Gruppendiplomarbeit (GDA) NDS-DLM6 - David Stauffacher
Gruppendiplomarbeit (GDA) NDS-DLM6 - David Stauffacher
Gruppendiplomarbeit (GDA) NDS-DLM6 - David Stauffacher
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Kundenbindung bei der<br />
Mercedes-Benz Automobil AG<br />
<strong>NDS</strong>-<strong>DLM6</strong><br />
<strong>Gruppendiplomarbeit</strong><br />
28. Juli 2005<br />
Autoren: Karin Trottmann<br />
<strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>
Kundenbindung bei der<br />
Mercedes-Benz Automobil AG<br />
<strong>NDS</strong>-<strong>DLM6</strong><br />
<strong>Gruppendiplomarbeit</strong><br />
28. Juli 2005<br />
Autoren: Karin Trottmann <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Im Kehl 8 Dorfwisen 17<br />
5400 Baden 8164 Bachs<br />
Tel. P: 056 222 13 85 Tel. P: 043 433 03 43<br />
karintrottmann@hotmail.com david.stauffacher@bluewin.ch<br />
Referentin/ Dr. Uta Jüttner Olivier Maeder<br />
Ko-Referent: HSW Luzern, IBR Mercedes-Benz Automobil AG<br />
Zentralstrasse 9 Zürcherstrasse 109<br />
6002 Luzern 8952 Schlieren<br />
Tel. G: 041 228 42 09 Tel. G: 044 732 52 15<br />
ujuettne@hsw.fhz.ch olivier.maeder@merbag.ch
Management Summary<br />
Kundenbindung ist in den letzten Jahren durch die global verstärkte Wettbewerbsintensität<br />
sowie die Sättigung vieler Märkte zu einem zentralen Thema geworden. Die<br />
Thematik ist insofern von grosser Bedeutung, weil Studien beweisen, dass es günstiger<br />
ist, bestehende Kunden zu halten, als neue Kunden zu gewinnen sowie Kundenbindung<br />
letztlich das zukünftige Ergebnis eines Unternehmens bestimmt.<br />
Auch die MERBAG – eine im schweizerischen Autohandel und –gewerbe tätige<br />
Retailgruppe für Mercedes-Benz Fahrzeuge - hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Kunden<br />
während der Garantiedauer an ihre Betriebe zu binden, um so eine anschliessende<br />
Kundenabwanderung zu verhindern. Grund dafür ist, dass der Neuwagenabsatz<br />
rückgängig ist und der Servicebereich gegenüber dem Fahrzeughandel massgeblich zum<br />
Betriebsergebnis beiträgt.<br />
In jedem Unternehmen sind Basis für Kundenbindung eine kundenorientierte<br />
Kommunikation sowie Kundenzufriedenheit, welche erreicht wird, wenn die subjektiv<br />
wahrgenommenen Leistungen eines Anbieters die Erwartungen der Kunden zumindest<br />
deckt. Herausforderung ist es nun, die Erwartungen zu übertreffen, um die Kunden zu<br />
begeistern und an die Unternehmung zu binden.<br />
Dafür bietet jeder Kontakt zwischen Kunde und Anbieter eine Chance. Die "Moments of<br />
Truth" - die sogenannten Momente der Wahrheit - ist eine Leitidee, welche die<br />
Wahrnehmung der Kunden in einzelnen Augenblicken prägt, in denen sie auf eine Art und<br />
Weise mit dem Unternehmen in Kontakt treffen. Will man zufriedene oder gar begeisterte<br />
Kunden schaffen, ist es essentiell, in diesen Momenten die Gelegenheit zu nutzen, den<br />
Kunden von sich zu überzeugen.<br />
Viele der Kontakte zwischen Kunde und Anbieter sind im Voraus planbar. Der<br />
Kundenlebenszyklus ist eine Methodik, die verschiedenen Kontakte zwischen Anbieter<br />
und Kunden zu analysieren und systematisch in einem Kundenkontaktprogramm<br />
zusammenzustellen. Dies ist einerseits die Basis, Strukturen und Prozesse einer<br />
Unternehmung zu planen. Andererseits leistet dies die Gewähr, dass der Kunde<br />
regelmässig vom Unternehmen kontaktiert wird und somit das Gefühl erhält, vom<br />
Unternehmen als Kunden geschätzt zu werden.
Aufgrund des bestehenden Kundenlebenszyklus bei der MERBAG-Gruppe sowie<br />
basierend auf der Leitidee der Moments of Truth, ergeben sich für das Unternehmen<br />
folgende drei Handlungsfelder:<br />
1. Einordnung von Kundenbindung auf einer strategisch übergeordneten Ebene<br />
Kundenbindung muss als ein übergeordnetes Thema verstanden werden und darf<br />
nicht dem Sales oder After Sales Bereich überlassen werden. Wichtig ist,<br />
Kundenbindung als strategisches Ziel zu planen, um den Kunden über den<br />
Lebenszyklus eines Fahrzeuges hinaus an die Unternehmung zu binden.<br />
2. Kunden- statt Produkteorientierung<br />
Kundenbindung entsteht aus einer Wirkungskette von Kundenorientierung und<br />
Kundenzufriedenheit. Wie es die Begriffe bereits sagen: Das Unternehmen muss sich<br />
an seinen Kunden orientieren und die Kontakte nicht nur nach dem Unterhalts- und<br />
Betreuungsbedarf der Fahrzeuge steuern. Kennt die MERBAG ihre Kunden und<br />
Bedürfnisse, können ihre Leistungen individualisiert werden, um so die Kunden zu<br />
binden - vielleicht für immer.<br />
3. Besonderheiten von Dienstleistungen berücksichtigen<br />
Im Autogewerbe wird oft das Produkt in den Vordergrund gestellt. Im Bereich des After<br />
Sales werden aber klassische Dienstleistungen angeboten. Es ist deshalb essentiell,<br />
die Eigenschaften von Dienstleistungen zu berücksichtigen. Um eine spürbar bessere<br />
Servicequalität zu leisten, benötigen Dienstleistungen vor allem Massnahmen in den<br />
Bereichen Personal, Umfeld/ Ambiente und Prozesse.
Vorwort<br />
Kundenbindung ist heute ein strategisches Ziel vieler Unternehmen. Die darauf<br />
basierende Theorie und dafür benötigten Massnahmen sind jedoch oft so komplex,<br />
dass nur Bruchstücke davon angedacht bzw. umgesetzt werden.<br />
Dies hat uns motiviert, uns mit dem spannenden Thema der Kundenbindung intensiv<br />
auseinander zu setzen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden wir gefordert, die<br />
theoretischen Ansätze, welche wir während unseres Nachdiplomstudiums an der HSW<br />
kennen lernten, Schritt für Schritt miteinander zu vernetzen und praktisch anzuwenden.<br />
Verschiedene Personen haben uns auf diesem Weg unterstützt. Wir danken Herrn<br />
Olivier Maeder, Assistent der Konzernleitung bei der MERBAG-Gruppe, für die<br />
Ermöglichung der vorliegenden Diplomarbeit sowie die Betreuung als Ko-Referent.<br />
Dank seiner Erfahrung konnte er uns wichtige Fachkenntnisse der Branche vermitteln.<br />
Unserer Dozentin und Referentin Frau Dr. Uta Jüttner sind wir sehr dankbar für ihre<br />
fachlich kompetente und wertvolle Betreuung. Sie hat uns geholfen, den Überblick über<br />
die aktuelle Thematik zu gewinnen und hat uns betreffend Strukturierung der Arbeit<br />
wesentlich unterstützt.<br />
Weiter danken wir der Schulleitung des <strong>NDS</strong> DLM, welche uns die Erarbeitung dieser<br />
Diplomarbeit ermöglichte sowie den Dozenten der HSW Luzern, welche uns durch ihren<br />
Unterricht und Unterlagen die aktuelle Literatur vorstellten.<br />
Wir sind überzeugt, dass die MERBAG-Gruppe mit dem Thema Kundenbindung wichtige<br />
Voraussetzungen für die Zukunft schaffen kann und wünschen ihr viel Erfolg.
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung.............................................................................................. 1<br />
1.1 Ausgangslage .............................................................................................................1<br />
1.2 Problemstellung ..........................................................................................................1<br />
1.3 Ziel der Arbeit .............................................................................................................2<br />
1.4 Methodisches Vorgehen .............................................................................................3<br />
2 Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe .............................................. 4<br />
2.1 Situationsanalyse........................................................................................................4<br />
2.1.1 Vertriebskette im Automobilhandel .................................................................4<br />
2.1.2 DaimlerChrysler AG ........................................................................................5<br />
2.1.3 MERBAG-Gruppe ...........................................................................................9<br />
2.1.4 Zweigniederlassung Personenwagenzentrum Bern......................................11<br />
2.2 Marketing ..................................................................................................................12<br />
2.2.1 Marketing Prozess im Automobilvertrieb.......................................................12<br />
2.2.2 Marketing der MERBAG-Gruppe ..................................................................13<br />
2.3 Problemstellung ........................................................................................................15<br />
2.3.1 Abwanderungsverhalten ...............................................................................15<br />
2.3.2 Neuwagenabsatz ..........................................................................................17<br />
2.3.3 Fahrzeugbestand ..........................................................................................18<br />
2.3.4 Erkenntnis .....................................................................................................18<br />
3 Theoretische Grundlagen.................................................................. 20<br />
3.1 Die Bedeutung der Kundenbindung im Dienstleistungsmarketing............................20<br />
3.1.1 Begriff Kundenbindung..................................................................................20<br />
3.1.2 Kundenakquisition versus Kundenbindung...................................................22<br />
3.1.3 Kundenzufriedenheit versus Kundenbindung ...............................................22<br />
3.1.4 Wirkungsebenen und –arten der Kundenbindung.........................................25<br />
3.1.5 Besonderheiten des Dienstleistungsmarketings ...........................................27<br />
3.2 Der Kundenlebenszyklus ..........................................................................................28<br />
3.2.1 Begriff Kundenlebenszyklus..........................................................................28<br />
3.2.2 Aufbau des Kundenlebenszyklus..................................................................28<br />
3.2.3 Ziele des Kundenlebenszyklus......................................................................29<br />
3.3 Grundgedanke „Moments of Truth“...........................................................................30
4 Kundenlebenszyklus und Moments of Truth .................................. 33<br />
4.1 Analyse der bestehenden Situation ..........................................................................33<br />
4.1.1 Der Gesamtkundenlebenszyklus ..................................................................33<br />
4.1.2 Der After Sales Kundenlebenszyklus............................................................34<br />
4.1.3 Kontaktpunkte im Kundenlebenszyklus ........................................................35<br />
4.2 Verbesserungspotential ............................................................................................39<br />
4.2.1 Einordnung von Kundenbindung...................................................................42<br />
4.2.2 Kunden- statt Produkteorientierung ..............................................................44<br />
4.2.3 Besonderheiten von Dienstleistungen berücksichtigen.................................46<br />
4.3 Ableitung der Servicequalitätsstandards...................................................................48<br />
4.3.1 Kundenkontaktprogramm..............................................................................48<br />
4.3.2 Standards zur Optimierung der Moments of Truth........................................49<br />
5 Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards..... 57<br />
5.1 Massnahmenplan......................................................................................................57<br />
5.2 Schulungen der Mitarbeiter.......................................................................................59<br />
5.3 Integration ins CRM-System.....................................................................................60<br />
5.4 Budget ......................................................................................................................61<br />
Literaturverzeichnis<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
Anhang<br />
Eidesstattliche Erklärung
Kapitel 1: Einleitung<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Ausgangslage<br />
Die MERBAG-Gruppe ist eine im schweizerischen Autohandel und -gewerbe tätige<br />
Unternehmung im Eigentum der MERBAG Holding AG, Zug. Die MERBAG Holding AG<br />
vertreibt über ihre Tochtergesellschaft Mercedes-Benz Automobil AG, Schlieren (MBS),<br />
Mercedes-Benz Personenwagen und Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge und führt den After<br />
Sales Service für diese Fahrzeuge durch.<br />
Die MBS wird von ihrer Zentrale in Schlieren aus gesteuert. Ihr stehen die zentralen<br />
Dienste für Finanzen, Personal, Informatik und Immobilien zur Verfügung. Diese Struktur<br />
erlaubt dem bedeutendsten Mercedes-Benz-Händler in der Schweiz eine flache<br />
Hierarchie. So betreibt die MERBAG 25 Vertretungen für die Marke Mercedes-Benz in<br />
den grössten Ballungszentren der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz in Form<br />
von Zweigniederlassungen.<br />
Das Angebot der MERBAG umfasst sämtliche Dienstleistungen der Branche: von Handel,<br />
Wartung, Reparatur über Umbau und Eintausch bis hin zur Finanzvermittlung sowohl für<br />
neue und gebrauchte Personenwagen als auch für Nutzfahrzeuge. Mit knapp 1'100 Mitarbeitern<br />
1 zählt die MERBAG heute zu den vier grössten Arbeitgebern der schweizerischen<br />
Automobilbranche. Die Aufbauorganisation der einzelnen Zweigniederlassungen gliedert<br />
sich jeweils in einen Sales- sowie einen After Sales resp. Servicebereich. Die Geschäftsführer<br />
der Zweigniederlassungen nehmen dabei in Personalunion zusätzlich die Funktion<br />
des Verkaufsleiters respektive in zwei Fällen die Funktion des Serviceleiters wahr.<br />
1.2 Problemstellung<br />
In der Automobilbranche trägt auf der letzten Vertriebsstufe, dem Retailnetz, der<br />
Servicebereich gegenüber dem Fahrzeughandel noch heute massgeblich zu positiven<br />
Betriebsergebnissen bei. Die rückläufige Anzahl verkaufter Neuwagen lässt jedoch darauf<br />
schliessen, dass bei einer gleich bleibenden Kundenfluktuationsquote die Nachfrage nach<br />
Servicedienstleistungen in Zukunft nicht unerheblich sinken wird.<br />
1 Alle in dieser Arbeit verwendeten männlichen Sprachformen schliessen Frauen mit ein.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
1
Kapitel 1: Einleitung<br />
Vor diesem Hintergrund wird es von zentraler Bedeutung sein, Kunden an die<br />
Unternehmung zu binden, um das Servicemarktpotential mindestens gleich bleibend oder<br />
verstärkt ausschöpfen zu können.<br />
In der Regel handelt es sich für schweizerische Verhältnisse bei den Zweigniederlassungen<br />
der Mercedes-Benz Automobil AG um grosse Betriebe mit einer<br />
entsprechenden Kostenstruktur. Viele dieser Betriebe sind in Ballungszentren<br />
angesiedelt. Vor diesem Hintergrund befindet sich der jeweilige Verrechnungslohn,<br />
verglichen mit Garagen ohne Markenvertretung, auf einem hohen Niveau.<br />
Mercedes-Benz Fahrzeuge verfügen während der ersten 100'000 km über umfangreiche<br />
Garantie- und Serviceleistungen. Kunden mit Fahrzeugen, welche höhere Kilometerleistungen<br />
aufweisen, wandern sehr oft in Garagen ab, welche vordergründig günstiger<br />
arbeiten. Oftmals werden Chancen nicht wahrgenommen, die Kunden während der Dauer<br />
der ersten 100'000 km so zu binden, dass eine Abwanderung verhindert wird.<br />
Erschwerend kommt hinzu, dass auf Grund der Gliederung der Aufbauorganisation nicht<br />
immer gewährleistet ist, dass der einzelne Kunde durchgängig aus einer Hand betreut<br />
wird.<br />
1.3 Ziel der Arbeit<br />
Ziel dieser Arbeit ist, Dienstleistungsmarketing über die „reine“ Dienstleistungsbranche<br />
hinaus zu beurteilen und aufzuzeigen, wie man sich durch Service Qualität und<br />
Dienstleistungskompetenz in einer herkömmlichen Branche wie des Autohandels<br />
differenzieren kann und sich somit längerfristig und nachhaltig absichert.<br />
Wir zeigen auf, was Dienstleistungsmarketing bedeutet und vertiefen im Rahmen unserer<br />
Arbeit das Thema Kundenbindung. Schwergewicht ist, die einzelnen Kontakte ab Kauf<br />
eines Neuwagens bis zum erneuten Kauf aufzuzeigen, zu analysieren und kritische<br />
Momente in dieser Kundenbeziehung heraus zu kristallisieren.<br />
Unser Anspruch ist es, bei gegebenen Strukturen und Prozessen Empfehlungen zur<br />
Umsetzung der Servicequalitätsstandards abzugeben, um Kundenbindung zu generieren<br />
