download - Söl'ring Foriining
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2013 fuarüt // töbeek 2012<br />
Kulturarbeit | Landschaftsschutz | Denkmalpflege<br />
1
Bildnachweis Titelseite (von links nach rechts)<br />
Bleicke Bleicken "Der Zug kommt" (um 1932),<br />
Titelbild zur Ausstellung Inselfotograf aus Leidenschaft<br />
Internationaler Museumstag, Mai 2012<br />
(Silke von Bremen als Kostgängerin "Karen Erken")<br />
Premiere Valeska Gert "Der Ziegenstall" Ausstellung<br />
(Christiane Retzlaff und Andrea Engl)<br />
Archäologie Lehrpfad "hünen.kulTour" (Flyer)<br />
Begrüßung 4<br />
töbeek en fuarüt<br />
Bericht Ausschuss für Küstenschutz 9<br />
Holger Weirup<br />
Bericht Ausschuss für Landschaftspflege 12<br />
Dr. Ekkehard Klatt<br />
Bericht Ausschuss für Brauchtum 16<br />
Ute Häßler<br />
NATUR & UMWELT<br />
Umwelt | Geothermie 22<br />
KULTURARBEIT<br />
Archäologischer Lehrpfad | hünen.kulTOUR 24<br />
Altfriesisches Haus | C.P. Hansen Ausstellung 28<br />
Altfriesisches Haus | Hallo Altes Haus 32<br />
Gedicht | Ik ual Hüs 33<br />
Museumsschätze 34<br />
Heimatmuseum | Zeitreise in den "Ziegenstall" 36<br />
Museumsfest 38<br />
Im Fokus:<br />
Sylter Geschichte<br />
Auswanderer von Sylt 40<br />
Ahnenforschung | Ortsfamilienbuch 42<br />
Memoiren einer Insel 43<br />
Der Sylter an sich 44<br />
Das Hapag-Haus in Hörnum 46<br />
//// news. niis 50<br />
//// bücher. boker 52<br />
C.-P.-Hansen-Preis und Jugendpreis 2012<br />
Ehrung für Erk-Uwe Schrahé 54<br />
Künstlerportrait<br />
Hugo Köcke 56<br />
Kunstausstellungen 2013<br />
Bleicke Bleiken 58<br />
Organisation der Söl’ring <strong>Foriining</strong> 60<br />
Veranstaltungskalender 2012 // 2013<br />
2 3
töbeek en fuarüt<br />
Liebe Mitglieder, liebe<br />
Freunde unserer Insel und<br />
der Söl’ring <strong>Foriining</strong>!<br />
Die Sanduhr als Zeitmesser ist ein sehr gutes<br />
Beispiel für den Ablauf von Geschwindigkeit.<br />
Unaufhaltsam rinnt der Sand aus der<br />
Vergangenheit in die Zukunft.<br />
Wenn ein Jahr vergangen ist, dann<br />
drehen wir die Uhr um. Neues Spiel,<br />
neue Chancen – für die Insel, für die<br />
<strong>Söl'ring</strong> <strong>Foriining</strong>, für die Museen.<br />
Wir sind froh, dass es uns jedenfalls<br />
zum größten Teil gelungen ist, die vielfach<br />
gestellten Aufgaben an ihren Platz<br />
zu bringen. Das konnte unter anderem<br />
nur gelingen durch das Wohlwollen<br />
und die Großzügigkeit unsere Förderer.<br />
Dabei verdienen die „Zeitspender“ ein<br />
ganz besonderes Lob! Die unserem<br />
Verein Zugeneigten standen uns wieder<br />
ein ganzes Jahr mit Rat und Tat zur<br />
Seite. Ein großes Dankeschön für<br />
dieses praktizierte Ehrenamt. Nicht zu<br />
vergessen unsere Mitarbeiter – angefangen<br />
bei der Reinigung über die<br />
Museumsmitarbeiter bis zur Geschäftsstelle.<br />
Wir vom Vorstand können uns<br />
noch so viel vornehmen – in die Tat<br />
umgesetzt werden muss es dort.<br />
Ein großes Lob, dass Euer Interesse<br />
weit über den reinen Broterwerb<br />
hinausgeht.<br />
Wir konnten im letzten Jahr einige<br />
Projekte nur Dank großzügiger<br />
Spenden umsetzen. Hier sei an erster<br />
Stelle der Rotary Club Sylt Westerland<br />
genannt. Dieser hatte das rotarische<br />
Jahr 2011/2012 unter das Motto „Sylter<br />
Identität“ gestellt und uns in diesem<br />
Rahmen vielfältig unterstützt. Die<br />
Außenbeleuchtung vor dem Sylter<br />
Heimatmuseum ist erneuert worden,<br />
das gesamte Dach ist repariert und für<br />
die nächsten Jahre fit gemacht worden<br />
und als großes inselweites Projekt<br />
ist der archäologische Lehrpfad<br />
hünen.kulTour entstanden. Ein Projekt,<br />
das weit über die Inselgrenzen hinaus<br />
für Aufmerksamkeit gesorgt hat.<br />
(Der Flyer liegt dem Jahresbericht bei und<br />
ein ausführlicher Bericht folgt ab Seite 24).<br />
Über 40.000 Euro sind in diese<br />
Projekte geflossen. Vielen Dank!<br />
Freud und Leid liegen immer eng<br />
zusammen.<br />
Wir gedenken Frau Anna Lassen, die<br />
im Juni 2012 verstorben ist. Durch sie<br />
und ihren Mann Hans war es möglich,<br />
1973 das Heimatmuseum zu vergrössern.<br />
Stellvertretend für viele weitere<br />
nennen wir hier noch Frau Ehlermann,<br />
die Tochter des Malers Ernst Mollenhauer.<br />
Sie verstarb 87-jährig im November<br />
2012 und hat dem Museum die<br />
Gemälde ihres Vaters vermacht, die<br />
das Herzstück der Sommerausstellung<br />
2009 darstellten.<br />
von links nach rechts:<br />
Maike Ossenbrüggen | Vorsitzende<br />
Jürgen Ingwersen |1. stellv. Vorsitzender<br />
Claas-Erik Johannsen |2. stellv. Vorsitzender<br />
Rainer Herold, Galerist in Hamburg<br />
und Kampen hat seine Ausstellungseröffnung<br />
im Dezember zum Anlass<br />
genommen, dem Museum zwei herausragende<br />
Bilder zu stiften. Beide Bilder,<br />
eines von Hugo Köcke (Bericht Seite 56),<br />
eines von Carl Ludwig Jessen, galten<br />
lange Jahre als verschollen. Beide sind<br />
derzeit in der aktuellen Ausstellung im<br />
Sylter Heimatmuseum zu bewundern.<br />
Ein vielfältiges Programm haben wir<br />
2012 wieder auf die Beine gestellt. Die<br />
Atmosphäre des legendären Kampener<br />
Ziegenstalls konnte dank der Fotos<br />
von Henriette Fischer und dem Einsatz<br />
von Christiane Retzlaff und Prof. Dr.<br />
Schulte-Wülwer im Obergeschoß des<br />
Heimatmuseums nachgestellt und mit<br />
einem besonderen Abend eingeweiht<br />
werden. Die Ausstellung wurde im<br />
Laufe des Jahres um Bilder von Johanna<br />
Eglau, Frau des Sylter Malers Otto<br />
Eglau, erweitert, die zum 100. Geburtstag<br />
Valeska Gerts in den 90er Jahren<br />
einen Workshop in Kampen initiiert<br />
hatte.<br />
Die Sommerausstellung „Künstlerinsel<br />
Sylt – Eine Zeitreise durch die Malerei<br />
auf Sylt“ konnte an die Ausstellungserfolge<br />
aus den Vorjahren anknüpfen,<br />
auch dank einiger Leihgaben aus dem<br />
„Museum Kunst der Westküste“ aus<br />
4 5
töbeek en fuarüt<br />
Alkersum auf Föhr. Die Winterausstellung<br />
„Bleicke Bleicken – Inselfotograf<br />
aus Leidenschaft“ ist ganz besonders<br />
empfehlenswert (Bericht Seite 58). Ohne<br />
die Sparkassenstiftung Schleswig-<br />
Holstein und die Kulturstiftung der<br />
Nord-Ostsee Sparkasse wäre diese<br />
Ausstellung nicht denkbar gewesen.<br />
Einige Buchvorstellungen haben im<br />
Laufe des Jahres das Programm<br />
abgerundet und am internationalen<br />
Museumstag im Mai hat Familie<br />
Uwen nach 200 Jahren mal wieder<br />
ihr Haus besucht – die Darsteller aus<br />
der living history- Gruppe um Silke von<br />
Bremen haben die Besucher auf eine<br />
spannende Zeitreise mitgenommen.<br />
Zum Ende des Sommers konnten wir<br />
gemeinsam mit dem Deutschlandradio<br />
Kultur einen spannenden Hörspielabend<br />
im Museum durchführen. So sind<br />
wir immer wieder für neue Ideen und<br />
Aktionen aufgeschlossen, um unsere<br />
Museen und die Sylter Kunst- und<br />
Kulturszene interessant zu gestalten.<br />
Im Jahr 2012 konnte man sagen,<br />
C.P. Hansen ist nach Hause zurückgekehrt.<br />
Die Ausstellung über den Sylter<br />
Heimatforscher, Lehrer, Organisten,<br />
Fremdenführer und Museumsbetreiber<br />
der ersten Stunde ist seit Dezember<br />
geöffnet und soll 2013 weiter<br />
wachsen (Bericht Seite 28).<br />
Im Bereich der Naturschutzarbeit<br />
wurden einige Führungen für die Mitglieder<br />
und die Öffentlichkeit durch-<br />
geführt. Nicht dass diese überfüllt<br />
waren, aber man merkt, dass dieses<br />
Thema immer mehr Beachtung und<br />
Bedeutung auf unserer Insel findet. In<br />
jedem Fall setzt die Söl’ring <strong>Foriining</strong><br />
mit ihrer Naturschutzarbeit deutliche<br />
Akzente auf Sylt. Auch kontroverse<br />
Themen werden angesprochen –<br />
nicht immer zur Freude aller – wir<br />
glauben aber, dass eine sachliche<br />
Diskussion zu guten Ergebnissen<br />
führen kann. Die Strandversorgung<br />
Kampen, die nun neu überdacht wird,<br />
ist ein gutes Beispiel dafür.<br />
Während die Wattwanderungen ab der<br />
Vogelkoje Kampen mit Birgit Hussel<br />
sehr gut angenommen worden sind,<br />
konnten wir für die Küstenschutzführungen<br />
mit Arfst Hinrichsen leider<br />
nur sehr wenig Menschen begeistern<br />
und das, obwohl das Thema sehr<br />
spannend und anschaulich im Rahmen<br />
eines langen Spazierganges durch ihn<br />
erläutert wurde. Wir mussten uns<br />
entschließen, diese Führungen vorerst<br />
nicht mehr stattfinden zu lassen. Das<br />
muß nicht so bleiben. Fragen Sie uns!<br />
Viele Themen finden jedoch auch im<br />
Verborgenen statt und sind in der<br />
Öffentlichkeit gar nicht präsent.<br />
Das trifft hauptsächlich für die Landschaftspflegearbeiten<br />
und dort speziell<br />
den Naturschutz und auch für die<br />
Küstenschutzarbeit zu. Große medienwirksame<br />
Aktionen sind in diesen<br />
Tätigkeitsfeldern eher hinderlich als<br />
hilfreich. In den beiden Ausschußberichten<br />
im Anschluß erfahren Sie<br />
Näheres dazu.<br />
Neben unseren vielen praktischen<br />
Aufgaben haben wir aber auch eine<br />
wichtige politische Aufgabe.<br />
Die Söl’ring <strong>Foriining</strong> versteht sich als<br />
der Interessensvertreter der friesischen<br />
Volksgruppe auf Sylt. Die friesischen<br />
Volksgruppen in Nord- und Ostfriesland<br />
sind eine von nur vier anerkannten<br />
nationalen Minderheiten in Deutschland.<br />
Es gilt für uns, die Minderheitenpolitik<br />
und insbesondere die<br />
Sprachenpolitik der jeweiligen Regierungen<br />
aufmerksam zu beobachten.<br />
In Schleswig-Holstein haben wir seit<br />
Mai 2012 eine neue Landesregierung<br />
und erstmalig haben Aussagen zur<br />
Minderheiten- und Sprachpolitik<br />
Eingang in einen Koalitionsvertrag<br />
gefunden. Das ist ein großer Erfolg,<br />
aber die Umsetzung durch die Politik<br />
muss zeitnah und überparteilich durch<br />
uns und andere friesische Institutionen<br />
eingefordert werden.<br />
Unsere besondere Sorge gilt dabei<br />
immer wieder unserer wunderbaren<br />
Sprache, dem Söl’ring.<br />
Unsere Sprache müssen wir mit all<br />
unseren Kräften lebendig erhalten,<br />
denn sie ist ein sehr hohes Gut, das<br />
uns an einer gemeinsamen Identität<br />
teilhaben lässt, die uns alle verbindet.<br />
Dafür benötigen wir ideelle und<br />
finanzielle Unterstützung.<br />
Wenn Sie die Vereinsarbeit mit einer<br />
Spende unterstützen möchten, freut<br />
und hilft uns das sehr! In diesem Fall<br />
nutzen Sie den beiliegenden Überweisungsträger.<br />
Wollen Sie sich persönlich<br />
in einem unserer vielen Themenbereiche<br />
engagieren – Sie sind herzlich<br />
willkommen! Nehmen Sie bitte mit<br />
uns Kontakt auf.<br />
Auch 2013 freuen wir uns auf ein<br />
gutes Jahr und viele spannende<br />
Themen. Das Jahr hat bereits vielversprechend<br />
begonnen!<br />
Rüm Hart, klaar Kiming!<br />
Maike Ossenbrüggen,<br />
Jürgen Ingwersen,<br />
Claas-Erik Johannsen<br />
6 7
Kooperation Stiftung<br />
Küstenschutz und<br />
Sölring <strong>Foriining</strong><br />
Die Sölring <strong>Foriining</strong> kooperiert mit der<br />
Küstenschutzstiftung Sylt. In Zeiten immer<br />
knapperer Kassen müssen wir gemeinsam<br />
das Bewusstsein in der Bevölkerung und<br />
bei den Gästen für dieses Thema schärfen.<br />
Die staatlichen Gelder für den Küstenschutz<br />
können nicht alles abdecken, was machbar<br />
und notwendig ist. Forschung, technische<br />
Innovation und neue Küsteschutzideen sind<br />
gefragt. Sogar als Sylter kann man dieses<br />
Ticket erwerben!<br />
Durch die Kooperation zwischen der<br />
DB AutoZug GmbH, Niederlassung Sylt<br />
und der Stiftung Küstenschutz können<br />
Sie helfen, die Insel zu erhalten: Die DB<br />
Autozug GmbH stellt sich somit ihrer<br />
Verantwortung zum Erhalt von Deutschlands<br />
schönster Nordseeinsel<br />
Das "SYLTSCHÜTZER-TICKET." ist in<br />
Niebüll am Automaten und am Check-In<br />
erhältlich. In Westerland kann das Ticket<br />
am Check-In erworben werden. Zusätzlich<br />
können Sie Ihr "SYLTSCHÜTZER-<br />
TICKET." auch direkt über das Internet<br />
buchen. Mit der Syltschützer-Ausstellung<br />
an der Autoverladung nach Sylt möchten<br />
wir Sie auf das Erfordernis des Küstenschutzes<br />
auf den Insel, Halligen und auf<br />
dem Festland hinweisen. Die Ausstellung<br />
trägt den Titel „Sturmflut, wat geiht<br />
mi dat an?“ – das ist Plattdeutsch und<br />
bedeutet die Fragestellung: „Sturmflut -<br />
Was geht mich das an?“ Alle Menschen,<br />
die sich in dem Lebensraum der Inseln<br />
und Halligen aufhalten, werden von den<br />
Naturgewalten beeinflusst.<br />
Der Küstenschutz<br />
geht uns alle an.<br />
Leisten Sie Ihren<br />
Beitrag, um die Küste<br />
zu sichern.<br />
Spendenkonto:<br />
Stiftung Küstenschutz Sylt<br />
Sylter Bank<br />
BLZ 217 918 05<br />
Konto- Nr. 366 366<br />
Anzeige<br />
Bericht Ausschuss für<br />
Küstenschutz von Holger Weirup<br />
Das Jahr 2012 war für den Küstenschutz ein<br />
eher ruhiges Jahr. Hier ein kurzer Überblick<br />
der aktuellen Themen:<br />
Westküste<br />
Nach dem Orkantief Andrea Anfang<br />
Januar 2012 wurden nur wenige Schäden<br />
an der Westküste festgestellt. Mit den<br />
diesjährigen Sandvorspülungen wurden<br />
926.000 m³ Sand an die Sylter Westküste<br />
verbracht, so dass der natürliche jährliche<br />
Sandverlust von ca. 1 Mio m³ ausgeglichen<br />
werden konnte. Der Strand<br />
befindet sich in einem insgesamt guten<br />
Zustand.<br />
Wellenbrecher in Hörnum<br />
Eine ganz besondere Küstenschutzmaßnahme<br />
hat der Landesbetrieb<br />
für Küstenschutz, Nationalpark und<br />
Meeresschutz (LKN) in diesem Jahr in<br />
Hörnum durchgeführt.<br />
Das südliche Tetrapodenlängswerk<br />
wirkte wie eine Buhne von der wiederum<br />
eine Lee-Erosion ausgeht. Um die<br />
Lee-Erosion von der Bebauung fernzuhalten,<br />
sind eine Verlängerung des<br />
Tetrapodenlängswerkes nach Süden und<br />
der Umbau zu einem Wellenbrecher<br />
sinnvoll. Da der Küstenabtrag in diesem<br />
Bereich ausschließlich auf den<br />
vom schräg anlaufenden Seegang<br />
verursachten Küstenlängstransport<br />
zurückzuführen ist, kann lediglich<br />
ein Wellenbrecher die küstennahe<br />
Küstenschutz<br />
Neues Längswerk in Hörnum<br />
Längstransportkomponente verringern.<br />
Dieser bricht bereits im Vorfeld die<br />
Wellenenergie.<br />
Es wurden nun 1026 Tetrapoden im<br />
Hauptstrandbereich von Hörnum aufgenommen.<br />
Davon wurden 134 Tetrapoden<br />
südlich vom Querwerk im Längswerk<br />
(Wellenbrecher) zur Erhöhung eingebaut<br />
und 892 Tetrapoden im Bereich der Odde<br />
zunächst zwischengelagert.<br />
Mit den so gewonnenen Tetrapoden<br />
wurde nach erfolgter Sandaufspülung<br />
der Wellenbrecher aufgesetzt. Um die<br />
sechs Tonnen schweren Tetrapoden<br />
bewegen und fachgerecht setzen zu<br />
können, wurde von der Firma<br />
Nahmen Christiansen ein spezieller<br />
Setzmechanismus mit sechs Haltekrallen<br />
und einer Sicherungskette entwickelt.<br />
Durch die im Mai fertig gestellte Verlängerung<br />
des südlichen Längswerkes<br />
nach Süden wird nun die Lee-Erosion<br />
von der Küste abgelenkt.<br />
8 9
Küstenschutz<br />
Ostküste<br />
Der Landschaftszweckverband Sylt (LZV)<br />
und der LKN haben die Zusammenarbeit<br />
bei den Lahnungsinstandsetzungen fortgesetzt.<br />
Es wurden drei Lahnungsfelder<br />
im nördlichen Teil der Keitumer Bucht<br />
