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Evariste Galois war Mathematiker und starb zwanzigjärig in<br />
einem Duell.<br />
Für seine politischen I<strong>de</strong>ale wollte er sein Leben geben.<br />
In <strong>de</strong>r letzten Nacht schrieb er eine Theorie auf, die<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rte alte Fragen beantwortete.<br />
20-JäHRIGER BEI DUELL ERSCHOSSEN<br />
Am Mittwoch früh, <strong>de</strong>m 30. Mai, wur<strong>de</strong> Evariste Galois, Mathematiker und<br />
Monarchiegegner, verletzt am Straßenrand liegend aufgefun<strong>de</strong>n. Obwohl er sofort ins<br />
Krankenhaus Cochin gebracht wur<strong>de</strong>, verstarb er am nächsten Morgen an <strong>de</strong>n Folgen<br />
<strong>de</strong>s Schusses, <strong>de</strong>r seinen Bauch durchbohrte.<br />
Die Polizei geht von einem Streit in Liebesdingen aus. Evariste hinterließ einen Brief an<br />
seine republikanischen Freun<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>m er sich entschuldigt, nicht für die gemeinsame<br />
politische Sache sein Leben zu geben, son<strong>de</strong>rn für ein "verachtenswertes" Motiv. Bei<br />
<strong>de</strong>r mysteriösen Angebeteten han<strong>de</strong>lte es sich vermutlich um die Arzttochter Stéphanie<br />
D., die vor kurzem die Liebe <strong>de</strong>s jungen Mannes abgewiesen hatte.<br />
Allerdings bleiben einige Ungereimtheiten. So war Galois´ Waffe nicht gela<strong>de</strong>n. Laut<br />
Autopsiebericht wur<strong>de</strong> er seitlich getroffen, aus einer Entfernung von 25 Schritten. Der<br />
Mann, <strong>de</strong>r die tödliche Kugel abschoss, konnte bis jetzt nicht ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Der 18jährige Bru<strong>de</strong>r Alfred ist überzeugt, dass Evariste einem royalistischen Komplott<br />
zum Opfer gefallen ist. Der junge Mann war Mitglied <strong>de</strong>s verbotenen "Vereins <strong>de</strong>r<br />
Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Volkes" und war bereits durch Drohungen gegen König Louis-Philippe<br />
aufgefallen. Er war im April aus einer 6-monatigen Haft entlassen wor<strong>de</strong>n.<br />
Weiteren Gerüchten zufolge wur<strong>de</strong> das Duell von <strong>de</strong>n Republikanern selbst inszeniert.<br />
Laura Rigatelli vertritt diese Meinung und beruft sich auf durchgesickerte Hinweise eines<br />
königlichen Spions, <strong>de</strong>r bei einem konspirativen Treffen anwesend war.<br />
Aus Furcht vor Unruhen ließ <strong>de</strong>r Polizeipräfekt Gisquet das Begräbnis von Evariste Galois<br />
mit einem hohen Polizeiaufgebot begleiten. Anfang Juni versammelten sich 2000-3000<br />
potentielle Aufständische, um <strong>de</strong>m Verstorbenen das letzte Geleit zu geben. Die<br />
Veranstaltung verlief friedlich.<br />
STECKBRIEF<br />
rockte von 1811 bis 1832<br />
Lebensmotto Freiheit, Gleichheit, Brü<strong>de</strong>rlichkeit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tod.<br />
Übersetzt nach: Rigatelli, Laura Toti (1996): Evariste Galois. (1811-1832). Basel. S. 126.<br />
(Birkhäuser Verlag.) Übersetzung: u.acht.<strong>de</strong>.
