Ltteiääli - Lissy Pernthaler
Ltteiääli - Lissy Pernthaler
Ltteiääli - Lissy Pernthaler
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m Abend des 10. Januar 2008<br />
bot sich Passanten in der Bozner<br />
Museumsstraße ein unerwarteter<br />
Anblick Hinter der<br />
gläsernen Eingangsfassade der,,Ar/ge"-<br />
Kunstgalerie waren drei junge Frauen zu<br />
sehen, die sich - nur mit Slip und Stöckel-<br />
schuhen bekleidet - den Blicken der Fuß-<br />
gänger darboten. In Windeseile versammel-<br />
ten sich Schaulustige vor der Galerie, die<br />
- teils fasziniert, teils belustigt - zusahen,<br />
wie die Frauen begannen, sich gegenseitig<br />
mit Kuchenteig zu beschmieren. Während<br />
sie durcheinanderwirbelten und ihre Körper<br />
mit der klebrigen Masse ,,verschönerten",<br />
blieben die drei Protagonistinnen stets den<br />
voyeuristischen Blicken der Zuschauer in<br />
und außerhalb der Galerie ausgesetzt. Den<br />
unterschiedlichen Reaktionen im Publikum<br />
galt an diesem Abend auch das besondere<br />
Interesse von <strong>Lissy</strong> <strong>Pernthaler</strong>. Die Kaltere-<br />
rin, die {iir die ungewöhnliche Inszenierung<br />
mit dem Titel ,,Teighaut" veranrwortlich<br />
zeichnete, sah sich in ihrer Annahme bestä-<br />
tigt, dass ,,Nacktheit in einem ungewohnten<br />
Rahmen an sich schon eine Provokation dar-<br />
stellt, obwohl man doch heutzutage überall<br />
nackte Frauen sieht. Wenn aber eine nackte<br />
Frau, oder auch ein nackter Mann, plötzlich<br />
direkt vor einem stehen, weiß man nicht,<br />
wie man reagieren soll. Deshalb war es sehr<br />
spannend, die Reaktion des Publikums auf<br />
diese Performance im öffendichen Raum<br />
zu beobachten." Der eigentliche Zweck<br />
von ,,Teighaut" war laut <strong>Pernthaler</strong> jedoch<br />
ein anderer, nämlich Schönheitswahn und<br />
Körperkult zu kritisieren. ,,Heutzutage wird<br />
man dermaßen durch die Medien beein-<br />
flusst, dass man leicht seine Identität ver-<br />
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liert und sich nicht mehr zu sagen traut: Ich<br />
bin, wie ich bin. Als Mensch und in meiner<br />
Körperlichkeit."<br />
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MADE IN BFRI..IN<br />
Noch während ihrer Oberschulzeit am<br />
Bozner Kunsdyzeum begann sich <strong>Lissy</strong><br />
<strong>Pernthaler</strong> ftir Performancekunst zu interessieren.<br />
Nach der Matura wagte sie den<br />
Schritt ins Ausland und wurde 2003 an der<br />
Berliner Schauspielschule Charlottenburg<br />
aufgenommen. ,,Berlin ist wie ein kreativer<br />
Pott, der überbrodelt. Leider fehlt vielen<br />
Künstlern das nötige Geld, um eigene Projekte<br />
zu verwirklichen", erklärt <strong>Pernthaler</strong>,<br />
die seit ihrem Studienabschluss 2006 selbst<br />
immer wieder erlebt, wie frustrierend es sein<br />
kann, in Berlin auf öffendiche Fördermittel<br />
angewiesen zu sein. Dennoch gründete sie<br />
2007 ,,blütenwerfer performances", um ihre<br />
Ideen als Solodarstellerin oder Regisseurin<br />
in die Tat umsetzen zu können. ..Durch die<br />
Performancekunst erhalte ich eine künstlerische<br />
Ausdrucksmöglichkeit für Themen,<br />
die mich interessieren, kann dabei aber<br />
mit meiner eigenen Stimme sprechen. Das
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<strong>Lissy</strong> <strong>Pernthaler</strong><br />
liest Gedichte<br />
zum Thema<br />
,,Freiheit" (1) und<br />
die Geschichte<br />
,,Gabbia/ 8 Tage" (2)<br />
,,Autorentage"<br />
der Vereinigten<br />
Bühnen Bozen<br />
Stadttheater Bozen<br />
3. April, um 19 Uhr (1)<br />
4. April, um 19 Uhr (2)<br />
www.theater-bozen. it<br />
'ist bei der Arbeit im Theater anders. Dort<br />
muss man sich als Darsteller in erster Linie<br />
der jeweiligen Rolle unterordnen und versuchen,<br />
dem Sttick gerecht zu werden", so die<br />
