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Gruppendiplomarbeit (GDA) NDS-DLM6 - David Stauffacher

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Kundenbindung bei der<br />

Mercedes-Benz Automobil AG<br />

<strong>NDS</strong>-<strong>DLM6</strong><br />

<strong>Gruppendiplomarbeit</strong><br />

28. Juli 2005<br />

Autoren: Karin Trottmann<br />

<strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>


Kundenbindung bei der<br />

Mercedes-Benz Automobil AG<br />

<strong>NDS</strong>-<strong>DLM6</strong><br />

<strong>Gruppendiplomarbeit</strong><br />

28. Juli 2005<br />

Autoren: Karin Trottmann <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Im Kehl 8 Dorfwisen 17<br />

5400 Baden 8164 Bachs<br />

Tel. P: 056 222 13 85 Tel. P: 043 433 03 43<br />

karintrottmann@hotmail.com david.stauffacher@bluewin.ch<br />

Referentin/ Dr. Uta Jüttner Olivier Maeder<br />

Ko-Referent: HSW Luzern, IBR Mercedes-Benz Automobil AG<br />

Zentralstrasse 9 Zürcherstrasse 109<br />

6002 Luzern 8952 Schlieren<br />

Tel. G: 041 228 42 09 Tel. G: 044 732 52 15<br />

ujuettne@hsw.fhz.ch olivier.maeder@merbag.ch


Management Summary<br />

Kundenbindung ist in den letzten Jahren durch die global verstärkte Wettbewerbsintensität<br />

sowie die Sättigung vieler Märkte zu einem zentralen Thema geworden. Die<br />

Thematik ist insofern von grosser Bedeutung, weil Studien beweisen, dass es günstiger<br />

ist, bestehende Kunden zu halten, als neue Kunden zu gewinnen sowie Kundenbindung<br />

letztlich das zukünftige Ergebnis eines Unternehmens bestimmt.<br />

Auch die MERBAG – eine im schweizerischen Autohandel und –gewerbe tätige<br />

Retailgruppe für Mercedes-Benz Fahrzeuge - hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Kunden<br />

während der Garantiedauer an ihre Betriebe zu binden, um so eine anschliessende<br />

Kundenabwanderung zu verhindern. Grund dafür ist, dass der Neuwagenabsatz<br />

rückgängig ist und der Servicebereich gegenüber dem Fahrzeughandel massgeblich zum<br />

Betriebsergebnis beiträgt.<br />

In jedem Unternehmen sind Basis für Kundenbindung eine kundenorientierte<br />

Kommunikation sowie Kundenzufriedenheit, welche erreicht wird, wenn die subjektiv<br />

wahrgenommenen Leistungen eines Anbieters die Erwartungen der Kunden zumindest<br />

deckt. Herausforderung ist es nun, die Erwartungen zu übertreffen, um die Kunden zu<br />

begeistern und an die Unternehmung zu binden.<br />

Dafür bietet jeder Kontakt zwischen Kunde und Anbieter eine Chance. Die "Moments of<br />

Truth" - die sogenannten Momente der Wahrheit - ist eine Leitidee, welche die<br />

Wahrnehmung der Kunden in einzelnen Augenblicken prägt, in denen sie auf eine Art und<br />

Weise mit dem Unternehmen in Kontakt treffen. Will man zufriedene oder gar begeisterte<br />

Kunden schaffen, ist es essentiell, in diesen Momenten die Gelegenheit zu nutzen, den<br />

Kunden von sich zu überzeugen.<br />

Viele der Kontakte zwischen Kunde und Anbieter sind im Voraus planbar. Der<br />

Kundenlebenszyklus ist eine Methodik, die verschiedenen Kontakte zwischen Anbieter<br />

und Kunden zu analysieren und systematisch in einem Kundenkontaktprogramm<br />

zusammenzustellen. Dies ist einerseits die Basis, Strukturen und Prozesse einer<br />

Unternehmung zu planen. Andererseits leistet dies die Gewähr, dass der Kunde<br />

regelmässig vom Unternehmen kontaktiert wird und somit das Gefühl erhält, vom<br />

Unternehmen als Kunden geschätzt zu werden.


Aufgrund des bestehenden Kundenlebenszyklus bei der MERBAG-Gruppe sowie<br />

basierend auf der Leitidee der Moments of Truth, ergeben sich für das Unternehmen<br />

folgende drei Handlungsfelder:<br />

1. Einordnung von Kundenbindung auf einer strategisch übergeordneten Ebene<br />

Kundenbindung muss als ein übergeordnetes Thema verstanden werden und darf<br />

nicht dem Sales oder After Sales Bereich überlassen werden. Wichtig ist,<br />

Kundenbindung als strategisches Ziel zu planen, um den Kunden über den<br />

Lebenszyklus eines Fahrzeuges hinaus an die Unternehmung zu binden.<br />

2. Kunden- statt Produkteorientierung<br />

Kundenbindung entsteht aus einer Wirkungskette von Kundenorientierung und<br />

Kundenzufriedenheit. Wie es die Begriffe bereits sagen: Das Unternehmen muss sich<br />

an seinen Kunden orientieren und die Kontakte nicht nur nach dem Unterhalts- und<br />

Betreuungsbedarf der Fahrzeuge steuern. Kennt die MERBAG ihre Kunden und<br />

Bedürfnisse, können ihre Leistungen individualisiert werden, um so die Kunden zu<br />

binden - vielleicht für immer.<br />

3. Besonderheiten von Dienstleistungen berücksichtigen<br />

Im Autogewerbe wird oft das Produkt in den Vordergrund gestellt. Im Bereich des After<br />

Sales werden aber klassische Dienstleistungen angeboten. Es ist deshalb essentiell,<br />

die Eigenschaften von Dienstleistungen zu berücksichtigen. Um eine spürbar bessere<br />

Servicequalität zu leisten, benötigen Dienstleistungen vor allem Massnahmen in den<br />

Bereichen Personal, Umfeld/ Ambiente und Prozesse.


Vorwort<br />

Kundenbindung ist heute ein strategisches Ziel vieler Unternehmen. Die darauf<br />

basierende Theorie und dafür benötigten Massnahmen sind jedoch oft so komplex,<br />

dass nur Bruchstücke davon angedacht bzw. umgesetzt werden.<br />

Dies hat uns motiviert, uns mit dem spannenden Thema der Kundenbindung intensiv<br />

auseinander zu setzen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden wir gefordert, die<br />

theoretischen Ansätze, welche wir während unseres Nachdiplomstudiums an der HSW<br />

kennen lernten, Schritt für Schritt miteinander zu vernetzen und praktisch anzuwenden.<br />

Verschiedene Personen haben uns auf diesem Weg unterstützt. Wir danken Herrn<br />

Olivier Maeder, Assistent der Konzernleitung bei der MERBAG-Gruppe, für die<br />

Ermöglichung der vorliegenden Diplomarbeit sowie die Betreuung als Ko-Referent.<br />

Dank seiner Erfahrung konnte er uns wichtige Fachkenntnisse der Branche vermitteln.<br />

Unserer Dozentin und Referentin Frau Dr. Uta Jüttner sind wir sehr dankbar für ihre<br />

fachlich kompetente und wertvolle Betreuung. Sie hat uns geholfen, den Überblick über<br />

die aktuelle Thematik zu gewinnen und hat uns betreffend Strukturierung der Arbeit<br />

wesentlich unterstützt.<br />

Weiter danken wir der Schulleitung des <strong>NDS</strong> DLM, welche uns die Erarbeitung dieser<br />

Diplomarbeit ermöglichte sowie den Dozenten der HSW Luzern, welche uns durch ihren<br />

Unterricht und Unterlagen die aktuelle Literatur vorstellten.<br />

Wir sind überzeugt, dass die MERBAG-Gruppe mit dem Thema Kundenbindung wichtige<br />

Voraussetzungen für die Zukunft schaffen kann und wünschen ihr viel Erfolg.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung.............................................................................................. 1<br />

1.1 Ausgangslage .............................................................................................................1<br />

1.2 Problemstellung ..........................................................................................................1<br />

1.3 Ziel der Arbeit .............................................................................................................2<br />

1.4 Methodisches Vorgehen .............................................................................................3<br />

2 Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe .............................................. 4<br />

2.1 Situationsanalyse........................................................................................................4<br />

2.1.1 Vertriebskette im Automobilhandel .................................................................4<br />

2.1.2 DaimlerChrysler AG ........................................................................................5<br />

2.1.3 MERBAG-Gruppe ...........................................................................................9<br />

2.1.4 Zweigniederlassung Personenwagenzentrum Bern......................................11<br />

2.2 Marketing ..................................................................................................................12<br />

2.2.1 Marketing Prozess im Automobilvertrieb.......................................................12<br />

2.2.2 Marketing der MERBAG-Gruppe ..................................................................13<br />

2.3 Problemstellung ........................................................................................................15<br />

2.3.1 Abwanderungsverhalten ...............................................................................15<br />

2.3.2 Neuwagenabsatz ..........................................................................................17<br />

2.3.3 Fahrzeugbestand ..........................................................................................18<br />

2.3.4 Erkenntnis .....................................................................................................18<br />

3 Theoretische Grundlagen.................................................................. 20<br />

3.1 Die Bedeutung der Kundenbindung im Dienstleistungsmarketing............................20<br />

3.1.1 Begriff Kundenbindung..................................................................................20<br />

3.1.2 Kundenakquisition versus Kundenbindung...................................................22<br />

3.1.3 Kundenzufriedenheit versus Kundenbindung ...............................................22<br />

3.1.4 Wirkungsebenen und –arten der Kundenbindung.........................................25<br />

3.1.5 Besonderheiten des Dienstleistungsmarketings ...........................................27<br />

3.2 Der Kundenlebenszyklus ..........................................................................................28<br />

3.2.1 Begriff Kundenlebenszyklus..........................................................................28<br />

3.2.2 Aufbau des Kundenlebenszyklus..................................................................28<br />

3.2.3 Ziele des Kundenlebenszyklus......................................................................29<br />

3.3 Grundgedanke „Moments of Truth“...........................................................................30


4 Kundenlebenszyklus und Moments of Truth .................................. 33<br />

4.1 Analyse der bestehenden Situation ..........................................................................33<br />

4.1.1 Der Gesamtkundenlebenszyklus ..................................................................33<br />

4.1.2 Der After Sales Kundenlebenszyklus............................................................34<br />

4.1.3 Kontaktpunkte im Kundenlebenszyklus ........................................................35<br />

4.2 Verbesserungspotential ............................................................................................39<br />

4.2.1 Einordnung von Kundenbindung...................................................................42<br />

4.2.2 Kunden- statt Produkteorientierung ..............................................................44<br />

4.2.3 Besonderheiten von Dienstleistungen berücksichtigen.................................46<br />

4.3 Ableitung der Servicequalitätsstandards...................................................................48<br />

4.3.1 Kundenkontaktprogramm..............................................................................48<br />

4.3.2 Standards zur Optimierung der Moments of Truth........................................49<br />

5 Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards..... 57<br />

5.1 Massnahmenplan......................................................................................................57<br />

5.2 Schulungen der Mitarbeiter.......................................................................................59<br />

5.3 Integration ins CRM-System.....................................................................................60<br />

5.4 Budget ......................................................................................................................61<br />

Literaturverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Anhang<br />

Eidesstattliche Erklärung


Kapitel 1: Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Ausgangslage<br />

Die MERBAG-Gruppe ist eine im schweizerischen Autohandel und -gewerbe tätige<br />

Unternehmung im Eigentum der MERBAG Holding AG, Zug. Die MERBAG Holding AG<br />

vertreibt über ihre Tochtergesellschaft Mercedes-Benz Automobil AG, Schlieren (MBS),<br />

Mercedes-Benz Personenwagen und Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge und führt den After<br />

Sales Service für diese Fahrzeuge durch.<br />

Die MBS wird von ihrer Zentrale in Schlieren aus gesteuert. Ihr stehen die zentralen<br />

Dienste für Finanzen, Personal, Informatik und Immobilien zur Verfügung. Diese Struktur<br />

erlaubt dem bedeutendsten Mercedes-Benz-Händler in der Schweiz eine flache<br />

Hierarchie. So betreibt die MERBAG 25 Vertretungen für die Marke Mercedes-Benz in<br />

den grössten Ballungszentren der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz in Form<br />

von Zweigniederlassungen.<br />

Das Angebot der MERBAG umfasst sämtliche Dienstleistungen der Branche: von Handel,<br />

Wartung, Reparatur über Umbau und Eintausch bis hin zur Finanzvermittlung sowohl für<br />

neue und gebrauchte Personenwagen als auch für Nutzfahrzeuge. Mit knapp 1'100 Mitarbeitern<br />

1 zählt die MERBAG heute zu den vier grössten Arbeitgebern der schweizerischen<br />

Automobilbranche. Die Aufbauorganisation der einzelnen Zweigniederlassungen gliedert<br />

sich jeweils in einen Sales- sowie einen After Sales resp. Servicebereich. Die Geschäftsführer<br />

der Zweigniederlassungen nehmen dabei in Personalunion zusätzlich die Funktion<br />

des Verkaufsleiters respektive in zwei Fällen die Funktion des Serviceleiters wahr.<br />

1.2 Problemstellung<br />

In der Automobilbranche trägt auf der letzten Vertriebsstufe, dem Retailnetz, der<br />

Servicebereich gegenüber dem Fahrzeughandel noch heute massgeblich zu positiven<br />

Betriebsergebnissen bei. Die rückläufige Anzahl verkaufter Neuwagen lässt jedoch darauf<br />

schliessen, dass bei einer gleich bleibenden Kundenfluktuationsquote die Nachfrage nach<br />

Servicedienstleistungen in Zukunft nicht unerheblich sinken wird.<br />

1 Alle in dieser Arbeit verwendeten männlichen Sprachformen schliessen Frauen mit ein.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

1


Kapitel 1: Einleitung<br />

Vor diesem Hintergrund wird es von zentraler Bedeutung sein, Kunden an die<br />

Unternehmung zu binden, um das Servicemarktpotential mindestens gleich bleibend oder<br />

verstärkt ausschöpfen zu können.<br />

In der Regel handelt es sich für schweizerische Verhältnisse bei den Zweigniederlassungen<br />

der Mercedes-Benz Automobil AG um grosse Betriebe mit einer<br />

entsprechenden Kostenstruktur. Viele dieser Betriebe sind in Ballungszentren<br />

angesiedelt. Vor diesem Hintergrund befindet sich der jeweilige Verrechnungslohn,<br />

verglichen mit Garagen ohne Markenvertretung, auf einem hohen Niveau.<br />

Mercedes-Benz Fahrzeuge verfügen während der ersten 100'000 km über umfangreiche<br />

Garantie- und Serviceleistungen. Kunden mit Fahrzeugen, welche höhere Kilometerleistungen<br />

aufweisen, wandern sehr oft in Garagen ab, welche vordergründig günstiger<br />

arbeiten. Oftmals werden Chancen nicht wahrgenommen, die Kunden während der Dauer<br />

der ersten 100'000 km so zu binden, dass eine Abwanderung verhindert wird.<br />

Erschwerend kommt hinzu, dass auf Grund der Gliederung der Aufbauorganisation nicht<br />

immer gewährleistet ist, dass der einzelne Kunde durchgängig aus einer Hand betreut<br />

wird.<br />

1.3 Ziel der Arbeit<br />

Ziel dieser Arbeit ist, Dienstleistungsmarketing über die „reine“ Dienstleistungsbranche<br />

hinaus zu beurteilen und aufzuzeigen, wie man sich durch Service Qualität und<br />

Dienstleistungskompetenz in einer herkömmlichen Branche wie des Autohandels<br />

differenzieren kann und sich somit längerfristig und nachhaltig absichert.<br />

Wir zeigen auf, was Dienstleistungsmarketing bedeutet und vertiefen im Rahmen unserer<br />

Arbeit das Thema Kundenbindung. Schwergewicht ist, die einzelnen Kontakte ab Kauf<br />

eines Neuwagens bis zum erneuten Kauf aufzuzeigen, zu analysieren und kritische<br />

Momente in dieser Kundenbeziehung heraus zu kristallisieren.<br />

Unser Anspruch ist es, bei gegebenen Strukturen und Prozessen Empfehlungen zur<br />

Umsetzung der Servicequalitätsstandards abzugeben, um Kundenbindung zu generieren<br />

und damit nicht zuletzt, Erträge im Servicebereich und im Handel nachhaltig zu sichern.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

2


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

1.4 Methodisches Vorgehen<br />

Basis ist eine Analyse der Marketingaktivitäten der MERBAG-Gruppe und deren<br />

Retailbetriebe, wobei wir uns dabei auf den Personenwagen-Sektor beschränken.<br />

Aufgrund einer detaillierten Ist-Aufnahme sowie umfassender Literatur über den<br />

Kundenlebenszyklus erarbeiten wir die aus Kundensicht relevanten Kontakte in der<br />

Geschäftsbeziehung mit der MERBAG-Gruppe. Jedem dieser Kontakte sind ähnliche oder<br />

ganz unterschiedliche Kundenbedürfnisse und Unternehmensleistungen zuzuordnen.<br />

Auf dieser Basis identifizieren wir Verbesserungspotentiale um danach Servicequalitätstandards<br />

abzuleiten und zu empfehlen. Diese sollen dazu dienen, die Moments of Truth<br />

zu optimieren.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

3


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

2 Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

2.1 Situationsanalyse<br />

2.1.1 Vertriebskette im Automobilhandel<br />

Im Automobilhandel wird der Vertrieb üblicherweise über drei Stufen abgewickelt. An<br />

erster Stelle steht der Hersteller selbst, welcher in der Regel über Landesvertriebsorganisationen<br />

(Importeure) das Retailnetz (Garagenbetriebe) beliefert. Die Importeure<br />

treten entweder als Tochtergesellschaften der Hersteller oder als unabhängige<br />

Unternehmen auf.<br />

Die Garagenbetriebe stellen in der dritten Stufen den Absatz an den Endkunden sicher.<br />

Auf dieser dritten Stufe trifft man entweder auf eigenständige Betriebe oder auf<br />

Unternehmen, welche in einer Gruppe zusammengeschlossen sind. Dabei ist die in der<br />

Schweiz lange Zeit übliche Unterscheidung zwischen Regional- und Lokalvertreter resp.<br />