ab Höhe Clemenz-Wäldchen bearbeitet.<br />
Lahnungsbau in Keitum<br />
Durch die gleichzeitige Optimierung<br />
der dortigen Wegeführung wird die<br />
Besucherlenkung für Fußgänger, Reiter<br />
und damit die Gesamtsituation für den<br />
Küstenschutz und den Naturschutz<br />
verbessert. Nächstes Jahr werden die<br />
Anwurfarbeiten an den Lahnungsfeldern<br />
abgeschlossen, dann besteht<br />
Hoffnung auf Stabilisierung dieses<br />
Küstenabschnittes.<br />
Ministeriums für die Deichverstärkungsmaßnahme<br />
Mövenbergdeich ist endgültig<br />
unanfechtbar geworden, da zum<br />
Glück keine Klage erhoben wurde.<br />
Gegenüber den Trägern öffentlicher<br />
Belange, den Naturschutzverbänden<br />
und sonstigen Verfahrensbeteiligten,<br />
ist die Klageerhebungsfrist auch gegen<br />
den Planfeststellungsbeschluss des<br />
Landesamtes für Bergbau, Energie und<br />
Geologie für die Gewinnung von Seesand<br />
aus dem Bewilligungsfeld Westerland III<br />
abgelaufen.<br />
Damit ist nun der Sand für die Sandvorspülung<br />
vor dem Alfred Wegener<br />
Institut, aber auch für die nächsten Jahre<br />
an der Westküste gesichert. Die europaweite<br />
Ausschreibung für die Verstärkung<br />
des Mövenbergdeiches in List ist veröffentlicht<br />
worden, so dass wir 2013 endlich<br />
auf den Baubeginn hoffen dürfen!<br />
Küstenschutzabgabe<br />
Im Koalitionsvertrag der neuen<br />
Landesregierung wurde vereinbart, dass<br />
die Küstenschutzabgabe nicht eingeführt<br />
wird. Alle diesbezüglichen gesetzlichen<br />
Regelungen wurden wieder rückgängig<br />
gemacht. Damit ist es gelungen, die<br />
Einführung dieser ungerechten Abgabe<br />
abzuwenden - Unser Dank geht hier an<br />
ALLE Mitstreiterinnen und Mitstreiter für<br />
ihren Einsatz.<br />
werden wir weiterhin anbieten – allerdings<br />
nur noch auf Anfrage, nach<br />
Terminabsprache. Dieses Angebot richtet<br />
sich an interessierte Gruppen, Schulen,<br />
Seminare, Fortbildungsveranstaltungen<br />
usw.<br />
Buhnenbeseitigung<br />
Wir begrüßen an dieser Stelle ausdrücklich<br />
die Beseitigung der Buhnen<br />
an der Sylter Westküste. Wie heute<br />
bekannt ist, erfüllen sie keinerlei<br />
Küstenschutzfunktion. Im Gegenteil: sie<br />
stellen für Strandwanderer und Badende<br />
eine erhebliche Gefahr dar. Jedes Jahr<br />
kommt es zu mehreren Unfällen.<br />
Die Insel Sylt stellt über den Landschaftszweckverband<br />
Haushaltsmittel für die<br />
Buhnenbeseitigung zur Verfügung und<br />
auch private Spenden unterstützen diese<br />
Bemühungen. Eigentlich ist das Land als<br />
Eigentümer der Buhnen in der Pflicht,<br />
diese Bauwerke ohne Funktion zu beseitigen.<br />
Wie so oft stehen auch hier keine<br />
finanziellen Mittel zur Verfügung.<br />
Küstenschutz<br />
Entsorgung der Buhnen an der Westküste, Kampen<br />
Für das Jahr 2013 brauchen wir dringend<br />
die aktive Unterstützung der<br />
Mitglieder der Söl’ring <strong>Foriining</strong> in<br />
Sachen Küstenschutz an der Kampener<br />
Vogelkoje.<br />
1993/94 wurde unser Deich dort grundsaniert,<br />
wobei der Fuß mit Granitsteinen<br />
für 400.000 DM aus Spendengeldern<br />
gesichert wurde. Aufgrund der exponierten<br />
Lage müssen der Deich und der Fuß<br />
immer wieder hohen Belastungen Stand<br />
halten. Der Deichfuß muss nun nach 20<br />
Jahren dringend wieder auf Vordermann<br />
gebracht werden.<br />
Mövenbergdeich<br />
Eine gute Möglichkeit wäre, die Beseitigung<br />
von Buhnen als Ausgleichsmaßnahme<br />
für neue Küstenschutzbauwerke<br />
anzuerkennen. Dieses „Win-Win-<br />
Szenario“ hat LZV-Verbandsvorsteher Liebe Freunde und Förderer der<br />
Die Tradition, in jedem Jahresbericht<br />
Manfred Uekermann dem zuständi-<br />
Söl’ring <strong>Foriining</strong>, ich bitte Euch<br />
über den Stand der Dinge Mövenberggen<br />
Ministerium vorgeschlagen – eine und Sie, uns bei diesem Projekt mit<br />
deichverstärkung zu berichten, werde<br />
Antwort steht bis heute aus.<br />
Spenden zu helfen!<br />
ich an dieser Stelle aufgreifen.<br />
Küstenschutzführungen<br />
Die rechtlichen Grundlagen für die Die aktiven, kurzweiligen Führungen<br />
Wie eingangs gesagt, 2012 war ein gutes Spendenkonto<br />
Deichverstärkung sind nun gegeben:<br />
Der Planfeststellungsbeschluss des<br />
zum Thema Küstenschutz draußen an<br />
der Sylter Küste mit Arfst Hinrichsen<br />
Jahr für die Sylter Küste, auch Dank aller<br />
im Küstenschutz aktiv Beteiligten.<br />
Sölring <strong>Foriining</strong><br />
Stichwort „Deichfuß Vogelkoje“<br />
KontoNr. 4251 bei der Sylter Bank<br />
BLZ 21791805<br />
10 11
Landschaftspflege<br />
Bericht Ausschuss für<br />
Landschaftspflege<br />
von Dr. Ekkehard Klatt<br />
Die Söl´ring <strong>Foriining</strong> (SF) freut sich, sagen<br />
zu dürfen, dass die seit 1978 durchgeführte<br />
Betreuung der Naturschutzgebiete von Seiten<br />
Sylter Freiwilliger auch für das Jahr 2013<br />
weiter gesichert ist. Die personelle Entwicklung<br />
gestaltet sich auch weiterhin als schwierig.<br />
Wir hoffen trotzdem, für diese gerade in<br />
unserer Zeit so notwendige Tätigkeit in absehbarer<br />
Zeit noch weitere Helfer und Betreuer<br />
begeistern zu können.<br />
Wir verfügen endlich wieder über genügend<br />
Gebietsbetreuer, so dass wir hoffen, auch<br />
weiterhin mit wachsamen Augen alle Veränderungen<br />
in den Naturschutzgebieten (NSG) und<br />
Landschaftsschutzgebieten (LSG) begleiten zu<br />
können.<br />
Auch im vergangenen Jahr mussten<br />
wir uns mit einer Vielzahl von Themen<br />
beschäftigen, die ganz oft unserer Vorstellung<br />
vom weitergehenden Schutz der<br />
Sylter Natur widersprachen.<br />
Die Absicht der Gemeinden, den Gästen<br />
in räumlich immer engeren Abständen<br />
sanitäre Einrichtungen zu bieten und<br />
Erfrischungen am Weststrand der Insel<br />
reichen zu müssen, würde auf jeden<br />
Fall zu nachhaltigen optischen Veränderungen<br />
in den uns anvertrauten Naturschutzgebieten<br />
führen.<br />
Für unsere Schutzgebiete berichten wir<br />
jährlich schriftlich an das Land.<br />
Nach vielen Jahren ist uns erstmals<br />
gelungen, die Schutzgebiete gemeinsam<br />
mit den zuständigen Kreis- und Landesbehörden<br />
zu begehen und zu begutachten.<br />
Nur dadurch wird es in Zukunft möglich<br />
werden, die doch zum Teil sehr unterschiedliche<br />
Sichtweise über den Zustand<br />
der Gebiete und die in der Landesverordnung<br />
Schleswig-Holstein definierten<br />
Schutzziele in Einklang zu bringen. Nur<br />
somit ist ein längerfristiger Erhalt mit<br />
einer gleichzeitigen Verbesserung der<br />
Situation für Flora und Fauna zu erreichen.<br />
Im 3. Jahr in Folge und voraussichtlich<br />
zum letzten Mal hat uns die Naturschutz<br />
AG der Kardinal-von-Galen Gesamtschule<br />
aus Mettingen in NRW geholfen, das<br />
Dauerproblem der wildwuchernden<br />
Rosenbestände der rosa rugosa ein wenig<br />
einzudämmen. Unsere jungen Naturfreunde<br />
haben mit Unterstützung durch<br />
den Vorstand zum wiederholten Mal die<br />
Wildrose von einem bronzezeitlichen<br />
Grabhügel der Krockhooger im NSG<br />
Dünenlandschaft auf dem Roten Kliff zurückgeschnitten,<br />
so dass das Hünengrab<br />
sich wieder in seiner ursprünglichen<br />
Form von der es umgebenden Heidelandschaft<br />
abhebt. Wir sagen ganz herzlich:<br />
Danke schön! Und immer noch träume<br />
ich von einer positiven Inspiration für<br />
unsere Sylter Jugend an hiesigen<br />
Schulen.<br />
Die Kennzeichnung der Naturschutzgebiete<br />
schreitet langsam voran. Leider<br />
ist nur so ein konsequenter Schutz der<br />
Gebiete gewährleistet, denn erkennen<br />
und als solche wahrnehmen muss ein<br />
Besucher unsere so wertvolle Landschaft<br />
schließlich erst mal, bevor ein Bewusstsein<br />
für den Sinn von Erhalt und Pflege<br />
geweckt werden kann.<br />
Zwei Verbesserungsvorschläge für unsere<br />
Gebiete sind leider immer noch nicht<br />
umgesetzt worden: Im NSG Nielönn in<br />
Kampen ist es uns weder gelungen, eine<br />
dauerhafte Beweidung, die Teile dieser<br />
Salzwiesen in ihren früheren Ursprung<br />
zurückführen würde, zu organisieren,<br />
noch haben wir es geschafft, eine<br />
Reetmahd zu organisieren, die uns nach<br />
längerer Zeit mal wieder heimisches Reet<br />
für Dächer auf Sylter Häusern zur Verfügung<br />
stellen könnte. Im NSG Dünenlandschaft<br />
auf dem Roten Kliff fehlt immer<br />
noch die Umsetzung der Ideen zwischen<br />
den Gemeinden und dem Landschaftszweckverband<br />
Sylt (LZV), was die Wegeführung<br />
des Natur-Kliffweges zwischen<br />
Wenningstedt und Kampen angeht.<br />
Dadurch werden die für den Küsten- und<br />
Inselschutz so wertvollen Dünen oft<br />
unbeabsichtigt immer mehr und leider<br />
auch immer schneller in Mitleidenschaft<br />
gezogen.<br />
Auch in diesem Jahr möchten wir alle<br />
Interessierten in Sachen Natur und Landschaftpflege<br />
ganz herzlich aufrufen uns<br />
zu unterstützen. Am liebsten durch rege<br />
und aktive Besuche unserer tollen NSG<br />
und LSG. Wer draußen unterwegs ist<br />
Landschaftspflege<br />
Begehung LSG Jückersmarsch<br />
erkennt mit eigenen Augen am besten,<br />
wo noch Verbesserungen wünschenswert<br />
wären. Wir sind für jedes paar Augen<br />
und für jeden Hinweis dankbar. Die<br />
Geschäftsstelle nimmt alle Anregungen<br />
gerne entgegen und leitet sie an die<br />
einzelnen Betreuerinnen und Betreuer<br />
weiter. Je nachhaltiger wir den Schutz<br />
unserer Sylter Landschaft gestalten, desto<br />
größer sollte unser Bestreben sein, dass<br />
die Natur trotz ständig steigender Besucherzahlen<br />
auch zukünftig im Vordergrund<br />
stehen darf!<br />
12 13
Landschaftspflege<br />
Nachdem wir uns bereits vor einem Jahr<br />
mit nachvollziehbaren Argumenten<br />
gegen eine Verpressung von CO2 im<br />
Wattenmeer ausgesprochen hatten<br />
(s. Jahresbericht 2011, CCS Technologie),<br />
dürfen wir in diesem Jahr erklären, dass<br />
„fracking“, also unkontrollierbare Sprengungen<br />
bei gleichzeitigem Einsatz hochtoxischer<br />
und/oder radioaktiver Chemikalien<br />
zur Gewinnung von Schiefergas,<br />
im Raum Norddeutschland unmöglich<br />
zum Einsatz kommen darf. Beide Methoden<br />
gefährden aufs Schlimmste unsere<br />
Trinkwasservorräte und würden auf<br />
jeden Fall das unweigerliche Ende des<br />
Nationalparks Schleswig-Holsteinisches<br />
Wattenmeer und aller angrenzender<br />
NSG´s bedeuten!<br />
WIR SIND DIE SÖL‘RING FORIINING<br />
Die „Sylter Identität“ verbindet uns alle.<br />
Sie sind ein Teil davon.<br />
Treten Sie ein.<br />
NSG Tafel im Naturschutzgebiet Nielönn, Kampen<br />
Wir sind sehr erfreut darüber, dass nach<br />
längeren Überlegungen zwischen der<br />
SF, den Gemeinden und dem LZV auch<br />
auf Sylt das landesweite Besucherinfor-<br />
BesucherInformationSystem (BIS)<br />
mationssystem (BIS) in zwei von der SF<br />
betreuten NSG Einzug hält, nämlich<br />
Beim BIS handelt es sich um ein S-H<br />
weites einheitliches Gestaltungssystem<br />
für Naturschutzgebiete (NSG), in dem die<br />
Eigenarten und Besonderheiten des jeweiligen<br />
NSG, die angestrebten Ziele und<br />
die dafür getroffenen Regelungen für die<br />
Besucherinnen und Besucher anschaulich<br />
in Nielönn und der Vogelkoje Kampen.<br />
Damit wahren wir die Chance, möglichst<br />
noch 2013 in eines der bekanntesten<br />
Naturschutzbücher, nämlich den „Naturführer<br />
durch S-H“, mit aufgenommen zu<br />
werden.<br />
vermittelt werden sollen.<br />
Wir bedanken uns bei allen Freunden<br />
Während in NSGs ohne hohes Besucher- und Förderern der Landschaftspflege der<br />
aufkommen auch die Wegweisung durch<br />
die Gebiete ein wichtiger Informationspunkt<br />
darstellt, geht es auf Sylt hauptsächlich<br />
um die Vermittlung der Besonderheiten<br />
von Flora und Fauna und die<br />
SF auf Sylt und hoffen auf weitere gute<br />
Zusammenarbeit im gemeinsamen Streben<br />
um den Erhalt der Sylter Landschaft.<br />
kulturhistorische Geschichte der NSGs.<br />
Das Beitrittsformular finden Sie auf unserer Webseite www.soelring-foriining.de<br />
14<br />
oder kann bei der Geschäftsstelle telefonisch angefordert werden.<br />
15
Brauchtum Brauchtum<br />
Bericht Ausschuss für<br />
Brauchtum<br />
von Ute Häßler<br />
Söl’ring Lir – biwaari dit Ailön!<br />
Hat nemt of me di Sölring lönslir üp Söl.<br />
I altermaal, wat Bütlön lewi, nur langsen<br />
muar. Uk wan maning fan juu jaar Ithüüs<br />
üp Fastlön fünen haa, forkoopi saacht ek<br />
Söl’ring Ãrev üp Marker of ön Internet!<br />
Dit Töbeekteenken en Aarbern fan Söl’ring<br />
Könstler, Seefaarer, Hunwerker en fan Liren<br />
diar Gasten ãpnomen haa. Dit alis jert iin önt<br />
Söl’ring Museum. Sent Jaaren pleeget Christel<br />
Fink me aurdimaaten Aart en Wiis dit Archiv<br />
fan di Söl’ring Foiining. Ark Stek uur aur<br />
„DigiCult“ Ãpnomen. Aur 1000 Steken ken aur<br />
dit Internet üp di hiili Wãrel iinsen uur, luki<br />
man salev jens: www.museen-sh.de/ml/digicult.<br />
php. Help saacht altermal me, dat dit ual<br />
Weeten ek jen for alimal forleesen giar!<br />
„Dit aktiiv Museum for Weewen, Tinkelin en<br />
Spenen“ es ark Türsdai fan 12 – 4 di auröner<br />
ön dit Söl’ring Museum ön Aarber. Üp di historisk<br />
Weewel uur fan Erika Jessen Ülentepichen<br />
üt Söl’ring Sjipül weewen. Uk höör Hundoker<br />
üt Hualevlenen uur hol koopet. Di Ãphengsel<br />
maaket jü uk salev. Diarfuar heer jü ual<br />
Weewkumer fan die Familji Borstelmann.<br />
Wan di Bisjukster da kum, sen jaa aurasket<br />
hur gau Hella Hoffmann me di Tinkelstoker<br />
omgung ken. Dit Spenweel drait höm ek muar.<br />
Wü sen altermaal truurig om Rosemarie<br />
Landmann. Jü spuan üs wans oler treet waar.<br />
Wü mest höör mal!<br />
Gur bisjukt wiar di Auröner „Wat snak üp<br />
Söl’ring“ ön „Dorfkrug“ ön Raantem,<br />
Sylter – bewahrt Eure Heimat!<br />
Wir Sylter werden auf Sylt immer weniger.<br />
Ihr Sylter in der Ferne werdet immer mehr.<br />
Auch wenn viele von Euch ihr Zuhause auf dem<br />
Festland gefunden haben, verscherbelt Sylter<br />
Kulturgut nicht auf dem Flohmarkt oder im<br />
Internet! Die Erinnerungen und Güter von<br />
Sylter Künstlern, Seefahrern, Handwerkern<br />
und Gastgebern gehören ins Sylter Museum.<br />
Seit Jahren pflegt Christel Fink auf vorbildliche<br />
Weise das Archiv der Sölring <strong>Foriining</strong>. Jedes<br />
Stück wird über DigiCult erfaßt. Über 1.000<br />
Objekte können über das Internet auf der<br />
ganzen Welt eingesehen werden, schaut selbst:<br />
www.museen-sh.de/ml/digicult.php<br />
Helft mit, dass dieses alte Wissen nicht unwiederbringlich<br />
verloren geht!<br />
„Das aktive Museum für Weben,<br />
Klöppeln und Spinnen“ trifft sich jeden<br />
Donnerstag von 12-16 Uhr im Sylter<br />
Museum. Auf dem historischen Webstuhl<br />
werden von Erika Jessen Wollteppiche<br />
aus Sylter Schafwolle gewebt. Auch ihre<br />
Handtücher aus Halbleinen werden<br />
nachgefragt. Sogar die „Aufhänger“<br />
fertigte sie auf alten Webkämmen der<br />
Familie Borstelmann. Hella Hoffmann<br />
versetzt weiterhin die Besucher mit<br />
ihrer Fingerfertigkeit beim Klöppeln<br />
in Erstaunen. Das Spinnrad dreht sich<br />
nicht mehr. Wir trauern um Rosemarie<br />
Landmann. Keine spann so unermüdlich<br />
und wir vermissen Sie!<br />
Gut besucht war die Veranstaltung<br />
„Wat snak üp Sölring“ im „Dorfkrug“<br />
in Rantum, als Erk-Uwe Schrahé aus<br />
üs Erk-Uwe Schrahé üt „Di litj Prins“ fuarlos.<br />