und damit nicht zuletzt, Erträge im Servicebereich und im Handel nachhaltig zu sichern.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
2
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
1.4 Methodisches Vorgehen<br />
Basis ist eine Analyse der Marketingaktivitäten der MERBAG-Gruppe und deren<br />
Retailbetriebe, wobei wir uns dabei auf den Personenwagen-Sektor beschränken.<br />
Aufgrund einer detaillierten Ist-Aufnahme sowie umfassender Literatur über den<br />
Kundenlebenszyklus erarbeiten wir die aus Kundensicht relevanten Kontakte in der<br />
Geschäftsbeziehung mit der MERBAG-Gruppe. Jedem dieser Kontakte sind ähnliche oder<br />
ganz unterschiedliche Kundenbedürfnisse und Unternehmensleistungen zuzuordnen.<br />
Auf dieser Basis identifizieren wir Verbesserungspotentiale um danach Servicequalitätstandards<br />
abzuleiten und zu empfehlen. Diese sollen dazu dienen, die Moments of Truth<br />
zu optimieren.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
3
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
2 Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
2.1 Situationsanalyse<br />
2.1.1 Vertriebskette im Automobilhandel<br />
Im Automobilhandel wird der Vertrieb üblicherweise über drei Stufen abgewickelt. An<br />
erster Stelle steht der Hersteller selbst, welcher in der Regel über Landesvertriebsorganisationen<br />
(Importeure) das Retailnetz (Garagenbetriebe) beliefert. Die Importeure<br />
treten entweder als Tochtergesellschaften der Hersteller oder als unabhängige<br />
Unternehmen auf.<br />
Die Garagenbetriebe stellen in der dritten Stufen den Absatz an den Endkunden sicher.<br />
Auf dieser dritten Stufe trifft man entweder auf eigenständige Betriebe oder auf<br />
Unternehmen, welche in einer Gruppe zusammengeschlossen sind. Dabei ist die in der<br />
Schweiz lange Zeit übliche Unterscheidung zwischen Regional- und Lokalvertreter resp.<br />
A-und B-Händler nicht mehr gebräuchlich.<br />
1. Stufe<br />
2. Stufe<br />
3. Stufe<br />
Retail-<br />
Betrieb<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Retail-<br />
Gruppe<br />
Retail-<br />
Betrieb<br />
Hersteller<br />
Importeur<br />
Abbildung 2-1: Vertriebskette im Automobilhandel<br />
Retail-<br />
Betrieb<br />
Endkunde Endkunde Endkunde<br />
4
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
In der Schweiz existieren drei grosse Teilnehmer am Markt:<br />
Die AMAG-Gruppe importiert Fahrzeuge der Volkswagen AG (Seat, Skoda, VW und<br />
Audi) sowie Fahrzeuge der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG und vertreibt diese zum Teil<br />
über eigene Retailbetriebe.<br />
Die Emil Frey Gruppe importiert Fahrzeuge von fast allen namhaften Fahrzeugherstellern<br />
aus dem asiatischen und britischen Raum und verkauft diese teilweise<br />
selbst via eigener Retailbetriebe an den Endkunden.<br />
Die MERBAG-Gruppe fokussiert sich als reine Retailgruppe auf Fahrzeuge der<br />
Mercedes-Benz Car Group. Importiert werden diese Fahrzeuge durch die<br />
DaimlerChrysler Schweiz AG.<br />
Bereich Kernaufgabe<br />
Absatzplanung Planung von Stückzahlen je Baureihe, je Modell und je<br />
Retailbetrieb<br />
Modelleinführungen Planung von Aktivitäten im Zusammenhang mit der<br />
Einführung von neuen Modellen im lokalen Markt<br />
Marketingaktivitäten Planung und Entwicklung von Marketingaktivitäten<br />
Werbung Planung und Realisierung von nationalen Werbekampagnen<br />
Servicedienstleistungen Entwicklung von nationalen Garantie- und<br />
Servicedienstleistungen<br />
After Sales Aktivitäten Planung und Entwicklung von Aktivitäten im After Sales<br />
Schulungen Ausbildung des Werkstattpersonals der Retailbetriebe<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Abbildung 2-2: Aufgaben der Importeure<br />
Diese Aufgaben basieren zum Teil auf Aktivitäten der Hersteller und berücksichtigen<br />
deren Vorgaben.<br />
2.1.2 DaimlerChrysler AG<br />
Die DaimlerChrysler AG (DCAG) mit Sitz in Auburn Hills (USA) und Stuttgart (D) ist nach<br />
der General Motors Corporation, der Toyota Motor Corporation, der Ford Motor Company<br />
und der Volkswagen AG der fünft grösste Automobilhersteller weltweit. Die Strategie von<br />
DaimlerChrysler basiert auf vier Säulen: globale Präsenz, starkes Markenportfolio,<br />
umfassendes Produktprogramm sowie Technologie- und Innovationsführerschaft.<br />
DaimlerChrysler hat eine globale Belegschaft und eine internationale Aktionärsbasis.<br />
5
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
Die verschiedenen Fabrikate der DaimlerChrysler AG sind innerhalb des Konzerns nach<br />
Sparten gegliedert:<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Mercedes Car Group<br />
Chrysler Group<br />
Nutzfahrzeuge<br />
DaimlerChrysler Financial Services<br />
Strategischer Partner<br />
Abbildung 2-3: Markenportfolio DCAG<br />
Quelle: www.daimlerchrysler.com<br />
6
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
Die DaimlerChrysler AG in Zahlen:<br />
Börsenkapitalisierung: EUR 35,7 Mrd. (Stand 31. Dezember 2004)<br />
Umsatz 2004: EUR 142,1 Mrd.<br />
Automobilabsatz 2004: 4’006’700 Einheiten Personenwagen (PW)<br />
Beschäftigte 2004: 384‘723<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
712’200 Einheiten Nutzfahrzeuge (NFZ)<br />
Produktion / Vertrieb: Produktionsstätten in 17, Verkauf in mehr als 200 Ländern<br />
Konzernsprache: Englisch<br />
In der Schweiz, welche gemessen an der Anzahl der importierten Fahrzeuge einer der<br />
zehn wichtigsten Auslandsmärkte ist, wird die DaimlerChrysler AG durch die<br />
DaimlerChrysler Schweiz AG (DCCH) vertreten. Diese tritt in der Schweiz als Importeur in<br />
der Form eines sogenannten Market Performance Center auf und befindet sich als<br />
Tochtergesellschaft zu 100 % im Besitz der DCAG. Die DCCH beschäftigt rund 440<br />
Mitarbeiter. Der Nettoerlös der DCCH betrug im Jahre 2004 1,4 Mrd. Schweizer Franken.<br />
Im Gegensatz zu anderen Herstellern und Märkten verfügt die DaimlerChrysler in der<br />
Schweiz nicht über eigene Retailbetriebe.<br />
Einheiten / Jahr <br />
Markt<br />
2004 2003<br />
1. USA 221‘600 218‘800<br />
2. Italien 110‘400 106‘000<br />
3. Grossbritannien 94'100 103‘400<br />
4. Frankreich 64‘800 62‘400<br />
5. Spanien 44‘100 37‘400<br />
6. Japan 41‘400 45‘800<br />
7. Belgien 23‘900 22‘600<br />
8. Südafrika 21‘100 19‘000<br />
9. Niederlande 19‘400 18‘600<br />
10. Schweiz 16‘500 15‘900<br />
11. Österreich 13‘500 13‘000<br />
Abbildung 2-4: Wichtige Auslandsmärkte der DCAG<br />
Quelle: DaimlerChrysler Zahlen und Fakten, 2005, S. 6<br />
7
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
Das Retailnetz der DaimlerChrysler ist in der Schweiz nach Sparten getrennt und<br />
gegliedert in Sales, After Sales und sogenannte Full Liner Betriebe, welche sowohl Sales<br />
als auch After Sales Dienstleistungen anbieten. Nachstehende Abbildung zeigt die<br />
Gesamtstruktur sowie die Anzahl Retailbetriebe pro Marke und Sparte.<br />
Marke <br />
Sparte <br />
Kategorie<br />
Personenwagen<br />
(PW)<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Mercedes-Benz<br />
Transporter<br />
(TRAPO)<br />
Lastwagen<br />
(LW)<br />
Chrysler /<br />
Jeep<br />
Full Liner 55 36 13 32 17<br />
nur Sales 3 0 1 0 1<br />
nur After Sales 29 48 29 35 6<br />
Total Betriebe 87 84 43 67 24<br />
Abbildung 2-5: Retailstruktur in der Schweiz<br />
Quelle: DaimlerChrysler Schweiz AG<br />
DC ist in der Schweiz mit folgenden Konzernmarken vertreten:<br />
Mercedes-Benz (PW und NFZ unterteilt in TRAPO und LW)<br />
smart<br />
Maybach (Direktverkauf, Vermittlung via Mercedes-Benz Retailbetriebe)<br />
Chrysler<br />
Jeep<br />
DC Financial Services<br />
smart<br />
Die Marke Dodge feierte im März 2005 auf dem Automobilsalon in Genf im Rahmen ihrer<br />
weltweiten Einführung ihr Debüt in Europa und wird in Zukunft über Chrysler / Jeep<br />
Vertretungen vertrieben.<br />
8
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
2.1.3 MERBAG-Gruppe<br />
Die MERBAG-Gruppe ist eine im schweizerischen Autohandel und -gewerbe tätige<br />
Unternehmung im Eigentum der MERBAG Holding AG, Zug. Die MERBAG Holding AG<br />
vertreibt über ihre Tochtergesellschaft Mercedes-Benz Automobil AG, Schlieren (MBS),<br />
Mercedes-Benz Personenwagen und Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge und führt den After<br />
Sales Service für diese Fahrzeuge durch. Die MBS wird von ihrer Zentrale in Schlieren<br />
aus gesteuert. Ihr stehen die zentralen Dienste für Finanzen, Personal, Informatik und<br />
Immobilien zur Verfügung.<br />
Zur MERBAG gehören eine Immobiliengesellschaft, welche eigene und fremde<br />
Liegenschaften bewirtschaftet, seit kurzem eine Investment Gesellschaft sowie<br />
25 Garagenbetriebe in der Schweiz, welche Personenwagen, Transporter, Lastwagen und<br />
Busse der Marke Mercedes-Benz verkaufen, warten und reparieren.<br />
MERBAG Immobilien AG<br />
Schlieren (MIAG)<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
MERBAG Holding AG<br />
Zug<br />
Mercedes-Benz Automobil AG<br />
Schlieren (MBS)<br />
Zweigniederlassung<br />
Personenwagenzentrum<br />
Bern<br />
Personenwagenzentrum<br />
Zürich-Nord<br />
Nutzfahrzeugzentrum<br />
Schlieren<br />
Personenwagenzentrum<br />
(...)<br />
Abbildung 2-6: Struktur der MERBAG-Gruppe<br />
MERBAG Invest Ltd.<br />
GB-Guernsey<br />
Das Angebot der MERBAG umfasst sämtliche Dienstleistungen der Branche: von Handel,<br />
Wartung, Reparatur über Umbau und Eintausch bis hin zur Finanzvermittlung sowohl für<br />
neue und gebrauchte Personenwagen als auch für Nutzfahrzeuge.<br />
9
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
Mit ihren knapp 1'100 Mitarbeitern zählt die MERBAG heute zu den vier grössten<br />
Arbeitgebern der schweizerischen Automobilbranche und erwirtschaftete im Jahre 2004<br />
einen Umsatz von 569 Mio. Schweizer Franken.<br />
Die Zweigniederlassungen (Personenwagenzentren) der MERBAG-Gruppe haben im<br />
Jahre 2004 insgesamt 2'764 neue Mercedes-Benz PW verkauft. Dies entspricht einem<br />
Marktanteil von 21.5 %. Im gleichen Zeitraum wurden zusätzlich 2'871 Gebrauchtwagen<br />
verkauft. Im NFZ Bereich beträgt der Marktanteil 27.2 %. Im After Sales Bereich hat die<br />
MERBAG-Gruppe einen PW Marktanteil von rund 77 % in den entsprechenden Gebieten.<br />
Die wichtigsten administrativen Tätigkeiten, welche mit dem operativen Geschäft nicht<br />
direkt in Verbindung stehen, wurden 1997 in einem Dienstleistungszentrum in Schlieren<br />
zusammengefasst. Dies führte zu einer effizienten und professionellen Organisation,<br />
welche auch die Möglichkeit bietet, Mandate Dritter im Mercedes-Benz-Netz vollständig<br />
getrennt, neutral und professionell zu bearbeiten. Die definierten Kernkompetenzen des<br />
Dienstleistungszentrums lassen sich wie folgt gliedern:<br />
Bereich Kernaufgaben<br />
Führungssystem MERBAG Strategisches und operatives Controlling<br />
Qualitätsmanagementsystem<br />
Zentraleinkauf Koordination und Einkauf von Gebrauchtwagen<br />
Einkauf von Schmierstoffen<br />
Koordination der Beschaffung von<br />
Werkstattbetriebsmitteln<br />
Versicherungswesen Planung, Abschluss und Controlling von<br />
Versicherungspolicen für die gesamte Gruppe<br />
Rechnungswesen Controlling<br />
Cashmanagement<br />
Mahnwesen<br />
Lohnverarbeitung<br />
Personalwesen Personaladministration<br />
Ausbildung<br />
Informatik Betrieb Rechenzentrum<br />
Beschaffung, Bereitstellung und Betrieb von<br />
Informatik-Infrastruktur<br />
Bereitstellung von Informatik User Support<br />
Anpassung und Weiterentwicklung von<br />
Applikationen<br />
Immobilienbewirtschaftung Verwaltung von Betriebs- und<br />
Wohnliegenschaften<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Abbildung 2-7: Aufgaben des Dienstleistungszentrum<br />
10
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
2.1.4 Zweigniederlassung Personenwagenzentrum Bern<br />
Stellvertretend für alle übrigen Zweigniederlassungen wird an dieser Stelle das Personenwagenzentrum<br />
Bern (PWB) beschrieben.<br />
Beim Personenwagenzentrum Bern handelt es sich um einen der vier grössten<br />
Retailbetriebe der MERBAG-Gruppe. Die insgesamt 107 Mitarbeiter (inkl. Lehrlinge)<br />
erwirtschafteten im Jahre 2004 einen Umsatz von 66 Mio. Schweizer Franken. Erreicht<br />
wurde dies mit 481 verkauften Neuwagen (abgeschlossene Verträge), 633 Gebrauchtwagen,<br />
46‘810 verkauften Werkstatt- und Carrosseriestunden sowie rund 8 Mio.<br />
Schweizer Franken Ersatzteilumsatz. Diese Eckdaten repräsentieren für schweizerische<br />
Verhältnisse einen grossen Retailbetrieb.<br />
In allen Betrieben der MERBAG-Gruppe übt der jeweilige Geschäftsleiter eine<br />
Doppelfunktion aus, in unserem Beispiel diejenige des Serviceleiters.<br />
Verkaufsleiter<br />
Neuwagen<br />
Gebrauchtwagen<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Customer<br />
Relations<br />
Ressortleiter<br />
Teile / Zubehör<br />
Geschäftsleiter *<br />
Werkstattschalter<br />
Kundenschalter<br />
Telefonverkauf<br />
* Stelleninhaber ist identisch (Personalunion)<br />
Serviceleiter *<br />
Ressortleiter<br />
Werkstatt<br />
Werkstatt<br />
Kundendienst<br />
Express<br />
Service<br />
Abbildung 2-8: Aufbauorganisation PWB<br />
Quelle: Führungssystem MERBAG, 2005, Formular 03.1-402<br />
Ressortleiter<br />
Carrosserie<br />
Spenglerei<br />
Malerei<br />
11
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
2.2 Marketing<br />
2.2.1 Marketing Prozess im Automobilvertrieb<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Imagekampagnen sind üblicherweise Aufgaben der Hersteller.<br />
Zusätzlich werden nahezu alle Sales Marketing Aktivitäten zentral gesteuert. Dies<br />
bedeutet, dass die Hersteller bestimmte Eckwerte in der Planung vorgeben. So ist es<br />
heute oftmals der Fall, dass Einführungen von neuen Modellen weltweit und zeitgleich an<br />
einem vom Hersteller vorgegebenen Datum lanciert werden. Die dazugehörenden<br />
landesweiten Werbekampagenen werden nach Herstellervorgaben durch den Importeur<br />
realisiert. Dieser wiederum legt für das Retailnetz die Grundlagen für Marketingaktivitäten<br />
im regionalen Markt. Auf dieser Basis hat der jeweilige Retailbetrieb die Möglichkeit, an<br />
nationalen Kampagnen anzuknüpfen und kann beispielsweise noch entscheiden, in<br />
welchen lokalen Medien er sich präsentieren möchte.<br />
Marketingaktivitäten im After Sales Bereich hingegen werden nur sehr rudimentär durch<br />
den Hersteller gesteuert. So werden oftmals lediglich im Bereich Ersatzteile und Zubehör<br />
bestimmte, in der Regel preisorientierte Aktionen durch den Hersteller lanciert. Eigentliche<br />
After Sales Marketing- und Kundenbindungsinstrumente werden durch die jeweilige<br />
Importgesellschaft entwickelt. So ist das MERCEDES-SWISS-INTEGRAL Garantie- und<br />
Wartungspaket vollständig durch die DCCH entwickelt worden. Dieses ist noch heute<br />
Vorbild für viele Hersteller auf dem Schweizer Markt und fand in den vergangenen Jahren<br />
etliche Nachahmer.<br />
Leistungsumfang MERCEDES-SWISS-INTEGRAL<br />
Alle Reparaturen (auch Verschleiss) bis 3 Jahre oder 100'000 Kilometer (es gilt das<br />
zuerst Erreichte) und alle Wartungsarbeiten, Abgastests sowie die dazu benötigten<br />
Originalteile (ausgenommen Flüssigkeiten) bis 100'000 Kilometer oder maximal<br />
10 Jahre (es gilt das zuerst Erreichte) sind für den Kunden kostenlos.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
12
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
Marketing Support<br />
Wholesale Marketing<br />
Retail Marketing<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Wirkung intern<br />
Hersteller<br />
Importeur<br />
Retailgruppe<br />
Retailbetrieb<br />
Abbildung 2-9: Multi-Level Marketing-Modell<br />
Quelle: Johannen, 2002, S. 6.<br />
2.2.2 Marketing der MERBAG-Gruppe<br />
Wirkung extern<br />
Public Relations<br />
Endkunden Marketing<br />
Endkunden Marketing<br />
Öffentlichkeit<br />
Endkunde<br />
Auch die MERBAG-Gruppe betreibt parallel zum nationalen Endkunden Marketing der<br />
DCCH eigene Marketingaktivitäten. Im Sales Bereich werden weitgehend die<br />
vorgegebenen Konzepte übernommen und an die zentral geplanten Aktivitäten<br />
angeknüpft. Die Realisierung erfolgt dezentral durch die jeweilige Zweigniederlassung.<br />
Für Aktivitäten im After Sales Bereich werden notwendige Grundlagen wie Daten und<br />
Konzepte teilweise zentral erarbeitet und den Zweigniederlassungen zur Verfügung<br />
gestellt. Darauf basierend erfolgt die Umsetzung und Steuerung durch jede<br />
Zweigniederlassung im lokalen Markt.<br />
Die MERBAG-Gruppe verfügt über ein Management Informationssystem, welches eine<br />
sehr umfangreiche Datenbasis abbildet, die auch als Grundlage für Planung und<br />
