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Patientenleitlinie Asthma - Qu@linet eV

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<strong>Patientenleitlinie</strong><br />

<strong>Asthma</strong> bronchiale<br />

Was ist <strong>Asthma</strong> bronchiale?<br />

1. <strong>Asthma</strong> bronchiale ist eine chronische und anfallsweise auftretende Erkrankung der<br />

Atemwege. Jeder 20. Erwachsene und jedes 10. Kind erkrankt. In den Atemwegen<br />

besteht eine ständige Entzündungsbereitschaft. Es kommt zum<br />

• Anschwellen der Schleimhaut<br />

• Produktion von zähem Schleim<br />

• Verkrampfung der Bronchialmuskulatur<br />

2. Medikamente können die Beschwerden lindern, heilen können sie die Erkrankung<br />

nicht. Bei richtiger Behandlung erreichen die Patienten eine gute Kontrolle über ihre<br />

Erkrankung<br />

Was sind die typischen Krankheitszeichen?<br />

• Pfeifende Atmung<br />

• Trockener Husten<br />

• Engegefühl in der Brust<br />

• Luftnot


Was sind die Auslöser eines <strong>Asthma</strong>s?<br />

Wir unterscheiden zwischen<br />

• Allergischem <strong>Asthma</strong> bronchiale<br />

Die häufigsten Allergene sind Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare und<br />

Schimmelpilze. Seltener sind Allergien auf Nahrungsmittel oder Medikamente<br />

(Aspirin sowie Schmerz- und Rheumamittel).<br />

• Nichtallergisches <strong>Asthma</strong> bronchiale<br />

Unspezifische Auslöser sind kalte Luft, Staub, Gerüche, chemische und<br />

physikalische Reizstoffe, Anstrengung und psychische Einflüsse.<br />

Im Kindesalter überwiegt das allergische <strong>Asthma</strong> bronchiale.<br />

Bei Kleinkindern überwiegt das infektbedingte <strong>Asthma</strong>, Auslöser sind hier Bakterien und<br />

Viren.<br />

Wie wird <strong>Asthma</strong> festgestellt?<br />

Eine erschwerte, pfeifende Atmung, Husten oder auch Luftnot führen zum Arztbesuch. Eine<br />

Ursache für die Symptome wird gesucht. Aus vielen Bausteinen erstellt der Arzt die<br />

Diagnose.<br />

• Anamnese<br />

Das bedeutet ausführliches Erstgespräch unter anderem mit der Frage nach<br />

bekannten Krankheiten in der Familie, nach Allergien, nach Zeitpunkt und Ort des<br />

Auftretens der Beschwerden, nach Tabakrauch, Beschwerden bei Belastung und<br />

Arbeitsplatz.<br />

• Körperliche Untersuchung<br />

• Messen der Lungenfunktion<br />

Das wichtigste Verfahren ist die Spirometrie. Die Peakflowmessung ist ein<br />

Verfahren zur langfristigen Beobachtung der Erkrankung. Die<br />

Ganzkörperplethysmographie wird beim Lungenfacharzt durchgeführt, ebenso<br />

weiterführende Untersuchungen.<br />

• Allergietests<br />

Hauttest, Die einzelnen Allergene werden auf die Haut aufgetragen und lösen<br />

eine allergische Reaktion aus.<br />

Bluttest, Antikörper gegen die einzelnen Allergene werden im Blut<br />

nachgewiesen.<br />

Der Arzt führt die Untersuchungen durch und erstellt zusammen mit dem Patienten einen<br />

Behandlungsplan. Durch eine <strong>Asthma</strong>schulung soll das Wissen des Patienten über seine<br />

Erkrankung, über die Therapiemethoden und über den Umgang mit den einzelnen<br />

Medikamenten, sowie Inhalationsmethoden gefördert werden.<br />

Welche Tests führen zur Erhärtung der Diagnose?<br />

• Reversibilitätstest<br />

Der Patient hat bei der Spirometrie Beschwerden:<br />

Der Patient bekommt ein Medikament das die Bronchien erweitert. Die nach<br />

einem Zeitabstand gemessene Lungenfunktion zeigt jetzt bessere Werte. Dies<br />

führt zur Erhärtung der Diagnose.


