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Airline-Schedule-Planung - Sebastian Clever

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<strong>Airline</strong>-<strong>Schedule</strong>-<strong>Planung</strong><br />

Seminar im WS 2004/2005<br />

Operations Research in der <strong>Airline</strong> Industrie<br />

Prof. Dr. W. Domschke<br />

<strong>Sebastian</strong> <strong>Clever</strong> (1056545)<br />

Elias Gansel (1057858)<br />

Betreuerin: Anita Petrick


1 INHALTSVERZEICHNIS<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 2<br />

2 Grundlagen 3<br />

3 Problembeschreibung 4<br />

3.1 Datenerhebung und Produktprogrammplanung . . . . . . . 4<br />

3.1.1 Datenerhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

3.1.2 Festlegung des Angebotsprogramms - Netzwerkplanung<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

3.2 Produktionsplanung und Ressourcenallokation . . . . . . . . 9<br />

3.2.1 Kapazitäts- und Frequenzplanung . . . . . . . . . . . 9<br />

3.2.2 Fleet Assignment - Flottenzuweisung . . . . . . . . . 10<br />

3.2.3 Flight <strong>Schedule</strong> Design . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

3.2.4 Aircraft Routing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

3.2.5 Crew Scheduling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

3.3 <strong>Planung</strong> der Aktivitäten am Flughafen . . . . . . . . . . . . . 15<br />

4 Kombinationsvarianten und Reihung 16<br />

4.1 Reihung Fleet Assignment, Flight <strong>Schedule</strong> Design und Aircraft<br />

Routing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

4.2 Aircraft Routing und Crew Pairing . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

4.3 Ein integriertes Modell zur gemeinsamen Lösung des Flight-<br />

<strong>Schedule</strong>-Design- und des Fleet-Assignment-Problems . . . 19<br />

5 Zusammenfassung 22<br />

Literaturverzeichnis 23


2 Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

Der „Traum vom Fliegen“ ist, zumindest für die Bevölkerung der Industrienationen,<br />

schon lange Realität. In den letzten Jahrzehnten hat sich das<br />

einst nur dem Militär und gehobenen Persönlichkeiten vorbehaltene Transportmittel<br />

Flugzeug zu einem Massenverkehrsmittel entwickelt. Ob für<br />

diese Entwicklung die zunehmende Globalisierung und die damit einhergehende<br />

steigende Nachfrage nach Personen- und Güterbeförderung<br />

durch die Luftfahrtindustrie verantwortlich ist und dadurch den Einsatz<br />

immer modernerer Flugzeuge bedingen oder die technischen Neuerungen<br />

die Globalisierung und damit die steigende Nachfrage gerade ausmachen,<br />

sei hier dahingestellt.<br />

Allerdings setzt die fortschreitende Globalisierung der Märkte und der<br />

dadurch immer härter werdende Wettbewerb insbesondere die Fluglinien<br />

unter Kostendruck. Die Profitabilität einer <strong>Airline</strong> wird besonders durch<br />

ihre Möglichkeiten zur Ermittlung eines möglichst optimalen Flugplans<br />

bestimmt 1 . Flugpläne beinhalten, jeweils für die betrachtete <strong>Planung</strong>speriode,<br />

das Liniennetz, die zugehörigen Zwischenlandungen und Anschlussverbindungen,<br />

die entsprechenden Ankunfts- und Abflugzeiten und Tage<br />

jedes Flugs 2 . Zudem müssen in diesem Zusammenhang die einzusetzenden<br />

Flugzeugtypen und letztlich die Zuordnung der Flugzeuge und Crews<br />

der <strong>Airline</strong> zu diesen Flügen bestimmt werden. Hieran erkennt man die Bedeutung<br />

der Flugpläne für die operative Tätigkeit der Fluggesellschaften.<br />

Flugpläne bestimmen im voraus die Kosten für z. B. Treibstoff, Wartung<br />

und Landerechte. Diese machen ca. 75% aller Kosten einer <strong>Airline</strong> aus 3 .<br />

Flugpläne bestimmen gleichzeitig das Angebot der Fluggesellschaft und<br />

damit auch die angebotsinduzierte Nachfrage, die durch die möglichst gute<br />

Anpassung an die Wünsche der potenziellen Kunden über den Erfolg<br />

der Gesellschaft mit entscheidet. Die Ermittlung eines optimalen Flugplans<br />

setzt folglich die effiziente Allokation der vorhandenen Flugzeuge und des<br />

Personals, sowie die weitestreichende Berücksichtigung der Kundenwünsche<br />

voraus.<br />

Der Inhaltskatalog eines Flugplans macht besonders deutlich, dass die<br />

Flugplanerstellung - die <strong>Airline</strong>-<strong>Schedule</strong>-<strong>Planung</strong> - ein äußerst komplexes<br />

und für die Fluggesellschaften besonders entscheidendes Problem darstellt.<br />

1 Vgl. [LB 04]<br />

2 Vgl. [GRH 03]<br />

3 Vgl. [ATA 02]


3 Grundlagen<br />

2 Grundlagen<br />

Der Prozess des „<strong>Airline</strong> Scheduling“ umfasst die <strong>Planung</strong> des zukünftigen<br />

Flugplans sowie die Einsatzplanung des Flugpersonals. Flugpläne (Abb. 1)<br />

lassen sich weiter unterscheiden in externe und interne. Erstere beinhal-<br />

Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus dem Flugplan der Lufthansa vom 1. Januar<br />

2005 (Quelle: [LH 05]). In diesem Plan bezeichnen die unterlegten Ortsnamen die Abflugorte<br />

(vgl. hier und im Folgenden [LH 05]), die darauf folgenden fett gedruckten Ortsnamen<br />

die angeflogenen Zielflughäfen. In der gleichen Zeile mit den Zielflughäfen ist die<br />

Länge der Flugstrecke in Meilen eingetragen. In den nächsten beiden Spalten der folgenden<br />

Zeile finden sich die Abflug- und Ankunftszeiten. Dann folgen Flugnummer, Flugzeugtyp,<br />

Frequenz, Stopps und Angaben zu den an Bord gereichten Mahlzeiten. In der<br />

nächsten Zeile stehen gegebenenfalls Zusatzinformationen, wie Angaben zu Zwischenlandungen.<br />

Teilweise finden sich Sternchen hinter der Flugnummer. Diese geben Auskunft, ob<br />

der Flug von der Fluggesellschaft selbst oder durch eine Partnergesellschaft durchgeführt<br />

wird. Die Frequenz wird durch die Angabe von Wochentagen angegeben. „246“ bedeutet<br />

zum Beispiel, dass der Flug dienstags, donnerstags und samstags angeboten wird. „X6“<br />

bedeutet hingegen, dass der Flug jeden Tag bis auf samstags durchgeführt wird.<br />

Abbildung 1: Ausschnitt aus einem Flugplan der Lufthansa<br />

ten die von der Fluggesellschaft für die <strong>Planung</strong>speriode angebotenen Flüge<br />

und dienen als Basis zur Reiseplanung der Kunden. Diese Flugpläne<br />

beinhalten, wie bereits erwähnt, die Ankunfts- und Abflugzeiten 4 für jeden<br />

Flug. „Flug“ bedeutet in diesem Zusammenhang eine Flugverbindung<br />

zwischen zwei oder mehr Flughäfen unter einer Flugnummer (z. B. LH 465<br />

- dabei steht LH für Lufthansa und die Nummer z. B. für den Flug Frankfurt<br />

- Paris - Madrid) 5 . Somit beinhaltet ein Flug mindestens eine Strecke, in<br />

unserem Beispiel jedoch zwei: Frankfurt - Paris und Paris - Madrid. Interne<br />

4 Die Bestimmung der Ankunfts- und Abflugzeiten wird in Kapitel 3.2.3 näher erläutert.<br />

5 Vgl. [SUHL 95]


4 Problembeschreibung<br />

Flugpläne, die die Fluggesellschaften selbst benötigen, beinhalten zusätzlich<br />

zu diesen Angaben für jedes einzelne Flugzeug der Flotte die Flugrouten,<br />

Wartungszeiten 6 , reine Flugzeiten, Start- und Landezeiten, Tankzeiten<br />

und -mengen, Rollzeiten 7 usw. In Übereinstimmung mit diesen Flugplänen<br />

werden die Einsatzpläne der Crews 8 erstellt.<br />

Auf Grund der Komplexität des <strong>Planung</strong>sprozesses 9 wird das <strong>Airline</strong><br />

