download als PDF - Dr. Staber & Kollegen GmbH
download als PDF - Dr. Staber & Kollegen GmbH
download als PDF - Dr. Staber & Kollegen GmbH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.labor-staber.de<br />
L A B O R I N F O R M A T I O N<br />
Einfluss neuer direkter oraler Antikoagulanzien (DOAC) auf Gerinnungsanalysen<br />
Sehr geehrte Kolleginnen und <strong>Kollegen</strong>,<br />
seit 2008 stehen Dabigatran (Pradaxa) und Rivaroxaban<br />
(Xarelto) <strong>als</strong> oral zu verabreichende Gerinnungsinhibitoren<br />
zur Thrombose-Prophylaxe bei Hüft- und<br />
Kniegelenksoperationen zur Verfügung. Dabigatran ist seit<br />
September 2011 und Rivaroxaban seit Dezember 2011 auch<br />
zur Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit<br />
Vorhofflimmern mit mindestens einem Risikofaktor<br />
zugelassen. Rivaroxaban ist darüber hinaus zur Therapie der<br />
tiefen Beinvenenthrombose und Prophylaxe bei<br />
rezidivierender Beinvenenthrombose bzw. Lungenembolie<br />
zugelassen.<br />
Da es für diese Substanzen (noch) kein Antidot gibt, ergeben<br />
sich dringende Fragen zum Verfahren in Notfallsituationen<br />
und nach dem Stellenwert der in der Routine und<br />
Notfallsituation verfügbaren Gerinnungstests (1).<br />
Dabigatran hemmt direkt Thrombin (Faktor IIa) und<br />
beeinflusst deshalb viele Thrombin-basierte funktionelle<br />
Gerinnungsanalysen („Clotting-Teste“). Es führt z. B. zu einer<br />
erheblichen Verlängerung der aPTT und der Thrombinzeit.<br />
Aber auch der „Quick-Wert“ kann in geringerem Maße zu<br />
niedrig, der INR zu hoch gemessen werden. Bei<br />
thrombinunabhängigen Methoden bleiben die Antithrombin-<br />
Ergebnisse valide.<br />
Rivaroxaban ist ein direkter Faktor Xa-Inhibitor und führt zu<br />
f<strong>als</strong>ch erniedrigten Quick- und erhöhten INR-Ergebnissen. In<br />
geringerem Ausmaß kann aber auch die aPTT verlängert<br />
werden. Antithrombin-Ergebnisse werden bei Verwendung<br />
von Faktor Xa-basierten Testen f<strong>als</strong>ch zu hoch ermittelt.<br />
Je nach Messprinzip werden von beiden Medikamenten auch<br />
viele andere Gerinnungsanalysen gestört, insbesondere bei<br />
therapeutischer aber auch bei prophylaktischer Dosis (3).<br />
Die gängigen Gerinnungsteste sind aber n i c h t<br />
ausreichend für ein Therapiemonitoring geeignet.<br />
Eine Übersicht über die zu erwartenden Effekte ist auf Seite<br />
2 tabellarisch zusammengefasst.<br />
K-LI-Neue Antikoagulanzien-2013-03-07.doc<br />
<strong>Dr</strong>. M. <strong>Staber</strong><br />
Klipphausen, März 2013<br />
Folgende allgemeine Vorgehensweisen (2) sollten bei<br />
Blutungskomplikationen beachtet werden: Feststellen von<br />
Ausmaß und Lokalisation der Blutung, Absetzen des<br />
Medikaments, mechanische oder chirurgische Blutstillung,<br />
Blut- und Flüssigkeitsersatz, Gabe von Frischplasma,<br />
Gerinnungsfaktoren, Prothrombinkomplex-Konzentrat oder<br />
aktiviertem Faktor VIIa, in Abhängigkeit von den<br />
pharmakokinetischen Eigenschaften ggf. zusätzlich Diurese,<br />
