Verlagsprogramm 2013 - Angelika Fischer
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Es schien mir oft, als würde ich<br />
nicht mehr derselbe Mensch sein,<br />
wenn ich nicht wenigstens einmal<br />
im Jahr unter dem Rinnen des<br />
Brunnens und dem Rauschen der<br />
Linden zur Ruhe gehen, nicht<br />
einmal vom Kamm des Rebbergs<br />
hinüberschauen könnte auf das<br />
Haus…<br />
Marie Luise Kaschnitz<br />
Marie Luise Kaschnitz in Bollschweil<br />
Selten hat eine Autorin derart souverän ihre ganz persön-<br />
liche Welt, die Orte und Menschen ihres Lebens, ins<br />
Überzeitliche gestellt, wie die Schriftstellerin Marie Luise<br />
Kaschnitz. 1901 in eine preußisch-badische Offi ziersfamilie<br />
hineingeboren, wurde sie zu einer sensiblen Zeitzeugin<br />
des 20. Jahrhunderts. Nach bemerkenswerten Erfolgen<br />
als Romanautorin, Erzählerin, Lyrikerin und Verfasserin<br />
von Hörspielen, wandte sie sich später der refl ektierenden<br />
Prosa zu. In ihren kurzen Prosastücken, oft verdichteten Tagebuchaufzeichnungen,<br />
reagierte sie auf die immer komplexer<br />
werdende Welt und präparierte mit besonderem Blick<br />
die Substanz des Lebens heraus. Dabei wurde ihr das alte Familiengut<br />
Bollschweil bei Freiburg immer mehr zum geistigen<br />
Kraftzentrum. Zwar lebte sie viele Jahre an der Seite ihres<br />
Mannes, des Archäologen Guido Freiherr Kaschnitz von<br />
Weinberg, in der Mittelmeerregion. Doch kehrte sie immer<br />
wieder nach Bollschweil zurück, um dort zu schreiben und<br />
Bilanz zu ziehen.<br />
Ganz ohne erzieherischen Gestus, mit großer Souveränität<br />
und Empathie für die Menschen, sparte sie auch das<br />
Schreckliche und Verhängnisvolle nicht aus. Als sie 1978<br />
starb, galt sie als „Grande Dame“ der Deutschen Literatur.<br />
Noch heute ist in Bollschweil die Atmosphäre dieser ungewöhnlichen<br />
Frau gegenwärtig.<br />
Dem Alten hielt sie die Treue, für das Neue zeigte sie sich empfänglich,<br />
schrieb Marcel Reich-Ranicki. Sie bewährte sich als unermüdliche<br />
Sachwalterin der Tradition ebenso wie der Moderne. Und<br />
wie sie konserativ und fortschrittlich zugleich war, so lassen sich in<br />
ihren Schriften Kunst und Moral, Ästhetik und Engagement nicht<br />
voneinandnder trennen. Sie bilden eine selbstverständliche Einheit.<br />
Menschen und Orte<br />
Menschen<br />
und Orte<br />
Marie Luise Kaschnitz<br />
in Bollschweil<br />
Text:<br />
Bernd Erhard <strong>Fischer</strong><br />
Photographien:<br />
<strong>Angelika</strong> <strong>Fischer</strong><br />
978-3-937434-53-7<br />
g 7.80<br />
Neu !<br />
Juni <strong>2013</strong>