Scheduling meistens in sukzessiv zu lösende Teilprobleme zerlegt. Jedes<br />

dieser Teilprobleme muss von den planenden Fluggesellschaften gelöst<br />

werden, um gültige Flugpläne zu erstellen 10 . Allerdings werden die einzelnen<br />

Teilprobleme meistens zu Problemen höherer Komplexität aggregiert.<br />

Außerdem finden sich in der Literatur unterschiedliche Vorschläge zur Reihenfolge<br />

der Bearbeitung der Einzelschritte 11 . Im Folgenden werden zunächst<br />

die Teilprobleme erarbeitet. Im Anschluss werden einige mögliche<br />

Aggregationsformen und Lösungsreihenfolgen vorgestellt.<br />

3 Problembeschreibung<br />

3.1 Datenerhebung und Produktprogrammplanung<br />

Dieser Abschnitt beschäftigt sich zunächst mit der Beschreibung der für die<br />

weitere <strong>Planung</strong> zu erhebenden Daten und im Anschluss mit der darauf<br />

aufbauenden Festlegung des Angebotsprogramms.<br />

3.1.1 Datenerhebung<br />

Bestimmung der Block- und Bodenzeiten Für die Flugplanerstellung benötigen<br />

die Fluggesellschaften Informationen über die Block- und Bodenzeiten<br />

12 .<br />

Unter Blockzeit versteht man die reine Flugzeit zuzüglich der Zeiten für<br />

Start und Landung. Bodenzeiten sind die Zeiten, die für die Abfertigung<br />

jedes Flugzeugs am Boden benötigt werden.<br />

Die Blockzeiten hängen zum einen von der Länge eines Flugs und zum<br />

anderen vom Flugzeugtyp ab. Jede Fluggesellschaft arbeitet mit einer Flotte<br />

unterschiedlicher Gruppen von Flugzeugtypen, wie z. B. Airbus 300 und<br />

Boeing 737. Diese Gruppen gliedern sich weiter in verschiedene Typen, wie<br />

6Zur Bestimmung der Flugrouten unter Berücksichtigung der Wartungszeiten siehe Kapitel<br />

3.2.4.<br />

7Die Tätigkeiten, die auf den Flughäfen zu erledigen sind, werden in Kapitel 3.3 näher<br />

erläutert.<br />

8S. hierzu ausführlich Kap. 3.2.5<br />

9Vgl. zur Komplexität [NOLTE 00], [EM 85], [BACO 04]<br />

10 Vgl. [GRH 03], [SUHL 95]<br />

11 Vgl. [ANTES 97]<br />

12 Vgl. hier und im Folgenden [SUHL 95]


5 Problembeschreibung<br />

Boeing 737-200. Diese Typen unterscheiden sich oft in der Anzahl an Sitzplätzen<br />

verschiedener Kategorien (s. Abb. 1). Es ist selbstverständlich, dass<br />

Flugzeugtyp Sitzplätze Reichweite [km] Gesamtgewicht [to]<br />

Airbus A330/200 240-380 12.500 230<br />

Airbus A330/300 270-440 10.500 230<br />

Airbus A340/200 240-400 14.800 275<br />

Airbus A340/300 270-440 13.700 275<br />

Airbus A340/500 290-440 16.700 368<br />

Airbus A340/600 350-475 14.700 368<br />

Die Tabelle zeigt die von dem Flugzeugbauer Airbus angebotenen Flugzeugtypen der<br />

Gruppe A330/A340. Die Anzahl der Sitzplätze richtet sich hauptsächlich nach der Aufteilung<br />

der Kategorien im Flugzeug. Als typisch bezeichnet man in dieser Flugzeuggruppe<br />

das Angebot von drei Kategorien. Man sieht, wie sich die verschiedenen Flugzeuge in<br />

der maximalen Zuladung, der Sitzplatzanzahl und der Reichweite unterscheiden. Quelle:<br />

http://www.airbus.de<br />

Tabelle 1: Flugzeugtypen<br />

sich die Flugzeiten gleicher Strecken aber unterschiedlicher Flugzeugtypen<br />

unterscheiden werden. Eine Boeing 747 könnte für eine Strecke 420 Minuten<br />

benötigen, für die ein Airbus 300 490 Minuten braucht. Außerdem<br />

müssen die Flugzeiten für jede Richtung getrennt bestimmt werden, weil<br />

auch hier, bedingt durch verschiedene Flugwege und durch relativ konstante<br />

Windrichtungen, Unterschiede auftreten. So könnte der obige Flug<br />

in die entgegengesetzte Richtung mit der Boeing 747 z. B. durchschnittlich<br />

550 Minuten dauern.<br />

Die Hauptarbeiten, die während der Bodenzeiten durchgeführt werden<br />

müssen, sind das Boarding der Passagiere, das Be- und Entladen des Gepäcks<br />

sowie das Tanken und Reinigen des Flugzeugs. Diese Zeiten hängen<br />

vor allem von dem Flugzeugtyp und vom jeweiligen Flughafen, auf dem<br />

die Arbeiten durchgeführt werden, ab.<br />

Erwähnt werden muss, dass die hier bestimmten Block- und Bodenzeiten<br />

nur Durchschnittswerte darstellen können, da die tatsächlichen Zeiten<br />

auch von Wetter und Flugverkehr abhängen.<br />

Nachfrageprognose Die Bestimmung der Nachfrage für die <strong>Planung</strong>speriode<br />

stellt eine entscheidende Phase im <strong>Airline</strong>-Scheduling-Prozess dar.<br />

Dieser Schritt steht grundsätzlich am Anfang der <strong>Planung</strong>. Außerdem müssen<br />

die Einflüsse der <strong>Planung</strong> späterer Phasen auch grundsätzlich auf ihre<br />

Nachfragewirkung hin untersucht werden, so dass während der weiteren<br />

<strong>Planung</strong>sschritte die prognostizierte Nachfrage immer wieder kontrolliert<br />

werden muss.


6 Problembeschreibung<br />

Der erste Schritt der Nachfrageprognose ist die Erhebung der Daten des<br />

zukünftigen Verkehrsaufkommens zwischen den verschiedenen Start-Ziel-<br />

Paaren (z. B. München - Frankfurt) 13 . Das Verkehrsaufkommen schwankt<br />

saisonal; der Verkehr steigt während der Ferienzeiten stark an und ist für<br />

verschiedene Regionen zudem von der Jahreszeit abhängig. Bei der Bestimmung<br />

des Verkehrsaufkommens bilden historische Daten über die Reservierungen,<br />

statistische Daten über die gesamte Transportnachfrage, Informationen<br />

der Konkurrenz und Veränderung in der sozioökonomischen<br />

Struktur der betrachteten Märkte die Grundlage der Prognose 14 .<br />

Prognostiziert wird zunächst das gesamte Beförderungsvolumen, um<br />

darauf aufbauend die Nachfrage nach verschiedenen Beförderungsmitteln<br />

(z. B. Bus, Eisenbahn, Flugzeug) zu bestimmen. Diese Nachfrage ist abhängig<br />

von der Reisedistanz, dem Preis und dem angebotenen Service.<br />

Anschließend wird der Marktanteil der einzelnen Fluggesellschaft am gesamten<br />

