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EINF UHRUNG IN DIE PLASMAPHYSIK

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<strong>E<strong>IN</strong>F</strong><strong>UHRUNG</strong><br />

<strong>IN</strong> <strong>DIE</strong> <strong>PLASMAPHYSIK</strong><br />

Alexander Piel<br />

Institut fur Experimentalphysik<br />

Christian-Albrechts-Universitat zu Kiel<br />

Vorlesungsskript<br />

1993-98<br />

Fassung vom 31. Marz 1999


Vorwort<br />

Dieses Skript ist aus einer einsemestrigen, dreistundigen Vorlesung hervorgegangen,<br />

die der Autor in den Jahren 1993{1998 an der Christian-Albrechts-Universitat zu Kiel gehalten<br />

hat. In seinem ursprunglichen Konzept ist es als Begleiter zur Vorlesung angelegt.<br />

Einiges erganzendes Material ist hinzugekommen, das die innere Logik und Lesbarkeit des<br />

Textes verbessern soll. Zwangslau g wachst damit der Umfang uber den Rahmen einer<br />

dreistundigen Vorlesung. Abschnitte, die der Vertiefung dienen, sind daher im Inhaltsverzeichnis<br />

mit einem Stern gekennzeichnet und konnenineinemzweiten Teil der Vorlesung<br />

behandelt werden oder zum Selbststudium dienen. Kapitel 7 wird aus Zeitgrunden im<br />

zweiten Teil der Vorlesung behandelt.<br />

Der Aufbau dieser Einfuhrung weicht von herkommlichen Lehrbuchern der Plasmaphysik<br />

ab, die sich allein mit den 'reinen' Plasmae ekten in vollstandig ionisierten Gasen<br />

beschaftigen. Stattdessen wird den Grundbegri en der Gaselektronik und einigen Aspekten<br />

von Gasentladungen Raum gewidmet, um den praktischen Fragen des Experimentalphysikers<br />

zur Erzeugung von Plasmen sowie der Bedeutung des Plasmas fur industrielle<br />

Anwendungen gerecht zuwerden. Nichtsdestoweniger werden Aspekte der naturlichen<br />

Plasmen und der kontrollierten Kernfusion gleichberechtigt entwickelt.<br />

Nach einer Ubersicht uber die vielfaltigen Erscheinungsformen von Plasmen werden<br />

Grundbegri e der Gasentladungsphysik behandelt. Reine Plasmae ekte werden im Anschlu<br />

zunachst im Einzelteilchenbild diskutiert und dann im Fluidbild vertieft. Dabei<br />

stehen die Driftbewegungen und der magnetische Einschlu im Vordergrund des Interesses.<br />

Plasmawellen werden vorwiegend im Hinblick auf die Plasmadiagnostik diskutiert.<br />

Die Strahl-Plasma Instabilitat dientalsParadigma fur Nichtgleichgewichtssituationen. Einerseits<br />

hilft sie, die Rolle resonanter Teilchen fur die Landaudampfung zu verdeutlichen.<br />

Andererseits kann sie gut mit numerischen Methoden in das nichtlineare Regime verfolgt<br />

werden. In der kinetischen Theorie beschrankt sich die Darstellung des Vlasovmodells auf<br />

den Fall der elektrostatischen Elektronenwellen, an dem die Naherung des warmen Plasmas<br />

und die Landaudampfung entwickelt werden. Komplementar zu den analytischen<br />

Methoden wird ein kurzer Abri der Teilchensimulation gegeben, um die moderne Seite<br />

der Behandlung kinetischer Probleme aufzuzeigen. Das letzte Kapitel ist den Randschichtproblemen<br />

von Plasmen gewidmet. Die Theorie der Langmuirsonde und ihre diagnostische<br />

Anwendung steht dabei im Vordergrund. Nichtlineare Plasmaphanomene konnen in einer<br />

einfuhrenden Vorlesung nur gestreift werden.<br />

Die Aufgaben am Ende jedes Kapitels dienen als Diskussionsgrundlage in einer einstundigen<br />

Ubung zur Vorlesung. Sie haben teils illustrativen, teils vertiefenden Charakter. Eine<br />

Skizze des Losungsweges ist im Anhang zu nden. Die Formelsammlung im Anhang ist<br />

eine Adaption des 'NRL-Plasma Formulary' an das SI-Einheiten System.<br />

Ich danke den Horern meiner Vorlesung, die mich aufFehler im Manuskript aufmerksam<br />

gemacht haben, und meinen Assistenten F. Greiner, K. Hansen, T. Klinger und H.<br />

1


2<br />

Klostermann fur die kritische Durchsicht dieses Manuskripts und fur viele Verbesserungsvorschlage.<br />

H. Thomsen hat sich umdieVerschonerung einer Reihe von Skizzen verdient<br />

gemacht.<br />

Kiel, im Februar 1998 A. Piel


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 7<br />

1.1 Die Bedeutung der Plasmaphysik : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 8<br />

1.1.1 Naturliche Plasmen ::::::::::::::::::::::::::: 10<br />

1.1.2 Technische Plasmen ::::::::::::::::::::::::::: 16<br />

1.1.3 Kontrollierte Kernfusion :::::::::::::::::::::::: 20<br />

1.2 De nition eines Plasmas : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 26<br />

1.2.1 Debyeabschirmung ::::::::::::::::::::::::::: 26<br />

1.2.2 Plasmaparameter : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 29<br />

1.2.3 Existenzbereiche : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 30<br />

1.2.4 Nichtidealitat und Entartung : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 30<br />

1.2.5 Saha-Gleichung ::::::::::::::::::::::::::::: 33<br />

1.3 Aufgaben :::::::::::::::::::::::::::::::::::: 35<br />

2 Gasentladungen 37<br />

2.1 Entladungsformen : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 37<br />

2.1.1 Die Glimmentladung :::::::::::::::::::::::::: 37<br />

2.1.2 Thermionische Entladungen : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 40<br />

2.1.3 Hochfrequenzentladungen (*) : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 44<br />

2.2 Sto prozesse ::::::::::::::::::::::::::::::::::: 48<br />

2.2.1 Driftbewegung und Beweglichkeit : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 48<br />

2.2.2 Wirkungsquerschnitt und mittlere freie Weglange : : : : : : : : : : 50<br />

2.2.3 Die Geschwindigkeitsverteilung : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 51<br />

2.2.4 Ambipolare Di usion :::::::::::::::::::::::::: 54<br />

2.2.5 Leitfahigkeit ::::::::::::::::::::::::::::::: 55<br />

2.2.6 Elektronenaufheizung :::::::::::::::::::::::::: 56<br />

2.2.7 Inelastische Prozesse :::::::::::::::::::::::::: 59<br />

2.2.8 Coulombsto e : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 61<br />

2.3 Mechanismen der DC-Glimmentladung : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 64<br />

2.3.1 Elektronenaustritt aus Metallen : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 64<br />

2.3.2 Kathodenfall : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 64<br />

2.3.3 Negatives Glimmlicht :::::::::::::::::::::::::: 66<br />

3


4 <strong>IN</strong>HALTSVERZEICHNIS<br />

2.3.4 Positive Saule :::::::::::::::::::::::::::::: 66<br />

2.3.5 Die Anodenschicht ::::::::::::::::::::::::::: 68<br />

2.4 Mechanismen der HF-Glimmentladung (*) :::::::::::::::::: 68<br />

2.5 Aufgaben :::::::::::::::::::::::::::::::::::: 72<br />

3 Das Einzelteilchenmodell 73<br />

3.1 Einfuhrung ::::::::::::::::::::::::::::::::::: 73<br />

3.1.1 Das Fuhrungszentrum ::::::::::::::::::::::::: 73<br />

3.1.2 E B Drift ::::::::::::::::::::::::::::::: 75<br />

3.1.3 Gravitationsdrift :::::::::::::::::::::::::::: 77<br />

3.1.4 Inhomogene Magnetfelder ::::::::::::::::::::::: 77<br />

3.1.5 Polarisationsdrift :::::::::::::::::::::::::::: 83<br />

3.2 Adiabatische Invarianten :::::::::::::::::::::::::::: 84<br />

3.2.1 Magnetisches Moment ::::::::::::::::::::::::: 85<br />

3.2.2 Der Spiegele ekt :::::::::::::::::::::::::::: 85<br />

3.2.3 Longitudinale Invariante und Flu invariante (*) ::::::::::: 87<br />

3.3 Magnetischer Einschlu ::::::::::::::::::::::::::::: 88<br />

3.3.1 Das Tokamakprinzip :::::::::::::::::::::::::: 90<br />

3.3.2 Di usion als random walk Proze ::::::::::::::::::: 90<br />

3.3.3 Stellaratoren ::::::::::::::::::::::::::::::: 94<br />

3.3.4 Minimum-B Kon gurationen :::::::::::::::::::::: 96<br />

3.4 Aufgaben :::::::::::::::::::::::::::::::::::: 98<br />

4 Fluidmodelle des Plasmas 99<br />

4.1 Das Zwei ussigkeitenmodell ::::::::::::::::::::::::::100<br />

4.1.1 Die Impulstransportgleichung :::::::::::::::::::::102<br />

4.2 Magnetohydrostatik :::::::::::::::::::::::::::::::108<br />

4.2.1 Isobare Flachen :::::::::::::::::::::::::::::108<br />

4.2.2 Diamagnetische Drift ::::::::::::::::::::::::::111<br />

4.3 Magnetohydrodynamik (MHD) ::::::::::::::::::::::::113<br />

4.3.1 Ohmsches Gesetz ::::::::::::::::::::::::::::113<br />

4.3.2 Eingefrorene Feldlinien :::::::::::::::::::::::::114<br />

4.3.3 Alfvenwellen :::::::::::::::::::::::::::::::115<br />

4.3.4 Der Pinche ekt :::::::::::::::::::::::::::::118<br />

4.3.5 MHD-Generatoren (*) :::::::::::::::::::::::::120<br />

4.3.6 MHD-Stabilitat ::::::::::::::::::::::::::::122<br />

4.3.7 Die Vollstandigkeit der MHD :::::::::::::::::::::124<br />

4.4 Aufgaben ::::::::::::::::::::::::::::::::::::126


<strong>IN</strong>HALTSVERZEICHNIS 5<br />

5 Wellen und Instabilitaten in Plasmen 127<br />

5.1 Grundbegri e : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :128<br />

5.1.1 Normalmodenanalyse ::::::::::::::::::::::::::129<br />

5.1.2 Phasen- und Gruppengeschwindigkeit : : : : : : : : : : : : : : : : :130<br />

5.1.3 Dispersionsrelation :::::::::::::::::::::::::::132<br />

5.2 Elektronenwellen : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :133<br />

5.2.1 Elektromagnetische Wellen : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :133<br />

5.2.2 Interferometrie mit Mikrowellen und Lasern :::::::::::::135<br />

5.2.3 Plasmaschwingungen ::::::::::::::::::::::::::142<br />

5.2.4 Strahl-Plasma-Instabilitat : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :142<br />

5.3 Ionenakustische Wellen :::::::::::::::::::::::::::::146<br />

5.4 Magnetisierte Plasmen :::::::::::::::::::::::::::::149<br />

5.4.1 Zyklotronresonanzen ::::::::::::::::::::::::::151<br />

5.4.2 Hybridresonanzen : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :153<br />

5.5 Nichtlineare Wellene ekte (*) :::::::::::::::::::::::::157<br />

5.5.1 Die ponderomotive Kraft ::::::::::::::::::::::::157<br />

5.5.2 Parametrischer Wellenzerfall : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :159<br />

5.6 Aufgaben ::::::::::::::::::::::::::::::::::::164<br />

6 Kinetische E ekte in Plasmen 165<br />

6.1 Das Vlasovmodell : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :165<br />

6.1.1 Die Verteilungsfunktion ::::::::::::::::::::::::166<br />

6.1.2 Die Vlasovgleichung ::::::::::::::::::::::::::167<br />

6.1.3 Dispersion von elektrostatischen Elektronenwellen : : : : : : : : : :169<br />

6.1.4 Landaudampfung : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :173<br />

6.2 Teilchensimulation :::::::::::::::::::::::::::::::176<br />

6.2.1 Eindimensionale Probleme : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :177<br />

6.2.2 Diskretisierung der Grundgleichungen : : : : : : : : : : : : : : : : :178<br />

6.2.3 Losung der Feldgleichungen auf dem Gitter : : : : : : : : : : : : : :179<br />

6.2.4 Der harmonische Oszillator (*) : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :181<br />

6.2.5 Die Strahl-Plasma-Instabilitat : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :182<br />

6.2.6 Sattigung der Instabilitat durch trapping (*) :::::::::::::184<br />

6.3 Aufgaben ::::::::::::::::::::::::::::::::::::187<br />

7 Randschichte ekte in Plasmen 189<br />

7.1 Das Plasma vor einer leitenden Wand : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :189<br />

7.1.1 Bohm-Kriterium : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : :191<br />

7.1.2 Child-Langmuir Gesetz :::::::::::::::::::::::::194<br />

7.2 Die Langmuirsonde :::::::::::::::::::::::::::::::196<br />

7.2.1 Elektronensattigungsbereich der ebenen Sonde : : : : : : : : : : : :197<br />

7.2.2 Ionensattigungsstrom ::::::::::::::::::::::::::199


6 <strong>IN</strong>HALTSVERZEICHNIS<br />

7.2.3 Elektronenanlaufbereich ::::::::::::::::::::::::199<br />

7.2.4 Das Floatingpotential ::::::::::::::::::::::::::200<br />

7.2.5 Zylinder und Kugelsonden :::::::::::::::::::::::201<br />

7.2.6 Praktische Betrachtungen :::::::::::::::::::::::202<br />

7.2.7 Messung der Verteilungsfunktion :::::::::::::::::::202<br />

7.2.8 Verfahren zur Messung der Verteilungsfunktion :::::::::::204<br />

7.2.9 Sondenmessungen in HF-Plasmen :::::::::::::::::::207<br />

7.3 Raumladungsdoppelschichten (*) :::::::::::::::::::::::209<br />

7.3.1 Langmuirs starke Doppelschicht ::::::::::::::::::::209<br />

7.3.2 Schwache Doppelschichten :::::::::::::::::::::::211<br />

7.4 Aufgaben ::::::::::::::::::::::::::::::::::::213<br />

A Losungshinweise zu den Aufgaben 215<br />

B Formelsammlung 223<br />

B.1 Konstanten :::::::::::::::::::::::::::::::::::223<br />

B.2 Formeln :::::::::::::::::::::::::::::::::::::223<br />

C Liste der verwendeten Symbole 227


Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

Das Wort Plasma (griech.: Das Formbare) bezeichnet in der Physik ein vollstandig oder<br />

teilweise ionisiertes Gas aus Elektronen und Ionen. Der Begri Plasma wurde 1929 von<br />

Tonks und Langmuir eingefuhrt [1], um den ladungsneutralen Bereich einer Gasentladung<br />

zu bezeichnen, der zu hochfrequenten Schwingungen fahig ist (Langmuirschwingungen).<br />

Frank-Kamenezki [2] bezeichnet das Plasma als Vierten Aggregatzustand der Materie. Diese<br />

Sichtweise schlie t sich einerseits an die griechischen Philosophen an, die die Elemente<br />

Erde (fest), Wasser ( ussig), Luft (gasformig) und Feuer kannten. Faraday postlierte bereits<br />

1809, da der vierte Aggregatszustand " strahlend\ sei, wobei er diesen mit den<br />

elektrischen Vorgangen in Gasen und den damit verbundenen Leuchterscheinungen identi<br />

zierte. Andererseits ist die Bezeichnung als neuer Aggregatszustand auch aus moderner<br />

Sicht durchaus tre end, weil bei hohen Temperaturen die Atome in Ionen und Elektronen<br />

zerfallen und damit die Separation der Materie in ihre Bestandteile durch einen charakteristisch<br />

neuen Proze fortgesetzt wird. Daruberhinaus besitzt das Plasma als nunmehr<br />

elektrisch leitfahiges Medium eine Reihe von Eigenschaften, die es von Gasen, Flussigkeiten<br />

und festen Korpern signi kant unterscheidet. Man denke hierz.B.andieverastelte<br />

Form einer Blitzentladung oder an das in ein Magnetfeld eingeschlossene Plasma einer<br />

Sonnenprotuberanz. Der gro te Teil der Materie im Weltall { Sterne und protostellare<br />

Wolken { ist im Plasmazustand. Es sind die kalten Bedingungen auf unserem Planeten,<br />

die uns die klassischen Aggregatszustande als die " naturlichen\ erscheinen la t.<br />

Unser technisches Zeitalter ist ohne Plasmen nicht denkbar. Lichtbogenschalter werden<br />

in der Verteilung elektrischer Energie eingesetzt. Hochdrucklampen beleuchten die<br />

Stra en, Leuchtsto ampen unsere Wohnungen. Die Chips in Ihrem Computer wurden<br />

mit Plasmaverfahren geatzt, gro achige Bildschirme benutzen Plasmadisplays. Gaslaser,<br />

in denen das Plasmamedium Atome oder Molekule anregt, werden in der Forschung,<br />

Industrie, Medizin und Umweltanalytik eingesetzt. Neue Werksto e werden mit Plasmabrennern<br />

erzeugt oder in gro achigen Glimmentladungen aufgebracht. Zur Losung der<br />

Energieprobleme kunftiger Generationen ist die Aufrechterhaltung einer kontrollierten<br />

Kernfusion nunmehr in greifbare Nahe geruckt.<br />

7


8 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

1.1 Die Bedeutung der Plasmaphysik<br />

Das naturwissenschaftliche Interesse an elektrischen Entladungen la t sich bis in die Barockzeit<br />

zuruckverfolgen [3]. Dabei bezeichnet der Name elektrische Entladung die Entladung<br />

eines Kondensators durch einen Gasraum. William Gilbert beschreibt die Reibungselektrizitat<br />

(1600), Otto von Guericke er ndet die Vakuumpumpe (1635), experimentiert<br />

mit der Schwefelkugel (1663) und entdeckt die Spitzenwirkung. 1746 er ndet<br />

von Musschenbroek die Leydener Flasche. Lichtenberg (1742-1799) erzeugt mittels des<br />

Elektrophors die nach ihm benannten Entladungs guren. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

hinreichend leistungsfahige elektrische Batterien verfugbar wurden, entdeckten<br />

Petrov (1803) und einige Jahre spater Davy den elektrischen Lichtbogen, der beim O nen<br />

des Kontaktes zwischen zwei Kohlestiften entsteht, die von einer stromstarken Batterie gespeist<br />

werden. Unter dem Ein u der Auftriebskrafte nimmt diese Entladung die typische<br />

Bogenform an, von der sie ihren Namen erhalten hat. Zwischen 1831 und 1835 entdeckt<br />

und untersucht Faraday die Glimmentladung in verdunnten Gasen. Plucker (1858), Hittorf<br />

(1876) und Crookes (1879) experimentieren mit solchen Entladungen bei geringem<br />

Gasdruck, woraus die Entdeckung der Kathodenstrahlen und letztlich der Rontgenstrahlen<br />

hervorgegangen sind. Tesla (1891) untersuchte bereits durch Hochfrequenz erzeugt<br />

Entladungen.<br />

Die Plasmaphysik grundet sich auf die Arbeiten von Langmuir, Tonks und Mott-Smith<br />

[4] zu gasgefullten Dioden, sowie von Schottky [5], Seeliger [6], von Engel und Steenbeck<br />

[7] u.v.a. an Gasentladungen mit kalten und geheizten Kathoden. Der zweite Vorlaufer<br />

der heutigen Plasmaphysik ndet sich inder " Radiophysik\, d.h. der Ausbreitung der<br />

elektromagnetischen Wellen in der Ionosphare. Zu ihren Pionieren gehoren Appleton [8, 9],<br />

Chapman [10], Ratcli e [11], Budden [12], Rawer [13] u.a.<br />

Seit Mitte der funfziger Jahre unseres Jahrhunderts haben sich die Gasentladungsphysik<br />

und die " reine\ Plasmaphysik auseinanderentwickelt. Dies ist einerseits dadurch<br />

begrundet, da viele Aspekte der Gasentladungen nunmehr in die Domane der Ingenieurwissenschaften<br />

gehoren, wie z.B. die Schalter- und Beleuchtungstechnik. Andererseits ist<br />

seit 1956 das Erreichen einer kontrollierten Kernfusion zu einem zentralen Thema der<br />

Plasmaphysik geworden. Damit ruckten die Fragestellungen der Physik hei er Plasmen<br />

starker in das Interesse der Plasmaphysiker. Erst Mitte der achtziger Jahre wurde wieder<br />

eine starkere Annaherung zwischen den Gebieten der kalten und hei en Plasmen feststellbar,<br />

als eine Reihe von grundlegenden Fragen aus dem Bereich der Plasmatechnologie,<br />

speziell bei den mittels Hochfrequenz erzeugten Plasmen und den Lichtbogen bedeutsam<br />

wurden.<br />

Die Verfugbarkeit intensiver Laserstrahlung (P > 10MW) ermoglichte bereits 1963<br />

die Erzeugung von optischen Entladungen bei Atmospharendruck imFokus einer Linse.<br />

Ebenso entwickelte sich rasch das Gebiet der durch Laser an Festkorperober achen<br />

erzeugten Plasmen.<br />

Bereits seit den fruhen sechziger Jahren hat sich die Computersimulation von Plasmen


1.1. <strong>DIE</strong> BEDEUTUNG DER <strong>PLASMAPHYSIK</strong> 9<br />

mit Teilchen- und Fluidcodes zu einer eigenstandigen Disziplin entwickelt. Moderne Codes<br />

sind ebenfalls in der Lage, neben der Bewegung der geladenen Plasmateilchen in den<br />

elektromagnetischen Feldern auch atomare und chemische Prozesse einzuschlie en. Solche<br />

Codes sind fur die Plasmatechnologie von gro er praktischer Bedeutung.


10 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

1.1.1 Naturliche Plasmen<br />

Blitz und Funken<br />

Die Entladung eines elektrisch geladenen Korpers kann bei sehr hohen Spannungen in<br />

Form eines elektrischen Durchschlages in Luft erfolgen. Beispiele hierfur sind elektrische<br />

Funken und Blitze, die beide mit eindrucksvollen Leuchterscheinungen und Gerauschen<br />

verbunden sind. Die elektrische Ladung der Gewitterwolke wurde 1752 von Benjamin<br />

Franklin mit seinem Drachenversuch nachgewiesen. Die Einzelheiten des elektrischen Durchschlags<br />

in Luft sind sehr komplex, werden heute aber in vielen Details verstanden [14, 15,<br />

16]. Die zeitliche und raumliche Entwicklung eines Durchschlages zeigt Abb. 1.1. Eine<br />

Abbildung 1.1: Durchschlag in Luft. (A) Ein externes Photon erzeugt an der Kathode<br />

eine Ladungstragerlawine, die sich zur Anode ausbreitet. (B) Photonen aus der Lawine<br />

erzeugen neue Ladungstrager im Gas, die als 'Streamer' im raumladungsverzerrten Feld<br />

loslaufen.<br />

typische Blitzentladung fuhrt einen Impulsstrom von 10 4 ; 10 5 A, die Temperatur im<br />

Blitzkanal erreicht 20.000 K. Die plotzliche Aufheizung des Entladungskanals fuhrt zur<br />

Bildung einer Schockwelle, die als Donner horbar wird. Das zweite ins Auge springende<br />

Merkmal der Blitzentladung ist die gezackte Form und Verastelung des Entladungskanals<br />

(Abb. 1.2(a)). Ebensolche Verastelungen ndet man in den Lichtenberg guren, die bei


1.1. <strong>DIE</strong> BEDEUTUNG DER <strong>PLASMAPHYSIK</strong> 11<br />

b c<br />

Abbildung 1.2: (a) Blitzentladung, (b) Lichtenberg gur, erzeugt durch einen hochenergetischen<br />

Elektronenstrahl, der von unten in einen Plexiglasblockeintritt. (c) Modellrechnung<br />

zu dendritischem Wachstum.<br />

a


12 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

elektrischen Durchschlagen auf Ober achen oder in Isolatoren entstehen (Abb. 1.2(b)).<br />

Ein Verstandnis fur diese Erscheinungen zeichnet sich injungerer Zeit in der Theorie der<br />

Selbstorganisation ab. Abb. 1.2(c) zeigt eine baumartige Struktur aus einer Simulationsrechnung,<br />

in der dendritisches Wachstum nachvollzogen wird.<br />

Nordlichter, Ionosphare, Magnetosphare<br />

Ebenso wie die Blitzentladung hat das Nordlicht [17]von jeher die Menschen beeindruckt<br />

(Abb. 1.3). In polaren Breiten entstehen diese vorhangartigen Leuchterscheinungen (Au-<br />

Abbildung 1.3: Aurora borealis, Zeichnung von Fridtjof Nansen (1910).<br />

rora) durch energiereiche Teilchen, die langs der Feldlinien des Erdmagnetfeldes in die<br />

Hochatmosphare eindringen und Sauersto atome bzw. Sticksto molekule zum Leuchten<br />

anregen. Da die hochsten Schichten der Erdatmosphare elektrisch leitend sind, wurde<br />

nach Er ndung des Radios entdeckt. Kurzwellenverbindungen zwischen den Kontinenten<br />

entstehen durch Re ektion der elektromagnetischen Wellen an der Ionosphare, die in<br />

mehreren Schichten den Hohenbereich von 70 km - 1000 km fullt [20]. Das ionospharische<br />

Plasma wird durch Absorption solarer UV-Strahlung erzeugt. Abb. 1.4(a) zeigt den<br />

Dichte- und Temperaturverlauf in der Ionosphare. Energiereiche Teilchenstrahlung ndet<br />

sichindenvan Allenschen Strahlungsgurteln [21], in denen geladene Teilchen auf Spiralbahnen<br />

im Erdmagnetfeld eingefangen sind. Die au ere Plasmaumgebung der Erde bildet<br />

die Magnetosphare (Abb. 1.4(b)). Das Dipolfeld des Erdmagnetismus wird durch daspermanente<br />

Anstromen durch geladene Teilchen des Sonnenwindes verformt und zu einem<br />

langen, plasmagefullten Magnetospharenschweif auseinander gezogen [19]. Zur Sonne hin


1.1. <strong>DIE</strong> BEDEUTUNG DER <strong>PLASMAPHYSIK</strong> 13<br />

a<br />

b<br />

Abbildung 1.4: (a) Schichtung der Ionosphare, (b) Gestalt der Erdmagnetosphare. Durch<br />

den Teilchenstrom des Sonnenwinds wird das Dipolfeld der Erde zu einem langen Schweif<br />

auf der Nachtseite auseinandergezogen.


14 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

bildet sich eine Bugsto welle aus. Dynamische Veranderungen der Magnetosphare fuhren<br />

zur Teilchenbeschleunigung, magnetischen Sturmen und intensiver Nordlichtaktivitat.<br />

Sonne, solare Flares<br />

Das Verstandnis fur den inneren Aufbau der Sterne ist parallel zur Entwicklung der Plasmaphysik<br />

in den Jahren 1920 - 1950 gewachsen. Unter dem Ein u der Eigengravitation<br />

werden im Zentrum der Sterne Dichten und Temperaturen erreicht, die zur Kernverschmelzung<br />

fuhren. Der Energietransport zur Ober ache erfolgt durch Strahlung und<br />

Konvektion. Das Spektrum der Sternstrahlung gibt Aufschlu uber Ober achentemperatur,<br />

chemische Zusammensetzung der Sternatmosphare und den Entwicklungszustand des<br />

Sterns. Naheres ndet sich in astrophysikalischen Lehrbuchern z.B. [22].<br />

Abbildung 1.5: Entwicklung eines solaren Flares nach dem Modell von Sweet und Parker.<br />

(a) Das Dipolfeld eines Fleckenpaares verbindet sich mit dem interplanetaren Magnetfeld,<br />

(b) Rekonnektion antiparalleler Feldlinien setzt die Zugspannung der Magnetfeldlinien<br />

frei, (c,d) das relaxierende Magnetfeld beschleunigt das Plasma.<br />

Bereits Galilei hatte 1616 dunkle Flecken auf der Sonne entdeckt, von denen wir heute<br />

wissen, da sie mit den Ein- und Austrittspunkten starker Magnetfelder durch die<br />

Sonnenober ache verbunden sind. Diese Magnetfelder werden durch einen Dynamomechanismus<br />

im solaren Plasma erzeugt. Ausbruche solaren Plasmas, das sich gemeinsam<br />

mit den Magnetfeldlinien bewegt, stellen die Protuberanzen dar. Das kalte, dichte Plasma<br />

innerhalb der Protuberanzen steht im Druckgleichgewicht mit dem hei en, dunnen Plasma<br />

der Korona. Explosive Freisetzungen intensiver Wellen- und Teilchenstrahlung erfolgt in


1.1. <strong>DIE</strong> BEDEUTUNG DER <strong>PLASMAPHYSIK</strong> 15<br />

den solaren Flares. Abb. 1.5 zeigt die Entwicklung eines Flare-Ereignis nach dem Modell<br />

von Sweet und Parker, sowie der Erweiterung durch Sturrock [23, 24, 25, 26]. Das Dipolfeld<br />

eines Paares von Sonnen ecken hat sichteilweise mit dem interplanetaren Magnetfeld<br />

verbunden. Die langgestreckten Feldlinien enthalten magnetische Energie, die durch Rekonnektion<br />

von Feldlinien freigesetzt werden kann. Plasma wird bei der Relaxation des<br />

Magnetfeldes beschleunigt.<br />

Es sei nichtverschwiegen, da das Sweet-Parker Modell eine viel zu langsame Zeitskala<br />

fur die Entwicklung des Flares vorhersagt. Eine aktuelle Einfuhrung in die Problematik<br />

der solaren Flares ndet sich in [27].<br />

Infobox: Steckbrief unserer Sonne<br />

Masse 1� 9891 10 30 kg<br />

Radius 6� 96 10 8 m<br />

Druck im Zentrum 1� 3 10 9 bar<br />

Temperatur im Zentrum 15 10 6 K<br />

Temperatur der Photosphare 5800 K<br />

Temperatur der Sonnenkorona 1 ; 2 10 6 K<br />

Plasmadichte der Sonnenkorona 1� 7 10 14 m ;3<br />

Magnetfeld (polar) 10 ;4 T<br />

(Protoberanzen) 10 ;3 {10 ;2 T<br />

(Sonnen ecken) 0:3 T<br />

Plasmadichte in Protuberanzen 10 16 {10 17 m ;3<br />

Temperatur in Protuberanzen 5000{10000 K


16 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

1.1.2 Technische Plasmen<br />

Das Plasmamedium und plasmaunterstutzte Verfahren stellen eine Schlusseltechnologie<br />

industrieller Fertigung dar. Insbesondere werden Nichtgleichgewichtsphanomene in Plasmen<br />

zum Einsatz gebracht. Von besonderer Bedeutung sind Plasmabedingungen, bei denen<br />

die Elektronentemperatur, die fur die Stimulierung chemischer Prozesse wichtig ist,<br />

hoch ist (> 20.000 K) und die Gastemperatur nahe der Raumtemperatur (< 500 K)<br />

bleibt. Hierdurch konnen im Unterschied zu thermischen Prozessen wesentlich geringere<br />

Werksto belastungen erreicht werden. In jungerer Zeit gewinnen auch Plasmaverfahren<br />

zur Abgasreinigung (De-NOx, De-SOx) von konventionellen Kraftwerken an Bedeutung.<br />

Lichtquellen<br />

Elektrische Entladungen konnen { im Unterschied zur Strahlung des schwarzen Korpers<br />

{ eine sehr wirksame Umwandlung der elektrisch zugefuhrten Leistung in Resonanzstrahlung<br />

des Fullgases oder -dampfes bewirken. In der Leuchtsto rohre [28] ist es die Resonanzstrahlung<br />

des Quecksilberatoms bei 185 nm und 254 nm, die mittels eines Leuchtsto<br />

es auf der Rohrinnenseite in sichtbares Licht verwandelt wird (Abb. 1.6).<br />

Abbildung 1.6: Aufbau und Schaltung einer Leuchtsto rohre. Das Arbeitsgas ist Argon<br />

und Quecksilberdampf. Die ultraviolette Resonanzstrahlung des Quecksilbers wird durch<br />

den Leuchtsto auf der Rohrinnenseite in sichtbares Licht verwandelt. Die Entladung<br />

besitzt zwei Oxidkathoden, die zum Start fremdbeheizt werden. Die Vorschaltdrossel begrenzt<br />

den Heizstrom und den Entladungsstrom.


1.1. <strong>DIE</strong> BEDEUTUNG DER <strong>PLASMAPHYSIK</strong> 17<br />

Infobox: Zundung einer Leuchsto rohre<br />

Der Starter enthalt eine Edelgasentladung, deren Zundspannung unter<br />

der der Leuchtsto rohre liegt. Dadurch zundet die Starterentladung zuerst<br />

und heizt den Bimetallschalter, bis dieser schlie t. Beim O nen des<br />

Bimetallschalters erzeugt die Vorschaltdrossel einen Spannungspuls, der<br />

die Leuchtsto rohre zundet. Deren Brennspannung ist nunmehr geringer<br />

als die Zundspannung des Starters. Erst wenn durchVerschlei der Oxidkathode<br />

die Brennspannung der Leuchtsto rohre uber die Zundspannung<br />

des Starters ansteigt, beginnt das periodische Schlie en des Starters, das<br />

das Nutzungsende der Leuchtsto ampe signalisiert.<br />

In der Niederdrucknatriumlampe ist es direkt das 589 nm Resonanzdublett, das z.B.<br />

zur Stra enbeleuchtung verwendet wird. Letztere hat gegenuber der Leuchtsto ampe<br />

einen noch hoheren Wirkungsgrad, da die Umwandlungse zienz des Leuchtsto s entfallt.<br />

Hochdrucklichtbogen in Natrium, Quecksilber und Xenon erreichen Lichtausbeuten von<br />

bis zu 100 lm/W gegenuber 10 - 20 lm/W bei Gluhlampen [28]. Diese hohere Ausbeute<br />

ist einerseits auf eine hohere Temperatur (4000 - 5000 K) zuruckzufuhren, die nach dem<br />

Wienschen Gesetz eine Verschiebung des Emissionsmaximums ins sichtbare Spektralgebiet<br />

bewirken wurde. Andererseits weicht die Spektralverteilung von der eines schwarzen<br />

Strahlers ab. Das ist zwar vom Wirkungsgrad her gunstig, kann aber vom Farbeindruck<br />

unerwunscht sein. Sie werden daher vorwiegend im Au enbereich eingesetzt. Hochdrucklampen<br />

werden im Leistungsbereich 50 - 5.000 W (Xenon bis 50.000 W) eingesetzt.<br />

Gaslaser<br />

In elektrischen Gasentladungen kann durch Elektronensto die fur den Laserproze erforderliche<br />

Besetzungsinversion atomarer Niveaus erreicht werden. Beim He-Ne Laser sind<br />

es metastabile Heliumatome, die durch quasiresonanten Energietransfer an das Neon das<br />

Laserniveau bevolkern (Abb. 1.7(a)). Der Excimerlaser erzeugt in einer Gasentladung<br />

bindende Zustande eines angeregten Edelgasatoms (z.B. Xe ) mit Halogeniden (z.B. Cl)<br />

(Abb. 1.7(b)).<br />

Die Abregung der elektronischen Anregung des Xe Cl durch Emission eines Photons<br />

fuhrt zur Dissoziation des Excimermolekuls, da der Grundzustand des Edelgasatoms bekanntlich<br />

keine chemische Bindung eingeht. Damit ist die Bedingung fur Besetzungsinversion<br />

stets gegeben. Allerdings erfolgt die Laseraktivitat in Pulsen. Weitere Gasentladungslaser<br />

fur den Dauerstrichbetrieb (CW) sind z.B. der CO2-Laser, der wegen seiner<br />

hohen Ausgangsleistung zur Materialbearbeitung eingesetzt wird, und der Argon- bzw.<br />

Kryptonionenlaser, der zum Pumpen von Farbsto asern verwendet wird.


18 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 1.7: (a) Der He-Ne Laser basiert auf Anregung der metastabilen Niveaus des<br />

Heliums durch Elektronensto , die eine Uberbevolkerung der 3s und 2s Niveaus im Neon<br />

erzeugt. Das Endniveau 1s wird durchSto e mit der Wand entleert. (b) Beim Excimerlaser<br />

ist der untere Zustand des Laserubergangs dissoziativ, so da eine e ziente Entleerung<br />

gesichert ist.


1.1. <strong>DIE</strong> BEDEUTUNG DER <strong>PLASMAPHYSIK</strong> 19<br />

Verfahren der Mikroelektronik<br />

Das na chemische Atzen von Strukturen in der Fertigung von Mikrochips ist weitgehend<br />

durch Plasmaverfahren verdrangt worden. Das Nichtgleichgewichtsplasma {z.B.<br />

einer Hochfrequenzentladung { wird einerseits zur Dissoziation des Atzgases (BCl3, CF4)<br />

benutzt. Andererseits entstehen in der Randschicht zwischen Plasma und Wafer hohe<br />

elektrische Gleichfelder, die Ionen auf den Wafer zu beschleunigen. Hierdurch wird eine<br />

stark anisotrope Atzwirkung erreicht, die tiefe Graben mit einem Aspektverhaltnis von<br />

bis zu 20 : 1 erzeugt (Abb. 1.8) [29]. Im Hinblick auf Strukturbreiten von weniger als 1<br />

m ist das beim na chemischen Proze storende Unteratzen der Maske vernachlassigbar.<br />

Details zu Atzentladungen nden sich inAbschnitt 2.1.3. Neben Atzprozessen werden<br />

auch Abscheidung von Silizium und Entfernung der Atzmaske mit Plasmaentladungen<br />

durchgefuhrt.<br />

Abbildung 1.8: (links) Na chemisches Atzen und anisotropes Atzen. Die isotrope Atzwirkung<br />

konventioneller Verfahren fuhrt zum Unteratzen der Maske. Beim Plasmaatzen nutzt<br />

man die Beschleunigung der Ionen in der Plasmarandschicht aus, um anisotrope Atzwirkung<br />

zu erzielen. (rechts) Durch anisotropes Atzen hergestellte Strukturen in Silizium mit<br />

Abmessungen von weniger als 500 nm und senkrechten Wanden.<br />

Schwei en, Schmelzen und Veredeln<br />

Schwei en und Schmelzen sind klassische Anwendungen fur elektrische Lichtbogen, bei denen<br />

primar die Zufuhr thermischer Energie an den Proze von Interesse ist. In Form von


20 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

" Plasmaspritzeinrichtungen\ konnen Werksto e im Lichtbogen bei Atmospharendruck erschmolzen<br />

und als harte, verschlei mindernde Ober achen aufgebrachtwerden. Neben den<br />

thermischen Verfahren werden auch Niederdruckentladungen eingesetzt, um Ober achen<br />

zu harten oder zu veredeln. Insbesondere ist hier das Harten von Schneid achen an Werkzeugen<br />

mittels Nitridieren\ (d.h. dem Einlagern von Sticksto atomen) zu nennen, das<br />

"<br />

in einer Hochfrequenzentladung in Sticksto vorgenommen wird und das konventionelle<br />

Harten im Olbad ersetzt.<br />

1.1.3 Kontrollierte Kernfusion<br />

Seit im Jahre 1956 die friedliche Verwendung der Kernenergie durch " Zahmung der Wassersto<br />

bombe\ der Menschheit eine reichlichverfugbare Energiequelle scha en sollte, wurden<br />

verschiedene Wege zur Erreichung der kontrollierten Kernfusion beschritten. Allen gemeinsam<br />

ist das Ziel, Kerne der Wassersto sotope Deuterium und Tritium zu verschmelzen,<br />

um damit die freiwerdende Bindungsenergie (17.6 MeV/Reaktion) zum Betrieb eines<br />

Kraftwerks zu nutzen.<br />

Die Kernverschmelzung wird durch die Reaktionsgleichungen in Tabelle 1.1 beschrieben:<br />

2 D + 2 D ! 3 T + p + 4,0 MeV<br />

2 D + 2 D ! 3 He + n + 3,3 MeV<br />

2 D + 3 T ! 4 He + n + 17,6 MeV<br />

2 D + 3 He ! 4 He + p + 18,3 MeV<br />

Tabelle 1.1: Fusionsreaktionen der Wassersto sotope<br />

Merkliche Ausbeuten erhalt man nur bei hohen Energien der Sto partner, da die<br />

Coulombsche Absto ung der positiven Kerne uberwunden werden mu (Abb. 1.9). O ensichtlich<br />

ist der Wirkungsquerschnitt fur die DT-Reaktion viel gro er als der fur die DD-<br />

Reaktion. Daher nden gegenwartig Versuche zur Zundung eines Fusionsreaktors mit DT-<br />

Gemischen statt. Diese Verschmelzung ndet bei Temperaturen von 100 Millionen Grad<br />

statt. Das Plasma verliert allerdings laufend Energie durch Strahlung im Rontgenbereich.<br />

Das ist zum einen die Bremsstrahlung, die durch Zusammensto e zwischen Elektronen und<br />

Ionen entsteht, ahnlich derkontinuierlichen Bremsstrahlung einer Rontgenrohre. Zum anderen<br />

tragen hochgeladene Verunreinigungsatome erheblich zu den Strahlungsverlusten<br />

bei. Aus einer Bilanz der Fusionsleistung und der Strahlungsverluste ergibt sich, da ein<br />

Energieuberschu nur dann zu erwarten ist, wenn das Produkt aus Dichte der Reaktanden<br />

und Einschlu zeit den Grenzwert ni > 10 20 m ;3 s ubersteigt (Lawson-Kriterium).<br />

Hieraus ergibt sichfur die kontrollierte Kernfusion die Aufgabe, erstens ein derartig hei es<br />

Plasmas zu erzeugen und zweitens es hinreichend langen einzuschlie en.


1.1. <strong>DIE</strong> BEDEUTUNG DER <strong>PLASMAPHYSIK</strong> 21<br />

Von den Fusionsprodukten kann das Neutron ungestort von den Magnetfeldern entweichen<br />

und au erhalb des Vakuumgefa es zur Warmegewinnung herangezogen werden.<br />

Das bei der DT-Reaktion ebenfalls entstehende -Teilchen ist dagegen elektrisch geladen.<br />

Man erho t sich, da die von den -Teilchen getragene kinetische Energie aus der Fusionsreaktion<br />

zur Ruckheizung des Plasmas benutzt werden kann. Letztlich stellt aber das<br />

entstehende Helium die Asche des Fusionsofens dar, die regelma ig entfernt werden mu .<br />

Abbildung 1.9: Wirkungsquerschnitte fur die Kernfusion von Deuterium und Tritium<br />

Tokamaks und Stellaratoren<br />

Ein hei es Plasma von 100 Millionen Grad kann nicht durch Kontakt mit materiellen<br />

Wanden eingeschlossen werden. Hingegen konnen starke Magnetfelder die geladenen Teilchen<br />

des Plasmas zusammenhalten. Nach anfanglichen Versuchen mit " o enen\ magnetischen<br />

Anordnungen (Pinche und Spiegelmaschinen) werden heute toroidale Kon -<br />

gurationen benutzt (Abb. 1.10(a)). Die gro ere Zahl von Fusionsexperimenten benutzt<br />

das Tokamakprinzip [30], bei dem das Plasma als " Sekundarwicklung\ in einem riesigen<br />

Transformator wirkt. Fur den Plasmaeinschlu im Tokamak ist sowohl das von toroidalen<br />

Spulen erzeugte Magnetfeld als auch das Eigenmagnetfeld des induzierten Plasmastroms<br />

bedeutsam.


22 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

a<br />

b<br />

Abbildung 1.10: (a) Tokamak-Prinzip. Der toroidale Plasmaschlauch stellt die Sekundarwicklung<br />

eines gro en Transformators dar. Der Plasmastrom erzeugt ein poloidales<br />

Magnetfeld, das zusammen mit dem durch Feldspulen erzeugten toroidalen Magnetfeld<br />

ein verdrilltes Magnetfeld ergibt, das die Plasmateilchen einschlie t. (b) Das europaische<br />

Fusionsexperiment JET. Man vergleiche die Abmessungen mit der Figur unten links.


1.1. <strong>DIE</strong> BEDEUTUNG DER <strong>PLASMAPHYSIK</strong> 23<br />

In dem europaischen Fusionsexperiment JET (Abb. 1.10(b)) wurde bereits 1992 eine<br />

Deuterium-Tritium Testentladung gezundet, die die Erreichbarkeit der kontrollierten<br />

Kernfusion in Tokamaks demonstriert hat und bei nur 11% Tritiumanteil in dem Gemisch<br />

schon einen Energieuberschu von 2 MJ erzielte [31]. Der Ablauf dieser Entladung ist in<br />

Abb. 1.11 dargestellt und kommentiert. In der Zwischenzeit sind in dem amerikanischen<br />

TFTR Tokamak in Princeton 182 Experimente mit 50 prozentigem Tritiumanteil durchgefuhrt<br />

worden, die Fusionsleistungen von 5 - 9MW erreichten [32]. Tabelle 1.2 fuhrt die<br />

Ma e und Plasmaparameter von JET auf.<br />

Gro e Symbol Wert Einheit<br />

Gro er Radius R 3 m<br />

Limiter Radius a 1 m<br />

Plasmastrom Ip 3,0 MA<br />

Toroidales Magnetfeld Bt 3,4 T<br />

Elektronendichte ne 4 10 19 m ;3<br />

Elektronentemperatur Te 9 keV<br />

Ionentemperatur Ti 16 keV<br />

Energieeinschlu parameter n E 8 10 19 m ;3 s<br />

Tabelle 1.2: Technische Daten des Fusionsexperiments JET


24 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

Abbildung 1.11: Das erste Experiment mit DT-Plasmen in JET. In den Kern einer Deuteriumentladung<br />

werden Tritiumatome mit 75 keV kinetischer Energie eingeschossen. Hierzu<br />

werden 2 von den 16 Neutralinjektoren mit Tritium, die anderen mit Deuterium betrieben.<br />

Dargestellt sind (a) Elektronen- und Ionentemperatur, (b) gemittelte Plasmadichte<br />

und Verunreinigungsgrad Zeff, (c) Gesamtenergieinhalt und D Linienemission, (d) totale<br />

Neutronenproduktionsrate und (e) Heizleistung durch Neutralinjektion und Gesamtstrahlungsleistung.<br />

Durch Erhohung der Neutralinjektionsleistung steigt die Ionentemperatur<br />

von 5 keV auf 16 keV und der Anstieg der Neutronenproduktion zeigt die Fusionsprozesse.<br />

Bei 13.2 s bricht die Ionentemperatur zusammen, da das Plasma durch Kontakt<br />

mit den Kohlensto kacheln verunreinigt wird und dadurch die Strahlungsverluste mit der<br />

mittleren Ladungszahl Zeff stark ansteigen.


1.1. <strong>DIE</strong> BEDEUTUNG DER <strong>PLASMAPHYSIK</strong> 25<br />

Laserfusion<br />

Wahrend beim magnetischen Einschlu das Produkt ni durch kleineDichte und lange<br />

Einschlu zeit erreicht wird, geht die Laserfusion den umgekehrten Weg. Eine mit Deuterium-Tritiumgas<br />

gefullte Glaskugel von Submillimeter Abmessungen wird konzentrisch<br />

durch intensive Lasereinstrahlung aufgeheizt. Durch schlagartiges Verdampfen (Ablation)<br />

der au eren Schichten entsteht infolge der Impulserhaltung eine radial einwarts laufende<br />

Schockwelle, die den Brennsto auf hundert- bis tausendfache Festkorperdichte komprimiert<br />

und heizt (Abb. 1.12). Die Einschlu zeit ist dann allein durch dieTragheit der<br />

wieder expandierenden Plasmaballung bestimmt. Dieses Prinzip wird Tragheitseinschlu<br />

genannt. Neben Lasern werden auch Teilchenbeschleuniger als Treiber fur die Tragheitsfusion<br />

diskutiert. Eine Ubersicht uber dieses Gebiet ndet sich in[33].<br />

Abbildung 1.12: Laserfusion. Die durch Laserstrahlung aufgeheizte Hulle eines Mikroballons<br />

(d=500 m) expandiert mit Uberschall (Ablation). Durch die Impulserhaltung<br />

wird die innere Hulle und das Fullgas auf mehr als Festkorperdichte kompromiert und<br />

aufgeheizt.


26 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

1.2 De nition eines Plasmas<br />

Die meisten der hier interessierenden Plasmen sind stark verdunnte Gase aus Elektronen<br />

und Ionen, die durch ihreTeilchendichten ne (Elektronen) und ni�k (Ionen der Sorte k)<br />

sowie ihre Temperaturen Te und Ti�k gekennzeichnet sind1 . Die Ionen sind in der Regel<br />

positiv geladen, in elektronegativen Gasen niedriger Temperatur treten auch negative<br />

Ionen auf. Wir bezeichnen die Ladung mit qk. Der Plasmazustand ist durch die beiden<br />

Eigenschaften Quasineutralitat und kollektives Verhalten de niert, deren Bedeutung im<br />

Folgenden naher erlautert wird.<br />

" Quasineutralitat\ bedeutet, da die Ladungsneutralitat in noch naher zu de nierenden<br />

Grenzen naherungsweise erfullt ist:<br />

;ene + X<br />

qkni�k ene : (1.1)<br />

k<br />

In vielen Fallen werden wir die Quasineutralitatsbedingung vereinfachend schreiben als:<br />

; ene + X<br />

k<br />

qkni�k =0: (1.2)<br />

" Kollektives Verhalten\ bezieht sichauf die langreichweitige Coulombwechselwirkung<br />

der Ladungstrager untereinander, die viele Teilchen gleichzeitig elektrischkoppelt. Im Unterschied<br />

zur Kopplung durch binare Zusammensto e in neutralen Gasen wird z.B. die<br />

Ausbreitung von Wellen durch das selbstkonsistente elektrische Feld des Vielteilchensystems<br />

bestimmt.<br />

1.2.1 Debyeabschirmung<br />

Die wichtigste Eigenschaft eines Plasmas ist die Fahigkeit, von au en angebotene<br />

elektrische Felder wirksam zu reduzieren. Betrachten wir dazu ein unendlich ausgedehntes<br />

Plasma aus Elektronen und einer Sorte positiver Ionen mit der Dichte ne0 = ni0 und<br />

den Temperaturen Te und Ti. Bringen wir nun in Gedanken eine zusatzliche Storladung<br />

Q in das Plasma ein, von der wir ohne Einschrankung annehmen, da sie positiv ist.<br />

Wir erwarten, da sie die Elektronen in ihrer Umgebung anzieht und die (positiven)<br />

Ionen absto t und somit eine Polarisationswolke entsteht, die das von Q erzeugte Feld<br />

schwacht. Diese Polarisation ist allerdings nicht statisch, da die Ladungstrager durch ihre<br />

thermische Eigenbewegung sowohl gegen das Storpotential anlaufen konnen oder aus dem<br />

Potentialtrichter entkommen konnen. Somit wirkt die Temperatur der elektrostatischen<br />

Wechselwirkung entgegen.<br />

Das Raumladungsproblem wird durch diePoissongleichung beschrieben, in der die<br />

Storladung Q als Punktladung im Ursprung angenommen wird:<br />

= ; 1<br />

[Q (~r) ; ene(~r)+eni(~r)] : (1.3)<br />

0<br />

1 Uber den Temperaturbegri im Falle des Nichtgleichgewichts vgl. Kapitel 5


1.2. DEF<strong>IN</strong>ITION E<strong>IN</strong>ES PLASMAS 27<br />

Abbildung 1.13: Coulomb- und abgeschirmtes Debye-Potential.<br />

Dabei sind ne(~r) undni(~r) dienunmehr gestorten Dichteverteilungen. Wir sind gezwungen,<br />

eine statistische Beschreibung des Plasmas zu wahlen, da es praktisch unmoglich ist,<br />

die Newtonschen Bewegungsgleichungen fur typische Teilchenanzahlen (N 10 10 ;10 30 )<br />

zu losen. Fur beide Ladungstragersorten nehmen wir deshalb an, da sie sich im statistischen<br />

Mittel im Gleichgewicht mit dem Storpotential entsprechend ihrer jeweiligen<br />

Temperatur be nden:<br />

ne(~r) = ne0 exp(+e (~r)=kBTe) (1.4)<br />

ni(~r) = ni0 exp(;e (~r)=kBTi) : (1.5)<br />

Fur gro e Abstande soll das Storpotential soweit abfallen, da wieder die Quasineutralitat<br />

mit den Dichten ne0=ni0 gilt. Dieser Ansatz entsprichtdemDebye-Huckel-Modell<br />

der starken Elektrolyte [34]. Ein positives Storpotential (entsprechend einer positiven<br />

Storladung) erhoht die Elektronendichte und erniedrigt die Ionendichte in der Nahe der<br />

Storladung.<br />

Der Exponentialfaktor ist der in der Thermodynamik bekannte Boltzmannfaktor. Er<br />

beschreibt z.B. die thermische Besetzung atomarer Niveaus, d.h. die Zahl der angeregten<br />

Atome eines Energiezustandes E ist N(E) =N0 exp(;E=kBT ), wenn N0 die Zahl der


28 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

Atome im Grundzustand ist. Hier ist die Energie des Ladungstragers seine potentielle<br />

Energie e , je nach Ladungsvorzeichen.<br />

Fur kleine Storungen ej j kBT konnen wir die Exponentialfunktion in eine Potenzreihe<br />

bis zum ersten Glied entwickeln: exp(e =kBT ) 1+e =kBT . Das Problem ist<br />

radialsymmetrisch, so da nur eine Abhangigkeit von der Abstandsvariablen r vorliegt.<br />

Damit benotigen wir nur die Radialanteile des Laplaceoperators. Aus (1.3) und (1.5)<br />

ergibt sich dann:<br />

@2 2 @<br />

+ 2 @r r @r<br />

= ; 1<br />

0<br />

Q (r) ; ene0 1+ e<br />

kBTe<br />

+ eni0 1 ; e<br />

kBTi<br />

Wegen der Quasineutralitat heben sich die ungestorten Ladungsbeitrage auf:<br />

@2 2<br />

+ 2 @r r<br />

@2 2 @<br />

+<br />

@r2 r @r<br />

@<br />

@r<br />

; 1<br />

2<br />

D<br />

: (1.6)<br />

=<br />

1<br />

;<br />

0<br />

Q (r) ; e 2 ne0<br />

1<br />

kBTe<br />

+ 1<br />

kBTi<br />

(1.7)<br />

= ; 1<br />

Q (r) : (1.8)<br />

Man uberzeugt sich leicht, da diese Poissongleichung mit dem Ansatz:<br />

0<br />

(r) = Q r<br />

exp ;<br />

4 0r D<br />

gelost wird, wobei D die Debyesche Abschirmlange ist:<br />

;2<br />

D = e2ne0 0<br />

1<br />

kBTe<br />

+ 1<br />

kBTi<br />

(1.9)<br />

: (1.10)<br />

Der Potentialverlauf ist fur r D nahezu der einer Punktladung im Vakuum (vgl. Abb.<br />

1.13). Fur r D dominiert der exponentielle Abfall. Damit klingt das Storpotential<br />

au erhalb der Debyelange rasch ab. Dies ist die gesuchte Abschirmwirkung des Plasmas.<br />

Die Debyelange skaliert mit D / (T=ne) 1=2 .<br />

Nicht jedes Gemisch aus Elektronen und Ionen ist somit ein Plasma, z.B. treten in<br />

Flammen zwar freie Elektronen und Ionen auf, die Abschirmung spielt aber keine Rolle,<br />

da das System zu klein ist. Wir fordern also fur ein Plasma, da seine geometrischen<br />

Abmessungen gro gegenuber der Debyelange sein mussen.<br />

Im Falle von schnell veranderlichen Plasmastorungen, z.B. bei hochfrequenten Wellenvorgangen,<br />

sind die Ionen oft zu trage, um einen merklichen Beitrag zur Abschirmung zu<br />

etablieren. In solchen Fallen ist es korrekt, nur die Elektronendebyelange zu verwenden:<br />

De =<br />

0kBTe<br />

e 2 ne0<br />

! 1=2<br />

: (1.11)<br />

Wenn wir nun zum Schlu die Annahme fallen lassen, da Q eine zusatzlich eingebrachte<br />

Testladung ist und Q mit einem individuellen Elektron oder Ion des Plasmas identi zieren,<br />

so stellen wir fest, da o ensichtlich die Reichweite des Coulombfeldes eines einzelnen


1.2. DEF<strong>IN</strong>ITION E<strong>IN</strong>ES PLASMAS 29<br />

Situation Ne/m ;3 Te/eV D ND<br />

Magnetic box 10 15 2 330 m 1:5 10 5<br />

Gasentladung 10 18 3 13 m 8:9 10 3<br />

Lichtbogen 10 22 1,2 81 nm 23<br />

Fusionsplasma 10 20 10 4 74 m 1:7 10 8<br />

Space Shuttle Orbit 10 11 0,4 15 mm 1:4 10 6<br />

Interplanet. Raum 10 6 0,01 0,74 m 1:7 10 6<br />

Tabelle 1.3: Debyelange und Plasmaparamter fur typische Plasmasituationen.<br />

Teilchens etwa auf das Innere einer Kugel vom Radius D beschrankt ist. Alle Teilchen innerhalb<br />

dieser Kugel spuren nahezu das unabgeschirmte Coulombfeld, wahrend die Wechselwirkung<br />

mit Teilchen in gro erer Entfernung nahezu exponentiell abfallt. Das mittlere<br />

elektrische Feld innerhalb eines Plasmas, z.B. aufgrund von au en angelegter Spannungen,<br />

ist also im wesentlichen das abgeschirmte Restfeld. Ein Atom in einem Plasma spurt<br />

also zunachst dieses makroskopische Restfeld und zusatzlich das Plasmamikrofeld, d.h.<br />

die individuellen Coulombfelder der Ladungstrager, die sich in einer Kugel vom Radius<br />

D um das Atom be nden.<br />

Beispiele:<br />

Typische Werte fur die Debyelange und die Zahl der Teilchen in der Debyesphare sind<br />

in Tabelle 1.3 zusammengestellt.<br />

Fur alle diese Plasmasituationen ist die Bedingung erfullt, da die Debyelange klein gegenuber<br />

charakteristischen Abmessungen des Plasmas ist. Die letzte Spalte gibt die Zahl<br />

der Teilchen innerhalb einer Kugel vom Radius D an. Mit Ausnahme der Lichtbogen<br />

ist das kollektive Verhalten des Plasmas durch die gro e Zahl der Teilchen in der Debyesphare<br />

gesichert. Der erdnahe Weltraum wird oft als das ideale Laboratorium fur<br />

Plasmaexperimente genannt, da hier erstens kein Ein u begrenzender Wande zu spuren<br />

ist, zweitens Zusammensto e zwischen Plasmateilchen und neutralen Atomen im Unterschied<br />

zu Laborplasmen keine Rolle spielen, und drittens der Plasmaparameter ND sehr<br />

hoch ist.<br />

1.2.2 Plasmaparameter<br />

Die statistische Beschreibung eines Plasmas durch die (gemittelte) Dichte ne und die Abschirmlange<br />

D ist nur sinnvoll, wenn die " Kornigkeit\ der einzelnen Punktladungen in den<br />

Hintergrund tritt. Das ist immer dann der Fall, wenn die Abschirmung gleichzeitig durch<br />

viele Teilchen erfolgt, d.h. da in dem Kugelvolumen zum Radius D viele Ladungstrager<br />

zu nden sind. Diese Situation entspricht der kollektiven Wechselwirkung des Plasmas. Im


30 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

anderen Grenzfall weniger Teilchen im Kugelvolumen dominiert die Paarwechselwirkung,<br />

d.h. der Zusammensto zweier Partner.<br />

Daher de niert man den Plasmaparameter 2 ND als die Zahl der Teilchen in der " De-<br />

byekugel\:<br />

4<br />

ND = ne<br />

3<br />

3<br />

D : (1.12)<br />

Tabelle 1.3 zeigt, da alle typischen Plasmasituationen diese Bedingung der Idealitat<br />

erfullen. Der andere Grenzfall der Nichtidealitat ist in dichten kalten Plasmen erfullt� z.B.<br />

in stromstarken Lichtbogen nahert man sich diesem Grenzfall an. Gleiches gilt fur die<br />

Wechselwirkung hochgeladener Ionen (Z 25) in lasererzeugten Plasmen, da hier zwar<br />

die Temperatur hoher ist, aber die potentielle Energie der elektrostatischen Wechselwirkung<br />

der Ionen untereinander mit Z 2 n 1=3 skaliert, so da man allein aus Z 2 nahezu drei<br />

Zehnerpotenzen gewinnt.<br />

1.2.3 Existenzbereiche<br />

Eine Ubersicht uber die vielfaltigen Parameterbereiche von Plasmen zeigt die Abb. 1.14.<br />

Man beachte die logarithmische Sta elung von Teilchendichte und Temperatur. Die Teilchendichten<br />

erstrecken sich uber 25 Zehnerpotentzen und die Temperaturen uber 7 Zehnerpotenzen.<br />

Astrophysikalische Plasmen erstrecken sich von der dunnen, vergleichsweise<br />

kalten Ionosphare uber die hei e Sonnenkorona bis zu den Bedingungen im Sonneninneren,<br />

wo die extrem hohe Dichte und Temperatur des Plasmas die Kernfusion ermoglicht.<br />

Vergleicht man die Plasmabedingungen in elektrischen Entladungen mit denen in der<br />

Ionosphare, so wird die Spekulation von Birkeland verstandlich, der auf die elektrischen<br />

Ursprunge der Nordlichtphanomene hingewiesen hatte [17]. Es gelingt uns heute,<br />

in Tokamakexperimenten Temperaturen zu erzeugen, die denen im Sonnenzentrum nahekommen.<br />

Mit Hochstleistungslasern kann man ebenfalls hei e aber daruber hinaus auch<br />

wesentlich dichtere Plasmen erzeugen, in denen Kernfusionsprozesse ablaufen sollen. In<br />

beiden Fallen ist nicht dieTemperatur das Problem der Fusionsexperimente sondern der<br />

hinreichend lange Einschlu des Plasmas.<br />

1.2.4 Nichtidealitat und Entartung<br />

In der vorangegangenen Diskussion wurde stets der Plasmabegri mit dem idealen Plas-<br />

"<br />

ma\ ND 1 gleichgesetzt. Bei hohen Temperaturen und kleinen Dichten (z.B. in der<br />

Ionosphare und Magnetosphare, sowie in vielen Niederdruckentladungen) ist diese Bedingung<br />

gut erfullt. In sehr dichten, kalten Plasmen (z.B. Lichtbogen) kann sie allerdings<br />

verletzt sein. Diese Plasmen hei en dann nichtideal\.<br />

"<br />

2 Der Begri " Plasmaparameter\ wird im deutschsprachigen Raum auch als Sammelbegri fur n e�T e<br />

und T i verwendet.


