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Einfluss der Ernährung auf die Wundheilung

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<strong>Einfluss</strong> <strong>der</strong> <strong>Ernährung</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Wundheilung</strong><br />

von Kerstin Protz<br />

Es gibt viele systemische Faktoren, <strong>die</strong> einen <strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Wundheilung</strong> haben z.B. Alter des<br />

Patienten, Medikamente, Durchblutung, Mobilität,<br />

Immunstatus, Begleiterkrankungen, Psyche<br />

sowie <strong>die</strong> Nahrungs- und Flüssigkeits<strong>auf</strong>nahme.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Wundheilung</strong> findet ein <strong>auf</strong>wendiger Wie<strong>der</strong>herstellungsprozess<br />

statt, <strong>der</strong> viel Energie und<br />

Zellbaumaterial verbraucht. Die Nahrung <strong>die</strong>nt<br />

zur Bereitstellung <strong>die</strong>ser benötigten Ressourcen<br />

und ist somit ein wesentlicher Faktor für einen<br />

erfolgreichen Heilungsprozess.<br />

So kann <strong>der</strong> <strong>Ernährung</strong>szustand bei ungenügen<strong>der</strong><br />

Nährstoffzufuhr <strong>die</strong> Abheilung negativ beeinflussen<br />

und beispielsweise das Auftreten eines Dekubitalgeschwürs<br />

noch beschleunigen.<br />

<strong>Ernährung</strong> ist grundlegend für den Energiehaushalt<br />

des Körpers. Ebenso basieren <strong>die</strong> Stoffwechselprozesse<br />

und <strong>der</strong> Aufbau des Körpergewebes <strong>auf</strong><br />

den durch Lebensmittel zur Verfügung gestellten<br />

Nährstoffen. <strong>Ernährung</strong> beeinflusst darüber<br />

hinaus das Wachstum, sorgt für Ersatz und Synthese<br />

körpereigener Stoffe und optimiert <strong>die</strong> Zellfunktion.<br />

Die Zusammensetzung <strong>der</strong> Nahrung sollte ausgewogen<br />

aus Eiweißen, Kohlenhydraten, Fetten,<br />

Mineralstoffen, Spurenelementen, Ballaststoffen,<br />

Vitaminen, Energie und Wasser bestehen. Entsteht<br />

ein Ungleichgewicht <strong>die</strong>ser für den menschlichen<br />

Organismus wichtigen Stoffe, wird von<br />

einer Malnutrition gesprochen. Diese Fehl-, Übero<strong>der</strong><br />

Unterernährung kann sowohl bedeuten, dass<br />

jemand adipös, kachektisch o<strong>der</strong> auch normalgewichtig<br />

ist, dabei aber unter einem Mangel an verschiedenen<br />

lebensnotwendigen Nährstoffen leidet.<br />

Bewertungsmethoden des <strong>Ernährung</strong>szustandes<br />

Es gibt verschiedene Methoden, den <strong>Ernährung</strong>szustand<br />

zu bewerten.<br />

BMI – Beispielberechnung<br />

Körpergewicht: 50 kg<br />

Körpergröße: 1,78 m<br />

BMI: 50 : (1,78) 2 = 15,8<br />

Der Body-Maß-Index<br />

(BMI) gibt Aufschluss<br />

über ein Unter-,<br />

Normal- o<strong>der</strong> Übergewicht.<br />

Er errechnet<br />

sich aus Körpergewicht<br />

geteilt durch<br />

Körpergröße in m 2 .<br />

Ergibt sich bei <strong>die</strong>ser Berechnung ein Wert von<br />

≤ 19, besteht ein Untergewicht. Werte von 20 –<br />

25 grenzen den Bereich des Normalgewichts ab,<br />

und Werte > 25 deuten <strong>auf</strong> ein bestehendes Übergewicht<br />

hin. Die Normbereiche verschieben sich<br />

mit zunehmenden Alter. Die Grundsatzstellungnahme<br />

des Medizinischen Dienstes <strong>der</strong> Spitzenverbände<br />

<strong>der</strong> Krankenkassen (MDS) gibt bei <strong>der</strong><br />

Altersgruppe ≥ 65 Jahre den Normbereich mit<br />

24 – 29 an. Die Normwerte sind im Alter erhöht,<br />

um so einen Puffer bzw. Reserven für z.B. Krankheiten<br />

vorzuhalten.<br />

Die Bioelektrische Impedanz Analyse (BIA)<br />

misst über zwei Elektroden an Hand und<br />

Fußrücken, <strong>die</strong> unterschiedlichen Wi<strong>der</strong>stände<br />