• Bronchoprovokation<br />

Der Patient hat bei der Spirometrie keine Beschwerden:<br />

Der Patient muss sich körperlich belasten (Laufband, Fahrrad), oder inhaliert<br />

einen Reizstoff. Die Messungen der Lungenfunktion zeigen anschließend<br />

schlechtere Werte. Dies führt zur Erhärtung der Diagnose.<br />

In welche Schweregrade wird <strong>Asthma</strong> eingeteilt?<br />

Die Einteilung ist abhängig von den Beschwerden<br />

• Der Häufigkeit<br />

• Der Dauer<br />

• Der Auswirkung auf den nächtlichen Schlaf<br />

• Den körperlichen Einschränkungen und der Auswirkung auf die täglichen<br />

Aktivitäten<br />

• Von den Ergebnissen der Spirometrie und den Peak-Flowmessungen<br />

Die geringste Belastung wird mit Schweregrad 1 bezeichnet, die stärkste mit Schweregrad<br />

4.<br />

Wie kann <strong>Asthma</strong> medikamentös behandelt werden?<br />

Es gibt drei Grade der <strong>Asthma</strong>kontrolle.<br />

• Kontrolliertes <strong>Asthma</strong><br />

• Teilweise kontrolliertes <strong>Asthma</strong><br />

• Unkontrolliertes <strong>Asthma</strong><br />

Es gibt zwei Hauptgruppen von Medikamenten.<br />

• Langzeitmedikamente auch Controller genannt<br />

Diese Medikamente mindern die erhöhte Entzündungsbereitschaft der Atemwege.<br />

Das wirksamste Langzeitmedikament ist Cortison. Es kann Entzündungsprozesse<br />

verhindern oder Entzündungsreaktionen eindämmen.<br />

Inhalatives Cortison entfaltet direkt dort seine Wirkung, wo dies gewünscht wird.<br />

Als Nebenwirkungen können auftreten<br />

Heiserkeit<br />

Pilzbefall der Mundschleimhaut<br />

Bei Kindern Wachstumsverzögerungen<br />

Orales Cortison (Tablettenform)<br />

Als Nebenwirkungen können auftreten<br />

Gewichtszunahme; Anstieg des Blutzuckers<br />

Knochenentkalkung<br />

Hautveränderungen<br />

Begünstigung von Entstehen von Grauen oder Grünem Star<br />

Bei Kindern Wachstumsverzögerungen<br />

• Bedarfsmedikamente auch Reliever genannt<br />

Diese Medikamente erweitern die Bronchien schnell aber nicht anhaltend.<br />

Als Nebenwirkungen können auftreten<br />

Herzrasen<br />

Zittern<br />

Unruhe<br />

Schlaflosigkeit


Bei Kindern und Jugendlichen kann als Bedarfsmedikament Ipratropiumbromid, ein<br />

Anticholinergikum eingesetzt werden.<br />

Weitere Langzeitmedikamente<br />

• Leukotrienantagonisten (Montelukast)<br />

Diese können bei Kindern bereits in der Stufe 2 eingesetzt werden, falls die<br />

empfohlene Behandlung nicht durchgeführt werden kann.<br />

• Theophyllin<br />

Es wird in Kombination mit Langzeitmedikamenten benutzt. Der Blutspiegel muß<br />

sorgfältig kontrolliert werden, um zu erkennen, dass die richtige Menge eingenommen<br />

wird.<br />

• Omalizumab<br />

Dieses Medikament wird nur bei schwerem allergischem <strong>Asthma</strong> eingesetzt. Es wird<br />

unter die Haut gespritzt.<br />

Die Anpassung der medikamentösen Behandlung je nach Grad der Krankheitskontrolle<br />

erfolgt schrittweise und ist an einem Stufenschema ausgerichtet.<br />

Es gibt ein Stufenschema für Kinder und Jugendliche und eines für Erwachsene. In<br />

begründeten Fällen kann der Arzt von diesem Schema abweichen.