Luftverkehrsaufkommen bestimmt. Die Gesamtnachfrage, sowie<br />

die Nachfrage getrennt nach verschiedenen Beförderungsmitteln, wird vor<br />

allem von großen Fluggesellschaften benötigt. Mit diesen Informationen<br />

können die Fluggesellschaften auf den potenziellen Marktanteil schließen,<br />

den sie über den Preis und Service von anderen Teilmärkten auf sich bzw.<br />

ihren Markt übertragen können. Somit können sie den optimalen Preis und<br />

Servicegrad in Bezug zu den Wettbewerbern anderer Teilmärkte bestimmen.<br />

Ebenso ist der prognostizierte Marktanteil am Luftverkehrsaufkommen<br />

von Preisen, Service und Image der Fluggesellschaft in Bezug auf die<br />

anderen <strong>Airline</strong>s abhängig, so dass bei der Bestimmung auch deren Verhalten<br />

und die daraus resultierenden Effekte auf die Nachfrage berücksichtigt<br />

werden müssen.<br />

3.1.2 Festlegung des Angebotsprogramms - Netzwerkplanung<br />

In diesem <strong>Planung</strong>sschritt wird das zukünftig zu bedienende Streckennetz<br />

festgelegt. Dabei werden allerdings noch keine Entscheidungen über die<br />

genauen Ankunfts- und Abflugzeiten etc. getroffen.<br />

Langfristig hat jede Fluggesellschaft die Option ihre Netzwerkstruktur<br />

vollständig zu verändern. Hierbei lassen sich drei Grundstrukturen unterscheiden,<br />

die sich in einem Flugnetz identifizieren lassen:<br />

• das lineare Netzwerk,<br />

• das Punkt-zu-Punkt-Netzwerk und<br />

• das Hub-and-Spoke-Netzwerk.<br />

Ein lineares Netzwerk verbindet sämtliche Zielflughäfen durch eine Linie.<br />

Dabei ist jeder Flughafen mit maximal zwei weiteren verbunden (s. Abb.<br />

13 Vgl. hier und im Folgenden [GOTA 98]<br />

14 Vgl. [SUHL 95]


7 Problembeschreibung<br />

(a) Lineares Netzwerk<br />

(c) Hub-and-Spoke-<br />

Netzwerk<br />

(b) Punkt-zu-Punkt-<br />

Netzwerk<br />

Die Abbildungen zeigen die drei Grundtypen von Netzwerkstrukturen, die sich in einem<br />

Flugnetzwerk identifizieren lassen. Sämtliche Flugnetzwerke lassen sich durch eine Kombination<br />

dieser drei Grundstrukturen erzeugen (s. Abb. 3).<br />

Abbildung 2: Grundtypen der Netzwerkstrukturen<br />

2(a)). Im Gegensatz dazu sind in einem Punkt-zu-Punkt-Netzwerk sämtliche<br />

Zielflughäfen miteinander verbunden (s. Abb. 2(b)). Ein Hub-and-<br />

Spoke-Netzwerk besteht aus mindestens einem Hub, dem Mittelpunkt eines<br />

Sternnetzwerks 15 , und mehreren Zielflughäfen, die ausschließlich über<br />

den Hub angeflogen werden (s. Abb. 2(c)). Aus diesen drei Grundtypen lassen<br />

sich alle denkbaren Netzwerkstrukturen konstruieren (s. Abb. 3). Auch<br />

die meisten Flugnetze sind durch solche Kombinationen gekennzeichnet 16 .<br />

Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sind immer dann von Vorteil, wenn<br />

Strecken mit hohem Verkehrsaufkommen bedient werden sollen. Eingesetzt<br />

werden solche Netze vor allem für Direktverbindungen zwischen<br />

großen Städten. Lineare Netzwerke kommen z. B. dann in Betracht, wenn<br />

mehrere kleinere Flughäfen, die sich in einer Richtung von einem Hauptflughafen<br />

entfernt befinden, bedient werden sollen.<br />

Hub-and-Spoke-Netzwerke finden vor allem dort Einsatz, wo mehrere<br />

kleinere Flughäfen miteinander verbunden werden sollen. Der Vorteil liegt<br />

darin, dass sich über den Hub viele Verbindungsflüge realisieren lassen.<br />

Dadurch steigt die Auslastung und somit der Erlös auf allen Flügen an. Zu-<br />

15 Vgl. [STAHL 02]<br />

16 Vgl. [DL 93]


8 Problembeschreibung<br />

Die Abbildung zeigt eine Kombination der drei Grundtypen von Netzwerkstrukturen (s.<br />

Abb. 2). Auf die dargestellte Weise lassen sich sämtliche Flugnetzwerke erzeugen.<br />

Abbildung 3: Kombination der Grundtypen der Netzwerkstrukturen<br />

dem wären Direktverbindungen oder Direktverbindungen mit Zwischenlandung<br />

17 auf vielen der Strecken nicht wirtschaftlich genug, um überhaupt<br />

angeboten werden zu können. Um diesen Vorteil auszunutzen ist<br />

es allerdings erforderlich sämtliche Flüge in einem Zeitfenster ankommen<br />

und abfliegen zu lassen, so dass die Wartezeiten für Flugzeuge, Personal<br />

und Passagiere nicht zu groß und die Zeit für das Erreichen des Anschlussflugs<br />

auch nicht zu gering wird (Abb. 4).<br />

Die Abbildung verdeutlicht, wie die Ankunfts- und Abflugzeiten auf einem Hub koordiniert<br />

werden müssen.<br />

Abbildung 4: Zeitfenster in einem Hub-and-Spoke-Flugnetz<br />

Zu erwähnen bleibt noch, dass größere Veränderungen bestehender<br />

17 Zu diesen Verbindungsflügen s. ausführlich Kap. 3.2.4.


9 Problembeschreibung<br />

Netzwerke langfristig erfolgen müssen, da z. B. erst neue Flughafenkapazitäten<br />

zu schaffen sind. Deshalb können beispielsweise neue Hub-and-<br />

Spoke-Strukturen erst mittel- bis langfristig zu einem bestehenden Netzwerk<br />

hinzugefügt werden. Erweiterungen des Flugnetzwerks durch neue<br />

Zielflughäfen oder Flugstrecken können allerdings auch kurzfristig erfolgen.<br />

3.2 Produktionsplanung und Ressourcenallokation<br />

Auf die Festlegung der Flugstrecken folgt die <strong>Planung</strong> wann und wie häufig<br />

diese beflogen werden sollen. Außerdem müssen die Ressourcen der<br />

Fluggesellschaft auf die verschiedenen Flüge verteilt werden. Zu diesen<br />

Ressourcen zählen vor allem die Flugzeuge und die dazugehörigen Besatzungen.<br />

Die <strong>Planung</strong>sschritte, die in diesem Zusammenhang erfolgen<br />

müssen, sind Gegenstand der nachfolgenden Kapitel.<br />

3.2.1 Kapazitäts- und Frequenzplanung<br />

Die Kapazitäts- und Frequenzplanung ist Voraussetzung für alle in diesem<br />

Kapitel beschriebenen <strong>Planung</strong>saktivitäten. Diese beiden <strong>Planung</strong>sschritte<br />

müssen parallel erfolgen, da sich die Frequenz, mit der eine Strecke beflogen<br />

wird, direkt auf die benötigte Kapazität auswirkt. Umgekehrt wirkt<br />

sich die benötigte Kapazität auf die Frequenz aus, wenn z. B. aus technischen<br />

Gründen die nachgefragte Kapazität nicht bereitgestellt und nur<br />

über eine Erhöhung der Frequenz befriedigt werden kann.<br />

Die Kapazitätsplanung lässt sich in eine langfristige und eine kurzfristige<br />

Kapazitätsplanung unterteilen. Langfristig muss die benötigte Gesamtkapazität<br />

der Fluggesellschaft bestimmt werden. Dies ist Basis für die Entscheidung,<br />

wie viele und welche Flugzeuge angeschafft werden müssen. In<br />

der kurzfristigen Kapazitätsplanung wird die Anzahl der benötigten Sitzplätze<br />

für jeden Flug festgelegt. Dies steht in engem Zusammenhang mit<br />

der Frequenzplanung, da die Anzahl benötigter Sitzplätze direkt von der<br />

Häufigkeit, mit der die Flugstrecke beflogen wird, abhängt.<br />

Frequenzplanung ist zum einen die Bestimmung der Häufigkeit mit der<br />

eine Flugstrecke an einem Wochentag beflogen werden soll. Dabei interessieren<br />

nicht die genauen Ankunfts- und Abflugzeiten, sondern lediglich<br />

die Häufigkeit in bestimmten Zeitfenstern. Die Strecke München - Frankfurt<br />

soll z. B. nachmittags fünfmal beflogen werden. Zum anderen muss geplant<br />

werden, an welchen Wochentagen die so bestimmten Flüge angeboten<br />

werden sollen. Beispielsweise wird der letzte Flug von München nach<br />

Frankfurt nur von montags bis freitags offeriert.