<strong>der</strong> Körpergewebe und bestimmt so <strong>die</strong><br />

Anteile an Körperwasser, Fettmasse und Körperzellmasse<br />

(Muskeln und Organe).<br />

Durch <strong>die</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Trizepshautfaltendicke<br />

und des Armmuskelumfangs ergeben<br />

sich Hinweise <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Fett- und Muskelmasse des Körpers. Die<br />

Normwerte liegen bei Männern bei 28 cm<br />

und bei Frauen bei 22 cm.<br />

Größere Abweichungen ins Negative deuten<br />

<strong>auf</strong> einen Schwund <strong>der</strong> Muskelmasse hin.<br />

Zusätzlich gibt es verschiedene Anamnesebögen/Risiko-Scores,<br />

<strong>die</strong> das <strong>Ernährung</strong>srisiko<br />

bzw. den <strong>Ernährung</strong>szustand, insbeson<strong>der</strong>e<br />

älterer Menschen, erfassen. Hierzu zählt z.B.<br />

das Mini Nutritional Assessment MNA (Fa.<br />

Nestlé) o<strong>der</strong> das Subjective Global Assessment<br />

(SGA) sowie <strong>der</strong> Bogen Geriatrische Langzeitbetreuung<br />

(Fa. Abbott).<br />

Eine genaue Aussage über eine mögliche Malnutrition<br />

liefert <strong>die</strong> Laboruntersuchung.<br />

Energie- und Flüssigkeitsbedarf<br />

Der Grundumsatz, d.h. <strong>der</strong> Kalorienbedarf im<br />

Ruhezustand, bei einem gesunden erwachsenen<br />

Menschen wird mit 24 kcal/kg Körpergewicht/Tag<br />

berechnet. Er ist abhängig vom Geschlecht, Alter,<br />

<strong>der</strong> Körperoberfläche und dem vorherrschenden<br />

Klima. Bei körperlicher Anstrengung o<strong>der</strong><br />

bestimmten Krankheitsbil<strong>der</strong>n steigt <strong>der</strong> Energiebedarf.<br />

MagSi ®<br />

Das Thema<br />

Frau Kerstin Protz,<br />

Fachautorin, Referentin<br />

für Wundversorgungskonzepte,<br />

Home SUP-<br />

PLY + CARE (HSC)<br />

Beteiligungs GmbH,<br />

Private Anschrift:<br />

Bachstr. 75,<br />

22083 Hamburg,<br />

kerstin.protz@gmx.de<br />

43 04/2007 3


Das Thema<br />

Beispiele <strong>der</strong> Energieerhöhung bei bestimmten Krankheitsbil<strong>der</strong>n:<br />