1.2. DEF<strong>IN</strong>ITION E<strong>IN</strong>ES PLASMAS 31<br />

Die in dieser Vorlesung interessierenden Plasmen sollen stets als Gas klassischer Teilchen<br />

beschrieben werden. Quantene ekte { wie das Ausschlie ungsprinzip und die dadurch<br />

bedingte Fermi-Dirac-Statistik { werden wichtig, wenn der mittlere Teilchenabstand<br />

n ;1=3<br />

e mit der thermischen deBroglie-Wellenlange B = h=(mevth�e) vergleichbar<br />

wird. (vth�e =(2kBTe=me) 1=2 ist die thermische Geschwindigkeit der Elektronen.) In diesem<br />

Fall spricht manvon Entartung des Plasmas. Derartige Bedingungen ndet man<br />

im Inneren von Wei en Zwergsternen. Es sei nur am Rande erwahnt, da der Beitrag des<br />

Ausschlie ungsprinzips zum Gasdruck der Elektronen (Entartungsdruck) den gravitativen<br />

Kollaps dieser ausgebrannten Sterne verhindert.<br />

Die beiden Grenzlinien fur Nichtidealitat und Entartung sind ebenfalls in Abb. 1.14<br />

eingezeichnet. Beide Aspekte sind bei hohen Dichten und kleinen Temperaturen angesiedelt<br />

und mussen in der Regel gleichzeitig berucksichtigt werden. Eine Vertiefung dieser<br />

Problematik ndet sich in[35].<br />

Memobox: Charakteristika eines Plasmas<br />

Quasineutralitat: ne = P k Zkni�k<br />

Kollektives Verhalten: n 3<br />

D<br />

Abschirmwirkung: L D (L = Plasmaabmessung)<br />

1


32 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

Abbildung 1.14: Existenzbereiche von Plasmen. Die Grenzlinien N 3<br />

D = 1 (Nichtidealitat)<br />

und N ;1=3 = B (Entartung) sind eingezeichnet. Fur vth�p > 0:2c werden die Protonen<br />

relativistisch.


1.2. DEF<strong>IN</strong>ITION E<strong>IN</strong>ES PLASMAS 33<br />

1.2.5 Saha-Gleichung<br />

Im vollstandigen thermodynamischen Gleichgewicht, wie es z.B. im Inneren von Sternen<br />

realisiert ist, la t sich die Elektronendichte mit der Dichte der Atome durch dieSaha-<br />

Gleichung in Beziehung setzen:<br />

neni<br />

na<br />

= 2Zi<br />

Za<br />

exp ; Wi ; Wi<br />

kBT<br />

(1.13)<br />

Darin ist Wi die Ionisationsenergie des Atoms und T die Temperatur. Wi beschreibt<br />

eine Korrektur, die eine Absenkung der Ionisationsenergie durch die Anwesenheit positiver<br />

Ionen in der Nachbarschaft des Atoms bewirkt [36]. Die Saha-Gleichung hat die Form<br />

eines Massenwirkungsgesetzes fur das Ionisations-Rekombinationsgleichgewicht, das sich<br />

in Form einer chemischen Reaktionsgleichung darstellen la t:<br />

A + + e *) A (1.14)<br />

In der Saha-Gleichung erscheinen die Zustandssummen des Atoms bzw. Ions, die sich<br />

aus den statistischen Gewichten gm der Energieniveaus ergeben:<br />

Za(T ) = X<br />

m<br />

Zi(T ) = X<br />

m<br />

g a m exp(; Ea m<br />

kBT )<br />

g i<br />

m exp(; Ei m<br />

) (1.15)<br />

kBT<br />

Analog kann man Saha-gleichungen fur hohere Ionisationsstufen aufstellen. Eine ausfuhrliche<br />

Diskussion derartiger Gleichgewichtszustande ndet sich in der astrophysikalischen<br />

Literatur (z.B. [22]).<br />

Als Beispiel zeigt Abb. 1.15 das Plasma in einem Argon-Lichtbogen, fur das die Bedingung<br />

thermodynamischen Gleichgewichts naherungsweise erfullt ist. Die Dichte des neutralen<br />

Argons nimmtfur niedrigere Temperaturen zunachst ab gema nAr = p=(kBT )weil<br />

der Druck im Inneren des Lichtbogens im Gleichgewicht mit dem atmospharischen Luftdruck<br />

(p = 1atm) steht. Ab 7.000 K steigt die Dichte der Argonionen durch die Ionisation<br />

an und bedingt damit eine merkliche Aufzehrung des neutralen Argons. Ab 16.000 K wird<br />

die zweifache Ionisation des Argons me bar und die Dichte des einfach ionisierten Argons<br />

hat ihren Maximalwert durchlaufen. Jenseits von 20.000 K wird das zweifach ionisierte<br />

Argon dann das einfach ionisierte Argon aufzehen. Typisch fur Saha-Gleichgewichte ist,<br />

da bei einer vorgegebenen Temperatur stets nur zwei Ionisationsstufen in wesentlichen<br />

Konzentrationen vorhanden sind, wahrend die Nachbarstufen deutlich dahinter zuruckbleiben.<br />

Das sind hier bei T20:000 K zunachst Ar + und Ar ++ und dann Paare Ar ++ /Ar 3+ usw.


34 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

Abbildung 1.15: Ionisationszustande eines Argonplasmas im thermodynamischen Gleichgewicht<br />

gema der Saha-Gleichung.


1.3. AUFGABEN 35<br />

1.3 Aufgaben<br />

1. Zeigen Sie, da das abgeschirmte Potential (1.9) die Poissongleichung (1.8) lost.<br />

2. Nehmen Sie an, da aus einer ebenen Plasmaschicht der Dicke De alle Elektronen<br />

entfernt sind. Wie gro ist die Potentialdi erenz uber dieser Schicht?<br />

3. Stellen Sie die Gleichungen fur die Grenzlinien zur Nichtidealitat (ne 3<br />

D =1)und<br />

zur Entartung (n ;1=3<br />

e = B) in expliziter Form n(T ) auf.


36 KAPITEL 1. E<strong>IN</strong>LEITUNG


Kapitel 2<br />

Gasentladungen<br />

Der Plasmazustand kann am einfachsten durch einen elektrischen Strom u in verdunnten<br />

Gasen erreichtwerden. Die Elektronen nehmen Energie aus dem elektrischen Feld auf, das<br />

ein Gleichfeld oder hochfrequentes Wechselfeld sein kann, und ionisieren bei ausreichender<br />

Energie Neutralatome des Fullgases. Ein stationarer Zustand wird erreicht, wenn die<br />

Neuerzeugungsrate die Verluste durch Rekombination und Transport zu den Wanden<br />

balanciert. Die meisten im Labor oder fur technische Anwendungen erzeugten Plasmen<br />

sind nur teilweise ionisiert. Fur das Verstandnis dieser " Niedertemperaturplasmen\ ist<br />

daher sowohl die Kenntnis der elektrodynamischen Eigenschaften des Vielteilchensystems<br />

notig, als auch die der Erzeugung, des Transport und des Verlustes von Ladungstragern.<br />

Dieses Kapitel soll die wichtigsten Grundbegri e klaren. Vertiefung ndet sich in der<br />

existierenden Literatur zur Gaselektronik, z.B. [7, 15, 37].<br />

2.1 Entladungsformen<br />

Fur eine erste Ubersicht sind exemplarisch einige typische Vertreter von Entladungen<br />

mit Stromzufuhr durch Elektroden herausgegri en. Elektrodenlose Hochfrequenz- und<br />

Mikrowellen-Entladungen sind z.B. in [39, 40] dargestellt.<br />

2.1.1 Die Glimmentladung<br />

Die klassische Glimmentladung besteht aus einem Glasrohr von ca. 20-30 mm Durchmesser<br />

und 0,3 - 1 m Lange, hat einen Fulldruck von 100 - 1000 Pa 1 und besitzt an den<br />

Enden metallische Elektroden, die uber einen strombegrenzenden Widerstand mit einer<br />

Gleichspannungsquelle von U0 =500{2000Vverbunden sind.<br />

1 Die altere Literatur rechnet in Torr (1 Torr = 133 Pa).<br />

37


38 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Strom- Spannungscharakteristik<br />

Je nach Entladungsstrom konnen sich verschiedene Entladungszustande einstellen (Abb.<br />

2.1). Der Entladungsstrom ergibt sich durch geeignete Wahl des Vorwiderstandes zu<br />

I =(U0 ; U)=R. Dabei ist U die Brennspannung der Entladung und U0 die Spannung des<br />

Netzgerates. Der Vorwiderstand stabilisiert den Entladungsstrom, da z.B. die Bogenentladung<br />

eine fallende Charakteristik besitzt, d.h. die Brennspannung sinkt bei steigendem<br />

Strom.<br />

Abbildung 2.1: Klassi zierung der Glimmentladungen anhand ihrer Strom-Spannungscharakteristik.<br />

Die einzelnen Bereiche hei en: (AB) Townsendsche Dunkelentladung, (CD)<br />

normale Glimmentladung, (DE) anomale Glimmentladung und (GH) Bogenentladung.<br />

Leuchterscheinung<br />

Au allend ist bei der normalen Glimmentladung die Bildung markanter und farblich<br />

di erenzierter Leuchterscheinungen (Abb. 2.2). Vor der negativen Elektrode (Kathode)<br />

erscheint das kathodische Glimmlicht das durch den Astonschen Dunkelraum von der<br />

Elektrode separiert ist. Anodenwarts schlie t sich derkathodische Dunkelraum und das<br />

negative Glimmlicht an. Der Faradaysche Dunkelraum bildet die Trennung zur positiven


2.1. ENTLADUNGSFORMEN 39<br />

Saule. Zur Anode hin bildet sich der anodische Dunkelraum, der auch von Glimmsaumen<br />

begleitet sein kann. Das negative Glimmlicht und die positive Saule sind hinsichtlich<br />

der Forderung nach Quasineutralitat (ne = ni) undkollektiven Verhaltens ( D r) als<br />

Plasma anzusehen.<br />

Abbildung 2.2: Raumliche Verteilung von Leuchterscheinungen und Dunkelzonen in der<br />

Glimmentladung<br />

Qualitative Interpretation der Leuchterscheinung<br />

Ein gro er Teil der Entladungsspannung fallt zwischen Kathode und der Kante des negativen<br />

Glimmlichts ab (Kathodenfall). Elektronen werden aus der Kathode durch Beschu<br />

mit positiven Ionen herausgeschlagen, die ihre Energie aus dem starken Feld im kathodischen<br />

Bereich gewinnen. Diese " Sekundarelektronen\ (vgl. 2.3.1) haben beim Austritt<br />

Energien unter 1 eV und konnen daher im Astonschen Dunkelraum keine Atome zum<br />

Leuchten anregen. Nachdem die Elektronen im elektrischen Feld Energie aufgenommen<br />

haben, konnen sie verschiedene atomare Niveaus anregen, die zu den verschiedenen Farben<br />

der Leuchterscheinung im kathodischen Glimmlicht Anla geben. Mit weiter zunehmender<br />

Elektronenenergie wird das Maximum der Anregungswahrscheinlichkeit uberschritten und<br />

der kathodische Dunkelraum entsteht. Durchlawinenartig anwachsende Ionisationsprozesse<br />

im Dunkelraum tritt letztlich ein hoher Flu von Elektronen mit ma iger Energie auf,


40 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

die im Bereich des Maximums der Anregungsfunktion liegt. Dieser Ort ist die Kante des<br />

negativen Glimmlichts. Die Spektrallinien erscheinen in umgekehrter energetischer Reihenfolge<br />

im Vergleichzumkathodischen Glimmlicht, wodurch die Energieabnahme belegt<br />

wird. Da das negative Glimmlicht nahezu feldfrei ist, verlieren diese Elektronen ihre Energie<br />

durch die inelastischen Prozesse, so da sich letzlich derFaradaysche Dunkelraum<br />

ergibt.<br />

Wahrend die kathodischen Teile der Entladung durch energetische Elektronen aus dem<br />

Kathodenfallbereich dominiert werden (Fremderzeugung), lebt die positive Saule von einem<br />

Gleichgewicht aus lokalem Energiegewinn des Elektronengases im schwachen Langsfeld<br />

der Saule und Teilchenverlusten durch radiale Di usion. Verandert man die Lange<br />

der Entladung, so la t sich die positive Saule (bei gleichem Strom) beliebig verlangern.<br />

Die Neon-Leuchtreklamen nutzen diese Eigenschaft fur Buchstaben und Symbole. Die<br />

Spannung uber der Saule steigt proportional zur Lange.<br />

Mit zunehmendem Strom kann die Aufheizung der Kathode durch dievon den Ionen<br />

deponierte Energie nicht mehr vernachlassigt werden. Die Sekundaremission der Kathode<br />

tritt dann in Konkurrenz zur thermischen Elektronenemission eines hei en Metalls.<br />

Der Spannungsabfall uber der Kathodenschicht sinkt, die Glimmentladung geht indie<br />

Bogenentladung uber.<br />

2.1.2 Thermionische Entladungen<br />

Thermische Emission kann auch durchFremdheizung mittels elektrischen Stroms erreicht<br />

werden. Beliebt sind Filamentkathoden aus Wolframdraht (typ. 0,2 mm Durchmesser),<br />

die in direkter Heizung mit Gleichstrom bei ca. 2400 K Elektronen emittieren.<br />

Die Strom-Spannungs-Charakteristik einer Entladung mit Filamentkathode zeigt zunachst<br />

einen Anstieg des Entladungstroms mit der angelegten Spannung, bis ein Sprungpunkt<br />

zu einer stromstarken Betriebsart erreicht wird (Abb. 2.4). Auf dem oberen Kurvenast<br />

kann die Betriebsspannung unter die Sprungtemperatur abgesenkt werden (Hysterese).<br />

Erst bei einem zweiten, unteren Sprungpunkt erfolgt die Ruckkehr zum stromschwachen<br />

Entladungsmodus. Dieses Verhalten la t sich dadurch erklaren, da im stromschwachen<br />

Modus der Elektronenstrom aus der Kathode durch Raumladung begrenzt ist (vgl. Kap.<br />

7.1.2) fur den raumladungsbegrenzten Strom in Dioden). Mit zunehmendem Entladungsstrom<br />

steigt die Plasmadichte und damit die Neutralisierung der Raumladung durch Ionen.<br />

Im stromstarken Modus ist die Raumladung vollstandig verschwunden und der Entladungsstrom<br />

ist durch die Kathodenergiebigkeit bestimmt. Filamentkathoden werden<br />

in 'magnetic box'-Anordnungen [41], Doppel- und Tripelplasmen [42] und in Ionenquellen<br />

[43] eingesetzt. Eine typische Anordnung der Magnete mit abwechselnden Reihen von<br />

Nord- und Sudpolen zeigt Abb. 3.15. Diese bilden eine besonders gunstige Feldgeometrie<br />

(Minimum-B-Kon guration). Dabei dienen die Permanentmagnete der e zienten Re ektion<br />

der von den Filamenten emittierten Primarelektronen. Diese konnen namlich bei dem<br />

ublichen niedrigen Gasdruck (p 0:01Pa) nur wenige Gasatome ionisieren, da die freie


2.1. ENTLADUNGSFORMEN 41<br />

Abbildung 2.3: Doppelplasmaanordnung. In beiden Kammern wird ein Plasma durch die<br />

von den Filamenten emittierten Primarelektronen erzeugt. Die Kammerwand dient als Anode,<br />

Permanentmagnete verbessern den Einschlu der Primarelektronen. Beide Kammern<br />

sind durch ein Gitter getrennt. Die Gitterspannung und die Potentialdi erenz zwischen<br />

den Kammern kann frei gewahlt werden. Damit konnen je nach Polaritat der Spannung<br />

Elektronen oder Ionen aus der " source-chamber\ indie " target-chamber\ injiziert werden.<br />

Weglange fur Ionisation gro er ist als die Abmessung der Entladung. Durch Re ektion<br />

konnen sich diese Primarelektronen im Gasraum 'totlaufen'.<br />

Abb. 2.3 zeigt ein typisches Doppelplasma. Ein ca. 50% transparentes Trenngitter mit<br />

starker negativer Vorspannung trennt die Elektronenpopulationen der beiden Plasmen.<br />

Ionen konnen in das Plasma mit dem niedrigeren Plasmapotential ubertreten und dort<br />

z.B. nichtlineare Wellen anregen. Doppelplasmen werden auch gern zur Erzeugung von<br />

elektrostatischen Doppelschichten eingesetzt (vgl. Kap. 7.3).<br />

In thermionischen Entladungen werden auch ebene Kathoden verwendet, die in der<br />

Regel indirekt geheizt werden. Hierzu kann im einfachsten Fall die Strahlungswarme einer<br />

Heizwendel verwendet werden. Oft wird auch die kinetische Energie eines von der Wendel<br />

emittierten Elektronenstrahls mit einer Beschleunigungsspannung von einigen Tausend<br />

Volt zur Kathodenheizung benutzt (sog. Sto heizung). Bei ebenen Kathoden ist<br />

die thermische Strahlungsleistung der Kathode infolge der gegenuber Filamenten wesentlich<br />

gro eren Flache erheblich. Man verwendet daher bei ebenen Kathoden in der Regel<br />

emittierende Oxidschichten (Barium-Strontium-Oxid Mischkristalle), deren Arbeitstemperatur<br />

bei nur 1000 K liegt. Wegen des Stefan-Boltzmannschen Gesetzes S / T 4


42 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Abbildung 2.4: Strom-Spannungscharakteristik einer Filamentkathodenentladung. Die<br />

Hysterese ist durch zwei unterschiedliche Entladungsformen bedingt. Auf dem stromschwachen<br />

Ast ist der Entladungsstrom durch Raumladung beschrankt.<br />

ist die Strahlungsleistung hinreichend reduziert.<br />

Zu den thermionischen Entladungen gehoren auch derthermionische Konverter und<br />

die Q-Maschine. Beide nutzen die Eigenschaft der Kontaktionisation von Alkalimetalldampfen<br />

an hei en Metallober achen. Bei ca. 2000 K Ober achentemperatur einer Tantalplatte<br />

wird ein Dampfstrahl von Casium oder Barium e zient ionisiert, da die Austrittsarbeit<br />

durch den Motte ekt wirksam verringert ist. Der thermionische Konverter besitzt eine<br />

der hei en eng benachbarte kalte Platte, an der die e ektive Austrittsarbeit niedriger ist.<br />

Uber einer externen Last kann die Di erenz der Austrittsarbeiten als Spannung genutzt<br />

werden. Der thermionische Konverter ist das Plasmaaquivalent zum Thermoelement. Wie<br />

beim Thermoelementwerden hohe Strome bei niedrigen Spannungen erzeugt. Infolge der<br />

hohen Betriebstemperaturen ist jedoch der Wirkungsgrad hoher als beim klassischen Thermolement.<br />

Thermionische Konverter sind wegen ihres gunstigen Masse-Leistungsverhaltnisses<br />

ideale Energiequellen fur Satellitenmissionen zu den au eren Planeten, da dort die Efzienz<br />

von Solarpanels zu gering wird. In einem solchen thermionischen Konverter wird<br />

die hei e Platte von einem radioaktiven Zerfallsproze geheizt und die Anode durch Abstrahlung<br />

gekuhlt. Abb. 2.5(a) zeigt den Aufbau eines thermionischen Konverters fur<br />

Laborversuche.


2.1. ENTLADUNGSFORMEN 43<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 2.5: (a) Thermionischer Konverter. Cs-Dampf wird an der hei en Kathode<br />

durch denMott-E ekt ionisiert. (b) Q-Maschine. Das Plasma wird durch Kontaktionisation<br />

eines Casium-Dampfstrahls an einer hei en Tantalplatte erzeugt. Ein uberlagertes<br />

starkes axiales Magnetfeld bewirkt den Einschlu der Plasmasaule. Am anderen Plasmaende<br />

be ndet sich entweder eine zweite Plasmaquelle oder eine kalte Elektrode, die<br />

durch eine negative Vorspannung den Elektroneneinschlu bewirkt.


44 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Die Q-Maschine [44] hat einen gro en Abstand zwischen hei er und kalter Platte und<br />

uberlagert dem Plasma ein starkes axiales Magnetfeld. Diese durch Kontaktionisation<br />

erzeugten Plasmen sind (bei negativer Spannung an der kalten Platte) besonders ruhig.<br />

Daher stammt ihr Name: das " Q\ steht fur quiet. Sie eignen sich daher besonders fur<br />

Untersuchungen an verschiedensten Wellen in magnetisierten Plasmen und an elektrostatischen<br />

Doppelschichten. Den typischen Aufbau einer Q-Maschine zeigt Abb. 2.5(b).<br />

2.1.3 Hochfrequenzentladungen (*)<br />

Das Interesse an einem moglichst detaillierten Verstandnis der Hochfrequenzentladungen<br />

ist weitgehend durch ihre weitverbreitete Anwendung in Ober achenprozessen der Mikroelektronik<br />

bedingt. Das Atzen von Siliziumwafern [45] erfolgt in einer HF-Entladung zwischen<br />

parallelen Platten. Diese Platten werden mit der technisch genutzten Hochfrequenz<br />

von 13,56 MHz gespeist. Abb. 2.6 zeigt den schematischen Aufbau einer Laborentladung<br />

mit dem Netzwerk zur Anpassung des Generatorausgangs (50 ) an die Impedanz der<br />

Entladung. In der einfachsten Form besteht einesolche Entladung aus zwei Aluminiumelektroden,<br />

die mit einem Glasring und O-Ring-Dichtungen den Entladungsraum bilden.<br />

Technische Atzreaktoren benutzen wassergekuhlte Elektroden wegen der betrachtlichen<br />

Erwarmung der Elektroden durch die dem Plasma zugefuhrte elektrische Leistung. In einigen<br />

Fallen ist es notig, den Siliziumwafer an der Ruckseite mit einem Heliumgasstrahl<br />

zusatzlichzukuhlen. Zur Optimierung der Homogenitat der Entladung werden bestimmte<br />

Formen der Kathoden und zusatzliche Abschirmelektroden vorgesehen.<br />

Ein Exkurs uber Plasmachemie<br />

Das Plasma in diesen Hochfrequenzentladungen dient vor allem zur Erzeugung reaktiver<br />

Spezies durch Dissoziation des molekularen Atzgases in aktive Radikale, die zum Atzen<br />

von Si oder SiO2 dienen. Die wichtigste Betriebsart der Atzentladung wird als reactive ion<br />

etching (RIE) bezeichnet. Betrieben werden diese Entladungen vorwiegend in Gemischen<br />

aus Chlor- und Fluorverbindungen, z.B. CF4, BCl3 oder CCl4, die die uchtigen Molekule<br />

SiCl4, SiF4 oder SiBr4 als Atzprodukt erzeugen. Die E zienz des RIE wird durch die Beobachtung<br />

belegt, da nur die Kombination aus dem Angebot reaktiver Radikale und dem<br />

Bombardement des Substrats mit Plasmaionen einen e ektiven Atzproze ergibt. Abb. 2.7<br />

zeigt diesen synergetischen E ekt [46]. Den uorhaltigen Atzgasen werden H2 und O2<br />

zugesetzt. Dabei erhoht Sauersto die atomare Fluorkonzentration, indem CFx-Radikale<br />

zu CO, CO2 oder COF2 verwandelt werden und so mehr freies Fluor zum Atzen ubrigbleibt<br />

[47]. Diese Entladung wird zum isotropen Atzen von Silizium eingesetzt. Silizium<br />

wird in mehreren Schritten in die uchtige Form SiF4 uberfuhrt, die mit dem Gasstrom<br />

im Reaktor abgepumpt wird.<br />

Wassersto dagegen reduziert den Anteil freier Fluoratome durch Bildung von HF.<br />

Das chemische Gleichgewichtverschiebt sich dabei zu dem Radikal CF2, das sich als Film


2.1. ENTLADUNGSFORMEN 45<br />

Abbildung 2.6: Parallelplatten-Entladung mit symmetrischer Hochfrequenzeinspeisung.<br />

auf dem Wafer niederschlagt. In den SiO2-Zonen des Wafers ist wahrend des Atzprozesses<br />

stets genugend atomarer Sauersto vorhanden um die oben genannten uchtigen Kohlensto<br />

verbindungen zu erzeugen und die lokale Fluorkonzentration sicherzustellen. Dabei ist<br />

die Atzrate fur SiO2 nahezu unabhangig vom Wassersto zusatz. Anders ist es bei Zonen<br />

aus reinem Silizium, das bei zunehmender Bedeckung mit CF2 immer weniger geatzt wird<br />

(Abb. 2.8). Die CF4-H2 Entladung wird also bevorzugt zum selektiven Atzen von SiO2<br />

eingesetzt.<br />

Ein Exkurs uber anisotropes Atzen<br />

Eine zweite Eigenschaft der Hochfrequenzplasmen ist von hoher Bedeutung fur die Herstellung<br />

von hochstintegrierten Schaltungen. Das reaktive Ionenatzen ist weitgehend isotrop,<br />

so da die erreichbare Atztiefe vergleichbar ist zur Strukturbreite. Solche achigen<br />

Strukturen sind hinsichtlich der erreichbaren Bauelementedichte unokonomisch, da es z.B.<br />

bei dynamischen Speicherbauelementen gilt, den Speicherkondensator moglichst achensparend<br />

unterzubringen. Hier hilft eine Eigenschaft der Hochfrequenzentladung, die das<br />

anisotrope Atzen erlaubt, mit dem tiefe Graben mit einem Tiefen- zu Breitenverhaltnis<br />

von bis zu 20:1 geatzt werden konnen. Die Seitenwande dieser Graben nehmen dann den<br />

Kondensator platzsparend auf.<br />

Das anisotrope Atzen beruht auf der Gleichspannung, die sich uber der Randschicht<br />

der Entladung aufbaut (Selfbias). Bedingt ist sie weitgehend durch die Gleichrichtung


46 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Abbildung 2.7: Vergleich derAtzraten bei reiner Zufuhr des Atzgases, bei gleichzeitigem<br />

Ionensputtern und bei reinem Sputtern. Nur das Zusammenwirken beider Prozesse erklart<br />

die hohe E zienz des RIE.<br />

der angelegten Hochfrequenzspannung an der einer Halbleiterdiode ahnlichen Strom-<br />

Spannungscharakteristik der Randschicht (vgl. Kap. 7). Dabei ist das Plasma im Mittel<br />

100 - 200 V positiv gegenuber der Elektrode, auf der der Wafer liegt. Diese Gleichspannung<br />

beschleunigt die positiven Ionen senkrecht auf den Wafer, wobei durch einen niedrig<br />

gewahlten Gasdruck Streuprozesse minimiert werden. Jetzt sind es z.B. die Fluorionen,<br />

die das Silizium atzen.<br />

Die hohe Anisotropie kommtdurch mehrere Synergismen zustande. Oben wurde kurz<br />

angesprochen, da die Bildung von CF2-Filmen das Siliziumatzen verlangsamt. Dieser<br />

Proze passiviert die Seitenwande des zu atzenden Grabens. Der Boden des Grabens<br />

dagegen ist unter standigem Beschu durch Ionen. Diese desorbieren den Film durch<br />

mechanische Einwirkung und aktivieren den Atzproze durch das Zusammenspiel von<br />

Sputterwirkung und Fluorzufuhr. Ein Beispiel fur die in reinem Silizium erreichbaren<br />

geringen Strukturbreiten zeigt Abb. 1.8.


2.1. ENTLADUNGSFORMEN 47<br />

Abbildung 2.8: (oben) Vergleich derAtzrate von Si und SiO2 als Funktion des Wassersto<br />

zusatzes. Man beachte die invertierte Skala! (unten) Gemessene CF2 Filmdicke uber<br />

Si- und SiO2-Gebieten.


48 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

2.2 Sto prozesse<br />

Die Bewegung der Ladungstrager in Gasentladungen sind wesentlich durch die Zusammensto<br />

e mit den Gasatomen bestimmt. Hierzu gehoren die elastischen Sto e von Elektronen<br />

und Ionen mit Atomen, die die Reibungskrafte und damit die Di usionsbewegung<br />

bestimmen. Bei den inelastischen Sto en unterscheiden wir anregende und ionisierende<br />

Sto e als Verlustprozesse des Elektronengases und superelastische Sto e (mit metastabilen<br />

Atomen) als Energiegewinn.<br />

2.2.1 Driftbewegung und Beweglichkeit<br />

Abbildung 2.9: Teilchenbahnen im homogenen elektrischen Feld bei elastischen Zusammensto<br />

en mit Gasatomen.<br />

Unter dem Ein u eines (homogenen) elektrischen Feldes ~E besteht die Bahn eines<br />

Elektrons aus lauter Parabelstucken, die durch (elastische) Zusammensto e mit den<br />

Gasatomen unterbrochen wird (Abb. 2.9). Inelastische Sto e sind so selten im Vergleich<br />

zu elastischen Sto en, da sie zunachst au er Betracht gelassen werden. Die Bewegungsgleichung<br />

eines individuellen Elektrons lautet dann:<br />

me _ ~ve = ;eE + X<br />

me ~vk (t ; tk) : (2.1)<br />

k<br />

Dabei ist ~vk der Vektor der Geschwindigkeitsanderung beim k-ten Sto mit dem Gashintergrund.<br />

Die Bewegung des individuellen Elektrons kann me technisch nicht verfolgt


2.2. STOSSPROZESSE 49<br />

werden, daher ist die Gleichung uber viele Zusammensto e zu mitteln und es ergibt sich<br />

aus ~ve die mittlere Geschwindigkeit . Die Summe ist ebenfalls uber die Sto prozesse<br />

zu mitteln und kann als mittlerer Impulsverlust pro Zeiteinheit me < ~ve >= c interpretiert<br />

werden. c ist dabei die mittlere Zeit zwischen zwei Sto en. Dieser Term stellt die<br />

mittlere Reibungskraft des Elektrons am Gashintergrund dar.<br />

Bei der Auswertung dieser Mittelung konnen wir fur die Elektronen annehmen, da<br />

wegen der sehr viel kleineren Masse im Vergleich zu den Gasatomen der Betrag des Geschwindigkeitsvektors<br />

beim elastischen Sto erhalten bleibt. In vielen Fallen ist die Streuung<br />

an den Gasatomen hinreichend isotrop, so da im Mittel der Impuls me an<br />

das Neutralgas ubertragen wird. Damit lautet die Bewegungsgleichung des gemittelten<br />

Elektrons:<br />

m _v = ;eE ; mv m : (2.2)<br />

Die Bewegung erfolgt nunmehr in Feldrichtung. Die Vektorschreibweise, Mittelungsklammern<br />

und Indizes sind fortgelassen worden. Die Gro e m hei t e ektive Sto frequenz<br />

fur Impulsubertrag. Fur isotrope Streuung ist m =1= c. Eine ausfuhrlichere Diskussion<br />

abweichender Falle ndet sich bei Raizer [15]. Integriert man die Bewegungsgleichung<br />

(2.2)<br />

v(t) =; eE<br />

[1 ; exp(; mt)] + v(0) exp(; mt) � (2.3)<br />

m m<br />

so erkennt man, da die Erinnerung an die Anfangsgeschwindigkeit v(0) nach wenigen<br />

Sto en verloren geht und eine asymptotische Annaherung an die Geschwindigkeit vd erfolgt:<br />

vd = ; e<br />

E: (2.4)<br />

m m<br />

vd hei t Driftgeschwindigkeit der Elektronen. Die elektrische Feldkraft steht im Gleichgewicht<br />

mit der Reibungskraft. Der Koe zient e = e=m m hei t Beweglichkeit der Elektronen.<br />

Damit gilt:<br />

~vd = ; e ~ E: (2.5)<br />

In analoger Weise la t sich die Beweglichkeit und Driftgeschwindigkeit der Ionen de nieren.


50 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Memobox: Druckme einheiten<br />

In der Plasmaphysik sind neben der gesetzlichen Einheit (1 Pa = 1Nm ;2 )<br />

fur den Gasdruck auch noch eine Reihe historischer Relikte gebrauchlich,<br />

die trotz jahrzehntelanger Bemuhungen nicht auszurotten sind. Ihre Umrechnung<br />

ist hier zusammengestellt:<br />

1Torr = 133 Pa<br />

1bar = 10 5 Pa<br />

1bar = 0� 9869 atm (phys:Atmosphare)<br />

1atm = 760 Torr :<br />

In der alteren Literatur bezieht man gern die Gasentladungsbedingungen<br />

auf die Teilchendichte bei einem Druck von 1 Torr und T = 273 K. Diese<br />

ist:<br />

N1 =3� 54 10 22 m ;3 :<br />

2.2.2 Wirkungsquerschnitt und mittlere freie Weglange<br />

Die Sto wahrscheinlichkeit eines Elektrons mit einem Atom kann durch eine geometrische<br />

Gro e, den Wirkungsquerschnitt beschrieben werden. Man ordnet dazu jedem Atom eine<br />

kleine Zielscheibe der Flache zu (Abb. 2.10). Diese klassische Vorstellung ist bei gro en<br />

Energien des Projektils auch quantenmechanisch zu rechtfertigen, da die deBroglie-<br />

Wellenlange des Elektrons klein im Vergleich zu den Abmessungen der Elektronenhulle<br />

anzusehen ist. Fur die Sto e von Ionen mit Atomen bei den typischen Energien in einer<br />

Gasentladung kann oft vereinfachend die Vorstellung des Sto es zweier Billardkugeln<br />

(unterschiedlicher Radien) benutzt werden, so da sichfur den Wirkungsquerschnitt eines<br />

solchen Sto prozesses die Sto radien addieren: = (r1 + r2) 2 .<br />

Zur Berechnung der Sto wahrscheinlichkeit und anderer Gro en gehen wir von punktformigen<br />

Projektilen aus, die auf Ziele des Querschnitts tre en. In einem Zylinder mit<br />

Querschnitt A und Lange z be nden sich N = naA z Atome, wenn na die Dichte der<br />

Atome ist. Somit ist eine Flache N als versperrt anzusehen. Die Sto wahrscheinlichkeit<br />

ist damit durch dasVerhaltnis aus versperrter zu gesamter Querschnitts ache gegeben:<br />

w = N =A = na z: (2.6)<br />

Die Wahrscheinlichkeit, einen Ort z zu erreichen, errechnet sich aus der Bedingung, in<br />

allen Zwischenschritten keinen Sto zu erleiden:<br />

Y<br />

z= z<br />

w(z) = lim<br />

z!0<br />

i=1<br />

(1 ; na z)


2.2. STOSSPROZESSE 51<br />

Abbildung 2.10: Wirkungsquerschnitt und freie Weglange.<br />

z= z<br />

= lim (1 ; na z)<br />

z!0<br />

= exp(;na z) =exp(;z= ) : (2.7)<br />

Die Gro e =1=na hei t mittlere freie Weglange. Es gilt sofort, da na = const.,<br />

oder bei fester Temperatur p = const. Der Wirkungsquerschnitt fur elastische Sto e<br />

ist eine Funktion der Energie des sto enden Elektrons. Beispiele fur die Edelgase sind in<br />

Abb. 2.11 zusammengestellt [48, 51, 52]. Der Querschnitt fur Helium fallt mit steigender<br />

Energie monoton ab, wahrend er bei schwereren Edelgasen ein Minimum bei kleinen Energien<br />

aufweist (RamsauerE ekt). Dieses Minimum entsteht durch quantenmechanische<br />

Interferenze ekte des einfallenden Elektrons mit dem Atom. Der Anstieg des maximalen<br />

Wirkungsquerschnitts mit der Ordnungszahl des Atoms spiegelt die Zunahme der Gro e<br />

des Atoms mit der Zahl der Elektronen wieder.<br />

2.2.3 Die Geschwindigkeitsverteilung<br />

Im thermodynamischen Gleichgewicht nimmtein Gas die Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung<br />

an. Diese lautet in einer Raumdimension:<br />

fM(vx) =a exp<br />

; mv2<br />

x<br />

2kBT<br />

!<br />

: (2.8)


52 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Abbildung 2.11: Elastischer Wirkungsquerschnitt einiger Edelgase als Funktion der Projektilenergie.<br />

Die schweren Edelgase zeigen das Ramsauerminimum bei kleinen Energien.<br />

fM(vx)dvx ist die Zahl der Teilchen mit Geschwindigkeit zwischen vx und vx+dvx, kB =<br />

1:38 10 ;23 J/K ist die Boltzmannkonstante und T die thermodynamische Temperatur.<br />

Die Teilchendichte n ergibt sich als Integral uber alle Geschwindigkeiten:<br />

n =<br />

Die Normierungskonstante a ist folglich:<br />

a = n<br />

Z1<br />

;1<br />

fM(vx)dvx : (2.9)<br />

m<br />

2 kBT<br />

1=2<br />

: (2.10)<br />

Die Breite der Verteilungsfunktion ist durch dieTemperatur bestimmt (Abb. 2.12).<br />

Sei die thermische Geschwindigkeit vth de niert durch:<br />

so wird<br />

vth =(2kBT=m) 1=2 � (2.11)<br />

fM(vx) =a exp<br />

; v2 x<br />

v2 !<br />

th<br />

: (2.12)


2.2. STOSSPROZESSE 53<br />

Abbildung 2.12: Maxwellverteilung der Geschwindigkeitsbetrage f(jvj). Zum Vergleich ist<br />

eine Maxwellverteilung mit der doppelten Temperatur dargestellt.<br />

Die mittlere kinetische Energie ist dann:<br />

Eav =<br />

R 1<br />

2mv2 xfM(vx)dvx<br />

R<br />

fM(vx)dvx<br />

= 1<br />

2 kBT : (2.13)<br />

Der Begri der Geschwindigkeitsverteilung kann auf drei Dimensionen verallgemeinert<br />

werden, wobei jetzt fM(~v)d 3 v die Zahl der Teilchen in einem Volumenelement d 3 v um<br />

den Vektor ~v angibt. Die dreidimensionale Maxwellverteilung lautet dann:<br />

fM(~v) =fM(vx�vy�vz) =n<br />

m<br />

2 kBT<br />

3=2<br />

exp<br />

z)<br />

; m(v2<br />

x + v 2<br />

y + v 2<br />

2kBT<br />

!<br />

: (2.14)<br />

Man zeigt leicht, da Eav =(3=2)kBT ist. Dies ist ein Sonderfall des Aquipartitionssatzes,<br />

da im thermodynamischen Gleichgewicht (1=2)kBT pro Freiheitsgrad auftritt. In der<br />

Plasmaphysik hat sich eine Sprechweise eingeburgert, die Temperatur eines Plasmas in<br />

Elektronenvolt anzugeben. Hierunter versteht man, da ein Plasma von 10 eV Temperatur<br />

durch kBT = 10eV charakterisiert ist. Seine mittlere kinetische Energie ist aber Eav =<br />

(3=2) kBT = 15eV. Der Konversionsfaktor ist:<br />

1eV = 11603K : (2.15)


54 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Neben der eindimensionalen Maxwellverteilung fM(vx) wird auch dieVerteilung der<br />

Geschwindigkeitsbetrage f(jvj) verwendet:<br />

f(jvj) =4 v 2 n<br />

m<br />

2 kBT<br />

3=2<br />

exp<br />

; mv2<br />

!<br />

2kBT<br />

: (2.16)<br />

Diese gibt die Teilchenzahl im Geschwindigkeitsraum zwischen den Kugelschalen v und<br />

v +dv an. Der Faktor 4 v 2 beschreibt das wachsende Volumenelement in Kugelgeometrie.<br />

In Gasentladungen liegen oft Abweichungen vom thermodynamischen Gleichgewicht<br />

vor: Die Elektronentemperatur ist dabei meist viel hoher als die Ionen- und Gastemperatur.<br />

Wegen der vergleichbaren Massen von Ionen und Gasatomen ist deren Temperatur<br />

i.d.R. gleich. In der Niederdruckentladung ist zudem die Schwerteilchentemperatur praktisch<br />

gleich der Wandtemperatur anzunehmen.<br />

2.2.4 Ambipolare Di usion<br />

Elektronen (und Ionen) bewegen sich in einer Gasentladung unter dem Ein u von elektrischen<br />

Feldern und Druckkraften. (Reibungskrafte aufgrund einer Stromung des Neutralgases<br />

sollen vernachlassigt werden.) Der Teilchen u ~ ;e�i = n~ve�i kann dann durch eine<br />

Kombination aus Kraftbilanz und Fickschem Gesetz geschrieben werden:<br />

~;e�i = n e�i ~E ; De�irn : (2.17)<br />

Darin ist De�i der Di usionskoe zient der jeweiligen Teilchensorte und das doppelte<br />

Vorzeichen bezieht sich auf Elektronen (;) und Ionen (+). Der Zusammenhang zwischen<br />

Di usionskoe zient De�i und Beweglichkeit e�i ist durchdieEinsteinbeziehung gegeben:<br />

De�i<br />

e�i<br />

= kBTe�i<br />

e<br />

: (2.18)<br />

In (2.17) ist das selbstkonsistente elektrische Feld zu verwenden, d.h. die Uberlagerung<br />

eines externen Feldes mit dem durch eventuelle Ladungstrennung enstehenden Raumladungsfeld.<br />

Das Raumladungsfeld wird bedeutsam bei der ambipolaren Di usion. Infolge der<br />

hoheren Beweglichkeit der Elektronen eilen die Elektronen im Dichtegradienten den Ionen<br />

voraus und " ziehen\ diese durch das Raumladungsfeld hinter sich her. In eindimensionaler<br />

kartesischer Geometrie schreiben sich die Di usionsgleichungen fur Elektronen und Ionen:<br />

@n<br />

;x = ;n eEx ; De<br />

;x = +n iEx ; Di<br />

@x<br />

@n<br />

: (2.19)<br />

@x


2.2. STOSSPROZESSE 55<br />

Dabei wurden bereits die Teilchenstrome fur Ionen und Elektronen gleich gesetzt, da<br />

keine makroskopische Au adung auftreten kann, und die Pro lform @n=@x ist wegen der<br />

Quasineutralitat als gleich angenommen. Eliminiert man das Raumladungsfeld Ex, so<br />

erhalt man den Teilchenstrom der ambipolaren Di usion:<br />

@n<br />

;x = ;Da<br />

@x<br />

mit Da = Di e + De i<br />

e + i<br />

: (2.20)<br />

Es gilt die Ungleichung Di


56 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

2.2.6 Elektronenaufheizung<br />

Elektronen gewinnen zwischen zwei elastischen Sto en Energie aus dem elektrischen Feld.<br />

Wenn der Winkel zwischen dem momentanen Geschwindigkeitsvektor und der Richtung<br />

des elektrischen Feldes mit bezeichnet wird, ist dies gerade eE cos . Bei einem elastischen<br />

Sto mit einem Atom der sehr viel gro eren Masse ma verliert das Elektron im<br />

Mittel nur eine sehr geringe Energie.<br />

Klassische Elektronenstreuung<br />

Der Einfachheit halber betrachten wir das Atom als ruhend, was durch die sehr viel<br />

hohere thermische und gerichtete Geschwindigkeit der Elektronen zu rechtfertigen ist,<br />

und das Elektron besitze vor dem Sto die Geschwindigkeit ve. Das Elektron moge unter<br />

einem Winkel gestreut werden (s. Abb. 2.13). Dann kann der elastische Sto durch<br />

Impulserhaltung und Energieerhaltung beschrieben werden. Die Geschwindigkeiten nach<br />

dem Sto seien durch v 0 e und v0 a bezeichnet.<br />

Abbildung 2.13: Elastische Streuung eines Elektrons an einem Atom.<br />

Die Impulsbilanz lautet dann:<br />

und die Energiebilanz:<br />

ve = v 0 e cos + ma<br />

v 0 a cos (2.23)<br />

me<br />

0 = v 0 ma<br />

e sin ; v 0 a sin (2.24)<br />

v 2<br />

e<br />

= v02<br />

e<br />

me<br />

ma<br />

+ v<br />

me<br />

2<br />

a : (2.25)


2.2. STOSSPROZESSE 57<br />

Hieraus kann zunachst der nichtinteressierende Streuwinkel des Atoms eliminiert werden:<br />

cos =<br />

so da die Impulsbilanz lautet:<br />

2<br />

41 ;<br />

ve = v 0 e cos +<br />

mev0 e<br />

mav0 ! 2<br />

sin<br />

a<br />

2<br />

s ma<br />

me<br />

31=2<br />

5<br />

2<br />

v 02<br />

a ; v 02<br />

e sin 2<br />

Mit Hilfe des Energiesatzes (2.25) kann v0 a ersetzt werden:<br />

v 02<br />

a = me<br />

ma<br />

v 2<br />

e ; v 02<br />

e<br />

und die Wurzel verschwindet durch Reorganisation und Quadrieren:<br />

(ve ; v 0 e cos ) 2 = ma<br />

me<br />

v 2<br />

e ; v 02<br />

e<br />

Hieraus ergibt sich eine quadratische Gleichung fur v 0 e:<br />

v 02<br />

e<br />

1+ ma<br />

me<br />

; v 02<br />

e sin 2<br />

; 2vev 0 e cos + v 2<br />

e 1 ; ma<br />

me<br />

� (2.26)<br />

: (2.27)<br />

(2.28)<br />

: (2.29)<br />

=0 � (2.30)<br />

aus der wir allerdings nicht die Geschwindigkeit v 0 e nach dem Sto gewinnen wollen, sondern,<br />

in der uns der prozentuale Verlust an kinetischer Energie beim elastischen Sto<br />

interessiert. Hierzu losen wir auf:<br />

und erhalten schlie lich:<br />

W<br />

W<br />

v 2<br />

e ; v 02<br />

e<br />

ma<br />

me<br />

v2 e ; v<br />

= 02<br />

e<br />

v2 e<br />

= v 2<br />

e + v ; e 02 ; 2vev 0 e cos (2.31)<br />

= me<br />

ma<br />

1+ v02 e<br />

v2 e<br />

; 2 v0 e<br />

cos<br />

ve<br />

!<br />

: (2.32)<br />

Wegen des gro en Unterschiedes zwischen Elektronen- und Atommasse wird die Anderung<br />

des Geschwindigkeitsbetrages gering sein und nur die Impulsrichtung geandert werden, so<br />

da wir v 0 e=ve 1 setzen durfen und damit:<br />

W<br />

W =2me (1 ; cos ) (2.33)<br />

ma<br />

erhalten. Diese Winkelabhangigkeit ist uns bestens vertraut aus dem analogen Fall des<br />

Comptone ekts, bei dem ja massearme Photonen an den schwereren Elektronen gestreut<br />

werden.


58 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Abbildung 2.14: Geometrie zur Mittelung des elastischen Energieverlustes.<br />

Als letzter Schritt verbleibt uns noch diekorrekte Mittelung dieses Sto prozesses uber<br />

die moglichen Streuwinkel . Denken wir uns um das Atom als Streuzentrum eine Kugel,<br />

deren Ober achenpunkte die moglichen Kombinationen aus einlaufendem und auslaufendem<br />

Impulsvektor darstellen. Diese Vorstellung ist insofern korrekt, als wir hier die<br />

Naherung benutzen, da v 0 e ve (s. Abb. 2.14). Alle Punkte auf dieser Kugel beschreiben<br />

einen gleich wahrscheinlichen Sto vorgang. Also konnen wir die Winkelmittelung des<br />

Energieubertrages in Kugelkoordinaten ausfuhren:<br />

W<br />

W<br />

1<br />

=<br />

4<br />

2Z<br />

0<br />

d<br />

Z<br />

0<br />

d sin 2me<br />

(1 ; cos )=<br />

ma<br />

2me<br />

ma<br />

(2.34)<br />

Obwohl dieser Energieverlust z.B. beim Argon nur 0.01% betragt, hat der elastische<br />

Sto doch erhebliche Auswirkung auf den Impuls des Elektrons, indem namlich standig<br />

eine e ziente Umverteilung der Impulsrichtung auftritt. Elastische Sto e transformieren<br />

also die Energie der gerichteten Bewegung im elektrischen Feld in thermische, zufallige Bewegung.<br />

Andererseits ist der Energieubertrag an das Neutralgas auch so gering, da i.d.R.<br />

das Neutralgas bei Raumtemperatur bleibt wahrend das Elektronengas eine Temperatur<br />

von einigen eV besitzt.<br />

Die dem Elektronengas zugefuhrte elektrische Leistung ist:<br />

Pin = jE = E 2 : (2.35)<br />

Der Energieverlust der Elektronen setzt sich aus elastischen und inelastischen Verlusten


2.2. STOSSPROZESSE 59<br />

zusammen und wird durch die Energieverlustrate Pout beschrieben:<br />

i<br />

: (2.36)<br />

Pout = n h W m + X Wion ion<br />

Darin ist m die Impulsverlustfrequenz, ion die im Abschnitt (2.2.7) de nierte Ionisationsfrequenz<br />

und Wion die Ionisationsenergie. Die Summation erstreckt sich uber alle<br />

Atomsorten. Zur Vereinfachung wollen wir nur den Fall untersuchen, in dem der elastische<br />

Energieverlust dominiert. Dann ergibt die Bilanz fur den stationaren Fall, Pin = Pout:<br />

n 2me<br />

W m =<br />

ma<br />

ne2<br />

E<br />

me m<br />

2<br />

(2.37)<br />

W = e2ma 2m2 e 2 E<br />

m<br />

2 : (2.38)<br />

Setzen wir jetzt als charakteristische Elektronenenergie W = mev 2<br />

th =2undberucksichtigen,<br />

da die Sto frequenz eines thermischen Elektrons m = vth= = na vth ist, so<br />

erhalten wir:<br />

kBTe = 1<br />

2<br />

ma<br />

me<br />

1=2 e<br />

m<br />

E<br />

na<br />

: (2.39)<br />

Damit wird die Elektronentemperatur in diesem Modell linear abhangig vom Verhaltnis<br />

(E=na). Da na / p ist, wird der bestimmende Parameter das Verhaltnis E=p. Eine<br />

typische Energieverteilungsfunktion ist in Abb. 2.15 fur den Fall der positiven Saule in<br />

Helium dargestellt [49]. Fur Energien unterhalb der inelastischen Prozesse folgt sie einem<br />

Verlauf / exp(;U=Ue), wobei die charakteristische Energie Ue den Begri der Temperatur<br />

ersetzt. Im inelastischen Bereich gibt es einen analogen Verlauf mit einer zweiten<br />

charakteristischen Energie U e .Diecharakteristische Energie im elastischen Bereich zeigt<br />

den erwarteten Anstieg mit E=p.<br />

Zusammenfassend kann man die sich einstellende Energiebilanz so verstehen, da die<br />

'Temperatur' des Elektronengases solange ansteigt, bis die Summe aus elastischen Energieverlusten<br />

und inelastischen Energieverlusten die Joulesche Warme abfuhrt. Diese Argumentation<br />

ist vollig analog zu dem Fall der Resonanzamplitude des gedampften getriebenen<br />

Oszillators, bei dem die Amplitude sich auf einen so hohen Wert einstellt, der<br />

sicherstellt, da die pro Periode zugefuhrte Energie gerade durch Reibung vernichtet werden<br />

kann.<br />

2.2.7 Inelastische Prozesse<br />

Hier interessieren uns zunachst qualitativ die Gro e und der Verlauf des Wirkungsquerschnitts<br />

fur Ionisation oder Anregung mit der Energie des Projektils [48, 50, 51, 52].<br />

Abb. 2.16 zeigt schematischdenIonisationsquerschnitt des Helium- und des Argonatoms.<br />

Unterhalb der jeweiligen Ionisationsenergie ist der Wirkungsquerschnitt Null. Bei etwa


60 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Abbildung 2.15: (links) Elektronenverteilungsfunktion in der positiven Saule einer Heliumentladung<br />

aus Sondenmessungen. Die Verteilung kann im Bereich elastischer und<br />

inelastischer Sto e durch je eine Exponentialfunktion / exp(;U=Ue) dargestellt werden.<br />

(rechts) Die charakteristische Energie Ue im elastischen Sto bereich steigt linear mit E=p.<br />

der vierfachen Ionisationsenergie durchlauft er ein<br />

Energien / E<br />

aches Maximum und fallt zu hohen<br />

;1 ab.<br />

Im Vergleich zu dem Wirkungsquerschnitt fur elastische Streuung von Elektronen ist<br />

der Ionisationsquerschnitt etwa zwei Zehnerpotenzen kleiner. Daher ist nur etwa jeder<br />

hundertste Sto inelastisch. Es ist daher eine gerechtfertigte Naherung, die inelastischen<br />

Sto e bei der Berechnung der Reibungskrafte unberucksichtigt zu lassen.<br />

Wenn das Elektronengas durch eine Geschwindigkeitsverteilung f(v) charakterisiert<br />

ist, ergibt sich die Zahl der ionisierenden Sto e, die ein Elektron im Mittel pro Sekunde<br />

ausfuhrt zu:<br />

1<br />

Z<br />

f(v) ion(v)vdv : (2.40)<br />

ion = na < ionv >= na<br />

ne<br />

Dabei ist na die Atomdichte. ion wird als Ionisationsfrequenz bezeichnet. Die Zahl der<br />

Ionisationsereignisse pro Volumeneinheit und Sekunde ergibt sich als:<br />

und wird als Ionisationsrate bezeichnet.<br />

S = ionne = nenah ionvi (2.41)


2.2. STOSSPROZESSE 61<br />

Abbildung 2.16: Ionisationsquerschnitt von Helium und Argon<br />

2.2.8 Coulombsto e<br />

Bisher haben wir nur Zusammensto e der Elektronen mit Gasatomen betrachtet. In<br />

einem schwach ionisierten Plasma sind jene Sto partner allein von ihrer gro eren Anzahl<br />

her die bedeutendsten. In vollionisierten Plasmen mussen wir die Reibung zwischen<br />

dem Elektronen- und Ionengas berucksichtigen. Der Impulsubertrag bei einem Elektron-<br />

Elektron-Sto verandert den Gesamtimpuls des Elektronengases nicht. Wirkonnen also<br />

e-e Sto e fur die Reibungskrafte au er Betracht lassen. Allerdings bestimmen sie die Diffusion.<br />

Die Bahn eines Elektrons im Coulombfeld eines Ions ist in Abb. 2.17 dargestellt. Der<br />

Sto parameter soll klein gegenuber der Debyelange gewahlt sein, so da das nackte<br />

Coulombfeld in Erscheinung tritt. Vereinfachend setzen wir die Hyperbelbahn aus drei<br />

Teilstucken zusammen: den beiden Asymptoten mit Sto parameter b und einem (angenaherten)<br />

Kreisbogen. Die Wechselwirkungszeit la t sich abschatzen durch T b=v.<br />

Die Impulsanderung ist bei gro en Ablenkungswinkeln etwa gleich dem Betrag des Impulses<br />

p jpj und la t sich durch die Coulombkraft und Wechselwirkungszeit darstellen


62 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

p FcT . Hieraus erhalten wir<br />

Abbildung 2.17: Sto geometrie fur Elektron-Ion-Sto .<br />

mev = e2<br />

4 0b 2<br />

!<br />

b<br />

=<br />

b<br />

e2<br />

4 0bv<br />

und damit den Sto parameter fur 90 o -Sto e angenahert zu:<br />

b90 =<br />

(2.42)<br />

e2 : (2.43)<br />

4 2<br />

0mev<br />

Aus b90 ergibt sich der zugehorige Wirkungsquerschnitt als 90 = b2 90 und die Elektron-<br />

Ion-Sto frequenz zu<br />

ei = n 90v =<br />

ne4 2 16 0m2 : (2.44)<br />

3<br />

ev<br />

Die Resistivitat = me ei=ne2 la t sich groenordnungsma ig abschatzen, wenn v =<br />

(kBT=me) 1=2 gesetzt wird:<br />

=<br />

e2m1=2 (4<br />

e<br />

0) 2 :<br />

(kBT ) 3=2<br />

(2.45)<br />

Hier erkennt man bereits, da die Resistivitat unabhangig von der Elektronendichte und<br />

proportional zu T ;3=2 wird. Diese Herleitung basiert auf Gro winkelsto en. Die genauere<br />

Analyse zeigt, da die Summe vieler Kleinwinkelsto e wichtiger ist. Dabei ist aber<br />

zu berucksichtigen, da die Reichweite der Coulombkraft etwa auf die Debyelange beschrankt<br />

ist.


