beiträge - AWA
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BEITRÄGE<br />
Verbrennungsverletzung<br />
Optimale Therapie der Brandverletzung<br />
H. HALLER]UNFALLKRANKENHAUS LINZ DER AUVA<br />
OA Dr. Herbert Haller<br />
Der Ausgang einer Verbrennungsverletzung<br />
wird vor allem<br />
durch Ausmaß, Tiefe und Alter<br />
des Patienten bestimmt. Das<br />
Ausmaß wird mittels Handflächenregel,<br />
Neunerregel, Lund-<br />
Browder Chart oder dreidimensionaler<br />
Computerdokumentation<br />
erhoben (Abb. 1).<br />
SCHOCKBEHANDLUNG UND AKUTVER-<br />
SORGUNG<br />
Die operative Behandlung baut<br />
auf adäquate Schockbekämpfung<br />
und intensivmedizinische<br />
Behandlung auf. Von chirurgischer<br />
Seite gilt es, die Lungenfunktion<br />
und Extremitätendurchblutung<br />
durch etwaige<br />
Narbenspaltungen am Thorax<br />
sowie an den Extremitäten sicherzustellen.<br />
Nach dieser Akutphase<br />
ist es das Behandlungsziel,<br />
das nekrotische Hautgewebe<br />
zu entfernen und die<br />
Wunde mit Eigenhaut zu schließen,<br />
bevor es zur Sepsis kommt.<br />
Aber nicht nur das reine Überleben<br />
ist wichtig, sondern auch<br />
die Qualität des Überlebens.<br />
Entstellende Narben sind zu<br />
vermeiden, ebenso wie Funktionsbehinderungen<br />
durch solche.<br />
SICHERN DER SPONTANHEILUNG<br />
Hautflächen, die innerhalb von 2<br />
Wochen von selbst heilen können,<br />
müssen in ihrer Heilungstendenz<br />
unterstützt und Komplikationen<br />
wie Infektionen dabei<br />
vermeiden werden.<br />
GRUNDLAGEN DER VERBÄNDE BEI<br />
OBERFLÄCHLICHEN VERBRENNUNGEN<br />
UND ENTNAHMESTELLEN<br />
Verbände müssen das Wundsekret<br />
verlangsamt abfließen lassen,<br />
um den durch die Abdampfung<br />
großer Wassermengen bedingten<br />
Kalorienverlust zu reduzieren.<br />
Es soll aber auch zum<br />
baldigen Abtrocknen der Wunden<br />
kommen, da Infektionen in<br />
der Regel durch Feuchtkeime<br />
verursacht werden. Eine längere<br />
Heilungsdauer zieht das vermehrte<br />
Auftreten hypertropher<br />
Narben nach sich. Hier stehen<br />
viele verschiedene biologische<br />
und synthetische Verbandsstoffe<br />
im Einsatz.<br />
Abbildung 1: Computerunterstützte<br />
Wundflächenberechnung<br />
VERBANDSSTOFFE<br />
Das Spektrum reicht von einfacher<br />
Fettgaze über Hydrogele<br />
und -kolloide, Alginate, Silikon<br />
u. v. a. m. bis zum hochkomplexen<br />
biosynthetischen Verbandsstoff.<br />
Mepitel ® ist ein perforierter<br />
Silikonverband, Omiderm ® stellt<br />
eine Polyurethanmembran dar,<br />
Biobrane ® ist ein biosynthetischer<br />
Verband, bei dem eine Silikonmembrane<br />
außen liegt, darunter<br />
ein Nylon-Maschenwerk,<br />
das mit Kollagenpeptiden besetzt<br />
ist. Suprathel ® ist ein Polilactid,<br />
das selbst degradiert und<br />
oberflächliche Verbrennungen<br />
und Entnahmestellen zur Abheilung<br />
bringt. Auch Amnion und<br />
Bankhaut ebenso wie Keratinozyten,<br />
als Sheets oder als Spray<br />
aufgebracht, werden hier wie<br />
viele andere Verbandsstoffe mit<br />
wechselndem Erfolg und wechselndem<br />
Aufwand eingesetzt,<br />
um die Heilungsdauer zu verkürzen.<br />
NEKREKTOMIE<br />
Bei den anderen Wunden muss<br />
nekrotisches Material radikal<br />
entfernt werden und die Wunde<br />
möglichst bald mit eigener Haut<br />
verschlossen werden. Dies geschieht<br />
mittels spezieller Dermatome<br />
und Messer. Die Tiefe<br />
der Exzision hängt lediglich von<br />
der Nekrosetiefe ab.<br />
TEMPORÄRE UND DEFINITIVE<br />
DECKUNG<br />
Die dadurch entstehenden offenen<br />
Wunden können auf Grund<br />
ihrer Ausdehnung oft nicht sofort<br />
mit eigener Haut gedeckt<br />
werden, somit kann es erforderlich<br />
sein, eine temporäre Deckung<br />
mit biologischen Stoffen<br />
oder anderen durchzuführen.<br />
Die definitive Deckung wird<br />
dann mit Spalthaut verschiedener<br />
Dicke mit entsprechenden<br />
Vergrößerungsverfahren der Eigenhaut<br />
wie Meshgraft, MEEK<br />
oder Kulturhaut gedeckt. Die definitive<br />
Deckung kann allerdings,<br />
abhängig von den exponierten<br />
Strukturen, auch freie und gestielte<br />
Lappenplastiken aller Typen<br />
erfordern. Mittels Spalthaut<br />
wird lediglich die Epidermis ersetzt,<br />
es entsteht später eine Ersatzdermis,<br />
die der unverletzten<br />
weder in Form noch in Funktion<br />
wirklich gleicht. Daher wird in<br />
zunehmendem Ausmaß auch<br />
der Dermisersatz favorisiert.<br />
AUTOLOGER EPIDERMISERSATZ<br />
Sheetgraft: Für die Deckung<br />
kleinerer Defekte oder solcher in<br />
kosmetisch anspruchsvollen Bereichen<br />
wird Spalthaut wechselnder<br />
Dicke herangezogen, die<br />
nicht vergrößert wird, wenn es<br />
die Situation des Patienten erlaubt.<br />
Meshgraft (Abb. 2): Haut<br />
wird so geschnitten, dass ein<br />
Abbildung 2: Meshgraft<br />
Abbildung 3: Keratinozyten nach Transplantation<br />
6 WMW Skriptum