Hotspots Mit 15 ent<strong>de</strong>ckt er seine Lei<strong>de</strong>nschaft für die Mathematik: Er liest in zwei Tagen das Buch<br />
"Geometrie" von Legendre, das für zwei Jahre Studium gedacht war.<br />
Greatest<br />
Hits<br />
Evariste kam nie mit Hierachien in <strong>de</strong>r Schule o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wissenschaft klar. Er fiel durch die<br />
Aufnameprüfung zur Ecole Polytechnique, weil er <strong>de</strong>m Prüfer einen Tafelwischlappen an <strong>de</strong>n Kopf<br />
warf.<br />
Kurz vor <strong>de</strong>r Prüfung hatte sich sein Vater nach einer royalistischen Rufmordkampagne das Leben<br />
genommen.<br />
Seine Theorie reichte er dreimal bei <strong>de</strong>r Pariser Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften ein. Zweimal fiel die<br />
Besprechung aus o<strong>de</strong>r das Papier ging verloren. Beim dritten Mal konnte niemand verstehen, dass<br />
ein junger Unbekannter solch schwierige Fragen lösen könnte.<br />
Évariste war Mitglied im verbotenen Bund "Société <strong>de</strong>s Amis du Peuple", <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Sturz <strong>de</strong>r<br />
Monarchie zum Ziel hatte.<br />
1831 hatte er bereits mit <strong>de</strong>r Justiz zu tun, nach<strong>de</strong>m er auf einem Festessen mit<br />
Republikbefürwortern in einem Trinkspruch <strong>de</strong>n König bedroht hatte - dabei hielt er ein offenes<br />
Taschenmesser in <strong>de</strong>r Hand.<br />
Erscheinungsbild:<br />
Wir kennen sein Erscheinungsbild, weil es bei seiner Haft 1831 im Gefängnis Ste-Pélagie,<br />
Frankreich eingetragen wur<strong>de</strong>.<br />
Körpergröße : 1,67 m<br />
Haare: kastanienbraun<br />
Augenbrauen : kastanienbraun<br />
Stirn : quadratisch<br />
Augenfarbe : braun<br />
Nase : groß<br />
Mund : klein<br />
Kinn : rund<br />
Gesicht : oval<br />
Galois-Theorie<br />
Mathematik Algebra: Galois-Theorie<br />
Lobhu<strong>de</strong>lei "Ich wer<strong>de</strong> keine heikle Vergleiche wagen; sicherlich gibt es mit Galois ebenbürtige Mathematiker<br />
unter <strong>de</strong>n Großen diesen Jahrhun<strong>de</strong>rts; durch die Originalität und die Tiefe <strong>de</strong>r Gedanken übertrifft<br />
ihn keiner."<br />
Émile Picard)<br />
Mathematiker, 1897, zit. Verdier, Norbert (2003): Les Genies <strong>de</strong> la Science N<strong>°</strong> 14 février 2003.<br />
"Wir brauchen diese Schwammwerfer. Einen dicken fetten nassen Schwamm für je<strong>de</strong>n dieser<br />
Wissensbarone, und ihre Arroganz und Selbstgefälligkeit läuft wie Schminke über ihre Visagen",<br />
sagt <strong>de</strong>r fiktive Mathematiker Constantin Colanik in:<br />
Klein, Bernd: Galois Schweigen (weitere Literaturangaben unbekannt), zitiert nach www.<strong>galois</strong>schweigen.<strong>de</strong>.<br />
"Gna<strong>de</strong>, Gna<strong>de</strong> für dieses so schwächliche und so tapfere Kind, auf <strong>de</strong>ssen Stirne drei Jahre<br />
Studium bereits Furchen so tief wie nach 60 Jahren gelehrtesten Nach<strong>de</strong>nkens hinterlassen<br />
haben; im Namen <strong>de</strong>r Wissenschaft und <strong>de</strong>r Tugend, lasst ihn leben! In drei Jahren wird er <strong>de</strong>r<br />
Gelehrte Évariste Galois sein!" Raspail, zitiert nach www.<strong>galois</strong>-schweigen.<strong>de</strong>.<br />
Geburtsort Bourg-la-Reine (bei Paris, Frankreich)<br />
Tourdaten Haft in Ste Pélagie von Juli 1831 bis April 1832
