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FRIEDRICH WILHELM FREIHERR VON BISSING<br />
ÄGYPTOLOGE – MÄZEN – SAMMLER<br />
Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst München verdankt ein Viertel seiner Bestände<br />
dem Ägyptologen Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing (1873-1956), darunter so<br />
bedeutende Denkmäler wie die memphitische Grabwand, die Reliefs aus dem<br />
Sonnenheiligtum des Niuserre, die Statue der Göttin Sachmet und die ausdrucksstarke<br />
Porträtbüste des Montemhet, dazu zahlreiche Objekte der Kleinkunst und hunderte von<br />
Keramikgefäßen aus allen Epochen.<br />
Diese Objekte kamen teils <strong>als</strong> Schenkung in den Jahren 1902 bis 1912, teils <strong>als</strong> Ankauf<br />
zwischen 1935 und 1950 nach München. Viele von ihnen haben eine gesicherte<br />
Provenienz und sind daher von hoher wissenschaftlicher Bedeutung. Freiherr von Bissing<br />
finanzierte nicht nur seine eigenen Grabungen in Ägypten, sondern unterstützte auch<br />
zahlreiche Projekte namhafter Kollegen. Als Gegenleistung erhielt er, wie dam<strong>als</strong> üblich,<br />
aus der offiziellen Fundteilung mit der ägyptischen Altertümerverwaltung einen<br />
entsprechenden Anteil an Fundstücken. Ergänzend dazu erwarb er Denkmäler aus dem<br />
Kunsthandel und trug so die größte Sammlung an Aegyptiaca zusammen, die sich jem<strong>als</strong><br />
in Privathand befand.<br />
Die <strong>Ausstellung</strong><br />
Um zu veranschaulichen, wie viele der bekannten Objekte in der Dauerausstellung des<br />
Museums aus der Sammlung des Freiherrn von Bissing stammen, sind die<br />
Beschriftungsschilder mit einem entsprechendem Hinweis versehen, der das Wappen<br />
seiner Familie zeigt. Im Sonderausstellungsraum in Teil II des Museums sind darüber<br />
hinaus weitere Denkmäler der Bissingschen Sammlung von der Vorgeschichte bis <strong>zur</strong><br />
Spätantike sowie aus Nubien ausgestellt, insgesamt rund 150 Objekte. Sie werden zum<br />
überwiegenden Teil erstm<strong>als</strong> gezeigt und sollen in der künftigen Dauerausstellung im<br />
neuen Museum ihren Platz finden. Erstm<strong>als</strong> präsentiert werden auch Teile eines Konvoluts<br />
von Kleinfunden, das erst im vergangenen Jahr aus dem Nachlass von Bissing für das<br />
Münchner Museum erworben werden konnte und letztendlich den Anstoß zu dieser<br />
<strong>Ausstellung</strong> gegeben hat. In der Vorbereitung gab es zahlreiche „Entdeckungen“ in den<br />
Museumsmagazinen. Am aufregendsten ist die Zuschreibung eines zunächst<br />
unscheinbaren Granitköpfchens in die Frühzeit (ca. 2700 v. Chr.), zu dem es weltweit nur<br />
knapp zehn vergleichbare Stücke gibt.
Der Ägyptologe<br />
»Auf dem Gebiete der ägyptischen Altertumskunde verehren wir ihn <strong>als</strong> den Begründer<br />
der ägyptischen Kunstgeschichtsforschung.“ (Hans Wolfgang Müller) – „Der letzte<br />
Gelehrte, der bei genauer Beherrschung des Materi<strong>als</strong>, des archäologischen bis zu den<br />
unbedeutendsten Keramikscherben, das Mittelmeer <strong>als</strong> Einheit sehen konnte (...).“<br />
(Hellmut Brunner)<br />
Zu von Bissings bahnbrechenden Leistungen <strong>als</strong> Ägyptologe gehört die von ihm in den<br />
Jahren 1899 bis 1901 finanzierte Freilegung des Sonnenheiligtums des Niuserre aus der<br />
5. Dynastie, die erste moderne, nach ausschließlich wissenschaftlich-archäologischen<br />
Kriterien durchgeführte deutsche Ausgrabung in Ägypten. Besondere Erwähnung verdient<br />
auch die Publikation der Mastaba des Gemnikai (1905/1911) unter erstmaliger<br />
Verwendung der Photographie <strong>zur</strong> Wiedergabe der feinen Kalksteinreliefs.<br />
Bissing verfolgte <strong>als</strong> Geisteswissenschaftler einen universalistischen Ansatz<br />
