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2013 fuarüt // töbeek 2012<br />

Kulturarbeit | Landschaftsschutz | Denkmalpflege<br />

1


Bildnachweis Titelseite (von links nach rechts)<br />

Bleicke Bleicken "Der Zug kommt" (um 1932),<br />

Titelbild zur Ausstellung Inselfotograf aus Leidenschaft<br />

Internationaler Museumstag, Mai 2012<br />

(Silke von Bremen als Kostgängerin "Karen Erken")<br />

Premiere Valeska Gert "Der Ziegenstall" Ausstellung<br />

(Christiane Retzlaff und Andrea Engl)<br />

Archäologie Lehrpfad "hünen.kulTour" (Flyer)<br />

Begrüßung 4<br />

töbeek en fuarüt<br />

Bericht Ausschuss für Küstenschutz 9<br />

Holger Weirup<br />

Bericht Ausschuss für Landschaftspflege 12<br />

Dr. Ekkehard Klatt<br />

Bericht Ausschuss für Brauchtum 16<br />

Ute Häßler<br />

NATUR & UMWELT<br />

Umwelt | Geothermie 22<br />

KULTURARBEIT<br />

Archäologischer Lehrpfad | hünen.kulTOUR 24<br />

Altfriesisches Haus | C.P. Hansen Ausstellung 28<br />

Altfriesisches Haus | Hallo Altes Haus 32<br />

Gedicht | Ik ual Hüs 33<br />

Museumsschätze 34<br />

Heimatmuseum | Zeitreise in den "Ziegenstall" 36<br />

Museumsfest 38<br />

Im Fokus:<br />

Sylter Geschichte<br />

Auswanderer von Sylt 40<br />

Ahnenforschung | Ortsfamilienbuch 42<br />

Memoiren einer Insel 43<br />

Der Sylter an sich 44<br />

Das Hapag-Haus in Hörnum 46<br />

//// news. niis 50<br />

//// bücher. boker 52<br />

C.-P.-Hansen-Preis und Jugendpreis 2012<br />

Ehrung für Erk-Uwe Schrahé 54<br />

Künstlerportrait<br />

Hugo Köcke 56<br />

Kunstausstellungen 2013<br />

Bleicke Bleiken 58<br />

Organisation der Söl’ring <strong>Foriining</strong> 60<br />

Veranstaltungskalender 2012 // 2013<br />

2 3


töbeek en fuarüt<br />

Liebe Mitglieder, liebe<br />

Freunde unserer Insel und<br />

der Söl’ring <strong>Foriining</strong>!<br />

Die Sanduhr als Zeitmesser ist ein sehr gutes<br />

Beispiel für den Ablauf von Geschwindigkeit.<br />

Unaufhaltsam rinnt der Sand aus der<br />

Vergangenheit in die Zukunft.<br />

Wenn ein Jahr vergangen ist, dann<br />

drehen wir die Uhr um. Neues Spiel,<br />

neue Chancen – für die Insel, für die<br />

<strong>Söl'ring</strong> <strong>Foriining</strong>, für die Museen.<br />

Wir sind froh, dass es uns jedenfalls<br />

zum größten Teil gelungen ist, die vielfach<br />

gestellten Aufgaben an ihren Platz<br />

zu bringen. Das konnte unter anderem<br />

nur gelingen durch das Wohlwollen<br />

und die Großzügigkeit unsere Förderer.<br />

Dabei verdienen die „Zeitspender“ ein<br />

ganz besonderes Lob! Die unserem<br />

Verein Zugeneigten standen uns wieder<br />

ein ganzes Jahr mit Rat und Tat zur<br />

Seite. Ein großes Dankeschön für<br />

dieses praktizierte Ehrenamt. Nicht zu<br />

vergessen unsere Mitarbeiter – angefangen<br />

bei der Reinigung über die<br />

Museumsmitarbeiter bis zur Geschäftsstelle.<br />

Wir vom Vorstand können uns<br />

noch so viel vornehmen – in die Tat<br />

umgesetzt werden muss es dort.<br />

Ein großes Lob, dass Euer Interesse<br />

weit über den reinen Broterwerb<br />

hinausgeht.<br />

Wir konnten im letzten Jahr einige<br />

Projekte nur Dank großzügiger<br />

Spenden umsetzen. Hier sei an erster<br />

Stelle der Rotary Club Sylt Westerland<br />

genannt. Dieser hatte das rotarische<br />

Jahr 2011/2012 unter das Motto „Sylter<br />

Identität“ gestellt und uns in diesem<br />

Rahmen vielfältig unterstützt. Die<br />

Außenbeleuchtung vor dem Sylter<br />

Heimatmuseum ist erneuert worden,<br />

das gesamte Dach ist repariert und für<br />

die nächsten Jahre fit gemacht worden<br />

und als großes inselweites Projekt<br />

ist der archäologische Lehrpfad<br />

hünen.kulTour entstanden. Ein Projekt,<br />

das weit über die Inselgrenzen hinaus<br />

für Aufmerksamkeit gesorgt hat.<br />

(Der Flyer liegt dem Jahresbericht bei und<br />

ein ausführlicher Bericht folgt ab Seite 24).<br />

Über 40.000 Euro sind in diese<br />

Projekte geflossen. Vielen Dank!<br />

Freud und Leid liegen immer eng<br />

zusammen.<br />

Wir gedenken Frau Anna Lassen, die<br />

im Juni 2012 verstorben ist. Durch sie<br />

und ihren Mann Hans war es möglich,<br />

1973 das Heimatmuseum zu vergrössern.<br />

Stellvertretend für viele weitere<br />

nennen wir hier noch Frau Ehlermann,<br />

die Tochter des Malers Ernst Mollenhauer.<br />

Sie verstarb 87-jährig im November<br />

2012 und hat dem Museum die<br />

Gemälde ihres Vaters vermacht, die<br />

das Herzstück der Sommerausstellung<br />

2009 darstellten.<br />

von links nach rechts:<br />

Maike Ossenbrüggen | Vorsitzende<br />

Jürgen Ingwersen |1. stellv. Vorsitzender<br />

Claas-Erik Johannsen |2. stellv. Vorsitzender<br />

Rainer Herold, Galerist in Hamburg<br />

und Kampen hat seine Ausstellungseröffnung<br />

im Dezember zum Anlass<br />

genommen, dem Museum zwei herausragende<br />

Bilder zu stiften. Beide Bilder,<br />

eines von Hugo Köcke (Bericht Seite 56),<br />

eines von Carl Ludwig Jessen, galten<br />

lange Jahre als verschollen. Beide sind<br />

derzeit in der aktuellen Ausstellung im<br />

Sylter Heimatmuseum zu bewundern.<br />

Ein vielfältiges Programm haben wir<br />

2012 wieder auf die Beine gestellt. Die<br />

Atmosphäre des legendären Kampener<br />

Ziegenstalls konnte dank der Fotos<br />

von Henriette Fischer und dem Einsatz<br />

von Christiane Retzlaff und Prof. Dr.<br />

Schulte-Wülwer im Obergeschoß des<br />

Heimatmuseums nachgestellt und mit<br />

einem besonderen Abend eingeweiht<br />

werden. Die Ausstellung wurde im<br />

Laufe des Jahres um Bilder von Johanna<br />

Eglau, Frau des Sylter Malers Otto<br />

Eglau, erweitert, die zum 100. Geburtstag<br />

Valeska Gerts in den 90er Jahren<br />

einen Workshop in Kampen initiiert<br />

hatte.<br />

Die Sommerausstellung „Künstlerinsel<br />

Sylt – Eine Zeitreise durch die Malerei<br />

auf Sylt“ konnte an die Ausstellungserfolge<br />

aus den Vorjahren anknüpfen,<br />

auch dank einiger Leihgaben aus dem<br />

„Museum Kunst der Westküste“ aus<br />

4 5


töbeek en fuarüt<br />

Alkersum auf Föhr. Die Winterausstellung<br />

„Bleicke Bleicken – Inselfotograf<br />

aus Leidenschaft“ ist ganz besonders<br />

empfehlenswert (Bericht Seite 58). Ohne<br />

die Sparkassenstiftung Schleswig-<br />

Holstein und die Kulturstiftung der<br />

Nord-Ostsee Sparkasse wäre diese<br />

Ausstellung nicht denkbar gewesen.<br />

Einige Buchvorstellungen haben im<br />

Laufe des Jahres das Programm<br />

abgerundet und am internationalen<br />

Museumstag im Mai hat Familie<br />

Uwen nach 200 Jahren mal wieder<br />

ihr Haus besucht – die Darsteller aus<br />

der living history- Gruppe um Silke von<br />

Bremen haben die Besucher auf eine<br />

spannende Zeitreise mitgenommen.<br />

Zum Ende des Sommers konnten wir<br />

gemeinsam mit dem Deutschlandradio<br />

Kultur einen spannenden Hörspielabend<br />

im Museum durchführen. So sind<br />

wir immer wieder für neue Ideen und<br />

Aktionen aufgeschlossen, um unsere<br />

Museen und die Sylter Kunst- und<br />

Kulturszene interessant zu gestalten.<br />

Im Jahr 2012 konnte man sagen,<br />

C.P. Hansen ist nach Hause zurückgekehrt.<br />

Die Ausstellung über den Sylter<br />

Heimatforscher, Lehrer, Organisten,<br />

Fremdenführer und Museumsbetreiber<br />

der ersten Stunde ist seit Dezember<br />

geöffnet und soll 2013 weiter<br />

wachsen (Bericht Seite 28).<br />

Im Bereich der Naturschutzarbeit<br />

wurden einige Führungen für die Mitglieder<br />

und die Öffentlichkeit durch-<br />

geführt. Nicht dass diese überfüllt<br />

waren, aber man merkt, dass dieses<br />

Thema immer mehr Beachtung und<br />

Bedeutung auf unserer Insel findet. In<br />

jedem Fall setzt die Söl’ring <strong>Foriining</strong><br />

mit ihrer Naturschutzarbeit deutliche<br />

Akzente auf Sylt. Auch kontroverse<br />

Themen werden angesprochen –<br />

nicht immer zur Freude aller – wir<br />

glauben aber, dass eine sachliche<br />

Diskussion zu guten Ergebnissen<br />

führen kann. Die Strandversorgung<br />

Kampen, die nun neu überdacht wird,<br />

ist ein gutes Beispiel dafür.<br />

Während die Wattwanderungen ab der<br />

Vogelkoje Kampen mit Birgit Hussel<br />

sehr gut angenommen worden sind,<br />

konnten wir für die Küstenschutzführungen<br />

mit Arfst Hinrichsen leider<br />

nur sehr wenig Menschen begeistern<br />

und das, obwohl das Thema sehr<br />

spannend und anschaulich im Rahmen<br />

eines langen Spazierganges durch ihn<br />

erläutert wurde. Wir mussten uns<br />

entschließen, diese Führungen vorerst<br />

nicht mehr stattfinden zu lassen. Das<br />

muß nicht so bleiben. Fragen Sie uns!<br />

Viele Themen finden jedoch auch im<br />

Verborgenen statt und sind in der<br />

Öffentlichkeit gar nicht präsent.<br />

Das trifft hauptsächlich für die Landschaftspflegearbeiten<br />

und dort speziell<br />

den Naturschutz und auch für die<br />

Küstenschutzarbeit zu. Große medienwirksame<br />

Aktionen sind in diesen<br />

Tätigkeitsfeldern eher hinderlich als<br />

hilfreich. In den beiden Ausschußberichten<br />

im Anschluß erfahren Sie<br />

Näheres dazu.<br />

Neben unseren vielen praktischen<br />

Aufgaben haben wir aber auch eine<br />

wichtige politische Aufgabe.<br />

Die Söl’ring <strong>Foriining</strong> versteht sich als<br />

der Interessensvertreter der friesischen<br />

Volksgruppe auf Sylt. Die friesischen<br />

Volksgruppen in Nord- und Ostfriesland<br />

sind eine von nur vier anerkannten<br />

nationalen Minderheiten in Deutschland.<br />

Es gilt für uns, die Minderheitenpolitik<br />

und insbesondere die<br />

Sprachenpolitik der jeweiligen Regierungen<br />

aufmerksam zu beobachten.<br />

In Schleswig-Holstein haben wir seit<br />

Mai 2012 eine neue Landesregierung<br />

und erstmalig haben Aussagen zur<br />

Minderheiten- und Sprachpolitik<br />

Eingang in einen Koalitionsvertrag<br />

gefunden. Das ist ein großer Erfolg,<br />

aber die Umsetzung durch die Politik<br />

muss zeitnah und überparteilich durch<br />

uns und andere friesische Institutionen<br />

eingefordert werden.<br />

Unsere besondere Sorge gilt dabei<br />

immer wieder unserer wunderbaren<br />

Sprache, dem Söl’ring.<br />

Unsere Sprache müssen wir mit all<br />

unseren Kräften lebendig erhalten,<br />

denn sie ist ein sehr hohes Gut, das<br />

uns an einer gemeinsamen Identität<br />

teilhaben lässt, die uns alle verbindet.<br />

Dafür benötigen wir ideelle und<br />

finanzielle Unterstützung.<br />

Wenn Sie die Vereinsarbeit mit einer<br />

Spende unterstützen möchten, freut<br />

und hilft uns das sehr! In diesem Fall<br />

nutzen Sie den beiliegenden Überweisungsträger.<br />

Wollen Sie sich persönlich<br />

in einem unserer vielen Themenbereiche<br />

engagieren – Sie sind herzlich<br />

willkommen! Nehmen Sie bitte mit<br />

uns Kontakt auf.<br />

Auch 2013 freuen wir uns auf ein<br />

gutes Jahr und viele spannende<br />

Themen. Das Jahr hat bereits vielversprechend<br />

begonnen!<br />

Rüm Hart, klaar Kiming!<br />

Maike Ossenbrüggen,<br />

Jürgen Ingwersen,<br />

Claas-Erik Johannsen<br />

6 7


Kooperation Stiftung<br />

Küstenschutz und<br />

Sölring <strong>Foriining</strong><br />

Die Sölring <strong>Foriining</strong> kooperiert mit der<br />

Küstenschutzstiftung Sylt. In Zeiten immer<br />

knapperer Kassen müssen wir gemeinsam<br />

das Bewusstsein in der Bevölkerung und<br />

bei den Gästen für dieses Thema schärfen.<br />

Die staatlichen Gelder für den Küstenschutz<br />

können nicht alles abdecken, was machbar<br />

und notwendig ist. Forschung, technische<br />

Innovation und neue Küsteschutzideen sind<br />

gefragt. Sogar als Sylter kann man dieses<br />

Ticket erwerben!<br />

Durch die Kooperation zwischen der<br />

DB AutoZug GmbH, Niederlassung Sylt<br />

und der Stiftung Küstenschutz können<br />

Sie helfen, die Insel zu erhalten: Die DB<br />

Autozug GmbH stellt sich somit ihrer<br />

Verantwortung zum Erhalt von Deutschlands<br />

schönster Nordseeinsel<br />

Das "SYLTSCHÜTZER-TICKET." ist in<br />

Niebüll am Automaten und am Check-In<br />

erhältlich. In Westerland kann das Ticket<br />

am Check-In erworben werden. Zusätzlich<br />

können Sie Ihr "SYLTSCHÜTZER-<br />

TICKET." auch direkt über das Internet<br />

buchen. Mit der Syltschützer-Ausstellung<br />

an der Autoverladung nach Sylt möchten<br />

wir Sie auf das Erfordernis des Küstenschutzes<br />

auf den Insel, Halligen und auf<br />

dem Festland hinweisen. Die Ausstellung<br />

trägt den Titel „Sturmflut, wat geiht<br />

mi dat an?“ – das ist Plattdeutsch und<br />

bedeutet die Fragestellung: „Sturmflut -<br />

Was geht mich das an?“ Alle Menschen,<br />

die sich in dem Lebensraum der Inseln<br />

und Halligen aufhalten, werden von den<br />

Naturgewalten beeinflusst.<br />

Der Küstenschutz<br />

geht uns alle an.<br />

Leisten Sie Ihren<br />

Beitrag, um die Küste<br />

zu sichern.<br />

Spendenkonto:<br />

Stiftung Küstenschutz Sylt<br />

Sylter Bank<br />

BLZ 217 918 05<br />

Konto- Nr. 366 366<br />

Anzeige<br />

Bericht Ausschuss für<br />

Küstenschutz von Holger Weirup<br />

Das Jahr 2012 war für den Küstenschutz ein<br />

eher ruhiges Jahr. Hier ein kurzer Überblick<br />

der aktuellen Themen:<br />

Westküste<br />

Nach dem Orkantief Andrea Anfang<br />

Januar 2012 wurden nur wenige Schäden<br />

an der Westküste festgestellt. Mit den<br />

diesjährigen Sandvorspülungen wurden<br />

926.000 m³ Sand an die Sylter Westküste<br />

verbracht, so dass der natürliche jährliche<br />

Sandverlust von ca. 1 Mio m³ ausgeglichen<br />

werden konnte. Der Strand<br />

befindet sich in einem insgesamt guten<br />

Zustand.<br />

Wellenbrecher in Hörnum<br />

Eine ganz besondere Küstenschutzmaßnahme<br />

hat der Landesbetrieb<br />

für Küstenschutz, Nationalpark und<br />

Meeresschutz (LKN) in diesem Jahr in<br />

Hörnum durchgeführt.<br />

Das südliche Tetrapodenlängswerk<br />

wirkte wie eine Buhne von der wiederum<br />