2.2. STOSSPROZESSE 63<br />

Die genauere Rechnung liefert die Spitzerformel [53]<br />

=<br />

e2m1=2 e<br />

(4 0) 2 ln : (2.46)<br />

(kBT ) 3=2<br />

Hierin ist 9ND der Coulomblogarithmus, der aus der Summation uber alle Sto parameter<br />

bis zur Debyelange resultiert. Werte fur ln( ) sind in Tabelle 2.1 zusamengestellt.<br />

Fur praktische Rechnungen ist ln( ) = 10 ein guter Schatzwert. Ein hei es Plasma von<br />

T = 10keV hat eine Resistivitat von =5 10 ;10 m. Diese ist geringer als die von Kupfer<br />

Cu =2 10 ;8 m. Dies erklart, warum ein hei es Plasma wie ein idealer Leiter betrachtet<br />

werden kann.<br />

Tabelle 2.1: Werte des Coulomb-Logarithmus<br />

Plasmaentladung kBTe /eV n /m ;3 ln<br />

Q-Maschine 0,2 10 15 9,1<br />

Gasentladung 2 10 17 10,2<br />

Torusexperimente 100 10 19 13,7<br />

Fusionsreaktor 10 4 10 21 16<br />

Laserfusion 10 3 10 27 6,8


64 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

2.3 Mechanismen der DC-Glimmentladung<br />

In diesem Kapitel sollen die Mechanismen der verschiedenen Zonen der mit Gleichspannung<br />

betriebenen Gasentladungen nun konkretisiert werden.<br />

2.3.1 Elektronenaustritt aus Metallen<br />

In der Glimmentladung werden Elektronen aus der metallischen Kathode durch Beschu<br />

mit energiereichen Ionen aus dem Kathodenfall ausgelost. Der Auslosekoe zient i gibt<br />

die Zahl der pro Ion ausgelosten Elektronen an. Abb. 2.18 zeigt die Elektronenausbeute je<br />

einfallendes Ion fur reines Wolfram und Edelgasionen [48]. Sie nimmthierWerte zwischen<br />

etwa 2% und 30% an und hangt von der Kombination aus Projektil und Metall ab.<br />

Im Unterschied zur Ionisation neutraler Atome durch Elektronensto tritt hier kein<br />

Schwellwert auf, da das Ion bei Kontakt mit den Elektronen an der Ober ache Energie<br />

durch Rekombination gewinnt. Diese gewonnene Ionisationsenergie des einfallenden Ions<br />

ist meist gro er als die Austrittsarbeit eines Elektrons aus dem Metall.<br />

Der Elektronenaustritt aus hei en Metallober achen wird durch dieRichardsongleichung<br />

beschrieben [54, 55], die die Emissionsstromdichte einer thermischen Kathode<br />

beschreibt:<br />

j = AT 2 exp ; Waus<br />

: (2.47)<br />

kBT<br />

Einen Vergleich der Emissionsdaten von reinem Wolfram mit einer Oxidkathode zeigt<br />

Tabelle 2.2 [56].<br />

Kathoden- A Waus T j<br />

material (A cm ;2 K ;2 ) (eV) (K) (A cm ;2 )<br />

Massiv W 60 100 4,5 2500 0,3<br />

Oxid BaO + SrO 10 ;2 10 ;3 1,0 1100 3<br />

Tabelle 2.2: Emissionsdaten von Wolfram- und Oxidkathoden<br />

2.3.2 Kathodenfall<br />

Es ist experimentell bekannt, da in der normalen Glimmentladung der Spannungsabfall<br />

im Kathodenfall sehr gro gegenuber der typischen thermischen Elektronenenergie<br />

(in Volt) ist, die man in der positiven Saule oder im negativen Glimmlicht ndet. Daher<br />

di undieren keine Elektronen vom negativen Glimmlicht gegen das bremsende elektrische<br />

Feld in den Kathodenfallraum. Die einzigen Elektronen, die im Kathodenfallbereich<br />

auftreten, stammen aus der Kathode oder aus der Ionisationskaskade. Damit steigt der


2.3. MECHANISMEN DER DC-GLIMMENTLADUNG 65<br />

Abbildung 2.18: Sekundarelektronen-Ausbeute fur Edelgasionen auf reine Wolframober<br />

achen<br />

Beitrag der Elektronen zur Stromdichte von der Kathode zur Anode hin an, wahrend umgekehrt<br />

der Ionenbeitrag zur Stromdichte an der Kathode am gro ten ist. Der Anteil der<br />

Ionen, die von der Anodenseite in den Kathodenfall hineindi undieren ist gering im Vergleich<br />

zu dem an dieser Stelle vorhandenen Elektronenstrom, da die Ionenbeweglichkeit<br />

um zwei Zehnerpotenzen geringer ist als die der Elektronen. Folglich ist der Kathodenfall<br />

der Bedingung unterworfen, sich selbst aufrechterhalten zu konnen.<br />

Die aus der kalten Kathode austretenden Elektronen werden im Feld vor der Kathode<br />

beschleunigt und erzeugen neue Ladungstrager, die ihrerseits beschleunigt werden und<br />

zur lawinenartigen Vermehrung der Ladungstrager fuhren. In einfachster Naherung wird<br />

das Wachstum der Lawine durch denGasverstarkungsfaktor beschrieben: 3<br />

@je<br />

@z = je �<br />

@ji<br />

@z = ; je : (2.48)<br />

Dabei nehmen wir vereinfachend an, da nicht von der ortlich variierenden elektrischen<br />

3 hei t in der Literatur Townsends erster Ionisationskoe zient


66 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Feldstarke abhangt. Dann wachst die Stromdichte der Elektronen je exponentiell an:<br />

je = je0e z<br />

(2.49)<br />

Als Randbedingung an der Kathode wahlen wir: je0 = ji0, d.h. da die Elektronen aus<br />

der Sekundaremission stammen. Am anodischen Rand der Kathodenschicht fordern wir,<br />

da die Elektronen den Gesamtstrom tragen: je(d) =j. Damit ergibt sich dann nach<br />

kurzer Rechnung die Stromverteilung zu:<br />

je(z) = 1+ je z<br />

ji(z) = j<br />

1 ; 1+ e z<br />

Das Verschwinden des Ionenstrombeitrages bei z = d erfordert dann, da :<br />

!<br />

(2.50)<br />

(2.51)<br />

e d ; 1 =1: (2.52)<br />

Diese Beziehung besagt, da die Gasverstarkung (abzuglich des Startelektrons), die auch<br />

die Zahl der auf die Kathode zuruckfallenden Ionen bestimmt, die Ausbeute an Sekundarelektronen<br />

gerade ausgleichen mu . Im Kathodenfall erfolgt also der Stromtransport<br />

vorwiegend durch Ionen, nur am Rand des negativen Glimmlichts dominiert<br />

der Strombeitrag der Elektronen. Es sei darauf hingewiesen, da wir Di usionsverluste<br />

zur Wand, die die Bilanzgleichung mitbestimmen, vernachlassigt haben.<br />

2.3.3 Negatives Glimmlicht<br />

Im Glimmlicht sind hinreichend viele Elektronen vorhanden, die aus den letzten Generationen<br />

des Lawinenprozesses stammen und im Kathodenfall noch eine Energie aufgenommen<br />

haben, die zur Ionisation von Neutralen ausreicht. Diese Elektronen verlieren<br />

jetzt im Gasraum durch anregende Sto e und Ionisation ihre Energie. Hieraus stammt<br />

das intensive Leuchten, das zur Anode hin graduell abnimmt. Die Energieaufzehrung dieser<br />

energetischen Elektronen markiert den Beginn des Faraday-Dunkelraums. Weiterhin<br />

besteht keine Notwendigkeit, da im negativen Glimmlicht Elektronenaufheizung stattndet,<br />

da das Glimmlicht aus der Energie des Kathodengebiets gespeist wird. Daher ist<br />

das negative Glimmlicht nahezu feldfrei.<br />

2.3.4 Positive Saule<br />

Die positive Saule der Glimmentladung ist von technischer Bedeutung fur die Beleuchtungstechnik,<br />

z.B. die Leuchtsto rohren. In der positiven Saule haben die Elektronen eine<br />

Energiebilanz angenommen, die durch den Energiegewinn im elektrischen Feld (vgl. 2.2.5)<br />

und Energieverlust durch Di usion und Linienstrahlung bestimmt ist.


2.3. MECHANISMEN DER DC-GLIMMENTLADUNG 67<br />

Die Teilchenbilanz der positiven Saule ist durch ein Gleichgewicht aus Ladungstragererzeugung<br />

durch Ionisation und Verlust durch ambipolare Di usion zur Rohrwandung<br />

und dortiger Rekombination bestimmt. 4 Die Teilchenbilanz wird durch dieKontinuitatsgleichung<br />

4.8 beschrieben, die um den Erzeugungsterm S erweitert ist:<br />

@n<br />

+ r (n~v) =S: (2.53)<br />

@t<br />

n ist die Elektronendichte. Hier interessieren zunachst nur stationare Losungen @n=@t =0<br />

und der Teilchenstrom n~v soll durch ambipolare Di usion bestimmt sein:<br />

n~v = ;Darn : (2.54)<br />

Die Kombination von (2.53), (2.54) und der De nition (2.41) von S ergibt fur Da =const:<br />

die Di usionsgleichung:<br />

Da n + nah vin =0: (2.55)<br />

Fur die i.d.R. verwendeten langen zylindrischen Entladungsrohre herrscht in der positiven<br />

Saule Zylindergeometrie und axiale Verluste werden vernachlassigt. Die Di usions-<br />

gleichung lautet dann:<br />

@2n 1 @n<br />

+ + An =0: (2.56)<br />

@r2 r @r<br />

Dabei ist A = nah ionvi=Da. Dieses ist eine Besselsche Di erentialgleichung. Sie wird<br />

gelost durch die Besselfunktion J0(x) und die Neumannfunktion Y0(x) (s. Abb. 2.19). Die<br />

Neumannfunktion besitzt bei r = 0 eine Singularitat, so da dieser Typ von Losung hier<br />

unphysikalisch ist. Bei geschichteten zylindrischen Problemen tritt fur r>0 eine Linearkombination<br />

aus J0 und Y0 auf. Mit der realistischen Annahme, da die Elektronendichte<br />

an der Rohrwandung verschwindet, ist die Fundamentallosung durch die Besselfunktion<br />

J0(r) gegeben:<br />

n(r) =n(0)J0<br />

p<br />

Ar : (2.57)<br />

Da die Losung die Randbedingung n(r0) = 0 erfullen soll, wird<br />

n(r) =n(0)J0 2� 405 r<br />

� (2.58)<br />

wobei 2,405 die erste Nullstelle von J0 ist. Aus der Randbedingung folgt dann die Beziehung:<br />

nah ionvi<br />

= (2� 405)2<br />

= 1<br />

� (2.59)<br />

Da<br />

aus der wir die Bilanzgleichung aus Erzeugung und Di usionsverlust (pro Elektron) gewinnen:<br />

nah ionvi = Da<br />

: (2.60)<br />

Dabei ist = r0=2� 405 die charakteristische Gradientenlange eines Besselpro ls.<br />

4 In elektronegativen Gasen ist die Anlagerung von Elektronen an Atome (Attachment) ein wesentlicher<br />

Verlustkanal.<br />

r 2 0<br />

2<br />

r0<br />

2


68 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

Abbildung 2.19: Verlauf der Besselfunktion J0 (ausgezogene Linie) und der Neumannfunktion<br />

Y0 (gestrichelt).<br />

2.3.5 Die Anodenschicht<br />

Die Anodenschicht verhalt sich weitgehend wie die Debyeschicht vor einer oatenden<br />

Sonde (vgl. Abschnitt 7.2.4). Da der Gesamtstrom durch dieEntladung in allen Zonen<br />

konstant ist, mu die Anode negativ gegenuber der positiven Saule sein, um den Elektronenstrom<br />

soweit zu reduzieren, da er etwa gleich dem Ionenstrom zur Kathode im Kathodenfall<br />

wird. Damit ie t zur Anode der Ionensattigungsstrom (vgl. Abschnitt 7.2.2)<br />

und ein Elektronenanlaufstrom (vgl. 7.2.3). Sekundaremission durch Ionenbeschu der<br />

Anode ist in der Regel wegen der kleinen Werte von i vernachlassigbar. Anders ist es mit<br />

Sekundaremission durch Strahlelektronen aus dem Kathodenbereich, die bei niedrigem<br />

Druck die Anode erreichen konnen.<br />

2.4 Mechanismen der HF-Glimmentladung (*)<br />

Die Leuchterscheinung der HF-Glimmentladung zwischen parallelen Platten gliedert sich<br />

in die dunklen Randschichten vor den Elektroden und das Glimmlicht, das das Plasmavolumen<br />

erfullt (Abb. 2.20).<br />

Der zeitliche Verlauf der angelegten Hochfrequenzspannung und des Plasmapotentials<br />

(in Bezug auf den angegebenen Erdpunkt) ist in Abb. 2.21 fur sechs verschiedene Situationen<br />

zusammengestellt [58]. Man unterscheidet zwei Kategorien: die DC-gekoppelte und<br />

die kapazitiv gekoppelte Entladung. Weiterhin ist es bedeutsam, ob die Elektrode mit der


2.4. MECHANISMEN DER HF-GLIMMENTLADUNG (*) 69<br />

Abbildung 2.20: (a) Schematische Einteilung der Parallelplattenentladung in Raumladungsschichten<br />

und Glimmlicht und (b) zugehorige Ersatzschaltung.<br />

gro eren oder kleineren Flache gespeist wird.<br />

In der Randschicht ie t stets ein hoher Elektronenstrom, wenn die Elektrode positiv<br />

gegenuber dem Plasmapotential wird. Bei umgekehrter Polung ie t nur der viel<br />

geringere Ionensattigungsstrom (vgl. 7.2.2). Neben diesen Leitungsstromen ie t ein erheblicher<br />

Verschiebungsstrom infolge der periodischen Ausdehnung und Kontraktion der<br />

Randschicht. Das Ersatzschaltbild fur die Randschicht (Abb. 2.20) besteht daher aus<br />

der Parallelschaltung einer Diode (fur den Elektronenstrom), einem Widerstand (fur den<br />

Ionenstrom) und einem Kondensator (fur den Verschiebungsstrom). Der Verschiebungsstrom<br />

ist bei 13.56 MHz stets gro gegenuber dem Ionenstrom. Die Stromkontinuitat<br />

durch die gesamte Entladung fuhrt bei unterschiedlich gro en Elektroden achen dazu,<br />

da uber der kleineren Elektrode, die die kleinere Randschichtkapazitat aufweist, stets<br />

die gro ere Spannung abfallt.<br />

In der kapazitiv gekoppelten Entladung ist der mittlere Gleichstrom Null, wahrend in<br />

der DC-gekoppelten Entladung im au eren Kreis infolge der unterschiedlichen Elektroden<br />

achen auch ein Gleichstrom ie en kann. Die kapazitiv gekoppelte Entladung weist<br />

im asymmetrischen Fall stets einen mittleren Gleichanteil des Plasmapotentials auf. Insbesondere<br />

vor der kleineren Elektrode kann diese Gleichspannung, englisch selfbias, zu<br />

Verhaltnissen fuhren, die einer Gleichspannungsentladung entsprechen.<br />

Die Ladungstragererzeugung im Glimmlicht erfolgt durch energetische Elektronen aus


70 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

den Randschichten. Bei hohem Druck spielt auch die lokale Aufheizung eine Rolle, so da<br />

die Verhaltnisse der positiven Saule ahnlicher werden. Bei hoher Leistung funktioniert die<br />

Randschicht wie bei einer DC-Entladung. In dem mittleren Gleichfeld der Randschicht<br />

werden Ionen auf die Elektrode beschleunigt und erzeugen Sekundarelektronen, die ihrerseits<br />

Energie aus dem mittleren Feld gewinnen und das Glimmlicht aufrechterhalten.<br />

Wegen der Dominanz der Sekundaremission hei t diese Betriebsart -Regime.<br />

Bei kleiner zugefuhrter Leistung dominiert ein Heizmechanismus, bei dem die Elektronen<br />

ihre Energie durch die periodische Schichtexpansion erhalten, so da sie wie Wellenreiter<br />

auf einer Ozeanwelle vorwarts getragen werden und durch Zusammensto e mit<br />

den Gasatomen an Temperatur gewinnen. Dieser Mechanismus wird als wave-riding bezeichnet<br />

[57], der Entladungszustand als -Regime. Sinkt der Gasdruck soweit ab, da die<br />

freie Weglange der Elektronen mit dem Plattenabstand vergleichbar wird, kommt eszu<br />

einem stochastischen Heizungsproze , bei dem die Elektronen zwischen den beiden oszillierenden<br />

Randschichten hin und her re ektiert werden und aus der Zufalligkeit der Phase<br />

beim Auftre en auf die gegenuberliegende Schicht an Energie gewinnen und diese letzlich<br />

durch elastische Sto e mit dem Gashintergrund im ganzen Volumen thermalisieren.


2.4. MECHANISMEN DER HF-GLIMMENTLADUNG (*) 71<br />

Abbildung 2.21: Schematische Darstellung des zeitlichen Verlaufs von Plasmapotential<br />

(ausgezogene Linie) und angelegter Spannung (gestrichelt) fur DC-gekoppelte und kapazitiv<br />

gekoppelte Entladungen.


72 KAPITEL 2. GASENTLADUNGEN<br />

2.5 Aufgaben<br />

1. Betrachten Sie die Maxwellverteilung der Geschwindigkeitsbetrage (2.16). Zeigen<br />

Sie, da das Maximum der Verteilung bei vw =2kBT=m liegt (wahrscheinlichste<br />

Geschwindigkeit)!<br />

2. Bilden Sie das erste Moment der Maxwellverteilung (2.16):<br />

v =(1=n)<br />

Z 1<br />

0<br />

vfM(v)dv !<br />

Zeigen Sie, da v = q 8kBT= m ist (mittlere thermische Geschwindigkeit).<br />

3. Zeigen Sie entsprechend, da das zweite Moment durch hv 2 i =3=2 v 2<br />

w gegeben ist.<br />

4. Die Bewegung von Elektronen in einem elektrischen Wechselfeld mit gleichzeitiger<br />

Reibung am Neutralgas kann durch folgende Di erentialgleichung fur ein 'gemitteltes'<br />

Elektron beschrieben werden:<br />

m _v + m mv = ;eE0e ;i!t :<br />

Losen Sie die DGL mit dem Ansatz v = v0 exp(;i!t) und bestimmen Sie die Phasenlage<br />

des Teilchenwechselstroms j0 = ;nev0 relativ zur elektrischen Feldstarke E0<br />

in den Grenzfallen m ! und m !.<br />

5. Die positive Saule einer langen zylindrischen Gasentladung zerfallt nach Abschalten<br />

der Spannungsversorgung durch radiale ambipolare Di usion gema der Gleichung:<br />

@n<br />

@t<br />

1 @<br />

; Da<br />

r @r (r@n<br />

@r )=0:<br />

Losen Sie die DGL mit einem Separationsansatz n(r�t)=n(r)T (t). Zeigen Sie, da<br />

zeitlich zerfallende Losungen T (t) / exp(;t= ) auftreten. Nehmen Sie weiterhin<br />

an, da die radiale Losung durch die Di usionsgrundmode n(r) =n(0)J0(2� 4r=a)<br />

gegeben ist. Bestimmen Sie die Abklingkonstante aus der Separationsbedingung.<br />

6. Im stationaren Gleichgewicht stellt sich in der positiven Saule ein Gleichgewicht aus<br />

Ionisation und radialer Di usion ein:<br />

;Da<br />

1 @<br />

r @r (r@n)=S(r)<br />

:<br />

@r<br />

Wie sieht das radiale Dichtepro l aus fur den Fall, da S = inan proportional zum<br />

Dichtepro l ist, d.h. wenn die Elektronentemperatur Te uber den Durchmesser des<br />

Rohres konstant ist?


Kapitel 3<br />

Das Einzelteilchenmodell<br />

Dieses Kapitel beschaftigt sich mit der Bewegung von geladenen Teilchen in vorgegebenen<br />

elektromagnetischen Feldern. Besondere Bedeutung hat dabei der Einschlu von Teilchen<br />

in Magnetfeldern. Die Ruckwirkung der Teilchen { durch Raumladung und Strome {<br />

auf die Felder wird zunachst au er acht gelassen. Das Einzelteilchenmodell beschreibt<br />

Teilchenbahnen in der Magnetosphare und in Experimenten zum magnetischen Einschlu<br />

hei er Plasmen in der kontrollierten Kernfusion.<br />

3.1 Einfuhrung<br />

Ausgangspunkt der Betrachtungen ist die Newtonsche Bewegungsgleichung fur ein Teilchen<br />

der Masse m und Ladung q:<br />

m _ ~v = q( ~ E + ~v ~ B) : (3.1)<br />

Diese Gleichung ist mit analytischen Verfahren nur in einfachen Fallen (homogene bzw.<br />

zeitunabhangige Felder) losbar. Fur schwache raumliche Gradienten bzw. langsam zeitveranderliche<br />

Felder gibt es leistungsfahige Naherungslosungen, die in diesem Kapitel<br />

vorgestellt werden.<br />

3.1.1 Das Fuhrungszentrum<br />

Betrachten wir zunachst den einfachsten Fall eines homogenen stationaren Magnetfeldes<br />

~B =(0� 0�Bz) und verschwindenden elektrischen Feldes ~ E =0.Inkartesischen Koordinaten<br />

ergibt sich dann das Gleichungssystem:<br />

q<br />

_vx = +vy<br />

m Bz<br />

_vy =<br />

q<br />

;vx<br />

m Bz<br />

_vz = 0 : (3.2)<br />

73


74 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

Durch Kombination der beiden ersten Gleichungen erhalt man die Gleichung eines harmonischen<br />

Oszillators:<br />

vx�y = ; qBz<br />

m<br />

2<br />

vx�y � (3.3)<br />

d.h. da die Bewegung periodisch mit der Zyklotronfrequenz erfolgt:<br />

!c = jqj<br />

m Bz : (3.4)<br />

Die Zyklotronfrequenz der Elektronen ist 28 GHz bei einem Magnetfeld von B = 1T,<br />

die Ionenzyklotronfrequenz ist um das Massenverhaltnis kleiner. In der x-y-Ebene ist die<br />

Teilchenbahn ein Kreis, fur endliche Anfangsgeschwindigkeit vz0 wird sie eine Spirale um<br />

die betrachtete Magnetfeldlinie (Abb. 3.1). Diese Bewegungsart wird als Gyration um die<br />

Feldlinie bezeichnet. Der Radius der Kreisbahn hei t Gyrationsradius oder Larmorradius.<br />

Abbildung 3.1: (oben) Gyration von Elektronen und Ionen. (unten) Helixbahn eines Ions.<br />

Der Umlaufsinn um das Magnetfeld hangt vom Vorzeichen der Ladung ab. Elektronen<br />

sind " rechtshandig\, Ionen " linkshandig\ (Abb. 3.1).<br />

Die im folgende zu entwickelnde Naherung geht von der Vorstellung aus, da im Falle<br />

eines inhomogenen oder zeitveranderlichen Feldes die Gyrationsbahn fur die Dauer eines


3.1. <strong>E<strong>IN</strong>F</strong><strong>UHRUNG</strong> 75<br />

Umlaufs noch nahezu ein Kreis ist. Den Mittelpunkt dieser momentanen Kreisbahn nennen<br />

wir das Fuhrungszentrum (engl. guiding center). Von Umlauf zu Umlauf verschiebt<br />

sich der Mittelpunkt dieses Kreises um eine gewisse Strecke. Die resultierende Bewegung<br />

des geladenen Teilchens kann daher naherungsweise als Uberlagerung einer Kreisbewegung<br />

mit einer Drift des Fuhrungszentrums beschrieben werden.<br />

3.1.2 E B Drift<br />

Der Fall von gekreuzten elektrischen und magnetischen Feldern ist das Modellbeispiel fur<br />

die angefuhrte Methodik. Beide Felder sollen homogen und stationar sein: ~ E =(Ex� 0�Ez),<br />

~B =(0� 0�Bz). Die Newtongleichung lautet dann:<br />

_vx = q<br />

m (Ex + vyBz)<br />

_vy = q<br />

m (;vxBz)<br />

_vz = q<br />

m Ez : (3.5)<br />

Die Bewegung langs der Magnetfeldlinie ist nun konstant beschleunigt, aber unabhangig<br />

von der x-y-Bewegung, so da sie nach demUberlagerungsprinzip gesondert betrachtet<br />

werden kann. Fur die Bewegung in der x-y-Ebene lassen sich die Gleichungen wieder<br />

entkoppeln:<br />

vx = ;! 2<br />

c vx<br />

vy = ;! 2<br />

c (vy + Ex=Bz) � (3.6)<br />

d.h. in x-Richtung erfolgt eine harmonische Oszillation, aber die y-Bewegung ist komplizierter.<br />

In einem bewegten Bezugssystem ~vy = vy + Ex=Bz, das mit der Geschwindigkeit<br />

;Ex=Bz in negative y-Richtung fortschreitet, ergibt sich wieder eine einfache harmonische<br />

Bewegung:<br />

~vy = ;! 2<br />

c ~vy : (3.7)<br />

Also ist die Losung fur die Geschwindigkeiten die Uberlagerung einer Kreisbahn und einer<br />

Drift, der E B-Drift:<br />

vx = v? sin !ct<br />

vy = v? cos !ct ; Ex=Bz : (3.8)<br />

Die typische Bahnkurve zeigt Abb. 3.2. Aus mathematischer Sicht stellt sie eine Zykloide<br />

dar:<br />

x = x0 ; v?<br />

cos !ct<br />

!c<br />

y = y0 + v?<br />

sin !ct ; Ex<br />

t (3.9)<br />

!c<br />

Bz


76 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

Diese Formeln gelten fur positive Ladungstrager. Fur negative ist entsprechen !c durch<br />

;!c zu ersetzen.<br />

Man kann sich das Zustandekommen der E B-Drift auch anhand energetischer Uberlegungen<br />

klarmachen. Auf der Seite hoher potentieller Energie ist die kinetische Energie<br />

klein und damit der momentane Gyrationsradius klein. Auf der Seite niedriger potentieller<br />

Energie hat das Elektron kinetische Energie aus dem elektrischen Feld aufgenommen<br />

und der Gyrationsradius ist entsprechend gro er als der mittlere Gyrationsradius. Folglich<br />

ergibt sich fur Elektronen und Ionen ein Versatz in y-Richtung. Da der Umlaufsinn<br />

von Elektronen und Ionen entgegengesetzt ist und infolge der entgegengesetzten Ladung<br />

Energiegewinn und -verlust gerade vertauscht sind, erfolgt die resultierende Drift fur Elektronen<br />

und Ionen in dieselbe Richtung.<br />

Abbildung 3.2: E B-Drift von Elektronen und Ionen.<br />

In Vektorschreibweise ist die E B-Driftgeschwindigkeit:<br />

~vE = ~ E ~ B<br />

B 2<br />

: (3.10)<br />

Die E B-Drift ist unabhangig von q und m, bewirkt also keine Ladungstrennung und<br />

keinen Nettostrom.


3.1. <strong>E<strong>IN</strong>F</strong><strong>UHRUNG</strong> 77<br />

3.1.3 Gravitationsdrift<br />

Das ionospharische Plasma erfahrt am Erdaquator eine ahnliche Situation gekreuzter<br />

Felder, namlich ein horizontales Magnetfeld und eine vertikale Gravitationskraft. Die zugehorige<br />

Newtongleichung:<br />

m _ ~v = m~g + q~v ~ B (3.11)<br />

la t sich in den Fall der E B-Drift uberfuhren, wenn ~ E =(m=q)~g gesetzt wird. Dann<br />

kann das Ergebnis fur diese Gravitationsdrift direkt angegeben werden:<br />

~vg = m ~g B~<br />

q B2 : (3.12)<br />

Jetzt ist die Driftgeschwindigkeit von Ladung und Masse abhangig. Daher ie t in aquatorialer<br />

Richtung ein Nettostrom, der die Summe aus Elektronen- und Ionendrift darstellt:<br />

jg = n(mi + me) g<br />

B<br />

Dabei uberwiegt infolge der gro en Masse der Ionenbeitrag.<br />

3.1.4 Inhomogene Magnetfelder<br />

: (3.13)<br />

Im Falle eines inhomogenen Magnetfeldes wollen wir die Losung in mehreren Schritten<br />

diskutieren, um den Ein u verschiedener Aspekte der Inhomogenitat gesondert erfassen<br />

zu konnen. Naturlich sind die Aspekte von Gradient undKrummung der Feldlinien nicht<br />

voneinander trennbar.<br />

Gradientendrift<br />

Betrachten wir zunachst den Fall eines Magnetfeldes, bei dem der Gradient des Feldes<br />

senkrechtaufdenFeldlinien steht (Abb. 3.3). Qualitativ erwartet man bereits anhand der<br />

Diskussion der E B-Drift, da der instantane Gyrationsradius im Bereich schwacheren<br />

Magnetfeldes gro er ist und daher eine Drift senkrecht zuB und zu rB erfolgt. Im<br />

Unterschied zur E B-Drift wird die hier auftretende Drift ladungsabhangig sein.<br />

Zur Losung des Driftproblems wahlen wir jetzt die Naherung des Fuhrungszentrums<br />

( " guiding center approximation\), da der Gyrationsradius rL = v?=!c klein gegenuber<br />

der Skalenlange des Magnetfeldgradienten L = jBj=jrBj ist.<br />

Auf das Teilchen wirkt die Lorentzkraft ~ F = q~v ~ B. In der Geometrie von Abb. 3.3<br />

ist ihre y-Komponente:<br />

Fy = ;qvxBz(y) � (3.14)<br />

wobei Bz(y) das Magnetfeld am Teilchenort ist. Dieses kann durch Taylorentwicklung<br />

durchdasFeld am Ort des Fuhrungszentrums (d.h. des " Mittelpunktes\ der " Kreisbahn\)


78 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

Abbildung 3.3: Gradientendrift eines Elektrons. Infolge des anderen Umlaufsinns, erfolgt<br />

die Gradientendrift der Ionen in die entgegengesetzte Richtung.<br />

ausgedruckt werden:<br />

"<br />

Fy = ;qv? sin(!ct) B0 rL sin(!ct) @Bz<br />

#<br />

@y<br />

: (3.15)<br />

Das obere Vorzeichen gehort zu positiven, das untere zu negativen Ladungstragern. Wenn<br />

wir das Magnetfeld B0 ausklammern, erkennen wir den gewahlten Entwicklungsparameter:<br />

"<br />

#<br />

rL@Bz=@y<br />

Fy = ;qv? sin(!ct)B0 1<br />

sin(!ct) : (3.16)<br />

Um den Versatz der Kreisbahn durch den Feldgradienten zu bestimmen interessiert uns<br />

die Nettowirkung der Kraft nach einem Umlauf. Hierzu mittelt man diese Lorentzkraft<br />

uber eine Gyrationsperiode:<br />

B0<br />

@Bz<br />

hFyi = qv?rL<br />

@y hsin2 @Bz 1<br />

(!ct)i = ev?rL<br />

@y 2<br />

: (3.17)


3.1. <strong>E<strong>IN</strong>F</strong><strong>UHRUNG</strong> 79<br />

Diese gemittelte Kraft ist ladungsunabhangig und wirkt genau wie eine externe Kraft im<br />

Falle der Gravitationsdrift. Folglich kann man die Driftgeschwindigkeit naherungsweise<br />

gewinnen, indem man die gemittelte Kraft auf das Teilchen in der Formel fur die E B-<br />

Drift verwendet:<br />

~vrB = 1 h ~Fi ~B<br />

q B2 =<br />

1<br />

2 v?rL<br />

~B rj~Bj<br />

B 2<br />

: (3.18)<br />

Dieses ist die Gradientendrift, die infolge ihrer Ladungsabhangigkeit einen Strom senkrecht<br />

zum Magnetfeld erzeugt und ladungstrennend wirkt.<br />

Krummungsdrift<br />

Im zweiten Fall betrachten wir gekrummte Magnetfeldlinien, fur die wir zunachst vereinfachend<br />

einen konstanten Krummungsradius Rc aber einen konstanten Magnetfeldbetrag<br />

annehmen (Abb. 3.4). Diese Feldgeometrie verletzt offensichtlich dieMaxwellgleichungen<br />

im Vakuum, aber der Beitrag der Betragsanderung von B ergibt gerade die Gradientendrift,<br />

die wir bereits diskutiert haben.<br />

Abbildung 3.4: Die Krummungsdrifts entsteht durch die Zentrifugalkraft infolge der Bewegung<br />

langs der gekrummten Feldlinie. Rc ist der lokale Krummungsradius der Feldlinie.


80 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

In diesem Fall interessiert uns die mittlere Zentrifugalkraft, die ein Ladungstrager<br />

aufgrund seiner Parallelgeschwindigkeit zu den Feldlinien erfahrt:<br />

h ~ Fci = mv2 k<br />

Rc<br />

~eR : (3.19)<br />

Mit dieser mittleren Kraft wird die Geschwindigkeit der Krummungsdrift:<br />

~vR = 1<br />

q<br />

= mv2<br />

k<br />

qB 2<br />

~Fc ~B<br />

B 2<br />

~Rc ~B<br />

R 2 c<br />

: (3.20)<br />

Von der unrealistischen Annahme des konstanten Feldes bei gekrummten Feldlinien<br />

konnen wir uns leicht befreien. Wir nehmen an, da das Magnetfeld am interessierenden<br />

Ort durch Strome au erhalb des betrachteten Volumens erzeugt wird. Das sind entweder<br />

Spulenstrome im Falle eines Laborexperiments oder Dynamostrome im Erdinneren, wenn<br />

wir das Erdmagnetfeld betrachten. Daher konnen wir das Magnetfeld im interessierenden<br />

Volumen als wirbelfrei ansehen:<br />

Aus der Zeichnung 3.4 ergibt sich:<br />

ds<br />

Rc<br />

(r ~ B)z = @Br<br />

@s<br />

= ; dBr<br />

B<br />

oder :<br />

; @B<br />

@r<br />

1<br />

Rc<br />

= ; 1<br />

B<br />

=0: (3.21)<br />

@Br<br />

@s<br />

: (3.22)<br />

Mit (3.21) folgt dann:<br />

1<br />

Rc<br />

= ; 1<br />

B<br />

@B<br />

@r<br />

(3.23)<br />

Damit konnen wir also den Feldgradienten aus dem Krummungsradius der Feldlinien<br />

abschatzen. Letztlich ergibt sich dann unter Verwendung des Vektors ~ Rc<br />

Feldgradient zu:<br />

der relative<br />

rjBj<br />

jBj<br />

~Rc<br />

= ;<br />

R2 : (3.24)<br />

c<br />

Mit diesem Ausdruck konnen wir den zusatzlichen Beitrag der Gradientendrift in diesem<br />

gekrummten Feld berechnen:<br />

~vrB = v?rL<br />

B 2<br />

~B ~ jBj<br />

Rc<br />

R2 : (3.25)<br />

c<br />

Addiert man beide Driftein usse im gekrummten inhomogenen Feld:<br />

~vR + ~vrB = m<br />

q<br />

v 2<br />

k + 1<br />

2 v2<br />

?<br />

~Rc<br />

~B<br />

R2 cB 2 � (3.26)


3.1. <strong>E<strong>IN</strong>F</strong><strong>UHRUNG</strong> 81<br />

so erkennt man, da sie sich wegen der Abhangigkeit vom Quadrat der Geschwindigkeiten<br />

stets gegenseitig verstarken. Der Fall gekrummter Feldlinien spielt in toroidalen Magnetfeldanordnungen<br />

wie Tokamaks und Stellaratoren eine Rolle, bei denen die Kompensation<br />

dieser Drift durch geeignete Ma nahmen erfolgen mu , da sie sonst zum Verlust des Plasmaeinschlusses<br />

fuhrt. Diese gesamte Driftbewegung hei t daher oft toroidale Drift.<br />

In der Ionosphare kann die Krummungsdrift wichtiger werden als die Gravitationsdrift.<br />

Dies erkennt man an dem Quotienten:<br />

vR<br />

vg<br />

= v2<br />

k<br />

2Rcg<br />

: (3.27)<br />

In der F-Schicht haben die Elektronen ein Temperaturmaximum von 0,3 eV, so da mit<br />

vk = vth�e und Rc 6900 km vR=vg 1� 6 10 3 wird. Damit dominiert die Krummungsdrift<br />

fur die Elektronen gegenuber der Gravitationsdrift. Fur die Ionen ist die Temperatur<br />

geringer und das Quadrat der thermischen Geschwindigkeit um den Massenfaktor me=mi<br />

reduziert. Damit wird die Krummungsdrift der Ionen geringfugig kleiner als die Gravitationsdrift.<br />

In den van Allen Strahlungsgurteln haben dagegen die Protonen eine sehr hohe<br />

Energie, so da dort stets die Krummungsdrift dominiert. geringer<br />

Longitudinaler Gradient<br />

Hier betrachten wir den Fall, da der Magnetfeldgradient parallel zur Feldrichtung orientiert<br />

ist (Abb. 3.5). Der Einfachheit halber wahlen wir den Fall, da die Feldlinien ein<br />

rotationssymmetrisches Bundel um eine zentrale (gerade) Feldlinie bilden, auf der sich<br />

das Fuhrungszentrum bewegt. Von der Krummung der Feldlinien au erhalb der Achse<br />

sehen wir zunachst ab, da dieser Fall oben gesondert behandelt wurde. Im Falle einer<br />

derartigen Feldinhomogenitat erfahrt ein Ladungstrager wahrend eines Gyrationsumlaufs<br />

eine permanente Kraftwirkung durch den Anteil der Lorentzkraft ~v?<br />

~Br, dervon der<br />

Radialkomponente des Magnetfeldes stammt. Der Kraftvektor zeigt stets in den Bereich<br />

schwacheren Magnetfeldes. Die Re ektion eines Teilchens in einem konvergenten Magnetfeld<br />

wird als Spiegele ekt bezeichnet.<br />

Den Radialanteil des Magnetfeldes erhalten wir aus:<br />

0=r ~B = 1 @ @<br />

(rBr)+<br />

r @r @z Bz : (3.28)<br />

Sei @Bz=@z vorgegeben fur r =0undnaherungsweise als konstant anzusehen. Dann wird<br />

Damit wird :<br />

rBr = ;<br />

Z<br />

0<br />

r<br />

r @Bz<br />

dr ;1<br />

@z 2 r2<br />

Br ; 1<br />

2 r<br />

" #<br />

@Bz<br />

@z r=0<br />

" @Bz<br />

@z<br />

#<br />

r=0<br />

: (3.29)<br />

(3.30)


82 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

Abbildung 3.5: Longitudinaler Gradient des Magnetfeldes.<br />

und die auf das gyrierende Teilchen wirkende zusatzliche Lorentzkraft:<br />

Fz = ; 1<br />

2 qv?r<br />

" @Bz<br />

@z<br />

#<br />

r=0<br />

: (3.31)<br />

Mit der Annahme, da<br />

ist, wird:<br />

das Fuhrungszentrum bei r = 0 und der Teilchenort bei r = rL<br />

hFzi = ; 1 mv<br />

2<br />

2<br />

? @Bz<br />

:<br />

B @z<br />

(3.32)<br />

Eine kurze Rechnung zeigt1 , da die Gro e<br />

= mv2<br />

?<br />

2B<br />

(3.33)<br />

das magnetische Moment des durch das gyrierende Teilchen dargestellten Kreisstroms ist.<br />

Man kann daher das gyrierende Teilchen in diesem inhomogenen Feld als diamagnetisch<br />

au assen, da es eine solche Kraftwirkung erfahrt:<br />

hFzi = ; @Bz<br />

@z<br />

: (3.34)<br />

1 Kreisstrom I mit Flache A: = IA = q r 2 =T = q (v?=! c) 2 (! c=2 )=mv 2 ? =2B


3.1. <strong>E<strong>IN</strong>F</strong><strong>UHRUNG</strong> 83<br />

Abbildung 3.6: Zur Polarisationsdrift. (a) Einschalten eines elektrischen Feldes, (b) zeitlich<br />

linear wachsendes E-Feld.<br />

Die Frage der Beschreibbarkeit eines gyrierendes Teilchens durch sein magnetisches Moment<br />

werden wir im Abschnitt 3.2 gesondert diskutieren.<br />

3.1.5 Polarisationsdrift<br />

Bisher haben wir nur inhomogene Feldsituation diskutiert. Im allgemeinen Fall werden<br />

auch zeitliche Anderungen der Feldgro en zu Driftbewegungen Anla geben. Hier<br />

betrachten wir wieder ein elektrisches Feld ~E =(Ex� 0� 0), das senkrecht zum Magnetfeld<br />

orientiert ist, aber nunmehr zeitlichveranderlich angesehen wird. Die Bewegungsgleichung


84 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

lautet:<br />

_~v = q<br />

m ( ~E(t)+~v ~B) : (3.35)<br />

Entkopplung der Gleichungen fur die x- und y-Bewegung ergibt:<br />

~vx = ;! 2<br />

c [vx<br />

1<br />

_Ex<br />

!c Bz<br />

] : (3.36)<br />

Mit der Koordinatentransformation ~vx = vx<br />

_Ex=!cBz erhalt man wieder die bekannte<br />

Kreisbahn in diesem bewegten Bezugssystem. Also ist die Teilchenbahn eine Uberlagerung<br />

von Gyrationsbewegung und einer Polarisationsdrift mit der Geschwindigkeit:<br />

vp = 1<br />

_Ex<br />

!c Bz<br />

(3.37)<br />

in Richtung des elektrischen Feldes. Gleichzeitig ndet eine E B-Drift im (zeitabhangigen)<br />

elektrischen Feld statt:<br />

vE = ;Ex(t)=Bz : (3.38)<br />

Die Polarisationsdrift ist als ein Einschalte ekt des Plasmas anzusehen, der auf der Massentragheit<br />

beruht. Dies sieht man am deutlichsten, wenn man ein elektrisches Feld zum<br />

Zeitpunkt t =0schlagartig einschaltet (Abb. 3.6. Dann ist die Teilchenbewegung zunachst<br />

in Feldrichtung orientiert, bis aufgrund der wachsenden Lorentzkraft eine dazu senkrechte<br />

Ablenkung erfolgt. Im Mittel ist dann das Teilchen gegenuber seinem Startort um einen<br />

Gyrationsradius in Feldrichtung verruckt worden. Dieses ist die gerade die Polarisationswirkung,<br />

die Elektronen und Ionen trennt. Fur ein zeitlich linearanwachsendes Feld<br />

_E = const ergibt sich die Polarisationsdrift in (bzw. gegen) Feldrichtung.<br />

Memobox: Plasmadriften<br />

E B-Drift ~vE =(~E ~B)=B 2<br />

Gravitationsdrift ~vg =(m=q)(~g ~ B)=B 2<br />

Gradientendrift ~vrB =(1=q)v?rL( ~ B rjBj)=B 2<br />

Krummungsdrift ~vR =(m=q)(v 2<br />

k =R2<br />

c )( ~Rc ~B)=B 2<br />

Polarisationsdrift ~vp =(m=q)(@ ~E=@t)=B 2<br />

3.2 Adiabatische Invarianten<br />

Fur periodische Systeme ist das Wirkungsintegral H pdq eine Erhaltungsgro e, wobei das<br />

geschlossene Integral uber die periodische Bahn erstreckt wird. Bei " langsamer\ Anderung<br />

der Parameter { im Sinne der Naherung des Fuhrungszentrums { ist die Bewegung


3.2. ADIABATISCHE <strong>IN</strong>VARIANTEN 85<br />

noch nahezu periodisch. Erstreckt man nun die Integration uber eine Gyrationsperiode,<br />

aber eine nunmehr nicht mehr geschlossene Bahnkurve, so ist das Wirkungsintegral eine<br />

" adiabatische Invariante\, d.h. nur noch im Sinne der verschiedenen Ordnungen der<br />

Storungstheorie konstant.<br />

3.2.1 Magnetisches Moment<br />

Nehmen wir die diamagnetische Kraftwirkung (3.34) als gultig an, so ergibt sich durch<br />

Multiplikation mit vz die Energiebeziehung:<br />

d<br />

dt<br />

1<br />

2 mv2 z<br />

@Bz dz<br />

= ;<br />

@z dt<br />

= ; dB<br />

dt<br />

: (3.39)<br />

Hier ist dB=dt die Anderung des Magnetfeldes, die das Teilchen aufgrund seiner Bewegung<br />

langs der Feldlinie erfahrt. Der Energiesatz la t sich schreiben als:<br />

0= d<br />

dt<br />

Aus (3.39) und (3.40) folgt dann:<br />

1<br />

2 mv2<br />

1<br />

z +<br />

2 mv2 ? = d<br />

; dB<br />

dt<br />

dt<br />

1<br />

2 mv2 z + B : (3.40)<br />

d<br />

+ ( B) =0: (3.41)<br />

dt<br />

und folglich:<br />

d<br />

=0: (3.42)<br />

dt<br />

Das magnetische Moment ist also in dem Sinne konstant, wie die diamagnetische Kraftwirkung<br />

eine hinreichende Beschreibung darstellt.<br />

3.2.2 Der Spiegele ekt<br />

Die Invarianz des magnetischen Moments kann zur Berechnung der Einschlu eigenschaften<br />

eines magnetischen Spiegelfeldes herangezogen werden. Ein naturliches Spiegelfeld<br />

stellt das dipolartige Erdmagnetfeld dar, bei dem die Feldliniendichte bei Verfolgung einer<br />

Feldlinie im polaren Bereich hoher ist als am Aquator (Abb. 3.7(a)). Im Labor lassen<br />

sich Spiegelfelder z.B. mit einem Spulenpaar erzeugen (Abb. 3.7(b)).<br />

Betrachten wir hierzu ein Teilchen, das in der Mitte der Spiegelanordnung (bei B =<br />

B0) die Geschwindigkeitskomponenten v? und vz besitzt (Abb. 3.7(b)). Wir konnen nun<br />

seine Bewegung anhand der beiden Erhaltungsgro en Energie und magnetisches Moment<br />

diskutieren:<br />

v 2<br />

? + v 2<br />

z = v 2<br />

?0 + v 2<br />

z0 = v 2<br />

0<br />

v 2<br />

?=B = v 2<br />

?0=B0 : (3.43)


86 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

Abbildung 3.7: (a) Spiegelwirkung des Erdmagnetfeldes, (b) Magnetische Spiegelanordnung<br />

mit Spulenfeldern<br />

Bei Annaherung an den Bereich hoheren Magnetfeldes erfahrt das Teilchen eine Aufzehrung<br />

seiner Energie der Parallelbewegung durch die Lorentzkraft aufgrund der radialen<br />

Feldkomponente (vgl. Abb. 3.5 und (3.30)). Gleichzeitig wachst seine Gyrationsfrequenz<br />

infolge des starkeren Magnetfeldes, wodurch eine hohere Energie der Senkrechtbewegung<br />

bedingt ist. Das Teilchen wird am Spiegelfeld re ektiert, wenn die Energie der Parallelbewegung<br />

aufgezehrt ist. Um das Teilchen am Magnetfeldmaximum re ektieren zu<br />

konnen, darf sein Startwinkel (d.h. das Verhaltnis von v?0 und v0) nicht kleiner sein<br />

als der Grenzwinkel:<br />

min = arcsin v?0<br />

v0<br />

= arcsin B0<br />

Bmax<br />

1=2<br />

: (3.44)


3.2. ADIABATISCHE <strong>IN</strong>VARIANTEN 87<br />

Das Verhaltnis Bmax=B0 hei t Spiegelverhaltnis. Der Bereich von Geschwindigkeitsvektoren<br />

mit < min hei t Verlustkegel, da diese Teilchen aus dem Spiegelfeld entweichen<br />

konnen. Man beachte, da der Verlustwinkel min nicht von der teilchenenergie abhangt.<br />

Abbildung 3.8: Numerisch berechnete Pendelbahn eines Teilchens zwischen den Spiegelpunkten<br />

eines magnetischen Dipols, der sich im Ursprung be ndet. Die Feldlinie, auf der<br />

das Teilchen gestartet ist, ist zum Vergleich eingezeichnet. Infolge der Gradienten- und<br />

Krummungsdrift ergibt sich ein periodischer Umlauf um die z-Achse des Systems.<br />

3.2.3 Longitudinale Invariante und Flu invariante (*)<br />

Wenn ein geladenes Teilchen zwischen zwei Spiegelpunkten gefangen ist { sei es im Erdmagnetfeld<br />

oder in einer axialsymmetrischen Spiegelmaschine { so vollfuhrt es eine oszillatorische<br />

Bewegung. Diese ist nahezu periodisch, wenn der Ein u der Gradienten- und<br />

Krummungsdrift au er acht gelassen wird. Auf der Achse einer rotationssymmetrischen<br />

Spiegelanordnung ist sie streng periodisch. Zu dieser periodischen Bewegung auf der gegenuber<br />

der Gyration langsameren Zeitskala gehort wiederum eine Erhaltungsgro e R pdq,<br />

die im Falle nahezu periodischer Bewegung eine adiabatische Invariante wird. Sie hei t<br />

zweite adiabatische Invariante oder longitudianle Invariante und ist formelma ig gegeben


88 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

als<br />

Z<br />

J = vkdl : (3.45)<br />

Die Gradienten- und Krummungsdrift fuhrt in der nachsten Ordnung einer Zeitskalenentwicklung<br />

zu einem periodischen Umlauf um die Achse des Systems, die auf einer<br />

noch langsameren Zeitskala erfolgt. Die hierzu gehorende adiabatische Invariante hei t<br />

dritte adiabatische Invariante oder Flu invariante[59]. Gyration, Pendelbewegung und<br />

Krummungsdrift sind anschaulich in Abb. 3.8 zu ersehen.<br />

3.3 Magnetischer Einschlu<br />

Das Problem des magnetischen Einschlusses la t sich mit Spiegelmaschinen nur unvollkommen<br />

losen, da infolge der Coulombsto e standig Teilchen in den Verlustkegel gestreut<br />

werden und den Spiegel an den Enden verlassen konnen. Die naheliegende Idee, diese<br />

Endverluste zu umgehen, indem man das Plasma zu einem Torus formt und wie einen<br />

Reifen schlie t, fuhrt zum Stellarator und Tokamak. Fur die Vermeidung der Endverluste<br />

mu jedoch der Preis in Form eines inhomogenen Magnetfeldes bezahlt werden.<br />

Abbildung 3.9: Feldspulen und Magnetfeldverteilung in toroidalen Anordnungen. Das Toroidalfeld<br />

fallt nach au en hin ab.


3.3. MAGNETISCHER E<strong>IN</strong>SCHLU 89<br />

Abbildung 3.10: (a) Ladungstrennung aufgrund der Krummungs- und Gradientendrift.<br />

(b) Uberlagerung von toroidalem und poloidalem Magnetfeld beim Tokamak.<br />

Das toroidale Magnetfeld (Abb. 3.9) wird durch Feldspulen mit einer Windungsdichte<br />

n=l erzeugt, die aus geometrischen Grunden auf der Innenseite des Torus gro er ist als<br />

am au eren Torusrand. Das Amperegesetz liefert bei Integration langs einer Feldlinie:<br />

I ~H d~s =2 rHtor(r) =nI (3.46)<br />

ein Toroidalfeld Htor, das nach au en gema :<br />

Htor = nI=2 r (3.47)<br />

abfallt. n ist die Gesamtwindungszahl und I der Strom pro Windung. In diesem inhomogenen<br />

Magnetfeld erfahren die Plasmateilchen eine Krummungs- und Gradientendrift.<br />

Da beide Driften ladungsabhangig sind, erfolgt eine Ladungstrennung in z-Richtung, die<br />

ihrerseits ein elektrisches Feld aufbaut. Man konnte nun erwarten, da sich infolge der Ladungstrennung<br />

ein Gleichgewicht mit dem Raumladungsfeld einstellt. Das tri t zwar fur<br />

die Balance in z-Richtung zu. Jedoch bewirkt das Raumladungsfeld nunmehr eine gemeinsame<br />

Drift beider Ladungstragersorten infolge der E B-Drift nach au en (Abb. 3.10(a)).


