Craniota - Apomorphieliste - Nitsche-benjamin.de
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Apomorphien <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>-Taxa<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>:<br />
– Schä<strong>de</strong>l (Cranium):<br />
Aufgrund eines knöchernen Exoskelett und <strong>de</strong>s knorpeligen Endoskelett (siehe unten), fließen<br />
drei unterschiedliche Komponenten in die Schä<strong>de</strong>lbildung ein. Die knorpelige Hirnkapsel wird<br />
als Neurocranium (Hirnschä<strong>de</strong>l) bezeichnet (mit Gehirn und Sinnesorganen). Die zweite<br />
Komponente ist <strong>de</strong>r Darmschä<strong>de</strong>l = Viscerocranium bzw. Splanchocranium, also <strong>de</strong>n Teilen, die<br />
um <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rdarm (Kiemendarm) liegen und von <strong>de</strong>n knorpeligen Spangen zwischen <strong>de</strong>n<br />
Kiemenspalten hervorgehen. Als dritte Komponente ist das sog. Dermatocranium<br />
(Hautknochenschä<strong>de</strong>l), welches <strong>de</strong>m knöcherne Exoskelett im vor<strong>de</strong>ren Bereich <strong>de</strong>s Tieres<br />
entspricht und aus einer großen Anzahl von Knochenelementen besteht.<br />
Oft wird das Neurocranium und das Splanchocranium als eine Apomorphie <strong>de</strong>r Gnathostomata<br />
angegeben, was ich allerdings nicht ganz verstehe, weil vor allem das Neurocranium bei <strong>de</strong>n<br />
Myxinoi<strong>de</strong>a und <strong>de</strong>n Petromyzontida ausgebil<strong>de</strong>t ist.<br />
– mehrschichtige Epi<strong>de</strong>rmis:<br />
Mehrere Lagen ekto<strong>de</strong>rmaler Zellen sind ein<strong>de</strong>utig eine Apomorphie <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>. An <strong>de</strong>r Basis<br />
<strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis bleibt zeitlebens ein Blastem erhalten (Stratum germinativum), welches alle<br />
äußere Zellschichten liefert und abschei<strong>de</strong>n kann. Die äußersten Zellschichten <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis<br />
können verhornen, absterben und abgestoßen wer<strong>de</strong>n (sie bil<strong>de</strong>n das Strukturprotein Keratin)<br />
und zwar entwe<strong>de</strong>r kontinuierlich o<strong>de</strong>r periodisch (Häutung o<strong>de</strong>r Mauser). Die äußerste Schicht<br />
wird dann als Hornschicht = Startum corneum bezeichnet (ist aber erst eine Apomorphie <strong>de</strong>r<br />
Tetrapoda- siehe dort). Unter <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis liegt eine dicke, bin<strong>de</strong>gewebartige Schicht, die als<br />
Dermis (Corium, Le<strong>de</strong>rhaut)) bezeichnet wird, Verankerungen <strong>de</strong>s Exoskeletts bil<strong>de</strong>t und<br />
meso<strong>de</strong>rmalen Ursprungs ist. Die Dermis besteht seinerseits aus einem sogenannten Stratum<br />
spongiosum (Stratum laxum), welches für die Ernährung <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis verantwortlich ist und<br />
einem unteren Stratum compactum, welches mechanische Festigkeit gewährleistet. Epi<strong>de</strong>rmis<br />
und Dermis bil<strong>de</strong>n die Haut (Cutis) <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> und unter dieser liegt eine sog. Subcutis<br />
(Unterhaut), die die Haut mit tieferen gelegenen Geweben befestigt. Cutis und Subcutis bil<strong>de</strong>n<br />
zusammen das Integument <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>.<br />
– Neuralleiste:<br />
Embryonale Zellen <strong>de</strong>s Ekto<strong>de</strong>rms lösen sich bei <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Neuralrohrs aus <strong>de</strong>m<br />
Epithel <strong>de</strong>r Neuralfalte und ordnen sich über <strong>de</strong>m Neuralrohr zu einer Leiste an. Von hier<br />
wan<strong>de</strong>rn die Zellen <strong>de</strong>r Neuralleiste ventralwerts und sind für die Bildung vieler Strukturen<br />
verantwortlich (z.B. Kiemenbögen, Spinalganglien, Pigmentzellen o<strong>de</strong>r Dermaskelett). Man<br />
unterschei<strong>de</strong>t zwischen einer Rumpfneuralleiste und einer Kopfneuralleiste. Die<br />
Rumpfneuralleiste ist für die Bildung folgen<strong>de</strong>r Strukturen verantwortlich: Sensorische Neurone<br />
<strong>de</strong>r Spinalnerven; Synpathikoblasten, die <strong>de</strong>n sympathischen Grenzstrang bil<strong>de</strong>n;<br />
parasympathische Ganglien; Schwannsche Zellen, die die Myelinschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r peripheren Nerven<br />
bil<strong>de</strong>n und Pigmentzellen <strong>de</strong>r Rumpf- und Schwanzregion. Die Kopfleiste ist für die Bildung<br />
folgen<strong>de</strong>r Strukturen verantwortlich: Schwannsche Zellen; Pigmentzellen; sensorische Ganglien<br />
von Gehirnnerven (V, VII, IX und X), <strong>de</strong>ren Zellen zusätzlich auch von Plako<strong>de</strong>n stammen;<br />
Fibro- und Chondroblasten für das Brachialskelett (einschließlich Kiefer- und<br />
Zungenbeinbögen); Fibro- und Chondroblasten für Teile <strong>de</strong>s rostralen Kopfskeletts<br />
(Ethmoidalregion); Osteoblasten <strong>de</strong>r Kopf- und Branchialregion sowohl für Ersatz- als auch<br />
Deckknochen; Odontoblasten für die Dentinbildung <strong>de</strong>r Zähne; Zellen <strong>de</strong>r weichen Hirnhäute<br />
und Bin<strong>de</strong>gewebsteile <strong>de</strong>r Gesichtsregion<br />
– Plako<strong>de</strong>n:<br />
Plako<strong>de</strong>n sind lokale Verdickungen in <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis, von <strong>de</strong>nen Zellen tiefer in das darunter<br />
liegen<strong>de</strong> Gewebe wan<strong>de</strong>rn und an <strong>de</strong>ren Aufbau beteiligt sind. Folgen<strong>de</strong> Zelltypen lassen sich<br />
1
u.a. von Plako<strong>de</strong>n ableiten: Elektrorezeptoren, Neuromasten <strong>de</strong>r Seitenlinien und <strong>de</strong>s Labyrinths<br />
(aus Dorsolateralplako<strong>de</strong>n); Ganglien von Seitenliniennerven, Riechrezeptoren <strong>de</strong>r<br />
Nasenschleimhaut (aus Riechplako<strong>de</strong>n) und Linsen-bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zellen über <strong>de</strong>m Augenbecher (aus<br />
Linsenplako<strong>de</strong>n). Plako<strong>de</strong>n kommen somit neben <strong>de</strong>r Neuralleiste eine wichtige Aufgabe beim<br />
Aufbau <strong>de</strong>s Cranioten-Körpers (spezielle für die Kopf- und Branchialbildung) zu.<br />
– Körperglie<strong>de</strong>rung in Kopf, Rumpf und Schwanz:<br />
Diese drei funktionellen Abschnitte sind nicht unbedingt streng voneinan<strong>de</strong>r getrennt.<br />
Einzigartig ist die gleichzeitig exponierte Lage <strong>de</strong>s Kopfes am Vor<strong>de</strong>rpol mit Gehirn und<br />
Sinnesorganen und <strong>de</strong>ren wirksamen Schutz durch knorpelig/knöcherne Elemente <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls<br />
(siehe oben die erste Apomorphie <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>). Die Kopfbildung ist noch nicht ganz geklärt,<br />
doch es scheint so, daß die rostralen Teile <strong>de</strong>s Craniotenkopfes neu gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n und das für<br />
diese Neubildung vor allem Zellen <strong>de</strong>r Neuralleisten verantwortlich sind. In <strong>de</strong>m Abschnitt<br />
hinter <strong>de</strong>r Hypophyse (ebenfalls eine Apomorphie – siehe später) entsteht das Kopfskelett wohl<br />
überwiegend aus <strong>de</strong>m Meso<strong>de</strong>rm und wenigstens Teile <strong>de</strong>s Kopfskeletts stammen von<br />
Branchialbögen ab.<br />
Rumpfwand und Schwanz bil<strong>de</strong>n die Grundlage <strong>de</strong>s Lokomotionsapparat. Dieser besteht primär<br />
aus <strong>de</strong>m gleichartig geglie<strong>de</strong>rte Rumpf, <strong>de</strong>m Bin<strong>de</strong>gewebsgerüst sowie <strong>de</strong>r biegeelastischen<br />
Chorda dorsalis. Die „Rumpf-Segmentierung“ (Somatomerie) ist eine Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
quergestreiften Muskulatur (Myomerie), die auf an<strong>de</strong>re Strukturen übergreift (Achsenskelett,<br />
Spinalnerven, Gefäßen). Die Myosepten nehmen die Muskelspannung aus <strong>de</strong>n Myomeren auf<br />
und leiten sie auf die Chorda weiter. Je<strong>de</strong>s paarige Somatomer (Myomer) wird von einem<br />
Spinalnerven-Paar <strong>de</strong>s Rückenmarks versorgt. Die neuronal koordinierte Kontraktion <strong>de</strong>r<br />
Myomere bewirkt das bilateral orientierte Schlängelschwimmen.<br />
Der Schwanz ist die Region hinter <strong>de</strong>r Leibeshöhle und in <strong>de</strong>m die Ausscheidungs-Öffnungen<br />
(Anus, Genitalporen und Exkretionsporen) mün<strong>de</strong>n. Embryonal können Coelom und Darmrohr<br />
noch weiter in <strong>de</strong>n Schwanz vordringen. Er besteht als Antriebsorgan insbeson<strong>de</strong>re aus<br />
Achsenskelett und Muskulatur, sowie fin<strong>de</strong>t man unpaare Flossen zur Vergrößerung <strong>de</strong>r<br />
Antriebsfläche.<br />
– Gehirn aus 5 Abschnitten (von cranial nach caudal): Telencephalon (Vor<strong>de</strong>rhirn),<br />
Diencephalon (Zwischenhirn), Mesencephalon (Mittelhirn), Metencephalon (Hinterhirn)<br />
und Myelencephalon (Nachhirn)<br />
Das Gehirn <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> entwickeln sich aus zwei Gehirnblasen, die schon recht früh in <strong>de</strong>r<br />
Gehirnentwicklung angelegt wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>m vor<strong>de</strong>ren Prosencephalon wer<strong>de</strong>n Telen- und<br />
Diencephalon und aus <strong>de</strong>m hinteren Deuterencephalon wird das Mesencephalon und das<br />
Rhombencephalon, welches aus <strong>de</strong>m Meten- und Myelencephalon besteht. Es kommen 13 (bzw.<br />
14) Paar Gehirnnerven bei <strong>de</strong>n Cranioten vor, die in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Tabelle mit <strong>de</strong>ren Funktionen<br />
dargestellt sind.<br />
Hirnnerv<br />
0. Nervus terminalis<br />
Funktion bzw. Assoziation<br />
mit Riechschleimhaut assoziiert, unbekannte<br />
Funktion<br />
I. Nervus olfactorius Riechschleimhaut<br />
II. Nervus opticus<br />
III. Nervus oculomotorius<br />
IV. Nervus trochlearis<br />
Retina<br />
äußere Augenmuskeln: Musculus obliquus<br />
inferior<br />
äußerer Augenmuskel: Musculus obliquus<br />
superior<br />
2
Hirnnerv<br />
V. Nervus trigeminus<br />
VI. Nervus abducens<br />
VII. Nervus facialis<br />
Funktion bzw. Assoziation<br />
Nerv <strong>de</strong>r Mundspalte - sensorisch: Lippen,<br />
Schnauze, Zähne, Hautsinne <strong>de</strong>s Kopfes.<br />
Motorisch: Adduktor <strong>de</strong>s Kiefers, vor<strong>de</strong>rer<br />
Mundbo<strong>de</strong>n, vor<strong>de</strong>rer Teil <strong>de</strong>s Kieferöffners <strong>de</strong>r<br />
Säuger<br />
äußerer Augenmuskel: Musculus rectus lateralis<br />
(Nerv <strong>de</strong>r Spiraculartasche) Gesichtsmotorik <strong>de</strong>r<br />
Säuger, Geschmack<br />
VIII.<br />
Nervus statoacusticus<br />
Nervus lateralis<br />
Innenohr, Bogengänge<br />
Mechanorezeptoren <strong>de</strong>r Seitenlinie,<br />
Elektrorezeptoren<br />
IX. Nervus glossophayngeus<br />
X. Nervus vagus<br />
XI. Nervus accessorius<br />
XII. Nervus hypoglossus<br />
(Nerv <strong>de</strong>r Kiementasche I) Geschmack, Pharynx<br />
Nerv <strong>de</strong>r Kiementasche II-V) Innere Organe,<br />
Geschmack, Schlund und Kehlkopf bei<br />
Tetrapoda, Hauptast <strong>de</strong>s parasympathischen<br />
Systems (Herz, magen- und Darmtrakt)<br />
Motorische Komponente <strong>de</strong>s Vagus<br />
(Eigentlich ein Spinalnerv) Hypobranchiale<br />
Muskulatur, Zungenmuskulatur bei Tetrapoda<br />
– dorsale Spinalganglien und ventrale Spinalnerven:<br />
Die Ganglienzellen <strong>de</strong>r dorsalen Spinalnerven liegen neben <strong>de</strong>m Neuralrohr und treten hier zu<br />
Spinalganglien zusammen. Ventral treten neue Spinalnerven aus <strong>de</strong>m Rückenmark. Dorsale und<br />
ventrale Spinalnerven sind im Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> voneinan<strong>de</strong>r getrennt.<br />
– paarige laterale Linsenaugen:<br />
Der Augenbecher entsteht in <strong>de</strong>r Ontogenese als eine seitliche Ausstülpung <strong>de</strong>r Wand <strong>de</strong>s<br />
Diencephalons. Vom Augenbecher wird die Bildung <strong>de</strong>r Linse induziert, die sich aus <strong>de</strong>m<br />
Ekto<strong>de</strong>rm nach innen abfaltet. Die Retina geht aus <strong>de</strong>m hinteren Material <strong>de</strong>s Augenbechers<br />
hervor und somit sind die Lichtsinneszellen <strong>de</strong>m Licht abgewandt, was man als ein inverses<br />
Auge bezeichnet.<br />
– unpaare Scheitelaugen:<br />
Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um zwei dorsalwärts gerichtete Ausstülpungen <strong>de</strong>s Diencephalons, die<br />
median hintereinan<strong>de</strong>r angeordnet sind. Im Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> wird es sich dabei, wie bei<br />
<strong>de</strong>n Petromyzonta um ein rostrales Parietalauge und ein caudales Pinealauge gehan<strong>de</strong>lt haben.<br />
Innerhalb <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> entsteht aus <strong>de</strong>m Pinealauge die Zirbeldrüse (Epiphyse).<br />
– Nasenorgan:<br />
Ursprünglich wahrscheinlich noch unpaares, recht kompliziertes Riechorgan, <strong>de</strong>ssen<br />
Informationen im Endhirn (Riechhirn) verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Die Chemorezeptoren <strong>de</strong>s<br />
