubern lernen eine lange...lange...Lehrzeit<br />

125


e<strong>de</strong>utet. Das sind für einen Lehrling schon<br />

mind<strong>es</strong>tens 50 Jahre. Ich bin mit meinen 10<br />

Jahren Lehrzeit immer noch Juniorlehrling.“<br />

„Aber du siehst doch erst wie 2 Jahre<br />

aus“, fragte Bella verdutzt.<br />

„Unterbrichst du mich schon wie<strong>de</strong>r.<br />

Natürlich lernt man schon im ersten Lehrjahr<br />

sein Leben zu verlängern. Ich wer<strong>de</strong> locker<br />

2000 Jahre alt. Jetzt halt aber endlich <strong>de</strong>ine<br />

Klappe!<br />

Also wo war ich stehen<br />

geblieben ...ach so ja, <strong>als</strong>o ein<br />

ausgewachsener Zau-berer wie du einer sein<br />

willst, braucht vom Lehrling <strong>zum</strong> Meister<br />

mind<strong>es</strong>tens 400 Jahre.<br />

Und jetzt <strong>zum</strong> Zaubern selbst. Am<br />

wichtigsten ist, <strong>das</strong>s <strong>de</strong>r Zauberspruch in<br />

Gedichtform sein muss, er muss sich <strong>als</strong>o<br />

reimen! Soweit all<strong>es</strong> klar Kumpel??<br />

„Ja...ja...Billy. Erklär einfach<br />

weiter, <strong>das</strong> habe ich ja all<strong>es</strong> schon gewusst.”<br />

Bella hatte ihre alte Überheblichkeit<br />

schnell wie<strong>de</strong>rgefun<strong>de</strong>n.<br />

Jetzt keine Blöße geben, <strong>das</strong> wür<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>m Hasenvieh so passen!<br />

Also blieb sie voll cool und ließ<br />

ihn weitererklären.<br />

„Natürlich musst du <strong>de</strong>n Zauberspruch<br />

mit voller Überzeugung und Nachdruck in die<br />

Gegend schmettern. Jed<strong>es</strong> Zau<strong>de</strong>rn verdirbt die<br />

Zauberwirkung. O<strong>de</strong>r, was noch schlimmer ist,<br />

126


er wird in sein Gegenteil verkehrt und dann<br />

oh....haue..haue...!<br />

Und zu guter Letzt muss <strong>de</strong>r Spruch<br />

einen Bezug zur Wirklichkeit haben, so wie du<br />

dir sie vorstellst. Das all<strong>es</strong> und die paar<br />

100 Jährchen Zauberschule machen einen Zauberer<br />

aus einem. Aber <strong>das</strong> wusst<strong>es</strong>t du all<strong>es</strong> bereits<br />

und wollt<strong>es</strong>t nur mal sehen, ob ich <strong>das</strong><br />

auch weiß, nicht wahr mein Zauberleinchen?“<br />

Billy grinste Bella anzüglich an,<br />

nach<strong>de</strong>m er seinen Vortrag been<strong>de</strong>t hatte.<br />

„Na klar habe ich <strong>das</strong> all<strong>es</strong> gewusst,<br />

<strong>es</strong> war mir im Moment nur nicht eingefallen.<br />

Str<strong>es</strong>s...du verstehst sicher...die vielen Di-<br />

mensionen...Str<strong>es</strong>s...Str<strong>es</strong>s“<br />

Wenn Bella durchblickte, konnte sie<br />

nichts mehr erschüttern, so dachte sie wenigstens.<br />

„Das freut mich für uns, <strong>das</strong>s du<br />

wie<strong>de</strong>r voll fit bist. Dann fang mal gleich an<br />

zu zaubern, da vorne kommen die Werwölfe.“<br />

Oh...die waren ganz schön sauer. Das<br />

sah man sofort <strong>als</strong> die am Fuß d<strong>es</strong> Hügel angepr<strong>es</strong>cht<br />

kamen.<br />

Die Schnauzen scheunentorweit aufge-<br />

rissen spritzte <strong>de</strong>r Sabber in alle Richtungen<br />

und verbreitete eine mittlere Überschwemmung.<br />

aus.<br />

Mensch....die sahen vielleicht sauer<br />

127


Und ihr ohrenbetäubend<strong>es</strong> Geheul<br />

klang wie alle Feuerwehrsirenen ihrer Heimatstadt<br />

zusammen.<br />

100 Meter....90 Meter....80 Meter..,<br />

jetzt schon 50 Meter. Die wur<strong>de</strong>n immer<br />

schneller statt langsamer.....oh mannomannomannno..!<br />

5 Meter...2,75 Meter..., die paralysierte<br />

Bella konnte genau in <strong>das</strong> ri<strong>es</strong>ige Maul<br />

d<strong>es</strong> ersten und größten Wolf<strong>es</strong> schauen, in <strong>de</strong>m<br />

noch <strong>als</strong> Überbleibsel seiner letzten Mahlzeit<br />

ein halber Hase zappelte.....und <strong>das</strong> löste<br />

ihre Starre.<br />

Im wahrlich allerletzten Moment<br />

fiel ihr ein Zauberspruch ein.<br />

Mit sich überschlagen<strong>de</strong>r Stimme<br />

fing sie an so laut zu schreien wie sie<br />

konnte und ihre Tod<strong>es</strong>furcht sorgte für die<br />

nötige geistige Motivation:<br />

„Wir wollen unsren Frie<strong>de</strong>n<br />

auch von Stinkewölfen<br />

lassen wir uns nicht kriegen<br />

wie lästige Fliegen werd ich euch<br />

b<strong>es</strong>iegen.<br />

Ich krieg nen Rappel<br />

Und hau euch auf en Appel.<br />

„TSCHONG!!!!!!“<br />

128


Aus <strong>de</strong>m Nichts erschien eine ri<strong>es</strong>ige Fliegen-<br />

patsche und donnerte mit Urgewalt je<strong>de</strong>m Stinkewolf<br />

auf die verlauste Rübe.<br />

Wie<strong>de</strong>r und wie<strong>de</strong>r schmetterte <strong>de</strong>r<br />

Fliegenkiller auf die Matschbirnen <strong>de</strong>r Wolfsmeute,<br />

bis die ganze Gegend in einem Nebelfeld<br />

aus zerquetschten Läusen und Stink<strong>es</strong>taub<br />

verschwun<strong>de</strong>n war.<br />

Aus <strong>de</strong>m Nebelfeld spritzten wild zu-<br />

cken<strong>de</strong> Werwölfe, <strong>de</strong>ren Fell, wenn sie überhaupt<br />

noch Fell hatten, nach allen Seiten von<br />

ihren stinken<strong>de</strong>n Kadavern abstand.<br />

Wenn ihr Geheul nach <strong>de</strong>m Zauberspruch<br />

d<strong>es</strong> Hasen wie Feuerwehrsirenen geklungen hatte,<br />

jetzt hörte <strong>es</strong> sich an, <strong>als</strong> wür<strong>de</strong>n alle<br />

Schiffssirenen <strong>de</strong>r Atlantikflotte auf einmal<br />

erschallen.<br />

Nach einer Minute war keine Schwanzspitze<br />

mehr zu sehen und nur zwei verdatterte,<br />

blöd glotzen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r...na ja Zauberlehrling<br />

Hase und „Meisterzauberer“<br />

Bella .....stan<strong>de</strong>n wie die Ölgötzen in <strong>de</strong>r<br />

Gegend rum.<br />

Das hatte hingehauen!<br />

„Mann...<strong>das</strong> war aber starke Magie! So<br />

was hab ich ja noch nie g<strong>es</strong>ehen. Was war <strong>de</strong>nn<br />

<strong>das</strong> für ein Ding? Noch nie, noch nie g<strong>es</strong>ehen...wie<br />

aus einer an<strong>de</strong>ren Welt...! Erzähl<br />

großer Meister....erzähl....!“<br />

Dabei zuppelte er an Bellas Ärmel um<br />

ihre Aufmerksamkeit zu erregen.<br />

129


Die fand langsam in die Wirklichkeit<br />

zurück und damit zu ihrem Selbstvertrauen.<br />

„Oh nichts b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>r<strong>es</strong>, mein einfachster<br />

Zauber“, sie wur<strong>de</strong> zusehendst immer<br />

größer.<br />

„Lass uns nicht länger über so Kleinigkeiten<br />

re<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn anfangen Drachen zu<br />

b<strong>es</strong>iegen und Prinzen zu befreien....auf, los<br />

geht’s!“<br />

Und so begab sich <strong>das</strong> ungleiche Paar<br />

auf die Wan<strong>de</strong>rschaft, um, wie alle großen<br />

Zauberer, die Welt mit ihrer Zauberkraft zu<br />

beglücken.<br />

Nach drei Tagen gemütlichem und ereignislosem<br />

Wan<strong>de</strong>rn, kamen sie an einen großen Fluss,<br />

d<strong>es</strong>sen schäumen<strong>de</strong> Fluten all<strong>es</strong> an<strong>de</strong>re <strong>als</strong><br />

einla<strong>de</strong>nd auf die mü<strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>rer wirkte.<br />

Aber rüber mussten sie, koste <strong>es</strong> was<br />

<strong>es</strong> wolle. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite d<strong>es</strong> reißen<strong>de</strong>n<br />

Stroms wartete, nur vier Tag<strong>es</strong>reisen entfernt,<br />

ein Drache auf sie.<br />

Ein schöner Drache. 20 Meter lang,<br />

mit Klauen wie Mistgabeln und einem heißen<br />

Atem, <strong>de</strong>r noch 50 Meter entfernte Bäume in<br />

brennen<strong>de</strong> Fackeln verwan<strong>de</strong>ln konnte.<br />

*<br />

130


Das all<strong>es</strong> hatten sie von einem Bauern<br />

erfahren, <strong>de</strong>n sie vor zwei Tagen angstschlotternd<br />

am Weg<strong>es</strong>rand getroffen hatten,<br />

einziger Überleben<strong>de</strong>r ein<strong>es</strong> Dorf<strong>es</strong>, <strong>das</strong> <strong>de</strong>r<br />

Drache mit einem Puster ausradiert hatte.<br />

Also kurz und gut, genau ein Drache<br />

nach Bellas G<strong>es</strong>chmack.<br />

Aber zuerst galt <strong>es</strong> sich auf <strong>das</strong><br />

Naheliegendste zu konzentrieren und <strong>das</strong> war<br />

di<strong>es</strong><strong>es</strong> schäumen<strong>de</strong> Monstrum vor ihnen.<br />

„Na großer Meister, wie wollen wir<br />

<strong>de</strong>nn di<strong>es</strong><strong>es</strong> kleine Rinnsal überqueren?“<br />

In <strong>de</strong>n letzten Tagen hatte Billys<br />

Ehrfurcht, die Bella bei ihrem Sieg über die<br />

Werwölfe bei ihm hervor gerufen hatte, doch<br />

schon arg gelitten, da <strong>es</strong> ihr nicht gelungen<br />

war, trotz zig Versuchen, ein geeignet<strong>es</strong><br />

Transportmittel für ihre Wan<strong>de</strong>rung herbei zu<br />

zaubern.<br />

Alle 15 Versuche und ihre ganze Vor-<br />

stellungskraft hatten nur für einen Tretroller<br />

ausgereicht, <strong>de</strong>n sogar ein vierjährig<strong>es</strong><br />

Kind empört abgelehnt hätte.<br />

Jetzt wollte Bella <strong>es</strong> ihrem vorwitzigen<br />

Freund aber zeigen.<br />

Der sollte vor Ehrfurcht erblassen,<br />

<strong>das</strong> wür<strong>de</strong> ihr Meisterstück wer<strong>de</strong>n.<br />

„Jetzt pass mal auf du hoppeln<strong>de</strong><br />

Schnapsdrossel“, motzte sie <strong>de</strong>n Hasen an, in<br />

Anspielung auf d<strong>es</strong>sen Vorliebe für Schnaps,<br />

<strong>de</strong>n er immer in einer Feldflasche am Gürtel<br />

131


dabei hatte und während ihrer Wan<strong>de</strong>rschaft<br />

davon ausgiebig Gebrauch machte.<br />

„Gleich siehst du, wie ein großer<br />

Zauberer so ein klein<strong>es</strong> Problem b<strong>es</strong>eitigt“<br />

Langsam schloss sie ihre Augen, um<br />

sich voll auf ihr Problem zu konzentrieren.<br />

„Jawolll...genau...<strong>das</strong> musste hinhauen.<br />

Di<strong>es</strong>er Zauberspruch ist voll geil..<br />

wie auf Engelsflügeln wer<strong>de</strong>n wir über <strong>de</strong>n<br />

Fluss schweben.“<br />

Im Geiste stellte sie sich einen<br />

ri<strong>es</strong>igen gol<strong>de</strong>nen Engel vor, <strong>de</strong>r sie auf zarten<br />

Hän<strong>de</strong>n sicher über <strong>de</strong>n Fluss trug und<br />

legte los:<br />

„Wie die Engel wer<strong>de</strong>n wir schweben<br />

und mag auch die Er<strong>de</strong> erbeben,<br />

<strong>das</strong> Wasser noch so reißend sein,<br />

wir schweben da rüber,<br />

wie auf Daunenfe<strong>de</strong>rn so fein.“<br />

„AAHHHHHHH!!!!“<br />

Bella und Billy fan<strong>de</strong>n sich hoch über <strong>de</strong>m<br />

Fluss wie<strong>de</strong>r. Bella in <strong>de</strong>r linken, Billy in<br />

<strong>de</strong>r rechten Kralle ein<strong>es</strong> gewaltigen Adlers.<br />

So musste sich ein indischer Fakir auf <strong>de</strong>m<br />

härt<strong>es</strong>ten und spitz<strong>es</strong>ten seiner Nagelbetten<br />

fühlen.<br />

Aber weil die bei<strong>de</strong>n keine Fakire<br />

sind, son<strong>de</strong>rn einfache Lebew<strong>es</strong>en, fingen sie<br />

132


herzzerreißend an zu schreien und fürchterlich<br />

zu jammern.<br />

„Aua...aua...Hilfe..., mein schön<strong>es</strong><br />

Fell! Meine Flossen...meine Löffel...hau ab<br />

du blöd<strong>es</strong> Fe<strong>de</strong>rvieh...und nimm di<strong>es</strong>en bekloppten<br />

Stümper von Zauberer mit....aua...<br />

aua...!!!!!“<br />

Der Zauberlehrling kriegte sich<br />

nicht mehr ein vor lauter Gejammer, während<br />

Bella starr vor Angst sich nicht getraute<br />

auch nur mit <strong>de</strong>r Wimper zu zucken.<br />

Und Billy schrie weiter.<br />

„Daunenfe<strong>de</strong>rn....aua....aua...Daunenfe<strong>de</strong>rn...klar<br />

hat <strong>das</strong> Vieh Fe<strong>de</strong>rn...doofer<br />

Zauberer...da hätste ja uns gleich zerhacken<br />

lassen können...aua...aua...!!!“<br />

Der Zauberhase schnappte sein M<strong>es</strong>ser<br />

und stach <strong>de</strong>m Adler mit aller Gewalt in die<br />

dickste Kralle.<br />

Das hätte er b<strong>es</strong>ser nicht getan!<br />

Nicht 30 Meter über <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n,<br />

nicht über einem reißen<strong>de</strong>n Fluss, d<strong>es</strong>sen<br />

schäumen<strong>de</strong> Wellen lustig über m<strong>es</strong>serscharfe<br />

Felsriffe spru<strong>de</strong>lten.<br />

Nicht bei einem Adler, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> an<br />

seiner dicken Kralle b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>rs empfindlich<br />

war.<br />

Und vor allem nicht bei einem Zauberw<strong>es</strong>en,<br />

die für ihre Empfindlichkeit bei<br />

einem Angriff auf ihre Zaubermacht gera<strong>de</strong>zu<br />

berühmt sind.<br />

133


„NEEEEEIIIIIN!!!!!“<br />

Das konnte Bella gera<strong>de</strong> noch schreien, dann<br />

war <strong>es</strong> zu spät.<br />

Der Adler riss ihnen nicht ihre Köpfe<br />

ab; er hackte ihnen auch keine Löcher in<br />

ihre Alabasterkörper.....nein....!<br />

Er ließ sie einfach los.<br />

Und dann ging’s abwärts. Sie hatten Glück im<br />

Unglück.<br />

Sie donnerten nicht auf die na<strong>de</strong>lspitzen<br />

Felszacken, auch vor <strong>de</strong>n mör<strong>de</strong>risch<br />

reißen<strong>de</strong>n Stru<strong>de</strong>ln d<strong>es</strong> Mahlstroms blieben sie<br />

verschont.<br />

Wie g<strong>es</strong>agt, sie hatten Glück. Am<br />

Ufer wuchsen schöne, dichte Brombeersträucher<br />

und in die knallten sie voll rein.<br />

Lei<strong>de</strong>r haben Brombeersträucher eine<br />

unangenehme Eigenart: Stacheln.<br />

Tausen<strong>de</strong> und Abertausen<strong>de</strong> kleiner<br />

spitzer ekeliger stechen<strong>de</strong>r kratzen<strong>de</strong>r Stacheln,<br />

alle mit kleinen lustigen Wi<strong>de</strong>rhaken.<br />

Sie überlebten.<br />

Omas Na<strong>de</strong>lkissen wäre vor Neid erblasst<br />

beim Anblick <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n G<strong>es</strong>talten, die<br />

nach 5 Minuten und 16 Sekun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Dickicht<br />

getaumelt kamen.<br />

134


Selbst <strong>de</strong>r Hase hielt sein vorlau-<br />

t<strong>es</strong> Lästermaul und die nächsten 3 Stun<strong>de</strong>n sah<br />

man einen Hasen und ein Mädchen, die wie zwei<br />

verliebte Paviane zusammen hockten, um sich<br />

zu entlausen.<br />

Nur pflückten sie keine Läuse aus<br />

ihrem Pelz, son<strong>de</strong>rn zogen die kleinen lustigen<br />

spitzen wi<strong>de</strong>rlichen Stacheln <strong>de</strong>r Brombeersträucher<br />

unter qualvollem Stöhnen und<br />

Gejammer aus ihrer Pelle.<br />

Nach<strong>de</strong>m sie di<strong>es</strong>e mör<strong>de</strong>rische<br />

