Bulletin Nr. 103 Dezember 2011
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Berichte – Reportages<br />
variieren, von 251 bis 263 Meter, das macht die Sache auch nicht einfacher. Ist der Schütze<br />
einmal in der Linie geht es zügig voran. Nun ist keine Zeit mehr für Tüfteln, Austarieren<br />
oder Probeknien. Der Schiessleiter ist an seinen Ablaufplan gebunden und die Kommandos<br />
folgen kurz und trocken: Anschlagen – Feuer frei. Der «Ernstkampf» beginnt – Probeschüsse<br />
gibt es keine. Dumpf hallt es von den Felsen zurück, insgesamt 17’280 mal.<br />
Uri zeigt<br />
Nach jeder Passe tönt es im Lautsprecher «Sichern – Waffe tief – Achtung es wird gezeigt»!<br />
Die elektronische Trefferanzeige wird auf dem Rütli wohl nie Einzug halten – und<br />
das ist gut so. Wieselflink sind die Zeiger, ob jung oder alt, zur Stelle, markieren die Treffer<br />
mit den traditionellen Kellen. Die Zeiger stammen allesamt aus dem Kanton Uri – die<br />
meisten wohnen in der Gemeinde Seelisberg, meint René Bucher, langjähriger Obmann<br />
der Rütlisektion Hergiswil.<br />
In der Tat stellen die Seelisberger seit Jahren die meisten Rütli-Zeiger. Rote Fähnchen machen<br />
Schützen glücklich, schwenkende Schwarzkellen bringen Verdruss. Doch «Härdöpfel»,<br />
wie die Nuller vom Schützen genannt werden, muss man beim Rütlischiessen immer<br />
wieder zur Kenntnis nehmen. In der Regel legt sich die Enttäuschung bald und man erfreut<br />
sich am Erfolg der Kameraden und feiert tüchtig mit. Nach 13:00 Uhr steigert sich die<br />
fröhliche Stimmung schlagartig. «Volksgesänge» ertönen aus den «Horsten» von Stansstad,<br />
Emmetten und Buochs und mischen sich mit den einem Stakkato gleichenden Salven der<br />
48 in der Feuerlinie knienden Akteure. Das ist Rütli live!<br />
Maximum noch nie erreicht<br />
Das Maximum von 90 Punkten hat in der Geschichte des historischen Rütlischiessens<br />
noch niemand geschafft. Sagenhafte 89 Punkte wurden schon mehrmals geschossen, das<br />
letztemal im Jahre 1999 von Ruedi Abächerli, Giswil, das bedeutet immer noch Rekord<br />
– Weltrekord! Möglicherweise wird diese Limite das nächste Mal geknackt, zum 150.<br />
Jubiläum. Das wäre die absolute Krönung dieser schönsten und grössten Schützenveranstaltung<br />
der Schweiz.<br />
Stehen im Zentrum: Waldstätte-Sektionen<br />
Die fünf Waldstätte Sektionen (Uri, Schwyz, Nidwalden, Engelberg-Anderhalden und Stadt<br />
Luzern) sind Herz und Motor des Rütlischiessens. Sie stellen zusammen fast zwei Drittel<br />
der Teilnehmer. Die besten Beteiligungen können Schwyz und Nidwalden vorweisen.<br />
Diese Urschweizer sind Garant für den reibungslosen Ablauf dieser vaterländischen Veranstaltung.<br />
Alle fünf Jahre übernimmt eine dieser Sektionen das Kommando (genannt der<br />
«Vorort»), stellt ein OK zusammen und bringt das Schützenfest von A-Z über die Bühne.<br />
Vor und hinter den Kulissen arbeiten 170 Freiwillige. Während andere historische Schiessen<br />
(wie auch der gesamte Schiesssport) von Jahr zu Jahr Rückgänge der Teilnehmer feststellen,<br />
bleibt das Rütlischiessen attraktiv und damit die Beteiligung konstant. Neben den<br />
fünf Rütlisektionen haben 16 auswärtige Sektionen ewiges Gastrecht. Alle andern Vereine<br />
können nur auf Bewerbung hin und nach längeren Wartezeiten an der patriotischen Veranstaltung<br />
in der Zentralschweiz teilnehmen. Nun waren 32 Gastsektionen am Start.<br />
52 / Comstock <strong>103</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2011</strong>