A-und B-Händler nicht mehr gebräuchlich.<br />

1. Stufe<br />

2. Stufe<br />

3. Stufe<br />

Retail-<br />

Betrieb<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Retail-<br />

Gruppe<br />

Retail-<br />

Betrieb<br />

Hersteller<br />

Importeur<br />

Abbildung 2-1: Vertriebskette im Automobilhandel<br />

Retail-<br />

Betrieb<br />

Endkunde Endkunde Endkunde<br />

4


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

In der Schweiz existieren drei grosse Teilnehmer am Markt:<br />

Die AMAG-Gruppe importiert Fahrzeuge der Volkswagen AG (Seat, Skoda, VW und<br />

Audi) sowie Fahrzeuge der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG und vertreibt diese zum Teil<br />

über eigene Retailbetriebe.<br />

Die Emil Frey Gruppe importiert Fahrzeuge von fast allen namhaften Fahrzeugherstellern<br />

aus dem asiatischen und britischen Raum und verkauft diese teilweise<br />

selbst via eigener Retailbetriebe an den Endkunden.<br />

Die MERBAG-Gruppe fokussiert sich als reine Retailgruppe auf Fahrzeuge der<br />

Mercedes-Benz Car Group. Importiert werden diese Fahrzeuge durch die<br />

DaimlerChrysler Schweiz AG.<br />

Bereich Kernaufgabe<br />

Absatzplanung Planung von Stückzahlen je Baureihe, je Modell und je<br />

Retailbetrieb<br />

Modelleinführungen Planung von Aktivitäten im Zusammenhang mit der<br />

Einführung von neuen Modellen im lokalen Markt<br />

Marketingaktivitäten Planung und Entwicklung von Marketingaktivitäten<br />

Werbung Planung und Realisierung von nationalen Werbekampagnen<br />

Servicedienstleistungen Entwicklung von nationalen Garantie- und<br />

Servicedienstleistungen<br />

After Sales Aktivitäten Planung und Entwicklung von Aktivitäten im After Sales<br />

Schulungen Ausbildung des Werkstattpersonals der Retailbetriebe<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Abbildung 2-2: Aufgaben der Importeure<br />

Diese Aufgaben basieren zum Teil auf Aktivitäten der Hersteller und berücksichtigen<br />

deren Vorgaben.<br />

2.1.2 DaimlerChrysler AG<br />

Die DaimlerChrysler AG (DCAG) mit Sitz in Auburn Hills (USA) und Stuttgart (D) ist nach<br />

der General Motors Corporation, der Toyota Motor Corporation, der Ford Motor Company<br />

und der Volkswagen AG der fünft grösste Automobilhersteller weltweit. Die Strategie von<br />

DaimlerChrysler basiert auf vier Säulen: globale Präsenz, starkes Markenportfolio,<br />

umfassendes Produktprogramm sowie Technologie- und Innovationsführerschaft.<br />

DaimlerChrysler hat eine globale Belegschaft und eine internationale Aktionärsbasis.<br />

5


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

Die verschiedenen Fabrikate der DaimlerChrysler AG sind innerhalb des Konzerns nach<br />

Sparten gegliedert:<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Mercedes Car Group<br />

Chrysler Group<br />

Nutzfahrzeuge<br />

DaimlerChrysler Financial Services<br />

Strategischer Partner<br />

Abbildung 2-3: Markenportfolio DCAG<br />

Quelle: www.daimlerchrysler.com<br />

6


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

Die DaimlerChrysler AG in Zahlen:<br />

Börsenkapitalisierung: EUR 35,7 Mrd. (Stand 31. Dezember 2004)<br />

Umsatz 2004: EUR 142,1 Mrd.<br />

Automobilabsatz 2004: 4’006’700 Einheiten Personenwagen (PW)<br />

Beschäftigte 2004: 384‘723<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

712’200 Einheiten Nutzfahrzeuge (NFZ)<br />

Produktion / Vertrieb: Produktionsstätten in 17, Verkauf in mehr als 200 Ländern<br />

Konzernsprache: Englisch<br />

In der Schweiz, welche gemessen an der Anzahl der importierten Fahrzeuge einer der<br />

zehn wichtigsten Auslandsmärkte ist, wird die DaimlerChrysler AG durch die<br />

DaimlerChrysler Schweiz AG (DCCH) vertreten. Diese tritt in der Schweiz als Importeur in<br />

der Form eines sogenannten Market Performance Center auf und befindet sich als<br />

Tochtergesellschaft zu 100 % im Besitz der DCAG. Die DCCH beschäftigt rund 440<br />

Mitarbeiter. Der Nettoerlös der DCCH betrug im Jahre 2004 1,4 Mrd. Schweizer Franken.<br />

Im Gegensatz zu anderen Herstellern und Märkten verfügt die DaimlerChrysler in der<br />

Schweiz nicht über eigene Retailbetriebe.<br />

Einheiten / Jahr <br />

Markt<br />

2004 2003<br />

1. USA 221‘600 218‘800<br />

2. Italien 110‘400 106‘000<br />

3. Grossbritannien 94'100 103‘400<br />

4. Frankreich 64‘800 62‘400<br />

5. Spanien 44‘100 37‘400<br />

6. Japan 41‘400 45‘800<br />

7. Belgien 23‘900 22‘600<br />

8. Südafrika 21‘100 19‘000<br />

9. Niederlande 19‘400 18‘600<br />

10. Schweiz 16‘500 15‘900<br />

11. Österreich 13‘500 13‘000<br />

Abbildung 2-4: Wichtige Auslandsmärkte der DCAG<br />

Quelle: DaimlerChrysler Zahlen und Fakten, 2005, S. 6<br />

7


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

Das Retailnetz der DaimlerChrysler ist in der Schweiz nach Sparten getrennt und<br />

gegliedert in Sales, After Sales und sogenannte Full Liner Betriebe, welche sowohl Sales<br />

als auch After Sales Dienstleistungen anbieten. Nachstehende Abbildung zeigt die<br />

Gesamtstruktur sowie die Anzahl Retailbetriebe pro Marke und Sparte.<br />

Marke <br />

Sparte <br />

Kategorie<br />

Personenwagen<br />

(PW)<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Mercedes-Benz<br />

Transporter<br />

(TRAPO)<br />

Lastwagen<br />

(LW)<br />

Chrysler /<br />

Jeep<br />

Full Liner 55 36 13 32 17<br />

nur Sales 3 0 1 0 1<br />

nur After Sales 29 48 29 35 6<br />

Total Betriebe 87 84 43 67 24<br />

Abbildung 2-5: Retailstruktur in der Schweiz<br />

Quelle: DaimlerChrysler Schweiz AG<br />

DC ist in der Schweiz mit folgenden Konzernmarken vertreten:<br />

Mercedes-Benz (PW und NFZ unterteilt in TRAPO und LW)<br />

smart<br />

Maybach (Direktverkauf, Vermittlung via Mercedes-Benz Retailbetriebe)<br />

Chrysler<br />

Jeep<br />

DC Financial Services<br />

smart<br />

Die Marke Dodge feierte im März 2005 auf dem Automobilsalon in Genf im Rahmen ihrer<br />

weltweiten Einführung ihr Debüt in Europa und wird in Zukunft über Chrysler / Jeep<br />

Vertretungen vertrieben.<br />

8


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

2.1.3 MERBAG-Gruppe<br />

Die MERBAG-Gruppe ist eine im schweizerischen Autohandel und -gewerbe tätige<br />

Unternehmung im Eigentum der MERBAG Holding AG, Zug. Die MERBAG Holding AG<br />

vertreibt über ihre Tochtergesellschaft Mercedes-Benz Automobil AG, Schlieren (MBS),<br />

Mercedes-Benz Personenwagen und Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge und führt den After<br />

Sales Service für diese Fahrzeuge durch. Die MBS wird von ihrer Zentrale in Schlieren<br />

aus gesteuert. Ihr stehen die zentralen Dienste für Finanzen, Personal, Informatik und<br />

Immobilien zur Verfügung.<br />

Zur MERBAG gehören eine Immobiliengesellschaft, welche eigene und fremde<br />

Liegenschaften bewirtschaftet, seit kurzem eine Investment Gesellschaft sowie<br />

25 Garagenbetriebe in der Schweiz, welche Personenwagen, Transporter, Lastwagen und<br />

Busse der Marke Mercedes-Benz verkaufen, warten und reparieren.<br />

MERBAG Immobilien AG<br />

Schlieren (MIAG)<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

MERBAG Holding AG<br />

Zug<br />

Mercedes-Benz Automobil AG<br />

Schlieren (MBS)<br />

Zweigniederlassung<br />

Personenwagenzentrum<br />

Bern<br />

Personenwagenzentrum<br />

Zürich-Nord<br />

Nutzfahrzeugzentrum<br />

Schlieren<br />

Personenwagenzentrum<br />

(...)<br />

Abbildung 2-6: Struktur der MERBAG-Gruppe<br />

MERBAG Invest Ltd.<br />

GB-Guernsey<br />

Das Angebot der MERBAG umfasst sämtliche Dienstleistungen der Branche: von Handel,<br />

Wartung, Reparatur über Umbau und Eintausch bis hin zur Finanzvermittlung sowohl für<br />

neue und gebrauchte Personenwagen als auch für Nutzfahrzeuge.<br />

9


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

Mit ihren knapp 1'100 Mitarbeitern zählt die MERBAG heute zu den vier grössten<br />

Arbeitgebern der schweizerischen Automobilbranche und erwirtschaftete im Jahre 2004<br />

einen Umsatz von 569 Mio. Schweizer Franken.<br />

Die Zweigniederlassungen (Personenwagenzentren) der MERBAG-Gruppe haben im<br />

Jahre 2004 insgesamt 2'764 neue Mercedes-Benz PW verkauft. Dies entspricht einem<br />

Marktanteil von 21.5 %. Im gleichen Zeitraum wurden zusätzlich 2'871 Gebrauchtwagen<br />

verkauft. Im NFZ Bereich beträgt der Marktanteil 27.2 %. Im After Sales Bereich hat die<br />

MERBAG-Gruppe einen PW Marktanteil von rund 77 % in den entsprechenden Gebieten.<br />

Die wichtigsten administrativen Tätigkeiten, welche mit dem operativen Geschäft nicht<br />

direkt in Verbindung stehen, wurden 1997 in einem Dienstleistungszentrum in Schlieren<br />

zusammengefasst. Dies führte zu einer effizienten und professionellen Organisation,<br />

welche auch die Möglichkeit bietet, Mandate Dritter im Mercedes-Benz-Netz vollständig<br />

getrennt, neutral und professionell zu bearbeiten. Die definierten Kernkompetenzen des<br />

Dienstleistungszentrums lassen sich wie folgt gliedern:<br />

Bereich Kernaufgaben<br />

Führungssystem MERBAG Strategisches und operatives Controlling<br />

Qualitätsmanagementsystem<br />

Zentraleinkauf Koordination und Einkauf von Gebrauchtwagen<br />

Einkauf von Schmierstoffen<br />

Koordination der Beschaffung von<br />

Werkstattbetriebsmitteln<br />

Versicherungswesen Planung, Abschluss und Controlling von<br />

Versicherungspolicen für die gesamte Gruppe<br />

Rechnungswesen Controlling<br />

Cashmanagement<br />

Mahnwesen<br />

Lohnverarbeitung<br />

Personalwesen Personaladministration<br />

Ausbildung<br />

Informatik Betrieb Rechenzentrum<br />

Beschaffung, Bereitstellung und Betrieb von<br />

Informatik-Infrastruktur<br />

Bereitstellung von Informatik User Support<br />

Anpassung und Weiterentwicklung von<br />

Applikationen<br />

Immobilienbewirtschaftung Verwaltung von Betriebs- und<br />

Wohnliegenschaften<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Abbildung 2-7: Aufgaben des Dienstleistungszentrum<br />

10


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

2.1.4 Zweigniederlassung Personenwagenzentrum Bern<br />

Stellvertretend für alle übrigen Zweigniederlassungen wird an dieser Stelle das Personenwagenzentrum<br />

Bern (PWB) beschrieben.<br />

Beim Personenwagenzentrum Bern handelt es sich um einen der vier grössten<br />

Retailbetriebe der MERBAG-Gruppe. Die insgesamt 107 Mitarbeiter (inkl. Lehrlinge)<br />

erwirtschafteten im Jahre 2004 einen Umsatz von 66 Mio. Schweizer Franken. Erreicht<br />

wurde dies mit 481 verkauften Neuwagen (abgeschlossene Verträge), 633 Gebrauchtwagen,<br />

46‘810 verkauften Werkstatt- und Carrosseriestunden sowie rund 8 Mio.<br />

Schweizer Franken Ersatzteilumsatz. Diese Eckdaten repräsentieren für schweizerische<br />

Verhältnisse einen grossen Retailbetrieb.<br />

In allen Betrieben der MERBAG-Gruppe übt der jeweilige Geschäftsleiter eine<br />

Doppelfunktion aus, in unserem Beispiel diejenige des Serviceleiters.<br />

Verkaufsleiter<br />

Neuwagen<br />

Gebrauchtwagen<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Customer<br />

Relations<br />

Ressortleiter<br />

Teile / Zubehör<br />

Geschäftsleiter *<br />

Werkstattschalter<br />

Kundenschalter<br />

Telefonverkauf<br />

* Stelleninhaber ist identisch (Personalunion)<br />

Serviceleiter *<br />

Ressortleiter<br />

Werkstatt<br />

Werkstatt<br />

Kundendienst<br />

Express<br />

Service<br />

Abbildung 2-8: Aufbauorganisation PWB<br />

Quelle: Führungssystem MERBAG, 2005, Formular 03.1-402<br />

Ressortleiter<br />

Carrosserie<br />

Spenglerei<br />

Malerei<br />

11


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

2.2 Marketing<br />

2.2.1 Marketing Prozess im Automobilvertrieb<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Imagekampagnen sind üblicherweise Aufgaben der Hersteller.<br />

Zusätzlich werden nahezu alle Sales Marketing Aktivitäten zentral gesteuert. Dies<br />

bedeutet, dass die Hersteller bestimmte Eckwerte in der Planung vorgeben. So ist es<br />

heute oftmals der Fall, dass Einführungen von neuen Modellen weltweit und zeitgleich an<br />

einem vom Hersteller vorgegebenen Datum lanciert werden. Die dazugehörenden<br />

landesweiten Werbekampagenen werden nach Herstellervorgaben durch den Importeur<br />

realisiert. Dieser wiederum legt für das Retailnetz die Grundlagen für Marketingaktivitäten<br />

im regionalen Markt. Auf dieser Basis hat der jeweilige Retailbetrieb die Möglichkeit, an<br />

nationalen Kampagnen anzuknüpfen und kann beispielsweise noch entscheiden, in<br />

welchen lokalen Medien er sich präsentieren möchte.<br />

Marketingaktivitäten im After Sales Bereich hingegen werden nur sehr rudimentär durch<br />

den Hersteller gesteuert. So werden oftmals lediglich im Bereich Ersatzteile und Zubehör<br />

bestimmte, in der Regel preisorientierte Aktionen durch den Hersteller lanciert. Eigentliche<br />

After Sales Marketing- und Kundenbindungsinstrumente werden durch die jeweilige<br />

Importgesellschaft entwickelt. So ist das MERCEDES-SWISS-INTEGRAL Garantie- und<br />

Wartungspaket vollständig durch die DCCH entwickelt worden. Dieses ist noch heute<br />

Vorbild für viele Hersteller auf dem Schweizer Markt und fand in den vergangenen Jahren<br />

etliche Nachahmer.<br />

Leistungsumfang MERCEDES-SWISS-INTEGRAL<br />

Alle Reparaturen (auch Verschleiss) bis 3 Jahre oder 100'000 Kilometer (es gilt das<br />

zuerst Erreichte) und alle Wartungsarbeiten, Abgastests sowie die dazu benötigten<br />

Originalteile (ausgenommen Flüssigkeiten) bis 100'000 Kilometer oder maximal<br />

10 Jahre (es gilt das zuerst Erreichte) sind für den Kunden kostenlos.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

12


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

Marketing Support<br />

Wholesale Marketing<br />

Retail Marketing<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Wirkung intern<br />

Hersteller<br />

Importeur<br />

Retailgruppe<br />

Retailbetrieb<br />

Abbildung 2-9: Multi-Level Marketing-Modell<br />

Quelle: Johannen, 2002, S. 6.<br />

2.2.2 Marketing der MERBAG-Gruppe<br />

Wirkung extern<br />

Public Relations<br />

Endkunden Marketing<br />

Endkunden Marketing<br />

Öffentlichkeit<br />

Endkunde<br />

Auch die MERBAG-Gruppe betreibt parallel zum nationalen Endkunden Marketing der<br />

DCCH eigene Marketingaktivitäten. Im Sales Bereich werden weitgehend die<br />

vorgegebenen Konzepte übernommen und an die zentral geplanten Aktivitäten<br />

angeknüpft. Die Realisierung erfolgt dezentral durch die jeweilige Zweigniederlassung.<br />

Für Aktivitäten im After Sales Bereich werden notwendige Grundlagen wie Daten und<br />

Konzepte teilweise zentral erarbeitet und den Zweigniederlassungen zur Verfügung<br />

gestellt. Darauf basierend erfolgt die Umsetzung und Steuerung durch jede<br />

Zweigniederlassung im lokalen Markt.<br />

Die MERBAG-Gruppe verfügt über ein Management Informationssystem, welches eine<br />

sehr umfangreiche Datenbasis abbildet, die auch als Grundlage für Planung und<br />

Steuerung von Marketingaktivitäten dient. Zusätzlich werden den Zweigniederlassung für<br />

den After Sales Bereich umfangreiche Ad-hoc-Analysen zur Verfügung gestellt.<br />

13


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

Eine Marketing Aktion, welche zentral lanciert und in der gesamten Gruppe umgesetzt<br />

wurde, ist die Kleeblatt Initiative. Weiter werden zentral die abgewanderten Kunden eruiert<br />

und dazu umfassende Informationen den Zweigniederlassungen zur Verfügung gestellt,<br />

welche es diesen ermöglicht, Aktionen mit dem Ziel der Wiedergewinnung zu lancieren.<br />

Aktivität Inhalte<br />

Kleeblatt Initiative Kleeblatt als Aufhänger im Auto<br />

Persönliche Ansprache mit Foto des betreuenden<br />

Serviceberaters<br />

Dank für das entgegengebrachte Vertrauen<br />

Rückantwortkarte mit vier Fragen zur Zufriedenheit<br />

Kundenfluktuation Auswertung der Kundenfluktuation mit dem Ziel der<br />

Wiedergewinnung<br />

Die Datenbasis der abgewanderten Kunden wird dabei<br />

zentral aufbereitet und zur Verfügung gestellt<br />

Abbildung 2-10: Zentral gesteuerte Marketingaktivitäten der MERBAG-Gruppe<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