10 Problembeschreibung<br />

3.2.2 Fleet Assignment - Flottenzuweisung<br />

Aufgabe des Fleet Assignments ist die Zuweisung verschiedener Flugzeugtypen<br />

der Flotte 18 der Fluggesellschaft zu den geplanten Flügen 19 . Zu berücksichtigen<br />

sind dabei vor allem die Unterschiede der Flugzeugtypen in<br />

Kapazität, Reichweite, Geschwindigkeit und Kostenstruktur.<br />

Zur Lösung des Zuweisungsproblems muss selbstverständlich die<br />

Nachfrage nach einzelnen Flügen bekannt sein, um die unterschiedlichen<br />

Flugzeugtypen optimal auf die Flüge verteilen zu können. Wird beispielsweise<br />

ein Flugzeugtyp mit großer Kapazität auf einem Flug mit geringer<br />

Nachfrage eingesetzt, wird Treibstoff verschwendet und werden unnötig<br />

hohe Landekosten verursacht. Andererseits wird die Möglichkeit, mehr<br />

Passagiere zu befördern, durch den Einsatz zu kleiner Flugzeugtypen vergeben<br />

20 . Das Ziel ist folglich die optimale Abstimmung zwischen verfügbaren<br />

Flugzeugtypen und der Nachfrage nach einzelnen Flügen.<br />

3.2.3 Flight <strong>Schedule</strong> Design<br />

Unter Flight <strong>Schedule</strong> Design wird die Festlegung der Ankunfts- und Abflugzeiten<br />

verstanden. Auf Grund der Komplexität 21 schlagen Etschmaier<br />

und Mathaisel einen zweiphasigen Prozess vor.<br />

Die erste Stufe, in der ein vorläufiger Flugplan erstellt wird (<strong>Schedule</strong><br />

Construction), kann entweder direkt oder sequenziell gelöst werden. Bei<br />

der direkten Lösung werden mittels heuristischer Methoden nacheinander<br />

Flüge ausgewählt und leicht modifiziert.<br />

Bei der sequenziellen Methode wird zunächst die Frequenzplanung für<br />

jede Flugstrecke durchgeführt. Anschließend werden die Abflugzeiten unter<br />

Berücksichtigung der Nachfrage, abhängig von der Tageszeit und den<br />

von der Konkurrenz angebotenen Flügen, festgelegt. Im Anschluss ist zu<br />

prüfen, ob der so entwickelte Flugplan die gegebenen sonstigen Nebenbedingungen<br />

erfüllt. Dazu müssen z. B. die Flugzeugrotationen 22 ermittelt<br />

und daraus die Anzahl benötigter Flugzeuge bestimmt werden. Im letzten<br />

Schritt werden die so erstellten Rotationen dahingehend überprüft, ob<br />

weitere geringfügige Änderungen zu einer Reduktion der benötigten Flugzeuge<br />

führen können.<br />

In der zweiten Stufe wird der ermittelte Flugplan von allen, durch<br />

diesen betroffenen, Abteilungen der Fluggesellschaft z. B. hinsichtlich der<br />

Kosten und Erlöse bewertet (<strong>Schedule</strong> Evaluation). Anschließend wird auf<br />

Grundlage der Wünsche der einzelnen Abteilungen die erste Stufe erneut<br />

18Zur Flotte einer Fluggesellschaft vgl. 3.1.1<br />

19Vgl. [BKL 02], [SUHL 95]<br />

20Vgl. [GOTA 98]<br />

21Vgl. hier und im Folgenden [EM 85]<br />

22 S. Kap. 3.2.4


11 Problembeschreibung<br />

durchlaufen. Dieser Prozess wird solange durchgeführt bis alle Abteilungen<br />

dem Flugplan zustimmen oder die <strong>Planung</strong>szeit abgelaufen ist.<br />

3.2.4 Aircraft Routing<br />

Abhängig von der Lösungsreihenfolge der Teilprobleme 23 kann dieser<br />

Schritt z. B. parallel zum Fleet Assignment 24 oder dem <strong>Airline</strong> Scheduling<br />

25 gelöst werden. Aircraft Routing bezeichnet das Problem der Zuweisung<br />

von Flugzeugen der Flotte zu Flugrouten. Eine Flugroute ist eine Reihung<br />

von Flugstrecken, die ein Flugzeug nacheinander abfliegt. Dabei entspricht<br />

der Start- dem Zielflughafen. Außerdem muss berücksichtigt werden,<br />

dass alle Flugzeuge regelmäßig einen Flughafen, an dem nötige Wartungsarbeiten<br />

durchgeführt werden können, anfliegen müssen (s. Abb. 5).<br />

Aus diesem Grund benötigen Fluggesellschaften für jede Region, in der sie<br />

Route für Flugzeug 1<br />

Route für Flugzeug 2<br />

Die Abbildung zeigt exemplarisch zwei mögliche Flugrouten, die jeweils einen Heimatflughafen<br />

beinhalten. Der Heimatflughafen ist durch die Umrandung gekennzeichnet.<br />

Abbildung 5: Flugrouten<br />

ein Flugnetzwerk eingerichtet haben, Heimatflughäfen, in denen Wartungen<br />

für bestimmte Flugzeugtypen vorgenommen werden können. An die-<br />

23 S. hierzu Kap. 4.1<br />

24 S. Kap. 3.2.2<br />

25 S. Kap. 3.2.3


12 Problembeschreibung<br />

sen Heimatflughäfen werden das nötige Personal, die Stellplätze und die<br />

technische Ausrüstung für die Wartungsarbeiten bereitgestellt. Die benötigten<br />

Zeiten für Wartungsarbeiten hängen von den geleisteten Flugstunden<br />

der einzelnen Flugzeuge ab. Unterschieden wird nach großer Wartung,<br />

welche bis zu einigen Tagen dauert, mittlerer Wartung, welche sich auf eine<br />

Sichtkontrolle beschränkt und einige Stunden in Anspruch nimmt und<br />

kleiner Wartung, die zwischen der Zeit von Landung und Abflug durchgeführt<br />

werden kann. Die Zeiten für die Wartungsarbeiten können bei der<br />

<strong>Planung</strong> der Route als zusätzliche Flüge berücksichtigt werden. Bei der Berücksichtigung<br />

der Wartungsarbeiten ist es nicht zwingend erforderlich,<br />

dass jede Flugroute einen Heimatflughafen beinhaltet. Es kann ausreichen,<br />

dass bestimmte Flughäfen von Routen bedient werden, die keinen Heimatflughafen<br />

beinhalten und von Routen, die einen beinhalten. Außerdem<br />

müssen diese Routen durch die gleichen Flugzeugtypen beflogen und die<br />

Lande- und Startzeiten auf dem Überschneidungsflughafen nahezu gleich<br />

sein. In diesem Fall ist es möglich, wie weiter unten erläutert wird, die Flugzeuge,<br />

die die Route ohne Heimatflughafen befliegen, und die Flugzeuge,<br />

deren Route einen Heimatflughafen beinhaltet, auszutauschen. Dadurch<br />

können die nötigen Wartungsarbeiten nach Bedarf durchgeführt werden.<br />

Der <strong>Planung</strong>saufwand für diese Lösung scheint allerdings so hoch, dass<br />

eine generelle Berücksichtigung von Heimatflughäfen in allen Routen die<br />

sicherere Alternative darstellt.<br />

Das Aircraft-Routing-Problem lässt sich in zwei Schritten lösen. Zunächst<br />

können die Flugrouten durch die Zuweisung von „logischen“ Flugzeugen<br />

erstellt werden. Das heißt, dass die Rotationen zwar prinzipiell<br />

durchführbar sind, aber noch nicht festgelegt ist, welches „physische“<br />

Flugzeug diese Route tatsächlich fliegen wird. Dieses Vorgehen erlaubt<br />

Wartungszeiten bei der <strong>Planung</strong> zu vernachlässigen, da die verschiedenen<br />