vielseitige Akteurin, der es mit ihren eigenen<br />
Inszenierungen vor allem darum geht,<br />
,,im Betrachter etwas auszulösen": ,.Das Gesehene<br />
sollte im Zuschauer weiterarbeiten<br />
und einen Prozess bewirken. Deshalb arbeite<br />
ich viel mit Bildern und Symbolen, die<br />
durchaus auch provozieren sollen." So wie<br />
<strong>Pernthaler</strong>s 2007 aufgefuhrte Soloperformance,,Mein<br />
Herz,in Stille getaucht": Am<br />
Boden liegend halt die Kaltererin in ihrer<br />
linken, ausgestreckten Hand ein blutendes<br />
Schweineherz und blickt dabei in ein selbstgemaltes<br />
Bild an der ihr gegenüberliegenden<br />
Zrmmerwand. Untermalt wird das Szenario<br />
durch das gleichmaßige Pochen eines laut<br />
eingespielten Herzschlags, der alle 30 Sekunden<br />
ftir einige Minuten unterbrochen<br />
wird, ehe er von Neuem einsetzt.<br />
W!E LIEBESBEZIEHUNGEN<br />
Nach Schauspielerei und Performancekunst<br />
war es nur eine Frage der Zeit, bis <strong>Lissy</strong><br />
<strong>Pernthaler</strong> auch als Autorin in Erscheinung<br />
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treten würde. Schließlich hatte die 25-Jährige<br />
seit ihrer Kindheit immer wieder Texte<br />
und Gedichte verftsst, aus denen sich im<br />
Laufe der Zeit die 14 Kurzgeschichten ihres<br />
literarischen Debüts<br />
'Lorbeer und Zitrone"<br />
entwickelten. Im Mittelpunkt der Geschichten<br />
steht ftir <strong>Pernthaler</strong>,,die Liebe in<br />
all ihren Facetten, von brutal bis kitschig,<br />
wobei es mir gefdllt, mit den Erwartungen<br />
des Lesers zu spielen und ftir unerwartete<br />
32 I INSUDTIROL NR. 13<br />
Buchvorste ll u ng:<br />
<strong>Lissy</strong> <strong>Pernthaler</strong><br />
liest aus ,,Lorbeer<br />
und Zitrone"<br />
Weinhaus<br />
,,PUNKT",<br />
Kaltern<br />
7 . April, um 20.30 Uhr<br />
Wendungen zu sorgen". Dementsprechend IDEENAUSTAUSCH AM MITTAGSTISCH<br />
verschieden sind auf den ersten Blick ihre Auch wfirend ihres derzeitigen,,Heimatauf-<br />
meist weiblichen Protagonisten, deren Leenthaltes" in Kaltern sucht <strong>Lissy</strong> <strong>Pernthaler</strong><br />
ben von Sehnsucht, Verlangen und Abhän- neue Wege, um ihre Kreativität auszuleben.<br />
gigkeit bestimmt sind: ,,Es sind persönliche Dabei kann es durchaus vorkommen, dass<br />
Schicksale. Wie bei einem Theaterstrick Ideen ftir Performances zum Gesorächsthe-<br />
macht aber jede der Hauptfiguren einen ma am Mittagstisch werden: ,Meine Eltern<br />
Entwicklungsprozess innerhalb ihrer Ge- sind beide künsderisch tätig und haben mich<br />
schichte durch." Auch wenn <strong>Pernthaler</strong> stets unterstritzt. Insofern teile ich auch ger-<br />
ztgrbt, dass sie bei einigen Erzählungen ne meine Ideen mit ihnen." Beruflich ist die<br />
gar nicht mehr daran glaubte, 25-Jährige,,offen ftir alles" und ftihlt sich<br />
,,dass ich sie irgendwann fer- wohl in der Rolle der ,,Einzelkimpferin":<br />
tiglaiegen würde", kam ein ,,Wenn man als Künsderin selbstständig ist,<br />
Aufgeben dieser,,schwierigen" lernt man, den Kopf selbst über Wasser zu<br />
Geschichten ftir sie nie in Fra- halten und interessiert sich eher ftir unterge:<br />
,Jede einzelne ist ftir mich schiedliche Ausdrucksmöglichkeiten. Es<br />
wie eine Liebesbeziehung, gibt bei mk Zeiten, da bin ich mehr Schau-<br />
weil ich beim Schreiben soviel spielerin oder Performancekünsderin oder,<br />
durchmachte. Deshalb war es wie derzeit, Autorin. Das Allerwichtigste<br />
auch ein unbeschreiblichesftir<br />
mich ist aber, dass ich meinen lcreativen<br />
Geftihl, das fertige Werk, das Drang weiterhin über die Kunst ausleben<br />
,Baby', endlich in den Händen kann. Ich habe nämlich gemerkt, dass dieser<br />
zu halten."<br />
Weg der geeignetste ftir mich ist."<br />
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