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Prozessionsraupen - SpanischeHunde.de

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Manuela Lin<strong>de</strong>r, Tieraerztin <strong>de</strong>r Clinica Veterinaria La Fustera-Fanadix, Tel. 965748685<br />

Alle Jahre wie<strong>de</strong>r.....<br />

Wenn es warm wird, kommen die Plagegeister<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>r warmen Jahreszeit, wenn es uns hinauszieht, kommen lei<strong>de</strong>r auch verschie<strong>de</strong>ne<br />

Plagegeister wie Mücken, Spinnen, Raupen wie<strong>de</strong>r zum Vorschein. An <strong>de</strong>r Costa Blanca sieht<br />

man im Februar als erstes die weißen watteartigen Nester <strong>de</strong>r <strong>Prozessionsraupen</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Pinienaesten hängen.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um die Raupen eines unscheinbaren grauen Falters, <strong>de</strong>m sogenannten<br />

Thaumetopoea pityocampa, <strong>de</strong>m Prozessionsspinner. Zur Familie <strong>de</strong>r Prozessionsspinner<br />

gehören ca. 100 verschie<strong>de</strong>ne Arten, wie z.B. <strong>de</strong>r Eichenprozessionsspinner, <strong>de</strong>r<br />

Kiefernprozessionsspinner und <strong>de</strong>r in warmen Mittelmeerlän<strong>de</strong>rn vorkommen<strong>de</strong><br />

Pinienprozessionsspinner, <strong>de</strong>r als hartnäckiger Pinien- und Kiefernschädling gilt.<br />

Der Falter fliegt in <strong>de</strong>r Zeit von Mitte Juni bis En<strong>de</strong> August und die Weibchen legen ihre<br />

Eigelege an <strong>de</strong>n Pinien- bzw. Kiefernna<strong>de</strong>ln ab. Dabei wer<strong>de</strong>n vor alle junge Bäume<br />

bevorzugt. Im Januar schlüpfen die Larven, die in großen Kolonien in <strong>de</strong>n Baumnestern leben<br />

und sechs Entwicklungsstadien durchlaufen. Ihren Namen verdanken die <strong>Prozessionsraupen</strong><br />

ihrer Angewohnheit, in <strong>de</strong>n Abendstun<strong>de</strong>n ihre Nester zur Nahrungssuche gemeinsam zu<br />

verlassen und dann auch wie<strong>de</strong>r dorthin zurückzukehren. Dabei halten sie eine strenge<br />

Marschordnung ein, wobei eine Raupe immer hinter <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren kriecht und sich nur durch<br />

ihren Tastsinn zur Vorgängerin zurechtfin<strong>de</strong>t.<br />

Dem französischen Naturforscher Jean Faber gelang es, eine Gruppe von Raupen an <strong>de</strong>n Rand<br />

eines Blumentopfes zu locken und mit ihnen eine endlose Kette, einen vollständigen Kreis zu<br />

bil<strong>de</strong>n. Dieser setzte sich in einer Prozession in Bewegung, ohne Anfang und ohne En<strong>de</strong>. Jean<br />

Faber erwartete, dass die Raupen nach einiger Zeit seinen kleinen Scherz begriffen hätten,<br />

dass sie ihres unnützen Marsches überdrüssig gewor<strong>de</strong>n wären und eine neue Richtung<br />

einschlagen wür<strong>de</strong>n. Das war aber nicht <strong>de</strong>r Fall. Nur die Macht <strong>de</strong>r Gewohnheit ließ <strong>de</strong>n<br />

leben<strong>de</strong>n Raupenkreis auf <strong>de</strong>m Rand <strong>de</strong>s Blumentopfes laufen. Immer rundherum. Sieben<br />

Tage und sieben Nächte. Sie wären wahrscheinlich weitergelaufen, wenn nicht <strong>de</strong>r Hungertod<br />

eingetreten wäre. Ironischerweise war ausreichend Nahrung gut sichtbar innerhalb <strong>de</strong>s Kreises<br />

vorhan<strong>de</strong>n. Dennoch folgten sie blindlings <strong>de</strong>n vorgezeigten Weg <strong>de</strong>r Gewohnheit, Sitte,<br />

Tradition.....<br />

Nach <strong>de</strong>m letzten Larvenstadium wan<strong>de</strong>rn die Raupen dann endgültig zur Verpuppung zum<br />

Bo<strong>de</strong>n ab, wo dann En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Frühlings die Kokons im Bo<strong>de</strong>n gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Für Tiere und auch Menschen ist gera<strong>de</strong> diese Zeit zwischen Februar und April, in <strong>de</strong>r die<br />