Steuerung von Marketingaktivitäten dient. Zusätzlich werden den Zweigniederlassung für<br />
den After Sales Bereich umfangreiche Ad-hoc-Analysen zur Verfügung gestellt.<br />
13
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
Eine Marketing Aktion, welche zentral lanciert und in der gesamten Gruppe umgesetzt<br />
wurde, ist die Kleeblatt Initiative. Weiter werden zentral die abgewanderten Kunden eruiert<br />
und dazu umfassende Informationen den Zweigniederlassungen zur Verfügung gestellt,<br />
welche es diesen ermöglicht, Aktionen mit dem Ziel der Wiedergewinnung zu lancieren.<br />
Aktivität Inhalte<br />
Kleeblatt Initiative Kleeblatt als Aufhänger im Auto<br />
Persönliche Ansprache mit Foto des betreuenden<br />
Serviceberaters<br />
Dank für das entgegengebrachte Vertrauen<br />
Rückantwortkarte mit vier Fragen zur Zufriedenheit<br />
Kundenfluktuation Auswertung der Kundenfluktuation mit dem Ziel der<br />
Wiedergewinnung<br />
Die Datenbasis der abgewanderten Kunden wird dabei<br />
zentral aufbereitet und zur Verfügung gestellt<br />
Abbildung 2-10: Zentral gesteuerte Marketingaktivitäten der MERBAG-Gruppe<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
14
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
2.3 Problemstellung<br />
2.3.1 Abwanderungsverhalten<br />
Mercedes-Benz Fahrzeuge verfügen mit MERCEDES-SWISS-INTEGRAL während den<br />
ersten 10 Jahren respektive 100'000 km über umfangreiche Garantie- und Serviceleistungen.<br />
Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 15'000 km im Jahr fallen somit für den<br />
Fahrzeugbesitzer zwischen dem dritten und dem sechsten Betriebsjahr erstmals grössere<br />
Kosten für Wartung und Reparaturen an. Betrachtet man die Altersstruktur der Fahrzeuge<br />
von Kunden die abwandern, wird festgestellt, dass die grösste Abwanderung stattfindet,<br />
wenn die Fahrzeuge zwischen drei und acht Jahre alt sind.<br />
Anzahl Kunden<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Abbildung 2-11: Fahrzeugaltersstruktur abgewanderter Kunden der PWB<br />
Quelle: Retailmanagementsystem MERBAG<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />
Fahrzeugalter in Jahren<br />
15
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
Schaut man sich die Altersstruktur der aktiv betreuten Fahrzeuge an, wird diese Tatsache<br />
erhärtet. Es wird ersichtlich, dass primär jüngere Fahrzeuge durch die PWB betreut<br />
werden. Nach dem vierten Betriebsjahr ist eine deutliche Abnahme der Anzahl betreuter<br />
Fahrzeuge festzustellen.<br />
Anzahl Kunden<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />
Fahrzeugalter in Jahren<br />
Abbildung 2-12: Fahrzeugaltersstruktur betreuter Kunden<br />
Quelle: Retailmanagementsystem MERBAG<br />
Der Blick auf die Altersstruktur des PW Gesamtfahrzeugbestandes in der Schweiz zeigt<br />
ein anderes Bild. Demnach sind rund ein Drittel aller Fahrzeuge älter als zehn Jahre,<br />
Tendenz stark zunehmend. Bei Mercedes-Benz Fahrzeuge dürfte dieser Wert aufgrund<br />
der hohen Qualität sowie des „Liebhaberstatus“ sogar noch höher liegen. Bei der PWB<br />
beträgt der Anteil der betreuten Fahrzeuge, welche älter als zehn Jahre sind, rund 20 %.<br />
1'600'000<br />
1'400'000<br />
1'200'000<br />
1'000'000<br />
800'000<br />
600'000<br />
400'000<br />
200'000<br />
0<br />
Anzahl<br />
Fahrzeuge<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
Abbildung 2-13: Fahrzeugaltersstruktur Gesamtfahrzeugbestand CH<br />
Quelle: www.bfs.admin.ch<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
0-4 Jahre 5-9 Jahre 10 Jahre und mehr<br />
2004<br />
16
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
2.3.2 Neuwagenabsatz<br />
Noch im Jahre 2000 war über 50 % des gesamten PKW Fahrzeugbestandes jünger als<br />
6 Jahre (McKinsey&Company, 2000, S. 13). Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
der vergangenen vier Jahre ist davon auszugehen, dass sich dieser Wert nach unten<br />
korrigiert hat, da Jahr für Jahr weniger Neuwagen in Verkehr gesetzt wurden.<br />
Dies repräsentiert beispielsweise auch die Absatzentwicklung für Mercedes-Benz PW der<br />
vergangenen vier Jahre. Sind die Absatzzahlen bei Mercedes-Benz in den 90er Jahren<br />
aufgrund einer Modelloffensive markant angestiegen, sind diese seit vier Jahren analog<br />
dem Gesamtmarkt rückläufig.<br />
330'000<br />
320'000<br />
310'000<br />
300'000<br />
290'000<br />
280'000<br />
270'000<br />
260'000<br />
250'000<br />
240'000<br />
2001 2002 2003 2004<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
18'000<br />
17'000<br />
16'000<br />
15'000<br />
14'000<br />
13'000<br />
12'000<br />
11'000<br />
10'000<br />
Abbildung 2-14: Entwicklung CH Fahrzeugabsatz<br />
Quelle: www.vsai.ch<br />
2001 2002 2003 2004<br />
Stückzahlen Gesamtmarkt Stückzahlen Mercedes-Benz PW<br />
17
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
2.3.3 Fahrzeugbestand<br />
Die Absatzentwicklung hat unmittelbar Auswirkungen auf den Fahrzeugbestand in der<br />
Schweiz und somit auf das After Sales Marktpotential. McKinsey&Company rechnet mit<br />
einer jährlichen Export- und Verschrottungsrate von 4.0 bis 4.5 %. Geht man von einer<br />
Stagnation der Neuwagenverkäufe aus, so wird deutlich, dass sich das Wachstum des<br />
Fahrzeugbestandes merklich verlangsamen wird.<br />
250'000<br />
200'000<br />
150'000<br />
100'000<br />
50'000<br />
0<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Entwicklung Bestand in Stückzahlen<br />
2.3.4 Erkenntnis<br />
Abbildung 2-15: Entwicklung Mercedes-Benz Fahrzeugbestand in der Schweiz<br />
Quelle: www.vsai.ch<br />
Aufgrund veränderter Margenstrukturen, welche vermehrt variable Anteile enthalten, trägt<br />
auf der letzten Vertriebsstufe (Retailnetz) der Servicebereich gegenüber dem Fahrzeughandel<br />
noch heute massgeblich zu positiven Betriebsergebnissen bei. So macht, über alle<br />
Zweigniederlassungen betrachtet, der Ertrag aus Servicedienstleistungen annähernd<br />
100 % des gesamten Betriebsergebnisses der MBS aus.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Jährliches Wachstum in Prozent<br />
18
Kapitel 2: Das Unternehmen – MERBAG-Gruppe<br />
Die rückläufige Anzahl verkaufter Neuwagen und die daraus resultierende Veränderung<br />
des Bestandes lässt jedoch darauf schliessen, dass bei einer gleich bleibenden<br />
Kundenfluktuationsquote, welche über die gesamte Gruppe betrachtet innerhalb der<br />
vergangenen fünf Jahre konstant bei rund 10 % lag, die Nachfrage nach Servicedienstleistungen<br />
in Zukunft nicht unerheblich sinken wird.<br />
An dieser Stelle interessant zu erwähnen ist, dass trotz der konstanten Kundenfluktuation<br />
die durch die DCCH gemessene Kundenzufriedenheit im After Sales Bereich bei der PWB<br />
im selben Zeitraum stark schwankt. Diese befindet sich seit zwei Jahren auf einem stetig<br />
steigenden, hohen Niveau. Eine Entwicklung die nicht zuletzt auch auf die Einführung des<br />
ExpressService im Jahre 2003 zurückzuführen ist. Dieser ermöglicht es, Kunden bei<br />
Kleinreparaturen welche innerhalb einer Stunde zu erledigen sind, zeitnah und ohne<br />
Voranmeldung zu bedienen.<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
CH-Durchschnitt PWB<br />
Abbildung 2-16: Entwicklung Kundenzufriedenheit After Sales PWB<br />
Quelle: BIX-CSI Index DCCH<br />
Vor diesem Hintergrund wird es von zentraler Bedeutung sein, Kunden während der<br />
Dauer der ersten drei Jahre oder 100'000 km so zu binden, dass eine Abwanderung<br />
verhindert werden kann. Grundlagen wie eine hohe Kundenzufriedenheit sind gegeben.<br />
Nur so kann das Servicemarktpotential mindestens gleich bleibend oder aber verstärkt<br />
ausgeschöpft werden.<br />
19
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
3 Theoretische Grundlagen<br />
3.1 Die Bedeutung der Kundenbindung im<br />
Dienstleistungsmarketing<br />
Das Thema Kundenbindung hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung zugenommen.<br />
Es zählt seit einigen Jahren zu einer viel diskutierten Thematik in der Marketingwelt.<br />
Unternehmen erwähnen es in ihren Leitbildern oder Geschäftsberichten.<br />
Hintergrund der vermehrten Ausrichtung auf das Thema Kundenbindung sind die globale<br />
Verstärkung der Wettbewerbsintensität, durch welche die Gewinne sinken oder knapp<br />
gehalten werden können, die zunehmende Sättigung vieler Märkte und die damit<br />
zusammenhängende hohe Marktkonzentration mit starkem Wettbewerb. Im Dienstleistungssektor<br />
kommt dazu, dass Dienstleistungen immer schneller kopiert werden<br />
(Schröter & Nowak, 2004, S. 23).<br />
Seit Ende der 80er Jahre orientiert man sich deshalb mehr und mehr hin zum Kunden. Es<br />
wurde erkannt, dass es notwendig ist, die gesamte Geschäftsbeziehung zu bewerten und<br />
prägte damit den Begriff Relationship Marketing. Kundenbindung zu managen ist ein<br />
Teilaspekt davon (Homburg & Bruhn in Bruhn & Homburg, 2003, S. 5).<br />
3.1.1 Begriff Kundenbindung<br />
Aus Unternehmenssicht lässt sich Kundenbindung wie folgt umschreiben:<br />
„Kundenbindung umfasst sämtliche Massnahmen eines Unternehmens, die darauf<br />
abzielen, sowohl die bisherigen Verhaltensweisen als auch die zukünftigen<br />
Verhaltensabsichten eines Kunden gegenüber einem Anbieter oder dessen Leistungen<br />
positiv zu gestalten, um die Beziehung zu den aktuellen Kunden für die Zukunft zu<br />
stabilisieren bzw. auszuweiten“ (Homburg & Bruhn zit. in Bruhn & Homburg, 2003, S. 8).<br />
Oder anders formuliert: „Kundenbindung bezeichnet alle Tätigkeiten des Anbieters, die zu<br />
Wiederkäufen führen beziehungsweise verhindern, dass der Kunde zu einem Angebot<br />
eines Wettbewerbers wechselt. Ebenso gehört die Kundenselektion zu dieser<br />
Kernaufgabe“ (Tomczak & Reinecke, 1996, S. 5).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
20
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
Gemäss dem aufgabenorientierten Ansatz ist Kundenbindung - neben Kundenakquisition,<br />
Leistungsinnovation und Leistungspflege - eine der vier Kernaufgaben im Marketing. Der<br />
aufgabenorientierte Ansatz ist ein Marketingrahmenmodell, welches von der Strategie bis<br />
zur Realisierung führt und vor allem Umsetzungsaspekte betont (Tomczak & Reinecke,<br />
1996, S. 4).<br />
neue Kunden<br />
neue Leistungen<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Kundenakquisition<br />
Leistungsinnovation<br />
Abbildung 3-1: Die vier Kernaufgaben im Marketing<br />
Quelle: Tomczak & Reinecke, 1996, S. 6<br />
Kundenbindung<br />
alte Kunden<br />
Leistungspflege<br />
alte Leistungen<br />
Die meisten Unternehmen konzentrieren sich je nach Unternehmens- und<br />
Branchensituation auf eine Kernaufgabe sowohl auf der Kundenebene als auch auf der<br />
Leistungsebene.<br />
Der Erfolg von Kundenbindung ist abhängig von zwei Grundsätzen (Tomczak & Dittrich,<br />
1997, S. 9):<br />
Die richtigen Kunden binden: Erfahrungsgemäss werden 80 % des Umsatzes mit<br />
20 % der Kunden erzielt. Es ist deshalb wichtig zu bestimmen, welche Kunden es wert<br />
sind, gebunden zu werden.<br />
Die Kunden richtig binden: Kundenbindung kann über verschiedene Massnahmen<br />
erreicht werden, wobei aber nicht alle geeignet oder langfristig erfolgreich sind.<br />
Je nach Kundenbedürfnissen und Rahmenbedingungen sind die entsprechenden<br />
Massnahmen zu treffen.<br />
21
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
3.1.2 Kundenakquisition versus Kundenbindung<br />
Konkurrenzleistungen werden vergleichbarer und Zeitvorsprünge in der Technologie<br />
immer kürzer, so dass Wettbewerbsvorteile verstärkt auf der Ebene der längerfristigen<br />
Beziehung zum Kunden geschaffen werden müssen (Tomczak & Dittrich, 1997, S. 7).<br />
Studien zeigen, dass Kundenbindung langfristig zu Unternehmenserfolg führt. Das<br />
Gewinnen eines Neukunden kostet ca. das vier- bis sechsfache der Pflege loyaler Kunden<br />
(Bruhn, 2001, S. 7). Mit der Dauer einer Geschäftsbeziehung verringern sich die<br />
Kundenbetreuungskosten und lassen Kunden mit der Zeit profitabler werden (Dittrich,<br />
2000, S. 16).<br />
Zudem sind Stammkunden oft loyaler. Sie reagieren weniger preissensibel und<br />
relativieren die Rolle des Preises als ein Kaufkriterium neben anderen wie bspw.<br />
pünktliche Lieferungen, korrekte Zahlungsmodalitäten und Kulanzbereitschaft.<br />
3.1.3 Kundenzufriedenheit versus Kundenbindung<br />
Kundenbindung ist im Prozess einer Kundenbeziehung die Folgerung von Kundenorientierung<br />
und Kundenzufriedenheit:<br />
Kundenorientierung<br />
Abbildung 3-2: Erfolgskette der Kundenorientierung<br />
Quelle: in Anlehnung an Bruhn, 1998 in Hinterhuber & Matzler, 2000, S. 28<br />
Kundenorientierung ist - geknüpft an die Kommunikationsleistung - die sogenannte Basis,<br />
wie man die Kunden anspricht. Die Unternehmung ist gefordert, die Kundenbedürfnisse<br />
kontinuierlich zu erfassen und in Unternehmungsleistungen umzusetzen (Hinterhuber &<br />
Matzler, 2000, S. 27).<br />
Kundenzufriedenheit ist im heutigen Markt eine Minimalanforderung, um Kunden nicht zu<br />
verlieren. „Mit Zufriedenheit fängt der Rückschritt an“ (Zach, 1997, S. 21).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Kundenzufriedenheit<br />
Kundenbindung<br />
22
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
Zufriedenheit ist das Ergebnis eines Vergleichsprozesses von Kundenerwartungen und<br />
den subjektiv wahrgenommenen Leistungen. Sie wird erreicht, sofern die subjektiv<br />
wahrgenommenen Leistungen eines Anbieters (Ist) die Erwartungen (Soll) des Kunden<br />
decken oder übersteigen (Bruhn, 2001, S. 35).<br />
Kundenzufriedenheit ist das Ergebnis<br />
eines Vergleichsprozesses zwischen...<br />
Image des<br />
Anbieders<br />
individuelles<br />
Anspruchsniveau<br />
Versprechungen<br />
des Anbieters<br />
Abbildung 3-3: Beeinflussungsfaktoren der Kundenzufriedenheit<br />
Quelle: Meyer & Dornach, 1994, S. 28 zit. in Tomczak & Dittrich, 1997, S. 27<br />
Die Erwartungen entstehen über das individuelle Anspruchsniveau des Kunden und sind<br />
abhängig von individuellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren. Sie werden<br />
beeinflusst vom Wissen um Alternativen, den Kommunikationsmassnahmen des<br />
Anbieters und des Images.<br />
Die subjektiv wahrgenommene Leistung ist abhängig, welche Informationen<br />
aufgenommen werden und wie das Aufgenommene verarbeitet wird (Rizk-Antonious,<br />
2002, S. 31). Diese Wahrnehmung wird mitgeprägt vom Image, aber auch durch<br />
Erfahrungen und individuelle Problemlösungen.<br />
Eine Verbesserung der Kundenzufriedenheit erhöht die Wiederkaufabsicht bzw.<br />
das Wiederkaufverhalten und bildet damit Kundenbindung (Bruhn & Goergi in Bruhn &<br />
Homburg, 2003, S. 590).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Wissen um<br />
Alternativen<br />
Kundenerwartungen<br />
und<br />
Aktuelle<br />
Erfahrungen<br />
subjektiv<br />
wahrgenommenen<br />
Leistungen<br />
Spezifische<br />
Rahmenbedingungen<br />
individuelle<br />
Problemlösung<br />
23
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
Zufriedene Kunden sind nicht zwangsläufig loyale Kunden und umgekehrt. Eine<br />
Untersuchung im Automobilmarkt zeigt, dass 60 bis 80 % der Kunden ihre Automarke<br />
wechseln, obwohl sie zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind (Tomczak & Dittrich, 1997,<br />
S. 28).<br />
hoch<br />
Kundenbindung<br />
gering<br />
1 2 3 4 5<br />
sehr Kundenzufriedenheit sehr<br />
unzufrieden zufrieden<br />
Abbildung 3-4: Beziehung zwischen Kundenzufriedenheit und Kundenbindung<br />
in verschiedenen Märkten<br />
Quelle: Jones & Sasser, 1995, S. 91 zit. in Tomczak & Dittrich, 1997, S. 28<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
a) Automobilindustrie<br />
b) Computerbranche<br />
c) Krankenhäuser<br />
d) Fluggesellschaften<br />
e) Lokale Telefongesellschaften<br />
24
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
3.1.4 Wirkungsebenen und –arten der Kundenbindung<br />
Die Schnittstellen zwischen Anbieter und Kunde bieten verschiedene Gelegenheiten für<br />
Kundenbindung. Die entsprechenden Massnahmen können nach Ebenen oder Arten<br />
unterschieden werden. Je nach Bindungsebene dominieren zwischen Kunde und Anbieter<br />
unterschiedliche Bindungsarten:<br />
Bindungen zwischen Kunde und Anbieter auf...<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Organisationsebene<br />
Leistungsebene<br />
Personenebene<br />
Abbildung 3-5: Die Ebenen der Kundenbindung<br />
Quelle: Tomczak & Dittrich, 1997, S. 16<br />
Bindungsebenen sind abhängig von der Geschäftsbeziehung. Unterschieden werden in<br />
der Regel folgende Ebenen (Dittrich, 2000, S. 73 ff.):<br />
Bindungsebenen Beschreibung<br />
Personenebene Sozialpsychologische Bindung (Bsp. Vertrauen) zwischen zwei<br />