Tortur gerad<strong>es</strong>o überlebt hatten, zogen die<br />

bei<strong>de</strong>n Unglücksraben mit g<strong>es</strong>enktem Kopf und<br />

eingezogenen Schultern, was bei einem Hasen<br />

sehr son<strong>de</strong>rbar aussieht, Richtung Drachenhöhle.<br />

Nach <strong>de</strong>n jüngsten Ereignissen war<br />

niemand sehr optimistisch, <strong>das</strong>s ihre Zauberei<br />

bei <strong>de</strong>m Drachen mehr Erfolg haben wird, <strong>als</strong><br />

bei <strong>de</strong>r Flussüberquerung. Aber nach ein paar<br />

Stun<strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>rung kehrte ihr alter Optimismus<br />

zurück, ihre Schultern hoben sich und mit einem<br />

lustigen Lied auf <strong>de</strong>n Lippen ging’s auf<br />

zu neuen Abenteuern.<br />

Die auch nicht lange auf sich warten<br />

ließen.<br />

Bereits nach 20 Minuten kamen ihnen<br />

die ersten Flüchtlinge entgegen. Dass <strong>das</strong><br />

Flüchtlinge waren, war über<strong>de</strong>utlich zu erkennen.<br />

Dem ersten hingen die Klei<strong>de</strong>r in Fetzen<br />

vom Leib; <strong>de</strong>m Zweiten hing die Zunge bis <strong>zum</strong><br />

Bauchnabel, so raste er durch die Gegend...<br />

oh......haue.....haue...!<br />

135


Der Dritte sah aus <strong>als</strong> wäre er aus<br />

einem Hochofen gekrochen. Angekokelt, von<br />

seinen Qualmsocken bis zu <strong>de</strong>m Büschel Haare,<br />

<strong>das</strong> einsam, auf seinem ansonsten kahlen<br />

Schä<strong>de</strong>l prangte.<br />

Den Vierten konnten sie endlich<br />

dazu bewegen einen Moment in seiner Flucht<br />

einzuhalten, in<strong>de</strong>m Bella ihm ein Bein stellte<br />

und Billy sich auf ihn setzte, damit er nicht<br />

gleich wie<strong>de</strong>r entfleuchte.<br />

„Nei....nei....nei....nein...!!!<br />

Bi...bi...bi...bitte lasst mich los!!!!!!!<br />

MAMMA!!!!MAMMA!!!! <strong>de</strong>r Drachen....HILFEEE!!!“<br />

Na ja, di<strong>es</strong>e Bemerkungen bedurften<br />

kein<strong>es</strong> Kommentars. Unseren bei<strong>de</strong>n Zauberern<br />

rutschte ihr Herz noch tiefer in die Hosen<br />

<strong>als</strong> <strong>es</strong> sowi<strong>es</strong>o schon war.<br />

Mit einer übermenschlichen Kraftanstrengung<br />

bäumte sich <strong>de</strong>r sabbern<strong>de</strong> Flüchtling<br />

auf, warf <strong>de</strong>n Hasen ins nächste Gebüsch<br />

und raste davon.<br />

OH...OH...! Bella und Billy wur<strong>de</strong><br />

<strong>es</strong> immer mulmiger <strong>zum</strong>ute.<br />

Und <strong>als</strong> <strong>de</strong>r nächste Flüchtling auf<br />

einem Bein angehumpelt kam, während er <strong>das</strong><br />

an<strong>de</strong>re unter <strong>de</strong>n Arm geklemmt hatte, gab <strong>es</strong><br />

für die bei<strong>de</strong>n kein Halten mehr.<br />

Anhalten, auf <strong>de</strong>n Hacken kehrt, zurück<br />

in die alte Richtung und dann ab die<br />

Post, <strong>das</strong> all<strong>es</strong> schafften sie in einer halben<br />

Sekun<strong>de</strong>.<br />

136


Bis......., ja bis Bella einfiel,<br />

<strong>das</strong>s sie ja gera<strong>de</strong> wegen Drachen-b<strong>es</strong>iegen auf<br />

di<strong>es</strong>e Welt gekommen war.<br />

Also schnappte sie noch während ihr<strong>es</strong><br />

Galopps <strong>de</strong>n Hasen an <strong>de</strong>n Löffeln und legte<br />

eine Vollbremsung hin, <strong>das</strong>s <strong>es</strong> nur so<br />

qualmte.<br />

Nach<strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r Rauch verzogen<br />

hatte und ihre Hustenanfälle in leis<strong>es</strong> Röcheln<br />

übergegangen waren, sprach <strong>de</strong>r große<br />

Zauberer Bella ein Machtwort.<br />

„BILLY...BILLY...!!! Was soll <strong>de</strong>nn<br />

<strong>das</strong>? Warum rennst du <strong>de</strong>nn weg wie ein wild<br />

gewor<strong>de</strong>n<strong>es</strong> Karnickel?“, voll Entrüstung<br />

schaute sie ihrem Leibkarnickel in die braunen<br />

Gucker.<br />

Das musste man Bella lassen, all<strong>es</strong><br />

in allem eine reife profimäßige schauspielerische<br />

Leistung. Das wür<strong>de</strong> je<strong>de</strong> Oskarpreisträgerin<br />

neidlos anerkennen müssen. Vom hysterischen<br />

ausgeflippten Flüchtling, zur überheblichen,<br />

coolen Filmdiva, all<strong>es</strong> unter Kontrolle.....einmalig....!<br />

Auch Billy <strong>de</strong>r arme Zauberlehrling<br />

erkannte di<strong>es</strong> neidlos an und verzichtete auf<br />

irgendwelche berechtigten Einwän<strong>de</strong>.<br />

Seufzend ergab er sich in sein<br />

Schicksal.<br />

„Tut mir leid groß<strong>es</strong> Zauberer. Verzeihe<br />

<strong>de</strong>inem kleinen ängstlichen Lehrling,<br />

<strong>das</strong>s er die Hose so schnell voll hatte und<br />

wie b<strong>es</strong><strong>es</strong>sen davon gerannt ist.<br />

137


Ich bin großem Zauberer auch ganz<br />

viel dankbar, <strong>das</strong>s er mir hinterher gerast<br />

ist um mich wie<strong>de</strong>r einzufangen.<br />

Ich hoffe inbrünstig, groß<strong>es</strong> Zauberer<br />

kann mir noch mal verzeihen!?“, dabei<br />

guckte er Bella zerknirscht von knapp über<br />

<strong>de</strong>r Grasnarbe an, während er sein Stummelschwänzchen<br />

verschämt zwischen die Hinterläufe<br />

gezogen hatte.<br />

*<br />

Und dann lag sie vor ihnen.<br />

Die Höhle d<strong>es</strong> Drachen.<br />

Ein dunkl<strong>es</strong> finster<strong>es</strong> unheimlich<strong>es</strong> ri<strong>es</strong>engroß<strong>es</strong><br />

Loch in einem noch gewaltigerem Felsmassiv.<br />

Dampfschwa<strong>de</strong>n sickerten aus <strong>de</strong>r<br />

gähnen<strong>de</strong>n Öffnung <strong>de</strong>r monströsen Höhle wie<br />

die Stickstoffdämpfe bei einem megageilen<br />

Rockkonzert.<br />

Ganze Knochenberge waren links und<br />

rechts <strong>de</strong>r Höhle aufg<strong>es</strong>chichtet. Schön sortiert<br />

nach Länge und Gewicht. Ein<strong>es</strong> musste<br />

man <strong>de</strong>m Drachen lassen, or<strong>de</strong>ntlich war er ja.<br />

Aber <strong>das</strong> nützte all<strong>es</strong> nichts. Or<strong>de</strong>ntlich hin,<br />

or<strong>de</strong>ntlich her, <strong>de</strong>r Typ musste weg.<br />

138


Bellas Drachenvernichtungsplan lag<br />

schon fix und fertig in ihren Gehirnwindungen<br />

g<strong>es</strong>peichert. In <strong>de</strong>n vergangenen Tagen und<br />

Nächten hatte sie an nichts an<strong>de</strong>r<strong>es</strong> gedacht<br />

<strong>als</strong> an alle möglichen und unmöglichen Pläne<br />

und Szenarien, wie sie <strong>das</strong> Drachenvieh halbieren,<br />

vierteilen, zerreißen, braten, rupfen<br />

(falls <strong>es</strong> Fe<strong>de</strong>rn hat) zerstückeln, verbrennen,<br />

einfrieren o<strong>de</strong>r sonst wie vernichten<br />

könnte.<br />

Dracula und Frankenstein wären ang<strong>es</strong>ichts<br />

ihrer Vorstellungen vor Schreck in ein<br />

Kloster geflohen um fortan ein friedlich<strong>es</strong><br />

und b<strong>es</strong>chaulich<strong>es</strong> Leben zu fristen.<br />

don.<br />

*<br />

Aber für Bella gab <strong>es</strong> da kein Par-<br />

Endlich konnte sie die Bildungslektüre,<br />

die sie sich mühselig in langen Fern-<br />

sehnächten reingezogen hatte wie: Der Glöckner<br />

von Notre Dame; <strong>de</strong>r Zombie mit <strong>de</strong>m Hacke-<br />

beil; reißt du mir ein Bein aus, reiße ich<br />

dir 2 Arme aus; die menschenfr<strong>es</strong>sen<strong>de</strong> Schwiegermutter;<br />

die g<strong>es</strong>ammelten Re<strong>de</strong>n d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong>kanzlers,<br />

o<strong>de</strong>r ihren Lieblingsfilm, <strong>de</strong>n sie<br />

mind<strong>es</strong>tens 20 mal angeguckt hatte: wie zerstückele<br />

ich meine Freundin, die <strong>das</strong> gleiche<br />

Kleid anhat wie ich, fachgerecht –ein Ratgeber<br />

<strong>de</strong>r Fleischerinnung- , im wahren Leben<br />

anwen<strong>de</strong>n.<br />

Auch <strong>de</strong>r treffen<strong>de</strong> Zauberspruch war<br />

fix und fertig.<br />

139


Da konnte nix schief gehen.<br />

Also legte Bella los, während Billy<br />

sich in ein Mäuschen verwan<strong>de</strong>lte und sich ins<br />

kleinste Mäuseloch verkrümelte <strong>das</strong> er fin<strong>de</strong>n<br />

konnte.<br />

Bella stellte sich breitbeinig vor<br />

die Höhlenöffnung, legte bei<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong> <strong>als</strong><br />

Trichter vor <strong>de</strong>n Mund und fing an zu brüllen:<br />

*<br />

„Du alter stinken<strong>de</strong>r Drache<br />

komm raus aus <strong>de</strong>inem Loch<br />

mach die Fliege und lass<br />

dich hier ja niem<strong>als</strong> mehr<br />

blicken!“<br />

Ein urgewaltig<strong>es</strong> Brüllen ließ die<br />

feuchtschwüle Morgenluft erzittern.<br />

Gewaltige Felsbrocken lösten sich aus<br />

<strong>de</strong>m Felsmassiv und stürzten donnernd ins Tal.<br />

Die Bäume links und rechts von Bella<br />

wur<strong>de</strong>n mit Wurzeln und allem drum und dran<br />

140


aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n gerissen, <strong>de</strong>r komplette Wald<br />

wur<strong>de</strong> plattgemacht.<br />

Nur Bella stand cool und unerschütterlich<br />

inmitten d<strong>es</strong> Orkans, wie <strong>de</strong>r sprichwörtliche<br />

Fels in <strong>de</strong>r Brandung, während rings<br />

um sie all<strong>es</strong> im Chaos versank.<br />

Billy, <strong>de</strong>r aus seinem Mäuseloch linste<br />

war von <strong>de</strong>n Socken. Di<strong>es</strong>e Szene wür<strong>de</strong><br />

sich, wie mit Feuer g<strong>es</strong>chrieben, in sein Gehirn<br />

einbrennen. Die letzten Sekun<strong>de</strong>n einer<br />

überg<strong>es</strong>chnappten, größenwahnsinnigen, völlig<br />

bekloppten Menschentante, wie sie di<strong>es</strong>e Welt<br />

noch nicht g<strong>es</strong>ehen hat.<br />

Denn <strong>das</strong>s di<strong>es</strong> die letzten Sekun<strong>de</strong>n<br />

von Bella sein wür<strong>de</strong>n, stand für <strong>de</strong>n Zauberlehrling<br />

hun<strong>de</strong>rtpro f<strong>es</strong>t.<br />

Das Brüllen in <strong>de</strong>r Höhle wur<strong>de</strong> lauter<br />

und lauter. Ein gewaltig<strong>es</strong> Donnern begleitete<br />

<strong>das</strong> urweltliche Getöse............und dann,<br />

dann sah Bella <strong>de</strong>n Drachen.<br />

Das Donnern und Brüllen d<strong>es</strong> Drachen<br />

hatte Bella vollkommen cool gelassen. Von<br />

ihren Brü<strong>de</strong>rn, die große Heavy Metal Fans<br />

sind war sie ein noch viel mächtiger<strong>es</strong> und<br />

lauter<strong>es</strong> Getöse gewöhnt.<br />

Aber <strong>de</strong>r Anblick d<strong>es</strong> Drachen erschütterte<br />

sie dann doch bis in die Grundf<strong>es</strong>ten<br />

ihrer Existenz.<br />

Unb<strong>es</strong>chreiblich....unb<strong>es</strong>chreiblich!!<br />

Tyrannosaurus Rex war ein Schoßhündchen dage-<br />

gen.<br />

141


Alleine sein monströser, ri<strong>es</strong>iger<br />

Schä<strong>de</strong>l, g<strong>es</strong>pickt mit gewaltigen Reißzähnen,<br />

groß und gebogen wie die Schwerter ein<strong>es</strong><br />

Samurais und ohne Zweifel genauso scharf und<br />

spitz, sprengten alle Vorstellungen.<br />

Und erst <strong>de</strong>r R<strong>es</strong>t......oh...mannomann!<br />

Aber Bella hatte sich auf <strong>das</strong> Schlimmste<br />

vorbereitet, nichts konnte sie erschüttern.<br />

Superobermegacool stand sie vor <strong>de</strong>m<br />

überdimensionalen Flammenwerfer, streckte ihm<br />

ihre Hän<strong>de</strong> entgegen, die Handflächen nach<br />

vorne und legte los:<br />

„Hey du großer Stinkedrachen<br />

hast <strong>de</strong> auch nen großen Rachen<br />

mich kannst du nicht anpinkeln<br />

ich steck dich sonst in <strong>de</strong>ine Win<strong>de</strong>ln<br />

komm nur aus <strong>de</strong>r Höhle raus<br />

dann ist für dich <strong>de</strong>r Ofen aus<br />

und zack bist du ne kleine Maus!“<br />

Bella hatte <strong>als</strong> klein<strong>es</strong> Kind von ihrem Dad,<br />

je<strong>de</strong>n Abend eine „gute-Nacht-G<strong>es</strong>chichte“ erzählt<br />

bekommen. Einmal hatte er <strong>das</strong> Märchen<br />

von einem Drachen erzählt, <strong>de</strong>r erst in ein<br />

Häschen, dann in eine Maus verwan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n<br />

war, und di<strong>es</strong><strong>es</strong> Märchen stellte sie sich in<br />

Gedanken voll f<strong>es</strong>t vor.<br />

142


Wenn all<strong>es</strong> klappt, müsste jetzt ein<br />

Mäuschen vor ihr stehen.<br />

Noch hielt sie ihre Gucker f<strong>es</strong>t g<strong>es</strong>chlossen,<br />

um <strong>de</strong>n Zauber b<strong>es</strong>ser wirken zu<br />

lassen.........PLOPPPPP!!.. machte <strong>es</strong>.<br />

Zaghaft linste sie durch die halb<br />

offenen Augenli<strong>de</strong>r.<br />

Der Drache war verschwun<strong>de</strong>n und an<br />

seiner Stelle hockte ein klein<strong>es</strong>, goldig<strong>es</strong><br />

