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Craniota - Apomorphieliste - Nitsche-benjamin.de

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Apomorphien <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>-Taxa<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>:<br />

– Schä<strong>de</strong>l (Cranium):<br />

Aufgrund eines knöchernen Exoskelett und <strong>de</strong>s knorpeligen Endoskelett (siehe unten), fließen<br />

drei unterschiedliche Komponenten in die Schä<strong>de</strong>lbildung ein. Die knorpelige Hirnkapsel wird<br />

als Neurocranium (Hirnschä<strong>de</strong>l) bezeichnet (mit Gehirn und Sinnesorganen). Die zweite<br />

Komponente ist <strong>de</strong>r Darmschä<strong>de</strong>l = Viscerocranium bzw. Splanchocranium, also <strong>de</strong>n Teilen, die<br />

um <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rdarm (Kiemendarm) liegen und von <strong>de</strong>n knorpeligen Spangen zwischen <strong>de</strong>n<br />

Kiemenspalten hervorgehen. Als dritte Komponente ist das sog. Dermatocranium<br />

(Hautknochenschä<strong>de</strong>l), welches <strong>de</strong>m knöcherne Exoskelett im vor<strong>de</strong>ren Bereich <strong>de</strong>s Tieres<br />

entspricht und aus einer großen Anzahl von Knochenelementen besteht.<br />

Oft wird das Neurocranium und das Splanchocranium als eine Apomorphie <strong>de</strong>r Gnathostomata<br />

angegeben, was ich allerdings nicht ganz verstehe, weil vor allem das Neurocranium bei <strong>de</strong>n<br />

Myxinoi<strong>de</strong>a und <strong>de</strong>n Petromyzontida ausgebil<strong>de</strong>t ist.<br />

– mehrschichtige Epi<strong>de</strong>rmis:<br />

Mehrere Lagen ekto<strong>de</strong>rmaler Zellen sind ein<strong>de</strong>utig eine Apomorphie <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>. An <strong>de</strong>r Basis<br />

<strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis bleibt zeitlebens ein Blastem erhalten (Stratum germinativum), welches alle<br />

äußere Zellschichten liefert und abschei<strong>de</strong>n kann. Die äußersten Zellschichten <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis<br />

können verhornen, absterben und abgestoßen wer<strong>de</strong>n (sie bil<strong>de</strong>n das Strukturprotein Keratin)<br />

und zwar entwe<strong>de</strong>r kontinuierlich o<strong>de</strong>r periodisch (Häutung o<strong>de</strong>r Mauser). Die äußerste Schicht<br />

wird dann als Hornschicht = Startum corneum bezeichnet (ist aber erst eine Apomorphie <strong>de</strong>r<br />

Tetrapoda- siehe dort). Unter <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis liegt eine dicke, bin<strong>de</strong>gewebartige Schicht, die als<br />

Dermis (Corium, Le<strong>de</strong>rhaut)) bezeichnet wird, Verankerungen <strong>de</strong>s Exoskeletts bil<strong>de</strong>t und<br />

meso<strong>de</strong>rmalen Ursprungs ist. Die Dermis besteht seinerseits aus einem sogenannten Stratum<br />

spongiosum (Stratum laxum), welches für die Ernährung <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis verantwortlich ist und<br />

einem unteren Stratum compactum, welches mechanische Festigkeit gewährleistet. Epi<strong>de</strong>rmis<br />

und Dermis bil<strong>de</strong>n die Haut (Cutis) <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> und unter dieser liegt eine sog. Subcutis<br />

(Unterhaut), die die Haut mit tieferen gelegenen Geweben befestigt. Cutis und Subcutis bil<strong>de</strong>n<br />

zusammen das Integument <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>.<br />

– Neuralleiste:<br />

Embryonale Zellen <strong>de</strong>s Ekto<strong>de</strong>rms lösen sich bei <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Neuralrohrs aus <strong>de</strong>m<br />

Epithel <strong>de</strong>r Neuralfalte und ordnen sich über <strong>de</strong>m Neuralrohr zu einer Leiste an. Von hier<br />

wan<strong>de</strong>rn die Zellen <strong>de</strong>r Neuralleiste ventralwerts und sind für die Bildung vieler Strukturen<br />

verantwortlich (z.B. Kiemenbögen, Spinalganglien, Pigmentzellen o<strong>de</strong>r Dermaskelett). Man<br />

unterschei<strong>de</strong>t zwischen einer Rumpfneuralleiste und einer Kopfneuralleiste. Die<br />

Rumpfneuralleiste ist für die Bildung folgen<strong>de</strong>r Strukturen verantwortlich: Sensorische Neurone<br />

<strong>de</strong>r Spinalnerven; Synpathikoblasten, die <strong>de</strong>n sympathischen Grenzstrang bil<strong>de</strong>n;<br />

parasympathische Ganglien; Schwannsche Zellen, die die Myelinschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r peripheren Nerven<br />

bil<strong>de</strong>n und Pigmentzellen <strong>de</strong>r Rumpf- und Schwanzregion. Die Kopfleiste ist für die Bildung<br />

folgen<strong>de</strong>r Strukturen verantwortlich: Schwannsche Zellen; Pigmentzellen; sensorische Ganglien<br />

von Gehirnnerven (V, VII, IX und X), <strong>de</strong>ren Zellen zusätzlich auch von Plako<strong>de</strong>n stammen;<br />

Fibro- und Chondroblasten für das Brachialskelett (einschließlich Kiefer- und<br />

Zungenbeinbögen); Fibro- und Chondroblasten für Teile <strong>de</strong>s rostralen Kopfskeletts<br />

(Ethmoidalregion); Osteoblasten <strong>de</strong>r Kopf- und Branchialregion sowohl für Ersatz- als auch<br />

Deckknochen; Odontoblasten für die Dentinbildung <strong>de</strong>r Zähne; Zellen <strong>de</strong>r weichen Hirnhäute<br />

und Bin<strong>de</strong>gewebsteile <strong>de</strong>r Gesichtsregion<br />

– Plako<strong>de</strong>n:<br />

Plako<strong>de</strong>n sind lokale Verdickungen in <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis, von <strong>de</strong>nen Zellen tiefer in das darunter<br />

liegen<strong>de</strong> Gewebe wan<strong>de</strong>rn und an <strong>de</strong>ren Aufbau beteiligt sind. Folgen<strong>de</strong> Zelltypen lassen sich<br />

1


u.a. von Plako<strong>de</strong>n ableiten: Elektrorezeptoren, Neuromasten <strong>de</strong>r Seitenlinien und <strong>de</strong>s Labyrinths<br />

(aus Dorsolateralplako<strong>de</strong>n); Ganglien von Seitenliniennerven, Riechrezeptoren <strong>de</strong>r<br />

Nasenschleimhaut (aus Riechplako<strong>de</strong>n) und Linsen-bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zellen über <strong>de</strong>m Augenbecher (aus<br />

Linsenplako<strong>de</strong>n). Plako<strong>de</strong>n kommen somit neben <strong>de</strong>r Neuralleiste eine wichtige Aufgabe beim<br />

Aufbau <strong>de</strong>s Cranioten-Körpers (spezielle für die Kopf- und Branchialbildung) zu.<br />

– Körperglie<strong>de</strong>rung in Kopf, Rumpf und Schwanz:<br />

Diese drei funktionellen Abschnitte sind nicht unbedingt streng voneinan<strong>de</strong>r getrennt.<br />

Einzigartig ist die gleichzeitig exponierte Lage <strong>de</strong>s Kopfes am Vor<strong>de</strong>rpol mit Gehirn und<br />

Sinnesorganen und <strong>de</strong>ren wirksamen Schutz durch knorpelig/knöcherne Elemente <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls<br />

(siehe oben die erste Apomorphie <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>). Die Kopfbildung ist noch nicht ganz geklärt,<br />

doch es scheint so, daß die rostralen Teile <strong>de</strong>s Craniotenkopfes neu gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n und das für<br />

diese Neubildung vor allem Zellen <strong>de</strong>r Neuralleisten verantwortlich sind. In <strong>de</strong>m Abschnitt<br />

hinter <strong>de</strong>r Hypophyse (ebenfalls eine Apomorphie – siehe später) entsteht das Kopfskelett wohl<br />

überwiegend aus <strong>de</strong>m Meso<strong>de</strong>rm und wenigstens Teile <strong>de</strong>s Kopfskeletts stammen von<br />

Branchialbögen ab.<br />

Rumpfwand und Schwanz bil<strong>de</strong>n die Grundlage <strong>de</strong>s Lokomotionsapparat. Dieser besteht primär<br />

aus <strong>de</strong>m gleichartig geglie<strong>de</strong>rte Rumpf, <strong>de</strong>m Bin<strong>de</strong>gewebsgerüst sowie <strong>de</strong>r biegeelastischen<br />

Chorda dorsalis. Die „Rumpf-Segmentierung“ (Somatomerie) ist eine Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

quergestreiften Muskulatur (Myomerie), die auf an<strong>de</strong>re Strukturen übergreift (Achsenskelett,<br />

Spinalnerven, Gefäßen). Die Myosepten nehmen die Muskelspannung aus <strong>de</strong>n Myomeren auf<br />

und leiten sie auf die Chorda weiter. Je<strong>de</strong>s paarige Somatomer (Myomer) wird von einem<br />

Spinalnerven-Paar <strong>de</strong>s Rückenmarks versorgt. Die neuronal koordinierte Kontraktion <strong>de</strong>r<br />

Myomere bewirkt das bilateral orientierte Schlängelschwimmen.<br />

Der Schwanz ist die Region hinter <strong>de</strong>r Leibeshöhle und in <strong>de</strong>m die Ausscheidungs-Öffnungen<br />

(Anus, Genitalporen und Exkretionsporen) mün<strong>de</strong>n. Embryonal können Coelom und Darmrohr<br />

noch weiter in <strong>de</strong>n Schwanz vordringen. Er besteht als Antriebsorgan insbeson<strong>de</strong>re aus<br />

Achsenskelett und Muskulatur, sowie fin<strong>de</strong>t man unpaare Flossen zur Vergrößerung <strong>de</strong>r<br />

Antriebsfläche.<br />

– Gehirn aus 5 Abschnitten (von cranial nach caudal): Telencephalon (Vor<strong>de</strong>rhirn),<br />

Diencephalon (Zwischenhirn), Mesencephalon (Mittelhirn), Metencephalon (Hinterhirn)<br />

und Myelencephalon (Nachhirn)<br />

Das Gehirn <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> entwickeln sich aus zwei Gehirnblasen, die schon recht früh in <strong>de</strong>r<br />

Gehirnentwicklung angelegt wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>m vor<strong>de</strong>ren Prosencephalon wer<strong>de</strong>n Telen- und<br />

Diencephalon und aus <strong>de</strong>m hinteren Deuterencephalon wird das Mesencephalon und das<br />

Rhombencephalon, welches aus <strong>de</strong>m Meten- und Myelencephalon besteht. Es kommen 13 (bzw.<br />

14) Paar Gehirnnerven bei <strong>de</strong>n Cranioten vor, die in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Tabelle mit <strong>de</strong>ren Funktionen<br />

dargestellt sind.<br />

Hirnnerv<br />

0. Nervus terminalis<br />

Funktion bzw. Assoziation<br />

mit Riechschleimhaut assoziiert, unbekannte<br />

Funktion<br />

I. Nervus olfactorius Riechschleimhaut<br />

II. Nervus opticus<br />

III. Nervus oculomotorius<br />

IV. Nervus trochlearis<br />

Retina<br />

äußere Augenmuskeln: Musculus obliquus<br />

inferior<br />

äußerer Augenmuskel: Musculus obliquus<br />

superior<br />

2


Hirnnerv<br />

V. Nervus trigeminus<br />

VI. Nervus abducens<br />

VII. Nervus facialis<br />

Funktion bzw. Assoziation<br />

Nerv <strong>de</strong>r Mundspalte - sensorisch: Lippen,<br />

Schnauze, Zähne, Hautsinne <strong>de</strong>s Kopfes.<br />

Motorisch: Adduktor <strong>de</strong>s Kiefers, vor<strong>de</strong>rer<br />

Mundbo<strong>de</strong>n, vor<strong>de</strong>rer Teil <strong>de</strong>s Kieferöffners <strong>de</strong>r<br />

Säuger<br />

äußerer Augenmuskel: Musculus rectus lateralis<br />

(Nerv <strong>de</strong>r Spiraculartasche) Gesichtsmotorik <strong>de</strong>r<br />

Säuger, Geschmack<br />

VIII.<br />

Nervus statoacusticus<br />

Nervus lateralis<br />

Innenohr, Bogengänge<br />

Mechanorezeptoren <strong>de</strong>r Seitenlinie,<br />

Elektrorezeptoren<br />

IX. Nervus glossophayngeus<br />

X. Nervus vagus<br />

XI. Nervus accessorius<br />

XII. Nervus hypoglossus<br />

(Nerv <strong>de</strong>r Kiementasche I) Geschmack, Pharynx<br />

Nerv <strong>de</strong>r Kiementasche II-V) Innere Organe,<br />

Geschmack, Schlund und Kehlkopf bei<br />

Tetrapoda, Hauptast <strong>de</strong>s parasympathischen<br />

Systems (Herz, magen- und Darmtrakt)<br />

Motorische Komponente <strong>de</strong>s Vagus<br />

(Eigentlich ein Spinalnerv) Hypobranchiale<br />

Muskulatur, Zungenmuskulatur bei Tetrapoda<br />

– dorsale Spinalganglien und ventrale Spinalnerven:<br />

Die Ganglienzellen <strong>de</strong>r dorsalen Spinalnerven liegen neben <strong>de</strong>m Neuralrohr und treten hier zu<br />

Spinalganglien zusammen. Ventral treten neue Spinalnerven aus <strong>de</strong>m Rückenmark. Dorsale und<br />

ventrale Spinalnerven sind im Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> voneinan<strong>de</strong>r getrennt.<br />

– paarige laterale Linsenaugen:<br />

Der Augenbecher entsteht in <strong>de</strong>r Ontogenese als eine seitliche Ausstülpung <strong>de</strong>r Wand <strong>de</strong>s<br />

Diencephalons. Vom Augenbecher wird die Bildung <strong>de</strong>r Linse induziert, die sich aus <strong>de</strong>m<br />

Ekto<strong>de</strong>rm nach innen abfaltet. Die Retina geht aus <strong>de</strong>m hinteren Material <strong>de</strong>s Augenbechers<br />

hervor und somit sind die Lichtsinneszellen <strong>de</strong>m Licht abgewandt, was man als ein inverses<br />

Auge bezeichnet.<br />

– unpaare Scheitelaugen:<br />

Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um zwei dorsalwärts gerichtete Ausstülpungen <strong>de</strong>s Diencephalons, die<br />

median hintereinan<strong>de</strong>r angeordnet sind. Im Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> wird es sich dabei, wie bei<br />

<strong>de</strong>n Petromyzonta um ein rostrales Parietalauge und ein caudales Pinealauge gehan<strong>de</strong>lt haben.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> entsteht aus <strong>de</strong>m Pinealauge die Zirbeldrüse (Epiphyse).<br />

– Nasenorgan:<br />

Ursprünglich wahrscheinlich noch unpaares, recht kompliziertes Riechorgan, <strong>de</strong>ssen<br />

Informationen im Endhirn (Riechhirn) verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Die Chemorezeptoren <strong>de</strong>s<br />

Riechepithels entstehen durch Einstülpungen zweier Riechplako<strong>de</strong>n und besteht aus<br />

Riechrezeptoren, Stützzellen, Drüsenzellen sowie Basalzellen.<br />

– Seitenliniensystem (Lateralissystem):<br />

Das Seitenliniensystem besteht aus sog. Haarsinneszellen, die Wasserbewegungen<br />

(Flüssigkeitsströmungen) relativ zur Körperoberfläche wahrnehmen können. Es ist nur bei<br />

3


„Fischen“ und aquatisch leben<strong>de</strong>n Amphibien vorhan<strong>de</strong>n. Zusammen mit Stützlamellen bil<strong>de</strong>n<br />

mehrere Haarsinneszellen sog. Neuromasten, in <strong>de</strong>nen alle Cillien durch eine gallertige Cupula<br />

miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sind. Mechanische Kräfte wer<strong>de</strong>n bei Bewegung <strong>de</strong>r Cupula verstärkt<br />

und auf die Sinneszellen übertragen (Scherung ineine Richtung führt zur Erregung, Reiz in die<br />

an<strong>de</strong>re Richtung führt zu Hemmung und alle Haarsinneszellen eines Neuromasten sind parallel<br />

angeordnet, so daß Richtungsselektivität gegeben ist). Neuromasten fin<strong>de</strong>n sich einmal frei<br />

verteilt auf <strong>de</strong>r Körperoberfläche (Oberflächenneuromasten), die beim Schwimmen o<strong>de</strong>r durch<br />

fließen<strong>de</strong>s Wasser dauerhaft stimuliert wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n sog. Kanalneuromasten. Diese<br />

Kanalneuromasten liegen in Seitenlinienkanälen, die durch Poren mit <strong>de</strong>m Außenmedium<br />

verbun<strong>de</strong>n sind. Kanalneuromasten reagieren auf Verän<strong>de</strong>rungen von Strömungsverhältnis und<br />

nicht auf konstante Strömungen (wie die Oberflächenneuromasten)<br />

– Hypophyse:<br />

Zusammensetzung aus <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>nohypophyse <strong>de</strong>s Munddaches mit primärer Verbindung nach<br />

außen (Nasenorgan) und <strong>de</strong>r Neurohypophyse aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Diencephalons. Sie hat<br />

wichtige hormonelle Funktionen z.B. Kontraktion glatter Muskulatur.<br />

– Labyrinthorgan aus 2 Bögen (evtl. auch nur aus einem Bogen):<br />

Zum Labyrinthorgan gehören auch die Bogengänge <strong>de</strong>s Vestibularapparats, welches das<br />

Gleichgewichtsorgan darstellt. Bei <strong>de</strong>n Myxinoida ist nur ein einfacher Bogengang (Urticulus ?!)<br />

mit einer einzigen Macula communis (fleckenförmige, neuromastähnliche Organe -><br />

Ansammlung von Haarsinneszellen) sowie zwei Anschwellungen, in <strong>de</strong>nen Cristae ampullares<br />

(kammförmige, neuromastähnliche Organe) ausgebil<strong>de</strong>t sind. Ob dies allerdings ursprünglich<br />

o<strong>de</strong>r eine sekundäre Vereinfachung darstellt ist nicht sicher, obwohl zumin<strong>de</strong>stens für Myxine<br />

glutinosa diese einfach Ausbildung mit <strong>de</strong>n Schwimmbewegungen (Rollbewegungen wer<strong>de</strong>n<br />

nicht unterbun<strong>de</strong>n -> <strong>de</strong>m Tier scheint es egal zu sein, wo oben und unten ist). Bei <strong>de</strong>n<br />

Petromyzontida kommen zwei Bogengänge mit Ampullen vor (im Zentralteil gibt es<br />

mutmaßliche Homologa von Sacculuc, Utriculus und Lagena). Bei <strong>de</strong>n Gnathostomata sind<br />

schließlich drei Bogengänge entsprechend <strong>de</strong>n drei Raumebenen ausgebil<strong>de</strong>t.<br />

Das Gleichgewichtsorgan bil<strong>de</strong>t sich links und rechts aus einer Plako<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis<br />

zwischen <strong>de</strong>n 3. und 4. Somiten. Die Plako<strong>de</strong> senkt sich in das Kopfmesenchym ein und schließt<br />

sich zue einen Beutel (Labyrinthbläschen), <strong>de</strong>r nur durch einen engen Kanal (Ductus<br />

endolymphaticus) mit <strong>de</strong>r Außenhaut verbun<strong>de</strong>n ist. Das Labyrinthbläschen bil<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Regel<br />

zwei miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>ne Säcke (Utriculus und Sacculus). Das Utriculus faltet sich und <strong>de</strong>llt<br />

sich bei <strong>de</strong>n Gnathosomata an drei Stellen ein und bil<strong>de</strong>t damit die 3 Bogengänge. Aus <strong>de</strong>m<br />

ventralen Sacculus entwickelt sich die Lagena, die bei <strong>de</strong>n Säugetieren zur Gehörschnecke<br />

(Cochlea) differenziert. Im Vestibularapparat können auch noch sog. Papillae vorkommen, was<br />

Strukturen mit speziellen Funktionen sind. Das Labyrinthorgan ist ein Teil <strong>de</strong>s Innenohrs.<br />

– Knochen:<br />

Die Bildung von Knochen treten auf. Das sind Gewebe aus verzweigten Zellen und<br />

interzellulärem Kalk. Dabei besteht das Knochenmaterial hauptsächlich aus Calciumphosphat<br />

(ca. 85 %) und nur zu etwas 10 % Calciumcarbonat. Dazu kommt noch, daß das<br />

Calciumcarbonat bei <strong>de</strong>n Cranioten in <strong>de</strong>r kristallinen Form <strong>de</strong>s Hydroxylapatits vor und nicht<br />

wie bei z.B. <strong>de</strong>n Echino<strong>de</strong>rmata o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Perlmutterschicht von Schalen <strong>de</strong>r Mollusca als<br />

Calcit.<br />

Knochen bil<strong>de</strong>t sich entwe<strong>de</strong>r chondral, daß be<strong>de</strong>utet er wird durch Knorpel vorgebil<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>smal, d.h. unmittelbar im Bin<strong>de</strong>gwebe. Bei <strong>de</strong>r chondralen Knochenbildung unterschei<strong>de</strong>t man<br />

noch zwischen peri- und enchondrale Knochenbildung (peri = von außen nach innen verknöchert<br />

die vorgebil<strong>de</strong>te Knorpelstruktur und die enchondralen Verknöcherung verläuft von innen nach<br />

außen). Die Extremitäten wer<strong>de</strong>n z.B. chondral gebil<strong>de</strong>t, während z.B. das Dach <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls bei<br />

<strong>de</strong>n Cranioten <strong>de</strong>smal entsteht. Die chondrale Knochenbildung läuft wie folgt ab: aus<br />

Bin<strong>de</strong>gewebszellen (Fibrocyten), die differenzierungsfähig bleiben bil<strong>de</strong>n sich über<br />

Chondroblasten Chondrocyten (Knorpelzellen). Generell lagern sich kleine Gruppen aus 2-4<br />

Zellen zum sog. Chondron zusammen und sind umgeben von einem dichten Matrixgefelcht.<br />

4


Chondrocyten ernähren sich durch Difussion aus <strong>de</strong>r Interzellulärflüssigkeit (recht langsame<br />

Versorgung). Sogenannte Chondroklasten bauen dann die Chondrocyten ab und Osteoblasten<br />

wan<strong>de</strong>rn in die Lücken ein, um mit <strong>de</strong>r Knochenbildung zu beginnen.<br />

Osteoblasten shei<strong>de</strong>n eine Kollagen-Matrix aus, in die vor allem Calciumphosphat eingelagert<br />

wird. Daher mauern sich die Osteoblasten im Laufe ihrer Differenzierung zu Osteocyten in die<br />

Calciumphosphat-Kollagen-Matrix ein. Untereinan<strong>de</strong>r bleiben die Osteocyten über lange<br />

Fortsätze verbun<strong>de</strong>n und halten somit auch Verbindung zur Oberfläche <strong>de</strong>s Knochens bzw. zu<br />

