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Verstopfung - Obstipation

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Ratgeber für Patienten<br />

<strong>Obstipation</strong><br />

(<strong>Verstopfung</strong>)<br />

Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen,<br />

Darm, Leber und Stoffwechsel sowie von Störungen der Ernährung e.V.


EINLEITUNG<br />

In Deutschland leiden 20-30% der Bevölkerung über 60 Jahre an<br />

<strong>Verstopfung</strong> (<strong>Obstipation</strong>).<br />

Von <strong>Verstopfung</strong> spricht man, wenn Stuhlentleerungen seltener<br />

als dreimal pro Woche auftreten, mit erheblichen Beschwerden<br />

verbunden sind oder wenn es zu Begleitbeschwerden wie z.B.<br />

Bauchschmerzen und Blähungen kommt.<br />

Bei Patienten mit chronischer <strong>Verstopfung</strong> ist dann eine Therapie<br />

nötig, wenn mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sind:<br />

eine anhaltende Stuhl-Frequenz von weniger als drei-mal<br />

pro Woche<br />

sowie bei wenigstens einem Viertel aller Stuhlgangs-Entleerungen<br />

ein zur Stuhlentleerung notwendiges heftiges Pressen,<br />

ein harter Stuhl,<br />

ein Gefühl der unvollständigen Entleerung,<br />

ein Blockadegefühl oder eine notwendige manuelle Entleerungshilfe.<br />

Dafür gibt es zahlreiche Ursachen. Wichtig ist, daß jede neu<br />

auftretende und jede anhaltende <strong>Verstopfung</strong> von einem Arzt<br />

abgeklärt werden sollte, da ernste organische Erkrankungen die<br />

Ursache sein können.<br />

2


MÖGLICHE URSACHEN EINER VERSTOPFUNG<br />

Organische Erkrankungen:<br />

Darmtumoren<br />

Vorfall der Beckenbodenmuskulatur (Rektozele)<br />

Reizdarm<br />

erhöhter Druck im Bereich des Schließmuskels (Anismus)<br />

Ausstülpungen der Darmwand (Divertikulose)<br />

Schilddrüsenunterfunktion<br />

Morbus Parkinson<br />

Multiple Sklerose<br />

Kaliummangel<br />

Sonstige Ursachen:<br />

falsche Ernährung (zu wenig Ballaststoffe)<br />

wenig Ballaststoffe sind z.B. in:<br />

Weißbrot, Brötchen<br />

Kuchen, Kekse<br />

Teigwaren aus Weißmehl<br />

Pudding, Eis<br />

Cornflakes<br />

zu geringe Flüssigkeitsaufnahme<br />

zu wenig Bewegung<br />

Schwangerschaft<br />

Stress<br />

Bettlägerigkeit<br />

Medikamentennebenwirkung (z.B. Opiate, Medikamente gegen<br />

Depressionen, Eisenpräparate, Kalziumantagonisten, etc)<br />

Missbrauch von Abführmitteln<br />

3


WAS MUSS DER ARZT ZUR ABKLÄRUNG DER<br />

VERSTOPFUNG WISSEN ?<br />

Die Krankengeschichte:<br />

Bei berechtigtem Verdacht auf eine chronische <strong>Verstopfung</strong><br />

sind folgende Begleitumstände wichtig:<br />

Beschwerdedauer<br />

Stuhlbeschaffenheit, Stuhlhäufigkeit<br />

Ablauf des Entleerungsvorgangs<br />

Ernährungsgewohnheiten<br />

Art und Ausmaß körperlicher Aktivitäten<br />

regelmäßig eingenommene Medikamente<br />

Vor- und Begleiterkrankungen<br />

Welche Untersuchungen nimmt der Arzt vor:<br />

Körperliche Untersuchung, u.a. mit<br />

Abtasten des Bauches<br />

Inspektion der Analregion<br />

Austastung des Enddarmes<br />

Auch sollte auf Darmgeräusche und Blähungen geachtet werden<br />

Testen des Stuhls auf verstecktes Blut,<br />

Kleines Labor mit Bestimmung der Schilddrüsenhormone und<br />

der Blutsalze (Kalium),<br />

eine Spiegelung des Enddarmes und des Mastdarmes (Prokto-<br />

Rektosigmoidoskopie),<br />

bei Verdacht auf Dickdarmerkrankung hohe Spiegelung des<br />

Dickdarmes (hohe Koloskopie)<br />

eine Ultraschalluntersuchung des Bauches,<br />

sowie evtl. Spezialuntersuchungen wie z.B. die Druckmessung<br />

im Enddarm (Rektummanometrie), Bestimmung der Transitzeit<br />

im Röntgen (siehe Abbildung Seite 5).<br />

Wird eine organische Ursache für die <strong>Verstopfung</strong> gefunden, muß<br />

zunächst die Grunderkrankung behandelt werden. Ergibt sich<br />

aus dieser Basisdiagnostik keine Notwendigkeit für eine weiterführende<br />

Diagnostik, und läßt sich auch keine eindeutige Ursache<br />

für die <strong>Verstopfung</strong> finden, die eine ursächliche Behandlung<br />

möglich machen würde, sollte versucht werden, die <strong>Verstopfung</strong><br />

durch Allgemeinmaßnahmen zu beseitigen.<br />

4


Abbildung: Zur Bestimmung der Stuhlpassagezeit im Dickdarm nimmt<br />

der Patient an 6 aufeinanderfolgenden Tagen immer zur selben Zeit je<br />

20 röntgendichte Marker in einer Kapsel mit etwas Flüssigkeit ein. Die<br />

Marker haben für jeden Tag eine andere Form. Am 7. Tag wird eine Röntgenübersichtsaufnahme<br />