Karnickel, keine Maus wie sie erwartet hatte.<br />

Billy!! War <strong>das</strong> Billy?<br />

Offensichtlich nicht, <strong>de</strong>nn Billy kam<br />

gera<strong>de</strong>, ebenso verdattert wie Bella, von<br />

rechts ins Bild gehoppelt und glotzte <strong>das</strong><br />

kleine Häschen wie hypnotisiert an.<br />

Den Blick kannte Bella.<br />

Selbst bei einem Hasen war di<strong>es</strong>er<br />

„Wow-was-für-ein-geil<strong>es</strong>-G<strong>es</strong>chöpf-ich-bin-<br />

total-verknallt-Blick“ sofort zu erkennen.<br />

Oh je..!<br />

Den hatte <strong>es</strong> erwischt...<strong>das</strong> arme<br />

Karnickel...jetzt war’s wohl aus mit Zauberlehrling.<br />

Ob Drache...Drachenhase...o<strong>de</strong>r Hasendrache,<br />

solche Kleinigkeiten waren Billy in<br />

seinem Zustand vollkommen schnuppe.<br />

Er schnappte sich die Karnickeldame,<br />

die sich <strong>das</strong> sehr gerne gefallen ließ und ab<br />

ging’s in <strong>de</strong>n Eheknast.<br />

143


Und Bella stand alleine, wie b<strong>es</strong>tellt<br />

und nicht abgeholt vor <strong>de</strong>r ri<strong>es</strong>igen<br />

Höhle, seufzte r<strong>es</strong>igniert, dachte En<strong>de</strong> gut<br />

all<strong>es</strong> gut und:<br />

„RRRINGG!“<br />

Verdattert öffnete sie ihre Augen.<br />

Über ihr ein samtblauer Sternenhimmel, wo<br />

eben noch Schäfchenwolken durch <strong>de</strong>n Mittagshimmel<br />

gezogen waren...vier Wän<strong>de</strong>...Spielsachen??<br />

Ein Zimmer mit Sternenhimmel? Bella<br />

fiel <strong>es</strong> wie Schuppen von <strong>de</strong>n Augen...ein<br />

Traum....all<strong>es</strong> war wie<strong>de</strong>r mal nur ein Traum<br />

gew<strong>es</strong>en.<br />

Aber was für ein Traum...oberaffengeil,<br />

<strong>das</strong> konnte nur Baitis Werk gew<strong>es</strong>en<br />

sein.<br />

144


sechs<br />

Und so kehrte für die bei<strong>de</strong>n Freun<strong>de</strong>,<br />

Baiti und Bella wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r langweilige Alltag<br />

ein.<br />

Der sollte aber gar nicht so langweilig<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

145


In Bellas Viertel eröffnete an einem<br />

trüben Samstag im November ein neu<strong>es</strong> –supercool<strong>es</strong>-<br />

Optikg<strong>es</strong>chäft.<br />

*<br />

Großmächtig wur<strong>de</strong> <strong>es</strong> in allen Tag<strong>es</strong>zeitungen<br />

<strong>als</strong> <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnste Internetoptikshop<br />

<strong>de</strong>r G<strong>es</strong>chichte angekündigt und was <strong>das</strong> b<strong>es</strong>te<br />

war, mit ri<strong>es</strong>iger Weltraumabteilung.<br />

Da musste Bella natürlich dabei sein.<br />

Also stand sie Samstag früh <strong>als</strong> erster<br />

auf <strong>de</strong>r Matte und stürmte punkt 9 Uhr <strong>de</strong>n<br />

La<strong>de</strong>n.<br />

Bah.., <strong>das</strong> war wirklich irre!<br />

Bella blieb die Sprache weg.<br />

Mitten im Spac<strong>es</strong>hop, wie die Abteilung<br />

hieß, stand ein ri<strong>es</strong>iger Schmidtspiegel. Ein<br />

Spiegeltel<strong>es</strong>kop mit einer Brennweite von sage<br />

und schreibe 200 mm!<br />

Sie kam aus <strong>de</strong>m Staunen gar nicht mehr<br />

raus. Und <strong>das</strong> megacoolste war: man konnte <strong>es</strong><br />

sogar gewinnen!<br />

146


In einem Inernet-Preisausschreiben wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r größte Weltraumfreak d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong> g<strong>es</strong>ucht.<br />

Unter „www.spacefreak.com“ konnte man<br />

die Bedingungen runterla<strong>de</strong>n, natürlich kostenlos.<br />

Es stand wohl außer Zweifel, <strong>das</strong>s di<strong>es</strong>er<br />

Weitgucker nur ihr gehören konnte.<br />

Hatte Baiti nicht schon Arni gemanagt,<br />

dann sollte <strong>es</strong> bei einem so lumpigen Preisausschreiben<br />

doch mit <strong>de</strong>m Teufel zugehen,<br />

wenn sie <strong>das</strong> Kind nicht schaukeln wür<strong>de</strong>n.<br />

Apropos Arni!„Sag mal Baiti, wie war <strong>das</strong><br />

<strong>de</strong>nn mit Arni? Wie hast du <strong>de</strong>n <strong>de</strong>nn so<br />

schnell organisiert?“<br />

Baiti g<strong>es</strong>tatte sich ein verschmitzt<strong>es</strong><br />

Lächeln.<br />

„Das war eigentlich kein Problem. Arni<br />

war gera<strong>de</strong> auf Promotionstour für seinen<br />

neuen Film. Und da bedurfte <strong>es</strong> nur ein bisschen<br />

finanzieller Überredung und schon tanzte<br />

er an.<br />

Und wie <strong>es</strong> jetzt aussieht, brauchst du<br />

meine Hilfe bei di<strong>es</strong>em Preisausschreiben?<br />

Dann lass uns mal loslegen!“<br />

Also lu<strong>de</strong>n sie sich die Daten runter, dann<br />

gingen sie an die Arbeit.<br />

Baiti machte die ganze Arbeit??<br />

Pustekuchen!!<br />

Klar, <strong>das</strong>s er Bella half, schließlich<br />

gab <strong>es</strong> keine Information, an die Baiti nicht<br />

147


ankam, aber die Knochenarbeit ließ er schon<br />

übrig.<br />

Die nächsten sieben Tage wur<strong>de</strong> Bella<br />

überraschend schwer krank und konnte<br />

lei<strong>de</strong>r ... lei<strong>de</strong>r ... lei<strong>de</strong>r nicht in die<br />

Schule gehen.<br />

„Oh, mein lieb<strong>es</strong> Kind! Du tust mir ja<br />

so leid. Lege dich schön ins Bett und<br />

kuriere dich gut aus. Du hast in <strong>de</strong>n letzten<br />

Monaten aber auch viel zu viel gelernt, da<br />

bräuchte ich auch ein Ruhepause, <strong>das</strong> hält ja<br />

<strong>de</strong>r g<strong>es</strong>ünd<strong>es</strong>te Organismus nicht aus. Ich muss<br />

für ein paar Tage nach Portugal, aber mein<br />

groß<strong>es</strong> Mädchen kommt schon zurecht. Nicht<br />

wahr?“<br />

Ihr Daddy war ganz glücklich, <strong>das</strong>s er<br />

seine kleine Tochter, die in <strong>de</strong>n letzten<br />

Monaten viel zu selbstständig und erwachsen<br />

gewor<strong>de</strong>n war, ein bisschen bemuttern ... pardon<br />

bevatern konnte.<br />

„Lass´s gut sein Pappa. Kannst ruhig<br />

wegfahren, ich sorge schon für meine kleinen<br />

Brü<strong>de</strong>r und bleibe ganz brav im Bett.<br />

Das war <strong>als</strong>o auch gecheckt!<br />

Die bei<strong>de</strong>n Doofköpfe wür<strong>de</strong> sie schon b<strong>es</strong>chäftigen,<br />

<strong>als</strong>o konnte Bella sich voll auf<br />

<strong>de</strong>n Gewinn ihr<strong>es</strong> Schmidtspiegels konzentrieren.<br />

Fünf Tage und Nächte tüftelte,<br />

recherchierte, kontrollierte und rechnete sie<br />

mit Hilfe Baitis, <strong>das</strong>s die Bu<strong>de</strong> qualmte.<br />

148


Sie war für nieman<strong>de</strong>n, selbst für Anna<br />

nicht, erreichbar.<br />

In <strong>de</strong>r Schule machten schon die wild<strong>es</strong>ten<br />

Gerüchte die Run<strong>de</strong>.<br />

Ihre Klassenspezi<strong>es</strong> sahen sie schon im<br />

größten Hollywoodstreifen <strong>als</strong> Hauptdarstellerin.<br />

Dass sie zuhause hockte und büffelte wie<br />

die größte Streberin, <strong>das</strong>s hätte ihr eh niemand<br />

abgenommen.<br />

Doch endlich war all<strong>es</strong> vorbei.<br />

Alle Fragen ... r<strong>es</strong>tlos beantwortet! Da<br />

waren vielleicht Hämmer dabei.<br />

Wenn sie auch viele Fragen allein durch <strong>das</strong><br />

Wissen, <strong>das</strong> sie auf ihrem Orion–Abenteuer erlebt<br />

hatte, beantwortet hatte, so hätte ihr<br />

Wissen allein aber nie ausgereicht.<br />

Aber, wie sie zu sich zu sagen pflegte:<br />

„Ich und Baiti, schaffen all<strong>es</strong>!“<br />

„So Baiti, nun sorge auch dafür, <strong>das</strong>s<br />

unsere Lösungen an die richtige Adr<strong>es</strong>se kommen<br />

und bleib am Ball, damit uns keiner <strong>das</strong><br />

Tel<strong>es</strong>kop wegschnappt! ... Okay ...!“<br />

„Na klar, Bellaschatz!“ Kannst dich wie<br />

immer absolut auf mich verlassen.“<br />

Uff .... <strong>das</strong> wäre g<strong>es</strong>chafft.<br />

Das war all<strong>es</strong> ein hart<strong>es</strong> Stück Arbeit<br />

gew<strong>es</strong>en.“<br />

149


Bella fiel wie ein Sack Kartoffeln in<br />

ihre Kissen und schlief die nächsten bei<strong>de</strong>n<br />

Tage wie ein Vampir im Sommerhalbjahr in<br />

Grönland, nämlich voll durch.<br />

Nach<strong>de</strong>m sie von <strong>de</strong>n Toten auferstan<strong>de</strong>n war,<br />

entwickelte sie eine hektische Betriebsamkeit.<br />

*<br />

Mit Hilfe ihrer bei<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r, die sich<br />

nicht aufhörten zu wun<strong>de</strong>rn, was für eine Ausgeburt<br />

an Höflichkeit ihre missratene Schw<strong>es</strong>ter<br />

plötzlich gewor<strong>de</strong>n war, räumte sie <strong>das</strong><br />

Gewächshaus ratzeputz leer.<br />

Da sowi<strong>es</strong>o November war,<br />

konnte sie <strong>das</strong> ganze Grünzeug rausschmeißen.<br />

Ihre geknechteten Brü<strong>de</strong>r hatten <strong>de</strong>m<br />

Braten gleich nicht getraut. Eine freundliche<br />

Bella! Der dicke Hammer musste ja noch kommen.<br />

Und er kam.<br />

Der größte Sklaventreiber aus <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>nen<br />

Zeit <strong>de</strong>r brasilianischen Zuckerbarone war<br />

gegen sie ein Waisenknabe.<br />

Sie hetzte die bei<strong>de</strong>n, <strong>das</strong>s <strong>es</strong> nur so<br />

staubte.<br />

150


Aus <strong>de</strong>m Gewächshaus wur<strong>de</strong> in Rekordzeit<br />

ein kuschelig<strong>es</strong> Wohnzimmer, mit allem was <strong>das</strong><br />

verwöhnte D<strong>es</strong>ignerherz begehrt.<br />

Als letzt<strong>es</strong> legten sie noch eine Stromleitung<br />

ins Gewächshaus, an die sie <strong>de</strong>n großen<br />

Nachtspeicherofen anschlossen, <strong>de</strong>n sie<br />

vor einem halben Jahr ausrangiert hatten.<br />

Dann hatten ihre Sklaven ausgedient und<br />

sie entließ sie aus ihrer Arbeitshaft in die<br />

Freiheit.<br />

Da saß sie nun, inmitten ihrer neug<strong>es</strong>chaffenen<br />

Wohnlandschaft, umgeben von blitzen<strong>de</strong>n,<br />

spiegelblanken Glaswän<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m<br />

aufstellbaren Glasdach und schaute verträumt<br />

auf <strong>das</strong> mit grünem Samt verklei<strong>de</strong>te Pod<strong>es</strong>t,<br />

<strong>das</strong> ..., natürlich auf <strong>das</strong> Tel<strong>es</strong>kop wartete.<br />

Und <strong>de</strong>r Countdown lief!<br />

Heute war Freitag.<br />

Morgen am Samstag. Genau um 11 Uhr sollte<br />

im Spac<strong>es</strong>hop <strong>de</strong>r Gewinner d<strong>es</strong> großen<br />

Preisausschreibens bekannt gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Bella saß versunken in ihrem Plüschs<strong>es</strong>sel<br />

und sah schon über<strong>de</strong>utlich <strong>de</strong>n nagelneuen<br />

Schmidtspiegel auf <strong>de</strong>m Pod<strong>es</strong>t thronen.<br />

Und so ent<strong>de</strong>ckte sie ihr Vater.<br />

Den traf fast <strong>de</strong>r Schlag.<br />

151


„BELLA!!! Was soll <strong>de</strong>nn <strong>das</strong> sein?? Wo<br />

sind meine Tomatenstau<strong>de</strong>n? Meine Gurken?<br />

Meine Zucchinis?<br />

Meine .... meine ... meine??!?<br />

Fassungslos fiel er aufs Sofa.<br />

„Cool bleiben, Daddylein! Ganz cool<br />

bleiben! All<strong>es</strong> unter Kontrolle ... all<strong>es</strong> im<br />

grünen Bereich.<br />

Das Grünzeug ist all<strong>es</strong> auf <strong>de</strong>m Kompost.<br />

War doch all<strong>es</strong> schon verwelkt und <strong>das</strong> r<strong>es</strong>tliche<br />

Gemüse haben wir aufgemampft!“<br />

„Aber ... aber“, ihr armer leidgeprüfter<br />

Erzeuger hatte eigentlich angenommen, <strong>das</strong>s<br />

ihn bei seiner Tochter nichts mehr überraschen<br />

könnte, wur<strong>de</strong> aber schließlich ein<strong>es</strong><br />

B<strong>es</strong>seren belehrt.<br />

„Bitte ... bitte“, er nahm Bellas Hän<strong>de</strong><br />

f<strong>es</strong>t in die Seinen und sah sie verzweifelt<br />

an.<br />

„Bitte... bitte“, kannst du mir wenigstens<br />

erklären, warum du aus <strong>de</strong>m Gewächshaus<br />

ein Wohnzimmer gemacht hast und was soll <strong>de</strong>nn<br />

di<strong>es</strong><strong>es</strong> feine Pod<strong>es</strong>t hier mitten im Zimmer<br />

be<strong>de</strong>uten? Du bist doch nicht etwa in irgen<strong>de</strong>ine<br />

Sekte eingetreten und di<strong>es</strong> wird jetzt<br />

ein heiliger Schrein? O<strong>de</strong>r ist <strong>das</strong> vielleicht<br />

ein Opferalter und du hast <strong>de</strong>ine Brü<strong>de</strong>r<br />

schon einem abstrusen Gott geopfert? Sag<br />

doch! Wo hast du ihre Einzelteile versteckt?“<br />

152


„Aber lieber Herr Vater! Auch wenn di<strong>es</strong>e<br />

Schweinebacken <strong>das</strong> schon längst verdient<br />

hätten!<br />

Ich wür<strong>de</strong> doch nie meine eigenen Brü<strong>de</strong>r<br />

opfern! Und nebenbei bemerkt, welcher Gott<br />

<strong>de</strong>r etwas auf sich hält, wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>nn di<strong>es</strong>e<br />

bei<strong>de</strong>n Deppen <strong>als</strong> Opfer annehmen? Der wür<strong>de</strong><br />

mich <strong>als</strong> Strafe für di<strong>es</strong>e Blasphemie in die<br />

tiefsten Tiefen seiner Hölle verbannen, <strong>als</strong>o<br />

dazu habe ich doch keine Lust. Also lasse<br />

ich sie noch ein bisschen ihr mickrig<strong>es</strong> Leben<br />

genießen!“<br />

„BELLA!!!“<br />

„Ganz cool bleiben ... Daddylein, ganz<br />

cool bleiben!“, sie ließ ihren Obersklaven<br />

nicht zu Wort kommen.<br />

Mit ruhigen und sachlichen Erklärungen<br />

schil<strong>de</strong>rte sie ihre Vorbereitungen und <strong>de</strong>n<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Zweck.<br />

nen.<br />

Sie erntete aber nur ungläubig<strong>es</strong> Stau-<br />

Du veranstalt<strong>es</strong>t di<strong>es</strong><strong>es</strong> ganze Theater in<br />