<strong>de</strong>n Blutgefäßen, durch welche sie mit Nährstoffen versorgt wer<strong>de</strong>n (schnellere und bessere<br />

Versorgung als bei Knorpel). Sogennate Osteoklasten können Knochen abbauen. Beim<br />

Knochenbruch wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Knochenhaut Osteoblasten entsen<strong>de</strong>t, die dann <strong>de</strong>smal neuen<br />

Knochen bil<strong>de</strong>n.<br />

– knöchernes Dermalskelett (Hautskelett):<br />

Die „Ostraco<strong>de</strong>rmata“ (aus <strong>de</strong>m Palaeozoikum bekannt) gaben <strong>de</strong>n Hinweis darauf, daß die<br />

Stammart <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> sehr wahrscheinlich schon einen knöchernen Hautpanzer gehabt haben<br />

wird. Er ist ein Produkt <strong>de</strong>r Dermis und muß dann in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Myxionoida und <strong>de</strong>r<br />

Petromyzontida (außer sie bil<strong>de</strong>n doch ein Monophylum Namens Cyclostomata) sowie in <strong>de</strong>r<br />

Stammlinie <strong>de</strong>r Chondrichtyes unabhängig voneinan<strong>de</strong>r verloren gegangen sein.<br />

– knorpeliges Endoskelett:<br />

Ein Endoskelett aus Knorpel kommt bei allen <strong>Craniota</strong>-Taxa vor und entsteht als erste<br />

Festsubstanz in <strong>de</strong>r Ontogenese. Was im Detail ins Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> gehört ist nicht<br />

gesichert. Eventuelle craniale Homologien <strong>de</strong>r drei Taxa sind: Ohr- und Nasenkapsel sowie die<br />

embryonalen Trabekel in Form von Knorpelstäben am Vor<strong>de</strong>ren<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Chorda. Im Achsenskelett<br />

sind wahrscheinlich die segmentalen, dorsalen Arcualia <strong>de</strong>r Petromyzonta und Gnathosomata<br />

homolog (ob das fehlen bei <strong>de</strong>n Myxinoida ursp. o<strong>de</strong>r sekundär ist ist fraglich).<br />

– Blutgefäßsystem mit epithelialer Auskleidung (= Endothel):<br />

Die Blutgefäße sich von Zellen umklei<strong>de</strong>t.<br />

– 4 gliedriges, muskulösen Herz:<br />

Das Herz ist im Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> ein rein venöses Organ aus 4 Abschnitte:<br />

1. Der hinten gelegene Sinus venosus (bereits bei <strong>de</strong>n Acrania vorhan<strong>de</strong>n), <strong>de</strong>r das<br />

sauerstoffarme Blut aus <strong>de</strong>m Körper empfängt und sammelt, <strong>de</strong>n Herzschlag initiiert und das<br />

Atrium mit Blut füllt. Diese Füllung passiert, obwohl <strong>de</strong>r Sinus venosus Muskulatur besitzt,<br />

hauptsächlich passiv (durch Körperbewegung, durch <strong>de</strong>n venösen Blutdruck und durch einen<br />

Unterdruck, <strong>de</strong>r durch die Kontraktion <strong>de</strong>s Ventrikels verursacht wird). Die Sinoatrialklappe<br />

verhin<strong>de</strong>rt ein Rückfluss <strong>de</strong>s Blutes aus <strong>de</strong>m Atrium. 2. Das Atrium (Vorhof), welches Blut aus<br />

<strong>de</strong>m Sinus venosus erhält und <strong>de</strong>n Ventrikel füllt, wobei <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r starren Muskelwand<br />

überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n muß. In <strong>de</strong>r ventralen Wand <strong>de</strong>s Atriums liegt eine sog.<br />

Atrioventrikularklappe, die das Atrium mit <strong>de</strong>m Ventrikel verbin<strong>de</strong>t3. Der Ventrikel<br />

(Hauptkammer) ist <strong>de</strong>r Hauptmotor <strong>de</strong>s Herzen. Er ist am muskulösten und treibt mit großer<br />

Kraft das Blut durch <strong>de</strong>n Conus arteriosus in <strong>de</strong>n anfangsteil <strong>de</strong>r Aorta. 4. Der Conus arteriosus<br />

(bestehend aus Herzmuskulatur -> stark muskulös)) verhin<strong>de</strong>rt durch seine Klappen<br />

(Taschenklappen) aktiv <strong>de</strong>n Rückfluss <strong>de</strong>s Blutes nach <strong>de</strong>r Kontraktion <strong>de</strong>s Ventrikels. Ist <strong>de</strong>r<br />

Conus erweitert, nennt man in Bulbus arteriosus. Der Conus arteriosus führt in die ventrale<br />

Aorta, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anfangsteil oft als elastischer Truncus arteriosus ausgebil<strong>de</strong>t ist.<br />

Allgemein ist das Herz im Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> ein Kiemenherz, was nichts weiter<br />

be<strong>de</strong>utet, als daß es venöses Blut zu <strong>de</strong>n Kiemen pumpte, wo es mit Sauerstoff angereichert<br />

wur<strong>de</strong> und von dort aus gelangte es dann zu <strong>de</strong>n Körperorganen. Die Herzmuskeln sind niemals<br />

ein Syncytium son<strong>de</strong>rn besteht stets aus Einzelzellen, die über sog. Glanzstreifen miteinan<strong>de</strong>r<br />

verbun<strong>de</strong>n sind (dienen auch <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s elektrischen Membranpotentials -> Weiterleitung<br />

<strong>de</strong>r Kontraktionswelle <strong>de</strong>r Herzmuskulatur). Herzmuskulatur unterschei<strong>de</strong>t sich von<br />

Skelettmuskulatur auch durch die Fähigkeit, rhythmische Kontraktionen selbst zu erzeugen<br />

(myogene Stimulation, autorhythmisch). Spezialisierte Herzmuskelzellen bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Schrittmacher (Sinusknoten), <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>r Wand am Übergang <strong>de</strong>s Sinus venosus in das<br />

5


Atrium befin<strong>de</strong>t. Dieser Sinnesknoten erzeugt elektrische Impulse (ähnlich wie <strong>de</strong>r von<br />

Nervenzellen) durch Kontraktion und wird durch an<strong>de</strong>re modifizierte Herzmuskelzellen<br />

(Purkinje-Fasern) zur Muskulatur von Atrium und Ventrikel weitergeleitet. Innervierung aus<br />

<strong>de</strong>m autonomen Nervensystem, dient le<strong>de</strong>glich <strong>de</strong>r Verlangsamung o<strong>de</strong>r Beschleunigung <strong>de</strong>s<br />

myogenen Rhythmus.<br />

– Erythrocyten:<br />

Im Blut <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> kommt ausschließlich Hämoglobin als sauerstofftragen<strong>de</strong>s Pigment vor und<br />

dies ist immer in Erythrocyten enthalten. An<strong>de</strong>re Sauerstoffträger kommen nicht vor. Die<br />

Erythrocyten weisen im Grundmuster ganz normal Kerne auf, die erst bei <strong>de</strong>n Säugetieren am<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Erythrocytenbildung ausgestoßen wer<strong>de</strong>n (bei einigen Amphibiengruppen kommen<br />

auch kernlose Erythrocyten vor, doch geschieht dies an<strong>de</strong>rs -> Fragmentierung an<br />

Sollbruchstellen).<br />

Ontogenetisch fin<strong>de</strong>t die erste Blutbildung in <strong>de</strong>n sog. Blutinseln statt, die sich in <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m<br />

Dottersack liegen<strong>de</strong>n Splanchnopleura befin<strong>de</strong>t. Somit ist <strong>de</strong>r erste Ort <strong>de</strong>r Blutbildung das<br />

embryonale Darmsystem. Später wird im Fetus Blut in <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Darm stammen<strong>de</strong>n Leber<br />

sowie in <strong>de</strong>n Nierenkapseln und in <strong>de</strong>r Milz gebil<strong>de</strong>t. Bei <strong>de</strong>n „Fischen“, Amphibien und <strong>de</strong>n<br />

„Reptilien“ bleibt die Milz das Hauptorgan <strong>de</strong>r Blutbildung, wobei die Niere (bei <strong>de</strong>n<br />

Strahlenflossern) und Knochenmark (einigen Anuren, lungenlosen Salaman<strong>de</strong>r und Ei<strong>de</strong>chsen)<br />

hinzukommen. Bei Vögeln und Säugetiere treten 2 Typen von blut-bil<strong>de</strong>nen Geweben auf:<br />

myeloi<strong>de</strong>s und lymphatisches. Das Myeloidgewebe befin<strong>de</strong>t sich im roten Knochenmark und ist<br />

<strong>de</strong>r Bildungsort von z.B. Erythrocyten, Granulocyten, Monoyten sowie alle primären<br />

Lymphocyten. Im Falle vom z.B. starken Blutverlust wird die Milz, die normalerweise zum<br />

Zerstören o<strong>de</strong>r Speichern von Erythrocyten dient, auch zu <strong>de</strong>ren Bildung eingesetzt<br />

(Erythropoese). Die primären lymphatische Gewebe sind die sog. Thymus und Bursa clocalis,<br />

die neben <strong>de</strong>n Knochenmark die Ausdifferenzierung von T- und B-Lymphocyten bewirken. Die<br />

sekundären lympathischen Gewebe sind zum Beispiel Lymphknoten, Lymphfollikeln in <strong>de</strong>r Milz<br />

und Bin<strong>de</strong>gewebe von Lunge und Schleimhäute. Von <strong>de</strong>r Leber wer<strong>de</strong>n die Bestandteile <strong>de</strong>s<br />

Blutplasmas (speziell Albumin und das für die Gerinnung notwendige Fibrinogen) gebil<strong>de</strong>t.<br />

– Schilddrüse (Thyreoi<strong>de</strong>a):<br />

Die Schilddrüse entsteht als eine ventromediane Aussackung <strong>de</strong>s embryonalen<br />

Kiemendarmepithels und ist <strong>de</strong>m Endosytl <strong>de</strong>r Tunicaten und Acrania homolog (ein Endostyl ist<br />

noch bei <strong>de</strong>r Ammocoetes-Larve <strong>de</strong>r Neunaugen ausgebil<strong>de</strong>t).Sie sorgt für z.B. einen erhöhten<br />

Grundumsatz (Metabolismusrate) sowie für die Regulation von Entwicklung und Wachstum<br />

(allgemein wichtige hormonelle Wirkungen).<br />

– Kiemenapparat ausschließlich als Atmungsorgan tätig:<br />

Aus <strong>de</strong>r primär Doppelfunktion (Filtration von Nahrung und Atmung) <strong>de</strong>s Kiemenapparats,<br />

verbleibt nur noch die Aufgabe als Atmungsorgan. Bei <strong>de</strong>n Cranioten existiert kein Schleimfilter<br />

als Produkt <strong>de</strong>s Endostyls. Der Wasserstrom durch die Kiemen wird nicht mehr von Cilien<br />

son<strong>de</strong>rn von Muskelpumpen erzeugt und die Zahl <strong>de</strong>r Kiemenspalten ist im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />

Acrania stark verringert. Bei <strong>de</strong>n Myxinoida wer<strong>de</strong>n maximal 15 Paar ausdifferenziert; in das<br />

Grundmuster <strong>de</strong>r Gnathostomata gehören sehr wahrscheinlich 7 Kiemenspalten und 9<br />

Kiemenbögen (zwei Praemandibularbögen)<br />

– Spiralfalte im Mitteldarm:<br />

Die Spiralfalte vergrößert die Oberfläche <strong>de</strong>s resorbieren<strong>de</strong>n Mitteldarmepithels.<br />

– Opistonephros aus Nephronen und als funktionieren<strong>de</strong> Niere bei <strong>de</strong>n Adulten:<br />

Ungea vorübergehen<strong>de</strong>r nephridialer Einrichtungen in <strong>de</strong>r Ontogenese kann man einheitliche,<br />

paarige Nieren im zustand <strong>de</strong>s Opisthonephros für <strong>de</strong>n Adultus <strong>de</strong>r Stammart <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong><br />

postulieren. Funktionseinheit <strong>de</strong>s Opistonephros ist das Nephron aus Nierenkörperchen<br />

(Malpighische Körperchen) und ableiten<strong>de</strong>n Nierenkanälchen. Im Malpighischen Körperchen<br />

wird ein kapillares Blutgefäßknäuel von <strong>de</strong>r doppelwandigen Bowmanschen Kapsel <strong>de</strong>s<br />

Nephrons umschlossen. Die Ultrafiltration fin<strong>de</strong>t durch das fenstrierte Epithel <strong>de</strong>r Blutkapillaren<br />

und durch die von Podocyten (umgewan<strong>de</strong>lte Bowmankapsel-Epithelzellen, die sich um das<br />

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Blutgefäßknäuel gelegt haben) aufgespannte Matrixhindurch statt (bis ca. 40 kDa). Die<br />

anschließen<strong>de</strong> Modifikation fin<strong>de</strong>t im Tubulus-System statt.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Myxinoida:<br />

– Knoten-Verhalten zum Herausreißen von Beutestücken und Abstreifen <strong>de</strong>r Schleimschicht<br />

– 3 Paar Tentakeln am Rostralen<strong>de</strong> + 2 kleine Lippententakeln: Tastfunktionen<br />

– Hautdrüsen mit Schleimproduktion: durch intraepitheliale Schleimzellen sowie durch<br />

große, mehrzellige Schleimdrüsen im Corium<br />

– Zungenapparat mit zwei Längsreihen kräftiger Hornzähne: Raspelapparat<br />

– stark reduzierte Augen: ohne Cornea, Linse, Iris und Cornea und Augenmuskulatur;<br />

ontogenetisch ist noch eine Linsenplako<strong>de</strong> zu erkennen; <strong>de</strong>r winzige Sehnerv bil<strong>de</strong>t ein<br />

Chiasma innerhalb <strong>de</strong>s Diencephalons<br />

– R! Seitenlinienorgan (nur sehr wenige Spuren übrig)<br />

– dotterreiche Eier und direkte Entwicklung<br />

Apomorphien (Autapomorphien) von Myopterygia (Vertebrata s.str.)<br />

– Bauchspeicheldrüse (Pankreas):<br />

Die Pankreas leitet sich vom Mitteldarmepithel ab. Sie gibt wie die Leber über zahlreiche<br />

Ausführgänge (Ductus pancreatici) Verdauungsenzyme in einen Abschnitt <strong>de</strong>s Dünndarms ab,<br />

<strong>de</strong>r als Zwölffingerdarm (Duo<strong>de</strong>num) bezeichnet wird. Die Sekrete <strong>de</strong>r Pankreas tragen<br />

wesentlich zur Verdauung von z.B. Fetten und Proteinen bei. Außer<strong>de</strong>m hat sie endokrine<br />

Funktionen und produziert z.B. Insulin sowie Somatostatin, die direkt an die Blutbahn<br />

abgegeben wer<strong>de</strong>n (-> wichtige Funktionen bei <strong>de</strong>r Stoffwechselregulationen).<br />

– Milz:<br />

Ursprünglich das wesentliche blutbil<strong>de</strong>ne Organ, welches als solches zwar auch erhalten bleibt,<br />

doch dann als Hauptaufgabe die Zerstörung und Ausson<strong>de</strong>rung von beschädigten Erythrocyten<br />

und Entfernung von Krankheitserregern aus <strong>de</strong>m Blut hat. Ebenso speichert sie Erythrocyten um<br />

bei z.B. starken Blutverlust (Notfall) Blut ausgeschüttet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

– Arcualia entlang <strong>de</strong>r Wirbelsäule:<br />

Arcualia sind Wirbelelemente, die mehr o<strong>de</strong>r weniger stabförmig sind und bei <strong>de</strong>n<br />

Petromyzontida noch unregelmäßig verteilt sind. Sie liegen in <strong>de</strong>r bin<strong>de</strong>gewebigen Wand <strong>de</strong>s<br />

Rückenmarkkanals. Sie entsprechen wahrscheinlich nur <strong>de</strong>n Basen <strong>de</strong>r Neuralbögen <strong>de</strong>r<br />

Gnathosomata. Erst später und sehr wahrscheinlich mehrmals konvergent zueinan<strong>de</strong>r entstehen<br />

richtige Wirbel innerhalb <strong>de</strong>r Gnathosomata.<br />

– radiale Muskeln in <strong>de</strong>n Flossen<br />

– Osmoregulation:<br />

Sowohl die Petromyzontida als auch die <strong>Craniota</strong> sind in <strong>de</strong>r Lage die Wasser- und<br />

Ionenkonzentration ihres Innenmilieus zu regulieren, sind also im Hinblick auf ihren<br />

Ionenhaushalt weitgehend unabhängig von <strong>de</strong>r Umgebung. Die Myxinoi<strong>de</strong>a können zwar die<br />

Konzentration einzelner anorganischer Ionen regulieren, sind aber insgesamt <strong>de</strong>r hohen<br />

Osmolarität <strong>de</strong>s Meerwassers angepasst, also isoosmotisch zu diesem.<br />

– evtl. zwei vertikale Bögen im Labyrinthorgan ? (siehe Anmerkung bei <strong>de</strong>n Apomorphie <strong>de</strong>r<br />

<strong>Craniota</strong>)<br />

Alternativ dazu gibt es noch die Hypothese, daß Myxinoi<strong>de</strong>a und Petromzyontida näher miteinan<strong>de</strong>r<br />

verwandt sind und eine monophyletische Gruppe Cyclostomata (Rundmäuler) bil<strong>de</strong>n.<br />

Mögliche Apomorphien (Autapmorphien) <strong>de</strong>r Cyclostomata wären:<br />

– glatter, aalähnlicher Körper<br />

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– Zungenapparat (Raspelapparat) mit Längsreihen von Hornzähnen<br />

– Kiemenbeutel<br />

– unpaare Gona<strong>de</strong><br />

Dann müßten die oben genannten Merkmale bei <strong>de</strong>n Neunaugen und <strong>de</strong>n Gnathostomata<br />

konvergent entstan<strong>de</strong>n sein, was für eine Bauchspeicheldrüse und eine Milz nicht gera<strong>de</strong> sparsam<br />

wäre (obwohl die Milz als Argument etwas wackelig ist, weil ich auch Angaben gefun<strong>de</strong>n habe, daß<br />

sie bei <strong>de</strong>n Schleimaalen ausgebil<strong>de</strong>t sein soll -> Westhei<strong>de</strong> / Rieger S. 111). Auch das<br />

Vorhan<strong>de</strong>nsein von Arcualia ist wie ich fin<strong>de</strong> ein rechtes gutes Merkmal. Den entgegen stehen vor<br />

allem <strong>de</strong>r Zungenapparat, die unpaaren Gona<strong>de</strong>n und evtl. die Kiemenbeutel. Bei <strong>de</strong>n Kiemenbeutel<br />

kann man die unterschiedliche Blutversorgung evtl. als einen Hinweis einer konvergenten<br />

Entwicklung werten.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Petromyzontida:<br />

– Saugmund (Mundscheibe):<br />

Der unterständige Mund bil<strong>de</strong>t eine große Scheibe, welche durch einen randständigen<br />

Knorpelring gestützt wird. Der nach innen anschließen<strong>de</strong> Mundtrichter ist mit zahlreichen<br />

spitzen Hornzähnen besetzt.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Gnathostomata:<br />

– Kiefer:<br />

Die namensgeben<strong>de</strong> Apomorphie <strong>de</strong>r Gnathostomata ist die Kieferbildung. Mit <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

eines Kiefers waren ganz neue Möglichkeiten geschaffen Nahrung zu sich zu nehmen. Die<br />

Aussteifung <strong>de</strong>r Mundrän<strong>de</strong>r durch gelenkig miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>ne Skelettspangen gestatten<br />

die Ausbildung von bezahnten Beißkiefern, mit <strong>de</strong>nen große Nahrungsobjekte ergriffen, fest<br />

gehalten und auch zerkleinert wer<strong>de</strong>n konnten. Vielleicht machte diese Aussteifung zunächst nur<br />

das Ansaugen von Wasser effizienter und verhin<strong>de</strong>rte ein Kollabieren <strong>de</strong>r Mundrän<strong>de</strong>r, war aber<br />

eben eine Präadaptation für die Umstellung <strong>de</strong>r Nahrungsquelle.<br />

Das klassische Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Kieferevolution läßt Ober- und Unterkiefer aus einem Kiemenbogen<br />

(Visceralbogen) hervorgehen, also aus stützen<strong>de</strong>n Skelettelementen zwischen zwei<br />

Kiementaschen bzw. Kiemenspalten. Nicht befriedigend geklärt ist, welcher <strong>de</strong>r Bögen eines<br />

hypothetischen Vorfahren zum Mandibularbogen wur<strong>de</strong>. Man geht in <strong>de</strong>r Regel aber davon aus,<br />

daß es sich dabei um <strong>de</strong>n 3. Bogen han<strong>de</strong>lte und 2 davor liegen<strong>de</strong> praemandibuläre Bögen<br />

verloren bzw. reduziert wor<strong>de</strong>n sind. Vielleicht sind die Labialknorpel <strong>de</strong>r Neoselacchi<br />

(Chondrichthyes-Vertreter) die Relikte <strong>de</strong>r Praemandibularbögen. In an<strong>de</strong>ren Büchern (z.B.<br />

Stoch und Welsch) wird nur von einem Praemandibularbogen (<strong>de</strong>r als 0 Bogen bezeichnet wird)<br />

ausgegangen. Wie viele o<strong>de</strong>r ob überhaupt Praemandibularbögen ausgebil<strong>de</strong>t waren bleibt also<br />

vorerst noch offen. Im folgen<strong>de</strong>n wird davon ausgegangen, daß <strong>de</strong>r 3. Bogen sich zum<br />

Mandibularbogen umgewan<strong>de</strong>lt hat.<br />

Ursprünglich bestehen alle Bögen aus 4 Elementen: Epibranchiale, Ceratobranchiale,<br />

Hypobranchiale und Basibranchiale (von dorsal nach ventral), wobei <strong>de</strong>r 3. Bogen<br />

(Mandibularbogen) nur noch aus 2 mittleren Bogenelementen, die durch ein Gelenk<br />

gegeneinan<strong>de</strong>r beweglich sind, besteht. Das Oberkieferelement entspricht eine Epibranchiale und<br />

als Palatoquadratum bezeichnet wird und das Unterkieferelement entspricht <strong>de</strong>r Ceratobranchiale<br />

<strong>de</strong>s 3. Bogen, welcher nun als Mandibulare bezeichnet wird. Kräftige Muskulatur<br />

(Adduktormuskeln) schließen die bei<strong>de</strong>n Kieferbögen beim Zubeißen. Bei<strong>de</strong> Bögen können<br />

enchondrale Ersatzknochen bil<strong>de</strong>n. So verknöchert <strong>de</strong>r hintere Bereich <strong>de</strong>s Palatoquadratums<br />

zum sog. Quadratum und <strong>de</strong>r hintere Teil <strong>de</strong>s Mandibulare zum Articulare, die zusammen das<br />

8


primäre Kiefergelenk bil<strong>de</strong>n (besser wäre es wie ich fin<strong>de</strong> dies als Quadrato-Articularegelenk zu<br />

bezeichnen und das Gelenk zwischen Palatoquadratum und Mandibulare als primäres<br />