Bettlägerige Patienten:<br />

25-30 kcal/kg Körpergewicht/Tag<br />

Dekubitus sowie an<strong>der</strong>e Wunden, Tumorpatienten:<br />

30-35 kcal/kg Körpergewicht/Tag<br />

Hochgradige Verbrennungen, Polytraumen:<br />

35-45 kcal/kg Körpergewicht/Tag<br />

Hierbei handelt es sich lediglich um Pauschalwerte.<br />

4 MagSi ®<br />

Die sogenannte Harris-Benedict-Formel bietet<br />

eine genauere Berechnungsmethode für den<br />

Grundumsatz (GU), <strong>der</strong> ebenfalls in kcal angegeben<br />

wird.<br />

Männer:<br />

GU (kcal/24h) = 66 + (13,7 x Gewicht in kg)<br />

+ (5 x Größe in cm) – (6,8 x Alter in Jahren)<br />

Beispiel: Gewicht 79 kg, Größe 177 cm,<br />

Alter von 73 Jahre<br />

GU (kcal/24h) = 66 + (13,7 x 79)<br />

+ (5 x 177) – (6,8 x 73) = 1536,9 kcal<br />

Frauen:<br />

GU (kcal/24h) = 655 + (9,6 x Gewicht in kg)<br />

+ (1,8 x Größe in cm) – (4,7 x Alter in Jahren)<br />

Beispiel: Gewicht 61 kg, Größe 156 cm,<br />

Alter 80 Jahre<br />

GU (kcal/24h) = 655 + (9,6 x 61)<br />

+ (1,8 x 156) – (4,7 x 80) = 1145,4 kcal<br />

Diese Formel berechnet nur den jeweiligen<br />

Grundumsatz. Für <strong>die</strong> Ermittlung des Gesamtenergiebedarfs<br />

sollten <strong>die</strong> sogenannten bedarfssteigernden<br />

Faktoren „Aktivität“ und „Stress“ in <strong>die</strong><br />

Berechnung mit einbezogen werden:<br />

Aktivitätsgrad Aktivitätsfaktor<br />

beatmet GU x 1,0<br />

bettlägerig GU x 1,2<br />

teilmobil GU x 1,25<br />

mobil GU x 1,3<br />

Stressgrad Stressfaktor<br />

komplikationslos GU x 1,0<br />

Frakturen GU x 1,2-1,35<br />

kleine Operation GU x 1,2<br />

Wunden < 50 cm 2 GU x 1,3-1,5<br />

Wunden > 50 cm 2 GU x 1,5-1,9<br />

Superinfektion/Sepsis GU x 1,4-1,6<br />

Verbrennungen GU x 2,1<br />

Der Gesamtenergiebedarf berechnet sich aus<br />

GU x Aktivitätsfaktor x Stressfaktor.<br />

43 04/2007<br />

Neben dem Energiebedarf ist <strong>auf</strong> eine ausreichende<br />

Flüssigkeitszufuhr zu achten. Eine praktikable Faustregel,<br />

<strong>die</strong> sich an den Empfehlungen <strong>der</strong> Deutschen<br />

Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> (DGE) orientiert, gibt<br />

den Flüssigkeitsbedarf eines herzgesunden Menschen<br />

mit 35-40 ml/kg Körpergewicht/Tag an.<br />

In <strong>der</strong> Grundsatzstellungnahme „<strong>Ernährung</strong> und<br />

Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen“ des<br />

MDS wird eine genauere Berechnungsformel<br />

zugrunde gelegt:<br />

100 ml je kg für <strong>die</strong> ersten 10 kg<br />

50 ml je kg für <strong>die</strong> zweiten 10 kg<br />

15 ml für jedes weitere kg<br />

Beispiel bei 65 kg = 1000 + 500 + 675 = 2175 ml<br />

Unter dem <strong>Einfluss</strong> bestimmter Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

wie Fieber, Erbrechen, Durchfall, starkem Schwitzen,<br />

großflächigen Verbrennungen und Wunden<br />

entsteht eine Bedarfssteigerung, <strong>die</strong> entsprechend<br />

auszugleichen ist. Unzureichende Flüssigkeitszufuhr<br />

hat direkte negative Auswirkungen <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Wundheilung</strong>. Das Blut verdickt sich, Abfall- und<br />

Schlackenstoffe werden unzureichend abgeführt<br />

und sammeln sich im Gewebe an. Es entsteht eine<br />

Unterversorgung an Sauerstoff und lebensnotwendigen<br />

Nährstoffen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Wundheilung</strong> nachhaltig<br />

stören und verzögern. Zudem besteht längerfristig<br />

<strong>die</strong> Gefahr einer Dehydration. Kennzeichnend<br />

hierfür sind trockene Mundschleimhäute,<br />

konzentrierter Urin und rascher schwacher Pulsschlag.<br />

<strong>Einfluss</strong> <strong>der</strong> <strong>Ernährung</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Wundphasen<br />