90 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

Letztlich erreicht somit das Plasma die Au enwand und ist nicht hinreichend eingeschlossen.<br />

3.3.1 Das Tokamakprinzip<br />

Beim Tokamak wirkt man der Auswartsdrift aufgrund des oben beschriebenen Mechanismus<br />

entgegen, indem man die Feldlinien verschraubt (Abb. 3.10(b)). Man erreicht diese<br />

Verschraubung, indem man dem toroidalen Magnetfeld ein poloidales Magnetfeld uberlagert,<br />

das von einem im Plasma in toroidaler Richtung ie enden Strom erzeugt wird.<br />

Dieser toroidale Strom wird durch denTransformator induziert. Man vergegenwartige<br />

sich, da der toroidale Plasmaschlauch die Sekundarwicklung eines gro en Transformators<br />

darstellt (vgl. Abb. 1.10).<br />

Der Verdrillungswinkel, den eine Feldlinie nach einem Umlauf um den Torus erfahrt,<br />

hei t Rotationstransformation und wird mit dem griechischen Buchstaben (iota) bezeichnet.<br />

Infolge ihrer hohen Beweglichkeit langs der magnetischen Feldlinien und der<br />

hohen Temperatur stromen die Ladungstrager viele Male um den Torus und gelangen<br />

nach einigen Umlaufen von der Torusau enseite zur -innenseite. Dieses ist die Idee, der<br />

E B wirksam entgegen zu wirken.<br />

Auch fur das verschraubte Magnetfeld im Tokamak dominiert noch die Abnahme des<br />

Magnetfeldbetrages vom inneren Torusrand zum au eren Rand. Daher spuren die Ladungstrager<br />

auch eine Spiegelwirkung, wenn sie sich langs der Feldlinien von au en nach<br />

innen bewegen. Es gibt dann zwei Populationen von Teilchen:<br />

freie Teilchen, diese entsprechen den Teilchen im Verlustkegel einer Spiegelmaschine,<br />

und<br />

gefangene Teilchen. Letztere kehren an den Spiegelpunkten ihre feldparallele Geschwindigkeitskomponente<br />

um.<br />

Verfolgt man die Bahn des Fuhrungszentrums der gefangenen Teilchen unter dem<br />

Ein u der Driften und projiziert sie auf eine poloidale Schnittebene, so ergibt sich eine<br />

" Bananenbahn\ (Abb. 3.11). Wenn das Teilchen durch einen Sto die Erinnerung an seine<br />

Bananenbahn verliert, erfahrt es einen radialen Versatz um die Dicke der Banane. Dieser<br />

Versatz ist deutlich groer als der Ionengyrationsradius. Daher stellt dieser Proze einen<br />

der resultierenden Verluste durch Di usion im Tokamak dar.<br />

3.3.2 Di usion als random walk Proze<br />

In Abschnitt 2.2.4 hatten wir die Di usion von Ladungstragern mit einer empirisch begrundeten<br />

Gesetzma igkeit, dem Fickschen Gesetz, betrachtet, um zunachst einfache<br />

Ausdrucke fur die Dichtepro le in Gasentladungen zu erhalten. Hier wollen wir anhand<br />

eines einfachen mikroskopischen Modells den Zusammenhang zwischen den beiden mikroskopischen<br />

Parametern freie Weglange und Sto frequenz und dem Di usionskoe zienten


3.3. MAGNETISCHER E<strong>IN</strong>SCHLU 91<br />

Abbildung 3.11: Projektion der Bahn gefangener Teilchen auf einen Poloidalschnitt des<br />

Torus. Die Torusachse ist links. Infolge der Krummungs- und Gradientendrift ergibt sich<br />

eine bananenformige Bahn in der Schnittebene.<br />

plausibel machen. Diese Vorstellung kann auch auf den Teilchentransport senkrecht zum<br />

Magnetfeld angewendet werden.<br />

Die Di usion von Teilchen erfolgt aufgrund ihrer thermischen Eigenbewegung und unter<br />

der Wirkung von Zusammensto en mit anderen Teilchen. Im Mittel kann die Di usion<br />

durch einen Zufallsproze (random walk) beschrieben werden. Ein solcher Proze la t sich<br />

sehr einfach am Beispiel einer eindimensionalen Kette aquidistanter Punkte studieren, die<br />

die Streuzentren fur den Sto proze darstellen. Die Punkte mogen einen Abstand besitzen,<br />

den wir als freie Weglange ansehen konnen. Die Zeitentwicklung wird in diskreten<br />

Schritten beschrieben. Bei jedem Zusammensto soll die Erinnerung an die bisherige Bewegungsrichtung<br />

verlorengehen. Dies ist im Mittel fur die bisher betrachteten elastischen<br />

Sto e erfullt, da die Streuung isotrop angenommen wird. Ubertragen auf den eindimensionalen<br />

Fall wird nach dem Sto jeweils mit gleicher Wahrscheinlichkeit ein neuer Schritt<br />

nach rechts oder links auf dieser Kette durchgefuhrt.<br />

Man kann nun entweder ein Teilchen fur lange Zeit bei seinem Irrweg auf der Kette<br />

verfolgen und aus zeitlichen Mittelwerten langs der Trajektorie Vorhersagen fur den<br />

Abstand des Teilchens vom Startort machen. Oder man verfolgt eine gro e Anzahl von<br />

Teilchen bei ihrer mittleren Bewegung. Beide Beschreibungen fuhren zum gleichen Resultat,<br />

da die Erinnerung an die Vorgeschichte des random walks bei jedem Sto ausgeloscht<br />

wird.<br />

Nehmen wir also an, da zu irgendeinem Zeitpunkt t bereits eine Verteilung von Teilchen<br />

auf der Kette vorhanden sei. Die Entwicklung der Verteilung wollen wir als Folge<br />

von Histogrammen veranschaulichen. Abb 3.12 zeigt die Entwicklung einer anfanglich eng


92 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

Abbildung 3.12: (links) Zeitliche Entwicklung einer scharfen Anfangsverteilung in Zelle<br />

11 unter der Wirkung des Di usionsprozesses mit Ubergangswahrscheinlichkeit w =0� 1,<br />

(rechts) Zunahme der Breite dieser Verteilung anhand ihrer Varianz =(1=N) P Nk(k ;<br />

11) 2 .<br />

zusammengefa ten Population unter der Wirkung des random walks.<br />

Die Anzahl der Teilchen in der Zelle k sei Nk. Nehmen wir an, da pro Zeitschritt<br />

jeweils ein Bruchteil w dieser Teilchen in die rechte und linke Nachbarzelle ubertritt.<br />

Dann konnen wir folgende Evolutionsgleichung konstruieren:<br />

Nk(t + ) ; Nk(t) =w [(Nk+1(t)+Nk;1(t)] ; 2wNk(t) : (3.48)<br />

Dabei stellt der erste Term auf der rechten Seite den Gewinn der Zelle k aus den beiden<br />

Nachbarzellen dar und der zweite Term den Verlust in die Nachbarzellen. Eine Umordnung<br />

der Terme in dieser Gleichung zeigt uns die Verwandschaft dieser Evolutionsgleichung mit<br />

der Di usionsgleichung:<br />

Nk(t + ) ; Nk(t) = w 2 [Nk+1(t) ; Nk(t)] ; [Nk(t) ; Nk;1(t)]<br />

@N<br />

@t = D @2N @x2 mit dem Di usionskoe zienten D = w 2 = .<br />

2<br />

(3.49)<br />

(3.50)


3.3. MAGNETISCHER E<strong>IN</strong>SCHLU 93<br />

Die Modellrechnung in Abb. 3.12 wurde fur eine Anfangsverteilung N11 = 100:000,<br />

Nk =0(k 6= 11)unter der Wirkung des Prozesses (3.48) bei einer Ubergangswahrscheinlichkeit<br />

von p =0:1 durchgefuhrt. Die Breite dieser Verteilung wird durch die quadratische<br />

Abweichung =(1=N) P 1 k=;1 Nk(k ; 11) 2 (Varianz) bewertet. Die quadratische<br />

Abweichung wachst linear mit der Zeit an. Ein Di usionsproze ist also dadurch gekennzeichnet,<br />

da der Abstand eines Testteilchens x von seinem Anfangsort proportional zu<br />

t 1=2 anwachst.<br />

Betrachten wir nochmals die Di usion von Elektronen im Gashintergrund. Die Einsteinrelation<br />

De =(kBTe=e) e la t sich mit e = e=me m und m = vth�e= umformen<br />

zu:<br />

De = 2 m : (3.51)<br />

Dies ist genau die Form, die einem random walk entspricht. Im Falle der Di usion von<br />

Plasmateilchen im Gashintergrund ist also der charakteristische Versatz durch die mittlere<br />

freie Weglange gegeben und der e ektive Zeitschritt durch =1= m.<br />

Die Di usion von Plasmateilchen senkrecht zum Magnetfeld kann ebenfalls durch einen<br />

solchen random walk Proze beschrieben werden. Dann ist der typische Versatz der Gyrationsradius<br />

rL und der Zeitschritt wieder die reziproke Sto frequenz 1= m (vgl. hierzu<br />

auch Aufgabe 1 am Ende dieses Kapitels). Fur den Fall, da m !c gilt, erhalt man<br />

den sogenannten 'klassischen' Di usionskoe zienten:<br />

D? = kBT m<br />

m! 2 c<br />

= r2<br />

L : (3.52)<br />

Die aus dieser Formel folgende Skalierung D / B ;2 wird allerdings in Tokamaks und<br />

Stellaratoren in der Regel nicht beobachtet. Stattdessen ndet man eine semiempirische<br />

Gesetzma igkeit:<br />

D? = 1<br />

16<br />

kBTe<br />

eB = DB � (3.53)<br />

die Bohmdi usion genannt wird, und eine weite Spanne von Experimenten beschreibt.<br />

Eine Steigerung der magnetischen Flu dichte hat also leider nicht die aus (3.52) folgende<br />

optimistische Reduktion der Teilchendi usion zur Folge. Ein Erklarungsvorschlag fur die<br />

Bohmdi usion nimmt an, da die Unterbrechung der Gyrationsbahnen, die zur Di usion<br />

fuhrt, durch uktuierende elektrische Felder instabiler Plasmawellen bewirkt wird. Bildlich<br />

ndet ein Zusammensto mit einem 'Quasiteilchen' statt.<br />

In hei en Plasmen ist die Sto zeit normalerweise durch die Coulombsto e gegeben.<br />

Da mit steigender Temperatur die Sto e immer seltener werden ( / T ;3=2 ) durchlaufen<br />

die Teilchen immer gro ere Abschnitte ihrer Driftbahnen. Fur den Fall der auf Bananenbahnen<br />

gefangenen Teilchen in einem Tokamak ist die Skalenlange der Di usionsprozesse<br />

dann die 'Dicke der Banane' die viel gro er ist als der Gyrationsradius. Letzteres Regime<br />

der sog. 'neoklassischen' Di usion wird derzeit in hei en Fusionplasmen erreicht.<br />

Abb. 3.13 zeigt die Abhangigkeit des Di usionskoe zienten von der Sto frequenz (bzw.<br />

von T ;3=2 ).


94 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

Abbildung 3.13: Abhangigkeit des Diffusionskoef zienten D? von der Sto frequenz. Wegen<br />

ei / T ;3=2 kann die horizontale Achse auch alsinverse Temperaturskala angesehen<br />

werden. Bei niedrigen Temperaturen ndet Bohmdi usion statt. Bei sehr hohen Temperaturen<br />

dominiert die Di usion durch Zerstorung der Bananenbahnen.<br />

3.3.3 Stellaratoren<br />

Das Umlenken der Teilchenbahnen vom au eren Torusrand zum Innenrand gelingt auch<br />

durch externe Magnetfelder. Beim Stellarator bringt man helische Windungen auf der<br />

Au enseite des Vakuumgefa es an, die auch einen poloidalen Magnetfeldanteil erzeugen.<br />

Abb. 3.14 zeigt die lineare Abwicklung eines Stellarators mit 3 Paaren helischer Windungen,<br />

die von Stromen alternierender Polaritat durch ossen werden.<br />

Neuere Konzepte erlauben es, toroidale und poloidale Magnetfelder mit modularen<br />

Spulen zu erzeugen. Einen Entwurf fur einen Stellarator nach diesem Prinzip zeigt Abb. 3.14<br />

Die modularen Spulen sind eine zwingende Voraussetzung fur die Zerlegbarkeit eines kunftigen<br />

Reaktors.


3.3. MAGNETISCHER E<strong>IN</strong>SCHLU 95<br />

Abbildung 3.14: (oben) Lineare Abwicklung eines Stellarators, um die helischen Windungen<br />

darzustellen, die durch externe Strome die Rotationstransformation erzeugen. (unten)<br />

Modulares Stellaratorkonzept 'Wendelstein VII-AS'. Anstelle helischer Windungen sind<br />

Verformungen der Spulen vorgenommen worden, die poloidale Magnetfeldanteile erzeugen.


96 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

3.3.4 Minimum-B Kon gurationen<br />

Am Beispiel der Krummungsdrift hatten wir gesehen, da ein Bundel gekrummter Magnetfeldlinien<br />

stets einen Gradienten besitzt, der zum Krummungszentrum zeigt. Diese<br />

Eigenschaft macht die Mittelsektion eines magnetischen Spiegels instabil gegenuber radialen<br />

Verruckungen des Plasmas (Abb. 3.15(a)). Die Gesamtenergie setzt sich aus kinetischer<br />

und magnetischer Energie zusammen:<br />

Wges = Wkin + Wmag = Wkin + B 2 =2 0 : (3.54)<br />

Eine radiale Auswartsverschiebung bringt also eine Abnahme an magnetischer Energie<br />

und Gewinn kinetischer Energie, die zu einer weiteren Auslenkung fuhrt. Genau entgegengesetzt<br />

ist es in der Nahe der Spiegelspulen, wo dieKrummung der Feldlinien entgegengesetzt<br />

ist.<br />

Aus Stabilitatsgrunden ist also eine Magnetfeldanordnung gunstiger bei der die Teilchen<br />

die \richtige\ Krummung der Feldlinien sehen, d.h. da der Gradient moglichst uberall<br />

auswarts gerichtet ist. Eine solche Anordnung la t sich mitentgegengesetzt gepolten<br />

Spulen erreichen, die einen magnetischen Trichter (engl. Cusp) erzeugen (Abb. 3.15(b)).<br />

Das gleiche Prinzip wird auch indermagnetic box benutzt (Abb. 3.15(c)), bei der alternierende<br />

Reihen aus Permanentmagneten zum Plasma hin konvexe Feldlinien erzeugen.<br />

Allerdings ist die Bewegung der Plasmaelektronen nicht mehr adiabatisch, da das Multipolfeld<br />

der vielen Magnetreihen sehr rasch abklingt.


3.3. MAGNETISCHER E<strong>IN</strong>SCHLU 97<br />

Abbildung 3.15: (a) Feldlinienkrummung und Gradientenrichtung beim magnetischen<br />

Spiegel, (b) magnetischer Trichter (Cusp), (c) Realisierung einer linienartigen Cusp-<br />

Geometrie mit Permanentmagneten alternierender Polaritat, wie sie in der magnetic box<br />

verwendet wird.


98 KAPITEL 3. DAS E<strong>IN</strong>ZELTEILCHENMODELL<br />

3.4 Aufgaben<br />

1. Betrachten Sie den Fall des elektrischen Strom usses senkrecht zum Magnetfeld unter<br />

dem Ein u von gekreuzten elektrischen und magnetischen Feldern: ~ E =(E�0� 0)<br />

und ~B =(0� 0�B). Bei Abwesenheit von Sto en mit Gasatomen wurden die Ladungstrager<br />

eine exakte E B-Drift in ;y-Richtung vollfuhren. Durch Sto e mit<br />

der Impulsverlustfrequenz m kommt es zu einer zusatzlichen mittleren Reibungskraft<br />

fur das Fuhrungszentrum, so da die Bilanz aller Krafte fur ein reprasentatives<br />

mittleres Elektron folgenderma en angesetzt wird:<br />

m m~v = q( ~E + ~v ~B) :<br />

Ein Tragheitsterm ist bereits fortgelassen worden, da er nur die Gyrationsbewegung<br />

um das Fuhrungszentrum ergeben wurde.<br />

a) Losen Sie die Gleichung nach vx und vy und diskutieren Sie die Abhangigkeit von<br />

dem Parameter m=!c anhand einer gra schen Darstellung vx�vy = f( m=!c).<br />

b) Wie gro ist der Winkel zwischen Stromrichtung und elektrischem Feld?<br />

c) Wie gro mu die magnetische Induktion B sein, um fur eine Gasentladung mit<br />

na =3 10 22 m ;3 , vth�e =4 10 5 ms ;1 , m =10 ;19 m 2 den kritischen Wert !c = m<br />

zu erreichen?<br />

d) Wie hoch mu die magnetische Flu dichte sein, um fur Wassersto onen bei<br />

gleicher Gasdichte und gleichem Wirkungsquerschnitt, aber vth�i = 400ms ;1 den<br />

kritischen Wert !ci = m�i zu erreichen?


Kapitel 4<br />

Fluidmodelle des Plasmas<br />

Das Einzelteilchenbild hatte die Bewegung geladener Teilchen in vorgegebenen au eren<br />

Feldern beschrieben. Man erhalt dadurch einen geordneten Uberblick uber den Bewegungsreichtum<br />

des Plasmamediums, der sich in den vielfaltigen Driften au ert. Der gro te<br />

Nachteil des Einzelteilchenbildes ist die Vernachlassigung der Ruckwirkung der Teilchenbewegung<br />

auf die elektromagnetischen Felder. Eine makroskopische und selbstkonsistente<br />

Beschreibung des Plasmamediums erhalt man aus den Maxwellgleichungen und einem<br />

Modell fur den elektrischen Strom u bzw. die Raumladung. In diesem Kapitel werden<br />

wir das Plasma mit einem Modell beschreiben, das Elemente aus der Hydrodynamik verwendet.<br />

Wir notieren zunachst die Maxwellgleichungen in der di erentiellen Form:<br />

r ~E = 0<br />

r ~E = ; @ ~B<br />

(4.1)<br />

@t<br />

(4.2)<br />

r ~ B = 0 (4.3)<br />

r ~ B = 0(~| + 0<br />

@ ~E<br />

) : (4.4)<br />

@t<br />

Dabei ist die freie Ladungsdichte und ~| der Leitungsstrom. Das sind gerade die beiden<br />

Eigenschaften des Plasmas, die auf die Maxwellgleichungen zuruckwirken.<br />

Magnetisierung und Polarisation<br />

Es stellt sich zunachst die Frage, warum man nicht auchdieFeldgro en ~H und ~D verwendet,<br />

die die Materieeigenschaften dann in Form von Dielektrizitatskonstante r und<br />

Permeabilitat r zusammenfassen.<br />

Das Einzelteilchenmodell hat jedem gyrierenden Teilchen ein magnetisches Moment ~<br />

zugeordnet, das nach derLenzschen Regel entgegen der Magnetfeldrichtung gestellt ist.<br />

99


100 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

Damit herrscht im Plasma eine (diamagnetische) Magnetisierung ~ M = n~. Man wurde<br />

nun gern eine Beziehung ~ B = 0 ~ H + ~ M = r 0 ~ H heranziehen. Jedoch ist das magnetische<br />

Moment = W?=B / 1=B, so da keine Proportionalitat sondern reziprokes Verhalten<br />

vorliegt. Damit ist die Einfuhrung einer Permeabilitat sinnlos.<br />

Ebenso gilt fur ein Plasma, da im Inneren des Plasmas im Gleichstromfall keine Polarisationsfelder<br />

vorliegen, da die Debyeabschirmung in Randschichten wirkt (siehe Kap.<br />

6). Es kann jedoch zu einer dynamischen Polarisierung kommen, bei der aus Grunden der<br />

Massentragheit z.B. ein Elektron um ein benachbartes Ion eine periodische Pendelbewegung<br />

ausfuhrt, so da dieses Paar wie ein oszillierender Dipol erscheint. Im Kapitel (5)<br />

uber Plasmawellen werden wir vom Konzept der (dynamischen) Dielektrizitatskonstanten<br />

eines Plasmas Gebrauch machen werden.<br />

In diesem Kapitel werden wir die Bewegung des Plasmas durch Gleichungen fur kleine<br />

Volumenelemente (mit festen Abmessungen) beschreiben, die sich mit der mittleren<br />

Stromung mitbewegen. Dieses ist ahnlich zum Konzept des Flussigkeitselements in der<br />

Hydrodynamik. In der Flussigkeit sind die Zusammensto e zwischen den Molekulen so<br />

hau g, da die Teilchen fur lange Zeit in diesem Volumen verbleiben, so da das Konzept<br />

des Flussigkeitselements sehr passend ist. Im Plasma (oder einem hei en Gas) werden<br />

die Teilchen sich weitgehend sto frei bewegen und es werden viele Teilchen durch<br />

die Grenz achen ein- und austreten. Wir mussen also in der Beschreibung durch diese<br />

Volumenelemente Gleichungen aufstellen, die die Anderung der Teilchenanzahl und des<br />

Gesamtimpulses fur dieses Volumenelement bilanzma ig erfassen.<br />

Hierzu wahlen wir eine statistische Beschreibung, die uns fur diese beiden Gro en<br />

korrekte Mittelwerte liefert. Dieses tun wir getrenntfur Elektronen und Ionen. Die mittlere<br />

Teilchenzahl im Volumen V = x y z bezeichnen wir mit N, dieTeilchendichte mit<br />

n. Unterscheidende Indizes fur die beiden Teilchensorten unterdrucken wir im Moment.<br />

Die Geschwindigkeit der individuellen Teilchen stellen wir uns so verteilt vor wie eine<br />

verschobene Maxwellverteilung (Abb. 4.1):<br />

f(vx) =<br />

m<br />

2 kBT<br />

1=2<br />

exp<br />

; m(vx ; ux) 2!<br />

2kBT<br />

� (4.5)<br />

die eine mittlere Geschwindigkeit ~u =(ux� 0� 0) besitzt, die wir der Einfachheit halber in<br />

x-Richtung legen.<br />

4.1 Das Zwei ussigkeitenmodell<br />

Wir betrachten zunachst Ionen und Elektronen als zwei separate Flussigkeiten, die sich<br />

gegenseitig durchdringen konnen. Erzeugungs- und Vernichtungsprozesse von Ladungstragern<br />

haben wir bereits gesondert behandelt, so da wir hier zunachst den Erhaltungssatz<br />

fur die Teilchenzahl formulieren wollen. Fur die Bilanz der TeilchenanzahlimVolumenelement<br />

V = x y z betrachten wir die eindimensionale Stromung in x-Richtung<br />

(Abb. 4.2).


4.1. DAS ZWEIFLUSSIGKEITENMODELL 101<br />

Abbildung 4.1: Verschobene Maxwellverteilung mit mittlerer Driftgeschwindigkeit u. Die<br />

Gruppe von Teilchen im Intervall um vx wird mit n(vx) benannt.<br />

In dem Ortsintervall x bis x + x be ndet sich eine Anzahl N = nA x von Teilchen,<br />

wenn A = y z die Querschnitts ache dieser Stromung ist. Der Teilchenstrom ist <strong>IN</strong> =<br />

nAux. Andert sich <strong>IN</strong> innerhalb des Volumens V aufgrund von Kraftwirkungen auf die<br />

Stromung, so erhoht oder erniedrigt sich dasInventar an Teilchen in [x� x + x] gema :<br />

; @N<br />

@t = <strong>IN</strong>(x + x) ; <strong>IN</strong>(x)<br />

@<strong>IN</strong><br />

@x<br />

x� (4.6)<br />

wobei wir uns im Sinne eines Grenzprozesses x ! 0 mit dem ersten Glied einer Taylorentwicklung<br />

begnugen. Dividiert man durch die Querschnitts ache A und durch x, so<br />

Abbildung 4.2: Zur Kontinuitatsgleichung.


102 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

gilt fur die Teilchendichte n:<br />

@n @(nux)<br />

+ =0 (4.7)<br />

@t @x<br />

und fur den dreidimensionalen Fall entsprechend:<br />

@n<br />

@t<br />

+ r (n~u) =0: (4.8)<br />

Gleichung (4.8) wird als Kontinuitatsgleichung bezeichnet und beschreibt die Teilchenzahlerhaltung.<br />

Im Falle einer Nettoerzeugung S ersetzt diese die Null auf der rechten<br />

Seite. Die naheliegende Verallgemeinerung fur die Erhaltung der Ladung lautet (mit der<br />

Ladungsdichte = ne und Stromdichte ~| = ne~u):<br />

@<br />

@t<br />

4.1.1 Die Impulstransportgleichung<br />

+ r ~| =0: (4.9)<br />

Die Kraftwirkung auf das betrachtete Volumenelement ergibt sich als Summe aller Krafte,<br />

die auf die Teilchen in diesem Volumenelementwirken zuzuglich des Exports und Imports<br />

von Impuls durch das Aus- und Einstromen von Teilchen durch die Berandung des Volumenelements.<br />

Wir wollen jetzt zulassen, da sich das Volumenelement mit der mittleren<br />

Stromungsgeschwindigkeit der Ionen (bzw. Elektronen) mitbewegt.<br />

Fur das einzelne Plasmateilchen gilt die Newtongleichung<br />

m d~v<br />

dt = q( ~ E + ~v ~ B) : (4.10)<br />

Hier verwenden wir ausdrucklich die totale Zeitableitung, die mit dem geraden " d\ notiert<br />

wird, da jeweils das Feld am aktuellen Teilchenort zu verwenden ist. Fur ein punktformiges<br />

Teilchen ergeben sich auchkeine begri ichen Komplikationen.<br />

Die konvektive Ableitung<br />

Die korrekte Impulsbilanz fur ein Volumenelement, bei dem keine Teilchen durch die<br />

Grenz achen ein- oder austreten, ergibt sich durch Multiplikation von (4.10) mit der<br />

Teilchendichte n. In einem inhomogenen Geschwindigkeitsfeld ~u(~r) ist jedoch die totale<br />

Zeitableitung korrekt zu bilden:<br />

d~u<br />

dt<br />

= @~u<br />

@t<br />

@~u dx<br />

+<br />

@x dt<br />

@~u dy<br />

+<br />

@y dt<br />

@~u dz<br />

+<br />

@z dt<br />

: (4.11)<br />

Der Vektor (dx=dt� dy=dt� dz=dt) ist identisch mit der Geschwindigkeit ~u des betrachteten<br />

Volumenelements. In Kurzschreibweise la t sich (4.11) zusammenfassen zu:<br />

d~u<br />

dt<br />

= @~u<br />

@t<br />

+(~u r)~u : (4.12)


4.1. DAS ZWEIFLUSSIGKEITENMODELL 103<br />

Abbildung 4.3: Zur konvektiven Ableitung. In einem inhomogenen Geschwindigkeitsfeld<br />

andert sich bei Verfolgung eines Volumenelements langs einer Stromlinie der Vektor ~v<br />

nach Richtung und Betrag. Diese Anderung beschreibt der Term (~v r)~v.<br />

Dabei nennt man~u r die konvektive Ableitung. Sie stellt die vom Volumenelement erfahrene<br />

Anderung einer Gro e dar, die dadurch zustande kommt, da sich das Me volumen<br />

relativ zu der raumlich veranderlichen Gro e bewegt. Es ist leicht einzusehen, da das<br />

Geschwindigkeitsfeld stationar (d.h. nicht explizit zeitabhangig) sein kann und trotzdem<br />

eine Zeitabhangigkeit auftritt, die dadurch zustande kommt, da das Volumenelement<br />

sich in einem inhomogenen Geschwindigkeitsfeld in Bereiche erhohter oder erniedrigter<br />

Geschwindigkeit hineinlauft (Abb. 4.3). Somit konnen wir die aus der Newtongleichung<br />

(4.10) herruhrende Kraftbilanz fur das Volumenelement aufschreiben:<br />

Druckkrafte<br />

nm<br />

@~u<br />

@t<br />

+(~u r)~u<br />

!<br />

= nq( ~E + ~u ~B) : (4.13)<br />

Die an den Teilchen im Inneren des Volumenelements angreifenden Volumenkrafte haben<br />

wir in (4.13) also bereits erfa t. Es fehlt noch die Impulsanderung pro Zeiteinheit<br />

durch denTeilchenaustausch durch die Grenz achen. Wir betrachten hierzu eine Zelle<br />

(Abb 4.4) mit den Grenz achen bei x0 und x0 + x. Weiterhin greifen wir eine Teilchengruppe<br />

mit Geschwindigkeiten zwischen vx und vx + vx heraus. Der von dieser<br />

Teilchengruppe erzeugte Teilchenstrom (d.h. die pro Zeiteinheit durch die Bezugs ache


104 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

tretende Teilchenanzahl) ist:<br />

Abbildung 4.4: Zur Berechnung der Druckkrafte<br />

<strong>IN</strong>(vx) = n(vx)vx y z: (4.14)<br />

Dabei ist die Konzentration der Teilchen n(vx) in diesem Geschwindigkeitsintervall<br />

durch die Verteilungsfunktion f gegeben:<br />

n(vx) = f(vx) vx (4.15)<br />

ZZ<br />

= vx f(vx�vy�vz)dvydvz � (4.16)<br />

wobei uns die zweite Zeile dieser Gleichung daran erinnert, da wir im Falle einer dreidimensionalen<br />

Geschwindigkeitsverteilung uber die transversalen Komponenten der Geschwindigkeiten<br />

zu integrieren haben. Analog zu dem Begri des Teilchenstroms <strong>IN</strong> fuhren<br />

wir jetzt den Impulsstrom IP ein der von der Teilchengruppe bei vx reprasentiert wird:<br />

IP =(mvx) n(vx)jvxj y z: (4.17)<br />

Der Impulsstrom ist gerade der pro Zeiteinheit durch die Bezugs ache transportierte<br />

Impuls. Die Betragsstriche um vx sollen daran erinnern, da wir mit dem Zahlenwert<br />

von jvxj y z die Hau gkeit messen, mit der Teilchen auf die Grenz ache tre en. Der<br />

Impulsstrom soll in dieser De nition das Vorzeichen des Impulses mvx erhalten. Das ist<br />

die praktische Vorzeichenkonvention, die es sofort gestattet, den Zuwachs oder Verlust<br />

an Impuls abzulesen. Die Gewinn- und Verlustrechnung fur das Intervall [x0�x0 + x]<br />

schreibt sich dann wie folgt, wobei der obere Index das Vorzeichen der Geschwindigkeit<br />

angibt:<br />

Gewinn bei x0 : I +<br />

P (x0) = X<br />

vx>0<br />

h n(vx)(mvx)jvxj i<br />

x0<br />

y z (4.18)


4.1. DAS ZWEIFLUSSIGKEITENMODELL 105<br />

Verlust bei x0 : I ; P (x0) = X<br />

vx


106 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

In letztere Anschrift erscheint jetzt die konvektive Ableitung auf der linken Seite der<br />

Gleichung als Anzeichen fur die Bewegung des Volumenelements mit der Stromung. Der<br />

Staudruck ist dafur entfallen. Verallgemeinert man diesen Ausdruck auf drei Raumdimensionen<br />

und berucksichtigt die Volumenkrafte so erhalt man die Impulstransportgleichung<br />

in der Form:<br />

nm<br />

@~u<br />

@t<br />

+(~u r)~u<br />

Impulstransport in Scherstromungen<br />

!<br />

= nq( ~E + ~u ~B) ;rp: (4.29)<br />

Abbildung 4.5: Impulstransport in der Scherstromung. Die horizontalen schwarzen Pfeile<br />

bezeichnen die lokale Geschwindigkeit der Stromung. Die hellen Pfeile deuten den Impulsaustausch<br />

durchTeilchen an, die durch die Grenz ache treten.<br />

Im vorangegangenen Abschnitt haben wir die Ober achenkrafte durch Impulsaustausch<br />

mit Nachbarzellen in Stromungsrichtung berechnet, die zu einer neuen Volumenkraft<br />

{ dem Druckgradienten { zusammengefa t werden konnten. Hier betrachten wir<br />

nunmehr den Impulsaustausch quer zur Stromung (4.5). Aufgrund der thermischen Zufallsbewegung<br />

treten Teilchen durch die Grenz achen bei y und y + y, die eine unterschiedliche<br />

mittlere Stromungsgeschwindigkeit besitzen. Die Rechnung verlauft genauso


4.1. DAS ZWEIFLUSSIGKEITENMODELL 107<br />

wie im vorangehenden Abschnitt, nur de nieren wir jetzt die Scherspannung Pij:<br />

Pij = nmhvivji � (4.30)<br />

die den Druck sinngema ersetzt. Anstelle des Druckgradienten tritt im allgemeinen Fall<br />

die Divergenz des Scherspannungstensors auf.<br />

Die Impulstransportgleichungen<br />

Das Flussigkeitsbild des Plasmas la t sich jetzt zusammenfassen in getrennte Impulstransportgleichungen<br />

fur Elektronen und Ionen. Dabei ist es ublich, die Massendichten<br />

(j)<br />

m = nmj und die elektrische Ladungsdichten (j)<br />

e = nqj einzufuhren (j = e� i):<br />

(j)<br />

m<br />

" @~u (j)<br />

@t +(~u(j) r)~u (j)<br />

#<br />

= (j)<br />

e<br />

~E + ~u (j) ~B ;rp (j) : (4.31)<br />

Zusammen mit den jeweiligen Kontinuitatsgleichungen fur Massenerhaltung und Ladungserhaltung,<br />

sowie den Maxwellgleichungen ergibt sichdieFlussigkeitsbeschreibung<br />

eines Plasmas. Die De nition von Ladungsdichte und Stromdichte:<br />

e = (i)<br />

e + (e)<br />

e<br />

~| = (i)<br />

e ~u (i) + (e)<br />

e ~u (e)<br />

(4.32)<br />

verbinden die hydrodynamischen Gleichungen mit den elektromagnetischen Gleichungen.<br />

Infobox: Stromungsgro en<br />

In den Gleichungen des Flussigkeitsmodells fur Plasmen treten folgende<br />

De nitionen fur Stromdichten auf:<br />

Teilchenstromdichte n~u<br />

elektrische Stromdichte nq~u<br />

Impulsstromdichte nmu 2<br />

Warmestromdichte nkBT~u<br />

Die Impulsstromdichte ist im allgemeinen Fall eines inhomogenen Stromungsfeldes<br />

ein Tensor, der die Dyade nm~u~u enthalt.


108 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

4.2 Magnetohydrostatik<br />

Betrachten wir zunachst das Beispiel einer langsam bewegten Plasmasituation, fur die der<br />

quadratische Term ~u r~u vernachlassigt werden kann. Dann schreiben sich die Impulstransportgleichungen<br />

fur Elektronen und Ionen unter Einschlu von Gravitationskraften:<br />

@~ui<br />

nmi<br />

@t = ne( ~ E + ~ui<br />

@~ue<br />

nme<br />

@t = ;ne( ~ E + ~ue<br />

~B) ;rpi + nmi~g + n eime(~ue ; ~ui)<br />

~B) ;rpe + nme~g + n eime(~ui ; ~ue) : (4.33)<br />

Ebenfalls wurde eine Reibung zwischen Elektronen- und Ionengas eingefuhrt, die durch<br />

Sto e mit einer Hau gkeit ei und einen mittleren Impulsubertrag nme(~ue ; ~ui) beschrieben<br />

wird. Fur die Beschreibung der mittleren Massenbewegung lassen sich die beiden<br />

Impulstransportgleichungen wie folgt zusammenfassen:<br />

m = n(mi + me) (4.34)<br />

~vm = (mi~ui + me~ue)<br />

me + mi<br />

(4.35)<br />

@~vm<br />

m<br />

@t = ~| B ~ ;rp + m~g : (4.36)<br />

Dieser Ansatz entspricht der Transformation ins Schwerpunktsystem beim Zweikorperproblem.<br />

Man beachte, da jetzt auf den Strom die Lorentzkraft ~| ~B wirkt. Als Faustregel<br />

kann man sich infolge des gro en Massenunterschiedes vorstellen, da die Ionen<br />

praktisch den Massentransport und die Elektronen den elektrischen Strom bestimmen.<br />

Dann gilt die Bilanz:<br />

0=~| ~ B ;rp + m~g : (4.37)<br />

Wenden wir diese Bilanz auf die Situation der aquatorialen Ionosphare an, die wir als<br />

Beispiel fur die g B-Drift herangezogen hatten, (Kap. 3.1.3), so nden wir dort einen<br />

aquatorialen Strom j = nmig=B. Dasselbe Resultat folgt aus der Kraftbilanz (4.37) ~|<br />

~B = m~g. Einzelteilchenbild und Flussigkeitsbild sind hier fur ein kaltes Plasma (rp =0)<br />

gleichwertig.<br />

4.2.1 Isobare Flachen<br />

Kehren wir kurz zu dem Problem des toroidalen Einschlusses zuruck. Unter Vernachlassigung<br />

der Gravitationskrafte gilt ein statisches Gleichgewicht:<br />

~| ~B = rp : (4.38)<br />

Man sieht sofort, da ~B rp =0und~| rp = 0 gilt. Also liegen ~B und ~| in einer Flache<br />

konstanten Drucks. B-Feldlinien und Stromlinien j bilden eine magnetische Ober ache,<br />

die gleichzeitig eine isobare Flache ist (Abb. 4.6).


4.2. MAGNETOHYDROSTATIK 109<br />

Abbildung 4.6: Ineinandergeschachtelte magnetische Ober achen beim Tokamak. Jede<br />

Ober ache wird von einem Netz aus Stromlinien und Magnetfeldlinien gebildet, die eine<br />

nach innen gerichtete Kraftdichte j B erzeugen.<br />

Der Zusammenhang zwischen Stromdichte und magnetischer Flu dichte ergibt sich<br />

aus dem Amperegesetz:<br />

r ~ B = 0~| � (4.39)<br />

so da aus (4.38) und (4.39) folgt:<br />

~| ~B = 1<br />

(r ~B) ~B (4.40)<br />

0<br />

Zur Berechnung von (r ~B) ~B konnen wir die Formel ~A (r ~B) =(r ~B) ~Ac;( ~A r) ~B<br />

verwenden. r ~B ist dabei ein Tensor mit den Komponenten (r ~B)ij = @Bj=@xi. ~Ac bedeutet,<br />

da ~A nicht der Di erentation durch den links stehenden r-Operator unterworfen<br />

ist. Mit (r ~B) ~B = 1<br />

2 r( ~B ~B) folgt dann:<br />

~| ~B = ; 1<br />

r(B<br />

2 0<br />

2 )+ 1<br />

( ~B r) ~B : (4.41)<br />

0<br />

Bei dem Ausdruck (~B r) ~B sei zunachst an die Analogie zur konvektiven Ableitung<br />

(~v r)~v erinnert. Allgemein bedeutet der Operator ~a reine Di erentation in Bezug auf


110 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

die Richtung des Vektors ~a. Hier also ist ( ~ B r) ~ B die Anderung des Magnetfeldvektors,<br />

die auftritt, wenn man einer Feldlinie folgt.<br />

(4.38) und (4.41) lassen sich zu der Druckbilanz zusammenfassen:<br />

r(p + pmagn) = ( ~ B r) ~ B<br />

0<br />

� (4.42)<br />

in der der magnetische Druck: pmagn = B 2 =2 0 eingefuhrt wurde. Fur gerade und parallele<br />

Feldlinien ist ( ~ B r) ~ B = 0 und es gilt dann:<br />

p + B2<br />

2 0<br />

= const : (4.43)<br />

Der magnetische Einschlu kann im Flussigkeitsbild als Konstanz des Gesamtdrucks aus<br />

kinetischem und magnetischem Druck verstanden werden. Dabei ist in der Regel der<br />

magnetische Druck hoher als der kinetische Druck. Fur Fusionsplasmen de niert man<br />

einen Parameter<br />

= p<br />

pmagn<br />

� (4.44)<br />

der den relativen Energieinhalt des Plasmas charakterisiert und meist kleiner als 20%<br />

gewahlt wird.<br />

Infobox: Vektorprodukte und Rotation<br />

In der Magnetohydrodynamik treten viele Vektoroperation in Verbindung<br />

mit Ableitungen auf. Daher fassen wir hier die wichtigsten Formeln<br />

zusammen:<br />

~A ( ~ B ~ C) = ( ~ A ~ C) ~ B ; ( ~ A ~ B) ~ C<br />

r (f ~A) = fr ~A + ~A rf<br />

r (f ~A) = fr ~A + rf ~A<br />

r ( ~A ~B) = ~B (r ~A) ; ~A (r ~B)<br />

r ( ~ A ~ B) = ~ A(r ~ B) ; ~ B(r ~ A)+( ~ B r) ~ A ; ( ~ A r) ~ B<br />

~A (r ~ B) = (r ~ B) ~ Ac ; ( ~ A r) ~ B<br />

~A = r(r ~ A) ;r (r ~ A)


4.2. MAGNETOHYDROSTATIK 111<br />

4.2.2 Diamagnetische Drift<br />

Wir haben im Einzelteilchenbild die Driftbewegung als eine adiabatische Bewegung auf<br />

einer gegenuber der Gyration langsamen Zeitskala kennengelernt. Ahnliche Betrachtungen<br />

konnen wir auch in der Fluidtheorie vornehmen, wenn wir die auf den Tragheitskraften beruhenden<br />

E ekte vernachlassigen. In der Impulstransportgleichung (4.29) vernachlassigen<br />

wir aus den genannten Grunden die Zeitabhangigkeit:<br />

0=nq( ~E + ~u ~B) ;rp (4.45)<br />

und multiplizieren von rechts vektoriell mit der magnetischen Flu dichte ~B:<br />

0= ~ E ~ B +(~u ~ B) ~ B ; 1<br />

nq rp ~ B: (4.46)<br />

Wenn wir ~u = ~u?~uk in Anteile senkrecht und parallel zur Magnetfeldrichtung zerlegen,<br />

ergibt das doppelte Kreuzprodukt (~u B) ~ B ~ =(~u? ~ B) ~ B ;B 2 ~u?, da~uk<br />

~B = 0. Damit<br />

wird die Plasmabewegung senkrecht zum Magnetfeld ~u?:<br />

~u? = ~ E ~ B<br />

B 2 ; rp ~ B<br />

qnB 2 = ~vE + ~vD : (4.47)<br />

Der erste Term stellt die schon bekannte E B-Drift dar, der zweite Term (~vD) ist die<br />

diamagnetische Drift. Siela t sich leicht veranschaulichen mit der Vorstellung von gyrierenden<br />

Teilchen, deren Dichteverteilung inhomogen ist. Die Uberlagerung der Kreisstrome<br />

ergibt infolge des Dichtegradienten einen Nettostrom (Abb. 4.7). Ein berandetes magnetisiertes<br />

Plasma hat grundsatzlich einen Netto-Ober achenstrom, den diamagnetischen<br />

Strom.<br />

Dieser Nettostrom kommt allein durch die inhomogene Verteilung der Fuhrungszentren<br />

zustande. Die Fuhrungszentren selbst bleiben bei der diamagnetischen Drift in Ruhe.<br />

Das ist anders als bei den Driften des Einzelteilchenmodells, die ja gerade die Bewegung<br />

des Fuhrungszentrums beschreiben. Es ist also nicht zulassig, die Beschreibungsweisen<br />

fur das Plasma zu mischen, indem man die Driftgeschwindigkeiten aus dem Einzelteilchenbild<br />

einfach zu den jetzt bekannten Fluiddriften hinzuaddiert. Fur eine bestimmte<br />

Situation mu man selbstkonsistent in einem der Modelle rechnen. Die E B-Drift und<br />

die Krummungsdrift ergeben sich auch in der Fluidbeschreibung, die Gradientendrift jedoch<br />

verschwindet. Fur eine ausfuhrlichere Diskussion dieser Aspekte sei der Leser auf<br />

das Lehrbuch von Chen [60] verwiesen.<br />

Wir konnen nun den Spie herumdrehen und die Frage stellen, welche Rolle der diamagnetische<br />

Strom in der Fluidtheorie spielt. Dazu bilden wir Elektronen- und Ionenbeitrag:<br />

~| = ne(~vDi ; ~vDe) =; (rpi + rpe) ~B<br />

B 2<br />

: (4.48)


112 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

Abbildung 4.7: (a) Diamagnetische Drift in einem inhomogenen Plasma und (b) Oberachenstrom<br />

eines berandeten, homogenen magnetisierten Plasmas<br />

Dann wird die Lorentzkraft auf diesen Strom:<br />

~| ~B = ; (rp ~B) ~B<br />

B 2<br />

= r?p (4.49)<br />

gleich dem Gradienten des Gesamtdrucks. Das ist gerade die statische Balance der Magnetohydrostatik.<br />

Also balanciert der Ober achenstrom in 4.7(b) den radialen Druckgradienten.<br />

Bildhaft gesprochen kann man sich die magnetische Ober ache mit den darin<br />

liegenden Feldlinien und Stromlinien (4.6) wie einen Strumpf vorstellen, der das thermische<br />

Plasma zusammenhalt.


4.3. MAGNETOHYDRODYNAMIK (MHD) 113<br />

4.3 Magnetohydrodynamik (MHD)<br />

Im vorangehenden Kapitel wurde das Plasma durch zwei sich durchdringende Flussigkeiten<br />

(Elektronen und Ionen) dargestellt. Die resultierenden Impulstransportgleichungen<br />

konnten zusammengefa t werden zu einer einheitlichen Impulstransportgleichung fur den<br />

Massen u . Wir hatten schon den Vergleich zurTransformation ins Schwerpunktsystem<br />

eines Zweikorperproblems angestellt. Die zweite Variable des Zweikorperproblems wird<br />

durch die Relativgeschwindigkeit gebildet, die mit der Stromdichte verwandt ist:<br />

4.3.1 Ohmsches Gesetz<br />

~| = ne(~ui ; ~ue) : (4.50)<br />

Eine dynamische Gleichung fur den Strom erhalt man durch Subtraktion der (mit me<br />

bzw. mi) gewichteten Impulstransportgleichungen (4.33):<br />

@<br />

nmime<br />

@t (~ui ; ~ue) = ne(me + mi) ~ E + ne(me~ui + mi~ue) B~<br />

;merpi + mirpe + n(me + mi) eime(~ue ; ~ui) : (4.51)<br />

In den Summen der Massen kann stets me gegen mi vernachlassigt werden. Der Mischterm<br />

me~ui + mi~ue kann wie folgt zerlegt werden:<br />

me~ui + mi~ue = mi~ui + me~ue + mi(~ue ; ~ui)+me(~ui ; ~ue) (4.52)<br />

= 1<br />

Aus (4.51) und (4.53) wird dann:<br />

mime<br />

e<br />

@~|<br />

n m~vm ; (mi ; me) 1<br />

@t = e m ~E + ~vm ~B ; eime<br />

ne<br />

~|: (4.53)<br />

ne<br />

2 ~|<br />

;mi~| ~ B ; merpi + mirpe : (4.54)<br />

Solange wir uns wieder fur langsam veranderliche Prozesse interessieren konnen wir @~|=@t<br />

= 0 setzen und Terme der Gro enordnung me=mi vernachlassigen. Dann erhalten wir das<br />

verallgemeinerte Ohmsche Gesetz fur ein magnetisiertes Plasma:<br />

~E + ~vm<br />

~B = ~| + 1<br />

ne (~| B ~ ;rpe) : (4.55)<br />

Dabei ist = eime=ne2 die Plasmaresistivitat aufgrund der Coulombsto e zwischen<br />

Elektronen und Ionen. Die linke Seite stellt die korrekte Feldstarke im Bezugssystem der<br />

Massenbewegung dar. Sie ergibt sich als Spannungsabfall j zuzuglich der E ekte der<br />

Hallspannung ~| B=ne ~ und Elektronen-Druckgradienten. Nach (4.36) stellt der Beitrag<br />

~| ~B ;rpe gerade die Tragheitskrafte dar, die wir in Fallen statischer Stromungen<br />

vernachlassigen wollen. Dann wird das verallgemeinerte Ohmsche Gesetz:<br />

~E + ~vm<br />

~B = ~| : (4.56)


114 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

4.3.2 Eingefrorene Feldlinien<br />

Als Anwendung des verallgemeinerten Ohmschen Gesetzes betrachten wir den Fall einer<br />

Plasmabewegung, die eine Komponente senkrecht zur magnetischen Feldrichtung besitzt.<br />

Wir formen das Ohmsche Gesetz um durch Bildung der Rotation und Anwendung der<br />

Maxwellgleichungen:<br />

~E + ~vm<br />

r ~E + r (~vm ~B) =<br />

~B = ~| = r<br />

0<br />

~ B<br />

; r (r<br />

0<br />

~ B) = ;r (~vm<br />

r (r ~B) ;<br />

0<br />

@ ~ B<br />

@t<br />

(4.57)<br />

~B) : (4.58)<br />

Betrachten wir zunachst den Fall des ruhenden Plasmas ~vm = 0, dann erhalten wir die<br />

Di usionsgleichung fur das Magnetfeld:<br />

; @ ~ B<br />

@t + DB ~ B =0 (4.59)<br />

mit der Di usionskonstanten DB = = 0. Mit einem Ansatz ~ B(t) / exp(;t= B) und<br />

Ersatz des Laplaceoperators durch eine Skalenlange (zum Quadrat) B ~ B=L ~ 2 erhalt<br />

man die Di usionszeit zu:<br />

B =<br />

0L 2<br />

: (4.60)<br />

Man erkennt, da mit abnehmender Resistivitat die Di usionzeit immer langer wird.<br />

Diese Betrachtung ist naturlichnichtnur auf Plasmen beschrankt. Fur die Verhaltnisse im<br />

Erdkern ergibt sich B 10 4 a,fur eine Kupferkugel von 1m Durchmesser wird B 10s.<br />

Die Leitfahigkeit von vollionisierten Plasmen ist i.d.R. wesentlich gro er als die der<br />

Metalle, wie Kupfer, so da wir als Konzept fur hei e Laborplasmen und astrophysikalische<br />

Plasmen oft den Grenzfall ! 0 heranziehen werden (ideale MHD). Dieses fuhrt zu der<br />

Beziehung:<br />

Mit der Identitat:<br />

@ ~B<br />

@t<br />

= r (~vm<br />

r (~vm ~B) =(~B r)~vm ; (~vm r) ~B + ~vm (r ~B)<br />

| {z }<br />

=0<br />

und unter Benutzung der Kontinuitatsgleichung (4.7) in der Form:<br />

r ~vm = ; 1<br />

m<br />

@ m<br />

@t +(~vm r) m<br />

~B) : (4.61)<br />

!<br />

= ; 1<br />

m<br />

; ~B(r ~vm) (4.62)<br />

d m<br />

dt<br />

(4.63)


4.3. MAGNETOHYDRODYNAMIK (MHD) 115<br />

erhalt man den Ausdruck:<br />

Unter Benutzung der Identitat<br />

d<br />

dt<br />

d ~ B<br />

dt =(~B r)~vm + ~ B<br />

0<br />

@ ~B<br />

m<br />

1<br />

A = 1<br />

m<br />

d ~B<br />

dt<br />

m<br />

d m<br />

dt<br />

1<br />

; ~B<br />

2<br />

m<br />

d m<br />

dt<br />

ergibt sich dann die Beziehung (Theorem von Truesdell [61]):<br />

d<br />

dt<br />

0<br />

@ ~ B<br />

m<br />

1<br />

A =<br />

0<br />

@ ~ B<br />

m<br />

1<br />

r<br />

: (4.64)<br />

(4.65)<br />

A~vm : (4.66)<br />

Man erinnere sich, da die totale Zeitableitung die Veranderung einer Gro e bei Verfolgung<br />

des bewegten Flussigkeitselements beschreibt. Der Operator ( ~B= m) rdi erenziert<br />

in Richtung der Magnetfeldlinien. Betrachten wir den Sonderfall eines Bundels paralleler<br />

Magnetfeldlinien und einer Massenstromung senkrecht zu diesen Feldlinien, dann ist<br />

die rechte Seite von (4.66) gleich Null. Das bedeutet, da der Quotient ~ B= m in diesem<br />

Stromungsproze konstant bleibt, und da die Feldlinien mit konstanter Masse beladen<br />

sind und sich mit der Massenstromung bewegen. Dieses ist das Konzept der eingefrorenen<br />

Feldlinien. Fur den allgemeinen Fall einer beliebigen Stromungsrichtung sei auf das<br />

Lehrbuch von Cap, Bd. III verwiesen [62].<br />

4.3.3 Alfvenwellen<br />

Das Konzept des eingefrorenen Flusses kann man am einfachsten am Beispiel von wellenartigen<br />

Storungen eines magnetisierten Plasmas nachvollziehen. Wir beginnen in der<br />

idealen MHD ( = 0). Die unendliche Leitfahigkeit bedingt, da ein Magnetfeld, das sich<br />

im Inneren des Plasmas be ndet, nicht aus ihm herausdi undieren kann. Die Temperatur<br />

des Plasmas sei hinreichend niedrig, da Druckkrafte vernachlassigt werden konnen. Dann<br />

ist die Impulstransportgleichung einfach:<br />

@~vm<br />

m<br />

@t = ~| B ~ (4.67)<br />

und gema (4.62)<br />

@ ~ B<br />

@t =(~ B r)~vm ; (~vm r) ~ B ; ~ B(r ~vm) : (4.68)<br />

Wir nehmen zur Vereinfachung an, da eine inkompressible Stromung r ~vm =0vorliegt,<br />

d.h. m =const. Die Kompressibilitat wurde namlich nur zusatzliche Schallwellen erzeugen,<br />

die uns im Moment nicht interessieren. Fur Magnetfeld und Massengeschwindigkeit


116 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

machen wir den Storungsansatz:<br />

~B = ~B0 + ~B1<br />

~vm = ~v1 � (4.69)<br />

in denen ~ B0 =(0� 0�B0) und ~v0 = 0 gewahlt wird. Fur ein homogenes Magnetfeld ~ B0<br />

ist der Term (~vm r) ~ B von 2. Ordnung der Storungsrechnung, da er das Produkt aus<br />

~v1 und ~B1 enthalt, und kann vernachlassigt werden. Fur den Plasmawechselstrom gilt<br />

j = r ~ B1= 0. Dann ergibt sich fur die kleinen Storgro en:<br />

@~v1<br />

m<br />

@t<br />

= 1<br />

0<br />

(r ~ B1) ~ B0<br />

@ ~ B1<br />

@t = ( ~ B0 r)~v1 : (4.70)<br />

O ensichtlich liegt (r ~B1) ~B0 senkrecht zu ~B0 und damit ist die Geschwindigkeitsstorung<br />

~v1 senkrecht zum statischen Magnetfeld. Ebenso hat ~ B1 nur Komponenten<br />

senkrecht zu ~B0. Das doppelte Kreuzprodukt (r ~B1) B0 =(~B0 r) ~B1 ; (r ~B1) ~B0<br />

verdient gesonderte Betrachtung. Weil ~ B1 =(B1x�B1y� 0) gilt:<br />

r ~B1 =<br />

0<br />

B<br />

@<br />

@B1x<br />

@x<br />

@B1x<br />

@y<br />

@B1x<br />

@z<br />

@B1y<br />

@x<br />

@B1y<br />

@y<br />

@B1y<br />

@z<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

C<br />

A<br />

(4.71)<br />

und ~B0 =(0� 0�B0) verschwindet das Skalarprodukt (r ~B1) ~B0. Ersetzen wir ~B0 r=<br />

B0@=@z erhalt man dann die Storgro en in Koordinatenschreibweise:<br />

@v1?<br />

m<br />

@t<br />

@B1?<br />

@t<br />

= B0<br />

0<br />

@B1?<br />

@z<br />

@v1?<br />

= B0<br />

@z<br />

: (4.72)<br />

worin der Index ? stellvertetend fur x oder y steht. Diese beiden Gleichungen lassen sich<br />

zu Wellengleichungen fur die Storgro en zusammenfassen:<br />

" 2 @ @<br />

; v2<br />

@t2 A<br />

2<br />

@z2 #<br />

v1? = 0<br />

" 2 @ @<br />

; v2<br />

@t2 A<br />

2<br />

@z2 #<br />

B1? = 0 : (4.73)


4.3. MAGNETOHYDRODYNAMIK (MHD) 117<br />

Dabei ist vA die Alfvengeschwindigkeit:<br />

vA =<br />

B 2<br />

0<br />

0 m<br />

! 1=2<br />

=<br />

! 1=2<br />

2pmagn<br />

Abbildung 4.8: Geometrie einer transversalen Alfvenwelle<br />

m<br />

: (4.74)<br />

Diese Schallgeschwindigkeit entspricht derjenigen einer Transversalwelle auf einer Saite<br />

mit Massenbelegung m und Zugspannung :<br />

cs =<br />

j j<br />

m<br />

! 1=2<br />

: (4.75)<br />

Diese Analogie legt es sofort nahe, die eingefrorenen Feldlinien wie Klaviersaiten zu betrachten,<br />

die zur Massenerhohung mit Kupferdraht umwickelt sind. Weiterhin hat sich ergeben,<br />

da ein Magnetfeld sowohl einen Druck pmagn = B 2 =2 0 senkrechtzudenFeldlinien<br />

ausubt, als auch eine Zugspannung = ;2pmagn besitzt. Dieses la t sich zusammenfassen


118 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

im Maxwellschen Stresstensor [63]:<br />

T =<br />

0<br />

B<br />

@<br />

B2 0=2 0 0 0<br />

0 B2 0<br />

0=2 0<br />

0 0 ;B 2<br />

0 =2 0 :<br />

1<br />

C<br />

A (4.76)<br />

Den Faktor 2 in = ;2pmagn sieht man ein, wenn man sich den Stresstensor als die<br />

Summe aus einem isotropen Drucktensor und einer Zugspannung langs des Magnetfeldes<br />

vorstellt:<br />

T =<br />

0<br />

B<br />

@<br />

4.3.4 Der Pinche ekt<br />

pmagn 0 0<br />

0 pmagn 0<br />

0 0 pmagn<br />

1<br />

C<br />

A +<br />

0<br />

B<br />

@<br />

0 0 0<br />

0 0 0<br />

0 0 ;2pmagn<br />

1<br />

C<br />

A : (4.77)<br />

Mit Hilfe von Impulsstromen im Bereich von 10 kA bis 1 MA konnen Plasmen sehr<br />

e zient aufgeheizt und magnetisch eingeschlossen werden. Dabei unterscheidet man zwei<br />

Geometrien (4.9), den Z-Pinch, bei dem ein axialer Strom durch ein zylindrisches Plasma<br />

ie t, und den -Pinch, bei dem ein azimutaler Strom in das Plasma induziert wird. Unter<br />

der Wirkung der magnetischen Druckkrafte wird das Plasma zu einem dunnen Schlauch<br />

zusammengedruckt.<br />

Das Gleichgewicht eines Z-Pinches konnen wir anhand der Bilanz fur magnetischen<br />

Druck und kinetischen Druck der Plasmateilchen beschreiben. Es gilt fur jeden Radius:<br />

p(r)+ B(r)2<br />

= const : (4.78)<br />

2 0<br />

Folglich ist der kinetische Druck im Zentrum des Pinches (r=0) gleich dem magnetischen<br />

Druck an der Ober ache (r=a):<br />

nkB(Te + Ti) = B(a)2<br />

2 0<br />

: (4.79)<br />

Das Magnetfeld an der Plasmaober ache ergibt sich nachdemAmpereschen Gesetz aus<br />

dem Gesamtstrom:<br />

B(a) = 02 aI : (4.80)<br />

Der Zusammenhang zwischen der Temperatur auf der Achse des Pinches und dem Gesamtstrom<br />

lautet dann (Bennett-Beziehung) [64]:<br />

2 I<br />

(Te + Ti) / : (4.81)<br />

a2 Dies bedeutet, da die erreichbare Temperatur mit dem Quadrat des Entladungsstroms<br />

skaliert. Pinchentladungen spielen zwar fur die kontrollierte Kernfusion keine Rolle mehr.<br />

Die in ihnen erreichbaren hohen Temperaturen konnen aber gezielt benutzt werden, um<br />

Plasmen mit hochgeladenen Ionen zu erzeugen, um z.B. die Linienspektren dieser Ionen<br />

fur die Anwendung in der Diagnostik hei er Plasmen zu vermessen.