eine Lee-Erosion ausgeht. Um die<br />

Lee-Erosion von der Bebauung fernzuhalten,<br />

sind eine Verlängerung des<br />

Tetrapodenlängswerkes nach Süden und<br />

der Umbau zu einem Wellenbrecher<br />

sinnvoll. Da der Küstenabtrag in diesem<br />

Bereich ausschließlich auf den<br />

vom schräg anlaufenden Seegang<br />

verursachten Küstenlängstransport<br />

zurückzuführen ist, kann lediglich<br />

ein Wellenbrecher die küstennahe<br />

Küstenschutz<br />

Neues Längswerk in Hörnum<br />

Längstransportkomponente verringern.<br />

Dieser bricht bereits im Vorfeld die<br />

Wellenenergie.<br />

Es wurden nun 1026 Tetrapoden im<br />

Hauptstrandbereich von Hörnum aufgenommen.<br />

Davon wurden 134 Tetrapoden<br />

südlich vom Querwerk im Längswerk<br />

(Wellenbrecher) zur Erhöhung eingebaut<br />

und 892 Tetrapoden im Bereich der Odde<br />

zunächst zwischengelagert.<br />

Mit den so gewonnenen Tetrapoden<br />

wurde nach erfolgter Sandaufspülung<br />

der Wellenbrecher aufgesetzt. Um die<br />

sechs Tonnen schweren Tetrapoden<br />

bewegen und fachgerecht setzen zu<br />

können, wurde von der Firma<br />

Nahmen Christiansen ein spezieller<br />

Setzmechanismus mit sechs Haltekrallen<br />

und einer Sicherungskette entwickelt.<br />

Durch die im Mai fertig gestellte Verlängerung<br />

des südlichen Längswerkes<br />

nach Süden wird nun die Lee-Erosion<br />

von der Küste abgelenkt.<br />

8 9


Küstenschutz<br />

Ostküste<br />

Der Landschaftszweckverband Sylt (LZV)<br />

und der LKN haben die Zusammenarbeit<br />

bei den Lahnungsinstandsetzungen fortgesetzt.<br />

Es wurden drei Lahnungsfelder<br />

im nördlichen Teil der Keitumer Bucht<br />

ab Höhe Clemenz-Wäldchen bearbeitet.<br />

Lahnungsbau in Keitum<br />

Durch die gleichzeitige Optimierung<br />

der dortigen Wegeführung wird die<br />

Besucherlenkung für Fußgänger, Reiter<br />

und damit die Gesamtsituation für den<br />

Küstenschutz und den Naturschutz<br />

verbessert. Nächstes Jahr werden die<br />

Anwurfarbeiten an den Lahnungsfeldern<br />

abgeschlossen, dann besteht<br />

Hoffnung auf Stabilisierung dieses<br />

Küstenabschnittes.<br />

Ministeriums für die Deichverstärkungsmaßnahme<br />

Mövenbergdeich ist endgültig<br />

unanfechtbar geworden, da zum<br />

Glück keine Klage erhoben wurde.<br />

Gegenüber den Trägern öffentlicher<br />

Belange, den Naturschutzverbänden<br />

und sonstigen Verfahrensbeteiligten,<br />

ist die Klageerhebungsfrist auch gegen<br />

den Planfeststellungsbeschluss des<br />

Landesamtes für Bergbau, Energie und<br />

Geologie für die Gewinnung von Seesand<br />

aus dem Bewilligungsfeld Westerland III<br />

abgelaufen.<br />

Damit ist nun der Sand für die Sandvorspülung<br />

vor dem Alfred Wegener<br />

Institut, aber auch für die nächsten Jahre<br />

an der Westküste gesichert. Die europaweite<br />

Ausschreibung für die Verstärkung<br />

des Mövenbergdeiches in List ist veröffentlicht<br />

worden, so dass wir 2013 endlich<br />

auf den Baubeginn hoffen dürfen!<br />

Küstenschutzabgabe<br />

Im Koalitionsvertrag der neuen<br />

Landesregierung wurde vereinbart, dass<br />

die Küstenschutzabgabe nicht eingeführt<br />

wird. Alle diesbezüglichen gesetzlichen<br />

Regelungen wurden wieder rückgängig<br />

gemacht. Damit ist es gelungen, die<br />

Einführung dieser ungerechten Abgabe<br />

abzuwenden - Unser Dank geht hier an<br />

ALLE Mitstreiterinnen und Mitstreiter für<br />

ihren Einsatz.<br />

werden wir weiterhin anbieten – allerdings<br />

nur noch auf Anfrage, nach<br />

Terminabsprache. Dieses Angebot richtet<br />

sich an interessierte Gruppen, Schulen,<br />

Seminare, Fortbildungsveranstaltungen<br />

usw.<br />

Buhnenbeseitigung<br />

Wir begrüßen an dieser Stelle ausdrücklich<br />

die Beseitigung der Buhnen<br />

an der Sylter Westküste. Wie heute<br />

bekannt ist, erfüllen sie keinerlei<br />

Küstenschutzfunktion. Im Gegenteil: sie<br />

stellen für Strandwanderer und Badende<br />

eine erhebliche Gefahr dar. Jedes Jahr<br />

kommt es zu mehreren Unfällen.<br />

Die Insel Sylt stellt über den Landschaftszweckverband<br />

Haushaltsmittel für die<br />

Buhnenbeseitigung zur Verfügung und<br />

auch private Spenden unterstützen diese<br />

Bemühungen. Eigentlich ist das Land als<br />

Eigentümer der Buhnen in der Pflicht,<br />

diese Bauwerke ohne Funktion zu beseitigen.<br />

Wie so oft stehen auch hier keine<br />

finanziellen Mittel zur Verfügung.<br />

Küstenschutz<br />

Entsorgung der Buhnen an der Westküste, Kampen<br />

Für das Jahr 2013 brauchen wir dringend<br />

die aktive Unterstützung der<br />

Mitglieder der Söl’ring <strong>Foriining</strong> in<br />

Sachen Küstenschutz an der Kampener<br />

Vogelkoje.<br />

1993/94 wurde unser Deich dort grundsaniert,<br />

wobei der Fuß mit Granitsteinen<br />

für 400.000 DM aus Spendengeldern<br />

gesichert wurde. Aufgrund der exponierten<br />

Lage müssen der Deich und der Fuß<br />

immer wieder hohen Belastungen Stand<br />

halten. Der Deichfuß muss nun nach 20<br />

Jahren dringend wieder auf Vordermann<br />

gebracht werden.<br />

Mövenbergdeich<br />

Eine gute Möglichkeit wäre, die Beseitigung<br />

von Buhnen als Ausgleichsmaßnahme<br />

für neue Küstenschutzbauwerke<br />

anzuerkennen. Dieses „Win-Win-<br />

Szenario“ hat LZV-Verbandsvorsteher Liebe Freunde und Förderer der<br />

Die Tradition, in jedem Jahresbericht<br />

Manfred Uekermann dem zuständi-<br />

Söl’ring <strong>Foriining</strong>, ich bitte Euch<br />

über den Stand der Dinge Mövenberggen<br />

Ministerium vorgeschlagen – eine und Sie, uns bei diesem Projekt mit<br />

deichverstärkung zu berichten, werde<br />

Antwort steht bis heute aus.<br />

Spenden zu helfen!<br />

ich an dieser Stelle aufgreifen.<br />

Küstenschutzführungen<br />

Die rechtlichen Grundlagen für die Die aktiven, kurzweiligen Führungen<br />

Wie eingangs gesagt, 2012 war ein gutes Spendenkonto<br />

Deichverstärkung sind nun gegeben:<br />

Der Planfeststellungsbeschluss des<br />

zum Thema Küstenschutz draußen an<br />

der Sylter Küste mit Arfst Hinrichsen<br />

Jahr für die Sylter Küste, auch Dank aller<br />

im Küstenschutz aktiv Beteiligten.<br />

Sölring <strong>Foriining</strong><br />

Stichwort „Deichfuß Vogelkoje“<br />

KontoNr. 4251 bei der Sylter Bank<br />

BLZ 21791805<br />

10 11


Landschaftspflege<br />

Bericht Ausschuss für<br />

Landschaftspflege<br />

von Dr. Ekkehard Klatt<br />

Die Söl´ring <strong>Foriining</strong> (SF) freut sich, sagen<br />

zu dürfen, dass die seit 1978 durchgeführte<br />

Betreuung der Naturschutzgebiete von Seiten<br />

Sylter Freiwilliger auch für das Jahr 2013<br />

weiter gesichert ist. Die personelle Entwicklung<br />

gestaltet sich auch weiterhin als schwierig.<br />

Wir hoffen trotzdem, für diese gerade in<br />

unserer Zeit so notwendige Tätigkeit in absehbarer<br />

Zeit noch weitere Helfer und Betreuer<br />

begeistern zu können.<br />

Wir verfügen endlich wieder über genügend<br />

Gebietsbetreuer, so dass wir hoffen, auch<br />

weiterhin mit wachsamen Augen alle Veränderungen<br />

in den Naturschutzgebieten (NSG) und<br />

Landschaftsschutzgebieten (LSG) begleiten zu<br />

können.<br />

Auch im vergangenen Jahr mussten<br />

wir uns mit einer Vielzahl von Themen<br />

beschäftigen, die ganz oft unserer Vorstellung<br />

vom weitergehenden Schutz der<br />

Sylter Natur widersprachen.<br />

Die Absicht der Gemeinden, den Gästen<br />

in räumlich immer engeren Abständen<br />

sanitäre Einrichtungen zu bieten und<br />

Erfrischungen am Weststrand der Insel<br />

reichen zu müssen, würde auf jeden<br />

Fall zu nachhaltigen optischen Veränderungen<br />

in den uns anvertrauten Naturschutzgebieten<br />

führen.<br />

Für unsere Schutzgebiete berichten wir<br />

jährlich schriftlich an das Land.<br />

Nach vielen Jahren ist uns erstmals<br />

gelungen, die Schutzgebiete gemeinsam<br />

mit den zuständigen Kreis- und Landesbehörden<br />

zu begehen und zu begutachten.<br />

Nur dadurch wird es in Zukunft möglich<br />

werden, die doch zum Teil sehr unterschiedliche<br />

Sichtweise über den Zustand<br />

der Gebiete und die in der Landesverordnung<br />

Schleswig-Holstein definierten<br />

Schutzziele in Einklang zu bringen. Nur<br />

somit ist ein längerfristiger Erhalt mit<br />

einer gleichzeitigen Verbesserung der<br />

Situation für Flora und Fauna zu erreichen.<br />

Im 3. Jahr in Folge und voraussichtlich<br />

zum letzten Mal hat uns die Naturschutz<br />

AG der Kardinal-von-Galen Gesamtschule<br />

aus Mettingen in NRW geholfen, das<br />

Dauerproblem der wildwuchernden<br />

Rosenbestände der rosa rugosa ein wenig<br />

einzudämmen. Unsere jungen Naturfreunde<br />

haben mit Unterstützung durch<br />

den Vorstand zum wiederholten Mal die<br />

Wildrose von einem bronzezeitlichen<br />

Grabhügel der Krockhooger im NSG<br />

Dünenlandschaft auf dem Roten Kliff zurückgeschnitten,<br />

so dass das Hünengrab<br />

sich wieder in seiner ursprünglichen<br />

Form von der es umgebenden Heidelandschaft<br />

abhebt. Wir sagen ganz herzlich:<br />

Danke schön! Und immer noch träume<br />

ich von einer positiven Inspiration für<br />

unsere Sylter Jugend an hiesigen<br />

Schulen.<br />

Die Kennzeichnung der Naturschutzgebiete<br />

schreitet langsam voran. Leider<br />

ist nur so ein konsequenter Schutz der<br />

Gebiete gewährleistet, denn erkennen<br />

und als solche wahrnehmen muss ein<br />

Besucher unsere so wertvolle Landschaft<br />

schließlich erst mal, bevor ein Bewusstsein<br />

für den Sinn von Erhalt und Pflege<br />

geweckt werden kann.<br />

Zwei Verbesserungsvorschläge für unsere<br />

Gebiete sind leider immer noch nicht<br />

umgesetzt worden: Im NSG Nielönn in<br />

Kampen ist es uns weder gelungen, eine<br />

dauerhafte Beweidung, die Teile dieser<br />

Salzwiesen in ihren früheren Ursprung<br />

zurückführen würde, zu organisieren,<br />

noch haben wir es geschafft, eine<br />

Reetmahd zu organisieren, die uns nach<br />

längerer Zeit mal wieder heimisches Reet<br />

für Dächer auf Sylter Häusern zur Verfügung<br />

stellen könnte. Im NSG Dünenlandschaft<br />

auf dem Roten Kliff fehlt immer<br />

noch die Umsetzung der Ideen zwischen<br />

den Gemeinden und dem Landschaftszweckverband<br />

Sylt (LZV), was die Wegeführung<br />

des Natur-Kliffweges zwischen<br />

Wenningstedt und Kampen angeht.<br />

Dadurch werden die für den Küsten- und<br />

Inselschutz so wertvollen Dünen oft<br />

unbeabsichtigt immer mehr und leider<br />

auch immer schneller in Mitleidenschaft<br />

gezogen.<br />

Auch in diesem Jahr möchten wir alle<br />

Interessierten in Sachen Natur und Landschaftpflege<br />

ganz herzlich aufrufen uns<br />

zu unterstützen. Am liebsten durch rege<br />

und aktive Besuche unserer tollen NSG<br />

und LSG. Wer draußen unterwegs ist<br />

Landschaftspflege<br />

Begehung LSG Jückersmarsch<br />

erkennt mit eigenen Augen am besten,<br />

wo noch Verbesserungen wünschenswert<br />

wären. Wir sind für jedes paar Augen<br />

und für jeden Hinweis dankbar. Die<br />

Geschäftsstelle nimmt alle Anregungen<br />

gerne entgegen und leitet sie an die<br />

einzelnen Betreuerinnen und Betreuer<br />

weiter. Je nachhaltiger wir den Schutz<br />

unserer Sylter Landschaft gestalten, desto<br />

größer sollte unser Bestreben sein, dass<br />

die Natur trotz ständig steigender Besucherzahlen<br />

auch zukünftig im Vordergrund<br />

stehen darf!<br />

12 13


Landschaftspflege<br />

Nachdem wir uns bereits vor einem Jahr<br />

mit nachvollziehbaren Argumenten<br />

gegen eine Verpressung von CO2 im<br />

Wattenmeer ausgesprochen hatten<br />

(s. Jahresbericht 2011, CCS Technologie),<br />

dürfen wir in diesem Jahr erklären, dass<br />

„fracking“, also unkontrollierbare Sprengungen<br />

bei gleichzeitigem Einsatz hochtoxischer<br />

und/oder radioaktiver Chemikalien<br />

zur Gewinnung von Schiefergas,<br />

im Raum Norddeutschland unmöglich<br />

zum Einsatz kommen darf. Beide Methoden<br />

gefährden aufs Schlimmste unsere<br />

Trinkwasservorräte und würden auf<br />

jeden Fall das unweigerliche Ende des<br />

Nationalparks Schleswig-Holsteinisches<br />

Wattenmeer und aller angrenzender<br />

NSG´s bedeuten!<br />

WIR SIND DIE SÖL‘RING FORIINING<br />

Die „Sylter Identität“ verbindet uns alle.<br />

Sie sind ein Teil davon.<br />

Treten Sie ein.<br />

NSG Tafel im Naturschutzgebiet Nielönn, Kampen<br />

Wir sind sehr erfreut darüber, dass nach<br />

längeren Überlegungen zwischen der<br />

SF, den Gemeinden und dem LZV auch<br />

auf Sylt das landesweite Besucherinfor-<br />

BesucherInformationSystem (BIS)<br />

mationssystem (BIS) in zwei von der SF<br />

betreuten NSG Einzug hält, nämlich<br />

Beim BIS handelt es sich um ein S-H<br />

weites einheitliches Gestaltungssystem<br />

für Naturschutzgebiete (NSG), in dem die<br />

Eigenarten und Besonderheiten des jeweiligen<br />

NSG, die angestrebten Ziele und<br />

die dafür getroffenen Regelungen für die<br />

Besucherinnen und Besucher anschaulich<br />

in Nielönn und der Vogelkoje Kampen.<br />

Damit wahren wir die Chance, möglichst<br />

noch 2013 in eines der bekanntesten<br />

Naturschutzbücher, nämlich den „Naturführer<br />

durch S-H“, mit aufgenommen zu<br />

werden.<br />

vermittelt werden sollen.<br />

Wir bedanken uns bei allen Freunden<br />

Während in NSGs ohne hohes Besucher- und Förderern der Landschaftspflege der<br />

aufkommen auch die Wegweisung durch<br />

die Gebiete ein wichtiger Informationspunkt<br />

darstellt, geht es auf Sylt hauptsächlich<br />

um die Vermittlung der Besonderheiten<br />

von Flora und Fauna und die<br />

SF auf Sylt und hoffen auf weitere gute<br />

Zusammenarbeit im gemeinsamen Streben<br />

um den Erhalt der Sylter Landschaft.<br />

kulturhistorische Geschichte der NSGs.<br />

Das Beitrittsformular finden Sie auf unserer Webseite www.soelring-foriining.de<br />