In di November kam jit jens en litj Krais töhop<br />
ön „Waldidyll“ ön di Weesterlöning Friesenhain.<br />
Hat wiar en net Auröner, me fuul Snak<br />
en Spaas!<br />
Aur Söl‘ring ön di Skuulen birocht di<br />
Skuulmaister salev: „Malte Frank önerrochtet<br />
det Jaar om di 100 Jungen fan di jest bit tö<br />
fjorst Klas ön di Norddörfer Grundschule, di<br />
Nordkampschule me di Primarhüs Muasem<br />
en ön di Nicolaiskuul ön Westerlön. Di Jungen<br />
biaarberi kulturel Themen üs Friisenhüüsing,<br />
Storem, di Ailöntoch, Sagen fan Söl man uk<br />
üđer Themen üs Forkiir, Diirter, Indiaaners,<br />
Familji, Iit en Drink of Engel. Wü haa Spaas<br />
me't sjung, klepen en klüwin, reeren, maalen,<br />
spölin en rechercheeren. Hat es fuar arkjen<br />
wat diarbi.“ Söl’ring uur uk förter fan Ute<br />
Farenburg on di Boy-Lornsen-Skuul ön Tinem<br />
en fan Maike Hausschild tön di Hans-Meng-<br />
Skolen ön Weesterlön önerrocht.<br />
Di Wuksendrachtenker her en nii Daansmaister.<br />
Henning Krahl heer ön döt Jaar sin<br />
„Tanzleiterausbildung“ me Brawuur bistönen.<br />
Diar tö en hartelk Lekwensk! Wü sii uk Ute<br />
Farenburg fuar 25 Jaar Daansmaister fuul<br />
Dank en wenski Henning fuul Erfolg fuar sin<br />
nii Ãpgaav. Bitö fan maning đrptreeren üp üüs<br />
Ailön wiar di „Hooger Trachtensommer“ me<br />
aur 400 Daansers ön Dracht en Fiir, diar em<br />
ek sa gau aurjeet. Maat hoken hol memaaki bit<br />
Daansin? Ark Tiisdai raaket höm di Ker ön di<br />
Boy-Lornsen-Skuul ön Tinem, om klok hualev<br />
8 en injem fuar 1 - 1½ Stün. En ain Dracht es ek<br />
nöörig. (Kontakt: Heidi Holst, Tel. 890291)<br />
„Di litj Prins“ vorlas. Im November traf<br />
sich ein kleiner Kreis im „Waldidyll“ im<br />
Westerländer Friedrichshain zum gemütlichen<br />
Plausch.<br />
Über Sölring in den Schulen berichtet<br />
eine Lehrerin selbst: „Britta Frank<br />
unterrichtet dieses Jahr etwa 100<br />
Kinder der ersten bis vierten Klasse<br />
in der Norddörfer Grundschule, der<br />
Nordkampschule mit dem Primarhaus<br />
Morsum und der Nicolaischule in<br />
Westerland. Die Kinder arbeiten an<br />
kulturellen Themen wie Friesenhäuser,<br />
Sturm, die Inselbahn, Sagen von Sylt<br />
aber auch andere Themen wie Verkehr,<br />
Tiere, Indianer, Familie, Essen und<br />
Trinken oder Engel. Wir haben Spaß<br />
beim Singen, Basteln, Raten, Malen,<br />
Spielen und Recherchieren. Es ist für<br />
jeden was dabei.“ Sölring wird weiterhin<br />
von Ute Farenburg an der Boy-Lornsen-<br />
Schule in Tinnum und von Maike<br />
Hausschildt an der Hans-Meng-Skolen in<br />
Westerland unterrichtet.<br />
Die Erwachsenentrachtengruppe<br />
hat einen neuen Tanzleiter. Henning<br />
Krahl hat in diesem Jahr seine<br />
Tanzleiterausbildung erfolgreich abgeschlossen,<br />
herzlichen Glückwunsch!<br />
Wir danken Ute Farenburg für 25 Jahre<br />
Tanzleitung und wünschen Henning viel<br />
Erfolg für seine neue Aufgabe. Neben<br />
zahlreichen Auftritten auf unserer Insel<br />
war der Hooger Trachtensommer mit<br />
über 400 Akteuren in Tracht eine unvergessliche<br />
Veranstaltung.<br />
16 17
Brauchtum<br />
Trachtengruppe mit Henning Krahl (rechts)<br />
Di Jungensdrachterker sjukt Jungen wat hol<br />
medaansi maat! (Kontakt: Ute Gölz, Tel.<br />
2999626). Döör di Skuulweksel ön Somer ken<br />
muar Jungen ek muar bi di Daansauröner<br />
memaaki en hat es en Jamer, dat ek muar nii<br />
Jungen eeãer kum. Nü es di Krais sa litj uuren<br />
om Daansen ön di Gimiinskep Ãptofören.<br />
Uk ön di leest Wunter jaav dit fliitig Skuulster<br />
on di Söl’ring Önerrocht fuar Wuksen, diar<br />
dör Maike Ossenbrüggen en Birgit Hussel beeter<br />
Söl’ring snaki ken. Uk haa ja fuul niis aur<br />
Söl’ring Histoori en Kultuur liir kür.<br />
Söl‘ring Brükdoom ön üüs Tir ön Taachten<br />
tö hual en aktiiv tö lewi es mal swaar.<br />
Di Globialisiiring biart sa fuul raitsfol<br />
Mögelkhiaren. Ik se üp Söl langsen jit en<br />
Gemiinskep, diar di eenzigaartig Söl’ring<br />
Kultuur ek aurit let uur. Diarfuar min hartelk<br />
Dank!<br />
Dös Gemiinsep mut starker uur, wü brük Help<br />
ön ali Biriken, dat dit Söl’ring Brükdom bihölen<br />
bleft!<br />
Interesse am Volkstanz? Jeden Dienstag<br />
trifft sich die Gruppe in der Boy-Lornsen-<br />
Schule in Tinnum um 19:30 Uhr für<br />
1-1,5 Stunden. Eine eigene Tracht ist<br />
nicht erforderlich.<br />
(Kontakt: Heidi Holst, Tel. 890291)<br />
Die Kindertrachtengruppe sucht Nachwuchs!<br />
(Kontakt: Ute Gölz, Tel. 2999626)<br />
Durch den Schulwechsel im Sommer<br />
können einige Kinder nicht mehr an den<br />
Übungsstunden teilnehmen und leider<br />
sind zu wenige Kinder nachgerückt.<br />
Nun ist der Kreis zu klein, um Gemeinschaftstänze<br />
aufzuführen.<br />
Auch im letzten Winter gab es fleißige<br />
Schüler im Sölring Unterricht für<br />
Erwachsene, die durch Maike<br />
Ossenbrüggen und Birgit Hussel neben<br />
Sprachkenntnissen auch vieles über<br />
Sylter Geschichte und Kultur erfahren<br />
konnten. Regionales Brauchtum in unserer<br />
Zeit im Gedächtnis zu halten und<br />
aktiv zu leben ist sehr schwer. Die globalisierte<br />
Medienwelt zeigt so viele reizvolle<br />
Alternativen. Ich sehe auf Sylt immer<br />
noch eine Gemeinschaft, die die einzigartige<br />
Sylter Kultur nicht in Vergessenheit<br />
geraten lassen will. Dafür meinen herzlichen<br />
Dank! Diese Gemeinschaft muß<br />
stärker werden, wir brauchen Hilfe in<br />
allen Bereichen, damit Sylter Brauchtum<br />
erhalten bleibt! Ich danke allen, die<br />
Sylter Brauchtum bewahren, bewußt<br />
machen und leben! Interessierte sind in<br />
allen Abteilungen unseres Ausschusses<br />
herzlich willkommen!<br />
In Gedenken an<br />
Rosemarie Landmann<br />
von Maren Jessen<br />
Am 21.Oktober 2012 verstarb Rosemarie<br />
Landmann im Alter von 87 Jahren.<br />
Wollte man ihrer Persönlichkeit gerecht werden,<br />
so müssten hier zahlreiche Seiten mit einer<br />
bewegten Biografie, die stellvertretend für alle<br />
Menschen stehen könnte, die unter unsäglichen<br />
Bedingungen als Kinder und Jugendliche<br />
ihre Heimat während des Krieges verlassen<br />
mussten, gefüllt werden. In Schlesien geboren,<br />
fand Rosemarie in Schleswig-Holstein als junge<br />
Ehefrau und Mutter ein neues Zuhause. Als<br />
studierte Landwirtin stand sie ihrem Mann Dr.<br />
Heinz Landmann bei seiner beratenden Arbeit<br />
auf Sylt zur Seite. Gern erzählte sie, wie unhöflich<br />
sie das Friesisch der Bauern in Morsum<br />
beim „ Aufsitzen“ empfand, da keiner bereit<br />
war, an diesen Abenden deutsch zu sprechen.<br />
Als Dr. Landmann in Dithmarschen gebraucht<br />
wurde, baute Rosemarie dort mit ihm ein bis<br />
heute hochgelobtes Museum für landwirtschaftliche<br />
Geräte auf und war lange Vorsitzende des<br />
Landfrauenvereins in St. Michaelisdonn. Die<br />
Verbindung zu Sylt riss nie ab; wie schon ihre<br />
Eltern baute Rosemaries Familie in Westerland<br />
ein Haus. Das Rentenalter der Landmanns<br />
war auch auf der Insel ausgefüllt durch ehrenamtliches<br />
Engagement für den Erhalt<br />
alten Kulturgutes, so ist die Sonnenuhr am<br />
Westerländer Pastorat einer „Rettungsaktion“<br />
des Ehepaares zu verdanken.<br />
Der Söl`ring <strong>Foriining</strong> stets verbunden, leistete<br />
Rosemarie mit ihrem Bruder Rainer Knoch<br />
Dienst im Altfriesischen Haus. Besonders das<br />
Staunen der Kinder bei der Vorführung altertümlicher<br />
Utensilien erfüllte sie mit Freude<br />
und entsprach ihrer modernen Vorstellung<br />
vom aktiven Museum. Der letzten großen<br />
Herausforderung „ Sölring“ stellte sich<br />
Rosemarie im Alter dann doch und hatte nicht<br />
geahnte Freude daran, als Akteurin sowohl<br />
auf der Bühne zu wirken als auch dahinter mit<br />
dem „ Marionetten – Ensemble“ an den Fäden<br />
zu ziehen.<br />
Die Leidenschaft für das Spinnen durchzog,<br />
unabhängig vom jeweiligen Wohnort, ihr<br />
Leben. Viele Menschen lehrte sie diese entspannende,<br />
fast meditative Tätigkeit und wurde nie<br />
müde, die heilende Wirkung der Naturwolle<br />
gegen Schmerzen jeder Art zu loben. Zuerst<br />
im Sylter Museum mit Erika Jessen und Hella<br />
Hoffmann und zuletzt bis August 2012 spann<br />
Rosemarie jeden Donnerstagnachmittag zur<br />
Freude der Besucher im von ihr so geliebten<br />
Altfriesischen Haus. Mit Sachverstand freute<br />
sie sich über den kürzlich liebevoll wiederhergestellten<br />
authentischen Zustand der Räume und<br />
genoss verschmitzt lächelnd die oft erstaunten<br />
Gesichter der Besucher angesichts des surrenden<br />
Spinnrades, welches die Geschichte der in<br />
den letzten Jahrhunderten unermüdlich Wolle<br />
verarbeitenden Sylterinnen im Altfriesischen<br />
Haus durch sie lebendig werden ließ.<br />
Rosemarie war eine Sylterin mit Herz und<br />
Verstand.<br />
18 19
Termine<br />
Wattwanderungen<br />
"Sinnliche" Wattwanderungen mit Birgit Hussel<br />
an der Kampener Vogelkoje<br />
Ein sinnliches Erlebnis<br />
Wattwanderungen mit der Söl’ring <strong>Foriining</strong> – ein<br />
sinnliches Erlebnis, bei dem man das Watt fühlen,<br />
riechen, sehen und schmecken kann. Die Wanderung<br />
findet bei jedem Wetter außer bei Sturm und Gewitter<br />
statt. Gummistiefel oder wasserfeste Schuhe sind<br />
mitzubringen, ebenso dem Wetter entsprechende<br />
Kleidung. Birgit Hussel weiht in ca. 2 Std. alle Landratten<br />
in die Geheimnisse des Wattenmeeres ein.<br />
Kosten: Erwachsene 6 Euro, Kinder 3 Euro,<br />
Mitglieder der Söl’ring <strong>Foriining</strong> kostenlos.<br />
Termine<br />
2013<br />
04. 05. 2013 | 14:00 Uhr<br />
12. 05. 2013 | 10:00 Uhr<br />
01. 06. 2013 | 14:00 Uhr<br />
15. 06. 2013 | 11:00 Uhr<br />
29. 06. 2013 | 11:00 Uhr<br />
13. 07. 2013 | 11:00 Uhr<br />
14. 09. 2013 | 14:00 Uhr<br />
21. 09. 2013 | 10:00 Uhr<br />
29. 09. 2013 | 14:00 Uhr<br />
Anz._Jahresbericht_2013_DIN-A5_148x210mm 11.01.13 11:53 Seite 1<br />
Sylt mit<br />
dem Fahrrad<br />
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Buchungs- und Servicenummer: 04651 9980 · Fax 04651 9986000<br />
info@insel-sylt.de · www.insel-sylt.de<br />
Treffpunkt: Vor dem Eingang der historischen<br />
Entenfanganlage „Kampener Vogelkoje“ zwischen 12. 10. 2013 | 14:00 Uhr<br />
Kampen 20 und List.<br />
21<br />
Anzeige
Umwelt<br />
Geothermie, die Energie<br />
aus der Erde – Fluch oder<br />
Segen für Sylt?<br />
Ekkehard Klatt und Sven Lappoehn<br />
Das Wort stammt aus dem griechischen<br />
„gé" = Erde, und „thermós“ = warm.<br />
Geothermie heißt also „Erdwärme".<br />
Im Allgemeinen bezeichnet Geothermie die in<br />
der Erdkruste gespeicherte Wärmeenergie.<br />
Anwendungstechnisch ist damit die Gewinnung<br />
und Nutzbarmachung der Erdwärme (z.B. für<br />
Heizzwecke oder zur Stromerzeugung) gemeint.<br />
Die Nutzung von heißem Wasser oder Dampf<br />
wird auch als hydrothermale Geothermie<br />
bezeichnet. Zu diesem Thema fand im Sylter<br />
Heimatmuseum im November 2011 ein<br />
Fachvortrag statt.<br />
Wie gewinnt man geothermische<br />
Energie?<br />
Je nach Tiefe der Erschließung und<br />
angewandter Technik unterscheidet<br />
man zwischen oberflächennaher und<br />
tiefer Geothermie: Oberflächennahe<br />
Geothermie bezieht sich auf Nutzung der<br />
Erdwärme aus max. 400 m Tiefe mittels<br />
Erdwärmesonden, Erdwärmekollektoren<br />
oder durch flache Brunnen. Während<br />
die obersten 10-15 m unterhalb der<br />
Erdoberfläche noch durch jahreszeitliche<br />
Temperaturschwankungen und vor allem<br />
durch Sonneneinstrahlung geprägt sind,<br />
sind die Temperaturen im Erdreich ab<br />
einer Tiefe von ca. 15m über das Jahr<br />
hinweg nahezu konstant und nehmen<br />
zur Tiefe hin kontinuierlich mit durch-<br />
schnittlich ca. 3°C je 100 m zu. Bereits<br />
die relativ geringen Temperaturen<br />
des Bodens, des Gesteins oder des<br />
Grundwassers nahe der Erdoberfläche<br />
können mittels Wärmepumpe für eine<br />
Wärmeversorgung nutzbar gemacht<br />
werden. Unter tiefer Geothermie versteht<br />
man die thermische Nutzung<br />
des Untergrunds ab 400 m bis zu<br />
mehreren Kilometern Tiefe mit Hilfe<br />
von Tiefbohrungen. Gebiete, die in<br />
Deutschland für die Nutzung hydrothermaler<br />
Geothermie gut geeignet sind,<br />
befinden sich im Oberrheingraben,<br />
im Norddeutschen Becken und im<br />
Süddeutschen Molassebecken.<br />
Ist Geothermie auf Sylt nutzbar?<br />
Bei der Nutzung von Wärme aus den<br />
oberen Metern unserer Erde (oberflächennahe<br />
Geothermie) besteht oft die<br />
Gefahr, dass es zu Beeinträchtigungen<br />
des Grundwassers kommen kann.<br />
Bohrungen sind auf Sylt nicht ungefährlich,<br />
da in bzw. durch trinkwasserführende<br />
Schichten gebohrt wird. Die<br />
Gesetzeslage ist so "schwammig", dass<br />
die besonderen Bedingungen auf der<br />
Insel nicht berücksichtigt werden. Bis<br />
zu 10 m darf man ohne Genehmigung<br />
bohren, bis zu 99 m ist die untere<br />
Wasserbehörde in Husum zuständig,<br />
ab dann das Bergamt in Clausthal-<br />
Zellerfeld. In Wasserschutzgebieten<br />
sind Bohrungen grundsätzlich genehmigungspflichtig.<br />
Zum besonderen<br />
Schutz der Trinkwasserbrunnen<br />
ist 1999 das Einzugsgebiet der<br />
Wassergewinnungsanlagen (Brunnenfelder)<br />
zum Wasserschutzgebiet<br />
Inselkern Sylt erklärt worden. Eine<br />
Verschmutzung des Sylter Trinkwassers<br />
durch nicht fachgerechte oder illegale<br />
Bohrungen im Wasserschutzgebiet<br />
sowie bei Bohrungen, die tiefer ausgeführt<br />
werden als genehmigt, ist nicht<br />
unwahrscheinlich. Hier gilt es, unser<br />
Trinkwasser zu schützen und alles zu<br />
unternehmen, um illegale Bohrungen zu<br />
verhindern.<br />
Eine spezielle neuere Technik könnte<br />
dieses Risiko minimieren. Eine Spiralsonde<br />
ist entwickelt worden, die zwar<br />
150 m lang ist, aber nur bis in maximal<br />
12 m Erdtiefe eingegraben wird.<br />
Sie sorgt mit einer große Oberfläche<br />
der Spirale dafür, dass dem Untergrund<br />
relativ viel Wärme entzogen werden<br />
kann, nämlich so viel, dass man damit<br />
über einen Wärmetauscher Warmwasser<br />
mit einer Vorlauftemperatur von 55°C<br />
in den Heizkreislauf einspeisen kann<br />
und gleichzeitig genügend warmes<br />
Wasser für den täglichen Gebrauch<br />
vorhält. Dabei werden dem Erdreich<br />
ca. 4°C Wärme entnommen, die dem<br />
Boden aufgrund des zirkulierenden<br />
Wassers in kürzester Zeit wieder zugeführt<br />
wird. Wir profitieren auf Sylt<br />
beim Einsatz einer Spiralsonde davon,<br />
dass wir nicht, wie bei der 100 m tiefen<br />
Erdsonde, bis ins Grundwasser bohren<br />
müssen, sondern eben bei maximal<br />
12 m tiefen Bohrungen immer in dem<br />
oberflächennahen „Stauwasserhorizont“<br />
bleiben. Unser tiefer liegendes gutes<br />
Grundwasser, das ja dringend für unsere<br />
Trinkwasserversorgung benötigt wird,<br />
läuft also keine Gefahr, durch die Geothermiebohrungen<br />
verunreinigt zu werden.<br />
Diese Methode erscheint für Sylt die<br />
ideale Art und Weise zu sein, von einer<br />
zukunftsfähigen Grundlast Energie zur<br />
Wärmegewinnung zu profitieren, ohne<br />
die so wichtigen Trinkwasservorräte auch<br />
nur im geringsten zu gefährden. Für die<br />
Erwärmung von Brauchwasser sowie für<br />
das Beheizen von Wohnräumen wird<br />
oberflächennahe Geothermie auch auf<br />
Sylt bereits seit geraumer Zeit eingesetzt.<br />
Eine Energieform, die beständig vorhanden<br />