Die Reinigungsphase ist gekennzeichnet durch <strong>die</strong><br />

Selbstreinigung <strong>der</strong> Wunde infolge einer katabolen<br />

Autolyse (= Eiweißabbau). Leukozyten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Makrophagen bauen Fremdkörper wie Beläge,<br />

Zelltrümmer und sonstige Abfallprodukte ab.<br />

Reinigungsphase<br />

Die zweite Phase <strong>der</strong> <strong>Wundheilung</strong>, <strong>die</strong> Proliferations-<br />

o<strong>der</strong> Granulationsphase, wird durch eine<br />

anabole Stoffwechselumstellung eingeleitet.


Granulationsphase<br />

Einwan<strong>der</strong>nde Fibroblasten bauen Kollagengewebe<br />

<strong>auf</strong>. Es werden neue Kapillaren gebildet. Dadurch<br />

erscheint rot gekörntes, gut durchblutetes Granulationsgewebe.<br />

Diese anabole Umstellung des<br />

Stoffwechsels ist <strong>die</strong> Grundvoraussetzung für eine<br />

optimale <strong>Wundheilung</strong>. Die Eiweißsynthese in<br />

den Körperzellen, speziell <strong>die</strong> Albuminsynthese in<br />

<strong>der</strong> Leber, wird intensiviert und <strong>die</strong> Muskelkraft<br />

durch <strong>die</strong>sen anabolen Eiweißeinbau noch erhöht.<br />

In <strong>die</strong>ser Phase entnimmt <strong>der</strong> Körper aus <strong>der</strong><br />

zugeführten Nahrung vermehrt Proteine. Infolgedessen<br />

verspürt <strong>der</strong> Patient ein gesteigertes Hungergefühl.<br />

Deshalb benötigt <strong>der</strong> Organismus in<br />

<strong>der</strong> Granulationsphase eine speziell angepasste<br />

<strong>Ernährung</strong>, um <strong>die</strong> benötigten Nährstoffe zu<br />

erhalten und somit <strong>die</strong> <strong>Wundheilung</strong> zu för<strong>der</strong>n.<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Malnutrition <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Wund-/<br />

Dekubitusentstehung<br />

Mangelernährung geht häufig einher mit Appetitlosigkeit,<br />

<strong>die</strong> das Essverhalten nachhaltig stört.<br />

Die daraus resultierende Min<strong>der</strong>versorgung an<br />

essentiellen Nährstoffen führt zum körperlichen<br />

Abbau und schwächt den gesamten Organismus.<br />

Der Patient wird zunehmend antriebsärmer bis<br />

hin zur Immobilität, d.h. er verän<strong>der</strong>t seine Position<br />

aus eigenem Antrieb seltener, wodurch das<br />

Dekubitusrisiko steigt. So kann über einen längeren<br />

Zeitraum Druck <strong>auf</strong> das Gewebe des Patienten<br />

einwirken und provoziert dadurch eine vermin<strong>der</strong>te<br />

Durchblutung. Daraus resultiert eine<br />

unzureichende Versorgung des Gewebes mit<br />

Nährstoffen wie Glucose, Eiweiß, Elektrolyten,<br />

Sauerstoff, Spurenelementen und Vitaminen. Die<br />

Zellen in <strong>der</strong> betroffenen Körperregion sterben ab,<br />

und es bildet sich eine Nekrose aus.<br />

Der fortschreitende Gewichtsverlust führt zur<br />

Kachexie und dadurch zu einer Reduktion des<br />

Unterhautfettgewebes. Die Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Haut nimmt ab. Sie wird über den Knochen-<br />