4.3. MAGNETOHYDRODYNAMIK (MHD) 119<br />

Abbildung 4.9: (a) Z-Pinch und (b) -Pinch. Der magnetische Selbsteinschlu (Pincheffekt)<br />

tritt in stromstarken Impulsentladungen auf. Der Impulsstrom wird von einer Kondensatorbatterie<br />

mit Funkenstreckenschaltern geliefert.


120 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

4.3.5 MHD-Generatoren (*)<br />

Ein stromendes Plasma kann zur direkten Energiegewinnung eingesetzt werden. Dazu la t<br />

man es in einem Kanal mit transversalem Magnetfeld stromen. Das Prinzip ist in 4.10<br />

dargestellt. Senkrecht zur Magnetfeldrichtung ist die in das bewegte Medium induzierte<br />

Spannung (EMK) (~u ~ B)b verfugbar, wobei b die Kanalbreite ist. Belastet man diese<br />

Spannung mit einer externen Last, deren Widerstand klein gegenuber dem Innenwiderstand<br />

des Plasmas ist, so ie t ein Strom:<br />

~|ind = 1 ~u ~ B: (4.82)<br />

Dieser Strom bremst die Plasmabewegung mit der Kraft (4.10(b)):<br />

~F = ~|ind ~B : (4.83)<br />

Der Vorteil der MHD-Energiewandlung liegt in der Ausnutzung der hohen Primartemperaturen<br />

eines konventionellen (oder Kern-)Kraftwerks. Aus Grunden der Materialbeanspruchung<br />

sind Dampfturbinen nur etwa bis 800 o C einsetzbar, wahrend MHD-Generatoren<br />

bis 2700 o C arbeiten. Im Prinzip sind Gesamt-Wirkungsgrade bis zu 60% mit MHD-<br />

Generatoren erreichbar. Zur Erhohung der Leitfahigkeit werden dem Gasstrom Alkalimetalle<br />

beigemengt.<br />

Trotz intensiver Bemuhungen, vor allem in der ehemaligen Sowjetunion, ist es nichtgelungen,<br />

MHD-Generatoren kommerziell einzusetzen, da das Problem der Korrosion durch<br />

das agressive Natrium nicht gelost werden konnte. Die Umkehrung des MHD-Generator-<br />

Prinzips stellen die Plasmatriebwerke fur Weltraumanwendungen dar, in denen j B<br />

Krafte zur Beschleunigung eingesetzt werden. Dieses Prinzip ist attraktiv, da die Geschwindigkeit<br />

des ausgesto enen Plasmas wesentlichhoher als bei Verbrennungsprozessen<br />

ist.


4.3. MAGNETOHYDRODYNAMIK (MHD) 121<br />

Abbildung 4.10: MHD-Generator. Die Gasstromung erzeugt eine induzierte Feldstarke<br />

~vgas<br />

~B, die ihrerseits einen elektrischen Strom ~| zur Folge hat, wenn der Generator<br />

extern belastet ist. Das Plasma erfahrt eine Bremskraft ~| B.<br />

~


122 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

4.3.6 MHD-Stabilitat<br />

Das statische Pinch-Plasma haben wir unter dem Gesichtspunkt des Druckgleichgewichts<br />

zwischen kinetischem Gasdruck und magnetischem Druck an der Ober ache analysiert.<br />

Gleichgewicht bedeutet aber nicht automatisch Stabilitat. Stellen wir uns zunachst vor,<br />

da das zylindrische Plasma eine lokalisierte Einschnurung erfahrt (Abb.4.11(a)). Nach<br />

(4.78) steigt dann lokal das azimutale Magnetfeld und damit der magnetische Druck<br />

an der Ober ache, was zu einer Verstarkung der Einschnurung fuhrt. Der ursprungliche<br />

homogene Plasmazustand ist also instabil� die Instabilitat wird Sausage-Instabilitat (zu<br />

deutsch " Wurstchen\-Instabilitat) genannt.<br />

Als zweite Art der Storung betrachten wir eine lokalisierte radiale Auslenkung der gesamten<br />

Plasmasaule (Abb.4.11(b)). Auf der Seite des geringeren Krummungsradius ist die<br />

Feldliniendichte hoher als auf der Au enseite. Damit treibt die Di erenz des magnetischen<br />

Druckes die Storung weiter nach au en. Dieser Instabilitatstyp hei t Kink-Instabilitat.<br />

Diese beiden Instabilitaten limitieren die Kompression des Z-Pinches, indem das hei e<br />

Plasma in der beschriebenen Art ausbrechen kann. Beide Instabilitaten konnen mit Hilfe<br />

eines axialen Magnetfeldes stabilisiert werden.<br />

Abbildung 4.11: (a) Sausage-Instabilitat, (b) Kink-Instabilitat des Z-Pinches


4.3. MAGNETOHYDRODYNAMIK (MHD) 123<br />

Ein Exkurs uber Strommessung in Hochstromentladungen (*)<br />

Stromstarke Entladungen erfordern die Messung von Stromen im Bereich von etwa 1-<br />

100 kA. Die ubliche Methode, den Spannungsabfall an einem Me widerstand (Shunt) als<br />

Stromme wert zu verwenden, ist nur bis etwa 1kAsinnvoll, da bei Widerstanden unter<br />

1m der induktive Anteil dominiert und den Frequenzgang bei den hohen Frequenzen<br />

verfalscht, die bei Impulsentladungen bedeutsam sind. Daher hat sich das Prinzip des<br />

induktiven Stromwandlers (Stromzange) fur derartige Entladungen durchgesetzt.<br />

Ein solcher Stromwandler besteht aus einem Abschirmrahmen (4.12), in dem vier<br />

Ferritstabe mit Spulen untergebracht sind. Das Gehause enthalt einen umlaufenden Spalt,<br />

damit es keine Kurzschlu windung bildet. Der magnetische Flu in den Ferritstaben ist<br />

proportional zur Stromstarke in dem vom Rahmen umfa ten Stromleiter, der entweder ein<br />

Zuleitungsdraht oder das Plasmarohr selbst sein kann. Die Ausgangsspannung des o enen<br />

Wandlers ist nach dem Induktionsgesetz proportional zu @I=@t. Das Ausgangssignal wird<br />

mit elektronischen Mitteln zeitintegriert, um ein Signal proportional zum Stromverlauf zu<br />

erhalten. Bei genugend hoher Induktivitat der Spulen kann die Integration passiv durch<br />

einen niederohmigen Widerstand erfolgen, der mit der Spuleninduktivitat einen Tiefpa<br />

erster Ordnung bildet.<br />

Abbildung 4.12: (a) Aufbau eines induktiven Stromwandlers (b) Ersatzschaltbild mit Integration<br />

der Induktionsspannung durch einen L-R Tiefpa .


124 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

4.3.7 Die Vollstandigkeit der MHD<br />

Zum Ende dieses Kapitels wollen wir nochmals die Frage betrachten, wie die Beschreibung<br />

eines Plasmas durch die MHD-Gleichungen strukturell aussieht. In der MHD beschreiben<br />

wir das Plasma durch Massenbewegung und elektrischen Strom, in denen die Variablen<br />

m�~vm� e und ~| vorkommen. Dieses sind acht Unbekannte, zu denen noch die sechs Komponenten<br />

von ~E und ~B hinzuzunehmen sind.<br />

An Gleichungen haben wir fur die Teilchen zwei Kontinuitatsgleichungen, die Bewegungsgleichung<br />

und das verallgemeinerte Ohmsche Gesetz, die ebenfalls acht Gleichungen<br />

darstellen, zu denen noch das Induktionsgesetz und das Amperesche Gesetz (sechs Gleichungen)<br />

hinzutreten. Fur die Teilchen und Felder konnen wir geeignete Anfangsbedingungen<br />

oder Randbedingungen formulieren, so da die Di erentialgleichungen im Prinzip<br />

losbar erscheinen.<br />

Leider ubersieht diese Betrachtung, da eine weitere Variable auftritt, der gaskinetische<br />

Druck. Diese machte gerade den Unterschied zum Einzelteilchenbild aus und wir<br />

haben fur den Druck keine eigene Bewegungsgleichung abgeleitet. Der pragmatische Weg<br />

der Plasmaphysiker ist, fur den Druck eine thermodynamische Zustandsgleichung hinzuzunehmen,<br />

die je nach Situation eine adiabatische oder isotherme Zustandsanderung<br />

beschreibt. Dadurch wird der Abschlu der MHD-Gleichung erreicht.<br />

Es ist auch moglich, eine Energiebilanz im Flussigkeitsbild zu formulieren, die die<br />

Konvektion der Warme und Warmeleitung einschlie t. In einer solchen Gleichung, der<br />

Warmetransportgleichung, tritt jedoch, in Analogie zum Erscheinen des Terms hv 2 i in<br />

der Impulstransportgleichung, ein Moment dritter Ordnung hv 3 i auf, fur das uns dann<br />

wieder eine dynamische Gleichung fehlt. Die Erweiterung um die Warmetransportgleichung<br />

machtzwar die Beschreibung des Energiehaushalts des Plasmas moglich, zeigt aber<br />

gleichzeitig, da die MHD auf eine Hierarchie von Gleichungen hinauslauft, die durch eine<br />

ad-hoc Annahme abgeschlossen werden mu . Naturlich wundert uns diese Eigenschaft<br />

nicht, da das wirkliche Problem der Plasmabeschreibung aus den Bewegungsgleichungen<br />

von N Teilchen besteht, zu denen ein Satz von wenigen Fluidgleichungen nicht streng aquivalent<br />

sein kann. Die MHD ist also nur eine Approximation, die man je nach gewunschter<br />

Genauigkeit bis zur Energiebilanz heranzieht.


4.3. MAGNETOHYDRODYNAMIK (MHD) 125<br />

Memobox: MHD-Gleichungen<br />

@~vm<br />

m<br />

mime<br />

e<br />

@ m<br />

@t + r ( m~vm) = 0<br />

@ e<br />

+ r ~|<br />

@t<br />

= 0<br />

@t = ~| ~ B ;rp + m~g<br />

@~|<br />

@t = e m ~ E + ~vm<br />

~B ; eime<br />

~| 2 nee<br />

;mi~| ~ B ; merpi + mirpe<br />

r ~ E = ; @ ~B<br />

@t<br />

r ~ B = 0(~| + 0<br />

@ ~ E<br />

@t )


126 KAPITEL 4. FLUIDMODELLE DES PLASMAS<br />

4.4 Aufgaben<br />

1. Fuhren Sie die Zwischenschritte in der Herleitung der Bewegungsgleichung (4.36)<br />

aus.<br />

2. Der Sonnenwind stellt ein stromendes Plasma geringer Dichte dar, das auf das Erdmagnetfeld<br />

tri t. Schatzen Sie ab, in welcher Entfernung von der Erde der Staupunkt<br />

liegt, fur den der Staudruck gleich dem magnetischen Druck wird. Nehmen<br />

Sie hierfur an, da der Sonnenwind nur aus Protonen und Elektronen der Dichte<br />

5 10 6 m ;3 besteht und eine Geschwindigkeit von 400 km/s besitzt. Das Erdmagnetfeld<br />

in der Aquatorebene sei angenommen als B =3 10 ;5 T(r=rE) ;3 ,wobei rE der<br />

Erdradius ist.


Kapitel 5<br />

Wellen und Instabilitaten in<br />

Plasmen<br />

Das Interesse an Wellenvorgangen in Plasmen hat mehrere Wurzeln. Hier ist zunachst<br />

die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen in der Ionosphare zu nennen. Stimuliert<br />

durch Marconis Versuche zur Fernausbreitung von Radiowellen (1901) hatte Heaviside<br />

(1902) postuliert (wie Gau bereits vor der Jahrhundertwende spekulierte), da die Hochatmosphare<br />

der Erde eine elektrisch leitende Schichtenthalten musse, die die Radiowellen<br />

wie ein Spiegel re ektiert. Die quantitative Erforschung der Ionosphare mit Radiowellen<br />

als diagnostisches Hilfsmittel begann in den Jahren 1924-1927 mit der 'Echolotung' von<br />

Breit und Tuve[65]sowie Appleton's systematischer Programmatik [8]. Gleichzeitig waren<br />

im Labor bereits die Langmuirschwingungen bekannt [66]. In den sechziger Jahren wuchs<br />

das Interesse, die Heizung von Plasmen durch Einstrahlung intensiver Plasmawellen im<br />

Radio- und Mikrowellenbereich durchzufuhren.<br />

Uns interessieren in dieser Einfuhrung nur die fundamentalen Wellentypen, die Einblick<br />

in die verschiedenen Mechanismen der Wellenausbreitung geben. Gleichzeitig werden<br />

wir Anwendungen dieser Wellen fur diagnostische Zwecke diskutieren. Eine umfassende<br />

Darstellung der Plasmawellen ndet sich z.B. in [67, 68, 70]. Nach einer Behandlung der<br />

linearen Dispersionseigenschaften werden wir auch grundsatzliche Aspekte der nichtlinearen<br />

Wechselwirkung von Wellen ansprechen.<br />

Im Falle von Nichtgleichgewichtsbedingungen in Plasmen (in Analogie zur Besetzungsinversion<br />

in einem Lasermedium) konnen Wellen zeitlich oderraumlich anwachsen. Diese<br />

Klasse von Phanomenen behandeln wir als Mikroinstabilitaten von Plasmen, im Unterschied<br />

zu den makroskopischen Instabilitaten der MHD (vgl. Abschnitt 4.3.6).<br />

127


128 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

5.1 Grundbegri e<br />

Plasmawellen werden beschrieben durch dieMaxwellgleichungen<br />

r ~E = ; @ ~B<br />

@t<br />

r ~ B = 0(~| + 0<br />

(5.1)<br />

@ ~ E<br />

) (5.2)<br />

@t<br />

und eine geeignete Bewegungsgleichung des Plasmas, die den Zusammenhang ~|( ~ E) herstellt.<br />

Im einfachsten Fall geschieht das im Einzelteilchenbild durch :<br />

~| = ne(~vi ; ~ve) � (5.3)<br />

wobei ~ve�i die Losungen der Newtongleichung (3.1) sind. In warmen Plasmen konnen<br />

wir Drucke ekte durch Losung der MHD-Gleichungen fur die Variable ~| einschlie en.<br />

Zusatzliche E ekte hei er Plasmen werden in der kinetischen Theorie (vgl. Kap. 6) in<br />

Form der Vlasovgleichung erfa t.<br />

Fur die Beschreibung der Wellenausbreitung nehmen wir vereinfachend an, da der<br />

Zusammenhang zwischen dem Wechselstrom ~|! (mit der Kreisfrequenz !) und der Wechselfeldstarke<br />

~ E! linear ist, oder durch geeignete Naherungen linearisiert werden kann: 1<br />

~|! = ! ~ E(!) : (5.4)<br />

Hier ist ! der Leitfahigkeitstensor, der frequenzabhangig ist. Durch Bildung der Rotation<br />

im Induktionsgesetz erhalten wir die Wellengleichung:<br />

r (r ~E) = ;r @ ~B<br />

@t<br />

= ; @<br />

@t (r ~B)<br />

@ 2 ~ E<br />

= ; 0 0<br />

@t2 ; 0<br />

Mit 0 0 =1=c 2 lautet die Wellengleichung fur das elektrische Feld:<br />

r (r ~E)+ 1<br />

c2 @2 E~<br />

@t2 = ; 0<br />

@~|<br />

: (5.5)<br />

@t<br />

@~|<br />

: (5.6)<br />

@t<br />

1 Der untere Index ! von A! wird stets einen Schwingungsvorgang mit der zeitlichen Variation /<br />

exp(;i!t) bezeichnen. Wenn daran erinnert werden soll, da ein Wellenvorgang / exp(i ~ k ~r ; i!t)<br />

vorliegt, schreiben wir A(!� ~ k).


5.1. GRUNDBEGRIFFE 129<br />

5.1.1 Normalmodenanalyse<br />

Wir losen die Wellengleichung mit einem Ansatz fur ebene monochromatische Wellen:<br />

~E = ~ ^ E exp[i( ~ k ~r ; !t)]<br />

~B = ~ ^ B exp[i( ~ k ~r ; !t)]<br />

~| = ~ ^| exp[i( ~ k ~r ; !t)] : (5.7)<br />

Darin ist ~ k der Wellenvektor, der die Ausbreitungsrichtung der Welle angibt und dessen<br />

Betrag k =2 = ist. Die Wellenamplituden ~ ^E und ~ ^| sind komplex, um eine Phasenverschiebung<br />

zwischen Strom und Spannung einzuschlie en. Sie hangen von der Frequenz<br />

und Wellenzahl ab, z.B. : ^ E = ^ E(!� ~ k). Mit diesem Ansatz zeigen wir leicht, da folgende<br />

Substitutionsregeln fur die Di erentialoperatoren gelten:<br />

~ ^E<br />

r ~ E ! i ~ k<br />

r ~ E ! i ~ k ~ E^<br />

@<br />

@t ~E ! ;i! ~ ^E: (5.8)<br />

Damit schreiben sich dieMaxwellgleichungen (5.2) in Fourierdarstellung:<br />

i ~ k<br />

i ~ k<br />

~ ^E = i! ~ ^ B<br />

~ ^B<br />

~<br />

= ;i! ^E 0 0 + 0 ~ ^| 0 � (5.9)<br />

wobei der Phasenfaktor exp[i( ~ k ~r ; !t)] gekurzt werden kann und die Feldgro en jetzt<br />

durch ihre Amplituden ersetzt wurden. Benutzt man nun den angenommenen linearen<br />

Zusammenhang zwischen Stromdichte und elektrischer Feldstarke (5.4), so lautet die (homogene)<br />

Wellengleichung:<br />

~ k ( ~ k<br />

~ ^E)+ !2<br />

c2 ~ ^E + i! 0 ! ~ ^E =0: (5.10)<br />

Da der Zusammenhang zwischen Wechselstrom und Wechselspannung als linear angenommen<br />

wurde, kann der Teilchenstrom auch als Polarisierungsstrom aufgefa t werden<br />

und mit dem Vakuumverschiebungsstrom 0@ ~E=@t zusammengefa t werden. Im Falle der<br />

sehr hochfrequenten Wellen, bei denen nur eine Elektronenoszillation um ihre Ruhelage<br />

auftritt, wahrend die Ionen unbewegt sind, ist es erlaubt, sich das Plasma als Menge von<br />

Dipolen aus ruhendem Ion und darum oszillierende Elektronen vorzustellen. Wenn wir<br />

die Verschiebungsdichte D(!) einfuhren:<br />

~ ^D! = 0 !<br />

~ ^E! � (5.11)


130 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

so erhalt man den allgemeinen Zusammenhang zwischen Leitfahigkeitstensor und Dielektrizitatstensor:<br />

! = I + i<br />

! 0 ! : (5.12)<br />

wobei I der Einheitstensor ist. Es gibt also zwei Betrachtungsweisen, das Medium Plasma<br />

entweder als verlustbehaftetes Dielektrikum ( !) oder als phasenschiebender Leiter ( !)<br />

aufzufassen. In den Fallen, wo die Plasmawellen weitgehend ungedampft sind, ist die<br />

Dielektrizitatskonstante vorwiegend reell, so da wir die dielektrische Beschreibung als<br />

praktikablere vorziehen werden.<br />

5.1.2 Phasen- und Gruppengeschwindigkeit<br />

Wir de nieren die Phase einer monochromatischen Welle :<br />

' = ~ k ~r ; !t : (5.13)<br />

Ein Punkt bestimmter Phase in einer Welle bewegt sich mit einer Geschwindigkeit, die<br />

durch die Konstanz seiner Phase de niert wird:<br />

Daher wird die Phasengeschwindigkeit:<br />

0= d'<br />

dt = ~ k d~r<br />

; !: (5.14)<br />

dt<br />

~v' = !<br />

k2 ~ k: (5.15)<br />

Sie ist ein Vektor vom Betrag v' = !=k und zeigt in Richtung der Wellenausbreitung.<br />

Betrachten wir nunmehr die Ausbreitung von zwei Wellen, die miteinander interferieren.<br />

Der Einfachheit nehmen wir an, da die Wellen gleiche Amplituden haben und<br />

sich inx-Richtung ausbreiten. Dann wird die Welle z.B. durch dieUberlagerung zweier<br />

Sinuszuge beschrieben:<br />

Mit dem Additionstheorem fur den Sinus erhalten wir:<br />

= 2 sin<br />

0<br />

B<br />

B1<br />

B<br />

@2<br />

(k1 + k2)x ; 1<br />

2 (!1<br />

1<br />

C<br />

+ !2)tC<br />

| {z }<br />

I<br />

= sin(k1x ; !1t)+sin(k2x ; !2t) : (5.16)<br />

A cos<br />

0<br />

B<br />

B1<br />

B<br />

@2<br />

(k1 ; k2)x ; 1<br />

2 (!1<br />

1<br />

C<br />

;<br />

C<br />

!2)tC<br />

| {z }<br />

A<br />

II<br />

: (5.17)<br />

Dieses stellt die bekannte Interferenz gur (Abb. 5.1) dar, in der der Sinusterm die schnelle<br />

Oszillation mit dem arithmetischen Mittel der Frequenz und Wellenzahl darstellt, und der


5.1. GRUNDBEGRIFFE 131<br />

Abbildung 5.1: Interferenz zweier Sinuswellen gleicher Amplitude. Die momentane Phase<br />

propagiert mit der Phasengeschwindigkeit, die Hullkurve mit der Gruppengeschwindigkeit.<br />

Cosinusterm die Hullkurve beschreibt. Die Phasengeschwindigkeit dieser kombinierten<br />

Welle ergibt sich aus der Phase (I) des Sinusterms zu:<br />

v' = (!1 + !2)=2<br />

(k1 + k2)=2<br />

: (5.18)<br />

Die Hullkurve bewegt sich mit einer anderen Geschwindigkeit, der Gruppengeschwindigkeit,<br />

die sich aus der Phase (II) des Cosinusterms ergibt:<br />

vgr = (!1 ; !2)=2<br />

(k1 ; k2)=2<br />

= !<br />

k<br />

: (5.19)<br />

Im allgemeinen Fall eines spektral ausgedehnten Wellenpakets kann man zeigen, da die<br />

Gruppengeschwindigkeit durch den Ausdruck:<br />

~vgr =<br />

@!<br />

@kx<br />

� @!<br />

�<br />

@ky<br />

@!<br />

@kz<br />

!<br />

= rk! = d!<br />

d ~ k<br />

(5.20)<br />

gegeben ist. Die Analogie zu obigem Beispiel ist o ensichtlich. Die Gruppengeschwindigkeit<br />

hat den Betrag vgr =d!=dk. IhreRichtung ist allerdings in einem anisotropen<br />

Medium nicht unbedingt parallel zur Phasengeschwindigkeit. Es gibt wichtige Falle, z.B.<br />

bei den sog. Whistlerwellen in einem magnetisierten Plasma, wo sogar Phasen- und Gruppengeschwindigkeit<br />

zueinander senkrecht stehen konnen [70, 68].


132 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

5.1.3 Dispersionsrelation<br />

Die homogene Wellengleichung in Fourierdarstellung (5.10) la t sich mit Hilfe der Vektoridentitat<br />

~ k ( ~ k<br />

~ ^E) =( ~ k ~ k ; k2I) ~ ^E in folgenden Formen schreiben:<br />

Dabei ist ~ k ~ k die Dyade:<br />

~ k ~ k ; k 2 I+ ! 2<br />

c 2 I+i! 0 !<br />

~ k ~ k =<br />

~ k ~ k ; k 2 I+ ! 2<br />

c 2 !<br />

0<br />

B<br />

@<br />

kxkx kxky kxkz<br />

kykx kyky kykz<br />

kzkx kzky kzkz<br />

~ ^E = 0<br />

~ ^E = 0 : (5.21)<br />

1<br />

C<br />

A : (5.22)<br />

Die Gleichungen (5.21) stellen ein homogenes lineares Gleichungssystem fur den elektrischen<br />

Feldvektor dar:<br />

0<br />

B<br />

@<br />

kxkx ; k2 + !2<br />

c2 xx kxky + !2<br />

c2 xy kxkz + !2<br />

c2 xz<br />

kykx + !2<br />

c2 yx kyky ; k2 + !2<br />

c2 yy kykz + !2<br />

c2 yz<br />

kzkx + !2<br />

c2 zx kzky + !2<br />

c2 zy kzkz ; k2 + !2<br />

c<br />

2 zz<br />

1 0<br />

C<br />

B<br />

A<br />

B<br />

@<br />

^Ex<br />

^Ey<br />

^Ez<br />

1<br />

C<br />

A =0� (5.23)<br />

das nur dann nichttriviale Losungen besitzt, wenn die Determinante der Matrix verschwindet.<br />

Diese Determinantenbedingung liefert einen impliziten Zusammenhang zwischen Frequenz<br />

und Wellenvektor, den wir die Dispersionsrelation nennen:<br />

0=D(!� ~ k)=det ~ k ~ k ; k 2 I+ !2<br />

c 2 ! : (5.24)<br />

Die Funktion D(!� ~ k)=0kann oft auch in die explizite Form !( ~ k) gebrachtwerden. In der<br />

Regel treten dabei mehrere Zweige auf. Auch diese explizite Form des Zusammenhanges<br />

zwischen Frequenz und Wellenvektor bezeichnet man als Dispersionsrelation.


5.2. ELEKTRONENWELLEN 133<br />

5.2 Elektronenwellen<br />

In diesem Abschnitt werden wir den Wechselstrom der Ionen vernachlassigen, da wir<br />

uns fur sehr hochfrequente Wellen interessieren, denen die Ionen infolge der wesentlich<br />

gro eren Tragheit nicht folgen konnen. Dieses sieht man leicht ein,wenn man die Newtongleichung<br />

betrachtet:<br />

m d~v<br />

dt = q~ ^ E exp[i( ~ k ~r ; !t)] � (5.25)<br />

in der bei einer Frequenz ! der Teilchenwechselstrom den Wert<br />

~ ^| = nq ~<br />

ne<br />

^v = i 2<br />

~ ^E (5.26)<br />

!m<br />

annimmt, der eben fur Ionen um das Massenverhaltnis me=mi kleiner ist als der Elektronenwechselstrom.<br />

Somit wirken die Ionen bei hohen Frequenzen nur wie ein unbewegter<br />

neutralisierender Ladungshintergrund.<br />

5.2.1 Elektromagnetische Wellen<br />

Als erstes Beispiel wollen wir die elektromagnetischen Wellen in einem unmagnetisierten<br />

Plasma studieren. Hierzu legen wir den Wellenausbreitungsvektor ~ k =(kx� 0� 0) in<br />

x-Richtung. Da gema (5.26) Stromdichtevektor und elektrische Feldstarke zueinander<br />

parallel sind, hat der Leitfahigkeitstensor nur drei identische Diagonalelemente :<br />

xx = yy = zz = i ne2<br />

!m<br />

und der Dielektrizitatstensor nach (5.12) nur die Komponenten:<br />

xx = yy = zz =1+ i<br />

! 0<br />

Hierin ist !p die Elektronenplasmafrequenz:<br />

!p =<br />

ne 2<br />

0me<br />

! 1=2<br />

(5.27)<br />

yy =1; !2 p<br />

! 2 : (5.28)<br />

: (5.29)<br />

Unter Beachtung, da kxkx ; k2 =0undky = kz =0fur die hier gewahlte Geometrie<br />

lautet die Wellengleichung (5.23) dann:<br />

0<br />

B<br />

@<br />

! 2<br />

c2 (1 ; !2 p<br />

! 2 ) 0 0<br />

0 ;k2 + !2<br />

c2 (1 ; !2 p<br />

! 2 ) 0<br />

0 0 ;k2 + !2<br />

c2 (1 ; !2 p<br />

! 2 )<br />

1<br />

C<br />

A<br />

0<br />

B<br />

@<br />

^Ex<br />

^Ey<br />

^Ez<br />

1<br />

C<br />

A =0: (5.30)<br />

Das Problem besitzt o enbar eine Zylindersymmetrie umdiex-Achse, die sich inder<br />

Gleichberechtigugn der y- und z-Richtung au ert. Wir unterscheiden daher drei Falle:


134 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

1. ^ Ex 6= 0 aber ^ Ey = ^ Ez =0,d.h.longitudinale Wellen<br />

2a. Ex = 0 aber Ey 6= 0, d.h. transversale Wellen<br />

2b. Ex = 0 aber Ez 6= 0<br />

O ensichtlich sind die Transversalwellen entsprechend zweier moglicher Polarisationsrichtungen<br />

(in y- und z-Richtung) zweifach entartet. Den Fall der longitudinalen Wellen<br />

diskutieren wir in Abschnitt 5.2.3. Hier wollen wir rein elektromagnetische Wellen, d.h.<br />

transversale Wellen diskutieren. Daher setzen wir Ex = 0 und behalten nur die mittlere<br />

Zeile des linearen Gleichungssystems (5.30):<br />

oder, da ^Ey 6= 0:<br />

(;k 2 +(! 2 ; ! 2<br />

p)=c 2 ) ^Ey =0 (5.31)<br />

! 2 = ! 2<br />

p + k 2 c 2<br />

(5.32)<br />

(Gleiches folgt auch aus der letzten Zeile von (5.30)). Dieses ist die explizite Form der Dispersionsrelation<br />

fur elektromagnetische Wellen in Plasmen (vgl. Abb. 5.2). Wellenausbreitung<br />

Abbildung 5.2: Dispersionsrelation elektromagnetischer Wellen im unmagnetisierten Plasma.<br />

Wellenausbreitung ist nur oberhalb der Plasmafrequenz moglich. Fur ! !p nahert<br />

sich die Dispersion der Vakuumwelle ! = kc an.<br />

ndet nur statt, wenn !>!p. Im Grenzfall sehr gro er Frequenzen gilt ! ! kc, d.h. freie


5.2. ELEKTRONENWELLEN 135<br />

elektromagnetische Wellen im Vakuum. Hier wird die Elektronentragheit aufgrund der hohen<br />

Frequenz so gro , da keinerlei Teilchenstrome in den Maxwellgleichungen auftauchen.<br />

Elektromagnetische Wellen im unmagnetisierten Plasma haben eine Phasengeschwindigkeit,<br />

die gro er ist als die Lichtgeschwindigkeit. Ihre Gruppengeschwindigkeit ist jedoch<br />

kleiner als die Lichtgeschwindigkeit� daher verletzen sie nicht die Kausalitat.<br />

5.2.2 Interferometrie mit Mikrowellen und Lasern<br />

Die dielektrischen Eigenschaften des unmagnetisierten Plasmas sind durch die Dielektrizitatskonstante<br />

=1; ! 2<br />

p =!2 (5.33)<br />

gegeben, die von der Elektronendichte abhangt. Der Brechungsindex N des Plasmas fur<br />

transversale elektromagnetische Wellen ist wegen (5.32):<br />

N 2 = c2<br />

v 2 '<br />

= k2c2 ! 2 = : (5.34)<br />

Damit wird N =0bei! = !p und imaginar fur kleinere Frequenzen. Somit wird eine elektromagnetische<br />

Welle re ektiert, wenn ihre Frequenz kleiner ist als die Plasmafrequenz.<br />

Dies ist der Grund, warum die Silberschicht eines Spiegels sichtbares Licht re ektiert, im<br />

UV-bereich aberdurchsichtig ist.<br />

Die Elektronendichte, fur die !p = ! erfullt ist, nennt man den Cut-o -Punkt. In einem<br />

inhomogenen Plasma, bei dem die Dichte vom Rand zur Mitte ansteigt, stellt dieser<br />

kritische Dichtewert den Ort der Wellenre ektion fur eine von au en eingestrahlte Welle<br />

dar. Bei einem Laborplasma, dessen Elektronendichte hoher ist als die Cut-o -Dichte<br />

tritt der Cut-o auch als zeitliches Phanomen auf: nach dem Einschalten der Entladung<br />

steigt die Elektronendichte zeitlichan.Wellentransmission ist moglich, solange die Dichte<br />

noch kleiner als die Cut-o -Dichte ist, oder sobald nach dem Abschalten der Entladung<br />

die Cut-o -Dichte wieder unterschritten wird. Solche einfachen Transmissionsmessungen<br />

ergeben bereits eine grobe Dichtebestimmung, insbesondere wenn mehrere Wellenfrequenzen<br />

(typisch imMikrowellenbereich) verwendet werden.<br />

Eleganter ist es allerdings, den Brechungsindex des Plasmas mit einem Interferometer<br />

zu messen. Dieses geschieht jenach Elektronendichte mit einem Mikrowellen- (Abb.<br />

5.3) oder Laserinterferometer (Abb. 5.4)[71]. Die zugehorigen Cut-o -Dichten, d.h. die<br />

Dichtewerte, fur die !p = ! wird, sind in der Tabelle 5.1 zusammengestellt.<br />

Die Interferometrie betreibt man, indem man z.B. die Phasenanderung wahrend des<br />

Ausschaltens des Plasmas beobachtet. Dann hat sich die optische Weglange innerhalb<br />

des Plasmagefa es von N L auf den geometrischen Weg L geandert. Dies ergibt bei einer<br />

Wellenlange eine Phasenverschiebung:<br />

' =2 (N;1)L : (5.35)


136 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Tabelle 5.1: Cut-o Dichten fur Mikrowellen- und Laserinterferometer.<br />

Quelle Wellenlange Frequenz Cut-o -Dichte<br />

f nco(m ;3 )<br />

Mikrowelle 3cm 10 GHz 1� 2 10 18<br />

8mm 37 GHz 1� 7 10 19<br />

4mm 75 GHz 7� 0 10 19<br />

HCN-Laser 337 m 890 GHz 9� 8 10 21<br />

CO2 Laser 10,6 m 28 THz 9� 7 10 24<br />

He-Ne Laser 3,39 m 88 THz 9� 6 10 25<br />

0,633 m 474 THz 2� 8 10 27<br />

Der Brechungsindex kann fur Dichtewerte, die nicht zudicht an der Cut-o -Dichte liegen,<br />

in eine Taylorreihe entwickelt werden:<br />

wobei die Cut-o -Dichte de niert ist als:<br />

Damit wird die Phasenverschiebung:<br />

N = q 1 ; ! 2 p=! 2 1 ; 1 !<br />

2<br />

2<br />

p<br />

! 2 =1; 1 n<br />

2<br />

nco =<br />

;<br />

0me! 2<br />

e 2<br />

L n<br />

nco<br />

nco<br />

� (5.36)<br />

(5.37)<br />

: (5.38)<br />

Da die Cut-o -Dichte proportional zu ;2 ist, wachst die Phasenverschiebung proportional<br />

zur Wellenlange der verwendeten Welle und nicht reziprok, wie die Formel bei<br />

uchtiger Betrachtung suggeriert. Bei kleinen Elektronendichten sind also langwellige Laser<br />

oder Mikrowellen erforderlich.<br />

Ein Beispiel fur eine interferometrische Messung mit einem Aufbau wie in Abb. 5.4<br />

zeigt Abb. 5.5(a), die mit einem 8mm Mikrowellen-Interferometer an einer gepulsten Gasentladung<br />

gewonnen wurde. Beim Anstieg der Dichte ist die Nachweiselektronik nicht<br />

in der Lage, den schnellen Anderungen der Interferenz zu folgen. Nach dem Ende des<br />

Strompulses klingt die Plasmadichte ab und das zeitliche Interferogramm zeigt zunachst,<br />

wie die Welle den Cut-o verla t und dann mehrere Oszillationen bis zur Annahme einer<br />

Grenzphase vollfuhrt. Die starke Amplitudenabnahme bei Annaherung an den Cut-o<br />

liegt an der zunehmenden Re ektivitat des Plasmas. Die zugehorige Dichteauswertung<br />

mit der vollstandigen Formel (5.35) fur die Phasenverschiebung zeigt Abb. 5.5(b)<br />

Zuletzt wollen wir einige praktische Aspekte diskutieren:


5.2. ELEKTRONENWELLEN 137<br />

Abbildung 5.3: (a) Mikrowelleninterferometer in Mach-Zehnder-Anordnung. (b) Der<br />

analoge optische Aufbau. Vollre ektierende und teilre ektierende Spiegel sind durch die<br />

Mikrowellenbauelemente Krummer und Richtkoppler ersetzt.<br />

a Die untere Me grenze dieser Verfahren ist dann gegeben, wenn die Wellenlange mit<br />

den Plasmaabmessungen vergleichbar wird, so da die Naherung der geometrischen<br />

Optik verletzt wird. Daher ist die 10 GHz Mikrowelle die langste gebrauchliche<br />

Wellenlange.<br />

b Eine andere praktische Grenze liegt oft beim Nachweis der Phasenverschiebung.<br />

Wenn der Detektor nur zum Abzahlen von Interferenzmaxima und -minima eingesetzt<br />

wird, liegt die Nachweisgrenze ca. bei ' = =4, da die Amplitude benachbarter<br />

Extrema aus den genannten Grunden nicht konstant sein mu . Die Abzahlung<br />

von Interferenzstreifen hat also nur einen dynamischen Dichteme bereich von typisch<br />

1:40, wenn man die obere Grenze bei 5 Interferenzstreifen bis zur Erreichung<br />

des Cut-o abschatzt. Daher setzt man zur Me bereichserweiterung oft mehrere<br />

Wellenlangen zur Interferometrie ein.<br />

c Die Zweiwellenlangeninterferometrie benutzt simultan zwei Laser mit unterschiedlicher<br />

Wellenlange (Abb. 5.4), um den frequenzunabhangigen Beitrag, den das Neutralgas<br />

zum Brechungsindex liefert, vom Plasmabeitrag zu trennen [72].


138 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

d Eine Steigerung der Phasenemp ndlichkeitumetwa eine Zehnerpotenz erreicht man<br />

durch sog. Quadraturdetektion, bei dem zwei Referenzwellen herangezogen werden,<br />

die zueinander um 90 o phasenverschoben sind. Dann la t sich das Signal als Zeigerdiagramm<br />

darstellen und der Phasenwinkel als arctan(y2=y1) bestimmen. Technisch<br />

realisiert man diese beiden Wellen durch eine zirkular polarisierte Welle, die<br />

bekanntlich auszwei linear polarisierten mit zueinander senkrechten Polarisationsrichtungen<br />

und 90 o Phasenverschiebung besteht. Die beiden Interferometersignale<br />

konnen anhand ihrer unterschiedlichen Polarisation voneinander getrennt werden<br />

(Abb. 5.6) [73].


5.2. ELEKTRONENWELLEN 139<br />

Abbildung 5.4: Laserinterferometer in doppelter Michelson-Anordnung. Zwei He-Ne-<br />

Laser auf den Wellenlangen 1.1 m und 633nm durchstrahlen das Plasma. Das linear<br />

polarisierte Laserlicht wird durch eine =4-Platte zirkular polarisiert und ist nach zweitem<br />

Durchgang um 90 o in der Polarisationsebene gedreht. Mit einem Glan-Thomson Prisma<br />

kann das Interferenzsignal ausgekoppelt werden und eine Ruckkopplung in den Laser wird<br />

vermieden.


140 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 5.5: (a) Interferogramm einer gepulsten Gasentladung, (b) Auswertung der<br />

Elektronendichte im Afterglow.


5.2. ELEKTRONENWELLEN 141<br />

Abbildung 5.6: Laserinterferometer mit Quadraturdetektion. Der Strahl eines Infrarotlasers<br />

bei 3.39 m wird in ein Michelsoninterferometer gekoppelt, in dessen Me arm das<br />

Plasma steht, das mit einem Z-formigen Strahlengang insgesamt sechsmal durchlaufen<br />

wird. Im geknickten Referenzarm steht eine =8-Platte, die nach zweimaligem Durchlaufen<br />

den linear polarisierten Strahl in zirkulare Polarisation umwandelt. Die beiden Anteile<br />

der zirkularen Polarisation werden durch Totalre ektion unter dem Brewsterwinkel getrennt<br />

und mit zwei unabhangigen Detektoren nachgewiesen.


142 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

5.2.3 Plasmaschwingungen<br />

Au er elektromagnetischen Wellen konnen im Plasma longitudinale Plasmaschwingungen<br />

auftreten. Dieses erhalten wir aus (5.30) fur den Sonderfall ^ Ex 6= 0� ^ Ey = ^ Ez = 0. Dann<br />

wird die erste Zeile des Gleichungssystems:<br />

und letztlich:<br />

! 2<br />

c 2 xx ^ Ex =0 (5.39)<br />

xx =1; !2 p<br />

! 2 =0: (5.40)<br />

Dies ist eine Dispersionsrelation fur longitudinale Oszillationen. Die Besonderheit dieser<br />

sog. Langmuiroszillationen liegt darin da alle Strukturen mit beliebigem kx bei<br />

der Plasmafrequenz ! = !p oszillieren. Ihre Phasengeschwindigkeit hangt demnach vom<br />

gewahlten kx ab, ihre Gruppengeschwindigkeit ist jedoch Null, da ! nichtvon kx abhangt.<br />

Den Ein u der Gastemperatur auf die elektrostatischen Elektronenwellen werden wir<br />

in Kapitel 6.1.3 im Rahmen der kinetischen Theorie diskutieren. Die Dispersion dieser<br />

Wellen ist dann durch dieBohm-Gross-Dispersionsrelation (6.29) gegeben [74, 75]:<br />

! 2 = ! 2<br />

pe + 3<br />

2 k2 v 2<br />

th � (5.41)<br />

die dazu fuhrt, da die Elektronenplasmaschwingungen als Wellen propagieren.<br />

5.2.4 Strahl-Plasma-Instabilitat<br />

Plasmaschwingungen konnen unter Nichtgleichgewichtsbedingungen von selbst angefacht<br />

werden. Hierzu betrachten wir ein Plasma, das zwei Elektronengruppen enthalt:<br />

1. Ruhende Elektronen der Dichte n (1)<br />

0 =(1; )ne und Geschwindigkeit v (1)<br />

0 =0<br />

2. Bewegte Elektronen der Dichte n (2)<br />

0 = ne und Geschwindigkeit v (2)<br />

0<br />

Wir suchen eine Analogie zur Besetzungsinversion in einem Lasermedium, d.h. die ruhenden<br />

Elektronen entsprechen den Atomen im Grundzustand, die stromenden Elektronen<br />

denen im angeregten Zustand.<br />

Beide Elektronengruppen gehorchen der Newtongleichung (5.25), in der wir die totale<br />

Zeitableitung nun in die explizite Anderung und die konvektive Anderung zerlegen.<br />

Wir interessieren uns nur fur longitudinale Oszillationen, so da wir das Problem eindimensional<br />

in x-Richtung formulieren konnen:<br />

@v (`)<br />

@t<br />

+ v(`)@v(`)<br />

@x<br />

= ; e<br />

m ^ E exp[i(kx; !t)] ` =1� 2 : (5.42)


5.2. ELEKTRONENWELLEN 143<br />

Hier erkennt man nun, da die konvektive Ableitung eine Nichtlinearitat einfuhrt. Ebenso<br />

ist das Produkt nv in der Kontinuitatsgleichung nichtlinear. Wir fuhren daher eine<br />

Linearisierung in folgender Form durch:<br />

v (`) = v (`)<br />

0 + v (`)<br />

1 (x� t)<br />

n (`) = n (`)<br />

0 + n (`)<br />

1 (x� t) � (5.43)<br />

wobei die Gro en mit Index 1 als klein gegenuber den Gro en mit Index 0 vorausgesetzt<br />

werden. Das elektrische Feld der Welle ^ E = ^ E1 sehen wir ebenfalls als kleine Storgro e<br />

an. Die Gro en n (`)<br />

0 und v (`)<br />

0 sollen orts- und zeitunabhangige Mittelwerte darstellen. Die<br />

Storung v (`)<br />

1<br />

und n (`)<br />

1<br />

werden wir dagegen wieder als Wellen behandeln und durch ihre<br />

Fourieramplituden ^v (`)<br />

1 und ^n (`)<br />

1 ersetzen. In Fourierdarstellung lautet dann die Gleichung<br />

fur die stromende Elektronenpopulation:<br />

; i!^v (`)<br />

1 +(v (`)<br />

0 +^v (`)<br />

1 )ikx^v (`)<br />

1 = ; e<br />

m ^E1 : (5.44)<br />

Wir vernachlassigen jetzt den Term v (`)<br />

1 ikxv (`)<br />

1 , der quadratisch indenStorgro en ist.<br />

Dann erkennt man, da auf der linken Seite der linearisierten Gleichung die Dopplerverschobene<br />

Wellenfrequenz ! 0 = ! ; kxv (`)<br />

0 auftritt:<br />

; i(! ; kxv (`)<br />

0 )^v (`)<br />

1 = ; e<br />

m ^ E1 : (5.45)<br />

Die ruhende Elektronenpopulation 'sieht' dagegen die unveranderte Wellenfrequenz !.<br />

Dann konnen wir die Wechselstrombeitrage beider Populationen summieren:<br />

^|1 = ;e X<br />

`<br />

n (`)<br />

0 ^v (`)<br />

1 + v (`)<br />

0 ^n (`)<br />

1 ) : (5.46)<br />

Dabei treten longitudinale Geschwindigkeitsschwankungen und Dichteschwankungen auf.<br />

Quadratische Anteile ^n (`)<br />

1 ^v (`)<br />

1 werden vernachlassigt. Die Dichteschwankung ^n (2)<br />

1 erhalten<br />

wir aus der Kontinuitatsgleichung in Fourierdarstellung:<br />

; i!^n (2)<br />

1 + v (2)<br />

0 ikx^n (2)<br />

1 + ikx^v (2)<br />

1 n (2)<br />

0 =0� (5.47)<br />

in der wiederum Quadrate der Storgro en vernachlassigt sind. Damit wird der Gesamtwechselstrom:<br />

2 nee 1 ;<br />

^|1 = i<br />

m ! +<br />

!<br />

!<br />

^E1<br />

(5.48)<br />

und die Leitfahigkeit:<br />

2 nee<br />

xx = i<br />

m<br />

1 ;<br />

! +<br />

(! ; kxv (2)<br />

0 ) 2<br />

!<br />

(! ; kxv (2)<br />

0 ) 2<br />

!<br />

: (5.49)


144 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Die Dispersionsrelation (5.24) lautet dann:<br />

D(!�kx) = !2<br />

c2 + i! 0 xx = !2<br />

c2 1 ;<br />

(1 ; )!2<br />

p<br />

! 2<br />

Die Dielektrizitatskonstante des Plasmas ist dabei:<br />

xx =1;<br />

(1 ; )!2<br />

p<br />

! 2<br />

;<br />

;<br />

! 2<br />

p<br />

(! ; kxv (2)<br />

0 ) 2<br />

! 2<br />

p<br />

(! ; kxv (2)<br />

0 ) 2<br />

!<br />

=0: (5.50)<br />

: (5.51)<br />

Wir konnen also durch Vergleich mit (5.40) folgende Interpretation durchfuhren: Die '1'<br />

in der Dielektrizitatskonstanten stellt den normierten Vakuumverschiebungsstrom dar,<br />

der zweite Summand ist der normierte Teilchenwechselstrom der ruhenden Elektronenpopulation<br />

mit einer Dichte / (1 ; )! 2<br />

p, derdieFrequenz im Laborsystem 'sieht'. Der<br />

dritte Summand hat die Dichte / ! 2<br />

p der bewegten Elektronenpopulation und enthalt<br />

die Dopplerverschobene Wellenfrequenz, die die stromenden Elektronen erfahren.<br />

Die Losung der Dispersionsrelation (5.50) ist in Abb. 5.7 dargestellt. Es gibt eine<br />

'schnelle Raumladungswelle', deren Phasengeschwindigkeit gro er als v (2)<br />

0 ist. Sie nahert<br />

sich von ! = !p mit wachsendem kx an die konvektierten Dichtestorungen im Elektro-<br />

nenstrahl ! = kxv (2)<br />

0 an. Fur kx < kx�crit treten Losungen mit konjugiert komplexen<br />

Wellenfrequenzen ! = !r i auf, deren Phasengeschwindigkeit !r=kx


5.2. ELEKTRONENWELLEN 145<br />

Abbildung 5.7: Dispersionszweige bei der Strahl-Plasma-Instabilitat fur =0� 01.<br />

Die reelle positive Losung entspricht dabei der schnellen Raumladungswelle, die beiden<br />

konjugiert komplexen Losungen:<br />

!2�3 = ; 1<br />

2<br />

i 1p<br />

3<br />

2<br />

2<br />

1=3<br />

!p<br />

(5.54)<br />

reprasentieren die langsame Raumladungswelle (Re( !) < 0). Die Anwachsrate ist dann:<br />

= 1p<br />

3<br />

2 2<br />

1=3<br />

!p : (5.55)<br />

Wegen der dritten Wurzel aus erzeugt ein Elektronenstrahl von nur 0:002 Konzentration<br />

bereits eine Anwachsrate von ca. 1/10 der Plasmafrequenz.


146 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

5.3 Ionenakustische Wellen<br />

In einem (unmagnetisierten) Plasma konnen niederfrequente schallartige Wellen auftreten,<br />

da es die Eigenschaften des Gasdrucks (vornehmlich der Elektronen) und der Massentragheit<br />

(vornehmlich der Ionen) besitzt. Anstelle der Zusammensto e der Molekule,<br />

die bei gewohnliche Schallwellen in Gasen die Wellenausbreitung vermitteln, tritt die<br />

elektrostatische Anziehung bzw. Absto ung der Plasmateilchen.<br />

Unsere Aufgabe ist es wiederum, den Teilchenwechselstrom der beiden Plasmakonstituenten<br />

fur ein gegebenes elektrisches Wechselfeld zu berechnen und in die Dispersionsrelation<br />

(5.24) einzusetzen. Die Ionen nehmen wir als kalt an rp (i) = 0, aber bei den Elektronen<br />

lassen wir Druckkrafte zu. Wegen der niedrigen Wellenfrequenzen vernachlassigen wir<br />

die Tragheitskrafte der Elektronen gegenuber den Druckkraften. Als Bewegungsgleichung<br />

nehmen wir die Impulstransportgleichungen (4.31) der 2-Flussigkeitstheorie:<br />

(i)<br />

m<br />

" @~u (i)<br />

@t +(~u(i) r)~u (i)<br />

#<br />

= (i)<br />

e ~ E<br />

0 = (e)<br />

e ~E ;rp (e) : (5.56)<br />

Die mittlere Geschwindigkeit hei e hier wieder ~u im Unterschied zur Individualgeschwindigkeit<br />

~v. Die konvektiven Anderungen fuhren fur Oszillationen in ruhenden Flussigkeiten<br />

nur zu Storgro en zweiter Ordnung (vgl. die Diskussion bei Elektronenstrahlen in 5.2.4)<br />

und werden hier vernachlassigt. Dann vereinfachen sich die beiden Impulstransportgleichungen<br />

zu folgenden 'aquivalenten Newtongleichungen', die wir wegen der Parallelitat<br />

von Oszillationsgeschwindigkeit und elektrischem Feld eindimensional formulieren:<br />

@u (i)<br />

@t<br />

= e<br />

E1<br />

mi<br />

0 = ;eE1 ; 1 @p<br />

n<br />

(e)<br />

@x<br />

: (5.57)<br />

Wir gewinnen den Elektronendruck aus der Zustandsgleichung der Elektronen, die wir<br />

als ideales Gas behandeln:<br />

@p (e)<br />

!<br />

@n<br />

= kB Te + n@Te : (5.58)<br />

@x @x @x<br />

Wir wollen im folgenden den Temperaturgradienten vernachlassigen. Diese Annahme<br />

konnen wir im Nachhinein rechtfertigen, da die thermische Geschwindigkeit der Elektronen<br />

sehr viel gro er als die Phasengeschwindigkeit der Welle sein wird. Wahrend einer<br />

Periode der Welle bewegen sich die Elektronen daher uber viele Wellenlangen, so da ein<br />

standiger Teilchenaustausch zwischen Wellenbergen und -talern statt ndet, der Temperaturschwankungen<br />

ausgleicht.


5.3. IONENAKUSTISCHE WELLEN 147<br />

Wir konnen an dieser Stelle ein fur andere Betrachtungen nutzliches Nebenresultat<br />

gewinnen: Aus (5.57) und (5.58) folgt durch Integration die Boltzmannrelation:<br />

0 = ;eE1 ; kBTe @n<br />

n @x<br />

1 @n<br />

n @x<br />

=<br />

eE1<br />

;<br />

kBTe<br />

n = n0 exp<br />

e<br />

� (5.59)<br />

kBTe<br />

in der E1 = ;@ =@x benutzt wurde. Obwohl die Boltzmannrelation (5.59) streng nur im<br />

thermodynamischen Gleichgewicht gilt, kann sie fur das Elektronengas immer dann naherungsweise<br />

eingesetzt werden, wenn die Tragheitse ekte der Elektronen vernachlassigbar<br />

sind und die Elektronen aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit ein egalisierendes Warmebad<br />

fur den Proze bilden.<br />

Hier nehmen wir aber die Rechnung wieder anhand (5.58) auf. Zur Berechnung der<br />

Teilchenwechselstrome linearisieren wir die Teilchendichte: n = n0 + n1 und gehen mit<br />

einem Wellenansatz analog zu (5.7) zur Fourierdarstellung uber:<br />

^u (i)<br />

1 = ;i e<br />

mi! ^ E1<br />

0 = ; e<br />

me<br />

^E1 ; kBTe<br />

me<br />

ik 2<br />

! ^u(e)<br />

1 � (5.60)<br />

wobei wir die Kontinuitatsgleichung ;i!^n1 + ikn0^u1 = 0 zur Ersetzung von ^n (e)<br />

1<br />

^u (e)<br />

1 benutzt haben. Einsetzen in die Dispersionsrelation (5.50) ergibt:<br />

! 2<br />

c2 + i! 0 = !2 !2 pi<br />

; 2 c c<br />

!<br />

+ 2 2<br />

pe<br />

kBTe=me<br />

durch<br />

! 2<br />

k2 =0� (5.61)<br />

2 c<br />

worin !pi = q ne 2 = 0mi die Ionenplasmafrequenz und !pe = q ne 2 = 0me die Elektronenplasmafrequenz<br />

ist. Hieraus ergibt sich die Dispersionsrelation in der Form:<br />

! =<br />

!pikCs<br />

k 2 C 2 s + ! 2<br />

pi<br />

1=2 mit C 2<br />

s<br />

= kBTe<br />

mi<br />

deren Verlauf in Abb. 5.8 dargestellt ist. Fur kurze Wellenlangen k2C 2<br />

s<br />

Schwingungen bei der Ionenplasmafrequenz statt. Fur lange Wellen k2C 2<br />

s<br />

� (5.62)<br />

! 2<br />

pi nden<br />

! 2<br />

pi gilt:<br />

! ! kCs � (5.63)<br />

d.h. die Welle bekommt eineschallartige Dispersion mit der Ionenschallgeschwindigkeit<br />

Cs. ImVergleich zur gewohnlichen Schallgeschwindigkeit in Gasen:<br />

c 2<br />

s = kBTg<br />

mg<br />

(5.64)


148 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Abbildung 5.8: Dispersionsverhalten der ionenakustischen Wellen.<br />

wird hier der Adiabatenexponent durch = 1 ersetzt wegen des angenommenen isothermen<br />

Verhaltens der Elektronen (ideale Gasgleichung statt Adiabatengleichung). Der<br />

Gasdruck wird bei der ionenakustischen Welle durch die Elektronen bewirkt, wahrend die<br />

Ionen die Tragheit liefern.