Humboldtscher Prägung. Die von ihm behandelten Themen reichen von der Vorgeschichte<br />
bis in die Zeiten des frühen Christentums in Ägypten und Nubien, von den Denkmälern<br />
Sardiniens über die Grabfunde Etruriens, über Kreta, Zypern, die phönizische Küste und<br />
Assyrien bis nach Persien und zu den ältesten Kulturen Indiens, von Altitalien nach<br />
Karthago; sein Schriftenverzeichnis im Zeitraum von 1895 bis 1956 verzeichnet 621<br />
Einträge.<br />
Der Mäzen<br />
„Der reichste Zuwachs dieses Jahres [1912] kam der ägyptischen Abteilung der<br />
Sammlung [Münchener Glyptothek] zu Gute; sie ist durch mehr <strong>als</strong> 40 Nummern<br />
bereichert worden, die wir ausnahmslos der Güte F. W. von Bissings verdanken, der nicht<br />
nur Geeignetes im Kunsthandel erwarb und schenkte, sondern auch die ihm aus den<br />
ägyptischen Ausgrabungen zufallenden Stücke unserer Sammlung <strong>zur</strong> Verfügung stellte.“<br />
(Paul Wolters)<br />
In den Jahren 1902 bis 1912 schenkte Freiherr von Bissing zahlreiche bedeutende<br />
ägyptische Denkmäler für den Aegyptischen Saal der Münchener Glyptothek (heute<br />
Bestand des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst München). Diese „Erwerbungen aus<br />
den Ausgrabungen der Generalverwaltung der ägyptischen Altertümer“ (Friedrich Wilhelm<br />
von Bissing) wurden ermöglicht durch seine mit erheblichem finanziellem Aufwand<br />
geleisteten Beteiligungen an den Ausgrabungen in Ägypten und dem Sudan. Zu den von<br />
ihm unterstützten Grabungsunternehmungen gehörten neben denen von W.M. Flinders<br />
Petrie für den Egypt Exploration Fund auch diejenigen von Howard Carter für den Service<br />
des Antiquités, von C.M. Firth und J.E. Quibell für die Excavations at Saqqara sowie<br />
denen von John Garstang in Meroe und von F.L. Griffith für die Oxford Excavations in<br />
Nubia. Als Gegenleistung erhielt von Bissing eine beträchtliche Anzahl ägyptischer<br />
Denkmäler.<br />
Der Sammler<br />
„In diesen Münchner Jahren (1902-1922) erwarb und vermehrte er seine kostbare<br />
Sammlung ägyptischer und anderer antiker Kunstwerke, in der schließlich alle großen<br />
Epochen der Pharaonenzeit, manche in Kunstwerken ersten Ranges vertreten waren. Es<br />
war wohl die größte, die je ein Einzelner aus eignem kunstverständigem Urteil und aus<br />
eignen Mitteln zusammenbrachte.“ (Hans Wolfgang Müller)
Von 1902 bis 1922 werden die von Bissingschen Kunstsammlungen („Sammlung<br />
ägyptischer Altertümer“ und „Gemäldesammlung“) im „Palais Bissing“ in der<br />
Georgenstraße 12 in München ausgestellt. Im Jahre 1922 erfolgt von Bissings<br />
Übersiedelung von Deutschland nach Holland unter Mitnahme seiner bedeutenden<br />
Kunstsammlungen sowie seiner umfangreichen Fachbibliothek. Von 1922 bis 1926 wird<br />
seine Sammlung ägyptischer Altertümer in Den Haag ausgestellt, zusammen mit der<br />
Kunstsammlung des holländischen Bankiers C.W. Lunsingh Scheurleer.<br />
Der Verkauf von Teilbeständen seiner umfangreichen und bedeutenden Sammlung<br />
ägyptischer Altertümer erfolgte in mehreren Etappen:<br />
- im Zeitraum von 1922 bis 1926 an C. W. Lunsingh Scheurleer; diese Objekte befinden<br />
sich heute im Amsterdamer Allard Pierson Museum<br />
- in den Jahren 1937 bis 1940 an Leiden (für das Rijksmuseum van Oudheden)<br />
- im Jahre 1935 an die Stadt Hannover (für das Kestner-Museum) für 100.000 Reichsmark<br />
- ebenfalls im Jahr 1935 auf Initiative von Alexander Scharff an den Freistaat Bayern (für<br />
die Ägyptische Staatssammlung) für 50.000 Reichsmark<br />
- in den Jahren 1941, 1949 und 1950 wiederum auf Initiative von Alexander Scharff an den<br />
Freistaat Bayern (für die Ägyptische Staatssammlung) für insgesamt 31.500 Deutsche<br />
Mark.