Kiefergelenk). Im weiteren Laufe <strong>de</strong>r Evolution gewinnen die Deckknochen an Be<strong>de</strong>utung, die<br />

das Palatoquadratum und Mandibualre belegen und Zähne tragen (<strong>de</strong>r zahntragen<strong>de</strong> Oberkiefer<br />

wird dann Prae- bzw. Maxilare und <strong>de</strong>r zahntragen<strong>de</strong> Unterkiefer Dentale genannt). Zähne<br />

wer<strong>de</strong>n durch die Hautknochen (Deckknochen) gebil<strong>de</strong>t.<br />

Die knorpeligen Strukturen wer<strong>de</strong>n dann resorbiert o<strong>de</strong>r peristieren zeitlebens. Der vor<strong>de</strong>re Teil<br />

<strong>de</strong>s Mandibulare kann zum Beispiel als sog. Meckelescher Knorpel vorhan<strong>de</strong>n bleiben. Das<br />

Palatoquadratum verschmilz hingegen z.B. bei <strong>de</strong>n Tetrapo<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Neurocranium. In <strong>de</strong>r<br />

Stammlinie <strong>de</strong>r Mammalia vergrößert sich das Dentale und bil<strong>de</strong>t mit einem an<strong>de</strong>ren<br />

Deckknochen im oberen Schä<strong>de</strong>lbereich, <strong>de</strong>m sogenannten Squamosum, ein neues = sekundäres<br />

Kiefergelenk. Das Quadratum wird zum Hammer (Malleus) und das Articulare zum Ambos<br />

(Incus) in <strong>de</strong>m Mittelohr (wer<strong>de</strong>n also als Gehörknöchelchen in <strong>de</strong>n schallleiten<strong>de</strong>n Apparat<br />

integriert). Fossile Formen von Säugetieren weisen sowohl ein primäres als auch ein sekundäres<br />

Kiefergelenk auf.<br />

Der nachfolgen<strong>de</strong> 4. Kiemenbogen wird Hyoidbogen genannt. Sein proximales Element, das<br />

einem Epibranchiale entspricht, heißt Hyomandibulare und dient primär zur Abstützung <strong>de</strong>s<br />

primären Kiefergelenks gegen die Ohrregion (Hyostylie), wodurch die zugehörige Kiemenspalte<br />

zum Spritzloch (Spraculum) verengt wird. Bei <strong>de</strong>n Cranioten ist nun entwe<strong>de</strong>r Palatoquadratum<br />

und Hyomandibulare fest mit <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lkapsel verbun<strong>de</strong>n (wie bei <strong>de</strong>n ursp. Haien und <strong>de</strong>n<br />

Sarcoperygii) o<strong>de</strong>r das Palatoquadratum ist vom Schä<strong>de</strong>l losgelöst und das Hyomandibulare<br />

hängt diesen Knochen an <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lkapsel auf (dies wur<strong>de</strong> konvergent innerhalb <strong>de</strong>r „Haie“<br />

und bei <strong>de</strong>n Actinopterygii). Bei <strong>de</strong>n Sacroptygii ist das Palatoquadratum fest mit <strong>de</strong>r<br />

Schä<strong>de</strong>lkapsel verwachsen, wodurch das Hyomandibulare an<strong>de</strong>re Funktionen, als die <strong>de</strong>r<br />

Aufhängung <strong>de</strong>s Paltoquadratum, übernommen. Mit <strong>de</strong>m Landgang <strong>de</strong>r Tetrapo<strong>de</strong>n wird es so<br />

zum Mittelohr-Gehörknöchelchen, <strong>de</strong>r Collumella auris (Stapes), die <strong>de</strong>n Schall vom<br />

Trommelfell auf das ovale Fenster <strong>de</strong>s Innenohr überträgt.<br />

Die weiteren Kiemenbögen, bleiben Branchialbögen und sind an <strong>de</strong>r Kieferbildung nicht<br />

beteiligt. Sie sind die Träger <strong>de</strong>s Kiemenapparats und ihre Anzahl beträgt (mit wenigen<br />

Ausnahmen, wie <strong>de</strong>n Kragenhaie, die 6 o<strong>de</strong>r 7 Kiemenspalten besitzen) 5. Es han<strong>de</strong>lt sich bei<br />

<strong>de</strong>m Kiemenapparat um einen ektobranchiaten Typen. Dies be<strong>de</strong>utet, daß die Kiementaschen<br />

außerhalb <strong>de</strong>r Kiemenbögen (bei <strong>de</strong>n Myxinoi<strong>de</strong>a und Petromyzontida liegen sie innen =<br />

Entobranchiata)<br />

Eine an<strong>de</strong>re Hypothese liefert <strong>de</strong>n Kiefer nicht von <strong>de</strong>n Branchialbögen, son<strong>de</strong>rn von<br />

Knorpelelementen eines Verlarapparates, wie es bei <strong>de</strong>n Ammocoetes-Larve <strong>de</strong>r Neunaugen<br />

ausgebil<strong>de</strong>t ist.<br />

– Endoskelett mit zentralem Knorpel und perichondralen Knochen:<br />

Die Stammart <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> hatte noch ein Endoskelett aus reinen Knorpel, doch in <strong>de</strong>r<br />

Stammlinie <strong>de</strong>r Gnathostomata wur<strong>de</strong> ein umfangreicher zentraler Knorpel in <strong>de</strong>r Peripherie von<br />

einem Knochenmantel umhüllt.<br />

– 5 Kiemenspalten:<br />

Vor <strong>de</strong>m ersten Branchialbogen liegen die ersten Kiemenspalten und zwischen <strong>de</strong>n<br />

Branchialbögen führen 4 weitere Paare von Kiemenspalten getrennt nach außen. Nimmt 5<br />

Kiemenspalten im Grundmuster <strong>de</strong>r Gnathostomata an, müssen die wenigen Ausnahmen von 6-7<br />

Kiemenspalten bei zum Beispiel <strong>de</strong>n Kragenhaien eine sekundäre Vervielfältigung sein.<br />

– Spritzloch zwischen <strong>de</strong>m Mandibular- und Hyoidbogen:<br />

Hyomandibulare dient primär zur Abstützung <strong>de</strong>s primären Kiefergelenks gegen die Ohrregion<br />

(Hyostylie), wodurch die zugehörigen Kiemenspalten jeweils zum Spritzloch (Spraculum)<br />

verengt wird. Durch die Spritzlöcher wird nicht ausgespritzt, son<strong>de</strong>rn Wasser eingezogen. Ihre<br />

Existenz kann auf je<strong>de</strong>nfall als eine Autapomrphie <strong>de</strong>r Gnathostomata angesehen wer<strong>de</strong>n, auch<br />

9


wenn ihre Entstehung sich nicht aus <strong>de</strong>r Einengung <strong>de</strong>r Kiemenspalte durch das Hyomandibulare<br />

erklären sollte.<br />

– Chorda dorsalis pro Segment mit 8 Arcualia (ursp. 4):<br />

Je<strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>r Chorda dorsalis liegen vier Arcualia. Dorsal liegen das sog. Basidorsale und<br />

Interdorsale, die wh. schon ins Grundmuster <strong>de</strong>r Myopterygia (o<strong>de</strong>r wenn Cyclostomata doch ein<br />

Monophylum bil<strong>de</strong>n sollte sogar ins Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>) aber die ventralen Elemente<br />

Basiventrale und Interventrale sind als evolutive Neuhheiten <strong>de</strong>r Gnathosomata zu <strong>de</strong>uten.<br />

– Paarige Brust- und Bauchflossen (Beckenflossen)<br />

Die Brustflossen (Pectoralis) sind über kleine knöcherne Elemente direkt mit <strong>de</strong>m Schultergürtel<br />

verbun<strong>de</strong>n sind, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum fest mit <strong>de</strong>m Kopf und Wirbelsäule verwachsen ist. Die paarigen<br />

Bauchflossen (Beckenflossen) sind nur über einen kleinen ventralen Stab miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n<br />

und mit <strong>de</strong>m Beckengürtel gelenkig verbun<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>r Anbindung an <strong>de</strong>n Kopf wird <strong>de</strong>r<br />

Schultergürtel aus Deckknochen und Ersatzknochen gebil<strong>de</strong>t (so ist z.B. das Schlüsselbein beim<br />

Menschen evolutionsbiologisch gesehen ein Schä<strong>de</strong>lknochen) während <strong>de</strong>r Beckengürtel<br />

<strong>de</strong>mgegenüber nur aus Ersatzknochen gebil<strong>de</strong>t wird.<br />

– Analflosse als unpaare Flosse:<br />

In das Grundmuster <strong>de</strong>r Gnathostomata gehören auch zwei unpaare, mediane<br />

Dorsalflossen, die aber wahrscheinlich schon bei <strong>de</strong>r Stammart <strong>de</strong>r Mypoterygia<br />

ausgebil<strong>de</strong>t war. Deshalb bleibt als ein Apomorphie <strong>de</strong>r Gnathostomata nur noch die<br />

Analfloss und die speziell geformte unpaare Schwanzflosse (sie nächste Apomorphie).<br />

– heterozerke (epizerke) Schwanzflosse:<br />

Der dorsale Teil <strong>de</strong>r Schwanzflosse ist größer als <strong>de</strong>r ventrale und nach oben gerichtet (aufwärts<br />

gerichtete Achse aus Chorda und Wirbelsäule).<br />

– Horizontale Septen in <strong>de</strong>n Muskelsegmenten:<br />

Diese Septen (Septum horizontale) (Myosepten) trennen die somatischen Muskelsegmente <strong>de</strong>s<br />

Rumpfes in einen dorsalen sog. Epaxialen (epaxonischen) und einen ventralen (hypaxonischen)<br />

Teil.<br />

– Axone <strong>de</strong>r peripheren Nervenzellen von Myelinschei<strong>de</strong> umgeben (Schwannsche Zellen):<br />

Die Myelinisierung entsteht dadurch, daß sich die plattenförmige Gliazellen (Schwannsche<br />

Zellen) im Laufe <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Nervensystem spiralig um das Axon win<strong>de</strong>n. Dabei<br />

verschmelzen die benachbarten Zellmembranen mit <strong>de</strong>r extrazellulären Matrix und unter<br />

Reduktion <strong>de</strong>r intrazellulären Zwischenräume zu einem geschlossenen Membrankomplex<br />

alternieren<strong>de</strong>r Protein- und Lipidlagen, <strong>de</strong>r Myelin-(Mark)Schei<strong>de</strong>. Je<strong>de</strong> Hüllzelle umschei<strong>de</strong>t<br />

nur einen 1-2 mm langen Teil <strong>de</strong>s Axons und dazwischen liegen die „nackten“ sog. Ranvier-<br />

Schnürringe (nur dort können elektrische Impulse gezün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n). Die myelisierten<br />

Abschnitte fungieren als elektrische Isolatoren und die elektrischen Impulse „springt“ über diese<br />

Hinweg von einem Ranvier-Schnürring zum nächsten, wodurch die Leitungsgeschwindigkeit<br />

erhöht ist. Diese Form <strong>de</strong>r Weiterleitung nennt man saltatorische Weiterleitung.<br />

– Ho<strong>de</strong>n und Nieren miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n:<br />

Die Nierenorgane bil<strong>de</strong>n frühontogenetisch noch ein mehr o<strong>de</strong>r weniger ausge<strong>de</strong>hntes<br />

Pronephros, bei Erwachsenen dominiert aber, wie für alle <strong>Craniota</strong> typisch, das Opisthonephros.<br />

Die rostralen Abschnitte <strong>de</strong>s Opisthonephros (Mesonephros = Urniere), sind beim männlichen<br />

Geschlecht mit <strong>de</strong>n Ho<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n und somit dient <strong>de</strong>r Urnierengang = primärer Harnleiter<br />

(Wolffscher Gang) auch <strong>de</strong>r Ausleitung <strong>de</strong>s Spermas (Samenleiter = Ductus <strong>de</strong>ferens).<br />

Bei <strong>de</strong>n Weibchen hingegen entlassen die Gonan<strong>de</strong>n (Ovarien) ihre Eier in das Coelom <strong>de</strong>r<br />

Bauchhöhle, von wo sie durch <strong>de</strong>n separaten Gang = Eilleiter (Müllersche Gang) nahe <strong>de</strong>r<br />

Exkretionsöffnung nach außen entlassen wer<strong>de</strong>n.<br />

– Labyrinthorgan mit 3 Bogengängen:<br />

Entsprechend <strong>de</strong>n drei Raumebenen entstand bei <strong>de</strong>r Stammart <strong>de</strong>r Gnathosomata noch ein<br />

dritter, horizontaler Bogengang als 3. Kanal.<br />

– Linsenauge mit echter Cornea und 6 äußeren Augenmuskeln (Akkomodationsapparat):<br />

Die Muskeln erlauben ein Verstellen <strong>de</strong>s Auges (vor- und zurück stellen), also eine<br />

10


Akkomodatio wird ermöglicht.<br />

– Nierenpforta<strong>de</strong>r:<br />

Das gesamte Nierenpforta<strong>de</strong>rsystem bringt Blut aus <strong>de</strong>m Hinterleib zu <strong>de</strong>n Nieren, wo es die<br />

Nierentubuli umfließt und das osmotische Gleichgewicht <strong>de</strong>r Körperflüssigkeiten gewährleistet.<br />

Außer<strong>de</strong>m strömt bei <strong>de</strong>m Nieren-Pforta<strong>de</strong>r-System das venöse Blut aus <strong>de</strong>n Hinterleib (bzw.<br />

später <strong>de</strong>n Hinterextremitäten) direkt in die hinteren Kardinalvenen (später Hohlvenen). Dieses<br />

System fehlt primär bei <strong>de</strong>n Schleimaalen und Neunaugen und wird bei <strong>de</strong>n Säugetieren nur<br />

noch embryonal angelegt, geht aber schon vor <strong>de</strong>r Geburt verloren (sek. Fehlen).<br />

– Dorsale und ventrale Wurzeln <strong>de</strong>r Spinalnerven vereinigen sich zu einem gemischten,<br />

einheitlichen Spinalnerven<br />

– Kleinhirn tritt als abgesetzter Hirnabschnitt hervor<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Chondrichthyes:<br />

– sehr starke Reduktion von perichondrale Knochen (Erwerb von prismatisch kalzifizierten<br />

Knorpel):<br />

Die periphere Versteifung knorpeliger Skelettelemente durch eine Lage von kristallisiertem<br />

Calciumphosphat in Form von winzigen Plättchen, ist eine evolutive Neuheit <strong>de</strong>r Condrichthyes.<br />

Diese steht wohl offensichtlich in Verbindung mit <strong>de</strong>r Reduktion von perichondralen Knochen<br />

und die dünnen Lagen von perichondralen Knochen (vor allem bei <strong>de</strong>n Neuralbögen) bei einigen<br />

Arten wer<strong>de</strong>n als Reste dieses Reduktionsprozeßes ge<strong>de</strong>utet.<br />

– Kopulationsorgan (Klasper) aus <strong>de</strong>n Beckenflossen bei <strong>de</strong>n Männchen:<br />

Die Männchen aller rezenter Knorpelfische haben ein auffälliges Kopulationsorgan zum direkten<br />

Spermatransfer. Diese Klasper (Gonopodium, Pterygopodium, Mixopterygium) entsteht durch<br />

Modifikation <strong>de</strong>s sog. Metapterygium – einem baslen Knorpel <strong>de</strong>r Beckenflossen.<br />

– Paarungsverhalten ?:<br />

Sowohl „Haie“ als auch Rochen weisen Übereinstimmungen in <strong>de</strong>m Paarungsverhalten auf, so<br />

daß dies man evtl. für die letzte gemeinsame Stammart annehmen könnte. Diese Verhalten<br />

beinhaltet: kontinuierliches Verfolgen <strong>de</strong>s Weibchen, <strong>de</strong>ren Schlagen mit Beckenflossen<br />

(Verbreitung von Pheromonen?), Festbeißen <strong>de</strong>r Männchen am Rumpf und an <strong>de</strong>n Brustflossen<br />

(kann wohl auch zu Verletzungen <strong>de</strong>r Weibchen führen) und die Kopula mit charakteristischem<br />

Umschlingen<br />

– R! <strong>de</strong>s knöchernen Hautpanzer zu Placoidschuppen ?:<br />

Das Vorhan<strong>de</strong>nsein von Placoidschuppen, geht einher mit <strong>de</strong>m fast vollständigen Verlust<br />

Knochen zu bil<strong>de</strong>n und vielleicht wur<strong>de</strong>n diese Schuppen nicht aus <strong>de</strong>m Grundmuster <strong>de</strong>r<br />

Gnathostomata übernommen son<strong>de</strong>rn stellen ein Rest eines ehemaligen Hautpanzers dar und<br />

damit könnte diese Reduktion eine Apomorphie <strong>de</strong>r Knorpelfische sein. Vielleicht gehören sie<br />

aber auch in das Grundmuster <strong>de</strong>r Gnathosomata (wegen vergleichbaren Schuppen in <strong>de</strong>r<br />

ausgestorbenen Gruppe Thelodonti), was dann für die Chondrichthyes plesiomorph wäre. Dann<br />

müßte <strong>de</strong>r knöcherne Knochenpanzer <strong>de</strong>r Placo<strong>de</strong>rmi † auf je<strong>de</strong>nfall eine evolutive Neuheit<br />

dieser Gruppe sein.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Osteognathostomata:<br />

– verknöchertes Endoskelett:<br />

Die Osteognathostomata sind durch endochondrale Knochen ausgezeichnet, welche in <strong>de</strong>r<br />

Ontogenese durch interne Verknöcherung knorpelig vorgebil<strong>de</strong>ter Skelettelemente entstehen<br />

11


(Ersatzknochen). Dies führte zu einer vollständigen Verknöcherung <strong>de</strong>s Endoskeletts. Zusätzlich<br />

wur<strong>de</strong> als Plesiomorphie die perichondrale Verknöcherung aus <strong>de</strong>m Grundmuster <strong>de</strong>r<br />

Gnathostomata beibehalten.<br />

– Anordnungsmuster großflächiger, homologisierbarer Schä<strong>de</strong>lknochen:<br />

Bei allen Osteognathosomata kommen die folgen<strong>de</strong>n Knochen im Schä<strong>de</strong>l vor: Postparietale,<br />

Parietale, Frontalia und Nasalia, sowie die mundrandbil<strong>de</strong>nen, zahntragen<strong>de</strong> Elemente:<br />

Praemaxillare, Maxillare (Oberkiefer) und Dentale (Unterkiefer). Hier muß darauf hingewiesen<br />

wedren, daß aufgrund Konvention (falscher Homologisierung) bei <strong>de</strong>n Actinopterygii das<br />

Parietale als Frontale und das Postparietale als Parietale bezeichnet wird.<br />

– Schultergürtel mit folgen<strong>de</strong>n Knochen: Posttemporalia, Supracleithrum, Cleithrum und Clavicula<br />

(Schlüsselbein)<br />

– Lepidotrichia:<br />

Die Flossenstrahlen sind verknöchert.<br />

– Lunge als paarige, ventrale Ausstülpung <strong>de</strong>s Pharynx:<br />

Die Lungen dienen <strong>de</strong>r Atmung und sind sowohl bei <strong>de</strong>n basalen Actinopterygii als auch bei <strong>de</strong>n<br />

basalen Sacropterygii ausgebil<strong>de</strong>t und wur<strong>de</strong> erst innerhalb <strong>de</strong>r Actinopterygii zu einer<br />

Schwimmblase umgewan<strong>de</strong>lt.<br />

– Opercularapparat (operculo-gulare Deckknochenserie):<br />

Es ist ein Kiemen<strong>de</strong>ckelapparat aus mehren Deckknochen ausgebil<strong>de</strong>t und zwar aus: Operculum,<br />

Suboperculum, Brachiostegalstrahlen und Gularia, <strong>de</strong>r die Kiemenspalten über<strong>de</strong>ckt. Dieser<br />

Apparat geht von Hyoidbogen aus.<br />

– Hypohyalia im Zungenskelett:<br />

Die paarigen hypohyalen Elemente im Endoskelett <strong>de</strong>s Zungenbeinbogens bil<strong>de</strong>n zusätzliche<br />

Gelenke und <strong>de</strong>uten funktionell auf eine zunehmen<strong>de</strong> Unabhängigkeit von Kiefer- und<br />

Zungenbeinbewegungen, ein größeres Saugvolumen und Manipulationsfähigkeiten von Zungen-<br />

(Hyoid-) und Kiemenskelett hin.<br />

– Trennung <strong>de</strong>r Nasenöffnungen:<br />

Eine Hautbrücke überquert die Nasengruppe und führt zu einer vollständigen Aufteilung in eine<br />

vor<strong>de</strong>re und hintere Nasenöffnung. Bei <strong>de</strong>n Chondrichthyes sind nur unverschmolzene<br />

Hautlappen vorhan<strong>de</strong>n.<br />

– Labyrinthorgan mit großen Otolithen (Statolithen)<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Actinopterygii:<br />

– rhomboi<strong>de</strong>n Ganoidschuppen:<br />

Die Ganoidschuppen bestehen aus basalen Knochenlamellen (Isopedin), die von spongiösem und<br />

gefäßreichen Knochen überlagert wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum von einer multiplen, wachsen<strong>de</strong>n Lage<br />

von Dentin und abschließend von Ganoin be<strong>de</strong>ckt ist. Ganoin wird wie Schmelz von <strong>de</strong>r<br />

Epi<strong>de</strong>rmis abgeschie<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs ist auch die Anordnung <strong>de</strong>r Ganpoidschuppen. Sie sind in<br />

Schrägreihen auf <strong>de</strong>m Rumpf angeordnet und in <strong>de</strong>n einzelnen Reihen sind die einzelnen<br />

Schuppen untereinan<strong>de</strong>r gelenkig verbun<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m spitze Gelenkköpfe einer Schuppe in <strong>de</strong>n<br />

Gelenkpfanne <strong>de</strong>r vorstehen<strong>de</strong>n Schuppe greift.<br />

– Reduktion auf eine Rückenflosse:<br />

Bei <strong>de</strong>n Knorpelfischen, als auch bei <strong>de</strong>n Fleischflossen kommen zwei Rückenflossen vor, so<br />

daß man die Reduktion auf eine einzige Rückenflosse durchaus als eine Apomorphie <strong>de</strong>r<br />

Actinopterygii annehmen kann. Die medianen Flossenstrahlen inserieren direkt im Körper ohne<br />

Einschaltung eines basalen muskulösen Lappens.<br />

– Praeoperculare:<br />

Dieser Knochen be<strong>de</strong>ckt wenigstens Teile <strong>de</strong>r Wangenregion, trägt einen Seitenlinienkanal,<br />

bil<strong>de</strong>t ein Wi<strong>de</strong>rlager für die beweglichen Kiemen<strong>de</strong>ckelknochen dahinter und ist zumin<strong>de</strong>st zum<br />

Teil in <strong>de</strong>n hinteren Stützapparat <strong>de</strong>s Kieferbogens eingebun<strong>de</strong>n.<br />

12


– Zähne mit enameloli<strong>de</strong> Zahnkappen (Acrodin):<br />

Acrodin ist eine hypermineralisierte, schmelzähnliche Substanz, die von Odontocyten, vor <strong>de</strong>r<br />