Riechepithels entstehen durch Einstülpungen zweier Riechplako<strong>de</strong>n und besteht aus<br />
Riechrezeptoren, Stützzellen, Drüsenzellen sowie Basalzellen.<br />
– Seitenliniensystem (Lateralissystem):<br />
Das Seitenliniensystem besteht aus sog. Haarsinneszellen, die Wasserbewegungen<br />
(Flüssigkeitsströmungen) relativ zur Körperoberfläche wahrnehmen können. Es ist nur bei<br />
3
„Fischen“ und aquatisch leben<strong>de</strong>n Amphibien vorhan<strong>de</strong>n. Zusammen mit Stützlamellen bil<strong>de</strong>n<br />
mehrere Haarsinneszellen sog. Neuromasten, in <strong>de</strong>nen alle Cillien durch eine gallertige Cupula<br />
miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sind. Mechanische Kräfte wer<strong>de</strong>n bei Bewegung <strong>de</strong>r Cupula verstärkt<br />
und auf die Sinneszellen übertragen (Scherung ineine Richtung führt zur Erregung, Reiz in die<br />
an<strong>de</strong>re Richtung führt zu Hemmung und alle Haarsinneszellen eines Neuromasten sind parallel<br />
angeordnet, so daß Richtungsselektivität gegeben ist). Neuromasten fin<strong>de</strong>n sich einmal frei<br />
verteilt auf <strong>de</strong>r Körperoberfläche (Oberflächenneuromasten), die beim Schwimmen o<strong>de</strong>r durch<br />
fließen<strong>de</strong>s Wasser dauerhaft stimuliert wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n sog. Kanalneuromasten. Diese<br />
Kanalneuromasten liegen in Seitenlinienkanälen, die durch Poren mit <strong>de</strong>m Außenmedium<br />
verbun<strong>de</strong>n sind. Kanalneuromasten reagieren auf Verän<strong>de</strong>rungen von Strömungsverhältnis und<br />
nicht auf konstante Strömungen (wie die Oberflächenneuromasten)<br />
– Hypophyse:<br />
Zusammensetzung aus <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>nohypophyse <strong>de</strong>s Munddaches mit primärer Verbindung nach<br />
außen (Nasenorgan) und <strong>de</strong>r Neurohypophyse aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Diencephalons. Sie hat<br />
wichtige hormonelle Funktionen z.B. Kontraktion glatter Muskulatur.<br />
– Labyrinthorgan aus 2 Bögen (evtl. auch nur aus einem Bogen):<br />
Zum Labyrinthorgan gehören auch die Bogengänge <strong>de</strong>s Vestibularapparats, welches das<br />
Gleichgewichtsorgan darstellt. Bei <strong>de</strong>n Myxinoida ist nur ein einfacher Bogengang (Urticulus ?!)<br />
mit einer einzigen Macula communis (fleckenförmige, neuromastähnliche Organe -><br />
Ansammlung von Haarsinneszellen) sowie zwei Anschwellungen, in <strong>de</strong>nen Cristae ampullares<br />
(kammförmige, neuromastähnliche Organe) ausgebil<strong>de</strong>t sind. Ob dies allerdings ursprünglich<br />
o<strong>de</strong>r eine sekundäre Vereinfachung darstellt ist nicht sicher, obwohl zumin<strong>de</strong>stens für Myxine<br />
glutinosa diese einfach Ausbildung mit <strong>de</strong>n Schwimmbewegungen (Rollbewegungen wer<strong>de</strong>n<br />
nicht unterbun<strong>de</strong>n -> <strong>de</strong>m Tier scheint es egal zu sein, wo oben und unten ist). Bei <strong>de</strong>n<br />
Petromyzontida kommen zwei Bogengänge mit Ampullen vor (im Zentralteil gibt es<br />
mutmaßliche Homologa von Sacculuc, Utriculus und Lagena). Bei <strong>de</strong>n Gnathostomata sind<br />
schließlich drei Bogengänge entsprechend <strong>de</strong>n drei Raumebenen ausgebil<strong>de</strong>t.<br />
Das Gleichgewichtsorgan bil<strong>de</strong>t sich links und rechts aus einer Plako<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis<br />
zwischen <strong>de</strong>n 3. und 4. Somiten. Die Plako<strong>de</strong> senkt sich in das Kopfmesenchym ein und schließt<br />
sich zue einen Beutel (Labyrinthbläschen), <strong>de</strong>r nur durch einen engen Kanal (Ductus<br />
endolymphaticus) mit <strong>de</strong>r Außenhaut verbun<strong>de</strong>n ist. Das Labyrinthbläschen bil<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Regel<br />
zwei miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>ne Säcke (Utriculus und Sacculus). Das Utriculus faltet sich und <strong>de</strong>llt<br />
sich bei <strong>de</strong>n Gnathosomata an drei Stellen ein und bil<strong>de</strong>t damit die 3 Bogengänge. Aus <strong>de</strong>m<br />
ventralen Sacculus entwickelt sich die Lagena, die bei <strong>de</strong>n Säugetieren zur Gehörschnecke<br />
(Cochlea) differenziert. Im Vestibularapparat können auch noch sog. Papillae vorkommen, was<br />
Strukturen mit speziellen Funktionen sind. Das Labyrinthorgan ist ein Teil <strong>de</strong>s Innenohrs.<br />
– Knochen:<br />
Die Bildung von Knochen treten auf. Das sind Gewebe aus verzweigten Zellen und<br />
interzellulärem Kalk. Dabei besteht das Knochenmaterial hauptsächlich aus Calciumphosphat<br />
(ca. 85 %) und nur zu etwas 10 % Calciumcarbonat. Dazu kommt noch, daß das<br />
Calciumcarbonat bei <strong>de</strong>n Cranioten in <strong>de</strong>r kristallinen Form <strong>de</strong>s Hydroxylapatits vor und nicht<br />
wie bei z.B. <strong>de</strong>n Echino<strong>de</strong>rmata o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Perlmutterschicht von Schalen <strong>de</strong>r Mollusca als<br />
Calcit.<br />
Knochen bil<strong>de</strong>t sich entwe<strong>de</strong>r chondral, daß be<strong>de</strong>utet er wird durch Knorpel vorgebil<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>smal, d.h. unmittelbar im Bin<strong>de</strong>gwebe. Bei <strong>de</strong>r chondralen Knochenbildung unterschei<strong>de</strong>t man<br />
noch zwischen peri- und enchondrale Knochenbildung (peri = von außen nach innen verknöchert<br />
die vorgebil<strong>de</strong>te Knorpelstruktur und die enchondralen Verknöcherung verläuft von innen nach<br />
außen). Die Extremitäten wer<strong>de</strong>n z.B. chondral gebil<strong>de</strong>t, während z.B. das Dach <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls bei<br />
<strong>de</strong>n Cranioten <strong>de</strong>smal entsteht. Die chondrale Knochenbildung läuft wie folgt ab: aus<br />
Bin<strong>de</strong>gewebszellen (Fibrocyten), die differenzierungsfähig bleiben bil<strong>de</strong>n sich über<br />
Chondroblasten Chondrocyten (Knorpelzellen). Generell lagern sich kleine Gruppen aus 2-4<br />
Zellen zum sog. Chondron zusammen und sind umgeben von einem dichten Matrixgefelcht.<br />
4
Chondrocyten ernähren sich durch Difussion aus <strong>de</strong>r Interzellulärflüssigkeit (recht langsame<br />
Versorgung). Sogenannte Chondroklasten bauen dann die Chondrocyten ab und Osteoblasten<br />
wan<strong>de</strong>rn in die Lücken ein, um mit <strong>de</strong>r Knochenbildung zu beginnen.<br />
Osteoblasten shei<strong>de</strong>n eine Kollagen-Matrix aus, in die vor allem Calciumphosphat eingelagert<br />
wird. Daher mauern sich die Osteoblasten im Laufe ihrer Differenzierung zu Osteocyten in die<br />
Calciumphosphat-Kollagen-Matrix ein. Untereinan<strong>de</strong>r bleiben die Osteocyten über lange<br />
Fortsätze verbun<strong>de</strong>n und halten somit auch Verbindung zur Oberfläche <strong>de</strong>s Knochens bzw. zu<br />
<strong>de</strong>n Blutgefäßen, durch welche sie mit Nährstoffen versorgt wer<strong>de</strong>n (schnellere und bessere<br />
Versorgung als bei Knorpel). Sogennate Osteoklasten können Knochen abbauen. Beim<br />
Knochenbruch wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Knochenhaut Osteoblasten entsen<strong>de</strong>t, die dann <strong>de</strong>smal neuen<br />
Knochen bil<strong>de</strong>n.<br />
– knöchernes Dermalskelett (Hautskelett):<br />
Die „Ostraco<strong>de</strong>rmata“ (aus <strong>de</strong>m Palaeozoikum bekannt) gaben <strong>de</strong>n Hinweis darauf, daß die<br />
Stammart <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> sehr wahrscheinlich schon einen knöchernen Hautpanzer gehabt haben<br />
wird. Er ist ein Produkt <strong>de</strong>r Dermis und muß dann in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Myxionoida und <strong>de</strong>r<br />
Petromyzontida (außer sie bil<strong>de</strong>n doch ein Monophylum Namens Cyclostomata) sowie in <strong>de</strong>r<br />
Stammlinie <strong>de</strong>r Chondrichtyes unabhängig voneinan<strong>de</strong>r verloren gegangen sein.<br />
– knorpeliges Endoskelett:<br />
Ein Endoskelett aus Knorpel kommt bei allen <strong>Craniota</strong>-Taxa vor und entsteht als erste<br />
Festsubstanz in <strong>de</strong>r Ontogenese. Was im Detail ins Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> gehört ist nicht<br />
gesichert. Eventuelle craniale Homologien <strong>de</strong>r drei Taxa sind: Ohr- und Nasenkapsel sowie die<br />
embryonalen Trabekel in Form von Knorpelstäben am Vor<strong>de</strong>ren<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Chorda. Im Achsenskelett<br />
sind wahrscheinlich die segmentalen, dorsalen Arcualia <strong>de</strong>r Petromyzonta und Gnathosomata<br />
homolog (ob das fehlen bei <strong>de</strong>n Myxinoida ursp. o<strong>de</strong>r sekundär ist ist fraglich).<br />
– Blutgefäßsystem mit epithelialer Auskleidung (= Endothel):<br />
Die Blutgefäße sich von Zellen umklei<strong>de</strong>t.<br />
– 4 gliedriges, muskulösen Herz:<br />
Das Herz ist im Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> ein rein venöses Organ aus 4 Abschnitte:<br />
1. Der hinten gelegene Sinus venosus (bereits bei <strong>de</strong>n Acrania vorhan<strong>de</strong>n), <strong>de</strong>r das<br />
sauerstoffarme Blut aus <strong>de</strong>m Körper empfängt und sammelt, <strong>de</strong>n Herzschlag initiiert und das<br />
Atrium mit Blut füllt. Diese Füllung passiert, obwohl <strong>de</strong>r Sinus venosus Muskulatur besitzt,<br />
hauptsächlich passiv (durch Körperbewegung, durch <strong>de</strong>n venösen Blutdruck und durch einen<br />
Unterdruck, <strong>de</strong>r durch die Kontraktion <strong>de</strong>s Ventrikels verursacht wird). Die Sinoatrialklappe<br />
verhin<strong>de</strong>rt ein Rückfluss <strong>de</strong>s Blutes aus <strong>de</strong>m Atrium. 2. Das Atrium (Vorhof), welches Blut aus<br />
<strong>de</strong>m Sinus venosus erhält und <strong>de</strong>n Ventrikel füllt, wobei <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r starren Muskelwand<br />
überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n muß. In <strong>de</strong>r ventralen Wand <strong>de</strong>s Atriums liegt eine sog.<br />
Atrioventrikularklappe, die das Atrium mit <strong>de</strong>m Ventrikel verbin<strong>de</strong>t3. Der Ventrikel<br />
(Hauptkammer) ist <strong>de</strong>r Hauptmotor <strong>de</strong>s Herzen. Er ist am muskulösten und treibt mit großer<br />
Kraft das Blut durch <strong>de</strong>n Conus arteriosus in <strong>de</strong>n anfangsteil <strong>de</strong>r Aorta. 4. Der Conus arteriosus<br />
(bestehend aus Herzmuskulatur -> stark muskulös)) verhin<strong>de</strong>rt durch seine Klappen<br />
(Taschenklappen) aktiv <strong>de</strong>n Rückfluss <strong>de</strong>s Blutes nach <strong>de</strong>r Kontraktion <strong>de</strong>s Ventrikels. Ist <strong>de</strong>r<br />
Conus erweitert, nennt man in Bulbus arteriosus. Der Conus arteriosus führt in die ventrale<br />
Aorta, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anfangsteil oft als elastischer Truncus arteriosus ausgebil<strong>de</strong>t ist.<br />
Allgemein ist das Herz im Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> ein Kiemenherz, was nichts weiter<br />
be<strong>de</strong>utet, als daß es venöses Blut zu <strong>de</strong>n Kiemen pumpte, wo es mit Sauerstoff angereichert<br />
wur<strong>de</strong> und von dort aus gelangte es dann zu <strong>de</strong>n Körperorganen. Die Herzmuskeln sind niemals<br />
ein Syncytium son<strong>de</strong>rn besteht stets aus Einzelzellen, die über sog. Glanzstreifen miteinan<strong>de</strong>r<br />
verbun<strong>de</strong>n sind (dienen auch <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s elektrischen Membranpotentials -> Weiterleitung<br />
<strong>de</strong>r Kontraktionswelle <strong>de</strong>r Herzmuskulatur). Herzmuskulatur unterschei<strong>de</strong>t sich von<br />
Skelettmuskulatur auch durch die Fähigkeit, rhythmische Kontraktionen selbst zu erzeugen<br />
(myogene Stimulation, autorhythmisch). Spezialisierte Herzmuskelzellen bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Schrittmacher (Sinusknoten), <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>r Wand am Übergang <strong>de</strong>s Sinus venosus in das<br />
5
Atrium befin<strong>de</strong>t. Dieser Sinnesknoten erzeugt elektrische Impulse (ähnlich wie <strong>de</strong>r von<br />
Nervenzellen) durch Kontraktion und wird durch an<strong>de</strong>re modifizierte Herzmuskelzellen<br />
(Purkinje-Fasern) zur Muskulatur von Atrium und Ventrikel weitergeleitet. Innervierung aus<br />
<strong>de</strong>m autonomen Nervensystem, dient le<strong>de</strong>glich <strong>de</strong>r Verlangsamung o<strong>de</strong>r Beschleunigung <strong>de</strong>s<br />
myogenen Rhythmus.<br />
– Erythrocyten:<br />
Im Blut <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> kommt ausschließlich Hämoglobin als sauerstofftragen<strong>de</strong>s Pigment vor und<br />
dies ist immer in Erythrocyten enthalten. An<strong>de</strong>re Sauerstoffträger kommen nicht vor. Die<br />
Erythrocyten weisen im Grundmuster ganz normal Kerne auf, die erst bei <strong>de</strong>n Säugetieren am<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Erythrocytenbildung ausgestoßen wer<strong>de</strong>n (bei einigen Amphibiengruppen kommen<br />
auch kernlose Erythrocyten vor, doch geschieht dies an<strong>de</strong>rs -> Fragmentierung an<br />
Sollbruchstellen).<br />
