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ac1 vorlesung ws 12/13 HG 18-17-16

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Prof. Dr. Karsten Meyer<br />

Allgemeine<br />

und Anorganische Chemie<br />

(mit Experimenten)<br />

Chemie, Molecular Science,<br />

Lehramt (LAFV, LAFN)<br />

Chemie- und Bioingenieurwesen (CBI)<br />

Life Science Engineering (LSE)<br />

Prof. Dr. Karsten Meyer<br />

Allgemeine<br />

und Anorganische Chemie<br />

(mit Experimenten)<br />

Stoffchemie Teil 1: Chemie der<br />

Nichtmetalle der Hauptgruppen-<br />

Elemente <strong>18</strong>, <strong>17</strong> und <strong>16</strong>


Die Chemie der Hauptgruppenelemente<br />

1<br />

© Wiley-VCH<br />

2<br />

3 4 5 6 7 8 9 10 11 <strong>12</strong><br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chemie der Hauptgruppenelemente<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

<strong>13</strong> 14 15 <strong>16</strong> <strong>17</strong><br />

<strong>18</strong><br />

Seite 3<br />

Seite 4


Die Chemie der Hauptgruppenelemente<br />

1<br />

© Wiley-VCH<br />

2<br />

3 4 5 6 7 8 9 10 11 <strong>12</strong><br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chemie der Hauptgruppenelemente<br />

© 2006 Pearson Studium / Abbildung aus Brown / LeMay / Bursten: Chemie, 10. Auflage / ISBN: 3-8273-7191-0<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

<strong>13</strong> 14 15 <strong>16</strong> <strong>17</strong><br />

<strong>18</strong><br />

Seite 5<br />

Seite 6


Die Chemie der Hauptgruppenelemente<br />

© http://www.periodictable.com<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Edelgase – <strong>18</strong>.Hauptgruppe<br />

© http://www.periodictable.com<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 7<br />

Seite 8


Die Edelgase – <strong>18</strong>.Hauptgruppe<br />

Helium – Neon – Argon – Krypton – Xenon – Radon<br />

Helium<br />

© http://www.periodictable.com<br />

Neon<br />

Argon<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Edelgase – <strong>18</strong>.Hauptgruppe<br />

Krypton<br />

Xenon<br />

Die Edelgase sind alle farblose, geruchslose Gase, die aus einzelnen Atomen<br />

bestehen.<br />

Ihre Haupteigenschaft ist die Reaktionsträgheit.<br />

Die Elementnamen leiten sich wie folgt ab:<br />

Helium von griechisch: hélios „Sonne“<br />

Neon von griechisch: neos „neu“<br />

Argon von griechisch: argos „träge“<br />

Krypton von griechisch: kryptós „verborgen“<br />

Xenon von griechisch: xénos „fremd“<br />

Radon von lateinisch: radius „Strahl“<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

<strong>18</strong><br />

Radon<br />

Seite 9<br />

Seite 10


Die Edelgase – <strong>18</strong>.Hauptgruppe<br />

Physikalische Daten<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Edelgase – <strong>18</strong>.Hauptgruppe<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 11<br />

Das Helium wurde Mitte des 19. Jh. anhand von nicht zuzuordnenden Linien des<br />

Sonnenspektrums entdeckt; da über seine Eigenschaften nichts bekannt war,<br />

bekam es einen Namen, der auf "-ium" endet, was normalerweise auf ein Metall<br />

hindeutet.<br />

Gegen Ende des 19. Jhdt. entdeckte Rayleigh, dass Stickstoff aus der Luft eine<br />

etwas höhere Dichte hat als Stickstoff aus chemischen Reaktionen.<br />

Ramsay hat Luftstickstoff mit Magnesium zu Magnesiumnitrid umgesetzt; es blieb<br />

immer ein kleiner Rest, volumenmäßig etwa 1% der Luft.<br />

Spektroskopisch konnte das Gas als neues Element erkannt werden, das Argon.<br />

Weitere Experimente mit fraktionierter Destillation der Luft führten zur Entdeckung<br />

der anderen Edelgase.<br />

Helium kommt in einigen Mineralien und in bestimmten Erdgaslagerstätten als<br />

Produkt des radioaktiven Zerfalls (α-Teilchen) vor.<br />

Helium findet Anwendungen als Ballongas (geringe Dichte, nicht entflammbar),<br />

als Anteil des Atemgases beim Tauchen, und (flüssig) als Kühlmittel (4 K).<br />

Argon wird als inerte Atmosphäre bei chemischen Reaktionen und industriellen<br />

Verfahren verwendet, wo selbst Stickstoff zu reaktiv wäre.<br />

Neon wird bei der Leuchtreklame verwendet.<br />

Seite <strong>12</strong>


Die Edelgase – <strong>18</strong>.Hauptgruppe<br />

Reaktivität<br />

Die Edelgase galten zunächst als völlig unreaktiv. Falls irgendein Edelgas reagieren<br />

sollte, dann am wahrscheinlichsten das Xenon; als größtes Atom der Gruppe hat es<br />

das kleinste Ionisationspotential und die größte Polarisierbarkeit. Als berichtet<br />

wurde, Xenon reagiere nicht mal mit Fluor, hat man von weiteren Versuchen<br />

abgesehen.<br />

Anfang der 1960er Jahre ist es Bartlett aufgefallen, dass Platinhexafluorid, ein<br />

flüchtiges, höchstreaktives Oxidationsmittel, mit elementarem Sauerstoff unter Bildung<br />

des Dioxygenyl-Kations O +<br />

2 (als PtF6 – -Salz) reagiert.<br />

Elementares Xenon hat aber das gleiche IP wie das O2-Molekül. Daraufhin setzte<br />

Bartlett Xenon mit PtF6 um; es bildete sich ein Feststoff, den man damals etwas voreilig<br />

und nicht korrekt als Xe + PtF –<br />

6 beschrieb.<br />

Eine Neuuntersuchung des Systems Xenon/Fluor zeigte, dass die Elemente sehr wohl<br />

miteinander reagieren; die Produkte sind (je nach Bedingungen) die Feststoffe XeF2 ,<br />

XeF4 oder XeF6 . Die Geometrie dieser und anderer Xenonverbindungen gehorchen den<br />

VSEPR-Regeln; XeF6 ist jedoch polymer.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Edelgase – <strong>18</strong>.Hauptgruppe<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>13</strong><br />

Es sind inzwischen viele andere Xenonverbindungen bekannt, obwohl ihre Handhabung<br />

nicht leicht ist; die Fluoride sind extrem reaktive Fluorierungsmittel die Oxide XeO3 und<br />

XeO4 sind höchstexplosiv.<br />

Bei Krypton sind Fluoride bekannt. Bisher sind keine Verbindungen der anderen<br />

Edelgasen entdeckt worden.<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Seite 14


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe<br />

© http://www.periodictable.com<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe<br />

Fluor – Chlor – Brom – Iod – Astat<br />

Fluor<br />

© http://www.periodictable.com<br />

Chlor<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Brom<br />

Iod<br />

Seite 15<br />

<strong>17</strong><br />

Astat<br />

Seite <strong>16</strong>


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe<br />

Fluor – Chlor – Brom – Iod – Astat<br />

von lateinisch:<br />

fluor<br />

“Fluss“<br />

schwach<br />

grünlichgelbes<br />

Gas<br />

Bilder © http://www.seilnacht.com<br />

von griechisch:<br />

chlōrós<br />

“hellgrün, frisch“<br />

grüngelbes<br />

Gas<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

von griechisch:<br />

brômos<br />

“Gestank“<br />

dunkelrotbraune<br />

Flüssigkeit<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe<br />

Physikalische Daten<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

von altgriechisch:<br />

ioeides (ιώο-ειδης)<br />

“veilchenfarbig“<br />

schwarzgraue<br />

Blättchen<br />

Astat<br />

von griechisch:<br />

άστατοςi<br />

“unbeständig“<br />

Natürliches<br />

Vorkommen:<br />

25 g<br />

in gesamter<br />

Erdkruste!<br />

Seite <strong>17</strong><br />

Seite <strong>18</strong>


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe<br />

Fluor – Chlor – Brom – Iod – Astat<br />

• Die Halogene sind Nichtmetalle (Halbmetall Astat).<br />

• Elektronenkonfiguration: ns 2 np 5 (7 Valenzelektronen)<br />

hohe Reaktivität, da ns 2 np 6 angestrebt wird (Edelgaskonfiguration)<br />

• Alle Elemente bilden als X – -Ionen Salze (Halogen = Salzbildner), können<br />

aber auch kovalent gebunden sein.<br />

Die Elemente verhalten sich “einwertig“ und bilden daher einfach geladene<br />

Anionen X – (Halogenide) oder kovalente Einfachbindungen.<br />

• Die Elemente sind in ihrer Reaktivität ähnlich, die jedoch von Fluor zu Iod<br />

stark abnimmt (vgl. E 0 -Werte!).<br />

• Wegen der hohen Reaktivität kommen alle Halogene in der Natur nur als<br />

Verbindungen vor.<br />

(siehe Florian Kraus „Elementares Fluor F 2 in der Natur – ...“<br />

Angew. Chem. 20<strong>12</strong>, <strong>12</strong>4, 7968–7971)<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe<br />

• Wegen der hohen Reaktivität kommen<br />

alle Halogene in der Natur nur als<br />

Verbindungen vor.<br />

Korrektur siehe<br />

Angewandte Chemie 20<strong>12</strong>, <strong>12</strong>4, 7968<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 19<br />

Seite 20


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 21<br />

Seite 22


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Schilddrüsenhormone Triiodthyronin<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

American Scientist, Volume 92, p 342 – 349.<br />

und Tetraiodthyronin (Thyroxin)<br />

Seite 23<br />

American Scientist, Volume 92, p 342 – 349.<br />

Seite 24


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

American Scientist, Volume 92, p 342 – 349.<br />

American Scientist, Volume 92, p 342 – 349.<br />

Seite 25<br />

Seite 26


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

American Scientist, Volume 92, p 342 – 349.<br />

Seite 27<br />

Vorkommen<br />

Flussspat (Fluorit), CaF2 (Südafrika, Russland; in D: Wölsendorf/Opf.)<br />

Fluorapatit, Ca5 (PO4 ) 3F bzw. 3 Ca3 (PO4 ) 2 •CaF2 (Russland, Nordafrika)<br />

Kryolith, Na3AlF6 (ehem. Grönland; jetzt: großtechnische Darstellung)<br />

Steinsalz, NaCl (Norddt. Tiefebene, Bad Reichenhall, Hallein, Hallstatt)<br />

Meerwasser<br />

Magnesiumbromid, MgBr 2 (Totes Meer); Meerwasser<br />

Natriumiodat, NaIO3 (im Chilesalpeter: Atacama, Chile)<br />

Asche von Meeralgen, Tang usw. (Japan); Meerwasser<br />

Geringe Mengen Astat entstehen beim natürlichen Zerfall von Uran.<br />

Astat wird durch Beschuss von Bismut mit α-Teilchen hergestellt.<br />

Astat hat etwa 20 bekannte Isotope, die alle radioaktiv sind;<br />

das langlebigste ist 210At mit einer Halbwertszeit von 8,3 Stunden.<br />

Seite 28


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Fluor<br />

Das Element Fluor<br />

Das wichtigste Fluormineral ist der (nahezu unlösliche, pK L = 10.5) Flussspat CaF 2<br />

Fluorit-Kristalle (blau) mit Pyrit (goldfarben),<br />

Aufnahme aus dem Museo Civico di Storia Naturale di Milano, Italien; Urheber<br />

Giovanni Dall'Orto<br />

http://www.mineralium.com<br />

Fluorapatit<br />

Ca 5 (PO 4 ) 3 F<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

fluoryt i kalcyt, pochodzenie Chiny, autor zdjęcia Stowarzyszenie Spirifer<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Kryolith User: Ra'ike<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Fluor<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Kryolith<br />

Na 3 AlF 6<br />

Das Element Fluor (Elementmolekül F 2 ), ein schwach gelbes Gas, wird durch<br />

Schmelzelektrolyse einer KF/HF-Mischung (100°C, Kohlenstoff-Anode) gewonnen.<br />

Es kann in Stahl- oder Nickelgefäßen gehandhabt werden.<br />

Fluor ist das reaktivste Element, was verschiedene Gründe hat:<br />

• Die Dissoziationsenergie des F 2 -Moleküls ist wegen Abstoßung der freien<br />

Elektronenpaare klein (158 kJ/mol,vgl. Elektronenaffinitäten von F, Cl)<br />

• Das kleine Fluorid-Ion bildet Salze mit hohen Gitterenergien<br />

• Die hohe Elektronegativität führt bei kovalent gebundenem Fluor zu hohen<br />

Bindungsenergien.<br />

Seite 29<br />

Es reagiert mit allen Elementen außer He, Ne, Ar. Die Reaktion mit massiven<br />

Metallen ist wegen der Bildung einer stabilen Fluoridschicht langsam (Passivierung).<br />

Fluor ist ein starkes Oxidationsmittel (E0 = +2.9 V); die höchsten Oxidationsstufen der<br />

Reaktionspartner werden gefördert, mit typischen Produkten wie WF6 , AuF5 , SF6 , PF5 .<br />

Seite 30


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Fluor<br />

Viele Reaktionen mit elementarem Fluor sind so heftig, dass das Gas mit z.B.<br />

Stickstoff (mit dem es nur langsam reagiert) auf ca. 10% verdünnt wird, um zu<br />

kontrollierten Reaktionen zu gelangen.<br />

Die Darstellung von F 2 aus F – mit Hilfe eines chemischen Oxidationsmittels ist (bis<br />

auf eine bekannte Ausnahme) nicht möglich.<br />

Elektrochemische Darstellung durch Elektrolyse<br />

1) von Fluorwasserstoff, HF, in Gegenwart von Kaliumfluorid, KF.<br />

Der Zusatz von KF dient der Erhöhung der Leitfähigkeit.<br />

2) von geschmolzenem KHF 2 (KF • HF, d. h. K + H F 2 – )<br />

In beiden Fällen muss strikt unter Wasserausschluss gearbeitet werden, denn:<br />

Fluor oxidiert Wasser zu Sauerstoff:<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

2 F 2 + 2 H 2 O → O 2 + 4 HF<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Fluor<br />

Prozesse an den Elektroden:<br />

Kathode (Reduktion): H + + e – → ½H2 Anode (Oxidation) : F – → ½F2 + e –<br />

Seite 31<br />

Trennung von Kathoden-/Anodenraum nötig ! H2 + F2 reagiert explosiv !<br />

Der Mantel der Elektrolysezelle ist die Kathode; sie besteht aus Stahl.<br />

Als Anode dienen Kohlestäbe.<br />

Stahl wird (wie einige andere Metalle auch) von Fluor nur oberflächlich angegriffen,<br />

da sich eine Fluoridschicht bildet, die den weiteren Angriff von F2 verhindert:<br />

Passivierung.<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Seite 32


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Fluor<br />

einzige bisher bekannte Möglichkeit zur chemischen Synthese von F 2<br />

(nach K. Christie, Inorganic Chemistry 1986, 25, 3721–3722)<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