22. April 1873 Friedrich Wilhelm von Bissing wird in Potsdam geboren, <strong>als</strong> Sohn von Moritz<br />
Ferdinand von Bissing (1844-1917) und Myrrha von Bissing (geb.<br />
Wesendonck) (1852-1888)<br />
1880/1881 Erste Ägyptenreise zusammen mit seiner Mutter und seinem Großvater Otto<br />
Wesendonck (1815-1896); auf dem Passagierschiff Alphée erste Begegnung<br />
mit dem Ägyptologen Gaston Camille Charles Maspero (1846-1916)<br />
1881 Erwerbung des ersten archäologischen Objektes für seine Sammlung<br />
1883-1891 Besuch des Königlichen Joachimth<strong>als</strong>chen Gymnasiums<br />
1892-1896 Studium der Klassischen Philologie, Klassischen Archäologie, Ägyptologie<br />
und Kunstgeschichte in Bonn und Berlin<br />
1896 Promotion in Bonn bei Alfred Wiedemann (1856-1936)<br />
1896-1897 Studienreise nach Ägypten, dann Verlegung des Wohnsitzes nach Kairo<br />
1897-1903 Eintritt in den ägyptischen Staatsdienst <strong>als</strong> Hilfsarbeiter am Ägyptischen<br />
Museum in Kairo; Mitarbeit am „Catalogue Générale des Antiquités<br />
Égyptiennes du Musée du Caire“<br />
1901 Habilitation an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität; Ernennung<br />
zum Privatdozenten an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität<br />
1902 Im Sommersemester Beginn der Vorlesungstätigkeit an der Münchener<br />
Ludwig-Maximilians-Universität<br />
1903 Ausscheiden aus dem ägyptischen Staatsdienst; auf Lebenszeit Mitglied des<br />
„Comité d’Archéologie“<br />
1904 Reisen in Ägypten und Nubien; Rückkehr nach Deutschland; Heirat in<br />
Dresden mit Elisabeth von Carlowitz (1875-1961)<br />
1905 Ernennung zum außerordentlichen Professor der orientalischen<br />
Altertumskunde und Ägyptologie an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München<br />
1906-1922 Ordentlicher Professor der orientalischen Altertumskunde und Ägyptologie<br />
an der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
1908 Reise nach Ägypten und Nubien<br />
1908 Geburt der Tochter Myrrha Margarete Irma Alice von Bissing<br />
1909 Wahl zum außerordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der<br />
Wissenschaften<br />
1912/1913 Reise nach Ägypten und Nubien<br />
1916 Wahl zum ordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der<br />
Wissenschaften<br />
1916-1918 Auf Initiative seines Vaters, der von 1914 bis zum seinem Tode im Jahr 1917<br />
<strong>als</strong> General-Gouverneur von Belgien amtiert, Aufenthalt in Belgien, um aktiv<br />
am Aufbau der Universität Gent mitzuarbeiten<br />
1918 Rückkehr von Belgien nach Deutschland; Wiederaufnahme seiner<br />
Lehrtätigkeit an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität<br />
1919 Inhaftierung in Stadelheim <strong>als</strong> Geisel während der Münchener<br />
Räteregierungszeit nach der Ermordung des bayerischen<br />
Ministerpräsidenten Kurt Eisner<br />
1922 Übersiedelung von Deutschland nach Holland<br />
1925 Eintritt in die NSDAP<br />
1922-1926 Professor für orientalische Kunstgeschichte an der Ryksuniversität Utrecht<br />
(Holland)<br />
1926 Rückkehr von Holland nach Deutschland; Rückzug auf seinen Landsitz Agg<br />
(Agger Bichl) bei Oberaudorf am Inn<br />
1934 Rückholung der von Bissingschen Sammlung ägyptischer Altertümer von<br />
Holland nach Deutschland (München und Agg)<br />
1937 Ausschluss aus der NSDAP (wegen Beleidigung des Führers)<br />
12. Januar 1956 Friedrich Wilhelm von Bissing verstirbt in Agg bei Oberaudorf am Inn;<br />
Beerdigung am 17. Januar 1956 auf dem Neuen Friedhof in Niederaudorf am<br />
Inn
Technische Daten<br />
Ort<br />
Staatliches Museum Ägyptischer Kunst<br />
München, Residenz, Hofgartenstraße<br />
<strong>Ausstellung</strong>sdauer<br />
4. Februar – 25. April 2010<br />
Öffnungszeiten<br />
Di 9-21 Uhr, Mi-Fr 9-17 Uhr, Sa, So 10-17 Uhr<br />
Konzept und Texte der <strong>Ausstellung</strong>:<br />
Alfred Grimm und Sylvia Schoske<br />
Assistenz:<br />
Roxane Bicker, Sonia Focke, Arnulf Schlüter<br />
<strong>Ausstellung</strong>sbau:<br />
Factory Set Design GmbH<br />
Mathias Schmalzl<br />
Restauratorische Betreuung:<br />
Brigitte Diepold, Stephanie Steinegger<br />
Restaurierungswerkstätten Dr. Pfanner GmbH<br />
Grafik:<br />
Edda Schmalix<br />
Zur <strong>Ausstellung</strong> ist eine Begleitpublikation erschienen:<br />
178 S., zahlreiche Abb., Preis 12.- Euro<br />
Begleitprogramm:<br />
Vorträge<br />
9. Februar Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing: Ägyptologe – Mäzen - Sammler<br />
23. Februar Neuentdeckung im Magazin: Statuenkopf der Frühzeit<br />
9. März Weltgeschichte: Relief mit dem Kronprinzen Thutmosis<br />
Referent: Dietrich Wildung, Berlin<br />
23. März König und Gott: Das Sonnenheiligtum des Niuserre<br />
6. April Glücksfall: Der Hortfund von Sichem<br />
20. April Out of Africa: Funde aus der Königsstadt Meroe<br />
Beginn jeweils 19 Uhr<br />
Führungen<br />
7. Februar 7. März 4. April (Ostersonntag!)<br />
Beginn jeweils 11 Uhr