14


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

2.3 Problemstellung<br />

2.3.1 Abwanderungsverhalten<br />

Mercedes-Benz Fahrzeuge verfügen mit MERCEDES-SWISS-INTEGRAL während den<br />

ersten 10 Jahren respektive 100'000 km über umfangreiche Garantie- und Serviceleistungen.<br />

Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 15'000 km im Jahr fallen somit für den<br />

Fahrzeugbesitzer zwischen dem dritten und dem sechsten Betriebsjahr erstmals grössere<br />

Kosten für Wartung und Reparaturen an. Betrachtet man die Altersstruktur der Fahrzeuge<br />

von Kunden die abwandern, wird festgestellt, dass die grösste Abwanderung stattfindet,<br />

wenn die Fahrzeuge zwischen drei und acht Jahre alt sind.<br />

Anzahl Kunden<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Abbildung 2-11: Fahrzeugaltersstruktur abgewanderter Kunden der PWB<br />

Quelle: Retailmanagementsystem MERBAG<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Fahrzeugalter in Jahren<br />

15


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

Schaut man sich die Altersstruktur der aktiv betreuten Fahrzeuge an, wird diese Tatsache<br />

erhärtet. Es wird ersichtlich, dass primär jüngere Fahrzeuge durch die PWB betreut<br />

werden. Nach dem vierten Betriebsjahr ist eine deutliche Abnahme der Anzahl betreuter<br />

Fahrzeuge festzustellen.<br />

Anzahl Kunden<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Fahrzeugalter in Jahren<br />

Abbildung 2-12: Fahrzeugaltersstruktur betreuter Kunden<br />

Quelle: Retailmanagementsystem MERBAG<br />

Der Blick auf die Altersstruktur des PW Gesamtfahrzeugbestandes in der Schweiz zeigt<br />

ein anderes Bild. Demnach sind rund ein Drittel aller Fahrzeuge älter als zehn Jahre,<br />

Tendenz stark zunehmend. Bei Mercedes-Benz Fahrzeuge dürfte dieser Wert aufgrund<br />

der hohen Qualität sowie des „Liebhaberstatus“ sogar noch höher liegen. Bei der PWB<br />

beträgt der Anteil der betreuten Fahrzeuge, welche älter als zehn Jahre sind, rund 20 %.<br />

1'600'000<br />

1'400'000<br />

1'200'000<br />

1'000'000<br />

800'000<br />

600'000<br />

400'000<br />

200'000<br />

0<br />

Anzahl<br />

Fahrzeuge<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

Abbildung 2-13: Fahrzeugaltersstruktur Gesamtfahrzeugbestand CH<br />

Quelle: www.bfs.admin.ch<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

0-4 Jahre 5-9 Jahre 10 Jahre und mehr<br />

2004<br />

16


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

2.3.2 Neuwagenabsatz<br />

Noch im Jahre 2000 war über 50 % des gesamten PKW Fahrzeugbestandes jünger als<br />

6 Jahre (McKinsey&Company, 2000, S. 13). Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

der vergangenen vier Jahre ist davon auszugehen, dass sich dieser Wert nach unten<br />

korrigiert hat, da Jahr für Jahr weniger Neuwagen in Verkehr gesetzt wurden.<br />

Dies repräsentiert beispielsweise auch die Absatzentwicklung für Mercedes-Benz PW der<br />

vergangenen vier Jahre. Sind die Absatzzahlen bei Mercedes-Benz in den 90er Jahren<br />

aufgrund einer Modelloffensive markant angestiegen, sind diese seit vier Jahren analog<br />

dem Gesamtmarkt rückläufig.<br />

330'000<br />

320'000<br />

310'000<br />

300'000<br />

290'000<br />

280'000<br />

270'000<br />

260'000<br />

250'000<br />

240'000<br />

2001 2002 2003 2004<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

18'000<br />

17'000<br />

16'000<br />

15'000<br />

14'000<br />

13'000<br />

12'000<br />

11'000<br />

10'000<br />

Abbildung 2-14: Entwicklung CH Fahrzeugabsatz<br />

Quelle: www.vsai.ch<br />

2001 2002 2003 2004<br />

Stückzahlen Gesamtmarkt Stückzahlen Mercedes-Benz PW<br />

17


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

2.3.3 Fahrzeugbestand<br />

Die Absatzentwicklung hat unmittelbar Auswirkungen auf den Fahrzeugbestand in der<br />

Schweiz und somit auf das After Sales Marktpotential. McKinsey&Company rechnet mit<br />

einer jährlichen Export- und Verschrottungsrate von 4.0 bis 4.5 %. Geht man von einer<br />

Stagnation der Neuwagenverkäufe aus, so wird deutlich, dass sich das Wachstum des<br />

Fahrzeugbestandes merklich verlangsamen wird.<br />

250'000<br />

200'000<br />

150'000<br />

100'000<br />

50'000<br />

0<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Entwicklung Bestand in Stückzahlen<br />

2.3.4 Erkenntnis<br />

Abbildung 2-15: Entwicklung Mercedes-Benz Fahrzeugbestand in der Schweiz<br />

Quelle: www.vsai.ch<br />

Aufgrund veränderter Margenstrukturen, welche vermehrt variable Anteile enthalten, trägt<br />

auf der letzten Vertriebsstufe (Retailnetz) der Servicebereich gegenüber dem Fahrzeughandel<br />

noch heute massgeblich zu positiven Betriebsergebnissen bei. So macht, über alle<br />

Zweigniederlassungen betrachtet, der Ertrag aus Servicedienstleistungen annähernd<br />

100 % des gesamten Betriebsergebnisses der MBS aus.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Jährliches Wachstum in Prozent<br />

18


Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />

Die rückläufige Anzahl verkaufter Neuwagen und die daraus resultierende Veränderung<br />

des Bestandes lässt jedoch darauf schliessen, dass bei einer gleich bleibenden<br />

Kundenfluktuationsquote, welche über die gesamte Gruppe betrachtet innerhalb der<br />

vergangenen fünf Jahre konstant bei rund 10 % lag, die Nachfrage nach Servicedienstleistungen<br />

in Zukunft nicht unerheblich sinken wird.<br />

An dieser Stelle interessant zu erwähnen ist, dass trotz der konstanten Kundenfluktuation<br />

die durch die DCCH gemessene Kundenzufriedenheit im After Sales Bereich bei der PWB<br />

im selben Zeitraum stark schwankt. Diese befindet sich seit zwei Jahren auf einem stetig<br />

steigenden, hohen Niveau. Eine Entwicklung die nicht zuletzt auch auf die Einführung des<br />

ExpressService im Jahre 2003 zurückzuführen ist. Dieser ermöglicht es, Kunden bei<br />

Kleinreparaturen welche innerhalb einer Stunde zu erledigen sind, zeitnah und ohne<br />

Voranmeldung zu bedienen.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

CH-Durchschnitt PWB<br />

Abbildung 2-16: Entwicklung Kundenzufriedenheit After Sales PWB<br />

Quelle: BIX-CSI Index DCCH<br />

Vor diesem Hintergrund wird es von zentraler Bedeutung sein, Kunden während der<br />

Dauer der ersten drei Jahre oder 100'000 km so zu binden, dass eine Abwanderung<br />

verhindert werden kann. Grundlagen wie eine hohe Kundenzufriedenheit sind gegeben.<br />

Nur so kann das Servicemarktpotential mindestens gleich bleibend oder aber verstärkt<br />

ausgeschöpft werden.<br />

19


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

3 Theoretische Grundlagen<br />

3.1 Die Bedeutung der Kundenbindung im<br />

Dienstleistungsmarketing<br />

Das Thema Kundenbindung hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung zugenommen.<br />

Es zählt seit einigen Jahren zu einer viel diskutierten Thematik in der Marketingwelt.<br />

Unternehmen erwähnen es in ihren Leitbildern oder Geschäftsberichten.<br />

Hintergrund der vermehrten Ausrichtung auf das Thema Kundenbindung sind die globale<br />

Verstärkung der Wettbewerbsintensität, durch welche die Gewinne sinken oder knapp<br />

gehalten werden können, die zunehmende Sättigung vieler Märkte und die damit<br />

zusammenhängende hohe Marktkonzentration mit starkem Wettbewerb. Im Dienstleistungssektor<br />

kommt dazu, dass Dienstleistungen immer schneller kopiert werden<br />

(Schröter & Nowak, 2004, S. 23).<br />

Seit Ende der 80er Jahre orientiert man sich deshalb mehr und mehr hin zum Kunden. Es<br />

wurde erkannt, dass es notwendig ist, die gesamte Geschäftsbeziehung zu bewerten und<br />

prägte damit den Begriff Relationship Marketing. Kundenbindung zu managen ist ein<br />

Teilaspekt davon (Homburg & Bruhn in Bruhn & Homburg, 2003, S. 5).<br />

3.1.1 Begriff Kundenbindung<br />

Aus Unternehmenssicht lässt sich Kundenbindung wie folgt umschreiben:<br />

„Kundenbindung umfasst sämtliche Massnahmen eines Unternehmens, die darauf<br />

abzielen, sowohl die bisherigen Verhaltensweisen als auch die zukünftigen<br />

Verhaltensabsichten eines Kunden gegenüber einem Anbieter oder dessen Leistungen<br />

positiv zu gestalten, um die Beziehung zu den aktuellen Kunden für die Zukunft zu<br />

stabilisieren bzw. auszuweiten“ (Homburg & Bruhn zit. in Bruhn & Homburg, 2003, S. 8).<br />

Oder anders formuliert: „Kundenbindung bezeichnet alle Tätigkeiten des Anbieters, die zu<br />

Wiederkäufen führen beziehungsweise verhindern, dass der Kunde zu einem Angebot<br />

eines Wettbewerbers wechselt. Ebenso gehört die Kundenselektion zu dieser<br />

Kernaufgabe“ (Tomczak & Reinecke, 1996, S. 5).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

20


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

Gemäss dem aufgabenorientierten Ansatz ist Kundenbindung - neben Kundenakquisition,<br />

Leistungsinnovation und Leistungspflege - eine der vier Kernaufgaben im Marketing. Der<br />

aufgabenorientierte Ansatz ist ein Marketingrahmenmodell, welches von der Strategie bis<br />

zur Realisierung führt und vor allem Umsetzungsaspekte betont (Tomczak & Reinecke,<br />

1996, S. 4).<br />

neue Kunden<br />

neue Leistungen<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Kundenakquisition<br />

Leistungsinnovation<br />

Abbildung 3-1: Die vier Kernaufgaben im Marketing<br />

Quelle: Tomczak & Reinecke, 1996, S. 6<br />

Kundenbindung<br />

alte Kunden<br />

Leistungspflege<br />

alte Leistungen<br />

Die meisten Unternehmen konzentrieren sich je nach Unternehmens- und<br />

Branchensituation auf eine Kernaufgabe sowohl auf der Kundenebene als auch auf der<br />

Leistungsebene.<br />

Der Erfolg von Kundenbindung ist abhängig von zwei Grundsätzen (Tomczak & Dittrich,<br />

1997, S. 9):<br />

Die richtigen Kunden binden: Erfahrungsgemäss werden 80 % des Umsatzes mit<br />

20 % der Kunden erzielt. Es ist deshalb wichtig zu bestimmen, welche Kunden es wert<br />

sind, gebunden zu werden.<br />

Die Kunden richtig binden: Kundenbindung kann über verschiedene Massnahmen<br />

erreicht werden, wobei aber nicht alle geeignet oder langfristig erfolgreich sind.<br />

Je nach Kundenbedürfnissen und Rahmenbedingungen sind die entsprechenden<br />

Massnahmen zu treffen.<br />

21


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

3.1.2 Kundenakquisition versus Kundenbindung<br />

Konkurrenzleistungen werden vergleichbarer und Zeitvorsprünge in der Technologie<br />

immer kürzer, so dass Wettbewerbsvorteile verstärkt auf der Ebene der längerfristigen<br />

Beziehung zum Kunden geschaffen werden müssen (Tomczak & Dittrich, 1997, S. 7).<br />

Studien zeigen, dass Kundenbindung langfristig zu Unternehmenserfolg führt. Das<br />

Gewinnen eines Neukunden kostet ca. das vier- bis sechsfache der Pflege loyaler Kunden<br />

(Bruhn, 2001, S. 7). Mit der Dauer einer Geschäftsbeziehung verringern sich die<br />

Kundenbetreuungskosten und lassen Kunden mit der Zeit profitabler werden (Dittrich,<br />

2000, S. 16).<br />

Zudem sind Stammkunden oft loyaler. Sie reagieren weniger preissensibel und<br />

relativieren die Rolle des Preises als ein Kaufkriterium neben anderen wie bspw.<br />

pünktliche Lieferungen, korrekte Zahlungsmodalitäten und Kulanzbereitschaft.<br />

3.1.3 Kundenzufriedenheit versus Kundenbindung<br />

Kundenbindung ist im Prozess einer Kundenbeziehung die Folgerung von Kundenorientierung<br />

und Kundenzufriedenheit:<br />

Kundenorientierung<br />

Abbildung 3-2: Erfolgskette der Kundenorientierung<br />

Quelle: in Anlehnung an Bruhn, 1998 in Hinterhuber & Matzler, 2000, S. 28<br />

Kundenorientierung ist - geknüpft an die Kommunikationsleistung - die sogenannte Basis,<br />

wie man die Kunden anspricht. Die Unternehmung ist gefordert, die Kundenbedürfnisse<br />

kontinuierlich zu erfassen und in Unternehmungsleistungen umzusetzen (Hinterhuber &<br />

Matzler, 2000, S. 27).<br />

Kundenzufriedenheit ist im heutigen Markt eine Minimalanforderung, um Kunden nicht zu<br />

verlieren. „Mit Zufriedenheit fängt der Rückschritt an“ (Zach, 1997, S. 21).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Kundenzufriedenheit<br />

Kundenbindung<br />

22


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

Zufriedenheit ist das Ergebnis eines Vergleichsprozesses von Kundenerwartungen und<br />

den subjektiv wahrgenommenen Leistungen. Sie wird erreicht, sofern die subjektiv<br />

wahrgenommenen Leistungen eines Anbieters (Ist) die Erwartungen (Soll) des Kunden<br />

decken oder übersteigen (Bruhn, 2001, S. 35).<br />

Kundenzufriedenheit ist das Ergebnis<br />

eines Vergleichsprozesses zwischen...<br />

Image des<br />

Anbieders<br />

individuelles<br />

Anspruchsniveau<br />

Versprechungen<br />

des Anbieters<br />

Abbildung 3-3: Beeinflussungsfaktoren der Kundenzufriedenheit<br />

Quelle: Meyer & Dornach, 1994, S. 28 zit. in Tomczak & Dittrich, 1997, S. 27<br />

Die Erwartungen entstehen über das individuelle Anspruchsniveau des Kunden und sind<br />

abhängig von individuellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren. Sie werden<br />

beeinflusst vom Wissen um Alternativen, den Kommunikationsmassnahmen des<br />

Anbieters und des Images.<br />

Die subjektiv wahrgenommene Leistung ist abhängig, welche Informationen<br />

aufgenommen werden und wie das Aufgenommene verarbeitet wird (Rizk-Antonious,<br />

2002, S. 31). Diese Wahrnehmung wird mitgeprägt vom Image, aber auch durch<br />

Erfahrungen und individuelle Problemlösungen.<br />

Eine Verbesserung der Kundenzufriedenheit erhöht die Wiederkaufabsicht bzw.<br />

das Wiederkaufverhalten und bildet damit Kundenbindung (Bruhn & Goergi in Bruhn &<br />

Homburg, 2003, S. 590).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Wissen um<br />

Alternativen<br />

Kundenerwartungen<br />

und<br />

Aktuelle<br />

Erfahrungen<br />

subjektiv<br />

wahrgenommenen<br />

Leistungen<br />

Spezifische<br />

Rahmenbedingungen<br />

individuelle<br />

Problemlösung<br />

23


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

Zufriedene Kunden sind nicht zwangsläufig loyale Kunden und umgekehrt. Eine<br />

Untersuchung im Automobilmarkt zeigt, dass 60 bis 80 % der Kunden ihre Automarke<br />

wechseln, obwohl sie zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind (Tomczak & Dittrich, 1997,<br />

S. 28).<br />

hoch<br />

Kundenbindung<br />

gering<br />

1 2 3 4 5<br />

sehr Kundenzufriedenheit sehr<br />

unzufrieden zufrieden<br />

Abbildung 3-4: Beziehung zwischen Kundenzufriedenheit und Kundenbindung<br />

in verschiedenen Märkten<br />

Quelle: Jones & Sasser, 1995, S. 91 zit. in Tomczak & Dittrich, 1997, S. 28<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

a) Automobilindustrie<br />

b) Computerbranche<br />

c) Krankenhäuser<br />

d) Fluggesellschaften<br />

e) Lokale Telefongesellschaften<br />

24


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

3.1.4 Wirkungsebenen und –arten der Kundenbindung<br />

Die Schnittstellen zwischen Anbieter und Kunde bieten verschiedene Gelegenheiten für<br />

Kundenbindung. Die entsprechenden Massnahmen können nach Ebenen oder Arten<br />

unterschieden werden. Je nach Bindungsebene dominieren zwischen Kunde und Anbieter<br />

unterschiedliche Bindungsarten:<br />

Bindungen zwischen Kunde und Anbieter auf...<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Organisationsebene<br />