{MnF 4 }<br />

K 2 MnF 6 + 2SbF 5 → 2KSbF 6 + MnF 3 + ½F 2<br />

“As in the case of noble gas or NF 4 chemistry, the successful synthesis of<br />

elemental fluorine demonstrates that one should never cease to critically<br />

challenge accepted dogmas.”<br />

F 2 besitzt große Affinität zu Wasserstoff z.B.:<br />

2 F 2 + 2 H 2 O → O 2 + 4 HF<br />

H 2 S + F 2 → 1/8 S 8 + 2 HF (→ SF 6 )<br />

2 NH 3 + 3 F 2 → N 2 + 6 HF (→ NF 3 )<br />

Fluorid Nachweis: Kriechprobe / Wassertropfenprobe<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Fluor<br />

Typische Reaktionen<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 33<br />

Seite 34


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Das Element Chlor<br />

Das wichtigste mineralische (anorganische) Chlorvorkommen ist das Steinsalz,<br />

Halit: NaCl<br />

Sylvin: KCl<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Kryolith User Wlodi<br />

A macro shot of salt crystals taken in the Natural History<br />

Museum of Vienna<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Weitere wichtige Mineralien:<br />

Carnallit: KMgCl3 ·6 H2O Bischofit: MgCl2 ·6 H2O Kainit, KMgCl(SO4 ) · 3 H2O http://de.wikipedia.org User Aka<br />

Sylvin, gefunden in Sondershausen<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Dass am Chlor kein Weg vorbeiführt, verdeutlichen die<br />

wirtschaftlichen Eckdaten. So werden rund 55 Prozent aller<br />

Chemieprodukte mit Hilfe von Chlor produziert.<br />

Zusammen mit Erdölprodukten, die in der chemischen<br />

Industrie als Naphta Eingang finden, ist Chlor somit der<br />

wichtigste Grundstoff der Branche überhaupt.<br />

Dementsprechend basieren auch über 50 Prozent der<br />

weltweiten Umsätze der chemischen Industrie auf Chlor.<br />

Seite 35<br />

Die weltweite Chlorproduktion wird sich in diesem Jahr<br />

(2005) einer Prognose der Tecnon OrbiChem zufolge auf<br />

46 Mio. t belaufen (siehe Tabelle), wovon etwa 25 % auf<br />

Europa entfallen. Dementsprechend sind in Europa rund<br />

40.000 Menschen in der Chlor-Alkali-Industrie beschäftigt<br />

und weitere 2 Millionen Arbeitsplätze hängen in<br />

“nachgeschalteten” Industriezweigen von einer<br />

funktionierenden Chlorproduktion ab.<br />

http://www.innovations-report.de/html/berichte/messenachrichten/bericht-41154.html<br />

Seite 36


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Elektrochemie<br />

http://www.eurochlor.org/upload/documents/document352.pdf<br />

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2007<br />

die folgenden Mengen an Metallen oder Chemikalien in Deutschland hergestellt.<br />

Stoff Herstellungsmenge t (m 3 )/Jahr Verkaufswert Mio. €<br />

Natronlauge (wässrig) 4.3<strong>16</strong>.903 501<br />

Chlorgas 5.082.9<strong>13</strong> 421<br />

Kalilauge (wässrig) <strong>17</strong>7.506 52<br />

Aluminium (unlegiert) 279.660 529<br />

Aluminium (legiert) 1.033.860 1.397<br />

Gold (als Halbzeug) 91 901<br />

Silber (als Halbzeug) 2.635 455<br />

Kupfer (raffiniert) 553.300 1.629<br />

Zink (rohform, raffiniert) 264.843 654<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 37<br />

In den USA liegen die hergestellten Elektrolyseprodukte um den Faktor 2–3 höher.<br />

Dort werden ca. 5 % der gesamten Stromproduktion für die Elektrolyse benötigt.<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrolyse<br />

Seite 38


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Chlor ist ein gelb-grünes, giftiges Gas mit stechendem Geruch.<br />

Chlor ist eines der wichtigsten Produkte der chemischen Großindustrie:<br />

Größenordnung der Produktion weltweit: ca. 50 Mio. Tonnen pro Jahr<br />

Verwendung:<br />

• Bleichmittel (auch Papierherstellung), Umweltproblematik!<br />

• anorganische Produkte (Phosgen, COCl2 ; Aluminiumtrichlorid; Siliciumtetrachlorid)<br />

• Wasserbehandlung<br />

• PVC (Polyvinylchlorid), Umweltproblematik!<br />

• organische Lösungsmittel (z. B. Chloroform, CHCl3 ; Methylenchlorid, CH2Cl2 ;<br />

Tetrachlormethan, CCl4 )<br />

Die elektrolytische Spaltung wässriger Natriumchloridlösung ist das weitaus<br />

wichtigste Verfahren zur Chlordarstellung: Chloralkalielektrolyse<br />

(eigtl. Alkalichloridelektrolyse)<br />

Elektrolytische Verfahren:<br />

Amalgamverfahren • Diaphragmaverfahren • Membranverfahren<br />

Die einzelnen Verfahren unterscheiden sich darin, wie die Trennung der Reaktionsprodukte<br />

erreicht wird.<br />

Großtechnisch werden bisher zwei Verfahren, das Amalgam- und das Diaphragmaverfahren<br />

eingesetzt.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Die Chloralkali-Elektrolyse:<br />

Liefert gleichzeitig äquimolare Mengen von Natronlauge und Wasserstoff:<br />

2 NaCl + 2 H 2 O + Energie → 2 NaOH + H 2 + Cl 2<br />

Die technische Durchführung dieser Elektrolyse erfordert die Trennung der<br />

Kathodenprodukte Wasserstoff und Natronlauge von dem Anodenprodukt Chlor,<br />

denn sonst würden sich Chlorknallgas und/oder Natriumhypochlorit bilden.<br />

Chlorknallgas: H 2 /Cl 2 -Gemisch, kann explosionsartig zu Chlorwasserstoff (HCl)<br />

reagieren.<br />

Bildung von Natriumhypochlorit:<br />

Cl 2 + 2 NaOH → NaClO + NaCl + H 2 O (Bleichlauge)<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 39<br />

Seite 40


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Das Amalgamverfahren<br />

© 1997-1999, 2000 by Prof. Dr. Gernot Reininger and Prof. Dr. Volker Schubert, University of Paderborn<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Das Amalgamverfahren<br />

Anode (Oxidation): 2Cl – (aq) → Cl 2 + 2e – E° = +1.36 V<br />

4OH – (aq) → O 2 (g) + 2H 2 O + 4e – E° = +0.40 V<br />

Kathode (Reduktion): Na + + e – → Na(s) E° = –2.71 V<br />

2H 3 O + + 2e – → H 2 + 2H 2 O E° = 0.00 V<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Chloralkali-Elektrolyse#Amalgamverfahren<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 41<br />

Überspannungen<br />

von H 2 und O 2 am<br />

Elektrodenmaterial<br />

Seite 42


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Das Amalgamverfahren:<br />

Kathode (flüssiges Quecksilber):<br />

Natrium wird unter Bildung von Natriumamalgam (Natrium/Quecksilber-Legierung)<br />

abgeschieden. Prinzipiell wäre auch die Zersetzung von Wasser möglich<br />

(Entladung von H + , Bildung von H2 ).<br />

Dies geschieht jedoch nicht.<br />

Gründe: 1) hohe Überspannung der Wasserstoffbildung am Quecksilber.<br />

2) thermodynamisch günstige Bildung von Natriumamalgam und nicht<br />

reinen metallischen Natriums.<br />

Anode (Graphit: schneller Verbrauch; neuerdings Titan - wesentlich haltbarer):<br />

Abscheidung gasförmigen Chlors<br />

Das Amalgam fließt im Kreislauf über einen Zersetzer: Zersetzung mit Wasser unter<br />

Bildung von 50%iger chlorid-freier NaOH und Wasserstoff:<br />

NaHgx + H2O → ½H2 + NaOH + Hg<br />

Für 1 t Cl2 werden benötigt: 3300 kWh elektr. Strom (≈ 1000 € ≈ 1 Haushalt)<br />

1.7 t NaCl<br />

< 3 g Hg<br />

Auf die Rückhaltung des Quecksilbers im Prozess muss sorgfältig geachtet werden!<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Das Diaphragmaverfahren:<br />

Kathode (Stahl):<br />

Wasserstoff entsteht, gleichzeitig Bildung von wässriger Natronlauge:<br />

H2O + e – → ½H2 + OH –<br />

Anode (Graphit oder Titan):<br />

Abscheidung gasförmigen Chlors<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 43<br />

Die Trennung von Anoden- und Kathodenraum erfolgt durch eine poröse<br />

Trennwand, das Diaphragma (besteht aus Keramik, früher: Asbest, oder Nafion ® ).<br />

Funktionsweise:<br />

• der flüssige Elektrolyt kann das Diaphragma leicht durchdringen<br />

• die als Gasblasen in der Flüssigkeit verteilten Produkte Cl2 und H2 können die<br />

feinen Poren und Kanäle im Diaphragma nicht passieren<br />

Die Sole fließt durch das Diaphragma vom Anodenraum in den Kathodenraum.<br />

Kontinuierlicher Zu- und Ablauf. Dadurch wird verhindert, dass die OH – -<br />

Konzentration im Anodenraum zu hoch wird (OH – kann das Diaphragma passieren).<br />

Sonst würde OH – zu O 2 entladen.<br />

Seite 44


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Das Diaphragmaverfahren<br />

© 1997-1999, 2000 by Prof. Dr. Gernot Reininger and Prof. Dr. Volker Schubert, University of Paderborn<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Vor- und Nachteile des Amalgam-Verfahrens:<br />

Vorteile:<br />

• die Lauge ist konzentriert und Chlorid-frei<br />

•H2 und Cl2 können nicht miteinander in Berührung kommen,<br />

Gefahr der Chlorknallgasbildung ausgeschlossen<br />

Nachteil:<br />

• der erzeugte Wasserstoff und die erzeugte Lauge enthält Hg:<br />

(Kosten-) Aufwändige Abtrennung<br />

Vor- und Nachteile des Diaphragma-Verfahrens:<br />

Vorteile:<br />

• Salzsole kann von geringerer Reinheit sein<br />

• Geringere Spannung als beim Amalgamverfahren<br />

Nachteile:<br />

• Verdünnte Natronlauge, mit NaCl verunreinigt: Eindampfen erforderlich<br />

• Sauerstoff-haltiges Chlorgas<br />

• Aufwendungen für die Vermeidung von Asbest-Emissionen<br />

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Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Eine weitere Industriemethode ist das Deacon-Verfahren, die Oxidation von<br />

HCl, einem Abfallprodukt bei vielen techn. Prozessen, bei 430°C mit CuCl 2<br />

als Katalysator:<br />

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Kat.<br />

4 HCl + O2 → 2 Cl2 + 2H2O Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Labordarstellung von Chlor:<br />

Aus konz. Salzsäure und einem Oxidationsmittel,<br />

z.B. Kaliumpermanganat, KMnO 4 oder Braunstein, MnO 2 .<br />

Für Braunstein: MnO 2 + 4 H + + 2 Cl – → Mn 2+ + 2 H 2 O + Cl 2<br />

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Seite 48


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Chlor ist ein sehr reaktives Element. Es ist in vielerlei Hinsicht eine weniger<br />

heftige Version des Fluors und reagiert mit vielen Elementen (Metallen und<br />

Nichtmetallen).<br />

Es findet Anwendung als Bleich- und Desinfektionsmittel.<br />

Die Lösung in Wasser (Chlorwasser) unterliegt einer Gleichgewichtsreaktion, die<br />

zur Salzsäure und hypochlorigen Säure HClO führt:<br />

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Cl 2 + H 2 O H + + Cl – + HClO<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Chlor<br />

Typische Reaktionen<br />

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Eine gesättigte Lösung<br />

bei 25 °C enthält insgesamt<br />

0.09 mol/l Chlor,<br />

wobei die eigentliche<br />

Konzentration [Cl2 ] 0.06 mol/l<br />

beträgt;<br />

die Produktkonzentrationen<br />

sind 0.03 mol/l.<br />

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Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Brom<br />

Das Element Brom<br />

Brom kommt nur gebunden in Form von Bromiden vor,<br />

z.B. als Silberbromid AgBr (Bromargyrit).<br />

Ein anderes wichtiges Vorkommen des Broms ist im<br />

Meerwasser (1 m3 Meerwasser enthält rund 68 g Bromid), Totes Meer (4–5 kg<br />

Bromid je m3 ) in Solequellen und in Salzseen.<br />

Bromargyrit (AgBr)<br />

Fundort: Grube Clara, Wolfach, Schwarzwald, Deutschland, Copyright: Stephan Wolfsried<br />

http://www.mineralienatlas.de<br />

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Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Brom<br />

Darstellung von Brom<br />

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Seite 51<br />

technisch: Jahresproduktion: Brom 0.4 Mio t (Anw.: Brandhemmer, Nematizide)<br />

Durch Oxidation von Bromiden (z.B. MgBr2 ) mit Cl2 :<br />

2 Br – + Cl 2 → Br 2 + 2 Cl –<br />

Zur Gewinnung aus Meerwasser muss das alkalische Meerwasser angesäuert<br />

werden, da Brom sonst disproportioniert:<br />

3 Br2 + 6 OH – → 3Br – + 3 BrO – + 3 H2O → 5 Br – + BrO –<br />

3 + 3 H2O Das entstehende Brom wird mit Luft oder mit Wasserdampf ausgetrieben.<br />

im Labor:<br />

1) aus Bromiden mit Braunstein (MnO2 ) oder konz. H2SO4 als Oxidationsmittel<br />

MnO2 + 4 H + + 2 Br – → Mn2+ + 2 H2O + Br2 2) Zutropfen von Chlorwasser (wichtig für die Analytik)<br />

2 Br – + Cl2 → Br2 + 2 Cl –<br />

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Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Iod<br />

Das Element Iod<br />

Iod ist (abgesehen vom radioaktiven Astat) das seltenste Element unter den<br />

Halogenen.<br />

Es findet sich in Gebirgen, Seen, Mineralwässern, Solen, Erdölbohrwässern und im<br />

Meer in Form des Iodids und des Iodats.<br />

Größere Anhäufungen dieses Elementes sind auch in Meeresalgen und Schwämmen<br />

anzutreffen.<br />

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Iod als Kristall<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Iod<br />

Darstellung Iod<br />

technisch: Jahresproduktion an Iod 15000 t.<br />

1) Aus Restlaugen der Salpeter-Darstellung<br />

(Salpeter, KNO3 und NaNO3 , kristallisiert vorher aus).<br />

2) Die Natriumiodat-reichen Endlaugen werden mit Schwefeldioxid reduziert:<br />

2 NaIO3 + 5 SO2 + 4 H2O → Na2SO4 + 4 H2SO4 + I2 3) Aus Salzsolen (Seetang-Asche):<br />

Man versetzt die Solen mit Salz- oder Schwefelsäure und oxidiert mit<br />

Chlor. Das entstandene Iod wird mit Luft ausgeblasen.<br />

Das gewonnene Iod<br />

wird durch Sublimation<br />

gereinigt.<br />

http://www.seilnacht.com<br />

Seite 53<br />

Seite 54


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Iod<br />

im Labor:<br />

1) aus Iodiden mit Braunstein (MnO2 ) oder konz. H2SO4 als Oxidationsmittel<br />

MnO2 + 4 H + + 2 I – → Mn2+ + 2 H2O + I2 2) Zutropfen von Chlorwasser (wichtig für die Analytik)<br />

2 I – + Cl2 → I2 + 2 Cl –<br />

Iod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement und vor allem für die Funktion der<br />

Schilddrüse wichtig, die das lebensnotwendige Iod-haltige Hormon Thyroxin<br />

synthetisiert.<br />

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Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Astat<br />