oder mehreren Individuen wie Kunde, Mitarbeiter.<br />
Diese Ebene ist vor allem für Dienstleister relevant, sobald das<br />
Produkt und der Anbieter nicht trennbar sind (Bsp. Arzt, Friseur).<br />
Die Kunden entwickeln eine Beziehung zum Mitarbeiter und<br />
wechseln weniger den Anbieter, sobald sie ihren Kundenbetreuer<br />
kennen und einen persönlichen Kontakt zu ihm pflegen.<br />
Psychologische<br />
Bindungen<br />
Faktische<br />
Bindungen<br />
25
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
Leistungsebene Bindung über Austauschleistung und Gegenleistung.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Grosse Potentiale liegen vor allem in der fachlichen Beratung<br />
und Betreuung vor und nach dem Kauf, in denen der Kunde<br />
persönlich oder telefonisch mit dem Mitarbeiter in Kontakt steht<br />
(Bsp. Zufriedenheit mit dem Produkt).<br />
Organisationsebene Bindung an das Unternehmen als solches sowie<br />
transaktionsübergreifend wirkende Strukturen und Prozesse<br />
(Bsp. zeitliche Beschleunigung).<br />
Abbildung 3-6: Bindungsebenen<br />
Quelle: Dittrich, 2002, S. 73 ff.<br />
Je intensiver man zusammenarbeitet und je mehr Personen involviert werden, desto mehr<br />
Schnittstellen (Ebenen) entstehen zwischen Anbieter und Kunde.<br />
Betrachtet man Kundenbindung aus Kundensicht sind verschiedene Bindungsarten<br />
relevant. Man unterscheidet folgende Bindungsarten (Tomczak & Dittrich, 1997, S. 14 ff.):<br />
Bindungsarten Beschreibung<br />
Psychologische Über Zufriedenheit, Vertrauen und „innere Verpflichtung“<br />
Bindungen<br />
(Commitment) können sogenannte psychologische Bindungen<br />
aufgebaut werden. Vertrauen und Commitment werden als die<br />
Schlüsselfaktoren für langfristige Beziehungen bezeichnet.<br />
Die Erwartungen beziehen sich auf das künftige Anbieterverhalten<br />
(Kundenvertrauen) oder definieren die eigenen<br />
Handlungsweisen in der Zukunft genauer (Commitment).<br />
Faktische Bindungen Von diesen Bindungen können sich Kunden meist nicht, oder nur<br />
mit Verlust (Wechselkosten) lösen, da sie mit Belohnungen bzw.<br />
Sanktionen verbunden sind. Hierzu zählt man ökonomische<br />
(Bsp. Rabattkarte), technisch/funktionale (Bsp. spezifische<br />
Infrastruktur) und rechtliche Faktoren (Bsp. Kündigungsfristen).<br />
Abbildung 3-7: Bindungsarten<br />
Quelle: Tomczak & Dittrich, 1997, S. 14 ff.<br />
26
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
3.1.5 Besonderheiten des Dienstleistungsmarketings<br />
Es wird immer schwieriger, technisch bessere Produkte und Lösungen auf den Markt zu<br />
bringen. Deshalb ist es für Unternehmen um so entscheidender, Dienstleistungen<br />
anzubieten (Grönroos, 1990, S. 4).<br />
Die Merkmale von Dienstleistungen können durch Immaterialität, Leistungsfähigkeit des<br />
Dienstleistungsanbieters und Integration des externen Faktors in den Dienstleistungserstellungsprozess<br />
beschrieben werden (Meffert & Bruhn, 1997, S. 59 ff.).<br />
Unter Immaterialität versteht man, dass man das Gut nicht greifen kann. Dennoch kann<br />
sowohl die Vorleistung wie auch das Ergebnis materiell sein. Dienstleistungen sind weder<br />
lager- noch transportfähig. Dies bedeutet für den Konsumenten, dass er die<br />
Dienstleistung in dem Moment in Anspruch nimmt, in dem sie produziert wird. Werden die<br />
Dienstleistungen in diesem Moment nicht beansprucht, verfällt ihr Potential. Die<br />
Produktion und Konsumation der Dienstleitung erfolgt am gleichen Ort.<br />
Bei einem Produktionsprozess sind die einzelnen Schritte intern vielfach vorgelagert und<br />
der Kunde trifft in einer späteren Phase in den Prozess ein. Dies im Gegenteil zu einem<br />
Dienstleistungsbetrieb, wo der Kunde bereits in einer frühen Phase mit dabei ist, so dass<br />
Erstellung und Konsum zur gleichen Zeit ablaufen. Die Herausforderung von<br />
Dienstleistungen ist der Mitarbeiter, welcher die Leistung erstellt. Dieser stellt die<br />
Leistungsfähigkeit des Dienstleistungsanbieters dar. Ohne sein Know-how oder seine<br />
körperliche Fähigkeit kann die Dienstleistung nicht erstellt werden.<br />
Die Integration des externen Faktors umschreibt die Tatsache, dass der Mensch oder das<br />
Objekt, an dem die Leistung erbracht wird, sich ausserhalb des Verfügungsbereiches des<br />
Dienstleisters befindet, aber zwingend einbezogen werden muss. Dafür müssen Transport<br />
und Lagerung, die Standardisierung von Dienstleistungen sowie die Marketingorientierung<br />
des Dienstleistungsprozesses besonders beachtet werden.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
27
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
3.2 Der Kundenlebenszyklus<br />
3.2.1 Begriff Kundenlebenszyklus<br />
Lebenszyklen sind im Allgemeinen ideale Muster der Bildung, Entwicklung, Erhaltung und<br />
Auflösung einer Geschäftsbeziehung (Tomczak & Dittrich, 1997, S. 22). Sie sind ein<br />
Instrument, um die Aktivitäten und Subprozesse der gesamten Geschäftsverbindung<br />
aufzuzeigen, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.<br />
Der Kundenlebenszyklus wurde vom Produktlebenszyklus übernommen und auf Kunden<br />
adaptiert. Er wird aus Kundensicht phasengerecht gestaltet und zeigt alle Schnittstellen<br />
des Konsumprozesses während der gesamten Geschäftsbeziehung zwischen Anbieter<br />
und Kunde (Grönroos, 1990, S. 201). Er beginnt mit dem ersten Kundenkontakt und<br />
schliesst mit dem Beenden der Geschäftsbeziehung ab.<br />
3.2.2 Aufbau des Kundenlebenszyklus<br />
Punkte, bei denen der Kunde mit dem Produkt in Kontakt kommt, werden Kundenkontaktpunkte<br />
bezeichnet. Zu erfassen sind alle Punkte, welche der Kunde sehen und erleben<br />
kann. Dies sind sowohl Kontakte im Mensch-zu-Mensch-Verhältnis (Kontakte zwischen<br />
Kunde und Mitarbeiter) sowie alle anderen, nicht personenbezogenen Kontakte<br />
(Bsp. Werbung, E-Mail, Räume und Einrichtungsgegenstände).<br />
Voraussetzung dafür ist, sämtliche Qualitätsinformationen (Bsp. Blumenstrauss zum<br />
neuen Auto, Angebot auf der Homepage oder Geschmack des offerierten Kaffees),<br />
welche beim Kunden auf seine Wahrnehmung einwirken, zu kennen.<br />
Reiht man die Kontaktpunkte im Zeitablauf aneinander, entsteht eine Kette. Die Phasen,<br />
welcher ein Kunde durchläuft, sind beinahe immer die Interessenten-, Neukunden-,<br />
Bestandskundenphase sowie die verlorenen bzw. zurückgewonnenen Kunden.<br />
Die sogenannte „Line of visibility“ zeigt dabei die Grenze zwischen den für den Kunden<br />
sichtbaren Bestandteilen der Dienstleistung und den unsichtbaren Elementen (Bruhn,<br />
2001, S. 113).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
28
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
3.2.3 Ziele des Kundenlebenszyklus<br />
Das Aufstellen eines Kundenlebenszyklus hilft die relevanten Kontaktpunkte zwischen<br />
dem angebotenen Produkt einschliesslich der Mitarbeiter und den Kunden zu definieren<br />
sowie das Problembewusstsein für die Faktoren zu schaffen, die zwar für den Kunden<br />
häufig unsichtbar sind, jedoch die Voraussetzungen für Qualität bei allen Kontaktpunkten<br />
zum Kunden schaffen.<br />
Diese Betrachtung erlaubt uns zu erkennen, in welcher Beziehungsphase sich einer<br />
unserer Kunden befindet, um diesen in Bezug auf Erfahrung und damit verbundenen<br />
Leistungen unterschiedlich anzusprechen.<br />
Detaillierte Zielsetzungen des Instrumentes sind folgende Punkte:<br />
Qualität der Kontakte zwischen Kunde und Produkt optimieren.<br />
Mögliche Fragestellungen dazu könnten sein:<br />
- Welches sind für uns die wichtigsten Kontaktpunkte?<br />
- Wie kann die wahrgenommene Qualität in den relevanten Punkten der<br />
Kontaktkette positiv verstärkt werden?<br />
- Wird den relevanten Kontaktpunkten ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet?<br />
- Sind unsere Mitarbeiter, die an den Kontaktpunkten beteiligt sind, entsprechend<br />
sensibilisiert und vorbereitet?<br />
Prozess- und kundenorientierte Management-Konzepte planen.<br />
Ableitend vom Kundenlebenszyklus soll die kontinuierliche Planung, Gestaltung und<br />
Kontrolle von Geschäftsbeziehungen mit spezifischen Kunden vorgenommen werden.<br />
Je nach Phase der Kundenbeziehung soll eine optimale Betreuung gewährleistet<br />
werden.<br />
Massnahmen zur Messung der Kundenzufriedenheit definieren.<br />
Die Kundenzufriedenheit soll kontinuierlich gemessen werden, um zu wissen, wie die<br />
Kontakte von unseren Kunden erlebt werden. Was gemessen wird, wird auch getan.<br />
Besonders wichtig ist es, die direkten persönlichen Kontakte zwischen Kunden und<br />
Mitarbeitern zu erfassen, welche das Qualitätserleben des Kunden entscheidend<br />
beeinflussen (Rizk-Antonious, 2002, S. 58).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
29
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
3.3 Grundgedanke „Moments of Truth“<br />
Nimmt ein Konsument eine Dienstleistung in Anspruch, erlebt er eine ganze Serie von<br />
Moments of Truth. Es sind dies Zeit und Ort, in welcher der Leistungsersteller die<br />
Möglichkeit hat, dem Kunden seine Servicequalität zu demonstrieren. Sobald der Kunde<br />
gegangen ist, ist die Möglichkeit vorbei.<br />
Diese Situationen, in welchen der Kunde auf die Leistungserstellung trifft, sind kritische<br />
Momente für die Servicequalitätswahrnehmung (Grönroos, 1990, S. 42). Jeder Kontakt,<br />
sowohl im Mensch-zu-Mensch wie auch im nicht personenbezogenen Verhältnis, der<br />
mehr oder weniger stark auf die Wahrnehmung des Kunden einwirkt, ist ein sogenannter<br />
Moment of Truth. Das, was der Kunde in diesen Augenblicken der unmittelbaren<br />
Leistungserstellung wahrnimmt, zählt für ihn „als Wahrheit“.<br />
Besonders intensiv und nachhaltig erlebt der Kunde die zwischenmenschlichen Kontakte,<br />
in denen sich der Mitarbeiter und der Kunde in die Augen schauen. Ungeeignete<br />
Verhaltensweisen in diesen Momenten können durch andere Erlebnisse im Lauf der<br />
Kontaktkette positiv relativiert werden, aber nicht rückgängig gemacht werden<br />
(Ritz-Antonious, 2000, S. 60).<br />
Die Qualität von Dienstleistungen entscheidet sich oft im unmittelbaren Kontakt zwischen<br />
Mitarbeitern des Dienstleistungsanbieters und Kunden (Bruhn & Strauss, 1995, S. 83).<br />
Vor allem während dieser Kontakte erfolgt die Qualitätswahrnehmung des Kunden. „Wenn<br />
die Augenblicke der Wahrheit unkontrolliert verstreichen, verkümmert die Servicequalität“<br />
(Rizk-Antonious, 2002, S. 61).<br />
Kontakte, welche nachhaltig wirken, werden intensiv wahrgenommen und meistens an<br />
Dritte weitererzählt. Gemäss Untersuchungen geben zufriedene Kunden ihre positiven<br />
Erfahrungen an durchschnittlich drei Personen weiter, während ein unzufriedener Kunde<br />
dies bis zu durchschnittlich elf Mal erzählt oder gar seine schlechten Erfahrungen ins<br />
Internet stellt. Dies führt soweit, dass Mund-zu-Mund-Propaganda als ein gezieltes<br />
Marketing-Instrument eingesetzt werden kann (Hinterhuber & Matzler, 2000, S. 404).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
30
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
Dennoch falsch wäre es, Verbesserungsmassnahmen nach dem Motto „Der Kunde ist<br />
König“ allein auf die direkte Kundenkontakt-Ebene zu beschränken. Kundenbegeisterung<br />
in den Augenblicken der Wahrheit setzt kunden- und mitarbeiterorientierte Strategien und<br />
Konzepte voraus.<br />
Häufig sind es gerade die subtilen Wahrnehmungen des Kunden wie bspw. das<br />
Beobachten oder der direkte Kontakt mit Mitarbeitern, welche die Wahrnehmung steuern.<br />
Auch Geräusche oder Gerüche werden aufgenommen und verarbeitet (Hinterhuber &<br />
Matzler, 2000, S. 426).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Abbildung 3-8: Eisbergphänomen Kundenbindung<br />
Quelle: Hinterhuber & Matzler, 2000, S. 408<br />
Schlussendlich bestimmen all die Momente – von den kleinen eines Lächelns bis zur<br />
Leistung des Produktes – die Kundenzufriedenheit. Dabei ist nicht wichtig, was der<br />
Dienstleister an tollen Ideen, Engagement, Geld, Liebe oder Herzblut in ein Projekt<br />
hineinsteckt, sondern was beim Kunden ankommt, was er konkret erlebt und empfindet<br />
und an Zufriedenheit mitnimmt. Will man die Wahrnehmung der Produktqualität beim<br />
Kunden beeinflussen, muss an diesen besonders bedeutsamen Punkten angesetzt<br />
werden. Es ist wichtig, alle Moments of Truth zu leben und zu managen und vor allem die<br />
Herausforderung anzunehmen, aus schlechten Moments of Truth begeisternde Momente<br />
zu machen. So erzeugen wir loyale und rundum zufriedene Kunden (Carlzon, 1998,<br />
S. 10 ff.).<br />
31
Kapitel 3: Theoretische Grundlagen<br />
Die Leistungserstellung und Bedienung des Serviceprozesses muss geplant werden, um<br />
Probleme zu eliminieren (Grönroos, 1990, S. 43). Die Moments of Truth sind dabei keine<br />
Methodik, sondern eine Leitidee.<br />
Gerade im Autogeschäft kann Kundenbindung sehr erfolgreich sein. Studien zeigen, dass<br />
der Gewinn eines Kunden im vierten Jahr auf nahezu das Dreifache des ersten Jahres<br />
der Geschäftsbeziehung gesteigert werden können (Meffert & Bruhn, 2003, S. 151).<br />
Die Voraussetzungen für Kundenbindung sind bei der MERBAG-Gruppe theoretisch<br />
vorhanden. Ihre Zielgruppe ist klar definiert und abgrenzbar sowie in homogene<br />
Kundensegmente einteilbar. Da es sich beim Auto um ein Produkt handelt, mit dem sich<br />
viele Personen intensiv auseinandersetzen und worüber sie gut informiert sind, ist die<br />
Bereitschaft für Loyalität gross. Zudem hat die MERBAG-Gruppe persönlich Kontakt zu<br />
ihren Kunden und die Motive für einen Werkstattbesuch sind oft emotional.<br />
Im folgenden Kapitel geht es darum, die aktuelle Situation aufzuzeigen in der sich die<br />
MERBAG-Gruppe befindet, um danach in einer Gegenüberstellung von Theorie und<br />
Praxis mögliche Verbesserungspotentiale zu identifizieren.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
32
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
4 Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
4.1 Analyse der bestehenden Situation<br />
In der Theorie geht man davon aus, dass aus Unternehmenssicht ein wichtiger Schritt der<br />
Kundenbindung die Entscheidung ist, welche Kunden es wert sind, gebunden zu werden.<br />
Aufgrund der Ausgangslage unserer Diplomarbeit berücksichtigen wir diesen Schritt nur<br />
am Rande, da wir annehmen, das Potential aller Kunden, welche die Leistungen der<br />
MERBAG beanspruchen, wertvolle Kunden zum Binden sind.<br />
Wir analysieren in diesem Kapitel, wie die Kunden gebunden werden. Grundlage dafür ist<br />
die Methodik des Kundenlebenszyklus sowie der Grundgedanke der Moments of Truth.<br />
4.1.1 Der Gesamtkundenlebenszyklus<br />
Geht man von einem Neukunden aus, so bekundet dieser als erstes Interesse an einem<br />
Neu- oder Gebrauchtwagen. Dies ist der erste Kontakt. In der heutigen Zeit kann dieser<br />
durchaus nicht persönlich, sondern in elektronischer Form via Webpage oder E-Mail<br />
erfolgen. Vertieft sich dieser Kontakt, kommt es in aller Regel zu einem persönlichen<br />
Treffen zwischen dem Interessenten und Verkäufer am Ort des Retailbetriebes.<br />
Interesse Offerte Kauf Ablieferung After Sales<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Idealfall: Folgekauf eines Neu- oder Gebrauchtfahrzeuges<br />
Abbildung 4-1: Gesamtkundenlebenszyklus<br />
Quelle: Johannen, 2002, S. 7<br />
33
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
4.1.2 Der After Sales Kundenlebenszyklus<br />
Der After Sales Kundenlebenszyklus beginnt im Idealfall bei der Fahrzeugablieferung<br />
durch den Verkaufsberater an den Kunden. Danach sind grundsätzlich planmässige sowie<br />
ausserplanmässige Kontakte zu unterscheiden.<br />
After Sales Kundenlebenszyklus<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
planmässig ausserplanmässig<br />
Ablieferung<br />
Wartungsdienst<br />
Saisoncheck<br />
Reifenwechsel<br />
Fahrzeugpflege<br />
Zubehörkauf<br />
Garantieablauf<br />
Prüfbereitstellung<br />
Folgekauf<br />
Panne<br />
Unfall<br />
Reparatur<br />
Abbildung 4-2: After Sales Kundenlebenszyklus<br />
Die Kontakte im Rahmen des After Sales Kundenlebenszyklus bietet verschiedenartige<br />
Gelegenheiten, die Erwartung der Kunden zu übertreffen. Ist der Kunde begeistert, fühlt er<br />
sich an die Unternehmung gebunden. Basis dafür sind Kundenorientierung und<br />
Kundenzufriedenheit.<br />
34
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
4.1.3 Kontaktpunkte im Kundenlebenszyklus<br />
Im folgenden werde die einzelnen Kontaktpunkte im After Sales Kundenlebenszyklus der<br />
PWB umschrieben. Bei den Ausführungen werden lediglich die Prozesse, die der Kunde<br />