Leistungsebene<br />

Personenebene<br />

Abbildung 3-5: Die Ebenen der Kundenbindung<br />

Quelle: Tomczak & Dittrich, 1997, S. 16<br />

Bindungsebenen sind abhängig von der Geschäftsbeziehung. Unterschieden werden in<br />

der Regel folgende Ebenen (Dittrich, 2000, S. 73 ff.):<br />

Bindungsebenen Beschreibung<br />

Personenebene Sozialpsychologische Bindung (Bsp. Vertrauen) zwischen zwei<br />

oder mehreren Individuen wie Kunde, Mitarbeiter.<br />

Diese Ebene ist vor allem für Dienstleister relevant, sobald das<br />

Produkt und der Anbieter nicht trennbar sind (Bsp. Arzt, Friseur).<br />

Die Kunden entwickeln eine Beziehung zum Mitarbeiter und<br />

wechseln weniger den Anbieter, sobald sie ihren Kundenbetreuer<br />

kennen und einen persönlichen Kontakt zu ihm pflegen.<br />

Psychologische<br />

Bindungen<br />

Faktische<br />

Bindungen<br />

25


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

Leistungsebene Bindung über Austauschleistung und Gegenleistung.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Grosse Potentiale liegen vor allem in der fachlichen Beratung<br />

und Betreuung vor und nach dem Kauf, in denen der Kunde<br />

persönlich oder telefonisch mit dem Mitarbeiter in Kontakt steht<br />

(Bsp. Zufriedenheit mit dem Produkt).<br />

Organisationsebene Bindung an das Unternehmen als solches sowie<br />

transaktionsübergreifend wirkende Strukturen und Prozesse<br />

(Bsp. zeitliche Beschleunigung).<br />

Abbildung 3-6: Bindungsebenen<br />

Quelle: Dittrich, 2002, S. 73 ff.<br />

Je intensiver man zusammenarbeitet und je mehr Personen involviert werden, desto mehr<br />

Schnittstellen (Ebenen) entstehen zwischen Anbieter und Kunde.<br />

Betrachtet man Kundenbindung aus Kundensicht sind verschiedene Bindungsarten<br />

relevant. Man unterscheidet folgende Bindungsarten (Tomczak & Dittrich, 1997, S. 14 ff.):<br />

Bindungsarten Beschreibung<br />

Psychologische Über Zufriedenheit, Vertrauen und „innere Verpflichtung“<br />

Bindungen<br />

(Commitment) können sogenannte psychologische Bindungen<br />

aufgebaut werden. Vertrauen und Commitment werden als die<br />

Schlüsselfaktoren für langfristige Beziehungen bezeichnet.<br />

Die Erwartungen beziehen sich auf das künftige Anbieterverhalten<br />

(Kundenvertrauen) oder definieren die eigenen<br />

Handlungsweisen in der Zukunft genauer (Commitment).<br />

Faktische Bindungen Von diesen Bindungen können sich Kunden meist nicht, oder nur<br />

mit Verlust (Wechselkosten) lösen, da sie mit Belohnungen bzw.<br />

Sanktionen verbunden sind. Hierzu zählt man ökonomische<br />

(Bsp. Rabattkarte), technisch/funktionale (Bsp. spezifische<br />

Infrastruktur) und rechtliche Faktoren (Bsp. Kündigungsfristen).<br />

Abbildung 3-7: Bindungsarten<br />

Quelle: Tomczak & Dittrich, 1997, S. 14 ff.<br />

26


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

3.1.5 Besonderheiten des Dienstleistungsmarketings<br />

Es wird immer schwieriger, technisch bessere Produkte und Lösungen auf den Markt zu<br />

bringen. Deshalb ist es für Unternehmen um so entscheidender, Dienstleistungen<br />

anzubieten (Grönroos, 1990, S. 4).<br />

Die Merkmale von Dienstleistungen können durch Immaterialität, Leistungsfähigkeit des<br />

Dienstleistungsanbieters und Integration des externen Faktors in den Dienstleistungserstellungsprozess<br />

beschrieben werden (Meffert & Bruhn, 1997, S. 59 ff.).<br />

Unter Immaterialität versteht man, dass man das Gut nicht greifen kann. Dennoch kann<br />

sowohl die Vorleistung wie auch das Ergebnis materiell sein. Dienstleistungen sind weder<br />

lager- noch transportfähig. Dies bedeutet für den Konsumenten, dass er die<br />

Dienstleistung in dem Moment in Anspruch nimmt, in dem sie produziert wird. Werden die<br />

Dienstleistungen in diesem Moment nicht beansprucht, verfällt ihr Potential. Die<br />

Produktion und Konsumation der Dienstleitung erfolgt am gleichen Ort.<br />

Bei einem Produktionsprozess sind die einzelnen Schritte intern vielfach vorgelagert und<br />

der Kunde trifft in einer späteren Phase in den Prozess ein. Dies im Gegenteil zu einem<br />

Dienstleistungsbetrieb, wo der Kunde bereits in einer frühen Phase mit dabei ist, so dass<br />

Erstellung und Konsum zur gleichen Zeit ablaufen. Die Herausforderung von<br />

Dienstleistungen ist der Mitarbeiter, welcher die Leistung erstellt. Dieser stellt die<br />

Leistungsfähigkeit des Dienstleistungsanbieters dar. Ohne sein Know-how oder seine<br />

körperliche Fähigkeit kann die Dienstleistung nicht erstellt werden.<br />

Die Integration des externen Faktors umschreibt die Tatsache, dass der Mensch oder das<br />

Objekt, an dem die Leistung erbracht wird, sich ausserhalb des Verfügungsbereiches des<br />

Dienstleisters befindet, aber zwingend einbezogen werden muss. Dafür müssen Transport<br />

und Lagerung, die Standardisierung von Dienstleistungen sowie die Marketingorientierung<br />

des Dienstleistungsprozesses besonders beachtet werden.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

27


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

3.2 Der Kundenlebenszyklus<br />

3.2.1 Begriff Kundenlebenszyklus<br />

Lebenszyklen sind im Allgemeinen ideale Muster der Bildung, Entwicklung, Erhaltung und<br />

Auflösung einer Geschäftsbeziehung (Tomczak & Dittrich, 1997, S. 22). Sie sind ein<br />

Instrument, um die Aktivitäten und Subprozesse der gesamten Geschäftsverbindung<br />

aufzuzeigen, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.<br />

Der Kundenlebenszyklus wurde vom Produktlebenszyklus übernommen und auf Kunden<br />

adaptiert. Er wird aus Kundensicht phasengerecht gestaltet und zeigt alle Schnittstellen<br />

des Konsumprozesses während der gesamten Geschäftsbeziehung zwischen Anbieter<br />

und Kunde (Grönroos, 1990, S. 201). Er beginnt mit dem ersten Kundenkontakt und<br />

schliesst mit dem Beenden der Geschäftsbeziehung ab.<br />

3.2.2 Aufbau des Kundenlebenszyklus<br />

Punkte, bei denen der Kunde mit dem Produkt in Kontakt kommt, werden Kundenkontaktpunkte<br />

bezeichnet. Zu erfassen sind alle Punkte, welche der Kunde sehen und erleben<br />

kann. Dies sind sowohl Kontakte im Mensch-zu-Mensch-Verhältnis (Kontakte zwischen<br />

Kunde und Mitarbeiter) sowie alle anderen, nicht personenbezogenen Kontakte<br />

(Bsp. Werbung, E-Mail, Räume und Einrichtungsgegenstände).<br />

Voraussetzung dafür ist, sämtliche Qualitätsinformationen (Bsp. Blumenstrauss zum<br />

neuen Auto, Angebot auf der Homepage oder Geschmack des offerierten Kaffees),<br />

welche beim Kunden auf seine Wahrnehmung einwirken, zu kennen.<br />

Reiht man die Kontaktpunkte im Zeitablauf aneinander, entsteht eine Kette. Die Phasen,<br />

welcher ein Kunde durchläuft, sind beinahe immer die Interessenten-, Neukunden-,<br />

Bestandskundenphase sowie die verlorenen bzw. zurückgewonnenen Kunden.<br />

Die sogenannte „Line of visibility“ zeigt dabei die Grenze zwischen den für den Kunden<br />

sichtbaren Bestandteilen der Dienstleistung und den unsichtbaren Elementen (Bruhn,<br />

2001, S. 113).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

28


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

3.2.3 Ziele des Kundenlebenszyklus<br />

Das Aufstellen eines Kundenlebenszyklus hilft die relevanten Kontaktpunkte zwischen<br />

dem angebotenen Produkt einschliesslich der Mitarbeiter und den Kunden zu definieren<br />

sowie das Problembewusstsein für die Faktoren zu schaffen, die zwar für den Kunden<br />

häufig unsichtbar sind, jedoch die Voraussetzungen für Qualität bei allen Kontaktpunkten<br />

zum Kunden schaffen.<br />

Diese Betrachtung erlaubt uns zu erkennen, in welcher Beziehungsphase sich einer<br />

unserer Kunden befindet, um diesen in Bezug auf Erfahrung und damit verbundenen<br />

Leistungen unterschiedlich anzusprechen.<br />

Detaillierte Zielsetzungen des Instrumentes sind folgende Punkte:<br />

Qualität der Kontakte zwischen Kunde und Produkt optimieren.<br />

Mögliche Fragestellungen dazu könnten sein:<br />

- Welches sind für uns die wichtigsten Kontaktpunkte?<br />

- Wie kann die wahrgenommene Qualität in den relevanten Punkten der<br />

Kontaktkette positiv verstärkt werden?<br />

- Wird den relevanten Kontaktpunkten ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet?<br />

- Sind unsere Mitarbeiter, die an den Kontaktpunkten beteiligt sind, entsprechend<br />

sensibilisiert und vorbereitet?<br />

Prozess- und kundenorientierte Management-Konzepte planen.<br />

Ableitend vom Kundenlebenszyklus soll die kontinuierliche Planung, Gestaltung und<br />

Kontrolle von Geschäftsbeziehungen mit spezifischen Kunden vorgenommen werden.<br />

Je nach Phase der Kundenbeziehung soll eine optimale Betreuung gewährleistet<br />

werden.<br />

Massnahmen zur Messung der Kundenzufriedenheit definieren.<br />

Die Kundenzufriedenheit soll kontinuierlich gemessen werden, um zu wissen, wie die<br />

Kontakte von unseren Kunden erlebt werden. Was gemessen wird, wird auch getan.<br />

Besonders wichtig ist es, die direkten persönlichen Kontakte zwischen Kunden und<br />

Mitarbeitern zu erfassen, welche das Qualitätserleben des Kunden entscheidend<br />

beeinflussen (Rizk-Antonious, 2002, S. 58).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

29


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

3.3 Grundgedanke „Moments of Truth“<br />

Nimmt ein Konsument eine Dienstleistung in Anspruch, erlebt er eine ganze Serie von<br />

Moments of Truth. Es sind dies Zeit und Ort, in welcher der Leistungsersteller die<br />

Möglichkeit hat, dem Kunden seine Servicequalität zu demonstrieren. Sobald der Kunde<br />

gegangen ist, ist die Möglichkeit vorbei.<br />

Diese Situationen, in welchen der Kunde auf die Leistungserstellung trifft, sind kritische<br />

Momente für die Servicequalitätswahrnehmung (Grönroos, 1990, S. 42). Jeder Kontakt,<br />

sowohl im Mensch-zu-Mensch wie auch im nicht personenbezogenen Verhältnis, der<br />

mehr oder weniger stark auf die Wahrnehmung des Kunden einwirkt, ist ein sogenannter<br />

Moment of Truth. Das, was der Kunde in diesen Augenblicken der unmittelbaren<br />

Leistungserstellung wahrnimmt, zählt für ihn „als Wahrheit“.<br />

Besonders intensiv und nachhaltig erlebt der Kunde die zwischenmenschlichen Kontakte,<br />

in denen sich der Mitarbeiter und der Kunde in die Augen schauen. Ungeeignete<br />

Verhaltensweisen in diesen Momenten können durch andere Erlebnisse im Lauf der<br />

Kontaktkette positiv relativiert werden, aber nicht rückgängig gemacht werden<br />

(Ritz-Antonious, 2000, S. 60).<br />

Die Qualität von Dienstleistungen entscheidet sich oft im unmittelbaren Kontakt zwischen<br />

Mitarbeitern des Dienstleistungsanbieters und Kunden (Bruhn & Strauss, 1995, S. 83).<br />

Vor allem während dieser Kontakte erfolgt die Qualitätswahrnehmung des Kunden. „Wenn<br />

die Augenblicke der Wahrheit unkontrolliert verstreichen, verkümmert die Servicequalität“<br />

(Rizk-Antonious, 2002, S. 61).<br />

Kontakte, welche nachhaltig wirken, werden intensiv wahrgenommen und meistens an<br />

Dritte weitererzählt. Gemäss Untersuchungen geben zufriedene Kunden ihre positiven<br />

Erfahrungen an durchschnittlich drei Personen weiter, während ein unzufriedener Kunde<br />

dies bis zu durchschnittlich elf Mal erzählt oder gar seine schlechten Erfahrungen ins<br />

Internet stellt. Dies führt soweit, dass Mund-zu-Mund-Propaganda als ein gezieltes<br />

Marketing-Instrument eingesetzt werden kann (Hinterhuber & Matzler, 2000, S. 404).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

30


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

Dennoch falsch wäre es, Verbesserungsmassnahmen nach dem Motto „Der Kunde ist<br />

König“ allein auf die direkte Kundenkontakt-Ebene zu beschränken. Kundenbegeisterung<br />

in den Augenblicken der Wahrheit setzt kunden- und mitarbeiterorientierte Strategien und<br />

Konzepte voraus.<br />

Häufig sind es gerade die subtilen Wahrnehmungen des Kunden wie bspw. das<br />

Beobachten oder der direkte Kontakt mit Mitarbeitern, welche die Wahrnehmung steuern.<br />

Auch Geräusche oder Gerüche werden aufgenommen und verarbeitet (Hinterhuber &<br />

Matzler, 2000, S. 426).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Abbildung 3-8: Eisbergphänomen Kundenbindung<br />

Quelle: Hinterhuber & Matzler, 2000, S. 408<br />

Schlussendlich bestimmen all die Momente – von den kleinen eines Lächelns bis zur<br />

Leistung des Produktes – die Kundenzufriedenheit. Dabei ist nicht wichtig, was der<br />

Dienstleister an tollen Ideen, Engagement, Geld, Liebe oder Herzblut in ein Projekt<br />

hineinsteckt, sondern was beim Kunden ankommt, was er konkret erlebt und empfindet<br />

und an Zufriedenheit mitnimmt. Will man die Wahrnehmung der Produktqualität beim<br />

Kunden beeinflussen, muss an diesen besonders bedeutsamen Punkten angesetzt<br />

werden. Es ist wichtig, alle Moments of Truth zu leben und zu managen und vor allem die<br />

Herausforderung anzunehmen, aus schlechten Moments of Truth begeisternde Momente<br />

zu machen. So erzeugen wir loyale und rundum zufriedene Kunden (Carlzon, 1998,<br />

S. 10 ff.).<br />

31


Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />

Die Leistungserstellung und Bedienung des Serviceprozesses muss geplant werden, um<br />

Probleme zu eliminieren (Grönroos, 1990, S. 43). Die Moments of Truth sind dabei keine<br />

Methodik, sondern eine Leitidee.<br />

Gerade im Autogeschäft kann Kundenbindung sehr erfolgreich sein. Studien zeigen, dass<br />

der Gewinn eines Kunden im vierten Jahr auf nahezu das Dreifache des ersten Jahres<br />

der Geschäftsbeziehung gesteigert werden können (Meffert & Bruhn, 2003, S. 151).<br />

Die Voraussetzungen für Kundenbindung sind bei der MERBAG-Gruppe theoretisch<br />

vorhanden. Ihre Zielgruppe ist klar definiert und abgrenzbar sowie in homogene<br />

Kundensegmente einteilbar. Da es sich beim Auto um ein Produkt handelt, mit dem sich<br />

viele Personen intensiv auseinandersetzen und worüber sie gut informiert sind, ist die<br />

Bereitschaft für Loyalität gross. Zudem hat die MERBAG-Gruppe persönlich Kontakt zu<br />

ihren Kunden und die Motive für einen Werkstattbesuch sind oft emotional.<br />

Im folgenden Kapitel geht es darum, die aktuelle Situation aufzuzeigen in der sich die<br />

MERBAG-Gruppe befindet, um danach in einer Gegenüberstellung von Theorie und<br />

Praxis mögliche Verbesserungspotentiale zu identifizieren.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

32


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

4 Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

4.1 Analyse der bestehenden Situation<br />

In der Theorie geht man davon aus, dass aus Unternehmenssicht ein wichtiger Schritt der<br />

Kundenbindung die Entscheidung ist, welche Kunden es wert sind, gebunden zu werden.<br />

Aufgrund der Ausgangslage unserer Diplomarbeit berücksichtigen wir diesen Schritt nur<br />

am Rande, da wir annehmen, das Potential aller Kunden, welche die Leistungen der<br />

MERBAG beanspruchen, wertvolle Kunden zum Binden sind.<br />

Wir analysieren in diesem Kapitel, wie die Kunden gebunden werden. Grundlage dafür ist<br />

die Methodik des Kundenlebenszyklus sowie der Grundgedanke der Moments of Truth.<br />

4.1.1 Der Gesamtkundenlebenszyklus<br />

Geht man von einem Neukunden aus, so bekundet dieser als erstes Interesse an einem<br />

Neu- oder Gebrauchtwagen. Dies ist der erste Kontakt. In der heutigen Zeit kann dieser<br />

durchaus nicht persönlich, sondern in elektronischer Form via Webpage oder E-Mail<br />

erfolgen. Vertieft sich dieser Kontakt, kommt es in aller Regel zu einem persönlichen<br />

Treffen zwischen dem Interessenten und Verkäufer am Ort des Retailbetriebes.<br />

Interesse Offerte Kauf Ablieferung After Sales<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Idealfall: Folgekauf eines Neu- oder Gebrauchtfahrzeuges<br />

Abbildung 4-1: Gesamtkundenlebenszyklus<br />

Quelle: Johannen, 2002, S. 7<br />

33


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

4.1.2 Der After Sales Kundenlebenszyklus<br />

Der After Sales Kundenlebenszyklus beginnt im Idealfall bei der Fahrzeugablieferung<br />

durch den Verkaufsberater an den Kunden. Danach sind grundsätzlich planmässige sowie<br />

ausserplanmässige Kontakte zu unterscheiden.<br />

After Sales Kundenlebenszyklus<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

planmässig ausserplanmässig<br />

Ablieferung<br />

Wartungsdienst<br />

Saisoncheck<br />

Reifenwechsel<br />

Fahrzeugpflege<br />

Zubehörkauf<br />

Garantieablauf<br />

Prüfbereitstellung<br />

Folgekauf<br />

Panne<br />

Unfall<br />

Reparatur<br />

Abbildung 4-2: After Sales Kundenlebenszyklus<br />

Die Kontakte im Rahmen des After Sales Kundenlebenszyklus bietet verschiedenartige<br />