Mineralisierung <strong>de</strong>s Zahnschafts und Zahnbasis, gebil<strong>de</strong>t wird.<br />

(Ax geht von einer Plesiomorphie aus, weil <strong>de</strong>r die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Schmelzes über <strong>de</strong>n<br />

gesamten Zahn als ein Apomorphie <strong>de</strong>r Sarcopterygii ansieht und die Acrodinkappe dann als<br />

eine Plesiomorphie darstellt und dieses Merkmal in <strong>de</strong>r Stammart <strong>de</strong>r Osteognathosomata<br />

ausgebil<strong>de</strong>t war. Allerdings ist die Substanz und die Bildung eine an<strong>de</strong>re, so daß man hier doch<br />

einen Hinweis darauf hat, daß es sich dabei um eine Apomorphie <strong>de</strong>r Actinopterygii ist).<br />

– Dermohyale:<br />

Dies ist ein kleines Deckknochenelement an <strong>de</strong>r Seite- und Hinterfläche <strong>de</strong>r Hyomandibula, <strong>de</strong>r<br />

in enger Nachbarschaft zum Spritzloch liegen. Diese Knochenelemente sind bei vielen Fossilien<br />

nachweisbar und bei <strong>de</strong>n rezenten Cladistia, weshalb man dies in das Grundmuster <strong>de</strong>r<br />

Actinopterygii setzen kann und <strong>de</strong>n Verlust als eine weitere Apomorphie <strong>de</strong>r Actinopteri<br />

annehmen kann.<br />

– Embryonen mit Haftdrüse:<br />

Die Haftdrüse <strong>de</strong>r Embryonen ist lippenständig und ist durch einen nach außen geöffneten<br />

Vor<strong>de</strong>rdarmdivertikel entstan<strong>de</strong>n. Diese ist bei <strong>de</strong>n freien Embryonen (Dottersacklarven) <strong>de</strong>r<br />

Cladistia, Ginglymodi und Halecomorphi vorkommen.<br />

– Micropyle in <strong>de</strong>r Vitellinmembran <strong>de</strong>r Eier (Zona radiata)<br />

– Chondrosteer-Scharnier:<br />

Als solches wird ein Orientierungswechsel <strong>de</strong>r Schwanzstielbeschuppung genannt. Diese fin<strong>de</strong>t<br />

man neben in fossile Formen auch bei <strong>de</strong>n rezenten Cladistoa, Chondrostei und Ginglymodi.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Sacropterygii:<br />

– monobasale paarige Flossen:<br />

Im Endoskelett <strong>de</strong>r Brust- und Beckenflossen verbleibt nur das Metapterygium, als basales<br />

Glied. Daran schließt sich eine Achse an, von <strong>de</strong>r seitlich die Radialia abgehen. Die Flossen<br />

inserieren jeweils mit einem einzigen Skelettelement am Schulter- und Beckengürtel. Diesem<br />

ersten sog. Mesomer <strong>de</strong>r wasserleben<strong>de</strong>n Sacropterygii entsprechen Humerus und Femur bei <strong>de</strong>n<br />

terrestrischen Tetrapoda. Die Muskulatur bil<strong>de</strong>t eine keulenförmige Masse um die Skelettachse<br />

(evtl. homolog mit <strong>de</strong>m muskulösem Basalabschnitt <strong>de</strong>r Flossen <strong>de</strong>r Cladistia -> Plesiomorphie<br />

für die Sacropterygii und <strong>de</strong>r Verlust dieser Muskeln bei <strong>de</strong>n Actinopteri wäre dann eine<br />

Apomorphie dieser Gruppe)<br />

– echter Schmelz überzieht <strong>de</strong>n gesamten Zahn (oberste Lage <strong>de</strong>s Cosmin):<br />

Cosmin ist eine Kombination von Schmelz, Dentin und Porenkanalsystem. Der Schmelz ist<br />

einschichtig und zeigt eine hexagonale Struktur auf (Abdruck <strong>de</strong>r basalen Epi<strong>de</strong>rmiszellen). Bei<br />

<strong>de</strong>n Actinopterygii wo Ganoin als Schmelz vorkommt, ist keine solche Struktur ausgebil<strong>de</strong>t<br />

außer<strong>de</strong>m ist Ganoin mehrschichtig und wird auch an<strong>de</strong>rs gebil<strong>de</strong>t als das echte Schmelz bei <strong>de</strong>n<br />

Sacropterygii. Cosmin überzieht bei <strong>de</strong>n Fleischflosser auch die rhombischen Schuppen, die sich<br />

außer<strong>de</strong>m durch <strong>de</strong>n Besitz eines Dornfortsatzes mit breiter Basis von <strong>de</strong>n Schuppen <strong>de</strong>r<br />

Actinopterygii unterschei<strong>de</strong>n. Diese Cosmoidschuppen könnten ein weiteres apomorphes<br />

Merkmal <strong>de</strong>r Sacropterygii sein aber vielleicht stellt Cosmin auch erst eine Synapomorphie von<br />

Dipnoi und Tetrapoda dar (siehe unten).<br />

– intracraniales Gelenk:<br />

Latimera hat einen „kinetischen Schä<strong>de</strong>l“. Ein gelenkartiger Spalt im Schä<strong>de</strong>ldach teilt die<br />

Schä<strong>de</strong>lkapsel in ein vor<strong>de</strong>res Ethmosphenoid und ein hinteres Otooccipitale. Diese Trennung<br />

entspricht auf <strong>de</strong>m Schä<strong>de</strong>ldach die Trennung von Postparietalia und Parietalia. Latimera ist <strong>de</strong>r<br />

einzige rezente Vertreter <strong>de</strong>r Sacropterygii mit einem intrcranialem Gelenk, doch weisen wohl<br />

die Osteolepiformes † (Stammlinienvertreter <strong>de</strong>r Tetrapoda) auch solch ein Gelenk auf, weshalb<br />

die Annahme dieses Gelenk im Grundmuster <strong>de</strong>r Sacropterygii wahrscheinlich wird und in <strong>de</strong>r<br />

gemeinsamen Stammlinie (es sei <strong>de</strong>n Dipnoi und Actinistia sind doch näher miteinan<strong>de</strong>r<br />

13


verwandt) verloren gegangen ist.<br />

– Vena cava posterior (Vena cava caudalis):<br />

Die untere Holhvene ist ein neues Gefäß, welches das gesamte Blut aus <strong>de</strong>m Hinterkörper zum<br />

herzen führt. Die ursprüngliche Vena cardinalis geht verloren.<br />

– Praeopercularkanal (Teil <strong>de</strong>s Seitenliniensystems) hat als Jugalkanal Anschluss an <strong>de</strong>n<br />

Infraobritalkanal (also Kanal unter <strong>de</strong>r Orbita; infra = unter etwas):<br />

Bei <strong>de</strong>n Actinopterygii hat <strong>de</strong>r Praeopercularkanal hingegen Anschluß an <strong>de</strong>n Temporalkanal<br />

(wh. ursp. O<strong>de</strong>r abgeleiteter Zustand bei <strong>de</strong>n Actinopterygii ??)<br />

– Mandibularkanal (ventrale Fortsetzung <strong>de</strong>s Praeopercularkanal) verläuft in vier<br />

Infra<strong>de</strong>ntalia (durch Spleniale, Postspleniale, Angulare und Surangulare) und es kommt<br />

ein Oralkanal vor:<br />

Der Oralkanal ist bei Dipnoi vollständig und bei Actinistia verkürzt ausgebil<strong>de</strong>t.<br />

– Wangenregion mit Squamosum und Praeoperculum (zwei getrennte Knochen)<br />

– skleotischer Ring um die Augen aus mehr als 5 Knochenplatten bestehend<br />

– R! auf eine Brachiostegalia<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Actinistia:<br />

– symmetrische Schwanzflosse mit einem mittlerem, caudalen Fortsatz:<br />

Ursprünglich war eine heterozerke Schwanzflosse ausgebil<strong>de</strong>t, die ein Apomorphie <strong>de</strong>r<br />

Gnathosomata war<br />

– die paarigen Brust- und Bauchflossen sowie die zweite Dorsalflosse und Analflosse mit<br />

fleishigen Lappen (Lobus):<br />

Diese Flossen besitzen ein Axialskelett (kräftige Zentralelemente mit kurzen Seitenelementen),<br />

welches Archipterygium genannt wird.<br />

– erste Dorsalflosse mit hohlen Dornen (= verschmolzene Lepidotrichien):<br />

Die Dornen setzen unmittelbar am Rücken an.<br />

– doppelte Artikulation <strong>de</strong>s Unterkiefers:<br />

Das doppelköpfige Quadratum greift in eine Doppelgrube <strong>de</strong>s Articulare.<br />

– Extracleithrum im Schultergürtel:<br />

Dieser Knochen stellt eine Neubildung im Schultergürtel dar und ist typisch für alle Actinistia.<br />

Da Posttemporale und Supracleithrum nicht ausgebil<strong>de</strong>t sind, fehlt eine Verbindung <strong>de</strong>s<br />

Schultergürtels mit <strong>de</strong>m Schä<strong>de</strong>ldach.<br />

– Rostralorgan:<br />

Das Rostralorgan wird wahrscheinlich ein Elektrosensorisches Organ sein. Es besteht aus 1 Paar<br />

Röhren zwischen <strong>de</strong>n Nasenkapseln und 2 Paar Röhren hinter <strong>de</strong>r Nasenkapsel, die sich vor <strong>de</strong>n<br />

Augen öffnen, also 6 Öffnungen zusätzlich zu <strong>de</strong>n 4 <strong>de</strong>r Nasenkapsel in <strong>de</strong>r Schnauze; die<br />

Röhren en<strong>de</strong>n Innen in einen gemeinsamen medianen Raum.<br />

– Die Chorda dorsalis ist ein durchgehen<strong>de</strong>s, nicht eingeschnürtes Rohr, welches mit<br />

Flüssigkeit gefüllt ist:<br />

Die Chorda unterlagert das Gehirn in ganzer Länge und reicht vom Neurocranium bis in die<br />

Schwanzspitze.<br />

– unpaarer Sack <strong>de</strong>s Darms, welcher mit Fettsubstanz gefüllt ist:<br />

Von <strong>de</strong>r ventralen Seite <strong>de</strong>s Oesophagus geht ein Kanal (Glottis) zu diesem Organ hin, welches<br />

aufgrund seiner Lage als Homologon <strong>de</strong>s Lungen- und Schwimmblasenorgans angesehen<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

– Ovoviparie:<br />

Große Eier verbleiben in Körper und die Entwicklung <strong>de</strong>r Jungtiere fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>n Ovidukten statt<br />

(die Jungtiere schlüpfen also aus <strong>de</strong>n Eier im Mutterleib).<br />

– starke Reduktion <strong>de</strong>r Wirbelsäule:<br />

14


Wirbel sind nur durch dünne ventrale und dorsale Arcualia repräsentiert<br />

– Ausbildung eines postspiraculären Knochens<br />

– V! von Brachiostegalia<br />

Choanata (Dipnoi und Tetrapoda):<br />

Anmerkung: Dieses Taxonname ist sehr ungünstig, weil nach <strong>de</strong>n Angaben in Westhei<strong>de</strong> &<br />

Rieger die Lungenfische noch keine Choanen besitzen und selbst wenn diese, wie z.B. Ax<br />

angibt, Choanen besitzen sollten, diese wohl nicht homolog zu <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Tetrapo<strong>de</strong>n ist.<br />

Als Choanen bezeichnet man eine Verbindung <strong>de</strong>r Nasenhöhle mit <strong>de</strong>r Mundhöhle (innere<br />

Nasenöffnung)<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Choanata:<br />

– labyrinthodonte Zähne (Faltenzähne mit Plici<strong>de</strong>ntin):<br />

Pilici<strong>de</strong>ntin weist zur Pulpa <strong>de</strong>s Zahnes hin Falten (mit nahezu vertikal gestellten<br />

Faltenachsen) auf. Dabei kommt, wenn man sich einen Querschnitt <strong>de</strong>s Zahns anschaut<br />

eine labyrinthähnliche, gefaltete Struktur heraus<br />

– Lymphgefäßsystem:<br />

Cyclostomata, Chondrichtyes und Actinopterygii besitzen ein primäres und ein sekundäres<br />

Blutgefäßsystem. Die primären Blutgefäße versorgen das Nervensystem, die Muskulatur und <strong>de</strong>n<br />

Eingewei<strong>de</strong>trakt. Das sekundäre System dient in erster Linie <strong>de</strong>r Durchblutung äußerer und<br />

innerer Oberflächen von Organen. Bei <strong>de</strong>n Sacropterygii haben die Actinistia auch noch solche<br />

zwei Blutgefäßsystem, während die Lungenfische und die landleben<strong>de</strong>n Wirbeltiere nur noch ein<br />

Blutgefäßsystem besitzen. Das zweite (sekundäre) wird bei ihnen durch ein neues, sog.<br />

Lymphatisches System ergänzt wird. Die winzigen Lymphgefäße im Bin<strong>de</strong>gwebe erhalten<br />

keinen Zufluß aus <strong>de</strong>r Blutzirkulation son<strong>de</strong>rn übernehmen vielmehr überschüssige, interstielle<br />

Gewebsflüssigkeit auf und beför<strong>de</strong>rn diese über Mikropupmen = Lymphherzen in <strong>de</strong>n venösen<br />

Teil <strong>de</strong>s Blutgefäßsystems. Die Lymphherzen besitzen quer gestreifte Muskulatur , die sich wie<br />

die Herzmuskulatur selbständig kontrahieren kann. In <strong>de</strong>r Regel, aber wer<strong>de</strong>n Lymphherzen<br />

durch periphere Spinalnerven innerviert (erhalten also über diese Nervenimpulse und somit in<br />

<strong>de</strong>r Lage selbständig wie das eigentliche Herz schlagen können, sind aber in <strong>de</strong>r Regel von<br />

Spinalnerven innerviert (und über diese erhalten sie ihren Signale zum Schlagen ?!). Die<br />

Schlagfrequenz eines je<strong>de</strong>n Lymphherzens ist nicht mit <strong>de</strong>rjenigen an<strong>de</strong>rer Lympherzen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

(Kiemen-)herzens synchronisiert.<br />

Die Lymphe besteht hauptsächlich aus einem Ultrafiltrat <strong>de</strong>s Blutplasmas, das im Endbereich <strong>de</strong>r<br />

Ateriolen und am Anfang <strong>de</strong>r Kapillaren ausgepresst und durch die Basallamina dieser Gefäße<br />

hindurch gefiltert wird. Die daraus resultieren<strong>de</strong> Gewebsflüssigkeit umfließt die Körperzellen<br />

und tritt zum größten Teil durch Venolen wie<strong>de</strong>r in das Kreislaufsystem ein. Es bleibt jedoch ca.<br />

10% <strong>de</strong>r Flüssigkeit im Gewebe zurück (Überschüssige Flüssigkeit), welches von <strong>de</strong>n blind<br />

en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Lymphkapillaren aufgenommen wird und im Lymphgefäßen transportiert (die<br />

Lymphkapillaren en<strong>de</strong>n in einen Sammelkanal = Ductus thoracicus, nahe <strong>de</strong>s Herzens in eine<br />

Hauptvene -> zurück ins Kreislaufsystem). Außer <strong>de</strong>n Lymphgefäße, gehören zu <strong>de</strong>m<br />

Lymphgefäßsystem wichtige Anhangsdrüsen, wozu z.B. die Milz (Apomorphien <strong>de</strong>r<br />

Myopterygia - siehe dort), die zahlreichen Lymphknoten und z.B. <strong>de</strong>r Wurmfortsatz (bei<br />

Säugetieren). All diese Anhangsdrüsen sind wichtig für die Abwehrmechanismen (sowie<br />

Filtriermechanismen) <strong>de</strong>s Körpers sind.<br />

– Übereinstimmungen im Blutgefäßsystem:<br />

Lungenarterien führen Desoxyblut zu <strong>de</strong>n Lungen. Lungenvenen vereinigen sich zu einem<br />

unpaaren Stamm, <strong>de</strong>r Oxyblut in das Atrium <strong>de</strong>s Herzens führt. Der Conus arteriosus ist im<br />

Herzen <strong>de</strong>r Dipnoi und in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Tetrapoda S-förmig gestaltet.<br />

15


Mögliche Apomorphien, die ein Schwestergruppenverhältnis von Actinistia und Dipnoi<br />

begrün<strong>de</strong>n könnten sind:<br />

– V! Der Maxillare<br />

– spezifischer Bau <strong>de</strong>r Kiemensepten<br />

– verschie<strong>de</strong>ne Gehirnmerkmale:<br />

Dazu gehören ein lamellierter Thalamus, ein oberflächiger Isthmus-Nucleus und eine<br />

ausgestülpte Hemisphäre.<br />

Mögliche Apomorphien, die ein Schwestergruppenverhältnis von Actinistia und Tetrapoda<br />

begrün<strong>de</strong>n könnten sind:<br />

– Übereinstimmungen im Nervensystem:<br />

So hat zum Beispiel <strong>de</strong>r Nervus glossopharyngeus (IX Nerv) bei <strong>de</strong>n Actinistia und <strong>de</strong>n<br />

Tetrapo<strong>de</strong>n nur ein mediales und laterales Ganglion (bei Dipnoi an<strong>de</strong>rs).<br />

– Übereinstimmungen im Labyrinthorgan:<br />

Nervenfasern <strong>de</strong>s Nervus statoacusticus (Nerv VIII) reichen bei <strong>de</strong>n Actinistia in ein<br />

membranöses Gewebe, das in Lage und in Innervation <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Basilarpapille bei Tetrapo<strong>de</strong>n<br />

gleicht.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Dipnoi:<br />

– Zahnplatten:<br />

Je ein paar massiver Zahnplatten im Ober- und Unterkiefer. Oberfläche mit strahlenförmig<br />

angeordneten Dentin-Kämmen. Sie stellen eine Mahleinrichtung zur Zerkleinerung von harten<br />

Objekten dar.<br />

– Knochenmosaik im Schä<strong>de</strong>l:<br />

Da die Knochen nicht ein<strong>de</strong>utig mit <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>rer Knochenfische homologisiert wer<strong>de</strong>n<br />

konnten, wer<strong>de</strong>n sie mit <strong>de</strong>n Buchstaben A-Z bezeichnet und diese Vervielfältigung <strong>de</strong>r Knochen<br />

im Schä<strong>de</strong>l kann man als Apomorphien (Autapomorphie) <strong>de</strong>r Dipnoi <strong>de</strong>uten.<br />

– einheitliches Neurocranium mit verwachsenem Palatoquadratum (Autostylie):<br />

Das einheitliche Neurocranium stellt hierbei die eigentliche evolutive Neuheit dar, die<br />

Konvergent zu <strong>de</strong>m einheitlichem Neurocarium <strong>de</strong>r rezenten Tetrapo<strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>n sein wird,<br />

weil bei Stammlinienvertreter <strong>de</strong>r Tetrapoda noch ein ursp. zweigeteiltes Neurocranium<br />

ausgebil<strong>de</strong>t war.<br />

– V! <strong>de</strong>r Dentale bei <strong>de</strong>n adulten Tiere:<br />

Die Dentale wird embryonal zwar noch angelegt, geht dann aber verloren.<br />

– V! Maxillare und Praemaxillare:<br />

Der Verlust <strong>de</strong>r Maxillare muß, wenn Dipnoi und Tetrapoda Schwestergruppen sein sollten, als<br />

konvergenter Verlust zu <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Actinistia ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n. Actinistia weisen aber noch ein<br />

Praemaxillare auf.<br />

– Camptotrichia in <strong>de</strong>n paarigen Flossen (Brust- und Bauchflossen):<br />

Diese bestehen aus 3 Schichten: <strong>de</strong>m Rest eines Actinotrichium im Zentrum, welches von einem<br />

mineralisierten Bin<strong>de</strong>gewebe umgeben ist und ganz außen liegt azellulärer Knochen (es gibt zum<br />

Teil sehr hohe Anzahl von Flossenstützen; über 69 dorsal und 28 ventral bei Lepidosiren<br />

paradoxa).<br />

– R! <strong>de</strong>r Hyomandibulare<br />

– ventral liegen<strong>de</strong> Nasenöffnungen<br />

16


Tetrapoda:<br />

Apomorphien <strong>de</strong>r Tetrapoda:<br />

– Landgang<br />

– Quadrupedie und Pentactylie:<br />

Aus <strong>de</strong>n paarigen Brust- und Bauchflossen wur<strong>de</strong>n 4 Beine mit jeweils 5 Strahlen (Finger und<br />

Zehen), Diese Anzahl von Finger bzw. Zehen ist für die Kronengruppe <strong>de</strong>r Wirbeltiere eine<br />

evolutive Neuheit, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Tetrapo<strong>de</strong>n waren zunächst noch viele Strahlen in<br />

<strong>de</strong>n Flossen erhalten (Osteolipiformes), die dann allmählich reduziert und als Finger und Zehen<br />

ausgebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Acanthostega hatte zum Beispiel noch 8 Finger und Ichtyhostega hatte noch<br />

7 Zehen.<br />

– Extremitätenskelett mit grundlegen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen:<br />

Das erste Mesomer <strong>de</strong>r Extremiät <strong>de</strong>r Sacropterygii wird vorne zum Humerus, hinten zum<br />

Femur. Aus <strong>de</strong>m ersten Radiale und <strong>de</strong>m zweiten Mesomer (<strong>de</strong>r Metapterygium-Achse) gehen<br />

Radius und Unla bzw. Tibia und Fibula hervor. Die Hand- bzw. Fußstrahlen wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n<br />

Tetrapo<strong>de</strong>n wohl neu gebil<strong>de</strong>t und sind keine Abwandlungen <strong>de</strong>r distalen Radialia <strong>de</strong>r sonstigen<br />

Sacropterygii-Extremitäten. Diese Radialia gehen in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Tetrapo<strong>de</strong>n verloren.<br />

Das Autopdium (Hand-und Fußknochen mit Phalangen) entstand wohl eher aus neu<br />

entstan<strong>de</strong>nen (neomorphen) postaxialen Strahlen. Humerus und Femur wer<strong>de</strong>n auch als<br />

Stylopodium bezeichnet und Ulna + Radius bzw. Tibia + Fibula als Zeugopodium. Als eine<br />

weitere evolutive Neuheit <strong>de</strong>r Tetrapoda entstand zwischen Stylo- und Zeugopodium Gelenke<br />

(Ellenbogen- und Kniegelenk).<br />

– Ausbildung einer keratinisierte Epi<strong>de</strong>rmisschicht = Hornschicht (Stratum corneum):<br />

In <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Tetrapoda erfolgte eine Einlagerung von Keratin in die Zellen <strong>de</strong>r<br />

peripheren Schicht <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis, die zumin<strong>de</strong>stens aus einer Zelllage besteht. Die Hornschicht<br />

stellt einen zusätzlichen Schutz für <strong>de</strong>n Organismus dar. Keratin ist wasserunlöslich und nicht<br />

durch proteolytische Enzyme verdaubar. Sie bil<strong>de</strong>t später bei <strong>de</strong>n Vögeln die Fe<strong>de</strong>rn, bei<br />

Säugetieren Krallen, Nägel, Haare usw..<br />

– die Knochen Tabulare, Supratemporale, Intertemporale und Squamosum kommen im<br />