„physischen“ Flugzeuge nahezu beliebig auf die verschiedenen Routen<br />

verteilt und somit durch „Wartungsflugzeuge“, die in Gedanken dauernd<br />

gewartet werden, berücksichtigt werden können 26 .<br />

Im zweiten Schritt werden die „physischen“ Flugzeuge den Routen<br />

zugeordnet. Dieser Schritt erfolgt erst wenige Wochen bis zu einigen Tagen<br />

vor dem Abflug. Erst zu diesem Zeitpunkt werden die Routen, Wartungszeiten<br />

usw. für jedes Flugzeug festgelegt. Der kurze Vorlauf ist nötig,<br />

um beispielsweise unvorhersehbaren Wartungserfordernissen Rechnung<br />

zu tragen. Grundlage der Zuweisung zu „physischen“ Flugzeugen sind die<br />

auf Basis der „logischen“ Flugzeuge erzeugten Flugrouten. Diese Flugrouten<br />

müssen in diesem Schritt an die besonderen Umstände angepasst werden.<br />

Dazu können die verschiedenen Routen für jedes „physische“ Flugzeug<br />

beliebig auseinander geschnitten und neu zusammengefasst werden.<br />

Entscheidend ist dabei, dass für die weiteren Flüge die gleichen Flugzeug-<br />

26 Vgl. [SUHL 95]


13 Problembeschreibung<br />

typen benötigt werden und sich die Flugzeuge zu den entsprechenden<br />

Zeitpunkten auf den gleichen Flughäfen befinden (s. Abb. 6). Der „Tausch“<br />

Die Abbildung verdeutlicht, wie auch Flugrouten, die keinen Heimatflughafen beinhalten,<br />

in einem Flugnetz integriert werden können. Die Flugzeuge werden jeweils an dem Flughafen,<br />

an dem sich die Routen überschneiden, getauscht. Aus diesem Grund müssen die<br />

Flugzeuge, die auf den Routen eingesetzt werden sollen, vom gleichen Typ sein.<br />

Abbildung 6: Routen ohne Heimatflughafen<br />

der Flugrouten zwischen zwei „physischen“ Flugzeugen wird zweckmäßigerweise<br />

bei „Übernachtungen“ auf demselben Flughafen vorgenommen,<br />

da dann erstens keine Anforderungen an den Zeitpunkt gestellt werden<br />

müssen und zweitens die mögliche Unterbrechung von Direktflügen mit<br />

Zwischenlandung nicht berücksichtigt werden muss. Direktflüge mit Zwischenlandung<br />

sind Flüge bei denen zwei Hauptflughäfen über ein oder<br />

mehrere kleine Flughäfen angeflogen werden. Die Passagiere die zwischen<br />

den beiden Hauptflughäfen reisen, müssen bei der Zwischenlandung die<br />

Maschine zwar meistens verlassen, das Risiko eines verpassten Anschlussflugs<br />

besteht allerdings nicht. Zudem kann ihr Gepäck in der Maschine belassen<br />

werden, was eine weitere Zeitersparnis mit sich bringt. Durch solche<br />

Flüge können normalerweise unrentable Flugstrecken mit in das Angebot<br />

der Fluggesellschaften aufgenommen werden. Die Anzahl nicht besetzter<br />

Sitzplätze, die bei dem Angebot von Non-Stop-Flügen über kleinere Orte


14 Problembeschreibung<br />

auftreten würden, wird durch die Hauptverbindung gering gehalten. Solche<br />

Flüge sind selbstverständlich nur dann von Vorteil, wenn die Fluggesellschaft<br />

oder eine Konkurrenzgesellschaft keinen Direktflug im gleichen<br />

Zeitraum zwischen den beiden Hauptflughäfen anbietet.<br />

3.2.5 Crew Scheduling<br />

Die Lösung des Crew-Scheduling-Problems gehört zu den wichtigsten<br />

Aufgaben im <strong>Planung</strong>sprozess der Fluggesellschaften, da die Ausgaben<br />

für die Crews den zweithöchsten Kostenpunkt nach den Kosten für Kerosin<br />

bilden 27 . Es umfasst die kostenminimale Zuweisung von Cockpitbesatzung<br />

und Kabinenbesatzung zu den einzelnen Flügen 28 .<br />

Cockpitbesatzungen bestehen aus dem Personal, das befähigt ist, einen<br />

speziellen Flugzeugtyp zu fliegen. Beispielsweise besteht eine Cockpitbesatzung<br />

aus zwei Personen, dem Piloten und dem Co-Piloten. Die Anzahl<br />

der Mitglieder hängt von dem Flugzeugtyp ab, den diese bedienen soll.<br />

Die Anzahl der Mitglieder einer Kabinenbesatzung ist lediglich nach unten<br />

begrenzt und wird mit steigender Anzahl der Passagiere erhöht. Die<br />

Kabinenbesatzung sind hauptsächlich für das Wohl und die Sicherheit der<br />

Passagiere während des Flugs verantwortlich 29 .<br />

Auf Grund der Tatsache, dass Gegenstand dieser <strong>Planung</strong>saufgabe<br />

Menschen sind, ist die Lösung weitaus komplizierter als die vorher beschriebenen<br />

<strong>Planung</strong>sschritte 30 . Bei der <strong>Planung</strong> sind zahlreiche Regelungen<br />

aus gesetzlichen Auflagen und Abkommen mit Gewerkschaften als<br />

Restriktionen zu beachten 31 . Beispielsweise können Flugrouten, auf denen<br />

ein Flugzeug 18 Stunden unterwegs ist, nicht von ein und derselben Crew<br />

begleitet werden, da die Dienstzeit am Stück eine Dauer von ca. 12 Stunden<br />

- abhängig von den jeweiligen Regelungen - nicht überschreiten darf.<br />

Auf Grund der einzuhaltenen Ruhezeiten können Crews, deren Arbeitstag<br />

z. B. in der Nacht endet, nicht auf den frühesten Flügen des nächsten Tages<br />

eingesetzt werden 32 . Zudem müssen auch Ersatzcrews eingeplant werden,<br />

die, z. B. bei Krankheit eines Crew-Mitglieds oder unvorhersehbaren Flugplanänderungen,<br />

innerhalb kurzer Zeit den Dienst übernehmen können.<br />

Eine solche Situation tritt z. B. ein, wenn eine Crew bereits zehn Stunden<br />

zwischen München und Berlin geflogen ist und der letzte Flug, bevor die<br />

nächste Crew das Flugzeug in Berlin übernimmt, wegen schlechten Wetters<br />

in München erst mit drei Stunden Verspätung starten kann. Dann wäre die<br />

maximale Dienstzeit der Crew überschritten und eine Ersatzcrew müsste<br />

27 Vgl. [SUHL 95]<br />

28 Vgl. [VBJN 97]<br />

29 Vgl. [BACO 04]<br />

30 Vgl. [SUHL 95]<br />

31 Vgl. [BACO 04]<br />

32 Vgl. [SUHL 95]


15 Problembeschreibung<br />

den Flug von München nach Berlin übernehmen.<br />

Das Crew-Scheduling-Problem wird normalerweise in zwei Stufen gelöst,<br />

dem Crew Pairing und dem Crew Rostering. Zunächst werden unabhängig<br />

von den tatsächlichen Personen gültige Lösungen - unter der Vielzahl<br />

von Restriktionen - für das Problem erzeugt. Dabei wird die <strong>Planung</strong><br />

nicht für einzelne Personen sondern immer für ganze Crews vorgenommen.<br />

Dies erleichtert die <strong>Planung</strong> vor allem in Hinblick auf die Cockpitbesatzungen,<br />

da deren Zusammensetzung von vornherein durch den bereits<br />

bekannten Flugzeugtyp bestimmt ist. Anschließend wird in der Phase<br />

„Crew Rostering“ das Personal auf die ermittelten Einsatzpläne verteilt.<br />

Dazu finden hauptsächlich zwei verschiedene Verfahren Verwendung.<br />

In den USA wird das so genannte Bidline-System verwendet. Dabei<br />

werden von der zuständigen <strong>Planung</strong>sstelle mehrere mögliche Einsatzpläne,<br />

meist für den Zeitraum eines Monats, dem Personal zur Abstimmung<br />

vorgelegt. Die Entscheidung für einen der angebotenen Dienstpläne fällt<br />

also das Personal 33 . Dabei werden die Stimmen häufig mit dem Dienstalter<br />

gewichtet 34 . In Europa hingegen werden die Einsatzpläne normalerweise<br />

durch die zuständige <strong>Planung</strong>sstelle unter Berücksichtigung individueller<br />