14<br />

oder kann bei der Geschäftsstelle telefonisch angefordert werden.<br />

15


Brauchtum Brauchtum<br />

Bericht Ausschuss für<br />

Brauchtum<br />

von Ute Häßler<br />

Söl’ring Lir – biwaari dit Ailön!<br />

Hat nemt of me di Sölring lönslir üp Söl.<br />

I altermaal, wat Bütlön lewi, nur langsen<br />

muar. Uk wan maning fan juu jaar Ithüüs<br />

üp Fastlön fünen haa, forkoopi saacht ek<br />

Söl’ring Ãrev üp Marker of ön Internet!<br />

Dit Töbeekteenken en Aarbern fan Söl’ring<br />

Könstler, Seefaarer, Hunwerker en fan Liren<br />

diar Gasten ãpnomen haa. Dit alis jert iin önt<br />

Söl’ring Museum. Sent Jaaren pleeget Christel<br />

Fink me aurdimaaten Aart en Wiis dit Archiv<br />

fan di Söl’ring Foiining. Ark Stek uur aur<br />

„DigiCult“ Ãpnomen. Aur 1000 Steken ken aur<br />

dit Internet üp di hiili Wãrel iinsen uur, luki<br />

man salev jens: www.museen-sh.de/ml/digicult.<br />

php. Help saacht altermal me, dat dit ual<br />

Weeten ek jen for alimal forleesen giar!<br />

„Dit aktiiv Museum for Weewen, Tinkelin en<br />

Spenen“ es ark Türsdai fan 12 – 4 di auröner<br />

ön dit Söl’ring Museum ön Aarber. Üp di historisk<br />

Weewel uur fan Erika Jessen Ülentepichen<br />

üt Söl’ring Sjipül weewen. Uk höör Hundoker<br />

üt Hualevlenen uur hol koopet. Di Ãphengsel<br />

maaket jü uk salev. Diarfuar heer jü ual<br />

Weewkumer fan die Familji Borstelmann.<br />

Wan di Bisjukster da kum, sen jaa aurasket<br />

hur gau Hella Hoffmann me di Tinkelstoker<br />

omgung ken. Dit Spenweel drait höm ek muar.<br />

Wü sen altermaal truurig om Rosemarie<br />

Landmann. Jü spuan üs wans oler treet waar.<br />

Wü mest höör mal!<br />

Gur bisjukt wiar di Auröner „Wat snak üp<br />

Söl’ring“ ön „Dorfkrug“ ön Raantem,<br />

Sylter – bewahrt Eure Heimat!<br />

Wir Sylter werden auf Sylt immer weniger.<br />

Ihr Sylter in der Ferne werdet immer mehr.<br />

Auch wenn viele von Euch ihr Zuhause auf dem<br />

Festland gefunden haben, verscherbelt Sylter<br />

Kulturgut nicht auf dem Flohmarkt oder im<br />

Internet! Die Erinnerungen und Güter von<br />

Sylter Künstlern, Seefahrern, Handwerkern<br />

und Gastgebern gehören ins Sylter Museum.<br />

Seit Jahren pflegt Christel Fink auf vorbildliche<br />

Weise das Archiv der Sölring <strong>Foriining</strong>. Jedes<br />

Stück wird über DigiCult erfaßt. Über 1.000<br />

Objekte können über das Internet auf der<br />

ganzen Welt eingesehen werden, schaut selbst:<br />

www.museen-sh.de/ml/digicult.php<br />

Helft mit, dass dieses alte Wissen nicht unwiederbringlich<br />

verloren geht!<br />

„Das aktive Museum für Weben,<br />

Klöppeln und Spinnen“ trifft sich jeden<br />

Donnerstag von 12-16 Uhr im Sylter<br />

Museum. Auf dem historischen Webstuhl<br />

werden von Erika Jessen Wollteppiche<br />

aus Sylter Schafwolle gewebt. Auch ihre<br />

Handtücher aus Halbleinen werden<br />

nachgefragt. Sogar die „Aufhänger“<br />

fertigte sie auf alten Webkämmen der<br />

Familie Borstelmann. Hella Hoffmann<br />

versetzt weiterhin die Besucher mit<br />

ihrer Fingerfertigkeit beim Klöppeln<br />

in Erstaunen. Das Spinnrad dreht sich<br />

nicht mehr. Wir trauern um Rosemarie<br />

Landmann. Keine spann so unermüdlich<br />

und wir vermissen Sie!<br />

Gut besucht war die Veranstaltung<br />

„Wat snak üp Sölring“ im „Dorfkrug“<br />

in Rantum, als Erk-Uwe Schrahé aus<br />

üs Erk-Uwe Schrahé üt „Di litj Prins“ fuarlos.<br />

In di November kam jit jens en litj Krais töhop<br />

ön „Waldidyll“ ön di Weesterlöning Friesenhain.<br />

Hat wiar en net Auröner, me fuul Snak<br />

en Spaas!<br />

Aur Söl‘ring ön di Skuulen birocht di<br />

Skuulmaister salev: „Malte Frank önerrochtet<br />

det Jaar om di 100 Jungen fan di jest bit tö<br />

fjorst Klas ön di Norddörfer Grundschule, di<br />

Nordkampschule me di Primarhüs Muasem<br />

en ön di Nicolaiskuul ön Westerlön. Di Jungen<br />

biaarberi kulturel Themen üs Friisenhüüsing,<br />

Storem, di Ailöntoch, Sagen fan Söl man uk<br />

üđer Themen üs Forkiir, Diirter, Indiaaners,<br />

Familji, Iit en Drink of Engel. Wü haa Spaas<br />

me't sjung, klepen en klüwin, reeren, maalen,<br />

spölin en rechercheeren. Hat es fuar arkjen<br />

wat diarbi.“ Söl’ring uur uk förter fan Ute<br />

Farenburg on di Boy-Lornsen-Skuul ön Tinem<br />

en fan Maike Hausschild tön di Hans-Meng-<br />

Skolen ön Weesterlön önerrocht.<br />

Di Wuksendrachtenker her en nii Daansmaister.<br />

Henning Krahl heer ön döt Jaar sin<br />

„Tanzleiterausbildung“ me Brawuur bistönen.<br />

Diar tö en hartelk Lekwensk! Wü sii uk Ute<br />

Farenburg fuar 25 Jaar Daansmaister fuul<br />

Dank en wenski Henning fuul Erfolg fuar sin<br />

nii Ãpgaav. Bitö fan maning đrptreeren üp üüs<br />

Ailön wiar di „Hooger Trachtensommer“ me<br />

aur 400 Daansers ön Dracht en Fiir, diar em<br />

ek sa gau aurjeet. Maat hoken hol memaaki bit<br />

Daansin? Ark Tiisdai raaket höm di Ker ön di<br />

Boy-Lornsen-Skuul ön Tinem, om klok hualev<br />

8 en injem fuar 1 - 1½ Stün. En ain Dracht es ek<br />

nöörig. (Kontakt: Heidi Holst, Tel. 890291)<br />

„Di litj Prins“ vorlas. Im November traf<br />

sich ein kleiner Kreis im „Waldidyll“ im<br />

Westerländer Friedrichshain zum gemütlichen<br />

Plausch.<br />

Über Sölring in den Schulen berichtet<br />

eine Lehrerin selbst: „Britta Frank<br />

unterrichtet dieses Jahr etwa 100<br />

Kinder der ersten bis vierten Klasse<br />

in der Norddörfer Grundschule, der<br />

Nordkampschule mit dem Primarhaus<br />

Morsum und der Nicolaischule in<br />

Westerland. Die Kinder arbeiten an<br />

kulturellen Themen wie Friesenhäuser,<br />

Sturm, die Inselbahn, Sagen von Sylt<br />

aber auch andere Themen wie Verkehr,<br />

Tiere, Indianer, Familie, Essen und<br />

Trinken oder Engel. Wir haben Spaß<br />

beim Singen, Basteln, Raten, Malen,<br />

Spielen und Recherchieren. Es ist für<br />

jeden was dabei.“ Sölring wird weiterhin<br />

von Ute Farenburg an der Boy-Lornsen-<br />

Schule in Tinnum und von Maike<br />

Hausschildt an der Hans-Meng-Skolen in<br />

Westerland unterrichtet.<br />

Die Erwachsenentrachtengruppe<br />

hat einen neuen Tanzleiter. Henning<br />

Krahl hat in diesem Jahr seine<br />

Tanzleiterausbildung erfolgreich abgeschlossen,<br />

herzlichen Glückwunsch!<br />

Wir danken Ute Farenburg für 25 Jahre<br />

Tanzleitung und wünschen Henning viel<br />

Erfolg für seine neue Aufgabe. Neben<br />

zahlreichen Auftritten auf unserer Insel<br />

war der Hooger Trachtensommer mit<br />

über 400 Akteuren in Tracht eine unvergessliche<br />

Veranstaltung.<br />

16 17


Brauchtum<br />

Trachtengruppe mit Henning Krahl (rechts)<br />

Di Jungensdrachterker sjukt Jungen wat hol<br />

medaansi maat! (Kontakt: Ute Gölz, Tel.<br />

2999626). Döör di Skuulweksel ön Somer ken<br />

muar Jungen ek muar bi di Daansauröner<br />

memaaki en hat es en Jamer, dat ek muar nii<br />

Jungen eeãer kum. Nü es di Krais sa litj uuren<br />

om Daansen ön di Gimiinskep Ãptofören.<br />

Uk ön di leest Wunter jaav dit fliitig Skuulster<br />

on di Söl’ring Önerrocht fuar Wuksen, diar<br />

dör Maike Ossenbrüggen en Birgit Hussel beeter<br />

Söl’ring snaki ken. Uk haa ja fuul niis aur<br />

Söl’ring Histoori en Kultuur liir kür.<br />

Söl‘ring Brükdoom ön üüs Tir ön Taachten<br />

tö hual en aktiiv tö lewi es mal swaar.<br />

Di Globialisiiring biart sa fuul raitsfol<br />

Mögelkhiaren. Ik se üp Söl langsen jit en<br />

Gemiinskep, diar di eenzigaartig Söl’ring<br />

Kultuur ek aurit let uur. Diarfuar min hartelk<br />

Dank!<br />

Dös Gemiinsep mut starker uur, wü brük Help<br />

ön ali Biriken, dat dit Söl’ring Brükdom bihölen<br />

bleft!<br />

Interesse am Volkstanz? Jeden Dienstag<br />

trifft sich die Gruppe in der Boy-Lornsen-<br />

Schule in Tinnum um 19:30 Uhr für<br />

1-1,5 Stunden. Eine eigene Tracht ist<br />

nicht erforderlich.<br />

(Kontakt: Heidi Holst, Tel. 890291)<br />

Die Kindertrachtengruppe sucht Nachwuchs!<br />

(Kontakt: Ute Gölz, Tel. 2999626)<br />

Durch den Schulwechsel im Sommer<br />

können einige Kinder nicht mehr an den<br />

Übungsstunden teilnehmen und leider<br />

sind zu wenige Kinder nachgerückt.<br />

Nun ist der Kreis zu klein, um Gemeinschaftstänze<br />

aufzuführen.<br />

Auch im letzten Winter gab es fleißige<br />

Schüler im Sölring Unterricht für<br />

Erwachsene, die durch Maike<br />

Ossenbrüggen und Birgit Hussel neben<br />

Sprachkenntnissen auch vieles über<br />

Sylter Geschichte und Kultur erfahren<br />

konnten. Regionales Brauchtum in unserer<br />

Zeit im Gedächtnis zu halten und<br />

aktiv zu leben ist sehr schwer. Die globalisierte<br />

Medienwelt zeigt so viele reizvolle<br />

Alternativen. Ich sehe auf Sylt immer<br />

noch eine Gemeinschaft, die die einzigartige<br />

Sylter Kultur nicht in Vergessenheit<br />

geraten lassen will. Dafür meinen herzlichen<br />

Dank! Diese Gemeinschaft muß<br />

stärker werden, wir brauchen Hilfe in<br />

allen Bereichen, damit Sylter Brauchtum<br />

erhalten bleibt! Ich danke allen, die<br />

Sylter Brauchtum bewahren, bewußt<br />

machen und leben! Interessierte sind in<br />

allen Abteilungen unseres Ausschusses<br />

herzlich willkommen!<br />

In Gedenken an<br />

Rosemarie Landmann<br />

von Maren Jessen<br />

Am 21.Oktober 2012 verstarb Rosemarie<br />

Landmann im Alter von 87 Jahren.<br />

Wollte man ihrer Persönlichkeit gerecht werden,<br />

so müssten hier zahlreiche Seiten mit einer<br />

bewegten Biografie, die stellvertretend für alle<br />

Menschen stehen könnte, die unter unsäglichen<br />

Bedingungen als Kinder und Jugendliche<br />

ihre Heimat während des Krieges verlassen<br />

mussten, gefüllt werden. In Schlesien geboren,<br />

fand Rosemarie in Schleswig-Holstein als junge<br />

Ehefrau und Mutter ein neues Zuhause. Als<br />

studierte Landwirtin stand sie ihrem Mann Dr.<br />

Heinz Landmann bei seiner beratenden Arbeit<br />

auf Sylt zur Seite. Gern erzählte sie, wie unhöflich<br />

sie das Friesisch der Bauern in Morsum<br />

beim „ Aufsitzen“ empfand, da keiner bereit<br />

war, an diesen Abenden deutsch zu sprechen.<br />

Als Dr. Landmann in Dithmarschen gebraucht<br />

wurde, baute Rosemarie dort mit ihm ein bis<br />

heute hochgelobtes Museum für landwirtschaftliche<br />

Geräte auf und war lange Vorsitzende des<br />

Landfrauenvereins in St. Michaelisdonn. Die<br />

Verbindung zu Sylt riss nie ab; wie schon ihre<br />

Eltern baute Rosemaries Familie in Westerland<br />

ein Haus. Das Rentenalter der Landmanns<br />

war auch auf der Insel ausgefüllt durch ehrenamtliches<br />

Engagement für den Erhalt<br />

alten Kulturgutes, so ist die Sonnenuhr am<br />

Westerländer Pastorat einer „Rettungsaktion“<br />

des Ehepaares zu verdanken.<br />

Der Söl`ring <strong>Foriining</strong> stets verbunden, leistete<br />

Rosemarie mit ihrem Bruder Rainer Knoch<br />

Dienst im Altfriesischen Haus. Besonders das<br />

Staunen der Kinder bei der Vorführung altertümlicher<br />

Utensilien erfüllte sie mit Freude<br />

und entsprach ihrer modernen Vorstellung<br />

vom aktiven Museum. Der letzten großen<br />

Herausforderung „ Sölring“ stellte sich<br />

Rosemarie im Alter dann doch und hatte nicht<br />

geahnte Freude daran, als Akteurin sowohl<br />

auf der Bühne zu wirken als auch dahinter mit<br />

dem „ Marionetten – Ensemble“ an den Fäden<br />

zu ziehen.<br />

Die Leidenschaft für das Spinnen durchzog,<br />

unabhängig vom jeweiligen Wohnort, ihr<br />

Leben. Viele Menschen lehrte sie diese entspannende,<br />

fast meditative Tätigkeit und wurde nie<br />

müde, die heilende Wirkung der Naturwolle<br />

gegen Schmerzen jeder Art zu loben. Zuerst<br />

im Sylter Museum mit Erika Jessen und Hella<br />

Hoffmann und zuletzt bis August 2012 spann<br />

Rosemarie jeden Donnerstagnachmittag zur<br />

Freude der Besucher im von ihr so geliebten<br />

Altfriesischen Haus. Mit Sachverstand freute<br />

sie sich über den kürzlich liebevoll wiederhergestellten<br />

authentischen Zustand der Räume und<br />

genoss verschmitzt lächelnd die oft erstaunten<br />

Gesichter der Besucher angesichts des surrenden<br />

Spinnrades, welches die Geschichte der in<br />

den letzten Jahrhunderten unermüdlich Wolle<br />

verarbeitenden Sylterinnen im Altfriesischen<br />

Haus durch sie lebendig werden ließ.<br />

Rosemarie war eine Sylterin mit Herz und<br />

Verstand.<br />

18 19


Termine<br />

Wattwanderungen<br />

"Sinnliche" Wattwanderungen mit Birgit Hussel<br />

an der Kampener Vogelkoje<br />

Ein sinnliches Erlebnis<br />

Wattwanderungen mit der Söl’ring <strong>Foriining</strong> – ein<br />

sinnliches Erlebnis, bei dem man das Watt fühlen,<br />

riechen, sehen und schmecken kann. Die Wanderung<br />

findet bei jedem Wetter außer bei Sturm und Gewitter<br />

statt. Gummistiefel oder wasserfeste Schuhe sind<br />

mitzubringen, ebenso dem Wetter entsprechende<br />

Kleidung. Birgit Hussel weiht in ca. 2 Std. alle Landratten<br />

in die Geheimnisse des Wattenmeeres ein.<br />

Kosten: Erwachsene 6 Euro, Kinder 3 Euro,<br />

Mitglieder der Söl’ring <strong>Foriining</strong> kostenlos.<br />

Termine<br />

2013<br />

04. 05. 2013 | 14:00 Uhr<br />

12. 05. 2013 | 10:00 Uhr<br />

01. 06. 2013 | 14:00 Uhr<br />

15. 06. 2013 | 11:00 Uhr<br />

29. 06. 2013 | 11:00 Uhr<br />

13. 07. 2013 | 11:00 Uhr<br />

14. 09. 2013 | 14:00 Uhr<br />

21. 09. 2013 | 10:00 Uhr<br />

29. 09. 2013 | 14:00 Uhr<br />

Anz._Jahresbericht_2013_DIN-A5_148x210mm 11.01.13 11:53 Seite 1<br />

Sylt mit<br />

dem Fahrrad<br />

entdecken!<br />

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Buchungs- und Servicenummer: 04651 9980 · Fax 04651 9986000<br />