Ontogenetisch fin<strong>de</strong>t die erste Blutbildung in <strong>de</strong>n sog. Blutinseln statt, die sich in <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m<br />
Dottersack liegen<strong>de</strong>n Splanchnopleura befin<strong>de</strong>t. Somit ist <strong>de</strong>r erste Ort <strong>de</strong>r Blutbildung das<br />
embryonale Darmsystem. Später wird im Fetus Blut in <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Darm stammen<strong>de</strong>n Leber<br />
sowie in <strong>de</strong>n Nierenkapseln und in <strong>de</strong>r Milz gebil<strong>de</strong>t. Bei <strong>de</strong>n „Fischen“, Amphibien und <strong>de</strong>n<br />
„Reptilien“ bleibt die Milz das Hauptorgan <strong>de</strong>r Blutbildung, wobei die Niere (bei <strong>de</strong>n<br />
Strahlenflossern) und Knochenmark (einigen Anuren, lungenlosen Salaman<strong>de</strong>r und Ei<strong>de</strong>chsen)<br />
hinzukommen. Bei Vögeln und Säugetiere treten 2 Typen von blut-bil<strong>de</strong>nen Geweben auf:<br />
myeloi<strong>de</strong>s und lymphatisches. Das Myeloidgewebe befin<strong>de</strong>t sich im roten Knochenmark und ist<br />
<strong>de</strong>r Bildungsort von z.B. Erythrocyten, Granulocyten, Monoyten sowie alle primären<br />
Lymphocyten. Im Falle vom z.B. starken Blutverlust wird die Milz, die normalerweise zum<br />
Zerstören o<strong>de</strong>r Speichern von Erythrocyten dient, auch zu <strong>de</strong>ren Bildung eingesetzt<br />
(Erythropoese). Die primären lymphatische Gewebe sind die sog. Thymus und Bursa clocalis,<br />
die neben <strong>de</strong>n Knochenmark die Ausdifferenzierung von T- und B-Lymphocyten bewirken. Die<br />
sekundären lympathischen Gewebe sind zum Beispiel Lymphknoten, Lymphfollikeln in <strong>de</strong>r Milz<br />
und Bin<strong>de</strong>gewebe von Lunge und Schleimhäute. Von <strong>de</strong>r Leber wer<strong>de</strong>n die Bestandteile <strong>de</strong>s<br />
Blutplasmas (speziell Albumin und das für die Gerinnung notwendige Fibrinogen) gebil<strong>de</strong>t.<br />
– Schilddrüse (Thyreoi<strong>de</strong>a):<br />
Die Schilddrüse entsteht als eine ventromediane Aussackung <strong>de</strong>s embryonalen<br />
Kiemendarmepithels und ist <strong>de</strong>m Endosytl <strong>de</strong>r Tunicaten und Acrania homolog (ein Endostyl ist<br />
noch bei <strong>de</strong>r Ammocoetes-Larve <strong>de</strong>r Neunaugen ausgebil<strong>de</strong>t).Sie sorgt für z.B. einen erhöhten<br />
Grundumsatz (Metabolismusrate) sowie für die Regulation von Entwicklung und Wachstum<br />
(allgemein wichtige hormonelle Wirkungen).<br />
– Kiemenapparat ausschließlich als Atmungsorgan tätig:<br />
Aus <strong>de</strong>r primär Doppelfunktion (Filtration von Nahrung und Atmung) <strong>de</strong>s Kiemenapparats,<br />
verbleibt nur noch die Aufgabe als Atmungsorgan. Bei <strong>de</strong>n Cranioten existiert kein Schleimfilter<br />
als Produkt <strong>de</strong>s Endostyls. Der Wasserstrom durch die Kiemen wird nicht mehr von Cilien<br />
son<strong>de</strong>rn von Muskelpumpen erzeugt und die Zahl <strong>de</strong>r Kiemenspalten ist im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />
Acrania stark verringert. Bei <strong>de</strong>n Myxinoida wer<strong>de</strong>n maximal 15 Paar ausdifferenziert; in das<br />
Grundmuster <strong>de</strong>r Gnathostomata gehören sehr wahrscheinlich 7 Kiemenspalten und 9<br />
Kiemenbögen (zwei Praemandibularbögen)<br />
– Spiralfalte im Mitteldarm:<br />
Die Spiralfalte vergrößert die Oberfläche <strong>de</strong>s resorbieren<strong>de</strong>n Mitteldarmepithels.<br />
– Opistonephros aus Nephronen und als funktionieren<strong>de</strong> Niere bei <strong>de</strong>n Adulten:<br />
Ungea vorübergehen<strong>de</strong>r nephridialer Einrichtungen in <strong>de</strong>r Ontogenese kann man einheitliche,<br />
paarige Nieren im zustand <strong>de</strong>s Opisthonephros für <strong>de</strong>n Adultus <strong>de</strong>r Stammart <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong><br />
postulieren. Funktionseinheit <strong>de</strong>s Opistonephros ist das Nephron aus Nierenkörperchen<br />
(Malpighische Körperchen) und ableiten<strong>de</strong>n Nierenkanälchen. Im Malpighischen Körperchen<br />
wird ein kapillares Blutgefäßknäuel von <strong>de</strong>r doppelwandigen Bowmanschen Kapsel <strong>de</strong>s<br />
Nephrons umschlossen. Die Ultrafiltration fin<strong>de</strong>t durch das fenstrierte Epithel <strong>de</strong>r Blutkapillaren<br />
und durch die von Podocyten (umgewan<strong>de</strong>lte Bowmankapsel-Epithelzellen, die sich um das<br />
6
Blutgefäßknäuel gelegt haben) aufgespannte Matrixhindurch statt (bis ca. 40 kDa). Die<br />
anschließen<strong>de</strong> Modifikation fin<strong>de</strong>t im Tubulus-System statt.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Myxinoida:<br />
– Knoten-Verhalten zum Herausreißen von Beutestücken und Abstreifen <strong>de</strong>r Schleimschicht<br />
– 3 Paar Tentakeln am Rostralen<strong>de</strong> + 2 kleine Lippententakeln: Tastfunktionen<br />
– Hautdrüsen mit Schleimproduktion: durch intraepitheliale Schleimzellen sowie durch<br />
große, mehrzellige Schleimdrüsen im Corium<br />
– Zungenapparat mit zwei Längsreihen kräftiger Hornzähne: Raspelapparat<br />
– stark reduzierte Augen: ohne Cornea, Linse, Iris und Cornea und Augenmuskulatur;<br />
ontogenetisch ist noch eine Linsenplako<strong>de</strong> zu erkennen; <strong>de</strong>r winzige Sehnerv bil<strong>de</strong>t ein<br />
Chiasma innerhalb <strong>de</strong>s Diencephalons<br />
– R! Seitenlinienorgan (nur sehr wenige Spuren übrig)<br />
– dotterreiche Eier und direkte Entwicklung<br />
Apomorphien (Autapomorphien) von Myopterygia (Vertebrata s.str.)<br />
– Bauchspeicheldrüse (Pankreas):<br />
Die Pankreas leitet sich vom Mitteldarmepithel ab. Sie gibt wie die Leber über zahlreiche<br />
Ausführgänge (Ductus pancreatici) Verdauungsenzyme in einen Abschnitt <strong>de</strong>s Dünndarms ab,<br />
<strong>de</strong>r als Zwölffingerdarm (Duo<strong>de</strong>num) bezeichnet wird. Die Sekrete <strong>de</strong>r Pankreas tragen<br />
wesentlich zur Verdauung von z.B. Fetten und Proteinen bei. Außer<strong>de</strong>m hat sie endokrine<br />
Funktionen und produziert z.B. Insulin sowie Somatostatin, die direkt an die Blutbahn<br />
abgegeben wer<strong>de</strong>n (-> wichtige Funktionen bei <strong>de</strong>r Stoffwechselregulationen).<br />
– Milz:<br />
Ursprünglich das wesentliche blutbil<strong>de</strong>ne Organ, welches als solches zwar auch erhalten bleibt,<br />
doch dann als Hauptaufgabe die Zerstörung und Ausson<strong>de</strong>rung von beschädigten Erythrocyten<br />
und Entfernung von Krankheitserregern aus <strong>de</strong>m Blut hat. Ebenso speichert sie Erythrocyten um<br />
bei z.B. starken Blutverlust (Notfall) Blut ausgeschüttet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
– Arcualia entlang <strong>de</strong>r Wirbelsäule:<br />
Arcualia sind Wirbelelemente, die mehr o<strong>de</strong>r weniger stabförmig sind und bei <strong>de</strong>n<br />
Petromyzontida noch unregelmäßig verteilt sind. Sie liegen in <strong>de</strong>r bin<strong>de</strong>gewebigen Wand <strong>de</strong>s<br />
Rückenmarkkanals. Sie entsprechen wahrscheinlich nur <strong>de</strong>n Basen <strong>de</strong>r Neuralbögen <strong>de</strong>r<br />
Gnathosomata. Erst später und sehr wahrscheinlich mehrmals konvergent zueinan<strong>de</strong>r entstehen<br />
richtige Wirbel innerhalb <strong>de</strong>r Gnathosomata.<br />
– radiale Muskeln in <strong>de</strong>n Flossen<br />
– Osmoregulation:<br />
Sowohl die Petromyzontida als auch die <strong>Craniota</strong> sind in <strong>de</strong>r Lage die Wasser- und<br />
Ionenkonzentration ihres Innenmilieus zu regulieren, sind also im Hinblick auf ihren<br />
Ionenhaushalt weitgehend unabhängig von <strong>de</strong>r Umgebung. Die Myxinoi<strong>de</strong>a können zwar die<br />
Konzentration einzelner anorganischer Ionen regulieren, sind aber insgesamt <strong>de</strong>r hohen<br />
Osmolarität <strong>de</strong>s Meerwassers angepasst, also isoosmotisch zu diesem.<br />
– evtl. zwei vertikale Bögen im Labyrinthorgan ? (siehe Anmerkung bei <strong>de</strong>n Apomorphie <strong>de</strong>r<br />
<strong>Craniota</strong>)<br />
Alternativ dazu gibt es noch die Hypothese, daß Myxinoi<strong>de</strong>a und Petromzyontida näher miteinan<strong>de</strong>r<br />
verwandt sind und eine monophyletische Gruppe Cyclostomata (Rundmäuler) bil<strong>de</strong>n.<br />
Mögliche Apomorphien (Autapmorphien) <strong>de</strong>r Cyclostomata wären:<br />
– glatter, aalähnlicher Körper<br />
7
– Zungenapparat (Raspelapparat) mit Längsreihen von Hornzähnen<br />
– Kiemenbeutel<br />
– unpaare Gona<strong>de</strong><br />
Dann müßten die oben genannten Merkmale bei <strong>de</strong>n Neunaugen und <strong>de</strong>n Gnathostomata<br />
konvergent entstan<strong>de</strong>n sein, was für eine Bauchspeicheldrüse und eine Milz nicht gera<strong>de</strong> sparsam<br />
wäre (obwohl die Milz als Argument etwas wackelig ist, weil ich auch Angaben gefun<strong>de</strong>n habe, daß<br />
sie bei <strong>de</strong>n Schleimaalen ausgebil<strong>de</strong>t sein soll -> Westhei<strong>de</strong> / Rieger S. 111). Auch das<br />
Vorhan<strong>de</strong>nsein von Arcualia ist wie ich fin<strong>de</strong> ein rechtes gutes Merkmal. Den entgegen stehen vor<br />
allem <strong>de</strong>r Zungenapparat, die unpaaren Gona<strong>de</strong>n und evtl. die Kiemenbeutel. Bei <strong>de</strong>n Kiemenbeutel<br />
kann man die unterschiedliche Blutversorgung evtl. als einen Hinweis einer konvergenten<br />
Entwicklung werten.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Petromyzontida:<br />
– Saugmund (Mundscheibe):<br />
Der unterständige Mund bil<strong>de</strong>t eine große Scheibe, welche durch einen randständigen<br />
Knorpelring gestützt wird. Der nach innen anschließen<strong>de</strong> Mundtrichter ist mit zahlreichen<br />
spitzen Hornzähnen besetzt.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Gnathostomata:<br />
– Kiefer:<br />
Die namensgeben<strong>de</strong> Apomorphie <strong>de</strong>r Gnathostomata ist die Kieferbildung. Mit <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
eines Kiefers waren ganz neue Möglichkeiten geschaffen Nahrung zu sich zu nehmen. Die<br />
Aussteifung <strong>de</strong>r Mundrän<strong>de</strong>r durch gelenkig miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>ne Skelettspangen gestatten<br />
die Ausbildung von bezahnten Beißkiefern, mit <strong>de</strong>nen große Nahrungsobjekte ergriffen, fest<br />
gehalten und auch zerkleinert wer<strong>de</strong>n konnten. Vielleicht machte diese Aussteifung zunächst nur<br />
das Ansaugen von Wasser effizienter und verhin<strong>de</strong>rte ein Kollabieren <strong>de</strong>r Mundrän<strong>de</strong>r, war aber<br />
eben eine Präadaptation für die Umstellung <strong>de</strong>r Nahrungsquelle.<br />
Das klassische Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Kieferevolution läßt Ober- und Unterkiefer aus einem Kiemenbogen<br />
(Visceralbogen) hervorgehen, also aus stützen<strong>de</strong>n Skelettelementen zwischen zwei<br />
Kiementaschen bzw. Kiemenspalten. Nicht befriedigend geklärt ist, welcher <strong>de</strong>r Bögen eines<br />
hypothetischen Vorfahren zum Mandibularbogen wur<strong>de</strong>. Man geht in <strong>de</strong>r Regel aber davon aus,<br />
daß es sich dabei um <strong>de</strong>n 3. Bogen han<strong>de</strong>lte und 2 davor liegen<strong>de</strong> praemandibuläre Bögen<br />
verloren bzw. reduziert wor<strong>de</strong>n sind. Vielleicht sind die Labialknorpel <strong>de</strong>r Neoselacchi<br />
(Chondrichthyes-Vertreter) die Relikte <strong>de</strong>r Praemandibularbögen. In an<strong>de</strong>ren Büchern (z.B.<br />
Stoch und Welsch) wird nur von einem Praemandibularbogen (<strong>de</strong>r als 0 Bogen bezeichnet wird)<br />
ausgegangen. Wie viele o<strong>de</strong>r ob überhaupt Praemandibularbögen ausgebil<strong>de</strong>t waren bleibt also<br />
vorerst noch offen. Im folgen<strong>de</strong>n wird davon ausgegangen, daß <strong>de</strong>r 3. Bogen sich zum<br />
Mandibularbogen umgewan<strong>de</strong>lt hat.<br />
Ursprünglich bestehen alle Bögen aus 4 Elementen: Epibranchiale, Ceratobranchiale,<br />
Hypobranchiale und Basibranchiale (von dorsal nach ventral), wobei <strong>de</strong>r 3. Bogen<br />
(Mandibularbogen) nur noch aus 2 mittleren Bogenelementen, die durch ein Gelenk<br />
gegeneinan<strong>de</strong>r beweglich sind, besteht. Das Oberkieferelement entspricht eine Epibranchiale und<br />
als Palatoquadratum bezeichnet wird und das Unterkieferelement entspricht <strong>de</strong>r Ceratobranchiale<br />
<strong>de</strong>s 3. Bogen, welcher nun als Mandibulare bezeichnet wird. Kräftige Muskulatur<br />
(Adduktormuskeln) schließen die bei<strong>de</strong>n Kieferbögen beim Zubeißen. Bei<strong>de</strong> Bögen können<br />
enchondrale Ersatzknochen bil<strong>de</strong>n. So verknöchert <strong>de</strong>r hintere Bereich <strong>de</strong>s Palatoquadratums<br />
zum sog. Quadratum und <strong>de</strong>r hintere Teil <strong>de</strong>s Mandibulare zum Articulare, die zusammen das<br />
8
primäre Kiefergelenk bil<strong>de</strong>n (besser wäre es wie ich fin<strong>de</strong> dies als Quadrato-Articularegelenk zu<br />
bezeichnen und das Gelenk zwischen Palatoquadratum und Mandibulare als primäres<br />
Kiefergelenk). Im weiteren Laufe <strong>de</strong>r Evolution gewinnen die Deckknochen an Be<strong>de</strong>utung, die<br />