ist, nicht von Wind und Sonne<br />
abhängig ist und so gut wie keine oberirdischen<br />
Veränderungen in der Landschaft<br />
mit sich bringt – wünschen wir<br />
uns das nicht alle?<br />
22 23
Archäologischer Lehrpfad<br />
hünen.kulTour – ein<br />
archäologischer Lehrpfad<br />
auf Sylt<br />
von Ulrike Bergmann<br />
Kein Bagger, kein Kran, keine Firma, die eine<br />
Lkw-Ladung Findlinge zur jeweiligen Baustelle<br />
liefert: Als die Menschen in der Jungsteinzeit<br />
auf Sylt sesshaft wurden und für ihre Verstorbenen<br />
sogenannte Hünengräber anlegten,<br />
konnten sie sich fast nur auf ihre Muskelkraft<br />
verlassen. Ganze Dorfgemeinschaften hingen<br />
damals gemeinsam in den Seilen, um für die<br />
Grabstellen benötigte Steine teilweise über<br />
rollende Rundhölzer an die Bestattungsorte zu<br />
schleppen.<br />
Vorstand und GF der Söl’ring <strong>Foriining</strong> mit Rotary<br />
Präsident Ralf Langmaack<br />
Das erklärt Dr. Martin Segschneider vom<br />
Archäologischen Landesamt in Schleswig.<br />
Er lobt die Geschicklichkeit, mit der<br />
schon vor 5000 Jahren tonnenschwere<br />
Granitblöcke zu Grabhügeln aufgetürmt<br />
wurden und er freut sich darüber, dass<br />
die Söl’ring <strong>Foriining</strong> dieser Baukunst<br />
Die hünen.kulTour führt auf 3 Routen<br />
zu Grabstellen aus der Jungsteinzeit,<br />
der Bronze- und der Wikingerzeit. Die<br />
Jungsteinzeit begann auf den nordfriesischen<br />
Inseln etwa 4000 v. Chr. und ging<br />
um 1800 v. Chr. in die Bronzezeit über.<br />
Wurden in der Bronzezeit noch mehrere<br />
Bestattungen in einem Grabhügel vorgenommen,<br />
bauten die Wikinger (793 bis<br />
1066 n. Chr.) auf Sylt kleinere, maximal<br />
1,5 Meter hohe Grabhügel, in denen<br />
jeweils nur eine Urne beigesetzt wurde.<br />
jetzt einen aus drei Routen bestehenden<br />
Lehr- und Wanderpfad gewidmet hat:<br />
die hünen.kulTour.<br />
Sie lädt mit 30 Infotafeln und einem die<br />
Tour begleitenden, kostenlosen Faltplan<br />
zu drei Ausflügen in die Archäologie<br />
der Vor-und Frühgeschichte Sylts ein.<br />
Die 15 Kilometer lange Nordtour durch<br />
Kampen, Wenningstedt und Braderup<br />
startet direkt am, so Segschneider,<br />
besterhaltenen Ganggrab Deutschlands:<br />
Am Denghoog (friesisch für Grabhügel<br />
in der Norderwiese) neben der Friesenkapelle<br />
in Wenningstedt. Ein sechs<br />
Meter langer, aber nur einen Meter<br />
hoher Gang, eigentlich ist die Bezeichnung<br />
Kriechtunnel passender, führt<br />
dort in eine 15 Quadratmeter große<br />
Grabkammer. In ihr wurden bei der ersten<br />
wissenschaftlichen Untersuchung<br />
im Jahr 1868 Skelette und Grabbeigaben<br />
wie Tongefäße, Werkzeuge und Bernsteinperlen<br />
gefunden. Teile davon sind<br />
heute bequem im Sylter Heimatmuseum<br />
anzusehen und auch für die Besichtigung<br />
des Denghoogs muss niemand mehr<br />
in die Knie gehen: Eine Leiter führt ins<br />
Innere des Grabes. Nach der Besichtigung<br />
geht es weiter gen Norden bis zu den<br />
24 25
Archäologischer Lehrpfad<br />
Bronzezeit-Gräbern Krockhooger<br />
(friesisch für die gelb blühende Pflanze<br />
Ackersenf) und von dort aus über<br />
Braderup zurück nach Wenningstedt.<br />
15 Infotafeln weisen unterwegs auf 25<br />
teilweise unter Dünen und Büschen<br />
versteckte Gräber beziehungsweise auf<br />
ganze Grabhügelgruppen hin.<br />
Die zweite, 13 Kilometer lange Route<br />
beginnt an der angeblichen Grabstelle<br />
des sagenhaften Riesen Tipken: am<br />
Tipkenhoog auf dem Grünen Kliff von<br />
Keitum. Tipken sei, so schrieb der Sylter<br />
Heimatforscher und Sagensammler C.P.<br />
Hansen (1803 – 1879), im Kampf gegen<br />
eindringende Dänen gefallen und in dem<br />
bronzezeitlichen Grabhügel beigesetzt.<br />
Ob er dort tatsächlich Ruhe fand ist<br />
fraglich – schließlich hat man bei klarer<br />
Sicht vom Tipkenhoog aus auch das dänische<br />
Festland im Blick. Die Tour führt an<br />
acht ausgeschilderten Schauplätzen vorbei<br />
über Tinnum nach Munkmarsch.<br />
Etwas länger, 16 Kilometer, ist die<br />
Wanderung oder Radtour über das östliche<br />
Inselende: In Morsum und Archsum<br />
sind sieben Grabstellen zu sehen.<br />
Die Idee zur hünen.kulTour wäre fast selber<br />
zu einem archäologischen Fundstück<br />
geworden – so lange lag das Grobkonzept<br />
in einer Schreibtischschublade der<br />
Söl’ring <strong>Foriining</strong>. Bis deren Geschäftsführer<br />
Sven Lappoehn sie vor etwa zwei<br />
Jahren aus der Versenkung holte und bei<br />
den Sylter Rotariern auf offene Ohren<br />
beziehungsweise Portemonnaies stieß:<br />
Der gebürtige Insulaner Ralf Langmaack<br />
war im vergangenen Jahr Präsident des<br />
Thinghooger in Tinnum (Foto: Bleicke Bleicken)<br />
Clubs und wollte, so erzählt er, in dieser<br />
Zeit Geld für Projekte sammeln, die mit<br />
„der Sylter Identität“ zu tun haben.<br />
25.000 Euro investierten sie in die<br />
Ausarbeitung der Entdeckungstouren<br />
sowie in Infotafeln und Faltpläne. Unter<br />
der Mitarbeit von Birgit Osterhage, die<br />
für die Gestaltung zuständig war und Lars<br />
Rode, der inhaltlich das Projekt maßgeblich<br />
begleitet hat, wurde die Idee in die<br />
Tat umgesetzt und dank vieler kritischer<br />
Nachfragen von Arne Hermann, der sich<br />
in die Rolle des Besuchers begab, auch für<br />
den Laien verständlich ausgeführt.<br />
Die Faltpläne zur hünen.kulTour<br />
sind kostenlos bei der Söl’ring <strong>Foriining</strong>,<br />
den Tourismusbüros der<br />
Inselorte, bei der Sylt<br />
Marketing GmbH,<br />
im Erlebniszentrum<br />
Naturgewalten (List)<br />
und im Braderuper<br />
Naturschutzzentrum<br />
erhältlich.<br />
Die 3 Routen laden ein zu Fuß oder mit<br />
dem Rad auf Tour zu gehen. Von Kampen,<br />
Wenningstedt, Braderup bis Keitum,<br />
Archsum und Morsum gibt es zahlreiche<br />
spannende Entdeckungen zu machen.<br />
26 27
Altfriesisches Haus<br />
Christian Peter Hansen<br />
in all seinen Facetten<br />
von Sven Lappoehn<br />
Eine neue Ausstellung im Altfriesischen Haus<br />
widmet sich dem Leben und Schaffen von<br />
C.P. Hansen. Pünktlich zur C.-P.-Hansen-<br />
Preisverleihung 2012 wurde die Ausstellung<br />
eröffnet.<br />
Im Altfriesischen Haus können Interessierte<br />
seit Dezember 2012 zwei neu<br />
hergerichtete Räume besuchen, in denen<br />
Material über den Keitumer Lehrer,<br />
Forscher, Chronisten und Schriftsteller<br />
zusammengetragen ist. Dr. Ommo Wilts,<br />
Albert Panten, Prof. Dr. Ulrich Schulte-<br />
Wülwer und Christel Fink haben sich<br />
über Monate damit beschäftigt, diese<br />
Ausstellung zu konzipieren. Die Idee<br />
dazu gibt es schon lange. 2011 haben die<br />
Vier erste Informationen zusammengetragen,<br />
vorhandene Quellen gesichtet<br />
und nach bislang nicht erforschten<br />
Quellen gesucht. Das Projekt wurde und<br />
wird mit Mitteln des Beauftragten der<br />
Bundesregierung für Angelegenheiten<br />
der Kultur und Medien durch den<br />
Friesenrat finanziert.<br />
Die Räume im Altfriesischen Haus sind<br />
bewusst gewählt. Schließlich war Hansen<br />
mit Erkel Sybrands aus der Familie des<br />
damaligen Hauseigentümers Peter Uwen<br />
verheiratet. Er hat bereits zu Lebzeiten<br />
sein Wohnhaus als eine Art Museum<br />
genutzt und es interessierten Badegästen<br />
zur Besichtigung geöffnet. Die Wohnräume<br />
sind seitdem so eingerichtet,<br />
dass man den Eindruck haben könnte,<br />
C. P. Hansen sei nur kurz auf einem<br />
Wattspaziergang und könnte jederzeit<br />
wiederkommen. Nun ist im ehemaligen<br />
Stallteil die Ausstellung über ihn eröffnet.<br />
Woher kommt er, was hat er<br />
gemacht - diese Fragen greift die Ausstellung<br />
auf und zeigt verschiedene Facetten<br />
seiner Persönlichkeit. Als Insel-Chronist<br />
verfasste Hansen, der 1879 verstarb,<br />
beispielsweise den ersten Fremdenführer<br />
über Sylt. Der Reiseführer, der 1859<br />
erschien, liegt in der Ausgabe eines<br />
Originalnachdruckes aus dem Jahr 1980<br />
für die Besucher zum Blättern auf einem<br />
kleinen Tisch vor dem Fenster bereit –<br />
neben anderen Werken von oder über<br />
Christian Peter Hansen. Fossilien und<br />
andere Fundstücke aus Hansens Sammlung,<br />
die bislang im Magazin des Sylter<br />
Heimatvereins lagerten, sind im zweiten<br />
Raum zu sehen. Er hat glücklicherweise<br />
selbst eine Liste seiner Sammlung<br />
erstellt, so dass die einzelnen Fundstücke<br />
sicher zugeordnet werden konnten.<br />
Ohne die fachkundige Hilfe von Martin<br />
Lange und Dr. Roland Klockenhoff wäre<br />
die begriffliche Zuordnung speziell der<br />
Fossilien jedoch nie gelungen.<br />
Nachdem diese Ausstellung einen langen<br />
Anlauf brauchte, bereits 1960 wurde<br />
darüber nachgedacht, ist die Erweiterung<br />
bereits geplant. Der C.-P.-Hansen-Preis<br />
wird 2013 zum 50. Mal verliehen. Anlässlich<br />
dieses Jubiläums wird die erweiterte<br />
Ausstellung über C.P. Hansen als Künstler<br />
und Schulmeister in den Galerie-Räumen<br />
des Heimatmuseums eröffnet.<br />
Öffnungszeiten<br />
Altfriesisches Haus<br />
(Die C.P. Hansen Ausstellungsräume<br />
sind zu den normalen<br />
Öffnungszeiten zu besichtigen)<br />
Bis 31. März:<br />
Mittwoch bis Samstag<br />
12 – 16 Uhr<br />
Ab April:<br />
Montag bis Freitag<br />
10 – 17 Uhr<br />
Samstag, Sonntag &<br />
Feiertage<br />
28 11 – 17 Uhr<br />
29
Altfriesisches Haus<br />
C.P. Hansen zieht<br />
wieder ein<br />
von Maren Diedrichsen<br />
Vor ungefähr zwei Jahren bildete sich ein Team<br />
aus dem Heimatforscher Albert Panten, dem<br />
Kunsthistoriker Ulrich Schulte-Wülwer und<br />
dem Sprachwissenschaftler Ommo Wilts, um<br />
für die Söl’ring <strong>Foriining</strong> ein wichtiges Werk in<br />
Gang zu setzen: die Rückkehr von C.P. Hansen<br />
ins Altfriesische Haus. Maren Diedrichsen hat<br />
die drei Macher interviewt.<br />
Wer hatte die Idee, C.P. Hansen im<br />
Altfriesischen Haus auszustellen?<br />
Albert Panten: Vor etlichen Jahren hat Traute<br />
Meyer schon einmal versucht, das Werk in<br />
Gang zu setzen; ein Mitarbeiter war Herr Janus<br />
in Kiel, der darüber dann hinweg starb. Einige<br />
Zeit ruhte die Angelegenheit, bis dann Traute<br />
Meyer, Maren Jessen und Maike Ossenbrüggen<br />
das Ruder in die Hand nahmen und uns drei<br />
zur Mitarbeit riefen.<br />
Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer: Bis vor<br />
einem halben Jahr fehlte im Altfriesischen<br />
Haus jedweder Hinweis, dass es sich hier um<br />
das Wohnhaus von C.P. Hansen handelt, der<br />
mit seiner Sammlung den Grundstock für das<br />
Heimatmuseum legte und der als Heimatforscher<br />
im weitesten Sinne der Wegbereiter der<br />
Söl‘ring <strong>Foriining</strong> ist. So lag es nahe, zunächst<br />
im Altfriesischen Haus einen Raum zu suchen,<br />
um die Besucher über Leben, Werk und Bedeutung<br />
dieser überragenden Persönlichkeit zu<br />
informieren.<br />
………………………………………………<br />
Welche Bedeutung kommt C.P. Hansen<br />
und seinem Werk zu?<br />
Dr. Ommo Wilts: C.P. Hansen hat wesentlich<br />
dazu beigetragen, dass sich so etwas wie ein<br />
Sylter bzw. nordfriesischer Mythos entwickeln<br />
konnte, der sich bis heute, vergleiche Straßen-<br />
und Häusernamen, zumindest resthaft erhalten<br />
hat.<br />
Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer: Für den<br />
Kulturhistoriker sind die kleinformatigen<br />
Aquarelle aus dem Besitz des Heimatmuseums,<br />
die Hansen als Lithographien vervielfältigte<br />
und an Touristen verkaufte, ein unglaublicher<br />
Schatz. Es handelt sich hierbei um die ältesten<br />
Bilddokumente der Sylter Landschaft mit ihren<br />
Natur- und Kulturdenkmälern.<br />
Albert Panten: C.P. Hansen hat das heutige<br />
romantische Bild Sylts und der Sylter literarisch<br />
geschaffen und zahllosen Nachfolgern Material<br />
geliefert. Außerdem hat er sein Haus letztlich in<br />
den Besitz der Söl‘ring <strong>Foriining</strong> übertragen.<br />
………………………………………………<br />
Welche Arbeitsteilung gab es<br />
zwischen Ihnen?<br />
Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer: Ich bin für<br />
die bereits erwähnten Bilddokumente zuständig.<br />
Die Aquarelle des Heimatmuseums wurden<br />
sachgerecht restauriert und unter Passepartouts<br />
gelegt. Außerdem wurden die Bestände<br />
aller Bilder im Heimatmuseum, auf dem<br />
Museumsberg Flensburg, der Schleswig-Holsteinischen<br />
Landesbibliothek und von Schloss<br />
Gottorf erfasst.<br />
Albert Panten: Ich habe nach Verabredung<br />
der Themen Texte dazu verfasst, die auf den<br />
Bannern zu lesen sind. Dazu konnte ich erreichen,<br />
dass das Nordfriisk Instituut in Bredstedt<br />
eine handschriftliche Vorarbeit C.P. Hansens<br />
als Leihgabe für die Ausstellung zur Verfügung<br />
stellte. Zusammen mit Ommo Wilts wurden die<br />
Ausstellungsstücke besucherfreundlich arrangiert.<br />
Christel Fink konnte wegen ihrer gediegenen<br />
Kenntnis der magazinierten Unterlagen<br />
und Gegenstände des Nachlasses C.P. Hansens<br />
ausgezeichnet vorarbeiten.<br />
Dr. Ommo Wilts: Mein Part sind Literatur<br />
und Sprache, das heißt C. P. Hansens friesische<br />
Veröffentlichungen sowie seine Sagen und<br />
Märchen.<br />
………………………………………………<br />
Wie weit ist das Projekt in 2012<br />
gediehen?<br />
Dr. Ommo Wilts: Es wurden zwei Zimmer im<br />
Altfriesischen Haus eingerichtet, wobei sich das<br />
vordere Zimmer mit C.P. Hansens Persönlichkeit<br />
und Wirken befasst, was in Vitrinen<br />
und durch Texttafeln veranschaulicht wird,<br />
während das zweite Zimmer C.P. Hansens<br />
„Sammelwut“ veranschaulichen soll.<br />
Albert Panten: Die beiden Räume sind eröffnungsreif.<br />
Für 2013 ist eine „große" Ausstellung<br />
und eine Konferenz zur Person und zum<br />
Wirken C.P. Hansens samt Veröffentlichung<br />
geplant.<br />
………………………………………………<br />
v.l.n.r.: Dr. Ommo Wilts, Albert Panten, Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer<br />
Welche Schwierigkeiten gab es?<br />
Albert Panten: Koordinationsschwierigkeiten<br />
konnten durch die Einschaltung von Christel<br />
Fink aus der Welt geschafft werden.<br />
Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer:<br />
Schwierigkeiten gab es vor allem beim Erfassen<br />
der umfangreichen handschriftlichen Briefe und<br />
Dokumente, die zwischen dem Sylter Archiv,<br />
der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek<br />
und der Universitätsbibliothek Berlin verstreut<br />
sind.<br />
Dr. Ommo Wilts: Schwierig war zum einen<br />
die räumliche Entfernung vom Arbeitsort,<br />
zum andern das Fehlen eines verantwortlichen<br />
Museumsleiters vor Ort als Ansprechpartner,<br />
so dass vieles im „Ruck-Zuck-Verfahren“ geklärt<br />
werden musste.<br />
………………………………………………<br />
Welche Schwierigkeiten müssen noch<br />
aus dem Weg geräumt werden?<br />
Albert Panten: Die Unkenntnis über C.P.<br />
Hansen wird hoffentlich durch die noch zu<br />
erstellende „große" Ausstellung im Museum<br />
verschwinden.<br />
Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer: Mit der<br />
Neueinstellung einer Museumsleiterin wird die<br />
Vorbereitung dieser Gedenkausstellung über<br />
C.P. Hansen sicher zügig voranschreiten.<br />
30 31
Altfriesisches Haus<br />
Hallo Altes Haus von Maren Jessen<br />
Mit dem Kauf des „Altfriesischen Hauses“ am<br />
21. Januar 1907 konnte die Söl`ring <strong>Foriining</strong><br />
nicht nur ein kostbares Zeugnis friesischer<br />