info@insel-sylt.de · www.insel-sylt.de<br />

Treffpunkt: Vor dem Eingang der historischen<br />

Entenfanganlage „Kampener Vogelkoje“ zwischen 12. 10. 2013 | 14:00 Uhr<br />

Kampen 20 und List.<br />

21<br />

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Umwelt<br />

Geothermie, die Energie<br />

aus der Erde – Fluch oder<br />

Segen für Sylt?<br />

Ekkehard Klatt und Sven Lappoehn<br />

Das Wort stammt aus dem griechischen<br />

„gé" = Erde, und „thermós“ = warm.<br />

Geothermie heißt also „Erdwärme".<br />

Im Allgemeinen bezeichnet Geothermie die in<br />

der Erdkruste gespeicherte Wärmeenergie.<br />

Anwendungstechnisch ist damit die Gewinnung<br />

und Nutzbarmachung der Erdwärme (z.B. für<br />

Heizzwecke oder zur Stromerzeugung) gemeint.<br />

Die Nutzung von heißem Wasser oder Dampf<br />

wird auch als hydrothermale Geothermie<br />

bezeichnet. Zu diesem Thema fand im Sylter<br />

Heimatmuseum im November 2011 ein<br />

Fachvortrag statt.<br />

Wie gewinnt man geothermische<br />

Energie?<br />

Je nach Tiefe der Erschließung und<br />

angewandter Technik unterscheidet<br />

man zwischen oberflächennaher und<br />

tiefer Geothermie: Oberflächennahe<br />

Geothermie bezieht sich auf Nutzung der<br />

Erdwärme aus max. 400 m Tiefe mittels<br />

Erdwärmesonden, Erdwärmekollektoren<br />

oder durch flache Brunnen. Während<br />

die obersten 10-15 m unterhalb der<br />

Erdoberfläche noch durch jahreszeitliche<br />

Temperaturschwankungen und vor allem<br />

durch Sonneneinstrahlung geprägt sind,<br />

sind die Temperaturen im Erdreich ab<br />

einer Tiefe von ca. 15m über das Jahr<br />

hinweg nahezu konstant und nehmen<br />

zur Tiefe hin kontinuierlich mit durch-<br />

schnittlich ca. 3°C je 100 m zu. Bereits<br />

die relativ geringen Temperaturen<br />

des Bodens, des Gesteins oder des<br />

Grundwassers nahe der Erdoberfläche<br />

können mittels Wärmepumpe für eine<br />

Wärmeversorgung nutzbar gemacht<br />

werden. Unter tiefer Geothermie versteht<br />

man die thermische Nutzung<br />

des Untergrunds ab 400 m bis zu<br />

mehreren Kilometern Tiefe mit Hilfe<br />

von Tiefbohrungen. Gebiete, die in<br />

Deutschland für die Nutzung hydrothermaler<br />

Geothermie gut geeignet sind,<br />

befinden sich im Oberrheingraben,<br />

im Norddeutschen Becken und im<br />

Süddeutschen Molassebecken.<br />

Ist Geothermie auf Sylt nutzbar?<br />

Bei der Nutzung von Wärme aus den<br />

oberen Metern unserer Erde (oberflächennahe<br />

Geothermie) besteht oft die<br />

Gefahr, dass es zu Beeinträchtigungen<br />

des Grundwassers kommen kann.<br />

Bohrungen sind auf Sylt nicht ungefährlich,<br />

da in bzw. durch trinkwasserführende<br />

Schichten gebohrt wird. Die<br />

Gesetzeslage ist so "schwammig", dass<br />

die besonderen Bedingungen auf der<br />

Insel nicht berücksichtigt werden. Bis<br />

zu 10 m darf man ohne Genehmigung<br />

bohren, bis zu 99 m ist die untere<br />

Wasserbehörde in Husum zuständig,<br />

ab dann das Bergamt in Clausthal-<br />

Zellerfeld. In Wasserschutzgebieten<br />

sind Bohrungen grundsätzlich genehmigungspflichtig.<br />

Zum besonderen<br />

Schutz der Trinkwasserbrunnen<br />

ist 1999 das Einzugsgebiet der<br />

Wassergewinnungsanlagen (Brunnenfelder)<br />

zum Wasserschutzgebiet<br />

Inselkern Sylt erklärt worden. Eine<br />

Verschmutzung des Sylter Trinkwassers<br />

durch nicht fachgerechte oder illegale<br />

Bohrungen im Wasserschutzgebiet<br />

sowie bei Bohrungen, die tiefer ausgeführt<br />

werden als genehmigt, ist nicht<br />

unwahrscheinlich. Hier gilt es, unser<br />

Trinkwasser zu schützen und alles zu<br />

unternehmen, um illegale Bohrungen zu<br />

verhindern.<br />

Eine spezielle neuere Technik könnte<br />

dieses Risiko minimieren. Eine Spiralsonde<br />

ist entwickelt worden, die zwar<br />

150 m lang ist, aber nur bis in maximal<br />

12 m Erdtiefe eingegraben wird.<br />

Sie sorgt mit einer große Oberfläche<br />

der Spirale dafür, dass dem Untergrund<br />

relativ viel Wärme entzogen werden<br />

kann, nämlich so viel, dass man damit<br />

über einen Wärmetauscher Warmwasser<br />

mit einer Vorlauftemperatur von 55°C<br />

in den Heizkreislauf einspeisen kann<br />

und gleichzeitig genügend warmes<br />

Wasser für den täglichen Gebrauch<br />

vorhält. Dabei werden dem Erdreich<br />

ca. 4°C Wärme entnommen, die dem<br />

Boden aufgrund des zirkulierenden<br />

Wassers in kürzester Zeit wieder zugeführt<br />

wird. Wir profitieren auf Sylt<br />

beim Einsatz einer Spiralsonde davon,<br />

dass wir nicht, wie bei der 100 m tiefen<br />

Erdsonde, bis ins Grundwasser bohren<br />

müssen, sondern eben bei maximal<br />

12 m tiefen Bohrungen immer in dem<br />

oberflächennahen „Stauwasserhorizont“<br />

bleiben. Unser tiefer liegendes gutes<br />

Grundwasser, das ja dringend für unsere<br />

Trinkwasserversorgung benötigt wird,<br />

läuft also keine Gefahr, durch die Geothermiebohrungen<br />

verunreinigt zu werden.<br />

Diese Methode erscheint für Sylt die<br />

ideale Art und Weise zu sein, von einer<br />

zukunftsfähigen Grundlast Energie zur<br />

Wärmegewinnung zu profitieren, ohne<br />

die so wichtigen Trinkwasservorräte auch<br />

nur im geringsten zu gefährden. Für die<br />

Erwärmung von Brauchwasser sowie für<br />

das Beheizen von Wohnräumen wird<br />

oberflächennahe Geothermie auch auf<br />

Sylt bereits seit geraumer Zeit eingesetzt.<br />

Eine Energieform, die beständig vorhanden<br />

ist, nicht von Wind und Sonne<br />

abhängig ist und so gut wie keine oberirdischen<br />

Veränderungen in der Landschaft<br />

mit sich bringt – wünschen wir<br />

uns das nicht alle?<br />

22 23


Archäologischer Lehrpfad<br />

hünen.kulTour – ein<br />

archäologischer Lehrpfad<br />

auf Sylt<br />

von Ulrike Bergmann<br />

Kein Bagger, kein Kran, keine Firma, die eine<br />

Lkw-Ladung Findlinge zur jeweiligen Baustelle<br />

liefert: Als die Menschen in der Jungsteinzeit<br />

auf Sylt sesshaft wurden und für ihre Verstorbenen<br />

sogenannte Hünengräber anlegten,<br />

konnten sie sich fast nur auf ihre Muskelkraft<br />

verlassen. Ganze Dorfgemeinschaften hingen<br />

damals gemeinsam in den Seilen, um für die<br />

Grabstellen benötigte Steine teilweise über<br />

rollende Rundhölzer an die Bestattungsorte zu<br />

schleppen.<br />

Vorstand und GF der Söl’ring <strong>Foriining</strong> mit Rotary<br />

Präsident Ralf Langmaack<br />

Das erklärt Dr. Martin Segschneider vom<br />

Archäologischen Landesamt in Schleswig.<br />

Er lobt die Geschicklichkeit, mit der<br />

schon vor 5000 Jahren tonnenschwere<br />

Granitblöcke zu Grabhügeln aufgetürmt<br />

wurden und er freut sich darüber, dass<br />

die Söl’ring <strong>Foriining</strong> dieser Baukunst<br />

Die hünen.kulTour führt auf 3 Routen<br />

zu Grabstellen aus der Jungsteinzeit,<br />

der Bronze- und der Wikingerzeit. Die<br />

Jungsteinzeit begann auf den nordfriesischen<br />

Inseln etwa 4000 v. Chr. und ging<br />

um 1800 v. Chr. in die Bronzezeit über.<br />

Wurden in der Bronzezeit noch mehrere<br />

Bestattungen in einem Grabhügel vorgenommen,<br />

bauten die Wikinger (793 bis<br />

1066 n. Chr.) auf Sylt kleinere, maximal<br />

1,5 Meter hohe Grabhügel, in denen<br />

jeweils nur eine Urne beigesetzt wurde.<br />

jetzt einen aus drei Routen bestehenden<br />

Lehr- und Wanderpfad gewidmet hat:<br />

die hünen.kulTour.<br />

Sie lädt mit 30 Infotafeln und einem die<br />

Tour begleitenden, kostenlosen Faltplan<br />

zu drei Ausflügen in die Archäologie<br />

der Vor-und Frühgeschichte Sylts ein.<br />

Die 15 Kilometer lange Nordtour durch<br />

Kampen, Wenningstedt und Braderup<br />

startet direkt am, so Segschneider,<br />

besterhaltenen Ganggrab Deutschlands:<br />

Am Denghoog (friesisch für Grabhügel<br />

in der Norderwiese) neben der Friesenkapelle<br />

in Wenningstedt. Ein sechs<br />

Meter langer, aber nur einen Meter<br />

hoher Gang, eigentlich ist die Bezeichnung<br />

Kriechtunnel passender, führt<br />

dort in eine 15 Quadratmeter große<br />

Grabkammer. In ihr wurden bei der ersten<br />

wissenschaftlichen Untersuchung<br />

im Jahr 1868 Skelette und Grabbeigaben<br />

wie Tongefäße, Werkzeuge und Bernsteinperlen<br />

gefunden. Teile davon sind<br />

heute bequem im Sylter Heimatmuseum<br />

anzusehen und auch für die Besichtigung<br />

des Denghoogs muss niemand mehr<br />

in die Knie gehen: Eine Leiter führt ins<br />

Innere des Grabes. Nach der Besichtigung<br />

geht es weiter gen Norden bis zu den<br />

24 25


Archäologischer Lehrpfad<br />

Bronzezeit-Gräbern Krockhooger<br />

(friesisch für die gelb blühende Pflanze<br />

Ackersenf) und von dort aus über<br />

Braderup zurück nach Wenningstedt.<br />

15 Infotafeln weisen unterwegs auf 25<br />

teilweise unter Dünen und Büschen<br />

versteckte Gräber beziehungsweise auf<br />

ganze Grabhügelgruppen hin.<br />

Die zweite, 13 Kilometer lange Route<br />

beginnt an der angeblichen Grabstelle<br />

des sagenhaften Riesen Tipken: am<br />

Tipkenhoog auf dem Grünen Kliff von<br />

Keitum. Tipken sei, so schrieb der Sylter<br />

Heimatforscher und Sagensammler C.P.<br />

Hansen (1803 – 1879), im Kampf gegen<br />

eindringende Dänen gefallen und in dem<br />

bronzezeitlichen Grabhügel beigesetzt.<br />

Ob er dort tatsächlich Ruhe fand ist<br />

fraglich – schließlich hat man bei klarer<br />

Sicht vom Tipkenhoog aus auch das dänische<br />

Festland im Blick. Die Tour führt an<br />

acht ausgeschilderten Schauplätzen vorbei<br />

über Tinnum nach Munkmarsch.<br />

Etwas länger, 16 Kilometer, ist die<br />

Wanderung oder Radtour über das östliche<br />

Inselende: In Morsum und Archsum<br />

sind sieben Grabstellen zu sehen.<br />

Die Idee zur hünen.kulTour wäre fast selber<br />

zu einem archäologischen Fundstück<br />

geworden – so lange lag das Grobkonzept<br />

in einer Schreibtischschublade der<br />

Söl’ring <strong>Foriining</strong>. Bis deren Geschäftsführer<br />

Sven Lappoehn sie vor etwa zwei<br />

Jahren aus der Versenkung holte und bei<br />

den Sylter Rotariern auf offene Ohren<br />

beziehungsweise Portemonnaies stieß:<br />

Der gebürtige Insulaner Ralf Langmaack<br />

war im vergangenen Jahr Präsident des<br />

Thinghooger in Tinnum (Foto: Bleicke Bleicken)<br />

Clubs und wollte, so erzählt er, in dieser<br />

Zeit Geld für Projekte sammeln, die mit<br />

„der Sylter Identität“ zu tun haben.<br />

25.000 Euro investierten sie in die<br />

Ausarbeitung der Entdeckungstouren<br />

sowie in Infotafeln und Faltpläne. Unter<br />

der Mitarbeit von Birgit Osterhage, die<br />

für die Gestaltung zuständig war und Lars<br />

Rode, der inhaltlich das Projekt maßgeblich<br />

begleitet hat, wurde die Idee in die<br />

Tat umgesetzt und dank vieler kritischer<br />

Nachfragen von Arne Hermann, der sich<br />

in die Rolle des Besuchers begab, auch für<br />

den Laien verständlich ausgeführt.<br />

Die Faltpläne zur hünen.kulTour<br />

sind kostenlos bei der Söl’ring <strong>Foriining</strong>,<br />

den Tourismusbüros der<br />

Inselorte, bei der Sylt<br />

Marketing GmbH,<br />

im Erlebniszentrum<br />

Naturgewalten (List)<br />

und im Braderuper<br />

Naturschutzzentrum<br />

erhältlich.<br />

Die 3 Routen laden ein zu Fuß oder mit<br />

dem Rad auf Tour zu gehen. Von Kampen,<br />

Wenningstedt, Braderup bis Keitum,<br />

Archsum und Morsum gibt es zahlreiche<br />

spannende Entdeckungen zu machen.<br />

26 27


Altfriesisches Haus<br />

Christian Peter Hansen<br />

in all seinen Facetten<br />

von Sven Lappoehn<br />

Eine neue Ausstellung im Altfriesischen Haus<br />

widmet sich dem Leben und Schaffen von<br />

C.P. Hansen. Pünktlich zur C.-P.-Hansen-<br />

Preisverleihung 2012 wurde die Ausstellung<br />

eröffnet.<br />

Im Altfriesischen Haus können Interessierte<br />

seit Dezember 2012 zwei neu<br />

hergerichtete Räume besuchen, in denen<br />

Material über den Keitumer Lehrer,<br />

Forscher, Chronisten und Schriftsteller<br />

zusammengetragen ist. Dr. Ommo Wilts,<br />

Albert Panten, Prof. Dr. Ulrich Schulte-<br />

Wülwer und Christel Fink haben sich<br />

über Monate damit beschäftigt, diese<br />

Ausstellung zu konzipieren. Die Idee<br />

dazu gibt es schon lange. 2011 haben die<br />

Vier erste Informationen zusammengetragen,<br />

vorhandene Quellen gesichtet<br />

und nach bislang nicht erforschten<br />

Quellen gesucht. Das Projekt wurde und<br />

wird mit Mitteln des Beauftragten der<br />

Bundesregierung für Angelegenheiten<br />

der Kultur und Medien durch den<br />

Friesenrat finanziert.<br />

Die Räume im Altfriesischen Haus sind<br />

bewusst gewählt. Schließlich war Hansen<br />

mit Erkel Sybrands aus der Familie des<br />

damaligen Hauseigentümers Peter Uwen<br />

verheiratet. Er hat bereits zu Lebzeiten<br />

sein Wohnhaus als eine Art Museum<br />

genutzt und es interessierten Badegästen<br />

zur Besichtigung geöffnet. Die Wohnräume<br />

sind seitdem so eingerichtet,<br />

dass man den Eindruck haben könnte,<br />

C. P. Hansen sei nur kurz auf einem<br />

Wattspaziergang und könnte jederzeit<br />

wiederkommen. Nun ist im ehemaligen<br />

Stallteil die Ausstellung über ihn eröffnet.<br />

Woher kommt er, was hat er<br />

gemacht - diese Fragen greift die Ausstellung<br />

auf und zeigt verschiedene Facetten<br />

seiner Persönlichkeit. Als Insel-Chronist<br />

verfasste Hansen, der 1879 verstarb,<br />

beispielsweise den ersten Fremdenführer<br />

über Sylt. Der Reiseführer, der 1859<br />

erschien, liegt in der Ausgabe eines<br />

Originalnachdruckes aus dem Jahr 1980<br />

für die Besucher zum Blättern auf einem<br />

kleinen Tisch vor dem Fenster bereit –<br />

neben anderen Werken von oder über<br />

Christian Peter Hansen. Fossilien und<br />

andere Fundstücke aus Hansens Sammlung,<br />

die bislang im Magazin des Sylter<br />

Heimatvereins lagerten, sind im zweiten<br />

Raum zu sehen. Er hat glücklicherweise<br />

selbst eine Liste seiner Sammlung<br />

erstellt, so dass die einzelnen Fundstücke<br />

sicher zugeordnet werden konnten.<br />

Ohne die fachkundige Hilfe von Martin<br />

Lange und Dr. Roland Klockenhoff wäre<br />

die begriffliche Zuordnung speziell der<br />

Fossilien jedoch nie gelungen.<br />

Nachdem diese Ausstellung einen langen<br />

Anlauf brauchte, bereits 1960 wurde<br />

darüber nachgedacht, ist die Erweiterung<br />

bereits geplant. Der C.-P.-Hansen-Preis<br />

wird 2013 zum 50. Mal verliehen. Anlässlich<br />

dieses Jubiläums wird die erweiterte<br />

Ausstellung über C.P. Hansen als Künstler<br />

und Schulmeister in den Galerie-Räumen<br />

des Heimatmuseums eröffnet.<br />

Öffnungszeiten<br />

Altfriesisches Haus<br />

(Die C.P. Hansen Ausstellungsräume<br />

sind zu den normalen<br />

Öffnungszeiten zu besichtigen)<br />

Bis 31. März:<br />

Mittwoch bis Samstag<br />

12 – 16 Uhr<br />

Ab April:<br />

Montag bis Freitag<br />

10 – 17 Uhr<br />

Samstag, Sonntag &<br />

Feiertage<br />

28 11 – 17 Uhr<br />

29


Altfriesisches Haus<br />

C.P. Hansen zieht<br />

wieder ein<br />

von Maren Diedrichsen<br />

Vor ungefähr zwei Jahren bildete sich ein Team<br />

aus dem Heimatforscher Albert Panten, dem<br />

Kunsthistoriker Ulrich Schulte-Wülwer und<br />

dem Sprachwissenschaftler Ommo Wilts, um<br />

für die Söl’ring <strong>Foriining</strong> ein wichtiges Werk in<br />

Gang zu setzen: die Rückkehr von C.P. Hansen<br />

ins Altfriesische Haus. Maren Diedrichsen hat<br />

die drei Macher interviewt.<br />

Wer hatte die Idee, C.P. Hansen im<br />

Altfriesischen Haus auszustellen?<br />

Albert Panten: Vor etlichen Jahren hat Traute<br />

Meyer schon einmal versucht, das Werk in<br />

Gang zu setzen; ein Mitarbeiter war Herr Janus<br />

in Kiel, der darüber dann hinweg starb. Einige<br />

Zeit ruhte die Angelegenheit, bis dann Traute<br />

Meyer, Maren Jessen und Maike Ossenbrüggen<br />

das Ruder in die Hand nahmen und uns drei<br />

zur Mitarbeit riefen.<br />

Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer: Bis vor<br />

einem halben Jahr fehlte im Altfriesischen<br />

Haus jedweder Hinweis, dass es sich hier um<br />

das Wohnhaus von C.P. Hansen handelt, der<br />

mit seiner Sammlung den Grundstock für das<br />

Heimatmuseum legte und der als Heimatforscher<br />

im weitesten Sinne der Wegbereiter der<br />

Söl‘ring <strong>Foriining</strong> ist. So lag es nahe, zunächst<br />

im Altfriesischen Haus einen Raum zu suchen,<br />

um die Besucher über Leben, Werk und Bedeutung<br />

dieser überragenden Persönlichkeit zu<br />

informieren.<br />

………………………………………………<br />

Welche Bedeutung kommt C.P. Hansen<br />

und seinem Werk zu?<br />

Dr. Ommo Wilts: C.P. Hansen hat wesentlich<br />

dazu beigetragen, dass sich so etwas wie ein<br />

Sylter bzw. nordfriesischer Mythos entwickeln<br />

konnte, der sich bis heute, vergleiche Straßen-<br />

und Häusernamen, zumindest resthaft erhalten<br />

hat.<br />

Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer: Für den<br />

Kulturhistoriker sind die kleinformatigen<br />

Aquarelle aus dem Besitz des Heimatmuseums,<br />

die Hansen als Lithographien vervielfältigte<br />

und an Touristen verkaufte, ein unglaublicher<br />

Schatz. Es handelt sich hierbei um die ältesten<br />

Bilddokumente der Sylter Landschaft mit ihren<br />

Natur- und Kulturdenkmälern.<br />

Albert Panten: C.P. Hansen hat das heutige<br />

romantische Bild Sylts und der Sylter literarisch<br />

geschaffen und zahllosen Nachfolgern Material<br />

geliefert. Außerdem hat er sein Haus letztlich in<br />

den Besitz der Söl‘ring <strong>Foriining</strong> übertragen.<br />

………………………………………………<br />

Welche Arbeitsteilung gab es<br />

zwischen Ihnen?<br />

Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer: Ich bin für<br />

die bereits erwähnten Bilddokumente zuständig.<br />

Die Aquarelle des Heimatmuseums wurden<br />

sachgerecht restauriert und unter Passepartouts<br />

gelegt. Außerdem wurden die Bestände<br />

aller Bilder im Heimatmuseum, auf dem<br />

Museumsberg Flensburg, der Schleswig-Holsteinischen<br />

Landesbibliothek und von Schloss<br />

Gottorf erfasst.<br />

Albert Panten: Ich habe nach Verabredung<br />

der Themen Texte dazu verfasst, die auf den<br />

Bannern zu lesen sind. Dazu konnte ich erreichen,<br />

dass das Nordfriisk Instituut in Bredstedt<br />

eine handschriftliche Vorarbeit C.P. Hansens<br />

als Leihgabe für die Ausstellung zur Verfügung<br />

stellte. Zusammen mit Ommo Wilts wurden die<br />

Ausstellungsstücke besucherfreundlich arrangiert.<br />

Christel Fink konnte wegen ihrer gediegenen<br />

Kenntnis der magazinierten Unterlagen<br />

und Gegenstände des Nachlasses C.P. Hansens<br />

ausgezeichnet vorarbeiten.<br />

Dr. Ommo Wilts: Mein Part sind Literatur<br />

und Sprache, das heißt C. P. Hansens friesische<br />

Veröffentlichungen sowie seine Sagen und<br />

Märchen.<br />

………………………………………………<br />

Wie weit ist das Projekt in 2012<br />

gediehen?<br />

Dr. Ommo Wilts: Es wurden zwei Zimmer im<br />

Altfriesischen Haus eingerichtet, wobei sich das<br />

vordere Zimmer mit C.P. Hansens Persönlichkeit<br />

und Wirken befasst, was in Vitrinen<br />

und durch Texttafeln veranschaulicht wird,<br />

während das zweite Zimmer C.P. Hansens<br />

„Sammelwut“ veranschaulichen soll.<br />

Albert Panten: Die beiden Räume sind eröffnungsreif.<br />

Für 2013 ist eine „große" Ausstellung<br />

und eine Konferenz zur Person und zum<br />

Wirken C.P. Hansens samt Veröffentlichung<br />

geplant.<br />

………………………………………………<br />

v.l.n.r.: Dr. Ommo Wilts, Albert Panten, Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer<br />