das Palatoquadratum und Mandibualre belegen und Zähne tragen (<strong>de</strong>r zahntragen<strong>de</strong> Oberkiefer<br />
wird dann Prae- bzw. Maxilare und <strong>de</strong>r zahntragen<strong>de</strong> Unterkiefer Dentale genannt). Zähne<br />
wer<strong>de</strong>n durch die Hautknochen (Deckknochen) gebil<strong>de</strong>t.<br />
Die knorpeligen Strukturen wer<strong>de</strong>n dann resorbiert o<strong>de</strong>r peristieren zeitlebens. Der vor<strong>de</strong>re Teil<br />
<strong>de</strong>s Mandibulare kann zum Beispiel als sog. Meckelescher Knorpel vorhan<strong>de</strong>n bleiben. Das<br />
Palatoquadratum verschmilz hingegen z.B. bei <strong>de</strong>n Tetrapo<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Neurocranium. In <strong>de</strong>r<br />
Stammlinie <strong>de</strong>r Mammalia vergrößert sich das Dentale und bil<strong>de</strong>t mit einem an<strong>de</strong>ren<br />
Deckknochen im oberen Schä<strong>de</strong>lbereich, <strong>de</strong>m sogenannten Squamosum, ein neues = sekundäres<br />
Kiefergelenk. Das Quadratum wird zum Hammer (Malleus) und das Articulare zum Ambos<br />
(Incus) in <strong>de</strong>m Mittelohr (wer<strong>de</strong>n also als Gehörknöchelchen in <strong>de</strong>n schallleiten<strong>de</strong>n Apparat<br />
integriert). Fossile Formen von Säugetieren weisen sowohl ein primäres als auch ein sekundäres<br />
Kiefergelenk auf.<br />
Der nachfolgen<strong>de</strong> 4. Kiemenbogen wird Hyoidbogen genannt. Sein proximales Element, das<br />
einem Epibranchiale entspricht, heißt Hyomandibulare und dient primär zur Abstützung <strong>de</strong>s<br />
primären Kiefergelenks gegen die Ohrregion (Hyostylie), wodurch die zugehörige Kiemenspalte<br />
zum Spritzloch (Spraculum) verengt wird. Bei <strong>de</strong>n Cranioten ist nun entwe<strong>de</strong>r Palatoquadratum<br />
und Hyomandibulare fest mit <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lkapsel verbun<strong>de</strong>n (wie bei <strong>de</strong>n ursp. Haien und <strong>de</strong>n<br />
Sarcoperygii) o<strong>de</strong>r das Palatoquadratum ist vom Schä<strong>de</strong>l losgelöst und das Hyomandibulare<br />
hängt diesen Knochen an <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lkapsel auf (dies wur<strong>de</strong> konvergent innerhalb <strong>de</strong>r „Haie“<br />
und bei <strong>de</strong>n Actinopterygii). Bei <strong>de</strong>n Sacroptygii ist das Palatoquadratum fest mit <strong>de</strong>r<br />
Schä<strong>de</strong>lkapsel verwachsen, wodurch das Hyomandibulare an<strong>de</strong>re Funktionen, als die <strong>de</strong>r<br />
Aufhängung <strong>de</strong>s Paltoquadratum, übernommen. Mit <strong>de</strong>m Landgang <strong>de</strong>r Tetrapo<strong>de</strong>n wird es so<br />
zum Mittelohr-Gehörknöchelchen, <strong>de</strong>r Collumella auris (Stapes), die <strong>de</strong>n Schall vom<br />
Trommelfell auf das ovale Fenster <strong>de</strong>s Innenohr überträgt.<br />
Die weiteren Kiemenbögen, bleiben Branchialbögen und sind an <strong>de</strong>r Kieferbildung nicht<br />
beteiligt. Sie sind die Träger <strong>de</strong>s Kiemenapparats und ihre Anzahl beträgt (mit wenigen<br />
Ausnahmen, wie <strong>de</strong>n Kragenhaie, die 6 o<strong>de</strong>r 7 Kiemenspalten besitzen) 5. Es han<strong>de</strong>lt sich bei<br />
<strong>de</strong>m Kiemenapparat um einen ektobranchiaten Typen. Dies be<strong>de</strong>utet, daß die Kiementaschen<br />
außerhalb <strong>de</strong>r Kiemenbögen (bei <strong>de</strong>n Myxinoi<strong>de</strong>a und Petromyzontida liegen sie innen =<br />
Entobranchiata)<br />
Eine an<strong>de</strong>re Hypothese liefert <strong>de</strong>n Kiefer nicht von <strong>de</strong>n Branchialbögen, son<strong>de</strong>rn von<br />
Knorpelelementen eines Verlarapparates, wie es bei <strong>de</strong>n Ammocoetes-Larve <strong>de</strong>r Neunaugen<br />
ausgebil<strong>de</strong>t ist.<br />
– Endoskelett mit zentralem Knorpel und perichondralen Knochen:<br />
Die Stammart <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong> hatte noch ein Endoskelett aus reinen Knorpel, doch in <strong>de</strong>r<br />
Stammlinie <strong>de</strong>r Gnathostomata wur<strong>de</strong> ein umfangreicher zentraler Knorpel in <strong>de</strong>r Peripherie von<br />
einem Knochenmantel umhüllt.<br />
– 5 Kiemenspalten:<br />
Vor <strong>de</strong>m ersten Branchialbogen liegen die ersten Kiemenspalten und zwischen <strong>de</strong>n<br />
Branchialbögen führen 4 weitere Paare von Kiemenspalten getrennt nach außen. Nimmt 5<br />
Kiemenspalten im Grundmuster <strong>de</strong>r Gnathostomata an, müssen die wenigen Ausnahmen von 6-7<br />
Kiemenspalten bei zum Beispiel <strong>de</strong>n Kragenhaien eine sekundäre Vervielfältigung sein.<br />
– Spritzloch zwischen <strong>de</strong>m Mandibular- und Hyoidbogen:<br />
Hyomandibulare dient primär zur Abstützung <strong>de</strong>s primären Kiefergelenks gegen die Ohrregion<br />
(Hyostylie), wodurch die zugehörigen Kiemenspalten jeweils zum Spritzloch (Spraculum)<br />
verengt wird. Durch die Spritzlöcher wird nicht ausgespritzt, son<strong>de</strong>rn Wasser eingezogen. Ihre<br />
Existenz kann auf je<strong>de</strong>nfall als eine Autapomrphie <strong>de</strong>r Gnathostomata angesehen wer<strong>de</strong>n, auch<br />
9
wenn ihre Entstehung sich nicht aus <strong>de</strong>r Einengung <strong>de</strong>r Kiemenspalte durch das Hyomandibulare<br />
erklären sollte.<br />
– Chorda dorsalis pro Segment mit 8 Arcualia (ursp. 4):<br />
Je<strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>r Chorda dorsalis liegen vier Arcualia. Dorsal liegen das sog. Basidorsale und<br />
Interdorsale, die wh. schon ins Grundmuster <strong>de</strong>r Myopterygia (o<strong>de</strong>r wenn Cyclostomata doch ein<br />
Monophylum bil<strong>de</strong>n sollte sogar ins Grundmuster <strong>de</strong>r <strong>Craniota</strong>) aber die ventralen Elemente<br />
Basiventrale und Interventrale sind als evolutive Neuhheiten <strong>de</strong>r Gnathosomata zu <strong>de</strong>uten.<br />
– Paarige Brust- und Bauchflossen (Beckenflossen)<br />
Die Brustflossen (Pectoralis) sind über kleine knöcherne Elemente direkt mit <strong>de</strong>m Schultergürtel<br />
verbun<strong>de</strong>n sind, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum fest mit <strong>de</strong>m Kopf und Wirbelsäule verwachsen ist. Die paarigen<br />
Bauchflossen (Beckenflossen) sind nur über einen kleinen ventralen Stab miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n<br />
und mit <strong>de</strong>m Beckengürtel gelenkig verbun<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>r Anbindung an <strong>de</strong>n Kopf wird <strong>de</strong>r<br />
Schultergürtel aus Deckknochen und Ersatzknochen gebil<strong>de</strong>t (so ist z.B. das Schlüsselbein beim<br />
Menschen evolutionsbiologisch gesehen ein Schä<strong>de</strong>lknochen) während <strong>de</strong>r Beckengürtel<br />
<strong>de</strong>mgegenüber nur aus Ersatzknochen gebil<strong>de</strong>t wird.<br />
– Analflosse als unpaare Flosse:<br />
In das Grundmuster <strong>de</strong>r Gnathostomata gehören auch zwei unpaare, mediane<br />
Dorsalflossen, die aber wahrscheinlich schon bei <strong>de</strong>r Stammart <strong>de</strong>r Mypoterygia<br />
ausgebil<strong>de</strong>t war. Deshalb bleibt als ein Apomorphie <strong>de</strong>r Gnathostomata nur noch die<br />
Analfloss und die speziell geformte unpaare Schwanzflosse (sie nächste Apomorphie).<br />
– heterozerke (epizerke) Schwanzflosse:<br />
Der dorsale Teil <strong>de</strong>r Schwanzflosse ist größer als <strong>de</strong>r ventrale und nach oben gerichtet (aufwärts<br />
gerichtete Achse aus Chorda und Wirbelsäule).<br />
– Horizontale Septen in <strong>de</strong>n Muskelsegmenten:<br />
Diese Septen (Septum horizontale) (Myosepten) trennen die somatischen Muskelsegmente <strong>de</strong>s<br />
Rumpfes in einen dorsalen sog. Epaxialen (epaxonischen) und einen ventralen (hypaxonischen)<br />
Teil.<br />
– Axone <strong>de</strong>r peripheren Nervenzellen von Myelinschei<strong>de</strong> umgeben (Schwannsche Zellen):<br />
Die Myelinisierung entsteht dadurch, daß sich die plattenförmige Gliazellen (Schwannsche<br />
Zellen) im Laufe <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Nervensystem spiralig um das Axon win<strong>de</strong>n. Dabei<br />
verschmelzen die benachbarten Zellmembranen mit <strong>de</strong>r extrazellulären Matrix und unter<br />
Reduktion <strong>de</strong>r intrazellulären Zwischenräume zu einem geschlossenen Membrankomplex<br />
alternieren<strong>de</strong>r Protein- und Lipidlagen, <strong>de</strong>r Myelin-(Mark)Schei<strong>de</strong>. Je<strong>de</strong> Hüllzelle umschei<strong>de</strong>t<br />
nur einen 1-2 mm langen Teil <strong>de</strong>s Axons und dazwischen liegen die „nackten“ sog. Ranvier-<br />
Schnürringe (nur dort können elektrische Impulse gezün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n). Die myelisierten<br />
Abschnitte fungieren als elektrische Isolatoren und die elektrischen Impulse „springt“ über diese<br />
Hinweg von einem Ranvier-Schnürring zum nächsten, wodurch die Leitungsgeschwindigkeit<br />
erhöht ist. Diese Form <strong>de</strong>r Weiterleitung nennt man saltatorische Weiterleitung.<br />
– Ho<strong>de</strong>n und Nieren miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n:<br />
Die Nierenorgane bil<strong>de</strong>n frühontogenetisch noch ein mehr o<strong>de</strong>r weniger ausge<strong>de</strong>hntes<br />
Pronephros, bei Erwachsenen dominiert aber, wie für alle <strong>Craniota</strong> typisch, das Opisthonephros.<br />
Die rostralen Abschnitte <strong>de</strong>s Opisthonephros (Mesonephros = Urniere), sind beim männlichen<br />
Geschlecht mit <strong>de</strong>n Ho<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n und somit dient <strong>de</strong>r Urnierengang = primärer Harnleiter<br />
(Wolffscher Gang) auch <strong>de</strong>r Ausleitung <strong>de</strong>s Spermas (Samenleiter = Ductus <strong>de</strong>ferens).<br />
Bei <strong>de</strong>n Weibchen hingegen entlassen die Gonan<strong>de</strong>n (Ovarien) ihre Eier in das Coelom <strong>de</strong>r<br />
Bauchhöhle, von wo sie durch <strong>de</strong>n separaten Gang = Eilleiter (Müllersche Gang) nahe <strong>de</strong>r<br />
Exkretionsöffnung nach außen entlassen wer<strong>de</strong>n.<br />
– Labyrinthorgan mit 3 Bogengängen:<br />
Entsprechend <strong>de</strong>n drei Raumebenen entstand bei <strong>de</strong>r Stammart <strong>de</strong>r Gnathosomata noch ein<br />
dritter, horizontaler Bogengang als 3. Kanal.<br />
– Linsenauge mit echter Cornea und 6 äußeren Augenmuskeln (Akkomodationsapparat):<br />
Die Muskeln erlauben ein Verstellen <strong>de</strong>s Auges (vor- und zurück stellen), also eine<br />
10
Akkomodatio wird ermöglicht.<br />
– Nierenpforta<strong>de</strong>r:<br />
Das gesamte Nierenpforta<strong>de</strong>rsystem bringt Blut aus <strong>de</strong>m Hinterleib zu <strong>de</strong>n Nieren, wo es die<br />
Nierentubuli umfließt und das osmotische Gleichgewicht <strong>de</strong>r Körperflüssigkeiten gewährleistet.<br />
Außer<strong>de</strong>m strömt bei <strong>de</strong>m Nieren-Pforta<strong>de</strong>r-System das venöse Blut aus <strong>de</strong>n Hinterleib (bzw.<br />
später <strong>de</strong>n Hinterextremitäten) direkt in die hinteren Kardinalvenen (später Hohlvenen). Dieses<br />
System fehlt primär bei <strong>de</strong>n Schleimaalen und Neunaugen und wird bei <strong>de</strong>n Säugetieren nur<br />
noch embryonal angelegt, geht aber schon vor <strong>de</strong>r Geburt verloren (sek. Fehlen).<br />
– Dorsale und ventrale Wurzeln <strong>de</strong>r Spinalnerven vereinigen sich zu einem gemischten,<br />
einheitlichen Spinalnerven<br />
– Kleinhirn tritt als abgesetzter Hirnabschnitt hervor<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Chondrichthyes:<br />
– sehr starke Reduktion von perichondrale Knochen (Erwerb von prismatisch kalzifizierten<br />
Knorpel):<br />
Die periphere Versteifung knorpeliger Skelettelemente durch eine Lage von kristallisiertem<br />
Calciumphosphat in Form von winzigen Plättchen, ist eine evolutive Neuheit <strong>de</strong>r Condrichthyes.<br />
Diese steht wohl offensichtlich in Verbindung mit <strong>de</strong>r Reduktion von perichondralen Knochen<br />
und die dünnen Lagen von perichondralen Knochen (vor allem bei <strong>de</strong>n Neuralbögen) bei einigen<br />
Arten wer<strong>de</strong>n als Reste dieses Reduktionsprozeßes ge<strong>de</strong>utet.<br />
– Kopulationsorgan (Klasper) aus <strong>de</strong>n Beckenflossen bei <strong>de</strong>n Männchen:<br />
Die Männchen aller rezenter Knorpelfische haben ein auffälliges Kopulationsorgan zum direkten<br />
Spermatransfer. Diese Klasper (Gonopodium, Pterygopodium, Mixopterygium) entsteht durch<br />
Modifikation <strong>de</strong>s sog. Metapterygium – einem baslen Knorpel <strong>de</strong>r Beckenflossen.<br />
– Paarungsverhalten ?:<br />
Sowohl „Haie“ als auch Rochen weisen Übereinstimmungen in <strong>de</strong>m Paarungsverhalten auf, so<br />
daß dies man evtl. für die letzte gemeinsame Stammart annehmen könnte. Diese Verhalten<br />
beinhaltet: kontinuierliches Verfolgen <strong>de</strong>s Weibchen, <strong>de</strong>ren Schlagen mit Beckenflossen<br />
(Verbreitung von Pheromonen?), Festbeißen <strong>de</strong>r Männchen am Rumpf und an <strong>de</strong>n Brustflossen<br />
(kann wohl auch zu Verletzungen <strong>de</strong>r Weibchen führen) und die Kopula mit charakteristischem<br />
Umschlingen<br />
– R! <strong>de</strong>s knöchernen Hautpanzer zu Placoidschuppen ?:<br />