Wohnkultur des 19. Jahrhunderts sichern, sie<br />
erwies auch durch die Erhaltung der Sammlung<br />
des letzten Bewohners C.P. Hansen diesem<br />
verdienten Sylter Ehre.<br />
Das Altfriesische Haus hat bis in die heutigen<br />
Tage Bombenexplosionen im Jahre<br />
1944 in unmittelbarer Nachbarschaft,<br />
Brand und Wasserschäden 1970 durch<br />
Brandstiftung, Schädlingsbefall 1980<br />
sowie natürliche Abnutzung durch Witterungseinfluss<br />
über sich ergehen lassen<br />
müssen. Nach einer Grundsanierung im<br />
Jahre 1982 und eingehender Beratung<br />
mit dem Landesamt für Denkmalpflege<br />
stand die Söl`ring <strong>Foriining</strong> wieder vor<br />
der Herausforderung, substanzerhaltende<br />
und optische Maßnahmen durchführen<br />
zu müssen.<br />
Die Museumsbesucher können das Haus<br />
nun wieder von Norden durch die Tür<br />
unter dem Giebel betreten. Die Fugen<br />
des Mauerwerkes wurden mit Muschelkalkmörtel<br />
ausgebessert. Nach der aus<br />
Feuerschutzgründen vom Kieler Amt geforderten<br />
Entrümpelung des Dachbodens<br />
wurde die Decke des Kellers mit Holz<br />
verkleidet, um das Durchrieseln des<br />
Staubes aus der darüber liegenden<br />
„Kelerkaamer“ zu unterbinden. Eine<br />
eingebaute Entlüftung sorgt für Trockenheit.<br />
Die Wände des Kellers wurden mit<br />
Der alltägliche Wohnraum, die „Kööv“, lebte von<br />
der Wärme des „Bileggers“, der von der Herdstelle<br />
in der Küche beheizt wurde und vom Tageslicht,<br />
das man lesend, spinnend oder strickend immer am<br />
Fenster bis zur Dämmerung ausnutzte.<br />
einer Kalkmilch gestrichen und nun fehlen<br />
nur noch Borde, auf denen Steingut –<br />
Töpfe als Vorratsbehälter präsentiert werden<br />
sollen. Geborstene Wände im „Taal“<br />
(Flur) wurden mit Sumpfkalkschlämme<br />
ausgebessert und mit Kalkfarbe geweißt,<br />
marodes Holz der „Katskibuurter“ (Schräge)<br />
fachgerecht durch altes Holz ersetzt.<br />
Wo es bei dieser Arbeit möglich war,<br />
wurde mit Naturmaterial Wärmedämmung<br />
der Außenwände vorgenommen.<br />
Die zugigen Ritzen in den Alkoven wurden<br />
nach altem Vorbild mit Schafwolle<br />
abgedichtet. Nach eingehendem Studium<br />
von Fachliteratur, alten Fotografien und<br />
zeitgenössischen Gemälden ist es mit<br />
sehr viel Enthusiasmus und Liebe zum<br />
Detail im letzten Jahr gelungen, den<br />
lebendigen authentischen Zustand des<br />
Hauses zu C.P. Hansens Lebzeiten herbeizuzaubern.<br />
An dieser Stelle soll erwähnt werden,<br />
dass diese Aufgabe durch Privatleihgaben<br />
sowie durch Leihgaben von Sylt - Exponaten<br />
des „Flensburger Museumsbergs“<br />
großzügig unterstützt wurde.<br />
Ik ual Hüs<br />
Dü gairst fuarbi, en sjochst mi ek.<br />
Lukest ek jens aap.<br />
Aur hönert Jaar stuun ik al jir – dit wiar’n Tir.<br />
Jungens lachin, Wüfhauers skrualin,<br />
Karmings kjausin, en jit fuul muar.<br />
Nii Staal me Bruar, hat wiar’n grögelk Nuar.<br />
Da wiart’t fuarbi, die Tir wiar hen, dit Lek,<br />
her weder sin Bigen.<br />
Becht haa ja mi sa stolt en seeker, fuar aur hönert Jaar,<br />
Of wiar dit ön di Tir jit leeter?<br />
Mi jest Taak wiar jit wukset jir üp Söl.<br />
Holt en Stiin braacht ja fan Fastlön’ iin.<br />
Weetst dü, wat ik wel diarme sii?<br />
Ik haa sa maning Tir al sen: Kemer, Sörig, als nöögen –<br />
Man stunn sa stel, haa niin ain Wel,<br />
dach kür fortel – fortel – fortel.<br />
En dü gaairst fuarbi, en sjochst mi ek – lukest ek jens ap.<br />
Ich altes Haus<br />
Du gehst vorbei und siehst mich nicht.<br />
Schaust nicht einmal auf.<br />
Mehr als hundert Jahre steh ich schon hier –<br />
das war eine Zeit.<br />
Kinderlachen, Frauenweinen,<br />
Männerschimpfen und noch viel mehr.<br />
Kein Tisch mit Brot, es war eine schlimme Zeit.<br />
Dann war es vorbei, die Zeit floss dahin,<br />
das Glück hatte wieder seinen Beginn.<br />
Gebaut haben sie mich so stolz und sicher,<br />
vor mehr als hundert Jahren.<br />
Oder war es in der Zeit noch später?<br />
Mein erstes Dach war noch hier auf Sylt gewachsen,<br />
Holz und Steine brachten sie vom Festland her.<br />
Weißt du, was ich will damit sagen?<br />
So viele Zeiten habe ich schon gesehen!<br />
Kummer , Sorgen , von allem genug –<br />
aber ich stehe still, habe keinen eigenen Willen,<br />
doch könnte erzählen – erzählen – erzählen<br />
und du gehst vorbei und siehst mich nicht.<br />
Schaust nicht einmal auf.<br />
Erk-Uwe Schrahé<br />
✽ 16.8.1931 Archsum<br />
Mit 16 Jahren macht er eine<br />
Friseurlehre in Keitum und<br />
beginnt seine "Karriere" als<br />
Schauspieler im Laientheater.<br />
Nach der Lehre geht er zum<br />
Arbeiten nach Dänemark,<br />
Holland, Belgien, Österreich,<br />
Frankreich, Großbritannien<br />
und Kanada.<br />
Mit 26 Jahren kehrt er zurück<br />
nach Sylt, verheiratet sich mit<br />
Inge, mit der er drei Kinder<br />
hat. Ab 1973 war er Leiter der<br />
Poststelle in Rantum und ist<br />
nun im Ruhestand.<br />
32 33
Museumsschätze<br />
Haubenschachteln<br />
– Schmuckstück und<br />
Schatzkiste zugleich<br />
von Christel Fink<br />
Wenn sie das „ Altfriesische Haus“ besuchen,<br />
steht im Pesel eine geöffnete, von Traute<br />
Meyer liebevoll bestückte Spanschachtel.<br />
Hier ein kleiner Einblick in die Geschichte.<br />
Aus dünnen Nadelholzspänen die<br />
Wandungen kleinerer und größerer<br />
Schachteln und der dazu passenden<br />
Deckel zu biegen und die Böden und<br />
Deckelbretter mittels Stiften daran zu<br />
befestigen, wurde schon im Mittelalter<br />
praktiziert. Die Enden des Spans nähte<br />
man mit gespaltenen Wurzeln oder<br />
Bast zusammen. Schon im bronzezeitlichen<br />
Grab von Trindhöj (Jütland,<br />
Dänemark) war die Kopfbedeckung<br />
in einer Spanschachtel geborgen.<br />
Diese sind mehr als Behältnisse für<br />
nostalgische Vorstellungen, lassen sich<br />
doch mit ihnen Gegenstände genauso<br />
gut wie Botschaften transportieren. Seit<br />
dem 14. Jahrhundert gehörten diese<br />
Behältnisse zur Standardausstattung<br />
in Haushalt, Geschäft und Werkstatt.<br />
Im 19. Jahrhundert wurden sie allerdings<br />
von leichter zu produzierenden<br />
Verpackungen wie Pappschachteln und<br />
Blechdosen verdrängt. Durch ihre einfache<br />
Grundform sind sie offen für eine<br />
unendliche Vielfalt an Bestimmungen<br />
und Inhalten; zum Bewahren von<br />
Deckel einer Haubenschachtel um 1850<br />
Kopfbedeckungen so gut wie von<br />
Spielzeug, Dokumenten, Schmuck,<br />
Proviant und Salben bis hin zur<br />
Schuhcreme. Spätestens seit dem<br />
17. Jahrhundert gehörten die<br />
Haubenschachteln zur Ausstattung<br />
der Braut oder waren ein beliebtes<br />
Brautgeschenk, ebenso ein Taufgeschenk<br />
der Paten auch auf Sylt.<br />
Zuerst erwähnt wurden Herstellungszentren<br />
aus den besonders waldreichen<br />
Gegenden, wie Thüringer Wald und<br />
Erzgebirge oder auch das Gebiet um<br />
Berchtesgaden, die bis in das frühe<br />
20. Jahrhundert hinein die größten<br />
Standorte der Spanschachtelproduktion<br />
blieben. Durch die Jahrhunderte entwickelten<br />
sich auch die Dekorationsmöglichkeiten,<br />
so übergab der Schachtelmacher<br />
die Kiste an spezialisierte<br />
Schachtelmaler. Die Bemalung bis ins 19.<br />
Jahrhundert erfolgte mit Temperafarben,<br />
einer Mischung aus Farbpigmenten<br />
und einem Bindemittel wie Ei, Öl<br />
oder Harz. Die größten technischen<br />
Vorteile der Temperamalerei sind die<br />
Alterungsbeständigkeit und die langsame<br />
Trocknung. Risse, die bei Ölfarben auftreten<br />
können, sind daher sehr selten.<br />
Wenn man die Bildtypen betrachtet,<br />
fällt die Verzierung des 18. Jahrhunderts<br />
durch ihre Üppigkeit auf, durchgängig<br />
sind alle Flächen gefüllt. Das zentrale<br />
Motiv ist meistens der Mensch,<br />
Mann und Frau füllen das Hochoval<br />
des Deckels, wie auch bei der Haubenschachtel<br />
im Museum zu sehen. Im 19.<br />
Jahrhundert ging man zur Ölfarbe über,<br />
die Dekoration veränderte sich grundlegend,<br />
jetzt werden naturalistische<br />
Szenen abgebildet. Immer mehr wendet<br />
man sich auch der Fabeldarstellung<br />
oder der Jagd zu,<br />
Haubenschachtel Unterteil um 1850<br />
oder der Jagd zu, erläutert durch einen<br />
moralisierenden Spruch.<br />
Die Routine, mit der Schachtelmaler,<br />
besonders solche des 18. Jahrhunderts,<br />
die ganze Fläche des Schachteldeckels<br />
mit farbigem Leben erfüllt haben, ist<br />
bemerkenswert. Spuren des Schablonierens<br />
oder Durchpausens sind<br />
nirgends erkennbar (lt. Schlee).<br />
Ab 1850 setzte sich die Tendenz<br />
durch, Schachteln mit Druckgrafiken,<br />
Kinderspiele, Familienszenen oder<br />
Trachten darstellend, zu bekleben.<br />
(Literatur: Ernst Schlee / Joachim Naumann)<br />
34 35
Heimatmuseum<br />
Eine Zeitreise in den<br />
Ziegenstall<br />
von Angela Kirschke<br />
Anhand von Fotos, die kurz vor dem Abriss<br />
der originalen Bar „Ziegenstall“ der Valeska<br />
Gert in Kampen aufgenommen worden waren,<br />
rekonstruierte die Sölring <strong>Foriining</strong> unter der<br />
Leitung von Prof. Dr. Schulte-Wülwer die Räume<br />
der berühmt berüchtigten Bar im Dachgeschoss<br />
des Sylter Heimatmuseums in Keitum.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen lassen:<br />
Die Wände werden geradezu lebendig<br />
und versetzen manchen Zeitzeugen in<br />
berührende Erinnerungen an längst<br />
vergangene Tage. Ergänzend werden<br />
Artikel, Fotos und Originalberichte aus<br />
der Ziegenstallzeit hinter Glas präsentiert.<br />
Richtig authentisch wurde die Atmosphäre<br />
im neu entstandenen Ziegenstall durch<br />
die faszinierenden und jedes Mal ausverkauften<br />
Auftritte von Christiane Retzlaff<br />
und Andrea Engl.<br />
Christiane Retzlaff war in den siebziger<br />
Jahren selbst Mitarbeiterin im Ziegenstall.<br />
Sie war eigens von Valeska Gert als Kellnerin<br />
engagiert worden, nachdem sie als<br />
junge Frau neugierig die berühmte Bar<br />
besucht hatte. Wie alle anderen Angestellten<br />
auch hatte sie die Pflicht gehabt,<br />
gesanglich zur Unterhaltung der Gäste<br />
beizutragen.<br />
Zusammen mit Andrea Engl zaubert sie<br />
jetzt die Besucher zurück in die Jahrzehnte,<br />
in denen sich die Prominenz im<br />
Ziegenstall die Türklinke in die Hand gab.<br />
Mit wunderbaren selbstgeschriebenen<br />
Texten von Christiane Retzlaff über das<br />
Leben und Wirken der Gert und Liedern<br />
aus der Zeit lassen die beiden Darstellerinnen<br />
eine vergangene Epoche wiederauferstehen:<br />
die der Valeska Gert.<br />
Und das mit viel Sympathie und tiefem<br />
Feingefühl für Valeska. Ihre Vorträge sind<br />
gespickt mit Witz, Ironie und beißender<br />
Gesellschaftskritik. Hier zeigen sich zwei<br />
Schauspieltalente, die sich intensiv mit<br />
der Person Valeska Gert beschäftigt haben.<br />
Mit Hingabe und großem Verständnis für<br />
die Künstlerin bringen sie dem Zuschauer<br />
das Leben Valeskas nahe und ziehen ihn<br />
geradezu in ihr Leben mit hinein.<br />
Frech, lasziv und ein bisschen verrucht<br />
singt Christiane Retzlaff die „Berliner<br />
Type“. Sanft bis nachdenklich dagegen<br />
klingen die Zeilen aus dem „Schlummerlied“.<br />
Auch die Rolle der KZ-Kommandeuse<br />
Ilse Koch verkörpert sie überzeugend.<br />
Ein bedrückendes Gefühl beschleicht<br />
den Zuschauer dabei. Das Gedicht „Die<br />
Ratte“ tragen die beiden Akteurinnen im<br />
gut abgestimmten Wechsel vor. Weitere<br />
Texte der Gert werden von Andrea Engl<br />
kraftvoll, sensibel und einfühlsam<br />
rezitiert. Ihre ausdrucksstarke Rezitation<br />
des Textes „Der Jubler“ ist mitreißend.<br />
Bis zum Schluss die Grande Dame und<br />
Revolutionärin des Tanzes selbst mit<br />
ihren „Ballerinnerungen einer Aristokratin“<br />
noch zu Wort kommt, kann der<br />
Besucher sich in der Pause mit Getränken<br />
versorgen, zu original Ziegenstallpreisen<br />
auf Getränkekarten von damals. Man<br />
darf sogar noch mit der Deutschen Mark<br />
bezahlen. Da beginnt mancher Zuschauer<br />
in Erinnerungen zu schwelgen, viele<br />
wissen eigene Erlebnisse zu berichten<br />
und so will keiner schnell nach Hause<br />
gehen nach so einem gelungenen Abend.<br />
Das letzte Lied von Valeska entlässt den<br />
Zuschauer „nur zum Spaß, nur zum<br />
Spiel“ beinahe wehmütig in der Erinnerung<br />
an diese ebenso schillernde wie tief<br />
bewegende große Dame des Tanzes.<br />
Alle, die diese besondere Darbietung<br />
genießen durften, sind sich einig, dass es<br />
in Zukunft noch weitere davon geben soll<br />
– und es wird sie geben.<br />
von oben nach unten:<br />
1) Christiane Retzlaff und Angela Engl im<br />
nachempfundenen Ziegenstall bei der Premiere 2012<br />
2) Premierengäste<br />
3) Ansicht des original Ziegenstalls in den 1960er Jahren<br />
36 37
Museumstag Vergangenheit erinnern –<br />
Maren Diedrichsen<br />
» Maren Manne<br />
Mannes<br />
Silke von Bremen<br />
» Kostgängerin<br />
Karen Erken<br />
Michael Boysen<br />
» Bleick Peter Uwen<br />
Karin Börnsen<br />
» Christen Jens<br />
Tamen<br />
Karl Witte<br />
» Peter Uwen<br />
Birgit Hussel<br />
» Christen Clausen<br />
Inken Mikkelsen<br />
» Inge Peters<br />
Falk Eitner<br />
» Uwe Peters<br />
Zukunft gestalten:<br />
Museen machen mit!<br />
Manchmal wünscht man sich, man könnte die Inselbewohner<br />
vergangener Jahrhunderte persönlich treffen und ihnen Fragen<br />
stellen. Wer sich am internationalen Museumstag am 20. Mai<br />
2012 ins Altfriesische Haus aufmachte, dem bot sich diese<br />
Gelegenheit.<br />
Statt auf stumme Zeugen der Vergangenheit trafen die<br />
Besucher auf die ehemaligen Bewohner des Hauses –<br />
und die waren richtig gesprächig! Familie Uwen war<br />
auf Stippvisite gekommen, um die Besucher auf eine<br />
Zeitreise ins 18. und 19. Jahrhundert mitzunehmen.<br />
Peter Uwen, der 1739 auf dem Kliff-Staven ein neues<br />
Haus erbaut hatte, und seine Frau Christen Clausen<br />
waren höchstpersönlich erschienen. Auch ihre Söhne<br />
Uwe und Bleick Peter samt Gattinnen hatten es sich<br />
nicht nehmen lassen, zum Familientreffen zu<br />
kommen.<br />
Dieses eingefädelt hatte Silke von Bremen. Unsere populäre<br />
Sylter Gästeführerin hatte nicht nur die<br />
Idee, sie recherchierte auch gründlich über die einzelnen<br />
Personen und ihre Schicksale. Die Akteure ihrer<br />
Living History-Gruppe konnten so sehr glaubhaft in<br />
ihre Rollen schlüpfen. Gebannt lauschten die<br />
Besucher den Geschichten einer Seefahrerfamilie,<br />
die typisch für ihre Zeit waren.<br />
Wem noch eine Frage unter den Nägeln brennt, dem<br />
sei gesagt: Familie Uwen fand es auch spannend, die<br />
Menschen des 21. Jahrhunderts kennen zu lernen und<br />
lädt bestimmt mal wieder ins Altfriesische Haus ein.<br />
Auch 2013 soll der Internationale Museumstag die<br />
Sölring Museen mit Leben füllen. Ein kleines Fest ist<br />
für diesen Tag in Planung. Am Sonntag, den 12. Mai<br />
ist es dann soweit. Unter dem Motto „Vergangenheit<br />
erinnern – Zukunft gestalten: Museen machen mit!“<br />
sind die Museen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Lassen<br />
Sie sich überraschen. Sie sind herzlich eingeladen,<br />
der Eintritt ist frei und Spenden sind willkommen.<br />
Internationaler Museumstag am 12. Mai 2013 in den<br />
Sölring Mussen von 12 bis 18 Uhr im Sylter Heimat-<br />
38 museum, im Altfriesischen Haus, im Denghoog und in der 39<br />
Vogelkoje Kampen.