Welche Schwierigkeiten gab es?<br />

Albert Panten: Koordinationsschwierigkeiten<br />

konnten durch die Einschaltung von Christel<br />

Fink aus der Welt geschafft werden.<br />

Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer:<br />

Schwierigkeiten gab es vor allem beim Erfassen<br />

der umfangreichen handschriftlichen Briefe und<br />

Dokumente, die zwischen dem Sylter Archiv,<br />

der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek<br />

und der Universitätsbibliothek Berlin verstreut<br />

sind.<br />

Dr. Ommo Wilts: Schwierig war zum einen<br />

die räumliche Entfernung vom Arbeitsort,<br />

zum andern das Fehlen eines verantwortlichen<br />

Museumsleiters vor Ort als Ansprechpartner,<br />

so dass vieles im „Ruck-Zuck-Verfahren“ geklärt<br />

werden musste.<br />

………………………………………………<br />

Welche Schwierigkeiten müssen noch<br />

aus dem Weg geräumt werden?<br />

Albert Panten: Die Unkenntnis über C.P.<br />

Hansen wird hoffentlich durch die noch zu<br />

erstellende „große" Ausstellung im Museum<br />

verschwinden.<br />

Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer: Mit der<br />

Neueinstellung einer Museumsleiterin wird die<br />

Vorbereitung dieser Gedenkausstellung über<br />

C.P. Hansen sicher zügig voranschreiten.<br />

30 31


Altfriesisches Haus<br />

Hallo Altes Haus von Maren Jessen<br />

Mit dem Kauf des „Altfriesischen Hauses“ am<br />

21. Januar 1907 konnte die Söl`ring <strong>Foriining</strong><br />

nicht nur ein kostbares Zeugnis friesischer<br />

Wohnkultur des 19. Jahrhunderts sichern, sie<br />

erwies auch durch die Erhaltung der Sammlung<br />

des letzten Bewohners C.P. Hansen diesem<br />

verdienten Sylter Ehre.<br />

Das Altfriesische Haus hat bis in die heutigen<br />

Tage Bombenexplosionen im Jahre<br />

1944 in unmittelbarer Nachbarschaft,<br />

Brand und Wasserschäden 1970 durch<br />

Brandstiftung, Schädlingsbefall 1980<br />

sowie natürliche Abnutzung durch Witterungseinfluss<br />

über sich ergehen lassen<br />

müssen. Nach einer Grundsanierung im<br />

Jahre 1982 und eingehender Beratung<br />

mit dem Landesamt für Denkmalpflege<br />

stand die Söl`ring <strong>Foriining</strong> wieder vor<br />

der Herausforderung, substanzerhaltende<br />

und optische Maßnahmen durchführen<br />

zu müssen.<br />

Die Museumsbesucher können das Haus<br />

nun wieder von Norden durch die Tür<br />

unter dem Giebel betreten. Die Fugen<br />

des Mauerwerkes wurden mit Muschelkalkmörtel<br />

ausgebessert. Nach der aus<br />

Feuerschutzgründen vom Kieler Amt geforderten<br />

Entrümpelung des Dachbodens<br />

wurde die Decke des Kellers mit Holz<br />

verkleidet, um das Durchrieseln des<br />

Staubes aus der darüber liegenden<br />

„Kelerkaamer“ zu unterbinden. Eine<br />

eingebaute Entlüftung sorgt für Trockenheit.<br />

Die Wände des Kellers wurden mit<br />

Der alltägliche Wohnraum, die „Kööv“, lebte von<br />

der Wärme des „Bileggers“, der von der Herdstelle<br />

in der Küche beheizt wurde und vom Tageslicht,<br />

das man lesend, spinnend oder strickend immer am<br />

Fenster bis zur Dämmerung ausnutzte.<br />

einer Kalkmilch gestrichen und nun fehlen<br />

nur noch Borde, auf denen Steingut –<br />

Töpfe als Vorratsbehälter präsentiert werden<br />

sollen. Geborstene Wände im „Taal“<br />

(Flur) wurden mit Sumpfkalkschlämme<br />

ausgebessert und mit Kalkfarbe geweißt,<br />

marodes Holz der „Katskibuurter“ (Schräge)<br />

fachgerecht durch altes Holz ersetzt.<br />

Wo es bei dieser Arbeit möglich war,<br />

wurde mit Naturmaterial Wärmedämmung<br />

der Außenwände vorgenommen.<br />

Die zugigen Ritzen in den Alkoven wurden<br />

nach altem Vorbild mit Schafwolle<br />

abgedichtet. Nach eingehendem Studium<br />

von Fachliteratur, alten Fotografien und<br />

zeitgenössischen Gemälden ist es mit<br />

sehr viel Enthusiasmus und Liebe zum<br />

Detail im letzten Jahr gelungen, den<br />

lebendigen authentischen Zustand des<br />

Hauses zu C.P. Hansens Lebzeiten herbeizuzaubern.<br />

An dieser Stelle soll erwähnt werden,<br />

dass diese Aufgabe durch Privatleihgaben<br />

sowie durch Leihgaben von Sylt - Exponaten<br />

des „Flensburger Museumsbergs“<br />

großzügig unterstützt wurde.<br />

Ik ual Hüs<br />

Dü gairst fuarbi, en sjochst mi ek.<br />

Lukest ek jens aap.<br />

Aur hönert Jaar stuun ik al jir – dit wiar’n Tir.<br />

Jungens lachin, Wüfhauers skrualin,<br />

Karmings kjausin, en jit fuul muar.<br />

Nii Staal me Bruar, hat wiar’n grögelk Nuar.<br />

Da wiart’t fuarbi, die Tir wiar hen, dit Lek,<br />

her weder sin Bigen.<br />

Becht haa ja mi sa stolt en seeker, fuar aur hönert Jaar,<br />

Of wiar dit ön di Tir jit leeter?<br />

Mi jest Taak wiar jit wukset jir üp Söl.<br />

Holt en Stiin braacht ja fan Fastlön’ iin.<br />

Weetst dü, wat ik wel diarme sii?<br />

Ik haa sa maning Tir al sen: Kemer, Sörig, als nöögen –<br />

Man stunn sa stel, haa niin ain Wel,<br />

dach kür fortel – fortel – fortel.<br />

En dü gaairst fuarbi, en sjochst mi ek – lukest ek jens ap.<br />

Ich altes Haus<br />

Du gehst vorbei und siehst mich nicht.<br />

Schaust nicht einmal auf.<br />

Mehr als hundert Jahre steh ich schon hier –<br />

das war eine Zeit.<br />

Kinderlachen, Frauenweinen,<br />

Männerschimpfen und noch viel mehr.<br />

Kein Tisch mit Brot, es war eine schlimme Zeit.<br />

Dann war es vorbei, die Zeit floss dahin,<br />

das Glück hatte wieder seinen Beginn.<br />

Gebaut haben sie mich so stolz und sicher,<br />

vor mehr als hundert Jahren.<br />

Oder war es in der Zeit noch später?<br />

Mein erstes Dach war noch hier auf Sylt gewachsen,<br />

Holz und Steine brachten sie vom Festland her.<br />

Weißt du, was ich will damit sagen?<br />

So viele Zeiten habe ich schon gesehen!<br />

Kummer , Sorgen , von allem genug –<br />

aber ich stehe still, habe keinen eigenen Willen,<br />

doch könnte erzählen – erzählen – erzählen<br />

und du gehst vorbei und siehst mich nicht.<br />

Schaust nicht einmal auf.<br />

Erk-Uwe Schrahé<br />

✽ 16.8.1931 Archsum<br />

Mit 16 Jahren macht er eine<br />

Friseurlehre in Keitum und<br />

beginnt seine "Karriere" als<br />

Schauspieler im Laientheater.<br />

Nach der Lehre geht er zum<br />

Arbeiten nach Dänemark,<br />

Holland, Belgien, Österreich,<br />

Frankreich, Großbritannien<br />

und Kanada.<br />

Mit 26 Jahren kehrt er zurück<br />

nach Sylt, verheiratet sich mit<br />

Inge, mit der er drei Kinder<br />

hat. Ab 1973 war er Leiter der<br />

Poststelle in Rantum und ist<br />

nun im Ruhestand.<br />

32 33


Museumsschätze<br />

Haubenschachteln<br />

– Schmuckstück und<br />

Schatzkiste zugleich<br />

von Christel Fink<br />

Wenn sie das „ Altfriesische Haus“ besuchen,<br />

steht im Pesel eine geöffnete, von Traute<br />

Meyer liebevoll bestückte Spanschachtel.<br />

Hier ein kleiner Einblick in die Geschichte.<br />

Aus dünnen Nadelholzspänen die<br />

Wandungen kleinerer und größerer<br />

Schachteln und der dazu passenden<br />

Deckel zu biegen und die Böden und<br />

Deckelbretter mittels Stiften daran zu<br />

befestigen, wurde schon im Mittelalter<br />

praktiziert. Die Enden des Spans nähte<br />

man mit gespaltenen Wurzeln oder<br />

Bast zusammen. Schon im bronzezeitlichen<br />

Grab von Trindhöj (Jütland,<br />

Dänemark) war die Kopfbedeckung<br />

in einer Spanschachtel geborgen.<br />

Diese sind mehr als Behältnisse für<br />

nostalgische Vorstellungen, lassen sich<br />

doch mit ihnen Gegenstände genauso<br />

gut wie Botschaften transportieren. Seit<br />

dem 14. Jahrhundert gehörten diese<br />

Behältnisse zur Standardausstattung<br />

in Haushalt, Geschäft und Werkstatt.<br />

Im 19. Jahrhundert wurden sie allerdings<br />

von leichter zu produzierenden<br />

Verpackungen wie Pappschachteln und<br />

Blechdosen verdrängt. Durch ihre einfache<br />

Grundform sind sie offen für eine<br />

unendliche Vielfalt an Bestimmungen<br />

und Inhalten; zum Bewahren von<br />

Deckel einer Haubenschachtel um 1850<br />

Kopfbedeckungen so gut wie von<br />

Spielzeug, Dokumenten, Schmuck,<br />

Proviant und Salben bis hin zur<br />

Schuhcreme. Spätestens seit dem<br />

17. Jahrhundert gehörten die<br />

Haubenschachteln zur Ausstattung<br />

der Braut oder waren ein beliebtes<br />

Brautgeschenk, ebenso ein Taufgeschenk<br />

der Paten auch auf Sylt.<br />

Zuerst erwähnt wurden Herstellungszentren<br />

aus den besonders waldreichen<br />

Gegenden, wie Thüringer Wald und<br />

Erzgebirge oder auch das Gebiet um<br />

Berchtesgaden, die bis in das frühe<br />

20. Jahrhundert hinein die größten<br />

Standorte der Spanschachtelproduktion<br />

blieben. Durch die Jahrhunderte entwickelten<br />

sich auch die Dekorationsmöglichkeiten,<br />

so übergab der Schachtelmacher<br />

die Kiste an spezialisierte<br />

Schachtelmaler. Die Bemalung bis ins 19.<br />

Jahrhundert erfolgte mit Temperafarben,<br />

einer Mischung aus Farbpigmenten<br />

und einem Bindemittel wie Ei, Öl<br />

oder Harz. Die größten technischen<br />

Vorteile der Temperamalerei sind die<br />

Alterungsbeständigkeit und die langsame<br />

Trocknung. Risse, die bei Ölfarben auftreten<br />

können, sind daher sehr selten.<br />

Wenn man die Bildtypen betrachtet,<br />

fällt die Verzierung des 18. Jahrhunderts<br />

durch ihre Üppigkeit auf, durchgängig<br />

sind alle Flächen gefüllt. Das zentrale<br />

Motiv ist meistens der Mensch,<br />

Mann und Frau füllen das Hochoval<br />

des Deckels, wie auch bei der Haubenschachtel<br />

im Museum zu sehen. Im 19.<br />

Jahrhundert ging man zur Ölfarbe über,<br />

die Dekoration veränderte sich grundlegend,<br />

jetzt werden naturalistische<br />

Szenen abgebildet. Immer mehr wendet<br />

man sich auch der Fabeldarstellung<br />

oder der Jagd zu,<br />

Haubenschachtel Unterteil um 1850<br />

oder der Jagd zu, erläutert durch einen<br />

moralisierenden Spruch.<br />

Die Routine, mit der Schachtelmaler,<br />

besonders solche des 18. Jahrhunderts,<br />

die ganze Fläche des Schachteldeckels<br />

mit farbigem Leben erfüllt haben, ist<br />

bemerkenswert. Spuren des Schablonierens<br />

oder Durchpausens sind<br />

nirgends erkennbar (lt. Schlee).<br />

Ab 1850 setzte sich die Tendenz<br />

durch, Schachteln mit Druckgrafiken,<br />

Kinderspiele, Familienszenen oder<br />

Trachten darstellend, zu bekleben.<br />

(Literatur: Ernst Schlee / Joachim Naumann)<br />

34 35


Heimatmuseum<br />

Eine Zeitreise in den<br />

Ziegenstall<br />

von Angela Kirschke<br />

Anhand von Fotos, die kurz vor dem Abriss<br />

der originalen Bar „Ziegenstall“ der Valeska<br />

Gert in Kampen aufgenommen worden waren,<br />

rekonstruierte die Sölring <strong>Foriining</strong> unter der<br />

Leitung von Prof. Dr. Schulte-Wülwer die Räume<br />

der berühmt berüchtigten Bar im Dachgeschoss<br />

des Sylter Heimatmuseums in Keitum.<br />

Das Ergebnis kann sich sehen lassen:<br />

Die Wände werden geradezu lebendig<br />

und versetzen manchen Zeitzeugen in<br />

berührende Erinnerungen an längst<br />

vergangene Tage. Ergänzend werden<br />

Artikel, Fotos und Originalberichte aus<br />

der Ziegenstallzeit hinter Glas präsentiert.<br />

Richtig authentisch wurde die Atmosphäre<br />

im neu entstandenen Ziegenstall durch<br />

die faszinierenden und jedes Mal ausverkauften<br />

Auftritte von Christiane Retzlaff<br />

und Andrea Engl.<br />

Christiane Retzlaff war in den siebziger<br />

Jahren selbst Mitarbeiterin im Ziegenstall.<br />

Sie war eigens von Valeska Gert als Kellnerin<br />

engagiert worden, nachdem sie als<br />

junge Frau neugierig die berühmte Bar<br />

besucht hatte. Wie alle anderen Angestellten<br />

auch hatte sie die Pflicht gehabt,<br />

gesanglich zur Unterhaltung der Gäste<br />

beizutragen.<br />

Zusammen mit Andrea Engl zaubert sie<br />

jetzt die Besucher zurück in die Jahrzehnte,<br />

in denen sich die Prominenz im<br />

Ziegenstall die Türklinke in die Hand gab.<br />

Mit wunderbaren selbstgeschriebenen<br />

Texten von Christiane Retzlaff über das<br />

Leben und Wirken der Gert und Liedern<br />

aus der Zeit lassen die beiden Darstellerinnen<br />

eine vergangene Epoche wiederauferstehen:<br />

die der Valeska Gert.<br />

Und das mit viel Sympathie und tiefem<br />

Feingefühl für Valeska. Ihre Vorträge sind<br />

gespickt mit Witz, Ironie und beißender<br />

Gesellschaftskritik. Hier zeigen sich zwei<br />

Schauspieltalente, die sich intensiv mit<br />

der Person Valeska Gert beschäftigt haben.<br />

Mit Hingabe und großem Verständnis für<br />

die Künstlerin bringen sie dem Zuschauer<br />

das Leben Valeskas nahe und ziehen ihn<br />

geradezu in ihr Leben mit hinein.<br />

Frech, lasziv und ein bisschen verrucht<br />

singt Christiane Retzlaff die „Berliner<br />

Type“. Sanft bis nachdenklich dagegen<br />

klingen die Zeilen aus dem „Schlummerlied“.<br />

Auch die Rolle der KZ-Kommandeuse<br />

Ilse Koch verkörpert sie überzeugend.<br />

Ein bedrückendes Gefühl beschleicht<br />

den Zuschauer dabei. Das Gedicht „Die<br />

Ratte“ tragen die beiden Akteurinnen im<br />

gut abgestimmten Wechsel vor. Weitere<br />

Texte der Gert werden von Andrea Engl<br />

kraftvoll, sensibel und einfühlsam<br />

rezitiert. Ihre ausdrucksstarke Rezitation<br />

des Textes „Der Jubler“ ist mitreißend.<br />

Bis zum Schluss die Grande Dame und<br />

Revolutionärin des Tanzes selbst mit<br />

ihren „Ballerinnerungen einer Aristokratin“<br />

noch zu Wort kommt, kann der<br />

Besucher sich in der Pause mit Getränken<br />

versorgen, zu original Ziegenstallpreisen<br />

auf Getränkekarten von damals. Man<br />

darf sogar noch mit der Deutschen Mark<br />

bezahlen. Da beginnt mancher Zuschauer<br />

in Erinnerungen zu schwelgen, viele<br />

wissen eigene Erlebnisse zu berichten<br />

und so will keiner schnell nach Hause<br />

gehen nach so einem gelungenen Abend.<br />

Das letzte Lied von Valeska entlässt den<br />

Zuschauer „nur zum Spaß, nur zum<br />

Spiel“ beinahe wehmütig in der Erinnerung<br />

an diese ebenso schillernde wie tief<br />

bewegende große Dame des Tanzes.<br />

Alle, die diese besondere Darbietung<br />

genießen durften, sind sich einig, dass es<br />

in Zukunft noch weitere davon geben soll<br />

– und es wird sie geben.<br />

von oben nach unten:<br />

1) Christiane Retzlaff und Angela Engl im<br />

nachempfundenen Ziegenstall bei der Premiere 2012<br />

2) Premierengäste<br />

3) Ansicht des original Ziegenstalls in den 1960er Jahren<br />

36 37


Museumstag Vergangenheit erinnern –<br />

Maren Diedrichsen<br />

» Maren Manne<br />

Mannes<br />

Silke von Bremen<br />

» Kostgängerin<br />

Karen Erken<br />

Michael Boysen<br />

» Bleick Peter Uwen<br />

Karin Börnsen<br />

» Christen Jens<br />

Tamen<br />

Karl Witte<br />

» Peter Uwen<br />

Birgit Hussel<br />

» Christen Clausen<br />

Inken Mikkelsen<br />

» Inge Peters<br />

Falk Eitner<br />

» Uwe Peters<br />

Zukunft gestalten:<br />

Museen machen mit!<br />

Manchmal wünscht man sich, man könnte die Inselbewohner<br />

vergangener Jahrhunderte persönlich treffen und ihnen Fragen<br />

stellen. Wer sich am internationalen Museumstag am 20. Mai<br />

2012 ins Altfriesische Haus aufmachte, dem bot sich diese<br />

Gelegenheit.<br />

Statt auf stumme Zeugen der Vergangenheit trafen die<br />

Besucher auf die ehemaligen Bewohner des Hauses –<br />

und die waren richtig gesprächig! Familie Uwen war<br />

auf Stippvisite gekommen, um die Besucher auf eine<br />

Zeitreise ins 18. und 19. Jahrhundert mitzunehmen.<br />

Peter Uwen, der 1739 auf dem Kliff-Staven ein neues<br />

Haus erbaut hatte, und seine Frau Christen Clausen<br />

waren höchstpersönlich erschienen. Auch ihre Söhne<br />

Uwe und Bleick Peter samt Gattinnen hatten es sich<br />

nicht nehmen lassen, zum Familientreffen zu<br />

kommen.<br />

Dieses eingefädelt hatte Silke von Bremen. Unsere populäre<br />

Sylter Gästeführerin hatte nicht nur die<br />

Idee, sie recherchierte auch gründlich über die einzelnen<br />

Personen und ihre Schicksale. Die Akteure ihrer<br />

Living History-Gruppe konnten so sehr glaubhaft in<br />

ihre Rollen schlüpfen. Gebannt lauschten die<br />

Besucher den Geschichten einer Seefahrerfamilie,<br />

die typisch für ihre Zeit waren.<br />

Wem noch eine Frage unter den Nägeln brennt, dem<br />

sei gesagt: Familie Uwen fand es auch spannend, die<br />

Menschen des 21. Jahrhunderts kennen zu lernen und<br />

lädt bestimmt mal wieder ins Altfriesische Haus ein.<br />

Auch 2013 soll der Internationale Museumstag die<br />

Sölring Museen mit Leben füllen. Ein kleines Fest ist<br />

für diesen Tag in Planung. Am Sonntag, den 12. Mai<br />

ist es dann soweit. Unter dem Motto „Vergangenheit<br />

erinnern – Zukunft gestalten: Museen machen mit!“<br />

sind die Museen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Lassen<br />

Sie sich überraschen. Sie sind herzlich eingeladen,<br />

der Eintritt ist frei und Spenden sind willkommen.<br />

Internationaler Museumstag am 12. Mai 2013 in den<br />

Sölring Mussen von 12 bis 18 Uhr im Sylter Heimat-<br />

38 museum, im Altfriesischen Haus, im Denghoog und in der 39<br />

Vogelkoje Kampen.