<strong>de</strong>r irrigen Annahme du würd<strong>es</strong>t in einem<br />

Preisausschreiben mit vielleicht hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong>n<br />

von Menschen <strong>de</strong>n Hauptgewinn abstauben.<br />

Soll ich dir <strong>als</strong> Naturwissenschaftler<br />

die Wahrscheinlichkeit für so ´nen<br />

Treffer ausrechnen?“<br />

Das habe ich mir selbst schon ausgerechnet,<br />

mein Alter! Wenn du so überzeugt davon<br />

bist, <strong>das</strong>s ich nicht gewinne, schlage ich dir<br />

eine Wette vor.“<br />

153


„Eine Wette?“, er glaubte nicht richtig<br />

zu hören.<br />

„Du willst dir neben <strong>de</strong>n ganzen Schul<strong>de</strong>n,<br />

die du dir mit <strong>de</strong>m Umbau d<strong>es</strong> Gewächshaus<strong>es</strong><br />

aufgela<strong>de</strong>n hast, noch mehr anlachen?<br />

Also gut, mein Zuckerpüppchen. Was <strong>de</strong>r<br />

Mensch braucht soll er haben. Das hat schon<br />

<strong>de</strong>in Opa immer g<strong>es</strong>agt.<br />

Also okay was soll´s sein?“<br />

„Pass auf, Papa. Wenn ich <strong>de</strong>n Hauptgewinn<br />

an Land ziehe, dann baust du mir hier im<br />

Gewächshaus eine Apparatur, mit <strong>de</strong>r ich automatisch<br />

<strong>das</strong> Glasdach öffnen und schließen<br />

kann, aber ganz weit, mind<strong>es</strong>tens 180°!“<br />

„Und wenn nicht, was <strong>gibt</strong>´s <strong>als</strong> Gegenleistung?“,<br />

fragte ihr alter Herr immer noch<br />

ungläubig.<br />

„Wenn ich nicht gewinne, dann ... ja<br />

dann ... dann bediene ich euch ein halb<strong>es</strong><br />

Jahr lang, egal ob beim Frühstück, Mittag-<br />

o<strong>de</strong>r Abend<strong>es</strong>sen. Natürlich gehe ich auch<br />

einkaufen!“<br />

Bellas Vertrauen in Baiti war, wie schon<br />

g<strong>es</strong>agt, grenzenlos.<br />

„Gebongt! Di<strong>es</strong>en Spaß lasse ich mir<br />

nicht entgehen!“, voller Scha<strong>de</strong>nfreu<strong>de</strong> rieb<br />

sich ihr Vater die Hän<strong>de</strong>.<br />

154


Also dackelten bei<strong>de</strong> am Samstagmorgen<br />

<strong>zum</strong> Optikla<strong>de</strong>n und stürzten sich in <strong>das</strong><br />

Gewühl <strong>de</strong>r g<strong>es</strong>pannt warten<strong>de</strong>n Glückssucher.<br />

Um pünktlich 11 Uhr erschien <strong>de</strong>r Chef<br />

d<strong>es</strong> Konzerns und wandte sich an die versammelten,<br />

meist jugendlichen, Teilnehmer.<br />

„Meine Damen und Herren, meine lieben<br />

Mädchen und Jungen, ich möchte euch alle auf<br />

<strong>das</strong> Herzlichste zur Auslosung <strong>de</strong>r Hauptgewinne<br />

begrüßen!“.<br />

Der Chef von <strong>de</strong>m La<strong>de</strong>n hatte eine<br />

Stimme wie ein Reibeisen und seine rote Knollennase<br />

ließ darauf schließen, <strong>das</strong>s er einem<br />

guten Schluck durchaus nicht abgeneigt war.<br />

„Kch - Kch“, nach einem diskreten Räuspern<br />

palaverte er weiter.<br />

„Die meisten wer<strong>de</strong>n wissen, <strong>das</strong>s die 100<br />

Trostpreise schon vergeben wor<strong>de</strong>n sind. Heute<br />

zieht <strong>de</strong>r Computer die ersten drei Hauptgewinner.<br />

Genau 75554 Personen haben an unserem<br />

Preisausschreiben teilgenommen.<br />

Ich schalte jetzt <strong>de</strong>n Zufallsgenerator<br />

ein und ermittele zunächst <strong>de</strong>n dritten Platz.<br />

Das Ergebnis wird in Echtzeit an alle<br />

unserer 645 Filialen im ganzen Lan<strong>de</strong> übertragen.<br />

Achtung hier ist die Nummer d<strong>es</strong> Glücklichen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Glücklichen, <strong>de</strong>r Gewinn<br />

ist ........“.<br />

155


Bella konnte gar nicht mehr richtig<br />

stehen, sie hüpfte von einem Bein auf <strong>das</strong><br />

an<strong>de</strong>re.<br />

Ihr Vater schaute ihr amüsiert zu und<br />

wur<strong>de</strong> immer vergnügter.<br />

Nach<strong>de</strong>m auch <strong>de</strong>r zweite Platz ausgelost<br />

wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> sein Grinsen immer unverschämter,<br />

während Bellas G<strong>es</strong>icht immer länger<br />

wur<strong>de</strong>, dabei wollte sie ja gar keinen zweiten<br />

o<strong>de</strong>r dritten Preis, son<strong>de</strong>rn nur <strong>de</strong>n Ersten.<br />

Erst im linken Ohr, dann auch im rechten<br />

fing <strong>es</strong> an zu rauschen.<br />

Die Geräusche aus <strong>de</strong>n Lautsprechern wur<strong>de</strong>n<br />

immer verschwommener, diffuser. Sie fühlte<br />

sich, <strong>als</strong> wür<strong>de</strong> sie über <strong>de</strong>r Menschenmenge<br />

schweben, die in eine an<strong>de</strong>re Daseinsebene<br />

entrückt schien.<br />

Aus <strong>de</strong>m dichten, drücken<strong>de</strong>n Nebel hörte<br />

sie plötzlich jeman<strong>de</strong>n ihren Namen rufen.<br />

„Bella ... Bella ... Bellla ... hey”,<br />

eine Hand hatte sie am Ellenbogen gepackt und<br />

schüttelte sie unaufhörlich.<br />

Gratuliere Bella ... du hast gewonnen,<br />

<strong>das</strong> ist ja unglaublich ... hey, was ist <strong>de</strong>nn?<br />

Freust du dich nicht?“<br />

„Wie ... was ... wo? Gewonnen? Ich habe<br />

gewonnen?“<br />

„Waaaaahhhahhuuuuu!“, plumps, fiel sie<br />

in Ohnmacht.<br />

156


Als sie die Augen wie<strong>de</strong>r aufmachte, <strong>es</strong><br />

konnten nur Sekun<strong>de</strong>n vergangen sein, sah sie<br />

über sich lauter lachen<strong>de</strong> G<strong>es</strong>ichter, <strong>das</strong><br />

G<strong>es</strong>icht ihr<strong>es</strong> Alten mittendrin.<br />

Di<strong>es</strong>e wur<strong>de</strong>n aber plötzlich vom G<strong>es</strong>icht<br />

d<strong>es</strong> Konzernchefs weggedrängt, <strong>de</strong>r Bella<br />

freundlich anlächelte und ihr galant half<br />

aufzustehen.<br />

„Sie sind <strong>als</strong>o <strong>das</strong> Fräulein Bella, <strong>das</strong><br />

di<strong>es</strong><strong>es</strong> wun<strong>de</strong>rschöne Tel<strong>es</strong>kop gewonnen hat und<br />

dazu noch in unserer neuen Filiale, <strong>das</strong> ist<br />

aber eine b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>re Überraschung.“<br />

Höflich reichte er ihr seinen Arm und<br />

führte sie durch die johlen<strong>de</strong> Menge <strong>zum</strong><br />

Podium.<br />

„Meine lieben Anw<strong>es</strong>en<strong>de</strong>n, ich habe mich,<br />

wie <strong>es</strong> <strong>das</strong> G<strong>es</strong>etz vorschreibt, von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ndität<br />

unserer Hauptgewinnerin überzeugt und<br />

stelle ihnen di<strong>es</strong>e hiermit vor.<br />

Es ist di<strong>es</strong>e junge Dame, die ja scheinbar<br />

viele von ihnen kennen und ich darf<br />

sagen ................... .“<br />

Langsam ging Bella <strong>das</strong> ganze Gelaber auf<br />

<strong>de</strong>n Geist, aber sie hielt tapfer durch, bis<br />

sie mit einem Lieferwagen im Schlepptau, <strong>de</strong>r<br />

ihr neu<strong>es</strong> Spielzeug transportierte, <strong>de</strong>n Heimweg<br />

antreten konnte.<br />

Zwei erwachsene Männer und ihr Daddy<br />

waren schließlich notwendig bis <strong>das</strong> Monstrum<br />

auf seinem vorg<strong>es</strong>ehenen Platz verstaut und<br />

einsatzbereit war.<br />

157


*<br />

Der Traum schien wirklich nicht en<strong>de</strong>n zu<br />

wollen. Da stand doch tatsächlich ihr heißgeliebter<br />

Schmidtspiegel auf seinem Thron,<br />

einsatzbereit für die wild<strong>es</strong>ten Reisen in <strong>de</strong>n<br />

Kosmos, natürlich nur visuell, aber <strong>de</strong>nnoch....!“<br />

Bella saß auf <strong>de</strong>m S<strong>es</strong>sel und betrachtete<br />

ihren Hauptgewinn ergriffen.<br />

Mehr verdattert <strong>als</strong> ergriffen saß ihr<br />

Vater neben ihr, immer noch ungläubig über<br />

<strong>de</strong>n Ri<strong>es</strong>endusel, <strong>de</strong>n seine Lieblingstochter<br />

hatte.<br />

So intensiv er auch grübelte und rätselte,<br />

ihm fiel nicht <strong>de</strong>r Ansatz einer Ahnung<br />

ein, wie Bella <strong>das</strong> wie<strong>de</strong>r bewerkstelligt hatte.<br />

Irgendwie war <strong>das</strong> nicht mit rechten<br />

Dingen zu gegangen, aber er konnte beim<br />

b<strong>es</strong>ten Willen keinen Ansatzpunkt erkennen,<br />

<strong>als</strong>o akzeptierte er <strong>das</strong> eigentlich<br />

Unmögliche.<br />

„Gut mein Liebling, gleich morgen früh<br />

erfülle ich mein Versprechen und lasse die<br />

Automatik für <strong>das</strong> Glasdach einbauen, damit du<br />

in die Röhre gucken kannst.<br />

158


Es dauerte zwar ein paar Tage länger, da<br />

bekanntlich Sonntags die Handwerker auch mal<br />

frei haben wollen, aber am Montag lief all<strong>es</strong><br />

wie am Schnürchen und <strong>zum</strong> Mittag<strong>es</strong>sen b<strong>es</strong>aß<br />

Bella <strong>das</strong> schönste Observatorium im weiten<br />

Umkreis.<br />

Nur <strong>das</strong> Uni-Observatorium in <strong>de</strong>r Hauptstadt<br />

konnte da mithalten; nur fehlten da die<br />

fähigen Köpfe und natürlich hatten sie auch<br />

keine Baiti.<br />

Und so begann Bellas Karriere <strong>als</strong> Astronomin,<br />

die, wie kann <strong>es</strong> an<strong>de</strong>rs sein, mit einem<br />

Paukenschlag en<strong>de</strong>te.<br />

159


sieben<br />

Eigentlich begann all<strong>es</strong> sehr langweilig<br />

und unspektakulär.<br />

Bella hatte nach wochenlangem ,nur von<br />

langweiligen Schulstun<strong>de</strong>n unterbrochenen, Beobachtungen<br />

ihr<strong>es</strong> geliebten nächtlichen Sternenhimmels<br />

erfahren müssen, <strong>das</strong>s auch <strong>de</strong>r<br />

Weltraum auf Dauer ganz schön langweilig sein<br />

kann.<br />

Da nützte auch die Hilfe Baiti nichts,<br />

<strong>de</strong>r sie immer wie<strong>de</strong>r auf inter<strong>es</strong>sante Konstellationen<br />

und Sternensysteme aufmerksam<br />

machte.<br />

Baitis Möglichkeiten waren auch in di<strong>es</strong>em<br />

Bereich unerschöpflich.<br />

Wenn <strong>das</strong> Hubble-Tel<strong>es</strong>kop neue, bis dahin<br />

vollkommen unbekannte Systeme o<strong>de</strong>r Einzelsterne<br />

ent<strong>de</strong>ckte, war Baiti <strong>de</strong>r Erste, <strong>de</strong>r<br />

die Daten auswertete, er hatte seine Computerfinger<br />

in allen wichtigen Netzwerken,<br />

überall auf <strong>de</strong>m Globus.<br />

160


Und doch kam die große Ent<strong>de</strong>ckung von<br />

Bella selbst.<br />

Als sie wie<strong>de</strong>r mal an ihrem Lieblingsspielzeug<br />

saß und verträumt <strong>de</strong>n Andromedanebel<br />

b<strong>es</strong>taunte, kam ihr ein G<strong>es</strong>präch in <strong>de</strong>n<br />

Sinn, <strong>das</strong> sie vor, wie <strong>es</strong> ihr schien, ewiger<br />

Zeit in <strong>de</strong>r Bar auf Odin belauscht hatte.<br />

Dam<strong>als</strong> war sie an total an<strong>de</strong>ren Informationen<br />

inter<strong>es</strong>siert gew<strong>es</strong>en, aber plötzlich<br />

stahl sich di<strong>es</strong><strong>es</strong> G<strong>es</strong>präch in ihre Erinnerung.<br />

Zwei Ang<strong>es</strong>tellte irgen<strong>de</strong>iner Sternwarte<br />

auf Odin, hatten sich über einen Kometen<br />

unterhalten, <strong>de</strong>r vor kurzem ent<strong>de</strong>ckt wor<strong>de</strong>n<br />

war und d<strong>es</strong>sen Weg in die Randgebiete <strong>de</strong>r Galaxis<br />

führte, für die heimischen Astronomen<br />

<strong>als</strong>o nur von aka<strong>de</strong>mischen Inter<strong>es</strong>se.<br />

Traum hin, Wirklichkeit her. Bella<br />

musste f<strong>es</strong>tstellen, ob <strong>das</strong> all<strong>es</strong> nur Fantasie<br />

war, o<strong>de</strong>r ob was Wahr<strong>es</strong> dran war. Also richtete<br />

sie ihr Tel<strong>es</strong>kop auf <strong>de</strong>n Orion aus und<br />

begann mit <strong>de</strong>r Suche.<br />

Das war zwar noch ein bisschen langwierig,<br />

<strong>de</strong>nn Sternenbeobachtung b<strong>es</strong>teht nicht<br />

nur aus direkter Beobachtung durch <strong>das</strong> Fernrohr,<br />

da wür<strong>de</strong> man ja mit <strong>de</strong>r Zeit ein steif<strong>es</strong><br />

Kreuz und Hornhaut an <strong>de</strong>r Pupille bekommen,<br />

son<strong>de</strong>rn die Beobachtung schließt auch<br />

<strong>das</strong> Fotografieren von Abschnitten <strong>de</strong>r Galaxie<br />

mit ein, in <strong>de</strong>r man etwas Inter<strong>es</strong>sant<strong>es</strong> zu<br />

ent<strong>de</strong>cken hoffte.<br />

161


Und genau <strong>das</strong> hoffte Bella zwischen ihrem<br />

Namensstern Bellatrix und <strong>de</strong>m Hauptstern<br />

d<strong>es</strong> Orion, Beteigeuze zu erkennen.<br />

Das geht folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />

Der Sternengucker schießt fünf bis sechs<br />

Tage lang Bil<strong>de</strong>r mit einer Kamera, die ans<br />

Fernrohr angebracht ist und zwar immer exakt<br />

zur selben Zeit und genau vom selben<br />

Ausschnitt.<br />

Natürlich müssen auch die vorhan<strong>de</strong>nen<br />

räumlichen Verschiebungen einkalkuliert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Dann vergleicht <strong>de</strong>r fleißige Hobbyastronom<br />

die entwickelten Aufnahmen in <strong>de</strong>r Hoffnung,<br />

die Ent<strong>de</strong>ckung zu machen, die ihn in<br />

die Ruhm<strong>es</strong>halle <strong>de</strong>r Sternclique, hinter Leonardo<br />

da Vinci und all die an<strong>de</strong>ren, meist<br />

schon g<strong>es</strong>torbenen Sterngucker, katapultiert,<br />

auf <strong>das</strong>s die Menschheit ergriffen und r<strong>es</strong>pektvoll<br />

seiner geistigen Brillanz huldigt.<br />

Im Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren Astronomen, die<br />

pausenlos in die Galaxis linsen, wusste Bella<br />

ganz genau was sie suchte, und wo sie <strong>es</strong><br />

suchen musste.<br />

Sie befolgte peinlich genau die Anweisungen,<br />

die in <strong>de</strong>m dünnen Bändchen: „Der<br />

kleine Hobbyastronom“ b<strong>es</strong>chrieben waren, die<br />

mit <strong>de</strong>r hochgeistigen Bemerkung: „Und dann<br />

wirst du <strong>de</strong>r größte Wissenschaftler aller<br />

Zeiten“ en<strong>de</strong>te.<br />

„So ein Kack! Den Schmöker hat wohl jemand<br />

für kleine Kin<strong>de</strong>r g<strong>es</strong>chrieben, o<strong>de</strong>r für<br />