Das Vorhan<strong>de</strong>nsein von Placoidschuppen, geht einher mit <strong>de</strong>m fast vollständigen Verlust<br />
Knochen zu bil<strong>de</strong>n und vielleicht wur<strong>de</strong>n diese Schuppen nicht aus <strong>de</strong>m Grundmuster <strong>de</strong>r<br />
Gnathostomata übernommen son<strong>de</strong>rn stellen ein Rest eines ehemaligen Hautpanzers dar und<br />
damit könnte diese Reduktion eine Apomorphie <strong>de</strong>r Knorpelfische sein. Vielleicht gehören sie<br />
aber auch in das Grundmuster <strong>de</strong>r Gnathosomata (wegen vergleichbaren Schuppen in <strong>de</strong>r<br />
ausgestorbenen Gruppe Thelodonti), was dann für die Chondrichthyes plesiomorph wäre. Dann<br />
müßte <strong>de</strong>r knöcherne Knochenpanzer <strong>de</strong>r Placo<strong>de</strong>rmi † auf je<strong>de</strong>nfall eine evolutive Neuheit<br />
dieser Gruppe sein.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Osteognathostomata:<br />
– verknöchertes Endoskelett:<br />
Die Osteognathostomata sind durch endochondrale Knochen ausgezeichnet, welche in <strong>de</strong>r<br />
Ontogenese durch interne Verknöcherung knorpelig vorgebil<strong>de</strong>ter Skelettelemente entstehen<br />
11
(Ersatzknochen). Dies führte zu einer vollständigen Verknöcherung <strong>de</strong>s Endoskeletts. Zusätzlich<br />
wur<strong>de</strong> als Plesiomorphie die perichondrale Verknöcherung aus <strong>de</strong>m Grundmuster <strong>de</strong>r<br />
Gnathostomata beibehalten.<br />
– Anordnungsmuster großflächiger, homologisierbarer Schä<strong>de</strong>lknochen:<br />
Bei allen Osteognathosomata kommen die folgen<strong>de</strong>n Knochen im Schä<strong>de</strong>l vor: Postparietale,<br />
Parietale, Frontalia und Nasalia, sowie die mundrandbil<strong>de</strong>nen, zahntragen<strong>de</strong> Elemente:<br />
Praemaxillare, Maxillare (Oberkiefer) und Dentale (Unterkiefer). Hier muß darauf hingewiesen<br />
wedren, daß aufgrund Konvention (falscher Homologisierung) bei <strong>de</strong>n Actinopterygii das<br />
Parietale als Frontale und das Postparietale als Parietale bezeichnet wird.<br />
– Schultergürtel mit folgen<strong>de</strong>n Knochen: Posttemporalia, Supracleithrum, Cleithrum und Clavicula<br />
(Schlüsselbein)<br />
– Lepidotrichia:<br />
Die Flossenstrahlen sind verknöchert.<br />
– Lunge als paarige, ventrale Ausstülpung <strong>de</strong>s Pharynx:<br />
Die Lungen dienen <strong>de</strong>r Atmung und sind sowohl bei <strong>de</strong>n basalen Actinopterygii als auch bei <strong>de</strong>n<br />
basalen Sacropterygii ausgebil<strong>de</strong>t und wur<strong>de</strong> erst innerhalb <strong>de</strong>r Actinopterygii zu einer<br />
Schwimmblase umgewan<strong>de</strong>lt.<br />
– Opercularapparat (operculo-gulare Deckknochenserie):<br />
Es ist ein Kiemen<strong>de</strong>ckelapparat aus mehren Deckknochen ausgebil<strong>de</strong>t und zwar aus: Operculum,<br />
Suboperculum, Brachiostegalstrahlen und Gularia, <strong>de</strong>r die Kiemenspalten über<strong>de</strong>ckt. Dieser<br />
Apparat geht von Hyoidbogen aus.<br />
– Hypohyalia im Zungenskelett:<br />
Die paarigen hypohyalen Elemente im Endoskelett <strong>de</strong>s Zungenbeinbogens bil<strong>de</strong>n zusätzliche<br />
Gelenke und <strong>de</strong>uten funktionell auf eine zunehmen<strong>de</strong> Unabhängigkeit von Kiefer- und<br />
Zungenbeinbewegungen, ein größeres Saugvolumen und Manipulationsfähigkeiten von Zungen-<br />
(Hyoid-) und Kiemenskelett hin.<br />
– Trennung <strong>de</strong>r Nasenöffnungen:<br />
Eine Hautbrücke überquert die Nasengruppe und führt zu einer vollständigen Aufteilung in eine<br />
vor<strong>de</strong>re und hintere Nasenöffnung. Bei <strong>de</strong>n Chondrichthyes sind nur unverschmolzene<br />
Hautlappen vorhan<strong>de</strong>n.<br />
– Labyrinthorgan mit großen Otolithen (Statolithen)<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Actinopterygii:<br />
– rhomboi<strong>de</strong>n Ganoidschuppen:<br />
Die Ganoidschuppen bestehen aus basalen Knochenlamellen (Isopedin), die von spongiösem und<br />
gefäßreichen Knochen überlagert wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum von einer multiplen, wachsen<strong>de</strong>n Lage<br />
von Dentin und abschließend von Ganoin be<strong>de</strong>ckt ist. Ganoin wird wie Schmelz von <strong>de</strong>r<br />
Epi<strong>de</strong>rmis abgeschie<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs ist auch die Anordnung <strong>de</strong>r Ganpoidschuppen. Sie sind in<br />
Schrägreihen auf <strong>de</strong>m Rumpf angeordnet und in <strong>de</strong>n einzelnen Reihen sind die einzelnen<br />
Schuppen untereinan<strong>de</strong>r gelenkig verbun<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m spitze Gelenkköpfe einer Schuppe in <strong>de</strong>n<br />
Gelenkpfanne <strong>de</strong>r vorstehen<strong>de</strong>n Schuppe greift.<br />
– Reduktion auf eine Rückenflosse:<br />
Bei <strong>de</strong>n Knorpelfischen, als auch bei <strong>de</strong>n Fleischflossen kommen zwei Rückenflossen vor, so<br />
daß man die Reduktion auf eine einzige Rückenflosse durchaus als eine Apomorphie <strong>de</strong>r<br />
Actinopterygii annehmen kann. Die medianen Flossenstrahlen inserieren direkt im Körper ohne<br />
Einschaltung eines basalen muskulösen Lappens.<br />
– Praeoperculare:<br />
Dieser Knochen be<strong>de</strong>ckt wenigstens Teile <strong>de</strong>r Wangenregion, trägt einen Seitenlinienkanal,<br />
bil<strong>de</strong>t ein Wi<strong>de</strong>rlager für die beweglichen Kiemen<strong>de</strong>ckelknochen dahinter und ist zumin<strong>de</strong>st zum<br />
Teil in <strong>de</strong>n hinteren Stützapparat <strong>de</strong>s Kieferbogens eingebun<strong>de</strong>n.<br />
12
– Zähne mit enameloli<strong>de</strong> Zahnkappen (Acrodin):<br />
Acrodin ist eine hypermineralisierte, schmelzähnliche Substanz, die von Odontocyten, vor <strong>de</strong>r<br />
Mineralisierung <strong>de</strong>s Zahnschafts und Zahnbasis, gebil<strong>de</strong>t wird.<br />
(Ax geht von einer Plesiomorphie aus, weil <strong>de</strong>r die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Schmelzes über <strong>de</strong>n<br />
gesamten Zahn als ein Apomorphie <strong>de</strong>r Sarcopterygii ansieht und die Acrodinkappe dann als<br />
eine Plesiomorphie darstellt und dieses Merkmal in <strong>de</strong>r Stammart <strong>de</strong>r Osteognathosomata<br />
ausgebil<strong>de</strong>t war. Allerdings ist die Substanz und die Bildung eine an<strong>de</strong>re, so daß man hier doch<br />
einen Hinweis darauf hat, daß es sich dabei um eine Apomorphie <strong>de</strong>r Actinopterygii ist).<br />
– Dermohyale:<br />
Dies ist ein kleines Deckknochenelement an <strong>de</strong>r Seite- und Hinterfläche <strong>de</strong>r Hyomandibula, <strong>de</strong>r<br />
in enger Nachbarschaft zum Spritzloch liegen. Diese Knochenelemente sind bei vielen Fossilien<br />
nachweisbar und bei <strong>de</strong>n rezenten Cladistia, weshalb man dies in das Grundmuster <strong>de</strong>r<br />
Actinopterygii setzen kann und <strong>de</strong>n Verlust als eine weitere Apomorphie <strong>de</strong>r Actinopteri<br />
annehmen kann.<br />
– Embryonen mit Haftdrüse:<br />
Die Haftdrüse <strong>de</strong>r Embryonen ist lippenständig und ist durch einen nach außen geöffneten<br />
Vor<strong>de</strong>rdarmdivertikel entstan<strong>de</strong>n. Diese ist bei <strong>de</strong>n freien Embryonen (Dottersacklarven) <strong>de</strong>r<br />
Cladistia, Ginglymodi und Halecomorphi vorkommen.<br />
– Micropyle in <strong>de</strong>r Vitellinmembran <strong>de</strong>r Eier (Zona radiata)<br />
– Chondrosteer-Scharnier:<br />
Als solches wird ein Orientierungswechsel <strong>de</strong>r Schwanzstielbeschuppung genannt. Diese fin<strong>de</strong>t<br />
man neben in fossile Formen auch bei <strong>de</strong>n rezenten Cladistoa, Chondrostei und Ginglymodi.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Sacropterygii:<br />
– monobasale paarige Flossen:<br />
Im Endoskelett <strong>de</strong>r Brust- und Beckenflossen verbleibt nur das Metapterygium, als basales<br />
Glied. Daran schließt sich eine Achse an, von <strong>de</strong>r seitlich die Radialia abgehen. Die Flossen<br />
inserieren jeweils mit einem einzigen Skelettelement am Schulter- und Beckengürtel. Diesem<br />
ersten sog. Mesomer <strong>de</strong>r wasserleben<strong>de</strong>n Sacropterygii entsprechen Humerus und Femur bei <strong>de</strong>n<br />
terrestrischen Tetrapoda. Die Muskulatur bil<strong>de</strong>t eine keulenförmige Masse um die Skelettachse<br />
(evtl. homolog mit <strong>de</strong>m muskulösem Basalabschnitt <strong>de</strong>r Flossen <strong>de</strong>r Cladistia -> Plesiomorphie<br />
für die Sacropterygii und <strong>de</strong>r Verlust dieser Muskeln bei <strong>de</strong>n Actinopteri wäre dann eine<br />
Apomorphie dieser Gruppe)<br />
– echter Schmelz überzieht <strong>de</strong>n gesamten Zahn (oberste Lage <strong>de</strong>s Cosmin):<br />
Cosmin ist eine Kombination von Schmelz, Dentin und Porenkanalsystem. Der Schmelz ist<br />
einschichtig und zeigt eine hexagonale Struktur auf (Abdruck <strong>de</strong>r basalen Epi<strong>de</strong>rmiszellen). Bei<br />
<strong>de</strong>n Actinopterygii wo Ganoin als Schmelz vorkommt, ist keine solche Struktur ausgebil<strong>de</strong>t<br />
außer<strong>de</strong>m ist Ganoin mehrschichtig und wird auch an<strong>de</strong>rs gebil<strong>de</strong>t als das echte Schmelz bei <strong>de</strong>n<br />
Sacropterygii. Cosmin überzieht bei <strong>de</strong>n Fleischflosser auch die rhombischen Schuppen, die sich<br />
außer<strong>de</strong>m durch <strong>de</strong>n Besitz eines Dornfortsatzes mit breiter Basis von <strong>de</strong>n Schuppen <strong>de</strong>r<br />
Actinopterygii unterschei<strong>de</strong>n. Diese Cosmoidschuppen könnten ein weiteres apomorphes<br />
Merkmal <strong>de</strong>r Sacropterygii sein aber vielleicht stellt Cosmin auch erst eine Synapomorphie von<br />
Dipnoi und Tetrapoda dar (siehe unten).<br />
– intracraniales Gelenk:<br />
Latimera hat einen „kinetischen Schä<strong>de</strong>l“. Ein gelenkartiger Spalt im Schä<strong>de</strong>ldach teilt die<br />
Schä<strong>de</strong>lkapsel in ein vor<strong>de</strong>res Ethmosphenoid und ein hinteres Otooccipitale. Diese Trennung<br />
entspricht auf <strong>de</strong>m Schä<strong>de</strong>ldach die Trennung von Postparietalia und Parietalia. Latimera ist <strong>de</strong>r<br />
einzige rezente Vertreter <strong>de</strong>r Sacropterygii mit einem intrcranialem Gelenk, doch weisen wohl<br />
die Osteolepiformes † (Stammlinienvertreter <strong>de</strong>r Tetrapoda) auch solch ein Gelenk auf, weshalb<br />
die Annahme dieses Gelenk im Grundmuster <strong>de</strong>r Sacropterygii wahrscheinlich wird und in <strong>de</strong>r<br />
gemeinsamen Stammlinie (es sei <strong>de</strong>n Dipnoi und Actinistia sind doch näher miteinan<strong>de</strong>r<br />
13
verwandt) verloren gegangen ist.<br />
– Vena cava posterior (Vena cava caudalis):<br />
Die untere Holhvene ist ein neues Gefäß, welches das gesamte Blut aus <strong>de</strong>m Hinterkörper zum<br />
herzen führt. Die ursprüngliche Vena cardinalis geht verloren.<br />
– Praeopercularkanal (Teil <strong>de</strong>s Seitenliniensystems) hat als Jugalkanal Anschluss an <strong>de</strong>n<br />
Infraobritalkanal (also Kanal unter <strong>de</strong>r Orbita; infra = unter etwas):<br />
Bei <strong>de</strong>n Actinopterygii hat <strong>de</strong>r Praeopercularkanal hingegen Anschluß an <strong>de</strong>n Temporalkanal<br />
(wh. ursp. O<strong>de</strong>r abgeleiteter Zustand bei <strong>de</strong>n Actinopterygii ??)<br />
– Mandibularkanal (ventrale Fortsetzung <strong>de</strong>s Praeopercularkanal) verläuft in vier<br />
Infra<strong>de</strong>ntalia (durch Spleniale, Postspleniale, Angulare und Surangulare) und es kommt<br />
ein Oralkanal vor:<br />
Der Oralkanal ist bei Dipnoi vollständig und bei Actinistia verkürzt ausgebil<strong>de</strong>t.<br />
– Wangenregion mit Squamosum und Praeoperculum (zwei getrennte Knochen)<br />
– skleotischer Ring um die Augen aus mehr als 5 Knochenplatten bestehend<br />
– R! auf eine Brachiostegalia<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Actinistia:<br />
– symmetrische Schwanzflosse mit einem mittlerem, caudalen Fortsatz:<br />
Ursprünglich war eine heterozerke Schwanzflosse ausgebil<strong>de</strong>t, die ein Apomorphie <strong>de</strong>r<br />
Gnathosomata war<br />
– die paarigen Brust- und Bauchflossen sowie die zweite Dorsalflosse und Analflosse mit<br />
fleishigen Lappen (Lobus):<br />
Diese Flossen besitzen ein Axialskelett (kräftige Zentralelemente mit kurzen Seitenelementen),<br />
welches Archipterygium genannt wird.<br />
– erste Dorsalflosse mit hohlen Dornen (= verschmolzene Lepidotrichien):<br />
Die Dornen setzen unmittelbar am Rücken an.<br />
– doppelte Artikulation <strong>de</strong>s Unterkiefers:<br />
Das doppelköpfige Quadratum greift in eine Doppelgrube <strong>de</strong>s Articulare.<br />
– Extracleithrum im Schultergürtel:<br />
Dieser Knochen stellt eine Neubildung im Schultergürtel dar und ist typisch für alle Actinistia.<br />
Da Posttemporale und Supracleithrum nicht ausgebil<strong>de</strong>t sind, fehlt eine Verbindung <strong>de</strong>s<br />
Schultergürtels mit <strong>de</strong>m Schä<strong>de</strong>ldach.<br />
– Rostralorgan:<br />
Das Rostralorgan wird wahrscheinlich ein Elektrosensorisches Organ sein. Es besteht aus 1 Paar<br />