erlebt, aufgezeigt. In der Theorie werden diese durch die Line of visibility abgegrenzt.<br />
Fahrzeugablieferung<br />
Ziel/ Zweck Übergabe eines neuen resp. gebrauchten Autos an den Kunden,<br />
Instruktion und Erklärung der Bedienungselemente<br />
Zeitpunkt Nach Fahrzeuganlieferung durch den Hersteller resp. nach<br />
entsprechender Bereitstellung und Terminvereinbarung mit dem Kunden<br />
Personal Verkaufsberater mit administrativer Unterstützung durch Mitarbeiter der<br />
Fahrzeugdisposition<br />
Örtlichkeit Ablieferungsplatz im Gebrauchtwagenausstellungsraum<br />
Prozesse Begrüssung des Kunden durch den Verkaufsberater<br />
Klärung aller administrativ-formellen Punkte<br />
Vorstellung des zugewiesenen Serviceberaters (SB)<br />
Übergabe des Fahrzeugs mit umfassender Instruktion<br />
Daten Es werden keine neuen Daten erfasst. Es sind sämtliche Vertragsdaten<br />
über den Kunden somit verfügbar.<br />
Wartungsdienst<br />
Ziel/ Zweck Ausführung periodischer Wartungsarbeit mit dem Zweck, Reparaturen<br />
vorzubeugen, Werterhaltung sicherzustellen<br />
Zeitpunkt Je nach Wartungsintervallanzeige im Fahrzeug resp. mindestens einmal<br />
pro Jahr<br />
Personal Kundendienstassistent (KDA) / Serviceberater (SB) / Mechaniker (im<br />
Hintergrund)<br />
Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />
Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />
Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />
Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />
Klärung der Bedürfnisse<br />
Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />
Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />
Erläuterung der ausgeführten Arbeiten<br />
Daten In der Regel werden anlässlich eines Wartungsdienstes lediglich<br />
Fahrzeug- und nur in Ausnahmefällen Kundendaten ergänzt und<br />
aktualisiert.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
35
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Reifenwechsel<br />
Ziel/ Zweck Wechsel der Winter- auf Sommerreifen respektive der Sommer- auf<br />
Winterreifen<br />
Zeitpunkt Frühling / Herbst; Spezielle Reifenwechsel-Wochenenden werden<br />
teilweise im Zusammenhang mit einer Ausstellung kombiniert<br />
Personal KDA / SB / Mechaniker (im Hintergrund)<br />
Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />
Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />
Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />
Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />
Klärung Bedürfnisse<br />
Verabschiedung des Kunden<br />
Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />
Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />
Daten Die Reifendaten werden erfasst resp. aktualisiert<br />
Reparatur (= ausserplanmässiger Werkstattaufenthalt)<br />
Ziel/ Zweck Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit einzelner Komponenten<br />
Zeitpunkt Sofort bei einem Defekt (siehe Pannenfall) oder nach Bedarf bei nicht<br />
beeinträchtigter Funktion<br />
Personal KDA / SB / Mechaniker (im Hintergrund)<br />
Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />
Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />
Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />
Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />
Klärung des Umfanges des Wartungsdienstes sowie des<br />
Fertigstellungstermins<br />
Verabschiedung des Kunden<br />
Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />
Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />
Daten Bei bestehenden Kunden werden keine Daten ergänzt, bei Bedarf aber<br />
aktualisiert.<br />
Pannenfall (= ausserplanmässiger Werkstattaufenthalt)<br />
Ziel/ Zweck Wiederherstellung der Mobilität<br />
Zeitpunkt unerwartet, jederzeit möglich<br />
Personal Customer Assistance Center der DaimlerChrysler AG (CAC) /<br />
evtl. KDA / evtl. SB / evtl. Mechaniker (in direktem Kundenkontakt) /<br />
Mitarbeiter des lokalen Pannendienstpartners<br />
Örtlichkeit In der Regel am Ort der Panne; evtl. Bergung<br />
Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Meldung<br />
Ausrücken des Pannendienstpartners<br />
Entpannung des Fahrzeuges<br />
Sicherstellung der Mobilität des Kunden<br />
Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />
Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen.<br />
Daten Daten werden in der Regel durch einen Mitarbeiter des CAC abgefragt<br />
resp. verifiziert.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
36
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Carrosseriereparatur<br />
Ziel/ Zweck Wiederinstandsetzung der Carrosserie nach einem Unfall<br />
Zeitpunkt unerwartet, jederzeit möglich<br />
Personal KDA / SB / Carrosseriefachmann (im Hintergrund)<br />
Örtlichkeit Carrosserieannahme im 1. Stock (Werkstattbüro)<br />
Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />
Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />
Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />
Klärung des Umfanges des Wartungsdienstes sowie des<br />
Fertigstellungstermins<br />
Verabschiedung des Kunden<br />
Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />
Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />
Daten In der Regel werden anlässlich einer Carrosseriereparatur Fahrzeug- und<br />
Kundendaten, insbesondere Angaben über die betreffende Versicherung<br />
ergänzt und aktualisiert.<br />
Prüfbereitstellung<br />
Ziel/ Zweck Das Fahrzeug für die amtliche Prüfung auf der kantonalen<br />
Motorfahrzeugkontrolle (MFK) bereitstellen<br />
Zeitpunkt In der Regel nach Erhalt des Aufgebotes durch die MFK.<br />
Personal KDA / SB / Mechaniker (im Hintergrund)<br />
Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />
Prozesse Kunde meldet sich für einen Termin, nachdem er das Aufgebot der<br />
MFK erhalten hat.<br />
Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />
Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />
Klärung des Umfanges des Wartungsdienstes sowie des<br />
Fertigstellungstermins<br />
Verabschiedung des Kunden<br />
Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />
Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />
Daten Das Prüfungsdatum wird im Fahrzeugstamm aktualisiert.<br />
Fahrzeugpflege<br />
Ziel/ Zweck Das Fahrzeug optisch aufbereiten, den Werterhalt sichern<br />
Zeitpunkt Jederzeit möglich, nach Bedarf des Kunden<br />
Personal KDA / SB / Carrosseriefachmann (im Hintergrund)<br />
Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />
Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />
Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />
Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />
Klärung des Umfanges des Wartungsdienstes sowie des<br />
Fertigstellungstermins<br />
Verabschiedung des Kunden<br />
Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />
Eintreffen des Kunden, um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />
Daten Es werden keine Daten aktualisiert oder ergänzt.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
37
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Saisonchecks (Frühjahrs-, Herbst- und Urlaubschecks)<br />
Ziel/ Zweck Saisonale Kontrolle, Sicherstellung der Funktionstüchtigkeit für den<br />
Urlaub, nach und für den Winter<br />
Zeitpunkt Frühjahr, Herbst und Sommer<br />
Personal SB Assistentin / SB / Mechaniker (im Hintergrund)<br />
Örtlichkeit Annahme-, Serviceberaterarbeits- und Werkstattarbeitsplatz<br />
Prozesse Anruf durch den Kunden zwecks Terminvereinbarung<br />
Eintreffen des Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt<br />
Empfang durch KDA; Weiterleitung zum zugewiesenen SB<br />
Klärung des Umfanges des Wartungsdienstes sowie des<br />
Fertigstellungstermins<br />
Verabschiedung des Kunden<br />
Evtl. Zwischenbericht an den Kunden<br />
Eintreffen des Kunden um das Fahrzeug wieder abzuholen<br />
Daten Bei bestehenden Kunden werden keine Daten ergänzt; bei Bedarf aber<br />
aktualisiert.<br />
Zubehörkauf<br />
Ziel/ Zweck Kauf von nutzbringendem Zubehör wie Schneeketten, Skiträger,<br />
Dachboxen usw. aber auch Stylingartikel wie Alufelgen und<br />
Collectionsartikel<br />
Zeitpunkt Nach Bedarf, saisonal<br />
Personal Ersatzteillagermitarbeiter<br />
Örtlichkeit Kundenschalter im Ersatzteillager<br />
Prozesse Anruf oder Besuch des Kunden<br />
Klärung der Bedürfnisse<br />
Klärung der Verfügbarkeit der Artikel<br />
Auslieferung der Artikel sowie ggf. Montage<br />
Daten Es werden keine Daten aktualisiert oder ergänzt.<br />
Garantieablauf<br />
Ziel/ Zweck Der Kunde soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die<br />
Garantiedauer für sein Fahrzeug demnächst erlischt. Bei dieser<br />
Gelegenheit wird eine Garantieverlängerung offeriert.<br />
Zeitpunkt 3 Monate vor Ablauf der Garantiezeit<br />
Personal Marketingassistentin, Unterschrift durch Verkaufsberater und<br />
Serviceberater<br />
Örtlichkeit Persönliches Anschreiben<br />
Prozesse Der Fahrzeugstamm wir nach dem Kriterium „Fahrzeuge mit<br />
Erstzulassung heute minus 33 Monate“ selektiert.<br />
Anschliessend wird ein Serienbrief erstellt und durch den Verkaufsberater<br />
und Serviceberater persönlich unterzeichnet.<br />
In diesem Schreiben wird dem Kunden das Garantie- und<br />
Wartungsanschlusspaket offeriert und er wird aufgefordert, sich bei<br />
Interesse für dieses Paket oder einer Eintauschofferte zu melden.<br />
Daten Es werden keine Daten aktualisiert oder ergänzt.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
38
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
4.2 Verbesserungspotential<br />
Werden die Leistungen während der Kontaktpunkte des Kundenlebenszyklus - wie<br />
beschrieben unter Punkt 4.1.3 - gut erfüllt, ist der Kunde zufrieden. Dies bestätigt auch die<br />
Entwicklung der Kundenzufriedenheit der PWB unter Punkt 2.4.3.<br />
Je grösser der Wettbewerb und je höher die Käuferdominanz in den Märkten ist, desto<br />
bedeutender sind sehr zufriedene Kunden für die Erhöhung der Kundenbindung. Dass<br />
zufriedene Kunden nicht zwangsläufig auch loyale Kunden sind und umgekehrt haben wir<br />
in Kapitel 3 beschrieben. Es ist daher wichtig, dass die MERBAG-Gruppe auf der guten<br />
Basis der Kundenzufriedenheit nun aufbaut und die zufriedenen Kunden binden kann.<br />
Ein Unternehmen wie die MERBAG kann sich in der heutigen Zeit je länger je weniger<br />
über die Produkte differenzieren. Dies daher, weil die Produktqualität auch bei anderen<br />
Fahrzeugherstellern ein sehr hohes Niveau erreicht hat. Mit BMW, und seit einigen Jahren<br />
auch Audi, bieten zwei weitere Premiumhersteller vergleichbare Produkte an. Letztendlich<br />
ist es oftmals eine Frage der Philosophie, ob jemand nun BMW, Audi oder Mercedes<br />
fährt. Will die MERBAG die Kunden an sich binden, müssen die Leistungen über die<br />
Produktebene hinaus gehen. Dies ist möglich über Servicequalität und die Qualität der<br />
Beziehungen.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Begeisterung (Erwartungen übertroffen)<br />
Gefühls-Ebene Qualität der Beziehung<br />
(„Extraleistungen“ ohne direkten Bezug<br />
zum Produkt und Produkt-Service)<br />
Dienstleistungs- Zufriedenheit (Erwartungen sind erfüllt)<br />
Ebene<br />
Qualität im „Service“<br />
Produkt-Ebene<br />
emotionale Qualität<br />
Qualität des gekauften Autos<br />
Unzufriedenheit (Produkt oder Service sind<br />
aus Sicht des Kunden mangelhaft)<br />
Abbildung 4-3: Drei Stufen führen zur Begeisterung<br />
Quelle: in Anlehnung an Biermann, 1996, S. 98 in Zach, 1997, S. 43<br />
39
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Voraussetzung dafür ist, dass die MERBAG ihre Kunden kennt und ihre Aktivitäten am<br />
Kunden - und nicht am Produkt - ausrichtet. Die Beziehung zum Kunden muss stärker in<br />
den Vordergrund treten. Während Produkte und Leistungen schneller kopierbar werden,<br />
sind Beziehungen nicht so schnell aufzubauen. Kennt man den Kunden und seine<br />
Bedürfnisse, kann die MERBAG eine individuelle Leistung bieten, was einen bedeutenden<br />
Wettbewerbsvorteil bietet.<br />
Stellen wir die theoretischen Grundlagen der tatsächlichen Situation gegenüber, lässt sich<br />
das Verbesserungspotential in drei Handlungsebenen gliedern, welche die Strategie, die<br />
Planung und die Umsetzung betreffen:<br />
1. Einordnung von Kundenbindung auf einer strategisch übergeordneten Ebene<br />
Kundenbindung muss als strategische Zielsetzung verstanden werden. Nur schon<br />
deshalb, weil sich ein Retailbetrieb in einem starken Spannungsfeld bewegt, in dem er<br />
Produkte und Dienstleistungen gleichzeitig anbietet.<br />
Bereits die Aufbauorganisation anhand des Beispiels der PWB zeigt, dass das<br />
Unternehmen in die zwei Bereiche Sales und After Sales unterteilt ist. Um diese<br />
beiden „Welten“ vereinen zu können, ist es von grösster Wichtigkeit, Kundenbindung<br />
als Ziel auf strategischer Ebene zu implementieren. Das übergeordnete Ziel einer<br />
Ausrichtung auf Kundenbindung ist die effiziente Realisierung der Bindung von<br />
Kunden in unterschiedlichen Kontakten über den Lebenszyklus eines Fahrzeuges<br />
hinaus.<br />
Dies gelingt nur, wenn jeder Mitarbeiter beste Servicequalität bietet, welche top town<br />
gelebt und auch gefordert wird.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
40
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
2. Kunden- statt Produkteorientierung<br />
Basis für den Unternehmenserfolg ist die Kundenorientierung, darauf aufbauend die<br />
Kundenzufriedenheit und ableitend die Kundenbindung. Wie es die Begriffe bereits<br />
sagen: Das Unternehmen muss sich an seinen Kunden orientieren und nicht nach<br />
dem Unterhalts- und Betreuungsbedarf der Produkte. Führt man sich die Elemente<br />
des After Sales Kundenlebenszyklus vor Augen wird klar, dass sich diese Kontakte<br />
ausnahmslos am Produkt und nicht an der persönlichen Situation der Kunden<br />
orientieren.<br />
Bei neueren Fahrzeugen werden die Wartungsintervalle technisch bedingt<br />
vorgegeben. Hier liesse sich aber das Eine mit dem Anderen verbinden. Kennen wir<br />
die Bedürfnisse unserer Kunden, lässt sich das Muss für den Kunden - wie bspw. das<br />
Ausführen von Wartungsdiensten - möglichst angenehm gestalten, indem wir wissen,<br />
wann er am besten auf sein Auto verzichten kann.<br />
Für die Marketingorientierung ist es deshalb entscheidend, ob in einem Unternehmen<br />
die Produkte im Vordergrund stehen oder der Kunde als Mensch. Gerade bei<br />
hochwertigen Produkten mit einer gewissen Wirkung - Mercedes-Benz gehört<br />
sicherlich in diese Kategorie - ist die Gefahr gross, den Fokus auf das Produkt anstelle<br />
des Kunden zu legen.<br />
3. Besonderheiten von Dienstleistungen berücksichtigen<br />
Die Besonderheiten langfristiger Betreuung lassen sich am besten mit der<br />
Redewendung „Das erste Auto verkauft der Verkaufsberater, das Zweite der<br />
Serviceberater“ charakterisieren. Im Automobilbereich hört die Qualitätswahrnehmung<br />
nicht mit der Übergabe des Fahrzeuges auf, sondern ist während des gesamten<br />
Lebenszyklus dieses Fahrzeuges wirksam.<br />
Während dieser langen Zeitspanne, in welcher sich die Qualitätseinschätzung ins<br />
Positive oder Negative verändern kann, hat der Kunde in der Regel mit dem After<br />
Sales Bereich Kontakt. Dabei werden in der Regel Dienstleistungen und nicht<br />
eigentliche Produkte angeboten. Es ist daher von zentraler Bedeutung, die<br />
Besonderheiten vom Marketing der Dienstleistungen zu beachten.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
41
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
In den drei folgenden Kapiteln 4.2.1 bis 4.2.3 gehen wir detailliert auf die soeben<br />
beschriebenen Handlungsfelder ein und leiten anschliessend in Kapitel 4.3 die nötigen<br />
Standards ab, um beste Servicequalität zu erreichen.<br />
4.2.1 Einordnung von Kundenbindung<br />
Kundenbindung ist seit einigen Jahren Schlagwort in der Marketingwelt. Marketingdatenbanken<br />
werden gefüttert, Bonusprogramme aus dem Boden gestampft und Kundenkarten<br />
verteilt. Dies alles ist zwar gut, genügt aber noch nicht zur Kundenbindung. Wichtig ist es,<br />
den Kaufakt eine Autos, nicht als Abschluss, sondern als Beginn einer Beziehung zu<br />
verstehen (Kunz, 1996, S. 13).<br />
Ab dem Kauf eines Autos steht die Servicequalität und damit die Leistung eines<br />
Menschen im Vordergrund. Das Verhalten der Mitarbeiter bestimmt die Servicequalität,<br />
welcher der Kunde wahrnimmt. Sie können auf die Wahrnehmung der Qualität emotional<br />
oder sachlich eingehen und einwirken sowie Bedürfnisse des Kunden befriedigen oder<br />
wecken (Rizk-Antonious, 2002, S. 65 ff.).<br />
Diese Servicequalität zu leben ist keine Methodik, sondern eine Grundhaltung einer<br />