Gelegenheiten, die Erwartung der Kunden zu übertreffen. Ist der Kunde begeistert, fühlt er<br />

sich an die Unternehmung gebunden. Basis dafür sind Kundenorientierung und<br />

Kundenzufriedenheit.<br />

34


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

4.1.3 Kontaktpunkte im Kundenlebenszyklus<br />

Im folgenden werde die einzelnen Kontaktpunkte im After Sales Kundenlebenszyklus der<br />

PWB umschrieben. Bei den Ausführungen werden lediglich die Prozesse, die der Kunde<br />

erlebt, aufgezeigt. In der Theorie werden diese durch die Line of visibility abgegrenzt.<br />

Fahrzeugablieferung<br />

Ziel/ Zweck Übergabe eines neuen resp. gebrauchten Autos an den Kunden,<br />

Instruktion und Erklärung der Bedienungselemente<br />

Zeitpunkt Nach Fahrzeuganlieferung durch den Hersteller resp. nach<br />

entsprechender Bereitstellung und Terminvereinbarung mit dem Kunden<br />

Personal Verkaufsberater mit administrativer Unterstützung durch Mitarbeiter der<br />

Fahrzeugdisposition<br />

Örtlichkeit Ablieferungsplatz im Gebrauchtwagenausstellungsraum<br />

Prozesse Begrüssung des Kunden durch den Verkaufsberater<br />

Klärung aller administrativ-formellen Punkte<br />

Vorstellung des zugewiesenen Serviceberaters (SB)<br />

Übergabe des Fahrzeugs mit umfassender Instruktion<br />

Daten Es werden keine neuen Daten erfasst. Es sind sämtliche Vertragsdaten<br />

über den Kunden somit verfügbar.<br />

Wartungsdienst<br />

Ziel/ Zweck Ausführung periodischer Wartungsarbeit mit dem Zweck, Reparaturen<br />

vorzubeugen, Werterhaltung sicherzustellen<br />

Zeitpunkt Je nach Wartungsintervallanzeige im Fahrzeug resp. mindestens einmal<br />

pro Jahr<br />

Personal Kundendienstassistent (KDA) / Serviceberater (SB) / Mechaniker (im<br />

Hintergrund)<br />

Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />

Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />

Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />

Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />

Klärung der Bedürfnisse<br />

Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />

Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />

Erläuterung der ausgeführten Arbeiten<br />

Daten In der Regel werden anlässlich eines Wartungsdienstes lediglich<br />

Fahrzeug- und nur in Ausnahmefällen Kundendaten ergänzt und<br />

aktualisiert.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

35


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Reifenwechsel<br />

Ziel/ Zweck Wechsel der Winter- auf Sommerreifen respektive der Sommer- auf<br />

Winterreifen<br />

Zeitpunkt Frühling / Herbst; Spezielle Reifenwechsel-Wochenenden werden<br />

teilweise im Zusammenhang mit einer Ausstellung kombiniert<br />

Personal KDA / SB / Mechaniker (im Hintergrund)<br />

Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />

Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />

Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />

Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />

Klärung Bedürfnisse<br />

Verabschiedung des Kunden<br />

Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />

Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />

Daten Die Reifendaten werden erfasst resp. aktualisiert<br />

Reparatur (= ausserplanmässiger Werkstattaufenthalt)<br />

Ziel/ Zweck Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit einzelner Komponenten<br />

Zeitpunkt Sofort bei einem Defekt (siehe Pannenfall) oder nach Bedarf bei nicht<br />

beeinträchtigter Funktion<br />

Personal KDA / SB / Mechaniker (im Hintergrund)<br />

Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />

Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />

Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />

Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />

Klärung des Umfanges des Wartungsdienstes sowie des<br />

Fertigstellungstermins<br />

Verabschiedung des Kunden<br />

Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />

Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />

Daten Bei bestehenden Kunden werden keine Daten ergänzt, bei Bedarf aber<br />

aktualisiert.<br />

Pannenfall (= ausserplanmässiger Werkstattaufenthalt)<br />

Ziel/ Zweck Wiederherstellung der Mobilität<br />

Zeitpunkt unerwartet, jederzeit möglich<br />

Personal Customer Assistance Center der DaimlerChrysler AG (CAC) /<br />

evtl. KDA / evtl. SB / evtl. Mechaniker (in direktem Kundenkontakt) /<br />

Mitarbeiter des lokalen Pannendienstpartners<br />

Örtlichkeit In der Regel am Ort der Panne; evtl. Bergung<br />

Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Meldung<br />

Ausrücken des Pannendienstpartners<br />

Entpannung des Fahrzeuges<br />

Sicherstellung der Mobilität des Kunden<br />

Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />

Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen.<br />

Daten Daten werden in der Regel durch einen Mitarbeiter des CAC abgefragt<br />

resp. verifiziert.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

36


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Carrosseriereparatur<br />

Ziel/ Zweck Wiederinstandsetzung der Carrosserie nach einem Unfall<br />

Zeitpunkt unerwartet, jederzeit möglich<br />

Personal KDA / SB / Carrosseriefachmann (im Hintergrund)<br />

Örtlichkeit Carrosserieannahme im 1. Stock (Werkstattbüro)<br />

Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />

Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />

Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />

Klärung des Umfanges des Wartungsdienstes sowie des<br />

Fertigstellungstermins<br />

Verabschiedung des Kunden<br />

Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />

Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />

Daten In der Regel werden anlässlich einer Carrosseriereparatur Fahrzeug- und<br />

Kundendaten, insbesondere Angaben über die betreffende Versicherung<br />

ergänzt und aktualisiert.<br />

Prüfbereitstellung<br />

Ziel/ Zweck Das Fahrzeug für die amtliche Prüfung auf der kantonalen<br />

Motorfahrzeugkontrolle (MFK) bereitstellen<br />

Zeitpunkt In der Regel nach Erhalt des Aufgebotes durch die MFK.<br />

Personal KDA / SB / Mechaniker (im Hintergrund)<br />

Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />

Prozesse Kunde meldet sich für einen Termin, nachdem er das Aufgebot der<br />

MFK erhalten hat.<br />

Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />

Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />

Klärung des Umfanges des Wartungsdienstes sowie des<br />

Fertigstellungstermins<br />

Verabschiedung des Kunden<br />

Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />

Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />

Daten Das Prüfungsdatum wird im Fahrzeugstamm aktualisiert.<br />

Fahrzeugpflege<br />

Ziel/ Zweck Das Fahrzeug optisch aufbereiten, den Werterhalt sichern<br />

Zeitpunkt Jederzeit möglich, nach Bedarf des Kunden<br />

Personal KDA / SB / Carrosseriefachmann (im Hintergrund)<br />

Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />

Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />

Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />

Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />

Klärung des Umfanges des Wartungsdienstes sowie des<br />

Fertigstellungstermins<br />

Verabschiedung des Kunden<br />

Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />

Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />

Daten Es werden keine Daten aktualisiert oder ergänzt.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

37


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Saisonchecks (Frühjahrs-, Herbst- und Urlaubschecks)<br />

Ziel/ Zweck Saisonale Kontrolle, Sicherstellung der Funktionstüchtigkeit für den<br />

Urlaub, nach und für den Winter<br />

Zeitpunkt Frühjahr, Herbst und Sommer<br />

Personal SB Assistentin / SB / Mechaniker (im Hintergrund)<br />

Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />

Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />

Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />

Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />

Klärung des Umfanges des Wartungsdienstes sowie des<br />

Fertigstellungstermins<br />

Verabschiedung des Kunden<br />

Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />

Eintreffen des Kunden um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />

Daten Bei bestehenden Kunden werden keine Daten ergänzt; bei Bedarf aber<br />

aktualisiert.<br />

Zubehörkauf<br />

Ziel/ Zweck Kauf von nutzbringendem Zubehör wie Schneeketten, Skiträger,<br />

Dachboxen usw. aber auch Stylingartikel wie Alufelgen und<br />

Collectionsartikel<br />

Zeitpunkt Nach Bedarf, saisonal<br />

Personal Ersatzteillagermitarbeiter<br />

Örtlichkeit Kundenschalter im Ersatzteillager<br />

Prozesse Anruf oder Besuch des Kunden<br />

Klärung der Bedürfnisse<br />

Klärung der Verfügbarkeit der Artikel<br />

Auslieferung der Artikel sowie ggf. Montage<br />

Daten Es werden keine Daten aktualisiert oder ergänzt.<br />

Garantieablauf<br />

Ziel/ Zweck Der Kunde soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die<br />

Garantiedauer für sein Fahrzeug demnächst erlischt. Bei dieser<br />

Gelegenheit wird eine Garantieverlängerung offeriert.<br />

Zeitpunkt 3 Monate vor Ablauf der Garantiezeit<br />

Personal Marketingassistentin, Unterschrift durch Verkaufsberater und<br />

Serviceberater<br />

Örtlichkeit Persönliches Anschreiben<br />

Prozesse Der Fahrzeugstamm wir nach dem Kriterium „Fahrzeuge mit<br />

Erstzulassung heute minus 33 Monate“ selektiert.<br />

Anschliessend wird ein Serienbrief erstellt und durch den Verkaufsberater<br />

und Serviceberater persönlich unterzeichnet.<br />

In diesem Schreiben wird dem Kunden das Garantie- und<br />

Wartungsanschlusspaket offeriert und er wird aufgefordert, sich bei<br />

Interesse für dieses Paket oder einer Eintauschofferte zu melden.<br />

Daten Es werden keine Daten aktualisiert oder ergänzt.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

38


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

4.2 Verbesserungspotential<br />

Werden die Leistungen während der Kontaktpunkte des Kundenlebenszyklus - wie<br />

beschrieben unter Punkt 4.1.3 - gut erfüllt, ist der Kunde zufrieden. Dies bestätigt auch die<br />

Entwicklung der Kundenzufriedenheit der PWB unter Punkt 2.4.3.<br />

Je grösser der Wettbewerb und je höher die Käuferdominanz in den Märkten ist, desto<br />

bedeutender sind sehr zufriedene Kunden für die Erhöhung der Kundenbindung. Dass<br />

zufriedene Kunden nicht zwangsläufig auch loyale Kunden sind und umgekehrt haben wir<br />

in Kapitel 3 beschrieben. Es ist daher wichtig, dass die MERBAG-Gruppe auf der guten<br />

Basis der Kundenzufriedenheit nun aufbaut und die zufriedenen Kunden binden kann.<br />

Ein Unternehmen wie die MERBAG kann sich in der heutigen Zeit je länger je weniger<br />

über die Produkte differenzieren. Dies daher, weil die Produktqualität auch bei anderen<br />

Fahrzeugherstellern ein sehr hohes Niveau erreicht hat. Mit BMW, und seit einigen Jahren<br />

auch Audi, bieten zwei weitere Premiumhersteller vergleichbare Produkte an. Letztendlich<br />

ist es oftmals eine Frage der Philosophie, ob jemand nun BMW, Audi oder Mercedes<br />

fährt. Will die MERBAG die Kunden an sich binden, müssen die Leistungen über die<br />

Produktebene hinaus gehen. Dies ist möglich über Servicequalität und die Qualität der<br />

Beziehungen.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Begeisterung (Erwartungen übertroffen)<br />

Gefühls-Ebene Qualität der Beziehung<br />

(„Extraleistungen“ ohne direkten Bezug<br />

zum Produkt und Produkt-Service)<br />

Dienstleistungs- Zufriedenheit (Erwartungen sind erfüllt)<br />

Ebene<br />

Qualität im „Service“<br />

Produkt-Ebene<br />

emotionale Qualität<br />

Qualität des gekauften Autos<br />

Unzufriedenheit (Produkt oder Service sind<br />

aus Sicht des Kunden mangelhaft)<br />

Abbildung 4-3: Drei Stufen führen zur Begeisterung<br />

Quelle: in Anlehnung an Biermann, 1996, S. 98 in Zach, 1997, S. 43<br />

39


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Voraussetzung dafür ist, dass die MERBAG ihre Kunden kennt und ihre Aktivitäten am<br />

Kunden - und nicht am Produkt - ausrichtet. Die Beziehung zum Kunden muss stärker in<br />

den Vordergrund treten. Während Produkte und Leistungen schneller kopierbar werden,<br />

sind Beziehungen nicht so schnell aufzubauen. Kennt man den Kunden und seine<br />

Bedürfnisse, kann die MERBAG eine individuelle Leistung bieten, was einen bedeutenden<br />

Wettbewerbsvorteil bietet.<br />

Stellen wir die theoretischen Grundlagen der tatsächlichen Situation gegenüber, lässt sich<br />

das Verbesserungspotential in drei Handlungsebenen gliedern, welche die Strategie, die<br />

Planung und die Umsetzung betreffen:<br />

1. Einordnung von Kundenbindung auf einer strategisch übergeordneten Ebene<br />

Kundenbindung muss als strategische Zielsetzung verstanden werden. Nur schon<br />

deshalb, weil sich ein Retailbetrieb in einem starken Spannungsfeld bewegt, in dem er<br />

Produkte und Dienstleistungen gleichzeitig anbietet.<br />

Bereits die Aufbauorganisation anhand des Beispiels der PWB zeigt, dass das<br />

Unternehmen in die zwei Bereiche Sales und After Sales unterteilt ist. Um diese<br />

beiden „Welten“ vereinen zu können, ist es von grösster Wichtigkeit, Kundenbindung<br />

als Ziel auf strategischer Ebene zu implementieren. Das übergeordnete Ziel einer<br />

Ausrichtung auf Kundenbindung ist die effiziente Realisierung der Bindung von<br />

Kunden in unterschiedlichen Kontakten über den Lebenszyklus eines Fahrzeuges<br />

hinaus.<br />

Dies gelingt nur, wenn jeder Mitarbeiter beste Servicequalität bietet, welche top town<br />

gelebt und auch gefordert wird.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

40


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

2. Kunden- statt Produkteorientierung<br />

Basis für den Unternehmenserfolg ist die Kundenorientierung, darauf aufbauend die<br />

Kundenzufriedenheit und ableitend die Kundenbindung. Wie es die Begriffe bereits<br />

sagen: Das Unternehmen muss sich an seinen Kunden orientieren und nicht nach<br />

dem Unterhalts- und Betreuungsbedarf der Produkte. Führt man sich die Elemente<br />

des After Sales Kundenlebenszyklus vor Augen wird klar, dass sich diese Kontakte<br />

ausnahmslos am Produkt und nicht an der persönlichen Situation der Kunden<br />

orientieren.<br />

Bei neueren Fahrzeugen werden die Wartungsintervalle technisch bedingt<br />

vorgegeben. Hier liesse sich aber das Eine mit dem Anderen verbinden. Kennen wir<br />

die Bedürfnisse unserer Kunden, lässt sich das Muss für den Kunden - wie bspw. das<br />

Ausführen von Wartungsdiensten - möglichst angenehm gestalten, indem wir wissen,<br />

wann er am besten auf sein Auto verzichten kann.<br />

Für die Marketingorientierung ist es deshalb entscheidend, ob in einem Unternehmen<br />

die Produkte im Vordergrund stehen oder der Kunde als Mensch. Gerade bei<br />

hochwertigen Produkten mit einer gewissen Wirkung - Mercedes-Benz gehört<br />

sicherlich in diese Kategorie - ist die Gefahr gross, den Fokus auf das Produkt anstelle<br />

des Kunden zu legen.<br />

3. Besonderheiten von Dienstleistungen berücksichtigen<br />

Die Besonderheiten langfristiger Betreuung lassen sich am besten mit der<br />

Redewendung „Das erste Auto verkauft der Verkaufsberater, das Zweite der<br />

Serviceberater“ charakterisieren. Im Automobilbereich hört die Qualitätswahrnehmung<br />

nicht mit der Übergabe des Fahrzeuges auf, sondern ist während des gesamten<br />

Lebenszyklus dieses Fahrzeuges wirksam.<br />

Während dieser langen Zeitspanne, in welcher sich die Qualitätseinschätzung ins<br />

Positive oder Negative verändern kann, hat der Kunde in der Regel mit dem After<br />

Sales Bereich Kontakt. Dabei werden in der Regel Dienstleistungen und nicht<br />

eigentliche Produkte angeboten. Es ist daher von zentraler Bedeutung, die<br />

Besonderheiten vom Marketing der Dienstleistungen zu beachten.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

41


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

In den drei folgenden Kapiteln 4.2.1 bis 4.2.3 gehen wir detailliert auf die soeben<br />

beschriebenen Handlungsfelder ein und leiten anschliessend in Kapitel 4.3 die nötigen<br />

Standards ab, um beste Servicequalität zu erreichen.<br />

4.2.1 Einordnung von Kundenbindung<br />

Kundenbindung ist seit einigen Jahren Schlagwort in der Marketingwelt. Marketingdatenbanken<br />

werden gefüttert, Bonusprogramme aus dem Boden gestampft und Kundenkarten<br />

verteilt. Dies alles ist zwar gut, genügt aber noch nicht zur Kundenbindung. Wichtig ist es,<br />

den Kaufakt eine Autos, nicht als Abschluss, sondern als Beginn einer Beziehung zu<br />

verstehen (Kunz, 1996, S. 13).<br />

Ab dem Kauf eines Autos steht die Servicequalität und damit die Leistung eines<br />

Menschen im Vordergrund. Das Verhalten der Mitarbeiter bestimmt die Servicequalität,<br />

welcher der Kunde wahrnimmt. Sie können auf die Wahrnehmung der Qualität emotional<br />

oder sachlich eingehen und einwirken sowie Bedürfnisse des Kunden befriedigen oder<br />

wecken (Rizk-Antonious, 2002, S. 65 ff.).<br />

Diese Servicequalität zu leben ist keine Methodik, sondern eine Grundhaltung einer<br />

Unternehmung, welche durch Werte gelebt wird. Deshalb ist es wichtig, Servicequalität<br />

auf oberster strategischer Ebene einzuordnen und als strategische Zielsetzung zu<br />

erkennen. Dies betrifft sowohl den Sales als auch den After Sales Bereich welche damit<br />

ein gemeinsames Ziel zu verfolgen haben.<br />

Grundgedanke dafür sind die Moments of Truth, welche entscheidend dafür sind, wie der<br />

Kunde die Servicequalität wahrnimmt.<br />

Aufgrund dieser Denkansätze soll Kundenbindung in sämtliche Organisationsebenen<br />

sowie Strukturen und Prozesse eingebunden werden. Wichtig ist, dass die<br />

Servicequalität, durch welche man Kundenbindung generieren möchte, auf oberster<br />

Hierarchiestufe vorgelebt und Ansatzpunkt aller Überlegungen wird.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