Wie werden inhalative Medikamente verabreicht?<br />

Es werden drei Typen von Inhalationsgeräten unterschieden<br />

• Dosieraerosole<br />

Für Dosieraerosole stehen Inhalierhilfen auch Spacer genannt zur Verfügung. Für<br />

kleine Kinder wird die Gesichtsmaske genutzt. Diese soll aber möglichst bald durch<br />

ein Mundstück ersetzt werden.<br />

• Pulverinhalatoren<br />

Es ist leichter ein Pulverinhalator als ein Dosieraerosol zu nutzen, weil die<br />

auslösende Handbewegung und die Einatmung nicht aufeinender abgestimmt werden<br />

müssen.<br />

• Elektrische Vernebler<br />

Diese werden nur während eines <strong>Asthma</strong>anfalls und gelegentlich auch bei<br />

Säuglingen genutzt.<br />

Gibt es alternative Therapiemethoden?<br />

Komplementäre Behandlungsmethoden sind Methoden, die die schulmedizinische<br />

Behandlung ergänzen können, aber nicht ersetzen.<br />

Wie verhalte ich mich im Notfall?<br />

Jedem <strong>Asthma</strong>patienten sollte ein Notfallplan vorliegen. Es sollten immer ausreichend<br />

Medikamente zur Verfügung stehen.


Selbsthilfetechniken bei Atemnot<br />

• Lippenbremse<br />

Hilfreiche Atemtechnik bei Atemnot<br />

• atemerleichternde Körperhaltungen<br />

Kutschersitz<br />

Torwarthaltung<br />

Abstützen der Arme


Was ist eine <strong>Asthma</strong>schulung?<br />

Die <strong>Asthma</strong>schulung informiert Patient oder betreuende Personen über die Erkrankung<br />

<strong>Asthma</strong>, deren Therapie und den Umgang mit dieser chronischen Erkrankung.<br />

Es werden Techniken und Hilfsmittel gezeigt, die das Leben mit der Erkrankung erleichtern.<br />

Die Techniken werden mit den Patienten geübt.<br />

Zu den Techniken und Hilfsmitteln zählen:<br />

• Inhalationstechniken<br />

• Gebrauch von Dosieraerosolen mit Inhalationshilfen<br />

• Führen eines <strong>Asthma</strong>tagebuchs<br />

• Benutzung eines Peak-Flow-Meters<br />

• Das Verhalten in Notfallsituationen und vieles mehr.<br />

Was ist ein Peak-Flow-Protokoll?<br />

Das Peak-Flow-Meter ist ein handliches<br />

Gerät. Das Gerät misst, wie kräftig der<br />

Luftstrom ist, der aus der Lunge<br />

herausgepustet wird. Der einzelne Wert<br />

spielt keine Rolle. Wichtig ist die<br />

Beobachtung des Verlaufs aller Messwerte.<br />

Die Werte werden im Peak-Flow-Protokoll<br />

oder <strong>Asthma</strong>tagebuch notiert. Bei Messung<br />

über einen längeren Zeitraum lässt sich der<br />

Erfolg der Behandlung dokumentieren.


In welchen Phasen sind die Peak-Flow-Messungen sinnvoll?<br />

• Bei Diagnosestellung<br />

• Bei Therapieänderung<br />

• Bei Zunahme der Beschwerden<br />

• Beim <strong>Asthma</strong>anfall<br />

• Bei schwerem Verlauf<br />

Im <strong>Asthma</strong>tagebuch werden die gemessenen Werte eingetragen, weiterhin die<br />

persönlichen Beschwerden, der Einsatz von Notfallmedikamenten und Besonderheiten, wie<br />

nächtliche Atemnot und Infekte.<br />

Entsprechend dem Ampelschema kann die Peak-Flow-Messung ausgewertet werden<br />

• Grün Der Peak-Flow-Wert ist besser als 80% des Bestwertes<br />

• Gelb Der Peak-Flow-Wert liegt zwischen 50-80% des Bestwertes<br />

• Rot Der Peak-Flow-Wert liegt unter 50% des Bestwertes !NOTFALL<br />

Was ist ein DMP?<br />

Das „Disease“ (Krankheit) „Management“ Programm, abgekürzt DMP ist für gesetzlich<br />

versicherte Patienten ein strukturiertes Behandlungsprogramm mit dem Ziel, die Versorgung<br />

von chronisch Kranken zu verbessern.<br />

<strong>Asthma</strong> und Sport<br />

Sowohl für Erwachsene als auch für Kinder gilt: Sport und körperliche Aktivitäten sind wichtig<br />

und gesund. Die Sportart sollte jedoch so gewählt werden, dass der Körper erst nach und<br />

nach voll belastet wird. Sport sollte regelmäßig betrieben werden. Vor jeder sportlichen<br />