Sylter Geschichte<br />

Sylter Auswanderer<br />

von Elisabeth Westmore<br />

Die Auswanderer-Forschung für Norddeutschland<br />

ging bisher davon aus, dass<br />

es im Gegensatz zu anderen nordfriesischen<br />

Gebieten nur eine zahlenmäßig<br />

geringe Auswanderung von Sylt gab.<br />

Doch allein für den Zeitraum von 1867<br />

– Sylt wird preussisch – bis zum Ausbruch<br />

des 1. Weltkrieges 1914 lassen sich knapp<br />

600 Sylter, die ihr Glück in Übersee<br />

suchten, nachweisen.<br />

Die Einführung der 3jährigen Wehrpflicht,<br />

von denen die seefahrende Bevölkerung<br />

der nordfriesischen Inseln bisher<br />

entbunden war, neue erschwerte Regelungen<br />

für die Ausbildung zum Steuermann<br />

sowie Kapitän und der generell<br />

geringer werdende Bedarf an Seeleuten<br />

durch verstärkten Einsatz von Dampfschiffen<br />

führte dazu, dass die Seeleute<br />

an der Westküste des Herzogtums<br />

Schleswig sich neuen Erwerbsquellen<br />

zuwenden mussten.<br />

Die Handwerker und die Landarbeiter<br />

waren ebenfalls von den Auswirkungen<br />

der Industriellen Revolution betroffen.<br />

Billigere Massenproduktion verdrängte<br />

die Nachfrage nach handgefertigten<br />

Gütern, der Einsatz von Maschinen in<br />

der Landwirtschaft führte zu geringerem<br />

Arbeitskräfteeinsatz.<br />

Den Bedingungen in der Heimat stand<br />

die Verheißung auf ein besseres Leben,<br />

Familie Siewert Christiansen, 1908<br />

vor allem in Amerika, gegenüber. Mit<br />

dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges<br />

begann ein wirtschaftlicher<br />

Aufschwung, der viele Europäer anzog.<br />

Für die meisten wurde das Einwanderungsland<br />

zur neuen Heimat so wie<br />

bei Siewert Christiansen, mancher<br />

kam zurück, so wie Hans Andreas<br />

Jensen, ob er sein Glück in der Fremde<br />

gemacht hatte oder nicht. Von so<br />

manchem verliert sich jede Spur.<br />

Neben den Passagierlisten der Auswandererschiffe<br />

und den Volkszählungen sind<br />

es vor allem Hinweise von Nachkommen,<br />

die ein Bild von der Auswanderung<br />

von Sylt entstehen lassen.<br />

Für den Austausch von Informationen<br />

zu Auswanderern von Sylt wenden<br />

Sie sich bitte per email an:<br />

elisabeth@syltgen.org<br />

Wie das “Ortsfamilienbuch Sylt” wird auch<br />

die geplante Dokumentation “Auswanderer<br />

von Sylt 1867 bis 1914“ von Elisabeth<br />

Westmore bearbeitet. Sie wurde 1954 als<br />

Tochter des Pastors Hans Ingwers und seiner<br />

Frau Meta geb. Prott in Morsum geboren.<br />

Nach Buchhändlerlehre und Magister-<br />

Studium der Geschichte und Germanistik<br />

arbeitet sie in verschiedenen Bereichen in<br />

Berlin und England, wo sie seit 1997 lebt.<br />

Siewert Christiansen<br />

❋ 27. 04. 1854 in Morsum/Sylt<br />

✝ 19. 1. 1939 in Milwaukee, USA<br />

wanderte 1871 nach Amerika<br />

aus und wurde 1882 amerikanischer<br />

Staatsbürger.<br />

Er war Kapitän auf den<br />

Nordamerikanischen Seen bis<br />

er nach einem Schiffsunglück<br />

im Winter, bei dem er beinahe<br />

sein Leben verlor, die Seefahrt<br />

aufgab. Daraufhin diente er<br />

noch 38 Jahre in der Polizei in<br />

Milwaukee. In seiner Freizeit<br />

verfertigte er Schiffsmodelle,<br />

von denen noch heute etliche im<br />

Besitz seiner Nachkommen sind.<br />

Das Foto zeigt Hans Siewert<br />

Jensen in seiner Polizeiuniform.<br />

Hans Andreas Jensen<br />

❋ 14.12.1880 in Keitum/Sylt<br />

✝ 30. 10. 1979 in Hamburg<br />

wurde Lehrer und nach einem<br />

Zusatzstudium am Orientalischen<br />

Seminar in Berlin ging<br />

er 1911 nach China. Er war<br />

Leiter der Deutsch-Chinesischen<br />

Mittelschule in Tientsin.<br />

Zu Beginn des 1. Weltkriegs<br />

kämpfte er auf chinesischer<br />

Seite gegen die Japaner und<br />

geriet bis 1920 in japanische<br />

Kriegsgefangenschaft. Während<br />

seiner Gefangenschaft leitete<br />

seine Frau die Schule, die er ab<br />

1920 wieder übernahm.<br />

1937 kehrte die Familie nach<br />

Deutschland zurück; wo er noch<br />

bis 1946 als Lehrer arbeitete.<br />

Das Foto zeigt Hans Andreas<br />

Jensen mit seiner Frau.<br />

Quelle: StuDeo Archiv 1467<br />

Quellen: Einbürgerungsurkunde und<br />

Familienpapiere R. Hinz<br />

40 41


Sylter Geschichte<br />

Sylter Ahnenforschung<br />

– Genealogie auf Sylt<br />

Das Ortsfamilienbuch<br />

(OFB) Sylt<br />

von Elisabeth Westmore<br />

Das Ortsfamilienbuch Sylt ist eine Familiendatenbank.<br />

Ziel ist es, in ihr alle Personen,<br />

die nachweislich auf Sylt gelebt haben zu<br />

erfassen; dabei werden lebende Personen<br />

aus Datenschutzgründen nicht aufgeführt.<br />

Ein OFB ist eine personengeschichtliche<br />

Sekundärquelle, in der die Personen genealogisch<br />

zusammengeführt werden, das heisst,<br />

den einzelnen Personen sind jeweils die<br />

Vorfahren, Nachkommen und Geschwister<br />

zugordnet. OFBs sind Instrumente zur Erforschung<br />

der Sozialgeschichte einer Region.<br />

Quellen sind Kirchenbücher und Standesamtsregister<br />

oder deren Abschriften,<br />

Adressbücher, Volkszählungen, Steuerlisten,<br />

Grabsteine, Familienanzeigen<br />

und vieles mehr.<br />

Neben den reinen Stammdaten der<br />

Personen (Geburt, Heirat, Tod, Beruf), die<br />

im Internet unter www.online-ofb.de/sylt<br />

zu sehen sind, finden sich in der bisher<br />

nicht veröffentlichten „Mutterdatei“<br />

noch zahlreiche weitere Informationen.<br />

Sterbeeinträge, Pressenotizen, Erwähnung<br />

in Tagebüchern oder in der Sekundärliteratur<br />

seien hier als Beispiele genannt.<br />

Während bisher OFBs als gedruckte<br />

Bücher erschienen, werden sie heute<br />

Johann Jansen, 1872 - 1956<br />

(Seine Daten, auch zu Vorfahren und Nachkommen,<br />

finden sich im OFB Sylt)<br />

zunehmend im Internet veröffentlicht.<br />

Dies hat den Vorteil, dass sie einem sehr<br />

viel umfangreicheren Personenkreis<br />

zugänglich gemacht werden können.<br />

Außerdem sind erweiterte und korrigierte<br />

Fassungen sehr viel schneller möglich<br />

als bei der Bereitstellung in gedruckter<br />

Form und bei der Veröffentlichung bei<br />

GenWiki ist die Einsicht kostenfrei.<br />

Die Arbeit an einem OfB ist niemals abgeschlossen;<br />

Ergänzungen und Korrekturen<br />

werden kontinuierlich ausgeführt. Wenn<br />

Sie bei der Vervollständigung des Ortsfamilienbuches<br />

Sylts mithelfen können<br />

oder Fragen zu Ihren Sylter Vorfahren<br />

haben, wenden Sie sich bitte per email<br />

an: elisabeth@syltgen.org<br />

Digitale Memoiren<br />

einer Insel<br />

von Uta Hartmann-Beth<br />

Wie war das eigentlich, damals, als Sylt noch<br />

nicht die Insel der Reichen und Schönen war,<br />

der Sommergäste und Zweitwohnungsbesitzer?<br />

Als die Insel – ohne Hindenburgdamm – noch<br />

eine echte Insel war? Als es auf List 1908<br />

gerade mal 13 Häuser, eine Gaststätte und 70<br />

Menschen gab und in Keitum noch eine Mühle<br />

und einen Hafen? Als in Westerland noch kein<br />

einziges Hochhaus stand und in Hörnum bis<br />

1871 nur Schutzhütten zu finden waren für<br />

Schiffbrüchige und einige Fischer?<br />

Wie sah damals das Leben der Insulaner aus,<br />

ihr Alltag - ohne Auto, ohne Handy, ohne<br />

Fernseher und Computer?<br />

Diese Fragen werden Eltern, Großeltern<br />

und Urgroßeltern sicher auch heute noch<br />

gestellt – wenn auch offensichtlich viel<br />

zu selten. Dafür fehlt in unserer schnelllebigen<br />

Zeit, unserem durchorganisierten<br />

Alltag, einfach die Zeit! Und so verschwindet<br />

die Vergangenheit allmählich<br />

aus unserem Bewusstsein – gerät in Vergessenheit,<br />

was lange lebendige Gegenwart<br />

war.<br />

Gegen dieses Vergessen wendet sich das<br />

Projekt. Angestoßen 1997 von Maike<br />

Ossenbrüggen in Zusammenarbeit mit<br />

den Berliner Journalisten Uta Beth und<br />

Eike Hartmann, begleitet von<br />

Dr. Alistair Walker (Wörterbuchstelle<br />

Kiel), hat das Kind nun auch einen<br />

Namen: „Digitale Memoiren einer Insel“.<br />

Die ersten Aufnahmen sind als Tondokumente<br />

gespeichert.<br />

Gegenwärtig dokumentieren Uta Beth<br />

und Eike Hartmann Persönlichkeiten der<br />

Insel Sylt: Ihre persönliche Geschichte<br />

und Geschichten, die Erinnerungen<br />

an Kindheit und Jugend, an Familie und<br />

Freunde; sie zeichnen die Spuren nach,<br />

die die politischen Ereig-nisse ihrer Zeit,<br />

also die NS-Diktatur und der 2. Weltkrieg<br />

in ihrem Leben hinterlassen haben.<br />

Und sie verfolgen, wie der wirtschaftliche<br />

Aufschwung und der technische<br />

Fortschritt in der zweiten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts das Leben auf der Insel von<br />

Grund auf veränderte. Zugleich erzählen<br />

die Interviewten aber auch von weiter<br />

zurückliegenden Zusammenhängen,<br />

die sie selbst zwar nur aus Erzählungen<br />

kennen, aber durch private Dokumente<br />

belegen können. Alles das ist sehr spannend.<br />

Es ist eine Freude, mit wie viel<br />

Begeisterung die Gefragten bereitwillig<br />

und enthusiastisch erzählen.<br />

Die verschiedenen Gespräche werden<br />

nach fachgerechter Aufarbeitung in Bild<br />

und Ton allen Interessierten im Sylter<br />

Heimatmuseum zur Verfügung stehen.<br />

In ihrer Gesamtheit werden sich diese<br />

Memoiren wie bei einem Puzzle zu<br />

einem lebendigen und abwechslungsreichen<br />

Bild der Alltags-Wirklichkeit auf<br />

Sylt im 20. Jahrhundert zusammenfügen.<br />

Es wird höchste Zeit, das „Gedächtnis“ der<br />

Insel zu bewahren und weiterzuschreiben<br />

in Ton, Bild und Wort. Dieses Projekt der<br />

Sölring <strong>Foriining</strong> braucht unbedingt auch<br />

Ihre Unterstützung! Wir freuen uns über<br />

jegliche Hilfe.<br />

42 43


Sylter Geschichte<br />

Der Sylter an sich von Gritje Stöver<br />

Fragt man den Sylter nach dem Sylter, wie<br />

dies im Vorfeld dieses Artikels geschehen ist,<br />

erhält man keinen Vortrag über die Geschichte<br />

berühmter Sylter. Statt mit historischen<br />

Fakten antwortet der Sylter mit Geschichten<br />

und Meinungen über den Sylter an sich, sein<br />

Verhältnis zur Insel und zum Inselleben.<br />

Wenn die Touristenmassen zu den Stoßzeiten<br />

die Insel überfluten, wünscht<br />

sich manch ein Sylter von der Insel<br />

fliehen zu können. Das kann er natürlich<br />

nicht, denn der Sylter lebt schon<br />

seit Generationen vom Tourismus oder<br />

wie es früher treffender hieß vom<br />

Fremdenverkehr. Daher hat der Sylter<br />

auch nicht grundsätzlich etwas gegen<br />

den geldbringenden Touristen.<br />

Wenn sich der gastfreundliche Sylter<br />

über die Touristen beklagt, dann beklagt<br />

er sich eigentlich über die fehlenden<br />

Freiräume jenseits des Tourismus.<br />

Er beklagt sich über dasjenige, was am<br />

Gemeinschaftsleben nagt, und darüber,<br />

dass die traditionellen Feste wie die Biike<br />

als touristische Attraktionen vermarktet<br />

werden. Der Sylter ist eben gerne auch<br />

allein unter Syltern. Man trifft sich bei<br />

den Gemeinderatssitzungen, bei der<br />

Freiwilligen Feuerwehr, beim Ringreiten,<br />

zum Knobeln, Bingo-Lotto und Darten,<br />

zum Makrelen-Angeln oder zur Jagd,<br />

zum Segeln, Longboarden oder Kiten,<br />

beim Friesisch-Kurs oder zu einer gemütlichen<br />

Tasse Tee, in der Heavy-Metal-Band<br />

oder im Kirchenchor. Vor allem sind den<br />

Syltern die alljährlichen Feuerwehrfeste<br />

heilig. Hier wird generationsübergreifend<br />

gefeiert, gelacht, diskutiert oder<br />

stillschweigend beobachtet. Genauso<br />

wichtig wie das Gemeinschaftsleben ist<br />

dem Sylter die unangetastete Natur, das<br />

Meer, der Strand.<br />

So schön es auch sein kann Sylter zu<br />

sein, viele Sylter verlassen die Insel.<br />

Dem Werbespruch eines Immobilienmaklers<br />

„Wer auf Sylt eine Immobilie<br />

sein eigen nennen darf, ist im Leben<br />

angekommen“ setzt der Sylter entgegen<br />

„Sylt ist zu teuer und biete zu wenig<br />

Wohnraum“. Lebendige Dörfer mit<br />

Einfamilienhäusern, die in die Landschaft<br />

passen, das wäre nach Aussage der Sylter<br />

optimal, aber auf der Insel eben nicht<br />

finanzierbar. Selbst diejenigen Familien,<br />

die noch ein eigenes Haus besitzen,<br />

müssen es zumeist bei der nächsten<br />

Erbfolge verkaufen, weil die Erben ihre<br />

Geschwister nicht mehr auszahlen können.<br />

Über kurz oder lang geht alles in<br />

fremde Hände und das Gesicht der Insel<br />

verändert sich. Direkte Nachbarn wird<br />

man bald in den meisten Orten vergeblich<br />

suchen. Es heißt, dass bereits jetzt<br />

einzelne Orte in der Nebensaison nur<br />

noch durch Zeitschaltuhren belebt wirken,<br />

es aber gar nicht mehr sind.<br />

Aussagen dieser Art sind typisch für den<br />

Sylter, denn der Sylter begegnet den<br />

Veränderungen auf der Insel häufig mit<br />

Humor. Das darf jedoch nicht täuschen,<br />

denn die Vorstellung eines „Sylt ohne<br />

Sylter“ zählt zu den größten Sorgen der<br />

Insulaner. Natürlich weiß der Sylter,<br />

wieso sich die Insel verändert hat. Es ist<br />

noch nicht lange her, berichten die älteren<br />

Sylter, da haben die Einheimischen<br />

an Badegäste vermietet um über die<br />

Runden zu kommen. Dann sind die Ansprüche<br />

gestiegen, das Geld lockte.<br />

Auf der Insel machen sich heute die<br />

Spekulanten breit, die zwar einen Segen<br />

für das Konto aber ansonsten auch das<br />

genaue Gegenteil bescheren können.<br />

Der Sylter hat schon viele Bausünden erlebt.<br />

Er begreift sich deshalb auch nicht<br />

als Verhinderer sondern als Bewahrer,<br />

wenn er aktuellen baulichen Großprojekten<br />

ablehnend gegenübersteht. Zu<br />

dem altbewährten Spruch „Lever duad<br />

as Slav“ gesellt sich ein selbstbewusstes<br />

„Sylter dürfen das“.<br />

Sylt ist Heimat und soll es bleiben auch<br />

für die Kinder und Enkel. Allerdings<br />

bewahrt der Sylter nicht überall gleichermaßen.<br />

Nicht alle Sylter engagieren sich<br />

für Sylter Brauchtum, den Naturschutz<br />

und die Landschaftspflege, welche dem<br />

Sylter eigentlich sehr wichtig sind.<br />

Hier scheint sich der Sylter auf Vereine<br />

wie die Söl’ring <strong>Foriining</strong> und die Sylter<br />

Naturschutzgemeinschaft zu verlassen.<br />

Manchmal sind jedoch nicht nur einige<br />

sondern alle gefragt. Besonders dringlich<br />

ist es um die Sylter Sprache bestellt.<br />

Die friesische Sprache wird über kurz<br />

oder lang aussterben, vermuten einige<br />

Sylter, nicht weil sie nicht mehr gelehrt<br />

sondern weil Söl’ring zu Hause zu wenig<br />

gesprochen wird. Hier müsste es eigentlichen<br />

heißen „Sylter müssen das“, aber<br />

zwingen lässt sich der Sylter nur ungern.<br />

Mit viel oder wenig Engagement die<br />

Sylter Identität lebt, denn auf die Frage,<br />

ob ein Zugezogener zum Sylter werden<br />

kann, antworten viele Sylter mit einem<br />

deutlichen „Nein“. Es ist eben so, dass<br />

Zugezogene nicht automatisch zum<br />

Sylter werden, nur weil sie den Weg<br />

zum Einwohnermeldeamt gefunden<br />

haben. Wenn überhaupt wird nur der<br />

zum Sylter, der lange genug hier lebt.<br />

Die besten Chancen hat derjenige, der<br />

sich jenseits vom Profitstreben für die<br />

Gemeinschaft engagiert, denn Sylter sein<br />

verpflichtet.<br />

"Der Sylter trinkt mäßig geele Köm mit Tee"<br />

44 45


Sylter Geschichte<br />

Das Hapag-Haus in<br />

Hörnum „Highlight statt<br />

Schandfleck“<br />

von Christel Fink<br />

Im März letzten Jahres kam Michael Merten,<br />

ein Enkel von Hanna und Hermann Merten,<br />

in das Sylter Heimatmuseum und brachte<br />

uns zwei Kartons mit alten Fotos und<br />

Papieren. Zunächst konnte ich mit dem<br />

Namen Merten in Verbindung mit der<br />

Hapag nichts anfangen, habe dann begonnen<br />

zu sortieren, zu lesen und war fasziniert<br />

von der Geschichte dieser Familie.<br />

Die Hapag wurde 1897 gegründet und<br />

schloss sich mit der Nordsee-Linie des<br />

Reeders Ballin zusammen. Dieser hatte<br />

eine Verkehrsanbindung nach Sylt<br />

durch das Hörnum-Tief entdeckt und<br />

1901 auch den Bau einer Inselbahn<br />

von Hörnum bis Westerland veranlasst.<br />

Der Verkehr zu den deutschen<br />

Seebädern auf Helgoland, Föhr und Sylt<br />

lief nun unter dem Namen Hapag.<br />

Die ersten Dampfer hießen Cobra,<br />

Silvana und Prinz Heinrich. Nach dem<br />

ersten Weltkrieg mussten die nicht versenkten<br />

Schiffe an Großbritannien abgegeben<br />

werden. 1920 wurde die Linie mit<br />

dem Dampfer „Bubendey“ wieder eröffnet.<br />

Später kamen die „ Königin Luise“<br />

und das Turbinenschiff „Kaiser“ hinzu.<br />

Die ersten festen Gebäude entstanden<br />

erst mit dem Bau des Hapag-Anlegers<br />

und der Inselbahn zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts. Der mittlerweile abgerissene<br />

Inselbahnhof und das ehemalige<br />

Hapag-Haus, später „Hotel Bettina“,<br />

zuletzt „Hörnumer Aalreuse", wurden<br />

1911 erbaut.<br />

Im ersten Weltkrieg wurden sowohl<br />

das Hapag-Haus als auch die zur selben<br />

Zeit erstellten Blockhäuser vom Militär<br />

belegt. Im November 1915 entstand<br />

vor dem Hapag-Haus, von einem<br />

Friesenwall umgeben, das „Eiserne<br />

U-Boot“. Es wurde aus einem Strandgut-<br />

Eichenblock geformt und auf eine angetriebene<br />

Seemine gesetzt. Nach dem<br />

Krieg verschwand dieses Mahnmal.<br />

Hörnum war um 1920 ein Ort der<br />

Einsamkeit, die alten Spuren der ersten<br />

Ansiedler längst verwischt. Außer<br />

dem Leuchtturm mit dem Wärterhaus<br />

stand noch die Wasserturm-Ruine. Der<br />

Bahnhof und die Bahn, das Hapag-Haus<br />

sowie die Blockhäuser waren wieder im<br />

Besitz der Hapag. Zu der Zeit nannten<br />

Hapag Haus, 1938<br />

Die Cobra legt an (Foto: Theodor Möller, 1936) sich 17 Menschen Hörnumer Bürger.<br />