162


Wissenschaftler, was ja fast auf <strong>das</strong> Selbe<br />

rauskommt.<br />

Also verglich Bella fleißig die gemachten<br />

Aufnahmen und tatsächlich.... „War da<br />

nicht?....Nee... Aber doch!“<br />

Mit ihrer großen Lupe glaubte sie genau<br />

dort, wo sie <strong>es</strong> erwartet hatte , einen<br />

schwachen, ganz feinen Punkt wahrzunehmen.<br />

Und di<strong>es</strong>er Punkt war auf allen Aufnahmen<br />

zu sehen. Immer ein gaaaanz klein bisschen<br />

verrückt. Wie <strong>es</strong> eben nur ein Komet macht,<br />

<strong>de</strong>r seine Position im Verhältnis zu <strong>de</strong>n Sternen<br />

typisch verän<strong>de</strong>rt.<br />

„Baitiii....! Guck doch mal! Hast du<br />

<strong>das</strong> g<strong>es</strong>ehen?“<br />

„Was <strong>de</strong>nn mein kleiner Hobbyastronom?“,<br />

Baiti brachte sogar <strong>das</strong> Computeräquivalent<br />

ein<strong>es</strong> Lachens zustan<strong>de</strong>.<br />

„Na, di<strong>es</strong>er Punkt da zwischen Bellatrix<br />

und Beteigeuze, <strong>de</strong>r bewegt sich doch!<br />

Schau doch... hier...die Fotografien,<br />

<strong>das</strong> sind doch mind<strong>es</strong>tens zwei Millimeter!<br />

Bitte...bitte...Baitilein! Schmuggle<br />

dich mal beim Hubbletel<strong>es</strong>kop ein und überprüfe<br />

meine Beobachtung.<br />

Pass aber ja auf, <strong>das</strong>s niemand was<br />

merkt, wenn <strong>das</strong> wirklich <strong>de</strong>r Asteroid ist,<br />

dann ist <strong>das</strong> meine Ent<strong>de</strong>ckung...die darf mir<br />

keiner wegschnappen!“<br />

„Okay, Schatz! Pass auf: Ich schleiche<br />

mich mal ins Weltraumtel<strong>es</strong>kop rein, da muss<br />

163


ich ganz vorsichtig rangehen, <strong>als</strong>o dauert <strong>es</strong><br />

schon ein paar Tage, bis <strong>das</strong> Hubbletel<strong>es</strong>kop<br />

zufällig auf <strong>de</strong>n Orion eingerichtet ist.<br />

Du machst inzwischen weitere Aufnahmen,<br />

die wir mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren vergleichen und wenn<br />

wir ganz, ganz sicher sind, dann......peng!<br />

Dann schlagen wir zu. Das <strong>gibt</strong> die Sensation.<br />

Also toll, megageil......ran an die<br />

Bouletten!“.<br />

Die nächsten zwei Tage nahm Bella zwei<br />

Kilo ab. Sie aß nicht nur vor ihrem Tel<strong>es</strong>kop,<br />

son<strong>de</strong>rn schlief sogar vor ihrem Fernrohr.<br />

Nur die ärgerlichen Schulstun<strong>de</strong>n konnten<br />

sie von ihrem Spielzeug wegholen.<br />

Ihrem Vater war klar, <strong>das</strong> da nix zu machen<br />

war. Wenn sich seine Tochter in solch<br />

einem Stadium <strong>de</strong>r geistigen Umnachtung befand<br />

musste man sie ausspinnen lassen.<br />

Wehe <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r <strong>es</strong> gewagt hätte sie dabei<br />

zu unterbrechen! Die Folgen wären überhaupt<br />

nicht abzusehen.<br />

Das wäre nicht <strong>de</strong>r erste Bellatornado,<br />

<strong>de</strong>r über die Familie hinweggefegt wäre.<br />

*<br />

164


Für die r<strong>es</strong>tlichen Familienmitglie<strong>de</strong>r<br />

be<strong>de</strong>utete die geistige und körperliche Abw<strong>es</strong>enheit<br />

Bellas eine zwar unerwartete aber<br />

nicht d<strong>es</strong>to trotz sehr willkommene Erholung.<br />

Wenn <strong>es</strong> nach Jörn und Helge gegangen<br />

wäre , hätte di<strong>es</strong>er Zustand ein ganz<strong>es</strong> Leben<br />

dauern können, aber di<strong>es</strong>e Illusion hatten sie<br />

schon lange aufgegeben.<br />

Nach so ner arbeitsgeilen Phase kam <strong>es</strong><br />

immer knüppeldick, da kannten sie ihr Schw<strong>es</strong>terlein<br />

zu gut.<br />

Also wappneten sie sich für <strong>das</strong><br />

Schlimmste, <strong>das</strong> kommen konnte.<br />

Das aber durch die kommen<strong>de</strong>n Ereignisse noch<br />

übertroffen wur<strong>de</strong>.<br />

Unterd<strong>es</strong>sen saß <strong>das</strong> Objekt ihrer B<strong>es</strong>orgnis<br />

in ihrem Observatorium und grübelte über<br />

ihren Aufnahmen.<br />

„Klasse!!<br />

Auf allen Fotografien ist mein<br />

Komet zu erkennen .Wenn Baiti meine Beobachtungen<br />

auch noch b<strong>es</strong>tätigt <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> keinen<br />

165<br />

*


Zweifel mehr, dann haben wir einen neuen Kometen<br />

und <strong>de</strong>r wird heißen?: Bella natürlich!<br />

Das muss ja ein ri<strong>es</strong>iger Oschi sein, <strong>de</strong>r<br />

stellt <strong>de</strong>n Halleyschen Kometen bei weitem in<br />

<strong>de</strong>n Schatten!“, Bella schloss ihre Augen und<br />

schwelgte verträumt in Zukunftsvisionen, wie<br />

sie <strong>als</strong> größter Astronom aller Zeiten in<br />

allen Zeitungen und Fernsehsen<strong>de</strong>rn mit ihrem<br />

Wissen brillierte.<br />

Geld wäre nie mehr ein Problem und di<strong>es</strong>e<br />

verkalkten Lehrer wür<strong>de</strong>n vor Ehrfurcht dahinschmelzen.<br />

„Ach, wird <strong>das</strong> schön!!!!<br />

Ich bin die Größte! Ohne Frage war ihr<br />

<strong>das</strong> schon lange klar, nur die an<strong>de</strong>ren Trottel,<br />

die in <strong>de</strong>r Gegend rumrennen hatten <strong>das</strong><br />

noch nicht kapiert.<br />

Wird endlich Zeit, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> mal klar g<strong>es</strong>tellt<br />

wird!“<br />

Brutal wur<strong>de</strong> sie von ihren geistigen<br />

Höhenflügen auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tatsachen geholt,<br />

<strong>als</strong> Baiti Bella mit trauriger Stimme<br />

die Hiobsbotschaft überbrachte.<br />

„Bella, ich muss dich lei<strong>de</strong>r sehr enttäuschen.<br />

Unser Komet kann kein Komet sein.<br />

Alle Parameter wi<strong>de</strong>rsprechen di<strong>es</strong>er Annahme.“<br />

166<br />

*


„Nein ... nein ... Baiti! Wie kannst du<br />

so etwas behaupten! Das ist ja<br />

schrecklich ... <strong>das</strong> <strong>gibt</strong>´s doch nicht!“<br />

„Doch ... mein Schatz, <strong>das</strong> <strong>gibt</strong>´s!<br />

Jetzt bleib mal ganz cool. Ich brauche noch<br />

ein bisschen Zeit alle Vektoren noch mal<br />

durchzuchecken.<br />

Morgenabend klicke ich mich noch mal ins<br />

Weltraumtel<strong>es</strong>kop ein, dann kann ich <strong>de</strong>finitiv<br />

f<strong>es</strong>tstellen, was du da ent<strong>de</strong>ckt hast.<br />

Irgen<strong>de</strong>twas wird’s schon sein. Also hab<br />

ein wenig Geduld!“<br />

Bella sackte in sich zusammen und kauerte<br />

wie ein Häufchen Elend auf ihrem Sofa.<br />

„So eine Scheiße!!!<br />

AHHHHH! Mist! Kacke! Dreck!<br />

Wie von <strong>de</strong>r Tarantel g<strong>es</strong>tochen sprang<br />

sie auf und rannte wie ein Berserker in ihre<br />

Sternwarte.<br />

Ihren Fotoapparat schmiss sie in die<br />

nächste Glasscheibe und ihren Laptop gleich<br />

hinterher.<br />

Innerhalb von Sekun<strong>de</strong>n hatte sie ihre<br />

geliebte Sternwarte in einen Trümmerhaufen<br />

verwan<strong>de</strong>lt.<br />

Als die g<strong>es</strong>amte Familie im Laufschritt,<br />

je<strong>de</strong>r mit einem Baseballschläger in <strong>de</strong>n Pfoten,<br />

wie die Feuerwehr angerast kam, um die<br />

vermeindlichen Vandalen vom Grundstück zu<br />

jagen und die R<strong>es</strong>te Bellas aufzusammeln, ent-<br />

167


<strong>de</strong>ckten sie zu ihrem grenzenlosen Erstaunen,<br />

eben di<strong>es</strong>e R<strong>es</strong>te in ta<strong>de</strong>llosem körperlichen<br />

Zustand, aber totaler geistiger Aufgelöstheit<br />

über ihrem Fernrohr hängen, wo sie haltlos<br />

schluchzte.<br />

„Wir haben´s ja gewusst! Die spinnt mal<br />

wie<strong>de</strong>r!“, ihre Brü<strong>de</strong>r winkten r<strong>es</strong>igniert ab,<br />

schulterten ihre Schläger und verschwan<strong>de</strong>n.<br />

Nur ihr b<strong>es</strong>orgter Vater versuchte aus<br />

seiner Tochter schlau zu wer<strong>de</strong>n, die inzwischen<br />

wie<strong>de</strong>r auf ihrem teuren Sperrmüll saß<br />

und apathisch vor sich hinstarrte.<br />

„Bellaschatz ...sag doch was! Was ist<br />

<strong>de</strong>nn passiert? Kann ich dir helfen?“, was er<br />

auch versuchte nützte nichts, <strong>als</strong>o schlurfte<br />

er r<strong>es</strong>igniert zurück ins Haus und verfluchte<br />

<strong>zum</strong> millionstenmal die Wutausbrüche seiner<br />

Tochter.<br />

„Mannomannomann, mir tut schon <strong>de</strong>r Mann<br />

leid, <strong>de</strong>n sie mal an Land zieht. Die arme<br />

Sau! Und ich bin dann auch noch Schuld, wenn<br />

<strong>de</strong>r dann bei <strong>de</strong>n anonymen Ehemännern lan<strong>de</strong>t!“,<br />

di<strong>es</strong>e Vorstellung heiterte ihn dann<br />

doch noch auf, <strong>als</strong>o ließ er Bella in aller<br />

Ruhe ausspinnen, schnappte sich die neu<strong>es</strong>te<br />

Ausgabe vom Playboy, holte ein schön<strong>es</strong> kalt<strong>es</strong><br />

Bier aus <strong>de</strong>m Kühlschrank und ließ <strong>es</strong> sich gut<br />

gehen.<br />

168


So gegen Mitternacht schlurfte die<br />

Leidgeprüfte in ihr so lange vernachlässigt<strong>es</strong><br />

Zimmer, schmiss sich aufs Bett und fiel in<br />

einen totenähnlichen Schlaf.<br />

Alle Versuche Bella am nächsten Morgen<br />

wach zukriegen schlugen fehl, <strong>als</strong>o rief ihr<br />

armer Vater die Schule an um seine Tochter zu<br />

entschuldigen und schaffte <strong>es</strong>, gera<strong>de</strong> noch<br />

<strong>de</strong>n Bus zu seinem Institut zu erwischen.<br />

Er wäre g<strong>es</strong>cheiter zuhause geblieben.<br />

An Arbeit war überhaupt nicht zu <strong>de</strong>nken, <strong>als</strong>o<br />

fuhr er wie<strong>de</strong>r zurück und fand seinen Wonneproppen<br />

in exakt <strong>de</strong>r selben Stellung wie am<br />

Morgen auf ihrem Bett, immer noch in kompletten<br />

Klamotten.<br />

R<strong>es</strong>igniert zog er sie aus, steckte sie<br />

unter die Bett<strong>de</strong>cke und überließ <strong>de</strong>r Natur<br />

ihr Recht. Kein Körper kann auf Dauer so<br />

übergangen wer<strong>de</strong>n, wie <strong>es</strong> seine Tochter getan<br />

hatte.<br />

Nach einem ausreichen<strong>de</strong>n Schlafpensum<br />

wür<strong>de</strong> die Welt schon wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs aussehen<br />

und sein geliebter Schatz wie<strong>de</strong>r ansprechbar<br />

sein.<br />

Zuerst musste <strong>das</strong> Tohuwabohu im Garten<br />

b<strong>es</strong>eitigt wer<strong>de</strong>n. Wenn Bella erwachte mussten<br />

die Spuren ihr<strong>es</strong> Wutanfalls b<strong>es</strong>eitigt sein,<br />

169<br />

*


dann konnte die Familie wie<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n alltäglichen<br />

Gepflogenheiten übergehen, bis die<br />

nächste Katastrophe über sie hereinbrach.<br />

Er seufzte aberm<strong>als</strong> r<strong>es</strong>igniert. „Wie<br />

schön ist doch <strong>das</strong> Leben und nie langweilig,<br />

was ohne Zweifel ein Vorteil ist.“, manchmal<br />

wünschte er sich aber im Stillen, <strong>das</strong>s ihr<br />

Leben vielleicht ein bisschen langweiliger<br />

sein könnte ...“aber na ja!!!!“.<br />

*<br />

Bellas größter Vorteil ist ohne Zweifel, <strong>das</strong>s<br />

sie, wenn sie sich richtig ausgetobt hatte,<br />

cool und locker zu neuen Taten schreitet und<br />

was vorbei ist, ist vorbei!<br />

Vorbei und geg<strong>es</strong>sen!<br />

Und auf geht´s mit frischem Mut und Elan<br />

zu neuen Taten.<br />

So auch di<strong>es</strong><strong>es</strong> mal.<br />

Am nächsten Morgen sprang sie quietschfi<strong>de</strong>l<br />

aus <strong>de</strong>r Kiste und erstürmte vergnügt<br />

und ausgelassen <strong>de</strong>n Frühstückstisch.<br />

„Hallo meine liebe Familie!“, sie sprühte<br />

gera<strong>de</strong>zu vor Tatendrang.<br />

170


Schmatz ... schmatz ... schmatz. Je<strong>de</strong>r<br />

am Tisch bekam einen dicken Kuss auf die Backe<br />

gedrückt, dann schnappte sie sich von je<strong>de</strong>m<br />

Teller <strong>das</strong> schon g<strong>es</strong>chmierte Toastbrot<br />

und sprach: „Macht´s gut meine Süßen, bis<br />

heute Nachmittag“, und war verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Zurück blieben drei Jungs ... na ja <strong>de</strong>r<br />

eine schon ein bisschen älter ..., die mit<br />

offenen Mün<strong>de</strong>rn auf die Küchentür starrten,<br />

wo eben ein Wirbelwind verschwand.<br />

Dann klappten sie ihre Mün<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r zu,<br />

schmierten sich neue Toasts und freuten sich,<br />

<strong>das</strong>s die Welt wie<strong>de</strong>r in Ordnung war.<br />

Der Wirbelwind ra<strong>de</strong>lte ind<strong>es</strong>sen vergnügt<br />

zur Schule, nicht ohne vorher schnell noch<br />

mal <strong>zum</strong> Gewächshaus, <strong>das</strong> heißt ihrer Sternwarte<br />

geguckt zu haben, aber nur um f<strong>es</strong>tzustellen,<br />

ob ihr Leibsklave auch ganze Arbeit<br />

geleistet hatte.<br />

„Claro, all<strong>es</strong> wie<strong>de</strong>r tiptop, auf ihre<br />

Sklaven war verlass, ... all<strong>es</strong> nur eine Sache<br />

<strong>de</strong>r Erziehung!“<br />

Wie immer arbeitete sie sich durch die<br />

langweiligen Schulstun<strong>de</strong>n, schrieb so nebenbei<br />

drei Spitzenklausuren und trat <strong>de</strong>m dicken<br />

Karl kräftig in <strong>de</strong>n Hintern, weil <strong>de</strong>r<br />

verg<strong>es</strong>sen hatte in ihrer Abw<strong>es</strong>enheit <strong>de</strong>n<br />

Klassenhamster zu füttern, was eigentlich<br />

ihre Arbeit war, aber wofür hatte man <strong>de</strong>nn<br />

di<strong>es</strong>e Typen, wenn die noch nicht mal selbstständig<br />

<strong>de</strong>nken konnten!<br />

Er entschuldigte sich auch brav für sein<br />

Versäumnis, <strong>als</strong>o ließ Bella Gna<strong>de</strong> vor Recht<br />