5.4. MAGNETISIERTE PLASMEN 149<br />

5.4 Magnetisierte Plasmen<br />

Hier betrachten wir nur den Ein u des Magnetfeldes auf die Wellenausbreitung in ruhenden<br />

kalten Plasmen, so da wir das Einzelteilchenbild benutzen durfen. Ausgangspunkt<br />

ist dann die Newtongleichung in der Form:<br />

@~v (j)<br />

@t<br />

= qj<br />

mj<br />

~E1 + ~v (j) ~ B0 j = e� i : (5.65)<br />

Hier soll ~v (j) eine kleine Oszillationsgeschwindigkeit, ~E1 das elektrische Feld der Welle<br />

und ~B0 =(0� 0�B0) das statische Magnetfeld sein. Der Index 1 beim elektrischen Feld<br />

bezeichnet diese Gro e als von erster Ordnung der Storungsrechnung. Quadratische Terme<br />

~v (j) ~ B1, die das Wellenmagnetfeld enthalten, haben wir bereits vernachlassigt. Wir<br />

betrachten nur die Bewegung senkrecht zum Magnetfeld, die fur eine Welle<br />

/ exp[i( ~ k ~r ; !t)] zu den Gleichungen fuhrt:<br />

^v (j)<br />

x<br />

= i q<br />

!m ( ^Ex +^v (j)<br />

y B0)<br />

^v (j)<br />

y = i q<br />

!m ( ^Ey ; ^v (j)<br />

x B0) : (5.66)<br />

Zur Beschreibung der Gyrationsbewegung fuhren wir eine rotierende Geschwindigkeit und<br />

ein rotierendes elektrisches Feld ein:<br />

Dadurch gelingt die Entkopplung in (5.66):<br />

^v = ^vx i^vy<br />

^E = ^ Ex i ^ Ey : (5.67)<br />

^v = i q<br />

!m ( ^ E i^v B0) : (5.68)<br />

Wir fuhren (wie oben in (3.4) die Zyklotronfrequenz der Elektronen und Ionen ein durch:<br />

Dann wird:<br />

!cj = jqjjB0<br />

^v = i q<br />

m ^ E<br />

mj<br />

1<br />

! sj!cj<br />

: (5.69)<br />

: (5.70)<br />

Dabei ist sj = qj=jqjj das Vorzeichen der Ladung. Die Rucktransformation auf kartesische<br />

Koordinaten:<br />

^v (j)<br />

x<br />

= 1<br />

2 (^v+ +^v ; )<br />

^v (j)<br />

y = 1<br />

2i (^v+ ; ^v ; ) (5.71)


150 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

ergibt in Matrixschreibweise:<br />

0<br />

B<br />

@<br />

^v (j)<br />

x<br />

^v (j)<br />

y<br />

^v (j)<br />

z<br />

1<br />

C<br />

A = i q<br />

!m<br />

0<br />

B<br />

@<br />

! 2<br />

! 2 ; ! 2 i<br />

cj<br />

sj!!cj<br />

! 2 ; ! 2 0<br />

cj<br />

! 2 ; ! 2 !<br />

cj<br />

2<br />

! 2 ; ! 2 0<br />

cj<br />

0 0 1<br />

;i sj!!cj<br />

1<br />

C<br />

A<br />

0<br />

B<br />

@<br />

^Ex<br />

^Ey<br />

^Ez<br />

1<br />

C<br />

A<br />

� (5.72)<br />

wobei wir fur die letzte Zeile der Matrix das Ergebnis fur das unmagnetisierte Plasma<br />

benutzt haben. Hieraus gewinnt man mit der De nition des Wechselstroms ~ ^| = P<br />

njqj ~ ^v (j)<br />

den Leitfahigkeitstensor:<br />

= i! 0<br />

0<br />

B<br />

B<br />

@<br />

;i P<br />

j<br />

P<br />

j<br />

sj<br />

! 2<br />

pj<br />

! 2 ; ! 2 cj<br />

! 2<br />

pj<br />

! 2 ; ! 2 cj<br />

!cj<br />

!<br />

i P<br />

j<br />

sj<br />

P<br />

0 0<br />

j<br />

! 2<br />

pj<br />

! 2 ; ! 2 cj<br />

! 2<br />

pj<br />

! 2 ; ! 2 cj<br />

Mit (5.12) erhalten wir ebenso den Dielektrizitatstensor:<br />

=<br />

0<br />

B<br />

@<br />

S ;iD 0<br />

iD S 0<br />

0 0 P<br />

in dem die von Stix [69, 70] eingefuhrten Parameter auftreten:<br />

S = 1 ; X<br />

D = X<br />

j<br />

sj<br />

P = 1 ; X<br />

j<br />

j<br />

! 2<br />

pj<br />

! 2 ; ! 2<br />

cj<br />

! 2<br />

pj<br />

! 2 ; ! 2 cj<br />

!cj<br />

!<br />

P<br />

j<br />

0<br />

0<br />

! 2<br />

pj<br />

! 2<br />

1<br />

C<br />

C<br />

A<br />

j<br />

: (5.73)<br />

1<br />

C<br />

A � (5.74)<br />

!cj<br />

!<br />

! 2<br />

pj<br />

! 2 : (5.75)<br />

Mit der De nition des Brechungsindes N = kc=! und fur einen Winkel zwischen Wellenvektor<br />

und Magnetfeldrichtung schreibt sich dieWellengleichung (5.21):<br />

0<br />

B<br />

@<br />

S ;N 2 cos 2 ;iD N 2 cos sin<br />

iD S ;N 2 0<br />

N 2 cos sin 0 P ;N 2 sin 2<br />

1<br />

C<br />

A<br />

0<br />

B<br />

@<br />

^Ex<br />

^Ey<br />

^Ez<br />

1<br />

C<br />

A =0: (5.76)<br />

Dabei haben wir o.B.d.A. den Wellenvektor in die x-z-Ebene gelegt ~ k =(k sin �0�kcos ).


5.4. MAGNETISIERTE PLASMEN 151<br />

Abbildung 5.9: Umlaufsinn der R- und L-Welle im Vergleich zur Gyration der Elektronen<br />

und Ionen.<br />

5.4.1 Zyklotronresonanzen<br />

Die Wellenausbreitung langs des Magnetfeldes ( = 0) wird durch die Wellengleichung in<br />

der Form: 0<br />

B<br />

@<br />

S ;N 2 ;iD 0<br />

iD S ;N 2 0<br />

0 0 P<br />

beschrieben. Wir betrachten zwei Falle:<br />

1 0<br />

C B<br />

A B<br />

@<br />

^Ex<br />

^Ey<br />

^Ez<br />

1<br />

C<br />

A =0 (5.77)<br />

1. ^ Ex = ^ Ey = 0 und ^ Ez 6= 0. Dies ist eine longitudinal polarisierte Welle, die durch<br />

die Dispersionsrelation P =1; (! 2<br />

pe + ! 2<br />

pi)=! 2 = 0beschrieben wird. Dies sind<br />

genau die gleichen Plasmaoszillationen, die wir schon im unmagnetisierten Plasma<br />

kennengelernt haben (5.2.3). Der Ein u des Magnetfeldes verschwindet, da die<br />

Oszillationsgeschwindigkeit der Ladungstrager parallel zum Magnetfeld orientiert<br />

ist und daher die Lorentzkraft Null ist.<br />

2. ^Ex 6= 06= ^Ey und ^Ez = 0. Dies sind transversale Wellen, die durch ein 2 2<br />

Gleichungssytem beschrieben werden:


152 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

S ;N 2 ;iD<br />

;iD S ;N 2<br />

! ^Ex<br />

^Ey<br />

!<br />

=0: (5.78)<br />

Fuhrt man wiederum den rotierenden Feldvektor ^E (5.67) ein | dieses entspricht zirkularer<br />

Polarisation der Welle | werden die (linear abhangigen) Gleichungen entkoppelt:<br />

(S ; D ;N 2 ) ^ E + +(S + D ;N 2 ) ^ E ; =0: (5.79)<br />

Wenn ^E + 6= 0 und ^E ; = 0 liegt eine linkszirkulare Welle (L-Welle) vor mit dem Brechungsindex<br />

NL = p S ; D. Imumgekehrten Fall ^ E + =0und ^ E ; 6= 0 ist die Welle<br />

rechtszirkular polarisiert (R-Welle) und der Brechungsindex ist NR = p S + D. Setzt man<br />

fur die Stix-Parameter S und D die De nitionen ein, so erhalt man:<br />

NR =<br />

NL =<br />

1 ;<br />

1 ;<br />

! 2<br />

pe<br />

!(! ; !ce) ;<br />

! 2<br />

pe<br />

!(! + !ce) ;<br />

! 2<br />

pi<br />

!(! + !ci)<br />

! 2<br />

pi<br />

!(! ; !ci)<br />

! 1=2<br />

! 1=2<br />

: (5.80)<br />

Fur ! = !ce geht der Brechungsindex der R-Welle NR !1, d.h. die R-Welle hat eine<br />

Resonanz bei der Elektronenzyklotronfrequenz. Diese Resonanz wird sofort verstandlich,<br />

wenn man den gleichartigen Drehsinn der Welle und der Elektronen um das Magnetfeld<br />

betrachtet (Abb. 5.9) und berucksichtigt, da bei der Zyklotronfrequenz das umlaufende<br />

Elektron in seinem Bezugssystem stets ein Gleichfeld 'sieht'. Dieselbe Uberlegung liefert<br />

die Ionenzyklotronresonanz der L-Welle.<br />

Die Elektronenzyklotronresonanz wird technisch zur Plasmaerzeugung mittels Mikrowellen<br />

benutzt. Fur die Frequenz f = 2,45 GHz ist die zugehorige magnetische Flu dichte<br />

B = 0,088 T. Derartige Magnetfelder lassen sich auchmitPermanentmagneten erzeugen,<br />

so da eine solche technische Plasmaquelle sehr wirtschaftlich betrieben werden kann.<br />

Elektronenzyklotonheizung in einem Stellarator erfordert wegen der typischen Magnetfelder<br />

B = 10 T Mikrowellen von f=280 GHz, d.h. ca. 1 mm Wellenlange. Diese werden mit<br />

Hochstleistungsgeneratoren vom Typ Gyrotron erzeugt.<br />

Der unterschiedliche Brechungsindex fur die R- und L-Welle fuhrt dazu, da die Polarisationsebene<br />

einer ebenen Welle durch das Plasma gedreht wird(Faraday-E ekt).<br />

Man kann diese Polarisationsdrehung (bei Kenntnis der Dichteverteilung, z.B. mit Hilfe<br />

der Interferometrie) zur Messung der (longitudinalen) Magnetfeldkomponente benutzen<br />

[76]. Dieses ist eine nutzliche Diagnostik zur Bestimmung der poloidalen Magnetfeldkomponente<br />

im Inneren eines Tokamaks und liefert Aufschlu uber die radiale Stromverteilung<br />

(Abb. 5.10).<br />

Der Verlauf des Brechungsindex der R-Welle und L-Welle ist in Abb. 5.11 als Funktion<br />

der Frequenz dargestellt.


5.4. MAGNETISIERTE PLASMEN 153<br />

Abbildung 5.10: Kombination aus Vielstrahlinterferometrie und Messung der Faradaydrehung<br />

durch den Poloidalanteil des Magnetfeldes im Tokamak TEXTOR. Fur die Interferometrie<br />

wird eine Mach-Zehnder-Anordnung benutzt. Ein rotierendes Gitter erzeugt<br />

eine um 10 kHz dopplerverschobene Referenzwelle, so da die Infrarotdetektoren, die keine<br />

Gleichsignale verarbeiten konnen, ein moduliertes Wechselspannungssignal liefern. Der<br />

Detektor DP liefert ein der Faradaydrehung proportionales Signal, DI das Interferometersignal.<br />

Detektor DR mi t die Laserleistung und liefert die Phasenreferenz fur die 10 KHz<br />

Wechselspannung.<br />

5.4.2 Hybridresonanzen<br />

Hier betrachten wir die Wellenausbreitung senkrecht zum Magnetfeld ( = =2). Fur den<br />

elektrischen Feldvektor gibt es zwei Moglichkeiten:<br />

1. Polarisation parallel zum Magnetfeld ( ~E =(0� 0�Ez)). Dann ist auch die Oszillationsgeschwindigkeit<br />

parallel zu ~ B und die Lorentzkraft ~v (j) ~ B verschwindet. Diese<br />

Wellen breiten sichauswieimFalle des unmagnetisierten Plasmas. Man nennt diese<br />

Welle die ordentliche oder O-Welle. Diesen Fall mussen wir nicht gesondert behandeln.<br />

Dieser Wellentyp wird zur Interferometrie in magnetisierten Plasmen benutzt.


154 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Abbildung 5.11: Das Quadrat des Brechungsindex der R- und L-Welle als Funktion der<br />

normierten Frequenz. Die R-Welle fur !!ce vernachlassigen wir die Ionenbeitrage, so da S 1 ; ! 2<br />

pe =(!2 ; ! 2<br />

ce


5.4. MAGNETISIERTE PLASMEN 155<br />

Abbildung 5.12: Das Quadrat des Brechungsindex der X- und O-Welle als Funktion der<br />

normierten Frequenz. Die Elektronenplasmafrequenz ist gro er als die -zyklotronfrequenz.<br />

Massenverhaltnis Elektron zu Ion = 0,4 .<br />

Folglich ist die Nullstelle von S bei der oberen Hybridfrequenz:<br />

Fur mittlere Frequenzen ! 2 ! 2<br />

ce wird:<br />

!oh =(! 2<br />

ce + ! 2<br />

pe) 1=2 : (5.83)<br />

S 1+ !2<br />

pe<br />

! 2 ce<br />

; !2<br />

pi<br />

! 2 ; ! 2<br />

ci<br />

und es existiert eine weitere Nullstelle bei der unteren Hybridfrequenz:<br />

Im Grenzfall hoher Dichte ! 2<br />

pe<br />

!uh =<br />

! 2<br />

ci + !2<br />

pi! 2<br />

ce<br />

! 2 pe + ! 2 ! 1=2<br />

ce<br />

(5.84)<br />

: (5.85)<br />

! 2<br />

ce nimmt sie den Grenzwert !uh ! (!ci!ce) 1=2 an.


156 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Der Verlauf des Brechungsindex der O-Welle und X-Welle ist in Abb. 5.12 als Funktion<br />

der Frequenz dargestellt. Die X-mode hat Resonanzstellen mit Vorzeichenwechsel von N 2<br />

bei den Hybridresonanzen. Die O-mode besitzt einen Cut-o bei !pe.Fur hohe Frequenzen<br />

streben beide Brechungsindizes gegen 1. Fur das dort gewahlte Beispiel mit !pe=!ce = p 2<br />

ist !oh=!ce = p 3. Mit me=mi =0:4 wird der Grenzwert fur die untere Hybridresonanz<br />

!uh=!ce ! 0:63 recht gut angenommen.


5.5. NICHTL<strong>IN</strong>EARE WELLENEFFEKTE (*) 157<br />

5.5 Nichtlineare Wellene ekte (*)<br />

Unsere bisherigen Betrachtungen waren einzig auf die linearen Eigenschaften des Plasmas<br />

gerichtet, die dem Medium dielektrische Eigenschaften verleihen. Die lineare Naherung<br />

wird fragwurdig, wenn in das Plasma Wellen gro er Amplitude eingestrahlt werden, z.B.<br />

intensive Laserstrahlung. Diesen Fall werden wir in diesem Kapitel naher diskutieren.<br />

Im Zusammenhang mit der Strahl-Plasma-Instabilitat drangt sich naturlich die Frage<br />

auf, in welcher Form nichtlineare E ekte z.B. den exponentiellen Wachstumsproze<br />

letztlich begrenzen. Den dabei auftretenden Einfang von Teilchen in das Wellenpotential<br />

(trapping) werden wir im Abschnitt 6.2 mit Methoden der Teilchensimulation diskutieren.<br />

5.5.1 Die ponderomotive Kraft<br />

Eine hochfrequente elektromagnetische Welle ubt einen Strahlungsdruck auf geladene Teilchen<br />

aus. Dieser E ekt kann durch Losung der Bewegungsgleichung eines Elektrons im<br />

Wellenfeld beschrieben werden:<br />

m~x = q h ~ E(~x� t)+ _ ~x ~ B(~x� t) i � (5.86)<br />

wobei diese Gleichung noch exakt ist, wenn das Wellenfeld am jeweiligen Ort des Teilchens<br />

verwendet wird. Wir wollen dieses Problem nun durch eineStorungsrechnung bis zur<br />

zweiten Ordnung behandeln. Die verschiedenen Ordnungen der Storterme bezeichnen wir<br />

mit Indizes x = x0 + x1(t)+x2(t) und nehmen die Feldgro en als von erster Ordnung an:<br />

~E = ~ E1 usw. Damit wird (5.86):<br />

m(~x1 + ~x2) = q ~ E1(~x0 + ~x1�t)+ _ ~x1<br />

~B1(~x0�t) (5.87)<br />

= q ~E1(~x0�t)+(~x1 r) ~E1(~x0�t)+ _ ~x1 ~B1(~x0�t) : (5.88)<br />

Man beachte, da beim elektrischen Feld noch die Variation des Ortes x1 in Form einer<br />

Taylorentwicklung berucksichtigt wird, um die korrekte Kraftwirkung bis zur zweiten<br />

Ordnung abzuschatzen, wahrend im Magnetfeldterm wegen des bereits kleinen Vorfaktors<br />

_~x1 der Feldwert am ungestorten Teilchenort hinreichend ist.<br />

Das Kraftgleichgewicht in erster Ordnung der Storungsrechnung ergibt:<br />

m~x1 = q ~ E1(~x0) � (5.89)<br />

woraus fur eine sinusformige Variation des Wellenfeldes ~ E1(~x� t) = ~ ^ E(~x) cos(!t) unmittelbar<br />

durch Integration die gestorte Teilchenbahn folgt:<br />

_~x1 = q ~ ^E(~x0)sin!t (5.90)<br />

m!<br />

~x1 = ; q<br />

m! 2<br />

~ ^E(~x0)cos(!t) : (5.91)


158 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Fur die zweite Ordnung der Storungsrechnung bleibt dann :<br />

m~x2 = q h (~x1 r) ~ E1(~x0�t)+ _ ~x1<br />

~B1( ~x0�t) i : (5.92)<br />

Es sind also zwei verschiedene Krafte, die in zweiter Ordnung wirksam werden, einerseits<br />

das gegenuber dem Bezugsort ~x0 veranderte elektrische Feld und der Beitrag der Lorentzkraft,<br />

den das Wellenmagnetfeld auf das Teilchen ausubt. Das Wellenmagnetfeld ergibt<br />

sich nach dem Induktionsgestz aus dem elektrischen Feldanteil:<br />

r ~ E1 = ; @ ~ B1<br />

@t<br />

Einsetzen von (5.91) und (5.94) in (5.92) ergibt:<br />

(5.93)<br />

~B1 = ; 1<br />

! r ~ ^E sin !t : (5.94)<br />

m~x2 = ; q2<br />

m! 2 (~ ^E r) ~ ^E cos 2 (!t)+ ~ ^E (r ~ ^E) sin 2 !t ~x=~x0<br />

: (5.95)<br />

O ensichtlich ergeben beide Kraftanteile im Zeitmittel uber eine Periode nichtverschwindende<br />

Beitrage. Mit hsin 2 i = hcos 2 i =1=2 und einfachen Vektormanipulationen 2 folgt die<br />

mittlere Kraft auf das Elektron:<br />

hm~x2i = ; 1 q<br />

4<br />

2<br />

m! 2r ^ E 2 : (5.96)<br />

Wenn wir die Kraft auf das einzelne Teilchen durch Multiplikation mit ne in eine Volumenkraft<br />

umrechnen, erhalten wir die ponderomotive Kraft:<br />

~Fp = ; !2<br />

p<br />

! 2 r h 0E 2 i<br />

2<br />

� (5.97)<br />

wobei hE 2 i =(1=2) ^E 2 den Ubergang vom Spitzenwert zum E ektivwert des elektrischen<br />

Feldes beinhaltet. 0hE 2 i=2 ist die mittlere Energiedichte des elektrischen Feldes oder in<br />

anderer Sprechweise der Strahlungsdruck der ebenen Welle. Dieses Ergebnis hat folgende<br />

Konsequenzen:<br />

1. Die Kraftwirkung auf die Elektronen ist im Vergleich zu den Ionen um mi=me gro er.<br />

2. Bei homogener Verteilung der Feldamplitude verschwindet die Nettokraft.<br />

3. Der Gradient des Strahlungsdrucks treibt die Elektronen in Bereiche geringer Wellenintensitat.<br />

2 ~ ^E ~<br />

(r ^E) 1 = 2 r~ 2<br />

E^<br />

; ( ~ E^ ~<br />

r) ^E


5.5. NICHTL<strong>IN</strong>EARE WELLENEFFEKTE (*) 159<br />

Ein intensiver Laserstrahl mit einem radial nach au en abfallenden Intensitatspro l<br />

wird also die Elektronen e zient nach au en in Bereiche geringerer Intensitat drangen.<br />

Naturlich werden die Ionen durch das sich aufbauende ambipolare Feld hinterhergezogen.<br />

Die Abnahme der Elektronendichte im Bereich des Laserstrahls fuhrt dort zu einem<br />

Anstieg des Brechungsindex. Dadurch wird der Laserstrahl wie mit einer Konvexlinse<br />

gebundelt und es tritt Selbstfokussierung auf.<br />

Im Falle von Hochstleistungslasern wird die Selbstfokussierung noch durch die relativistische<br />

Massenzunahme der Elektronen verstarkt. Der Brechungsindex N = p =<br />

(1 ; nee 2 = me 0) 1=2 reagiert namlich nicht nur auf die Abnahme der Elektronendichte ne<br />

aufgrund der ponderomotiven Kraft, sondern auch auf die Zunahme der relativistischen<br />

Masse me infolge der Beschleunigung im Laserfeld. O enbar verstarken sich beide E ekte<br />

innerhalb des Laserstrahls.<br />

5.5.2 Parametrischer Wellenzerfall<br />

Das Ergebnis des vorigen Abschnittes beinhaltet, da eine Plasmawelle gro er Amplitude<br />

lokal zu einer Veranderung der Elektronendichte fuhren kann. Dieses ist ein nichtresonanter<br />

Proze , der nur durch die Intensitat der Welle bestimmt ist und wir haben die<br />

dadurch resultierenden Krafte auf einer Zeitskala betrachtet, die gegenuber der hochfrequenten<br />

Oszillation langsam ablauft.<br />

Um die resonante Wechselwirkung einer hochfrequenten Welle mit anderen Wellen zu<br />

studieren, stellen wir uns im folgenden vor, da eine ebene Elektronenschallwelle (mit Frequenz<br />

!0 und Wellenzahl k0) gro er Amplitude durch das Plasma propagiert und durch<br />

ihren Strahlungsdruck die Elektronendichte verandert. Diese Welle wird im Zusammenhang<br />

mit parametrischen Verstarkern Pumpwelle genannt. Solange die Intensitatsverteilung<br />

homogen ist, ist die Nettokraft Null und es passiert gar nichts. Da das System aber in<br />

der Pumpwelle freie Energie besitzt, ist es nicht notwendigerweise stabil. Zur Analyse des<br />

dynamischen Verhaltens mussen wir also eine Stabilitatsbetrachtung anstellen, indem wir<br />

eine kleine harmonische Storung betrachten und untersuchen, ob diese zeitlichanwachsen<br />

kann.<br />

Eine niederfrequente Dichtestorung wird sich im Plasma als ionenakustische Welle<br />

(!2 = k2Cs) ausbreiten. Diese raumlich periodische Dichtemodulation kann dann einen<br />

Teil der einfallenden Welle zuruckstreuen. Die gestreute Welle bezeichnen wir mit (!2,k2).<br />

Die Ruckstreuung ahnelt der Braggre ektion an einem Kristallgitter, allerdings mit dem<br />

Unterschied, da sich hier das Gitter mit der Ionenschallgeschwindigkeit Cs bewegt. Einfallende<br />

und re ektierte Welle bilden jedoch imbewegten Bezugssystem ein Schwebungsmuster,<br />

dessen Hullkurve eine stehende Welle darstellt (Abb. 5.13).<br />

Die re ektierte Welle hat eine durch den Dopplere ekt erniedrigte Frequenz !2 und<br />

einen geanderten Wellenvektor k2. Imbewegten Bezugssystem erzeugt die Schwebung aus<br />

einfallender und re ektierter Welle eine periodische Intensitatsverteilung, die einen Gradienten<br />

des Strahlungsdrucks erzeugt und die Elektronen (und mittelbar die Ionen) aus Be-


160 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

reichen hoher in Bereiche niedriger Intensitat verdrangt. Damit wachst die Dichtestorung<br />

an, die Amplitude der re ektierten Welle steigt und der Gradient des Strahlungsdrucks<br />

wird ebenfalls gro er. An dieser sich schlie enden Kette aus Ursachen und Wirkungen erkennt<br />

man, da der beschriebene Proze grundsatzlich dieTendenz zu instabilem Wachstum<br />

beinhaltet. Dieser Typ von Instabilitat wird parametrische Instabilitat genannt, da<br />

die niederfrequente Anderung der Elektronendichte in den Gleichungen der hochfrequenten<br />

Wellen als raum-zeitlich modulierter Parameter auftaucht. Naturlich mu man noch<br />

eine Reihe von Bedingungen an die beteiligten Wellen stellen, damit dieser Proze auch<br />

e zient ist. Jedoch lernt man aus dieser grundsatzlichen Betrachtung, da man minimal<br />

drei Wellen braucht, von denen zwei hochfrequent und eine niederfrequent seinmussen,<br />

um das Prinzip der ponderomotiven Kraft zur Kopplung von Wellen und Dichtestorungen<br />

verwenden zu konnen.<br />

Abbildung 5.13: Die Uberlagerung von einfallender und an den periodischen Dichtestorungen<br />

re ektierter Welle erzeugt im Bezugssystem der ionenakustischen Welle eine stationare<br />

Hullkurve. Der Gradient des Strahlungsdrucks der beiden hochfrequenten Wellen<br />

verdrangt die Elektronen aus dem Bereich hoher Wellenenergie und facht die ionenakustische<br />

Welle weiter an.<br />

Die erste dieser Bedingungen ist, da die beteiligten Wellen Normalmoden des Plasmas,<br />

d.h. Losungen der Dispersionsrelation, sind. Der beschriebene Ruckkopplungsmechanis-


5.5. NICHTL<strong>IN</strong>EARE WELLENEFFEKTE (*) 161<br />

mus erfordert fur die Wellenlangen der beteiligten Wellen, da die raumliche Schwebungsperiode<br />

der beiden hochfrequenten Wellen zu der Wellenlange der ionenakustischen Welle<br />

pa t (s. Abb.(5.13). Dies ergibt die Auswahlregel fur die Wellenvektoren:<br />

k0 ; k1 = k2<br />

(5.98)<br />

Weiterhin soll sich das Interferenzmuster aus einfallender und re ektierter Welle mit der<br />

ionenakustischen Dichtestorung mitbewegen. Dies erfordert, da die Gruppengeschwindigkeit<br />

der hochfrequenten Wellen gleich der Ionenschallgeschwindigkeit wird:<br />

!0 ; !1<br />

k0 ; k1<br />

= Cs = !2<br />

Daraus folgt dann, da auch die Wellenfrequenzen einer Auswahlregel genugt:<br />

!0 ; !1 = !2<br />

k2<br />

(5.99)<br />

(5.100)<br />

Obwohl es sich bei den bisher diskutierten E ekten um nichtlineare aber klassische optische<br />

Phanomene handelt, gibt es doch einen korrespondenzma igen Bezug zur Quantenmechanik,<br />

indem man zu den Impulsen h ~ k und Energien ! der beteiligten Wellen ubergeht<br />

und die Auswahlregeln zu Erhaltungssatzen umschreibt:<br />

h ~ k0 = h ~ k1 +h ~ k2<br />

h!0 = h!1 +h!2 (5.101)<br />

In diesem ubertragenen Sinne kann man den Dreiwellenkopplungsproze als den Zerfall<br />

der Pumpwelle (!0,k0) inzwei andere Wellen betrachten, beim Energie und Impuls erhalten<br />

bleiben. Weiter gestutzt wird diese Interpretation durch einevon Manley und Rowe<br />

[79] gefundene Beziehung zwischen den von den verschiedenen Wellen pro Zeiteinheit<br />

ausgetauschten Energien:<br />

W (!0)<br />

+ W (!)<br />

!0<br />

! + W (!0 ; !)<br />

!0 ; !<br />

=0: (5.102)<br />

Wenn man die Wellenenergie als Produkt aus Anzahl NQ der Quanten und Quantenenergie<br />

h! ansieht, so beinhaltet (5.102), da aus NQ Quanten der Ausgangswelle genausoviele<br />

Quanten fur jedes der Zerfallsprodukte entstehen.<br />

Obwohl wir uns in obiger Diskussion zunachst auf die longitudinale Elektronenschallwellen<br />

und ihre Wechselwirkung mit ebenfalls longitudinalen ionenakustischen Wellen beschrankt<br />

haben, gibt es denselben Proze auch bei transversalen Wellen, da die Anfachung<br />

der ionenakustischen Dichtestorung nur durch den Gradienten des Strahlungsdruckes erzeugt<br />

wird.<br />

Typische Falle von parametrischer Wellenwechselwirkung sind in Abb. 5.14 zusammengestellt.<br />

Die moglichen Kopplungen, die energie- und impulserhaltend sind, werden


162 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Abbildung 5.14: Dispersionszweige fur elektromagnetische Welle (EM), Elektronenplasmawelle<br />

(EP) und ionenakustische Welle (IA). Die Parallelogrammkonstruktionen beschreiben<br />

die Energie- und Impulserhaltung der beteiligten Wellen. (a) Parametrische Zerfallsinstabilitat<br />

einer elektromagnetischen Welle in eine Elektronenplasmawelle und eine ionenakustische<br />

Welle, (b) Zerfallsinstabilitat der Elektronenplasmawelle in eine vorwartslaufende<br />

ionenakustische Welle und eine ruckgestreute Plasmawelle, (c) stimulierte Brillouin-<br />

Ruckstreuung an einer ionenakustischen Welle, (d) Zwei-Plasmon Zerfallsinstabilitat.


5.5. NICHTL<strong>IN</strong>EARE WELLENEFFEKTE (*) 163<br />

durch die Parallelogrammkonstruktionen dargestellt. Die parabelformigen Dispersionskurven<br />

stellen die elektromagnetische Welle und die warme elektrostatische Elektronenwelle<br />

dar. Die ionenakustische Welle erscheint als Gerade bei kleinen Frequenzen.<br />

Eine elektromagnetische Welle (5.14(a)) kann zerfallen in eine vorwarts laufende Elektronenwelle<br />

und eine ruckwarts laufende ionenakustische Welle. Dieses ist die originare<br />

parametrische Instabilitat, die bei Einstrahlung von Lasern in dichte Plasmen auftritt<br />

(z.B. bei der Laserfusion). Die Umwandlung einer elektromagnetischen Welle in zwei<br />

elektrostatische Wellen ist nur moglich bei langen Wellenlangen (k ! 0), fur die der<br />

Magnetfeldanteil der Welle in den Hintergrund tritt.<br />

Eine Elektronenwelle gro er Amplitude (5.14(b)) zerfallt in eine ionenakustische Welle<br />

und eine ruckwartslaufende Elektronenwelle niedrigerer Frequenz, die nach (5.102) den<br />

Hauptteil der Energie re ektiert. Dieser Proze schlie t sich in der Regel an die parametrische<br />

Instabilitat an.<br />

Die elektromagnetische Welle kann auch sehr e zient an der ionenakustischen Welle<br />

gestreut werden (5.14(c)). Dabei bildet die ionenakustische Welle praktisch ein Beugungsgitter,<br />

das durch den Wechselwirkungsproze selbst erzeugt wird und an dem Braggre<br />

ektion erfolgt. Da hier Streuung an Schallwellen vorliegt hei t der Proze Brillouinstreuung.<br />

Dieser Proze tritt auf fur !0 >!pe. In inhomogenen Plasmen nennt<br />

man diesen Re exionsort die kritische Schicht. Bei !0 = !pe wurden wir den Cut-o<br />

dieser Welle erreichen, an der optische Re ektion von Wellen kleiner Amplitude statt ndet.<br />

Unsere nichtlineare Betrachtung hat jetzt die Re ektion an einem elastischen Spiegel<br />

beschrieben, bei dem die Deformation des Spiegels als akustische Welle in den Spiegel<br />

hineinlauft und eine energieberichtigte Welle re ektiert wird.<br />

Der letzte Fall (5.14(d)) des Zerfalls einer langwelligen elektromagnetischen Welle in<br />

zwei Elektronenwellen (Plasmonen) tritt auf fur !0 2!pe. Der Re ektionsort im Dichtegradienten<br />

liegt dann bei einem Viertel der kritischen Dichte.


164 KAPITEL 5. WELLEN UND <strong>IN</strong>STABILITATEN <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

5.6 Aufgaben<br />

1. Betrachten Sie eine lineare Kette aus Teilchen der Ladung q an Positionen xn0 = na.<br />

a) Lassen Sie longitudinale Auslenkungen n = xn;xn0 zu,diezuWellenerscheinungen<br />

auf der Kette fuhren konnen. Stellen Sie hierzu eine Bilanz aus der Tragheitskraft<br />

fur das Teilchen n und die Absto ungskrafte durch den linken und rechten<br />

Nachbarn auf. Benutzen Sie hierzu die Taylorentwicklung fur die Coulombkraft um<br />

die ungestorten Positionen.<br />

b) Losen Sie die Kraftgleichung mit einem Wellenansatz<br />

n = A exp[i(kx ; !t)]<br />

Fassen Sie die Exponentialfaktoren zu sin 2 (ka=2) zusammen.<br />

c) Skizzieren Sie die Dispersionsrelation !(k) und diskutieren Sie die moglichen Frequenzen.<br />

Welche Verwandschaft besteht zur Plasmafrequenz?<br />

d) Wie andert sich die Dispersionsrelation, wenn man auch die Absto ung durch die<br />

ubernachsten Nachbarn bzw. alle anderen Kettenglieder berucksichtigt?<br />

2. Zeigen Sie, da fur elektromagnetische Wellen in unmagnetisierten Plasmen gilt:<br />

v' vgr = c 2 . Hinweis: Benutzen Sie ! 2 = ! 2<br />

p + k2 c 2 .<br />

3. Zur Untersuchung des Elektronendichtepro ls in der Ionosphare werden kurze Wellenimpulse<br />

mit der Polarisation der O-Mode vertikal ausgesandt, fur die die Dispersionsrelation<br />

der vorigen Aufgabe zutri t. Nehmen Sie an, da die Elektronendichte<br />

im Hohenbereich von 120 km bis 220 km linear von 0 bis zu einem Maximum von<br />

2 10 11 m ;3 ansteigt.<br />

(a) Welches ist hochste Frequenz, die noch re ektiert wird?<br />

(b) Die Gruppenlaufzeit ist de niert als tgr = R v ;1<br />

gr ds. Zeigen Sie, da fur die<br />

O-Mode gilt:<br />

tgr = 1<br />

Z<br />

ds<br />

c (1 ; n=nco) 1=2<br />

(c) Wie gro ist die Gruppenlaufzeit bis zum Dichtemaximum (nmax


Kapitel 6<br />

Kinetische E ekte in Plasmen<br />

Wir haben die Beschreibung von Plasmen in mehreren Stufen entwickelt. Im Einzelteilchenbild<br />

interessierten uns die fundamentalen Bewegungsformen individueller geladener<br />

Teilchen in typischen Feldkon gurationen. Dabei wurde die Wechselwirkung der Teilchen<br />

untereinander ignoriert. Im Flussigkeitsbild haben wir die gemittelten Eigenschaften der<br />

Plasmateilchen in kleinen Volumenelementen betrachtet. Damit wurde es moglich, den<br />

Ein u des Gasdrucks zu berucksichtigen, d.h. von der Geschwindigkeitsverteilung der<br />

Teilchen wurde zumindest der Mittelwert in unser Modell aufgenommen. Daruberhinaus<br />

wurde die Ruckwirkung der Stromverteilung auf die Felder eingeschlossen, so da<br />

das Flussigkeitsmodell die makroskopischen Bewegungsformen eines Plasmas beschreiben<br />

kann. Das Plasma als dielektrisches Medium kann eine Vielzahl von Wellen tragen<br />

(Lichtwellen, Plasmaschwingungen, Ionenschallwellen, Alfvenwellen u.a.m.). Am Beispiel<br />

der Strahl-Plasmainstabilitat wurde deutlich, da Abweichungen von der Maxwellschen<br />

Geschwindigkeitsverteilung zur Verstarkung elektrostatischer Wellen fuhren konnen. Der<br />

Antrieb der Wellen erfolgt dabei durch resonante Teilchen.<br />

In diesem Kapitel wollen wir Methoden betrachten, die beliebige Verteilungsfunktionen<br />

moglichst exakt beschreiben konnen. Hierzu gehort die Vlasovgleichung und die Teilchensimulation.<br />

Als typische kinetische Probleme werden wir die Landaudampfung und<br />

die nichtlineare Entwicklung der Strahl-Plasma-Instabilitat diskutieren, wobei letzteres<br />

Beispiel die Leistungsfahigkeit der Teilchensimulation demonstriert.<br />

6.1 Das Vlasovmodell<br />

Eine vollstandige Beschreibung des Plasmas mu sowohl die Flussigkeitsaspekte und<br />

die selbstkonsistenten Felder als auch die Geschwindigkeitsverteilung einschlie en. Dieses<br />

Konzept wird in der kinetischen Theorie entwickelt. Wir werden in diesem Abschnitt<br />

eine Beschreibung wahlen, die anstelle der wahren Teilchenorte und Geschwindigkeiten<br />

eine Wahrscheinlichkeitsverteilung im Orts- und Geschwindigkeitsraum benutzt: das Vlasovmodell.<br />

165


166 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

6.1.1 Die Verteilungsfunktion<br />

Das Flussigkeitsbild hat uns mit dem Konzept vertraut gemacht, anstelle des Verfolgens<br />

von Teilchenbahnen Wahrscheinlichkeitsaussagen uber die mittleren Eigenschaften der<br />

Plasmateilchen in kleinen Volumenelementen zu machen. Dort de nierten wir die Massendichte<br />

m(~r�t) und die Stromungsgeschwindigkeit ~u(~r� t), die uber den Erhaltungssatz<br />

der Masse verbunden sind:<br />

@<br />

@t m(~r� t)+r [ m(~r� t)~u(~r� t)] = 0 : (6.1)<br />

In der kinetischen Theorie ist es nun nicht mehr sinnvoll, nur die mittlere Stromungsgeschwindigkeit<br />

zu betrachten, sondern es soll die Anzahl von Teilchen in einem bestimmten<br />

Geschwindigkeitsintervall d 3 v um den Vektor ~v explizit Berucksichtigung nden. Die Massendichte<br />

in einem Ortsraumvolumen x y z hatten wir uber die De nition eingefuhrt:<br />

m = m(~r�t) x y z: (6.2)<br />

Analog teilen wir nun in Gedanken auch den Geschwindigkeitsraum in endliche Volumenelemente<br />

vx vy vz ein und betrachten die Zahl der Plasmateilchen einer Sorte N (j)<br />

in einem Element des 6-dimensionalen Phasenraums, der von den drei Orts- und drei<br />

Geschwindigkeitskoordianten aufgespannt wird:<br />

N (j) = f (j) (~r�~v�t) x y z vx vy vz : (6.3)<br />

Der Grenzubergang zu in nitesimal kleinen Gro en d 3 rd 3 v bedarf einer kurzen Betrachtung.<br />

Bei immer feinerer Unterteilung stellt sich das Problem, da man schlie lichnur ein<br />

oder kein Plasmateilchen in einer solchen Zelle ndet. Die Funktion f wurde dann eine<br />

Summe von Delta-Distributionen werden:<br />

f (j) = X<br />

k<br />

(~r ; ~rk) (~v ; ~vk) � (6.4)<br />

die die exakten Teilchenorte und -geschwindigkeiten erfa t. Dann waren wir aber wieder<br />

mit dem Problem der exakten Behandlung des Vielteilchenproblems (von ca. 10 20<br />

Teilchen !) beschaftigt. Wir suchen aber einen Weg, eine einfachere, statistische Beschreibung<br />

dieses Vielteilchensystems anzugeben.<br />

Daher wahlen wir zunachst das 6-dimensionale Volumenelement x y z vx vy vz<br />

einerseits als makroskopisch gro , um hinreichend viele Teilchen fur eine statistische Beschreibung<br />

zu haben, andererseits aber als hinreichend klein gegenuber typischen Skalenlangen<br />

im Ortsraum und Geschwindigkeitsraum. Den Grenzubergang zu di erentiellen<br />

Volumenelementen denken wir uns in der Art, da die Funktion f (j) (~r�~v� t), die auf dieser<br />

mittleren Skala de niert wurde, im Grenzproze stetig bleibt. Bildlich gesprochen<br />

bedeutet das, da wir die Kornigkeit des wahren Plasmas beseitigen, indem wir die Ladungstrager<br />

in immer feinere hypothetische Teilchen unterteilen, die aber den gleichen


6.1. DAS VLASOVMODELL 167<br />

Wert von q=m besitzen wie die Plasmateilchen, und diese entsprechend der Funktion f (j)<br />

im Raum verteilen. Diese Beschreibung nennen wir das Vlasov-Bild. Verloren haben wir<br />

in diesem Bild die Wechselwirkung individueller Teilchen, z.B. korrelierte Bewegungen<br />

und Zusammensto e.<br />

Wir werden in Abschnitt 6.2 sehen, da es auch sinnvoll sein kann, das Vielteilchenproblem<br />

durch Zusammenfassung der wahren Plasmateilchen zu einigen Tausend Superteilchen<br />

mit gleichem q=m vorzunehmen und die Newtongleichungen aller beteiligten Teilchen<br />

mit den selbstkonsistenten Feldern numerisch zulosen. Hierbei wird die Kornigkeit der<br />

Superteilchen starker in den Vordergrund treten. Dieser E ekt kann in gewissem Mae<br />

unterdruckt werden, indem bei der Losung der Feldgleichungen geeignete mittelnde<br />

Verfahren eingesetzt werden.<br />

Die Funktion f (j) ist folgenderma en normiert:<br />

N (j) ZZ<br />

(j) 3 3<br />

= f (~r�~v� t) d r d v� (6.5)<br />

wobei N (j) die Gesamtzahl der Teilchen der Sorte j ist. Die Teilchendichte im Ortsraum,<br />

Massendichte und Ladungsdichte ergeben sich wie folgt:<br />

n (j) (~r� t)<br />

m(~r� t)<br />

=<br />

=<br />

Z<br />

(j) 3<br />

f (~r�~v� t)d v (6.6)<br />

X<br />

m<br />

j<br />

(j) n (j) (~r� t) (6.7)<br />

e(~r� t) = X<br />

q (j) n (j) (~r� t) : (6.8)<br />

Somit ist f (j) (~r�~v�t) dievon uns gesuchte statistische Beschreibungsgro e, die die Ideen<br />

des Fluidbildes zur kinetischen Beschreibung verallgemeinern kann.<br />

6.1.2 Die Vlasovgleichung<br />

j<br />

Wir suchen in diesem Abschnitt eine Bewegungsgleichung fur die Verteilungsfunktion<br />

f(~r�~v� t), die die Kontinuitatsgleichung (6.1) verallgemeinert. Zunachst sei nochmals darauf<br />

hingewiesen, da im Flussigkeitsbild ~u(~r� t) eineVariable (d.h. eine physikalische Me -<br />

gro e) ist, wahrend im Vlasovbild die Geschwindigkeit ~v eine Koordinate im Phasenraum<br />

ist. Wenn wir nun willkurlich ein Phasenraumvolumen d 3 r d 3 v um den Vektor (~r�~v)<br />

herausgreifen, so haben die Teilchen in dieser Zelle allerdings die Geschwindigkeit ~v und<br />

diese Teilgruppe verhalt sich wie eine Flussigkeit mit Stromungsgeschwindigkeit ~v.<br />

Die Teilchenbilanz fur dieses Volumenelement ist einerseits durch das Ein- und Ausstromen<br />

im Ortsraum gegeben, andererseits haben wir auch einen Zu- und Ab u durch<br />

Beschleunigung und Abbremsung (vgl. Abb. 6.1). Der Anschaulichkeit halber betrachten<br />

wir zunachst nur den eindimensionalen Fall f(x� v� t). Wir unterdrucken der Ubersichtlichkeit<br />

wegen die Indizes fur die Teilchensorte. Dann wird die totale Anderung der


168 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Abbildung 6.1: Die Vlasovgleichung beschreibt das Stromen einer Wahrscheinlichkeitsussgkeit<br />

im Phasenraum. Ein Zuwachs in V kann durch die Divergenz der Stromung<br />

im Ortsraum und Geschwindigkeitsraum erfolgen.<br />

Verteilungsfunktion in einem solchen Volumen:<br />

df<br />

dt<br />

= @f<br />

@t<br />

@f dx @f dv<br />

+ +<br />

@x dt @v dt<br />

=0� (6.9)<br />

wenn wir annehmen, da in x v keine Erzeugungs- oder Vernichtungsprozesse statt nden.<br />

Mittels dx/dt = v und dv/dt = a setzen wir die Stromung mit den wahren Teilcheneigenschaften<br />

in Beziehung und verallgemeinern wieder auf drei Orts- und Geschwindigkeitsrichtungen:<br />

@f<br />

@t + ~v rrf + ~a rvf =0: (6.10)<br />

Dabei werden folgende Kurzschreibweisen benutzt: rr =(@=@x�@=@y�@=@z) undrv =<br />

(@=@vx� @=@vy� @=@vz).<br />

Die Verbindung mit den Feldgro en ~ E und ~ B, die die Summe aus selbstkonsistenten<br />

und externen Feldern darstellen, erreicht man durch<br />

~a = q<br />

m ( ~ E + ~v ~ B) : (6.11)


6.1. DAS VLASOVMODELL 169<br />

Die Bewegungsgleichung fur f wird dann die Vlasovgleichung, die auch 'sto freie Boltzmanngleichung)'<br />

genannt wird:<br />

@f<br />

@t + ~v rrf + q<br />

m ( ~ E + ~v B) ~ rvf =0: (6.12)<br />

Reale Plasmateilchen konnen die Phasenraumzelle au er durch die bereits beschriebenen<br />

Stromungsprozesse auch durch geschwindigkeitsandernde Sto e betreten oder verlassen.<br />

Dieser Sto beitrag ist dann durch einentsprechendes Modell zu erfassen. Man kann dies<br />

formal durch einen Sto term (@f=@t)coll einfuhren:<br />

@f<br />

@t + ~v rrf + q<br />

m ( ~ E + ~v ~ B) rvf =<br />

!<br />

@f<br />

@t coll<br />

� (6.13)<br />

dessen weitere Behandlung aber uber den Rahmen dieser Einfuhrung hinausfuhrt. Eine<br />

einfuhrende Behandlung dieses Themenkreises ndet sich in[83].<br />

6.1.3 Dispersion von elektrostatischen Elektronenwellen<br />

In diesem Abschnitt wollen wir den Ein u der endlichen Breite der Geschwindigkeitsverteilung<br />

auf die elektrostatischen Elektronenwellen untersuchen. Wir beschranken uns auf<br />

eine Maxwellverteilung. Man kann bereits vermuten, da der Gasdruck der Elektronen<br />

als mittlere Eigenschaft der Maxwellverteilung die Plasmaschwingungen in schallartige<br />

Wellen modi ziert. Wir wollen aber nicht mit einer Zustandsgleichung das Fluidmodell<br />

nachbessern, sondern erwarten, da die kinetische Beschreibung die thermodynamischen<br />

Aspekte 'automatisch' liefert.<br />

Die Ionen behandeln wir in dem interessierenden Frequenzbereich als unbeweglichen<br />

neutralisierenden Hintergrund. Das Problem kann eindimensional beschrieben werden,<br />

da wir elektrostatische Wellen (k k E) suchen. Die Verteilungsfunktion der Elektronen<br />

zerlegen wir in einen homogenen (@=@x = 0), stationaren (@=@t =0)Anteil f0(v) und<br />

eine wellenartige Storung f1(x� v� t):<br />

f(x� v� t) = f0(v)+f1(x� v� t) (6.14)<br />

(<br />

1=2 m<br />

f0(v) = n<br />

exp ;<br />

2 kBTe<br />

mv2<br />

)<br />

(6.15)<br />

2kBTe<br />

f1 / exp[i(kx ; !t)] (6.16)<br />

f1 f0 : (6.17)<br />

Wir losen die Vlasovgleichung durch Linearisierung und machen den ublichen Wellenansatz:<br />

@f1<br />

@t<br />

+ v @f1<br />

@x<br />

e<br />

;<br />

m E1<br />

@f0<br />

@v<br />

;i!f1 + ikvf1 ; e<br />

m E1<br />

@f0<br />

@v<br />

=0 (6.18)<br />

= 0 : (6.19)


170 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Dann wird die gestorte Verteilungsfunktion:<br />

f1 = i e @f0=@v<br />

m ! ; kv E1 : (6.20)<br />

O ensichtlich spielen die resonanten Teilchen bei v = !=k eine besondere Rolle, da sie zu<br />

einer Polstelle von f1 fuhren. Das Potential der Welle mu sich selbstkonsistent aus der<br />

Raumladung ergeben:<br />

e = e<br />

0<br />

@ni ;<br />

Z1<br />

;1<br />

1<br />

f (e) dvA<br />

= ;e<br />

Z<br />

+1<br />

f<br />

;1<br />

(e)<br />

1 dv : (6.21)<br />

Die ungestorte Maxwellverteilung der Elektronen wird durch den Ionenhintergrund<br />

neutralisiert, so da nur die wellenartige Storung zur Raumladung beitragt. Die Selbstkonsistenz<br />

von E1 ergibt sich aus der Poissongleichung, die in Fouriernotation lautet:<br />

ikE1 = e<br />

= 1 2 1<br />

E1! pe<br />

ik n<br />

0<br />

+1 Z<br />

;1<br />

@f0=@v<br />

dv: (6.22)<br />

!=k ; v<br />

Dieses ist wiederum eine Dispersionsrelation, da wir nichttriviale Losungen E1 6= 0 fordern.<br />

Man uberzeugt sich leicht, da diese Dispersionsrelation die Dielektrizitatskonstante<br />

(!�k) des Plasmas enthalt:<br />

(!�k) =1+ !2<br />

pe<br />

Die Ableitung der Maxwellverteilung ist:<br />

@f0<br />

@v<br />

k 2<br />

+1 Z<br />

;1<br />

2v<br />

= ;np exp 3 vth 1 @f0=@v<br />

dv =0: (6.23)<br />

n !=k ; v<br />

; v2<br />

v2 !<br />

: (6.24)<br />

th<br />

Wenn die thermische Geschwindigkeit der Elektronen als hinreichend klein gegenuber<br />

der Phasengeschwindigkeit der Welle angesetzt werden kann (vgl. Abb. 6.2), ist der Beitrag<br />

der resonanten Teilchen durch den Exponentialfaktor im Zahler reduziert, der aus der<br />

Maxwellverteilung stammt. Dann kommen die Hauptbeitrage zu dem Integral in (6.24)<br />

aus dem Bereich[;vth�vth], fur den es gema unserer Annahmen erlaubt ist, die Funktion<br />

(!=k ; v) ;1 in eine Taylorreihe zu entwickeln:<br />

1<br />

!=k ; v<br />

= k<br />

! + k2<br />

! 2 v + k3<br />

! 3 v2 + k4<br />

! 4 v3 + : (6.25)


6.1. DAS VLASOVMODELL 171<br />

Abbildung 6.2: Phasengeschwindigkeit und Verteilungsfunktion bei verschiedenen Temperaturen<br />

zur Verdeutlichung der Rolle der resonanten Teilchen. (a) kaltes Plasma, (b)<br />

niedrige Temperatur, (c) hei es Plasma.<br />

Das Integral kann analytisch ausgefuhrt werden mittels der Beziehungen:<br />

mit dem Ergebnis:<br />

Z<br />

+1<br />

x 2n e ;ax2<br />

;1<br />

+1<br />

Z<br />

;1<br />

x 2n+1 e ;ax2<br />

= 1 3 ::: (2n ; 1)<br />

(2a) n a<br />

1=2<br />

(6.26)<br />

= 0 (6.27)<br />

(!�k) =1; !2 pe<br />

! 2 ; 3<br />

2<br />

! 2<br />

pe<br />

! 4 k2 v 2<br />

th =0: (6.28)<br />

Fur verschwindendes v2 th ! 0 erhalten wir das bekannte Resultat fur das kalte Plasma<br />

(!�k) =1; ! 2<br />

pe =!2 .Fur den hier vorgegebenen Grenzfall ma iger Temperatur la t sich<br />

die Dispersionsrelation naherungsweise schreiben:<br />

! 2 = ! 2<br />

pe + 3<br />

2 k2v 2<br />

th<br />

= ! 2<br />

pe + k2 (kBTe=m) (6.29)


172 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

wobei = 3 der Adiabatenexponent fur eine eindimensionale adiabatische Kompression<br />

ist. Diese Dispersionsrelation wurde zuerst von Bohm und Gross [74, 75] angegeben und<br />

tragt oft ihren Namen. Mit kurzerer Wellenlange tritt o ensichtlich der Druckgradient in<br />

Konkurrenz zu den elektrostatischen Absto ungskraften.<br />

Zusatzlich zur Dispersion erfahrt die elektrostatische Elektronenwelle fur kurzere Wellenlange<br />

eine Dampfung: exp(i[kx ; !t]) = exp(i[kx ; !Rt]) exp(;!It) wenn wie hier<br />

der Imaginarteil !I negativ wird. Diese Dampfung werden wir im folgenden Abschnitt<br />

diskutieren.<br />

Abbildung 6.3: (oben) Dispersion der elektrostatischen Elektronenwelle (Bohm-Gross Beziehung).<br />

(unten) Der Imaginarteil von ! beschreibt die kinetische Dampfung.