Bedürfnisse und Wünsche erstellt.<br />

3.3 <strong>Planung</strong> der Aktivitäten am Flughafen<br />

Die Tätigkeiten am Flughafen lassen sich grundsätzlich in zwei Bereiche<br />

unterteilen. Der erste Bereich umfasst die Aktivitäten die auf der Airside<br />

des Flughafens durchgeführt werden. Die Airside bezeichnet dabei den<br />

Raum des Flughafens, auf dem die Flugzeuge in Bewegung sind. In diesem<br />

Zusammenhang werden z. B. Start- und Landebahnen zugewiesen sowie<br />

die Rollwege und Parkpositionen festgelegt. Der zweite Bereich umfasst<br />

dementsprechend alle Tätigkeiten, die während der Abfertigung eines<br />

Flugzeugs durchgeführt werden müssen. Dazu zählen z. B. die Zuweisung<br />

von Gates, benötigtem Personal und Material sowie die <strong>Planung</strong> des<br />

Passagier- und Gepäckflusses 35 . Während die Aktivitäten auf der Airside<br />

von den Flughafengesellschaften koordiniert und überwacht werden, sind<br />

für die Abfertigung die Fluggesellschaften verantwortlich. Wichtige <strong>Planung</strong>saufgabe<br />

bildet in diesem Zusammenhang die Zuweisung der vorhandenen<br />

Gates auf startende und landende Flugzeuge.<br />

Die großen Fluggesellschaften mieten auf Dauer Gates von den Flughafengesellschaften<br />

an. Gates sind die „Laderampen“ eines Flughafens, an<br />

denen das Beladen und Entladen von Gepäck und Passagieren durchgeführt<br />

wird. Bei der <strong>Planung</strong> der Zuweisung der Gates zu einzelnen Flug-<br />

33 Vgl. [RYAN 92]<br />

34 Vgl. [BACO 04], [RYAN 92]<br />

35 Vgl. [SUHL 95]


16 Kombinationsvarianten und Reihung<br />

zeugen sind grundsätzlich folgende Einschränkungen zu beachten 36 :<br />

• Bestimmte Gates sind aus technischen Gründen nicht mit allen Flugzeugtypen<br />

kompatibel.<br />

• Einige Großraumflugzeuge belegen zur Abfertigung mehrere Gates.<br />

• Teilweise werden aus Effizienzgründen Gates mit anderen Fluggesellschaften<br />

geteilt, so dass eine Absprache für die Nutzung nötig ist.<br />

• Gates könnten wegen Reinigungs- oder Wartungsarbeiten zeitweilig<br />

geschlossen sein, so dass Ausweichmöglichkeiten mit eingeplant<br />

werden sollten.<br />

Die geplante Zuweisung muss zudem häufig auf Grund von z. B. Verspätungen<br />

oder Streichungen von Flügen kurzfristig geändert werden.<br />

Neben diesen kurzfristigen <strong>Planung</strong>sarbeiten ist langfristig die benötigte<br />

Kapazität bzw. Kapazitätsveränderung zu planen.<br />

4 Kombinationsvarianten und Reihung<br />

Die in Kap. 3 beschriebenen Teilprobleme können kombiniert und so zu<br />

komplexeren Problemen zusammengefasst bzw. integriert werden. Ziel<br />

dieses Kapitels ist es, einige in der Literatur zu findende Strukturierungen<br />

vorzustellen. Anschließend soll auf einige Implikationen bezüglich der<br />

Reihenfolge der Lösung eingegangen werden. Zuletzt wird ein Modell zur<br />

integrierten Lösung des Flight-<strong>Schedule</strong>-Design- und Fleet-Assignment-<br />

Problems vorgestellt.<br />

Einige der oben beschriebenen Teilprobleme wurden bereits weiter unterteilt.<br />

So kann z. B. das Crew-Scheduling-Problem weiter in die Teilprobleme<br />

„Crew Pairing“ und „Crew Rostering“, das Flight-<strong>Schedule</strong>-Design-<br />

Problem in „Departure Flight <strong>Schedule</strong> Design“ und „Arrival Flight <strong>Schedule</strong><br />

Design“ unterteilt werden. In der Literatur finden sich verschiedene<br />

Lösungsansätze für die beschriebenen <strong>Planung</strong>saufgaben der <strong>Airline</strong>s.<br />

Häufig werden nicht alle erwähnten Punkte berücksichtigt und meistens<br />

unterscheiden sich die Strategien durch die Komplexität der gebildeten<br />

Problemkomplexe und der Reihenfolge der Lösung.<br />

Etschmaier und Mathaisel 37 gehen beispielsweise folgendermaßen vor:<br />

In ihrem ersten Problemkomplex werden die Aufgaben „Auswahl der<br />

Flugstrecken“ und „Bestimmung der Frequenz“ bearbeitet. Anschließend<br />

lösen sie das Flight-<strong>Schedule</strong>-Design-Problem, wobei sie lediglich die Abflugzeiten<br />

festlegen. Dann wird das Aircraft-Routing-Problem gelöst und<br />

36 Vgl. hier und im Folgenden [SUHL 95]<br />

37 Vgl. [EM 85]


17 Kombinationsvarianten und Reihung<br />

letztlich das Crew-Scheduling-Problem. Vernachlässigt werden also das<br />

langfristige Problem der Auswahl der relevanten Zielmärkte und darauf<br />

aufbauend die Netzwerkplanung, die Kapazitätsplanung sowie das Fleet<br />

Assignment.<br />

Suhl 38 hingegen löst alle hier beschriebenen Probleme. Dazu stellt<br />

sie zwei mögliche Lösungsstrategien vor. In beiden Strategien wird zunächst<br />

die Datenerhebung, Nachfrageprognose, Netzplanung, Kapazitätsund<br />

Frequenzplanung und im letzten Schritt das Crew Scheduling durchgeführt.<br />

Die Strategien unterscheiden sich in den dazwischen liegenden<br />

Schritten. In Strategie 1 wird zunächst das Flight-<strong>Schedule</strong>-Design-<br />

Problem gelöst und anschließend werden das Fleet-Assignment- und<br />

Aircraft-Routing-Problem in einem Schritt zusammengefasst. In Strategie<br />

2 wird zunächst das Fleet-Assignment-Problem und anschließend werden<br />

das Flight-<strong>Schedule</strong>-Design- und Aircraft-Routing-Problem zusammen gelöst.<br />