171


ergehen und erlaubte <strong>de</strong>m Dicken bei <strong>de</strong>r<br />

nächsten Englischarbeit bei ihr ab zu schreiben.<br />

Bella war mal wie<strong>de</strong>r Top in Form und<br />

hatte all<strong>es</strong> unter Kontrolle!<br />

Das bil<strong>de</strong>te sie sich je<strong>de</strong>nfalls ein, bis<br />

sie etwas bemerkte, <strong>das</strong> sie schreckensbleich<br />

wer<strong>de</strong>n ließ.<br />

„Baiti!!!! Sie hatte Baiti verloren!<br />

Sie kriegte voll die Panik. Das Armband<br />

inclusive Baiti war verschwun<strong>de</strong>n, nur eine<br />

blasse Stelle zeigte sich an ihrem linken<br />

Arm, wo Baitis ang<strong>es</strong>tammter Platz war.<br />

Sie spürte wie langsam ... ganz langsam<br />

ihr Blut zu kochen anfing. Der Druck auf<br />

ihre Ohren verstärkte sich, sie sah nur noch<br />

verschwommen.<br />

„Bella!!!! Bella!!! Reiß dich zusammen!<br />

Ruhig ... cool ... bleiben ....tief<br />

durchatmen.<br />

Eins ... zwei ... eins...<br />

zwei ...eins.... zwei....“, langsam bekam sie<br />

sich wie<strong>de</strong>r unter Kontrolle.<br />

„Jetzt überleg mal ganz ruhig. Wann habe<br />

ich Baiti abgenommen? Das muss ... ja genau!<br />

Bevor ich <strong>de</strong>n Koller bekommen habe ... o<strong>de</strong>r<br />

doch später?<br />

Nein, ich wollte mir die Hän<strong>de</strong> waschen,<br />

kurz bevor mir Baiti die Hiobsbotschaft<br />

überbracht hatte.<br />

172


Ja, genau, ich habe ihn abgebun<strong>de</strong>n und<br />

dann vor Schreck fallen gelassen. Kacke!!!<br />

Ich muss sofort nach Hause!<br />

„Jochen!“, Bella schrie so laut, <strong>das</strong>s<br />

sich ihr Lehrer erschrocken umdrehte.<br />

„Bella, was ist <strong>de</strong>nn los? Mensch du<br />

hast ja ne total rote Birne! Deine Stirn ist<br />

voller Schweißperlen! Du musst sofort nach<br />

Hause ins Bett! Auf geht´s!<br />

Soll ich noch mitgehen, o<strong>de</strong>r ein Taxi<br />

rufen?“.<br />

Bellas Lieblingslehrer wur<strong>de</strong> vor lauter<br />

Sorge ganz kribbelig.<br />

„Nein danke Jochen, ich pack <strong>das</strong> schon<br />

noch!“<br />

„Okay, dann aber sofort ab in die Fe<strong>de</strong>rn,<br />

auf <strong>de</strong>r Stelle!“<br />

Das ließ sie sich nicht zweimal sagen,<br />

<strong>als</strong>o schnappte sie sich ihre Utensilien und<br />

düste ab.<br />

So lange war ihr <strong>de</strong>r Nachhauseweg noch<br />

nie vorgekommen.<br />

Mit größtmöglicher Anstrengung konzentrierte<br />

sie sich auf <strong>de</strong>n Weg.<br />

„Jetzt bloß keinen Unfall bauen...<br />

ganz... ganz cool bleiben Bella reiß dich<br />

zusammen, gleich hast du <strong>es</strong> g<strong>es</strong>chafft!“<br />

173


Da sie die einzige war, auf die sie hörte,<br />

befolgte sie auch ihre eigenen Anweisungen<br />

und kam tatsächlich auch sicher an<br />

ihrem Haus an.<br />

Jetzt ließ sie ihren Gefühlen aber ungehemmt<br />

ihren Lauf.<br />

Sie schmiss ihr neu<strong>es</strong> schön<strong>es</strong> Traumfahrrad<br />

an <strong>de</strong>n Gartenzaun, jumpte darüber und<br />

raste <strong>zum</strong> Gewächshaus.<br />

Das beklemmen<strong>de</strong> Gefühl im Bauch drückte<br />

schon wie<strong>de</strong>r langsam nach oben. Die Luft in<br />

ihren Eingewei<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> dicker und dicker..<br />

<strong>das</strong> Atmen fiel ihr immer schwerer.<br />

So schwer war ihr die Glastüre d<strong>es</strong> Gewächshaus<strong>es</strong><br />

noch nie vorgekommen und drinnen...<br />

all<strong>es</strong> sauber und aufgeräumt.<br />

„Baiti.. Baiti,.. mein Liebling, ..wo<br />

bist du?“<br />

Bella war <strong>de</strong>r Verzweifelung nahe, <strong>als</strong><br />

sie eine leise Stimme aus <strong>de</strong>r hinteren rechten<br />

Ecke hörte, dort wo noch die massive Kiste<br />

stand in <strong>de</strong>r ihr Tel<strong>es</strong>kop angeliefert wor<strong>de</strong>n<br />

war.<br />

Fieberhaft rückte sie die schwere Kiste<br />

zur Seite und................, tatsächlich,<br />

da lag Baiti!<br />

Bella schluchzte laut auf und schmiss<br />

sich auf ihren Freund <strong>als</strong> wäre er ein Football.<br />

174


„Baiti... mein Baitilein! Endlich habe<br />

ich dich wie<strong>de</strong>r!”<br />

So viele Schmatzer hatte er noch nie abgekriegt,<br />

Bella schwor sich nie,.. nie mehr<br />

Baiti auch nur eine Sekun<strong>de</strong> lang abzunehmen,<br />

selbst wenn sie die Dreckschicht unter und um<br />

Baiti abkratzen musste.<br />

„Was ist <strong>de</strong>nn los mein Dickerchen? Ich<br />

spüre eine seltsame Ang<strong>es</strong>panntheit <strong>de</strong>iner<br />

ganzen Muskulatur! Kann aber keine offensichtlichen<br />

Krankheitssymptome f<strong>es</strong>tstellen.<br />

Atme ein paar mal kräftig durch und höre die<br />

aktuellen Neuigkeiten in Sachen Komet.“<br />

„Klar <strong>de</strong>r Komet!“, Bella hatte <strong>de</strong>n mit<br />

großer Willensanstrengung in <strong>de</strong>n tiefsten<br />

Winkeln ihr<strong>es</strong> Gedächtniss<strong>es</strong> vergraben, wie<br />

sie <strong>es</strong> mit allen unangenehmen Dingen macht<br />

und schon immer gemacht hatte.<br />

In di<strong>es</strong>em speziellen Fall musste sie<br />

sich Wohl o<strong>de</strong>r Übel <strong>de</strong>r grausamen Realität<br />

stellen.<br />

„Also Baiti.. erzähl mal!“<br />

„Wie ich richtig vermutete ist unser<br />

Objekt, <strong>das</strong> allmählich auf uns zudriftet,<br />

we<strong>de</strong>r ein Komet noch ein Asteroid!<br />

Also kein „schmutziger Schneeball“ wie<br />

die zusammengebrochenen Kometen genannt wer-<br />

175<br />

*


<strong>de</strong>n, auch kein abgebrochen<strong>es</strong> Stück ein<strong>es</strong> Mond<strong>es</strong><br />

o<strong>de</strong>r ein<strong>es</strong> Planeten, wie sie nur im Asteroi<strong>de</strong>ngürtel<br />

unser<strong>es</strong> Sonnensystems zu fin<strong>de</strong>n<br />

sind.<br />

Die an<strong>de</strong>re – aber unwahrscheinlichere –<br />

Möglichkeit wäre, wenn wir mal ein fremd<strong>es</strong><br />

Raumschiff ausschließen, wäre eine wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Sonne, die bis jetzt noch von keinem Planetensystem<br />

eingefangen wor<strong>de</strong>n ist.<br />

„Jetzt komm doch bitte mal <strong>zum</strong> Punkt!<br />

Ich wer<strong>de</strong> ja sonst noch verrückt!“, Bella<br />

wur<strong>de</strong> immer ungeduldiger, <strong>de</strong>r war aber auch<br />

zu umständlich.<br />

Ungerührt erzählte Baiti weiter.<br />

Man nimmt, wie du sicher weißt an, <strong>das</strong>s<br />

auch <strong>de</strong>r Planet Pluto früher einmal von unserer<br />

Sonne eingefangen wur<strong>de</strong> und in <strong>das</strong> System<br />

eingeglie<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Wenn wir all<strong>es</strong> <strong>das</strong> ausschließen, dann<br />

<strong>gibt</strong> <strong>es</strong> nur eine Möglichkeit, auch wenn sie<br />

sehr unwahrscheinlich erscheinen mag: Es ist<br />

eine vagabundieren<strong>de</strong> Sonne.<br />

Sie muss vor sehr langer Zeit in einer<br />

kosmischen Katastrophe von einem System abgetrennt<br />

wor<strong>de</strong>n sein und ist auf Wan<strong>de</strong>rschaft<br />

gegangen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Weite und Leere d<strong>es</strong> Universums<br />

kann die Sonne schon seit Millionen von Jahren<br />

durch <strong>das</strong> Universum vagabundieren<br />

und ...“<br />

176


„Noch mal <strong>das</strong> ganze! Wie war <strong>das</strong>? Eine<br />

Sonne? Eine richtige Sonne? Eine richtige<br />

Sonne, so wie unsere?“, irgendwie verstand<br />

Bella nur Bahnhof.<br />

Die Dame scheint heute aber schwer von<br />

Begriff zu sein!“, Baiti schien sich über<br />

seine begriffsstutzige Freundin zu amüsieren,<br />

wenn ein Computer dazu überhaupt in <strong>de</strong>r Lage<br />

ist.<br />

Aber für Bella war Baiti natürlich kein<br />

normaler Computer, son<strong>de</strong>rn lebendiger <strong>als</strong><br />

mancher Mensch, <strong>de</strong>n sie kannte.<br />

„Ich habe versucht dir in einfachen<br />

Worten, die auch ein Mensch verstehen kann,<br />

zu erklären, <strong>das</strong>s <strong>de</strong>in Komet kein Komet,<br />

son<strong>de</strong>rn eine Sonne ist und <strong>das</strong> mit 87,5438<br />

prozentiger Wahrscheinlichkeit.“<br />

„Okay ... okay ...okay! Das habe ich<br />

gecheckt! Wir haben hier nichts an<strong>de</strong>r<strong>es</strong> <strong>als</strong><br />

eine Sonne, so ´ne dicke Tante, ungefähr 1000<br />

mal so groß wie die unsere und die kommt seelenruhig<br />

auf unser Sonnensystem zu... <strong>als</strong>o<br />

all<strong>es</strong> ganz normal ... !?!“<br />

„Ja, weißt du <strong>de</strong>nn, was <strong>das</strong> be<strong>de</strong>utet!?“<br />

Bella war fassungslos!“<br />

„Klar mein Zuckerschnäuzchen, weiß ich<br />

was <strong>das</strong> be<strong>de</strong>utet.<br />

Die frem<strong>de</strong> Sonne, nennen wir sie mal Bella,<br />

schließlich hast du sie ja ent<strong>de</strong>ckt, <strong>als</strong>o<br />

Bella b<strong>es</strong>ucht uns in unserem System, vielleicht<br />

schnappt sie sich ein paar Planeten<br />

und wan<strong>de</strong>rt weiter.“<br />

177


„Was willst du damit sagen? Sie<br />

schnappt sich ein paar Planeten!“<br />

„Das ist doch offensichtlich! Gehen wir<br />

mal davon aus, wenn Bella unser Sonnensystem<br />

durchquert, o<strong>de</strong>r auch nur streift, wird hier<br />

auf alle Fälle all<strong>es</strong> gründlich durcheinan<strong>de</strong>rgewürfelt,<br />

bevor sie weiterzieht.<br />

Aber beruhige dich, <strong>das</strong>s unsere Sonne<br />

<strong>de</strong>n Vagabun<strong>de</strong>n einfängt, kann ich mit 99,9987<br />

prozentiger Wahrscheinlichkeit ausschließen!<br />

Um <strong>de</strong>ine Frage vorwegzunehmen, liebe<br />

Bella, <strong>das</strong> höhere organische Leben wird, wenn<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Fall doch eintreten sollte, mit<br />

99.9999 prozentiger Wahrscheinlichkeit<br />

ausgelöscht.<br />

Ich kann dich aber beruhigen, <strong>das</strong> Sonnensystem<br />

wird eine Kollision schon überstehen.“<br />

„Du kannst mich beruhigen.. du kannst<br />

mich beruhigen.. ja bist du <strong>de</strong>nn noch zu<br />

retten?“<br />

Bella glotzte fassungslos auf ihr Armband.<br />

Der hatte <strong>das</strong> Gemüt ein<strong>es</strong> Fleischerhund<strong>es</strong>!<br />

„Wenn du aber wissen willst, ob Bella<br />

ganz sicher bei uns vorbeischneit, so kann<br />

ich im Moment noch keine Wahrscheinlichkeit<br />

ausrechnen, da die Datenmenge darüber noch<br />

nichts aussagt.“<br />

„Ufff!!!“<br />

178


Jetzt war Bella aber erleichtert.<br />

All<strong>es</strong>, wenigstens bis jetzt, nur bloße<br />

Theorie.<br />

„So lieber Baiti, lass uns mal dafür<br />

sorgen, <strong>das</strong>s mir <strong>de</strong>n Ruhm <strong>de</strong>r Erstent<strong>de</strong>ckung<br />

niemand weggrabscht. Wie gehen wir vor?“<br />

*<br />

Ent<strong>de</strong>ckt ein Astronom o<strong>de</strong>r irgen<strong>de</strong>in an<strong>de</strong>rer<br />

Mensch einen Kometen, so erhält di<strong>es</strong>er<br />

<strong>de</strong>n Namen d<strong>es</strong> Ent<strong>de</strong>ckers und <strong>de</strong>r wird dadurch<br />

natürlich Weltberühmt.<br />

Den letzten, von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> aus gut sichtbaren,<br />

Kometen haben zwei Astronomen mit <strong>de</strong>n<br />

Namen: Hale und Bopp ent<strong>de</strong>ckt, <strong>als</strong>o erhielt<br />

di<strong>es</strong>er <strong>de</strong>n Namen Hale-Bopp.<br />

Über Tage hinweg konnte man di<strong>es</strong>en Kometen<br />

mit <strong>de</strong>m bloßen Auge erkennen, wie er<br />

maj<strong>es</strong>tätisch, im Glanze sein<strong>es</strong> funkeln<strong>de</strong>n<br />

Schweif<strong>es</strong>, durch <strong>de</strong>n nächtlichen Himmel zog.<br />

Die Historiker gehen davon aus, <strong>das</strong>s die<br />

Legen<strong>de</strong> vom Stern von Bethlehem, <strong>de</strong>r bei J<strong>es</strong>us’<br />

Geburt zu d<strong>es</strong>sen Geburtsstätte hingewießen<br />

haben soll, auf einen Kometen beruhte,<br />

<strong>de</strong>r in b<strong>es</strong>timmten Abstän<strong>de</strong>n <strong>das</strong> Sonnensystem<br />

durchwan<strong>de</strong>rt.<br />

Das wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>m ganzen katholischen und<br />

evangelischen Glauben wenigstens ein bisschen<br />

Wirklichkeit verleihen, auch wenn <strong>de</strong>r R<strong>es</strong>t<br />

179


fragwürdig ist, gut für Tattergreise und alte<br />

Omas,..... aber <strong>das</strong> nur am Ran<strong>de</strong>.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Strategen gingen ans Planen.<br />

„Und di<strong>es</strong><strong>es</strong> Planen dauerte die ganze<br />

Nacht. Was <strong>es</strong> da all<strong>es</strong> zu beachten gab!?<br />

Schon alleine die e-Mails, die in die ganze<br />

Welt verschickt wer<strong>de</strong>n mussten.<br />

Natürlich mussten auch die richtigen<br />

Leute und die zuständigen Behör<strong>de</strong>n benachrichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

An Schlaf war da überhaupt nicht zu<br />

<strong>de</strong>nken.<br />

Dass die Nacht schon rum war merkte Bella<br />

erst, <strong>als</strong> die aufgehen<strong>de</strong> Morgensonne <strong>das</strong><br />

Dach d<strong>es</strong> Gewächshaus<strong>es</strong> in rosa Watte packte.<br />