vorsprüngen dünner und atrophiert. Durch <strong>die</strong><br />

hervorstehenden Knochen hebt sich <strong>die</strong> Krümmung<br />

<strong>der</strong> Körperkontur verstärkt hervor. Die Empfindlichkeit<br />

gegenüber Druckeinwirkung erhöht sich.<br />

Daraus resultiert eine Unterversorgung des Gewebes<br />

mit lebensnotwendigen Nährstoffen. Es kommt<br />

zum Absterben <strong>der</strong> Zellen und letztlich zur Ausbildung<br />

einer Gewebsnekrose. Die Knochensubstanz<br />

ist durch eine Mangelversorgung an Vitamin<br />

D und insbeson<strong>der</strong>e Calcium stark beeinträchtigt.<br />

Eine Folgeerkrankung ist Osteoporose. Es besteht<br />

<strong>die</strong> Gefahr, dass bereits durch einen leichten Sturz<br />

Knochenbrüche ausgelöst werden können.<br />

Durch <strong>die</strong> Malnutrition tritt Flüssigkeit aus <strong>der</strong><br />

Blutbahn ins Gewebe aus. Es kommt zur Ausbildung<br />

von Eiweißmangelödemen. Dadurch nimmt<br />

<strong>der</strong> Blutfluss im Gewebe ab bis hin zur Ausbildung<br />

einer Ischämie. Da nun eine Min<strong>der</strong>versorgung<br />

des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen<br />

vorliegt, zusätzlich Schlacken- und Abfallstoffe<br />

verspätet abtransportiert werden, bildet sich letztendlich<br />

erneut ein Ulcus aus.<br />

Eine Mangelversorgung an lebensnotwendigen<br />

Nährstoffen hat negative Folgen für <strong>die</strong> <strong>Wundheilung</strong>:<br />

verlängerte Entzündungsphase<br />

vermin<strong>der</strong>te Kollagensynthese<br />

reduzierte Fibroblastenaktivität<br />

reduzierte Angiogenese<br />

verzögertes Remodelling<br />

reduzierte mechanische Stabilität <strong>der</strong> Wunde<br />

und führt somit zu einer deutlich verzögerten<br />

<strong>Wundheilung</strong>.<br />

Bedarfsgerechte <strong>Ernährung</strong> bei Wunden<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk liegt in <strong>der</strong> Zufuhr<br />

von Nährstoffen, <strong>die</strong> für den Zell<strong>auf</strong>bau und <strong>die</strong><br />

Kollagensynthese benötigt werden: Eiweiß, Zink,<br />

Eisen, Arginin, Vitamin A, B-Reihe, C und ausreichend<br />

Kalorien. Zusätzlich sind Nährstoffe<br />

erfor<strong>der</strong>lich, <strong>die</strong> freie Radikale abfangen und entzündlichen<br />

Prozessen entgegensteuern: Antioxidantien,<br />

Eiweiß und Energie.<br />

Des Weiteren ist <strong>auf</strong> eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />

zu achten, um Nährstoffe herbei- und<br />

Abfall-/ Schlackenstoffe abzutransportieren. Mögliche<br />

Flüssigkeitsverluste durch Wunden, Fieber,<br />

etc. müssen unbedingt entsprechend ausgeglichen<br />

werden (s.o.).<br />

Kohlenhydrate sind <strong>die</strong> wichtigste Energiequelle<br />

des menschlichen Körpers und sollten 55% unserer<br />

täglichen Nahrung ausmachen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>die</strong> Zellproliferation in <strong>der</strong> <strong>Wundheilung</strong> ist ein<br />

sehr energiefor<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Prozess.<br />

Fette sind <strong>der</strong> zweitwichtigste Energielieferant des<br />

menschlichen Körpers und sollten 30% unserer<br />

MagSi ®<br />

Das Thema<br />

43 04/2007 5


6 MagSi ®<br />

täglichen Nahrung ausmachen. Ein Mangel führt<br />

zum Abbau von Proteinen. Fette sind Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Zellmembranen und Träger von essentiellen<br />