Aktivität sollte der Körper aufgewärmt werden. Die betreuenden Personen sollten über die<br />

Krankheit informiert sein. Medikamente können vor Anstrengungsasthma schützen. Dies<br />

sollte jedoch mit dem Arzt abgesprochen sein.<br />

Vor Ort werden oft <strong>Asthma</strong>sportguppen angeboten.<br />

<strong>Asthma</strong> und Beruf<br />

Bei 10-15% der Erwachsenen mit <strong>Asthma</strong> sind berufliche Einflüsse die Ursache der<br />

Erkrankung.<br />

Informationen bekommen die Betroffenen vom behandelndem Arzt, den gesetzlichen<br />

Krankenkassen, der Rentenversicherung sowie den einzelnen Berufsgenossenschaften.<br />

<strong>Asthma</strong> und Schwangerschaft<br />

Die gewohnte Behandlung soll auch während der Schwangerschaft fortgesetzt werden.<br />

Behandelnde Ärztin oder Arzt sollten jedoch umgehend über die Schwangerschaft informiert<br />

werden.


Wichtige Adressen für <strong>Asthma</strong>kranke<br />

Deutscher Allergie- und <strong>Asthma</strong>bund e.V. (DAAB)<br />

Fliethstraße 114<br />

41061 Mönchengladbach<br />

Telefon: 0 21 61 / 81 49 40<br />

Fax: 0 21 61 / 81 49 430<br />

Email: info@daab.de<br />

Internet: http://www.daab.de<br />

Deutsche Lungenstiftung<br />

Herrenhäuser Kirchweg 5<br />

30167 Hannover<br />

Telefon: 0511 / 21 55 110<br />

Fax: 0511 / 21 55 113<br />

Email: deutsche.lungenstiftung@t-online.de<br />

Internet: http://www.lungenstiftung.de/<br />

Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.<br />

Berliner Straße 84<br />

55276 Dienheim<br />

Telefon: 06133 35 43<br />

Fax: 06133 924557<br />

Email: pla@patientenliga-atemwegserkrankungen.de<br />

Internet: http://www.patientenliga-atemwegserkrankungen.de/<br />

Deutsche Atemwegsliga e.V.<br />

Im Prinzenpalais: Burgstraße<br />

33175 Bad Lippspringe<br />

Telefon: 05252-93 36 15<br />

Fax: 05252-93 36 16<br />

Email: Atemwegsliga.Lippspringe@t-online.de<br />

Internet: http://www.atemwegsliga.de<br />

AG Lungensport in Deutschland e.V.c/o PCM<br />

Wormser Straße 81<br />

55276 Oppenheim<br />

Telefon: 061-33 / 20 21<br />

Fax: 061-33 / 20 24<br />

Email: lungensport@onlinehome.de<br />

Internet: http://www.lungensport.org<br />

Diese Leitlinie hat zum Ziel, in gestraffter Form als Patienten-Flyer mit maximal 10 Seiten<br />

Umfang für die rasche und doch ausreichend umfassende Information unserer Patienten zur<br />

Verfügung zu stehen. Sie lehnt sich inhaltlich an die folgenden Leitlinien an:<br />

• <strong>Patientenleitlinie</strong> zur Nationalen Versorgungsleitlinie Version 1.00 Dezember 2009<br />

• <strong>Patientenleitlinie</strong> <strong>Asthma</strong> 1. Version 01/2004, aktuelle Version 05/2006<br />

Ergänzt wurde dieser Flyer durch einige Gesichtspunkte, die wir im Mannheimer Ärztenetz in<br />

diesem Zusammenhang den Patienten kommunizieren möchten.<br />

Verfasst wurde dieser Flyer im Auftrag und unter Federführung von <strong>Qu@linet</strong> Mannheim e.V.<br />

von Frau Dr. med. Margarete Mund.

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