Sylter Geschichte<br />
Sylter Auswanderer<br />
von Elisabeth Westmore<br />
Die Auswanderer-Forschung für Norddeutschland<br />
ging bisher davon aus, dass<br />
es im Gegensatz zu anderen nordfriesischen<br />
Gebieten nur eine zahlenmäßig<br />
geringe Auswanderung von Sylt gab.<br />
Doch allein für den Zeitraum von 1867<br />
– Sylt wird preussisch – bis zum Ausbruch<br />
des 1. Weltkrieges 1914 lassen sich knapp<br />
600 Sylter, die ihr Glück in Übersee<br />
suchten, nachweisen.<br />
Die Einführung der 3jährigen Wehrpflicht,<br />
von denen die seefahrende Bevölkerung<br />
der nordfriesischen Inseln bisher<br />
entbunden war, neue erschwerte Regelungen<br />
für die Ausbildung zum Steuermann<br />
sowie Kapitän und der generell<br />
geringer werdende Bedarf an Seeleuten<br />
durch verstärkten Einsatz von Dampfschiffen<br />
führte dazu, dass die Seeleute<br />
an der Westküste des Herzogtums<br />
Schleswig sich neuen Erwerbsquellen<br />
zuwenden mussten.<br />
Die Handwerker und die Landarbeiter<br />
waren ebenfalls von den Auswirkungen<br />
der Industriellen Revolution betroffen.<br />
Billigere Massenproduktion verdrängte<br />
die Nachfrage nach handgefertigten<br />
Gütern, der Einsatz von Maschinen in<br />
der Landwirtschaft führte zu geringerem<br />
Arbeitskräfteeinsatz.<br />
Den Bedingungen in der Heimat stand<br />
die Verheißung auf ein besseres Leben,<br />
Familie Siewert Christiansen, 1908<br />
vor allem in Amerika, gegenüber. Mit<br />
dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges<br />
begann ein wirtschaftlicher<br />
Aufschwung, der viele Europäer anzog.<br />
Für die meisten wurde das Einwanderungsland<br />
zur neuen Heimat so wie<br />
bei Siewert Christiansen, mancher<br />
kam zurück, so wie Hans Andreas<br />
Jensen, ob er sein Glück in der Fremde<br />
gemacht hatte oder nicht. Von so<br />
manchem verliert sich jede Spur.<br />
Neben den Passagierlisten der Auswandererschiffe<br />
und den Volkszählungen sind<br />
es vor allem Hinweise von Nachkommen,<br />
die ein Bild von der Auswanderung<br />
von Sylt entstehen lassen.<br />
Für den Austausch von Informationen<br />
zu Auswanderern von Sylt wenden<br />
Sie sich bitte per email an:<br />
elisabeth@syltgen.org<br />
Wie das “Ortsfamilienbuch Sylt” wird auch<br />
die geplante Dokumentation “Auswanderer<br />
von Sylt 1867 bis 1914“ von Elisabeth<br />
Westmore bearbeitet. Sie wurde 1954 als<br />
Tochter des Pastors Hans Ingwers und seiner<br />
Frau Meta geb. Prott in Morsum geboren.<br />
Nach Buchhändlerlehre und Magister-<br />
Studium der Geschichte und Germanistik<br />
arbeitet sie in verschiedenen Bereichen in<br />
Berlin und England, wo sie seit 1997 lebt.<br />
Siewert Christiansen<br />
❋ 27. 04. 1854 in Morsum/Sylt<br />
✝ 19. 1. 1939 in Milwaukee, USA<br />
wanderte 1871 nach Amerika<br />
aus und wurde 1882 amerikanischer<br />
Staatsbürger.<br />
Er war Kapitän auf den<br />
Nordamerikanischen Seen bis<br />
er nach einem Schiffsunglück<br />
im Winter, bei dem er beinahe<br />
sein Leben verlor, die Seefahrt<br />
aufgab. Daraufhin diente er<br />
noch 38 Jahre in der Polizei in<br />
Milwaukee. In seiner Freizeit<br />
verfertigte er Schiffsmodelle,<br />
von denen noch heute etliche im<br />
Besitz seiner Nachkommen sind.<br />
Das Foto zeigt Hans Siewert<br />
Jensen in seiner Polizeiuniform.<br />
Hans Andreas Jensen<br />
❋ 14.12.1880 in Keitum/Sylt<br />
✝ 30. 10. 1979 in Hamburg<br />
wurde Lehrer und nach einem<br />
Zusatzstudium am Orientalischen<br />
Seminar in Berlin ging<br />
er 1911 nach China. Er war<br />
Leiter der Deutsch-Chinesischen<br />
Mittelschule in Tientsin.<br />
Zu Beginn des 1. Weltkriegs<br />
kämpfte er auf chinesischer<br />
Seite gegen die Japaner und<br />
geriet bis 1920 in japanische<br />
Kriegsgefangenschaft. Während<br />
seiner Gefangenschaft leitete<br />
seine Frau die Schule, die er ab<br />
1920 wieder übernahm.<br />
1937 kehrte die Familie nach<br />
Deutschland zurück; wo er noch<br />
bis 1946 als Lehrer arbeitete.<br />
Das Foto zeigt Hans Andreas<br />
Jensen mit seiner Frau.<br />
Quelle: StuDeo Archiv 1467<br />
Quellen: Einbürgerungsurkunde und<br />
Familienpapiere R. Hinz<br />
40 41
Sylter Geschichte<br />
Sylter Ahnenforschung<br />
– Genealogie auf Sylt<br />
Das Ortsfamilienbuch<br />
(OFB) Sylt<br />
von Elisabeth Westmore<br />
Das Ortsfamilienbuch Sylt ist eine Familiendatenbank.<br />
Ziel ist es, in ihr alle Personen,<br />
die nachweislich auf Sylt gelebt haben zu<br />
erfassen; dabei werden lebende Personen<br />
aus Datenschutzgründen nicht aufgeführt.<br />
Ein OFB ist eine personengeschichtliche<br />
Sekundärquelle, in der die Personen genealogisch<br />
zusammengeführt werden, das heisst,<br />
den einzelnen Personen sind jeweils die<br />
Vorfahren, Nachkommen und Geschwister<br />
zugordnet. OFBs sind Instrumente zur Erforschung<br />
der Sozialgeschichte einer Region.<br />
Quellen sind Kirchenbücher und Standesamtsregister<br />
oder deren Abschriften,<br />
Adressbücher, Volkszählungen, Steuerlisten,<br />
Grabsteine, Familienanzeigen<br />
und vieles mehr.<br />
Neben den reinen Stammdaten der<br />
Personen (Geburt, Heirat, Tod, Beruf), die<br />
im Internet unter www.online-ofb.de/sylt<br />
zu sehen sind, finden sich in der bisher<br />
nicht veröffentlichten „Mutterdatei“<br />
noch zahlreiche weitere Informationen.<br />
Sterbeeinträge, Pressenotizen, Erwähnung<br />
in Tagebüchern oder in der Sekundärliteratur<br />
seien hier als Beispiele genannt.<br />
Während bisher OFBs als gedruckte<br />
Bücher erschienen, werden sie heute<br />
Johann Jansen, 1872 - 1956<br />
(Seine Daten, auch zu Vorfahren und Nachkommen,<br />
finden sich im OFB Sylt)<br />
zunehmend im Internet veröffentlicht.<br />
Dies hat den Vorteil, dass sie einem sehr<br />
viel umfangreicheren Personenkreis<br />
zugänglich gemacht werden können.<br />
Außerdem sind erweiterte und korrigierte<br />
Fassungen sehr viel schneller möglich<br />
als bei der Bereitstellung in gedruckter<br />
Form und bei der Veröffentlichung bei<br />
GenWiki ist die Einsicht kostenfrei.<br />
Die Arbeit an einem OfB ist niemals abgeschlossen;<br />
Ergänzungen und Korrekturen<br />
werden kontinuierlich ausgeführt. Wenn<br />
Sie bei der Vervollständigung des Ortsfamilienbuches<br />
Sylts mithelfen können<br />
oder Fragen zu Ihren Sylter Vorfahren<br />
haben, wenden Sie sich bitte per email<br />
an: elisabeth@syltgen.org<br />
Digitale Memoiren<br />
einer Insel<br />
von Uta Hartmann-Beth<br />
Wie war das eigentlich, damals, als Sylt noch<br />
nicht die Insel der Reichen und Schönen war,<br />
der Sommergäste und Zweitwohnungsbesitzer?<br />
Als die Insel – ohne Hindenburgdamm – noch<br />
eine echte Insel war? Als es auf List 1908<br />
gerade mal 13 Häuser, eine Gaststätte und 70<br />
Menschen gab und in Keitum noch eine Mühle<br />
und einen Hafen? Als in Westerland noch kein<br />
einziges Hochhaus stand und in Hörnum bis<br />
1871 nur Schutzhütten zu finden waren für<br />
Schiffbrüchige und einige Fischer?<br />
Wie sah damals das Leben der Insulaner aus,<br />
ihr Alltag - ohne Auto, ohne Handy, ohne<br />
Fernseher und Computer?<br />
Diese Fragen werden Eltern, Großeltern<br />
und Urgroßeltern sicher auch heute noch<br />
gestellt – wenn auch offensichtlich viel<br />
zu selten. Dafür fehlt in unserer schnelllebigen<br />
Zeit, unserem durchorganisierten<br />
Alltag, einfach die Zeit! Und so verschwindet<br />
die Vergangenheit allmählich<br />
aus unserem Bewusstsein – gerät in Vergessenheit,<br />
was lange lebendige Gegenwart<br />
war.<br />
Gegen dieses Vergessen wendet sich das<br />
Projekt. Angestoßen 1997 von Maike<br />
Ossenbrüggen in Zusammenarbeit mit<br />
den Berliner Journalisten Uta Beth und<br />
Eike Hartmann, begleitet von<br />
Dr. Alistair Walker (Wörterbuchstelle<br />
Kiel), hat das Kind nun auch einen<br />
Namen: „Digitale Memoiren einer Insel“.<br />
Die ersten Aufnahmen sind als Tondokumente<br />
gespeichert.<br />
Gegenwärtig dokumentieren Uta Beth<br />
und Eike Hartmann Persönlichkeiten der<br />
Insel Sylt: Ihre persönliche Geschichte<br />
und Geschichten, die Erinnerungen<br />
an Kindheit und Jugend, an Familie und<br />
Freunde; sie zeichnen die Spuren nach,<br />
die die politischen Ereig-nisse ihrer Zeit,<br />
also die NS-Diktatur und der 2. Weltkrieg<br />
in ihrem Leben hinterlassen haben.<br />
Und sie verfolgen, wie der wirtschaftliche<br />
Aufschwung und der technische<br />
Fortschritt in der zweiten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts das Leben auf der Insel von<br />
Grund auf veränderte. Zugleich erzählen<br />
die Interviewten aber auch von weiter<br />
zurückliegenden Zusammenhängen,<br />
die sie selbst zwar nur aus Erzählungen<br />
kennen, aber durch private Dokumente<br />
belegen können. Alles das ist sehr spannend.<br />
Es ist eine Freude, mit wie viel<br />
Begeisterung die Gefragten bereitwillig<br />
und enthusiastisch erzählen.<br />
Die verschiedenen Gespräche werden<br />
nach fachgerechter Aufarbeitung in Bild<br />
und Ton allen Interessierten im Sylter<br />
Heimatmuseum zur Verfügung stehen.<br />
In ihrer Gesamtheit werden sich diese<br />
Memoiren wie bei einem Puzzle zu<br />
einem lebendigen und abwechslungsreichen<br />
Bild der Alltags-Wirklichkeit auf<br />
Sylt im 20. Jahrhundert zusammenfügen.<br />
Es wird höchste Zeit, das „Gedächtnis“ der<br />
Insel zu bewahren und weiterzuschreiben<br />
in Ton, Bild und Wort. Dieses Projekt der<br />
Sölring <strong>Foriining</strong> braucht unbedingt auch<br />
Ihre Unterstützung! Wir freuen uns über<br />
jegliche Hilfe.<br />
42 43
Sylter Geschichte<br />
Der Sylter an sich von Gritje Stöver<br />
Fragt man den Sylter nach dem Sylter, wie<br />
dies im Vorfeld dieses Artikels geschehen ist,<br />
erhält man keinen Vortrag über die Geschichte<br />
berühmter Sylter. Statt mit historischen<br />
Fakten antwortet der Sylter mit Geschichten<br />
und Meinungen über den Sylter an sich, sein<br />
Verhältnis zur Insel und zum Inselleben.<br />
Wenn die Touristenmassen zu den Stoßzeiten<br />
die Insel überfluten, wünscht<br />
sich manch ein Sylter von der Insel<br />
fliehen zu können. Das kann er natürlich<br />
nicht, denn der Sylter lebt schon<br />
seit Generationen vom Tourismus oder<br />
wie es früher treffender hieß vom<br />
Fremdenverkehr. Daher hat der Sylter<br />
auch nicht grundsätzlich etwas gegen<br />
den geldbringenden Touristen.<br />
Wenn sich der gastfreundliche Sylter<br />
über die Touristen beklagt, dann beklagt<br />
er sich eigentlich über die fehlenden<br />
Freiräume jenseits des Tourismus.<br />
Er beklagt sich über dasjenige, was am<br />
Gemeinschaftsleben nagt, und darüber,<br />
dass die traditionellen Feste wie die Biike<br />
als touristische Attraktionen vermarktet<br />
werden. Der Sylter ist eben gerne auch<br />
allein unter Syltern. Man trifft sich bei<br />
den Gemeinderatssitzungen, bei der<br />
Freiwilligen Feuerwehr, beim Ringreiten,<br />
zum Knobeln, Bingo-Lotto und Darten,<br />
zum Makrelen-Angeln oder zur Jagd,<br />
zum Segeln, Longboarden oder Kiten,<br />
beim Friesisch-Kurs oder zu einer gemütlichen<br />
Tasse Tee, in der Heavy-Metal-Band<br />
oder im Kirchenchor. Vor allem sind den<br />
Syltern die alljährlichen Feuerwehrfeste<br />
heilig. Hier wird generationsübergreifend<br />
gefeiert, gelacht, diskutiert oder<br />
stillschweigend beobachtet. Genauso<br />
wichtig wie das Gemeinschaftsleben ist<br />
dem Sylter die unangetastete Natur, das<br />
Meer, der Strand.<br />
So schön es auch sein kann Sylter zu<br />
sein, viele Sylter verlassen die Insel.<br />
Dem Werbespruch eines Immobilienmaklers<br />
„Wer auf Sylt eine Immobilie<br />
sein eigen nennen darf, ist im Leben<br />
angekommen“ setzt der Sylter entgegen<br />
„Sylt ist zu teuer und biete zu wenig<br />
Wohnraum“. Lebendige Dörfer mit<br />
Einfamilienhäusern, die in die Landschaft<br />
passen, das wäre nach Aussage der Sylter<br />
optimal, aber auf der Insel eben nicht<br />
finanzierbar. Selbst diejenigen Familien,<br />
die noch ein eigenes Haus besitzen,<br />
müssen es zumeist bei der nächsten<br />
Erbfolge verkaufen, weil die Erben ihre<br />
Geschwister nicht mehr auszahlen können.<br />
Über kurz oder lang geht alles in<br />
fremde Hände und das Gesicht der Insel<br />
verändert sich. Direkte Nachbarn wird<br />
man bald in den meisten Orten vergeblich<br />
suchen. Es heißt, dass bereits jetzt<br />
einzelne Orte in der Nebensaison nur<br />
noch durch Zeitschaltuhren belebt wirken,<br />
es aber gar nicht mehr sind.<br />
Aussagen dieser Art sind typisch für den<br />
Sylter, denn der Sylter begegnet den<br />
Veränderungen auf der Insel häufig mit<br />
Humor. Das darf jedoch nicht täuschen,<br />
denn die Vorstellung eines „Sylt ohne<br />
Sylter“ zählt zu den größten Sorgen der<br />
Insulaner. Natürlich weiß der Sylter,<br />
wieso sich die Insel verändert hat. Es ist<br />
noch nicht lange her, berichten die älteren<br />
Sylter, da haben die Einheimischen<br />
an Badegäste vermietet um über die<br />
Runden zu kommen. Dann sind die Ansprüche<br />
gestiegen, das Geld lockte.<br />
Auf der Insel machen sich heute die<br />
Spekulanten breit, die zwar einen Segen<br />
für das Konto aber ansonsten auch das<br />
genaue Gegenteil bescheren können.<br />
Der Sylter hat schon viele Bausünden erlebt.<br />
Er begreift sich deshalb auch nicht<br />
als Verhinderer sondern als Bewahrer,<br />
wenn er aktuellen baulichen Großprojekten<br />
ablehnend gegenübersteht. Zu<br />
dem altbewährten Spruch „Lever duad<br />
as Slav“ gesellt sich ein selbstbewusstes<br />
„Sylter dürfen das“.<br />
Sylt ist Heimat und soll es bleiben auch<br />
für die Kinder und Enkel. Allerdings<br />
bewahrt der Sylter nicht überall gleichermaßen.<br />
Nicht alle Sylter engagieren sich<br />
für Sylter Brauchtum, den Naturschutz<br />
und die Landschaftspflege, welche dem<br />
Sylter eigentlich sehr wichtig sind.<br />
Hier scheint sich der Sylter auf Vereine<br />
wie die Söl’ring <strong>Foriining</strong> und die Sylter<br />
Naturschutzgemeinschaft zu verlassen.<br />
Manchmal sind jedoch nicht nur einige<br />
sondern alle gefragt. Besonders dringlich<br />
ist es um die Sylter Sprache bestellt.<br />
Die friesische Sprache wird über kurz<br />
oder lang aussterben, vermuten einige<br />
Sylter, nicht weil sie nicht mehr gelehrt<br />
sondern weil Söl’ring zu Hause zu wenig<br />
gesprochen wird. Hier müsste es eigentlichen<br />
heißen „Sylter müssen das“, aber<br />
zwingen lässt sich der Sylter nur ungern.<br />
Mit viel oder wenig Engagement die<br />
Sylter Identität lebt, denn auf die Frage,<br />
ob ein Zugezogener zum Sylter werden<br />
kann, antworten viele Sylter mit einem<br />
deutlichen „Nein“. Es ist eben so, dass<br />
Zugezogene nicht automatisch zum<br />
Sylter werden, nur weil sie den Weg<br />
zum Einwohnermeldeamt gefunden<br />
haben. Wenn überhaupt wird nur der<br />
zum Sylter, der lange genug hier lebt.<br />
Die besten Chancen hat derjenige, der<br />
sich jenseits vom Profitstreben für die<br />
Gemeinschaft engagiert, denn Sylter sein<br />
verpflichtet.<br />
"Der Sylter trinkt mäßig geele Köm mit Tee"<br />
44 45
Sylter Geschichte<br />
Das Hapag-Haus in<br />
Hörnum „Highlight statt<br />
Schandfleck“<br />
von Christel Fink<br />
Im März letzten Jahres kam Michael Merten,<br />
ein Enkel von Hanna und Hermann Merten,<br />
in das Sylter Heimatmuseum und brachte<br />
uns zwei Kartons mit alten Fotos und<br />
Papieren. Zunächst konnte ich mit dem<br />
Namen Merten in Verbindung mit der<br />
Hapag nichts anfangen, habe dann begonnen<br />
zu sortieren, zu lesen und war fasziniert<br />
von der Geschichte dieser Familie.<br />
Die Hapag wurde 1897 gegründet und<br />
schloss sich mit der Nordsee-Linie des<br />
Reeders Ballin zusammen. Dieser hatte<br />
eine Verkehrsanbindung nach Sylt<br />
durch das Hörnum-Tief entdeckt und<br />
1901 auch den Bau einer Inselbahn<br />
von Hörnum bis Westerland veranlasst.<br />
Der Verkehr zu den deutschen<br />
Seebädern auf Helgoland, Föhr und Sylt<br />
lief nun unter dem Namen Hapag.<br />
Die ersten Dampfer hießen Cobra,<br />
Silvana und Prinz Heinrich. Nach dem<br />
ersten Weltkrieg mussten die nicht versenkten<br />
Schiffe an Großbritannien abgegeben<br />
werden. 1920 wurde die Linie mit<br />
dem Dampfer „Bubendey“ wieder eröffnet.<br />
Später kamen die „ Königin Luise“<br />
und das Turbinenschiff „Kaiser“ hinzu.<br />
Die ersten festen Gebäude entstanden<br />
erst mit dem Bau des Hapag-Anlegers<br />
und der Inselbahn zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts. Der mittlerweile abgerissene<br />
Inselbahnhof und das ehemalige<br />
Hapag-Haus, später „Hotel Bettina“,<br />
zuletzt „Hörnumer Aalreuse", wurden<br />
1911 erbaut.<br />
Im ersten Weltkrieg wurden sowohl<br />
das Hapag-Haus als auch die zur selben<br />
Zeit erstellten Blockhäuser vom Militär<br />
belegt. Im November 1915 entstand<br />
vor dem Hapag-Haus, von einem<br />
Friesenwall umgeben, das „Eiserne<br />