Schä<strong>de</strong>l vor:<br />

Seitlich <strong>de</strong>r medianen Knochenpaare Postparietale und Parietale liegen Tabulare,<br />

Supratemporale und Intertemporale. Außer<strong>de</strong>m kommt noch <strong>de</strong>r Knochen Squamosum vor, <strong>de</strong>r<br />

bei <strong>de</strong>n Säugetieren noch wichtig wird, weil er dort mit <strong>de</strong>m Dentale das sekundäre Kiefergelenk<br />

bil<strong>de</strong>t.<br />

– Verbindung zwischen Schä<strong>de</strong>l und Schultergürtel wird gelöst:<br />

Das war Vorraussetzung für die Entstehung eines Halses und die autonome Beweglichkeit <strong>de</strong>s<br />

Kopfes gegenüber <strong>de</strong>s Rumpfes.<br />

– Schä<strong>de</strong>l mit unpaaren Gelenkhöcker (Condylus occipitalis):<br />

Ein Gelenkhöcker in <strong>de</strong>r Zusammensetzung aus Basioccipitale und <strong>de</strong>n lateralen Exoccipitalia<br />

liegt unter <strong>de</strong>m Foramen magnum <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls. Dieser Gelenkhöcker stellt die Verbindung zur<br />

Wirbelsäule her.<br />

– Eine Ohrbucht (Ohrschlitz) ist zwischen Tabulare und Squamosum ausgebil<strong>de</strong>t:<br />

Dieser Ohrschlitz war aber wahrscheinlich primär noch nicht mit einem Trommelfell versehen.<br />

Das Trommelfell ist also wh. mehrmals unabhängig voneinan<strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>r Tetrapoda<br />

entstan<strong>de</strong>n (?).<br />

– Mittelohr mit Stapes:<br />

Das Mittelohr (Paukenhöhle) entstand aus <strong>de</strong>r spiraculären Kiemenspalte <strong>de</strong>r Gnathosomata.<br />

Auch Übernommen wur<strong>de</strong> das Hyomandibulare (= Epihyale), da ursp. hinter <strong>de</strong>r Spritzlochspalte<br />

lag. Es wird bei <strong>de</strong>n Tetrapo<strong>de</strong>n nach innen ins Mittelohr verlagert (es wur<strong>de</strong> ja nicht zur<br />

17


Aufhängung <strong>de</strong>s Palatoquadratum an <strong>de</strong>n Schä<strong>de</strong>l benötigt, weil <strong>de</strong>r ursp. Zustand <strong>de</strong>r<br />

Gnathosomata, wo das Palatoquadratum am Schä<strong>de</strong>l verbun<strong>de</strong>n war, beibehalten wur<strong>de</strong>) und<br />

wur<strong>de</strong> somit zum Mittelohr-Gehörknöchelchen, <strong>de</strong>m Stapes = Steigbügel (Columella auris,<br />

Plectrum). Der Stapes wan<strong>de</strong>lte sich von einem massiven Knochen zu einem schalleiten<strong>de</strong>n<br />

Element und ragt mit seiner proximalen Fußplatte in die Fenestra ovalis (ovalem Fenster,<br />

welches aus <strong>de</strong>n vestibulären Fontanelle <strong>de</strong>r Osteolipiformes † entstan<strong>de</strong>n ist). Die Paukenhöhle<br />

steht bei <strong>de</strong>n meisten Tetrapo<strong>de</strong>n über die Eustachische Röhre mit <strong>de</strong>r Mundhöhle in<br />

Verbindung.<br />

– Choanen ausgebil<strong>de</strong>t:<br />

Tetrapo<strong>de</strong>n besitzen stets im Gaumen gelegene innere Nasenöffnungen (Choanen). Diese<br />

Öffnungen sind neu im ventrolateralen Bereich <strong>de</strong>r Nasenkapsel. Die hintere äußere<br />

Ausströmöffnung <strong>de</strong>r „Fische“ ist verloren gegangen aber die vor<strong>de</strong>re bleibt bestehen. Die<br />

äußere Nasenöffnung steht in Kontakt mit <strong>de</strong>r Inneren, die wie<strong>de</strong>rum mit <strong>de</strong>m Rachen in Kontakt<br />

steht.<br />

Bei <strong>de</strong>n Tetrapo<strong>de</strong>n erhält die Nase neben <strong>de</strong>r ursprünglichen Funktion <strong>de</strong>s Riechens zusätzlich<br />

die eines Atemweges. Damit verbun<strong>de</strong>n ist auch die Verlagerung <strong>de</strong>s Riechepithels vom Bo<strong>de</strong>n<br />

(bei „Fischen“) an das Dach <strong>de</strong>r Nasenkapsel.<br />

– In <strong>de</strong>r Nasenregion kommen zwei weitere Drüsenfel<strong>de</strong>r vor = Bowmannschen Drüsen und das<br />

Jacobsonsche Organ (Vomeronasales System)<br />

– Tränendrüsen am Augenrand:<br />

Diese Drüsen verhin<strong>de</strong>rn das Austrocknen <strong>de</strong>r Augen an <strong>de</strong>r Luft. Die Augenlie<strong>de</strong>r verteilen die<br />

Tränenflüssigkeit auf <strong>de</strong>m Auge. Der Nasolacrimalkanal dient <strong>de</strong>m Abführen überschüssiger<br />

Tränenflüssigkeit.<br />

– fleischige Zunge<br />

Die fleischige Zunge ist eine Neubildung auf <strong>de</strong>m Hyoidskelett. Sie trägt ein halbmondförmiges<br />

Drüsenfeld, das sich wahrscheinlich vor <strong>de</strong>r Zunge gebil<strong>de</strong>t hat und schließlich mit dieser<br />

verschmolzen ist.<br />

– einheitliches Neurocranium:<br />

Im Neurocranium wird (die embryonal noch angelegte) Fissur zwischen vor<strong>de</strong>rem und hinterem<br />

Neurocranium geschlossen, wodurch die innere Beweglichkeit <strong>de</strong>r Hirnkapsel verschwin<strong>de</strong>t.<br />

– Lungen als alleinige Atmungsorgane <strong>de</strong>r Adulti:<br />

In Anpassung an das landleben sind äußere Kiemen bei <strong>de</strong>n adulten Tiere verloren gegangen und<br />

die Kiemenspalten wur<strong>de</strong>n geschlossen.<br />

– Verlust <strong>de</strong>s knöchern<strong>de</strong>n Kiemen<strong>de</strong>ckel (Operculum):<br />

Eventuell stammen Trommelfelle von Gewebe aus <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>s Kiemen<strong>de</strong>ckels.<br />

– Trachea (Luftröhre) und Larynx (Kehlkopf):<br />

Die Lungenatmung hat bei <strong>de</strong>n Tetrapoda zur Entstehung eines Trachea-Laryngoskeletts geführt,<br />

das aus Derivaten <strong>de</strong>s Kiemenkorbes hervorging (Derivate <strong>de</strong>r hinteren Kiemenbögen). Die<br />

Luftröhre entstand durch Verlängerung <strong>de</strong>s unpaaren Verbindungsganges zwischen <strong>de</strong>m Darm<br />

und <strong>de</strong>n paarigen Lungen. Sie wur<strong>de</strong> durch knorpelige Ringe verstärkt. Zur Trennung <strong>de</strong>r sich<br />

kreuzen<strong>de</strong> Wege von Luftstrom und Nahrungstransport evolvierte am Eingang in die Trachea <strong>de</strong>r<br />

Kehlkopf (ein Verschlußapparat).<br />

– einheitlicher Wirbelkörper (?):<br />

Alle rezenten Tetrapo<strong>de</strong>n besitzen Wirbel mit einem Verknöcherungszentrum, während<br />

Stammlinienvertreter <strong>de</strong>r Tetrapo<strong>de</strong>n durch Wirbel mit zwei Zentren ausgezeichnet sind, nämlich<br />

einem vor<strong>de</strong>ren Hypocentrum (Intercentrum) und einem hinteren Pleurocentrum. Das<br />

Pleurocentrum wur<strong>de</strong> usrprünglich dorsal paarig angelegt. Umstritten ist das Problem, ob <strong>de</strong>r<br />

einheitliche Wirbel <strong>de</strong>r rezenten Tetrapoda einmal aus <strong>de</strong>m Pleurozentrum hervorgegangen sind<br />

o<strong>de</strong>r möglicherweise zweimal unabhängig evolvierten. Bei <strong>de</strong>r zweiten Hypothese wäre bei <strong>de</strong>n<br />

Amphibia das Hypocentrum <strong>de</strong>r Ausgangspunkt und bei <strong>de</strong>n Amniota das Pleurocentrum <strong>de</strong>r<br />

Ausgangspunkt <strong>de</strong>r Entwicklung. Wenn <strong>de</strong>r einheitliche Wirbelkörper zweimal unabhängig<br />

voneinan<strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>n sein sollte, dann muß diese Merkmal als eine Apomorphie <strong>de</strong>r gesamten<br />

18


Tetrapoda gestrichen wer<strong>de</strong>n.<br />

– Rippen mit zwei Ansatzstellen bzw. Gelenken zur Wirbelsäule:<br />

Die eine Ansatzstelle ist am Neuralbogen (Diapophyse) und die zweite ist am Intercentrum<br />

(Parapophyse). Die Gelenke heißen Tuberculum (dorsal) und Capitulum (ventral). Die<br />

Schwestergruppe Dipnoi zeigt <strong>de</strong>n plesiomorphen Zustand mit einem einfachen Rippenansatz<br />

(Capitulum).<br />

– um das Gehirn differenzieren sich zwei Gehirnhäute (Dura mater und Leptomenix =<br />

sekundäre Meninx)<br />

– Blutgefäßmerkmale:<br />

Im Blutgefäßsystem adulter Tetrapoda bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r 3. Arterienbogen (Carotisbogen) zusammen mit<br />

<strong>de</strong>n paarigen vor<strong>de</strong>ren dorsalen Aorta die Kopfarterien (Arteria carotis interna). Aus <strong>de</strong>m 4.<br />

Arterienbogen entstan<strong>de</strong>n die Aortenbögen. Der 6. Arterienbogen wird zu <strong>de</strong>n Lungenarterien.<br />

– Trennung <strong>de</strong>r Herzvorkammer (Atrium):<br />

Durch ein Septum wur<strong>de</strong> das Atrium vollständig in eine rechte und linke Hälfte geteilt.<br />

– Verlust <strong>de</strong>s Cleithrum im Schultergürtel:<br />

Das bei Stammlinienvertreter noch ausgebil<strong>de</strong>t, aber immer mehr reduziertes Cleithrum ist bei<br />

<strong>de</strong>n rezenten Arten vollständig verloren gegangen. Dagegen hat sich die Scapula ausge<strong>de</strong>hnt und<br />

die <strong>de</strong>rmalen Elemente Interclavicula und Clavicula gewinnen ebenfalls an Be<strong>de</strong>utung.<br />

– dorsale Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Beckengürtels und Verbindung mit <strong>de</strong>r Wirbelsäule:<br />

Das Becken besteht aus <strong>de</strong>n Knochen: Ilium (Darmbein), Ischium (Sitzbein) und Pubis<br />

(Schambein). Das Ilium ist nach dorsal <strong>de</strong>utlich ausge<strong>de</strong>hnt und wird über eine o<strong>de</strong>r mehrere<br />

modifizierter Sakralrippen mit <strong>de</strong>r Wirbelsäule (Sakralwirbel) verbun<strong>de</strong>n. Die ventral in <strong>de</strong>r<br />

Mitte verschmolzene Ischia sind <strong>de</strong>utlich vergrößert.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Amphibia:<br />

– R! auf 4 Finger in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rextremitäten:<br />

Uro<strong>de</strong>la und Anura haben übereinstimmend nur 4 Finger und <strong>de</strong>r 5 wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r<br />

Amphibia reduziert, wird aber noch embryonal angelegt. Da Vor<strong>de</strong>rextremitäten mit 4 Fingern<br />

bereits bei palaeozoischen Stammlinienvertretern (z.B. Eryops †) vorhan<strong>de</strong>n sind, kann dieser<br />

Zustand als Apomorphie in das Grundmuster <strong>de</strong>r Amphibien eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Die vollständige<br />

Reduktion von <strong>de</strong>n Extremitäten muß als eine Apomorphie <strong>de</strong>r Gymnophiona angesehen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

– Geteilte Zähne = pedicellate Zähne mit zwei Spitzen an <strong>de</strong>n Zahnkronen (bicuspi<strong>de</strong><br />

Zähne):<br />

Bei <strong>de</strong>n Amphibien sind die Zähne in zwei Abschnitte unterteilt: schmelztragen<strong>de</strong> Krone, die auf<br />

einem Sockel (Pedicellus) aus Dentin sitzt. Krone und Sockel wer<strong>de</strong>n durch eine fibröse, wenig<br />

mineralisierte Zone verbun<strong>de</strong>n. Die Zähne weisen im Grundmuster (Stammartmuster) zwei<br />

Spitzen an <strong>de</strong>n Zahnkronen auf. Es gibt eine unverkalkte o<strong>de</strong>r schwach verkalkte Ringfurche<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Abschnitten, in welcher die Krone abbrechen kann. Der Zahnwechsel<br />

erfolgt von medial nach lateral.<br />

– Papilla amphibiorum im Innenohr:<br />

Die Papilla amphibiorum ist ein spezielles Rezeptorfeld (Flecken vom Neuroepithel) im<br />

Sacculus, das auf Schallwellen (Druckän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Perilymphe) anspricht und eben nur bei<br />

<strong>de</strong>n Amphibien bekannt ist. Es dient <strong>de</strong>r Wahrnehmung von Frequenzen im Bereich von ca. 100-<br />

1000 Herz (höhere Frequenzen wer<strong>de</strong>n über die Papilla basilaris registriert, ob dies allerdings<br />

auch eine Apomorphie <strong>de</strong>r Amphibia ist, weiß ich nicht)<br />

– große Interpterygoidfenster im Gaumen:<br />

Im Grundmuster <strong>de</strong>r Tetrapoda gehört ein geschlossenes Gaumendach, wie es bei <strong>de</strong>n Amniota<br />

realisiert ist. In <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Amphibia sind unter starker Reduktion <strong>de</strong>r Pterygoi<strong>de</strong><br />

umfangreiche Gaumenlöcher im abgeplatteten Schä<strong>de</strong>l entstan<strong>de</strong>n.<br />

19


– Schä<strong>de</strong>l mit zwei Gelenkhöckern (paarigen Condylus occipitalia):<br />

Aus <strong>de</strong>m unpaaren Condylus occipitalia im Grundmuster <strong>de</strong>r Tetrapoda wird das Basioccipitale<br />

reduziert und geht schließlich verloren. Die übrig gebliebenen Exoccipitalia wan<strong>de</strong>rn<br />

auseinan<strong>de</strong>r und bil<strong>de</strong>n paarige Condyli aus.<br />

– Operculum als zusätzlicher Mittelohrknochen:<br />

Das Operculum dient neben <strong>de</strong>m Stapes als zweites schallleiten<strong>de</strong>s Element im Mittelohr.<br />

Genauer gesagt liegt das Operculum im Fenestra ovalis hinter <strong>de</strong>r Fußplatte <strong>de</strong>s Stapes im<br />

Mittelohr und ist durch <strong>de</strong>n Musculus opercularis mit <strong>de</strong>m Schultergürtel verbun<strong>de</strong>n.<br />

– Schleim- und Gift (= Körner)drüsen in <strong>de</strong>r Dermis:<br />

Die Drüsen entstehen in <strong>de</strong>r Ontogenese als Einsenkung <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis. Schleimdrüsen sind über<br />

<strong>de</strong>n ganzen Körper verteilt und sezernieren gleichmäßig ein Mucopolysaccharid-Sekret, das die<br />

Haut feucht hält. Körnerdrüsen enthalten Gemische aktiver organischer Verbindungen (Amine,<br />

Pepti<strong>de</strong> und Enzyme), die primär fungi- und bakteriozoid wirken aber auch <strong>de</strong>r Feindabwehr<br />

dienen (bitter, schleimhautreizend bis Ausscheidung giftiger Substanzen) -> Schutz <strong>de</strong>s Körpers<br />

gegenüber Fremdkörper.<br />

– Gaumenvorsprung (Pars palatina) <strong>de</strong>s Praemaxillare<br />

– V! von Postparietale, Intertemporale, Supratemporale, Tabulare, Jugale und<br />

Interclavicula<br />

– Mentomeckelscher Knochen<br />

Amniota (Nabeltiere):<br />

– ca. im Unterkarbon (vor ca. 345 Millionen Jahren) entstan<strong>de</strong>n; ältesten Mammaliafossilien<br />

stammen aus <strong>de</strong>m unteren Oberkarbon genauso wie das ältesten sichere „Reptilien“-Fossil<br />

Hylonomus lyelli †<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Amniota:<br />

– monophasischer Lebenszyklus mit direkter Entwicklung:<br />

Die beschalten Eier wer<strong>de</strong>n am Land abgelegt und es kommt keine Larve sowie keine<br />

Metamorphose vor.<br />

– meroblastische Furchung dottereicher Eier (dicoidale Furchung):<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>r Eier führt zur Bildung einer mehrschichtigen Keimscheibe auf <strong>de</strong>n<br />

ungefurchten Dotter.<br />

– Amnion-Ei:<br />

Das extraembryonale Ekto<strong>de</strong>rm begleitet von extraembryonalen Coelom bil<strong>de</strong>t über <strong>de</strong>n<br />

eigentlichen Embryo (Kernembryo) Falten, die sich zu zwei flüssigkeitsgefüllten<br />

Embryonalhüllen schließen. Die äußere wird als Serosa (Chorion) bezeichnet und die Innere, in<br />

<strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Embryo befin<strong>de</strong>t, wird als Amnion (Amnionhöhle -> Namensgeben<strong>de</strong> Hülle <strong>de</strong>r<br />

Amniota) bezeichnet. Das Amnion bzw. die Amnionhöhle schützt <strong>de</strong>n Embryo vor<br />

Erschütterungen und stellt <strong>de</strong>n flüssigen Raum <strong>de</strong>r Embryonalentwicklung dar (also im gewissen<br />

Sinne ein Privatteich <strong>de</strong>s Embryos und somit eine Entwicklung zwar in gewisser Hinsicht, im<br />

„Wasser“ stattfin<strong>de</strong>t aber nicht mehr in äußeren Wasserstellen). Aus <strong>de</strong>r Kloakenregion <strong>de</strong>s<br />

Embryos wächst eine weitere Embryonalhülle aus, die als Allantois bezeichnet wird. Diese<br />

schiebt sich zwischen Amnion und Serosa. Die Allantois ist das embryonale Harnorgan<br />

(Speicherung von Harnsäure) dient aber auch als Respirations- und Resorptionsorgan (bei <strong>de</strong>r<br />

Hühnchenentwicklung sorgt es zum Beispiel dafür, daß aus <strong>de</strong>r Schale Calcium zum Embryo<br />

transportiert wird, um dort bei <strong>de</strong>r Knochenbildung mitzuwirken). Extraembryonales Ento<strong>de</strong>rm<br />

begleitet von Meso<strong>de</strong>rm umwächst <strong>de</strong>n ungefurchteten Dotter und bil<strong>de</strong>t einen geschlossenen<br />

20


Dottersack (Serosa liegt natürlich auch weiter außen herum). Der Dottersack versorgt <strong>de</strong>n<br />

Embryo mit Nährstoffen (ist bei <strong>de</strong>n sekundär dotterarmen Eier <strong>de</strong>r Mammalia nur noch als<br />

Relikt erhalten). Die äußerste Schicht (Serosa) gibt einen zusätzlichen Schutz für <strong>de</strong>n Embryo,<br />

ist bei <strong>de</strong>n Sauropsi<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Eischale verbun<strong>de</strong>n und bei <strong>de</strong>n Mammalia wird zu Placenta<br />

umgewan<strong>de</strong>lt.<br />

– Atlas-Axis-Kopfskelett (Atlas-Epistropheus-Kopfskelett):<br />

Die ersten bei<strong>de</strong>n Halswirbel sind umgewan<strong>de</strong>lt und ermöglichen eine von Rumpf unabhängige<br />

Bewegung <strong>de</strong>s Kopfes. Der Atlas trägt zwei Gelenkflächen (Massa lateralis), <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>l<br />

aufsitzen. Der Axis ist über Gelenkflächen mit <strong>de</strong>m Atlas verbun<strong>de</strong>n. Die Bewegung die<br />

zunächst von <strong>de</strong>m Atlas-Axis-Komplex ermöglicht wur<strong>de</strong>, war eine verstärkte<br />

Seitwärtsbewegung <strong>de</strong>s Kopfes unabhängig von einer seitlichen Bewegung <strong>de</strong>r Halswirbelsäule.<br />

Erst innerhalb <strong>de</strong>r Amniota, in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Mammalia, wird <strong>de</strong>r Atlas-Axis-Komplex<br />

weiter zu einem sog. Atlas-<strong>de</strong>ns-Axis-Gelenk modifiziert. Dadurch wird dann eine seitliche<br />

Bewegung <strong>de</strong>s Kopfes ermöglicht (siehe Apomorphien <strong>de</strong>r Mammalia).<br />

– Hinterhauptsgelenk (Condylus occipitalis) konvex und rund (nach AX halbkreisförmig):<br />

Als ursp. Wird ein konkaver Condylus im Grundmuster <strong>de</strong>r Tetrapoda angenommen.<br />

– Evolution eines unpaaren vorstülpbaren Kopulationsorgan (Phallo<strong>de</strong>um) bei Männchen:<br />

Ist als eine konvergente Entwicklung zu <strong>de</strong>n Phallo<strong>de</strong>um <strong>de</strong>r Gymnophionen anzusehen. Wenn<br />

solch ein Organ schon bei <strong>de</strong>r Stammart <strong>de</strong>r Tetrapoda ausgebil<strong>de</strong>t war, müßten dieses bei <strong>de</strong>n<br />

Batrachia verloren gegangen sein, was aber unwahrscheinlich ist.<br />

– Frontale berührt die Augenöffnung<br />

Apomorphien <strong>de</strong>r Sauropsida:<br />

– Iris und Ciliarmuskeln im Auge mit quergestreifter Muskulatur:<br />

Plesiomorpher Zustand (wie bei <strong>de</strong>n Amphibien und Mammalia) ist das Vorhan<strong>de</strong>nsein glatter<br />

Muskulatur.<br />

– Verschmelzung bei <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n Halswirbeln Atlas und Axis:<br />

In <strong>de</strong>r Entwicklung verschmilzt das Pleurozentrum <strong>de</strong>s Atlas mit <strong>de</strong>m Intercentrum<br />

(Hypocentrum) <strong>de</strong>s Axis. Im plesiomorphe Zustand, wie er bei <strong>de</strong>n Amphibien und <strong>de</strong>n<br />

Säugetieren verwirklicht ist, sind Pleurocentrum <strong>de</strong>s Atlas und Intercentrum <strong>de</strong>s Axis<br />

voneinan<strong>de</strong>r getrennt.<br />

– Suborbitalfenster (Foramen) im Palatinum:<br />

In <strong>de</strong>r Region <strong>de</strong>s Gaumens, wo Palitinum, Pterygoid und Ectopterygoid aneinan<strong>de</strong>rgrenzen ist<br />

je<strong>de</strong>rseits ein Suborbitalfenster ausgebil<strong>de</strong>t.<br />