In diesem Jahr kam die Familie Hanna<br />

und Hermann Merten mit ihren drei<br />

Söhnen Walter, Hans und Hindenburg<br />

von Cuxhaven an, um die Betreuung der<br />

Blockhäuser, die ein Departement des<br />

Hapag-Hauses waren und Angestellten<br />

einen günstigen Urlaub ermöglichen<br />

sollten, zu übernehmen. Hermann<br />

Merten, ein gebürtiger Thüringer, fuhr<br />

von seinem 15. bis 30. Lebensjahr zur<br />

See. In Hörnum wurden er und seine<br />

Frau Hanna als passionierte Gastgeber<br />

zur Institution für Gäste und Insulaner.<br />

Einmal in der Woche kam ein Zug.<br />

Mussten die Vorräte für den Winter<br />

beschafft werden, konnte man eine<br />

Handdraisine nach Westerland bestellen.<br />

46 47


Sylter Geschichte<br />

Das Eiserne U-Boot,1940<br />

Karl Randt, ein alter Lokführer der Inselbahn,<br />

erzählte an seinem 82. Geburtstag,<br />

als er nach besonderen Anlässen der<br />

damaligen Zeit gefragt wurde: “Eine der<br />

schönsten Touren war immer die nach<br />

Hörnum, wenn der erste Dampfer im<br />

Frühjahr wiederkam. Dies war der<br />

Frachtdampfer „Adler“, der auch die<br />

Post brachte, den Hindenburgdamm<br />

gab es noch nicht. Mutti Merten, die<br />

Bahnhofswirtin, empfing uns wie<br />

Leute aus einer anderen Welt. Es wurde<br />

Essen und Trinken aufgetischt,<br />

aber „Bezahlen?“ - nein bezahlen sollt<br />

ihr nicht, ich freue mich so, dass der<br />

Winter vorbei ist!“ so ihre gastfreie<br />

Antwort.“ Gottesdienst fand monatlich<br />

oder in noch größeren Abständen im<br />

Lesezimmer des Hapag-Hauses statt.<br />

Die Schule war damals im Leuchtturm<br />

untergebracht. Zunächst wurden fünf<br />

Kinder unterrichtet, bald waren es nur<br />

noch Gretel Hansen und Walter Merten,<br />

die dort den Unterricht besuchten.<br />

Am 15. Dezember 1931 schrieben die<br />

beiden Schüler einen Weihnachtsbrief<br />

mit folgendem Inhalt:<br />

„Liebe Mädels und Jungs vom Festenwall!<br />

Der Leuchtturm von Hörnum steht auf einer<br />

hohen Düne. Unten im Turm sind Maschinen<br />

und oben ist der Scheinwerfer. 128 Stufen<br />

führen zur Lampe hinauf. Wenn wir 52 Stufen<br />

hoch sind, stehen wir bei unserer Schultür.<br />

Unsere Schulstube ist ein runder Raum, fünf<br />

Bullaugen sind die Fenster. Wir haben einen<br />

Lehrer und sind nur zwei Schüler.<br />

Wir sind beide 10 Jahre alt und im 4. Schuljahr.<br />

An der Decke unseres Schulzimmers hängt eine<br />

große Kaisermöwe. In ihrem Schnabel trägt sie<br />

einen grünen Tannenzweig. Ein plattes Brett<br />

haben wir vom Strand geholt und mit Tannenzweigen<br />

geschmückt. Rote Kerzen sind auf dem<br />

Brett befestigt. Heute Morgen sind drei Lichter<br />

angezündet. Das Anzünden der Kerzen macht<br />

uns sehr viel Spaß. Wenn die Lichter brennen<br />

singen wir unsere Lieder und sprechen Weihnachtsgedichte.<br />

Wird es bei Euch auch<br />

Weihnachten in der Schule?Schöne Weihnachtsgrüße<br />

Gretel Hansenund Walter Merten“<br />

Die Husumer Nachrichten veröffentlichten<br />

diesen Brief und es kamen viele z.T.<br />

sehr anrührende Briefe zurück.<br />

Am 1. April 1933 wurde die Schule<br />

im Leuchtturm geschlossen.<br />

Ein Auszug aus dem Nachruf für<br />

Hermann Merten als Sonderdruck in<br />

der „Sylter Zeitung“ vom 14.12.1937<br />

zeugt von dessen Beliebtheit auf Sylt:<br />

Zeilen, die wir als erste im Auto Hörnum-Odde<br />

umrundet hatten, in der warmen Stube bei<br />

Hermann Merten und seiner freundlichen Frau<br />

fanden. Jens Bleeg, dies noch unvergessene<br />

Original eines Sylter Bierverlegers, war weiter<br />

mit mir im Bunde - was Wunder, dass diese<br />

durch die Umstände allein eigenartige Stunde<br />

im stillen Hörnumer Dünen-Gasthaus heimelig<br />

und gemütlich wurde. Diese Episode leuchtet<br />

hinein in die friedliche Beschaulichkeit des<br />

Lebens und Wirkens von Hermann Merten.“<br />

Frau Hanna Merten, die Urhörnumerin,<br />

wurde über 100 Jahre alt und verbrachte<br />

ihre letzten Lebensjahre in einem Sylter<br />

Altenheim.<br />

„Hörnum war in der außersaisonlichen Zeit<br />

ein weltabgeschiedener stiller Platz, auf sich<br />

gestellt in der Einsamkeit seiner Dünenwelt. Christel Fink seit vielen Jahren Mitarbeiterin<br />

Da war es eine Sensation, als in dem harten und ehrenamtlich Aktive der Söl‘ring <strong>Foriining</strong><br />

Frostwinter 1928 die ersten Autos Hörnum er- war 2012 für Ihre Arbeit „im Verborgenen“,<br />

reichten. Noch steht uns vor Augen die gastfreie nämlich für die Archivarbeit, als Mensch des<br />

(kostenlose) Aufnahme, die der Betriebsleiter Jahres, der Aktion der Sylter Rundschau für<br />

der Stadtwerke Westerland, Schreiber dieser ehrenamtliches Engagement nominiert.<br />

Der Verein freut sich auf weitere Schätze, die<br />

durch Christel Fink in unserem Archiv gehoben<br />

48Hörnum Brückenkopf im Nebel (Foto: Theodor Möller, 1936)<br />

werden.<br />

49


news.niis<br />

/ / Bildernachlass<br />

Theodor Möller<br />

Günther Fielmann fördert das Sylter<br />

Heimatmuseum<br />

Im Juni 2012 wurde ein Konvolut von 85<br />

Fotografien mit Motiven der Insel Sylt<br />

des Fotografen Theodor Möller (1873-<br />

1953) als Geschenk Günther Fielmanns<br />

an das Sylter Heimatmuseum überreicht.<br />

Theodor Möller, der bedeutendste Fotograf<br />

unseres Landes im Bereich der Denkmalpflege,<br />

wurde 1873 in Rumohr bei<br />

Kiel geboren und besuchte das Lehrerseminar<br />

in Bad Segeberg, wo er seine erste<br />

Anstellung fand. Ende des 19. Jahrhunderts<br />

wurde er Lehrer in Kiel und<br />

wandte sich ab 1900 der Fotografie zu,<br />

die sich zu seiner großen Leidenschaft<br />

entwickelte. Als Mitglied des „Vereins zur<br />

Pflege der Natur- und Landeskunde in<br />

Schleswig-Holstein, Hamburg und<br />

Lübeck“ publizierte er in der Monatsschrift<br />

„Die Heimat“ seine heimatkundlichen<br />

Aufsätze und auch einzelne Fotografien<br />

aus ganz Schleswig-Holstein (die<br />

in ihrer großen Mehrzahl jedoch unbekannt<br />

und unveröffentlicht sind). Bereits<br />

1912 erschien sein publizistisches Erstlingswerk<br />

„Das Gesicht der Heimat“, dem<br />

noch weitere Buchprojekte folgten.<br />

Möller war seit 1898 mit der aus Ahrensbök<br />

stammenden Frieda Michelsen verheiratet.<br />

Nachdem ihr Haus im Krusenrotter<br />

Weg in Kiel 1941 zerstört worden<br />

war, das Bildarchiv aber gerettet werden<br />

konnte, zogen die Eheleute Möller nach<br />

Ahrensbök. Wenige Jahre vor seinem Tod<br />

im November 1953 vermachte Möller<br />

sein Bildarchiv dem Landesamt für Denkmalpflege<br />

in Kiel, zu dessen wertvollsten<br />

Bildbeständen es heute gehört.<br />

Das Theodor Möller Bildarchiv umfasst<br />

ca. 6.500 Negative. Aus diesem Fundus<br />

sind die Sylter Bilder von der Fielmann<br />

AG ausgewählt und auf 30 x 40 cm<br />

großen Abzügen bereitgestellt worden,<br />

die dem Sylter Heimatmuseum nun zur<br />

weiteren Verwendung geschenkt werden.<br />

Voraussichtlich im Februar 2014 werden<br />

diese Fotografien in einer großen<br />

Ausstellung zu sehen sein.<br />

Die "Sylter Identität" verbindet uns alle.<br />

Sie sind ein Teil davon.<br />

Treten Sie ein.<br />

/ / Valeska Gert Abende<br />

Nachdem die Lesung von Christiane<br />

Retzlaff und Andrea Engl bei der Vernissage<br />

im nachempfundenen "Ziegenstall"<br />

so gut angekommen ist, haben wir 2012<br />

kurzentschlossen zehn weitere Veranstaltungen<br />

über den Sommer verteilt immer<br />

sonntagabends durchgeführt. Bei vollem<br />

Haus war jeder Abend für sich ein wahrer<br />

Genuss. Auch die großzügigen Spenden<br />

trugen zu dem Erfolg bei. Und wenn dann<br />

noch ein paar Zeitzeugen ihre Geschichten<br />

zum Besten gegeben haben, musste man<br />

die Uhr im Blick behalten, damit alle Gäste<br />

noch am selben Abend nach Hause kamen.<br />

/ / Vogelkoje Kampen<br />

Das Projekt „Renovierung und Restaurierung<br />

der Vogelkoje Kampen“ schreitet weiter<br />

voran. Nachdem 2011 und 2012 die<br />

Außenanlagen mit 140.000 Euro erneuert<br />

worden sind, wird 2013 die Ausstellung<br />

in den Kojenhäusern und der Eingangsbereich<br />

überarbeitet. Parallel dazu<br />

beginnen die Planungen, den Deichfuß zu<br />

verstärken und zu sichern (siehe Bericht<br />

Küstenschutzausschuss). Im nächsten<br />

Jahresbericht werden wir in einer großen<br />

Rückschau über dieses<br />

Großprojekt berichten.<br />

(Öffnungszeiten ab<br />

1. April Mo bis Fr<br />

10 bis 17 Uhr und<br />

Sa, So 11 bis 17 Uhr.)<br />

/ / Erhöhung Mitgliedsbeitrag<br />

Auf der letzten Jahreshauptversammlung<br />

2012 hat der Vorstand die Erhöhung der<br />

Mitgliedsbeiträge ab 2013 vorgeschlagen,<br />

um die Entwicklung in der Vereinsarbeit<br />

zu sichern. Die Weiterentwicklung der<br />

Museen und der Archivarbeit haben die<br />

vorhanden Mitglieder überzeugt und die<br />

Erhöhungen sind einstimmig angenommen<br />

worden. Einzelmitgliedschaft 30<br />

Euro, Familienmitgliedschaft 50 Euro und<br />

Firmenmitgliedschaften 100 Euro. Die<br />

Beiträge der Vereinsmitglieder, bei denen<br />

wir per Lastschrift abbuchen, werden<br />

automatisch angepasst. Alle anderen<br />

Mitglieder bekommen entsprechende<br />

Mitgliedsrechnungen zugeschickt.<br />

DANKE!!!<br />

Ein Jahr Vereinsarbeit ist ohne das ehrenamtliche<br />

Engagement vieler Helfer im<br />

Hintergrund gar nicht vorstellbar. An<br />

dieser Stelle wollen wir allen für ihre Hilfe<br />

danken und einige ohne Anspruch auf<br />

Vollständigkeit mit Ihrer jeweiligen Hilfe<br />

erwähnen.<br />

Die Jugendlichen der Naturschutz AG des<br />

Kardinal von Galen Gymnasium in<br />

Mettingen mit ihrem Leiter Friedhelm<br />

Scheel waren nunmehr zum dritten und<br />

vorerst letzten Mal auf Sylt. Danke für<br />

Euer Engagement der letzten Jahre.<br />

Ohne Stefan Hartmann wäre so manche<br />

Veranstaltung tonlos. Immer wieder stellt<br />

er uns das nötige Equipment zur Verfügung<br />

und wenn es nicht klappt mit den<br />

vielen Reglern, dann ist er direkt zur Stelle<br />

und legt den Schalter um.<br />

Laura Kerwin und Friedel Droop, die<br />

leider im letzten Jahr verstorben ist, haben<br />

alte Kapitänsbriefe aus dem Altdeutschen<br />

in die heutige Schrift übertragen. Wer<br />

kann schon diese Schrift noch lesen? So<br />

können wir unsere Archivbestände nicht<br />

nur sichern, sondern für die Zukunft<br />

lesbar erhalten.<br />

Rainer Jessen steht immer für kurzfristige<br />

Auf- und Abbauarbeiten und ein „mal<br />

auf die Schnelle umbauen“ zur Verfügung.<br />

Man hat schon fast den Eindruck, er wartet<br />

nur darauf, dass er wieder spontan<br />

zur Stelle sein darf. Lieber Rainer, vielen<br />

Dank!<br />

Inge Schröder, Ursula Grebhahn und Arne<br />

Hermann sind als Korrekturleser für die<br />

verschiedensten Veröffentlichungen nicht<br />

wegdenkbar. Wem fallen schon, vor allem<br />

unter Zeitdruck, die eigenen Fehler auf?<br />

50 51


/ /<br />

bücher.boker //// /<br />

Dammbau<br />

von Margarete Boje<br />

Im Sommer wurde im<br />

Sylter Heimatmuseum<br />

die Neuerscheinung<br />

des Buches mit<br />

einer Lesung und<br />

einem Vortrag<br />

von Prof. Steensen<br />

und Prof. Bammé vorgestellt. Ein Buch, das<br />

sich auch 90 Jahre nach der Erstauflage<br />

immer noch gut lesen läßt und die Zeit<br />

und die Veränderungen auf Sylt durch den<br />

Dammbau sehr gut schildert. Nach einer<br />

Bauzeit von vier Jahren wurde am 1. Juni<br />

1927 der Hindenburgdamm eröffnet, der die<br />

nordfriesische Insel Sylt mit dem Festland<br />

verbindet. Dieses historische Ereignis greift<br />

Margarete Boie (1880–1946) in ihrem Sylt-<br />

Roman auf, indem sie sowohl die technischen<br />

Schwierigkeiten beim Bau als auch den<br />

Kampf der friesischen Bauern gegen den<br />

als Störung empfundenen Damm schildert.<br />

// Arno Bammé und Thomas Steensen,<br />

Nordfriesland im Roman, Band 6,<br />

12,95 Euro (ISBN 978-3-89876-610-4)<br />

Kleiner Sylter Sprachführer<br />

von Erk Uwe Schrahe<br />

Der aktuelle C.-P.- Hansenpreisträger hat<br />

seinen kleinen Sprachführer passend zur<br />

Preisverleihung im Winter neu herausgebracht<br />

und er ist schon ausverkauft –<br />

27 Seiten mit denen man<br />

auf Sylt weiterkommt.<br />

Im Museumshop haben<br />

wir aber natürlich noch<br />

Exemplare. // Verlag<br />

Tintenfass, 6, 50 Euro<br />

(ISBN 978-3-943052-46)<br />

ISBN 978-3-943052-46-6<br />

Litj<br />

Kleiner<br />

Erk-Uwe Schrahé<br />

Sylter Sprachführer<br />

Deutsch – Sölring / Sylterfriesisch<br />

Sölring Spraakföörer<br />

Dütsk – Sölring / Sölringfriisk<br />

Für unsere Gäste<br />

Fuar üüs Gasten<br />

/ /<br />

Sonnenuhren auf Sylt<br />

von Hans-Dieter Wöhler<br />

Die Dokumentation von Hans-Dieter Wöhler<br />

aus dem Jahre 2002 war lange vergriffen.<br />

Zusammen mit dem Fremdenverkehrsverein<br />

Westerland<br />

hat die Söl’ring <strong>Foriining</strong> das<br />

Buch in kleiner Auflage neu<br />

aufgelegt. Es ist für 9,90 Euro<br />

im Sylter Heimatmuseum<br />

erhältlich.<br />

/ / Sylt im Klimawandel<br />

von Ekkehard Klatt<br />

Im Mai hat Ekkehard Klatt,<br />

Vorsitzender des Landschaftspflegeausschusses,<br />

im Sylter Heimatmuseum<br />

sein neues Buch vorgestellt.<br />

Der Klimawandel ist keine<br />

Theorie mehr. Stürme<br />

und Überwemmungen,<br />

Trockenheit und Trinkwassermangel –<br />

extreme Wetterphänomene treten offensichtlich<br />

weltweit und in immer kürzer werdenden<br />

Zeiträumen auf. Auch die Zukunft der<br />

Insel Sylt ist davon beeinflusst. Wie ändern<br />

sich Gestalt und Größe der Insel? Was haben<br />

die Inselbewohner angesichts steigender<br />

Meeresspiegel und entfesselter Naturgewalten<br />

zu erwarten? Und wie kann der<br />

Küstenschutz heute noch darauf Einfluss<br />

nehmen? Anschaulich gewährt der Sylter<br />

Geologe Einblick in vergangene und aktuelle<br />

Entwicklungen der Insel und setzt sich mit<br />

den verschiedenen – optimistischen und<br />

pessimistischen – Zukunftsprognosen der<br />

Fachwissenschaftler und Klimaforscher<br />

auseinander. // Wachholtz Verlag, 12,80 Euro<br />

(ISBN 978-3-529-05007-7)<br />

Söl’ring Jungens-<br />

Drachtenker<br />

Die Kindertrachtengruppe der<br />

Söl’ring <strong>Foriining</strong><br />

Übungsstunden // Geübt werden soll nachmittags<br />

einmal in der Woche in der Eingangshalle<br />

der Boy-Lornsen-Schule, Tinnum.<br />

Die Zeiten werden bekannt gegeben.<br />

Trainingskleidung // Bequeme Kleidung, am<br />

besten ,,Zwiebel-System", d. h. dass immer auch was an- oder ausgezogen werden<br />

kann, feste Schuhe (Keine Hausschuhe oder Latschen. Wenn möglich, lieber<br />

Turnschuhe). Bitte immer auch genügend Getränke mitgeben, weil die Kinder sehr<br />

schnell Durst entwickeln.<br />

Auftrittskleidung // Für die Auftritte benötigt jedes Kind eine Tracht. Die<br />

Trachten werden vonn der Söl’ring <strong>Foriining</strong> kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />

Eltern und Kinder sind selbst für die entliehene Tracht verantwortlich.<br />

Versicherung // Die Kinder sind während der Proben und Gruppenaktivitäten<br />

über die Söl’ring <strong>Foriining</strong> versichert.<br />

Reisen // Wir bekommen öfter das Angebot, an Tanz-Wochenenden innerhalb<br />

Schleswig-Holsteins teilzunehmen. Wenn das der Fall ist, bekommen die Kinder<br />

eine Einladung mit nach Hause. Die Teilnahme erfolgt nach Anmeldung und ist<br />

auf freiwilliger Basis. Alle 3 Jahre, das nächste Mal 2013, findet auf Helgoland<br />

das Friesentreffen statt. Auch hierzu sind die Kinder herzlich eingeladen.<br />

Das Friesentreffen ist ein großes und schönes Ereignis, weil hier auch Friesen aus<br />

anderen Bundesländern und aus Westfriesland (Niederlande) anreisen.<br />

Leitung // Ute Gölz, Hans-Böckler-Straße 35, 25980 Sylt / Westerland,<br />

Tel. 04651 - 878 9014, www.klintertainment.de/trachtengruppe<br />

Wir freuen uns über alle Kinder im Grundschulalter,<br />

die Spass am Tanzen haben!<br />

52 53


C.-P.-Hansen Preis 2012 C.-P.-Hansen Jugendpreis 2012<br />

Eine Preisverleihung mit<br />

Anekdoten und Appellen<br />

von Jörg Christiansen<br />

Lobesreden, kritische Worte und herzhaftes<br />

Gelächter wechselten sich bei der Verleihung<br />

des C.-P.-Hansen-Preises im Rantumer Kursaal<br />

ab. Die 49.Vergabe des von allen Inselgemeinden<br />

gestifteten Sylter Kulturpreises<br />

machte deutlich, dass es für den Erhalt der<br />

friesischen Sprache, insbesondere des Sölring<br />

als deren Mundart, unermüdlicher Einzel-<br />

personen wie den diesjährigen Preisträger<br />

Erk-Uwe Schrahé ebenso braucht wie institutionelle<br />

Förderung und das Interesse Ortsfremder.<br />

Seit 30 Jahren bemüht sich der<br />

81-jährige Rantumer auf vielfältige<br />

Weise darum, auch Nicht-Friesen für<br />

die Sprache zu interessieren, mit der er<br />

selbst erst als Jugendlicher konfrontiert<br />

wurde. Wie Sprachexperte Dr. Ommo<br />

Wilts (Preisträger 2010) in seiner<br />

Laudatio hervorhob, zeichnet den einstigen<br />

Leiter der Rantumer Poststelle<br />

nicht nur die „bemerkenswerte Zahl“<br />

seiner Übersetzungen und eigenen<br />

Texte aus, sondern auch deren Nutzen<br />

für Einheimische wie Auswärtige.<br />

Das Büchlein mit friesischen Haus- und<br />

Straßennamen zählt dazu genauso wie<br />

der seit 1994 herausgegebene friesische<br />

Jahreskalender mit einem sylterfriesischen<br />

oder ins Sölring übersetzen<br />

Spruch für jeden Tag. „Das ist Friesisch<br />

in kleinen homöopathischen Dosen<br />

mit einer Prise Humor“, lobte Ommo<br />

Wilts und schloss seine Laudatio mit<br />

Preisträger Erk-Uwe Schrahé<br />

der Aufforderung an den Preisträger<br />

„förter maaki“ (weitermachen).<br />

Seine Qualitäten als Entertainer bewies<br />

der in Keitum geboren Erk-Uwe Schrahé<br />

in seiner mit Anekdoten gespickten<br />

und immer wieder von Gelächter des<br />

Publikums unterbrochen Rede, gehalten<br />

in einer Mischung aus Platt, Friesisch,<br />

Hochdeutsch und Englisch. Darin spannte<br />

er den Bogen von seiner Geburt<br />

(natürlich bei Hochwasser), der Schulzeit<br />

und Lehre als Friseur, über seine Reisejahre<br />

durch halb Europa, bis hin zur<br />

Rückkehr auf die Insel vor 54 Jahren.<br />

Das Buch "Der kleine Prinz"von<br />

Antoine de Saint-Exupéry<br />

übersetzt auf Sölring<br />

„Di litj Prins“ von<br />

C.-P.-Hansen Preisträger<br />

Erk-Uwe Schrahé.<br />

Tintenfaß Verlag<br />

ISBN 978-3-943052-01-5<br />

(erhältlich im Sylter<br />

Heimatmuseum)<br />

Die jubelnden Preisträger: Kinder, Eltern und Lehrer der Norddörfer Schule in Wenningstedt<br />

