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Der Seelsorgebesuch im Spital als Aufführung - Spitalseelsorge

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Brigitte Hauser <strong>Der</strong> <strong>Seelsorgebesuch</strong> <strong>im</strong> <strong>Spital</strong> <strong>als</strong> <strong>Aufführung</strong> Juli 2010<br />

Horizont des Glaubens“ gerät, den die Seelsorgerin repräsentiert. Mit ihrer Selbstvorstellung<br />

<strong>als</strong> Pfarrerin oder Seelsorgerin <strong>im</strong> Patientenz<strong>im</strong>mer bringt sie „Gott“ <strong>im</strong>mer mit, egal ob ein<br />

religiöses, existenzielles oder ein Alltagsgespräch daraus wird. Pfarrer ist ein archetypischer<br />

Beruf. In fast allen Völkern kannte man die Person des Priesters und Heilers. Auch heute wird<br />

der Pfarrperson oft eine besonders enge Verbindung zur transzendenten Macht und somit<br />

Einfluss auf sie zugetraut. Die Pfarrerin symbolisiert mit ihrer Rolle Gott oder das Heilige. Es<br />

kommt vor, dass sogar musl<strong>im</strong>ische Patienten mit mir <strong>als</strong> Pfarrerin über religiöse Fragen<br />

sprechen.<br />

In der säkularen Welt des <strong>Spital</strong>s ist die Seelsorgerin meist dann gefragt, wenn die Dinge<br />

schlecht stehen, wenn es medizinisch nichts mehr zu machen gibt. Aushalten, schweigen,<br />

beten, segnen, Gespräche über den Tod und über seine Grenzen hinaus werden <strong>im</strong> <strong>Spital</strong> <strong>als</strong><br />

Domäne der Seelsorge erachtet. Viele <strong>Spital</strong>pfarrpersonen interpretieren ihre Rolle jedoch<br />

umfassender und verstehen sich <strong>als</strong> Profis in Gesprächsführung, Beratung, Krisenbegleitung<br />

und Lebensdeutung. Sie möchten nicht erst gerufen werden, wenn ein Patient <strong>im</strong> Sterben<br />

liegt. Patienten nehmen <strong>Spital</strong>seelsorgende <strong>als</strong> Personen wahr, die von aussen kommen und<br />

nicht zum <strong>Spital</strong>betrieb gehören. Ihnen müssen sie nichts vorspielen. Sie müssen nicht positiv<br />

denken, sondern dürfen auch jammern und sich beklagen. Sie stehen nicht in einem<br />

Abhängigkeits- oder Betreuungsverhältnis zu den Seelsorgenden wie zum Pflege- oder<br />

Arztdienst. Seelsorgende führen keinen Behandlungsplan an ihnen aus und stehen unter<br />

Schweigepflicht, auch gegenüber dem <strong>Spital</strong>personal.<br />

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