– Äußere Nasendrüsen liegen außerhalb <strong>de</strong>r Nasenkapsel:<br />

Bei <strong>de</strong>n Amphibien und Säugetieren befin<strong>de</strong>n sich die Drüsen innerhalb <strong>de</strong>r Nasenkapsel, was<br />

als plesiomorpher Zustand gilt.<br />

– R! <strong>de</strong>r Tabulare -> Tabulare klein<br />

– R! <strong>de</strong>r Supratemporale -> Supratemporale klein<br />

– R! Centrale in <strong>de</strong>r Fußwurzel auf 1<br />

– vor<strong>de</strong>re Wirbelkörper mit ventralem Kiel<br />

– nur ein Coronoid im Unterkiefer<br />

– Supraoccipitale hat einen vor<strong>de</strong>ren Kamm (Crista)<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Chelonia:<br />

– Knochenpanzer mit darüber liegen<strong>de</strong>n Hornplatten:<br />

Der dorsale Carapax besteht aus 8 medianen Neuralplatten (verschmolzen mit <strong>de</strong>n Neuralbögen<br />

21


von 8 Rumpfwirbeln), zwei Reihen von 8 links und rechts anschließen<strong>de</strong>n sog. Coastalia (diese<br />

sind mit <strong>de</strong>n darunter liegen<strong>de</strong>n Rippen verschmolzen) und 2 Reihen lateraler Marginalplatten<br />

(mehr als 8). Das ventrale Plastron besteht aus umgewan<strong>de</strong>lte Claviculae, Interclaviculae sowie 3<br />

weiteren, als Hyo-, Hypo- und Xiphiplastra bezeichnete Knochenplattenpaare (bei wenigen<br />

rezenten Arten kommt noch ein sog. Mesoplastra vor).<br />

Carapax und Plastron sind lateral fest verbun<strong>de</strong>n. Der Knochenpanzer schließt Schulter- und<br />

Beckengürtel ein.<br />

– Schultergürtel unter die Rippen verlagert:<br />

Die Schultern liegen ursprünglich über <strong>de</strong>n Rippen, nur bei <strong>de</strong>n Chelonia sind sie unter diesen<br />

gewan<strong>de</strong>rt.<br />

– V! <strong>de</strong>r Zähne:<br />

Maxillare, Praemaxillare, Vomer, Pterygoid und Dentale ohne Zähne. Bei <strong>de</strong>r ältesten bekannten<br />

fossilen Schildkrötenart Triassochelys dux † kommen noch Zähne auf Vomer und Pterygoid vor.<br />

– Hornschei<strong>de</strong>n:<br />

an die Stelle <strong>de</strong>r Zähne treten Hornschei<strong>de</strong>n, die speziell dafür geeignet sind pflanzliche Nahrung<br />

zu zerreiben.<br />

– R! <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Phalangen:<br />

Die maximale Zahl <strong>de</strong>r Phalangen beträgt bei <strong>de</strong>n Chelonia: 2-3-3-5-3. Im Grundmuster <strong>de</strong>r<br />

Amniota beträgt vorne: 2-3-4-5-3 und hinten 2-3-4-5-4.<br />

– V! <strong>de</strong>s Parietalöffnung (Pinealöffnung)<br />

– eine in 2 gekammerte Paukenhöhle im Mittelohr ?<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Diapsida:<br />

– zwei Schläfenfenster (Temporalfenster) im Schä<strong>de</strong>l:<br />

Das obere Schläfenfenster wird von <strong>de</strong>n Knochen: Postorbitale, Parietale sowie Squamosum<br />

begrenzt (manchmal noch von Postfrontale) und ist in <strong>de</strong>r Regel ein recht konservatives<br />

Merkmal. Das untere Schläfenfenster wird in <strong>de</strong>r Regel von <strong>de</strong>n Knochen: Postorbitale,<br />

Squamosum, Jugale und Quadratojugale begrenzt.<br />

Diese Muster können vielfach abgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n (man <strong>de</strong>nke nur an <strong>de</strong>n abgeleiteten<br />

Vogelschä<strong>de</strong>l). Man geht in generell davon aus, daß diese zwei Schläfenöffnungen sich<br />

unabhängig von <strong>de</strong>m einen Schläfenfenster in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Mammalia entwickelt haben,<br />

auch wenn man ohne weiteres das untere Schläfenfenster mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mammalia hypothetisch<br />

homologisieren kann, wenn man davon ausgeht, daß bei <strong>de</strong>n Brückenechsen und <strong>de</strong>n Mammalia<br />

zweimal konvergent das Quadratojugale <strong>de</strong>n Kontakt mit <strong>de</strong>r Schläfenöffnung verloren hat<br />

(siehe Stammbäumeunterlagen!!)<br />

Schläfenöffnungen ermöglichen eine erweitete Ansetzung von Adduktormuskeln und somit im<br />

Prinziep eine Leistungssteigerung dieser Muskeln.<br />

– die Halswirbel sind länger als die Wirbel in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Rückens (kein gutes Merkmal !!)<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Lepidosauria (Rhynchocephalia + Squamata):<br />

– Schwanzanatomie (caudale Anatomie):<br />

Es gibt eine Sollbruchstelle (Frakturstelle = präformierte Bruchstelle) in <strong>de</strong>n basalen<br />

Schwanzwirbeln. Somit kann <strong>de</strong>r Schwanz bei Gefahr (o<strong>de</strong>r sogar wenn <strong>de</strong>r Räuber sie am<br />

Schwanz packt) abgeworfen wer<strong>de</strong>n (Ablenkungsmanöver, da <strong>de</strong>r Schwanz sich oft noch weiter<br />

bewegt) und die Tiere flüchten. Der Schwanz kann nachwachsen.<br />

– Thyreoidfenster:<br />

Im Beckengürtel befin<strong>de</strong>t sich eine breite Öffnung zwischen Pubis und Ischium, welches als<br />

22


Thyreoidfenster bezeichnet wird.<br />

– Kloakenspalte ist quer gestellt:<br />

Der ursprünglicher Zustand ist eine senkrecht gestellte Kloakenspalte, wie sie bei <strong>de</strong>n Celonia<br />

ausgebil<strong>de</strong>t ist.<br />

– Astralagus und Calcaneus <strong>de</strong>r Fußwurzel sind verschmolzen:<br />

Die Verschmelzung dieser bei<strong>de</strong>n Elemente geschieht schon bei Jungtieren.<br />

– Metatarsale 5. weißt eine Krümmung in zwei Ebene auf (Merkmal verstehe ich nicht so<br />

richtig, ist aber auch kein tolles Merkmal)<br />

– acrodonte Bezahnung (?):<br />

Die Zähne sind oberflächlich mit <strong>de</strong>n Kiefernrän<strong>de</strong>rn verbun<strong>de</strong>n. Vielleicht stellt dies aber auch<br />

eine Apomorphie <strong>de</strong>r Rhynchocephalia dar (siehe auch Westhei<strong>de</strong> & Rieger S. 354), <strong>de</strong>nn die<br />

meisten Squamaten besitzen ein pleurodontes Gebiß (Zähne liegen in einer zur Innenseite fast<br />

vollständig offenen Tasche und wer<strong>de</strong>n fast nur von <strong>de</strong>n nach außen gerichtet<br />

Befestigungsgewebe gehalten), so daß dies evtl. als Apomorphie <strong>de</strong>r Lepidosauria angenommen<br />

wer<strong>de</strong>n kann (siehe auch Westhei<strong>de</strong> & Rieger S. 343).<br />

Apomorphien (Autapmorphien) <strong>de</strong>r Rhynchocephalia:<br />

– Schä<strong>de</strong>l mit Schnabelfortsatz:<br />

Dieser Fortsatz resultiert aus Verschmelzung <strong>de</strong>r Zähne <strong>de</strong>s Praemaxillare.<br />

– Quadratum, Pterygoid und Squamosum zu einer senkrecht stehen<strong>de</strong>n Platte (Brücke) im<br />

Schä<strong>de</strong>l entwickelt:<br />

Das Quadratum ist zu einer ungefähren dreieckigen, flachen Knochenplatte ausgebil<strong>de</strong>t, die<br />

senkrecht zur Schä<strong>de</strong>lmedianebene steht und dorsal von Pterygoid und Squamosum verstärkt<br />

wird.<br />

Ventral bil<strong>de</strong>t das Quadratum mit <strong>de</strong>m Quadratojugale eine verschmolzene Gelenkfläche für das<br />

Articulare <strong>de</strong>s Unterkiefers (evtl. eine weite Apomorphie <strong>de</strong>r Rhynchocephalia).<br />

– V! <strong>de</strong>r Lacrimale:<br />

Die Befeuchtung <strong>de</strong>r Augen wird von einer gut ausgebil<strong>de</strong>ten Har<strong>de</strong>rsche Drüse hinter <strong>de</strong>m<br />

Augapfel in <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Orbitalregion durch ein öliges Sekret, welches über die Nickhaut<br />

geleitet wird, bewerkstelligt.<br />

– V! <strong>de</strong>s äußeren Gehörganges bzw. Gehöröffnung und <strong>de</strong>s Trommelfells:<br />

Trotz <strong>de</strong>s Verlustes dieser Strukturen, hören Brückenechsen gut. Das Mittelohr (Paukenhöhle) ist<br />

geräumig und kommuniziert mit <strong>de</strong>r Rachenhöhle.<br />

– 4-5 vergrößerte Zähne am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Palatinalzahnreihe<br />

– Rippen <strong>de</strong>r Rumpfwirbel weisen einen hakenfortsatz (Processus uncinatus) auf (?):<br />

Diese Hakenfortsätze kommen sonst nur noch bei <strong>de</strong>n Archosauria vor aber nicht bei <strong>de</strong>n<br />

Squamaten und kann daher bei <strong>de</strong>n Rhynchocephalia als eine konvergente Entwicklung zu <strong>de</strong>n<br />

Archosauria und somit als eine Apomorphie dieser angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

– V! <strong>de</strong>s Zahnwechsels (?):<br />

Da ein Zahnwechsel fehlt, wer<strong>de</strong>n die Zähne immer stärker abgenutzt (Abrieb) und kann somit<br />

als Alterbestimmung <strong>de</strong>r Tiere herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Squamata:<br />

– Kathapsi<strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>l:<br />

Die untere Schläfenöffnung ist nach ventral offen.<br />

– Quadratum frei beweglich:<br />

Das Quadratum sitzt am Squamosum auf und ist frei beweglich. Dadurch wird eine stark erhöhte<br />

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Schä<strong>de</strong>lkinetik ermöglicht und <strong>de</strong>r Angriffswinkel <strong>de</strong>r Muskulatur sehr verbessert.<br />

Diese Beweglichkeit wur<strong>de</strong> dann bei <strong>de</strong>n Schlangen perfektioniert. Bei <strong>de</strong>n abgeleiteten Formen<br />

steht das Quadratum schräg nach hinten und ist nur locker mit <strong>de</strong>m Pterygoid und Articulare<br />

verbun<strong>de</strong>n, wodurch nochmals eine verbesserte Bewegung ermöglicht wird. Außer<strong>de</strong>m ist das<br />

Dentale im Unterkiefer ebenfalls frei beweglich, wodurch das Maul noch weiter aufgemacht<br />

wer<strong>de</strong>n kann und somit noch größere Beute verschlungen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

– Paariger Penis (Hemipenese) und paarige Klitoris (Hemiclitores):<br />

Die Kopulationsorgane <strong>de</strong>s Männchen sind zweigeteilt und es wird nur ein „Penis“ bei <strong>de</strong>r<br />

Kopulation eingeführt und zwar entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Rechte o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Linke, je nach<strong>de</strong>m welche<br />

Körperseite <strong>de</strong>s Weibchens näher liegt (die Paarung erfolgt seitlich).<br />

– gespaltene (gekerbte) Zunge<br />

Apomorphien <strong>de</strong>r Archosauria:<br />

– thekodonte Bezahung <strong>de</strong>r Kiefer:<br />

Es existieren tiefe Zahngruben (Alveolen) im Ober- und Unterkiefer bei <strong>de</strong>n Archosauria, in<br />

<strong>de</strong>nen die Zähne sitzen. Man kann <strong>de</strong>shalb bei <strong>de</strong>n Zähnen zwischen folgen<strong>de</strong>n Bereichen<br />

unterschei<strong>de</strong>n: einer Zahnwurzel, <strong>de</strong>r Teil in <strong>de</strong>r Alveole; einer Zahnkrone, die mit Schmelz<br />

überzogen ist und aus <strong>de</strong>r Schleimhaut herausragt sowie einem Zahnhals, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Übergangsbereich zwischen Zahnwurzel und Zahnkrone darstellt. Die Zahnwurzel wird in <strong>de</strong>r<br />

Alveole durch <strong>de</strong>n sog. Zahnhalteapparat (Parodontium) fixiert. Zu diesem Parodontium gehören<br />

<strong>de</strong>r Befestigungsknochen (Zementschicht), die <strong>de</strong>m Wurzel<strong>de</strong>ntin aufliegen. Bin<strong>de</strong>gewebige<br />

Fasern (Sharpeysche Fasern) verbin<strong>de</strong>n Zement und Alveolenknochen. Die Gesamtheit dieser<br />

Bin<strong>de</strong>gewebsfasern stellt die Wurzelhaut (Periodontium) dar. Der <strong>de</strong>n Zahnhals umgeben<strong>de</strong><br />

Schleimhautsaum („Zahnfleisch“) gehört ebenfalls zum Zahnhalteapparat.<br />

Die Thekodontie <strong>de</strong>r Mammalia ist konvergent entstan<strong>de</strong>n.<br />

– Praeorbitalfenster (Antorbitalfenster):<br />

Öffnung in <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls zwischen <strong>de</strong>m Naseneingang und <strong>de</strong>r Augenhöhle.<br />

– Mandibularfenster (Dentalfenster):<br />

Eine Öffnung im Unterkiefer, die zwischen Dentale, Angulare und Supraangulare liegt.<br />

– Vollständig getrennter Ventrikel, durch eine durchgehen<strong>de</strong> Schei<strong>de</strong>wand<br />

– Pubis und Ischium im Becken stabförmig verlängert und nach hinten gerichtet:<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>m Ilium entsteht ein dreistrahliges Gebil<strong>de</strong>.<br />

– R! <strong>de</strong>r 5. Zehe:<br />

Bei Crocodylia ist <strong>de</strong>r 5. Zeh noch klein ausgebil<strong>de</strong>t doch bei <strong>de</strong>n Aves verschwin<strong>de</strong>t er völlig.<br />

– V! <strong>de</strong>r Harnblase<br />

– „Fourth trochanter“:<br />

Dies ist ein zusätzlicher knopfartiger Muskelansatzpunkt am Femur.<br />

– Transparente Nickhaut im Auge<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Crocodylia:<br />

– langer, seitlich komprimierter Schwanz als Schwimmorgan<br />

– sekundärer Gaumen:<br />

Das sekundäre Gaumendach wird von Praemaxillare, Maxillare, Palatinum und Pterygoid<br />

gebil<strong>de</strong>t und die Choanen wer<strong>de</strong>n weit nach hinten verschoben.<br />

– Hautpanzer mit darüberliegen<strong>de</strong>n Hornplatten:<br />

Die knochenplattgen (Osteo<strong>de</strong>rmen) sind auf <strong>de</strong>m Rücken in regelmäßigen Längsreihen<br />

(Gruppen- bzw. Artspezifisch 4-10) angeordnet und ihre Querreihen entsprechen je einem<br />

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Wirbel. Die Osteo<strong>de</strong>rmen bil<strong>de</strong>n einen geschlossenen Rückenpanzer (mediale Längsreihen<br />

können sogar miteinan<strong>de</strong>r verzahnte Osteo<strong>de</strong>rmen aufweisen) und darüber liegen Hornplatten.<br />

Die ventralen Platten sind wahrscheinlich nur bei Paleosuchus, Melanosuchus und Caiman<br />

verknöchert.<br />

– Gelenk zwischen Astragalus und Calcaneus (crurotarsale Gelenk):<br />

Im Tarsus artikulieren Astragalus u. Calacaneus mit doppelten Kugelgelenk. Dadurch kann <strong>de</strong>r<br />

Fuß mit <strong>de</strong>m Calacaneus gemeinsam gegenüber <strong>de</strong>m Astragalus gedreht wer<strong>de</strong>n und ermöglicht<br />

einen hohen, mit <strong>de</strong>n Beinen vom Rumpf abgespreizten Gang.<br />

Der posteriorer Fortsatz <strong>de</strong>s Calacaneus, kann man ebenfalls als Apomorphie <strong>de</strong>r Crocodylia<br />

ansehen.<br />

– Pubis ohne Verbindung zum Acetabulum:<br />

Nur Ilium und Ischium bil<strong>de</strong>n die Gelenkgrube für <strong>de</strong>n Femur.<br />

– Drucksensoren:<br />

Die Drucksensoren reagieren schon auf kleine Wasserwellen, sind vor allem im Kiefer<br />

konzentriert und von außen als kleine, dunkle Punkte erkenntlich.<br />

– Frontalia und Parietale im Schä<strong>de</strong>l verschmolzen<br />

– V! Clavicula<br />

– V! <strong>de</strong>r Krallen am 4. und 5. Finger<br />

– Anus als Längsspalt entwickelt (Konvergenz zu Chelonia)<br />

– V! Praeorbitalfenster (wenn es ins Grundmuster <strong>de</strong>r Archosauria gehört)<br />

– unpaare Nasenöffnung (?):<br />

Die bei<strong>de</strong>n Nasenöffnungen haben sich an <strong>de</strong>r Schnauzenspitze vereinigt und liegen auf einer<br />

erhöhten Lage. Osteolaemus weist noch paarige Nasenöffnungen auf, weshalb ich dieses<br />

Merkmal mit einem Fragezeichen gekennzeichnet habe, da dies vielleicht ein Hinweis darauf<br />

sein könnte, daß die unpaaren Nasenöffnungen mehrmals entstan<strong>de</strong>n sind.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Aves:<br />

– Fe<strong>de</strong>rn:<br />

Die Fe<strong>de</strong>rn bestehen aus Keratin und sind im fertigen zustand leblose Strukturen. Das Gefie<strong>de</strong>r<br />

eines Vogels besteht aus zahlreichen Einzelfe<strong>de</strong>rn: die Konturfe<strong>de</strong>rn schließen das Großgefie<strong>de</strong>r<br />

(Schwungfe<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Flügels und Steuerfe<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Schwanzes) sowie das Körper be<strong>de</strong>cken<strong>de</strong><br />

Kleingefie<strong>de</strong>r ein; sie haben geschlossene Fe<strong>de</strong>rfahnen und sind flächig gewölbt; die für<br />

Wärmefunktion dienen<strong>de</strong> Dunen o<strong>de</strong>r Daunenfe<strong>de</strong>rn fehlt die geschlossene Fe<strong>de</strong>rfahne; weitere<br />

Fe<strong>de</strong>rtypen, meist in geringer Zahl und nicht bei vielen Vogelgruppen vorhan<strong>de</strong>n sind:<br />

Pu<strong>de</strong>rdunen, Borstenfe<strong>de</strong>rn, Fa<strong>de</strong>nfe<strong>de</strong>rn und Pinselfe<strong>de</strong>rn mit jeweils spezifischer Funktion<br />

(Borstenfe<strong>de</strong>rn können zB. Tastfunktion haben; Pu<strong>de</strong>rdunen lassen bei Tauben und Reihern<br />

einen fein<strong>de</strong>n Fe<strong>de</strong>rstaub entstehen, <strong>de</strong>r die Fe<strong>de</strong>rn Wasser abweichend macht).<br />

Eine typische Konturfe<strong>de</strong>r weist ein Fe<strong>de</strong>rkiel (Scapus) auf, <strong>de</strong>r sich in eine basale Spule<br />

(Calamus) und einen distalen Schaft (Rhachis) glie<strong>de</strong>rt. Der Rhachis trägt auf bei<strong>de</strong>n Seiten die<br />

Fe<strong>de</strong>rfahnen, wobei man bei <strong>de</strong>n Schwungfe<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>n Steuerfe<strong>de</strong>rn man zwischen<br />

schmaleren Außenfahnen und breiteren, weicheren Innenfahnen (asymmetrische Fe<strong>de</strong>rfahnen).<br />

Vom Fe<strong>de</strong>rschaft zweigen auf bei<strong>de</strong>n Seiten die Unterlemente erster Ordnung ab, die Fe<strong>de</strong>räste<br />

(Rami) genannt wer<strong>de</strong>n. Die Rami sind beidseitig mit <strong>de</strong>n Unterelementen zweiter Ordnung<br />

besetzt, <strong>de</strong>n Fe<strong>de</strong>rstrahlen (Radii), von <strong>de</strong>nen es zwei Typen gibt. Die einen gehen basalwärts,<br />

leicht schräg nach hinten ab und wer<strong>de</strong>n als Bogenstrahlen bezeichnet, die an<strong>de</strong>ren gehen in<br />

Richtung <strong>de</strong>s vor<strong>de</strong>ren Ramus ab und wer<strong>de</strong>n als Hakenstrahlen bezeichnet, die mit ihren am<br />

En<strong>de</strong> gelegenen Hacken (Hamuli, Radioli) in die sog. Krempen <strong>de</strong>s Bogenstrahls greifen.<br />

Konturfe<strong>de</strong>rn kommen unterschiedliche Be<strong>de</strong>utungen zu, die kombiniert auftreten können: bei<br />

Schwung-und Steuerfe<strong>de</strong>rn steht die Flugfunktion im Vor<strong>de</strong>rgrund; außer<strong>de</strong>m verleihen sie <strong>de</strong>m<br />

Körper aber auch ein stromlinienförmige Gestalt und schützen <strong>de</strong>n Körper zugleich von<br />

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verschie<strong>de</strong>nsten äußeren Einflüssen. Sie wer<strong>de</strong>n auch als Konturfe<strong>de</strong>rn (Pennae) bezeichnet.<br />

Die Daunenfe<strong>de</strong>rn stehen bei erwachsenen Vögeln unter <strong>de</strong>n Deckfe<strong>de</strong>rn (Konturfe<strong>de</strong>rn) und<br />

stellen eine gegen Wärmeverluste isolierte Luftschicht am Körper her.<br />

– Flugvermögen:<br />

Die Stammart <strong>de</strong>r rezenten Vögel konnte mit aller Wahrscheinlichkeit fliegen und alle heute<br />

leben<strong>de</strong> Vögel Vögel ohne Flugvermögen sind sekundär flugunfähige Tiere.<br />

– Vor<strong>de</strong>rextremität als Träger <strong>de</strong>r Flugfe<strong>de</strong>rn:<br />

Am Humerus entspringen die Schulterfe<strong>de</strong>rn und an <strong>de</strong>r kräftigen Ulna sitzen die Armschwingen<br />

an. In <strong>de</strong>r proximalen Handwurzel sind anstatt 5 nur noch 2 Carpalia als<br />

Verschmelzungsprodukte erhalten (Scapho-Ulnare und Piso-Ulnare) und die distalen Carpalia<br />

sind mit drei Metacarpalia zu einem spangenförmigen Carpometacarpus verschmolzen. Von <strong>de</strong>n<br />