Darüber hinaus gibt es noch einige weitere Lösungsvorschläge. Beispielsweise<br />

werden die Schritte „Fleet Assignment“, „Flight <strong>Schedule</strong> Design“<br />

und „Aircraft Routing“ kombiniert 39 . Außerdem ist zu überlegen, ob<br />

das Crew-Pairing-Problem vor dem Aircraft-Routing-Problem gelöst werden<br />

sollte 40 . Die Datenerhebung und Nachfrageprognose ist allerdings, als<br />

für alle <strong>Planung</strong>sschritte unabdingbare Grundlage, stets zu Beginn der <strong>Planung</strong><br />

vorzunehmen.<br />

Im Folgenden sollen einige der Überlegungen, die zu den erwähnten<br />

unterschiedlichen Reihungen führen, vorgestellt werden.<br />

4.1 Reihung Fleet Assignment, Flight <strong>Schedule</strong> Design und Aircraft<br />

Routing<br />

Suhl 41 stellt, wie erwähnt, zwei Strategien zur Lösungsreihenfolge der Teilprobleme<br />

vor.<br />

In Strategie 1 wird nach der Datenerhebung und Nachfrageprognose<br />

zunächst das Flight-<strong>Schedule</strong>-Design-Problem gelöst. Dieses Vorgehen<br />

wird durch die Annahme begründet, dass bereits kleine Veränderungen<br />

in den Abflug- oder Ankunftszeiten zu großen Nachfragerückgängen zu<br />

Gunsten oder zu Lasten der Konkurrenz führen. Diese Annahmen setzen<br />

folglich einen Markt voraus, der sich durch starke Konkurrenz auszeichnet.<br />

Im Folgenden Schritt werden das Fleet-Assignment- und Aircraft-Routing-<br />

Problem gelöst. Die Lösung dieser beiden Teilprobleme in einem Schritt<br />

führt dazu, dass sich die Lösungsgüte gegenüber einer sequenziellen Lö-<br />

38 Vgl. [SUHL 95]<br />

39 Vgl. [ANTES 97]<br />

40 Vgl. [BACO 04]<br />

41 Vgl. hier und im Folgenden [SUHL 95]


18 Kombinationsvarianten und Reihung<br />

sung der beiden Teilprobleme deutlich erhöht 42 .<br />

In Strategie 2 wird zunächst das Fleet-Assignment-Problem gelöst. Für<br />

jeden Flug wird also zunächst der Flugzeugtyp, der diesen Flug bedienen<br />

soll, festgelegt. Die Festlegung erfolgt unter anderem in Beachtung der<br />

Flugkosten, Flugzeugkapazitäten und Start- und Landebedingungen der<br />

Flughäfen. Die Start- und Landezeiten werden erst im nächsten Schritt gemeinsam<br />

mit den Routen für die einzelnen Flugzeuge festgelegt. Die gemeinsame<br />

Lösung führt ebenso wie in Strategie 1 zu einer höheren Lösungsgüte.<br />

Strategie 2 findet Begründung in der Annahme, dass die Nachfrage<br />

nicht so stark von kleinen Änderungen der Ankunfts- und Abflugzeiten<br />

abhängt. Die <strong>Planung</strong> kann also unter besonderer Berücksichtigung<br />

eines ökonomischen Einsatzes der vorhandenen Ressourcen erfolgen.<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht in der integrierten Lösung aller<br />

drei Teilprobleme. Für eine Lösung, die dem Optimum möglichst nahe<br />

kommt, bietet sich die zusätzliche Berücksichtigung des Crew-Scheduling-<br />

Problems sowie der Frequenz- und Kapazitätsplanung an. Ansätze, die den<br />

gesamten bzw. einen Großteil des Flugplanerstellungsprozesses umfassen,<br />

nutzen zu dessen Lösung genetische Algorithmen 43 . Allerdings ist bei den<br />

integrierten Ansätzen insbesondere zu berücksichtigen, dass der gesamte<br />

<strong>Airline</strong>-Scheduling-Prozess durch sehr viel nicht quantifizierbares Wissen<br />

bestimmt wird. Die menschliche Erfahrung oder politische Gegebenheiten<br />

lassen sich nur schwer in einem geschlossenen Modell berücksichtigen 44 .<br />

4.2 Aircraft Routing und Crew Pairing<br />

Während in den bisher aufgezeigten Lösungsstrategien das Crew-Pairing-<br />

Problem zuletzt in einem separaten Schritt gelöst wurde, gibt es gute Gründe<br />

dieses Problem in einer früheren Phase zu lösen. Wird das Crew-Pairing-<br />

Problem im Anschluss an das Aircraft-Routing-Problem gelöst, werden die<br />

möglichen Lösungen des Crew-Pairing-Problems deutlich begrenzt. Dies<br />

kann zu einem signifikanten Anstieg der Kosten für die Crews führen 45 .<br />

Sind beispielsweise Flugzeugwechsel der Crews nötig, damit diese ihren<br />

Heimatflughafen während der erlaubten Arbeitsdauer wieder erreichen<br />

können, steigen dadurch die Kosten deutlich an, da der Wechsel erheblich<br />

mehr Zeit benötigt als der Verbleib im alten Flugzeug und somit die Bezahlung<br />

für tatsächlich geleistete Arbeit in der Luft ansteigt. Auch Kosten<br />

für Hotels und Verpflegung, die von den Fluggesellschaften für Aufenthalte<br />

ihrer Crews außerhalb der jeweiligen Heimatflughäfen zu zahlen sind,<br />

lassen die Kosten deutlich ansteigen 46 . Routen, bei denen diese Abhängig-<br />

42 Vgl. [BBCJNS 98]<br />

43 Vgl. z. B. [GRH 03]<br />

44 Vgl. [SUHL 95]<br />

45 Vgl. hier und im Folgenden [BACO 04]<br />

46 Vgl. [SUHL 95]


19 Kombinationsvarianten und Reihung<br />

keiten der Crewkosten von der Lösung des Aircraft-Routing-Problems berücksichtigt<br />

wurden, führen folglich zu deutlich geringeren Kosten. Dies<br />

ist vor allem in Anbetracht der Tatsache zu sehen, dass die Kosten für die<br />

Crews nach dem Treibstoff den höchsten Kostenpunkt der Fluggesellschaften<br />

darstellen.<br />

Um gültige Routen und möglichst geringe Crewkosten zu erhalten, ist<br />

ein integrierter Ansatz nötig, da die Lösung des Crew-Pairing- vor dem<br />

Aircraft-Routing-Problem zu den gleichen Einschränkungen der Anzahl<br />

gültiger Lösungen des Aircraft-Routing-Problems führt.<br />

4.3 Ein integriertes Modell zur gemeinsamen Lösung des Flight-<br />

<strong>Schedule</strong>-Design- und des Fleet-Assignment-Problems<br />

Im Folgenden wird ein Modell zur integrierten Lösung des Flight-<br />

<strong>Schedule</strong>-Design- und Fleet-Assignment-Problems vorgestellt. Dieses Modell<br />

wurde 2004 von Manoj Lohatepanont und Cynthia Barnhart 47 veröffentlicht.<br />

In diesem Modell wird angenommen, dass sich die einzelnen Flüge des<br />

Flugplan täglich wiederholen. Der Ansatz entwickelt den Flugplan zudem<br />

nicht von Null aus, sondern setzt einen Basisplan voraus, an dem Änderungen<br />

vorgenommen werden. Als Basisplan soll der Flugplan der aktuellen<br />

oder vorhergehenden Periode Verwendung finden, denn<br />

• die Erzeugung eines komplett neuen Flugplans benötigt eine große<br />

Anzahl Daten, die möglicherweise nicht zur Verfügung stehen oder<br />

nur mit hohem Aufwand zu erheben sind.<br />

• Zudem wäre ein solches Vorgehen für die operative <strong>Planung</strong> unpraktisch,<br />

da sie extrem aufwendig, wenn nicht gar unmöglich zu modellieren<br />

bzw. zu lösen ist.<br />

• Häufig wechselnde Flugpläne erfordern außerdem hohe Investitionen<br />

in die Einrichtung der Flughäfen (Fluggesellschaften müssen sich<br />

z. B. um die Einrichtung ihrer Check-in Schalter bemühen).<br />

• Ein weiterer Grund ist die, vor allem von Geschäftskunden gefragte,<br />

Konstanz der Flugpläne.<br />

Auf Grundlage des Basisplans und der zur Verfügung stehenden Daten<br />

wird ein Gesamtplan erstellt, der sowohl die Flüge beinhaltet, die angeboten<br />

werden müssen, als auch die Flüge die optional in das Angebot<br />

aufgenommen werden können. Die optionalen Flüge setzen sich dabei aus<br />

Flügen zusammen, die aus dem Basisplan gelöscht bzw. neu hinzugenommen<br />

werden dürfen. Dieser Gesamtplan ist eine Grundlage für das Modell<br />

und muss in einem vorangehenden <strong>Planung</strong>sschritt erzeugt werden.<br />