Das (radioaktive) Element Astat<br />

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Seite 55<br />

Astat ist das Halogen mit der höchsten Dichte. Da nur winzige Mengen (ca. 25 g<br />

weltweit in Spuren verteilt) verfügbar sind, lässt sich über seine Eigenschaften nur<br />

wenig aussagen. Das Halogen kommt bei Zimmertemperatur in festem Zustand vor<br />

und besitzt relativ niedrige Schmelz- und Siedetemperaturen. Wie Iod ist es<br />

sublimierbar und leicht flüchtig, jedoch nicht ganz so stark. Auch in seinen chemischen<br />

Eigenschaften ähnelt es dem Iod. Wie die anderen Halogene tritt das reine Element<br />

vermutlich ebenfalls in einer zweiatomigen Molekülform auf (At2 ). Das Element besitzt<br />

deutlich metallische Eigenschaften und ähnelt in dieser Hinsicht eher dem Polonium<br />

als dem Iod.<br />

Das Astat-Isotop-211 lässt sich durch den α-Beschuss von Bismut künstlich herstellen.<br />

Dabei entsteht ein Gemisch verschiedener Produkte, aus dem sich das Astat durch<br />

das Erhitzen auf 450-600°C verdampfen lässt. An einer gekühlten Platinscheibe<br />

sublimiert schließlich das Element, das sich durch Abspülen der Platinplatte mit<br />

Salpetersäure in einer wässrigen Lösung isolieren lässt. Aufgrund des raschen Zerfalls<br />

und der kurzen Halbwertszeiten (max. 8 h) gelang es bisher nicht, wägbare Mengen<br />

des Elements herzustellen.<br />

Seite 56


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – Astat<br />

Das Element wurde von den Amerikanern Emilio Gino Segré, D.R. Corson und<br />

K.R. Mackenzie an der Universität in Berkeley/Kalifornien im Jahre 1940 erstmals<br />

hergestellt und entdeckt. Die Forscher beschossen dabei Bismut-209 mit<br />

beschleunigten Heliumkernen im Protonenbeschleuniger der Universität.<br />

Die natürlichen Vorkommen der relativ kurzlebigen Isotope konnten von den<br />

Österreicherinnen Berta Karlik und Gertrud Bernert im Jahre 1943 in Wien als<br />

Zerfallsprodukte der radioaktiven Zerfallsreihen in Uran- und Thoriummineralien<br />

nachgewiesen werden. Seinen Namen erhielt das Element erst sieben Jahre nach<br />

der Entdeckung. Er bezieht sich auf den raschen radioaktiven Zerfall der Isotope<br />

und wurde nach dem griechischen Wort astatos ("instabil") gewählt.<br />

Verwendung:<br />

Organische Astatverbindungen dienen in der Nuklearmedizin zur Bestrahlung<br />

bösartiger Tumore. Astat-Isotope eignen sich aufgrund der kurzen Halbwertszeiten<br />

innerlich eingenommen als radioaktive Präparate zum Markieren der<br />

Schilddrüse. Das Element wird in der Schilddrüse angereichert und in der Leber<br />

gespeichert.<br />

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Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

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Dieses Uranmineral enthält verschwindend geringe Spuren von Astat,<br />

die aus dem natürlichen Zerfall von 235Uherrühren. http://www.chemie-master.de<br />

Beschreibung aus: http://www.seilnacht.com<br />

Seite 57<br />

Die Halogenwasserstoffe HX: HF, HCl, HBr, HI<br />

Halogenwasserstoffe HX sind farblose Gase, die sich direkt aus den Elementen bilden.<br />

http://www.bhbrand.de<br />

Daniellscher Hahn<br />

Seite 58


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

Die Radikalkettenreaktion<br />

Verbrennung von Chlorknallgas: Gemisch aus gleichen Raumteilen H 2 und Cl 2<br />

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Sonnenlicht / UV-Licht<br />

H 2 + Cl 2 → 2 HCl + <strong>18</strong>5 kJ<br />

Diese Reaktion kann, wenn nicht kontrolliert, explosionsartig ablaufen. Sie ist<br />

eine photochemisch ausgelöste Kettenreaktion nach dem Schema:<br />

40 kJ + Cl2 → Cl• + Cl• (Initiation)<br />

4 kJ + Cl• + H2 → HCl + H• (Propagation)<br />

H• + Cl2 → HCl + Cl• + 190 kJ (Propagation)<br />

Freiwerdende Energie steigert die Reaktionsgeschwindigkeit noch: Explosion.<br />

Kettenabbruch (Termination) gemäß:<br />

Cl• + Cl• → Cl2 + ΔE<br />

H• + H• → H2 + ΔE<br />

H• + Cl• → HCl + ΔE<br />

Setzt das Vorhandensein eines dritten Stoßpartners (z.B. Gefäßwand, Metallnetz)<br />

voraus, der die Energie aufnehmen kann.<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

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Seite 59<br />

Dabei sind die Reaktionen mit Fluor und Chlor so gefährlich (Knallgasreaktion über<br />

Radikalkettenreaktion), dass man andere Methoden wählt und zwar die Säure-<br />

Base-Reaktionen von Fluoriden bzw. Chloriden mit konz. H 2 SO 4 :<br />

HF aus Flussspat: CaF2 + H2SO4 → CaSO4 + 2 HF<br />

HCl aus Steinsalz: 2 NaCl + H2SO4 → Na2SO4 + 2 HCl<br />

Bei HBr und HI muss Phosphorsäure, als nicht-oxidierende Säure, verwendet<br />

werden, ansonsten erfolgt Oxidation zu den Elementen Br2 bzw. I2 .<br />

In der Industrie fällt HCl als Nebenprodukt vieler Verfahren an, z.B. bei der<br />

Chlorierung von Kohlenwasserstoffen.<br />

R–H + Cl 2 → R–Cl + HCl (R: organischer Rest)<br />

Die Halogenwasserstoffe sind in Wasser sehr gut löslich, wobei die kovalenten HX-<br />

Moleküle zu (ionischen) Säurelösungen werden:<br />

HX (g) + H 2 O → H 3 O + (aq) + X– (aq)<br />

Seite 60


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

Die Labordarstellung von HBr und HI<br />

Im Labor wird zumeist Wasser als Protonenquelle und ein leichtzersetzliches<br />

Bromidsalz verwendet:<br />

PBr3 + 3 H2O → H3PO3 + 3 HBr<br />

ebenso PI3 + 3 H2O → H3PO3 + 3 HI<br />

oder I2 + H2S → 2 HI + 1/8 S8 Phosphortribromid und Phosphortriiodid werden direkt aus den Elementen<br />

hergestellt:<br />

2 P + 3 Br 2 → 2 PBr 3<br />

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2 P + 3 I 2 → 2 PI 3<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

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–6,1 –8,9 –9,3<br />

Name der Säure Flusssäure Salzsäure Brom-\Iodwasserstoffsäure<br />

Bindungsenergie (kJ mol –1 ) 574 428 362 295<br />

Trend der Säurestärke, der Acidität (d.h. der Neigung, in wässriger Lösung ein<br />

Proton abzugeben) gemäß:<br />

HX + H 2 O → H 3 O + + X –<br />

Die Bindungsenergie H–X nimmt in der Reihe H–F bis H–I ab. Die Acidität und<br />

damit die Säurestärke steigt an.<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Seite 61<br />

HF ist eine mittelstarke Säure, HCl ist bereits eine sehr starke Säure und HI ist die<br />

stärkste der Halogenwasserstoffsäuren<br />

(starke, sehr starke Säuren: in wässriger Lösung nahezu vollständig dissoziiert).<br />

Seite 62


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

–6,1 –8,9 –9,3<br />

Name der Säure Flusssäure Salzsäure Brom-\Iodwasserstoffsäure<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

–6,1 –8,9 –9,3<br />

Name der Säure Flusssäure Salzsäure Brom-\Iodwasserstoffsäure<br />

zur Erinnerung...<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Seite 63<br />

Seite 64


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

Fluorwasserstoff hat einen hohen Schmelz- und Siedepunkt aufgrund der<br />

starken H-Brücken H δ+… F δ– , die er bildet. Man kann also wasserfreien<br />

Fluorwasserstoff bei Raumtemperatur (gerade noch) als Flüssigkeit und somit<br />

Lösungsmittel bekommen, in Gegensatz zu den anderen HX.<br />

HF unterliegt einer Eigendissoziation: 3 HF H 2 F + + HF 2 –<br />

d.h. wasserfreier Fluorwasserstoff ist eine starke Protonensäure<br />

HF HCl HBr HI<br />

Smp. (°C) –83 –115 –90 –50<br />

Sdp. (°C) +20 –85 –67 –35<br />

δ+<br />

H<br />

δ−<br />

F<br />

H<br />

δ+<br />

δ+<br />

H<br />

δ−<br />

F<br />

H<br />

δ+<br />

H<br />

F<br />

δ−<br />

H<br />

F<br />

δ+ F<br />

δ+ F<br />

δ− δ− δ−<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

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Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

HF ist in all seinen Formen giftig und sehr gefährlich; Flusssäurelösungen<br />

verursachen extrem schwere und sogar lebensgefährliche Ätzwunden, die<br />

sehr langsam verheilen (Bildung von festem CaF2 in den Gewebszellen führt zu<br />

Zelltod).<br />

Flusssäure ätzt auch Glasapparaturen, so dass sie nur in Kunststoffbehältern<br />

aufbewahrt und eingesetzt wird:<br />

SiO2 + 4 HF → SiF4 (g) + 2 H2O und<br />

SiO2 + 6 HF → H2SiF6 + 2 H2O Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 65<br />

Ätz- oder Milchglas. Um eine solche Gestaltung zu erreichen, wird zuerst das<br />

Glas mit Wachs beschichtet, um anschließend an den zu ätzenden Stellen<br />

entfernt zu werden. Bei der Behandlung mit Fluorwasserstoffsäure werden<br />

die freiliegenden Stellen des Glases angegriffen und erhalten den Ätzeffekt.<br />

© 2006 Pearson Studium / Abbildung aus Brown / LeMay / Bursten: Chemie, 10. Auflage / ISBN: 3-8273-7191-0<br />

Seite 66


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

HF ist in all seinen Formen giftig und sehr gefährlich; Flusssäurelösungen<br />

verursachen extrem schwere und sogar lebensgefährliche Ätzwunden, die<br />

sehr langsam verheilen (Bildung von festem CaF2 in den Gewebszellen führt zu<br />

Zelltod).<br />

Flusssäure ätzt auch Glasapparaturen, so dass sie nur in Kunststoffbehältern<br />

aufbewahrt und eingesetzt wird:<br />

Kriechprobe:<br />

z. Bsp.: CaF 2 + SiO 2 + H 2 SO 4 (konz.)<br />

1.<br />

CaF 2 + H 2 SO 4 → CaSO 4 + 2HF<br />

2.<br />

SiO 2 + 4HF → SiF 4(g) + 2H 2 O (H 2 SO 4 )<br />

3.<br />

3SiF 4(g) + 2H 2 O → SiO 2(aq) + 2H 2 SiF 6 http://de.wikipedia.org/wiki/Fluor<br />

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Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

Die Bildung von Supersäuren<br />

1 + 2<br />

In Verbindung mit Fluoriden bildet wasserfreier Fluorwasserstoff Supersäuren.<br />

Eine Supersäure ist ein System, dass durch Kombination einer starken<br />

Brönsted- und einer starken Lewis-Säure entsteht und dessen Acidität größer<br />

oder gleich der von 100%-iger Schwefelsäure ist.<br />

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2 HF + SbF 5 → H 2 F + + SbF 6 –<br />

„Magic acid“ kann sogar Verbindungen wie Methan, Methanal (Formaldehyd)<br />

oder Methansäure (Ameisensäure) protonieren. Sie ist etwa 10 10 (10 Milliarden)<br />

mal saurer als reine Schwefelsäure:<br />

HSO 3 F + SbF 5 → HSO 3 + + SbF6 –<br />

3<br />

Seite 67<br />

Seite 68


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

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Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HX<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 69<br />

Ansonsten sind die HX-Säuren normale Säuren. Die Säuren und die HX-Gase sind<br />

Halogenierungsmittel, die durch Reaktionen mit Metallen bzw. entsprechenden<br />

Basen die Metallhalogenide bilden.<br />

Die Reaktionen sind weniger heftig als die mit den freien Halogenen und führen oft<br />

zu niedrigeren Oxidationsstufen des Metalls;<br />

z.B. reagiert Chrom mit Chlorgas zu CrCl3 , mit HCl-Gas jedoch zu CrCl2 .<br />

Seite 70


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Halogene und ihre Sauerstoffsäuren<br />

Oxidationsstufe Formel* Name Salz<br />

+ 1 HXO Hypohalogenige Säure Hypohalogenit<br />

+ 3 HXO2 Halogenige Säure Halogenit<br />

+ 5 HXO3 Halogensäure Halogenat<br />

+ 7 HXO4 Perhalogensäure Perhalogenat<br />

Die Säurestärke wächst mit zunehmendem Sauerstoffgehalt<br />

und in Richtung von Iod zu Chlor:<br />

HIOn < HBrOn < HClOn (n = 1, 2, 3, 4)<br />

*Die Schreibweise gehorcht der Konvention, dass bei Oxosäuren der Sauerstoff<br />

immer an letzter Stelle der Formel steht. Die Konektivität kann jedoch anders sein<br />

wie z.B. bei der hypochlorigen Säure H–O–Cl. Häufig findet man in der Literatur<br />

noch veraltete Schreibweisen OX – und HOX für Hypohalogenite und<br />

Hypohalogenige Säuren.<br />

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Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Halogene und ihre Sauerstoffsäuren<br />

HFO HClO HBrO HIO<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 71<br />

Seite 72


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Die Hypofluorige Säure: HFO<br />

Von Fluor ist nur eine Sauerstoffsäure bekannt, die hochgradig instabile und daher<br />

gefährliche Hypofluorige Säure HFO.<br />

Die Darstellung erfolgt aus F2-Gas und Eis bei einer Temperatur von – 40°C unter<br />

vermindertem Druck.<br />

HFO zerfällt bei einer Temperatur von 25°C und einem Druck von 100 mbar sowie<br />

in alkalischer wässriger Lösung sehr leicht zu Fluorwasserstoff und Sauerstoff:<br />

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2 HFO → 2 HF + O 2<br />

In neutraler oder saurer wässriger Lösung entstehen dagegen Fluorwasserstoff<br />

und Wasserstoffperoxid:<br />

HFO + H 2 O → HF + H 2 O 2<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Halogensauerstoffsäuren<br />

HFO HClO HBrO HIO<br />

In Substanz isolierbar ...sonst nur in wässriger Lösung beständig<br />

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Seite 73<br />

Seite 74


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Chlorsauerstoffsäuren und binäre Chloroxide<br />

Cl n O m Ox.-Zahl HClO n Ox.-Zahl<br />

Cl 2 O +I HClO +I<br />

ClO 2 +IV HClO 2 +III<br />

Cl 2 O 6 +VI HClO 3 +V<br />

Cl 2 O 7 +VII HClO 4 +VII<br />

* ) die wichtigsten Oxide des Chlors<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

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Alle besitzen eine starke Oxidationswirkung !<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Chlorsauerstoffsäuren und binäre Chloroxide<br />

Chloroxide sind alles endotherme Verbindungen,<br />

zerfallen daher in exothermer Reaktion und<br />

können explosionsgefährlich sein !!!<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