6.1. DAS VLASOVMODELL 173<br />

6.1.4 Landaudampfung<br />

Bei der Losung der Dispersionsrelation (6.23) haben wir bisher nur den Cauchyschen<br />

Hauptwert des Integrals:<br />

! 2<br />

pe<br />

k 2<br />

+1 Z<br />

;1<br />

@f0=@v<br />

!=k ; v dv<br />

! 2<br />

pe<br />

! 2 + 3<br />

2<br />

! 2<br />

pe<br />

! 4 k2v 2<br />

th + (6.30)<br />

berucksichtigt. Die Polstelle bei !=k = v erzeugt aber einen zusatzlichen Beitrag, der jetzt<br />

gesondert betrachtet werden soll. In der Dispersionsrelation (6.23) treten Integrale vom<br />

Typ<br />

Z1<br />

;1<br />

F (u)<br />

dv (6.31)<br />

v ; u<br />

auf, die Polstellen bei v = u besitzen, wobei u = !=k die i.A. komplexe Phasengeschwindigkeit<br />

ist. Landau [84] hat gezeigt, da diese Integrale eine analytische Fortsetzung besitzen,<br />

die sich durch Verformung des Integrationsweges in Form der Landaukontour<br />

ergeben (s. Abb. 6.4). Dabei wird der Integrationsweg so gewahlt, da er stets unterhalb<br />

der Polstelle des Integranden verlauft. In unserem Fall nehmen wir an, da die Polstelle<br />

nahezu auf der reellen Achse liegt. Dann haben wir au er dem Cauchy-Hauptwert in<br />

(6.30) zusatzlich den halben Residuumsbeitrag an der Polstelle zu berucksichtigen. Damit<br />

erhalten wir:<br />

Abbildung 6.4: Wahl des Integrationsweges entlang der Landaukontour. Der Integrationsweg<br />

bleibt stets unterhalb der Polstelle. (a) Im(u) > 0, (b) Im(u) = 0, (c) Im(u) < 0.<br />

0=1; !2<br />

k<br />

Z<br />

pe<br />

C 2<br />

1<br />

;1<br />

1<br />

n<br />

@f0=@v 1<br />

dv + i<br />

v ; !=k n<br />

@f0<br />

@v v=!=k<br />

(6.32)


174 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Durch den Residuumsbeitrag wird die Dispersionsfunktion in (6.32) komplex und wir<br />

erwarten nunmehr als Losung einen komplexen Wert von !. Daessichnur um eine kleine<br />

Korrektur an der bisherigen reellen Dispersionsfunktion handelt, la t sich der Imaginarteil<br />

von ! durch eine Storungsrechnung bestimmen. Das Cauchy-Hauptwertintegral la t sich<br />

in dieser Naherung durch den Beitrag des kalten Plasmas ersetzen:<br />

0=1; !2 pe<br />

! 2 + i 1<br />

n<br />

@f0<br />

@v v=!=k<br />

und hieraus erhalt man durch Au osen nach ! und Entwicklung der Wurzel:<br />

0<br />

! = !pe @1+i<br />

2<br />

! 2<br />

p<br />

k2 1<br />

n<br />

@f0<br />

@v v=!=k<br />

Bei der Berechnung der Ableitung der Maxwellverteilung:<br />

1<br />

n<br />

@f0<br />

= ;<br />

@v v=!=k<br />

2v<br />

p exp 3 vth v 2<br />

v 2 th<br />

(6.33)<br />

1<br />

A : (6.34)<br />

!<br />

(6.35)<br />

ist jedoch die korrekte Phasengeschwindigkeit der Bohm-Gross Welle im Exponenten zu<br />

verwenden. Im Vorfaktor genugt wiederum die Naherung des kalten Plasmas. Hieraus<br />

ergibt sich der Imaginarteil der Wellenfrequenz:<br />

p !pe<br />

Im(!) ;<br />

kvth<br />

3<br />

exp<br />

; !2<br />

pe<br />

k 2 v 2<br />

th<br />

; 3<br />

!<br />

2<br />

� (6.36)<br />

der in Abb. 6.3 dargestellt ist. Die elektrostatischen Wellen sind also gedampft und Ursache<br />

der Dampfung ist die Maxwellverteilung der Elektronen. Dieser Dampfungsmechanismus<br />

hei t Landaudampfung [84] und beruht nicht auf Sto prozessen. Man spricht<br />

daher von sto freier Dampfung. Im folgenden soll ein vereinfachtes, anschauliches Bild<br />

des Zustandekommens der Landaudampfung gegeben werden.<br />

Hierzu betrachten wir eine Elektronengruppe innerhalb der Maxwellverteilung, die<br />

eine Geschwindigkeit v0 besitzt, wobei v0 in der Nahe der Phasengeschwindigkeit !=k liegen<br />

soll. Wir konnen diese Elektronengruppe wie einen Elektronenstrahl behandeln (vgl.<br />

Abschnitt 5.2.4). Unter dem Ein u des elektrischen Feldes der Welle stellt sich eine Oszillationsgeschwindigkeit<br />

v1 dieser Gruppe ein. Diese Geschwindigkeitsmodulation erzeugt<br />

gema der Kontinuitat der Stromung (;i!n1 + ik(v0n1 + v1n0) = 0) eine Dichtemodulation:<br />

1<br />

n1 = n0<br />

(!=k ; v0) 2 v1 : (6.37)<br />

Die kinetische Energie der betrachteten Elektronengruppe ist dann:<br />

Wkin = (n0 + n1) m<br />

= m<br />

2<br />

2 (v0 + v1) 2<br />

h<br />

n0v 2<br />

0 + n0v 2<br />

1 +2v0n1v1 +2n0v0v1 + n1v 2<br />

1 + n1v 2<br />

0<br />

i : (6.38)


6.1. DAS VLASOVMODELL 175<br />

Dieser Ausdruck interessiert uns im Mittel uber eine Schwingungsperiode, in dem sich die<br />

ungeraden Potenzen oszillierender Gro en aufheben:<br />

hWkini = m<br />

2<br />

h n0v 2<br />

0 + n0hv 2<br />

1i +2v0hn1v1i i : (6.39)<br />

Den kubischen Storungsterm haben wir vernachlassigt. Der erste Summand in der Klammer<br />

ist die kinetische Energie des ungestorten Systems, die wir als Bezugspunkt unserer<br />

Betrachtung wahlen konnen. Der zweite Summand ist stets positiv, wahrend das Vorzeichen<br />

des dritten Summanden von der Relativgeschwindigkeit zur Phasengeschwindigkeit<br />

abhangt:<br />

1<br />

hn1v1i = n0<br />

(!=k ; v0) 2hv2 1i : (6.40)<br />

Damit kann die Energie des oszillierenden Zustandes insgesamt groer oder kleiner als die<br />

der ungestorten Elektronengruppe werden:<br />

m<br />

h Wkini = n0<br />

2<br />

1+<br />

2v0<br />

!=k ; v0<br />

!<br />

hv 2 m<br />

1i = n0<br />

2 hv2 1i<br />

! + kv0<br />

! ; kv0<br />

: (6.41)<br />

Abbildung 6.5: Nahezu resonante Elektronen im Bezugssystem der Welle. (a) Energiegewinn<br />

durch Beschleunigung durch dieWelle bei Teilchengruppe mit negativer Energie,<br />

(b) Energieverlust an die Welle.<br />

Elektronen, deren Geschwindigkeit kleiner als die Phasengeschwindigkeit ist, haben in<br />

dieser Sprechweise 'positive Energie', wahrend die schnelleren 'negative Energie' besitzen.


176 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Anschaulich hei t das, da Elektronen, die schneller sind als die Welle, stets in die schon<br />

vorhandenen Ladungsverdichtungen mit positiver Geschwindigkeit einlaufen und sie damit<br />

aufbauen. Sie schieben damit die Welle an (siehe Abb. 6.5). Ihre positive Energie wird<br />

zum Aufbau des elektrostatischen Feldes benutzt. Im anderen Fall, da die Elektronen<br />

langsamer als die Welle stromen, bewgen sie sich imWellenbezugssystem 'ruckwarts'.<br />

Damit bauen sie den zuruckliegenden Wellenberg weiter auf. Sie werden aber von der<br />

Welle angeschoben und gewinnen kinetische Energie aus der Welle.<br />

Bei einer Maxwellverteilung gibt es stets mehr langsamere als schnellere Elektronen in<br />

der Nahe der Phasengeschwindigkeit. Damit ist es plausibel, da netto mehr Elektronen<br />

Energie vom Wellenfeld beziehen als an dieses abzugeben. Dieses fuhrt zur Dampfung der<br />

Welle. Das Anfachen der Welle durch einen Elektronenstrahl, der nur eine Teilchengruppe<br />

mit negativer Energie darstellt, haben wir in Abschnitt 5.2.4 gesehen. Letzteren Fall kann<br />

man als inverse Landaudampfung interpretieren.<br />

Eine genauere Betrachtung zur Landaudampfung, die auch die Phasenlage der Elektronen<br />

im Wellenfeld berucksichtigt, ndet sich z.B. bei Chen [60].<br />

6.2 Teilchensimulation<br />

Zur Losung nichtlinearer Plasmaprobleme stehen heute in Form von Teilchen-Simulationsprogrammen<br />

leistungsfahige HilfsmittelzurVerfugung [87, 86]. In der Teilchensimulation<br />

werden die Newtonschen Bewegungsgleichungen von einigen Tausend Teilchen mit numerischen<br />

Methoden gelost. Der Rechenaufwand skaliert dabei mit der Zahl der Wechselwirkungen<br />

von N Teilchen T / N 2 ,wodurch es erforderlich wird, die wahren Plasmateilchen<br />

zu Gruppen, den sog. Superteilchen, zusammenzufassen. Eine gunstigere Skalierung der<br />

Rechenzeit und einen erwunschten Glattungse ekt erhalt man, wenn man nicht die Kraftwechselwirkung<br />

der Superteilchen untereinander fur die Bewegung der Teilchen auswertet,<br />

sondern ein Superteilchen nur mit dem Mittelwert der Raumladung und Strome der anderen<br />

Superteilchen wechselwirken la t. Hierzu wird aus der Position der Superteilchen die<br />

Ladungs- und Stromverteilung auf ein diskretes Rechengitter (engl.: mesh) mitNg Zellen<br />

in einer Raumdimension abgebildet, auf dem die Maxwellgleichungen gelost werden.<br />

Damit stehen die Feldgro en auf dem Gitter zur Verfugung und werden fur den jeweiligen<br />

Teilchenort interpoliert.<br />

Bei diesen particle-mesh-Verfahren sinkt der Rechenaufwand auf T / NN D g log 2 N D g ,<br />

wobei D die Dimensionalitat des Problems ist. Der Zeitgewinn kann bei 10 5 Superteilchen<br />

durchaus ein Faktor von 10 4 sein. Insbesondere wurden eindimensionale Probleme mit<br />

diesen Methoden auf PCs behandelbar, was die weite Verbreitung dieser Codes in den<br />

letzten Jahren erklart. Ein Zeitschritt des Particle-mesh-Verfahrens besteht somit aus<br />

vier Teilen (Abb. 6.6):<br />

Die verschiedenen Varianten der Teilchensimulation bestehen einerseits in den Randbedingungen,<br />

die entweder periodische Randbedingungen sind oder aus den elektroma-


6.2. TEILCHENSIMULATION 177<br />

-<br />

Gewichtung<br />

(E�B)p ;! Fi<br />

6<br />

Integration der Bewegungsgleichungen,<br />

Zuweisung der neuen Koordinaten<br />

Fi ;! vi ;! xi<br />

Integration der Feldgleichungen<br />

auf dem Gitter<br />

(E�B)p ; ( � J)p<br />

t<br />

?<br />

Gewichtung<br />

(x� v)i ;! ( � J)p<br />

Abbildung 6.6: Elemente des Zeitschritts beim Particle-mesh-Verfahren<br />

gnetischen Randwerten der Feldgleichungen an Elektroden herruhren, andererseits in der<br />

Ladungszuweisung auf das Gitter und der Interpolation der Krafte aus den Feldwerten auf<br />

dem Gitter. Im folgenden werden die Einzelheiten der Particle-in-Cell (PIC) Simulation<br />

beschrieben, wie sie in einem weit verbreiteten Code [87] implementiert sind.<br />

6.2.1 Eindimensionale Probleme<br />

Wir wollen uns im folgenden mit eindimensionalen elektrostatischen Problemen beschaftigen,<br />

in denen nur die Variablen v und E vorkommen, die nur von der Ortskoordinate x<br />

abhangen. Magnetfelder lassen wir au er Betracht. Anstelle von punktformigen Teilchen<br />

haben wir es jetzt mit blattartigen Ladungsschichten zu tun, die in y- undz-Richtung<br />

unendlich ausgedehnt undinx-Richtung in nitesimal dunn sind (Abb. 6.7). Gegenuber<br />

den Punktladungen im dreidimensionalen Raum, fur die das Coulombsche Kraftgesetz<br />

F / r ;2 einen Abfall mit dem Quadrat der Entfernung ergibt, haben die Ladungsschichten<br />

eine Wechselwirkungskraft, die unabhangig vom Abstand ist: F / r 0 .<br />

Diese Eigenschaft mag zunachst verwirrend sein, wenn man versuchen wurde, das<br />

elektrische Feld an einem bestimmten Punkt aus der Summe der Kraftbeitrage der individuellen<br />

Ladungen zu berechnen. Da das Plasma aber nahezu neutral ist wurde in dieser


178 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Abbildung 6.7: Beschreibung eindimensionaler Plasmaprozesse durch Ladungsschichten.<br />

Summe der Kraftwirkungen ein sich fast ausgleichender Wert von positiven und negativen<br />

Beitragen ergeben. Bedeutsam ware die explizite Wechselwirkungskraft benachbarter<br />

Schichten nur fur die Berechnung von Sto prozessen. An letzteren sind wir aber weniger<br />

interessiert als an dem kollektiven Verhalten des Systems. Daher werden wir den in der<br />

Elektrodynamik ublichen Weg gehen und das elektrische Feld aus der Raumladungsdichte<br />

berechnen, die wir als eine geeignet gemittelte Gro e konstruieren wollen, anstatt die<br />

Kornigkeit zu betonen, die sich aus der Summation individueller Kraftbeitrage ergeben<br />

wurde.<br />

Zum Zwecke der Mittelung der Raumladung und des Teilchenstroms, die die Quellen<br />

fur die Feldgro en E und B darstellen, und zur Reduktion der Rechenzeit werden wir ein<br />

diskretes Rechengitter einfuhren. Dieses entsprichtauch der bisher geubten Betrachtungsweise,<br />

die kollektiven Phanomene nur auf einer Langenskala zu betrachten, die gro er ist<br />

als die Debyelange. Auf kurzeren Skalen tritt der individuelle Teilchencharakter in den<br />

Vordergrund.<br />

6.2.2 Diskretisierung der Grundgleichungen<br />

Die Newtonsche Bewegungsgleichung fur ein Superteilchen lautet:<br />

M d~v<br />

dt = Q ~E + ~v ~B : (6.42)<br />

Zur Diskretisierung werden Zeitschritte t eingefuhrt. Dann kann die Newtongleichung<br />

in folgender zeitzentrierter Form als Di erenzengleichung geschrieben werden:<br />

v n+1=2<br />

i<br />

x n+1<br />

i<br />

; x n i<br />

t<br />

; v n;1=2<br />

i<br />

t<br />

= v n+1=2<br />

i<br />

= F (xi) t<br />

: (6.43)<br />

mi


6.2. TEILCHENSIMULATION 179<br />

Abbildung 6.8: Das Leap-frog-Schema<br />

Dabei bezeichnet der untere Index das i-te Superteilchen mit Masse mi und der obere<br />

Index die Nummer des Zeitschritts. F (xi) ist die Kraft am Ort des Superteilchens. Die<br />

Geschwindigkeiten werden stets auf halben Zeitschritten berechnet. Diese Schachtelung<br />

von Positions- und Geschwindigkeitsentwicklung bezeichnet man als " leap-frog-Schema\<br />

(wortlich: Bocksprung-Schema) (vgl. Abb. 6.8). Der Halbschritt erzeugt die hohe Rechengenauigkeit<br />

in ahnlicher Weise wie bei Runge-Kutta-Verfahren zur Integration von<br />

Di erentialgleichungen.<br />

6.2.3 Losung der Feldgleichungen auf dem Gitter<br />

Die Notwendigkeit zur Einfuhrung eines Gitters fur die Feldgro en liegt auch in der<br />

Schwierigkeit begrundet, da die Berechnung der echten Wechselwirkungskrafte zwischen<br />

N Teilchen eine Anzahl von Rechenoperationen erfordern, die mit N(N ; 1)=2 skaliert.<br />

Diese Entwicklung kann rasch dieverfugbare Rechenzeit sprengen. Fuhrt man dagegen<br />

gemittelte Feldgro en auf einem Gitter (typ. Ng = 100-400 Gitterpunkte) ein, so skaliert<br />

die Rechenzeit nur noch mitNNg. Fur Teilchenzahlen von 10 4 ; 10 6 ist dieser Gewinn<br />

gewaltig.<br />

Betrachten wir im folgenden magnetfeldfreie Systeme, in denen nur elektrostatische<br />

Wechselwirkung auftritt. Das Gitter bestehe aus Ng aquidistanten Platzen mit Abstand<br />

x = L=Ng.<br />

Die Zuweisung der wahren Ladungsverteilung an das Gitter kann man im einfachsten<br />

Fall dadurch vornehmen, das die gesamte Ladung dem nachstliegenden Gitterpunkt<br />

zugeschlagen wird. Diese Naherung hei t nearestgridpoint = NGP). Sie ist zwar sehr<br />

rechenokonomisch, es ersetzt aber die wahre Bewegung des Superteilchens durch eine von<br />

Gitterpunkt zu Gitterpunkt springende Ladung, die o ensichtlich dazu tendiert, das Rauschen<br />

zu erhohen. Diese Unstetigkeit der Ladungsbewegung verschwindet, wenn man die


180 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Zuweisung der Ladung mit einer Gewichtung an die beiden benachbarten Gitterplatze<br />

vornimmt. Im PIC-Verfahren wird die Gewichtung so gewahlt, das bei Ubereinstimmung<br />

des Teilchenorts mit einem Gitterplatz die Gesamtladung zugewiesen wird. Anderenfalls<br />

wird linear interpoliert.<br />

Die Ladungszuweisung im n-ten Zeitschritt an den p-ten Gitterplatz xp erfolgt mittels<br />

folgender Vorschrift:<br />

n<br />

p = qNs<br />

x<br />

X<br />

Np<br />

W (x n i ; xp)+ 0 : (6.44)<br />

i=1<br />

Hierin ist qNs die Ladung eines Superteilchens und 0 eine neutralisierende Hintergrundsladung.<br />

Die Gewichtungsfunktion W (x) hat bei der PIC-Methode folgende Gestalt (Abb.<br />

6.9):<br />

W (x) =<br />

( 1 ;jxj : jxj < 1<br />

0 : jxj 1 :<br />

(6.45)<br />

Diese lineare Gewichtung kann auch anders interpretiert werden. Wenn man sichvorstellt,<br />

Abbildung 6.9: (a) Ein Superteilchen bei xi wird wie eine ausgedehnte Ladungswolke der<br />

Breite x behandelt. Die Gewichtung erfolgt entsprechend des Uberlapps zwischen der<br />

Wolke und der jeweils betrachteten Zelle [xp;1=2�xp+1=2]. (b) Die aus dieser Vorstellung<br />

resultierende Gewichtungsfunktion W (x ; xp). Die Pfeile deuten die Zuordnung an die<br />

Gitterplatze p und p +1an.<br />

da jeder Gitterplatz einen Einzugsbereich von 1=2 Gitterzelle besitzt und da das<br />

Superteilchen eine Ladungswolke mitkastenformigem Pro l (Particle-in-Cell) darstellt,<br />

so ist die Gewichtung gerade durch den Teil gegeben, der in die jeweilige Zelle hereinragt.<br />

Letztere Vorstellung ist insbesondere hilfreich bei der Abschatzung der Wechselwirkung<br />

zweier individueller Ladungswolken.


6.2. TEILCHENSIMULATION 181<br />

Wie eingangs gesagt ist der Betrag der Wechselwirkungskraft der in nitesimalen Ladungsschichten<br />

nicht von ihrem Abstand abhangig, wohl aber ihr Vorzeichen. Wenn sich<br />

diese dunnen Blatter durchdringen wechselt das Vorzeichen schlagartig. Die ausgedehnten<br />

Raumladungswolken dagegen zeigen einen stetigen Wechsel der Wechselwirkungskraft.<br />

Diese Eigenschaft der Zuweisungsfunktion an das Rechengitter ist es, die den Beitrag der<br />

individuellen Zusammensto e durch Mittelung reduziert.<br />

Die Poissongleichung lautet in Di erenzenform:<br />

n<br />

p;1 ; 2 n p + n p+1<br />

( x) 2<br />

Hieraus gewinnt man das elektrische Feld durch:<br />

E n p =<br />

n<br />

p;1 ; n p+1<br />

2 x<br />

= ; n p<br />

0<br />

: (6.46)<br />

: (6.47)<br />

Die Interpolation der Kraft am Teilchenort aus den Feldstarken auf dem Gitter erfolgt<br />

mit derselben Gewichtungsfunktion wie bei der Ladungszuweisung:<br />

X<br />

F n<br />

Ng;1<br />

i = qNs<br />

p=0<br />

W (x n i ; xp)E n p : (6.48)<br />

Die Poissongleichung kann sofort durch direkte Verfahren fur Tridiagonalmatrizen gelost<br />

werden. Bei periodischen Randbedingungen sind Fouriermethoden eventuell uberlegen.<br />

Nahere Einzelheiten nden sich in [86].<br />

6.2.4 Der harmonische Oszillator (*)<br />

Am Beispiel des harmonischen Oszillators kann man sich eineFaustregel fur die Wahl des<br />

benutzten Zeitschritts herleiten. Die Gleichung<br />

hat die exakte Losung:<br />

d 2 x<br />

dt<br />

= ;!2<br />

2 0<br />

x (6.49)<br />

x = A cos(!0t)+B sin(!0t) (6.50)<br />

Die aquivalente Di erenzengleichung des leap-frog-Schemas:<br />

x n+1 ; 2x n + x n;1 = ;! 2<br />

0x( t) 2<br />

(6.51)<br />

wird gelost mit einem Ansatz / exp(i!t) mit einem i.A. von !0 verschiedenen !. Dieser<br />

Ansatz ergibt:<br />

e i! t ; 2+e ;i! t = ! 2<br />

0( t) 2 : (6.52)


182 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Dieses la t sich zusammenfassen zu:<br />

sin<br />

! t<br />

2<br />

= !0 t<br />

2<br />

Entwickelt man die linke Seite fur kleine Werte von ! t=2:<br />

! t<br />

2<br />

; 1<br />

6<br />

! t<br />

2<br />

3<br />

+ = !0 t<br />

2<br />

so wird der kumulative Phasenfehler nach n Zeitschritten:<br />

' = n (! ; !0) t<br />

2<br />

Fur einen kritischen Phasenfehler von ' =1wird<br />

n =<br />

24<br />

: (6.53)<br />

� (6.54)<br />

= 1<br />

24 n (!0 t) 3 : (6.55)<br />

: (6.56)<br />

3<br />

(!0 t)<br />

Das sind immerhin 24.000 Schritte bei !0 t =0:1. Ein ublicher Kompromi zwischen Rechengenauigkeit<br />

und -aufwand ndet sich bei!0 t =0:2 und ca. 1.000 - 10.000 Schritten.<br />

Weitere Betrachtungen zur Stabilitat der numerischen Integration nden sich in[87,86].<br />

Fur Plasmasysteme hat es sich bewahrt, !0 mit der Elektronenplasmafrequenz zu identizieren.<br />

6.2.5 Die Strahl-Plasma-Instabilitat<br />

Als Beispiel fur eine PIC-Simulation wahlen wir den Fall eines monoenergetischen Elektronenstrahls,<br />

der sichdurch einen ruhenden Plasmahintergrund mit unbeweglichen Ionen<br />

bewegt. Die Strahldichte betragt 1% der Gesamtdichte. Die Simulationen wurden mit dem<br />

Code ES1 durchgefuhrt [87].<br />

Die Ergebnisse der Rechnung sind in Abb. 6.10 und 6.11 dargestellt. Der Elektronenphasenraum<br />

(x� v) zeigt einen Ausschnitt, der in der Ortskoordinate einer Wellenlange der<br />

instabilen Wellenlange entspricht (Abb. 6.10) . Das Bezugssystem entspricht dem System<br />

der Strahlelektronen. Daher bewegt sich dasWellenmuster in dieser Darstellung nach<br />

links. Das ist die aus der linearen Theorie bekannte langsame Raumladungswelle, deren<br />

Phasengeschwindigkeit geringfugig niedriger als die Strahlgeschwindigkeit ist.<br />

Das Wachstum der Welle kann anhand der Energie des Wellenfeldes studiert werden.<br />

Abb. 6.11(a) zeigt das exponentielle Wachstum der Feldenergie, das in der halblogarithmischen<br />

Darstellung eine Gerade ergibt. Bei hohen Amplituden tritt eine Sattigung ein,<br />

die wir nachsten Abschnitt diskutieren werden. Der Wachstumsfaktor der Amplitude ist<br />

durch den Imaginarteil der Wellenfrequenz (5.55) gegeben. Die Energiedichte des elektrischen<br />

Feldes WE / E 2 wachst folglich mit2 an. Fur =0:01 wird der aus der


6.2. TEILCHENSIMULATION 183<br />

(a) t=70 (b) t=72 (c) t=74<br />

(d) t=76 (e) t=78 (f) t=80<br />

(g) t=82 (h) t=84 (i) t=86<br />

Abbildung 6.10: Elektronenphasenraum (x� v) (oben) und Wellenpotential (unten). Der<br />

Elektronenstrahl erscheint in der oberen Halfte bei einer normierten Geschwindigkeit<br />

v = 1, die Plasmaelektronen darunter bei v = 0. In der zeitlichen Entwicklung tritt<br />

bei (d) der Einfang von Elektronen durch Re ektion am Wellenpotential auf (trapping).<br />

Die Zeitangaben sind in Einheiten der Plasmaperiode.


184 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

linearen Theorie erwartete Wert fur die am schnellsten wachsende Mode 2 =0:296!p,<br />

die Simulation ergibt 2 =0:265 . Der kleine Unterschied ist dadurch bedingt, da die<br />

Simulation periodische Randbedingungen verwendet, so da nicht die maximal instabile<br />

Mode der linearen Theorie auftritt, sondern eine benachbarte Mode, deren Periodizitat<br />

zu den periodischen Randbedingungen pa t.<br />

6.2.6 Sattigung der Instabilitat durch trapping (*)<br />

Die Strahlelektronen erscheinen im Phasenraum zunachst (a) bei der normierten Geschwindigkeit<br />

v = 1, die Plasmaelektronen bei v = 0. Die Geschwindigkeitsmodulation<br />

nimmt mit der Zeit zu. Ebenso wachst die Wellenamplitude. Sobald die Wellenamplitude<br />

so gro ist, da die kinetische Energie der Strahlelektronen im Bezugssystem der<br />

Welle kleiner ist als das Wellenpotential, kommt es zur Re ektion von Elektronen (Abb.<br />

6.10(d) ). Dieser Proze wird als Elektroneneinfang im Potentialtopf der Welle (engl.<br />

trapping) bezeichnet.<br />

Die Bedingung fur den Einfang von Strahlelektronen der Geschwindigkeit v0 ist durch<br />

die Bedingung gegeben, da die kinetische Energie der Relativbewegung zwischen Strahlelektronen<br />

und Phasengeschwindigkeit der Welle geringer ist als die Potentialbarriere der<br />

Welle:<br />

2e<br />

m<br />

2 (v0 ; v ) 2 : (6.57)<br />

Wenn die Amplitude der Welle ist, berucksichtigt der Faktor 2 den Potentialunterschied<br />

zwischen Wellenberg und -tal. Eingefangen werden zunachst Strahlelektronen, die sich in<br />

der Nahe eines Wellenberges be nden (Abb. 6.10). Diese gefangenen Elektronen vollfuhren<br />

eine periodische Oszillation mit der Frequenz !B im Wellenpotential (engl.: bounce oscillation).<br />

Die Frequenz dieser Oszillation la t sich abschatzen, wenn der Wellenberg durch<br />

ein parabolisches Potential angenahert wird e 0 cos(kx) e 0(1;(1=2)k 2 x 2 ). Dann ist in<br />

Analogie zum Hookschen Gesetz die Federkonstante D = e 0k 2 und die Eigenfrequenz:<br />

! 2<br />

B = D<br />

m = e 0k2 :<br />

m<br />

(6.58)<br />

Wir wissen aus der linearen Theorie, da der Abstand von Phasengeschwindigkeit der<br />

Welle und Strahlgeschwindigkeit wie folgt skaliert (vgl. (5.54) ):<br />

v0 ; !<br />

k<br />

= 1<br />

2 2<br />

1=3 !pe<br />

k<br />

: (6.59)<br />

Dann ergeben sich aus (6.57), (6.58) und (6.59) die Bouncefrequenz !B und Bounceperiode<br />

zu:<br />

!B = 1<br />

4 2<br />

1=3<br />

!pe<br />

TB =<br />

4<br />

( =2) 1=3 Tpe : (6.60)


6.2. TEILCHENSIMULATION 185<br />

1e-2<br />

1e-8<br />

1e-1<br />

1e-2<br />

(a)<br />

(b)<br />

0 t/Plasmaperioden<br />

140<br />

Abbildung 6.11: (a) Exponentielles Wachstum der Feldenergie der Welle mit der Zeit. (b)<br />

Kinetische Energie des Elektronenstrahls. Nach dem Einsetzen von trapping ndet ein<br />

periodischer Austausch zwischen kinetischer Energie des Strahls und Wellenenergie statt.<br />

Die elektrostatische Energie der Welle wachst, wie oben beschrieben zunachst exponentiell<br />

mit der Zeit (Abb. 6.11(a)), wie es von der linearen Theorie vorhergesagt war. Im<br />

Moment desTeilcheneinfangs hort das Wachstum auf. Fur eine gewisse Zeit treten Oszillationen<br />

der Wellenenergie auf, die durch das Hin- und Herschwappen der gefangenen<br />

Strahlelektronen im Potentialtopf bedingt sind. Dieser Energieaustausch ist am Wechselspiel<br />

zwischen Wellenenergie und Teilchenenergie (Abb. 6.11(b) ) ersichtlich. Letztlich<br />

stellt sich eine komplizierte Wirbelbewegung der ehemaligen Strahlelektronen im Phasenraum<br />

ein.<br />

Wir konnen einen Vergleich zwischen der Teilchensimulation und obigen Abschatzungen<br />

zum trapping durchfuhren, indem wir die Bewegung vom Zustand (d) zum Zustand


186 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

(i) in Abb. 6.10 als halbe bounce-Periode ansehen. Dann betragt die volle bounce-Periode<br />

20 Plasmaschwingungen. Erwartet werden nach (6.60)fur die maximal instabile Mode<br />

4=(0:01) 1=3 = 23:4 Plasmaschwingungen. Dieses ist eine schone Ubereinstimmung mit<br />

den Abschatzungen aus der linearen Theorie, wobei der kleine Unterschied wieder den<br />

periodischen Randbedingungen zugeschrieben werden kann.


6.3. AUFGABEN 187<br />

6.3 Aufgaben<br />

1. Zeigen Sie, da jede Funktion der Form g( 1<br />

2 mv2 ; e ) Losung der Vlasovgleichung<br />

ist.<br />

@f<br />

@t<br />

@f e @ @f<br />

+ v ;<br />

@x m @x @v =0<br />

2. Die Strahl-Plasma-Instabilitat sattigt sich durch Einfang von Strahlelektronen. Bei<br />

welcher Wellenamplitude kame es zum Einfang von ruhenden Elektronen?


188 KAPITEL 6. K<strong>IN</strong>ETISCHE EFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN


Kapitel 7<br />

Randschichte ekte in Plasmen<br />

Das Interesse an einem quantitativen Verstandnis der Randschicht von Plasmen hat zwei<br />

Wurzeln. Bereits 1925 hatte Langmuir [91] kleine zusatzliche Elektroden in das Plasma<br />

eingebracht, um aus der Strom-Spannungscharakteristik Ruckschlusse auf Elektronendichte<br />

und -temperatur zu ziehen. Diese Technik, die als Langmuirsonden bekannt ist,<br />

beruht auf den unterschiedlichen Elektronen- und Ionen ussen zu einer Wand, deren Potential<br />

vom Plasmapotential verschieden sein kann. Die Nichtgleichgewichtseigenschaften<br />

des Plasmas vor einer (leitenden oder dielektrischen) Wand sind in den letzten 15 Jahren<br />

durch die Plasmatechnologie in den Vordergrund des Interesses geruckt. Hier ist man an<br />

einer genauen Kenntnis der Ionen usse zur Wand und an der Ionenenergieverteilung beim<br />

Auftre en auf die Wand interessiert. Derartige Fragen sind bedeutsam fur das anisotrope<br />

Atzen von Halbleiterchips (vgl. Abschnitt 2.1.3) oder fur das Zerstauben (Sputtern) von<br />

Metallober achen durch Ionenbeschu .<br />

7.1 Das Plasma vor einer leitenden Wand<br />

Wir betrachten eine ebene leitende Wand bei x = 0 (Abb. 7.1) und ein Plasma, das den<br />

Halbraum x


190 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Abbildung 7.1: Geometrie des Randschichtproblems. Die Sondenober ache be ndet sich<br />

bei x =0.<br />

Daher kann das Elektronengas durch den Boltzmannfaktor beschrieben werden:<br />

ne(x) =ne0 exp<br />

e (x)<br />

kBTe<br />

!<br />

: (7.1)<br />

Dabei ist ne0 die Elektronendichte an einem Bezugsort mit = 0. Fur ein negatives Potential<br />

(x) beschreibt dieser Faktor gerade die Verdunnung der Elektronenkomponente.<br />

Diese kommt dadurch zustande, da von den Elektronen innerhalb einer Maxwellverteilung,<br />

die bei Potential = 0 losgelaufen sind, nur solche den Ort x erreichen konnen,<br />

deren kinetische Energie gro er ist als die Potentialbarriere ;e (x). Nehmen wir an, da<br />

das Wandpotential stark negativ ist (j (0)j kBTe=e). Dann ndet diese Elektronenverdunnung<br />

im wesentlichen am linken Rand der Schicht statt. Folglich ist der restliche<br />

Teil der Raumladungsschicht fast ausschlie lich von Ionen bevolkert, die sich im freien<br />

Fall auf die negative Wand zu bewegen. Ihre Geschwindigkeit in der Schicht erhalten wir<br />

aus dem Energiesatz:<br />

1 2<br />

miui (x)+e (x) =<br />

2 1 2<br />

miui (;d)+e (;d) (7.2)<br />

2


7.1. DAS PLASMA VOR E<strong>IN</strong>ER LEITENDEN WAND 191<br />

mit ui(;d) =u0 zu<br />

ui(x) =<br />

u 2<br />

0 ;<br />

2e (x)<br />

mi<br />

! 1=2<br />

� (7.3)<br />

wobei (;d) gegenuber (x) als betragsma ig klein vernachlassigt wird. Die lokale Ionendichte<br />

ergibt sich aus der Kontinuitatsgleichung fur eine stationare Ionenstromung<br />

(@=@t = 0), fur die wir zusatzlich annehmen, da keine Erzeugungs- oder Vernichtungsprozesse<br />

auftreten. Letztere Annahme ist fur die Schicht vor der Sonde gerechtfertigt. In<br />

der Kathodenschicht sind dagegen die Erzeugungsprozesse nicht vernachlassigbar.<br />

@<br />

@x [ni(x)ui(x)] = 0<br />

ni(x)ui(x) = ni(;d)u0 (7.4)<br />

Die Beschleunigung der Ionen fuhrt also zu einer Verdunnung der Ionenkonzentration in<br />

der Schicht:<br />

ni(x) =ni(;d)<br />

"<br />

1 ;<br />

2e (x)<br />

miu 2 0<br />

# ;1=2<br />

: (7.5)<br />

Um eine selbstkonsistente Losung des Raumladungsproblems zu erhalten, losen wir die<br />

Poissongleichung unter Berucksichtigung der Elektronen- und Ionenraumladung in der<br />

Schicht:<br />

0<br />

00 = e(ne ; ni)<br />

8 <<br />

= ene(;d)<br />

: exp<br />

e (x)<br />

kBTe<br />

!<br />

;<br />

1 ;<br />

2e (x)<br />

miu2 ! 9<br />

;1=2= � 0<br />

: (7.6)<br />

Den Bezugsort x = ;d nennen wir die Schichtkante. Wirwerden im folgenden die Eigenschaften<br />

der Elektronen und Ionen an diesem Bezugspunkt ableiten.<br />

7.1.1 Bohm-Kriterium<br />

Zunachst wollen wir die Frage untersuchen, unter welchen Bedingungen das Raumladungsproblem<br />

(7.6) physikalisch sinnvolle Losungen besitzt. Dieser Typ von Di erentialgleichung<br />

ist uns bestens gelau g, wenn wir einen Vergleich zur Bewegung eines Teilchens<br />

im Potentialtopf herstellen:<br />

0<br />

@V (r)<br />

r = ;<br />

@r<br />

00 = ; @ ( )<br />

@<br />

(7.7)<br />

: (7.8)<br />

Die Gro e ( ) hei t Pseudopotential, Sagdeevpotential [92] oder klassisches Potential.<br />

Die Entsprechungen zwischen und V sind in der Tabelle 7.1 zusammengestellt.


192 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Variable Raumladungsproblem Variable Mechanik<br />

el. Potential r Bahnkurve<br />

x Ortsvariable t Zeit<br />

Pseudopotential V mech. Potential<br />

Tabelle 7.1: Vergleich des Raumladungsproblems mit einer Bahnkurve imPotentialtopf<br />

Die Eigenschaften der Losung der Poissongleichung konnen wir also anhand der Analogie<br />

zum mechanischen Fall diskutieren. Dabei gibt es stabile und instabile Formen der<br />

Ruhelage der Kugel im Potential, wie Abb. 7.2 zeigt. Eine Gleichgewichtslage ndet die<br />

Abbildung 7.2: Stabilitat der Ruhelage einer Kugel im Potentialtopf.<br />

Kugel an den Extremalpunkten (V 0 = 0). Fur ein Potential (V 00 (0) > 0) ist dieses Gleichgewicht<br />

stabil, wahrend fur V 00 (0) < 0eineStorung der Nullage zu einem weiteren Anwachsen<br />

der Storung fuhrt (Instabilitat).<br />

Zur Diskussion des Pseudopotentials fuhren wir normierte Variable = x= D und<br />

= ;e =kBTe ein. Die verwendete Debyelange entspricht den Bedingungen an der


7.1. DAS PLASMA VOR E<strong>IN</strong>ER LEITENDEN WAND 193<br />

Schichtkante: 2<br />

D = 0kBTe=ne(;d)e 2 . Dann lautet die Poissongleichung:<br />

d2 2<br />

= 1+<br />

d 2 M2 ;1=2<br />

; e ; @ ( )<br />

= ; : (7.9)<br />

@<br />

Darin ist M =(miu 2<br />

0 =kBTe) 1=2 = u0=Cs das Verhaltnis aus der Ionengeschwindigkeit an<br />

der Schichtkante und der ionenakustischen Geschwindigkeit. Wir nennen daher M die<br />

Machzahl. Das Pseudopotential konnen wir direkt durch Integration von (7.9) gewinnen:<br />

( )=;M 2<br />

"<br />

1+ 2<br />

M 2<br />

1=2<br />

; 1<br />

#<br />

+ e ; ; 1 : (7.10)<br />

Der Verlauf dieses Pseudopotentials ist in Abb. 7.3 dargestellt. Fur Werte M < 1 bildet<br />

sich ein Maximum, das hoher liegt als das Pseudopotential bei = 0, das wir als<br />

Bezugspunkt au erhalb der Schichtkante heranziehen. Im mechanischen Analogon wurde<br />

die Kugel dann eine Ruhelage bei x = 0 annehmen� hier entsteht nur die Triviallosung<br />

=0.<br />

Im anderen Grenzfall M 1gibtesnur ein Maximum bei = 0. Die Kugel im mechanischen<br />

Bild wurde den Berg beschleunigt herabrollen. Durch numerische Integration<br />

erhalt man hier Potentiallosungen, die monoton auf das negativeWandpotential zulaufen.<br />

Das ist gerade die gewunschte Potentiallosung in der Schicht. Fur M 1 gibt es also<br />

Losungen, die die Form des unten diskutierten Child-Langmuirgesetzes annehmen (vgl.<br />

Abschnitt 7.1.2).<br />

Diese Betrachtung zum Losungsverhalten der Poissongleichung liefert das Bohmkriterium:<br />

M 1 : (7.11)<br />

Es besagt, da die Ionen an der Schichtkante x = ;d bereits auf (mindestens) die Ionenschallgeschwindigkeit<br />

beschleunigt sein mussen. Wenn das nicht der Fall ist, wird das<br />

Ionengas beim freien Fall auf die negative Wand so stark verdunnt, da nahe der Schichtkante<br />

die Ionendichte unter die Elektronendichte sinkt. Dann tritt dort aber { gema der<br />

Poissongleichung { eine 'falsche' Krummung des Potentials auf, die unserer Forderung<br />

nach einer elektronenabsto enden Schichtlosung widerspricht. Es ist aber nicht erforderlich,<br />

da die Machzahl den Schwellwert wesentlich uberschreitet, so da die Ungleichung<br />

(7.11) in der Praxis auch als Gleichung gelesen werden kann.<br />

Weiterhin bedeutet die Bedingung, da die Ionen an der Schichtkante bereits die Machzahl<br />

M = 1 erreicht haben sollen, da in der Randzone des Plasmas fur x


194 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Abbildung 7.3: (links) Pseudopotential der Raumladungsschicht, fur M < 1bildetsich<br />

ein Maximum. (rechts) Normierter Potentialverlauf. Fur M < 1 tritt nur die triviale<br />

Losung = 0 der Poissongleichung auf, fur M 1 ergibt sich derUbergang zum<br />

Child-Langmuirgesetz.<br />

als sto frei betrachtet werden kann, la t sichdasPotential an der Schichtkante aus M<br />

abschatzen zu:<br />

1<br />

(;d) ; 1<br />

2<br />

kBTe<br />

:<br />

e<br />

(7.12)<br />

Man sieht das Plasma in der Vorschicht x


7.1. DAS PLASMA VOR E<strong>IN</strong>ER LEITENDEN WAND 195<br />

ten Pseudopotentials:<br />

0<br />

Zx<br />

d<br />

dx<br />

1<br />

2<br />

0<br />

0 00 = ; @<br />

02 dx = ;<br />

@<br />

Z<br />

(x)<br />

;d<br />

(;d)<br />

02<br />

(x) ; 02<br />

(;d) =<br />

1<br />

;<br />

0<br />

@<br />

@ d<br />

1<br />

2<br />

f [ (x)] ;<br />

0<br />

[ (;d)]g : (7.14)<br />

Die elektrische Feldstarke ist an der Schichtkante gering gegenuber den Feldstarken innerhalb<br />

der Schicht, so da 02 (;d) 0 gesetzt werden darf. Fur gro es negatives Potential<br />

an der Wand ;e (0) kBTe gibt es (bis auf eine schmale Zone an der Schichtkante)<br />

praktischkeine Elektronen mehr in der Schicht, so da wir das Pseudopotential annahernd<br />

allein aus der Ionenraumladung berechnen konnen:<br />

=;ne(;d)miu 2<br />

0<br />

1 ; 2e<br />

miu2 ! 1=2<br />

0<br />

;ne(;d)miu 2<br />

0<br />

;2e<br />

miu2 ! 1=2<br />

0<br />

: (7.15)<br />

wobei der letzte Naherungsschritt der oben gemachten Voraussetzung folgt. Konsequenterweise<br />

setzen wir dann auch (;d) = 0 und vernachlassigen [ (;d)]. Damit losen wir<br />

die DGl. (7.14) in der Form:<br />

Z<br />

0<br />

d<br />

(; ) 1=4<br />

(x)<br />

d<br />

( ) 1=4<br />

0 =<br />

=<br />

=<br />

4<br />

3 [; (x)]3=4 = ;<br />

2ne(;d)u0<br />

0<br />

2ne(;d)u0<br />

0<br />

2ne(;d)u0<br />

0<br />

2ne(;d)u0<br />

0<br />

! 1=2<br />

(2emi) 1=4 (; ) 1=4<br />

! 1=2<br />

(2emi) 1=4dx ! 1=2<br />

(2emi) 1=4<br />

Zx<br />

;d<br />

dx<br />

! 1=2<br />

(mie) 1=4 (x + d) : (7.16)<br />

Hieraus folgt die Gestalt des Potentialverlaufs in der Raumladungsschicht als:<br />

(x) / (x ; (;d)) 4=3 : (7.17)<br />

Wahlen wir x =0und; (0) = U, so wird die Stromdichte der Ionen:<br />

ji = ne(;d)u0e = 4p 1=2 3=2<br />

2 e U<br />

0<br />

9 mi d2 : (7.18)<br />

Dieses ist das Child-Langmuir-Gesetz fur den raumladungsbeschrankten Ionenstrom.<br />

Es wurde ursprunglich fur den Elektronenstrom in Vakuumdioden formuliert [88, 89,<br />

90] und zeigt den bekannten Anstieg des Stroms mit der Potenz U 3=2 der angelegten<br />

Spannung.


196 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

7.2 Die Langmuirsonde<br />

Wir denken uns eine zusatzliche (ebene) Elektrode in das Plasma eingebracht, deren<br />

Flache klein gegenuber den Elektroden achen ist, soda der zur Sonde ie ende Strom<br />

das Entladungsgeschehen nicht wesentlich verandert.<br />

Langmuirsonden betreibt man in der Schaltung gema Abb. 7.4.<br />

Abbildung 7.4: Schaltung zur Messung von Sondenkennlinien.<br />

Bei Variation der Sondenspannung gegenuber dem Potential des ungestorten Plasmas<br />

in der Sondennahe wird der durch die Sonde ie ende Strom aufgezeichnet. Man<br />

unterscheidet drei Bereiche in der I(U)-Kennlinie der Sonde (Abb. 7.5):<br />

A Den Ionensattigungsbereich fur stark negative Sondenspannung gegenuber<br />

dem Plasma. Hier ie t nahezu kein Elektronenstrom zu der stark negativen<br />

Sonde.<br />

B Den Elektronenanlaufstrom.<br />

C Den Elektronensattigungsstrom fur positive Sondenspannung gegenuber<br />

dem Plasma. Hier wird der Sondenstrom fast nur von Elektronen getragen.<br />

Den Punkt, an dem der Sondenstrom Null wird, bezeichnet man als Schwebepotential� gebrauchlicher<br />

ist der englische Ausdruck oating potential. DerUbergangspunkt zum Elektronensattigungsbereich<br />

liegt beim Plasmapotential, da hier die Sondenspannung gleich


7.2. <strong>DIE</strong> LANGMUIRSONDE 197<br />

Abbildung 7.5: Kennlinien von Langmuirsonden fur ebene, Zylinder- und Kugelsonden.<br />

Man unterscheidet Ionensattigungsbereich, Elektronenanlaufbereich und Elektronensattigungsbereich.<br />

Aus historischen Grunden wird der Elektronenstrom als positiv aufgetragen.<br />

dem Potential des umgebenden Plasmas ist und die Elektronenabsto ung gerade verschwindet.<br />

7.2.1 Elektronensattigungsbereich der ebenen Sonde<br />

Die Berechnung des Elektronensattigungsstroms zu einer ebenen Sonde wollen wir uns<br />

anhand der Abb. 7.6 klarmachen. Die Sonde habe das gleiche Potential wie das Plasma.<br />

Dann konnen die Elektronen die Sonde allein aufgrund ihrer thermischen Bewegung erreichen.<br />

Da der Ionenstrom viel kleiner ist, wird er hier vernachlassigt. Ein am Plasmarand<br />

startendes Elektron (innerhalb einer Maxwellverteilung von Geschwindigkeiten) tragt<br />

nur mit seiner zur Sondenober ache senkrechten Geschwindigkeitskomponente bei. Wenn<br />

der Geschwindigkeitsvektor des Elektrons einen Winkel zur Sondennormalen bildet, ist<br />

sein Beitrag zum Strom ;eneve cos . Dann ist der Gesamtstrom zur Sonde:<br />

je�sat = ; 1<br />

4 ene<br />

! 1=2<br />

8kBTe<br />

me<br />

: (7.19)<br />

Der Faktor 1/4 setzt sichauszwei Faktoren 1/2 zusammen, von denen der eine berucksichtigt,<br />

da nur die Halfte der Elektronen in der Maxwellverteilung, namlich diejenigen,


198 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Abbildung 7.6: Zur Berechnung des Elektronensattigungsstroms.<br />

die auf die Sonde zulaufen, zum Strom beitragt. Der andere Faktor 1/2 ist der Mittelwert<br />

des cos2 . Ein weiterer Faktor cos tritt namlich inderRechnung auf, da zwar der<br />

Strom pro Raumwinkel konstant ist, die Flache die der Raumwinkel 'ausleuchtet' aber<br />

mit 1= cos wachst (Abb. 7.6)<br />

Der Ausdruck in der Klammer ist die korrekte mittlere thermische Geschwindigkeit.<br />

Man beachte den Faktor 8= anstelle der 2, die in der wahrscheinlichsten Geschwindigkeit<br />

auftritt und die wir meist lax als thermische Geschwindigkeit bezeichnen.<br />

Macht man das Sondenpotential positiv, so entsteht vor der ebenen Sonde eine an<br />

Ionen verarmte Raumladungsschicht. Die thermischen Elektronen starten dann an der<br />

Schichtkante und werden im freien Fall beschleunigt. Solange aber keine Erzeugungs- oder<br />

Verlustprozesse in der Raumladungsschicht statt nden, bleibt der Teilchen u zur Sonde<br />

erhalten und der Elektronensattigungsstrom ist der gleiche wie beim Plasmapotential.<br />

Dies gilt, solange die Geometrie im strengen Sinne eben ist. Fur die Zylinder und Kugelsonde<br />

steigt der Elektronensattigungsstrom mit der Sondenspannung (vgl. Abschnitt<br />

7.2.5). Auch die ebene Sonde kann durch Verletzung der ebenen Geometrie am Rande der<br />

Sonde einen Anstieg des Sattigungsstroms mit der Spannung erfahren. Dieser Store ekt<br />

la t sich durch einen Schutzring um die Sonde mit gleichem Potential minimieren.<br />

Der Elektronensattigungsstrom gibt uns also unmittelbar Auskunft uber das Produkt<br />

neT 1=2<br />

e .Wenn die Plasmatemperatur nicht stark variiert, benutzt man den (ortlichen) Verlauf<br />

des Sattigungsstroms unmittelbar als ungefahres Ma fur das Elektronendichtepro l.


7.2. <strong>DIE</strong> LANGMUIRSONDE 199<br />

Wenn die Temperaturvariation bekannt ist, kann man im Prinzip eine noch genauere<br />

Bestimmung des Dichtepro ls gewinnen.<br />

7.2.2 Ionensattigungsstrom<br />

Im Fall der sehr stark negativen Sonde ie t zur Sonde nur ein Ionenstrom. Dieser ist aber<br />

im Unterschied zum Elektronensattigungsstrom nicht durch die thermische Geschwindigkeit<br />

der Ionen gegeben, sondern durch dasBohmkriterium, das den Ionen bereits die<br />

gerichtete ionenakustische Geschwindigkeit gibt:<br />

ji�sat =0� 61nee<br />

! 1=2<br />

kBTe<br />

mi<br />

: (7.20)<br />

Darin berucksichtigt der Faktor 0,61 die Verdunnung des Plasmas an der Schichtkante.<br />

Der Ionensattigungsstrom ist ebenfalls sehr beliebt zur Elektronendichtemessung, da<br />

er wie der Elektronensattigungsstrom die Proportionalitat zu neT 1=2<br />

e besitzt. Er stellt wegen<br />

seiner Kleinheit gegenuber dem Elektronenstrom i.d.R. eine geringere Storung des<br />

Plasmas dar. Es kommt abervor, da die Ionenmasse infolge von Verunreinigung oder<br />

Bildung von molekularen Ionen nicht genau genug bekannt ist,umeineprazise quantitative<br />

Auswertung der Dichte vorzunehmen. Allemal liefert die ortliche Variation des<br />

Ionensattigungsstroms einen guten Schatzwert fur das Dichtepro l.<br />

7.2.3 Elektronenanlaufbereich<br />

Im Elektronenanlaufbereich zur ebenen Sonde gelten dieselben Uberlegungen wie im Sattigungsbereich,<br />

nur da jetzt nur noch der Teil der Elektronen die Sonde erreicht, dessen<br />

Normalgeschwindigkeit hinreichend gro ist, um die Potentialbarriere zu uberwinden. Der<br />

Reduktionsfaktor der Elektronen, die die Sonde erreichen, ist gerade wieder der Boltzmannfaktor:<br />

!<br />

e(U ; p)<br />

je(U) =je�sat exp<br />

: (7.21)<br />

kBTe<br />

wobei p das Plasmapotential ist, und (U ; p) < 0. Gleichzeitig ie t zur Sonde der im<br />

vorigen Abschnitt beschriebene Ionensattigungsstrom, so da der Gesamtstrom zur Sonde<br />

die Summe j = je(U)+ji�sat ist.<br />

Aus dem Verlauf der Kennlinie la t sich dieTemperatur Te folgenderma en gewinnen<br />

(Abb. 7.7):<br />

ln [;je(U)] = ln(ji�sat ; j) = e(U ; p)<br />

+ln(;je�sat) � (7.22)<br />

kBTe<br />

d.h. sie ergibt sich aus der Steigung eines logarithmischen Plots des um den Ionenstrom<br />

korrigierten Sondenstroms gegen die Sondenspannung.


200 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 7.7: (a) Gemessene Sondenkennlinie. Der Elektronenstrom wird als positiv<br />

aufgetragen. (b) Logarithmische Auftragung des um den Ionenstrom korrigierten Sondenstroms.<br />

Zur Temperaturbestimmung wird der in dieser Darstellung lineare Teil der<br />

Kennlinie benutzt.<br />

7.2.4 Das Floatingpotential<br />

Der Nulldurchgang der Kennlinie erfolgt beim Floatingpotential float, das durch ji =<br />

;je( float) de niert ist:<br />

exp ; 1<br />

2<br />

! 1=2<br />

kBTe<br />

mi<br />

e( p ; float)<br />

kBTe<br />

= 1<br />

4<br />

= ln<br />

! 1=2<br />

8kBTe<br />

exp<br />

me<br />

(<br />

0� 658 mi<br />

me<br />

1=2 )<br />

e( float ; p)<br />

kBTe<br />

!<br />

� (7.23)<br />

d.h. das Floatingpotential ist (je nach Ionenmasse) ca. um (3;5)kBTe=e negativ gegenuber<br />

dem Plasmapotential.