U-Boot“. Es wurde aus einem Strandgut-<br />
Eichenblock geformt und auf eine angetriebene<br />
Seemine gesetzt. Nach dem<br />
Krieg verschwand dieses Mahnmal.<br />
Hörnum war um 1920 ein Ort der<br />
Einsamkeit, die alten Spuren der ersten<br />
Ansiedler längst verwischt. Außer<br />
dem Leuchtturm mit dem Wärterhaus<br />
stand noch die Wasserturm-Ruine. Der<br />
Bahnhof und die Bahn, das Hapag-Haus<br />
sowie die Blockhäuser waren wieder im<br />
Besitz der Hapag. Zu der Zeit nannten<br />
Hapag Haus, 1938<br />
Die Cobra legt an (Foto: Theodor Möller, 1936) sich 17 Menschen Hörnumer Bürger.<br />
In diesem Jahr kam die Familie Hanna<br />
und Hermann Merten mit ihren drei<br />
Söhnen Walter, Hans und Hindenburg<br />
von Cuxhaven an, um die Betreuung der<br />
Blockhäuser, die ein Departement des<br />
Hapag-Hauses waren und Angestellten<br />
einen günstigen Urlaub ermöglichen<br />
sollten, zu übernehmen. Hermann<br />
Merten, ein gebürtiger Thüringer, fuhr<br />
von seinem 15. bis 30. Lebensjahr zur<br />
See. In Hörnum wurden er und seine<br />
Frau Hanna als passionierte Gastgeber<br />
zur Institution für Gäste und Insulaner.<br />
Einmal in der Woche kam ein Zug.<br />
Mussten die Vorräte für den Winter<br />
beschafft werden, konnte man eine<br />
Handdraisine nach Westerland bestellen.<br />
46 47
Sylter Geschichte<br />
Das Eiserne U-Boot,1940<br />
Karl Randt, ein alter Lokführer der Inselbahn,<br />
erzählte an seinem 82. Geburtstag,<br />
als er nach besonderen Anlässen der<br />
damaligen Zeit gefragt wurde: “Eine der<br />
schönsten Touren war immer die nach<br />
Hörnum, wenn der erste Dampfer im<br />
Frühjahr wiederkam. Dies war der<br />
Frachtdampfer „Adler“, der auch die<br />
Post brachte, den Hindenburgdamm<br />
gab es noch nicht. Mutti Merten, die<br />
Bahnhofswirtin, empfing uns wie<br />
Leute aus einer anderen Welt. Es wurde<br />
Essen und Trinken aufgetischt,<br />
aber „Bezahlen?“ - nein bezahlen sollt<br />
ihr nicht, ich freue mich so, dass der<br />
Winter vorbei ist!“ so ihre gastfreie<br />
Antwort.“ Gottesdienst fand monatlich<br />
oder in noch größeren Abständen im<br />
Lesezimmer des Hapag-Hauses statt.<br />
Die Schule war damals im Leuchtturm<br />
untergebracht. Zunächst wurden fünf<br />
Kinder unterrichtet, bald waren es nur<br />
noch Gretel Hansen und Walter Merten,<br />
die dort den Unterricht besuchten.<br />
Am 15. Dezember 1931 schrieben die<br />
beiden Schüler einen Weihnachtsbrief<br />
mit folgendem Inhalt:<br />
„Liebe Mädels und Jungs vom Festenwall!<br />
Der Leuchtturm von Hörnum steht auf einer<br />
hohen Düne. Unten im Turm sind Maschinen<br />
und oben ist der Scheinwerfer. 128 Stufen<br />
führen zur Lampe hinauf. Wenn wir 52 Stufen<br />
hoch sind, stehen wir bei unserer Schultür.<br />
Unsere Schulstube ist ein runder Raum, fünf<br />
Bullaugen sind die Fenster. Wir haben einen<br />
Lehrer und sind nur zwei Schüler.<br />
Wir sind beide 10 Jahre alt und im 4. Schuljahr.<br />
An der Decke unseres Schulzimmers hängt eine<br />
große Kaisermöwe. In ihrem Schnabel trägt sie<br />
einen grünen Tannenzweig. Ein plattes Brett<br />
haben wir vom Strand geholt und mit Tannenzweigen<br />
geschmückt. Rote Kerzen sind auf dem<br />
Brett befestigt. Heute Morgen sind drei Lichter<br />
angezündet. Das Anzünden der Kerzen macht<br />
uns sehr viel Spaß. Wenn die Lichter brennen<br />
singen wir unsere Lieder und sprechen Weihnachtsgedichte.<br />
Wird es bei Euch auch<br />
Weihnachten in der Schule?Schöne Weihnachtsgrüße<br />
Gretel Hansenund Walter Merten“<br />
Die Husumer Nachrichten veröffentlichten<br />
diesen Brief und es kamen viele z.T.<br />
sehr anrührende Briefe zurück.<br />
Am 1. April 1933 wurde die Schule<br />
im Leuchtturm geschlossen.<br />
Ein Auszug aus dem Nachruf für<br />
Hermann Merten als Sonderdruck in<br />
der „Sylter Zeitung“ vom 14.12.1937<br />
zeugt von dessen Beliebtheit auf Sylt:<br />
Zeilen, die wir als erste im Auto Hörnum-Odde<br />
umrundet hatten, in der warmen Stube bei<br />
Hermann Merten und seiner freundlichen Frau<br />
fanden. Jens Bleeg, dies noch unvergessene<br />
Original eines Sylter Bierverlegers, war weiter<br />
mit mir im Bunde - was Wunder, dass diese<br />
durch die Umstände allein eigenartige Stunde<br />
im stillen Hörnumer Dünen-Gasthaus heimelig<br />
und gemütlich wurde. Diese Episode leuchtet<br />
hinein in die friedliche Beschaulichkeit des<br />
Lebens und Wirkens von Hermann Merten.“<br />
Frau Hanna Merten, die Urhörnumerin,<br />
wurde über 100 Jahre alt und verbrachte<br />
ihre letzten Lebensjahre in einem Sylter<br />
Altenheim.<br />
„Hörnum war in der außersaisonlichen Zeit<br />
ein weltabgeschiedener stiller Platz, auf sich<br />
gestellt in der Einsamkeit seiner Dünenwelt. Christel Fink seit vielen Jahren Mitarbeiterin<br />
Da war es eine Sensation, als in dem harten und ehrenamtlich Aktive der Söl‘ring <strong>Foriining</strong><br />
Frostwinter 1928 die ersten Autos Hörnum er- war 2012 für Ihre Arbeit „im Verborgenen“,<br />
reichten. Noch steht uns vor Augen die gastfreie nämlich für die Archivarbeit, als Mensch des<br />
(kostenlose) Aufnahme, die der Betriebsleiter Jahres, der Aktion der Sylter Rundschau für<br />
der Stadtwerke Westerland, Schreiber dieser ehrenamtliches Engagement nominiert.<br />
Der Verein freut sich auf weitere Schätze, die<br />
durch Christel Fink in unserem Archiv gehoben<br />
48Hörnum Brückenkopf im Nebel (Foto: Theodor Möller, 1936)<br />
werden.<br />
49
news.niis<br />
/ / Bildernachlass<br />
Theodor Möller<br />
Günther Fielmann fördert das Sylter<br />
Heimatmuseum<br />
Im Juni 2012 wurde ein Konvolut von 85<br />
Fotografien mit Motiven der Insel Sylt<br />
des Fotografen Theodor Möller (1873-<br />
1953) als Geschenk Günther Fielmanns<br />
an das Sylter Heimatmuseum überreicht.<br />
Theodor Möller, der bedeutendste Fotograf<br />
unseres Landes im Bereich der Denkmalpflege,<br />
wurde 1873 in Rumohr bei<br />
Kiel geboren und besuchte das Lehrerseminar<br />
in Bad Segeberg, wo er seine erste<br />
Anstellung fand. Ende des 19. Jahrhunderts<br />
wurde er Lehrer in Kiel und<br />
wandte sich ab 1900 der Fotografie zu,<br />
die sich zu seiner großen Leidenschaft<br />
entwickelte. Als Mitglied des „Vereins zur<br />
Pflege der Natur- und Landeskunde in<br />
Schleswig-Holstein, Hamburg und<br />
Lübeck“ publizierte er in der Monatsschrift<br />
„Die Heimat“ seine heimatkundlichen<br />
Aufsätze und auch einzelne Fotografien<br />
aus ganz Schleswig-Holstein (die<br />
in ihrer großen Mehrzahl jedoch unbekannt<br />
und unveröffentlicht sind). Bereits<br />
1912 erschien sein publizistisches Erstlingswerk<br />
„Das Gesicht der Heimat“, dem<br />
noch weitere Buchprojekte folgten.<br />
Möller war seit 1898 mit der aus Ahrensbök<br />
stammenden Frieda Michelsen verheiratet.<br />
Nachdem ihr Haus im Krusenrotter<br />
Weg in Kiel 1941 zerstört worden<br />
war, das Bildarchiv aber gerettet werden<br />
konnte, zogen die Eheleute Möller nach<br />
Ahrensbök. Wenige Jahre vor seinem Tod<br />
im November 1953 vermachte Möller<br />
sein Bildarchiv dem Landesamt für Denkmalpflege<br />
in Kiel, zu dessen wertvollsten<br />
Bildbeständen es heute gehört.<br />
Das Theodor Möller Bildarchiv umfasst<br />
ca. 6.500 Negative. Aus diesem Fundus<br />
sind die Sylter Bilder von der Fielmann<br />
AG ausgewählt und auf 30 x 40 cm<br />
großen Abzügen bereitgestellt worden,<br />
die dem Sylter Heimatmuseum nun zur<br />
weiteren Verwendung geschenkt werden.<br />
Voraussichtlich im Februar 2014 werden<br />
diese Fotografien in einer großen<br />
Ausstellung zu sehen sein.<br />
Die "Sylter Identität" verbindet uns alle.<br />
Sie sind ein Teil davon.<br />
Treten Sie ein.<br />
/ / Valeska Gert Abende<br />
Nachdem die Lesung von Christiane<br />
Retzlaff und Andrea Engl bei der Vernissage<br />
im nachempfundenen "Ziegenstall"<br />
so gut angekommen ist, haben wir 2012<br />
kurzentschlossen zehn weitere Veranstaltungen<br />
über den Sommer verteilt immer<br />
sonntagabends durchgeführt. Bei vollem<br />
Haus war jeder Abend für sich ein wahrer<br />
Genuss. Auch die großzügigen Spenden<br />
trugen zu dem Erfolg bei. Und wenn dann<br />
noch ein paar Zeitzeugen ihre Geschichten<br />
zum Besten gegeben haben, musste man<br />
die Uhr im Blick behalten, damit alle Gäste<br />
noch am selben Abend nach Hause kamen.<br />
/ / Vogelkoje Kampen<br />
Das Projekt „Renovierung und Restaurierung<br />
der Vogelkoje Kampen“ schreitet weiter<br />
voran. Nachdem 2011 und 2012 die<br />
Außenanlagen mit 140.000 Euro erneuert<br />
worden sind, wird 2013 die Ausstellung<br />
in den Kojenhäusern und der Eingangsbereich<br />
überarbeitet. Parallel dazu<br />
beginnen die Planungen, den Deichfuß zu<br />
verstärken und zu sichern (siehe Bericht<br />
Küstenschutzausschuss). Im nächsten<br />
Jahresbericht werden wir in einer großen<br />
Rückschau über dieses<br />
Großprojekt berichten.<br />
(Öffnungszeiten ab<br />
1. April Mo bis Fr<br />
10 bis 17 Uhr und<br />
Sa, So 11 bis 17 Uhr.)<br />
/ / Erhöhung Mitgliedsbeitrag<br />
Auf der letzten Jahreshauptversammlung<br />
2012 hat der Vorstand die Erhöhung der<br />
Mitgliedsbeiträge ab 2013 vorgeschlagen,<br />
um die Entwicklung in der Vereinsarbeit<br />
zu sichern. Die Weiterentwicklung der<br />
Museen und der Archivarbeit haben die<br />
vorhanden Mitglieder überzeugt und die<br />
Erhöhungen sind einstimmig angenommen<br />
worden. Einzelmitgliedschaft 30<br />
Euro, Familienmitgliedschaft 50 Euro und<br />
Firmenmitgliedschaften 100 Euro. Die<br />
Beiträge der Vereinsmitglieder, bei denen<br />
wir per Lastschrift abbuchen, werden<br />
automatisch angepasst. Alle anderen<br />
Mitglieder bekommen entsprechende<br />
Mitgliedsrechnungen zugeschickt.<br />
DANKE!!!<br />
Ein Jahr Vereinsarbeit ist ohne das ehrenamtliche<br />
Engagement vieler Helfer im<br />
Hintergrund gar nicht vorstellbar. An<br />
dieser Stelle wollen wir allen für ihre Hilfe<br />
danken und einige ohne Anspruch auf<br />
Vollständigkeit mit Ihrer jeweiligen Hilfe<br />
erwähnen.<br />
Die Jugendlichen der Naturschutz AG des<br />
Kardinal von Galen Gymnasium in<br />
Mettingen mit ihrem Leiter Friedhelm<br />
Scheel waren nunmehr zum dritten und<br />
vorerst letzten Mal auf Sylt. Danke für<br />
Euer Engagement der letzten Jahre.<br />
Ohne Stefan Hartmann wäre so manche<br />
Veranstaltung tonlos. Immer wieder stellt<br />
er uns das nötige Equipment zur Verfügung<br />
und wenn es nicht klappt mit den<br />
vielen Reglern, dann ist er direkt zur Stelle<br />
und legt den Schalter um.<br />
Laura Kerwin und Friedel Droop, die<br />
leider im letzten Jahr verstorben ist, haben<br />
alte Kapitänsbriefe aus dem Altdeutschen<br />
in die heutige Schrift übertragen. Wer<br />
kann schon diese Schrift noch lesen? So<br />
können wir unsere Archivbestände nicht<br />
nur sichern, sondern für die Zukunft<br />
lesbar erhalten.<br />
Rainer Jessen steht immer für kurzfristige<br />
Auf- und Abbauarbeiten und ein „mal<br />
auf die Schnelle umbauen“ zur Verfügung.<br />
Man hat schon fast den Eindruck, er wartet<br />
nur darauf, dass er wieder spontan<br />
zur Stelle sein darf. Lieber Rainer, vielen<br />
Dank!<br />
Inge Schröder, Ursula Grebhahn und Arne<br />
Hermann sind als Korrekturleser für die<br />
verschiedensten Veröffentlichungen nicht<br />
wegdenkbar. Wem fallen schon, vor allem<br />
unter Zeitdruck, die eigenen Fehler auf?<br />
50 51
/ /<br />
bücher.boker //// /<br />
Dammbau<br />
von Margarete Boje<br />
Im Sommer wurde im<br />
Sylter Heimatmuseum<br />
die Neuerscheinung<br />
des Buches mit<br />
einer Lesung und<br />
einem Vortrag<br />
von Prof. Steensen<br />
und Prof. Bammé vorgestellt. Ein Buch, das<br />
sich auch 90 Jahre nach der Erstauflage<br />
immer noch gut lesen läßt und die Zeit<br />
und die Veränderungen auf Sylt durch den<br />
Dammbau sehr gut schildert. Nach einer<br />
Bauzeit von vier Jahren wurde am 1. Juni<br />
1927 der Hindenburgdamm eröffnet, der die<br />
nordfriesische Insel Sylt mit dem Festland<br />
verbindet. Dieses historische Ereignis greift<br />
Margarete Boie (1880–1946) in ihrem Sylt-<br />
Roman auf, indem sie sowohl die technischen<br />
Schwierigkeiten beim Bau als auch den<br />
Kampf der friesischen Bauern gegen den<br />
als Störung empfundenen Damm schildert.<br />
// Arno Bammé und Thomas Steensen,<br />
Nordfriesland im Roman, Band 6,<br />
12,95 Euro (ISBN 978-3-89876-610-4)<br />
Kleiner Sylter Sprachführer<br />
von Erk Uwe Schrahe<br />
Der aktuelle C.-P.- Hansenpreisträger hat<br />
seinen kleinen Sprachführer passend zur<br />
Preisverleihung im Winter neu herausgebracht<br />
und er ist schon ausverkauft –<br />
27 Seiten mit denen man<br />
auf Sylt weiterkommt.<br />
Im Museumshop haben<br />
wir aber natürlich noch<br />
Exemplare. // Verlag<br />
Tintenfass, 6, 50 Euro<br />
(ISBN 978-3-943052-46)<br />
ISBN 978-3-943052-46-6<br />
Litj<br />
Kleiner<br />
Erk-Uwe Schrahé<br />
Sylter Sprachführer<br />
Deutsch – Sölring / Sylterfriesisch<br />
Sölring Spraakföörer<br />
Dütsk – Sölring / Sölringfriisk<br />
Für unsere Gäste<br />
Fuar üüs Gasten<br />
/ /<br />
Sonnenuhren auf Sylt<br />
von Hans-Dieter Wöhler<br />
Die Dokumentation von Hans-Dieter Wöhler<br />
aus dem Jahre 2002 war lange vergriffen.<br />
Zusammen mit dem Fremdenverkehrsverein<br />
Westerland<br />
hat die Söl’ring <strong>Foriining</strong> das<br />
Buch in kleiner Auflage neu<br />
aufgelegt. Es ist für 9,90 Euro<br />
im Sylter Heimatmuseum<br />
erhältlich.<br />
/ / Sylt im Klimawandel<br />
von Ekkehard Klatt<br />
Im Mai hat Ekkehard Klatt,<br />
Vorsitzender des Landschaftspflegeausschusses,<br />
im Sylter Heimatmuseum<br />
sein neues Buch vorgestellt.<br />
Der Klimawandel ist keine<br />
Theorie mehr. Stürme<br />
und Überwemmungen,<br />
Trockenheit und Trinkwassermangel –<br />
extreme Wetterphänomene treten offensichtlich<br />
weltweit und in immer kürzer werdenden<br />
Zeiträumen auf. Auch die Zukunft der<br />
Insel Sylt ist davon beeinflusst. Wie ändern<br />
sich Gestalt und Größe der Insel? Was haben<br />
die Inselbewohner angesichts steigender<br />
Meeresspiegel und entfesselter Naturgewalten<br />
zu erwarten? Und wie kann der<br />
Küstenschutz heute noch darauf Einfluss<br />
nehmen? Anschaulich gewährt der Sylter<br />
Geologe Einblick in vergangene und aktuelle<br />
Entwicklungen der Insel und setzt sich mit<br />
den verschiedenen – optimistischen und<br />
pessimistischen – Zukunftsprognosen der<br />
Fachwissenschaftler und Klimaforscher<br />
auseinander. // Wachholtz Verlag, 12,80 Euro<br />
(ISBN 978-3-529-05007-7)<br />
Söl’ring Jungens-<br />
Drachtenker<br />
Die Kindertrachtengruppe der<br />
Söl’ring <strong>Foriining</strong><br />
Übungsstunden // Geübt werden soll nachmittags<br />
einmal in der Woche in der Eingangshalle<br />
der Boy-Lornsen-Schule, Tinnum.<br />
Die Zeiten werden bekannt gegeben.<br />
Trainingskleidung // Bequeme Kleidung, am<br />
besten ,,Zwiebel-System", d. h. dass immer auch was an- oder ausgezogen werden<br />
kann, feste Schuhe (Keine Hausschuhe oder Latschen. Wenn möglich, lieber<br />
Turnschuhe). Bitte immer auch genügend Getränke mitgeben, weil die Kinder sehr<br />
schnell Durst entwickeln.<br />
Auftrittskleidung // Für die Auftritte benötigt jedes Kind eine Tracht. Die<br />
Trachten werden vonn der Söl’ring <strong>Foriining</strong> kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />
Eltern und Kinder sind selbst für die entliehene Tracht verantwortlich.<br />
Versicherung // Die Kinder sind während der Proben und Gruppenaktivitäten<br />
über die Söl’ring <strong>Foriining</strong> versichert.<br />
Reisen // Wir bekommen öfter das Angebot, an Tanz-Wochenenden innerhalb<br />
Schleswig-Holsteins teilzunehmen. Wenn das der Fall ist, bekommen die Kinder<br />
eine Einladung mit nach Hause. Die Teilnahme erfolgt nach Anmeldung und ist<br />
auf freiwilliger Basis. Alle 3 Jahre, das nächste Mal 2013, findet auf Helgoland<br />
das Friesentreffen statt. Auch hierzu sind die Kinder herzlich eingeladen.<br />
Das Friesentreffen ist ein großes und schönes Ereignis, weil hier auch Friesen aus<br />
anderen Bundesländern und aus Westfriesland (Niederlande) anreisen.<br />
Leitung // Ute Gölz, Hans-Böckler-Straße 35, 25980 Sylt / Westerland,<br />
Tel. 04651 - 878 9014, www.klintertainment.de/trachtengruppe<br />
Wir freuen uns über alle Kinder im Grundschulalter,<br />
die Spass am Tanzen haben!<br />
52 53
C.-P.-Hansen Preis 2012 C.-P.-Hansen Jugendpreis 2012<br />
Eine Preisverleihung mit<br />
Anekdoten und Appellen<br />
von Jörg Christiansen<br />
Lobesreden, kritische Worte und herzhaftes<br />
Gelächter wechselten sich bei der Verleihung<br />
des C.-P.-Hansen-Preises im Rantumer Kursaal<br />
ab. Die 49.Vergabe des von allen Inselgemeinden<br />
gestifteten Sylter Kulturpreises<br />
machte deutlich, dass es für den Erhalt der<br />
friesischen Sprache, insbesondere des Sölring<br />
als deren Mundart, unermüdlicher Einzel-<br />