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Seite 75<br />

Seite 76


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Chlorsauerstoffsäuren und binäre Chloroxide<br />

Chlordioxid ClO 2<br />

Anhydrid der HClO<br />

…eines von wenigen Molekülen mit ungepaarten Elektronen (odd-molecules)<br />

Cl 2 O Cl 2 O 6<br />

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Chloryl-Perchlorat<br />

(ClO 2 + ClO4 – )<br />

Gemischtes Anhydrid<br />

der HClO 3 ● HClO 4<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Cl 2 O 7<br />

Anhydrid der HClO 4<br />

Seite 77<br />

Hypochlorige Säure<br />

Sie entsteht durch eine hydrolytische Disproportionierungsreaktion beim Einleiten von<br />

Chlorgas in Wasser:<br />

Cl2 + H2O HCl + HClO<br />

Eine Gleichgewichtsverschiebung erfolgt<br />

• mit Quecksilberoxid:<br />

3 HgO + 2 HCl → HgCl2 · 2 HgO + H2O • mit starken Basen unter Bildung der Salze:<br />

Cl2 + 2 NaOH → NaCl + NaClO + H2O Cl2 + Ca(OH) 2 → CaCl(ClO) + H2O Technisch erfolgt die Darstellung durch Reaktion ihres Anhydrids, Dichloroxid, mit<br />

Wasser:<br />

Cl 2 O + H 2 O 2 HClO<br />

Diese Reaktion ist reversibel, so dass sich beim Entwässern der hypochlorigen Säure<br />

wieder ihr Anhydrid bildet.<br />

Seite 78


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Hypochlorige Säure zersetzt sich leicht zu Chlorwasserstoff und Sauerstoff:<br />

2 HClO → 2 HCl + O2 + 92.5 kJ<br />

und im Alkalischen zu Chlorwasserstoff und Chlorsäure:<br />

3 HClO → 2 HCl + HClO3 Hypochlorige Säure besitzt eine große Neigung zur Sauerstoffabgabe und ist<br />

ein starkes Oxidationsmittel.<br />

Sie ist eine sehr schwache Säure. Ihre Salze, die Hypochlorite, bilden daher<br />

augenblicklich die Säure, wenn sie in Kontakt mit Wasser gelangen.<br />

Natriumhypochlorit ist in vielen Bleich- und Desinfektionsmitteln enthalten.<br />

Calciumhypochlorit-chlorid, der Chlorkalk, wird seit nahezu 200 Jahren zu<br />

Bleich- und Desinfektionsmitteln verwendet.<br />

CaCl(ClO) + 2 HI → CaCl2 + H2O + I2 Früher war Chlorkalk die einzige transportable Chlorquelle:<br />

CaCl(ClO) + 2 HCl → CaCl2 + H2O + Cl2 Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Chlorige Säure<br />

Die Darstellung kann durch Umsetzung von Chlorit-Salzen mit Säuren erfolgen:<br />

Ba(ClO2 ) 2 + H2SO4 → 2 HClO2 + BaSO4 Chlorige Säure ist sehr instabil und zerfällt in saurer Lösung rasch zu Chlordioxid,<br />

Chlorwasserstoff und Wasser:<br />

5 HClO2 → 4 ClO2 + HCl + H2O Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 79<br />

Die Salze der chlorigen Säure sind beständiger und lassen sich durch Eindampfen von<br />

Natriumchloritlösungen isolieren.<br />

2 ClO2 + 2 NaOH → NaClO2 + NaClO3 + H2O 2 ClO2 + 2 NaOH + H2O2 → 2 NaClO2 + O2 + 2 H2O NaClO 2 bildet mit oxidierbaren Stoffen explosive Gemische<br />

Seite 80


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Chlorsäure<br />

Die Darstellung erfolgt aus ihren Salzen, den Chloraten:<br />

Ba(ClO3 ) 2 + H2SO4 → 2 HClO3 + BaSO4 Die Chlorsäure ist bis zu Gehalten von 40% stabil.<br />

Darüber tritt Zersetzung ein:<br />

3 HClO3 → 2 ClO2 + HClO4 + H2O Chlorate werden wiederum durch Reaktion von Hypochloriger Säure und<br />

Hypochloriten gewonnen:<br />

2 HClO + ClO – → 2 HCl + ClO –<br />

3<br />

Im Labor kann die Darstellung aus Chlor und Alkalilauge erfolgen:<br />

3 Cl2 + 6 OH – → ClO –<br />

3 + 5 Cl – + 3 H2O Chlorsäure ist ein starkes Oxidationsmittel und eine starke Säure:<br />

In wässriger Lösung liegt sie nahezu vollständig dissoziiert vor.<br />

Die Salze der Chlorsäure reagieren äußerst heftig mit oxidierbaren Substanzen !<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Perchlorsäure<br />

Perchlorsäure kann durch anodische Oxidation von Chlor gewonnen werden.<br />

Cl2 + 8 H2O → 2 ClO –<br />

4 + <strong>16</strong> H + + 14 e –<br />

Auch die Reaktion von Natriumperchlorat mit Schwefelsäure liefert Perchlorsäure:<br />

NaClO4 + H2SO4 → NaHSO4 + HClO4 Vakuumdestillation in Gegenwart rauchender Schwefelsäure liefert reine<br />

Perchlorsäure.<br />

Perchlorate bilden sich beim Erhitzen von Chloraten:<br />

4 KClO3 → KCl + 3 KClO4 Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 81<br />

Technisch erfolgt die Darstellung von Perchloraten durch anodische Oxidation von<br />

Chloraten bei pH-Werten zwischen 6.5 und 10:<br />

ClO –<br />

3 + H2O → ClO –<br />

4 + 2 H + + 2 e –<br />

Seite 82


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Perchlorsäure ist eine farblose, bewegliche und an der Luft rauchende<br />

Flüssigkeit.<br />

Smp. – 1<strong>12</strong> °C, Sdp. <strong>13</strong>0 °C, d = 1.761 g · cm –3 (25°C)<br />

Beim Erwärmen zersetzt sich Perchlorsäure unter Braunrotfärbung und zerfällt<br />

explosionsartig zu Chlorwasserstoff, Chlor, Dichloroxid und Sauerstoff.<br />

Sie besitzt eine starke Oxidationswirkung und ist eine der stärksten Säuren<br />

überhaupt.<br />

Sie liefert bei Entwässerung mit Tetraphosphordecaoxid (P4O10 ) das farblose,<br />

flüchtige, ölige Anhydrid Cl2O7 , welches auf Schlag oder bei Kontakt mit einer<br />

Flamme explodiert.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Weitere Anwendungen von Chloraten:<br />

In der Raketentechnik (z.B. Space Shuttle) wird eine Mischung aus<br />

Ammoniumperchlorat und Aluminium als Feststofftreibsatz eingesetzt:<br />

6 NH4ClO4 + 8 Al → 4 Al2O3 + 3 N2 + 3 Cl2 + <strong>12</strong> H2O ΔH = –7880 kJ/mol<br />

Labordarstellung von Sauerstoff<br />

Wird KClO3 mit Braunstein MnO2 (Katalysator) leicht erwärmt, so zerfällt es zu<br />

KCl und Sauerstoff:<br />

2 KClO 3 → 2 KCl + 3 O 2 (ca. 400 °C)<br />

In Gegenwart von Braunstein, MnO 2 , läuft die Reaktion schon bei 150 °C ab.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 83<br />

Seite 84


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Hypobromige Säure<br />

Die hypobromige Säure ist eine schwächere Säure als die hypochlorige Säure.<br />

Ihre Salze, die Hypobromite, lassen sich durch Schütteln von Bromwasser mit<br />

Quecksilberoxid darstellen:<br />

2 Br 2 + 3 HgO + H 2 O → HgBr 2 · 2 HgO + 2 HBrO<br />

Auch durch Umsetzung von Brom mit Alkalilaugen bei einer Temperatur von 0 °C<br />

werden Hypobromite erhalten:<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Br 2 + 2 NaOH → NaBr + NaBrO + H 2 O<br />

Wässrige Lösungen von Hypobromiten besitzen eine ausgeprägte Bleich- und<br />

Oxidationswirkung.<br />

Hypobromite können durch Kristallisation aus NaBr/NaBrO-Lösungen erhalten<br />

werden. Sie sind gelbgefärbt und besitzen einen aromatischen Geruch.<br />

Bei Temperaturen oberhalb von 0 °C disproportionieren sie in wässriger Lösungen<br />

quantitativ zu Bromid und Bromat:<br />

3 BrO – → 2 Br – + BrO –<br />

3<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Bromige Säure<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 85<br />

Die Salze der bromigen Säure, die Bromite entstehen als Zwischenprodukt bei der<br />

Oxidation von Hypobromiten oder Brom mit Hypochloriten<br />

BrO – + ClO – → BrO –<br />

2 + Cl –<br />

oder durch Disproportionierung von Hypobromit in alkalischer Lösung:<br />

2 BrO – → BrO –<br />

2 + Br –<br />

Umgekehrt lässt sich in trockener Reaktion bei 190–225 °C durch<br />

Synproportionierung von Bromat und Bromid das Bromit erhalten:<br />

2 BrO –<br />

3 + Br – → 3 BrO2 –<br />

Bromite sind gelb gefärbt und nur in alkalischer Lösung beständig.<br />

In saurer Lösung erfolgt ihre Zersetzung.<br />

Seite 86


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Bromsäure<br />

Bromsäure ist eine starke Säure. Ihre Darstellung kann durch Umsetzung von<br />

Bariumbromat mit verdünnter Schwefelsäure erfolgen:<br />

Ba(BrO3 ) 2 + H2SO4 → 2 HBrO3 + BaSO4 Ab einem Gehalt von 50% tritt Zersetzung ein:<br />

4 HBrO3 → 2 Br2 + 5 O2 + 2 H2O Die Salze der Bromsäure, die Bromate, werden durch Disproportionierung von<br />

Brom in 50–80 °C heißen Laugen erhalten:<br />

Br2 + 6 OH – → BrO –<br />

3 + 5 Br – + 3 H2O Die Darstellung von Bromaten kann auch durch Oxidation von heißer alkalischer<br />

Bromidlösung mit Chlor oder Hypochlorit erfolgen:<br />

Br – + 3 Cl2 + 6 OH – → BrO –<br />

3 + 6 Cl – + 3 H2O Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Bromsäure ist ein kräftiges Oxidationsmittel.<br />

Wässrige Lösungen von Bromaten werden für Redoxtitrationen verwendet.<br />

Bromatometrie (auch Bromometrie genannt)<br />

Die quantitative Synproportionierung von Bromat und Bromid zu Brom wird bei<br />

Redox-Titrationen genutzt. Bei der Bromatometrie wird eine Probe in saurem<br />

Milieu mit einer Kaliumbromatlösung oxidiert, wobei diese zu Bromid reduziert<br />

wird.<br />

Beispiel Eisen(II)-Ionen (auch As(III), Sb(III), Sn(II), :<br />

6 Fe2+ + BrO –<br />

3 + 6 H + Br – + 6 Fe3+ + 3 H2O Erst wenn keine oxidierbare Probe mehr vorhanden ist, reagieren Bromid und<br />

Bromat unter Synproportionierung zu elementarem Brom.<br />

BrO –<br />

3 + 5 Br – + 6 H + 3 Br2 + 3 H2O Da Brom in der Lage ist, organische Farbstoffe zu zerstören, wird als Indikator<br />

ein Farbstoff wie Methylorange zugesetzt. Die Entfärbung zeigt das Ende der<br />

Reaktion an. Mit der Bromatometrie werden vor allem Halbmetalle wie Arsen,<br />

Selen und Antimon bestimmt.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 87<br />

Seite 88


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Perbromsäure<br />

Perbromate werden durch Oxidation von Bromaten mit sehr starken Oxidationsmitteln<br />

erhalten (historisch: radioaktiver β – Zerfall von 83 SeO 4 2– → 83 BrO4 – → 83 Kr + 2O2 )<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

BrO 3 – + F2 + H 2 O → BrO 4 – + 2 HF<br />

Verdünnte Lösungen können bis zu einem Gehalt von 55 % (6 molar) aufkonzentriert<br />

werden, höhere Gehalte führen dagegen zu instabilen Mischungen.<br />

Verdünnte Perbromsäure ist ein träges Oxidationsmittel.<br />

Konzentriertere Lösungen sind dagegen reaktiv:<br />

• 3 molare Perbromsäure greift rostfreien Stahl an<br />

• <strong>12</strong> molare Perbromsäure explodiert bei Kontakt mit Salpetersäure<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Hypoiodige Säure<br />

2 I 2 + 3 HgO + H 2 O → HgI 2 · 2 HgO + 2 HIO<br />

disproportioniert leicht zu Iodsäure und Iod:<br />

5 HIO → HIO3 + 2 I2 + 2 H2O Auch die Salze, die Hypoiodite zerfallen leicht zu Iodid und Iodat.<br />

Iodige Säure<br />

Die iodige Säure HIO 2 und ihre Salze sind nahezu unbekannt.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 89<br />

Seite 90


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Iodsäure<br />

Iodate<br />

I2 + 6 H2O + 5 Cl2 NaIO3 + H2SO4 Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

2 HIO3 + 10 HCl<br />

HIO3 + NaHSO4 3 I2 + 6 OH – → IO –<br />

3 + 5 I – + 3 H2O I2 + 2 ClO –<br />

3 → 2 IO3 – + Cl2<br />

Iodsäure ist die einzige Halogensäure HXO3 , die wasserfrei isoliert werden kann.<br />

Von der Iodsäure lässt sich durch Entwässerung beim Erhitzen ein Anhydrid<br />

erhalten.<br />

Dieses zersetzt sich beim Schmelzpunkt in die Elemente:<br />

158.2 kJ + I2O5 I2 + 2½ O2 Periodsäure<br />

Sie entsteht bei der Oxidation von Iodaten mit Chlor oder Hypochlorit in<br />

Natronlauge bei einer Temperatur von 100 °C:<br />

IO –<br />

3 + ClO – → IO4 – + Cl –<br />

Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Orthoperiodsäure, H 5 IO 6 , ein „Dihydrat“ der Periodsäure HIO 4 2H 2 O,<br />

einzige in H 2 O existierende Iod(VII) Säure<br />

Durch Wasserabspaltung (z. Bsp. mit 100%iger H 2 SO 4 gelangt man zur<br />

Di- und Triperiod- und schliesslich zur Polyperiodsäure (HIO 4 )n<br />

© 2006 Pearson Studium / Abbildung aus Brown / LeMay / Bursten: Chemie, 10. Auflage / ISBN: 3-8273-7191-0<br />

© 2006 Pearson Studium / Abbildung aus Housecroft, Sharpe: Anorganische Chemie, 2. Auflage / ISBN: 3-8273-7192-9<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 91<br />

Seite 92


Die Halogene – <strong>17</strong>.Hauptgruppe – HXO n<br />

Interhalogenverbindungen<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

© http://www.periodictable.com<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 93<br />

Seite 94


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Sauerstoff –Schwefel –Selen –Tellur –Polonium<br />

Sauerstoff<br />

Schwefel<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Selen<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Tellur<br />

Die Chalkogene = “Erzbildner“<br />

v. griech.: „Χαλκός“ = Kupfer, Bronze + „γεννώ“ = erzeugen)<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