So sehen Sieger aus<br />

Der C.-P.-Hansen-Jugendpreis wird seit einigen<br />

Jahren unregelmäßig für Einzelpersonen<br />

und Gruppen / Kindergärten / Schulklassen<br />

in den jeweiligen Altersstufen vergeben. Der<br />

Jugendpreis soll bereits bei unseren Kindern<br />

das Interesse und Engagement an der Natur,<br />

Geschichte und der Insel, mit einem Wort<br />

gesprochen, unserer Heimat, wecken.<br />

Den Hauptpreis bei der Verleihung des C.-P.-<br />

Hansen-Jugendpreises im Friesensaal im<br />

Februar 2012 räumte die Norddörfer-Grund-<br />

schule Wenningstedt-Braderup mit ihrem<br />

Würfelspiel „Typisch friesisch?“ ab.<br />

Was ist typisch für Sylt, was typisch<br />

friesisch? Dieser Frage gingen insgesamt<br />

18 Wettbewerbsbeiträge nach, deren<br />

Ideenreichtum und künstlerische Vielfalt<br />

von Peter Schnittgard, dem Vorsitzenden<br />

des C. P. Hansen-Kuratoriums, gelobt<br />

wurde. Besonders freute sich die Jury,<br />

dass alle Altersgruppen, vom Kindergarten<br />

bis zum 12. Jahrgang des Gymnasiums,<br />

mit Beiträgen vertreten waren,<br />

neben Schülergruppen auch die Naturschutzgemeinschaft<br />

Sylt drei originelle<br />

Arbeiten einreichte und sich sogar eine<br />

Familie beteiligt hat. Peter Schnittgard:<br />

„Offenbar hat das Thema die jungen<br />

Menschen dazu gebracht, ihre Insel mal<br />

mit anderen Augen zu betrachten.“<br />

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Künstlerportrait<br />

Hugo Köcke – ein<br />

Künstler auf Sylt<br />

bearbeitet nach: "Künstlerinsel Sylt",<br />

Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer<br />

Hugo Köcke, geboren am 16.4.1874 in Berlin,<br />

war der Sohn eines Lokomotivführers.<br />

Er absolvierte zunächst eine Lithografenlehre<br />

bevor er 1902 an die Berliner Kunstakademie<br />

kam. Friedrich Kallmorgen nahm ihn in seine<br />

Meisterklasse auf. Ein Ehrenpreis ermöglichte<br />

ihm eine Studienreise nach Holland, ein<br />

Abstecher führte ihn nach Paris. Seit 1904<br />

war er regelmäßig auf den großen Berliner<br />

Kunstausstellungen vertreten, ab 1906<br />

wiederholt auch im Münchner Glaspalast.<br />

1918 kam er erstmals auf die Insel Sylt,<br />

die ihm zur Wahlheimat wurde. 1921 heiratete<br />

er in zweiter Ehe die Sylterin Cornelia<br />

Claasen. Das Paar wohnte in der Bötticherstraße<br />

Nr. 14 in Westerland.<br />

Hugo Köcke, 1956<br />

Neben Franz Korwan und C. C. Feddersen<br />

war Köcke in den 20er Jahren der dritte<br />

auf Sylt ansässige Maler, der von dem<br />

Verkauf seiner Werke an Kurgäste abhängig<br />

war. Als sich herausstellte, dass<br />

er vom Verkauf seiner SyIt-Motive alleine<br />

nicht leben konnte, unternahm er<br />

Studienreisen in deutsche Mittelgebirge<br />

und führte Porträtaufträge aller Art aus.<br />

Auf Sylt porträtierte er Handwerker,<br />

Seeleute, Bauern, Frauen und Kinder.<br />

Heute überzeugen zumeist nur noch die<br />

frühen Bilder, wie unter anderem die<br />

„Lister Dünenpredigt“, die sich durch<br />

frischen Elan und eigenen hohen künstlerischen<br />

Anspruch auszeichnen. Die<br />

ständige Fixierung auf den Publikumsgeschmack<br />

hat Hugo Köcke nicht gutgetan.<br />

Seine bedrängte wirtschaftliche<br />

Lage besserte sich erst kurz vor seinem<br />

Tod, als ihm die Stadt Westerland durch<br />

den Kauf von zwei Bildern eine kleine<br />

Leibrente zukommen ließ. Hugo Köcke<br />

starb am 3.3.1956 in Westerland.<br />

Etwa 1925 malte Huge Köcke das Bild<br />

„Lister Dünenpredigt“, welches bis zum<br />

Herbst 2012 als verschollen galt. Dann<br />

tauchte es im Kunsthandel auf und dank<br />

einer großzügigen Schenkung durch den<br />

Hamburger und Kampener Galeristen<br />

Rainer Herold befindet es sich jetzt im<br />

Sylter Museum. Auf dem Gemälde sind<br />

etwa 40 Einheimische und Badegäste, die<br />

sich im Halbkreis zusammengefunden<br />

haben, um den Worten des Pastors zu<br />

lauschen, dargestellt.<br />

Das Motiv der Predigt im Freien ist dem<br />

Umstand geschuldet, dass in abgelegenen<br />

Dörfern, die Aufgrund der Armut über<br />

keine Kirche verfügten, die Gottesdienste<br />

häufig im Freien abgehalten wurden.<br />

In der Kunst erfreute sich das Sujet bereits<br />

vor Hugo Köckes Darstellung einiger<br />

Beliebtheit. So hatte August Mackensen,<br />

einer der Gründer der Worpsweder<br />

Künstlerkolonie, 1893 mit einer<br />

“Predigt im Moor“ großen Erfolg. Wenig<br />

später malte der Holsteiner August<br />

Westphalen eine „Predigt am Strand von<br />

Bornholm“.<br />

Neben Hugo Köcke hat auch der Berliner<br />

Künstler Julius Jacob das Motiv der<br />

Lister Dünenpredigt (um 1952, Öl auf Leinwand)<br />

Predigt im Freien im Listland verortet.<br />

Während dieses 1912 entstandene<br />

Gemälde weiterhin verschollen ist, hat<br />

das Werk von Hugo Köcke nun den Weg<br />

nach Sylt zurückgefunden. Das Gemälde<br />

ist ein seltenes Dokument der Inselgeschichte<br />

und ein meisterhaftes Werk<br />

spätimpressionistischer Freilichtmalerei.<br />

56 57


Kunstausstellungen | 2013<br />

Bleicke Bleicken –<br />

Inselfotograf aus<br />

Leidenschaft<br />

Am 18. November 2012 eröffneten wir diese<br />

Ausstellung mit Aufnahmen aus der Zeit von<br />

1925- 1965, die bis zum 20. April 2013 zu<br />

sehen sein wird.<br />

In Keitum aufgewachsen, als Lehrer hier<br />

tätig und später in Kampen Bürgermeister<br />

im Ehrenamt – und immer ist die<br />

Kamera mit dabei. Früh beginnt er zu fotografieren<br />

und früh macht er mit Fotos<br />

Werbung für seine Insel. Zu der Zeit, als<br />

Bleicke Bleicken anfängt zu fotografieren<br />

ist es noch ein mühsames Hobby. Es gibt<br />

Liebhaberfotografen, die vom Spieltrieb<br />

und technischen Möglichkeiten<br />

dieses Mediums fasziniert sind, andere,<br />

und das sind wohl die meisten, wollen<br />

angenehme Stunden mit Freunden oder<br />

auf Reisen im Bild festhalten. Und dann<br />

gibt es die, die die Kamera nutzen, um<br />

scharf umrissene Ziele zu verfolgen.<br />

Bleicke Bleicken kann man sicherlich zu<br />

den letztgenannten zählen. Als ambitionierter<br />

Laie, und dieser Begriff war in<br />

früheren Zeiten durchaus mit Lob und<br />

Anerkennung verbunden, hält er Mensch<br />

und Landschaft im Bild fest. Aus heutiger<br />

Sicht hat er uns damit Zeitzeugnisse und<br />

Landschaftsbilder hinterlassen.<br />

Im Rahmen seiner Lichtbildervorträge<br />

für Badegäste sowie bei seinen vielen<br />

Bildern in den Broschüren der Sylter<br />

Kurverwaltungen konzentriert er sich<br />

immer mehr auf die Dokumentation der<br />

Landschaft – mit und ohne Menschen. Damit<br />

steht er nicht alleine da. Während die<br />

Sylter Profifotografen sich hauptsächlich<br />

auf das Sylter Strandleben und den Badebetrieb<br />

stürzen, um damit ihren Lebensunterhalt<br />

zu finanzieren, gibt es auch<br />

die, die das andere Sylt suchen. Bleicke<br />

Bleicken trifft auf Sylt Albert Renger-<br />

Patzsch, den bedeutendsten deutschen<br />

Fotografen der Neuen Sachlichkeit. Auch<br />

Theodor Möller, ebenfalls Lehrer und<br />

ambitionierter Laie der Landschaftsfotografie,<br />

hat er gekannt. Raoul Hausmann<br />

und Arved Gutschow, die ebenso zu den<br />

international bekannten und künstlerisch<br />

anspruchsvollen Fotografen der Insel<br />

zählen, könnten von ihm die Insel gezeigt<br />

bekommen haben.<br />

Ohne Zweifel gehört Bleicke Bleicken zu<br />

den renommiertesten Inselfotografen des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

oben: Ringsteekers (1932)<br />

links: Nach der Schafschur (1928)<br />

Dank an die Unterstützer dieser Ausstellung:<br />

Finanzgruppe Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein<br />

Nospa Kulturstiftung Nordfriesland<br />

Sylt Tourismus -Service<br />

Kunstausstellung 2013 im<br />

Sylter Heimatmuseum<br />

bis 20.04.2013<br />

Bleicke Bleicken –<br />

Inselfotograf aus<br />

Leidenschaft<br />

Öffnungszeiten 2013<br />

bis 31. März:<br />

Mittwoch bis Samstag<br />

12 – 16 Uhr<br />

ab April:<br />

Montag bis Freitag<br />

10 – 17 Uhr<br />

Samstag, Sonntag & Feiertage<br />

11 – 17 Uhr<br />

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Organisation der<br />

Söl’ring <strong>Foriining</strong><br />

(Stand: Januar 2013)<br />

Vorstand<br />

Maike Ossenbrüggen<br />

Vorsitzende<br />

Jürgen Ingwersen<br />

1. stellv. Vorsitzender<br />

Claas-Erik Johannsen<br />

2. stellv. Vorsitzender<br />

Beirat<br />

Maren Diedrichsen, List<br />

Vorsitzende<br />

Antje Ahlborn, Munkmarsch<br />

Gerd Böhm, Kampen<br />

Ulrike Lund, Hörnum<br />

Olaf Carstensen, Keitum<br />

Erik Kennel, Keitum<br />

Inken Holst, Wenningstedt<br />

Jörg Strempel, Tinnum<br />

n.n. , Morsum<br />

Erk-Uwe Schrahé, Rantum<br />

Lütje Thaysen, Archsum<br />

Eckehard Volquardsen, Braderup<br />

Andreas Voss, Westerland<br />

Aufsichtsrat<br />

Dirk Scheele, Vorsitzender<br />

Maren Jessen, Johannes Kaiser<br />

Dürken Freier, Lasse Lorenzen<br />

Kassenprüfer im Aufsichtsrat<br />

Ausschuss für Brauchtum<br />

Ute Häßler, Vorsitzende<br />

Britta Frank, Eike Frese,<br />

Inge Gieppner-Carstensen,<br />

Ute Gölz, Heidi Holst, Maren Jessen<br />

Ausschuss für Küstenschutz<br />

Holger Weirup, Vorsitzender<br />

Peter Carstensen, Sven-Okke Drath,<br />

Uwe Drath, Volker Frenzel,<br />

Peter Hammer, Raimund Hoeg,<br />

Horst Jacobsen, Helge Jansen,<br />

Hans-Jürgen Jessen, Peter Sawallich,<br />

Uwe Sönnichsen<br />

Ausschuss für Landschaftspflege<br />

Dr. Ekkehard Klatt, Vorsitzender<br />

Sönke Andersen, Gerd Böhm,<br />

Thomas Diedrichsen, Birgit Hussel,<br />

Thomas Krambeer, Klaus Mungard,<br />

Matthias Seehafer, Manfred Uekermann,<br />

Jens Volquardsen<br />

Ausschuss für Denkmalpflege<br />

nicht besetzt<br />

Ausschuss für restriktive Bebauung<br />

nicht besetzt<br />

Geschäftsstelle<br />

Sven Lappoehn, Geschäftsführer<br />

Martina Krieg, Büro<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Söl’ring <strong>Foriining</strong> e.V.<br />

Am Kliff 19a, 25980 Sylt/Keitum<br />

Tel. 04651/328 05, Fax 04651/328 84<br />

info@soelring-foriining.de<br />

www.soelring-foriining.de<br />

Spendenkonten<br />

Sylter Bank<br />

BLZ 217 918 05<br />

Konto 4251<br />

Redaktion:<br />

Maren Diedrichsen, Christel Fink, Maren Jessen, Sven Lappoehn,<br />

Birgit Osterhage, Heide Stöver<br />

Text:<br />

Folgende Artikel wurden uns von den genannten Zeitungen zur<br />

Verfügung gestellt:<br />

Sylter Rundschau: C.P. Hansen Preisverleihung / von Jörg Christiansen<br />

Bildnachweis:<br />

Sylter Archiv, Jörg Christiansen, Christel Fink, Söl’ring <strong>Foriining</strong>, syltpicture,<br />

Melanie Steur, Peer Knuth, Sven Lappoehn, Petra Okala, Jochen Pförtner<br />

Redaktionsschluss:<br />

27. Januar 2013<br />

Gestaltung:<br />

böe design<br />

Druck:<br />

pinguin Druck<br />

Auflage: 2.000<br />

45. Jahrgang | Schutzgebühr 2,50 Euro<br />

Nord-Ostsee Sparkasse<br />

BLZ 217 500 00<br />

Konto 134 004 704<br />

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töbeek // fuarüt<br />

Veranstaltungen 2012 Veranstaltungen 2013<br />

02 | 17. Piddersdai der <strong>Söl'ring</strong> <strong>Foriining</strong><br />

20. Sölring Hööv – friesischer Gottesdienst<br />

21. 9 Biiken lodern – Reden werden auch auf Sölring gehalten!<br />

22. Petritagsfeier im Friesensaal – friesische Tänze, Spiel und Spaß mit dem<br />

Keitumer Kindergarten und Bernhard Runge am Akkordeon<br />

22. C.P.- Hansen-Jugendpreisverleihungen<br />

03 | 03. Öffentliche Begehung Naturschutzgebiet Nielönn<br />

06. Buchvorstellungen Klimawandel – Sylt (Dr. Ekkehard Klatt)<br />

Sylter Heimatmuseum<br />

04 | 13. Mitgliederversammlung, Friesensaal Keitum<br />

21. Öffentliche Begehung Naturschutzgebiet Rantumer Dünen<br />

05 | 12. Eröffnung der Ausstellung Valeska Gert und der Kampener Ziegenstall<br />

und Beginn der Lesungen im Ziegenstall<br />

20. Internationaler Museumstag in allen Sölring Museen<br />

06 | 23. Kunstnacht um das Sylter Heimatmuseum<br />

08 | 09. Buchvorstellung "Dammbau" von Margarete Boje als Neuauflage<br />

des Nordfriesischen Instituts<br />

10. Deutschlandradio Kultur Hörspiel im Sylter Museum<br />

11. Deutschlandradio Kultur Liveberichte mit der Sölring <strong>Foriining</strong> aus der<br />

Westerländer Musikmuschel<br />

12. Feier zum 90ten Geburtstag von Boy Lornsen – Lesung und<br />

Gedenkveranstaltung<br />

10 | ... Auftaktveranstaltung für die Sölringkurse 2012/2013<br />

11 | ... "Wat snak üp Sölring" im Kaffee von Jürgen Ingwersen in Morsum<br />

18. Vernissage "Inselfotograf aus Leidenschaft" – Bleicke Bleicken Fotografie<br />

im Sylter Heimat Museum<br />

12 | 09. C.-P. -Hansen-Preisverleihung<br />

21. Wintersonnenwende im Denghoog<br />

02 | 21. 9 Biiken lodern – Reden werden auch auf Sölring gehalten!<br />

24. Pidersdai Ting der <strong>Söl'ring</strong> <strong>Foriining</strong><br />

03 | 03. Wat snak üp Sölring – gemütlicher, friesischer Gesprächskreis<br />

04 | 12. Jahreshauptversammlung, Kursaal Rantum, 19 Uhr<br />

14. Abschlussabend Sölring Sprachkurse, Friesensaal Keitum, 17 Uhr<br />

05 | 04. Wattwanderung ab Vogelkoje Kampen mit Birgit Hussel **<br />

12. Internationaler Museumstag mit Museumsfest<br />

06 | * Vernissage Die Sylter Werke von Wenzel Hablik<br />

* Vernissage Ada Hecht und der Ziegenstall<br />

07 | * Diverse Veranstaltungen im Ziegenstall<br />

08 | * Diverse Veranstaltungen im Ziegenstall<br />

10 | 25. Auftaktveranstaltung für die Sölringkurse 2012/2013<br />

11 | * Eröffnung der großen C.P. Hansen Ausstellung im Altfriesischen Haus<br />

und Sylter Heimatmuseum<br />

* Laternelaufen mit der Projektgruppe Sölring me Hart, Haur en Hun in Keitum<br />

12 | 08. 50. C.-P. -Hansen-Preisverleihung<br />

21. Wintersonnenwende am Denghoog<br />

Vorschau Veranstaltungen 2014<br />

02 | * Vernissage "Die Sylter Fotografien" Theodor Möller<br />

* Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.<br />

** Weitere Termine finden sie auf Seite 20<br />

Detailinformationen zu den Veranstaltungen, Vorankündigungen oder<br />

Presseveröffentlichungen erhalten Sie in der Geschäftsstelle oder auf<br />

unserer Webseite. Wenn Sie unseren Newsletter erhalten möchten, der sie<br />

über aktuelle Veranstaltungen informiert, dann senden Sie uns ein email.<br />

www.soelring-foriining.de<br />

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Sölring Museen<br />

Inselgeschichte, Kunst & Kultur<br />

VOGELKOJE<br />

zwischen Kampen und List<br />

Historische Entenfanganlage<br />

des 18. Jahrhunderts mit<br />

Naturlehrpfad<br />

Sylter<br />

HEIMATMUSEUM<br />

in Keitum (Am Kliff)<br />

Inselgeschichte von den Anfängen<br />

bis in das 20. Jahrhundert<br />

ALTFRIESISCHES<br />

HAUS<br />

in Keitum (Am Kliff)<br />

Sylter Lebens- und Wohnkultur<br />

des 18. & 19. Jahrhunderts<br />

DENGHOOG<br />

in Wenningstedt<br />

(An der Friesenkapelle)<br />

5000 Jahre alte Grabkammer<br />

der Jungsteinzeit<br />

64 Kulturarbeit | Landschaftsschutz | Denkmalpflege<br />

Öffnungszeiten<br />

Ostern bis Oktober<br />

täglich 10 - 17 Uhr<br />

Samstag, Sonn- & Feiertag<br />

11 - 17 Uhr<br />

November bis März<br />

nach Ankündigung<br />

( Denghoog und Vogelkoje<br />

geschlossen)<br />

www.soelring-foriining.de

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