Unternehmung, welche durch Werte gelebt wird. Deshalb ist es wichtig, Servicequalität<br />
auf oberster strategischer Ebene einzuordnen und als strategische Zielsetzung zu<br />
erkennen. Dies betrifft sowohl den Sales als auch den After Sales Bereich welche damit<br />
ein gemeinsames Ziel zu verfolgen haben.<br />
Grundgedanke dafür sind die Moments of Truth, welche entscheidend dafür sind, wie der<br />
Kunde die Servicequalität wahrnimmt.<br />
Aufgrund dieser Denkansätze soll Kundenbindung in sämtliche Organisationsebenen<br />
sowie Strukturen und Prozesse eingebunden werden. Wichtig ist, dass die<br />
Servicequalität, durch welche man Kundenbindung generieren möchte, auf oberster<br />
Hierarchiestufe vorgelebt und Ansatzpunkt aller Überlegungen wird.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
42
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Dies bedeutet aber auch, dass Mitarbeiter an der Front Freiräume benötigen, um eine<br />
optimale Service-Qualität zu erbringen. Es muss ihnen ein Gefühl der Sicherheit vermittelt<br />
werden, ein gewisses Risiko eingehen zu dürfen, sofern die Entscheidung notwendig ist,<br />
dass der Kunde zufrieden ist. Allzu schnell verpasst man die Chance eines Moments of<br />
Truth, in dem Entscheidungen nicht gefällt, sondern nach oben delegiert werden (Carlzon,<br />
1988, S. 108). Kundenbindung als Kernaufgabe, stellt daher entsprechende<br />
Anforderungen an die Marketingorganisation und –führung.<br />
Aufgaben <br />
Merkmale<br />
Kundenakquisition<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Kundenbindung<br />
Führungsstil eher autoritär eher<br />
partizipativ<br />
Primäre<br />
Orientierung<br />
Wichtiger<br />
Erfolgsfaktor<br />
bedürfnisorientiert<br />
bedürfnisorientiert<br />
Leistungsinnovation<br />
43<br />
Leistungspflege<br />
eher partizipativ eher autoritär<br />
kompetenzorientiert<br />
kompetenzorientiert<br />
Flexibilität Zuverlässigkeit Kreativität Kontinuität<br />
Adaption Revolution Evolution Evolution Evolution<br />
Abbildung 4-4: Anforderungen an Marketingorganisationen und –führung<br />
Quelle: Tomczak & Reinecke, 1996, S. 15<br />
Neben den Prozessen ist der Mensch, welche die Dienstleistung erbringt, für deren<br />
Qualität verantwortlich. Generell halten Kunden folgende Eigenschaften ihres Beraters für<br />
wichtig (Rizk-Antonious, 2002, S. 54):<br />
Eigenschaft Inhalt<br />
Verlässlichkeit Fähigkeit, versprochene Leistung zuverlässig und korrekt<br />
auszuführen<br />
Schneller Einsatz Bereitschaft zur effizienten und schnellen Lösung von<br />
Kundenproblemen.<br />
Leistungskompetenz Wissen, Höflichkeit und Vertrauen<br />
Einfühlungsvermögen Bereitschaft, sich um individuelle Wünsche des Kunden zu<br />
kümmern<br />
Materielles Umfeld Physisches Umfeld wie Räumlichkeiten, Einrichtung,<br />
Erscheinungsbild Personal<br />
Abbildung 4-5: Wichtige Eigenschaften von Beratern aus Kundensicht<br />
Quelle: Rizk-Antonious, 2002, S. 54
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Aus dieser Sicht ist es wichtig, die Kundenorientierung im ganzen Betrieb zu leben. Der<br />
Kunde erwartet diese Eigenschaften von jedem Mitarbeiter eines Betriebes, sei dies der<br />
Serviceberater, Mechaniker oder Geschäftsleiter. Er möchte spüren, dass er als Kunde im<br />
Mittelpunkt der Handlungen steht. Besonders prägend ist dafür eine Betreuung mit<br />
„personal touch“, in dem Mitarbeiter dem Kunden das Gefühl geben, besonders wichtig für<br />
sie zu sein.<br />
4.2.2 Kunden- statt Produkteorientierung<br />
Bedingt durch einen höheren Bildungsstand und ein geändertes Informationsverhalten<br />
werden Kunden anspruchsvoller. So sind sie mit einer Vielzahl von Informationen über die<br />
unterschiedlichsten Medien konfrontiert. Produkte werden austauschbarer und es wird<br />
immer schwieriger, sogenannte Unique Selling Proposition (USP) über das Produkt zu<br />
schaffen (Hinterhuber & Matzler, 1999, S. 402).<br />
Will man den Kunden an sich binden, ist es entscheidend, die möglichen Gefühle des<br />
Kunden zu erahnen und zum richtigen Zeitpunkt zu handeln. Der Kunde soll nicht das<br />
Gefühl haben, bei Unterzeichnung des Kaufvertrages eines Autos das Geschäft<br />
abgeschlossen zu haben. Die Arbeit für den Anbieter beginnt erst jetzt, dem Kunden<br />
immer wieder zu beweisen, dass seine Kaufentscheidung richtig wahr.<br />
Auf der Leistungsebene können Unterschiede nur noch über die Qualität der<br />
Kundenbetreuung und Beziehung zum Anbieter geschaffen werden. Damit unsere<br />
Botschaft seine Wirkung erzielt, muss sie spezifisch auf die Interessen unserer Kunden<br />
ausgerichtet sein. Entscheidend ist deshalb, die möglichen Kontaktpunkte optimal zu<br />
gestalten bzw. zu optimieren. Wer Stammkunde ist, möchte auch so behandelt werden.<br />
Dazu gehören emotionale Aspekte wie das Gefühl, geschätzt zu werden sowie konkrete<br />
Vorteile aus der Beziehung via Zusatzleistungen, welche nicht eingefordert, sondern<br />
gerne unterbreitet werden, weil man ein guter Kunde ist (Kunz, 1996, S. 34).<br />
Als möglich und durchaus sinnvoll sei es, jeden Kunden sechs- bis zwölfmal pro Jahr zu<br />
kontaktieren (Hinterhuber & Matzler, 1999, S. 403).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
44
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Diese Kontaktpunkte können über den Versand einer Kundenzeitschrift geschehen, über<br />
das Verschicken eines neuen Prospektes oder einer Einladung zu einer Veranstaltung wie<br />
Tag der offenen Tür sowie über persönliche Geburtstags- oder Weihnachtsgrüsse. Es ist<br />
auch denkbar, ein Jubiläum der Kundenbeziehung mit dem Kunden zusammen „zu<br />
feiern“. Eine repräsentativen Befragung in Holland zeigte, dass die Mehrheit eines<br />
Kundenclubs gerne Informationen über das entsprechende Unternehmen erhält und dies<br />
nicht als lästige Werbepost ansieht (Hinterhuber & Matzler, 1999, S. 403).<br />
Bei der Planung dieser Kontakte ist die Stimmung des Kunden während des<br />
Lebenszyklus zu beachten. So entsteht beim Kunden vor allem nach einer<br />
Kaufentscheidung einer grösseren Ausgabe kognitive Ungleichgewichte (Dissonanz) auf.<br />
Einerseits weiss der Kunde, wie viel Geld er ausgegeben hat und noch für den<br />
zukünftigen Unterhalt investieren muss, kann aber Wissen um Leistung, Fahr- und<br />
Prestigegewinn noch nicht greifen. Er wird nun immer mehr nach Argumenten suchen<br />
müssen, welche die Richtigkeit seines Entscheides unterstützen (Hinterhuber & Matzler,<br />
2000, S. 403).<br />
Diese Aufgaben muss der Serviceberater wahrnehmen. Es ist durchaus sinnvoll, wenn<br />
dieser den Kunden von sich aus kontaktiert um zu zeigen, dass er für ihn da ist, wenn er<br />
uns braucht oder bspw. dem Kunden vorab die Bedienungsanleitung des neu gekauften<br />
Autos zustellt.<br />
Die Planung der Kundenbetreuung kann über ein Kundenkontaktprogramm erfolgen,<br />
welches über eine bestimmte Laufzeit (in der Regel 3 bis 5 Jahre) aufgestellt wird.<br />
Voraussetzung dafür ist eine zentrale Kundendatenbank, ein modulares Angebot,<br />
Kreativität bei der Kundenansprache sowie leistungsfähige Logistikpartner.<br />
Zu unterscheiden gibt es aktions- und zeitgesteuerte Programme (Hinterhuber & Matzler,<br />
2000, S. 406):<br />
bei Aktionsprogrammen wird eine genau definierte Gruppe gleichzeitig angesprochen<br />
(Bsp. Kundenzeitschrift, Tag der offenen Tür, Ausstellungen)<br />
bei zeitgesteuerten Programmen wird der Beginn durch ein Ereignis ausgelöst, das<br />
vom Kunden ausgeht und läuft in der Folge individuell ab (Bsp. Einjähriges Jubiläum<br />
des Autobesitzes, Kundengeburtstag, Verlängerung der Garantie).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
45
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
4.2.3 Besonderheiten von Dienstleistungen berücksichtigen<br />
Die Arbeiten im After-Sales Bereich der MERBAG-Gruppe sind Dienstleistungen. Die<br />
Ergebnisse von Dienstleistungen sind gegenüber Sachgütern schwer zu bewerten.<br />
Abbildung 4-6: Bewertung unterschiedlicher Sachgüter und Dienstleistungen<br />
Quelle: in Anlehung an Zeithaml, 1991, S. 40 zit. in Meffert & Bruhn, 1997, S. 74<br />
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die spezifischen Charaktereigenschaften von<br />
Dienstleistungen für den After Sales Bereich zu berücksichtigen (Meffert & Bruhn, 2000,<br />
S.61):<br />
Besonderheiten von<br />
Dienstleistungen<br />
Ableitungen für die MERBAG-Gruppe<br />
Immaterialität Leistung sichtbar machen, in dem man dem Kunden zeigt,<br />
was repariert wurde und ihm dies detailliert auf der<br />
Rechnung ausweist und erklärt.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Aufmerksamkeit mittels materiellen Leistungskomponenten<br />
wie einem kleinen Geschenk nach einem Service-Besuch<br />
(Bsp. mit Logo und Dankeschön versehene Pet-<br />
Trinkflasche) wecken.<br />
Unternehmens-/ Leistungsimage verbessern durch Events,<br />
Sponsoring, Public Relation.<br />
- Nichttransportfähigkeit Bedingungen der Leistungserstellung bekannt machen<br />
(Ort, Zeit usw.).<br />
In gewissen Fällen ist es möglich, den Kunden telefonisch<br />
oder mittels anderen technischen Hilfsmitten zu beraten,<br />
wie er ein Problem lösen kann, um sich so den Weg in die<br />
Garage ersparen zu können.<br />
46
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
- Nichtlagerfähigkeit Das Dienstleistungsmarketing muss seine Aktivitäten eng<br />
mit den Kapazitäten der Werkstatt abstimmen.<br />
Leistungsfähigkeit des<br />
Dienstleistungsanbieters<br />
Integration des<br />
externen Faktors<br />
„Kunde“<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Kurzfristige Nachfragesteigerungen wie bspw. bei erstem<br />
Schneefall müssen gemeistert werden können.<br />
Flexibilität ist für einen Garagenbetrieb sehr wichtig. Der<br />
Kunde möchte bei einem Problem mit dem Auto kurzfristig<br />
in die Autogarage kommen. Für die Planung der<br />
Kapazitäten bedeutet dies, dass gewisse Reservierung der<br />
Kapazitäten oder zusätzliche Arbeitskräfte flexibel<br />
gehandhabt werden können. Ein sehr guter Lösungsansatz<br />
ist hierfür sicherlich der ExpressService.<br />
Spezifische Dienstleistungskompetenzen via detaillierte<br />
Rechnung und weiteren Unterlagen sowie Hilfsmitteln<br />
dokumentieren.<br />
Die Fähigkeiten lassen sich auch über Personal, das<br />
Unternehmen selbst oder die Ausstattung hervorheben.<br />
Fähigkeitspotentiale materialisieren mittels Informationen in<br />
Broschüren, Kundenzeitschriften oder Plakate in der<br />
Kundenkontaktzone<br />
Um das Transportproblem zu überwinden Auto evtl. beim<br />
Kunden zu Hause abholen.<br />
Aufbau enger Kunden-Mitarbeiter-Beziehung über<br />
individuelle Kommunikation wie konsequente Bedienung<br />
immer durch den zugewiesenen Service-Berater, selbst<br />
unterschriebene Glückwunschkarte, telefonische<br />
Nachfassaktion usw.<br />
Bedürfnisse des Kunden berücksichtigen und individuelle<br />
auf den Kunden abgestimmte Lösung anbieten.<br />
Abbildung 4-7: Ableitung spezifischer Charaktereigenschaften von Dienstleistungen<br />
Quelle: Meffert & Bruhn, 2000, S.61<br />
47
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
4.3 Ableitung der Servicequalitätsstandards<br />
Auf Basis des Verbesserungspotentials in Kapitel 4.2 zeigen wir nun auf, welche<br />
Standards helfen, eine langfristige Beziehung zum Kunden aufzubauen und zu erhalten.<br />
Dabei ist es wichtig, sich nicht nur auf eine oder wenige Determinanten der<br />
Kundenbindung zu konzentrieren, denn letztlich ist die Wirkung des Massnahmen-Mixes<br />
entscheidend.<br />
4.3.1 Kundenkontaktprogramm<br />
Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs und der zentralen Bedeutung des Kunden<br />
muss der erste Schritt die Ausrichtung des Unternehmens am Kunden sein.<br />
Die bestehenden Kontaktpunkte des Kundenlebenszyklus orientieren sich am Produkt.<br />
Der Kontakt zum Kunden findet statt, wenn es das Produkt verlangt. Der Kunde sucht in<br />
der Regel von sich aus den Kontakt, wenn Wartungsarbeiten oder der Reifenwechsel<br />
fällig sind.<br />
Um die Kunden an die Unternehmung zu binden, sollte das Produkt lediglich Mittel zum<br />
Zweck sein, um den Kunden mit den Dienstleistungen zu begeistern. Dies bedeutet, dass<br />
die Aktivitäten sich nicht am Fahrzeug, sondern am Besitzer orientieren, um so die<br />
Kunden an die MERBAG zu binden. Ein Kundenkontaktprogramm sollte daher kundenund<br />
nicht produktorientiert sein. Weitere Kontaktpunkte, welche sich mit den bestehenden<br />
kombinieren lassen, könnten wie folgt gestaltet werden:<br />
Gratulation zum Geburtstag des Kunden<br />
Neujahrsglückwünsche<br />
Urlaubswünsche an den Kunden vor dessen Reiseantritt mit dem Auto<br />
Gratulation zum „Produktionstag“ des Fahrzeuges<br />
Gratulation zur Geburt der Tochter bzw. des Sohnes<br />
Gratulation zum 18. Geburtstag der Tochter bzw. des Sohnes<br />
Gratulation zur Beförderung<br />
Gratulation bei Erwerb von Wohneigentum<br />
Gratulation zum Kundenjubiläum, 5 Jahre, 10 Jahre usw.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
48
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Bei den obigen Kontakten gilt es zu hinterfragen, welche persönlichen Ereignisse<br />
mögliche Änderungen der Bedürfnisse an das Fahrzeug stellen. Alle Kontaktpunkte<br />
könnten von einer entsprechenden materiellen Aufmerksamkeit begleitet sein (Blumen,<br />
Essensgutschein, Flasche Champagner, Landkarte, Hotelgutschein usw.).<br />
Voraussetzung für ein solches Kontaktprogramm, welches den Kunden als Menschen ins<br />
Zentrum stellt, ist dass die MERBAG ihre Kunden und deren individuelle Situation sehr<br />
gut kennt und die entsprechenden Daten einfach und verlässlich verfügbar sind.<br />
Die Kunden zu kennen, wird nur erreicht über Mitarbeiter, welche ein natürliches Interesse<br />
an ihren Mitmenschen aufbringen. Der ideale Serviceberater hat daher eine sehr<br />
ausgeprägte Sozialkompetenz, welche wichtiger ist als sein fachliches Wissen. Über<br />
spezifisches Fachwissen verfügen bereits der Werkstattmeister, die Diagnostiker und die<br />
Systemtechniker.<br />
4.3.2 Standards zur Optimierung der Moments of Truth<br />
Der Werkstattbesuch wird häufig als lästig empfunden. Wartungsarbeiten sind zwar in der<br />
Regel vorhersehbar, Reparaturen häufig aber nicht. Man hatte verschiedene Unannehmlichkeiten<br />
oder ist gar verärgert oder verunsichert. Dem Kunden entsteht nur zusätzlicher<br />
Zeitaufwand und oft nicht einschätzbare Kosten. Häufig kann er zudem keine Leistung<br />
sehen.<br />
Im allgemeinen zeigt sich oft, dass Kunden zu Mitbewerbern wechseln, weil sie in erster<br />
Linie die Qualität der Serviceleistung bemängeln. Zu wenig persönlicher Kontakt,<br />
unzureichende Aufmerksamkeit, fehlende individuelle Betreuung oder der falsche Ton<br />
sind Ursachen der Abwanderung (Ritz-Antonious, 2002, S. 51).<br />
In den Kontaktpunkten mit der Garage gilt es deshalb, dem Kunden zu beweisen, dass er<br />
die beste Wahl getroffen hat. Aus Sicht der MERBAG sind die Kontaktpunkte eine<br />
Chance, zufriedene Kunden zu schaffen und sich als Unternehmen einen<br />
Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
49
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Deshalb ist es um so notwendiger, die internen Voraussetzungen und das Bewusstein für<br />
einen guten Kundenservice zu schaffen und zu erhalten. Gegenüber den 4 P's im<br />
Konsumgütermarketing werden im Dienstleistungsmarketing die entsprechenden<br />
Massnahmen anhand den 7 P's abgeleitet:<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Abbildung 4-8: Erweiterter Marketingmix im Dienstleistungsbereich<br />
Quelle: Margrath zit. in Meffert & Bruhn, 1997, S. 287<br />
Im folgenden leiten wir mögliche Massnahmen anhand der einzelnen Punkte des<br />
Marketingmixes im Dienstleistungsbereich ab:<br />
Produkt (Product)<br />
Verbesserung des Leistungsprogrammes<br />
Servicekomponente<br />
Individualisierte Produktangebote<br />
Besonderes Produktdesign<br />
Kernleistungsbezogene Zusatzleistungen<br />
Einführung eines Qualitätsstandards<br />
Value-Added Services<br />
Der Nutzen des Produktes können einerseits Gebrauchsnutzen sein wie zuverlässige<br />
Raumüberwindung, Sicherheit, Grösse, Ausstattung und Komfort, Fahrleistung und<br />
technischer Stand.<br />
50
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Andererseits lassen sich soziale und psychische Nutzen in den Vordergrund stellen wie<br />
bspw. Design und Anmutung, Symbolik und Sozialprestige, Erlebnis und Fahrspass sowie<br />
Ethik und Moral (Hoffmann, 2002, S. 56).<br />
Dabei ist Qualität keine absolute Grösse. Entscheidend ist, wie Kunden Qualität<br />
beurteilen. Der Kunde selbst hat bestimmte Erwartungen an ein Produkt und prüft,<br />