vom Bauch angefertigt und dann mit einer Formel<br />

die Passagezeit der verschiedenen Marker im Dickdarm berechnet.<br />

BASISBEHANDLUNG<br />

vor dem Aufstehen eine sanfte Bauchmassage entlang dem<br />

Dickdarmverlauf<br />

morgens auf nüchternen<br />

Magen 1 Glas kühler<br />

Fruchtsaft oder stilles<br />

Wasser<br />

Darmentleerung jeweils<br />

möglichst zur gleichen<br />

Tageszeit planen<br />

Körperliche Bewegung<br />

Stressabbau<br />

5


Ballaststoffreiche Kost mit viel Flüssigkeit<br />

Ballaststoffreiche Kost:<br />

Vollkornbrot<br />

Vollkornmehlkuchen, Vollkornkekse<br />

Vollkornnudeln, Hirse<br />

Obstsalat, Backobst, Müsli<br />

Getreideflocken, Cerealien<br />

Gemüse, Salat<br />

Vermeiden von Fast Food, Weißmehlprodukten, Süßigkeiten,<br />

tierischem Fett, Kaffee<br />

Sind diese Maßnahmen erfolglos, kann nach 2-3 Tagen ein Einlauf<br />

durchgeführt werden.<br />

Sollte trotz konsequenter Durchführung der oben genannten Basistherapie<br />

eine Therapie mit Abführmitteln notwendig werden,<br />

sollten diese, wenn möglich, nur alle 2-3 Tage unter ärztlicher<br />

Kontrolle eingenommen werden.<br />

6<br />

Wichtig ist, dass der chronische Gebrauch von<br />

Abführmitteln durch einen Verlust an Kalium<br />

selbst eine <strong>Verstopfung</strong> auslösen kann.


WIE WIRKEN ABFÜHRMITTEL ?<br />

Es gibt verschiedene Arten von Abführmitteln, die auf unterschiedliche<br />

Weise wirken:<br />

1. Füll- u. Quellmittel (Leinsamen, Kleie, indischer Flohsamen, etc.)<br />

Diese Substanzen binden Flüssigkeit, wodurch eine starke Volumenzunahme<br />

erreicht wird. Dadurch wird ein Dehnungsreiz auf<br />

die Darmwand ausgeübt und der Darm zu intensiver Tätigkeit angeregt.<br />

Füll-und Quellmittel werden nicht vom Organismus aufgenommen<br />

und führen deswegen nicht zu schweren Nebenwirkungen<br />

im Körper. Wichtig ist jedoch, immer ausreichend Flüssigkeit<br />

zuzuführen, um einen Darmverschluss zu vermeiden.<br />

2. Gleitmittel (Glycerin)<br />

Dieses Mittel macht den Stuhl weich und gleitfähig, ohne vom Organismus<br />

aufgenommen zu werden. Es wird v.a. bei bettlägerigen<br />

Patienten und bei schmerzhaften Analerkrankungen eingesetzt.<br />

Der Einsatz von Gleitmitteln kann zu Vitaminverlust führen, da Vitamine<br />

ausgeschwemmt werden können. Es kann zu Verdauungsstörungen<br />

kommen.<br />

3. Osmotisch wirksame Mittel (Glaubersalz, Bittersalz, Laktulose etc.)<br />

Diese Mittel bewirken eine Flüssigkeitsverschiebung vom Blut in<br />

den Darm. Dadurch wird der Stuhl flüssiger. Es muß jedoch ausreichend<br />

Flüssigkeit zugeführt werden, um den Verlust aus dem Blut<br />

auszugleichen. Diese Abführmittel sind bei nur kurzfristiger Anwendung<br />

bedenkenlos, können jedoch bei zu hoher Dosierung<br />

und zu langem Gebrauch zu Vitamin- und Mineralstoffverlusten<br />

führen und die Wirkung mancher Medikamente abschwächen.<br />

4. Hydragog (wassereinstromfördernd) wirkende Mittel (Faulbaumrinde,<br />

Sennesblätter, Aloe, Rizinusöl, Bisacodyl etc.)<br />

Sie bewirken den Einstrom von Wasser aus der Darmwand in den<br />

Darminnenraum. Auch diese Substanzen führen zu Mineralstoffverlusten.<br />

Außerdem können einige dieser Abführmittel die<br />

Darmbewegungen derart anregen, daß der Dickdarm auf eigene<br />

Steuerungsmechanismen nicht mehr ausreichend reagieren<br />

kann. Dies kann dazu führen, daß die Dosis des Abführmittels erhöht<br />

werden muß, da die Bewegungsaktivität des Darmes durch<br />

das Abführmittel selbst geschädigt ist. Deshalb sollten diese<br />

Abführmittel nur kurzfristig eingesetzt werden.<br />

7


Verfasser:<br />

Dr. Nicole Bregenzer<br />

Klinik und Poliklinik für Innere Medizin 1<br />

Universitätsklinikum Regensburg<br />

93042 Regensburg<br />

Friedrich-List-Straße 13 . 35398 Giessen . Germany<br />

Tel. +49-6 41- 9 74 81 - 0 . Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen,<br />

Darm, Leber und Stoffwechsel sowie von Störungen der Ernährung e.V.<br />

Fax +49-6 41-9 74 81 - 18<br />

Internet: www.gastro-liga.de

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