<strong>16</strong><br />

Polonium<br />

Sauerstoff Schwefel Selen Tellur Polonium<br />

von griechisch<br />

ὀξύς oxys „scharf,<br />

spitz, sauer“<br />

und<br />

γεννάω<br />

gen- „erzeugen,<br />

gebären“,<br />

zusammen<br />

„Säure-Erzeuger“<br />

von lateinisch:<br />

Sulphur<br />

Vorsilbe in<br />

Verbindungen<br />

thiovon<br />

griechisch<br />

θείον<br />

„Schwefel“<br />

von griechisch:<br />

σελήνη Selen<br />

„Mond“<br />

von lateinisch:<br />

tellus<br />

„Erde“<br />

Seite 95<br />

Zu Ehren von<br />

Marie Curies<br />

Heimat Polen<br />

genannt:<br />

Polonium<br />

von lateinisch<br />

„Polonia“<br />

Seite 96


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Vorkommen<br />

Die Chalkogene kommen in der Natur in gebundener Form als Erze und Mineralien<br />

vor (Metallchalkogenide, -oxide, -sulfate, -selenate wie z.B. Bleiglanz, Zinnober, Pyrit,<br />

Zinksulfid, Kupferkies, Silbertellurid),<br />

Sauerstoff und Schwefel auch elementar - Sauerstoff in Form von Luft<br />

Schwefel oft im Zusammenhang mit vulkanischen Exhalationen,<br />

die Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid enthalten und zu Schwefel reagieren,<br />

ferner auch Schwefelsäure.<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 97<br />

Vorkommen<br />

Die Chalkogene kommen in der Natur in gebundener Form als Erze und Mineralien<br />

vor (Metallchalkogenide, -oxide, -sulfate, -selenate wie z.B. Bleiglanz, Zinnober, Pyrit,<br />

Zinksulfid, Kupferkies, Silbertellurid),<br />

Sauerstoff und Schwefel auch elementar - Sauerstoff in Form von Luft<br />

Schwefel oft im Zusammenhang mit vulkanischen Exhalationen,<br />

die Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid enthalten und zu Schwefel reagieren,<br />

ferner auch Schwefelsäure.<br />

Pyrit, “Katzengold“,<br />

FeS2 = Eisen(II)-disulfid<br />

http://de.wikipedia.org; User:Arpingstone<br />

Zinnober, Cinnabarit; HgS<br />

ein Zinnoberkristall eingebettet in Dolomit<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Cinnabarit<br />

Seite 98


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Einige Erze und Mineralien<br />

Chalkopyrit, Kupferkies; CuFeS 2<br />

Chalkopyrit mit bunten Anlauffarben<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Kupferkies<br />

Galenit, Bleiglanz; PbS<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Bleiglanz<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Sphalerit, Zinkblende; ZnS<br />

Sphaleritkristall (Rubinblende, 6mm) aus Lengenbach<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Sphalerit; J. Rosell<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Einige Erze und Mineralien<br />

Hämatit (Blutstein, Roteisenstein);<br />

Fe2O3 Nierenerz (Hämatitvarietät), ungeschliffen<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Roteisenstein<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Korund (Rubin); Al 2 O 3<br />

Rubin im Muttergestein aus Madagaskar<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Rubin<br />

Seite 99<br />

Seite 100


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Magnetit<br />

Magnetit (Magneteisenstein); Fe 3 O 4<br />

besser Fe II (Fe III ) 2 O 4<br />

Magnetit aus Südtirol, Italien<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Magnetit<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Physikalische Daten<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Ferrofluid über einem Magneten,<br />

Magnetit-Nanopartikel (Größenordnung ca. 10 nm) in<br />

einer Trägerflüssigkeit kolloidal suspendiert.<br />

http://www.flickr.com/photos/jurvetson/ Urheber:Steve Jurvetson<br />

Seite 101<br />

Seite 102


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Physikalische Daten<br />

flüssiger Sauerstoff<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Sauerstoff<br />

Urheber: Dr. Warwick Hillier<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Sauerstoff – Löslichkeit in Wasser<br />

Löslichkeit in H 2 O/l:<br />

0 °C 49.1 cm 3<br />

20 °C 30.5 cm 3<br />

25 °C 27.5 cm 3<br />

100 °C <strong>17</strong>.0 cm 3<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 103<br />

Seite 104


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Zusammensetzung der Luft<br />

Gas Formel Volumenanteil Massenanteil<br />

Hauptbestandteile der trockenen Luft bei Normalnull<br />

Stickstoff N2 78,084 % 75,5<strong>18</strong> %<br />

Sauerstoff O2 20,942 % 23,<strong>13</strong>5 %<br />

Argon Ar 0,934 % 1,288 %<br />

Zwischensummen<br />

Gehalt an Spurengasen<br />

99,960 % 99,941 %<br />

Kohlenstoffdioxid CO2 0,038 % 0,058 %<br />

Neon Ne <strong>18</strong>,<strong>18</strong>0 ppm <strong>12</strong>,67 ppm<br />

Helium He 5,240 ppm 0,72 ppm<br />

Methan CH4 1,760 ppm 0,97 ppm<br />

Krypton Kr 1,140 ppm 3,30 ppm<br />

Wasserstoff H2 ~500 ppb 36 ppb<br />

Distickstoffoxid N2O 3<strong>17</strong> ppb 480 ppb<br />

Kohlenstoffmonoxid CO 50–200 ppb 50–200 ppb<br />

Xenon Xe 87 ppb 400 ppb<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Flüssige Luft – Linde-Verfahren<br />

Das Linde Verfahren nutzt den<br />

Joule-Thomson-Effekt<br />

μ JT = (ΔT/Δp) H > 0<br />

(adiabatische Expansion): für Luft (N2 /O2 ) ist<br />

μJT positiv mit Inversionstemperaturen von<br />

348°C bzw. 491 °C<br />

im Gegensatz zu Helium: – 222°C<br />

und Wasserstoff: –80°C<br />

Temperatur des<br />

Gases<br />

unterhalb der<br />

Inversionstemperatur<br />

oberhalb der<br />

Inversionstemperatur<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

μT Δp ist<br />

immer<br />

dann<br />

muß ΔT<br />

und das Gas<br />

…<br />

positiv negativ negativ kühlt ab<br />

negativ negativ positiv erwärmt sich<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Linde-Verfahren<br />

Urheber: Martin Kossick<br />

Seite 105<br />

Seite 106


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Flüssige Luft – Linde-Verfahren<br />

Das Linde Verfahren nutzt den<br />

Joule-Thomson-Effekt (adiabatische<br />

Expansion):<br />

Ein unter hohem Druck stehendes,<br />

komprimiertes Gas kühlt ab, wenn es (durch<br />

eine Düse, ein Drosselventil) auf einen<br />

niedrigeren Druck entspannt wird.<br />

Durch vielfache Wiederholung dieses<br />

Prozesses unter geeigneten Bedingungen<br />

kann das Gas verflüssigt werden.<br />

Fraktionierte Destillation der flüssigen Luft<br />

zur Gewinnung von reinem Sauerstoff, reinem<br />

Stickstoff und der Edelgase.<br />

Siedepunkte: N2 : –196 °C<br />

O2 : –<strong>18</strong>3 °C<br />

(Vorsicht beim Umgang mit N2 (l) in geschl.<br />

Glas-Apparaturen)<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Linde-Verfahren<br />

Urheber: Martin Kossick<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Sauerstoff – Zersetzung von sauerstoffreichen Verbindungen<br />

2 KClO3 → 2 KCl + 3 O2 (ca. 400 °C)<br />

In Gegenwart von Braunstein, MnO2 , läuft die Reaktion schon bei 150 °C ab.<br />

Aus edlen Oxiden<br />

2 Au2O3 → 4 Au + 3 O2 (ca. <strong>16</strong>0 °C)<br />

2 HgO → 2 Hg + O2 (ca. 400 °C)<br />

Disproportionierung von Wasserstoffperoxid<br />

katalytisch mit fein verteiltem Pt, MnO 2 , OsO 2 ·aq<br />

Reversible Bindung von Sauerstoff<br />

2 BaO + O 2<br />

H 2 O 2 → H 2 O + ½ O 2<br />

500 °C<br />

2 BaO2 700 °C<br />

Seite 107<br />

Seite 108


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Sauerstoff – Zersetzung von sauerstoffreichen Verbindungen<br />

4 KO 2 + 2 H 2 O → 4 KOH + 3 O 2<br />

4 KO 2 + 4 CO 2 + 2 H 2 O → 4 KHCO 3 + 3 O 2<br />

Abbildung 22.20: Ein Beatmungsapparat.<br />

Die Sauerstoffquelle dieses Systems, das von Feuerwehrleuten und Rettungskräften<br />

verwendet wird, besteht in der Reaktion zwischen Kaliumhyperoxid (KO 2) und dem CO 2<br />

sowie H 2O der Atemluft.<br />

© 2006 Pearson Studium / Abbildung aus Brown / LeMay / Bursten: Chemie, 10. Auflage / ISBN: 3-8273-7191-0<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Sauerstoff – Elektrolyse von Wasser – Hofmannscher Apparat<br />

2 H 2 O → 2 H 2 + O 2<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

http://www.tgs-chemie.de<br />

Seite 109<br />

Seite 110


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Disauerstoff 3 Σ g : Elektronischer Grundzustand<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Disauerstoff – Grundzustand, angeregte & reduzierte Formen<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 111<br />

O 4<br />

Seite 1<strong>12</strong>


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Physikalische Daten<br />

flüssiger Sauerstoff<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Sauerstoff<br />

Urheber: Dr. Warwick Hillier<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Flüssiger und fester Disauerstoff erscheinen blau!<br />

Die Ursache der farbbedingten Absorption ist nicht eine<br />

elektronische Anregung (π ∗ → π*) des Triplett-Sauerstoffs<br />

vom elektronischen Grundzustand ( 3 Σ g ) aus in einen der<br />

angeregten Singulett-Zustände ( 1 Δ g , 1 Σ g ),<br />

auch keine π → π* Übergänge<br />

sondern:<br />

2 O 2 ( 3 Σ g + ) + hν → 2 O2 ( 1 Δ g )<br />

Wahrscheinlichkeit für “Mehrteilchenstoß” ist selten,<br />

daher nur in Lösung und festem Zustand !<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Disauerstoff 3 Σ g - Paramagnetismus<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 1<strong>13</strong><br />

Seite 114


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Chemilumineszenz – Luminol-Reaktion<br />

NH 2 O<br />

O<br />

NH<br />

NH<br />

+ 2 NaOH<br />

+ 2 H 2O 2<br />

[Fe 3+ ]<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

NH 2 O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

N N<br />

+ hν<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Luminol - Mechanismus<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

-<br />

angeregter Zustand Grundzustand<br />

Blaues Licht.avi<br />

Seite 115<br />

Seite 1<strong>16</strong>


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Chemilumineszenz von Singulett-Sauerstoff<br />

(1) Cl 2 + 2 OH − → ClO − + H 2 O + Cl −<br />

(2) HO-OH + ClO − → HO − + ClO-OH<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

H 2 O + ClO-O − → Cl − + 1 O=O* → 3 O 2 + hν<br />

angeregter<br />

Zustand<br />

λ = 633.703 nm<br />

Grundzustand + ΔE<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Sauerstoffspezies & -verbindungen<br />

Spezies Name d(O—O)<br />

pm<br />

Bemerkungen<br />

Seite 1<strong>17</strong><br />

O +<br />

2 Dioxygenyl 1<strong>12</strong>.3 BO = 2.5, z.B. In O2PtF6 aus O2 + ½ F2 + PtF5 bei<br />

280 °C<br />

O2 Disauerstoff <strong>12</strong>0.7 Ligand für Übergangsmetalle, Singulett O2 Bedeutung<br />

als photochem. & oxidierendes Reagenz<br />

O 2 – Hyperoxid<br />

(Superoxid)<br />

<strong>12</strong>8 moderates Oxid.-mittel, stabile Verbindungen in KO 2,<br />

RbO 2, CsO 2 etc.<br />

O 2 –<br />

2 Peroxid 149 in H2O2 und organischen Peroxide, bildet auch ionische<br />

Verbindungen mit Alkali-Metallen, stark oxidierend<br />

O3 Ozon <strong>12</strong>7.8 Bindungswinkel 1<strong>16</strong>.80o , stark oxidierend,<br />

absorbiert Licht bei λ < 320 nm (UV)<br />

O 3 – Ozonid <strong>13</strong>4 Bindungswinkel 111 o , paramagnetisch, isoster zu ClO 2<br />

Bildet sich bei Reaktion von O3 mit trockenen<br />

Alkalimetall-hydroxiden nach<br />

2 MOH + 5 O3 → 2 MO3 + 5 O2 + H2O (Abtrennung von MOH in flüssigem NH3 Seite 1<strong>18</strong>


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Sauerstoff<br />

Das Ozon eine Sauerstoff-Modifikation<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Ozon (von altgriechisch ozein: “das Duftende bzw. Riechende“)<br />

O3 , Modifikation des elementaren Sauerstoffs, hellblaues Gas, sehr giftig,<br />

reizt Atemwege und zerstört Lungengewebe.<br />

Wichtige Verwendung: Reinigung von Trinkwasser, Bleichen von Papier<br />

Bildung (technisch):<br />

1) durch UV-Bestrahlung von O2 2) aus dem Sauerstoff der Luft durch elektrische Entladung<br />

("Ozonisator")<br />

Bildung ist stark endotherm: 3 O 2 2 O 3<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 119<br />

Begleitprodukt bei verschiedenen Prozessen:<br />

Beim Schweißen, in der Nähe von Hochspannungsleitungen, bei Gewitterblitzen, in<br />

der Nähe von "Höhensonnen", Kopierer, Laserdrucker.<br />

Vorkommen in der Natur:<br />

Ozon findet sich in der Lufthülle der Erde vor allem in der Stratosphäre (in etwa 30 km<br />

Höhe). Dort Ozonbildung und -zerfall durch Einwirkung der UV-Strahlung des<br />

Sonnenlichts.<br />

Seite <strong>12</strong>0


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Ozon<br />

Bildung ist stark endotherm: 285.6 kJ + 3 O2 2 O3 Darstellung durch Einwirkung von Sauerstoffatomen auf Sauerstoffmoleküle:<br />

249.3 kJ + ½ O 2<br />

O + O 2<br />

142.8 kJ + 1½ O 2<br />

Eigenschaften:<br />

gasförmig blau<br />

flüssig violettblau<br />

fest schwarzviolett<br />

Siedepunkt: -111 °C<br />

Schmelzpunkt: -193 °C<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

O<br />

O 3 + 106.5 kJ<br />

O 3<br />

Siemens‘scher Ozonisator:<br />

Ein Sauerstoffstrom wird “stillen“ elektrischen<br />

Entladungen ausgesetzt ist; diese spalten einige<br />

Sauerstoffmoleküle zu Atomen, die mit weiteren<br />

Sauerstoffmolekülen zu Ozon reagieren. Ein Ozon-Anteil<br />

von ca. 10-15% wird erreicht; reines Ozon kann durch<br />

Kühlung abkondensiert werden.<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Labordarstellung aus Permanganat und konz. H 2 SO 4 :<br />

Ozon - Struktur<br />

O<br />

O<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

2 MnO 4 – + 2 H + → Mn2 O 7 + H 2 O<br />

Mn 2 O 7 → 2 MnO 2 + O 3<br />

O<br />

O O O<br />

Das Ozonmolekül ist gewinkelt, nicht linear!<br />

Seite <strong>12</strong>1<br />

Seite <strong>12</strong>2


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Ozon – Chemische Eigenschaften<br />