Fingern sind nach entwicklungsbiologischen Untersuchungen nur <strong>de</strong>r II, III und IV erhalten<br />

geblieben (nach Fossilien I,II,III). Der II Finger hat nur ein Glied (trägt die Fe<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Alula =<br />

kleiner Flügel = Daumenfittich), <strong>de</strong>r III 2-3 Phalangen (tragen <strong>de</strong>n distalen Teil <strong>de</strong>r<br />

Handschwingen ) und <strong>de</strong>r IV weist wie<strong>de</strong>r nur ein Glied auf.<br />

– Homoiothermie:<br />

Die Fähigkeit zum Flug ist an einen hohen Stoffwechsel gebun<strong>de</strong>n, welches über die Fähigkeit<br />

die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten gelungen ist. Die Körpertemperatur bei Vögeln liegt im<br />

Ruhezustand bei ca. 38-42 °C und bei Aktivität ca. einen Grad Celcius höher (bei sehr starker<br />

Aktivität auch noch mehr).<br />

– Schnabel:<br />

Der Schnabel ist eine Bildung durch eine Verlängerung <strong>de</strong>r Praemaxillare und besteht aus Horn.<br />

– V! <strong>de</strong>r Zähne:<br />

Dieser Verlust geht einher mit <strong>de</strong>r Ausbildung von Hornschei<strong>de</strong>n und die Entstehung eines<br />

Schnabels, sowie die Entstehung eines Muskelmagens.<br />

– Verschmelzung von Tibia und Fibula:<br />

Die Fibula ist nur proximal frei und dort an <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>s Kniegelenks beteiligt.<br />

– Vorhan<strong>de</strong>nsein eines Tibiotarsus in <strong>de</strong>n Hinterextremitäten:<br />

Die proximalen Tarsalia sind untereinan<strong>de</strong>r und mit <strong>de</strong>r Tibia zum sog. Tibiotarsus<br />

verschmolzen.<br />

– Tarsometatarsus:<br />

Die distalen Tarsalia sind mit <strong>de</strong>n meisten Metatarsalia (Metatarsalia II-IV) zum sog.<br />

Tarsometatarsus verschmolzen. Nur die Metatatsale I bleibt als kleines Skelettstück frei.<br />

– Intertarsalgelenk zwischen Tibiotarsus und Tarsometatarsus:<br />

Das Gelenk zwischen Tibiotarsus und Tarsometatarsus nennt man Intertarsalgelenk und<br />

entspricht somit nicht <strong>de</strong>m Scharniergelenk im Fuß <strong>de</strong>r Säugetiere.<br />

– V! <strong>de</strong>r 5. Zehe:<br />

Die Zehen II,III und IV sind nach vorne gerichtet, während <strong>de</strong>r I Digitus nach hinten gerichtet ist<br />

und einen Klammergriff ermöglicht.<br />

– Pygostyl:<br />

Die letzten 4-6 Schwanzwirbel verschmelzen zu einer senkrecht stehen<strong>de</strong>n Platte, die Pygostyl<br />

genannt wird und wo bei<strong>de</strong>rseits die Steuerfe<strong>de</strong>rn mit zugehöriger Muskulatur ansetzen.<br />

– Sternum mit Brustbeinkiel (Crista sterni):<br />

An diesem Kiel setzten Muskeln an, die für die Flugbewegungen von Wichtigkeit sind.<br />

– Os innominatum:<br />

Die stark verlängerte Beckenelemente Ilium, Pubis und Ischium verschmelzen zu einer<br />

knöchern<strong>de</strong>n Einheit.<br />

– Synsacrum:<br />

Die Darmbeine <strong>de</strong>s Beckens sind mit einer Reihe von Lumbal-, Sacral- und Schwanzwirbel zu<br />

einem stabilen Gebil<strong>de</strong> verwachsen, welches Synsacrum genannt wird. (AX: Verschmelzung<br />

mehrerer prae- und postsakrale Wirbel verschmelzen mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n primären Sakralwirbel)<br />

– Processus uncinatus:<br />

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Brustrippen weisen einen Hakenfortsatz (Processus uncinatus) auf, <strong>de</strong>r auf die nächstfolgen<strong>de</strong>n<br />

Rippe gleitet und zur Stabilisierung <strong>de</strong>s Brustkorbes dient.<br />

– Streptostylie:<br />

Das Quadratum ist beweglich am Hinterschä<strong>de</strong>l aufgehängt, so daß er wie ein Pen<strong>de</strong>l vor und<br />

zurück bewegt wer<strong>de</strong>n kann, so daß <strong>de</strong>r Oberschnabel gegenüber <strong>de</strong>n Hirnschä<strong>de</strong>l vor und<br />

zurück bewegt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

– Syrinx als Lautäußerungsorgan:<br />

Dieses liegt nicht im Kehlkopf wie bei Larynx <strong>de</strong>r Säugetiere, son<strong>de</strong>rn als unter Kehlkopf in <strong>de</strong>r<br />

Brust, dort wo sich die Trachea in die bei<strong>de</strong>n Bronchien verzweigt.<br />

– Atemorgan ist in eine Lunge als Ort <strong>de</strong>r Respiration und in Luftsäcke, die <strong>de</strong>r Ventilation<br />

dienen geglie<strong>de</strong>rt:<br />

Vom Prinzip erfolgt die Atmung <strong>de</strong>r Vögel wie folgt: beim Einatmen wird die Luft<br />

hauptsächlich in <strong>de</strong>n hinteren Luftsäcken geführt und von dort gelangt sie erst bei <strong>de</strong>r<br />

Ausatmung und <strong>de</strong>m nächsten Einatmen in die Lunge und sammelt sich in <strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>ren<br />

Luftsäcken. Bei <strong>de</strong>m zweiten Atemzug wer<strong>de</strong>n die hinteren Luftsäcken wie<strong>de</strong>r mit frischer Luft<br />

gefüllt, beim nächsten Ausatmen wird diese frische Luft in die Lunge transportiert und die<br />

„verbrauchte“ Luft aus <strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>ren Luftsäcken nach außen abgegeben. Der Gasaustausch<br />

geschieht nicht in sackförmigen Aussackungen (Alveolen, wie bei Säugetierlungen) son<strong>de</strong>rn<br />

über sog. Parabronchien (Verzweigungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hauptbronchien), wo die Luft<br />

kontinuierlich durchströmt; die Luftsäcke sorgen also für die Ventilation <strong>de</strong>r Luft im Körper <strong>de</strong>r<br />

Vögel, dienen aber auch um die Dichte <strong>de</strong>r Vögel zu vermin<strong>de</strong>rn, was fürs Fliegen und<br />

Schwimmen günstig ist.<br />

– Rückbildung <strong>de</strong>s linken (aus <strong>de</strong>r rechten Herzkammer entspringen<strong>de</strong>n) Aortenbogens<br />

– Gehirn mit Vergrößerung <strong>de</strong>r Integrationsorte Tectum opticum, Cerebellum und Corpus<br />

striatum (Basalganglion) im Telencephalon<br />

– Bürzeldrüse (Uropygialdrüse) in paariger Anlage oberhalb <strong>de</strong>r letzten Schwanzwirbel:<br />

Das ölige Sekret hält das Fer<strong>de</strong>rkeratin geschmeidig.<br />

– Verschmelzung <strong>de</strong>r Temporalfenster untereinan<strong>de</strong>r und mit <strong>de</strong>r Orbita:<br />

Als Folge <strong>de</strong>r Reduktion <strong>de</strong>s Postorbitale verschwin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Temporalbogen zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Schläfenfenster, die aus <strong>de</strong>m Grundmuster <strong>de</strong>r Diapsida in <strong>de</strong>n Archosauria übernommen wur<strong>de</strong>.<br />

Da zu<strong>de</strong>m die ursprüngliche Verbindung zwischen Postorbitale und Jugale fehlt, wird die<br />

Trennung <strong>de</strong>s vereinigten Schläfenfensters von <strong>de</strong>r Augenhöhle aufgehoben.<br />

– Neognathie:<br />

Im Gaumen ist das Pterygoid in zwei, gelenkig verbun<strong>de</strong>ne Abschnitte geglie<strong>de</strong>rt. Der vor<strong>de</strong>re<br />

Teil ist mit <strong>de</strong>m Palatinum fest verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r hintere Teil artikuliert mit <strong>de</strong>m Quadratum.<br />

Dieser Zustand wird als Neognathie bezeichnet. Bei <strong>de</strong>n Paleognathae ist dieser Zustand nicht<br />

verwirklicht, was aber als eine Apomorphie ge<strong>de</strong>utet wird.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Mammalia:<br />

– Haare:<br />

Säugetierhaare sind unverzweigte Keratinfä<strong>de</strong>n, die Epi<strong>de</strong>rmisprodukte sind und in Cuticula,<br />

Rin<strong>de</strong> und Mark unterglie<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Ein Säugetierhaar entsteht durch Verhornung von Epithelzellen einer zapfenförmigen<br />

Einstülpung <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis in das Corium. Das kolbenförmig verdickte En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einsenkung<br />

bil<strong>de</strong>t die Haarzwiebel (Haarbulbus). In diesen ragt von unten eine Coriumpapille (Vorsprung<br />

<strong>de</strong>s Coriums), die von Blutgefäßen versorgt wird. Von <strong>de</strong>n Epi<strong>de</strong>rmiszellen, die kappenförmig<br />

die Coriumpapille be<strong>de</strong>cken wird durch Verhornung das Haar gebil<strong>de</strong>t. Hierbei differenzieren<br />

sich Keratocyten zu unterschiedliche Zelltypen, die unterschiedliche Komartimente <strong>de</strong>s<br />

Säugetierhaares bil<strong>de</strong>n. Aus Zellen direkt über <strong>de</strong>r Papillenspitze entsteht das sog. Haarmark, aus<br />

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Zellen die ein wenig weiter außen liegen wird die Haarin<strong>de</strong> und die Cuticula entsteht aus Zellen<br />

die noch weiter seitlich von <strong>de</strong>r Papillenspitzen liegen. Rind und Mark enthalten Pigmentgranula<br />

(Mark auch häufig Luftkammern) und das zelluläre Oberflächenmuster <strong>de</strong>r Haar-Cuticula ist oft<br />

gruppenspezifisch.<br />

Das Fell eines Säugetiers setzt sich zusammen aus Konturharren (Grannen- und Leithaaren), die<br />

auch die Farbwirkung verursachen, sowie <strong>de</strong>n dichteren, kurzen Wollhaaren, die zusammen mit<br />

<strong>de</strong>r eingeschlossenen Luft die eigentliche Isolierschicht bil<strong>de</strong>n.<br />

– Homoiothermie:<br />

Säugetiere sind wie die Vögel in <strong>de</strong>r Lage ihre Körpertemperatur konstant zu halten (von <strong>de</strong>r<br />

Umwelt unabhängig, was eine größere Bewegungsfreiraum be<strong>de</strong>utet). Dies stets in engen<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Bildung von Haaren, die als Schutzkleid gegen Wärmeverlust fungieren.<br />

Die Homoiothermie <strong>de</strong>r Säugetiere ist eine konvergente Entwicklung zu <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Aves.<br />

– Sekundäres Kiefergelenk:<br />

Als sekundäres Kiefergelenk bezeichnet man ein Gelenk zwischen <strong>de</strong>m Squamosum und <strong>de</strong>m<br />

Dentale <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls. Dieses Gelenk löst das primäre Kiefergelenk zwischen Quadratum und<br />

Articulare ab. Dies geschah so ca. im Jura, also vor ca. 195 Mio. Jahren, davor war noch ein<br />

primäres Kiefergelenk ausgebil<strong>de</strong>t bzw. sowohl ein primäres als auch ein sekundäres, wie bei<br />

Probainognathus †. Der Übergang zum sekundäre Kiefergelenk, kann man sich so vorstellen, daß<br />

zunächst sich das Dental nach hinten und oben streckte, wo es Kontakt zum Squamosum hatte.<br />

Dies führte zunächst zu <strong>de</strong>r Bildung eines bin<strong>de</strong>gewebeartigen abgestützten Anlagerungsgelenk<br />

direkt an <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lkapsel, die weiter oben und vorne lag. Weiter Innen gelegen blieb aber<br />

zunächst das primäre Kiefergelenk zwischen Quadratum und Artikulare erhalten. Das sekundäre<br />

Kiefergelenk perfektionierte sich, so daß zunächst bei<strong>de</strong> Gelenke ausgebil<strong>de</strong>t waren, bevor dann<br />

die Kaufunktionen schließlich vom sekundären Kiefergelenk vollständig übernommen war und<br />

die Knochen <strong>de</strong>s primären Kiefergelenks an<strong>de</strong>re Funktionen übernehmen konnten (siehe nächste<br />

Apomorphie).<br />

– Vorhan<strong>de</strong>nsein von 3 Gehörknöchelchen im Mittelohr + Tympanicum:<br />

Durch das Ablösen <strong>de</strong>s primären Kiefergelenks durch das Squamosum-Dentale-Gelenk<br />

(sekundäres Gelenk) konnten das Quadratum und das Artikulare an<strong>de</strong>re Funktionen übernehmen<br />

und wan<strong>de</strong>rten ins Mittelohr ein. Dort wur<strong>de</strong> das Quadratum zum Amboß (Incus) und das<br />

Artikulare zum Hammer (Malleus, in <strong>de</strong>m auch das Praearticulare aufgenommen wur<strong>de</strong>).<br />

Weiterhin wur<strong>de</strong> das Angulare <strong>de</strong>s Unterkiefers ebenfalls nach Innen verlagert und wur<strong>de</strong> dort<br />

zum Tymanicum. Dies ist ein Ring, in <strong>de</strong>m das Trommelfell aufgespannt wird. Der dritte<br />

Knochen, ist <strong>de</strong>r Steigbügel (Stapes), <strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>stens in Teilen <strong>de</strong>r Columella auris <strong>de</strong>r<br />

Sauropsi<strong>de</strong>n homolog ist, also für die Mammalia eine Plesiomorphie darstellt. Schallwellen<br />

gelangen durch <strong>de</strong>n äußeren Gehörgang zum Trommelfell, welches anfängt zu vibrieren und<br />

diese Vibrationen zunächst an <strong>de</strong>n Hammer weitergibt, von wo es zum Amboß und schließlich<br />

zum Stapes gelangt. Von dort wird die Vibration auf das ovale Fenster <strong>de</strong>s Labyrinthorgans<br />

weitergegeben (die Schallenergie <strong>de</strong>r Luft wird auf das wässrige Milieu <strong>de</strong>r Perilymphe<br />

übertragen und amplifiziert).<br />

– Milchdrüsen:<br />

Diese namensgeben<strong>de</strong>n Drüsen <strong>de</strong>r Mammalia sind sog. tubulo-alveoläre, verzweigte<br />

Einzeldrüsen, die in eine Bin<strong>de</strong>gewebsschicht -stroma eingebettet sind und über verzweigte<br />

Ausführungsgänge (Milchgänge) ausmün<strong>de</strong>n. Sie lassen sich also vo einfach tubulösen<br />

Hautdrüsen ableiten, die mit Haarbälgen in Verbindung stehen. Die Milchdrüsen schei<strong>de</strong>n nach<br />

außen (ekkrin, exokrin) Milchweis und apokrin (apikaler teil <strong>de</strong>s Cytoplasmas wird auch<br />

abgegeben) Milchfett. Diese Sekrete dienen <strong>de</strong>r Ernährung <strong>de</strong>r Jungtiere.<br />

– Talgdrüsen:<br />

Diese vielschichtigen (polyptychen) Drüsen mün<strong>de</strong>n zumeist in die Haartrichter und das von<br />

ihnen gebil<strong>de</strong>te Sebum überzieht Haare sowie die Haut mit einem dünnen Fettfilm. Dieser<br />

vermin<strong>de</strong>rt die Wasserdurchlässigkeit <strong>de</strong>r Haut und hält Haare und Haut geschmeidig.<br />

Es gibt noch an<strong>de</strong>re Hautdrüsen, außer Milch- und Talgdrüsen, wie zum Beispiel Duftdrüsen, die<br />

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eine wichtige Be<strong>de</strong>utung bei innerartliche Kommunikation zukommen (Sexual- und<br />

Sozialverhalten) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Feindabwehr dienen. Weiterhin kommen bei Primaten Schweißdrüsen<br />

vor, die wahrscheinlich eine evolutive Neuheit für diese Gruppe darstellt und daher sehr<br />

wahrscheinlich nichts ins Grundmuster <strong>de</strong>r Mammalia gehört.<br />

– Sekundärer Gaumen:<br />

Der sekundäre Gaumen <strong>de</strong>r Mammalia wird von Praemaxillare, Maxillare und Palatinum<br />

gebil<strong>de</strong>t. An seiner Bildung ist im Gegensatz zu <strong>de</strong>m sekundären Gaumen <strong>de</strong>r Crocodylia das<br />

Pterygoid primär nicht beteiligt. Der sekundäre Gaumen trägt wesentlich zur Verfestigung <strong>de</strong>s<br />

Kieferschä<strong>de</strong>ls bei (nötig für das kraftvolle Zubeißen) und er trennt Mund- und Nasenhöhle,<br />

wodurch die Choanen weit nach hinten verlagert wer<strong>de</strong>n. Choanen ermöglichen, daß beim Essen<br />

trotz<strong>de</strong>m weiter Luft durch <strong>de</strong>n Nasengang eingesogen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

– Dicondyler Schä<strong>de</strong>l:<br />

Der Schä<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Säugetiere weißt in <strong>de</strong>r Occipitalregion zwei Gelenkhöcker (Condyli) auf. Diese<br />

Entwicklung ist konvergent zu <strong>de</strong>n Amphibia geschehen. Am ersten Halswirbel (Atlas) sind<br />

Bogen und Intercentrum zu einer ringförmigen Struktur verschmolzen, die über paarige<br />

Gelenkflächen mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hinterhauptscondylen zum Heben und Senken <strong>de</strong>s Kopfes dienen.<br />

– Atlas – Dens axis – Gelenk:<br />

Beim zweiten Halswirbel Axis) hat sich ein Zahnfortsatz (Dens) aus <strong>de</strong>m Pleurocentrum <strong>de</strong>s 1.<br />

Wirbels (Atlas) entwickelt, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Pleurocentrum <strong>de</strong>s Axis aufgenommen wur<strong>de</strong>. Dieser<br />

Dens ermöglicht eine unabhängige Drehbewegung <strong>de</strong>s Kopfes gegenüber <strong>de</strong>m Hals. Der Dens<br />

axis entsteht in <strong>de</strong>r Ontogenese vor <strong>de</strong>n zwei Condyli am Hinterhaupt, so daß das “Neinsagen“<br />

vor <strong>de</strong>m „Jasagen“ in <strong>de</strong>r Ontogenese entsteht, obwohl das „Neinsagen“ evolutiv neuer ist.<br />

– Heterodontie:<br />

Das Gebiß <strong>de</strong>r Säugetiere weist unterschiedliche Zahntypen auf (plesiomorph alle Zähne mehr<br />

o<strong>de</strong>r weniger gleichgebaut -> Homodontie). Sie besitzen Schnei<strong>de</strong>zähne (Incisivi), Eckzähne<br />

(Canini), Vorbackenzähne (Praemolare) und Backenzähne (Molare). Die ursprüngliche<br />

Zahnformel <strong>de</strong>r Marsupialia lautet: I5/4 C1/1 P3/3 M4/4. Für die Placentalia lautet sie: I3/3 C1/1<br />

P4/4 M3/3. Incisivi und Canini (Vor<strong>de</strong>rgebiss) dienen im Wesentlichen <strong>de</strong>r Nahrungsaufnahmen,<br />

während die Praemolaren und Molaren (Backenzahngebiß) <strong>de</strong>r Zerkleinerung <strong>de</strong>r Nahrung<br />

dienen.<br />

– Diphyodontie:<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Evolution <strong>de</strong>s heterodonten Gebißes kommt es zu einer<br />

Einschränkung <strong>de</strong>s Zahnwechsels. Die zahntragen<strong>de</strong>n Wirbeltiere bil<strong>de</strong>n im Grundmuster<br />

zahlreiche Zahngenerationen aus (sie sind polyphydont). Die Mammalia produzieren dagegen<br />

maximal zwei Generationen von Schnei<strong>de</strong>zähnen, Eckzähnen und Vorbackenzähne aus und zwar<br />

die Generation <strong>de</strong>r Milchzähne und die Generation <strong>de</strong>r Dauerzähne. Die hinteren Backenzähne<br />

(Molare) treten grundsätzlich nur einmal (wenn überhaupt) in Erscheinung. Dieser typische<br />

Zahnwechsel erfolgt allerdings nur bei <strong>de</strong>n Placentalia realisiert. Im Gebiß <strong>de</strong>r Marsupialia wird<br />

allein <strong>de</strong>r letzte Praemolar gewechselt (siehe auch Apomorphien <strong>de</strong>r Marsupialia) alle an<strong>de</strong>re<br />

Zähne wer<strong>de</strong>n nur einmal ausgebil<strong>de</strong>t (es gibt also nur 4 Zähne, die die Ausprägung von Milchund<br />

Dauerzähnen besitzen).<br />

– kernlose Erythrocyten bei <strong>de</strong>n Adulten:<br />

Während <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Erythrocyten wird <strong>de</strong>r Kern ausgestoßen (Erythroblasten besitzen<br />

noch einen Kern), was zu einer Obeflächenvergrößung und somit zu einer Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Sauerstoffaufnahme führt (mehr Platz für Haemoglobinmoleküle).<br />

– R! <strong>de</strong>s rechten Aortenbogens:<br />

Von <strong>de</strong>n 4. Kiemenbogenarterien bleibt fast nur noch die Linke übrig und bil<strong>de</strong>t die Aorta (<strong>de</strong>r<br />

ventrale Abschnitt <strong>de</strong>r rechten Aorta bleibt aber als rechte Arteria brachicephalica erhalten). Die<br />

Aorta entspringt wie bei <strong>de</strong>n Vögeln <strong>de</strong>m linken Ventrikel (Ventriculus) aber bei <strong>de</strong>n Vögeln<br />

geht <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Aortenbogen (bei Ihnen also <strong>de</strong>r Linke) vollständig verloren.<br />

– 4 gliedriges Herz:<br />

Konvergent zu <strong>de</strong>n Vögeln bzw. Archosauria tritt bei <strong>de</strong>n Säugetieren eine vollständige<br />

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Herzschei<strong>de</strong>wand auf, die dazu führt, daß zwei Ventrikel vorliegen und somit <strong>de</strong>r Lungen- und<br />

Körperkreislauf vollständig voneinan<strong>de</strong>r getrennt sind. Die linke Kammer führt nur<br />

sauerstoffreiches Blut und die rechte Kammer nur sauerstoffarmes.<br />

– Bronchoalveolarlungen:<br />

Von <strong>de</strong>r Luftröhre (Trachea) zweigen zwei Hauptäste ab, die in die Lungen ziehen, die als linker<br />

bzw. rechter Hauptbronchus (Stammbronchus) bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Von diesen zweigen nun<br />

wie<strong>de</strong>rum zahlreiche Sekundärbronchien ab. Diese Sekundärbronchien verästeln sich ihrerseits<br />

wie<strong>de</strong>r vielfach (bis zu 20 mal, die kleinsten wer<strong>de</strong>n dann auch Brochiolen genannt), bevor die<br />