„Mensch Baiti die Nacht ist ja schon<br />

rum! Hast du alle e-Mails abg<strong>es</strong>chickt?“<br />

„Es ist 7 Uhr und 53 Minuten und 14<br />

Sekun<strong>de</strong>n und alle e-Mails sind raus.“, Baiti<br />

war wie immer die Ruhe in Person...pardon,<br />

die Ruhe in Computer.<br />

„Oh Baiti! Wenn ich <strong>das</strong> dam<strong>als</strong> schon<br />

gewusst hätte, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> eine Sonne ist, die<br />

durch <strong>das</strong> System .........!“<br />

Baiti unterbrach abrupt Bellas Red<strong>es</strong>chwall.<br />

„Ich muss dich lei<strong>de</strong>r enttäuschen mein<br />

Goldkind. Deine Abenteuer spielten ein paar<br />

tausend Jahre später. Reiner Zufall, <strong>das</strong>s wir<br />

180


gera<strong>de</strong> in di<strong>es</strong>em System die Sonne ent<strong>de</strong>ckt<br />

haben!“<br />

„Seufz!“ Also war all<strong>es</strong> nur ein Traum<br />

gew<strong>es</strong>en? Na gut, sei´s wie <strong>es</strong> ist ...“<br />

„Bella“, , mit wüten<strong>de</strong>m G<strong>es</strong>ichtsausdruck<br />

stand ihr Daddy in <strong>de</strong>r Gewächshaustür.<br />

„Jetzt reicht´s aber endgültig! Egal ob<br />

du g<strong>es</strong>chlafen hast o<strong>de</strong>r nicht. Egal ob du<br />

todkrank o<strong>de</strong>r kerng<strong>es</strong>und bist. Du packst<br />

sofort <strong>de</strong>ine Schulsachen und verschwind<strong>es</strong>t in<br />

die Schule!“<br />

„Aber Daddylein!“<br />

„Nichts aber Daddylein! Ab!!! Und zwar<br />

sofort! Ich will keinen Ton mehr hören!“<br />

„Bella schnappte sofort ihre Schultasche<br />

und flitzte an ihrem wüten<strong>de</strong>n Monarchen vorbei<br />

durch die Türe ... aufs Fahrrad ... und<br />

ab in die Schule.<br />

Und gera<strong>de</strong> heute hatten sie in <strong>de</strong>r ersten<br />

Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Direktor, <strong>de</strong>r einen Referendaren<br />

mitbrachte, <strong>de</strong>r eingewi<strong>es</strong>en wer<strong>de</strong>n<br />

musste, <strong>das</strong> wür<strong>de</strong> Ärger geben.<br />

Wie viel Ärger <strong>das</strong> geben wür<strong>de</strong> merkte<br />

Bella erst <strong>als</strong> sie vorsichtig in die Schulklasse<br />

schlich und die komplette Klasse schon<br />

181<br />

*


av auf ihren Stühlen saß und ang<strong>es</strong>pannt zur<br />

Tafel starrte.<br />

Sie hatte sich gleich gewun<strong>de</strong>rt, <strong>das</strong>s <strong>es</strong><br />

in <strong>de</strong>r ganzen Schule so ruhig war, wie im<br />

Leichenschauhaus, b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>rs <strong>als</strong> sie sich<br />

ihrem Klassenraum näherte.<br />

Und tatsächlich, da stan<strong>de</strong>n am Lehrerpult<br />

gleich drei Leichen blöd in <strong>de</strong>r Gegend<br />

rum.<br />

Der Direktor, <strong>de</strong>r Referendar und <strong>de</strong>r ...<br />

oh oh ... <strong>de</strong>r Schulrat! Den kannte sie schon<br />

von früheren Gelegenheiten. Der war so ein<br />

ganz Harter. Der größte Kotzbrocken <strong>de</strong>r ganzen<br />

Schulbehör<strong>de</strong>.<br />

Alle drei, inclusive ihrer Schulkamera<strong>de</strong>n,<br />

drehten ihre Köpfe langsam zu <strong>de</strong>r heran<br />

schleichen<strong>de</strong>n Bella.<br />

„BELLATRIX!!!<br />

Was hat <strong>das</strong> zu be<strong>de</strong>uten? Erst kommst du<br />

zu spät <strong>zum</strong> Unterricht und wie siehst du <strong>de</strong>nn<br />

aus, du bis ja total vernachlässigt!“<br />

Der Kopf d<strong>es</strong> Direktors glühte wie die<br />

rote Notbeleuchtung im Mädchenklo.<br />

„Also Herr Direktor!“, <strong>de</strong>r Oberschulrat<br />

war einem mittelschweren Herzanfall nahe.<br />

„Also Herr Direktor! Ich habe angenommen,<br />

<strong>das</strong>s ihre Schule die or<strong>de</strong>ntlichste<br />

182


und b<strong>es</strong>te im ganzen Land ist, <strong>das</strong> habe ich<br />

erst neulich <strong>de</strong>m Herrn Kultusminister b<strong>es</strong>tätigt.<br />

Und jetzt <strong>das</strong>! Nicht nur, <strong>das</strong>s ihre<br />

Schülerinnen viel zu spät <strong>zum</strong> Unterricht<br />

erscheinen ... nein!<br />

Schauen sie doch mal di<strong>es</strong><strong>es</strong> Mädchen an!<br />

Das ist ja total verwahrlost. Man könnte<br />

meinen sie steht unter Drogen!<br />

Das ist ein Skandal<br />

Sie, Herr Direktor, dabei <strong>de</strong>utete er<br />

mit seinem Lichtgerät auf <strong>de</strong>n blassen Schulleiter,<br />

mel<strong>de</strong>n sich sofort nach <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Stun<strong>de</strong>n, zusammen mit di<strong>es</strong>er jungen Dame bei<br />

mir.<br />

Ich bin in ihrem Zimmer und kontrolliere<br />

inzwischen ihre <strong>Buch</strong>haltung. Da bin ich mal<br />

g<strong>es</strong>pannt, was ich dort ent<strong>de</strong>cke.<br />

„Mir schwant Fürchterlich<strong>es</strong>!“<br />

Der Oberschulrat strafte <strong>de</strong>n Direktor,<br />

die Klasse und b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>rs Bella mit einem giftigen<br />

Blick und galoppierte wütend aus <strong>de</strong>m<br />

Klassenzimmer.<br />

Oh nein ... oh nein ..., die Kacke ist<br />

am Dampfen! Das <strong>gibt</strong> mal wie<strong>de</strong>r trouble.<br />

Hoffentlich schmeißen die mich nicht von <strong>de</strong>r<br />

Schule“, dachte Bella, <strong>als</strong> sie klein wie ein<br />

Mäuschen zu ihrem Platz schlich.<br />

183


Dort saß sie, schlapp wie ein alter Pantoffel,<br />

während <strong>de</strong>r Direktor, immer noch mit<br />

hochroter Birne, ihre Schulfreun<strong>de</strong> bis zur<br />

Weißglut ärgerte.<br />

„Di<strong>es</strong>er alte Depp. Jetzt müssen meine<br />

Freun<strong>de</strong> die Laune von di<strong>es</strong>em Trottel ausba<strong>de</strong>n<br />

und <strong>das</strong> nur weil ich ein bisschen zu spät gekommen<br />

bin! Jemand sollte <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n fetten<br />

Hintern treten.“, Bella hielt ihre Gedanken<br />

aber brav für sich.<br />

„Der wür<strong>de</strong> die kleinste Gelegenheit ausnutzen<br />

um alle noch mehr zu drangsalieren!“<br />

Als die Klingel <strong>zum</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ersten<br />

Stun<strong>de</strong> läutete und die Klasse für fünf Minuten<br />

in <strong>de</strong>n Pausenhof stürzen wollte, donnerte<br />

die Stimme d<strong>es</strong> Schulleiters:<br />

*<br />

„SITZENBLEIBEN!!! Sitzen bleiben!<br />

Heute wird erst nach <strong>de</strong>r zweiten Stun<strong>de</strong> Pause<br />

gemacht und wenn nicht sofort...........“,<br />

sein rechter Zeigefinger klopfte gebieterisch<br />

auf <strong>de</strong>n Lehrertisch........“ und wenn nicht<br />

sofort Ruhe ist, <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> heute überhaupt keine<br />

Pause!“<br />

Di<strong>es</strong>er alte Sklaventreiber!!<br />

Lange wür<strong>de</strong> Bella sich di<strong>es</strong><strong>es</strong> Verhalten<br />

nicht mehr gefallen lassen.......Ärger<br />

184


hin....Ärger her. Wenn <strong>de</strong>r sie von <strong>de</strong>r Schule<br />

schmeißen will, soll er doch mal versuchen!<br />

Im Klassenzimmer war <strong>es</strong> still wie in<br />

einem Grab, während vom Schulhof <strong>das</strong> G<strong>es</strong>chrei<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>r hereinschallte.<br />

Das nahm überhaupt kein En<strong>de</strong>. Die Pause<br />

musste doch längst vorbei sein!<br />

Zuerst war <strong>es</strong> nur ein leis<strong>es</strong> fern<strong>es</strong><br />

Dröhnen, <strong>das</strong> aber b<strong>es</strong>tändig näher kam und<br />

dabei immer lauter wur<strong>de</strong>, bis <strong>es</strong> ohrenbetäuben<strong>de</strong><br />

Ausmaße annahm, <strong>als</strong> ob ein Tornado<br />

genau vor <strong>de</strong>r Schule wüten wür<strong>de</strong>.<br />

Der Direktor war schon bei Beginn d<strong>es</strong><br />

Geräusch<strong>es</strong> <strong>zum</strong> Fenster gegangen und <strong>als</strong> <strong>de</strong>r<br />

Krach immer lauter wur<strong>de</strong> konnten die Kin<strong>de</strong>r<br />

<strong>es</strong> auch nicht mehr aushalten.<br />

Mit offenen Mün<strong>de</strong>rn stierten sie auf<br />

einen Hubschrauber, <strong>de</strong>r im selben Moment auf<br />

<strong>de</strong>r großen Wi<strong>es</strong>e lan<strong>de</strong>te, vor <strong>de</strong>r Lehrer,<br />

Schüler und eine ganze Menge frem<strong>de</strong>r Leute<br />

wild durcheinan<strong>de</strong>r wurstelten.<br />

Mitten im großen Rosenbeet stand ein<br />

schwarzer Gelän<strong>de</strong>wagen, aus <strong>de</strong>m unaufhörlich<br />

hektische Menschen spru<strong>de</strong>lten.<br />

Ein an<strong>de</strong>rer Wagen hatte die Rhodo<strong>de</strong>ndronallee<br />

plattgemacht und ein Lieferwagen<br />

stieß gera<strong>de</strong> die Büste d<strong>es</strong> Schulgrün<strong>de</strong>rs von<br />

seiner Säule.<br />

185


BUMMS!!<br />

Bella schaute irritiert <strong>zum</strong> „bumms“.<br />

Da saß doch tatsächlich <strong>de</strong>r Direktor auf <strong>de</strong>m<br />

Bo<strong>de</strong>n.<br />

Den hatte <strong>es</strong> glatt umgehauen:<br />

Niemand wusste, was man mit einem auf<br />

<strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n sitzen<strong>de</strong>n Schulleiter machen soll!<br />

Di<strong>es</strong>e Situation war neu!<br />

Also starrten sie <strong>de</strong>n nur an und warteten auf<br />

<strong>das</strong> was <strong>als</strong> nächst<strong>es</strong> wohl kommt.......<br />

wow, .......<strong>das</strong> wür<strong>de</strong> spannend wer<strong>de</strong>n.<br />

Als nächst<strong>es</strong> wur<strong>de</strong> die Türe aufgerissen<br />

und herein stürzte ein total zerzauster Oberschulrat.<br />

Der sollte noch mal was über Bellas<br />

Aussehen sagen! Pumuckel war nichts dagegen.<br />

„Oh....oh....Herr Oberschulrat!!!“<br />

Der Direktor versuchte sich qualvoll<br />

aufzurappeln.<br />

„Und da ist ja di<strong>es</strong><strong>es</strong> nette Mädchen!<br />

Bellatrix war doch <strong>de</strong>r Name, wenn ich mich<br />

richtig erinnere, nicht wahr!“<br />

Er hatte Bella in <strong>de</strong>r hintersten Ecke,<br />

in die sie sich verdrückt hatte, ent<strong>de</strong>ckt und<br />

kam mit ausg<strong>es</strong>treckten Hän<strong>de</strong>n auf sie zu.<br />

„Meine liebe junge Dame! Ich habe ja<br />

überhaupt nicht geahnt, was für eine berühmte<br />

junge Dame wir hier an unserer Schule haben!<br />

186


Und so hübsch.........und so or<strong>de</strong>ntlich....!!<br />

Bitte wür<strong>de</strong>n sie mir die Ehre erweisen<br />

und mich <strong>zum</strong> Direktorrat zu begleiten?“<br />

Bella stand da wie <strong>de</strong>r Ochs vorm Scheunentor.<br />

Verdattert stotterte sie:<br />

Wa...wa...bi...bi...wo...wo...so.<br />

soo....gchklnmdhrnmhdh..!!!......wa..was soll<br />

ich tun?“<br />

„Ich bitte sie mich zu begleiten und<br />

sie natürlich auch mein lieber Herr Direktor,<br />

draußen wartet die Pr<strong>es</strong>se d<strong>es</strong> ganzen Land<strong>es</strong>.<br />

Funk und sogar <strong>das</strong> Fernsehen und <strong>de</strong>r<br />

Herr Kultusminister hat soeben persönlich<br />

angerufen!“<br />

Der Direktor glotzte seinen Chef an <strong>als</strong><br />

wäre <strong>de</strong>r Frankenstein und Dracula in einem.<br />

Langsam dämmerte <strong>es</strong> Bella.<br />

Das konnten nur die Reaktionen auf die<br />

e-Mails sein, die Baiti heute Nacht verschickt<br />

hatte.....uff, <strong>das</strong> war aber flott<br />

gegangen!<br />

Sie holte tief....tief....Luft, schwebte<br />

am immer noch blöd glotzen<strong>de</strong>n Direktor<br />

vorbei und erlaubte, großzügig, wie sie nun<br />

mal ist, <strong>das</strong>s <strong>de</strong>r Oberschulrat sie galant aus<br />

<strong>de</strong>r Klasse geleitete.<br />

Der hatte wirklich nicht übertrieben!<br />

187


Inzwischen war so viel Pr<strong>es</strong>se angereist, <strong>das</strong>s<br />

sie zur Pr<strong>es</strong>sekonferenz in die Aula umziehen<br />

mussten, die in Rekordzeit bis <strong>zum</strong> letzten<br />

Platz gefüllt war.<br />

Lehrer, Schüler, Eltern die zufällig in<br />

<strong>de</strong>r Schule waren, die Hausmeister, niemand<br />

wollte sich <strong>das</strong> Spektakel entgehen lassen.<br />

Um Bella herum wurstelten unzählige Fotografen<br />

und Pr<strong>es</strong>seleute, während nicht weniger<br />

<strong>als</strong> drei Fernsehsen<strong>de</strong>r ihre Kameras aufbauten.<br />

Und <strong>de</strong>r Typ, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> mit ausgebreiteten<br />

Armen auf Bella zukam, war kein an<strong>de</strong>rer<br />

<strong>als</strong> Monsieur Dipon, <strong>de</strong>r beliebt<strong>es</strong>te Talkmaster<br />

aller Zeiten.<br />

Fräulein Bella....belissima Bella! Charmant..<br />

charmant!…..Ich freue mich außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

sie kennen zu lernen!“<br />

Er strahlte über <strong>das</strong> ganze G<strong>es</strong>icht,<br />

während er sich galant über Bellas Hand beugte<br />

und.....tatsächlich, er schmatzte sie mit<br />

sabbern<strong>de</strong>r Schnute ab<br />

Handkuss nennt man so was ja<br />

wohl!.. ....Ihhh....<strong>das</strong> war aber wi<strong>de</strong>rlich!<br />

Bella putzte die abg<strong>es</strong>abberte Hand verstohlen<br />

an ihrer Jeans ab während <strong>de</strong>r Talkmaster<br />

ununterbrochen weiterre<strong>de</strong>te.<br />

Plötzlich saß sie auf einem eilig herbe<br />

g<strong>es</strong>chafften Sofa, links neben sich <strong>de</strong>n<br />

Oberschulrat, rechts neben sich <strong>de</strong>n immer<br />

188


noch hochroten Direktor und gegenüber auf <strong>de</strong>m<br />

Plüschs<strong>es</strong>sel aus <strong>de</strong>r Bibliothek, lümmelte <strong>de</strong>r<br />

Talkmaster <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> zählte: 10..9..8 ..<br />

7.. ..5..4..3..2..1. Sendung. Die letzten<br />

drei Zahlen hatte nur mit hochgehaltenen<br />

Fingern angezeigt, und los ging’s.<br />

„Einen schönen guten Morgen meine lieben<br />

Zuschauer.<br />

Hier spricht wie<strong>de</strong>r ihr geliebter Dipon.<br />

Es ist mir eine b<strong>es</strong>on<strong>de</strong>re Freu<strong>de</strong> ihnen<br />

heute eine junge Dame vorzustellen, die, <strong>das</strong><br />

behaupte ich ohne Übertreibung, ........ich<br />

übertreibe ja sowi<strong>es</strong>o nie.....ha...ha...ha,<br />

die in <strong>de</strong>n nächsten Tagen die berühmt<strong>es</strong>te<br />