Dialyse oder Plasmapherese.<br />
Spezielle Vorgehensweisen bei akutem Schlaganfall, bei<br />
intrakraniellen und gastrointestinalen Blutungen sind im<br />
Deutschen Ärzteblatt 2012; 109 (39): A-1928 / B-1570 / C-<br />
1542 beschrieben.<br />
Fazit:<br />
Viele Analysenergebnisse werden in Abhängigkeit von<br />
Untersuchungsmethode und Testreagenz in<br />
unterschiedlichem Ausmaß verfälscht. Die auftretenden<br />
Störeffekte sind daher nicht generell von Labor zu Labor<br />
vergleichbar! Abschließende Studienergebnisse stehen noch<br />
aus. Grundsätzlich unbeeinflusst bleiben<br />
Analysenergebnisse, die mittels Immunoassays ermittelt<br />
werden: dies betrifft die D-Dimere und das von-Willebrand-<br />
Faktor-Antigen.<br />
Monitoring:<br />
Für beide Medikamente gibt es spezielle für das Monitoring<br />
geeignete Untersuchungen.<br />
Für Dabigatran steht eine modifizierte Thrombinzeit zur<br />
Verfügung.<br />
Das Monitoring für Rivaroxaban basiert auf einer für das<br />
Medikament kalibrierten Anti-Xa-Messung.<br />
Je nach Fragestellung sollte die Blutentnahme vor Einnahme<br />
des Medikaments (T<strong>als</strong>piegel zum Ausschluss einer<br />
Kumulation/Überdosierung) oder 2-4 Stunden nach<br />
Einnahme (Peakspiegel zum Wirksamkeitsnachweis)<br />
erfolgen.<br />
Für beide Untersuchungen benötigen wir Citrat-Blut, bitte<br />
notieren Sie auf dem Überweisungsschein: Dabigatran- bzw.<br />
Rivaroxaban-Monitoring.
www.labor-staber.de<br />
Möglicher Einfluss von direkten oralen Antikoagulanzien (Prophylaxe) auf gängige Gerinnungsanalysen (3):<br />
Gerinnungstest Dabigatran Rivaroxaban Einheit<br />
aPTT ↑/↑↑ ↔/↑ sec<br />
Quick ↓ ↓ %<br />
INR ↑ ↑ Ratio<br />
Thrombinzeit ↑↑↑ ↔ sec<br />
ECT (Ecarin-Clotting-Zeit) ↑↑↑↑ ↔ µg/ml<br />
Fibrinogen nach Clauss ↔ ↔ mg/dl<br />
Faktor VIII Clotting Test ↓↓ ↓ %<br />
Faktoren IX, XI, XII ↓↓ ↓/↓↓ %<br />
Faktoren II, V, VII, X ↔/↓ ↔/↓ %<br />
Faktor XIII (chromogen) ↓ ↔ %<br />
Antithrombin<br />
(chromogen über Xa)<br />
↔/↑ ↑ %<br />
D-Dimer ↔ ↔ µg/ml<br />
von-Willebrand-Faktor-<br />
↔ ↔ %<br />
Antigen<br />
Ristocetin-Co-Faktor ↔ ↔ %<br />
Protein C (chromogen) ↔ ↔ %<br />
Protein S(Clotting-Test) ↑↑/↑↑↑ ↑ %<br />
Lupus-Antikoagulans ↔ ↔ Ratio<br />
Literatur:<br />
1. Neue direkte Orale Antikoagulanzien: Was im Notfall zu beachten ist; Steiner, Thorsten, Dtsch Ärztebl 2012; 109 (39): A-1928 / B-<br />
1570 / C-1542<br />
2. Der Gerinnungsimpuls. Der aktuelle Ratschlag zur Gerinnungsdiagnostik; Prof. <strong>Dr</strong>. med. E. Lindhoff-Last , Editorial, 2012<br />
Siemens Healthcare Diagnostics <strong>GmbH</strong>, Ausgabe 1/2012<br />
3. Die Einflüsse von Antikoagulanzien auf Routine- und Spezialdiagnostik im Gerinnungslabor; Fr. Prof. <strong>Dr</strong>. E. Lindhoff-Last und<br />
Herrn PD <strong>Dr</strong>. D. Peetz. 2010 Roche Diagnostics<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Ihr Laborteam<br />
K-LI-Neue Antikoagulanzien-2013-03-07.doc<br />
<strong>Dr</strong>. M. <strong>Staber</strong>