inwieweit das Produkt mit seinen Erwartungen übereinstimmt. Die Kundenperspektive<br />
wird selber geprägt vom Unternehmen wie auch vom Wettbewerb.<br />
Bei einem traditionellen Markenname wie Mercedes-Benz steigen die Kundenerwartungen<br />
erheblich. Zahlreiche Merkmale der Fahrzeuge verschiedener Marken<br />
gleichen sich mehr und mehr einander an. Technische Vorsprünge sind kaum erheblich,<br />
sodass Mehrwerte immer weniger über das Produkt, sondern über die Servicequalität des<br />
Retailbetriebes bestimmt werden.<br />
Das Ergebnis des Vergleichsprozesses ist die Einschätzung der Produktqualität. Werden<br />
seine Erwartungen mindestens erfüllt, so wird die Qualität als positiv empfunden. Erlebt<br />
der Kunde einen unbefriedigenden Produktnutzen, so wird er eine Qualitätslücke<br />
wahrnehmen (Ritz-Antonious, 2002, S. 25).<br />
Die Qualitätswahrnehmung im Automobilbereich hört nicht mit der Übernahme des<br />
Fahrzeuges auf, sondern ist während des gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeuges<br />
wirksam.<br />
Möchte sich ein Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen, muss es dem Kunden<br />
einen Zusatznutzen bieten. Wichtig dabei ist, dass die Kunden diesen zusätzlichen<br />
Nutzen wahrnehmen, um so die Erwartungen zu übertreffen und den Kunden begeistern<br />
zu können. Beispiele dafür wären ein kleines Geschenk nach einem Service wie zum<br />
Beispiel eine mit Logo der Garage versehene Pet-Trinkflasche, eine nette Karte mit<br />
Pfefferminzbonbons, eine von der MERBAG zusammengestellte Musik-CD.<br />
Wichtig bei der Gestaltung der Serviceleistung ist, dass sie auf den Bedürfnissen des<br />
Kunden basiert. Kunden wollen als Individuen behandelt werden und können dadurch<br />
begeistert werden (Carlzon, 1988, S. 18). Kennt der Serviceberater seine Kunden, kann<br />
er den Kunden so betreuen, dass dieser für seine Empfehlungen dankbar ist, ohne das<br />
Gefühl aufkommen zu lassen, dass man ihm um jeden Preis möglichst viel verkaufen will.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
51
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Preis (Price)<br />
Das Preis-Leistungs-Verhältnis wirkt auf die Zufriedenheit des Kunden. Während<br />
Zufriedenheit selbst die Preissensibilität verringert, erhöht zunehmende Kundenbindung<br />
gar die Preistoleranz. Es ist deshalb von zentraler Bedeutung, Preise aktiv auch unter<br />
marketingtechnischen Aspekten zu gestalten (Siems, 2003, S. 49 ff.).<br />
Die Kunden möchten ein Problem gelöst haben und suchen zu einem möglichst günstigen<br />
Preis eine Leistung, welche ihren Bedürfnissen entspricht. Oftmals gibt es aber die<br />
perfekte Leistung nicht. Wichtig ist deshalb kontinuierlich den Kundennutzen anzupassen<br />
(Kunz, 1996, S. 32). Ein kundenorientierter Ansatz in der Preispolitik ist die Preissetzung<br />
am Nutzen des Kunden auszurichten. Möglichkeiten dafür wären bspw. Preisgarantien,<br />
zeitwertgerechte Reparaturen sowie abgestufte Preismodelle, Kundenkarten,<br />
Kundenclubs.<br />
Paketpreise ist ein weiteres Instrument, um für bestimmte Teilleistungen Preise<br />
festzusetzen oder zu einem Gesamtpreis zusammenzulegen. Man geht davon aus, dass<br />
so die Weiterempfehlungs- und Wiederkaufsabsicht steigen. Weiter kann so auch der<br />
Cross-Selling-Effekt gefördert werden, indem der Kunde verschiedene Leistungen vom<br />
selben Anbieter in einem Paketpreis bezieht (Siems, 2003, S. 72). Der ExpressService<br />
beispielsweise eignet sich sehr gut, um einerseits Paketpreise einzuführen und<br />
andererseits den Preis als Marketingelement einzusetzen.<br />
Wichtig zu beachten ist, dass nicht nur neue Kunden mit attraktiven Preisen und Rabatten<br />
zur Kundenbindung gelockt werden, sondern die langjährigen Kunden, welche nicht<br />
regelmässig auf neue Preise und Konditionen bestehen, für ihre Treue belohnt werden<br />
(Kunz, 1996, S. 35). Zum Beispiel können loyalen Kunden Vergünstigungen gewährt<br />
werden, die andere Kunden nicht erhalten, d.h. der Preis richtet sich nach der Dauer der<br />
Kundenbeziehung. Bonus- und Rabattsysteme bauen ökonomische Barrieren für einen<br />
Wechsel der Geschäftsbeziehung auf (Siems, 2003, S. 70 ff.). Beispiel Treuebonus-Pass<br />
der AMAG (siehe Anhang).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
52
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Ort (Place)<br />
Die Lage eines MERBAG Betriebes ist nicht zu unterschätzen. Viele Personen möchten<br />
immer mehr alltägliche Dinge auf einfachem Weg erledigen können. So ist es für einen<br />
Garagenbetrieb ideal, wenn dieser am Arbeitsweg liegt oder mit den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln erreichbar ist. Befinden sich in der näheren Umgebung Einkaufsmöglichkeiten,<br />
kann zudem eine Wartezeit ideal überbrückt werden.<br />
Werbung (Promotion)<br />
Die Problematik von Werbung liegt heute in der Informationsüberlastung. So werden viele<br />
Informationen gar nicht mehr beachtet. Es ist deshalb notwendig, die Werbung<br />
personifiziert zu gestalten.<br />
Im Vordergrund soll nicht der Bedarf, sondern die Pflege der Beziehung zum Kunden<br />
stehen. Dies verlangt nach einem Beziehungsmanagement, bei welchem man Werte und<br />
Hilfestellungen in den Mittelpunkt stellt. Ziel ist die Herstellung von Vertrauen (Peters zit.<br />
in Bruhn & Strauss, 1995, S. 62).<br />
Zu beachten dabei ist, dass Dienstleistungen einen hohen Informations- und<br />
Erklärungsaufwand haben, um den Nutzen und die Wirkung der Serviceleistung zu<br />
umwerben. Die Kommunikation soll das fehlende materielle Produkt spürbar werden<br />
lassen (Peters in Bruhn & Strauss, 1995, S. 62). In Bezug auf Kundenbindung bestehen<br />
vor allem Chancen in Direct Mails, Event-Marketing, Kundenclubs und<br />
Kundenzeitschriften.<br />
Werbung findet aber nicht nur vom Unternehmen zum Kunden (externe Kommunikation),<br />
sondern auch vom Mitarbeiter zum Kunden (interaktive Kommunikation) statt. Wichtig ist<br />
deshalb, die interne Kommunikation von Unternehmen zum Mitarbeiter nicht zu<br />
vergessen. Mitarbeiter, welche einen spürbar besseren Service leisten sollen, benötigen<br />
Informationen und Motivation durch internes Marketing.<br />
Ganz ohne das konventionelle Marketing geht es schliesslich auch heute nicht. Es<br />
bestärkt treue Kunden in ihrer Entscheidung für ein Unternehmen (Kunz, 1996, S. 38).<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
53
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Personal (Personel)<br />
Bei der Erstellung einer Dienstleistung kommt meistens ein persönlicher Kontakt zwischen<br />
Kunde und Kundenkontaktpersonal zustande.<br />
Insofern beeinflusst das Verhalten der Mitarbeiter, ihr Auftreten und Benehmen, die Art<br />
ihrer Ansprache und ihr Bemühen wesentlich die wahrgenommene Dienstleistungsqualität<br />
aus Kundensicht (Strauss in Bruhn & Strauss, 1995, S. 259).<br />
Wichtig ist auch, dass berechtigte Anliegen von der Front wahrgenommen werden. Ist<br />
dies nicht der Fall, verbrüdern sich Mitarbeiter mit den Kunden gegen das Unternehmen<br />
(Kunz, 1996, S. 40).<br />
Für den Kunden ist es wichtig, dass Probleme gelöst werden, wenn sie auftauchen.<br />
Mitarbeiter an der Kundenfront sollen auf Bedürfnisse und Probleme des Kunden<br />
individuell eingehen. Oftmals müssen sie in wenigen Sekunden entscheiden und handeln.<br />
Sie müssen Sicherheit, Autorität und das Recht haben, ausgehend von gewissen<br />
Bedingungen, Entscheidungen zu treffen. Muss die Entscheidung in der Hierarchie weiter<br />
nach oben getragen werden, verstreichen kostbare Momente und behindern die kreative<br />
Problemlösung. Man verpasst die Gelegenheit, einen treuen Kunden zu gewinnen<br />
(Carlzon, 1988, S. 20). Das Risiko einer Fehlentscheidung ist wesentlich geringer als die<br />
möglichen Verluste durch starke Reglementierung (Kunz, 1996, S. 56).<br />
Voraussetzung um Verantwortung zu übernehmen, sind Informationen, welche die<br />
Mitarbeiter überzeugen und inspirieren (Carlzon, 1988, S. 17). Wer Entscheidungen<br />
treffen soll, muss das Gefühl vermittelt bekommen, auch bei einer falschen Entscheidung<br />
nicht in Schwierigkeiten zu geraten oder gar den Arbeitsplatz zu verlieren (Carlzon, 1988,<br />
S. 108). Der Mitarbeiter soll die Grenzen und Konsequenzen eigenverantwortlichen<br />
Handelns kennen. Die Anwendung wird rückwirkend anhand von Einzelfällen überprüft<br />
und zukunftsgerichtet korrigiert (Kunz, 1996, S. 56).<br />
Damit wird das Personal zu einer wesentlichen Zielgruppe des internen Marketings<br />
(Strauss zit. in Bruhn & Strauss, 1995, S. 259). Jeder Mitarbeiter braucht die Gewissheit,<br />
dass er gebraucht wird.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
54
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Gibt man jemandem die Freiheit, Verantwortung zu übernehmen, werden Ressourcen<br />
freigesetzt, die sonst verborgen geblieben wären. Man bringt Menschen nicht dazu, ihre<br />
Fähigkeiten auszubauen, indem man sie mit festen Regeln lenkt (Carlzon, 1988, S. 92).<br />
Kundenbeziehungen zu pflegen ist eine Angelegenheit jedes Mitarbeiters. Alle Personen,<br />
mit welchen der Kunde in Kontakt trifft – bspw. Mechaniker, Buchhalter, Geschäftsführer –<br />
müssen ihre Verantwortung wahrnehmen.<br />
Eigenschaften wie Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Motivation, Empathie, soziale<br />
Fähigkeiten, Fachkompetenz und äusseres Erscheinungsbild sind wichtig und müssen bei<br />
Entscheiden der Personalauswahl, -entwicklung und –führung berücksichtigt und<br />
gefördert werden.<br />
Umfeld, Ambiente (Physical Facilities)<br />
„You never get a second chance to make a first impression" besagt ein bekanntes<br />
Sprichwort. Der Kunde nimmt intuitiv Eindrücke wahr und entscheidet, ob er sich<br />
angesprochen und wohl fühlt bei einer Firma. Er soll sich willkommen und als Gast fühlen.<br />
Dabei spielt das ganze Umfeld, der Geruch, das Licht, die Musik und Farben eine Rolle.<br />
Details wie eine einladende Firmenfront, Sauberkeit in und um das Gebäude, eine<br />
angenehme Einfahrt und günstig gelegene Parkplätze sind wichtig, um dem Kunden von<br />
Anfang an ein gutes Gefühl zu vermitteln.<br />
Einen ungepflegten ersten Eindruck machen ausgeblichene Produktfotos und/oder<br />
vertrocknete, eingestaubte Pflanzen. Ein verwirrender „Schilderwald“ von Angeboten<br />
schreckt den Kunden ab.<br />
Vor allem Wert zu legen ist auf die Gestaltung der Kundenkontaktzone. Durch bequeme<br />
Sitzgelegenheiten, Zeitschriften und Getränke können die Wartezeiten für den Kunden<br />
angenehm gestaltet werden.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
55
Kapitel 4: Kundenlebenszyklus und Moments of Truth<br />
Prozess (Process Management)<br />
Viele Abläufe der Werkstatt wiederholen sich und können deshalb zu einem grossen Teil<br />
standardisiert werden (Rizk-Antonious, 2002, S. 202). Idealprozesse mit den Angaben der<br />
relevanten Kriterien für den Kunden, den eingebunden Personen und Mittel sowie die<br />
Prüfung der Umsetzung, können im Voraus definiert werden.<br />
In der Gestaltung der Dienstleistungserbringung liegen viele Möglichkeiten, sich zu<br />
profilieren (Kunz, 1996, S. 86). Wichtige Serviceaspekte sind die Erreichbarkeit von<br />
Mitarbeitern, die Antwortzeiten auf Problemlösungen, die effiziente Abwicklung der<br />
Fahrzeugübergabe, Mobilitätsgewährleistung via eines Ersatzfahrzeuges, korrekte<br />
Diagnose, Schnelligkeit der Reparatur, Verbindlichkeit der Terminvereinbarung sowie die<br />
Preisgestaltung der Werkstatt.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
56
Kapitel 5: Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards<br />
5 Empfehlungen zur Umsetzung der<br />
Servicequalitätsstandards<br />
5.1 Massnahmenplan<br />
Kundenbindung zu erlangen, bedingt üblicherweise eine Veränderung der Service-Kultur,<br />
was als langfristiges Ziel betrachtet werden muss. Vor allem die Anpassung eingehaltener<br />
Verhaltensmuster benötigt Zeit.<br />
Als wichtigste Meilensteine in der Umsetzung erachten wir folgende Punkte:<br />
Meilensteine Involvierte<br />
Personen<br />
Zeitrahmen<br />
Commitment der Konzern- resp. Geschäftsleitung Projektleiter 3 Monate<br />
einholen<br />
Geschäftsleitung<br />
Kundenbindungsmanagement im Leitbild und<br />
in der strategischen Marketingplanung einbetten<br />
Geschäftsleitung 6 Monate<br />
Kader informieren und schulen Geschäftsleitung<br />
Kader<br />
Projektleiter<br />
2 Monate<br />
Mitarbeiter informieren Geschäftsleitung 1 Monat +<br />
Projektleiter<br />
Kader<br />
Alle Mitarbeiter<br />
laufend<br />
Kundenerwartungen und –daten erheben Projektleiter<br />
Mitarbeiter<br />
2 Monate<br />
Benchmarking Projektleiter 2 Monate<br />
Organisation anpassen Projektleiter<br />
Kader<br />
6 Monate<br />
Kundenkontaktprogramm aufbauen Projektleiter<br />
Servicemitarbeiter<br />
4 Monate<br />
Einbindung in das Qualitätsmanagements und Projektleiter 3 Monate<br />
das Controlling<br />
Qualitätsmanagement<br />
Controlling<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Abbildung 5-1: Massnahmenplan<br />
Ein erster wichtiger Baustein ist das klare Commitment der Geschäftsleitung zur<br />
Umsetzung einer funktionierenden Kundenbindungsinitiative. Kundenbindung zu<br />
generieren, ohne dass dies von oberster Hierarchiestufe unbedingt gewollt wird, ist ein<br />
schwieriges, wenn nicht gar unmögliches Ziel.<br />
57
Kapitel 5: Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards<br />
Sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, ist es möglich, Handlungsfelder für alle<br />
Mitarbeiter zu definieren und Instrumente erfolgreich zu implementieren. Dabei wird häufig<br />
vor allem der Widerstand innerhalb des Kaders unterschätzt, da auch konkrete<br />
Veränderungen im Verhalten der Vorgesetzten erfordert werden. Das Management der<br />
Kundenbindung muss deshalb auf oberster Hierarchiestufe im Leitbild verankert werden.<br />
Erst dann kann es in die strategische Marketingplanung eingebettet werden.<br />
Aufgrund der Zielsetzungen können nun die Mitarbeiter informiert und geschult werden.<br />
Dies wird ein ständiger Prozess bleiben. Mit Führung durch Vorbild verkörpern die<br />
Führungskräfte die Zielsetzungen der Organisation und leben sie in ihrem eigenen<br />
Aufgabenfeld vor.<br />
Bevor Massnahmen erhoben werden, muss die MERBAG die Kundenerwartungen<br />
kennen. Gerade weil in einer Garage ein Grossteil der Beschwerden Mängel oder<br />
Schaden am Fahrzeug betreffen, ist es umso wichtiger, mittels einer Kundenbefragung<br />
die psychologischen Faktoren zu erfragen. Dies ist jedoch ebenfalls ein kontinuierlicher<br />
Prozess, da sich Kundenwünsche verändern. Später kann das Beschwerdemanagement<br />
eine wichtige Quelle für Informationen sein.<br />
Ein konstruktiver, branchenübergreifender Gedankenaustausch zwischen Unternehmen<br />
könnte via Benchmarking stattfinden, um auf diesem Weg die sich am Markt vergleichbaren<br />
Problemstellungen gegenüberzustellen und eigene Massnahmen daraus<br />
abzuleiten. Aufgrund der Ausgangsdaten kann ein optimales Kundenkontaktprogramm<br />
erarbeitet werden. Es muss entschieden werden, wer dies erarbeitet und durchführt. Die<br />
Abwicklung einer externen Agentur im Auftrag des jeweiligen Unternehmen<br />
durchzuführen, ist zu prüfen.<br />
Erst wenn einem Grossteil der Mitarbeiter der Zusammenhang zwischen Kundenbindung<br />
und Unternehmenserfolg klar ist, wird ein wirkliches Interesse an der Veränderung der<br />
Situation entstehen. Dies erfordert eine offene Kommunikation, um ein Grundverständnis<br />
für die Zusammenhänge und Bedürfnisse zu schaffen. Informationen über die Abläufe im<br />
Unternehmen sowie regelmässige Erklärung und Begründung der notwendigen<br />
Massnahmen sind Grundlage, dass die Kundenbindungsinitiative Erfolg hat.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
58
Kapitel 5: Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards<br />
Controlling und betriebliches Rechnungswesen werden aufgefordert, die notwendigen<br />
Informationen den Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen, damit die Konsequenzen ihrer<br />
Handlungen auch sichtbar werden. So soll zum Beispiel ein kundenorientiertes<br />
Rechnungswesen die Informationsgrundlage für Bewertungen und Untersuchungen<br />
anhand einzelner Kriterien (bspw. ABC-Analyse auf Umsatzbasis) legen.<br />
5.2 Schulungen der Mitarbeiter<br />
Oftmals reicht es nicht aus, an das Bewusstsein zu appellieren, den Kunden in den<br />
Mittelpunkt sämtlicher Entscheidungen zu stellen. Damit die Mitarbeiter die gewünschte<br />
Leistung im Kundenkontakt erbringen, gehört eine entsprechende qualitätsorientierte<br />