7.2. <strong>DIE</strong> LANGMUIRSONDE 201<br />

7.2.5 Zylinder und Kugelsonden<br />

In der Praxis werden Langmuirsonden gern in Form von dunnen Drahten aus hochschmelzenden<br />

Metallen (z.B. Wolfram) gefertigt, um die Ober ache gering zu halten.<br />

Eine solche Konstruktion mit Keramikisolation und koaxialer Abschirmung zeigt Abb.<br />

7.8. Aus methodischen Grunden kann die Sonde auch Kugelsymmetrie haben. Derartige<br />

Sonden fertigt man aus sehr feinem Silberdraht (50 m), der durch Schmelzen in einer<br />

hei en Flamme einen Tropfen mit dunnem Stiel bildet. Die Ober achenspannung des<br />

ussigen Silbers gibt ihm eine nahezu perfekte Kugelgestalt, wobei ca. 1mm Durchmesser<br />

ein ublicher Kompromi ist.<br />

Abbildung 7.8: Konstruktion von Zylindersonden und Kugelsonden.<br />

Wenn die Debyeabschirmlange noch klein gegen den Sondenradius rs ist, kann die<br />

Abschirmschicht als hinreichend eben betrachtet werden, um zur Auswertung der Kennlinien<br />

von Kugel- oder Zylindersonden das oben beschriebene Modell der ebenen Sonde<br />

heranzuziehen. Fur den Grenzfall D rs steigt der Sattigungsstrom gegenuber dem<br />

Sattigungsstrom je�sat der ebenen Sonde um einen Korrekturfaktor (Abb. 7.5):<br />

je�zyl = je�sat<br />

s<br />

1+ e<br />

kBTe<br />

(7.24)


202 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

je�kug = je�sat 1+ e<br />

kBTe<br />

� (7.25)<br />

Der physikalische Grund fur diesen Anstieg liegt nunmehr in moglichen Umlaufbahnen der<br />

Ladungstrager um die Sonde (orbital motion limit [91, 93]), die zu einer Vergro erung des<br />

Einzugsbereichs der Sonde mit zunehmender Saugspannung fuhrt. Fur dazwischenliegende<br />

Falle hat Laframboise [94] den normierten Verlauf des Sondenstroms in gra scher Form<br />

angegeben.<br />

7.2.6 Praktische Betrachtungen<br />

Die Bestimmung von Elektronentemperatur und Dichte geschieht in drei Schritten, die<br />

wir am Beispiel der ebenen Sonde diskutieren. Zunachst wird der Ionenstrom durch Anpassung<br />

einer Geraden an die Kennlinie im Bereich stark negativer Spannungen festgelegt.<br />

Fur eine ideale Sonde ist diese horizontal. In der Praxis hat sie aber oft eine geringe Steigung<br />

durch Rande ekte oder eine Resistivitat des Plasmas. Der Elektronenstrom ergibt<br />

sich als Di erenz des Sondenstroms zu dieser Modellfunktion des Ionenstromverlaufs. (Im<br />

Fall der Zylinder- oder Kugelsonde wird das Laframboisemodell iterativ angepa t). Die<br />

Elektronentemperatur ergibt sich dann aus der Steigung einer logarithmischen Auftragung<br />

des Elektronenstroms gegen die Sondenspannung. Fur die Elektronendichtebestimmung<br />

kann der Wert des extrapolierten Ionenstroms beim Plasmapotential (7.20) herangezogen<br />

werden. Zum Vergleich ist es sehr zu empfehlen, auch den Elektronenstrom beim<br />

Plasmapotential (7.19) zu verwenden.<br />

7.2.7 Messung der Verteilungsfunktion<br />

Die Diskussion der Langmuirsonde hatte sich bisher auf den Fall einer Maxwellverteilung<br />

der Elektronen beschrankt. Diese Situation ist aber eher die Ausnahme denn die<br />

Regel in Gasentladungen und die in einem solchen Fall aus der mittleren Steigung des logarithmierten<br />

Sondenstroms resultierende Temperatur gibt nur einen groben Anhaltspunkt<br />

uber die Plasmaverhaltnisse. Keinesfalls ist es gerechtfertigt, aus einer solchen Temperatur<br />

inelastische Sto raten zu bestimmen, da diese ausschlie lich von den hochenergetischen<br />

Elektronen bewirkt werden, bei denen die Darstellung durch die Maxwellverteilung i.d.R.<br />

um Gro enordnungen falsch sein kann.<br />

Daher ist es sinnvoll und notwendig, den Elektronenanlaufstrom zur Sonde nochmals<br />

unter dem Gesichtspunkt einer beliebigen Geschwindigkeitsverteilung zu diskutieren und<br />

praktische Verfahren zur Messung der Verteilungsfunktion herzuleiten.<br />

Im Falle eines negativen Sondenpotentials erreichen nur solche Elektronen die Sonde,<br />

deren Normalgeschwindigkeit vz die Potentialbarriere zu uberwinden erlaubt :<br />

m<br />

2 v2<br />

z >eUs � (7.26)


7.2. <strong>DIE</strong> LANGMUIRSONDE 203<br />

wobei Us der Betrag des Sondenpotentials in Bezug auf das Plasma ist. Dieses ergibt<br />

bei gegebenem Geschwindigkeitsbetrag v eines Elektrons an der Schichtkante eine Beschrankung<br />

fur den Startwinkel (vgl. Abb. 7.9):<br />

m<br />

2 (v cos )2 >eUs : (7.27)<br />

Abbildung 7.9: Ein u des Startwinkels auf das Erreichen der ebenen Sonde im Elektronenanlaufbereich.<br />

Der Elektronenanlaufstrom zur ebenen Sonde bei einer gegebenen Sondenspannung<br />

Us kann somit durch Aufsummierung aller Beitrage in Kugelkoordinaten und Berucksichtigung<br />

dieser Grenzen formuliert werden:<br />

je = ;e<br />

2Z<br />

0<br />

d'<br />

Z1<br />

vmin<br />

v 2 dv<br />

Z<br />

0<br />

(v)<br />

sin d ff(v� )v cos g � (7.28)<br />

wobei vmin =(2eUs=m) 1=2 die Grenzgeschwindigkeit und (v) = arccos(vmin=v) der Maximalwinkel<br />

der Integration ist. Wir wollen nur den Fall einer isotropen Geschwindigkeitsverteilung<br />

weiterverfolgen, die nicht von abhangig ist. Wir andern unsere Notation,<br />

indem wir die Geschwindigkeitsverteilung in Spannungseinheiten umrechnen, d.h. U ist<br />

die kinetische Energie des Elektrons in Volt-Einheiten:<br />

~f(U) =f<br />

q<br />

2eU=m (7.29)


204 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

und substituieren dementsprechend im Integral U = mv 2 =2e und dU =(m=e)vdv. Damit<br />

kann (7.28) wie folgt vereinfacht werden:<br />

je = ;2 e<br />

4 e3<br />

= ;<br />

m2 4 e3<br />

= ;<br />

m2 Z1<br />

vmin<br />

Z<br />

1<br />

Us<br />

1<br />

Z<br />

= ;2 e3<br />

m 2<br />

Us<br />

1<br />

Z<br />

Us<br />

v 3 dvf(v)<br />

U ~ f(U)dU<br />

Z<br />

0<br />

dUU ~ f(U) 1<br />

2<br />

(v)<br />

Z<br />

sin cos d<br />

sin (v)<br />

0<br />

xdx mit : sin (v) =<br />

1 ; Us<br />

U<br />

q 1 ; Us=U<br />

(U ; Us) ~ f(U)dU : (7.30)<br />

Die im Integranden dieses Ausdrucks vorkommende Verteilungsfunktion konnen wir durch<br />

zweimalige Di erentiation nach der Sondenspannung Us isolieren. Dazu benutzen wir im<br />

ersten Schritt die Regel:<br />

d<br />

dy<br />

Z<br />

(y)<br />

(y)<br />

und erhalten:<br />

f(x� y)dx =<br />

dje<br />

dUs<br />

Z(y)<br />

(y)<br />

= ;2 e3<br />

m 2<br />

@f(x� y)<br />

@y + 0 (y)f( (y)�y) ; 0 (y)f( (y)�y) (7.31)<br />

8<br />

>< Z<br />

>:<br />

1<br />

Us<br />

[; ~ f(U)]dU ; (Us ; Us)<br />

| {z }<br />

=0<br />

~f(Us)<br />

9<br />

>=<br />

>�<br />

(7.32)<br />

wobei sich der Beitrag von der unteren Integrationsgrenze aufhebt. Im zweiten Schritt<br />

folgt:<br />

d 2 je<br />

dU 2 s<br />

= ;2 e3<br />

m2 ~f(Us) : (7.33)<br />

Die Bestimmung der zweiten Ableitung der Sondenkennlinie als Ma fur die Verteilungsfunktion<br />

wird als Druyvesteynmethode bezeichnet [95]. Man beachte, da die<br />

Geschwindigkeitsskala nichtlinear gestaucht ist, und da man die wahre Geschwindigkeitsverteilung<br />

erst wieder nach Entzerrung des Volumenelements erhalt:<br />

f(v) = ~ f(U) dU<br />

dv = ~ f(U) mv<br />

e = ~ f(U) 2 m<br />

e U<br />

7.2.8 Verfahren zur Messung der Verteilungsfunktion<br />

In der Praxis haben sich zwei Verfahren durchgesetzt:<br />

1=2<br />

: (7.34)


7.2. <strong>DIE</strong> LANGMUIRSONDE 205<br />

1. Die numerische Di erentiation. Hierbei ist der beim Di erenzieren ansteigende Rauschanteil<br />

der Me daten durch geeignete Glattung in ertraglichen Grenzen zu halten.<br />

2. Die Modulationsmethoden. Diese nutzen die Mischung von Modulationssignalen an<br />

der Sondenkennlinie und ltern den zur zweiten Ableitung proportionalen Anteil<br />

heraus.<br />

Den Aufbau eines Modulationsexperiments zeigt Abb. 7.10.<br />

Abbildung 7.10: Modulationsverfahren zur Bestimmung der Verteilungsfunktion aus der<br />

zweiten Ableitung der Sondenkennlinie<br />

Wenn man der Sondengleichspannung UDC zwei Wechselspannungen U1 sin !1t und<br />

U2 sin !2t kleiner Amplitude uberlagert so erhalt man den Elektronenstrom zur Sonde<br />

durch EntwicklungineineTaylorreihe und Benutzung der Additionstheoreme fur Winkelfunktionen<br />

zu:<br />

Ie = Ie(UDC + U1 sin !1t +sin!2t)<br />

= Ie(UDC)+ dIe<br />

+ 1 d<br />

2<br />

2Ie dU 2 s UDC<br />

dUs UDC<br />

1<br />

2<br />

h U1 sin !1t + U2 sin !2t i<br />

2 2<br />

U1 + U2 ; 1<br />

2<br />

2<br />

U1 cos 2!1t + U 2<br />

2 cos 2!2t<br />

+U1U2 cos(!1 ; !2)t ; cos(!1 + !2)t � (7.35)


206 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

d.h. der Sondenstrom enthalt Fourierkomponenten, die proportional zur zweiten Ableitung<br />

der Sondenkennlinie sind. Das sind zum einen die Oberwellen bei 2!1 und 2!2 und<br />

zum zweiten die Mischprodukte !1 ; !2 und !1 + !2. In der Praxis haben sich zwei<br />

Methoden durchgesetzt: (1) der Nachweis der Oberwelle bei Modulation mit nur einer<br />

Sinusspannung (second harmonic probe). Dieses ist technisch sehr einfach realisierbar,<br />

krankt aber an der Erzeugung dieser Fourierkomponente an jeder anderen Nichtlinearitat<br />

des Me systems, wodurch der Dynamikbereich eingeengt ist. (2) Der Nachweis der Differenzfrequenz<br />

bei Modulation mit zwei Sinusspannungen. Die Di erenzfrequenz ist viel<br />

leichter herauszu ltern als die Summenfrequenz, die eng zwischen den Harmonischen 2!1<br />

und 2!2 liegt.<br />

Fur die sinnvollen Werte der Modulationsspannung ist zu berucksichtigen, da auch<br />

eine Gleichrichtung statt ndet, die durch die ersten beiden Summanden in den Termen<br />

der zweiten Ableitung beschrieben wird. Dieser E ekt verringert das Au osungsvermogen.<br />

Gebrauchlich sind in Laborplasmen Modulationsspannungen von ca. 100 mV.<br />

Abbildung 7.11: Zweite Ableitung (obere Kurve) der Sondencharakteristik (untere Kurve)<br />

als Ma fur die Verteilungsfunktion in Spannungseinheiten.


7.2. <strong>DIE</strong> LANGMUIRSONDE 207<br />

Ein Beispiel fur die Messung der zweiten Ableitung nach dem Modulationsverfahren<br />

in einer Wassersto entladung zeigt Abb. 7.11 im Vergleich zur normalen Sondenkennlinie.<br />

Das Plasmapotential ist klar erkennbar als Nulldurchgang der zweiten Ableitung.<br />

Bei hoheren negativen Sondenspannungen zeigen sich feine Strukturen. Peak 1 stellt die<br />

Primarelektronen aus der Kathode dar, Peak 2 entspricht den thermischen Plasmaelektronen.<br />

Peaks 3 und 4 reprasentieren Elektronen, die superelastisch an angeregten Zustanden<br />

des Wassersto molekuls gestreut wurden [96].<br />

7.2.9 Sondenmessungen in HF-Plasmen<br />

In Hochfrequenzplasmen tritt das Problem auf, da das Plasmapotential in der Sondenumgebung<br />

im Takt der Hochfrequenz (meist 13.56 MHz) mit gro er Amplitude uktuiert.<br />

Dadurch erfolgt eine unerwunschte Mittelung uber die Kennlinie und die gemessenen<br />

Temperaturwerte sind zu gro eren Werten hin verfalscht. Daruberhinaus verschiebt sich<br />

das Floatingpotential ins Negative. Dieser E ekt wird ebenfalls durch (7.35) beschrieben.<br />

Vermeiden la t sich diese Gleichrichtung der HF an der Sondencharakteristik durch<br />

Mitfuhrung der Sonde im Takt der Hochfrequenz [97, 98, 57]. Im einfachsten Fall geschieht<br />

dies mit Hilfe einer ringformigen Hilfselektrode (Abb. 7.12), die wegen ihrer gro eren<br />

Schichtkapazitat die Schwankung des Floatingpotentials mit niedriger Impedanz au angt<br />

und uber einen Koppelkondensator die eigentliche Me sonde mitfuhrt. Im Gleichstromweg<br />

der Me sonde ist eine Kombination von Sperrkreisen eingefugt, die auf die Grundfrequenz<br />

und Oberwellen der Hochfrequenz abgestimmt sind und die Hochfrequenz im<br />

Me kreis unterdrucken. Diese HF-kompensierte Sonde la t sich dann wiederum durch<br />

niederfrequente Modulation zur Messung der Verteilungsfunktion einsetzen. Ein Beispiel<br />

dazu zeigt Abb. 7.12 [99].


208 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Abbildung 7.12: (oben) Aufbau einer HF-kompensierten Langmuirsonde. Durch die<br />

ringformige Hilfssonde (8cm Durchmesser), die parallel zu den Platten der Entladung liegt<br />

und durch Verwendung geeigneter Sperr lter fur die Grundwelle und Oberwelle der HF<br />

wird die eigentliche Me sonde im Takt der HF kapazitiv mitgefuhrt. (unten) Gemessene<br />

Verteilungsfunktionen. Mit zunehmender Hochfrequenzleistung geht die Hochfrequenzentladung<br />

in das -Regime uber und bildet ein kaltes, rekombinationsbestimmtes Glimmlicht


7.3. RAUMLADUNGSDOPPELSCHICHTEN (*) 209<br />

7.3 Raumladungsdoppelschichten (*)<br />

Die Raumladungsdoppelschichten [102] stellen innere Grenz achen zwischen Plasmabereichen<br />

unterschiedlicher Eigenschaften dar. Sie sind ihrer Struktur nach das Analogon<br />

zum pn-Ubergang in Halbleitern, da beide durch eine bipolare Raumladungsstruktur charakterisiert<br />

sind. Wie Halbleiterbauelemente steuern sie den Strom u in Plasmen. Sie<br />

treten in Entladungen insbesondere an Verengungen auf. Im Ionospharenplasma glaubt<br />

man derartige Strukturen gefunden zu haben, die die Erzeugung hochenergetischer Teilchen<br />

oberhalb der Aurora bewirken [101], indem Teilchen kinetische Energie aus dem<br />

Potentialsprung aufnehmen.<br />

In dieser Einfuhrung wollen wir zunachst den einfachsten Fall der Langmuirschen<br />

Doppelschicht naher betrachten, der von kalten Elektronen und Ionen ausgeht. In thermischen<br />

Plasmen gibt es einen gro en Reichtum von sog. schwachen Doppelschichten<br />

[103, 104, 105], die hier aber nur an einem Beispiel beschrieben werden sollen.<br />

7.3.1 Langmuirs starke Doppelschicht<br />

Abbildung 7.13: Langmuirs starke Doppelschicht. (a) Auftreten der Raumladungsdoppelschicht<br />

zwischen zwei Plasmabereichen, (b) Langmuirs Annahme von elektronen- und<br />

ionenemittierenden Flachen (Kathode bzw. Anode) zur Berechnung der Doppelschicht.<br />

Langmuir's Betrachtungen [1] waren fur die Situation gedacht, da eine Elektronen<br />

emittierende Kathode vor sich eine Uberschu raumladung aufbaut, die durch den Rucku<br />

von Ionen aus dem Plasma zum Teil neutralisiert wird. Gesucht wird ein Kriterium<br />

fur die Stabilitat solcher Systeme. Die benutzte Geometrie ist in Abb. 7.13 skizziert. Es<br />

wird angenommen, da Elektronen an der Grenze x = 0 mit einem Teilchen u ;e in das<br />

System eintreten und in dem Potential (x) beschleunigt werden. Ebenso treten Ionen bei


210 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

x = L mit negativer Geschwindigkeit und dem Flu<br />

werden die Geschwindigkeiten:<br />

;i(< 0) ein. Infolge des Energiesatzes<br />

ve =<br />

q<br />

2 + ve0 +2e =me<br />

(7.36)<br />

vi = ; q v 2 i0 +2e( 0 ; )=mi �<br />

wobei die Eintrittsgeschwindigkeiten ve0�vi0 als klein angesehen werden. Die Elektronenund<br />

Ionenstromung kann als divergenzfrei angesehen werden, solange keine Erzeugung,<br />

Vernichtung oder Anhaufung statt ndet. Dann ergibt sich die Elektronen- bzw. Ionendichte<br />

aus den Flussen:<br />

ne�i =;e�i=ve�i : (7.37)<br />

Mit diesen Beziehungen schreibt sich diePoissongleichung:<br />

0<br />

00 = e<br />

"<br />

;e<br />

(v2 ; 1=2<br />

e0 +2e =me)<br />

;i<br />

(v 2<br />

i0 +2e( 0 ; )=mi) 1=2<br />

Wir multiplizieren wieder mit 0 und integrieren von 0 bis x:<br />

0<br />

2<br />

0 (x) 2 ; 0 (0) 2 = ;eme<br />

"<br />

;;imi<br />

v 2<br />

e0 + 2e<br />

1=2<br />

; ve0<br />

me<br />

v 2<br />

i0 + 2e( ! 1=2<br />

0 ; )<br />

; v<br />

mi<br />

2<br />

i0 + 2e 0<br />

mi<br />

2<br />

4<br />

#<br />

#<br />

: (7.38)<br />

3<br />

1=2<br />

5 :<br />

(7.39)<br />

0 2 Wir setzen (0) = 0, da wir den Ort x = 0 als Rand eines quasineutralen Bereiches<br />

ansehen wollen, fur den die Feldstarke verschwinden mu . Genauso soll die Feldstarke<br />

bei x = L verschwinden. Wenn wir die Injektionsgeschwindigkeiten als reprasentativ fur<br />

die thermische Geschwindigkeit der Elektronen bzw. fur die Bohmgeschwindigkeit der<br />

Ionen ansehen, durfen wir im Grenzfall starker Potentialsprunge e 0<br />

kBTe den Limes<br />

ve0 ! 0 und vi0 ! 0 bilden. Hieraus ergibt sich dasLangmuirkriterium der starken<br />

Doppelschicht:<br />

;i<br />

;e<br />

= me<br />

mi<br />

1=2<br />

: (7.40)<br />

Das bedeutet, da die durch die Raumladung beschleunigten Ladungstrager gleicherma en<br />

zur Raumladung beitragen. Die Forderung nach Verschwinden der Feldstarke beix = L<br />

ist also gleichbedeutend mit der makroskopischen Neutralitat der Doppelschicht:<br />

E(L) =E(0) + e<br />

0<br />

Z (ni ; ne)dx : (7.41)


7.3. RAUMLADUNGSDOPPELSCHICHTEN (*) 211<br />

7.3.2 Schwache Doppelschichten<br />

Langmuir's Losung des Doppelschichtproblems hat die Geschwindigkeitsverteilung der<br />

Elektronen und Ionen au er acht gelassen. Bei endlicher Teilchentemperatur kommt es<br />

nunmehr dazu, da der niederenergetische Teil der Verteilung an der Potentialbarriere<br />

re ektiert wird. Dies gilt fur die Elektronen auf der Hochpotentialseite und fur die Ionen<br />

auf der Niederpotentialseite. Damit gibt es vier Populationen von Teilchen, die bei der<br />

Berechnung der Potentialstruktur berucksichtigt werden mussen:<br />

1. Freie Elektronen, die von der Hoch- zur Niederpotentialseite stromen konnen,<br />

2. gefangene Elektronen, die zur Hochpotentialseite re ektiert werden<br />

3. freie Ionen, die von der Nieder- zur Hochpotentialseite stromen konnen und<br />

4. gefangene Ionen, die zur Niederpotentialseite re ektiert werden.<br />

In der ersten Spalte von Abb. 7.14 sind die Potentialkontur, die Phasenraume und Dichtepro<br />

le der verschiedenen Teilchenpopulationen fur den Fall der starken Doppelschicht<br />

dargestellt. Die Spalten zwei und drei zeigen die Verhaltnisse fur zwei Arten von schwachen<br />

Doppelschichten [103].<br />

Man spricht von einer schwachen Doppelschicht, wenn der Potentialsprung mit der<br />

Elektronentemperatur vergleichbar ist e 0<br />

kBTe. Da die Teilpopulationen nicht mehr<br />

von einander getrennt bleiben, ist eine Berechnung mit Hilfe des Fluidmodells nicht<br />

moglich. Stattdessen wird dieses System in der kinetischen Theorie durch je eine Vlasov-<br />

Gleichung fur die Elektronen und Ionen und die Poissongleichung beschrieben.


212 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN<br />

Abbildung 7.14: Vergleich der starken Doppelschicht (a)mitzwei Typen schwacher Doppelschichten<br />

(b,c). Von oben nach unten: Potentialstruktur, Ionenphasenraum, Elektronenphasenraum,<br />

Konzentration der freien Teilchen sowie Gesamtkonzentrationen.


7.4. AUFGABEN 213<br />

7.4 Aufgaben<br />

1. Unter einer Doppelsonde versteht manzwei Einzelsonden, die in der Nahe des Floatingpotentials<br />

betrieben werden und uber eine externe Spannungsquelle verbunden<br />

sind, die eine Di erenzspannung zwischen den beiden Sonden erzeugt. Das Plasmapotential<br />

in der Nahe der beiden Sonden soll gleich gro sein. Berechnen Sie die<br />

Kennlinie I(U) dieser Doppelsonde, indem Sie die Serienschaltung zweier ebener<br />

Einzelsonden heranziehen.<br />

2. Eine ebene Einzelsonde wird uber einen Trennkondensator mit Wechselspannung<br />

der Amplitude U bei niedriger Frequenz gespeist (Modulationsmethode), so da<br />

die weiteren Betrachtungen anhand der statischen Kennlinie durchgefuhrt werden<br />

konnen. Nehmen Sie an, da nach einiger Zeit, in der die Einschaltvorgange abgeklungen<br />

sind, der mittlere Strom uber eine Periode gleich Null ist. Welche mittlere<br />

Gleichspannung baut sich dann in dem Kondensator auf?


214 KAPITEL 7. RANDSCHICHTEFFEKTE <strong>IN</strong> PLASMEN


Anhang A<br />

Losungshinweise zu den Aufgaben<br />

Aufgaben zu Kapitel 1<br />

1. Durch Di erenzieren zeigt man sofort, da<br />

@2 2 @<br />

+ 2 @r r @r<br />

; 1<br />

2<br />

D<br />

fur r>0 gilt. Die Normierung der Losung erhalt man durch Anwendung des Gau schen<br />

Satzes auf eine kleine Kugel um den Ursprung:<br />

Z r dS = ; Q<br />

2. Benutze dE=dx = nee= 0, also<br />

E(x) = nee<br />

0<br />

=0<br />

x also : ( De) = 1 nee<br />

2 0<br />

3. Die Grenze zur Nichtidealitat ist gegeben durch:<br />

ne<br />

0kBT<br />

e 2 ne<br />

! 3=2<br />

Die Entartungsgrenze ergibt sich aus:<br />

n ;1=3<br />

e<br />

=<br />

Aufgaben zu Kapitel 2<br />

h<br />

2 me(2 kBTe=me) 1=2<br />

1. Nullsetzen der ersten Ableitung ergibt:<br />

0= df<br />

dv =4<br />

=1 also : ne =<br />

m<br />

2 kBT<br />

3=2<br />

exp<br />

0<br />

2<br />

De = kBT<br />

2e<br />

0kB<br />

e2 ! 3<br />

T 3<br />

zu : ne = (2 )9=2 (mekB) 3=2<br />

215<br />

; mv2<br />

!<br />

2kBT<br />

h 3<br />

2v ; mv3<br />

!<br />

kBT<br />

T 3=2


216 ANHANG A. LOSUNGSH<strong>IN</strong>WEISE ZU DEN AUFGABEN<br />

Notwendig ist das Verschwinden der rechten Klammer, aus der die gesuchte Eigenschaft<br />

vw =2kBT=m folgt.<br />

2. Das erste Moment der Maxwellverteilung kann direkt integriert werden:<br />

vw =<br />

Z<br />

0<br />

1<br />

4<br />

1=2<br />

v<br />

vw<br />

3<br />

exp<br />

woraus vw = q 8kBT= m folgt.<br />

3. Hinweis: Benutze das Integral<br />

"<br />

; v<br />

Z<br />

0<br />

1<br />

vw<br />

2 #<br />

dv = 4<br />

x 4e ;x2dx<br />

= 3<br />

8<br />

1=2 vw<br />

4. Einsetzen des Ansatzes in die Bewegungsgleichung ergibt:<br />

v0 = ; eE<br />

m<br />

1=2<br />

m mv0 ; i!v0 = ;eE<br />

1<br />

m ; i!<br />

= ;eE<br />

m<br />

Z<br />

1<br />

0<br />

m + i!<br />

+ !2<br />

2<br />

m<br />

x 3 e ;x2<br />

dx = 2<br />

1=2 vw<br />

Hieraus ergeben sich die Grenzfalle v0 = ;eE= mm = ; E fur ! m, d.h. das Resultat<br />

fur den Gleichstromfall und v0 = ;ieE=!m fur ! m, d.h.imHochfrequenzfall<br />

sind Strom und Spannung um ' =90 o phasenverschoben. Allgemein ist tan ' =<br />

Im(v0)=Re(v0) =!= m.<br />

5. Mit dem Separationsansatz n(r�t)=n(r)T (t) ergibt sich die zeitabhangige Di usions-<br />

gleichung zu:<br />

1 @T<br />

T @t<br />

; 1<br />

n Da<br />

1 @<br />

r @r<br />

Wegen der Unabhangigkeit der Variablen T und n mu jeder der Summanden konstant<br />

sein, also T 0 =T = ;1= ,woraus T / e ;t= folgt und fur das Dichtepro l die Di erntial-<br />

gleichung folgt:<br />

n 1 @<br />

+ Da<br />

r @r<br />

r @n<br />

@r<br />

r @n<br />

@r<br />

!<br />

!<br />

=0<br />

=0 :<br />

Mit der Normierung x = r= p Da nimmt letztere die Form der Besselschen DGl. der<br />

Ordnung 0 an:<br />

@n 1 @n<br />

+ + n =0<br />

@x2 x @x<br />

�<br />

deren Losung die Besselfunktion J0(x) ist. Aus der Bedingung, da die Elektronendichte<br />

bei r = a verschwindet, folgt a= p Da =2� 401 also wird die Abklingzeit = a 2 =2� 401 2 Da.<br />

6. Hier ergibt sich wiederum die Besselsche DGl. fur J0<br />

@n 1 @n<br />

+ + n =0 �<br />

@x2 x @x<br />

!


q<br />

mit x = r i=Da. Das Dichtepro l ist also<br />

n(r) =n(0)J0<br />

2� 401r<br />

a<br />

q<br />

Die erforderliche Ionisationsrate ist dann durch 2�401 = a i=Da festgelegt. Man beachte<br />

die Parallele zur Zerfallskonstanten in Aufgabe 5.<br />

Aufgaben zu Kapitel 3<br />

1.a) In Koordinaten ergibt sich sofort:<br />

vx = E + !c<br />

vy = ; !c<br />

vx<br />

m<br />

vy<br />

m<br />

Lost man diese gekoppelten Gleichungen nach den Geschwindigkeitskomponenten auf:<br />

vx =<br />

m=!c<br />

1+( m=!c) 2<br />

E<br />

B<br />

vy =<br />

1<br />

;<br />

1+( m=!c) 2<br />

E<br />

B<br />

Die transversale Geschwindigkeit vy entspricht fur niedrige Sto frequenz der E B-<br />

Geschwindigkeit. Die dem E-Feld parallele Geschwindigkeit vx durchlauft ein Maximum<br />

bei m=!c =1.<br />

1.b) tan( )=vy=vx = !c= m<br />

1.c) m = na vth�e =310 22 10 ;19 4 10 5 s ;1 =1,2 GHz. Die Gasdichte entsprichtetwa1mbar<br />

Fulldruck bei Raumtemperatur. !c =1:76 10 11 rad/s B/T. Also Bkrit =1� 2 10 9 =1:76 10 11<br />

T = 0.0068 T. Der Elektronenstrom in einer Gasentladung kann also durch Magnetfelder<br />

der Gro enordnung 0.01 T (=100 Gau ) merklich beein u t werden.<br />

1.d) Fur Wassersto onen ist mi =3 10 22 10 ;19 4 10 5 s ;1 = 1,2 MHz. !ci =9� 6 10 7 rad/s<br />

B/T. Also Bkrit =0:013T. Wenn die Ionentemperatur anstelle von Raumtemperatur der<br />

der Elektronen entsprache, ware die Sto frequenz und folglich das kritische Magnetfeld<br />

um ca. einen Faktor 6 gro er.<br />

Aufgaben zu Kapitel 4<br />

1. Man addiere die Impulstransportgleichungen (4.33) und fasse zusammen. Die elektrische<br />

Feldkraft verschwindet wegen der Neutralitat. Ebenso kann der Impulsubertrag zwischen<br />

Elektronen und Ionen den Gesamtimpuls nicht andern.<br />

217


218 ANHANG A. LOSUNGSH<strong>IN</strong>WEISE ZU DEN AUFGABEN<br />

Abbildung A.1: Driftgeschwindigkeiten in gekreuzten Feldern mit Sto en.<br />

2. Der Staudruck ist im wesentlichen durch die Protonen gegeben und wird durch den<br />

magnetischen Druck balanciert:<br />

Somit liegt der Staupunkt bei:<br />

Aufgaben zu Kapitel 5<br />

npmpv 2 = B2<br />

2 0<br />

r<br />

rE<br />

=<br />

= B2<br />

0<br />

2 0<br />

r<br />

rE<br />

;6<br />

B2 0<br />

2 0npmpv2 ! 1=6<br />

' 8<br />

1.a) Die Bewegungsgleichung fur das Teilchen n lautet:<br />

m n = q2<br />

4 0<br />

(<br />

1<br />

;<br />

(xn ; xn;1) 2<br />

1<br />

(xn+1 ; xn) 2<br />

)<br />

' q2<br />

2 0a 3 ( n+1 ; 2 n + n;1)<br />

1.b) Mit dem Ansatz n = A exp[i(kx ; !t)] erhalt man die charakteristische Gleichung:<br />

;! 2 m = q2<br />

2 0a 3<br />

n e ika ; 2+e ;ika o = ; 2q2<br />

ka<br />

sin2<br />

3<br />

0a 2<br />

Die Gro e q 2 = 0ma 3 kann man in Analogie zur Elektronenplasmafrequenz als charakteristische<br />

Frequenz identi zieren, wenn n = a ;3 gesetzt wird. Losungen gibt es nur fur<br />

Wellenzahlen k< =a. Die moglichen Wellen sind dispersiv (s. Abb. A.2). Die hochste


Abbildung A.2: Dispersionsrelation fur Wellen auf der linearen Kette.<br />

auftretende Frequenz ist !max =2q 2 = 0a 3 . 1.c) Die Kraftgleichung erganzt sich dann<br />

durch die Beitrage ubernachster und weiterer Nachbarn:<br />

m n = q2<br />

4 0<br />

+<br />

1<br />

;<br />

(xn ; xn;1) 2<br />

1<br />

;<br />

(xn ; xn;3) 2<br />

1<br />

+<br />

(xn+1 ; xn) 2<br />

1<br />

+ :::<br />

(xn+3 ; xn) 2<br />

1<br />

;<br />

(xn ; xn;2) 2<br />

Damit wird die charakteristische Gleichung:<br />

;! 2 m = ; 2q2<br />

(<br />

2 ka 1<br />

sin +<br />

2 8 sin2 ka + 1 3ka<br />

sin2 + :::<br />

27 2<br />

0a 3<br />

1<br />

(xn+2 ; xn) 2<br />

2. v' =(! 2<br />

pe + k2c2 ) 1=2 =k, vgr = kc2 =(! 2<br />

pe + k2c2 ) 1=2 ,woraus folgt, da v'vgr = c2 .<br />

q<br />

3.a) fpe =8�98Hz ne=m ;3 . Also ist fmax = 4,02 MHz.<br />

3.b)<br />

tgr =<br />

Zh1<br />

h0<br />

ds<br />

vgr<br />

= 1<br />

c<br />

Zh1<br />

h0<br />

!ds<br />

kc<br />

1<br />

=<br />

c<br />

Zh1<br />

h0<br />

!ds<br />

q<br />

2 ! ; ! 2 1<br />

=<br />

pe(s) c<br />

Zh1<br />

h0<br />

ds<br />

)<br />

q 1 ; n(s)=nco<br />

3.c) Setze n(s) =nmax(s ; h0)=(h1 ; h0) und = nmax=nco(h1 ; h0). Dann wird:<br />

tgr = 1<br />

c<br />

Zh1<br />

h0<br />

ds<br />

q 1 ; (s ; h0)<br />

= 1<br />

c<br />

h1;h0 Z<br />

0<br />

dx<br />

p =<br />

1 ; x 2<br />

c 1 ; q 1 ; nmax=nco<br />

219


220 ANHANG A. LOSUNGSH<strong>IN</strong>WEISE ZU DEN AUFGABEN<br />

und die scheinbare Hohe betragt: hs =(2= )f1 ; q 1 ; nmax=ncog.<br />

4. Die Cut-o Dichte fur = 3cm ist nco =1� 2 10 18 m ;3 . Es gilt :<br />

Aufgaben zu Kapitel 6<br />

1. Es gilt:<br />

@g<br />

@t<br />

=0 �<br />

n =<br />

' nco<br />

L =9 1017 m ;3<br />

@g<br />

@x =(;e@<br />

@x )g0<br />

�<br />

@g<br />

@v<br />

= mvg0<br />

so da die Vlasovgleichung erfullt wird.<br />

2. Hier mu 2e >mv2 '=2 ' mv2 0=2 sein. d.h. der Potentialunterschied zwischen Wellenberg<br />

und Wellental mu gro er als die kinetische Energie des Strahls sein.<br />

Aufgaben zu Kapitel 7<br />

1. Die beiden Sonden werden stromsymmetrisch zum Floatingpotential betrieben, so da<br />

der von der Sonde 1 aufgenommene Strom I gleich dem Strom ;I von Sonde 2 ist<br />

(Abb. A.3).<br />

Abbildung A.3: (links) Zur Konstruktion der Kennlinie einer Doppelsonde, (rechts) Doppelsondenkennlinie.<br />

I = I+s ; Iese ; eU 1<br />

k B Te<br />

;I = I+s ; Iese ; eU 2<br />

k B Te


U = U1 ; U2 ist die zwischen den beiden Sonden angelegte Spannung. Dann folgt aus<br />

Summe und Di erenz der beiden Einzelsondenkennlinien:<br />

0 = 2I+s ; Ies e ; eU 1<br />

k B T E +e ; eU 2<br />

k B Te<br />

2I = Ies e ; eU 1<br />

k B Te ; e ; eU 2<br />

k B Te<br />

I = I+s tanh<br />

eU<br />

kBTe<br />

Der Sattigungsstrom der Doppelsonde ist also gleich dem Ionensattigungsstrom der Einzelsonde.<br />

Die Temperatur folgt aus der Steilheit der Kennlinie beim Floatingpotential.<br />

2. Wir benutzen die Sondenkennlinie I = I+s ; Ies exp(eU(t)=kBTe) und verschieben<br />

den Spannungsnullpunkt zum Floatingpotential. Dann vereinfacht sich die Kennlinie zu<br />

I = I+s[1 ; exp(eU 0 (t)=kBTe)]. Wegen der gekrummten Kennlinie ist der Strom in der<br />

positiven Halbwelle der angelegten Spannung gro er als in der negativen Halbwelle. Daher<br />

verschiebt sich der Arbeitspunkt vom Floatingpotential zu UDC. Der Trennkondensator<br />

erlaubt keinen Gleichstromanteil, dahermu im stationaren Fall das Integral des Stroms<br />

uber eine Periode Null sein:<br />

0=<br />

ZT<br />

0<br />

2 = exp eUDC<br />

I(t)dt = I+s<br />

kBTe<br />

2Z<br />

0<br />

exp<br />

ZT<br />

0<br />

"<br />

1 ; exp<br />

eU0<br />

kBTe<br />

e(UDC + U0 cos !t)<br />

kBTe<br />

cos d =exp eUDC<br />

kBTe<br />

!#<br />

2 I0<br />

dt<br />

eU0<br />

kBTe<br />

wobei I0 die modi zierte Besselfunktion ist. Also wird die durch Gleichrichtung an der<br />

Sondenkennlinie auftretende Spannungsverschiebung:<br />

UDC = ; kBTe<br />

e<br />

ln I0<br />

eU0<br />

kBTe<br />

221


222 ANHANG A. LOSUNGSH<strong>IN</strong>WEISE ZU DEN AUFGABEN


Anhang B<br />

Formelsammlung<br />

B.1 Konstanten<br />

Elektronenmasse me = 9� 11 10 ;31 kg<br />

Protonenmasse mp = 1� 67 10 ;27 kg<br />

mp=me = 1836<br />

Elementarladung e = 1� 60 10 ;19 As<br />

e=me = 1� 76 10 11 As/kg<br />

0 = 8� 85 10 ;12 As/Vm<br />

0 = 1� 26 10 ;6 Vs/Am<br />

Boltzmannkonstante kB = 1� 38 10 ;23 J/K<br />

Wirkungsquantum h = 6� 63 10 ;34 Js<br />

h = 1� 05 10 ;34 Js<br />

Temperatur bei 1 eV = 11 605 K<br />

B.2 Formeln<br />

Alle Gro en sind in SI-Einheiten mit folgenden Ausnahmen:<br />

1. Temperaturen Te�Ti�T werden in eV angegeben,<br />

2. Ionenmassen werden auf die Protonenmasse mi = mp bezogen.<br />

Elektronengyrationsradius<br />

rce = vth�e<br />

!ce<br />

=2� 38 10 ;6 m<br />

223<br />

q Te=eV<br />

B=T


224 ANHANG B. FORMELSAMMLUNG<br />

Ionengyrationsradius<br />

Debyelange<br />

rci = vth�i<br />

De =<br />

!ci<br />

Elektronenplasmafrequenz<br />

!pe =<br />

Ionenplasmafrequenz<br />

=1� 02 10 ;4 m<br />

p Ti<br />

Z<br />

0kBTe<br />

nee2 ! 1=2<br />

=7�43 10 3 m<br />

nee 2<br />

0me<br />

fpe = 8� 98Hz<br />

!pi =<br />

! 1=2<br />

2 Z nie2! 1=2<br />

0mi<br />

fpi = 0� 21Hz Z<br />

Elektronenzyklotronfrequenz<br />

Ionenzyklotronfrequenz<br />

Obere Hybridfrequenz<br />

!ce = eB<br />

me<br />

=56� 4rad=s<br />

q ne=m ;3<br />

=1�32 rad=s Z<br />

s<br />

ni=m ;3<br />

1<br />

B=T<br />

vu<br />

u<br />

t T=eV<br />

n=m ;3<br />

q ne=m ;3<br />

=1� 76 10 11 rad=s B=T<br />

fce = 2� 80 10 10 Hz B=T<br />

!ci = ZeB<br />

mi<br />

s ni=m ;3<br />

=9� 58 10 7 rad=s Z B=T<br />

fci = 1� 52 10 7 Hz Z B=T<br />

! 2<br />

oh = ! 2<br />

pe + ! 2<br />

ce


B.2. FORMELN 225<br />

Untere Hybridfrequenz (hohe Dichte)<br />

!uh = p !ce!ci =4� 10 10 9 rad=s<br />

fuh = 6� 53 10 8 Z s Z B=T<br />

Thermische Geschwindigkeit der Elektronen<br />

vth�e =<br />

! 1=2<br />

2kBTe<br />

me<br />

Thermische Geschwindigkeit der Ionen<br />

vth�i =<br />

! 1=2<br />

2kBTi<br />

mi<br />

Ionenakustische Geschwindigkeit<br />

Cs =<br />

kBTe +3kBTi<br />

mi<br />

Alfven-Geschwindigkeit<br />

vA = B<br />

p<br />

0 m<br />

! 1=2<br />

=5� 93 10 5 m=s<br />

=1� 38 10 4 m=s<br />

=9� 79 10 3 m=s<br />

=2� 18 10 13 m=s<br />

s Z B=T<br />

q Te=eV<br />

s Ti=eV<br />

s (Te +3Ti)=eV<br />

B=T<br />

q ne=m ;3


226 ANHANG B. FORMELSAMMLUNG


Anhang C<br />

227


228 ANHANG C. LISTE DER VERWENDETEN SYMBOLE<br />

Liste der verwendeten Symbole<br />

Symbol Bedeutung<br />

A Querschnitts ache<br />

b90 Sto parameter fur 90o Ablenkung<br />

ionenakustische Geschwindigkeit<br />

Cs<br />

Da ambipolarer Di usionskoe zient<br />

De�i freier Di usionskoe zient fur Elektronen und Ionen<br />

D! Fourierkomponente der dielektrischen Verschiebung<br />

E! Fourierkomponente der elektrischen Feldstarke<br />

f(~r�~v� t) Verteilungsfunktion in der kinetischen Theorie<br />

fM(v) Maxwell-Verteilung<br />

g Gravitationskonstante<br />

je�sat Elektronensattigungstrom der Langmuirsonde<br />

j elektrische Stromdichte<br />

~ k Wellenvektor<br />

me�mi Elektronen- bzw. Ionenmasse<br />

ma<br />

M<br />

Atommasse<br />

Machzahl<br />

ne�ni Elektronen- bzw. Ionendichte<br />

na Atomdichte<br />

Ne�Ni Elektronen- bzw. Ionenanzahl<br />

ND<br />

N<br />

Zahl der Elektronen in der Debyekugel<br />

Brechungsindex<br />

sj Ladungsvorzeichen der Teilchensorte j<br />

S Erzeugungsrate<br />

~u Driftgeschwindigkeit einer Verteilung von Teilchen<br />

~v Individualgeschwindigkeit eines Teilchens<br />

vA Alfvengeschwindigkeit<br />

vgr Gruppengeschwindigkeit<br />

v' Phasengeschwindigkeit<br />

Waus Austrittsarbeit<br />

Ionisationsenergie<br />

Wi


Symbol Bedeutung<br />

Gasverstarkungsfaktor<br />

W Energieubertrag beim elastischen Sto<br />

Anwachsrate =Im(!)<br />

i Sekundaremissionskoe zient<br />

; Teilchenstrom<br />

Dielektrizitatskonstante (Tensor)<br />

Resistivitat<br />

normiertes Potential (= ;e =kBTe)<br />

mittlere freie Weglange<br />

Debyelange<br />

D<br />

ei<br />

m<br />

!ce<br />

!pe<br />

=9ND<br />

Massenzahl mi=mp<br />

magnetisches Moment<br />

Sto frequenz der Elektronen mit Ionen<br />

Sto frequenz der Elektronen fur Impulsverlust<br />

Elektronenzyklotronfrequenz<br />

Elektronenplasmafrequenz<br />

' Phase<br />

elektrisches Potential<br />

Winkel zwischen Wellenvektor und Magnetfeld<br />

Pseudopotential<br />

e Ladungsdichte<br />

m Massendichte<br />

Leitfahigkeit (Tensor)<br />

Wirkungsquerschnitt fur Ionisation<br />

ur<br />

ion<br />

90<br />

Wirkungsquerschnitt fur 90 o -Sto e<br />

Zustandssumme der r-ten Ionisationsstufe<br />

normierte Lange (=x= D)<br />

229


230 ANHANG C. LISTE DER VERWENDETEN SYMBOLE


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Index<br />

Atzen<br />

anisotropes, 19, 43<br />

Plasma-, 19, 42<br />

Atzgase, 19, 42<br />

Atzrate, 45<br />

Atzreaktionen, 42<br />

Abgasreinigung, 16<br />

Ablation, 25<br />

Ableitung<br />

konvektive, 100<br />

Abscheiden, 19<br />

Adiabatenexponent, 146<br />

Adiabatische Invariante, 82<br />

adiabatische Invariante<br />

dritte, 85<br />

zweite, 85<br />

Alfvengeschwindigkeit, 115<br />

Alfvenwelle, 113<br />

Anlaufbereich<br />

Elektronen-, 197<br />

Anodenschicht, 66<br />

Anwachsrate<br />

Strahl-Plasma-Instabilitat, 142<br />

Argonionenlaser, 17<br />

Aurora, 12<br />

Auslosekoe zient, 62<br />

Austrittsarbeit, 62<br />

Auswahlregel fur die Wellenfrequenzen, 159<br />

Auswahlregel fur Wellenvektoren, 159<br />

Bananenbahn, 88<br />

Bennett-Beziehung, 116<br />

Beweglichkeit, 47, 52<br />

237<br />

Bewegungsgleichung<br />

Diskretisierung, 176<br />

Newtonsche, 71<br />

Blitz, 10<br />

Bogenentladung, 36<br />

Bohm-Gross-Dispersionsrelation, 169<br />

Bohmkriterium, 191<br />

Boltzmannfaktor, 27, 187<br />

Boltzmannrelation, 145<br />

Brechungsindex, 133<br />

nichtlineare Veranderung, 157<br />

R- und L-Welle, 150<br />

X- und O-Welle, 154<br />

Brillouin Ruckstreuung, 161<br />

Bugsto welle, 12<br />

Cauchy Hauptwert, 171<br />

Child-Langmuir Gesetz, 193<br />

CO2 Laser, 17<br />

Coulomb-Logarithmus, 61<br />

Coulombsto e, 59<br />

Cusp, 94<br />

Cut-o , 133<br />

Cut-o Dichte, 133, 134<br />

Dampfung<br />

sto freie, 172<br />

Dampfung von Elektronenwellen, 170<br />

de Broglie Wellenlange, 48<br />

Debye-Huckel-Modell, 27<br />

Debyeabschirmung, 26<br />

Debyelange, 28, 29<br />

Debyesphare, 29<br />

diamagnetische Drift, 109


238 <strong>IN</strong>DEX<br />

Diamagnetismus, 83<br />

Dielektrikum<br />

verlustbehaftetes, 128<br />

Dielektrizitatstensor, 128, 131<br />

Di usion, 88<br />

ambipolare, 52, 64<br />

Bananen-, 91<br />

Bohm-, 91<br />

freie, 52<br />

klassische, 91<br />

neoklassische, 91<br />

Di usionsgleichung, 65, 90<br />

fur das Magnetfeld, 112<br />

Di usionskoe zient, 52, 90<br />

Di usionszeit, 112<br />

Diskretisierung, 176<br />

Dispersionsrelation, 130<br />

Bohm-Gross-, 140, 169<br />

Elektronenwellen, 168<br />

ionenakustische Welle, 145<br />

Strahl-Plasma-Instabilitat, 142<br />

Doppelplasmaanordnung, 38, 39<br />

Doppelschicht<br />

Langmuirs starke D., 206<br />

Raumladungs-, 205<br />

schwache D., 208<br />

Dopplere ekt, 141, 142<br />

Driftgeschwindigkeit, 47<br />

diamagnetische, 109<br />

E B-Drift, 74<br />

Gradientendrift, 77<br />

Krummungsdrift, 77<br />

Polarisationsdrift, 82<br />

Druck<br />

kinetischer, 103<br />

magnetischer, 108, 115<br />

Me einheiten, 47<br />

Stau-, 103<br />

Druckbilanz, 107<br />

Druckkrafte, 101<br />

Druyvesteynmethode, 202<br />

DT-Reaktion, 20<br />

Dunkelraum<br />

Astonscher, 36, 37<br />

Faradayscher, 36, 64<br />

Faradyscher, 37<br />

kathodischer, 36<br />

E B-Drift, 73<br />

eingefrorene Feldlinien, 112<br />

Einstein-Beziehung, 52<br />

elektrische Leitfahigkeit, 53<br />

Elektron<br />

gemitteltes, 47<br />

Elektronenanlaufbereich, 197<br />

Elektronenwelle, 167<br />

Elektronenwellen, 131<br />

Energie<br />

mittlere kinetische, 51<br />

Energieverlust<br />

elastische Sto e, 56<br />

inelastische Sto e, 57<br />

Energieverteilung, 57<br />

Entartung, 30<br />

Entladung<br />

kapazitiv gekoppelte HF-, 66<br />

Erdmagnetfeld, 12, 124<br />

Erhaltung der Ladung, 105<br />

Erhaltung der Masse, 105<br />

Excimerlaser, 17<br />

Existenzbereiche, 30<br />

Fuhrungszentrum, 71, 72<br />

Faradaydrehung, 150<br />

Filamentkathoden, 38<br />

Flussigkeitselement, 98<br />

Flammen, 30<br />

Flare, 14<br />

oating potential, 194, 198<br />

Flu invariante, 85<br />

freie Weglange, 48<br />

Fremdheizung, 38<br />

Fusionsplasmen, 30


<strong>IN</strong>DEX 239<br />

Fusionsquerschnitt, 21<br />

Gamma-Regime, 67<br />

Gasentladung, 35<br />

Gaslaser, 17<br />

Gasverstarkungsfaktor, 63<br />

Geschwindigkeitsverteilung, 49<br />

Gittermethode, 177<br />

Glimmentladung, 35<br />

anomale, 36<br />

Charakteristik der, 36<br />

HF-, 66<br />

Leuchterscheinung, 36<br />

normale, 36<br />

Glimmlicht<br />

kathodisches, 36<br />

negatives, 64<br />

negatives, 36, 37<br />

Gradient<br />

longitudinaler, 79<br />

transversaler, 75<br />

Gradientendrift, 75, 86<br />

Gravitation, 75<br />

Gravitationsdrift, 75<br />

Gruppengeschwindigkeit, 128<br />

der elektromagnetischen Welle, 133<br />

guiding center, 72<br />

guiding center approximation, 75<br />

Gyration, 72<br />

Hallspannung, 111<br />

He-Ne Laser, 17<br />

Heizung, 54<br />

stochastische, 68<br />

helische Windungen, 92<br />

Hochfrequenzentladung, 42<br />

Hybridfrequenz<br />

obere, 153<br />

untere, 153<br />

Hybridresonanz, 151<br />

Hysterese, 38<br />

Impulstransportgleichung, 100, 105<br />

Impulsverlust, 46<br />

Instabilitat<br />

Kink-, 120<br />

Saussage-, 120<br />

Strahl-Plasma-, 140<br />

Instabilitat, parametrische, 158<br />

Interferometer<br />

Laser-, 137<br />

Mikrowellen-, 133<br />

Interferometrie, 133<br />

Zweiwellenlangen, 136<br />

ionenakustische Welle, 144<br />

Ionenplasmafrequenz, 145<br />

Ionisationsfrequenz, 58<br />

Ionisationsrate, 58<br />

Ionosphare, 12<br />

isobare Flachen, 106<br />

JET, 21, 23<br />

Kathode<br />

Oxid-, 62<br />

Wolfram-, 62<br />

Kathodenfall, 37, 62<br />

Kennlinie<br />

zweite Ableitung der Sonden-, 202<br />

Kennlinien<br />

Auswertung von Langmuir-, 200<br />

Modulationsmethode, 210<br />

zweite Ableitung der Sonden-, 204<br />

Kernbindungsenergie, 20<br />

Kernfusion<br />

kontrollierte, 20<br />

mit Lasern, 25<br />

kollektives Verhalten, 26<br />

Kombinationsfrequenz, 157<br />

Kontinuitatsgleichung, 65, 100<br />

Krummungsdrift, 77, 86<br />

Krummungsradius der Feldlinien, 78<br />

L-Welle, 150


240 <strong>IN</strong>DEX<br />

Ladungsdichte, 97, 165<br />

Ladungshintergrund<br />

neutralisierender, 131<br />

Ladungsschichten, 175<br />

Ladungstragerlawine, 10<br />

Ladungswolke, 178<br />

Ladungszuweisung, 178<br />

Landaudampfung, 171, 172<br />

inverse, 174<br />

Langmuirsonde, 194<br />

Larmorradius, 72<br />

Laser, 17<br />

Laserfusion, 25<br />

Lawsonkriterium, 20<br />

Leap-frog-Schema, 177<br />

Leitfahigkeit, 112<br />

elektrische, 53<br />

in Gasentladungen, 53<br />

in hei en Plasmen, 53<br />

Leitfahigkeitstensor, 126<br />

Leitungsstrom, 97<br />

Leuchtsto , 16<br />

Leuchtsto rohre, 17, 64<br />

Lichtbogen, 17, 19<br />

longitudinale Invariante, 85<br />

Lorentzkraft, 106<br />

Machzahl, 191<br />

Magnetfeld<br />

inhomogenes, 75, 79<br />

Krummung, 77<br />

poloidales, 88<br />

toroidales, 86<br />

Magnetic Box, 38<br />

magnetic box, 94<br />

magnetische Zugspannung, 115<br />

Magnetischer Einschlu , 86<br />

magnetischer Trichter, 94<br />

magnetisches Moment, 80, 83<br />

Magnetisierung, 97<br />

Magnetohydrodynamik, 111<br />

Magnetohydrostatik, 106<br />

Magnetosphare, 12<br />

Magnetospharenschweif, 12<br />

Massendichte, 165<br />

Maxwellgleichungen, 97, 126<br />

Fourierdarstellung, 127<br />

Maxwellverteilung, 49<br />

der Geschwindigkeitsbetrage, 52<br />

dreidimensionale, 51<br />

verschobene, 98<br />

MHD, 111<br />

ideale, 112, 113<br />

MHD-Generator, 118<br />

MHD-Stabilitat, 120<br />

Minimum-B Kon guration, 94<br />

Natriumdamp ampe, 17<br />

negative Energie, 173<br />

Newtongleichung, 100<br />

Nichtidealitat, 30<br />

Nordlicht, 12<br />

Normalmodenanalyse, 127<br />

O-Welle, 151<br />

Ober ache<br />

magnetische, 107<br />

Ohmsches Gesetz<br />

verallgemeinertes, 111<br />

Oxidkathode, 39<br />

Parallelplatten-Entladung, 43<br />

Parallelplattenentladung<br />

Ersatzschaltbild, 67<br />

Parametrische Instabilitat, 158<br />

parametrische Instabilitat, 159<br />

parametrischer Wellenzerfall, 157<br />

particle-mesh-Verfahren, 174<br />

Passivierung, 44<br />

Phasengeschwindigkeit, 128<br />

Phasenraum, Elektronen-, 180<br />

Pinch, 21<br />

Pinche ekt, 116


<strong>IN</strong>DEX 241<br />

Plasma<br />

De nition, 26<br />

Niedertemperatur-, 35<br />

Plasmaatzen, 42<br />

Plasmachemie, 42<br />

Plasmadriften<br />

Ubersicht, 82<br />

Plasmafrequenz<br />

Elektronen-, 131<br />

Ionen-, 145<br />

Plasmalichtquellen, 16<br />

Plasmaparameter, 29<br />

Plasmaschwingungen, 140<br />

Plasmaspritzen, 19<br />

Poissongleichung, 26, 189<br />

auf dem Gitter, 179<br />

Polarisation, 97, 132<br />

dynamische, 98<br />

zirkulare, 136, 150<br />

Polarisationsdrift, 80<br />

Polarisierungsstrom, 127<br />

ponderomotive Kraft, 155<br />

Positive Saule, 36, 64<br />

Potential<br />

klassisches, 189<br />

presheath, 191<br />

Pseudopotential, 189<br />

Pumpwelle, 157<br />

Q-Maschine, 40, 41<br />

Quasineutralitat, 26<br />

R-Welle, 150<br />

Ramsauer-E ekt, 49<br />

random walk Proze , 88<br />

Randschicht, 187<br />

Raumladungswelle<br />

langsame, 142<br />

schnelle, 142<br />

reactive ion etching, 42<br />

Reichweite des Coulombfeldes, 28<br />

Rekonnektion, 14<br />

Resistivitat, 60<br />

resonante Teilchen, 168<br />

Resonanz, 150<br />

Richardsongleichung, 62<br />

Rotationstransformation, 88<br />

Sattigungsstrom<br />

Elektronen-, 195<br />

Ionen-, 197<br />

Sagdeevpotential, 189<br />

Saha-Gleichung, 33<br />

Scherstromung, 104<br />

Schichtkante, 189<br />

Schwei en, 19<br />

Sekundarelektronen, 37<br />

Selbstfokussierung, 157<br />

Selfbias, 43, 67<br />

solarer Flare, 14<br />

Sonde<br />

Doppel-, 210<br />

ebene, 195<br />

Kugel-, 199<br />

Zylinder-, 199<br />

Sondenmessung<br />

HF-Plasma, 205<br />

Sondenmessungen<br />

Modulationsverfahren, 202<br />

Sonne, 15<br />

Sonnen ecken, 14<br />

Sonnenkorona, 30<br />

Spiegel<br />

magnetischer, 83, 94<br />

Spiegele ekt, 83<br />

Spiegelmaschine, 21, 86<br />

Spiegelverhaltnis, 85<br />

Spiegelwirkung, 88<br />

Spitzer-Formel, 60<br />

Sto e<br />

elastische, 46, 54<br />

inelastische, 46<br />

Stabilitat


242 <strong>IN</strong>DEX<br />

MHD-, 120<br />

Stellarator, 86, 92<br />

Stix-Parameter, 148<br />

Sto frequenz, 57<br />

Sto parameter, 59<br />

Sto parameter fur 90 o -Sto e, 60<br />

Sto prozesse, 46<br />

Sto term, 167<br />

Sto wahrscheinlichkeit, 48<br />

Strahl-Plasma-Instabilitat, 140, 180<br />

Anwachsrate, 180<br />

Strahlplasma-Instabilitat<br />

Anwachsrate, 142<br />

Strahlungsdruck, 155<br />

Strommessung, 121<br />

Superteilchen, 165, 174, 178<br />

Teilchen<br />

gefangene, 88<br />

Teilchendichte, 165<br />

Teilchensimulation, 174<br />

Temperatur, 49, 51, 52<br />

in Elektronenvolt, 51<br />

Thermionische Entladung, 38<br />

Thermionischer Konverter, 40, 41<br />

thermische Geschwindigkeit, 50<br />

Tokamak, 21, 22, 86<br />

Prinzip, 88<br />

Toroidalfeld, 86<br />

Townsendkoe zient<br />

erster, 63<br />

trapping, 182<br />

Vakuumverschiebungsstrom, 127<br />

van Allen Strahlungsgurtel, 12<br />

Vektorprodukte, 108<br />

Verlustkegel, 85<br />

Verschiebungsdichte, 127<br />

Verteilungsfunktion, 164<br />

Messung der, 200<br />

Normierung der, 165<br />

Vlasovbild, 164<br />

Vlasovgleichung, 165, 167<br />

Vlasovmodell, 163<br />

Vorschicht, 191<br />

wave-riding, 68<br />

Wechselstrom<br />

Teilchen-, 126<br />

Wechselwirkungszeit, 59<br />

Welle<br />

Elektronen-, 167<br />

elektrostatische, 167<br />

ionenakustische, 144<br />

linkszirkulare, 150<br />

negativer Energie, 173<br />

positiver Energie, 173<br />

rechtszirkulare, 150<br />

Wellen<br />

elektromagnetische, 131<br />

Elektronen-, 131<br />

Wellengleichung, 126<br />

Whistlerwelle, 150<br />

Wirkungsquerschnitt, 48, 49<br />

elastischer, 49<br />

fur 90 o Coulombsto e, 59<br />

fur Ionisation, 57<br />

X-Welle, 151<br />

Zeitschritt<br />

Wahl des, 179<br />

Zustandsgleichung, 144<br />

Zwei-Plasmonen Zerfallsinstabilitat, 161<br />

Zwei ussigkeitenmodell, 98<br />

Zyklotronfrequenz, 72<br />

Zyklotronresonanz, 149<br />

Elektronen-, 150<br />

Ionen-, 150

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