Zitate "Wenn ich nur sicher wäre, dass ein einziger Körper ausreicht, um die Menschen zur Revolte zu<br />
bringen. Dann wür<strong>de</strong> ich meinen geben."<br />
Zitiert nach: Rigatelli, Laura Toti (1996): Evariste Galois. (1811-1832). Basel. S. 14. (Birkhäser<br />
Verlag.) Übersetzung: u.acht.<strong>de</strong>.<br />
"Das wertvollste Buch eines gebil<strong>de</strong>ten Autors wäre dasjenige, in <strong>de</strong>m er alles aufführte, was er<br />
nicht weiß"<br />
Zitiert nach: www.<strong>galois</strong>-schweigen.<strong>de</strong>.<br />
"Wenn ich etwas an die Großen dieser Welt o<strong>de</strong>r an die Großen <strong>de</strong>r Wissenschaft richten sollte,<br />
dann wären es, ich schwöre es, keine Dankesworte."<br />
Übersetzt nach: www.math93.com. Übersetzung u-acht.<strong>de</strong>.<br />
Sophie Germain beschrieb in einem Brief an <strong>de</strong>n befreun<strong>de</strong>ten Mathematiker Libri Galois´<br />
Situation:<br />
"[...] <strong>de</strong>r Tod von Fourier war zuviel für diesen Stu<strong>de</strong>nten Galois, <strong>de</strong>r, (trotz seiner Unverfrorenheit)<br />
bösartig und unverfroren, Zeichen einer klugen Veranlagung offenbarte. All dies war aber zuviel, so<br />
dass er von <strong>de</strong>r Hochschule geworfen wur<strong>de</strong>. Er ist mittellos. [...] Als er wie<strong>de</strong>r zu Hause war [nach<br />
<strong>de</strong>r Haft wg. <strong>de</strong>r Festessens-Geschichte; Anmerkung <strong>de</strong>r Übersetzerin], machte er mit seiner<br />
Angewohnheit, Leute zu beleidigen, weiter, von <strong>de</strong>r er Ihnen nach Ihrem besten Vortrag an <strong>de</strong>r<br />
Aka<strong>de</strong>mie einen Eindruck gegeben hat. [...] Man sagt, er wird komplett durchdrehen. Ich fürchte es<br />
stimmt."<br />
Tony Rothman, zitiert nach www.titan.iwu.edu. Übersetzung u-acht.<strong>de</strong>.<br />
Familie Vater: Nicolas-Gabriel Galois, Schulleiter und Bürgermeister in Bourg-la-Reine (bei Paris,<br />
Frankreich), Republikbefürworter.<br />
Hobbies folgt<br />
Geschwister:<br />
Nathalie-Théodore, geb.1809<br />
Alfred, geb. 1814<br />
Freun<strong>de</strong> Louis-Paul-Emile Richard, sein Mathelehrer<br />
François-Vincent Raspail, Anführer <strong>de</strong>r Société <strong>de</strong>s Amis du Peuple<br />
Stéphanie Dumotel - die rätselhafte Unbekannte?<br />
Auguste Chevalier, <strong>de</strong>r treue Freund, <strong>de</strong>r sich um die postume Veröffentlichung bemühte.<br />
Autogramm folgt<br />
Sterbeart Er wur<strong>de</strong> in einem Duell erschossen.<br />
LINKS<br />
Evariste Galois bei Wikipedia: http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Evariste_Galois<br />
Eine Seite über Evariste Galois: http://www.<strong>galois</strong>-group.net/group/DE/<br />
LITERATUR<br />
Rigatelli, Laura Toti (1996): Evariste Galois. (1811-1832). Übertragen von John Denton.<br />
Basel. (Birkhäuser Verlag.)<br />
(Spannend und sehr informativ - gibt es lei<strong>de</strong>r nur auf italienisch o<strong>de</strong>r englisch.)<br />
ROMANE<br />
Infeld, Leopold (1954): Wen die Götter lieben. Übertragen von Doris Brehm. Wien.<br />
(Schönbrunn-Verlag)<br />
Petsinis, Tom (1999): Der französische Mathematiker. Aus <strong>de</strong>m Englischen von Kristian<br />
Lutze. Rheda-Wie<strong>de</strong>nbrück, Gütersloh.<br />
Klein, Bernd: Galois Schweigen. (weitere Literaturangaben unbekannt) http://<strong>galois</strong>schweigen.<strong>de</strong>