Personalentwicklung und –führung dazu.<br />
Im persönlichen Kontakt mit Kunden sind die Faktoren Selbstwahrnehmung,<br />
Selbstregulierung, Motivation, Empathie, soziale Fähigkeiten, Fachkompetenz und<br />
äusseres Erscheinungsbild besonders wichtig.<br />
Komplexe kundenspezifische Leistungen sind mit zeitintensiven Verkaufsprozessen und<br />
notwendigen Dienstleistungen verbunden. Ein gewünschtes Verhalten der Mitarbeiter<br />
bedingt bestimmte Anforderungen an das Management (Dittrich 2000, S. 206 ff.):<br />
Mitarbeiterverhalten Management-Anforderungen und Instrumente<br />
Verständnis und<br />
Akzeptanz<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
Vorleben durch die Führungskräfte<br />
klare Zielvorgaben<br />
interne und externe bzw. bereichsübergreifende<br />
Kommunikation<br />
Wissen und Wollen Fach- und Sozialkompetenz durch Personalentwicklung wie<br />
bspw. Weiterbildung und geeignete Informationssysteme<br />
Wollen Motivation durch materielle und immaterielle Anreize wie<br />
bspw. Lohn, Arbeitszeit, Beachtung individueller Bedürfnisse,<br />
Personalführung<br />
Dürfen Eigenverantwortung<br />
Kompetenzen<br />
Mitsprache<br />
teilautonome Arbeitsgruppen<br />
Handeln Kontroll- und Beurteilungssysteme<br />
bereichsübergreifende Teamarbeit<br />
Software-Unterstützung<br />
Abbildung 5-2: Ansatzpunkte zur Steuerung des Mitarbeiterverhaltens<br />
59
Kapitel 5: Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards<br />
Gemäss Untersuchungen sind heute weniger die fehlende Einstellung oder Qualifikation,<br />
sondern hemmende Strukturen und Systeme die häufigsten Gründe für ein mangelhaft<br />
kundenorientiertes Verhalten (Dittrich, 2000, S. 209).<br />
Motivation wird vor allem erreicht, indem die Mitarbeitenden als Individuen behandelt<br />
werden, die Führung wertschätzend mit den Mitarbeitern kommuniziert, günstige<br />
Rahmenbedingungen geschaffen werden und die Führungskraft als Vorbild wirkt<br />
(Rizk-Antonious, 2002, S. 73 ff.).<br />
Zudem ist mit einem internen Marketing eine permanente Qualitätsverbesserung aller<br />
Mitarbeiter, die direkt oder indirekt auf die Qualitätswahrnehmung Einfluss haben,<br />
unumgänglich.<br />
5.3 Integration ins CRM-System<br />
Die Veränderungen des Kundenbindungsmanagements erfordern einen regelmässigen<br />
Kontakt zwischen den Marktpartnern, einen kontinuierlichen und umfassenden<br />
Informationsaustausch sowie eine individuelle Ansprache einzelner Kunden bzw.<br />
Kundensegmente.<br />
Ein Informatikkonzept kann dabei das Management von Kundenbeziehungen nachhaltig<br />
unterstützen. Es hilft, die richtigen Dinge zu tun und die Dinge mit dem angemessenen<br />
Aufwand zu erledigen. CRM ist aber mehr als Software – CRM ist ein strategischer<br />
Ansatz und eine Disziplin des Marketings und die dazugehörende Software als<br />
Umsetzungshilfe.<br />
Das Informatik-basierende System ist aber nur so gut, wie es auf die Bedürfnisse<br />
abgestimmt wird. Unternehmensinterne Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />
CRM-Implementierung sind inwieweit Kundenorientierung in die Strategie, in der Kultur,<br />
bei den Mitarbeitern und in die Organisation bereits eingebunden sind (Homburg & Sieben<br />
in Bruhn & Homburg, 2003, S. 443). Die Denkhaltung alleine kann das System nicht<br />
übernehmen.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
60
Kapitel 5: Empfehlungen zur Umsetzung der Servicequalitätsstandards<br />
Zudem sind kundenbezogene Informationen in guter Qualität und Quantität, klares<br />
Konzept für das Customer Relationship Management sowie unternehmensinterne<br />
Voraussetzungen in Bereichen wie Strategie, Unternehmenskultur, Mitarbeiter und<br />
Organisation als Voraussetzung für eine leistungsfähige Lösung erforderlich.<br />
Eine Integration kann bspw. folgende Schritte beinhalten (Homburg & Sieben in<br />
Bruhn & Homburg, 2003, S. 435):<br />
segmentspezifische Basisstrategie bestimmen<br />
Instrumente und Kontaktkanäle auswählen<br />
Lebenszyklusorientierte Kundenbearbeitung modellieren<br />
Umfang und Verantwortlichkeiten definieren<br />
Datenmanagement planen<br />
Konzept für Erfolgskontrolle und Monitoring erstellen<br />
5.4 Budget<br />
Die Erkenntnis, dass eine Neukundengewinnung das Vielfache der Bindung von<br />
bestehenden Kunden kostet, muss auch in die Überlegungen des Marketingbudget<br />
einfliessen. Normalerweise werden die meisten Kosten für die Realisation von<br />
Erstverkäufen investiert (Hinterhuber & Matzler, 2000, S. 404).<br />
Auf der anderen Seite darf durch Kundenorientierung eine Absicherung auf der<br />
Produktivitäts- und Kostenseite nicht vernachlässigt werden. Liegt das Schwergewicht bei<br />
Kundenbindung, müssen die Kosten entsprechend anders budgetiert werden. Aufgrund<br />
eines konkreten Massnahmenplans können die Kosten entsprechend heruntergebrochen<br />
werden.<br />
Grösste Investition werden dabei die Kosten für eine CRM-Lösung sein. Dabei ist dies zu<br />
prüfen, was die MERBAG effektiv an Datenmanagement zu bewältigen hat, bevor ein<br />
System angeschafft wird, welches evtl. gar nicht benötigt würde. Oftmals ist eine<br />
Datenbank auf Programmen wie Access oder Excel basierend ausreichend.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong><br />
61
Literaturverzeichnis<br />
Literaturverzeichnis<br />
Bruhn, M. & Homburg, C. (Hrsg.) (2003). Handbuch Kundenbindungsmanagement.<br />
Strategien und Instrumente für ein erfolgreiches CRM (4. Aufl.). Wiesbaden:<br />
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />
Bruhn, M. & Strauss, B. (Hrsg.) (2003). Dienstleistungsnetzwerke. Dienstleistungsmanagement<br />
Jahrbuch 2003. Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag<br />
Dr. Th. Gabler GmbH.<br />
Bruhn, M. (2001). Qualitätsmanagement für Dienstleistungen (3. Aufl.). Grundlagen,<br />
Konzepte, Methoden. Heidelberg: Springer-Verlag Berlin.<br />
Bruhn, M. & Strauss, B. (1995). Dienstleistungsqualität (2. Aufl.). Konzepte – Methoden –<br />
Erfahrungen. Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />
Carlzon, J. (1988). Alles für den Kunden. Jan Carlzon revolutioniert ein Unternehmen.<br />
Frankfurt/New York: Campus Verlag.<br />
Dittrich, S. (2000). Kundenbindung als Kernaufgabe im Marketing. Universität St. Gallen.<br />
Dissertation Nr. 2345. Schlesslitz: Rosch-Buch.<br />
Grönroos, C. (1990). Service Management and Marketing. Managing the Moments of<br />
Truth in Service Competition. Massachussetts/Toronto: Lexington Books.<br />
Hinterhuber, H. & Matzler, K. (2000). Kundenorientierte Unternehmensführung.<br />
Kundenorientierung – Kundenzufriedenheit – Kundenbindung (2. Aufl.). Wiesbaden:<br />
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />
Hoffmann, J. (2002). Automobilmarketing im Spannungsfeld von gesellschaftlichen<br />
Umweltzielen und Kundennutzen. Frankfurt am Main: Peter Lang GmbH.<br />
Johannen, G. (2002). consultingnews Nr. 10. Frankfurt: HPP Harnischfeger, Pietsch &<br />
Partner Strategie- & Marketingberatung GmbH.<br />
Jung, S. (1999). Das Management von Geschäftsbeziehungen. Ein Ansatz auf<br />
transaktionskostentheoretischer, sozialpsychologischer und spieltheoretischer Basis.<br />
Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />
Kunz, H. (1996). Beziehungsmanagement. Kunden binden, nicht nur finden. Zürich: Orell<br />
Füssli Verlag.<br />
Meffert, H. & Bruhn, M. (1997). Dienstleistungsmarketing (2. Aufl.). Grundlagen –<br />
Konzepte – Methoden. Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler<br />
GmbH.<br />
Meyer, A. & Dornach, F. (1998). Der Augenblick der Wahrheit. Werbung und Verkaufen.<br />
Oktober, S. 230.<br />
Rizk-Antonious, R. (2002). Qualitätswahrnehmung aus Kundensicht. Beim Kunden besser<br />
ankommen – Konzepte und Praxisbeispiele aus 5 Branchen. Wiesbaden:<br />
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>
Literaturverzeichnis<br />
Schröter, P. & Nowak, M. (2004). Kundenkarten geschlossener Immobilienfonds. Von<br />
„Payback“ zu „Investors Card“. Immobilien Zeitung, Nr. 23, S. 23.<br />
Siems, F. (2003). Preiswahrnehmung von Dienstleistungen. Konzeptualisierung und<br />
Integration in das Relationship Marketing. Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher<br />
Verlag Dr. Th. Gabler GmbH.<br />
Tomczak, T. & Dittrich, S. (1997). Kunden binden. Erfolgreiche Kunden binden. Eine<br />
kompakte Einführung. Zürich: Werd Verlag.<br />
Tomczak, T. & Reinecke, S. (1996). Der aufgabenorientierte Ansatz. THEXIS-Fachbericht<br />
für Marketing, Nr. 5, St. Gallen: Verlag THEXIS.<br />
Zach, F.C. (1997). Fang den Kunden. Wie Autohäuser Kontakte knüpfen, Beziehungen<br />
aufbauen, Kunden begeistern. Ottobrunn: Autohaus Verlag GmbH.<br />
Fachspezifische Quellen<br />
DaimlerChrysler AG (2005). Zahlen und Fakten, Ausgabe 2005. Stuttgart/Auburn Hills:<br />
DaimlerChrysler AG.<br />
McKinsey&Company (2001). Used Car Business Planning Roll-out Switzerland. Zürich:<br />
McKinsey&Company.<br />
Kundenzufriendenheitsindex (BIX-CSI) DaimlerChrysler Schweiz AG<br />
Führungssystem der MERBAG-Gruppe<br />
Retailmanagementsystem der MERBAG-Gruppe<br />
Internet-Quellen<br />
www.daimlerchrysler.com<br />
www.bfs.admin.ch<br />
www.vsai.ch<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 2-1: Vertriebskette im Automobilhandel..............................................................4<br />
Abbildung 2-2: Aufgaben der Importeure ............................................................................5<br />
Abbildung 2-3: Markenportfolio DCAG ................................................................................6<br />
Abbildung 2-4: Wichtige Auslandsmärkte der DCAG ..........................................................7<br />
Abbildung 2-5: Retailstruktur in der Schweiz.......................................................................8<br />
Abbildung 2-6: Struktur der MERBAG-Gruppe....................................................................9<br />
Abbildung 2-7: Aufgaben des Dienstleistungszentrum......................................................10<br />
Abbildung 2-8: Aufbauorganisation PWB ..........................................................................11<br />
Abbildung 2-9: Multi-Level Marketing-Modell ....................................................................13<br />
Abbildung 2-10: Zentral gesteuerte Marketingaktivitäten der MERBAG-Gruppe.................14<br />
Abbildung 2-11: Fahrzeugaltersstruktur abgewanderter Kunden der PWB.........................15<br />
Abbildung 2-12: Fahrzeugaltersstruktur betreuter Kunden..................................................16<br />
Abbildung 2-13: Fahrzeugaltersstruktur Gesamtfahrzeugbestand CH ................................16<br />
Abbildung 2-14: Entwicklung CH Fahrzeugabsatz ..............................................................17<br />
Abbildung 2-15: Entwicklung Mercedes-Benz Fahrzeugbestand in der Schweiz................18<br />
Abbildung 2-16: Entwicklung Kundenzufriedenheit After Sales PWB..................................19<br />
Abbildung 3-1: Die vier Kernaufgaben im Marketing .........................................................21<br />
Abbildung 3-2: Erfolgskette der Kundenorientierung.........................................................22<br />
Abbildung 3-3: Beeinflussungsfaktoren der Kundenzufriedenheit.....................................23<br />
Abbildung 3-4: Beziehung zwischen Kundenzufriedenheit und Kundenbindung...............24<br />
Abbildung 3-5: Die Ebenen der Kundenbindung ...............................................................25<br />
Abbildung 3-6: Bindungsebenen .......................................................................................26<br />
Abbildung 3-7: Bindungsarten...........................................................................................26<br />
Abbildung 3-8: Eisbergphänomen Kundenbindung ...........................................................31<br />
Abbildung 4-1: Gesamtkundenlebenszyklus .....................................................................33<br />
Abbildung 4-2: After Sales Kundenlebenszyklus...............................................................34<br />
Abbildung 4-3: Drei Stufen führen zur Begeisterung .........................................................39<br />
Abbildung 4-4: Anforderungen an Marketingorganisationen und –führung .......................43<br />
Abbildung 4-5: Wichtige Eigenschaften von Beratern aus Kundensicht............................43<br />
Abbildung 4-6: Bewertung unterschiedlicher Sachgüter und Dienstleistungen .................46<br />
Abbildung 4-7: Ableitung spezifischer Charaktereigenschaften von Dienstleistungen ......47<br />
Abbildung 4-8: Erweiterter Marketingmix im Dienstleistungsbereich.................................50<br />
Abbildung 5-1: Massnahmenplan......................................................................................57<br />
Abbildung 5-2: Ansatzpunkte zur Steuerung des Mitarbeiterverhaltens............................59<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>
Abkürzungsverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
AG Aktiengesellschaft<br />
Bsp. Beispiel<br />
bspw. beispielsweise<br />
bzw. beziehungsweise<br />
ca. circa<br />
CH Confoederatio Helvetica (Schweiz)<br />
D Deutschland<br />
d.h. das heisst<br />
Dr. Doktor<br />
EUR Euro<br />
evtl. eventuell<br />
ff. folgende (Seiten)<br />
G Geschäft<br />
ggf. gegebenenfalls<br />
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />
Ing. Ingenieur<br />
inkl. inklusive<br />
km Kilometer<br />
Ltd. limited<br />
max. maximal<br />
Mio. Millionen<br />
Mrd. Milliarden<br />
P Privat<br />
PW Personenwagen<br />
resp. respektive<br />
S. Seite<br />
Tel. Telefon<br />
USA United States of America (Vereinigte Staaten von Amerika)<br />
usw. und so weiter<br />
Vgl. Vergleich<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>
Anhang<br />
Anhang<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>
Datentabellen
Fahrzeugaltersstruktur aktiver und abgewanderter Kunden<br />
Zweigniederlassung Personenwagenzentrum Bern<br />
Fahrzeugalter<br />
in Jahren<br />
Anzahl aktive Kunden<br />
pro Altersegment<br />
1 182 0<br />
2 438 29<br />
3 511 77<br />
4 584 104<br />
5 502 92<br />
6 481 129<br />
7 364 117<br />
8 254 78<br />
9 165 53<br />
10 162 61<br />
11 140 47<br />
12 91 33<br />
13 87 24<br />
14 85 42<br />
15 78 41<br />
16 71 30<br />
17 56 23<br />
18 41 15<br />
19 40 17<br />
20 21 11<br />
Anzahl abgewanderter<br />
Kunden pro<br />
Alterssegment
Entwicklung PW Fahrzeugbestand Schweiz<br />
und prozentuales Wachstum<br />
Jahr Gesamt- Wachstum<br />
bestand in Prozent<br />
2000 148'000<br />
2001 159'000 7%<br />
2002 166'000 4%<br />
2003 174'000 5%<br />
2004 179'000 3%<br />
2005 184'000 3%<br />
2006 188'000 2%<br />
2007 192'000 2%<br />
2008 196'000 2%
PW Zulassungen Schweiz<br />
Jahr Personenwagen Personenwagen<br />
CH gesamt<br />
Mercedes-Benz<br />
2001 317'126 16'978<br />
2002 295'109 16'292<br />
2003 271'541 13'309<br />
2004 269'211 12'861
Altersstruktur Fahrzeugbestand Schweiz<br />
Jahr 0-4 Jahre 5-9 Jahre 10 Jahre<br />
und mehr<br />
1990 1'450'000 1'080'000 450'000<br />
1991 1'460'000 1'100'000 500'000<br />
1992 1'430'000 1'120'000 550'000<br />
1993 1'400'000 1'150'000 600'000<br />
1994 1'370'000 1'200'000 650'000<br />
1995 1'340'000 1'260'000 700'000<br />
1996 1'350'000 1'350'000 750'000<br />
1997 1'340'000 1'350'000 800'000<br />
1998 1'350'000 1'280'000 850'000<br />
1999 1'370'000 1'210'000 900'000<br />
2000 1'400'000 1'180'000 950'000<br />
2001 1'420'000 1'170'000 1'000'000<br />
2002 1'440'000 1'160'000 1'050'000<br />
2003 1'430'000 1'190'000 1'100'000<br />
2004 1'410'000 1'230'000 1'150'000
Entwicklung Kundenzufriedenheitsindex<br />
(BIX-CSI) DaimlerChrysler Schweiz AG<br />
Jahr CH-Durchschnitt PWB<br />
1998 83% 76%<br />
1999 80% 75%<br />
2000 77% 68%<br />
2001 74% 69%<br />
2002 74% 62%<br />
2003 86% 84%<br />
2004 88% 86%
Eidesstattliche Erklärung<br />
Eidesstattliche Erklärung<br />
Wir erklären hiermit, dass wir diese Arbeit selbständig verfasst und keine andern als die<br />
angegebenen Quellen benutzt haben. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäss aus<br />
Quellen entnommen wurden, haben wir als solche kenntlich gemacht.<br />
Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde<br />
vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.<br />
Baden / Bachs, 28. Juli 2005<br />
Karin Trottmann ...................................<br />
<strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong> ...................................<br />
Karin Trottmann & <strong>David</strong> <strong>Stauffacher</strong>