Röhren zwischen <strong>de</strong>n Nasenkapseln und 2 Paar Röhren hinter <strong>de</strong>r Nasenkapsel, die sich vor <strong>de</strong>n<br />
Augen öffnen, also 6 Öffnungen zusätzlich zu <strong>de</strong>n 4 <strong>de</strong>r Nasenkapsel in <strong>de</strong>r Schnauze; die<br />
Röhren en<strong>de</strong>n Innen in einen gemeinsamen medianen Raum.<br />
– Die Chorda dorsalis ist ein durchgehen<strong>de</strong>s, nicht eingeschnürtes Rohr, welches mit<br />
Flüssigkeit gefüllt ist:<br />
Die Chorda unterlagert das Gehirn in ganzer Länge und reicht vom Neurocranium bis in die<br />
Schwanzspitze.<br />
– unpaarer Sack <strong>de</strong>s Darms, welcher mit Fettsubstanz gefüllt ist:<br />
Von <strong>de</strong>r ventralen Seite <strong>de</strong>s Oesophagus geht ein Kanal (Glottis) zu diesem Organ hin, welches<br />
aufgrund seiner Lage als Homologon <strong>de</strong>s Lungen- und Schwimmblasenorgans angesehen<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
– Ovoviparie:<br />
Große Eier verbleiben in Körper und die Entwicklung <strong>de</strong>r Jungtiere fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>n Ovidukten statt<br />
(die Jungtiere schlüpfen also aus <strong>de</strong>n Eier im Mutterleib).<br />
– starke Reduktion <strong>de</strong>r Wirbelsäule:<br />
14
Wirbel sind nur durch dünne ventrale und dorsale Arcualia repräsentiert<br />
– Ausbildung eines postspiraculären Knochens<br />
– V! von Brachiostegalia<br />
Choanata (Dipnoi und Tetrapoda):<br />
Anmerkung: Dieses Taxonname ist sehr ungünstig, weil nach <strong>de</strong>n Angaben in Westhei<strong>de</strong> &<br />
Rieger die Lungenfische noch keine Choanen besitzen und selbst wenn diese, wie z.B. Ax<br />
angibt, Choanen besitzen sollten, diese wohl nicht homolog zu <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Tetrapo<strong>de</strong>n ist.<br />
Als Choanen bezeichnet man eine Verbindung <strong>de</strong>r Nasenhöhle mit <strong>de</strong>r Mundhöhle (innere<br />
Nasenöffnung)<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Choanata:<br />
– labyrinthodonte Zähne (Faltenzähne mit Plici<strong>de</strong>ntin):<br />
Pilici<strong>de</strong>ntin weist zur Pulpa <strong>de</strong>s Zahnes hin Falten (mit nahezu vertikal gestellten<br />
Faltenachsen) auf. Dabei kommt, wenn man sich einen Querschnitt <strong>de</strong>s Zahns anschaut<br />
eine labyrinthähnliche, gefaltete Struktur heraus<br />
– Lymphgefäßsystem:<br />
Cyclostomata, Chondrichtyes und Actinopterygii besitzen ein primäres und ein sekundäres<br />
Blutgefäßsystem. Die primären Blutgefäße versorgen das Nervensystem, die Muskulatur und <strong>de</strong>n<br />
Eingewei<strong>de</strong>trakt. Das sekundäre System dient in erster Linie <strong>de</strong>r Durchblutung äußerer und<br />
innerer Oberflächen von Organen. Bei <strong>de</strong>n Sacropterygii haben die Actinistia auch noch solche<br />
zwei Blutgefäßsystem, während die Lungenfische und die landleben<strong>de</strong>n Wirbeltiere nur noch ein<br />
Blutgefäßsystem besitzen. Das zweite (sekundäre) wird bei ihnen durch ein neues, sog.<br />
Lymphatisches System ergänzt wird. Die winzigen Lymphgefäße im Bin<strong>de</strong>gwebe erhalten<br />
keinen Zufluß aus <strong>de</strong>r Blutzirkulation son<strong>de</strong>rn übernehmen vielmehr überschüssige, interstielle<br />
Gewebsflüssigkeit auf und beför<strong>de</strong>rn diese über Mikropupmen = Lymphherzen in <strong>de</strong>n venösen<br />
Teil <strong>de</strong>s Blutgefäßsystems. Die Lymphherzen besitzen quer gestreifte Muskulatur , die sich wie<br />
die Herzmuskulatur selbständig kontrahieren kann. In <strong>de</strong>r Regel, aber wer<strong>de</strong>n Lymphherzen<br />
durch periphere Spinalnerven innerviert (erhalten also über diese Nervenimpulse und somit in<br />
<strong>de</strong>r Lage selbständig wie das eigentliche Herz schlagen können, sind aber in <strong>de</strong>r Regel von<br />
Spinalnerven innerviert (und über diese erhalten sie ihren Signale zum Schlagen ?!). Die<br />
Schlagfrequenz eines je<strong>de</strong>n Lymphherzens ist nicht mit <strong>de</strong>rjenigen an<strong>de</strong>rer Lympherzen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
(Kiemen-)herzens synchronisiert.<br />
Die Lymphe besteht hauptsächlich aus einem Ultrafiltrat <strong>de</strong>s Blutplasmas, das im Endbereich <strong>de</strong>r<br />
Ateriolen und am Anfang <strong>de</strong>r Kapillaren ausgepresst und durch die Basallamina dieser Gefäße<br />
hindurch gefiltert wird. Die daraus resultieren<strong>de</strong> Gewebsflüssigkeit umfließt die Körperzellen<br />
und tritt zum größten Teil durch Venolen wie<strong>de</strong>r in das Kreislaufsystem ein. Es bleibt jedoch ca.<br />
10% <strong>de</strong>r Flüssigkeit im Gewebe zurück (Überschüssige Flüssigkeit), welches von <strong>de</strong>n blind<br />
en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Lymphkapillaren aufgenommen wird und im Lymphgefäßen transportiert (die<br />
Lymphkapillaren en<strong>de</strong>n in einen Sammelkanal = Ductus thoracicus, nahe <strong>de</strong>s Herzens in eine<br />
Hauptvene -> zurück ins Kreislaufsystem). Außer <strong>de</strong>n Lymphgefäße, gehören zu <strong>de</strong>m<br />
Lymphgefäßsystem wichtige Anhangsdrüsen, wozu z.B. die Milz (Apomorphien <strong>de</strong>r<br />
Myopterygia - siehe dort), die zahlreichen Lymphknoten und z.B. <strong>de</strong>r Wurmfortsatz (bei<br />
Säugetieren). All diese Anhangsdrüsen sind wichtig für die Abwehrmechanismen (sowie<br />
Filtriermechanismen) <strong>de</strong>s Körpers sind.<br />
– Übereinstimmungen im Blutgefäßsystem:<br />
Lungenarterien führen Desoxyblut zu <strong>de</strong>n Lungen. Lungenvenen vereinigen sich zu einem<br />
unpaaren Stamm, <strong>de</strong>r Oxyblut in das Atrium <strong>de</strong>s Herzens führt. Der Conus arteriosus ist im<br />
Herzen <strong>de</strong>r Dipnoi und in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Tetrapoda S-förmig gestaltet.<br />
15
Mögliche Apomorphien, die ein Schwestergruppenverhältnis von Actinistia und Dipnoi<br />
begrün<strong>de</strong>n könnten sind:<br />
– V! Der Maxillare<br />
– spezifischer Bau <strong>de</strong>r Kiemensepten<br />
– verschie<strong>de</strong>ne Gehirnmerkmale:<br />
Dazu gehören ein lamellierter Thalamus, ein oberflächiger Isthmus-Nucleus und eine<br />
ausgestülpte Hemisphäre.<br />
Mögliche Apomorphien, die ein Schwestergruppenverhältnis von Actinistia und Tetrapoda<br />
begrün<strong>de</strong>n könnten sind:<br />
– Übereinstimmungen im Nervensystem:<br />
So hat zum Beispiel <strong>de</strong>r Nervus glossopharyngeus (IX Nerv) bei <strong>de</strong>n Actinistia und <strong>de</strong>n<br />
Tetrapo<strong>de</strong>n nur ein mediales und laterales Ganglion (bei Dipnoi an<strong>de</strong>rs).<br />
– Übereinstimmungen im Labyrinthorgan:<br />
Nervenfasern <strong>de</strong>s Nervus statoacusticus (Nerv VIII) reichen bei <strong>de</strong>n Actinistia in ein<br />
membranöses Gewebe, das in Lage und in Innervation <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Basilarpapille bei Tetrapo<strong>de</strong>n<br />
gleicht.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Dipnoi:<br />
– Zahnplatten:<br />
Je ein paar massiver Zahnplatten im Ober- und Unterkiefer. Oberfläche mit strahlenförmig<br />
angeordneten Dentin-Kämmen. Sie stellen eine Mahleinrichtung zur Zerkleinerung von harten<br />
Objekten dar.<br />
– Knochenmosaik im Schä<strong>de</strong>l:<br />
Da die Knochen nicht ein<strong>de</strong>utig mit <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>rer Knochenfische homologisiert wer<strong>de</strong>n<br />
konnten, wer<strong>de</strong>n sie mit <strong>de</strong>n Buchstaben A-Z bezeichnet und diese Vervielfältigung <strong>de</strong>r Knochen<br />
im Schä<strong>de</strong>l kann man als Apomorphien (Autapomorphie) <strong>de</strong>r Dipnoi <strong>de</strong>uten.<br />
– einheitliches Neurocranium mit verwachsenem Palatoquadratum (Autostylie):<br />
Das einheitliche Neurocranium stellt hierbei die eigentliche evolutive Neuheit dar, die<br />
Konvergent zu <strong>de</strong>m einheitlichem Neurocarium <strong>de</strong>r rezenten Tetrapo<strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>n sein wird,<br />
weil bei Stammlinienvertreter <strong>de</strong>r Tetrapoda noch ein ursp. zweigeteiltes Neurocranium<br />
ausgebil<strong>de</strong>t war.<br />
– V! <strong>de</strong>r Dentale bei <strong>de</strong>n adulten Tiere:<br />
Die Dentale wird embryonal zwar noch angelegt, geht dann aber verloren.<br />
– V! Maxillare und Praemaxillare:<br />
Der Verlust <strong>de</strong>r Maxillare muß, wenn Dipnoi und Tetrapoda Schwestergruppen sein sollten, als<br />
konvergenter Verlust zu <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Actinistia ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n. Actinistia weisen aber noch ein<br />
Praemaxillare auf.<br />
– Camptotrichia in <strong>de</strong>n paarigen Flossen (Brust- und Bauchflossen):<br />
Diese bestehen aus 3 Schichten: <strong>de</strong>m Rest eines Actinotrichium im Zentrum, welches von einem<br />
mineralisierten Bin<strong>de</strong>gewebe umgeben ist und ganz außen liegt azellulärer Knochen (es gibt zum<br />
Teil sehr hohe Anzahl von Flossenstützen; über 69 dorsal und 28 ventral bei Lepidosiren<br />
paradoxa).<br />
– R! <strong>de</strong>r Hyomandibulare<br />
– ventral liegen<strong>de</strong> Nasenöffnungen<br />
16
Tetrapoda:<br />
Apomorphien <strong>de</strong>r Tetrapoda:<br />
– Landgang<br />
– Quadrupedie und Pentactylie:<br />
Aus <strong>de</strong>n paarigen Brust- und Bauchflossen wur<strong>de</strong>n 4 Beine mit jeweils 5 Strahlen (Finger und<br />
Zehen), Diese Anzahl von Finger bzw. Zehen ist für die Kronengruppe <strong>de</strong>r Wirbeltiere eine<br />
evolutive Neuheit, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Tetrapo<strong>de</strong>n waren zunächst noch viele Strahlen in<br />
<strong>de</strong>n Flossen erhalten (Osteolipiformes), die dann allmählich reduziert und als Finger und Zehen<br />
ausgebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Acanthostega hatte zum Beispiel noch 8 Finger und Ichtyhostega hatte noch<br />
7 Zehen.<br />
– Extremitätenskelett mit grundlegen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen:<br />
Das erste Mesomer <strong>de</strong>r Extremiät <strong>de</strong>r Sacropterygii wird vorne zum Humerus, hinten zum<br />
Femur. Aus <strong>de</strong>m ersten Radiale und <strong>de</strong>m zweiten Mesomer (<strong>de</strong>r Metapterygium-Achse) gehen<br />
Radius und Unla bzw. Tibia und Fibula hervor. Die Hand- bzw. Fußstrahlen wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n<br />
Tetrapo<strong>de</strong>n wohl neu gebil<strong>de</strong>t und sind keine Abwandlungen <strong>de</strong>r distalen Radialia <strong>de</strong>r sonstigen<br />
Sacropterygii-Extremitäten. Diese Radialia gehen in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Tetrapo<strong>de</strong>n verloren.<br />
Das Autopdium (Hand-und Fußknochen mit Phalangen) entstand wohl eher aus neu<br />
entstan<strong>de</strong>nen (neomorphen) postaxialen Strahlen. Humerus und Femur wer<strong>de</strong>n auch als<br />
Stylopodium bezeichnet und Ulna + Radius bzw. Tibia + Fibula als Zeugopodium. Als eine<br />
weitere evolutive Neuheit <strong>de</strong>r Tetrapoda entstand zwischen Stylo- und Zeugopodium Gelenke<br />
(Ellenbogen- und Kniegelenk).<br />
– Ausbildung einer keratinisierte Epi<strong>de</strong>rmisschicht = Hornschicht (Stratum corneum):<br />
In <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Tetrapoda erfolgte eine Einlagerung von Keratin in die Zellen <strong>de</strong>r<br />
peripheren Schicht <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis, die zumin<strong>de</strong>stens aus einer Zelllage besteht. Die Hornschicht<br />
stellt einen zusätzlichen Schutz für <strong>de</strong>n Organismus dar. Keratin ist wasserunlöslich und nicht<br />
durch proteolytische Enzyme verdaubar. Sie bil<strong>de</strong>t später bei <strong>de</strong>n Vögeln die Fe<strong>de</strong>rn, bei<br />
Säugetieren Krallen, Nägel, Haare usw..<br />
– die Knochen Tabulare, Supratemporale, Intertemporale und Squamosum kommen im<br />
Schä<strong>de</strong>l vor:<br />
Seitlich <strong>de</strong>r medianen Knochenpaare Postparietale und Parietale liegen Tabulare,<br />
Supratemporale und Intertemporale. Außer<strong>de</strong>m kommt noch <strong>de</strong>r Knochen Squamosum vor, <strong>de</strong>r<br />
bei <strong>de</strong>n Säugetieren noch wichtig wird, weil er dort mit <strong>de</strong>m Dentale das sekundäre Kiefergelenk<br />
bil<strong>de</strong>t.<br />
– Verbindung zwischen Schä<strong>de</strong>l und Schultergürtel wird gelöst:<br />
Das war Vorraussetzung für die Entstehung eines Halses und die autonome Beweglichkeit <strong>de</strong>s<br />
Kopfes gegenüber <strong>de</strong>s Rumpfes.<br />
– Schä<strong>de</strong>l mit unpaaren Gelenkhöcker (Condylus occipitalis):<br />
Ein Gelenkhöcker in <strong>de</strong>r Zusammensetzung aus Basioccipitale und <strong>de</strong>n lateralen Exoccipitalia<br />
liegt unter <strong>de</strong>m Foramen magnum <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls. Dieser Gelenkhöcker stellt die Verbindung zur<br />
Wirbelsäule her.<br />
– Eine Ohrbucht (Ohrschlitz) ist zwischen Tabulare und Squamosum ausgebil<strong>de</strong>t:<br />
Dieser Ohrschlitz war aber wahrscheinlich primär noch nicht mit einem Trommelfell versehen.<br />
Das Trommelfell ist also wh. mehrmals unabhängig voneinan<strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>r Tetrapoda<br />
entstan<strong>de</strong>n (?).<br />