Raupen wan<strong>de</strong>rn, die gefährliche Zeit. Die Gefahr geht von <strong>de</strong>n Brennhaaren, <strong>de</strong>n sog. Setae<br />

aus, die sich ab <strong>de</strong>m 3. Larvenstadium an <strong>de</strong>n Raupen entwickeln. Sie enthalten das Eiweisgift<br />

„Thaumatopoein“, das aus biogenen Arminen, Enzymen und phenolischen Substanzen<br />

besteht. Die Brennhaare sitzen auf <strong>de</strong>n Abdominalsegmenten <strong>de</strong>r Raupen und können sogar<br />

aktiv ausgeschleu<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Man schätzt, dass eine einzige Raupe bis zu 600.000 dieser<br />

Brennhaare besitzt.<br />

Diese Brennhaare können unangenehme und teilweise gefährliche Reaktionen bei Mensch<br />

und Tier hervorrufen. Eine kurze Berührung mit <strong>de</strong>n Raupen o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n Nestern, die voll<br />

sind mit Brennhaaren, die übrigens auch durch Wind verbreitet wer<strong>de</strong>n können, reicht aus,<br />

um stärksten Juckreiz auszulösen, <strong>de</strong>m meist ein Hautausschlag folgt.


Da die Schleimhäute von Mund und Nase beson<strong>de</strong>rs empfindlich sind, sind Tiere extrem<br />

gefähr<strong>de</strong>t wenn sie am Bo<strong>de</strong>n schnüffelnd, spazieren gehen. Sollte man gera<strong>de</strong> in dieser Zeit<br />

seinen Vierbeiner beobachten, <strong>de</strong>r seine Nase und Schnauze ständig am Bo<strong>de</strong>n reibt, die<br />

Zunge o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kopf stark anschwellen, sind das erste Anzeichen für einen wahrscheinlichen<br />

Kontakt mit <strong>de</strong>n <strong>Prozessionsraupen</strong>. Daraus können sich noch schwerwiegen<strong>de</strong>re<br />

Krankheitsbil<strong>de</strong>r, wie Schwin<strong>de</strong>l, Fieber, Augenentzündungen, Astmaanfälle,<br />

Erstickungsgefahr und Schock entwickeln.<br />

Als erste Hilfemaßnahmen kann man versuchen, die betroffenen Körperteile mit lauwarmen<br />

Wasser abzuspülen, dabei sollte man sich selbst vor einer Berührung mit <strong>de</strong>n Brennhaaren<br />

schützen. In je<strong>de</strong>m Fall sollte ein Tierarzt aufgesucht wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r je nach Schweregrad<br />

entschei<strong>de</strong>t, ob eine externe Behandlung mit Salben, Augentropfen und <strong>de</strong>m Einsatz von<br />

oralen Antihistaminika ausreicht o<strong>de</strong>r eine systemische Steroidgabe und weitergehen<strong>de</strong><br />

Behandlungen erfor<strong>de</strong>rlich sind.<br />

Vorbeugend kann man natürlich Gebiete mit viel Pinienbestand in dieser Zeit zum<br />

Spazierengehen mit <strong>de</strong>m Vierbeiner mei<strong>de</strong>n. Sollten im eigenen Garten Pinien befallen sein,<br />

können die Eigelege mit Insektizi<strong>de</strong>n bekämpft wer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m Schlüpfen <strong>de</strong>r Larven<br />

sollen die Nester so früh wie möglich mit Pestizi<strong>de</strong>n, die die weitere Entwicklung verhin<strong>de</strong>rn,<br />

besprüht wer<strong>de</strong>n. Während <strong>de</strong>r Puppenruhe wer<strong>de</strong>n die Nester mit einem Sprühkleber von<br />

außen her „versiegelt“, um die Verbreitung <strong>de</strong>r Gifthaare zu verhin<strong>de</strong>rn. Anschließend können<br />

sie entfernt und verbrannt wer<strong>de</strong>n. Schutzbekleidung ist hierbei unbedingt erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Ein praktisch unlösbares Problem ist die lange Haltbarkeit <strong>de</strong>r Brennhaare in <strong>de</strong>r Natur, <strong>de</strong>nn<br />

sie können mehrere Jahre intakt und irritativ bleiben. Daraus erklärt sich, daß Mensch und<br />

Tier, die in betroffenen Gebieten leben, auch außerhalb <strong>de</strong>r „Raupenzeit“ erkranken können.

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