personen wie den diesjährigen Preisträger<br />
Erk-Uwe Schrahé ebenso braucht wie institutionelle<br />
Förderung und das Interesse Ortsfremder.<br />
Seit 30 Jahren bemüht sich der<br />
81-jährige Rantumer auf vielfältige<br />
Weise darum, auch Nicht-Friesen für<br />
die Sprache zu interessieren, mit der er<br />
selbst erst als Jugendlicher konfrontiert<br />
wurde. Wie Sprachexperte Dr. Ommo<br />
Wilts (Preisträger 2010) in seiner<br />
Laudatio hervorhob, zeichnet den einstigen<br />
Leiter der Rantumer Poststelle<br />
nicht nur die „bemerkenswerte Zahl“<br />
seiner Übersetzungen und eigenen<br />
Texte aus, sondern auch deren Nutzen<br />
für Einheimische wie Auswärtige.<br />
Das Büchlein mit friesischen Haus- und<br />
Straßennamen zählt dazu genauso wie<br />
der seit 1994 herausgegebene friesische<br />
Jahreskalender mit einem sylterfriesischen<br />
oder ins Sölring übersetzen<br />
Spruch für jeden Tag. „Das ist Friesisch<br />
in kleinen homöopathischen Dosen<br />
mit einer Prise Humor“, lobte Ommo<br />
Wilts und schloss seine Laudatio mit<br />
Preisträger Erk-Uwe Schrahé<br />
der Aufforderung an den Preisträger<br />
„förter maaki“ (weitermachen).<br />
Seine Qualitäten als Entertainer bewies<br />
der in Keitum geboren Erk-Uwe Schrahé<br />
in seiner mit Anekdoten gespickten<br />
und immer wieder von Gelächter des<br />
Publikums unterbrochen Rede, gehalten<br />
in einer Mischung aus Platt, Friesisch,<br />
Hochdeutsch und Englisch. Darin spannte<br />
er den Bogen von seiner Geburt<br />
(natürlich bei Hochwasser), der Schulzeit<br />
und Lehre als Friseur, über seine Reisejahre<br />
durch halb Europa, bis hin zur<br />
Rückkehr auf die Insel vor 54 Jahren.<br />
Das Buch "Der kleine Prinz"von<br />
Antoine de Saint-Exupéry<br />
übersetzt auf Sölring<br />
„Di litj Prins“ von<br />
C.-P.-Hansen Preisträger<br />
Erk-Uwe Schrahé.<br />
Tintenfaß Verlag<br />
ISBN 978-3-943052-01-5<br />
(erhältlich im Sylter<br />
Heimatmuseum)<br />
Die jubelnden Preisträger: Kinder, Eltern und Lehrer der Norddörfer Schule in Wenningstedt<br />
So sehen Sieger aus<br />
Der C.-P.-Hansen-Jugendpreis wird seit einigen<br />
Jahren unregelmäßig für Einzelpersonen<br />
und Gruppen / Kindergärten / Schulklassen<br />
in den jeweiligen Altersstufen vergeben. Der<br />
Jugendpreis soll bereits bei unseren Kindern<br />
das Interesse und Engagement an der Natur,<br />
Geschichte und der Insel, mit einem Wort<br />
gesprochen, unserer Heimat, wecken.<br />
Den Hauptpreis bei der Verleihung des C.-P.-<br />
Hansen-Jugendpreises im Friesensaal im<br />
Februar 2012 räumte die Norddörfer-Grund-<br />
schule Wenningstedt-Braderup mit ihrem<br />
Würfelspiel „Typisch friesisch?“ ab.<br />
Was ist typisch für Sylt, was typisch<br />
friesisch? Dieser Frage gingen insgesamt<br />
18 Wettbewerbsbeiträge nach, deren<br />
Ideenreichtum und künstlerische Vielfalt<br />
von Peter Schnittgard, dem Vorsitzenden<br />
des C. P. Hansen-Kuratoriums, gelobt<br />
wurde. Besonders freute sich die Jury,<br />
dass alle Altersgruppen, vom Kindergarten<br />
bis zum 12. Jahrgang des Gymnasiums,<br />
mit Beiträgen vertreten waren,<br />
neben Schülergruppen auch die Naturschutzgemeinschaft<br />
Sylt drei originelle<br />
Arbeiten einreichte und sich sogar eine<br />
Familie beteiligt hat. Peter Schnittgard:<br />
„Offenbar hat das Thema die jungen<br />
Menschen dazu gebracht, ihre Insel mal<br />
mit anderen Augen zu betrachten.“<br />
54 55
Künstlerportrait<br />
Hugo Köcke – ein<br />
Künstler auf Sylt<br />
bearbeitet nach: "Künstlerinsel Sylt",<br />
Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer<br />
Hugo Köcke, geboren am 16.4.1874 in Berlin,<br />
war der Sohn eines Lokomotivführers.<br />
Er absolvierte zunächst eine Lithografenlehre<br />
bevor er 1902 an die Berliner Kunstakademie<br />
kam. Friedrich Kallmorgen nahm ihn in seine<br />
Meisterklasse auf. Ein Ehrenpreis ermöglichte<br />
ihm eine Studienreise nach Holland, ein<br />
Abstecher führte ihn nach Paris. Seit 1904<br />
war er regelmäßig auf den großen Berliner<br />
Kunstausstellungen vertreten, ab 1906<br />
wiederholt auch im Münchner Glaspalast.<br />
1918 kam er erstmals auf die Insel Sylt,<br />
die ihm zur Wahlheimat wurde. 1921 heiratete<br />
er in zweiter Ehe die Sylterin Cornelia<br />
Claasen. Das Paar wohnte in der Bötticherstraße<br />
Nr. 14 in Westerland.<br />
Hugo Köcke, 1956<br />
Neben Franz Korwan und C. C. Feddersen<br />
war Köcke in den 20er Jahren der dritte<br />
auf Sylt ansässige Maler, der von dem<br />
Verkauf seiner Werke an Kurgäste abhängig<br />
war. Als sich herausstellte, dass<br />
er vom Verkauf seiner SyIt-Motive alleine<br />
nicht leben konnte, unternahm er<br />
Studienreisen in deutsche Mittelgebirge<br />
und führte Porträtaufträge aller Art aus.<br />
Auf Sylt porträtierte er Handwerker,<br />
Seeleute, Bauern, Frauen und Kinder.<br />
Heute überzeugen zumeist nur noch die<br />
frühen Bilder, wie unter anderem die<br />
„Lister Dünenpredigt“, die sich durch<br />
frischen Elan und eigenen hohen künstlerischen<br />
Anspruch auszeichnen. Die<br />
ständige Fixierung auf den Publikumsgeschmack<br />
hat Hugo Köcke nicht gutgetan.<br />
Seine bedrängte wirtschaftliche<br />
Lage besserte sich erst kurz vor seinem<br />
Tod, als ihm die Stadt Westerland durch<br />
den Kauf von zwei Bildern eine kleine<br />
Leibrente zukommen ließ. Hugo Köcke<br />
starb am 3.3.1956 in Westerland.<br />
Etwa 1925 malte Huge Köcke das Bild<br />
„Lister Dünenpredigt“, welches bis zum<br />
Herbst 2012 als verschollen galt. Dann<br />
tauchte es im Kunsthandel auf und dank<br />
einer großzügigen Schenkung durch den<br />
Hamburger und Kampener Galeristen<br />
Rainer Herold befindet es sich jetzt im<br />
Sylter Museum. Auf dem Gemälde sind<br />
etwa 40 Einheimische und Badegäste, die<br />
sich im Halbkreis zusammengefunden<br />
haben, um den Worten des Pastors zu<br />
lauschen, dargestellt.<br />
Das Motiv der Predigt im Freien ist dem<br />
Umstand geschuldet, dass in abgelegenen<br />
Dörfern, die Aufgrund der Armut über<br />
keine Kirche verfügten, die Gottesdienste<br />
häufig im Freien abgehalten wurden.<br />
In der Kunst erfreute sich das Sujet bereits<br />
vor Hugo Köckes Darstellung einiger<br />
Beliebtheit. So hatte August Mackensen,<br />
einer der Gründer der Worpsweder<br />
Künstlerkolonie, 1893 mit einer<br />
“Predigt im Moor“ großen Erfolg. Wenig<br />
später malte der Holsteiner August<br />
Westphalen eine „Predigt am Strand von<br />
Bornholm“.<br />
Neben Hugo Köcke hat auch der Berliner<br />
Künstler Julius Jacob das Motiv der<br />
Lister Dünenpredigt (um 1952, Öl auf Leinwand)<br />
Predigt im Freien im Listland verortet.<br />
Während dieses 1912 entstandene<br />
Gemälde weiterhin verschollen ist, hat<br />
das Werk von Hugo Köcke nun den Weg<br />
nach Sylt zurückgefunden. Das Gemälde<br />
ist ein seltenes Dokument der Inselgeschichte<br />
und ein meisterhaftes Werk<br />
spätimpressionistischer Freilichtmalerei.<br />
56 57
Kunstausstellungen | 2013<br />
Bleicke Bleicken –<br />
Inselfotograf aus<br />
Leidenschaft<br />
Am 18. November 2012 eröffneten wir diese<br />
Ausstellung mit Aufnahmen aus der Zeit von<br />
1925- 1965, die bis zum 20. April 2013 zu<br />
sehen sein wird.<br />
In Keitum aufgewachsen, als Lehrer hier<br />
tätig und später in Kampen Bürgermeister<br />
im Ehrenamt – und immer ist die<br />
Kamera mit dabei. Früh beginnt er zu fotografieren<br />
und früh macht er mit Fotos<br />
Werbung für seine Insel. Zu der Zeit, als<br />
Bleicke Bleicken anfängt zu fotografieren<br />
ist es noch ein mühsames Hobby. Es gibt<br />
Liebhaberfotografen, die vom Spieltrieb<br />
und technischen Möglichkeiten<br />
dieses Mediums fasziniert sind, andere,<br />
und das sind wohl die meisten, wollen<br />
angenehme Stunden mit Freunden oder<br />
auf Reisen im Bild festhalten. Und dann<br />
gibt es die, die die Kamera nutzen, um<br />
scharf umrissene Ziele zu verfolgen.<br />
Bleicke Bleicken kann man sicherlich zu<br />
den letztgenannten zählen. Als ambitionierter<br />
Laie, und dieser Begriff war in<br />
früheren Zeiten durchaus mit Lob und<br />
Anerkennung verbunden, hält er Mensch<br />
und Landschaft im Bild fest. Aus heutiger<br />
Sicht hat er uns damit Zeitzeugnisse und<br />
Landschaftsbilder hinterlassen.<br />
Im Rahmen seiner Lichtbildervorträge<br />
für Badegäste sowie bei seinen vielen<br />
Bildern in den Broschüren der Sylter<br />
Kurverwaltungen konzentriert er sich<br />
immer mehr auf die Dokumentation der<br />
Landschaft – mit und ohne Menschen. Damit<br />
steht er nicht alleine da. Während die<br />
Sylter Profifotografen sich hauptsächlich<br />
auf das Sylter Strandleben und den Badebetrieb<br />
stürzen, um damit ihren Lebensunterhalt<br />
zu finanzieren, gibt es auch<br />
die, die das andere Sylt suchen. Bleicke<br />
Bleicken trifft auf Sylt Albert Renger-<br />
Patzsch, den bedeutendsten deutschen<br />
Fotografen der Neuen Sachlichkeit. Auch<br />
Theodor Möller, ebenfalls Lehrer und<br />
ambitionierter Laie der Landschaftsfotografie,<br />
hat er gekannt. Raoul Hausmann<br />
und Arved Gutschow, die ebenso zu den<br />
international bekannten und künstlerisch<br />
anspruchsvollen Fotografen der Insel<br />
zählen, könnten von ihm die Insel gezeigt<br />
bekommen haben.<br />
Ohne Zweifel gehört Bleicke Bleicken zu<br />
den renommiertesten Inselfotografen des<br />
20. Jahrhunderts.<br />
oben: Ringsteekers (1932)<br />
links: Nach der Schafschur (1928)<br />
Dank an die Unterstützer dieser Ausstellung:<br />
Finanzgruppe Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein<br />
Nospa Kulturstiftung Nordfriesland<br />
Sylt Tourismus -Service<br />
Kunstausstellung 2013 im<br />
Sylter Heimatmuseum<br />
bis 20.04.2013<br />
Bleicke Bleicken –<br />
Inselfotograf aus<br />
Leidenschaft<br />
Öffnungszeiten 2013<br />
bis 31. März:<br />
Mittwoch bis Samstag<br />
12 – 16 Uhr<br />
ab April:<br />
Montag bis Freitag<br />
10 – 17 Uhr<br />
Samstag, Sonntag & Feiertage<br />
11 – 17 Uhr<br />
58 59
Organisation der<br />
Söl’ring <strong>Foriining</strong><br />
(Stand: Januar 2013)<br />
Vorstand<br />
Maike Ossenbrüggen<br />
Vorsitzende<br />
Jürgen Ingwersen<br />
1. stellv. Vorsitzender<br />
Claas-Erik Johannsen<br />
2. stellv. Vorsitzender<br />
Beirat<br />
Maren Diedrichsen, List<br />
Vorsitzende<br />
Antje Ahlborn, Munkmarsch<br />
Gerd Böhm, Kampen<br />
Ulrike Lund, Hörnum<br />
Olaf Carstensen, Keitum<br />
Erik Kennel, Keitum<br />
Inken Holst, Wenningstedt<br />
Jörg Strempel, Tinnum<br />
n.n. , Morsum<br />
Erk-Uwe Schrahé, Rantum<br />
Lütje Thaysen, Archsum<br />
Eckehard Volquardsen, Braderup<br />
Andreas Voss, Westerland<br />
Aufsichtsrat<br />
Dirk Scheele, Vorsitzender<br />
Maren Jessen, Johannes Kaiser<br />
Dürken Freier, Lasse Lorenzen<br />
Kassenprüfer im Aufsichtsrat<br />
Ausschuss für Brauchtum<br />
Ute Häßler, Vorsitzende<br />
Britta Frank, Eike Frese,<br />
Inge Gieppner-Carstensen,<br />
Ute Gölz, Heidi Holst, Maren Jessen<br />
Ausschuss für Küstenschutz<br />
Holger Weirup, Vorsitzender<br />
Peter Carstensen, Sven-Okke Drath,<br />
Uwe Drath, Volker Frenzel,<br />
Peter Hammer, Raimund Hoeg,<br />
Horst Jacobsen, Helge Jansen,<br />
Hans-Jürgen Jessen, Peter Sawallich,<br />
Uwe Sönnichsen<br />
Ausschuss für Landschaftspflege<br />
Dr. Ekkehard Klatt, Vorsitzender<br />
Sönke Andersen, Gerd Böhm,<br />
Thomas Diedrichsen, Birgit Hussel,<br />
Thomas Krambeer, Klaus Mungard,<br />
Matthias Seehafer, Manfred Uekermann,<br />
Jens Volquardsen<br />
Ausschuss für Denkmalpflege<br />
nicht besetzt<br />
Ausschuss für restriktive Bebauung<br />
nicht besetzt<br />
Geschäftsstelle<br />
Sven Lappoehn, Geschäftsführer<br />
Martina Krieg, Büro<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Söl’ring <strong>Foriining</strong> e.V.<br />
Am Kliff 19a, 25980 Sylt/Keitum<br />
Tel. 04651/328 05, Fax 04651/328 84<br />
info@soelring-foriining.de<br />
www.soelring-foriining.de<br />
Spendenkonten<br />
Sylter Bank<br />
BLZ 217 918 05<br />
Konto 4251<br />
Redaktion:<br />
Maren Diedrichsen, Christel Fink, Maren Jessen, Sven Lappoehn,<br />
Birgit Osterhage, Heide Stöver<br />
Text:<br />
Folgende Artikel wurden uns von den genannten Zeitungen zur<br />
Verfügung gestellt:<br />
Sylter Rundschau: C.P. Hansen Preisverleihung / von Jörg Christiansen<br />
Bildnachweis:<br />
Sylter Archiv, Jörg Christiansen, Christel Fink, Söl’ring <strong>Foriining</strong>, syltpicture,<br />
Melanie Steur, Peer Knuth, Sven Lappoehn, Petra Okala, Jochen Pförtner<br />
Redaktionsschluss:<br />
27. Januar 2013<br />
Gestaltung:<br />
böe design<br />
Druck:<br />
pinguin Druck<br />
Auflage: 2.000<br />
45. Jahrgang | Schutzgebühr 2,50 Euro<br />
Nord-Ostsee Sparkasse<br />
BLZ 217 500 00<br />
Konto 134 004 704<br />
60 61
töbeek // fuarüt<br />
Veranstaltungen 2012 Veranstaltungen 2013<br />
02 | 17. Piddersdai der <strong>Söl'ring</strong> <strong>Foriining</strong><br />
20. Sölring Hööv – friesischer Gottesdienst<br />
21. 9 Biiken lodern – Reden werden auch auf Sölring gehalten!<br />
22. Petritagsfeier im Friesensaal – friesische Tänze, Spiel und Spaß mit dem<br />
Keitumer Kindergarten und Bernhard Runge am Akkordeon<br />
22. C.P.- Hansen-Jugendpreisverleihungen<br />
03 | 03. Öffentliche Begehung Naturschutzgebiet Nielönn<br />
06. Buchvorstellungen Klimawandel – Sylt (Dr. Ekkehard Klatt)<br />
Sylter Heimatmuseum<br />
04 | 13. Mitgliederversammlung, Friesensaal Keitum<br />
21. Öffentliche Begehung Naturschutzgebiet Rantumer Dünen<br />
05 | 12. Eröffnung der Ausstellung Valeska Gert und der Kampener Ziegenstall<br />
und Beginn der Lesungen im Ziegenstall<br />
20. Internationaler Museumstag in allen Sölring Museen<br />
06 | 23. Kunstnacht um das Sylter Heimatmuseum<br />
08 | 09. Buchvorstellung "Dammbau" von Margarete Boje als Neuauflage<br />
des Nordfriesischen Instituts<br />
10. Deutschlandradio Kultur Hörspiel im Sylter Museum<br />
11. Deutschlandradio Kultur Liveberichte mit der Sölring <strong>Foriining</strong> aus der<br />
Westerländer Musikmuschel<br />
12. Feier zum 90ten Geburtstag von Boy Lornsen – Lesung und<br />
Gedenkveranstaltung<br />
10 | ... Auftaktveranstaltung für die Sölringkurse 2012/2013<br />
11 | ... "Wat snak üp Sölring" im Kaffee von Jürgen Ingwersen in Morsum<br />
18. Vernissage "Inselfotograf aus Leidenschaft" – Bleicke Bleicken Fotografie<br />
im Sylter Heimat Museum<br />
12 | 09. C.-P. -Hansen-Preisverleihung<br />
21. Wintersonnenwende im Denghoog<br />
02 | 21. 9 Biiken lodern – Reden werden auch auf Sölring gehalten!<br />
24. Pidersdai Ting der <strong>Söl'ring</strong> <strong>Foriining</strong><br />
03 | 03. Wat snak üp Sölring – gemütlicher, friesischer Gesprächskreis<br />
04 | 12. Jahreshauptversammlung, Kursaal Rantum, 19 Uhr<br />
14. Abschlussabend Sölring Sprachkurse, Friesensaal Keitum, 17 Uhr<br />
05 | 04. Wattwanderung ab Vogelkoje Kampen mit Birgit Hussel **<br />
12. Internationaler Museumstag mit Museumsfest<br />
06 | * Vernissage Die Sylter Werke von Wenzel Hablik<br />
* Vernissage Ada Hecht und der Ziegenstall<br />
07 | * Diverse Veranstaltungen im Ziegenstall<br />
08 | * Diverse Veranstaltungen im Ziegenstall<br />
10 | 25. Auftaktveranstaltung für die Sölringkurse 2012/2013<br />
11 | * Eröffnung der großen C.P. Hansen Ausstellung im Altfriesischen Haus<br />
und Sylter Heimatmuseum<br />
* Laternelaufen mit der Projektgruppe Sölring me Hart, Haur en Hun in Keitum<br />
12 | 08. 50. C.-P. -Hansen-Preisverleihung<br />
21. Wintersonnenwende am Denghoog<br />
Vorschau Veranstaltungen 2014<br />
02 | * Vernissage "Die Sylter Fotografien" Theodor Möller<br />
* Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.<br />
** Weitere Termine finden sie auf Seite 20<br />
Detailinformationen zu den Veranstaltungen, Vorankündigungen oder<br />
Presseveröffentlichungen erhalten Sie in der Geschäftsstelle oder auf<br />
unserer Webseite. Wenn Sie unseren Newsletter erhalten möchten, der sie<br />
über aktuelle Veranstaltungen informiert, dann senden Sie uns ein email.<br />
www.soelring-foriining.de<br />
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Sölring Museen<br />
Inselgeschichte, Kunst & Kultur<br />
VOGELKOJE<br />
zwischen Kampen und List<br />
Historische Entenfanganlage<br />
des 18. Jahrhunderts mit<br />
Naturlehrpfad<br />
Sylter<br />
HEIMATMUSEUM<br />
in Keitum (Am Kliff)<br />
Inselgeschichte von den Anfängen<br />
bis in das 20. Jahrhundert<br />
ALTFRIESISCHES<br />
HAUS<br />
in Keitum (Am Kliff)<br />
Sylter Lebens- und Wohnkultur<br />
des 18. & 19. Jahrhunderts<br />
DENGHOOG<br />
in Wenningstedt<br />
(An der Friesenkapelle)<br />
5000 Jahre alte Grabkammer<br />
der Jungsteinzeit<br />
64 Kulturarbeit | Landschaftsschutz | Denkmalpflege<br />
Öffnungszeiten<br />
Ostern bis Oktober<br />
täglich 10 - 17 Uhr<br />
Samstag, Sonn- & Feiertag<br />
11 - 17 Uhr<br />
November bis März<br />
nach Ankündigung<br />
( Denghoog und Vogelkoje<br />
geschlossen)<br />
www.soelring-foriining.de