42


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Dies bedeutet aber auch, dass Mitarbeiter an der Front Freiräume benötigen, um eine<br />

optimale Service-Qualität zu erbringen. Es muss ihnen ein Gefühl der Sicherheit vermittelt<br />

werden, ein gewisses Risiko eingehen zu dürfen, sofern die Entscheidung notwendig ist,<br />

dass der Kunde zufrieden ist. Allzu schnell verpasst man die Chance eines Moments of<br />

Truth, in dem Entscheidungen nicht gefällt, sondern nach oben delegiert werden (Carlzon,<br />

1988, S. 108). Kundenbindung als Kernaufgabe, stellt daher entsprechende<br />

Anforderungen an die Marketingorganisation und –führung.<br />

Aufgaben <br />

Merkmale<br />

Kundenakquisition<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Kundenbindung<br />

Führungsstil eher autoritär eher<br />

partizipativ<br />

Primäre<br />

Orientierung<br />

Wichtiger<br />

Erfolgsfaktor<br />

bedürfnisorientiert<br />

bedürfnisorientiert<br />

Leistungsinnovation<br />

43<br />

Leistungspflege<br />

eher partizipativ eher autoritär<br />

kompetenzorientiert<br />

kompetenzorientiert<br />

Flexibilität Zuverlässigkeit Kreativität Kontinuität<br />

Adaption Revolution Evolution Evolution Evolution<br />

Abbildung 4-4: Anforderungen an Marketingorganisationen und –führung<br />

Quelle: Tomczak & Reinecke, 1996, S. 15<br />

Neben den Prozessen ist der Mensch, welche die Dienstleistung erbringt, für deren<br />

Qualität verantwortlich. Generell halten Kunden folgende Eigenschaften ihres Beraters für<br />

wichtig (Rizk-Antonious, 2002, S. 54):<br />

Eigenschaft Inhalt<br />

Verlässlichkeit Fähigkeit, versprochene Leistung zuverlässig und korrekt<br />

auszuführen<br />

Schneller Einsatz Bereitschaft zur effizienten und schnellen Lösung von<br />

Kundenproblemen.<br />

Leistungskompetenz Wissen, Höflichkeit und Vertrauen<br />

Einfühlungsvermögen Bereitschaft, sich um individuelle Wünsche des Kunden zu<br />

kümmern<br />

Materielles Umfeld Physisches Umfeld wie Räumlichkeiten, Einrichtung,<br />

Erscheinungsbild Personal<br />

Abbildung 4-5: Wichtige Eigenschaften von Beratern aus Kundensicht<br />

Quelle: Rizk-Antonious, 2002, S. 54


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Aus dieser Sicht ist es wichtig, die Kundenorientierung im ganzen Betrieb zu leben. Der<br />

Kunde erwartet diese Eigenschaften von jedem Mitarbeiter eines Betriebes, sei dies der<br />

Serviceberater, Mechaniker oder Geschäftsleiter. Er möchte spüren, dass er als Kunde im<br />

Mittelpunkt der Handlungen steht. Besonders prägend ist dafür eine Betreuung mit<br />

„personal touch“, in dem Mitarbeiter dem Kunden das Gefühl geben, besonders wichtig für<br />

sie zu sein.<br />

4.2.2 Kunden- statt Produkteorientierung<br />

Bedingt durch einen höheren Bildungsstand und ein geändertes Informationsverhalten<br />

werden Kunden anspruchsvoller. So sind sie mit einer Vielzahl von Informationen über die<br />

unterschiedlichsten Medien konfrontiert. Produkte werden austauschbarer und es wird<br />

immer schwieriger, sogenannte Unique Selling Proposition (USP) über das Produkt zu<br />

schaffen (Hinterhuber & Matzler, 1999, S. 402).<br />

Will man den Kunden an sich binden, ist es entscheidend, die möglichen Gefühle des<br />

Kunden zu erahnen und zum richtigen Zeitpunkt zu handeln. Der Kunde soll nicht das<br />

Gefühl haben, bei Unterzeichnung des Kaufvertrages eines Autos das Geschäft<br />

abgeschlossen zu haben. Die Arbeit für den Anbieter beginnt erst jetzt, dem Kunden<br />

immer wieder zu beweisen, dass seine Kaufentscheidung richtig wahr.<br />

Auf der Leistungsebene können Unterschiede nur noch über die Qualität der<br />

Kundenbetreuung und Beziehung zum Anbieter geschaffen werden. Damit unsere<br />

Botschaft seine Wirkung erzielt, muss sie spezifisch auf die Interessen unserer Kunden<br />

ausgerichtet sein. Entscheidend ist deshalb, die möglichen Kontaktpunkte optimal zu<br />

gestalten bzw. zu optimieren. Wer Stammkunde ist, möchte auch so behandelt werden.<br />

Dazu gehören emotionale Aspekte wie das Gefühl, geschätzt zu werden sowie konkrete<br />

Vorteile aus der Beziehung via Zusatzleistungen, welche nicht eingefordert, sondern<br />

gerne unterbreitet werden, weil man ein guter Kunde ist (Kunz, 1996, S. 34).<br />

Als möglich und durchaus sinnvoll sei es, jeden Kunden sechs- bis zwölfmal pro Jahr zu<br />

kontaktieren (Hinterhuber & Matzler, 1999, S. 403).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

44


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Diese Kontaktpunkte können über den Versand einer Kundenzeitschrift geschehen, über<br />

das Verschicken eines neuen Prospektes oder einer Einladung zu einer Veranstaltung wie<br />

Tag der offenen Tür sowie über persönliche Geburtstags- oder Weihnachtsgrüsse. Es ist<br />

auch denkbar, ein Jubiläum der Kundenbeziehung mit dem Kunden zusammen „zu<br />

feiern“. Eine repräsentativen Befragung in Holland zeigte, dass die Mehrheit eines<br />

Kundenclubs gerne Informationen über das entsprechende Unternehmen erhält und dies<br />

nicht als lästige Werbepost ansieht (Hinterhuber & Matzler, 1999, S. 403).<br />

Bei der Planung dieser Kontakte ist die Stimmung des Kunden während des<br />

Lebenszyklus zu beachten. So entsteht beim Kunden vor allem nach einer<br />

Kaufentscheidung einer grösseren Ausgabe kognitive Ungleichgewichte (Dissonanz) auf.<br />

Einerseits weiss der Kunde, wie viel Geld er ausgegeben hat und noch für den<br />

zukünftigen Unterhalt investieren muss, kann aber Wissen um Leistung, Fahr- und<br />

Prestigegewinn noch nicht greifen. Er wird nun immer mehr nach Argumenten suchen<br />

müssen, welche die Richtigkeit seines Entscheides unterstützen (Hinterhuber & Matzler,<br />

2000, S. 403).<br />

Diese Aufgaben muss der Serviceberater wahrnehmen. Es ist durchaus sinnvoll, wenn<br />

dieser den Kunden von sich aus kontaktiert um zu zeigen, dass er für ihn da ist, wenn er<br />

uns braucht oder bspw. dem Kunden vorab die Bedienungsanleitung des neu gekauften<br />

Autos zustellt.<br />

Die Planung der Kundenbetreuung kann über ein Kundenkontaktprogramm erfolgen,<br />

welches über eine bestimmte Laufzeit (in der Regel 3 bis 5 Jahre) aufgestellt wird.<br />

Voraussetzung dafür ist eine zentrale Kundendatenbank, ein modulares Angebot,<br />

Kreativität bei der Kundenansprache sowie leistungsfähige Logistikpartner.<br />

Zu unterscheiden gibt es aktions- und zeitgesteuerte Programme (Hinterhuber & Matzler,<br />

2000, S. 406):<br />

bei Aktionsprogrammen wird eine genau definierte Gruppe gleichzeitig angesprochen<br />

(Bsp. Kundenzeitschrift, Tag der offenen Tür, Ausstellungen)<br />

bei zeitgesteuerten Programmen wird der Beginn durch ein Ereignis ausgelöst, das<br />

vom Kunden ausgeht und läuft in der Folge individuell ab (Bsp. Einjähriges Jubiläum<br />

des Autobesitzes, Kundengeburtstag, Verlängerung der Garantie).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

45


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

4.2.3 Besonderheiten von Dienstleistungen berücksichtigen<br />

Die Arbeiten im After-Sales Bereich der MERBAG-Gruppe sind Dienstleistungen. Die<br />

Ergebnisse von Dienstleistungen sind gegenüber Sachgütern schwer zu bewerten.<br />

Abbildung 4-6: Bewertung unterschiedlicher Sachgüter und Dienstleistungen<br />

Quelle: in Anlehung an Zeithaml, 1991, S. 40 zit. in Meffert & Bruhn, 1997, S. 74<br />

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die spezifischen Charaktereigenschaften von<br />

Dienstleistungen für den After Sales Bereich zu berücksichtigen (Meffert & Bruhn, 2000,<br />

S.61):<br />

Besonderheiten von<br />

Dienstleistungen<br />

Ableitungen für die MERBAG-Gruppe<br />

Immaterialität Leistung sichtbar machen, in dem man dem Kunden zeigt,<br />

was repariert wurde und ihm dies detailliert auf der<br />

Rechnung ausweist und erklärt.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Aufmerksamkeit mittels materiellen Leistungskomponenten<br />

wie einem kleinen Geschenk nach einem Service-Besuch<br />

(Bsp. mit Logo und Dankeschön versehene Pet-<br />

Trinkflasche) wecken.<br />

Unternehmens-/ Leistungsimage verbessern durch Events,<br />

Sponsoring, Public Relation.<br />

- Nichttransportfähigkeit Bedingungen der Leistungserstellung bekannt machen<br />

(Ort, Zeit usw.).<br />

In gewissen Fällen ist es möglich, den Kunden telefonisch<br />

oder mittels anderen technischen Hilfsmitten zu beraten,<br />

wie er ein Problem lösen kann, um sich so den Weg in die<br />

Garage ersparen zu können.<br />

46


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

- Nichtlagerfähigkeit Das Dienstleistungsmarketing muss seine Aktivitäten eng<br />

mit den Kapazitäten der Werkstatt abstimmen.<br />

Leistungsfähigkeit des<br />

Dienstleistungsanbieters<br />

Integration des<br />

externen Faktors<br />

„Kunde“<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Kurzfristige Nachfragesteigerungen wie bspw. bei erstem<br />

Schneefall müssen gemeistert werden können.<br />

Flexibilität ist für einen Garagenbetrieb sehr wichtig. Der<br />

Kunde möchte bei einem Problem mit dem Auto kurzfristig<br />

in die Autogarage kommen. Für die Planung der<br />

Kapazitäten bedeutet dies, dass gewisse Reservierung der<br />

Kapazitäten oder zusätzliche Arbeitskräfte flexibel<br />

gehandhabt werden können. Ein sehr guter Lösungsansatz<br />

ist hierfür sicherlich der ExpressService.<br />

Spezifische Dienstleistungskompetenzen via detaillierte<br />

Rechnung und weiteren Unterlagen sowie Hilfsmitteln<br />

dokumentieren.<br />

Die Fähigkeiten lassen sich auch über Personal, das<br />

Unternehmen selbst oder die Ausstattung hervorheben.<br />

Fähigkeitspotentiale materialisieren mittels Informationen in<br />

Broschüren, Kundenzeitschriften oder Plakate in der<br />

Kundenkontaktzone<br />

Um das Transportproblem zu überwinden Auto evtl. beim<br />

Kunden zu Hause abholen.<br />

Aufbau enger Kunden-Mitarbeiter-Beziehung über<br />

individuelle Kommunikation wie konsequente Bedienung<br />

immer durch den zugewiesenen Service-Berater, selbst<br />

unterschriebene Glückwunschkarte, telefonische<br />

Nachfassaktion usw.<br />

Bedürfnisse des Kunden berücksichtigen und individuelle<br />

auf den Kunden abgestimmte Lösung anbieten.<br />

Abbildung 4-7: Ableitung spezifischer Charaktereigenschaften von Dienstleistungen<br />

Quelle: Meffert & Bruhn, 2000, S.61<br />

47


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

4.3 Ableitung der Servicequalitätsstandards<br />

Auf Basis des Verbesserungspotentials in Kapitel 4.2 zeigen wir nun auf, welche<br />

Standards helfen, eine langfristige Beziehung zum Kunden aufzubauen und zu erhalten.<br />

Dabei ist es wichtig, sich nicht nur auf eine oder wenige Determinanten der<br />

Kundenbindung zu konzentrieren, denn letztlich ist die Wirkung des Massnahmen-Mixes<br />

entscheidend.<br />

4.3.1 Kundenkontaktprogramm<br />

Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs und der zentralen Bedeutung des Kunden<br />

muss der erste Schritt die Ausrichtung des Unternehmens am Kunden sein.<br />

Die bestehenden Kontaktpunkte des Kundenlebenszyklus orientieren sich am Produkt.<br />

Der Kontakt zum Kunden findet statt, wenn es das Produkt verlangt. Der Kunde sucht in<br />

der Regel von sich aus den Kontakt, wenn Wartungsarbeiten oder der Reifenwechsel<br />

fällig sind.<br />

Um die Kunden an die Unternehmung zu binden, sollte das Produkt lediglich Mittel zum<br />

Zweck sein, um den Kunden mit den Dienstleistungen zu begeistern. Dies bedeutet, dass<br />

die Aktivitäten sich nicht am Fahrzeug, sondern am Besitzer orientieren, um so die<br />

Kunden an die MERBAG zu binden. Ein Kundenkontaktprogramm sollte daher kundenund<br />

nicht produktorientiert sein. Weitere Kontaktpunkte, welche sich mit den bestehenden<br />

kombinieren lassen, könnten wie folgt gestaltet werden:<br />

Gratulation zum Geburtstag des Kunden<br />

Neujahrsglückwünsche<br />

Urlaubswünsche an den Kunden vor dessen Reiseantritt mit dem Auto<br />

Gratulation zum „Produktionstag“ des Fahrzeuges<br />

Gratulation zur Geburt der Tochter bzw. des Sohnes<br />

Gratulation zum 18. Geburtstag der Tochter bzw. des Sohnes<br />

Gratulation zur Beförderung<br />

Gratulation bei Erwerb von Wohneigentum<br />

Gratulation zum Kundenjubiläum, 5 Jahre, 10 Jahre usw.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

48


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Bei den obigen Kontakten gilt es zu hinterfragen, welche persönlichen Ereignisse<br />

mögliche Änderungen der Bedürfnisse an das Fahrzeug stellen. Alle Kontaktpunkte<br />

könnten von einer entsprechenden materiellen Aufmerksamkeit begleitet sein (Blumen,<br />

Essensgutschein, Flasche Champagner, Landkarte, Hotelgutschein usw.).<br />

Voraussetzung für ein solches Kontaktprogramm, welches den Kunden als Menschen ins<br />

Zentrum stellt, ist dass die MERBAG ihre Kunden und deren individuelle Situation sehr<br />

gut kennt und die entsprechenden Daten einfach und verlässlich verfügbar sind.<br />

Die Kunden zu kennen, wird nur erreicht über Mitarbeiter, welche ein natürliches Interesse<br />

an ihren Mitmenschen aufbringen. Der ideale Serviceberater hat daher eine sehr<br />

ausgeprägte Sozialkompetenz, welche wichtiger ist als sein fachliches Wissen. Über<br />

spezifisches Fachwissen verfügen bereits der Werkstattmeister, die Diagnostiker und die<br />

Systemtechniker.<br />

4.3.2 Standards zur Optimierung der Moments of Truth<br />

Der Werkstattbesuch wird häufig als lästig empfunden. Wartungsarbeiten sind zwar in der<br />

Regel vorhersehbar, Reparaturen häufig aber nicht. Man hatte verschiedene Unannehmlichkeiten<br />

oder ist gar verärgert oder verunsichert. Dem Kunden entsteht nur zusätzlicher<br />

Zeitaufwand und oft nicht einschätzbare Kosten. Häufig kann er zudem keine Leistung<br />

sehen.<br />

Im allgemeinen zeigt sich oft, dass Kunden zu Mitbewerbern wechseln, weil sie in erster<br />

Linie die Qualität der Serviceleistung bemängeln. Zu wenig persönlicher Kontakt,<br />

unzureichende Aufmerksamkeit, fehlende individuelle Betreuung oder der falsche Ton<br />

sind Ursachen der Abwanderung (Ritz-Antonious, 2002, S. 51).<br />

In den Kontaktpunkten mit der Garage gilt es deshalb, dem Kunden zu beweisen, dass er<br />

die beste Wahl getroffen hat. Aus Sicht der MERBAG sind die Kontaktpunkte eine<br />

Chance, zufriedene Kunden zu schaffen und sich als Unternehmen einen<br />

Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

49


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Deshalb ist es um so notwendiger, die internen Voraussetzungen und das Bewusstein für<br />

einen guten Kundenservice zu schaffen und zu erhalten. Gegenüber den 4 P's im<br />

Konsumgütermarketing werden im Dienstleistungsmarketing die entsprechenden<br />

Massnahmen anhand den 7 P's abgeleitet:<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Abbildung 4-8: Erweiterter Marketingmix im Dienstleistungsbereich<br />

Quelle: Margrath zit. in Meffert & Bruhn, 1997, S. 287<br />

Im folgenden leiten wir mögliche Massnahmen anhand der einzelnen Punkte des<br />

Marketingmixes im Dienstleistungsbereich ab:<br />

Produkt (Product)<br />

Verbesserung des Leistungsprogrammes<br />

Servicekomponente<br />

Individualisierte Produktangebote<br />

Besonderes Produktdesign<br />

Kernleistungsbezogene Zusatzleistungen<br />

Einführung eines Qualitätsstandards<br />

Value-Added Services<br />

Der Nutzen des Produktes können einerseits Gebrauchsnutzen sein wie zuverlässige<br />

Raumüberwindung, Sicherheit, Grösse, Ausstattung und Komfort, Fahrleistung und<br />

technischer Stand.<br />

50


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Andererseits lassen sich soziale und psychische Nutzen in den Vordergrund stellen wie<br />

bspw. Design und Anmutung, Symbolik und Sozialprestige, Erlebnis und Fahrspass sowie<br />