Gasaustauscheinheiten – die Lungenbläschen (Alveolen) – erreicht wer<strong>de</strong>n. Diese Alveolen<br />

stehen über Kapillarnetze mit <strong>de</strong>r Lungenarterie (bringt sauerstoffarmes Blut zu <strong>de</strong>n Lungen)<br />

und mit <strong>de</strong>r Lungevene (bringt sauerstoffangereichertes Blut zum Herzen) in Kontakt.<br />

– Unterdruckatmung mit Hilfe <strong>de</strong>r Zwischenrippenmuskeln und <strong>de</strong>s Zwerchfells:<br />

Die Brustrippen sind mit <strong>de</strong>m Brustbein (Sternum) verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r vom muskularisierten<br />

Zwerchfell (Diaphragma) nach hinten abgeschlossen wird. Das Zwerchfell trennt die<br />

Leibeshöhle in 3 Bereiche: zwei dorso-cranial gelegene sog. Pleuralräume für die linke und<br />

rechte Lunge und einen ventral-caudal gelegenen Peritonealraum für Magen, Darm, Milz,<br />

Pankreas und Fortpflanzungsorganen. Die Lungen sind in <strong>de</strong>r Regel nicht mit <strong>de</strong>r Körperwand<br />

(Ausnahme Elefanten) noch mit <strong>de</strong>m Zwerchfell verwachsen, son<strong>de</strong>rn haften nur durch<br />

Adhäsion an <strong>de</strong>r glatten Pleuralwand. Daher sind die Lungen frei verschiebbar. Die Säugetiere<br />

saugen Luft ein (Unterdruckatmung), was durch hauptsächlich mehreren Muskelgruppen<br />

zwischen <strong>de</strong>n Rippen ermöglicht wird (Zwischenrippenmuskulatur). Wenn sich diese Muskeln<br />

kontrahieren (erhalten ihre Nervensignale vom Hirnstamm = Tegmentum = ventraler teil <strong>de</strong>r<br />

letzten 3 Gehirnabschnitte) wird <strong>de</strong>r Brustkorb ge<strong>de</strong>hnt und das Zwerchfell wird gleichzeitig<br />

flacher (das Zwerchfell kontrahiert sich also auch). Die Adhäsion <strong>de</strong>r Lungen an <strong>de</strong>r<br />

Pleuralwand, bewirkt eine Anpassung dieser an <strong>de</strong>n erweiterten Brustkorb (Thoraxraum) und ihr<br />

Volumen vergrößert sich. Da diese Bewegung das Lungenvolumen erhöht, reduziert sich das<br />

Gasvolumen in <strong>de</strong>n Alveolen, d.h. Es liegt ein Unterdruck in <strong>de</strong>n Luftwegen vor. Dieser<br />

Unterdruck führt zum Einströmen <strong>de</strong>r Atemluft (Inspiration). Entspannt sich nun die<br />

Zwischenrippenmuskulatur wie<strong>de</strong>r, verringert sich das Lungenvolumen, das Gasvolumen nimmt<br />

zu (es entsteht ein Überdruck) und die Luft entweicht aus <strong>de</strong>n Luftwegen <strong>de</strong>r Lunge über Nase<br />

und / o<strong>de</strong>r Mund wie<strong>de</strong>r nach außen. Aber hauptsächlich passiert das Ausatmen wohl passiv,<br />

durch die Oberflächenspannung <strong>de</strong>r Alveolen. Diese stellen nämlich selber kleine Pumpen dar<br />

und die Oberflächenkräfte führen ständig dazu, daß sich die Lungenbläschen zusammenziehen,<br />

was Luft aus diesen heraustreibt.<br />

– Kehlkopf (Larynx) mit Kehl<strong>de</strong>ckel (Epiglotis):<br />

Der sekundäre Gaumen bedingt eine gefährliche Überkreuzung von Atem- und Speisewegen und<br />

zur Absicherung <strong>de</strong>r unteren Atemwege tritt <strong>de</strong>r Kehlkopf (Larynx) als Neubildung bei <strong>de</strong>n<br />

Mammalia auf. Der knorpelige, klappenartige Kehl<strong>de</strong>ckel (Epiglotis) verschließt beim Schlucken<br />

<strong>de</strong>n Kehlkopf, um das Eindringen von Nahrung in die Luftröhre zu verhin<strong>de</strong>rn. Sekundär dient<br />

<strong>de</strong>r Kehlkopf <strong>de</strong>r Stimmbildung und zwar in<strong>de</strong>m beim Ausatmen die Luft an paarigen<br />

Stimmbän<strong>de</strong>rn im Kehlkopf (spannt die Stimmbän<strong>de</strong>r auf?!) vorbeiströmt und wenn dort<br />

willkürliche Muskeln kontrahieren, <strong>de</strong>hnen sich die Stimmbän<strong>de</strong>r aus und fangen an zu<br />

vibrieren. Hohe Töne ergeben sich, in<strong>de</strong>m die Stimmbän<strong>de</strong>r straffgezogen wer<strong>de</strong>n und mit hoher<br />

Frequenz vibrieren; tiefe Töne kommen von weniger straffen Stimmbän<strong>de</strong>rn, die langsamer<br />

vibrieren.<br />

– Henle-Schleife in <strong>de</strong>n Nieren:<br />

Nur Säugetiere sind wohl zur Rückresorption von Wasser aus <strong>de</strong>m Primärharn befähigt und<br />

schei<strong>de</strong>n Harn aus, <strong>de</strong>r gegenüber <strong>de</strong>m Blut hyperosmotisch ist. Die Rückresorption erfolgt vor<br />

allem in <strong>de</strong>n Henle-Schleifen (Henleschen Schleifen) <strong>de</strong>r Nephrone. Die Schleifen sind<br />

Bestandteile eines Gegenstromsystem, das eine effektive Konzentration <strong>de</strong>s Urins ermöglicht.<br />

Die meisten Säuger haben zwei Tubulus-Typen: Marknahe Nephrone haben eine lange und die<br />

übrigen Nephrone eine kurze Schleife.<br />

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– Synapsi<strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>l:<br />

Im Grundmuster <strong>de</strong>r Mammalia gehört eine Schläfenöffnug im Schä<strong>de</strong>l, welches von <strong>de</strong>n<br />

Knochen Postorbitale, Jugale und Squamosum begrenzt wird. In <strong>de</strong>r Stammlinie wur<strong>de</strong> später<br />

<strong>de</strong>r trennen<strong>de</strong> postorbitale Knochenbogen vollständig reduziert, so daß die rezenten Säugetiere<br />

eine weit offene Verbindung zwischen Augenhöhle und Schläfenfenster besitzen.<br />

– Beutelknochen:<br />

Die Beutelknochen sind als paarige Elemente am Vor<strong>de</strong>rrand <strong>de</strong>s Pubis eine Neuheit, die ind as<br />

Grundmuster <strong>de</strong>r Mammalia gehört. Sie fehlen bei <strong>de</strong>n rezenten Placentalia. Die Beutelknochen<br />

stehen in Beziehung zur Bauchwand- und Oberschenkelmuskulatur, stehen aber sicherlich nicht<br />

in Verbindung mit <strong>de</strong>m Brutbeutel <strong>de</strong>r Marsupialier. Möglichweise helfen sie bei rezenten<br />

Beuteltieren gemeinsam mit Muskelfaserbün<strong>de</strong>ln, die durch <strong>de</strong>n offenen Leistenkanal über die<br />

Milchdrüsen ziehen, bei <strong>de</strong>r Kompression <strong>de</strong>r Milchdrüsen.<br />

– Drehung <strong>de</strong>r Extremitäten unter <strong>de</strong>n Körper:<br />

In <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Mammalia hat ein Wechsel von kriechen<strong>de</strong>r zu laufen<strong>de</strong>r Fortbewegung<br />

stattgefun<strong>de</strong>n. Dies wur<strong>de</strong> durch die Drehung <strong>de</strong>r Extremitäten unter Ausrichtung <strong>de</strong>s<br />

Ellenbogengelenks nach hinten und <strong>de</strong>s Kniegelenks nach vorne ermöglicht.<br />

– Ohrmuscheln (Pinnae):<br />

Als Neuheit treten bei <strong>de</strong>n Mammalia Ohrmuscheln auf, die wie ein Trichter <strong>de</strong>n Schall besser<br />

(als eine normale Öffnung) einfangen können. Bei <strong>de</strong>n meisten terrestrischen Arten können diese<br />

durch Derviate <strong>de</strong>r vom Nervus facialis innervierten Gesichtsmuskulatur bewegt wer<strong>de</strong>n.<br />

– Zahl <strong>de</strong>r Phalangen auf 23333 reduziert:<br />

Die Phalangenzahl war im Grundmuster <strong>de</strong>r Amniota: 23454<br />

– Foramen obturatorium:<br />

Dies ist ein Loch im Pubis, durch welches Nerven und Blutgefäße treten.<br />

– unpaare äußere Nasenöffnung im Schä<strong>de</strong>l:<br />

Im Grundmuster <strong>de</strong>r Tetrapoda gehört eine paarige äußere Nasenöffnung.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Monotremata:<br />

– Sporndrüse mit Hornstachel als Giftapparat:<br />

Die Sporn- o<strong>de</strong>r Schenkeldrüse (Femoraldrüse) und <strong>de</strong>r Hornstachel bil<strong>de</strong>n zusammen ein<br />

Giftapparat, <strong>de</strong>r nur bei <strong>de</strong>n Männchen an <strong>de</strong>n Hinterbeinen ausgebil<strong>de</strong>t ist. Die Drüse liegt im<br />

Oberschenkel (Femur), die einen langen Ausführungsgang besitzen, <strong>de</strong>r bis zu <strong>de</strong>n Hornstachel<br />

führt, <strong>de</strong>r ein modifiziertes Haar darstellt und an einem speziellen Fortsatz <strong>de</strong>s Fersenbeins<br />

fixiert ist.<br />

Die Sekretabson<strong>de</strong>rung weist jahreszeitliche Schwankungen auf und ist während <strong>de</strong>r<br />

Fortpflanzungszeit (Juli-Oktober) am stärksten. Das Sekret ist sehr giftig; durch eine Verletzung<br />

mit <strong>de</strong>m Giftstachel kann ein Tier von <strong>de</strong>r Größe eines Hun<strong>de</strong>s getötet wer<strong>de</strong>n. Es enthält<br />

Hyaluronidase, Proteasen und ein natriuretisches Enzym, das auch in Schlangengift gefun<strong>de</strong>n<br />

wird. Innerhalb <strong>de</strong>r Art ist die Giftwirkung geringer; rivalisieren<strong>de</strong> Männchen versuchen sich mit<br />

<strong>de</strong>m Hornstachel, an <strong>de</strong>ssen Spitze das Gift austritt, an <strong>de</strong>r Bauchseite zu treffen, was ihnen auch<br />

häufig gelingt, ohne sich damit gleich zu töten. Einzelnen Beobachtungen sprechen dafür, daß<br />

<strong>de</strong>r Giftapparat auch bei zwischenartlichen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen eingesetzt wird.<br />

– V! Zähne<br />

– Besitz von Hornschnabel anstelle von Zähnen<br />

– V! <strong>de</strong>r Jugale im Schä<strong>de</strong>l<br />

– sekundäre Schä<strong>de</strong>l-Seitenwand in <strong>de</strong>r Orbito-Temporalregion:<br />

Dies stellt eine konvergente Entwicklung zu <strong>de</strong>r sekundären Scheitelwand <strong>de</strong>r Theria dar und<br />

wird durch einen neuen Knochen (Lamina obturans) gewährleistet.<br />

– Musculus <strong>de</strong>trahens mandibulare:<br />

31


Der Muskel tritt von hinten her an das Dentale heran und fungiert als Senker und Rückzieher <strong>de</strong>s<br />

Kiefers.<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Theria:<br />

– Viviparie:<br />

Sowohl Marsupialier als auch die Placentalia sind lebendgebärend, weshalb die Annahme, daß<br />

<strong>de</strong>ren gemeinsamen Stammart schon leben<strong>de</strong> Jungtiere zur Welt brachte die Sparsamste ist. Die<br />

Eier im Muttertier sind dotterfrei o<strong>de</strong>r dotteram und furchen sich total sowie äqual.<br />

– Papillae mammae (Zitzen):<br />

Die Theria weisen Milchdrüsen auf, die in Zitzen (lokale Differenzierungen <strong>de</strong>r Haut) mün<strong>de</strong>n.<br />

– Urogenital- und Analöffnung durch Damm (Perineum) voneinan<strong>de</strong>r getrennt:<br />

Bei <strong>de</strong>n Theria trennt <strong>de</strong>r Damm (Perineum) After und Urogenitalöffnung voneinan<strong>de</strong>r. Bei <strong>de</strong>n<br />

Marsupialier öffnen sich die paarigen Uteri in einen Vaginalsinus, von <strong>de</strong>m die ebenfalls<br />

paarigen Vaginae (Di<strong>de</strong>lphie) zum einheitlichen Urogenitalkanal führen (bei manchen<br />

Beuteltieren tritt noch eine dritte Schei<strong>de</strong> auf, die als Pseudovagina bezeichnet wird und nur als<br />

Geburtskanal dient). Hingegen ist die Vagina <strong>de</strong>r Placentalia einheitlich und es besteht die<br />

Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r Verwachsung bei<strong>de</strong>r Uteri (bei totaler Verschmelzung spricht man vom Uterus<br />

simplex, z.B. bei Primaten).<br />

– Spiralig gewun<strong>de</strong>ne Cochlea im Innenohr:<br />

Der Plesiomorphe Zustand, wie er bei <strong>de</strong>n Monotrematen ausgebil<strong>de</strong>t ist, ist ein Ductus<br />

cochlearis, <strong>de</strong>r kaum mehr als eine Windung aufweist.<br />

– R! von Interclavicula und Coracoi<strong>de</strong>:<br />

Rudimente dieser bei<strong>de</strong>n Elemente <strong>de</strong>s Schultergürtels verschmelzen mit <strong>de</strong>n Schulterblättern<br />

(Scapula).<br />

– Einfache Verbindung zwischen Brustbein (Sternum) und Schulterblatt (Scapula):<br />

Die Verbindung vom Brustbein (Sternum) und Schulterblatt (Scapula) geschieht nur über die<br />

Clavicula (Schlüsselbeine), da die Coracoi<strong>de</strong> (Rabenschnabelbeine) reduziert und in die<br />

Schulterblätter integriert wur<strong>de</strong>n.<br />

– Scapula mit Fossa supraspinata:<br />

Bei <strong>de</strong>n Theria kommt es zu einer Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Schulterblattes in zwei Knochenlamellen: die<br />

Fossa infraspinata und die Fossa supraspinata, wobei Letzteres als Neubildung <strong>de</strong>r Theria<br />

ge<strong>de</strong>utet wird.<br />

– Vibrissae facialis:<br />

Die Bildung von Schnurrhaaren (Kopftasthaaren) kann als ein Neuheit <strong>de</strong>r Theria angenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, weil diese nur bei <strong>de</strong>n Marsupialiern und Placentaliern vorzufin<strong>de</strong>n sind.<br />

– Zahnformel: I5/4 C1/1 P4/4 M4/4 (?)<br />

Aufgrund <strong>de</strong>s Vergleichs von <strong>de</strong>r Zahnformel <strong>de</strong>r Marsupialia (I5/4 C1/1 P3/3 M4/4) und <strong>de</strong>r<br />

Placentalia (I3/3 C1/1 P4/4 M3/3) kann man diese Zahnformel als minimale annehmen und die<br />

jeweiligen Abwandlungen als Apomorphien <strong>de</strong>r Marsupialia bzw. Placentalia aufzufassen (sie<br />

auch bei <strong>de</strong>n jweiligen Apomorphien).<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Marsupialia:<br />

– reduzierter Zahnwechsel (Monophydontie):<br />

Nur <strong>de</strong>r 3. Praemolar (letzter Praemolar) wird gewechselt. Es treten also nur insgesamt in 4<br />

Positionen (zwei im Oberkiefer und zwei im Unterkiefer) nacheinan<strong>de</strong>r Milch- und Dauerzähne<br />

in Erscheinung. Die übrigen Zähne entsprechen Milchzähne.<br />

– R! eines Praemolars (P4) im Ober- und Unterkiefer<br />

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– Sinus vaginalis und Pseudovagina:<br />

Die Marsupialia besitzen als Plesiomorphie paarige Vaginen, doch die craniale Verschmelzung<br />

zu einem unparen Gang, <strong>de</strong>r Sinus vaginalis bezeichnet wird ist eine ein<strong>de</strong>utige Apomorphie <strong>de</strong>r<br />

Marsupialia (diese Verschmelzung tritt aber wohl nicht immer auf; das nicht Vorhan<strong>de</strong>nsein <strong>de</strong>s<br />

Sinus vaginalis müßte dann ein sekundärer Verlust sein). Dieser Sinus vaginalis kann auch als<br />

Receptaculum seminis aufgeweitet sein und in <strong>de</strong>n Sinus vaginalis mün<strong>de</strong>n die paarigen Uteri<br />

ein.<br />

Die Geburt erfolgt nicht über die bei<strong>de</strong>n Vaginae. Vielmehr setzt sich <strong>de</strong>r Sinus vaginalis in<br />

einen bin<strong>de</strong>gewebigen Strang fort, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Mittelinie zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Vaginae bis an <strong>de</strong>n<br />

Sinus urogenitalis heranreicht. In diesem Bin<strong>de</strong>gewebsstrang entsteht vor <strong>de</strong>r Geburt eine<br />

epitheliasierte Pseudovagnia , die als Geburtskanal dient (bei <strong>de</strong>n meisten Arten wird dieser<br />

kanal postparetal zurückgebil<strong>de</strong>t und entsteht vor je<strong>de</strong>r Geburt neu).<br />

– Processus angularis im Unterkiefer nach medial eingebogen<br />

– feste Anheftung <strong>de</strong>r Jungtiere an jeweils einer Zitze (?):<br />

Die Jungtiere umgreifen die Zitze mit <strong>de</strong>n Lippen, die unmittelbar danach seitlich <strong>de</strong>r Zitzen<br />

verkleben. Gleichzeitig schwillt diese im Mundraum so an, daß sie die Mundhöhle fast<br />

vollständig ausfüllt. Das Jungtier ist nun fest „druckknopfartig“, an <strong>de</strong>r Zitze verankert, so daß<br />

auch Weibchen, die keinen Beutel besitzen, ihre Jungen nicht verlieren.<br />

– Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>r Milch während <strong>de</strong>r Säugezeit = Laktation (?):<br />

Bei <strong>de</strong>n Marsupialier nimmt <strong>de</strong>r Gehalt an Fetten, Proteinen, Spurenelementen, Aminosäuren<br />

und Zuckern während <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r Laktation erheblich zu. Diese Verän<strong>de</strong>rungen<br />

stehen in Abhängigkeit von <strong>de</strong>n wechseln<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Jungtiers an die stoffliche<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>r Milch während ihrer Entwicklung außerhalb <strong>de</strong>r Gebärmutter<br />

(extrauterine Entwicklung).<br />

Bei <strong>de</strong>n Placentalia kommt es hingegen zu keiner wesentliche Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Milchzusammensetzung während <strong>de</strong>r Laktation (die Milchzusammenetzung ist natürlich<br />

artspezifisch verschie<strong>de</strong>n aber innerhalb einer Art und einer Säugezeit erfährt die<br />

Milchzusammensetzung keine große Än<strong>de</strong>rung).<br />

Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Placentalia:<br />

– Chorioalantoisplacenta und Trophoblast:<br />

Bei <strong>de</strong>n Placentalia kommt eine Placenta vor, die gemeinsam aus Embryonalhüllen (Chorion und<br />

Allanois) und Uterusschleimhaut aufgebaut ist. Genauer gesagt besteht ein Kontakt zwischen<br />

<strong>de</strong>m mütterlichen Uterusepithel (Endometrium) und <strong>de</strong>r äußeren Embryonalhülle<br />

(Chorionepithel = Trophoblast). Der Trophoblast (Chorionepithel) ist ein Hüll- und Nährgewebe.<br />

Als Immunbarriere und Diffusionsmembran zwischen embryonalen und mütterlichen<br />

Bluträumen bleibt zumeist eine Chorionschicht in <strong>de</strong>r Regel erhalten. Der Dottersack <strong>de</strong>r<br />

Placentalia ist dotterfrei und kann sich an <strong>de</strong>r Placentabildung beteiligen (z.B. bei manchen<br />

Nagern). Die flüssigkeitsgefüllte Amnionhöhle verschafft <strong>de</strong>m Embryo Bewegungsfreiheit und<br />

schützt ihn vor äußeren Druckeinwirkungen. Die effiziente Immunbarriere <strong>de</strong>s Trophoblasten<br />

verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Verlagerung <strong>de</strong>s Embryoblasten in das Innere <strong>de</strong>r Blastocyte (Entypie <strong>de</strong>s<br />

Keimfel<strong>de</strong>s) sowie die Versorgung <strong>de</strong>s Keims und das Ausschleusen embryonaler Abfallstoffe<br />

über <strong>de</strong>n mütterlichen Kreislauf (wichtigste Funktion <strong>de</strong>r Placenta) erlauben lange Tragezeiten<br />

und die Geburt von recht weit entwickelten Jungtieren.<br />

Ursprünglich ist eine Dottersackplacenta, die bei <strong>de</strong>n Monotremata und Marsupialia (wenige<br />

Marsupialia besitzen neben <strong>de</strong>r Dottersackplacenta auch eine Chorioalantoisplacenta -><br />

konvergente Entwicklung) ausgebil<strong>de</strong>t ist. Bei dieser Placentaform, ist <strong>de</strong>r Dottersack mit <strong>de</strong>m<br />

Chorion und zusammen mit dieser nur oberflächlich und kurze Zeit an <strong>de</strong>r Uterusschleimhaut<br />

angelagert.<br />

– Mono<strong>de</strong>lphie:<br />

Die Placentalia besitzen eine einfache, unpaare Vagina, ursprüngliche sind paarige Vaginen, wie<br />

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sie noch bei <strong>de</strong>n Marsupialia ausgebil<strong>de</strong>t sind. Bei <strong>de</strong>n Placentalia mün<strong>de</strong>n die Ovidukte über<br />

<strong>de</strong>n Uterusabschnitt in die unpaare Vagina, gleichgültig ob es sich um einen ursprünglichen<br />

Uterus duplex o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n apomorphen Uterus simplex han<strong>de</strong>lt.<br />

– Corpus callosum (Balken):<br />

Dies ist eine umfangreiche Faserverbindung zwischen <strong>de</strong>n Endhirnhemisphären (stellt die<br />

Verbindung zwischen diesen bei<strong>de</strong>n Hirnhemisphären her).<br />

– V! <strong>de</strong>s Beutelknochens:<br />

In <strong>de</strong>r Ahnenlinie <strong>de</strong>r Placentalia geht <strong>de</strong>r Beutelknochen verloren, <strong>de</strong>r als Apomorphie <strong>de</strong>r<br />

Mammalia schon angeführt wur<strong>de</strong>.<br />

– Reduktion <strong>de</strong>r Zahl von Schnei<strong>de</strong>zähne und <strong>de</strong>n Molaren:<br />

Dadurch lautet die Zahnformel im Grundmuster <strong>de</strong>r Placentalia wie folgt: I3/3 C1/1 P4/4<br />

M3/3<br />

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