47 Vgl. hier und im Folgenden [LB 04]


20 Kombinationsvarianten und Reihung<br />

Weiterhin benötigt das Modell die durchschnittliche Gesamtnachfrage<br />

nach jedem einzelnen Flug, wenn alle Flüge aus dem Gesamtplan angeboten<br />

werden. Um diese Nachfrage zu bestimmen, existieren Bewertungsmodelle,<br />

mit denen die Nachfrage für gegebene Flugpläne geschätzt werden<br />

kann (z. B. das United <strong>Airline</strong>s’ Profitability Forecasting Model).<br />

Um die Nachfrageänderung, die durch das Löschen eines optionalen<br />

Flugs erzeugt wird, zu berücksichtigen, werden Korrekturterme für diese<br />

Effekte benötigt (s. Abb. 7). In diesem Modell wird der Bestimmung dieser<br />

(a) Alle Flugstrecken<br />

werden geflogen<br />

(c) Wegfall zweier<br />

optionaler Flugstrecken<br />

(b) Wegfall einer optionalen<br />

Flugstrecke<br />

Die Abbildung verdeutlicht die Nachfrageänderung nach einzelnen Flügen, wenn ein oder<br />

zwei optionale (gekennzeichnet durch gestrichelte Pfeile) Flüge gestrichen werden. Das<br />

Modell berücksichtigt diese Änderungen durch drei verschiedene Korrekturterme. Die<br />

Zahlen geben jeweils die Nachfrage nach dem entsprechenden Flug an. (Quelle: [LB 04])<br />

Abbildung 7: Nachfrageänderung<br />

Korrekturterme die Annahme zugrunde gelegt, dass die Nachfrageänderung<br />

nach Flügen, die in einem Zeitfenster angeboten werden, durch Löschen<br />

einer der Verbindungen unabhängig von den Änderungen auf anderen<br />

Strecken ist. Das heißt, dass die Nachfrageänderung nach dem Flug<br />

München - Berlin um 8:00 Uhr zwar davon abhängig ist, ob der Flug München<br />

- Berlin um 9:00 Uhr angeboten wird, aber unabhängig davon ist, ob<br />

der Flug Berlin - München um 10:00 Uhr angeboten wird. Auch die Korrekturterme<br />

müssen zuvor in einem zusätzlichen Schritt bestimmt werden.<br />

Außerdem müssen die so genannten Überlaufkosten sowie die Rückholraten<br />

bekannt sein. Überlaufkosten sind die Kosten, die durch den Ver-


21 Kombinationsvarianten und Reihung<br />

lust von Passagieren entstehen, wenn die Anzahl der Sitzplätze nicht ausreicht,<br />

um jedem potenziellen Passagier eines Flugs einen Platz anbieten zu<br />

können. Bei der Bestimmung der Überlaufkosten wird angenommen, dass<br />

diese Passagiere für die Fluggesellschaft „verloren“ sind und nicht auf eine<br />

andere Verbindung ausweichen. Dies wird durch die Rückholraten berücksichtigt.<br />

Die Rückholrate bestimmt also den Anteil an Passagieren, denen<br />

zwar kein Platz auf ihrem Wunschflug angeboten werden kann, die aber<br />

für die Fluggesellschaft nicht verloren sind, da sie auf eine frühere oder<br />

spätere Verbindung ausweichen. Diese Rückholraten werden im Modell<br />

durch den „Quality of Service Index“ berücksichtigt. Dieser misst die Attraktivität<br />

eines Flugs relativ zu allen anderen angebotenen Verbindungen<br />

einschließlich der der Konkurrenz.<br />

Selbstverständlich müssen auch alle Angaben über die eigene Flotte bekannt<br />

sein, um das Fleet-Assignment-Problem lösen zu können. Benötigt<br />

werden also die Größe und Zusammensetzung der Flotte.<br />

Das vorgestellte Modell ist eine Erweiterung des Modells „Itinerary-<br />

Based <strong>Airline</strong> Fleet Assignment“ 48 von Cynthia Barnhart u. a. In diesem<br />

Modell werden beispielsweise die Effekte durch die beschriebenen Rückholraten<br />

berücksichtigt, die in vielen anderen Modellen vernachlässigt<br />

werden.<br />

Zielfunktion des Modells ist die Minimierung der Kosten für die Durchführung<br />

des Flugplans zuzüglich der Überlaufkosten und der Kosten die<br />

durch die Nachfrageänderung induziert werden abzüglich des Erlöses, der<br />

durch das „Rückholen“ erreicht wird 49 . An der Zielfunktion erkennt man<br />

deutlich, dass es sich um ein integriertes Modell handelt. Die Berücksichtigung<br />

der Kosten die durch die Nachfrageänderung entstehen, zeigt, dass<br />

im Modell das Flight-<strong>Schedule</strong>-Design-Problem gelöst wird. Dem gegenüber<br />

sind die Überlaufkosten und der Rückholerlös durch die integrierte<br />

Lösung des Fleet-Assignment-Problems zu erklären, da diese aus den Kapazitätsrestriktionen<br />

der zuzuweisenden Flugzeugtypen der Flotte resultieren.<br />

Das Modell wurde mit realen Daten getestet. Die Ergebnisse wurden<br />

mit einem Flugplan einer großen Fluglinie verglichen. Beim Vergleich der<br />

Ergebnisse wurde eine deutliche Erhöhung der Tagesgewinne bei Umsetzung<br />

des durch das vorgestellte Modell erzeugten Flugplans festgestellt.<br />

Allerdings konnte für einen zweiten Datensatz, der eine größere Anzahl<br />

optionaler Flüge beinhaltete, mit diesem Modell keine Lösung gefunden<br />

werden. Die große Steigerung des Erlöses bei Nutzung eines integrierten<br />

Modells zeigt dennoch deutlich die großen Interdependenzen, die zwischen<br />

den Teilproblemen herrschen. Allerdings ist man auch durch die integrierte<br />

Lösung dieser zwei Teilprobleme noch weit von einer optimalen<br />

48 S. [BKL 02]<br />

49 Zur genauen Formulierung des Modells s. [LB 04]


22 Zusammenfassung<br />

Lösung entfernt. Dies hängt zum einen von den zahlreichen Annahmen<br />

ab, die im Rahmen der Modelle getroffen werden müssen, um noch lösbare<br />

Modelle zu erzeugen. Der Umfang dieser Modelle und auch die Tatsache,<br />

dass für schwierigere Probleme keine Lösung gefunden wird, zeigt<br />

zum anderen, dass man von einer Integration weiterer Teilprobleme, die<br />

als Voraussetzung zur Erzeugung optimaler Ergebnisse 50 genannt werden<br />

kann, weit entfernt ist.<br />

5 Zusammenfassung<br />

Die Ausführungen haben gezeigt, dass das <strong>Airline</strong> Scheduling ein umfassendes<br />

Problem der Fluggesellschaften ist. Die erzeugte Lösung dieses Problems<br />

bestimmt maßgeblich den Erfolg der Fluggesellschaften. Durch die<br />

große Anzahl der Teilprobleme und deren Interdependenzen ist eine optimale<br />

Lösung von der Integration aller Teilprobleme abhängig. Da eine solche<br />

Lösung bereits bei der Integration zweier Teilprobleme vieler Annahmen<br />

bedarf und dennoch nicht immer gefunden werden kann, ist deutlich<br />

geworden, dass es zur optimalen Lösung noch ein weiter Weg ist. Auch<br />

die Berücksichtigung sämtlicher relevanten Variablen scheint in absehbarer<br />

Zeit nicht möglich. Die meisten Modelle zum Fleet Assignment beinhalten<br />

z. B. keine Rückholerlöse, wie dies im vorgestellten Modell der Fall ist.<br />

Aus diesen Gründen wird auch in Zukunft der vorgestellte <strong>Planung</strong>sprozess<br />

trotz immer leistungsfähigerer Computer, besserer Modelle und neuer<br />

Algorithmen nur mit Hilfe der Erfahrung der Planer durchzuführen sein.<br />

50 S. z. B. die Gedanken zum Crew Pairing und Aircraft Routing in Kap. 4.2.


23 LITERATURVERZEICHNIS<br />

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