Ethik und Moral (Hoffmann, 2002, S. 56).<br />

Dabei ist Qualität keine absolute Grösse. Entscheidend ist, wie Kunden Qualität<br />

beurteilen. Der Kunde selbst hat bestimmte Erwartungen an ein Produkt und prüft,<br />

inwieweit das Produkt mit seinen Erwartungen übereinstimmt. Die Kundenperspektive<br />

wird selber geprägt vom Unternehmen wie auch vom Wettbewerb.<br />

Bei einem traditionellen Markenname wie Mercedes-Benz steigen die Kundenerwartungen<br />

erheblich. Zahlreiche Merkmale der Fahrzeuge verschiedener Marken<br />

gleichen sich mehr und mehr einander an. Technische Vorsprünge sind kaum erheblich,<br />

sodass Mehrwerte immer weniger über das Produkt, sondern über die Servicequalität des<br />

Retailbetriebes bestimmt werden.<br />

Das Ergebnis des Vergleichsprozesses ist die Einschätzung der Produktqualität. Werden<br />

seine Erwartungen mindestens erfüllt, so wird die Qualität als positiv empfunden. Erlebt<br />

der Kunde einen unbefriedigenden Produktnutzen, so wird er eine Qualitätslücke<br />

wahrnehmen (Ritz-Antonious, 2002, S. 25).<br />

Die Qualitätswahrnehmung im Automobilbereich hört nicht mit der Übernahme des<br />

Fahrzeuges auf, sondern ist während des gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeuges<br />

wirksam.<br />

Möchte sich ein Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen, muss es dem Kunden<br />

einen Zusatznutzen bieten. Wichtig dabei ist, dass die Kunden diesen zusätzlichen<br />

Nutzen wahrnehmen, um so die Erwartungen zu übertreffen und den Kunden begeistern<br />

zu können. Beispiele dafür wären ein kleines Geschenk nach einem Service wie zum<br />

Beispiel eine mit Logo der Garage versehene Pet-Trinkflasche, eine nette Karte mit<br />

Pfefferminzbonbons, eine von der MERBAG zusammengestellte Musik-CD.<br />

Wichtig bei der Gestaltung der Serviceleistung ist, dass sie auf den Bedürfnissen des<br />

Kunden basiert. Kunden wollen als Individuen behandelt werden und können dadurch<br />

begeistert werden (Carlzon, 1988, S. 18). Kennt der Serviceberater seine Kunden, kann<br />

er den Kunden so betreuen, dass dieser für seine Empfehlungen dankbar ist, ohne das<br />

Gefühl aufkommen zu lassen, dass man ihm um jeden Preis möglichst viel verkaufen will.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

51


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Preis (Price)<br />

Das Preis-Leistungs-Verhältnis wirkt auf die Zufriedenheit des Kunden. Während<br />

Zufriedenheit selbst die Preissensibilität verringert, erhöht zunehmende Kundenbindung<br />

gar die Preistoleranz. Es ist deshalb von zentraler Bedeutung, Preise aktiv auch unter<br />

marketingtechnischen Aspekten zu gestalten (Siems, 2003, S. 49 ff.).<br />

Die Kunden möchten ein Problem gelöst haben und suchen zu einem möglichst günstigen<br />

Preis eine Leistung, welche ihren Bedürfnissen entspricht. Oftmals gibt es aber die<br />

perfekte Leistung nicht. Wichtig ist deshalb kontinuierlich den Kundennutzen anzupassen<br />

(Kunz, 1996, S. 32). Ein kundenorientierter Ansatz in der Preispolitik ist die Preissetzung<br />

am Nutzen des Kunden auszurichten. Möglichkeiten dafür wären bspw. Preisgarantien,<br />

zeitwertgerechte Reparaturen sowie abgestufte Preismodelle, Kundenkarten,<br />

Kundenclubs.<br />

Paketpreise ist ein weiteres Instrument, um für bestimmte Teilleistungen Preise<br />

festzusetzen oder zu einem Gesamtpreis zusammenzulegen. Man geht davon aus, dass<br />

so die Weiterempfehlungs- und Wiederkaufsabsicht steigen. Weiter kann so auch der<br />

Cross-Selling-Effekt gefördert werden, indem der Kunde verschiedene Leistungen vom<br />

selben Anbieter in einem Paketpreis bezieht (Siems, 2003, S. 72). Der ExpressService<br />

beispielsweise eignet sich sehr gut, um einerseits Paketpreise einzuführen und<br />

andererseits den Preis als Marketingelement einzusetzen.<br />

Wichtig zu beachten ist, dass nicht nur neue Kunden mit attraktiven Preisen und Rabatten<br />

zur Kundenbindung gelockt werden, sondern die langjährigen Kunden, welche nicht<br />

regelmässig auf neue Preise und Konditionen bestehen, für ihre Treue belohnt werden<br />

(Kunz, 1996, S. 35). Zum Beispiel können loyalen Kunden Vergünstigungen gewährt<br />

werden, die andere Kunden nicht erhalten, d.h. der Preis richtet sich nach der Dauer der<br />

Kundenbeziehung. Bonus- und Rabattsysteme bauen ökonomische Barrieren für einen<br />

Wechsel der Geschäftsbeziehung auf (Siems, 2003, S. 70 ff.). Beispiel Treuebonus-Pass<br />

der AMAG (siehe Anhang).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

52


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Ort (Place)<br />

Die Lage eines MERBAG Betriebes ist nicht zu unterschätzen. Viele Personen möchten<br />

immer mehr alltägliche Dinge auf einfachem Weg erledigen können. So ist es für einen<br />

Garagenbetrieb ideal, wenn dieser am Arbeitsweg liegt oder mit den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln erreichbar ist. Befinden sich in der näheren Umgebung Einkaufsmöglichkeiten,<br />

kann zudem eine Wartezeit ideal überbrückt werden.<br />

Werbung (Promotion)<br />

Die Problematik von Werbung liegt heute in der Informationsüberlastung. So werden viele<br />

Informationen gar nicht mehr beachtet. Es ist deshalb notwendig, die Werbung<br />

personifiziert zu gestalten.<br />

Im Vordergrund soll nicht der Bedarf, sondern die Pflege der Beziehung zum Kunden<br />

stehen. Dies verlangt nach einem Beziehungsmanagement, bei welchem man Werte und<br />

Hilfestellungen in den Mittelpunkt stellt. Ziel ist die Herstellung von Vertrauen (Peters zit.<br />

in Bruhn & Strauss, 1995, S. 62).<br />

Zu beachten dabei ist, dass Dienstleistungen einen hohen Informations- und<br />

Erklärungsaufwand haben, um den Nutzen und die Wirkung der Serviceleistung zu<br />

umwerben. Die Kommunikation soll das fehlende materielle Produkt spürbar werden<br />

lassen (Peters in Bruhn & Strauss, 1995, S. 62). In Bezug auf Kundenbindung bestehen<br />

vor allem Chancen in Direct Mails, Event-Marketing, Kundenclubs und<br />

Kundenzeitschriften.<br />

Werbung findet aber nicht nur vom Unternehmen zum Kunden (externe Kommunikation),<br />

sondern auch vom Mitarbeiter zum Kunden (interaktive Kommunikation) statt. Wichtig ist<br />

deshalb, die interne Kommunikation von Unternehmen zum Mitarbeiter nicht zu<br />

vergessen. Mitarbeiter, welche einen spürbar besseren Service leisten sollen, benötigen<br />

Informationen und Motivation durch internes Marketing.<br />

Ganz ohne das konventionelle Marketing geht es schliesslich auch heute nicht. Es<br />

bestärkt treue Kunden in ihrer Entscheidung für ein Unternehmen (Kunz, 1996, S. 38).<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

53


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Personal (Personel)<br />

Bei der Erstellung einer Dienstleistung kommt meistens ein persönlicher Kontakt zwischen<br />

Kunde und Kundenkontaktpersonal zustande.<br />

Insofern beeinflusst das Verhalten der Mitarbeiter, ihr Auftreten und Benehmen, die Art<br />

ihrer Ansprache und ihr Bemühen wesentlich die wahrgenommene Dienstleistungsqualität<br />

aus Kundensicht (Strauss in Bruhn & Strauss, 1995, S. 259).<br />

Wichtig ist auch, dass berechtigte Anliegen von der Front wahrgenommen werden. Ist<br />

dies nicht der Fall, verbrüdern sich Mitarbeiter mit den Kunden gegen das Unternehmen<br />

(Kunz, 1996, S. 40).<br />

Für den Kunden ist es wichtig, dass Probleme gelöst werden, wenn sie auftauchen.<br />

Mitarbeiter an der Kundenfront sollen auf Bedürfnisse und Probleme des Kunden<br />

individuell eingehen. Oftmals müssen sie in wenigen Sekunden entscheiden und handeln.<br />

Sie müssen Sicherheit, Autorität und das Recht haben, ausgehend von gewissen<br />

Bedingungen, Entscheidungen zu treffen. Muss die Entscheidung in der Hierarchie weiter<br />

nach oben getragen werden, verstreichen kostbare Momente und behindern die kreative<br />

Problemlösung. Man verpasst die Gelegenheit, einen treuen Kunden zu gewinnen<br />

(Carlzon, 1988, S. 20). Das Risiko einer Fehlentscheidung ist wesentlich geringer als die<br />

möglichen Verluste durch starke Reglementierung (Kunz, 1996, S. 56).<br />

Voraussetzung um Verantwortung zu übernehmen, sind Informationen, welche die<br />

Mitarbeiter überzeugen und inspirieren (Carlzon, 1988, S. 17). Wer Entscheidungen<br />

treffen soll, muss das Gefühl vermittelt bekommen, auch bei einer falschen Entscheidung<br />

nicht in Schwierigkeiten zu geraten oder gar den Arbeitsplatz zu verlieren (Carlzon, 1988,<br />

S. 108). Der Mitarbeiter soll die Grenzen und Konsequenzen eigenverantwortlichen<br />

Handelns kennen. Die Anwendung wird rückwirkend anhand von Einzelfällen überprüft<br />

und zukunftsgerichtet korrigiert (Kunz, 1996, S. 56).<br />

Damit wird das Personal zu einer wesentlichen Zielgruppe des internen Marketings<br />

(Strauss zit. in Bruhn & Strauss, 1995, S. 259). Jeder Mitarbeiter braucht die Gewissheit,<br />

dass er gebraucht wird.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

54


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Gibt man jemandem die Freiheit, Verantwortung zu übernehmen, werden Ressourcen<br />

freigesetzt, die sonst verborgen geblieben wären. Man bringt Menschen nicht dazu, ihre<br />

Fähigkeiten auszubauen, indem man sie mit festen Regeln lenkt (Carlzon, 1988, S. 92).<br />

Kundenbeziehungen zu pflegen ist eine Angelegenheit jedes Mitarbeiters. Alle Personen,<br />

mit welchen der Kunde in Kontakt trifft – bspw. Mechaniker, Buchhalter, Geschäftsführer –<br />

müssen ihre Verantwortung wahrnehmen.<br />

Eigenschaften wie Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Motivation, Empathie, soziale<br />

Fähigkeiten, Fachkompetenz und äusseres Erscheinungsbild sind wichtig und müssen bei<br />

Entscheiden der Personalauswahl, -entwicklung und –führung berücksichtigt und<br />

gefördert werden.<br />

Umfeld, Ambiente (Physical Facilities)<br />

„You never get a second chance to make a first impression" besagt ein bekanntes<br />

Sprichwort. Der Kunde nimmt intuitiv Eindrücke wahr und entscheidet, ob er sich<br />

angesprochen und wohl fühlt bei einer Firma. Er soll sich willkommen und als Gast fühlen.<br />

Dabei spielt das ganze Umfeld, der Geruch, das Licht, die Musik und Farben eine Rolle.<br />

Details wie eine einladende Firmenfront, Sauberkeit in und um das Gebäude, eine<br />

angenehme Einfahrt und günstig gelegene Parkplätze sind wichtig, um dem Kunden von<br />

Anfang an ein gutes Gefühl zu vermitteln.<br />

Einen ungepflegten ersten Eindruck machen ausgeblichene Produktfotos und/oder<br />

vertrocknete, eingestaubte Pflanzen. Ein verwirrender „Schilderwald“ von Angeboten<br />

schreckt den Kunden ab.<br />

Vor allem Wert zu legen ist auf die Gestaltung der Kundenkontaktzone. Durch bequeme<br />

Sitzgelegenheiten, Zeitschriften und Getränke können die Wartezeiten für den Kunden<br />

angenehm gestaltet werden.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

55


Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />

Prozess (Process Management)<br />

Viele Abläufe der Werkstatt wiederholen sich und können deshalb zu einem grossen Teil<br />

standardisiert werden (Rizk-Antonious, 2002, S. 202). Idealprozesse mit den Angaben der<br />

relevanten Kriterien für den Kunden, den eingebunden Personen und Mittel sowie die<br />

Prüfung der Umsetzung, können im Voraus definiert werden.<br />

In der Gestaltung der Dienstleistungserbringung liegen viele Möglichkeiten, sich zu<br />

profilieren (Kunz, 1996, S. 86). Wichtige Serviceaspekte sind die Erreichbarkeit von<br />

Mitarbeitern, die Antwortzeiten auf Problemlösungen, die effiziente Abwicklung der<br />

Fahrzeugübergabe, Mobilitätsgewährleistung via eines Ersatzfahrzeuges, korrekte<br />

Diagnose, Schnelligkeit der Reparatur, Verbindlichkeit der Terminvereinbarung sowie die<br />

Preisgestaltung der Werkstatt.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

56


Kapitel 5: Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards<br />

5 Empfehlungen zur Umsetzung der<br />

Servicequalitätsstandards<br />

5.1 Massnahmenplan<br />

Kundenbindung zu erlangen, bedingt üblicherweise eine Veränderung der Service-Kultur,<br />

was als langfristiges Ziel betrachtet werden muss. Vor allem die Anpassung eingehaltener<br />

Verhaltensmuster benötigt Zeit.<br />

Als wichtigste Meilensteine in der Umsetzung erachten wir folgende Punkte:<br />

Meilensteine Involvierte<br />

Personen<br />

Zeitrahmen<br />

Commitment der Konzern- resp. Geschäftsleitung Projektleiter 3 Monate<br />

einholen<br />

Geschäftsleitung<br />

Kundenbindungsmanagement im Leitbild und<br />

in der strategischen Marketingplanung einbetten<br />

Geschäftsleitung 6 Monate<br />

Kader informieren und schulen Geschäftsleitung<br />

Kader<br />

Projektleiter<br />

2 Monate<br />

Mitarbeiter informieren Geschäftsleitung 1 Monat +<br />

Projektleiter<br />

Kader<br />

Alle Mitarbeiter<br />

laufend<br />

Kundenerwartungen und –daten erheben Projektleiter<br />

Mitarbeiter<br />

2 Monate<br />

Benchmarking Projektleiter 2 Monate<br />

Organisation anpassen Projektleiter<br />

Kader<br />

6 Monate<br />

Kundenkontaktprogramm aufbauen Projektleiter<br />

Servicemitarbeiter<br />

4 Monate<br />

Einbindung in das Qualitätsmanagements und Projektleiter 3 Monate<br />

das Controlling<br />

Qualitätsmanagement<br />

Controlling<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Abbildung 5-1: Massnahmenplan<br />

Ein erster wichtiger Baustein ist das klare Commitment der Geschäftsleitung zur<br />

Umsetzung einer funktionierenden Kundenbindungsinitiative. Kundenbindung zu<br />

generieren, ohne dass dies von oberster Hierarchiestufe unbedingt gewollt wird, ist ein<br />

schwieriges, wenn nicht gar unmögliches Ziel.<br />

57


Kapitel 5: Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards<br />

Sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, ist es möglich, Handlungsfelder für alle<br />

Mitarbeiter zu definieren und Instrumente erfolgreich zu implementieren. Dabei wird häufig<br />

vor allem der Widerstand innerhalb des Kaders unterschätzt, da auch konkrete<br />

Veränderungen im Verhalten der Vorgesetzten erfordert werden. Das Management der<br />

Kundenbindung muss deshalb auf oberster Hierarchiestufe im Leitbild verankert werden.<br />

Erst dann kann es in die strategische Marketingplanung eingebettet werden.<br />

Aufgrund der Zielsetzungen können nun die Mitarbeiter informiert und geschult werden.<br />

Dies wird ein ständiger Prozess bleiben. Mit Führung durch Vorbild verkörpern die<br />

Führungskräfte die Zielsetzungen der Organisation und leben sie in ihrem eigenen<br />

Aufgabenfeld vor.<br />

Bevor Massnahmen erhoben werden, muss die MERBAG die Kundenerwartungen<br />

kennen. Gerade weil in einer Garage ein Grossteil der Beschwerden Mängel oder<br />

Schaden am Fahrzeug betreffen, ist es umso wichtiger, mittels einer Kundenbefragung<br />

die psychologischen Faktoren zu erfragen. Dies ist jedoch ebenfalls ein kontinuierlicher<br />

Prozess, da sich Kundenwünsche verändern. Später kann das Beschwerdemanagement<br />

eine wichtige Quelle für Informationen sein.<br />

Ein konstruktiver, branchenübergreifender Gedankenaustausch zwischen Unternehmen<br />

könnte via Benchmarking stattfinden, um auf diesem Weg die sich am Markt vergleichbaren<br />

Problemstellungen gegenüberzustellen und eigene Massnahmen daraus<br />

abzuleiten. Aufgrund der Ausgangsdaten kann ein optimales Kundenkontaktprogramm<br />

erarbeitet werden. Es muss entschieden werden, wer dies erarbeitet und durchführt. Die<br />

Abwicklung einer externen Agentur im Auftrag des jeweiligen Unternehmen<br />

durchzuführen, ist zu prüfen.<br />

Erst wenn einem Grossteil der Mitarbeiter der Zusammenhang zwischen Kundenbindung<br />

und Unternehmenserfolg klar ist, wird ein wirkliches Interesse an der Veränderung der<br />

Situation entstehen. Dies erfordert eine offene Kommunikation, um ein Grundverständnis<br />

für die Zusammenhänge und Bedürfnisse zu schaffen. Informationen über die Abläufe im<br />

Unternehmen sowie regelmässige Erklärung und Begründung der notwendigen<br />

Massnahmen sind Grundlage, dass die Kundenbindungsinitiative Erfolg hat.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

58


Kapitel 5: Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards<br />

Controlling und betriebliches Rechnungswesen werden aufgefordert, die notwendigen<br />

Informationen den Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen, damit die Konsequenzen ihrer<br />

Handlungen auch sichtbar werden. So soll zum Beispiel ein kundenorientiertes<br />

Rechnungswesen die Informationsgrundlage für Bewertungen und Untersuchungen<br />

anhand einzelner Kriterien (bspw. ABC-Analyse auf Umsatzbasis) legen.<br />

5.2 Schulungen der Mitarbeiter<br />

Oftmals reicht es nicht aus, an das Bewusstsein zu appellieren, den Kunden in den<br />