O3 ist ein sehr starkes Oxidationsmittel. Nur eines der Sauerstoffatome wird<br />

reduziert:<br />

O3 + 2 H + + 2e – → O2 + H2O E0 = 2.1 V<br />

Ozon reagiert in hohen Konzentrationen explosiv mit organischem Material.<br />

Bildung von Silberoxid:<br />

O 3 → O 2 + [O]<br />

Ag + 2 [O] → Ag 2 O<br />

Testpapiere für Ozon sind mit schwarzem Bleisulfid präpariert, das zum<br />

weißen Sulfat oxidiert wird.<br />

PbS + 4 [O] → PbSO4 Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>12</strong>3<br />

Die Ozonschicht – Der natürliche UV-Filter<br />

Ozon bildet sich in der oberen Atmosphäre (der Stratosphäre, in ca. 30 km Höhe)<br />

durch Reaktion von O2-Molekülen mit O-Atomen. Die Ozonschicht ist für das Leben<br />

auf Erden unentbehrlich; sie absorbiert gefährliche ultraviolette Strahlung. Durch<br />

anthropogene Emission (z.B. halogenierte Kohlenwasserstoffe als Wärmetauscher<br />

in Kühlschränken bzw. Treibgase in Spraydosen und speziell durch den<br />

Flugverkehr!) gelangen ozonzerstörende Substanzen in die obere Atmosphäre<br />

(z.B. NOx ). Aus den Chlorverbindungen wird zunächst atomares Chlor and dann<br />

das ansonsten sehr instabile Gas ClO gebildet, das weiterreagiert:<br />

Quelle: Nasa<br />

Seite <strong>12</strong>4


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Die Ozonschicht – Der natürliche UV-Filter<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Das “Ozonloch“<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>12</strong>5<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Ozonloch<br />

Autor: San Jose<br />

Seite <strong>12</strong>6


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Die Ozonschicht in der Stratosphäre<br />

Aufbauprozesse und dynamisches Gleichgewicht<br />

Ozonbildung:<br />

λ < 240 nm<br />

1) O2 + hν → O + O<br />

Ozonzerfall:<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

2) O + O 2 + M → O 3 + M (M ist der zur Aufnahme<br />

freiwerdender Energie<br />

notwendige Stoßpartner)<br />

λ < 310 nm<br />

O3 + hν → O + O2 Dynamisches Gleichgewicht zwischen Ozonbildung und -zerfall.<br />

Ozon spielt dabei die Rolle eines UV-Absorbers, d.h. eines Lichtfilters für<br />

kurzwellige, hautaktive UV-Strahlung: Schutz für das Leben auf der Erde.<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Abbau der Ozonschicht durch Fremdstoffe:<br />

CFCl3 → CFCl2 + Cl (durch UV-Licht)<br />

Cl + O3 → ClO + O2 ClO + O → Cl + O 2<br />

netto:<br />

O3 + O → 2 O2 Die Stickoxide können direkt mit Ozon reagieren und werden nach dem<br />

Ozonabbau als NO recycelt (NO3 ist ein kurzlebiges Peroxoderivat):<br />

O3 + NO → O2 + NO2 O 3 + NO 2 → O 2 + NO 3<br />

NO3 → O2 + NO<br />

NO2 + O → O2 + NO<br />

Die "Ozonlöcher" lassen zu viel UV-Strahlung durch; ein Ergebnis ist<br />

eine Erhöhung des Hautkrebsrisikos.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>12</strong>7<br />

Seite <strong>12</strong>8


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Photosmog – Die Ozonschicht in Bodennähe (Troposphäre)<br />

In Bodennähe (der Troposphäre) hingegen reagieren die Stickoxide mit Sauerstoff<br />

unter Mitwirkung von Sonnenlicht, Rußpartikeln und unverbrannten Kohlenwasserstoffen<br />

aus Autoabgasen zum giftigen Ozon:<br />

O2 + NO2 → O3 + NO<br />

Ozon kann zu anderen atemwegreizenden Verbindungen weiterreagieren, z.B.<br />

Peroxyacetylnitrat, CH3C(=O)O−ONO2 .<br />

Verschmutzte Luft heißt im allg. Smog (engl. smoke + fog); mit Ozon verschmutzte<br />

Luft ist Photosmog.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Sauerstoff – Chemische Eigenschaften<br />

Das Element Sauerstoff bildet mit allen Elementen außer Helium, Neon und<br />

Argon Verbindungen!<br />

Die Verbindungsbildung erfolgt oftmals unter erheblicher Energiefreisetzung<br />

(stark exotherme Reaktionen).<br />

Die Freisetzung der Energie kann in Form von Wärme oder Licht erfolgen.<br />

Die Verbindungsbildung mit Sauerstoff wird trivial als Verbrennung,<br />

wissenschaftlich als Oxidation bezeichnet.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>12</strong>9<br />

Seite <strong>13</strong>0


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Sauerstoff – Chemische Reaktionen und Verbindungen<br />

Binäre Sauerstoffverbindungen heißen Oxide. Ionische Oxide (Metalloxide mit<br />

niedrigeren Oxidationszahlen des Metalls) können trotz der sehr ungünstigen 2.<br />

Elektronenaffinität (EA) gebildet werden, weil die Gitterenergie diese kompensiert.<br />

O – + e – → O2– ΔE = EA = +7.3 eV<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Sauerstoff – Chemische Reaktionen und Verbindungen<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Kristallstruktur von Al 2 O 3<br />

(Korund)<br />

Seite <strong>13</strong>1<br />

Binäre Sauerstoffverbindungen heißen Oxide. Ionische Oxide (Metalloxide mit<br />

niedrigeren Oxidationszahlen des Metalls) können trotz der sehr ungünstigen 2.<br />

Elektronenaffinität (EA) gebildet werden, weil die Gitterenergie diese kompensiert.<br />

O – + e – → O2– ΔE = EA = +7.3 eV<br />

Seite <strong>13</strong>2


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Sauerstoff – Chemische Reaktionen und Verbindungen<br />

Binäre Sauerstoffverbindungen heißen Oxide. Ionische Oxide (Metalloxide mit<br />

niedrigeren Oxidationszahlen des Metalls) können trotz der sehr ungünstigen 2.<br />

Elektronenaffinität (EA) gebildet werden, weil die Gitterenergie diese kompensiert.<br />

O – + e – → O2– ΔE = EA = +7.3 eV<br />

Das Oxid-Ion ist in Wasser instabil und reagiert sofort zum Hydroxid-Ion (in saurer<br />

Lösung zu Wasser); nur unlösliche Oxide (z.B. Al2O3 , SiO2 ) sind wasserstabil.<br />

Nichtmetalle bilden kovalente Oxide, von denen viele gasförmig sind (z.B. CO2 ,<br />

NO2 , SO2 ) und in Wasser saure Lösungen bilden.<br />

<strong>17</strong>2 Metalle in höheren Oxidationsstufen bilden niedrigschmelzende, kovalente,<br />

molekulare oder polymere Oxide<br />

(z.B. OsO4 , CrO3 ).<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Sauerstoff – Reaktionen mit Nichtmetallen<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

1/8 S 8 + O 2 → SO 2 + 297 kJ<br />

C + ½ O 2 → CO + 111 kJ<br />

CO + ½ O 2 → CO 2 + 283 kJ<br />

_______________________________________________________________<br />

C + O 2 → CO 2 + 394 kJ<br />

P 4 + 5 O 2 → P 4 O 10 + 2986 kJ<br />

Nichtmetalloxide (Säureanhydride) bilden mit H 2 O saure Lösungen:<br />

H 2 SO 3 , H 2 CO 3 , H 3 PO 4<br />

Seite <strong>13</strong>3<br />

Seite <strong>13</strong>4


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Sauerstoff – Reaktionen mit Metallen<br />

2 Fe + 1½ O 2 → Fe 2 O 3 + 825 kJ<br />

Sehr viel reaktiver sind unedle Metalle<br />

(Al, Mg; “Blitzlichtpulver“):<br />

2Mg + 2 O 2 → 2 MgO + <strong>12</strong>04 kJ<br />

Metalloxide sind starke Basen und bilden mit H 2 O<br />

alkalische Lösungen:<br />

MgO + H 2 O → Mg(OH) 2<br />

CaO + H 2 O → Ca(OH) 2<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Sauerstoff –<br />

Basische<br />

Metalloxide<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Verwendung eines Magnesiumblitzes<br />

aus dem Jahre 1909<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Blitzlicht<br />

Urheber: Race Gentry<br />

Seite <strong>13</strong>5<br />

Abbildung 22.19: Die Reaktion eines basischen Oxids mit Wasser. Die rötlichpurpurne<br />

Farbe, die durch Phenolphthalein hervorgerufen wird, weist auf die<br />

Anwesenheit von OH – -Ionen in der Lösung hin.<br />

© 2006 Pearson Studium / Abbildung aus Brown / LeMay / Bursten: Chemie, 10. Auflage / ISBN: 3-8273-7191-0<br />

Seite <strong>13</strong>6


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Ozon<br />

Sauerstoff – Reaktionsübersicht<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Wasser<br />

Wasser – H 2 O – “Dihydrogenoxid“<br />

Dichteanomalie des Wassers: H 2 O bei 4 °C: 1 g/cm 3<br />

Eis bei 0 °C: 0.92 g/cm 3<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>13</strong>7<br />

Hängt zusammen mit der Struktur des Wassermoleküls:<br />

Die beiden Wasserstoff-Atome sind am Sauerstoffatom in einem Winkel von 104.45°<br />

angeordnet.<br />

Sauerstoff und Wasserstoff haben stark unterschiedliche Elektronegativitäten:<br />

Die O–H-Bindung ist polarisiert, die beiden entgegen gesetzten elektrischen Pole<br />

fallen in ihrer räumlichen Lage nicht zusammen, das Wassermolekül bildet einen<br />

Dipol.<br />

Der Dipolcharakter ist verantwortlich<br />

• für die Eignung von Wasser als Lösungsmittel für polare Stoffe für die Hydratation<br />

(d.h. Umgebung gelöster Teilchen mit einer Hülle aus Wassermolekülen,<br />

Hydrathülle)<br />

• für die Fähigkeit zur Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen; damit v.a. auch<br />

für die Struktur des flüssigen Wassers und seinen anomal hohen Siedepunkt.<br />

Seite <strong>13</strong>8


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Wasser<br />

Wasserstoffbrückenbindung in Wasser<br />

Bindende Wechselwirkung zwischen einem an ein<br />

elektronegatives Element gebundenen<br />

Wasserstoffatom und dem freien Elektronenpaar<br />

eines anderen elektronegativen Atoms:<br />

allg. Formulierung: RX-H····YR'<br />

···· : Wasserstoffbrückenbindung (WBB)<br />

X,Y : hauptsächlich O, N, S, Halogene<br />

Wasser und Eis sind "Netzwerke" von über<br />

WBB verknüpften Wassermolekülen.<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Wasser<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>13</strong>9<br />

Hydrathülle<br />

In Wasser gelöste Ionen (auch Moleküle, z.B. Zucker) liegen niemals frei vor, sondern<br />

sind aufgrund der elektrostatischen Wechselwirkungen von Hüllen von Wassermolekülen<br />

umgeben (Hydratation, Hydrathülle). Dies gilt ebenso für OH – - und<br />

insbesondere H + -Ionen. Daher statt H + besser H 3 O + (Hydroniumion, Oxoniumion) –<br />

eigentlich H 9 O 4 + .<br />

Hexaaqua-Komplex<br />

eines Metallions<br />

z.B. [Cr(H 2 O) 6 ] 3+<br />

http://www1.lsbu.ac.uk/water/ionish.html<br />

Seite 140


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 O 2<br />

Wasserstoffperoxid – H2O2 – “Dihydrogenperoxid“<br />

Wasserstoffperoxid (H2O2 ) ist eine schwach hellblaue, in verdünnter Form<br />

farblose, weitgehend stabile Flüssigkeit. H2O2 ist etwas viskoser als Wasser und<br />

bildet ebenso starke Wasserstoffbrückenbindungen aus.<br />

Schmelzpunkt: –0.43 °C Siedepunkt: 150.2 °C Dichte: 1.448 g/cm3<br />

H2O2 ist eine schwache Säure, deren Salze die Peroxide O 2–<br />

2 sowie die seltenen<br />

Hydrogenperoxide HO –<br />

2 sind.<br />

H2O2 ist per (vorsichtiger!) Vakuumdestillation in 100% reiner Form erhältlich, in<br />

Wasser in jedem Verhältnis löslich und gegenüber den meisten Stoffen ein sehr<br />

starkes Oxidationsmittel, das als solches heftig mit Substanzen wie z. B. Kupfer,<br />

Messing, Kaliumiodid reagiert und somit als starkes Bleich- und Desinfektionsmittel<br />

fungiert.<br />

Die molekulare Struktur von Wasserstoffperoxid.<br />

Beachten Sie, dass die H 2O 2-Atome nicht<br />

in derselben Ebene angeordnet sind.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

111.5°<br />

© 2006 Pearson Studium / Abbildung aus Brown / LeMay / Bursten: Chemie, 10. Auflage / ISBN: 3-8273-7191-0<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 O 2<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

95 pm<br />

94.8°<br />

147.5 pm<br />

Seite 141<br />

Wasserstoffperoxid – Verwendung<br />

in chemischen Reaktionen als starkes Oxidationsmittel (wird selbst reduziert)<br />

bzw. auch als Sauerstofflieferant (wird selbst oxidiert; Sauerstoffzufuhr für Aquarien).<br />

die Lösung als Bleichmittel für Haare (“wasserstoffblond“),<br />

Stroh, Federn, Textilien, Papier, Zähne etc.<br />

in gebundener Form als Perborat “NaBO3 ·4 H2O“ in allen modernen Wasch- und<br />

Bleichmitteln. Werbewort: “aktiver Sauerstoff“<br />

in angepassten Konzentrationen als Desinfektions- und Sterilisationsmittel<br />

(Mundspülung, Zahnarzt, klinische Hygiene, Reinraumdekontamination,<br />

Lebensmittelindustrie z.B. Entkeimung von Getränkeflaschen).<br />

in der kunststofferzeugenden Industrie als Sauerstofflieferant (Epoxidierung,<br />

Darstellung von Peroxoverbindungen<br />

Reinigung von Abwässern<br />

Reinigungs- und Ätzmittel in Form von Peroxoschwefelsäure H2SO5 (z.B. in<br />

Halbleiterherstellung, Platinenherstellung)<br />

In hochkonzentrierter Form als Einzel- als auch als Komponentenraketentreibstoff<br />

bzw. Torpedoantrieb einsetzbar.<br />

Seite 142


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 O 2<br />

Perborate in Waschmitteln – Persil “NaBO 3 ·4 H 2 O“<br />

Löst man Orthoborsäure, B(OH) 3 , in H 2 O 2 , so bildet sich<br />

Orthoperoxoborsäure, B(OH) 2 (OOH).<br />

Hieraus leitet sich formal durch Entzug zweier Protonen und Zusammenlagerung<br />

zweier Teilchen (Dimerisierung) das Perborat-Anion des Natriumperborates ab:<br />

“NaBO 3 ·4 H 2 O“ : Na 2 [B 2 (O 2 ) 2 (OH) 4 ] . 4 H 2 O<br />

Anion: sechsgliedriger, sesselförmiger B 2 (O 2 ) 2 -Ring<br />

HO O O OH<br />

B B<br />

HO O O OH<br />

2−<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

HO<br />

B<br />

OH<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Wird Waschmitteln als Bleichmittel zugesetzt.<br />