Fettsäuren sowie fettlöslichen Vitaminen, <strong>die</strong> für<br />

<strong>die</strong> <strong>Wundheilung</strong> benötigt werden.<br />

Proteine sollten 15% unserer täglichen Nahrung<br />

ausmachen und unterstützen den Körper beim<br />

Aufbau von Muskulatur sowie Stütz- und Kollagengewebe.<br />

Bei Wunden/ Dekubitalgeschwüren,<br />

hochgradigen Verbrennungen o<strong>der</strong> einer ausgeprägten<br />

Malnutrition ist <strong>der</strong> Eiweißbedarf erhöht.<br />

Grundsätzlich ist eine Eiweißzufuhr von 0,8-1,1 g/kg<br />

Körpergewicht/Tag angeraten. Die beispielhaft<br />

genannten Erkrankungen erhöhen den Bedarf <strong>auf</strong><br />

1,5-2,0 g/kg Körpergewicht pro Tag. Proteine<br />

werden für <strong>die</strong> Vernarbung und somit zur Abheilung<br />

<strong>der</strong> Wunde benötigt. Je nach Grad <strong>der</strong><br />

Wundexsudation können pro Tag bis zu 50 g<br />

Eiweiß über <strong>die</strong> Wunde verloren gehen.<br />

Vitamine sind essentielle Nährstoffe und haben<br />

unterschiedliche Speicherzeiten im Körper. Sie<br />

sind grundlegend für viele Stoffwechselvorgänge<br />

und för<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Kollagenbildung (Vitamine A<br />

und C). Bei zu geringer Zufuhr kommt es zu<br />

Mangelerscheinungen bis hin zu akuter Lebensbedrohung.<br />

Größere Wunden führen zu überdurchschnittlichen<br />

Verlusten durch Wundexsudat. Hinzu<br />

kommt <strong>die</strong> Ausscheidung durch Urin.<br />

Auch Mineralstoffe sind essentielle Nährstoffe, <strong>die</strong><br />

eine tragende Rolle in <strong>der</strong> Immunabwehr und<br />

<strong>Wundheilung</strong> spielen. Sie regulieren den Wasser-<br />

/Säure- und Basenhaushalt und steuern so den<br />

osmotischen Druck in den Körperflüssigkeiten.<br />

Kalium, Calcium, Magnesium und Natrium liefern<br />

Elektrolyte. Spurenelemente wie Jod, Mangan,<br />

Selen, Zink werden zur optimalen Aufnahme<br />

<strong>der</strong> Makronährstoffe Kohlenhydrate, Fett und<br />

Protein benötigt. Sie verbessern <strong>die</strong> Angiogenese,<br />

<strong>die</strong> postoperative Narbenbildung und sind in allen<br />

<strong>Wundheilung</strong>sphasen sehr wichtig. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

Zink spielt in <strong>der</strong> Eiweißsynthese eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten vorliegende<br />

Nährstoffdefizite auszugleichen. Spezielle Andickungsmittel,<br />

geschmacksneutrale Nahrungsergänzungspulver<br />

o<strong>der</strong> extra angereicherte Trinknahrungen<br />

in sogenannten Tetrapaks ermöglichen Patienten<br />

mit Schluckbeschwerden o<strong>der</strong>, insbeson<strong>der</strong>e<br />

älteren Menschen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Lust am Essen verloren<br />

haben, ihre Nährstoffdefizite auszugleichen bzw.<br />

ihre Nahrung entsprechend <strong>auf</strong>zuwerten. Die<br />

Industrie bietet eine <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Bedürfnisse <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> angepasste Produktauswahl<br />

z.B. mit erhöhtem Eiweiß-, Zink- und<br />

Kaloriengehalt an. Die Tagesdosierung und<br />

Zusammensetzung hängen jeweils vom Wundzustand<br />

und dem jeweiligen Krankheitsbild ab.<br />

Wenn <strong>die</strong> Grundursachen <strong>der</strong> Wundentstehung<br />

nicht mitbehandelt und/o<strong>der</strong> ausgeschaltet werden,<br />

können eine angepasste <strong>Ernährung</strong> und adäquate<br />

Wundversorgung alleine keinen Heilungserfolg<br />

erzielen.<br />

Andickungspulver Nahrungsergänzungsmittel<br />

43 04/2007<br />

Anfragen und Literaturangaben bei <strong>der</strong> Verfasserin

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