Person auf <strong>de</strong>m ganzen Globus sein wird.<br />

Für die lieben Zuschauer, die di<strong>es</strong>e<br />

historische Sendung heute früh nicht sehen<br />

können, schließlich ist <strong>es</strong> ja noch mitten in<br />

<strong>de</strong>r Nacht..........häh.......häh“, <strong>das</strong> sollte<br />

wohl witzig sein?<br />

Bella flüsterte verzweifelt: „Baiti!!!<br />

Baitilein!!! Hast du <strong>das</strong> all<strong>es</strong> mitbekommen?“<br />

„Klar meine Süße!“<br />

189<br />

*


„Baitischnukki du musst mir helfen! Ich<br />

weiß gar nicht was ich sagen soll!!.......Ich<br />

bin total verdattert!“<br />

„All<strong>es</strong> unter Kontrolle mein Pausbäckchen<br />

Wir sagen <strong>de</strong>nen genau was die hören wollen.<br />

Mein psychologischer Sektor übernimmt <strong>das</strong><br />

G<strong>es</strong>präch und du wie<strong>de</strong>rholst nur, Wort für<br />

Wort was ich dir vorsage und <strong>de</strong>r Käse ist<br />

geg<strong>es</strong>sen, wie du dich immer ausdrückst..“<br />

Na dann mal los!<br />

Es wur<strong>de</strong> auch höchste Zeit, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />

Mo<strong>de</strong>rator hatte Bella schon in <strong>de</strong>r Schusslinie.<br />

„.............wie haben sie <strong>de</strong>nn und<br />

vor allem wann haben sie <strong>de</strong>nn <strong>das</strong> erste mal<br />

di<strong>es</strong>e Sonne ent<strong>de</strong>ckt, die auf unser Sonnensystem<br />

zurast und uns alle vernichten<br />

wird, Fräulein Bella?“, <strong>de</strong>r Showmaster glotzte<br />

wie ein Walduhu.<br />

„Also Herr Dipon!“<br />

„Ach bitte sagen sie doch nur Dipon! Für meine<br />

Freun<strong>de</strong> nur Dipon und sie sind doch meine<br />

Freundin, nicht wahr......hä...hä...hä!“<br />

„Also gut Dipon! Als erst<strong>es</strong> muss ich<br />

ihren Irrtum korrigieren. Die Sonne, die übrigens<br />

Bella heißt, <strong>das</strong> ist mein Name wie sie<br />

vielleicht wissen,<br />

190


„Aber natürlich Fräulein<br />

Bella......... ...........“<br />

Bella re<strong>de</strong>te ungerührt weiter, während<br />

<strong>de</strong>r Talkmaster verdattert schwieg, so hatte<br />

er sich ein verängstigt<strong>es</strong> Kind nicht vorg<strong>es</strong>tellt.<br />

„Also Dipon, <strong>es</strong> ist nicht nur f<strong>als</strong>ch,<br />

son<strong>de</strong>rn auch unverantwortlich zu behaupten,<br />

daß „BELLA“ in unser Sonnensystem rast und<br />

<strong>das</strong> Leben hier vernichtet! Ich..........“<br />

„Aber....aber....Fräulein<br />

Bella... .ich....!“<br />

„Jetzt schweigen sie aber mal und zwar<br />

pronto, o<strong>de</strong>r ich breche sofort di<strong>es</strong>e Pr<strong>es</strong>sekonferenz<br />

ab!“<br />

Der Fernsehtyp schnappte wie ein Karpfen<br />

auf <strong>de</strong>m Trockenen nach Luft.<br />

So was hatte er aber auch noch nie erlebt!<br />

Normal ist, <strong>das</strong>s die Menschen vor Ehrfurcht,<br />

wenn schon nicht vor ihm, dann wenigstens<br />

vor <strong>de</strong>n Kameras, schwiegen und man<br />

ihnen jed<strong>es</strong> Wort aus <strong>de</strong>r Nase ziehen musste.<br />

Da er aber ein guter Reporter ist,<br />

wusste er auch, wann er verloren hatte und<br />

so seufzte er r<strong>es</strong>igniert und überließ Bella<br />

kampflos <strong>das</strong> Feld.<br />

„Ich versichere ihnen, liebe Zuschauer<br />

und <strong>de</strong>m R<strong>es</strong>t <strong>de</strong>r Welt, „BELLA“ wird unserem<br />

Sonnensystem zwar nahe kommen, so nahe, <strong>das</strong>s<br />

wir sie über Wochen hinweg selbst am hel-<br />

191


lichten Tag mit bloßem Auge erkennen können,<br />

aber dann ist sie auch wie<strong>de</strong>r verschwun<strong>de</strong>n<br />

und nieman<strong>de</strong>n................ich betone<br />

nieman<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> wird auch nur ein Haar<br />

gekrümmt!“<br />

Bella wusste, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> eine glatte Lüge war,<br />

aber Baiti wür<strong>de</strong> schon wissen was sie sagen<br />

musste, <strong>als</strong>o palaverte sie fleißig weiter<br />

drauflos.<br />

Die nächste halbe Stun<strong>de</strong> re<strong>de</strong>te nur<br />

Bella.<br />

Wenn <strong>de</strong>r Reporter eine Zwischenfrage wagte,<br />

entschuldigte er sich sofort dafür.<br />

Er hatte ja schon die merkwürdigsten und<br />

intelligent<strong>es</strong>ten Menschen interviewt, Prof<strong>es</strong>soren,<br />

Minister, Präsi<strong>de</strong>nten und verrückte<br />

Künstler, aber so was war ihm noch nie untergekommen.<br />

Alle Zwischenfragen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Reporter<br />

beantwortete sie ebenso souverän und ausführlich.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Trottel neben ihr auf <strong>de</strong>m<br />

Sofa kamen kein einzig<strong>es</strong> Mal zu Wort.<br />

Sie waren bloße Dekoration wie <strong>das</strong> Shak<strong>es</strong>peare-Poster<br />

<strong>das</strong> noch von <strong>de</strong>r letzten<br />

Schulaufführung an <strong>de</strong>r Wand hing.<br />

Das Interview en<strong>de</strong>te in einem Blitzlichtgewitter,<br />

<strong>das</strong> in die Aula die Atmosphäre<br />

ein<strong>es</strong> schwülen Frühlingsgewitters zauberte.<br />

192


„UFF! Das wäre g<strong>es</strong>chafft!“<br />

*<br />

Unter langanhalten<strong>de</strong>m Beifall, alle<br />

Anw<strong>es</strong>en<strong>de</strong>n waren aufg<strong>es</strong>prungen und klatschten<br />

wie die Bekloppten, während die Schüler wie<br />

eine brunftige Elchkuhher<strong>de</strong> blökten, verließ<br />

Bella würdig wie eine Prinz<strong>es</strong>sin die überfüllte<br />

Aula.<br />

„Mensch, <strong>das</strong> ist ganz schön anstrengend<br />

berühmt zu sein. Ich sehe zu, <strong>das</strong>s ich so<br />

schnell wie möglich die Fliege mache“, nuschelte<br />

Bella vor sich hin, während sie auf<br />

verschwiegenen Wegen zu ihrem Fahrrad<br />

schlich.<br />

Dass <strong>es</strong> schon 5 Uhr war merkte sie<br />

erst, <strong>als</strong> sie zuhause ankam und ungläubig in<br />

ihrem Zimmer auf <strong>de</strong>n Wecker schaut<br />

In zwanzig Minuten kam schon ihr Pappa,<br />

na <strong>de</strong>r wür<strong>de</strong> Augen machen.<br />

Und die bei<strong>de</strong>n Doofköppe erst! Das wür<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r schönste Moment ihr<strong>es</strong> Lebens wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn die in <strong>de</strong>n Nachrichten ihr Interview<br />

sahen.<br />

Dipon hatte ihr versprochen, <strong>das</strong>s in<br />

<strong>de</strong>n Tag<strong>es</strong>nachrichten <strong>das</strong> volle Interview gezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, schließlich war sie im<br />

Moment die wichtigste Person auf <strong>de</strong>r ganzen<br />

Welt.<br />

193


Klar, <strong>das</strong>s sie <strong>das</strong> schon immer gewusst<br />

hatte. Wur<strong>de</strong> aber auch Zeit, <strong>das</strong>s <strong>de</strong>r R<strong>es</strong>t<br />

<strong>de</strong>r Welt <strong>das</strong> auch endlich kapierte.<br />

Der Abend verlief doch ein wenig an<strong>de</strong>rs<br />

<strong>als</strong> sie sich ihn vorg<strong>es</strong>tellt hatte.<br />

Ihr Alter kam erst nach sieben, die bei<strong>de</strong>n<br />

Trottel kamen überhaupt nicht, die blieben<br />

über Nacht bei Tante Elisabeth und noch<br />

dazu war ihr Erzeuger <strong>de</strong>nkbar schlecht gelaunt.<br />

„Oh Bellamaus! Komm her und drück mich<br />

ein bisschen, <strong>das</strong> war heute vielleicht ein<br />

Scheißtag!“<br />

Immer wenn <strong>es</strong> ihm schlecht ging, musste<br />

Bella <strong>als</strong> Schmuse- und Trostkissen her halten.<br />

Das wur<strong>de</strong>n dann immer die schönsten<br />

Momente. Schmusen mit Papa war sogar schöner<br />

<strong>als</strong> ein ri<strong>es</strong>iger Becher Schokola<strong>de</strong>neis.<br />

Und so saßen sie Arm in Arm vor ihrem<br />

Fernseher. Sie hatte ihrem g<strong>es</strong>tr<strong>es</strong>sten Liebling<br />

sogar eine Flasche Rotwein aufgemacht<br />

und feierlich eing<strong>es</strong>chenkt.<br />

Ein schön<strong>es</strong> Glas Rotwein und bei ihrem<br />

Dad sah die Welt schon wie<strong>de</strong>r b<strong>es</strong>ser aus.<br />

„Na mein Schatz, was hast du <strong>de</strong>nn heute<br />

wie<strong>de</strong>r ang<strong>es</strong>tellt? Auf je<strong>de</strong>n Fall siehst du<br />

b<strong>es</strong>ser aus <strong>als</strong> heute morgen. Na erzähl mal.“<br />

194


Lan<strong>de</strong><br />

Bella machte voll auf Unschuld von<br />

Oh......oh....., jetzt wusste ihr Paps,<br />

da war wie<strong>de</strong>r was im Busch, <strong>es</strong> wäre ja auch<br />

zu schön gew<strong>es</strong>en.<br />

Der Rotwein und die Nüsse dazu, <strong>das</strong> hatte<br />

nichts gut<strong>es</strong> zu be<strong>de</strong>uten.<br />

„Na erzähl mal. Mich kann heut Abend nix<br />

mehr erschüttern.“<br />

Bellas einzige Reaktion war, <strong>das</strong>s sie<br />

<strong>de</strong>n Fernseher einschaltete. „Ach lass <strong>de</strong>n<br />

Kasten doch aus, dafür habe ich heute keinen<br />

Nerv mehr!“<br />

„Ruhe Daddy. In einer Minute kommen die<br />

Abendnachrichten.“<br />

Bella kuschelte sich ganz f<strong>es</strong>t an ihren<br />

Liebling.<br />

Dem wur<strong>de</strong> immer mulmiger zu Mute.<br />

„Bella d........“, psst! Bist du jetzt ruhig<br />

und hörst zu.”<br />

BOING!!!<br />

„Guten Abend meine Damen und Herren hier<br />

sind die wichtigsten Nachrichten aus aller<br />

Welt.<br />

Eine Nachricht hat heute <strong>de</strong>n Globus<br />

erschüttert.<br />

Nach b<strong>es</strong>tätigten Meldungen und di<strong>es</strong>e, meine<br />

Damen und Herren wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n höchsten<br />

Stellen ausdrücklich unterstützt, rast eine<br />

wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Sonne auf unser Sonnensystem zu,<br />

195


die ca tausendmal größer ist <strong>als</strong> unser Zentralg<strong>es</strong>tirn.<br />

Wir bringen nach di<strong>es</strong>en Nachrichten eine<br />

ausführliche Stellungnahme unser<strong>es</strong> Präsi<strong>de</strong>nten.<br />

Sie sehen jetzt Ausschnitte aus einem<br />

Interview mit <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckerin <strong>de</strong>r wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Sonne, <strong>das</strong> auch anschließend in vollem Wortlaut<br />

übertragen wird.<br />

Ihr Vater schaute gebannt auf <strong>de</strong>n Bildschirm.<br />

Das war ja ein Ding.<br />

KLIRRR!<br />

Sein Rotweinglas war ihm aus <strong>de</strong>r Hand<br />

gefallen und er schaute fassungslos auf<br />

seine Tochter.......nicht die, neben sich auf<br />

<strong>de</strong>m Sofa.......nein, die dort auf <strong>de</strong>r Mattscheibe.<br />

Di<strong>es</strong><strong>es</strong> unverschämte Grinsen kannte er<br />

nur zu gut. Und wie sie <strong>de</strong>n Reporter runterputzte.....ja<br />

ganz seine Bella.<br />

„Meine Damen und Herren, sie haben die<br />

Ausführungen di<strong>es</strong>er außergewöhnlichen jungen<br />

Dame gehört und wir sen<strong>de</strong>n, wie schon erwähnt,<br />

<strong>das</strong> komplette Interview sofort nach<br />

<strong>de</strong>n Nachrichten, noch vor <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> d<strong>es</strong> Präsi<strong>de</strong>nten.<br />

Und jetzt zu weiteren Nachrichten.“<br />

196


„Bella du........du hast einen Kometen<br />

ent<strong>de</strong>ckt?<br />

„Nein nein mein kleiner Alter“, sprach<br />

Bella in ihrem b<strong>es</strong>ten Pippi Langstrumpf-<br />

Jargon.<br />

Keinen Kometen, eine Sonne. Und dreimal<br />

darfst du raten wie die Sonne heißt!“<br />

„Ist mir schon klar!“, ihr Vater war<br />

schließlich kein kleiner Doofer.<br />

„Bella natürlich, all<strong>es</strong> an<strong>de</strong>re wür<strong>de</strong><br />

mich aber auch schwer wun<strong>de</strong>r<br />

Und ich hab’ dich heute früh noch zusammeng<strong>es</strong>chissen!<br />

Kannst du mir noch mal<br />

verzeihen??“<br />

„Na klar mein kleiner Alter!“<br />

Bella schnappte sich ihren Leibsklaven<br />

und knallte ihm einen dicken Kuss genau auf<br />

<strong>de</strong>n Mund.<br />

*<br />

197


Dann erzählte sie, nach<strong>de</strong>m sie ihr Interview<br />

angeguckt hatten die ganze G<strong>es</strong>chichte<br />

mit einer Ausnahme: Baiti blieb natürlich<br />

unerwähnt.<br />

Sie erzählte eine Flasche Rotwein lang,<br />

dann zwei Flaschen Rotwein lang. In <strong>de</strong>r Mitte<br />

<strong>de</strong>r dritten Flasche hatte ihr Dad <strong>das</strong> Telefon<br />

an die Wand g<strong>es</strong>chmissen und die Türklingel<br />

abgerissen, <strong>de</strong>nn die bei<strong>de</strong>n Nervtöter hatten<br />

seit acht Uhr ununterbrochen geklingelt und<br />

gerasselt.<br />

Di<strong>es</strong>er Abend gehörte Bella und ihrem<br />

Vater ganz alleine.<br />

Mochte auch draußen die Welt untergehen,<br />

in di<strong>es</strong>em Moment wäre <strong>es</strong> bei<strong>de</strong>n<br />

schnurzpiepegal gew<strong>es</strong>en.<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r dritten Rotweinflasche<br />

schleifte sie <strong>de</strong>n treudoofverklärtgrinsen<strong>de</strong>n<br />

Glückspilz in sein Bett, räumte schnell noch<br />

die Scherben d<strong>es</strong> ersten Rotweinglas<strong>es</strong> weg und<br />

verschwand ebenfalls in <strong>de</strong>r Kiste.<br />

Sie konnte noch lange nicht einschlafen,<br />

aber schließlich siegte doch ihr Körper<br />

über ihren Geist und sie schwebte hinüber in<br />

eine glückliche, noch unbekannte, aber verheißungsvolle<br />

Zukunft.<br />

198<br />

*


ENDE<br />

Ob die frem<strong>de</strong> Sonne „BELLA“<br />

unsere Er<strong>de</strong> zerstört und wel-<br />

che spannen<strong>de</strong>n G<strong>es</strong>chichten<br />

Bella und Baiti noch erle-<br />

ben, erfährst Du in <strong>de</strong>r nächs-<br />

ten G<strong>es</strong>chichte, in:<br />

Baiti – die Verwandlung.<br />

199


200


201


Bella bekommt zu ihrem Geburts-<br />

tag einen Minicomputer g<strong>es</strong>chenkt.<br />

Bald bemerkt sie, <strong>das</strong>s er intelli-<br />

gent ist. Es eröffnen sich unge-<br />

ahnte, fantastische und unbegrenz-<br />

te Möglichkeiten und Baiti, so<br />

heißt <strong>de</strong>r kleine Computer, wird<br />

ihr b<strong>es</strong>ter Freund.<br />

Zusammen erleben sie sagenhafte<br />

202


Abenteuer.<br />

Ab 11 Jahre bis ..............<br />

203


204

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