Entwicklung von bleichend wirkendem Sauerstoff beim Erwärmen.<br />

Stabilisierung mit Silikaten: Perborat-Silikat = Persil.<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 O 2<br />

Wasserstoffperoxid – Darstellung<br />

Drei prinzipielle Möglichkeiten:<br />

1) Dehydrierung von Wasser: 2 H 2 O → H 2 O 2 + H 2<br />

2) Hydrierung von Sauerstoff: H 2 + O 2 → H 2 O 2<br />

3) Aus Peroxiden mit starken Säuren:<br />

(L. J. Thénard, <strong>18</strong><strong>18</strong>)<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

2 BaO + O 2<br />

OH<br />

B<br />

OH<br />

500 °C<br />

2 BaO2 700 °C<br />

BaO 2 + H 2 SO 4 → H 2 O 2 + BaSO 4 ↓<br />

2−<br />

Seite 143<br />

Seite 144


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 O 2<br />

Wasserstoffperoxid durch 1) Dehydrierung von Wasser<br />

Elektrochemische Oxidation von Schwefelsäure oder Ammoniumsulfat.<br />

Eine wässrige Lösung von H 2 SO 4 oder von H 2 SO 4 mit (NH 4 ) 2 SO 4 wird an Platin-<br />

Anoden zu Peroxodischwefelsäure bzw. Ammoniumperoxodisulfat oxidiert.<br />

An der Kathode entsteht Wasserstoff.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

2 H 2 SO 4 → H 2 S 2 O 8 + H 2<br />

bzw. (NH 4 ) 2 SO 4 + H 2 SO 4 → (NH 4 ) 2 S 2 O 8 + H 2<br />

Die erhaltenen Peroxoverbindungen werden anschließend hydrolysiert:<br />

H 2 S 2 O 8 + H 2 O → H 2 SO 5 + H 2 SO 4<br />

H 2 SO 5 + H 2 O → H 2 SO 4 + H 2 O 2<br />

Das gebildete H 2 O 2 wird abdestilliert.<br />

Die Schwefelsäure bzw. die Schwefelsäure-Ammoniumsulfat-Lösung wird im Kreis<br />

geführt.<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 O 2<br />

Wasserstoffperoxid durch 2) Hydrierung von Sauerstoff<br />

Das Anthrachinon-Verfahren (BASF):<br />

95% der Jahresproduktion von H 2 O 2 (ca. 1 Mio t) wird so hergestellt.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 145<br />

Das Ethylanthrachinon wird in einem passenden organischen Lösungsmittelsystem<br />

zunächst mit Wasserstoff zum Ethylhydroanthrachinon reduziert wird, das<br />

anschließend elementaren Sauerstoff zu Wasserstoffperoxid reduziert.<br />

O<br />

O<br />

Et<br />

+ H 2<br />

Katalysator<br />

Pd-Kat.<br />

Luft<br />

siehe auch: Isopropanol – Verfahren (Shell)<br />

O 2 (Luft)<br />

OH<br />

OH<br />

Et<br />

Extraktion mit Wasser<br />

H2O2 (ca. 1 %)<br />

H2O2 (ca. 1%ig)<br />

Extraktion mit Wasser,<br />

Aufkonzentrierung (ca. Seite 35%ig) 146


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 O 2<br />

Wasserstoffperoxid – Reaktionen – Redox-Amphoterie<br />

In saurer Lösung ist Wasserstoffperoxid ein starkes Oxidationsmittel<br />

(oxidiert z.B. Sulfit zu Sulfat und Iodid zu Iod):<br />

H2O2 + 2 e – + 2 H + → 2 H2O E0 = +1.8 V<br />

2 I – + 2 H + + H2O2 → I2 + 2 H2O In alkalischer Lösung ist das Potential wesentlich kleiner:<br />

HO –<br />

2 + 2 e – + H2O → 3 OH – E0 = +0.9 V<br />

Es kann aber auch als Reduktionsmittel fungieren und selbst zum Element<br />

Sauerstoff oxidiert werden. Dies funktioniert besonders leicht in alkalischer Lösung.<br />

O2 + 2 e – + 2 H + → H2O2 E0 = +0.7 V<br />

O2 + 2 e – + 2 H2O → H2O2 + 2 OH – E0 = –0.1 V<br />

So reduziert H2O2 das starke Oxidationsmittel MnO –<br />

4 zu Mn2+ im Sauren und das<br />

vergleichsweise schwache Oxidationsmittel Fe3+ zu Fe2+ im Alkalischen.<br />

Wasserstoffperoxid kann daher als Oxidations- und Reduktionsmittel agieren und ist<br />

daher redox-amphoter.<br />

5 H2O2 + 2 MnO –<br />

4 + 6 H + → 2 Mn2+ + 5 O2 + 8 H2O Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 O 2<br />

Wasserstoffperoxid – Nachweis<br />

Nachweis als blaues Chromperoxid CrO 5<br />

–II –I<br />

Cr 2 O 7 2– + 4 H2 O 2 + 2 H + → 2 [CrO(O 2 ) 2 L] + 5 H 2 O<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 147<br />

Der Komplex kann in organische Lösungsmittel extrahiert werden, in denen er<br />

wesentlich stabiler ist. Mit L = Pyridin und Diethylether bildet sich ein blauer, stabiler<br />

Komplex der Struktur Cr(=O)(O2 ) 2L, dessen Bildung keine Redoxreaktion ist.<br />

Nachweis als Peroxotitanyl(IV)-Ion ([Ti(O2 )OH + ])<br />

Versetzt man Wasserstoffperoxid mit einer sauren Titan(IV)-Salzlösung,<br />

so erfolgt ein Farbumschlag von farblos nach gelb/gelborange.<br />

Diese Verfärbung wird durch das entstehende Peroxotitanyl(IV)-Kation<br />

verursacht. Diese Reaktion dient sowohl als Nachweisreaktion von<br />

Wasserstoffperoxid als auch von Titan-Ionen.<br />

[Ti(OH) 3 ] + + H2O2 → [Ti(O2 )OH] + + 2 H2O Seite 148


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Der Schwefel<br />

Jahresproduktion (2005): 64 Millionen Tonnen<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Schwefelkristall<br />

Kristall mit vertikal orientierter b-Achse<br />

dessen großes Pinakoid (001) durch die<br />

rhombische Pyramide (111) abgeschrägt wird.<br />

Cozzodisi, Agrigento, Sizilien<br />

15 x 11 mm<br />

http://www.mineralienatlas.de<br />

Copyright: Peter Haas<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Der Schwefel – Sulfidische Erze<br />

Antimonit Sb 2S 3<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 149<br />

Auripigment As 2S 3<br />

Galenit (Bleiglanz) PbS Tetraedrit (Cu,Fe) 3SbS 3,25<br />

http://geomuseum.tu-clausthal.de/<br />

Seite 150


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Der Schwefel – Sulfidische Erze<br />

Pyrit, FeS 2 (Eisenkies, „Katzengold“)<br />

http://geomuseum.tu-clausthal.de/<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Markasit, Fe 2S<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Der Schwefel<br />

Vorkommen als<br />

● elementarer Schwefel:<br />

USA, Mexiko: bakterielle Reduktion von Sulfaten in vorgeschichtlicher Zeit<br />

Ring of Fire (Pazifisches Becken): Im Zusammenhang mit Vulkantätigkeit<br />

● H 2 S im Erdgas und Erdöl<br />

● Mineralien (Sulfide und Sulfate)<br />

Schwefelabbau auf dem Kawah Ijen, Java, Indonesien<br />

Gipskristall<br />

CaSO 4 •2 H 2 O<br />

Seite 151<br />

http://geomuseum.tu-clausthal.de/<br />

Seite 152


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Der Schwefel<br />

B. Meyer<br />

Chemical Revie<strong>ws</strong><br />

1976, 76, 367 – 388.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Elementarer Schwefel. Die verbreitete gelbe, kristalline Form des rhombischen<br />

Schwefels, S 8 , besteht aus achtgliedrigen, kronenförmigen S-Atom-Ringen und<br />

ist die einzige bei RT stabile Form. Aufbau: 2 Ebenen mit je 4 S-Atomen<br />

Elementarer Schwefel existiert in vielen verschiedenen allotropen Formen<br />

(Modifikationen). Die häufigsten bestehen aus kronenförmigen S 8 -Molekülen mit<br />

S–S 206 pm, Winkel 108° (sp 3 -hybridisierter S).<br />

Die charakteristische gelbe Farbe ist jedoch kleinen Mengen S 7 -Ringen<br />

zuzuschreiben; sauber kristallisierter S 8 -Schwefel ist nahezu farblos. Ringförmige<br />

Schwefelmoleküle sind für alle Ringgrößen 6–14 sowie <strong>18</strong> und 20<br />

röntgenstrukturanalytisch belegt. Von einigen Ringgrößen, insbesondere der<br />

häufigsten Größe 8, sind mehr als eine Modifikation bekannt.<br />

© 2006 Pearson Studium / Abbildung aus Brown / LeMay / Bursten: Chemie, 10. Auflage / ISBN: 3-8273-7191-0<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Der Schwefel – reich an Modifikationen<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite 153<br />

Die häufigsten Formen des Schwefels sind der α- oder rhombische Schwefel<br />

gleichmäßige Kristalle, die man durch Umkristallisation aus organischen Lösungsmitteln<br />

bekommt, und der β- oder monokline Schwefel, nadelförmige Kristalle, die<br />

sich aus der Schmelze beim Abkühlen bilden. Beide bestehen aus S 8 -Molekülen,<br />

deren Anordnung im Kristall unterschiedlich ist. Die rhombische Form ist um 0.4<br />

kJ/mol (bezogen auf ein S-Atom) stabiler.<br />

Beim Erhitzen des Schwefels bildet er in der Nähe des Schmelzpunkts (<strong>12</strong>0 °C) eine<br />

leichtflüssige, hellgelbe Flüssigkeit. Bei etwa <strong>16</strong>0° wird die Flüssigkeit dunkler und<br />

zähflüssig (maximal bei 200°); es werden die Ringe aufgebrochen, wobei sich<br />

Schwefelketten (Radikale) mit Längen bis 1.000.000 bilden. Bei höheren<br />

Temperaturen nimmt die Viskosität wieder ab, die Ketten werden kürzer.<br />

Beim Siedepunkt 445° ist die Flüssigkeit rot, was kleinen Mengen S 3–5 zuzuschreiben<br />

ist.<br />

In der Gasphase besteht Schwefel aus kleinen Molekülen S 2–10 und ist in der Nähe<br />

des Siedepunkts grün; ab 720 °C überwiegen paramagnetische, violette S 2 -Moleküle<br />

(analog O 2 ).<br />

Seite 154


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Der Schwefel – Allotrope Modifikationen<br />

Modifikationen: Verschiedene Zustandsformen eines Elements, die sich in den<br />

physikalischen Eigenschaften unterscheiden.<br />

Allotropie: Auftreten eines Elements in verschiedenen Modifikationen.<br />

Schwefel neigt stark dazu, unverzweigte Ketten (Sx ) zu bilden.<br />

Zwei Arten von Modifikationen:<br />

1) verschiedene Molekülgrößen S x<br />

2) verschiedene Anordnungen gleicher Moleküle<br />

S x im kristallinen Zustand<br />

z.B. S 8 : α, β, γ-Schwefel<br />

Erhitzen von Schwefel.<br />

Wird Schwefel über seinen Schmelzpunkt (<strong>12</strong>0 °C)<br />

hinaus erhitzt, wird er dickflüssig und nimmt eine<br />

dunkle Farbe an. Hier wird die Flüssigkeit in kaltes<br />

Wasser gegossen, wodurch sich der Schwefel<br />

erneut verfestigt (“plastischer Schwefel”).<br />

© 2006 Pearson Studium / Abbildung aus Brown / LeMay / Bursten: Chemie, 10. Auflage / ISBN: 3-8273-7191-0<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Der Schwefel – Allotrope Modifikationen<br />

Smp.<br />

Sdp.<br />

119.6 °C<br />

444.6 ° 95.6 °C<br />

C<br />

444.6 to 2200 °C<br />

[S ←<br />

α → Sβ ] → ←[Sλ →←S π →←S μ ] → [S ←<br />

8 → S← 7 → S← 6 → S ←<br />

5 → S ←<br />

4 → S3 →← S2 →←S] ←<br />

rhombisch monoklin<br />

fester Schwefel<br />

flüssiger Schwefel tiefrot<br />

Viskosität steigt ab<br />

159 °C, max. bei <strong>18</strong>7 °C<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

rhombisch monoklin<br />

gasförmiger Schwefel<br />

Seite 155<br />

Seite 156


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Der Schwefel – Frasch Verfahren<br />

Ausschmelzen mit überhitztem Wasserdampf (155 – 157°C, wegen Viskosität),<br />

Herausdrücken des geschmolzenen S an die Erdoberfläche mit Pressluft<br />

(Frasch-Verfahren; rein physikalisch).<br />

Hermann Frasch (<strong>18</strong>51-1914)<br />

geb. in Oberrot<br />

bei Schwäbisch Hall<br />

http://www.gaildorf.de/data/beruehmteGaildorfer.php<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

CaSO 4(Anhydrit)<br />

bzw.<br />

CaSO 4 •2 H 2O<br />

(Gips)<br />

Der Schwefel – Gewinnung durch den Claus-Prozess<br />

Aus H2S (Beiprodukt in Erdöl und Erdgas):<br />

Claus-Prozess:<br />

Ein Drittel des H2S wird zu SO2 verbrannt, das als Oxidationsmittel für den Rest<br />

des H2S dient (Synproportionierung):<br />

2 H2S + 3 O2 → 2 H2O + 2 SO2 4 H2S + 2 SO2 → 6/8 S8 + 4 H2O Gesamt: 6 H2S + 3 O2 → 6/8 S8 + 6 H2O http://specinfo.wiley-vch.de/<br />

NESPER/Experimente<br />

Der größte Teil des S 8 wird zur Schwefelsäure-Produktion verwendet.<br />

Vulkanisation von Gummi (Vernetzung der Makromoleküle durch S-Brücken).<br />

Seite 157<br />

Seite 158


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Schwefelanionen<br />

S2– Sulfid-Dianion (farblos, analog dem Oxid O2– ),<br />

und hellgelbe, kettenförmige S 2–<br />

2 , S3<br />

2– ,S4 2– , S5<br />

2– Polysulfiddianionen<br />

Bildung: nS + S 2– → S (n+1) 2–<br />

Aber: Alkalimetallpolysulfide in polaren Medien (Aceton, DMF, DMSO)<br />

[S 2– ←<br />

4 → 2S2 – ] [S6 2– ←→<br />

2S3 – ] [S 2– ←<br />

8 → 2S4 – ]<br />

gelbgrün blau<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Ultramarinblau<br />

und Lapis lazuli<br />

[(Na 3 Ca) 8 (Al(SiO 4 )) 3 (S)]<br />

lt. Holleman-Wiberg:<br />

Na 4 [Al 3 Si 3 O <strong>12</strong> ]S 3<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefel<br />