Mittelpunkt sämtlicher Entscheidungen zu stellen. Damit die Mitarbeiter die gewünschte<br />

Leistung im Kundenkontakt erbringen, gehört eine entsprechende qualitätsorientierte<br />

Personalentwicklung und –führung dazu.<br />

Im persönlichen Kontakt mit Kunden sind die Faktoren Selbstwahrnehmung,<br />

Selbstregulierung, Motivation, Empathie, soziale Fähigkeiten, Fachkompetenz und<br />

äusseres Erscheinungsbild besonders wichtig.<br />

Komplexe kundenspezifische Leistungen sind mit zeitintensiven Verkaufsprozessen und<br />

notwendigen Dienstleistungen verbunden. Ein gewünschtes Verhalten der Mitarbeiter<br />

bedingt bestimmte Anforderungen an das Management (Dittrich 2000, S. 206 ff.):<br />

Mitarbeiterverhalten Management-Anforderungen und Instrumente<br />

Verständnis und<br />

Akzeptanz<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

Vorleben durch die Führungskräfte<br />

klare Zielvorgaben<br />

interne und externe bzw. bereichsübergreifende<br />

Kommunikation<br />

Wissen und Wollen Fach- und Sozialkompetenz durch Personalentwicklung wie<br />

bspw. Weiterbildung und geeignete Informationssysteme<br />

Wollen Motivation durch materielle und immaterielle Anreize wie<br />

bspw. Lohn, Arbeitszeit, Beachtung individueller Bedürfnisse,<br />

Personalführung<br />

Dürfen Eigenverantwortung<br />

Kompetenzen<br />

Mitsprache<br />

teilautonome Arbeitsgruppen<br />

Handeln Kontroll- und Beurteilungssysteme<br />

bereichsübergreifende Teamarbeit<br />

Software-Unterstützung<br />

Abbildung 5-2: Ansatzpunkte zur Steuerung des Mitarbeiterverhaltens<br />

59


Kapitel 5: Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards<br />

Gemäss Untersuchungen sind heute weniger die fehlende Einstellung oder Qualifikation,<br />

sondern hemmende Strukturen und Systeme die häufigsten Gründe für ein mangelhaft<br />

kundenorientiertes Verhalten (Dittrich, 2000, S. 209).<br />

Motivation wird vor allem erreicht, indem die Mitarbeitenden als Individuen behandelt<br />

werden, die Führung wertschätzend mit den Mitarbeitern kommuniziert, günstige<br />

Rahmenbedingungen geschaffen werden und die Führungskraft als Vorbild wirkt<br />

(Rizk-Antonious, 2002, S. 73 ff.).<br />

Zudem ist mit einem internen Marketing eine permanente Qualitätsverbesserung aller<br />

Mitarbeiter, die direkt oder indirekt auf die Qualitätswahrnehmung Einfluss haben,<br />

unumgänglich.<br />

5.3 Integration ins CRM-System<br />

Die Veränderungen des Kundenbindungsmanagements erfordern einen regelmässigen<br />

Kontakt zwischen den Marktpartnern, einen kontinuierlichen und umfassenden<br />

Informationsaustausch sowie eine individuelle Ansprache einzelner Kunden bzw.<br />

Kundensegmente.<br />

Ein Informatikkonzept kann dabei das Management von Kundenbeziehungen nachhaltig<br />

unterstützen. Es hilft, die richtigen Dinge zu tun und die Dinge mit dem angemessenen<br />

Aufwand zu erledigen. CRM ist aber mehr als Software – CRM ist ein strategischer<br />

Ansatz und eine Disziplin des Marketings und die dazugehörende Software als<br />

Umsetzungshilfe.<br />

Das Informatik-basierende System ist aber nur so gut, wie es auf die Bedürfnisse<br />

abgestimmt wird. Unternehmensinterne Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />

CRM-Implementierung sind inwieweit Kundenorientierung in die Strategie, in der Kultur,<br />

bei den Mitarbeitern und in die Organisation bereits eingebunden sind (Homburg & Sieben<br />

in Bruhn & Homburg, 2003, S. 443). Die Denkhaltung alleine kann das System nicht<br />

übernehmen.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

60


Kapitel 5: Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards<br />

Zudem sind kundenbezogene Informationen in guter Qualität und Quantität, klares<br />

Konzept für das Customer Relationship Management sowie unternehmensinterne<br />

Voraussetzungen in Bereichen wie Strategie, Unternehmenskultur, Mitarbeiter und<br />

Organisation als Voraussetzung für eine leistungsfähige Lösung erforderlich.<br />

Eine Integration kann bspw. folgende Schritte beinhalten (Homburg & Sieben in<br />

Bruhn & Homburg, 2003, S. 435):<br />

segmentspezifische Basisstrategie bestimmen<br />

Instrumente und Kontaktkanäle auswählen<br />

Lebenszyklusorientierte Kundenbearbeitung modellieren<br />

Umfang und Verantwortlichkeiten definieren<br />

Datenmanagement planen<br />

Konzept für Erfolgskontrolle und Monitoring erstellen<br />

5.4 Budget<br />

Die Erkenntnis, dass eine Neukundengewinnung das Vielfache der Bindung von<br />

bestehenden Kunden kostet, muss auch in die Überlegungen des Marketingbudget<br />

einfliessen. Normalerweise werden die meisten Kosten für die Realisation von<br />

Erstverkäufen investiert (Hinterhuber & Matzler, 2000, S. 404).<br />

Auf der anderen Seite darf durch Kundenorientierung eine Absicherung auf der<br />

Produktivitäts- und Kostenseite nicht vernachlässigt werden. Liegt das Schwergewicht bei<br />

Kundenbindung, müssen die Kosten entsprechend anders budgetiert werden. Aufgrund<br />

eines konkreten Massnahmenplans können die Kosten entsprechend heruntergebrochen<br />

werden.<br />

Grösste Investition werden dabei die Kosten für eine CRM-Lösung sein. Dabei ist dies zu<br />

prüfen, was die MERBAG effektiv an Datenmanagement zu bewältigen hat, bevor ein<br />

System angeschafft wird, welches evtl. gar nicht benötigt würde. Oftmals ist eine<br />

Datenbank auf Programmen wie Access oder Excel basierend ausreichend.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />

61


Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

Bruhn, M. & Homburg, C. (Hrsg.) (2003). Handbuch Kundenbindungsmanagement.<br />

Strategien und Instrumente für ein erfolgreiches CRM (4. Aufl.). Wiesbaden:<br />

Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />

Bruhn, M. & Strauss, B. (Hrsg.) (2003). Dienstleistungsnetzwerke. Dienstleistungsmanagement<br />

Jahrbuch 2003. Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag<br />

Dr. Th. Gabler GmbH.<br />

Bruhn, M. (2001). Qualitätsmanagement für Dienstleistungen (3. Aufl.). Grundlagen,<br />

Konzepte, Methoden. Heidelberg: Springer-Verlag Berlin.<br />

Bruhn, M. & Strauss, B. (1995). Dienstleistungsqualität (2. Aufl.). Konzepte – Methoden –<br />

Erfahrungen. Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />

Carlzon, J. (1988). Alles für den Kunden. Jan Carlzon revolutioniert ein Unternehmen.<br />

Frankfurt/New York: Campus Verlag.<br />

Dittrich, S. (2000). Kundenbindung als Kernaufgabe im Marketing. Universität St. Gallen.<br />

Dissertation Nr. 2345. Schlesslitz: Rosch-Buch.<br />

Grönroos, C. (1990). Service Management and Marketing. Managing the Moments of<br />

Truth in Service Competition. Massachussetts/Toronto: Lexington Books.<br />

Hinterhuber, H. & Matzler, K. (2000). Kundenorientierte Unternehmensführung.<br />

Kundenorientierung – Kundenzufriedenheit – Kundenbindung (2. Aufl.). Wiesbaden:<br />

Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />

Hoffmann, J. (2002). Automobilmarketing im Spannungsfeld von gesellschaftlichen<br />

Umweltzielen und Kundennutzen. Frankfurt am Main: Peter Lang GmbH.<br />

Johannen, G. (2002). consultingnews Nr. 10. Frankfurt: HPP Harnischfeger, Pietsch &<br />

Partner Strategie- & Marketingberatung GmbH.<br />

Jung, S. (1999). Das Management von Geschäftsbeziehungen. Ein Ansatz auf<br />

transaktionskostentheoretischer, sozialpsychologischer und spieltheoretischer Basis.<br />

Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />

Kunz, H. (1996). Beziehungsmanagement. Kunden binden, nicht nur finden. Zürich: Orell<br />

Füssli Verlag.<br />

Meffert, H. & Bruhn, M. (1997). Dienstleistungsmarketing (2. Aufl.). Grundlagen –<br />

Konzepte – Methoden. Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler<br />

GmbH.<br />

Meyer, A. & Dornach, F. (1998). Der Augenblick der Wahrheit. Werbung und Verkaufen.<br />

Oktober, S. 230.<br />

Rizk-Antonious, R. (2002). Qualitätswahrnehmung aus Kundensicht. Beim Kunden besser<br />

ankommen – Konzepte und Praxisbeispiele aus 5 Branchen. Wiesbaden:<br />

Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>


Literaturverzeichnis<br />

Schröter, P. & Nowak, M. (2004). Kundenkarten geschlossener Immobilienfonds. Von<br />

„Payback“ zu „Investors Card“. Immobilien Zeitung, Nr. 23, S. 23.<br />

Siems, F. (2003). Preiswahrnehmung von Dienstleistungen. Konzeptualisierung und<br />

Integration in das Relationship Marketing. Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher<br />

Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />

Tomczak, T. & Dittrich, S. (1997). Kunden binden. Erfolgreiche Kunden binden. Eine<br />

kompakte Einführung. Zürich: Werd Verlag.<br />

Tomczak, T. & Reinecke, S. (1996). Der aufgabenorientierte Ansatz. THEXIS-Fachbericht<br />

für Marketing, Nr. 5, St. Gallen: Verlag THEXIS.<br />

Zach, F.C. (1997). Fang den Kunden. Wie Autohäuser Kontakte knüpfen, Beziehungen<br />

aufbauen, Kunden begeistern. Ottobrunn: Autohaus Verlag GmbH.<br />

Fachspezifische Quellen<br />

DaimlerChrysler AG (2005). Zahlen und Fakten, Ausgabe 2005. Stuttgart/Auburn Hills:<br />

DaimlerChrysler AG.<br />

McKinsey&Company (2001). Used Car Business Planning Roll-out Switzerland. Zürich:<br />

McKinsey&Company.<br />

Kundenzufriendenheitsindex (BIX-CSI) DaimlerChrysler Schweiz AG<br />

Führungssystem der MERBAG-Gruppe<br />

Retailmanagementsystem der MERBAG-Gruppe<br />

Internet-Quellen<br />

www.daimlerchrysler.com<br />

www.bfs.admin.ch<br />

www.vsai.ch<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 2-1: Vertriebskette im Automobilhandel..............................................................4<br />

Abbildung 2-2: Aufgaben der Importeure ............................................................................5<br />

Abbildung 2-3: Markenportfolio DCAG ................................................................................6<br />

Abbildung 2-4: Wichtige Auslandsmärkte der DCAG ..........................................................7<br />

Abbildung 2-5: Retailstruktur in der Schweiz.......................................................................8<br />

Abbildung 2-6: Struktur der MERBAG-Gruppe....................................................................9<br />

Abbildung 2-7: Aufgaben des Dienstleistungszentrum......................................................10<br />

Abbildung 2-8: Aufbauorganisation PWB ..........................................................................11<br />

Abbildung 2-9: Multi-Level Marketing-Modell ....................................................................13<br />

Abbildung 2-10: Zentral gesteuerte Marketingaktivitäten der MERBAG-Gruppe.................14<br />

Abbildung 2-11: Fahrzeugaltersstruktur abgewanderter Kunden der PWB.........................15<br />

Abbildung 2-12: Fahrzeugaltersstruktur betreuter Kunden..................................................16<br />

Abbildung 2-13: Fahrzeugaltersstruktur Gesamtfahrzeugbestand CH ................................16<br />

Abbildung 2-14: Entwicklung CH Fahrzeugabsatz ..............................................................17<br />

Abbildung 2-15: Entwicklung Mercedes-Benz Fahrzeugbestand in der Schweiz................18<br />

Abbildung 2-16: Entwicklung Kundenzufriedenheit After Sales PWB..................................19<br />

Abbildung 3-1: Die vier Kernaufgaben im Marketing .........................................................21<br />

Abbildung 3-2: Erfolgskette der Kundenorientierung.........................................................22<br />

Abbildung 3-3: Beeinflussungsfaktoren der Kundenzufriedenheit.....................................23<br />

Abbildung 3-4: Beziehung zwischen Kundenzufriedenheit und Kundenbindung...............24<br />

Abbildung 3-5: Die Ebenen der Kundenbindung ...............................................................25<br />

Abbildung 3-6: Bindungsebenen .......................................................................................26<br />

Abbildung 3-7: Bindungsarten...........................................................................................26<br />

Abbildung 3-8: Eisbergphänomen Kundenbindung ...........................................................31<br />

Abbildung 4-1: Gesamtkundenlebenszyklus .....................................................................33<br />

Abbildung 4-2: After Sales Kundenlebenszyklus...............................................................34<br />

Abbildung 4-3: Drei Stufen führen zur Begeisterung .........................................................39<br />

Abbildung 4-4: Anforderungen an Marketingorganisationen und –führung .......................43<br />

Abbildung 4-5: Wichtige Eigenschaften von Beratern aus Kundensicht............................43<br />

Abbildung 4-6: Bewertung unterschiedlicher Sachgüter und Dienstleistungen .................46<br />

Abbildung 4-7: Ableitung spezifischer Charaktereigenschaften von Dienstleistungen ......47<br />

Abbildung 4-8: Erweiterter Marketingmix im Dienstleistungsbereich.................................50<br />

Abbildung 5-1: Massnahmenplan......................................................................................57<br />

Abbildung 5-2: Ansatzpunkte zur Steuerung des Mitarbeiterverhaltens............................59<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>


Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AG Aktiengesellschaft<br />

Bsp. Beispiel<br />

bspw. beispielsweise<br />

bzw. beziehungsweise<br />

ca. circa<br />

CH Confoederatio Helvetica (Schweiz)<br />

D Deutschland<br />

d.h. das heisst<br />

Dr. Doktor<br />

EUR Euro<br />

evtl. eventuell<br />

ff. folgende (Seiten)<br />

G Geschäft<br />

ggf. gegebenenfalls<br />

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />

Ing. Ingenieur<br />

inkl. inklusive<br />

km Kilometer<br />

Ltd. limited<br />

max. maximal<br />

Mio. Millionen<br />

Mrd. Milliarden<br />

P Privat<br />

PW Personenwagen<br />

resp. respektive<br />

S. Seite<br />

Tel. Telefon<br />

USA United States of America (Vereinigte Staaten von Amerika)<br />

usw. und so weiter<br />

Vgl. Vergleich<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>


Anhang<br />

Anhang<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>


Datentabellen


Fahrzeugaltersstruktur aktiver und abgewanderter Kunden<br />

Zweigniederlassung Personenwagenzentrum Bern<br />

Fahrzeugalter<br />

in Jahren<br />

Anzahl aktive Kunden<br />

pro Altersegment<br />

1 182 0<br />

2 438 29<br />

3 511 77<br />

4 584 104<br />

5 502 92<br />

6 481 129<br />

7 364 117<br />

8 254 78<br />

9 165 53<br />

10 162 61<br />

11 140 47<br />

12 91 33<br />

13 87 24<br />

14 85 42<br />

15 78 41<br />

16 71 30<br />

17 56 23<br />

18 41 15<br />

19 40 17<br />

20 21 11<br />

Anzahl abgewanderter<br />

Kunden pro<br />

Alterssegment


Entwicklung PW Fahrzeugbestand Schweiz<br />

und prozentuales Wachstum<br />

Jahr Gesamt- Wachstum<br />

bestand in Prozent<br />

2000 148'000<br />

2001 159'000 7%<br />

2002 166'000 4%<br />

2003 174'000 5%<br />

2004 179'000 3%<br />

2005 184'000 3%<br />

2006 188'000 2%<br />

2007 192'000 2%<br />

2008 196'000 2%


PW Zulassungen Schweiz<br />

Jahr Personenwagen Personenwagen<br />

CH gesamt<br />

Mercedes-Benz<br />

2001 317'126 16'978<br />

2002 295'109 16'292<br />

2003 271'541 13'309<br />

2004 269'211 12'861


Altersstruktur Fahrzeugbestand Schweiz<br />

Jahr 0-4 Jahre 5-9 Jahre 10 Jahre<br />

und mehr<br />

1990 1'450'000 1'080'000 450'000<br />

1991 1'460'000 1'100'000 500'000<br />

1992 1'430'000 1'120'000 550'000<br />

1993 1'400'000 1'150'000 600'000<br />

1994 1'370'000 1'200'000 650'000<br />

1995 1'340'000 1'260'000 700'000<br />

1996 1'350'000 1'350'000 750'000<br />

1997 1'340'000 1'350'000 800'000<br />

1998 1'350'000 1'280'000 850'000<br />

1999 1'370'000 1'210'000 900'000<br />

2000 1'400'000 1'180'000 950'000<br />

2001 1'420'000 1'170'000 1'000'000<br />

2002 1'440'000 1'160'000 1'050'000<br />

2003 1'430'000 1'190'000 1'100'000<br />

2004 1'410'000 1'230'000 1'150'000


Entwicklung Kundenzufriedenheitsindex<br />

(BIX-CSI) DaimlerChrysler Schweiz AG<br />

Jahr CH-Durchschnitt PWB<br />

1998 83% 76%<br />

1999 80% 75%<br />

2000 77% 68%<br />

2001 74% 69%<br />

2002 74% 62%<br />

2003 86% 84%<br />

2004 88% 86%


Eidesstattliche Erklärung<br />

Eidesstattliche Erklärung<br />

Wir erklären hiermit, dass wir diese Arbeit selbständig verfasst und keine andern als die<br />

angegebenen Quellen benutzt haben. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäss aus<br />

Quellen entnommen wurden, haben wir als solche kenntlich gemacht.<br />

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde<br />

vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.<br />

Baden / Bachs, 28. Juli 2005<br />

Karin Trottmann ...................................<br />

<strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong> ...................................<br />

Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>

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