Lapislazuli und Ultramarinblau – Ein Mineral und synth. Blaupigment<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

rot<br />

Seite 159<br />

Seite <strong>16</strong>0


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 S<br />

Schwefelwasserstoff – H2S Natürliche Vorkommen:<br />

• vulkanische Gegenden<br />

• Erdöl<br />

• Erdgas<br />

• Schwefelquellen<br />

• bakterielle Zersetzung von eiweißhaltigen Stoffen<br />

(Aminosäuren: Cystein, Methionin)<br />

Darstellung:<br />

• Nebenprodukt industrieller Prozesse<br />

• aus den Elementen ⅛ S8 + H2 • Hydrolyse von Sulfiden<br />

→ H2S + 21 kJ<br />

• Reaktion von FeS und HCl im Kipp’schen Apparat<br />

FeS + 2 HCl → H2S↑ + FeCl2 Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 S<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>16</strong>1<br />

Schwefelwasserstoff und die Sulfide<br />

Schwefelwasserstoff (H2S) ist ein farbloses, sehr giftiges Gas (Sdp. –60.3 °C,<br />

Smp. –86 °C ) mit einem äußerst unangenehmen Geruch nach faulen Eiern.<br />

H2S-Konzentrationen von 0,1 % in der Atemlust wirken nach wenigen Minuten und<br />

solche von 0,5 % nach wenigen Sekunden tödlich. Bewusstseinsverlust tritt bei<br />

solchen Konzentrationen schon innerhalb eines oder mehrerer Atemzüge ein.<br />

H2S ist bei 20 °C in Wasser zu etwa 0.1 M löslich ( ca. 3 Liter).<br />

H2S ist eine schwache zweibasige Säure:<br />

H2S + H2O → H3O + + HS – pKS1 = 7 Bildung von HS – = Hydrogensulfid<br />

HS – + H2O → H3O + + S2– pKS2 = 14 Bildung von S2– ←<br />

←<br />

= Sulfid<br />

eine gesättigte Lösung zeigt etwa pH 4.<br />

Reduzierende Wirkung von H 2 S:<br />

H2S + I2 → 2 HI + ⅛ S8 Seite <strong>16</strong>2


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – H 2 S<br />

Schwefelwasserstoff und die Sulfide<br />

Schwefelwasserstoff verbrennt zu Schwefel bzw. Schwefeldioxid, je nach<br />

Sauerstoffgehalt der Gasmischung.<br />

H 2 S +<br />

H 2 S +<br />

Oberhalb von 1000 °C tritt Spaltung in die Elemente ein.<br />

Nachweisen kann man H2S durch Testpapiere, die mit Bleiacetat getränkt sind; es<br />

bildet sich schwarzes Bleisulfid PbS.<br />

Die Hauptanwendung des H2S in der qualitativen Analyse ist die Sulfidfällung, bei<br />

der man die Sulfidkonzentration durch den pH-Wert steuert und so die Metallsulfide<br />

differenziert fällen kann.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

½ O 2 → H 2 O + ⅛ S 8<br />

1½ O 2 → H 2 O + SO 2<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

Schwefeldioxid – SO 2<br />

Seite <strong>16</strong>3<br />

Schwefel bildet zwei wichtige Oxide. Schwefeldioxid SO2 ist das übliche<br />

Verbrennungsprodukt des Schwefels (und bildet sich auch bei der Verbrennung vieler<br />

Schwefelverbindungen sowie beim Rösten von Sulfiderzen).<br />

Es ist ein farbloses, nicht brennbares, giftiges Gas mit stechendem Geruch.<br />

Siedepunkt: –10 °C, Schmelzpunkt: –75.5 °C<br />

Das Molekül ist gewinkelt (119°) mit S–O-Bindungslänge von 143 pm.<br />

SO2 kommt natürlich neben anderen Komponenten in Vulkangasen vor (107 t / Jahr).<br />

Darstellung:<br />

1) aus SO2-haltigen Gasen, die durch "Abrösten" von sulfidischen Erzen<br />

gewonnen werden:<br />

2 FeS2 + 5.5 O2 → Fe2O3 + 4 SO2 + <strong>16</strong>55 kJ (T > 800 °C)<br />

2) durch Verbrennung von H2S (s. Claus-Prozess) oder Schwefel:<br />

S + O2 → SO2 + 297 kJ<br />

Seite <strong>16</strong>4


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

Schwefeldioxid – SO 2<br />

Schwefeldioxid ist in Wasser sehr gut löslich (40 Liter SO2 in 1 Liter Wasser). Die<br />

Lösung reagiert stark sauer, was der schwefeligen Säure “H2SO3 “ zugeschrieben<br />

wird, obwohl es für die Existenz dieses Moleküls keine experimentellen Hinweise<br />

gibt. Besser evtl.: SO2 • H2O Das Gleichgewicht liegt fast ganz auf der linken Seite:<br />

Fast alles Schwefeldioxid liegt als unverändertes SO2 bzw. als hydratisiertes SO2 vor.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

SO 2 + H 2 O H 2 SO 3<br />

H 2 SO 3 + H 2 O H 3 O + + HSO 3 – (Hydrogensulfit)<br />

HSO 3 – + H2 O H 3 O + + SO 3 2– (Sulfit)<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

Chemische Eigenschaften von Schwefeldioxid – SO 2<br />

Schwefeldioxid und die Sulfite sind gute Reduktionsmittel :<br />

SO2 + 2 H2O → 4 H + + SO 2–<br />

4 + 2 e –<br />

Verwendung<br />

Herstellung von Schwefelsäure<br />

Herstellung schwefelhaltiger Verbindungen<br />

nichtwässriges Lösungsmittel<br />

Reduktionsmittel im Hüttenwesen<br />

Kühlmittel<br />

Desinfektionsmittel (Bier- und Weinfässer);<br />

Abtöten der Weinhefe und Abstoppen des Gärprozesses; “Wein enthält Sulfite”<br />

Konservierung von Lebensmitteln („Schwefeln“ von Trockenfrüchten)<br />

Schädlingsbekämpfungsmittel (Nagetiere, Kücheninsekten)<br />

Reduktionsmittel in Leitungssystemen (Korrosionsschutz)<br />

Bleichmittel<br />

O<br />

S<br />

O<br />

O<br />

Seite <strong>16</strong>5<br />

Seite <strong>16</strong>6


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

Schwefeltrioxid – SO 3<br />

Schwefeltrioxid SO 3 ist eine farblose Flüssigkeit (Smp. <strong>17</strong> °C, Sdp. 45 °C).<br />

Das Monomer ist ein planares Molekül mit S–O-Bindungslänge 142 pm. In der<br />

Gasphase und in der Flüssigkeit sind Monomer und Trimer im Gleichgewicht.<br />

Der Festkörper besteht ausschließlich aus Trimeren.<br />

Spuren an Wasser führen zu einer dritten Form, die aus sehr langen Ketten mit<br />

endständigen OH-Gruppen besteht (d.h. eigentlich kein reines Schwefeltrioxid!).<br />

Schwefeltrioxid ist eine sehr aggressive Chemikalie, die schwer zu handhaben<br />

ist. Es reagiert heftig mit Wasser zu Schwefelsäure, ist eine starke Lewis-Säure,<br />

und reagiert mit Metalloxiden zu den Sulfaten.<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>16</strong>7<br />

Schwefelsäure; Sulfate<br />

Schwefelsäure H2SO4 ist eine der wichtigsten Industriechemikalien. Die Produktion<br />

(ca. 140 Mio t jährlich) beruht auf dem Kontakt-Verfahren wobei Schwefeldioxid mit<br />

Sauerstoff zu Schwefeltrioxid reagiert. Das Schwefeltrioxid könnte prinzipiell mit<br />

Wasser zu Schwefelsäure weiter reagieren, bildet aber durch die hohe Reaktionswärme<br />

(ΔH = –<strong>13</strong>0 kJ/mol) einen Nebel über der Flüssigkeit. Dagegen wird das SO3 in Schwefelsäure schnell absorbiert, wobei Dischwefelsäure (Oleum, Pyroschwefelsäure)<br />

gebildet und anschließend mit der entsprechenden Menge Wasser zu<br />

Schwefelsäure verdünnt wird.<br />

H 2 SO 4 + SO 3 → H 2 S 2 O 7<br />

H 2 S 2 O 7 + H 2 O → 2H 2 SO 4<br />

Schwefelsäure Dischwefelsäure<br />

Seite <strong>16</strong>8


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

SO 2 / SO 3 / H 2 SO 4<br />

Kontaktverfahren zur Herstellung von SO3 und Schwefelsäure<br />

SO3 kann nicht direkt durch Verbrennen von S8 in Sauerstoffatmosphäre gewonnen<br />

Werden, weil:<br />

⅛ S8 + O2 → SO2 + 297 kJ<br />

SO2 + ½ O2 SO3 + 99 kJ<br />

Die bei der Verbrennung zu SO 2 freiwerdende<br />

große Wärmemenge verhindert die Bildung<br />

von SO 3 , weil dieses bei höheren Temperaturen<br />

endotherm in SO 2 und Sauerstoff zerfällt.<br />

(Verschiebung des Gleichgewichts nach links!)<br />

Die Umsetzung von SO 2 und Sauerstoff gelingt<br />

nur bei nicht zu hohen Temperaturen (400–600 °C),<br />

erfordert aber dann zur Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit<br />

einen Katalysator (Vanadiumoxide<br />

z.B. V 2 O 5 , Eisenoxide wie Fe 2 O 3 ).<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

SO 2 / SO 3 / H 2 SO 4<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>16</strong>9<br />

Diese Katalysatoren sind heterogene Katalysatoren (fest/gasförmige Reaktanten),<br />

die auch Kontakte genannt werden. Das entstandene SO 3 kann zur Herstellung von<br />

Schwefelsäure nicht direkt in Wasser gelöst werden, weil ein großer Teil des<br />

gasförmigen SO 3 vor Umsetzung mit dem Wasser entweichen würde.<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Seite <strong>17</strong>0


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

SO 2 / SO 3 / H 2 SO 4<br />

Einleiten des SO3 in konz. Schwefelsäure (98 %) führt zum vollständigen Umsatz<br />

unter Bildung von Dischwefelsäure H2S2O7 . Durch Zugabe von Wasser (Hydrolyse<br />

der Dischwefelsäure) wird Schwefelsäure erhalten<br />

H2SO4 + SO3 → H2S2O7 © 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

H 2 S 2 O 7 + H 2 O → 2H 2 SO 4<br />

netto: H 2 O + SO 3 → H 2 SO 4<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>17</strong>1<br />

Schwefelsäure – H 2 SO 4<br />

Schwefelsäure ist eine farblose Flüssigkeit. Die handelsübliche konzentrierte Säure<br />

ist 98%. Ihre Wichtigkeit beruht auf ihrer Vielseitigkeit als Reagenz; sie ist<br />

Entwässerungsmittel, starke Säure und Oxidationsmittel in einem. Schwefelsäure<br />

reagiert heftig (ΔH = –880 kJ/mol) mit Wasser, wobei zum Verdünnen immer die<br />

Säure zum Wasser gegeben werden sollte. Sie ist ein starkes Entwässerungsmittel;<br />

viele organische Stoffe werden zu Kohlenstoff dehydratisiert,<br />

z.B. Kohlenhydrate wie Zucker:<br />

Dehydratisierung:<br />

C <strong>12</strong> H 22 O 11 → <strong>12</strong> C + 11 H 2 O<br />

Daneben auch: Oxidation des C<br />

H 2 SO 4 + C → SO 2 + H 2 O + CO<br />

Eine Dehydratisierungsreaktion. Saccharose (C <strong>12</strong> H 22 O 11 ) ist ein Kohlenhydrat, das zwei H-Atome für jedes<br />

O-Atom besitzt. (a) Das Becherglas enthält feste Saccharose (Tafelzucker), die zu Beginn weiß ist. Durch<br />

die Zugabe von Schwefelsäure, ein besonders gut geeignetes Trocknungsmittel, wird H 2 O aus der<br />

Saccharose entfernt. (b,c) Das Produkt der Dehydratisierung ist Kohlenstoff, der nach Ablauf der Reaktion<br />

als schwarze Masse zurückbleibt.<br />

© 2006 Pearson Studium / Abbildung aus Brown / LeMay / Bursten: Chemie, 10. Auflage / ISBN: 3-8273-7191-0<br />

Seite <strong>17</strong>2


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

Schwefelsäure – H2SO4 Schwefelsäure ist eine starke zweibasige Säure und bildet zwei Salzreihen, die<br />

Hydrogensulfate (Anion HSO –<br />

4 ) und die Sulfate (SO4 2– ). Die verdünnte Säure<br />

reagiert mit aktiveren Metallen zu Sulfaten und Wasserstoff. Die heiße konzentrierte<br />

Säure ist ein starkes Oxidationsmittel und reagiert auch mit edleren Metallen zu<br />

Sulfaten und Schwefeldioxid, z.B. mit Kupfer (Labordarstellung von SO2 ):<br />

Cu + 2 H2SO4 → CuSO4 + SO2 + 2 H2O Sulfate gehören zu den geläufigsten und stabilsten Metallsalzen; sie bilden oft<br />

Hydrate (z.B. CuSO4 • 5 H2O). Das Sulfat-Ion ist redox-inaktiv. Metallsulfate sind in<br />

der Regel gutwasserlöslich und bilden neutrale Lösungen. Das Sulfat-Ion ist<br />

tetraedrisch (S–O-Bindungslänge149 pm).<br />

Sulfat-Ion in der klassischen und wirklichkeitsnäheren Schreibweise; Struktur<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe – Schwefeloxide<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>17</strong>3<br />

Schwefelsäure; Sulfate<br />

Sulfat kann mit Bariumchlorid nachgewiesen werden, denn Bariumsulfat ist nahezu<br />

unlöslich.<br />

Ba2+ + SO 2–<br />

4 → BaSO4↓ Bariumionen sind giftig! BaSO 4 ist jedoch so schwerlöslich - dissoziiert nicht -, dass<br />

es als Kontrastmittel in der Röntgendiagnostik – Magen (ca. pH = 1)! - verwendet wird;<br />

Barium: die Röntgenstrahlung gut streuendes Schwermetall, erhöht den Kontrast<br />

der Aufnahme.<br />

CuSO 4 • 5 H 2 O (Kupfervitriol)<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Kupfer(II)-sulfat<br />

Trockenes Kupfersulfat (weiß) und<br />

mittig nach Zugabe von Wasser:<br />

Kupfersulfat-Pentahydrat (hellblau)<br />

BaSO 4 (Baryt, Schwerspat) mit CaF 2 (Fluorit, Flussspat),<br />

Kallmünzerbruch, Stulln,<br />

Mineralogische Sammlung der TU Bergakademie Freiberg<br />

http://tu-freiberg.de/ze/geo<strong>ws</strong>am/aktuell/woelsen.html<br />

Seite <strong>17</strong>4


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Schwefel: Sehr reiche S x O y - und H 2 S n O m -Chemie<br />

Schwefel brennt mit blauer Flamme.<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Schwefel: Sehr reiche S x O y - und H 2 S n O m -Chemie<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Schwefel brennt in<br />

reinem Sauerstoff.<br />

Seite <strong>17</strong>5<br />

Seite <strong>17</strong>6


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Schwefel: Sehr reiche S x O y - und H 2 S n O m -Chemie<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Schwefelhalogenide<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>17</strong>7<br />

Seite <strong>17</strong>8


Die Chalkogene – <strong>16</strong>.Hauptgruppe<br />

Schwefel: Übersicht typischer Reaktionen<br />

© 2004 Elsevier GmbH München / Abbildung aus Binnewies, Jäckel, Willner, Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie, 1. Auflage / ISBN: 3-8274-0208-5<br />

Karsten Meyer Allgemeine und Anorganische Chemie<br />

Seite <strong>17</strong>9

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