– Mittelohr mit Stapes:<br />
Das Mittelohr (Paukenhöhle) entstand aus <strong>de</strong>r spiraculären Kiemenspalte <strong>de</strong>r Gnathosomata.<br />
Auch Übernommen wur<strong>de</strong> das Hyomandibulare (= Epihyale), da ursp. hinter <strong>de</strong>r Spritzlochspalte<br />
lag. Es wird bei <strong>de</strong>n Tetrapo<strong>de</strong>n nach innen ins Mittelohr verlagert (es wur<strong>de</strong> ja nicht zur<br />
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Aufhängung <strong>de</strong>s Palatoquadratum an <strong>de</strong>n Schä<strong>de</strong>l benötigt, weil <strong>de</strong>r ursp. Zustand <strong>de</strong>r<br />
Gnathosomata, wo das Palatoquadratum am Schä<strong>de</strong>l verbun<strong>de</strong>n war, beibehalten wur<strong>de</strong>) und<br />
wur<strong>de</strong> somit zum Mittelohr-Gehörknöchelchen, <strong>de</strong>m Stapes = Steigbügel (Columella auris,<br />
Plectrum). Der Stapes wan<strong>de</strong>lte sich von einem massiven Knochen zu einem schalleiten<strong>de</strong>n<br />
Element und ragt mit seiner proximalen Fußplatte in die Fenestra ovalis (ovalem Fenster,<br />
welches aus <strong>de</strong>n vestibulären Fontanelle <strong>de</strong>r Osteolipiformes † entstan<strong>de</strong>n ist). Die Paukenhöhle<br />
steht bei <strong>de</strong>n meisten Tetrapo<strong>de</strong>n über die Eustachische Röhre mit <strong>de</strong>r Mundhöhle in<br />
Verbindung.<br />
– Choanen ausgebil<strong>de</strong>t:<br />
Tetrapo<strong>de</strong>n besitzen stets im Gaumen gelegene innere Nasenöffnungen (Choanen). Diese<br />
Öffnungen sind neu im ventrolateralen Bereich <strong>de</strong>r Nasenkapsel. Die hintere äußere<br />
Ausströmöffnung <strong>de</strong>r „Fische“ ist verloren gegangen aber die vor<strong>de</strong>re bleibt bestehen. Die<br />
äußere Nasenöffnung steht in Kontakt mit <strong>de</strong>r Inneren, die wie<strong>de</strong>rum mit <strong>de</strong>m Rachen in Kontakt<br />
steht.<br />
Bei <strong>de</strong>n Tetrapo<strong>de</strong>n erhält die Nase neben <strong>de</strong>r ursprünglichen Funktion <strong>de</strong>s Riechens zusätzlich<br />
die eines Atemweges. Damit verbun<strong>de</strong>n ist auch die Verlagerung <strong>de</strong>s Riechepithels vom Bo<strong>de</strong>n<br />
(bei „Fischen“) an das Dach <strong>de</strong>r Nasenkapsel.<br />
– In <strong>de</strong>r Nasenregion kommen zwei weitere Drüsenfel<strong>de</strong>r vor = Bowmannschen Drüsen und das<br />
Jacobsonsche Organ (Vomeronasales System)<br />
– Tränendrüsen am Augenrand:<br />
Diese Drüsen verhin<strong>de</strong>rn das Austrocknen <strong>de</strong>r Augen an <strong>de</strong>r Luft. Die Augenlie<strong>de</strong>r verteilen die<br />
Tränenflüssigkeit auf <strong>de</strong>m Auge. Der Nasolacrimalkanal dient <strong>de</strong>m Abführen überschüssiger<br />
Tränenflüssigkeit.<br />
– fleischige Zunge<br />
Die fleischige Zunge ist eine Neubildung auf <strong>de</strong>m Hyoidskelett. Sie trägt ein halbmondförmiges<br />
Drüsenfeld, das sich wahrscheinlich vor <strong>de</strong>r Zunge gebil<strong>de</strong>t hat und schließlich mit dieser<br />
verschmolzen ist.<br />
– einheitliches Neurocranium:<br />
Im Neurocranium wird (die embryonal noch angelegte) Fissur zwischen vor<strong>de</strong>rem und hinterem<br />
Neurocranium geschlossen, wodurch die innere Beweglichkeit <strong>de</strong>r Hirnkapsel verschwin<strong>de</strong>t.<br />
– Lungen als alleinige Atmungsorgane <strong>de</strong>r Adulti:<br />
In Anpassung an das landleben sind äußere Kiemen bei <strong>de</strong>n adulten Tiere verloren gegangen und<br />
die Kiemenspalten wur<strong>de</strong>n geschlossen.<br />
– Verlust <strong>de</strong>s knöchern<strong>de</strong>n Kiemen<strong>de</strong>ckel (Operculum):<br />
Eventuell stammen Trommelfelle von Gewebe aus <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>s Kiemen<strong>de</strong>ckels.<br />
– Trachea (Luftröhre) und Larynx (Kehlkopf):<br />
Die Lungenatmung hat bei <strong>de</strong>n Tetrapoda zur Entstehung eines Trachea-Laryngoskeletts geführt,<br />
das aus Derivaten <strong>de</strong>s Kiemenkorbes hervorging (Derivate <strong>de</strong>r hinteren Kiemenbögen). Die<br />
Luftröhre entstand durch Verlängerung <strong>de</strong>s unpaaren Verbindungsganges zwischen <strong>de</strong>m Darm<br />
und <strong>de</strong>n paarigen Lungen. Sie wur<strong>de</strong> durch knorpelige Ringe verstärkt. Zur Trennung <strong>de</strong>r sich<br />
kreuzen<strong>de</strong> Wege von Luftstrom und Nahrungstransport evolvierte am Eingang in die Trachea <strong>de</strong>r<br />
Kehlkopf (ein Verschlußapparat).<br />
– einheitlicher Wirbelkörper (?):<br />
Alle rezenten Tetrapo<strong>de</strong>n besitzen Wirbel mit einem Verknöcherungszentrum, während<br />
Stammlinienvertreter <strong>de</strong>r Tetrapo<strong>de</strong>n durch Wirbel mit zwei Zentren ausgezeichnet sind, nämlich<br />
einem vor<strong>de</strong>ren Hypocentrum (Intercentrum) und einem hinteren Pleurocentrum. Das<br />
Pleurocentrum wur<strong>de</strong> usrprünglich dorsal paarig angelegt. Umstritten ist das Problem, ob <strong>de</strong>r<br />
einheitliche Wirbel <strong>de</strong>r rezenten Tetrapoda einmal aus <strong>de</strong>m Pleurozentrum hervorgegangen sind<br />
o<strong>de</strong>r möglicherweise zweimal unabhängig evolvierten. Bei <strong>de</strong>r zweiten Hypothese wäre bei <strong>de</strong>n<br />
Amphibia das Hypocentrum <strong>de</strong>r Ausgangspunkt und bei <strong>de</strong>n Amniota das Pleurocentrum <strong>de</strong>r<br />
Ausgangspunkt <strong>de</strong>r Entwicklung. Wenn <strong>de</strong>r einheitliche Wirbelkörper zweimal unabhängig<br />
voneinan<strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>n sein sollte, dann muß diese Merkmal als eine Apomorphie <strong>de</strong>r gesamten<br />
18
Tetrapoda gestrichen wer<strong>de</strong>n.<br />
– Rippen mit zwei Ansatzstellen bzw. Gelenken zur Wirbelsäule:<br />
Die eine Ansatzstelle ist am Neuralbogen (Diapophyse) und die zweite ist am Intercentrum<br />
(Parapophyse). Die Gelenke heißen Tuberculum (dorsal) und Capitulum (ventral). Die<br />
Schwestergruppe Dipnoi zeigt <strong>de</strong>n plesiomorphen Zustand mit einem einfachen Rippenansatz<br />
(Capitulum).<br />
– um das Gehirn differenzieren sich zwei Gehirnhäute (Dura mater und Leptomenix =<br />
sekundäre Meninx)<br />
– Blutgefäßmerkmale:<br />
Im Blutgefäßsystem adulter Tetrapoda bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r 3. Arterienbogen (Carotisbogen) zusammen mit<br />
<strong>de</strong>n paarigen vor<strong>de</strong>ren dorsalen Aorta die Kopfarterien (Arteria carotis interna). Aus <strong>de</strong>m 4.<br />
Arterienbogen entstan<strong>de</strong>n die Aortenbögen. Der 6. Arterienbogen wird zu <strong>de</strong>n Lungenarterien.<br />
– Trennung <strong>de</strong>r Herzvorkammer (Atrium):<br />
Durch ein Septum wur<strong>de</strong> das Atrium vollständig in eine rechte und linke Hälfte geteilt.<br />
– Verlust <strong>de</strong>s Cleithrum im Schultergürtel:<br />
Das bei Stammlinienvertreter noch ausgebil<strong>de</strong>t, aber immer mehr reduziertes Cleithrum ist bei<br />
<strong>de</strong>n rezenten Arten vollständig verloren gegangen. Dagegen hat sich die Scapula ausge<strong>de</strong>hnt und<br />
die <strong>de</strong>rmalen Elemente Interclavicula und Clavicula gewinnen ebenfalls an Be<strong>de</strong>utung.<br />
– dorsale Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Beckengürtels und Verbindung mit <strong>de</strong>r Wirbelsäule:<br />
Das Becken besteht aus <strong>de</strong>n Knochen: Ilium (Darmbein), Ischium (Sitzbein) und Pubis<br />
(Schambein). Das Ilium ist nach dorsal <strong>de</strong>utlich ausge<strong>de</strong>hnt und wird über eine o<strong>de</strong>r mehrere<br />
modifizierter Sakralrippen mit <strong>de</strong>r Wirbelsäule (Sakralwirbel) verbun<strong>de</strong>n. Die ventral in <strong>de</strong>r<br />
Mitte verschmolzene Ischia sind <strong>de</strong>utlich vergrößert.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Amphibia:<br />
– R! auf 4 Finger in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rextremitäten:<br />
Uro<strong>de</strong>la und Anura haben übereinstimmend nur 4 Finger und <strong>de</strong>r 5 wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r<br />
Amphibia reduziert, wird aber noch embryonal angelegt. Da Vor<strong>de</strong>rextremitäten mit 4 Fingern<br />
bereits bei palaeozoischen Stammlinienvertretern (z.B. Eryops †) vorhan<strong>de</strong>n sind, kann dieser<br />
Zustand als Apomorphie in das Grundmuster <strong>de</strong>r Amphibien eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Die vollständige<br />
Reduktion von <strong>de</strong>n Extremitäten muß als eine Apomorphie <strong>de</strong>r Gymnophiona angesehen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
– Geteilte Zähne = pedicellate Zähne mit zwei Spitzen an <strong>de</strong>n Zahnkronen (bicuspi<strong>de</strong><br />
Zähne):<br />
Bei <strong>de</strong>n Amphibien sind die Zähne in zwei Abschnitte unterteilt: schmelztragen<strong>de</strong> Krone, die auf<br />
einem Sockel (Pedicellus) aus Dentin sitzt. Krone und Sockel wer<strong>de</strong>n durch eine fibröse, wenig<br />
mineralisierte Zone verbun<strong>de</strong>n. Die Zähne weisen im Grundmuster (Stammartmuster) zwei<br />
Spitzen an <strong>de</strong>n Zahnkronen auf. Es gibt eine unverkalkte o<strong>de</strong>r schwach verkalkte Ringfurche<br />
zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Abschnitten, in welcher die Krone abbrechen kann. Der Zahnwechsel<br />
erfolgt von medial nach lateral.<br />
– Papilla amphibiorum im Innenohr:<br />
Die Papilla amphibiorum ist ein spezielles Rezeptorfeld (Flecken vom Neuroepithel) im<br />
Sacculus, das auf Schallwellen (Druckän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Perilymphe) anspricht und eben nur bei<br />
<strong>de</strong>n Amphibien bekannt ist. Es dient <strong>de</strong>r Wahrnehmung von Frequenzen im Bereich von ca. 100-<br />
1000 Herz (höhere Frequenzen wer<strong>de</strong>n über die Papilla basilaris registriert, ob dies allerdings<br />
auch eine Apomorphie <strong>de</strong>r Amphibia ist, weiß ich nicht)<br />
– große Interpterygoidfenster im Gaumen:<br />
Im Grundmuster <strong>de</strong>r Tetrapoda gehört ein geschlossenes Gaumendach, wie es bei <strong>de</strong>n Amniota<br />
realisiert ist. In <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Amphibia sind unter starker Reduktion <strong>de</strong>r Pterygoi<strong>de</strong><br />
umfangreiche Gaumenlöcher im abgeplatteten Schä<strong>de</strong>l entstan<strong>de</strong>n.<br />
19
– Schä<strong>de</strong>l mit zwei Gelenkhöckern (paarigen Condylus occipitalia):<br />
Aus <strong>de</strong>m unpaaren Condylus occipitalia im Grundmuster <strong>de</strong>r Tetrapoda wird das Basioccipitale<br />
reduziert und geht schließlich verloren. Die übrig gebliebenen Exoccipitalia wan<strong>de</strong>rn<br />
auseinan<strong>de</strong>r und bil<strong>de</strong>n paarige Condyli aus.<br />
– Operculum als zusätzlicher Mittelohrknochen:<br />
Das Operculum dient neben <strong>de</strong>m Stapes als zweites schallleiten<strong>de</strong>s Element im Mittelohr.<br />
Genauer gesagt liegt das Operculum im Fenestra ovalis hinter <strong>de</strong>r Fußplatte <strong>de</strong>s Stapes im<br />
Mittelohr und ist durch <strong>de</strong>n Musculus opercularis mit <strong>de</strong>m Schultergürtel verbun<strong>de</strong>n.<br />
– Schleim- und Gift (= Körner)drüsen in <strong>de</strong>r Dermis:<br />
Die Drüsen entstehen in <strong>de</strong>r Ontogenese als Einsenkung <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis. Schleimdrüsen sind über<br />
<strong>de</strong>n ganzen Körper verteilt und sezernieren gleichmäßig ein Mucopolysaccharid-Sekret, das die<br />
Haut feucht hält. Körnerdrüsen enthalten Gemische aktiver organischer Verbindungen (Amine,<br />
Pepti<strong>de</strong> und Enzyme), die primär fungi- und bakteriozoid wirken aber auch <strong>de</strong>r Feindabwehr<br />
dienen (bitter, schleimhautreizend bis Ausscheidung giftiger Substanzen) -> Schutz <strong>de</strong>s Körpers<br />
gegenüber Fremdkörper.<br />
– Gaumenvorsprung (Pars palatina) <strong>de</strong>s Praemaxillare<br />
– V! von Postparietale, Intertemporale, Supratemporale, Tabulare, Jugale und<br />
Interclavicula<br />
– Mentomeckelscher Knochen<br />
Amniota (Nabeltiere):<br />
– ca. im Unterkarbon (vor ca. 345 Millionen Jahren) entstan<strong>de</strong>n; ältesten Mammaliafossilien<br />
stammen aus <strong>de</strong>m unteren Oberkarbon genauso wie das ältesten sichere „Reptilien“-Fossil<br />
Hylonomus lyelli †<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Amniota:<br />
– monophasischer Lebenszyklus mit direkter Entwicklung:<br />
Die beschalten Eier wer<strong>de</strong>n am Land abgelegt und es kommt keine Larve sowie keine<br />
Metamorphose vor.<br />
– meroblastische Furchung dottereicher Eier (dicoidale Furchung):<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>r Eier führt zur Bildung einer mehrschichtigen Keimscheibe auf <strong>de</strong>n<br />
ungefurchten Dotter.<br />
– Amnion-Ei:<br />
Das extraembryonale Ekto<strong>de</strong>rm begleitet von extraembryonalen Coelom bil<strong>de</strong>t über <strong>de</strong>n<br />
eigentlichen Embryo (Kernembryo) Falten, die sich zu zwei flüssigkeitsgefüllten<br />
Embryonalhüllen schließen. Die äußere wird als Serosa (Chorion) bezeichnet und die Innere, in<br />
<strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Embryo befin<strong>de</strong>t, wird als Amnion (Amnionhöhle -> Namensgeben<strong>de</strong> Hülle <strong>de</strong>r<br />
Amniota) bezeichnet. Das Amnion bzw. die Amnionhöhle schützt <strong>de</strong>n Embryo vor<br />
Erschütterungen und stellt <strong>de</strong>n flüssigen Raum <strong>de</strong>r Embryonalentwicklung dar (also im gewissen<br />
Sinne ein Privatteich <strong>de</strong>s Embryos und somit eine Entwicklung zwar in gewisser Hinsicht, im<br />
„Wasser“ stattfin<strong>de</strong>t aber nicht mehr in äußeren Wasserstellen). Aus <strong>de</strong>r Kloakenregion <strong>de</strong>s<br />
Embryos wächst eine weitere Embryonalhülle aus, die als Allantois bezeichnet wird. Diese<br />
schiebt sich zwischen Amnion und Serosa. Die Allantois ist das embryonale Harnorgan<br />
(Speicherung von Harnsäure) dient aber auch als Respirations- und Resorptionsorgan (bei <strong>de</strong>r<br />
Hühnchenentwicklung sorgt es zum Beispiel dafür, daß aus <strong>de</strong>r Schale Calcium zum Embryo<br />
transportiert wird, um dort bei <strong>de</strong>r Knochenbildung mitzuwirken). Extraembryonales Ento<strong>de</strong>rm<br />
begleitet von Meso<strong>de</strong>rm umwächst <strong>de</strong>n ungefurchteten Dotter und bil<strong>de</strong>t einen geschlossenen<br />
20
Dottersack (Serosa liegt natürlich auch weiter außen herum). Der Dottersack versorgt <strong>de</strong>n<br />
Embryo mit Nährstoffen (ist bei <strong>de</strong>n sekundär dotterarmen Eier <strong>de</strong>r Mammalia nur noch als<br />
Relikt erhalten). Die äußerste Schicht (Serosa) gibt einen zusätzlichen Schutz für <strong>de</strong>n Embryo,<br />
ist bei <strong>de</strong>n Sauropsi<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Eischale verbun<strong>de</strong>n und bei <strong>de</strong>n Mammalia wird zu Placenta<br />
umgewan<strong>de</strong>lt.<br />
– Atlas-Axis-Kopfskelett (Atlas-Epistropheus-Kopfskelett):<br />
Die ersten bei<strong>de</strong>n Halswirbel sind umgewan<strong>de</strong>lt und ermöglichen eine von Rumpf unabhängige<br />
Bewegung <strong>de</strong>s Kopfes. Der Atlas trägt zwei Gelenkflächen (Massa lateralis), <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>l<br />
aufsitzen. Der Axis ist über Gelenkflächen mit <strong>de</strong>m Atlas verbun<strong>de</strong>n. Die Bewegung die<br />
zunächst von <strong>de</strong>m Atlas-Axis-Komplex ermöglicht wur<strong>de</strong>, war eine verstärkte<br />
Seitwärtsbewegung <strong>de</strong>s Kopfes unabhängig von einer seitlichen Bewegung <strong>de</strong>r Halswirbelsäule.<br />
Erst innerhalb <strong>de</strong>r Amniota, in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Mammalia, wird <strong>de</strong>r Atlas-Axis-Komplex<br />
weiter zu einem sog. Atlas-<strong>de</strong>ns-Axis-Gelenk modifiziert. Dadurch wird dann eine seitliche<br />
Bewegung <strong>de</strong>s Kopfes ermöglicht (siehe Apomorphien <strong>de</strong>r Mammalia).<br />
– Hinterhauptsgelenk (Condylus occipitalis) konvex und rund (nach AX halbkreisförmig):<br />
Als ursp. Wird ein konkaver Condylus im Grundmuster <strong>de</strong>r Tetrapoda angenommen.<br />
– Evolution eines unpaaren vorstülpbaren Kopulationsorgan (Phallo<strong>de</strong>um) bei Männchen:<br />
Ist als eine konvergente Entwicklung zu <strong>de</strong>n Phallo<strong>de</strong>um <strong>de</strong>r Gymnophionen anzusehen. Wenn<br />
solch ein Organ schon bei <strong>de</strong>r Stammart <strong>de</strong>r Tetrapoda ausgebil<strong>de</strong>t war, müßten dieses bei <strong>de</strong>n<br />
Batrachia verloren gegangen sein, was aber unwahrscheinlich ist.<br />
– Frontale berührt die Augenöffnung<br />
Apomorphien <strong>de</strong>r Sauropsida:<br />
– Iris und Ciliarmuskeln im Auge mit quergestreifter Muskulatur:<br />
Plesiomorpher Zustand (wie bei <strong>de</strong>n Amphibien und Mammalia) ist das Vorhan<strong>de</strong>nsein glatter<br />
Muskulatur.<br />
– Verschmelzung bei <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n Halswirbeln Atlas und Axis:<br />
In <strong>de</strong>r Entwicklung verschmilzt das Pleurozentrum <strong>de</strong>s Atlas mit <strong>de</strong>m Intercentrum<br />
(Hypocentrum) <strong>de</strong>s Axis. Im plesiomorphe Zustand, wie er bei <strong>de</strong>n Amphibien und <strong>de</strong>n<br />
Säugetieren verwirklicht ist, sind Pleurocentrum <strong>de</strong>s Atlas und Intercentrum <strong>de</strong>s Axis<br />
voneinan<strong>de</strong>r getrennt.<br />
– Suborbitalfenster (Foramen) im Palatinum:<br />
In <strong>de</strong>r Region <strong>de</strong>s Gaumens, wo Palitinum, Pterygoid und Ectopterygoid aneinan<strong>de</strong>rgrenzen ist<br />
je<strong>de</strong>rseits ein Suborbitalfenster ausgebil<strong>de</strong>t.<br />
– Äußere Nasendrüsen liegen außerhalb <strong>de</strong>r Nasenkapsel:<br />
Bei <strong>de</strong>n Amphibien und Säugetieren befin<strong>de</strong>n sich die Drüsen innerhalb <strong>de</strong>r Nasenkapsel, was<br />
als plesiomorpher Zustand gilt.<br />
– R! <strong>de</strong>r Tabulare -> Tabulare klein<br />
– R! <strong>de</strong>r Supratemporale -> Supratemporale klein<br />
– R! Centrale in <strong>de</strong>r Fußwurzel auf 1<br />
– vor<strong>de</strong>re Wirbelkörper mit ventralem Kiel<br />
– nur ein Coronoid im Unterkiefer<br />
– Supraoccipitale hat einen vor<strong>de</strong>ren Kamm (Crista)<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Chelonia:<br />
– Knochenpanzer mit darüber liegen<strong>de</strong>n Hornplatten:<br />
Der dorsale Carapax besteht aus 8 medianen Neuralplatten (verschmolzen mit <strong>de</strong>n Neuralbögen<br />
21
von 8 Rumpfwirbeln), zwei Reihen von 8 links und rechts anschließen<strong>de</strong>n sog. Coastalia (diese<br />
sind mit <strong>de</strong>n darunter liegen<strong>de</strong>n Rippen verschmolzen) und 2 Reihen lateraler Marginalplatten<br />
(mehr als 8). Das ventrale Plastron besteht aus umgewan<strong>de</strong>lte Claviculae, Interclaviculae sowie 3<br />
weiteren, als Hyo-, Hypo- und Xiphiplastra bezeichnete Knochenplattenpaare (bei wenigen<br />
rezenten Arten kommt noch ein sog. Mesoplastra vor).<br />
Carapax und Plastron sind lateral fest verbun<strong>de</strong>n. Der Knochenpanzer schließt Schulter- und<br />
Beckengürtel ein.<br />
– Schultergürtel unter die Rippen verlagert:<br />
Die Schultern liegen ursprünglich über <strong>de</strong>n Rippen, nur bei <strong>de</strong>n Chelonia sind sie unter diesen<br />
gewan<strong>de</strong>rt.<br />
– V! <strong>de</strong>r Zähne:<br />
Maxillare, Praemaxillare, Vomer, Pterygoid und Dentale ohne Zähne. Bei <strong>de</strong>r ältesten bekannten<br />
fossilen Schildkrötenart Triassochelys dux † kommen noch Zähne auf Vomer und Pterygoid vor.<br />
– Hornschei<strong>de</strong>n:<br />
an die Stelle <strong>de</strong>r Zähne treten Hornschei<strong>de</strong>n, die speziell dafür geeignet sind pflanzliche Nahrung<br />
zu zerreiben.<br />
– R! <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Phalangen:<br />
Die maximale Zahl <strong>de</strong>r Phalangen beträgt bei <strong>de</strong>n Chelonia: 2-3-3-5-3. Im Grundmuster <strong>de</strong>r<br />
Amniota beträgt vorne: 2-3-4-5-3 und hinten 2-3-4-5-4.<br />
– V! <strong>de</strong>s Parietalöffnung (Pinealöffnung)<br />
– eine in 2 gekammerte Paukenhöhle im Mittelohr ?<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Diapsida:<br />
– zwei Schläfenfenster (Temporalfenster) im Schä<strong>de</strong>l:<br />
Das obere Schläfenfenster wird von <strong>de</strong>n Knochen: Postorbitale, Parietale sowie Squamosum<br />
begrenzt (manchmal noch von Postfrontale) und ist in <strong>de</strong>r Regel ein recht konservatives<br />
Merkmal. Das untere Schläfenfenster wird in <strong>de</strong>r Regel von <strong>de</strong>n Knochen: Postorbitale,<br />
Squamosum, Jugale und Quadratojugale begrenzt.<br />
Diese Muster können vielfach abgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n (man <strong>de</strong>nke nur an <strong>de</strong>n abgeleiteten<br />
Vogelschä<strong>de</strong>l). Man geht in generell davon aus, daß diese zwei Schläfenöffnungen sich<br />
unabhängig von <strong>de</strong>m einen Schläfenfenster in <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Mammalia entwickelt haben,<br />
auch wenn man ohne weiteres das untere Schläfenfenster mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mammalia hypothetisch<br />
homologisieren kann, wenn man davon ausgeht, daß bei <strong>de</strong>n Brückenechsen und <strong>de</strong>n Mammalia<br />
zweimal konvergent das Quadratojugale <strong>de</strong>n Kontakt mit <strong>de</strong>r Schläfenöffnung verloren hat<br />
(siehe Stammbäumeunterlagen!!)<br />
Schläfenöffnungen ermöglichen eine erweitete Ansetzung von Adduktormuskeln und somit im<br />
Prinziep eine Leistungssteigerung dieser Muskeln.<br />
– die Halswirbel sind länger als die Wirbel in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Rückens (kein gutes Merkmal !!)<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Lepidosauria (Rhynchocephalia + Squamata):<br />
– Schwanzanatomie (caudale Anatomie):<br />
Es gibt eine Sollbruchstelle (Frakturstelle = präformierte Bruchstelle) in <strong>de</strong>n basalen<br />
Schwanzwirbeln. Somit kann <strong>de</strong>r Schwanz bei Gefahr (o<strong>de</strong>r sogar wenn <strong>de</strong>r Räuber sie am<br />
Schwanz packt) abgeworfen wer<strong>de</strong>n (Ablenkungsmanöver, da <strong>de</strong>r Schwanz sich oft noch weiter<br />
bewegt) und die Tiere flüchten. Der Schwanz kann nachwachsen.<br />
– Thyreoidfenster:<br />
Im Beckengürtel befin<strong>de</strong>t sich eine breite Öffnung zwischen Pubis und Ischium, welches als<br />
22
Thyreoidfenster bezeichnet wird.<br />
– Kloakenspalte ist quer gestellt:<br />
Der ursprünglicher Zustand ist eine senkrecht gestellte Kloakenspalte, wie sie bei <strong>de</strong>n Celonia<br />
ausgebil<strong>de</strong>t ist.<br />
– Astralagus und Calcaneus <strong>de</strong>r Fußwurzel sind verschmolzen:<br />
Die Verschmelzung dieser bei<strong>de</strong>n Elemente geschieht schon bei Jungtieren.<br />
– Metatarsale 5. weißt eine Krümmung in zwei Ebene auf (Merkmal verstehe ich nicht so<br />
richtig, ist aber auch kein tolles Merkmal)<br />
– acrodonte Bezahnung (?):<br />
Die Zähne sind oberflächlich mit <strong>de</strong>n Kiefernrän<strong>de</strong>rn verbun<strong>de</strong>n. Vielleicht stellt dies aber auch<br />
eine Apomorphie <strong>de</strong>r Rhynchocephalia dar (siehe auch Westhei<strong>de</strong> & Rieger S. 354), <strong>de</strong>nn die<br />
meisten Squamaten besitzen ein pleurodontes Gebiß (Zähne liegen in einer zur Innenseite fast<br />
vollständig offenen Tasche und wer<strong>de</strong>n fast nur von <strong>de</strong>n nach außen gerichtet<br />
Befestigungsgewebe gehalten), so daß dies evtl. als Apomorphie <strong>de</strong>r Lepidosauria angenommen<br />
wer<strong>de</strong>n kann (siehe auch Westhei<strong>de</strong> & Rieger S. 343).<br />
Apomorphien (Autapmorphien) <strong>de</strong>r Rhynchocephalia:<br />
– Schä<strong>de</strong>l mit Schnabelfortsatz:<br />
Dieser Fortsatz resultiert aus Verschmelzung <strong>de</strong>r Zähne <strong>de</strong>s Praemaxillare.<br />
– Quadratum, Pterygoid und Squamosum zu einer senkrecht stehen<strong>de</strong>n Platte (Brücke) im<br />
Schä<strong>de</strong>l entwickelt:<br />
Das Quadratum ist zu einer ungefähren dreieckigen, flachen Knochenplatte ausgebil<strong>de</strong>t, die<br />
senkrecht zur Schä<strong>de</strong>lmedianebene steht und dorsal von Pterygoid und Squamosum verstärkt<br />
wird.<br />
Ventral bil<strong>de</strong>t das Quadratum mit <strong>de</strong>m Quadratojugale eine verschmolzene Gelenkfläche für das<br />
Articulare <strong>de</strong>s Unterkiefers (evtl. eine weite Apomorphie <strong>de</strong>r Rhynchocephalia).<br />
– V! <strong>de</strong>r Lacrimale:<br />
Die Befeuchtung <strong>de</strong>r Augen wird von einer gut ausgebil<strong>de</strong>ten Har<strong>de</strong>rsche Drüse hinter <strong>de</strong>m<br />
Augapfel in <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Orbitalregion durch ein öliges Sekret, welches über die Nickhaut<br />
geleitet wird, bewerkstelligt.<br />
– V! <strong>de</strong>s äußeren Gehörganges bzw. Gehöröffnung und <strong>de</strong>s Trommelfells:<br />
Trotz <strong>de</strong>s Verlustes dieser Strukturen, hören Brückenechsen gut. Das Mittelohr (Paukenhöhle) ist<br />
geräumig und kommuniziert mit <strong>de</strong>r Rachenhöhle.<br />
– 4-5 vergrößerte Zähne am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Palatinalzahnreihe<br />
– Rippen <strong>de</strong>r Rumpfwirbel weisen einen hakenfortsatz (Processus uncinatus) auf (?):<br />
Diese Hakenfortsätze kommen sonst nur noch bei <strong>de</strong>n Archosauria vor aber nicht bei <strong>de</strong>n<br />
Squamaten und kann daher bei <strong>de</strong>n Rhynchocephalia als eine konvergente Entwicklung zu <strong>de</strong>n<br />
Archosauria und somit als eine Apomorphie dieser angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
– V! <strong>de</strong>s Zahnwechsels (?):<br />
Da ein Zahnwechsel fehlt, wer<strong>de</strong>n die Zähne immer stärker abgenutzt (Abrieb) und kann somit<br />
als Alterbestimmung <strong>de</strong>r Tiere herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Squamata:<br />
– Kathapsi<strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>l:<br />
Die untere Schläfenöffnung ist nach ventral offen.<br />
– Quadratum frei beweglich:<br />
Das Quadratum sitzt am Squamosum auf und ist frei beweglich. Dadurch wird eine stark erhöhte<br />
23
Schä<strong>de</strong>lkinetik ermöglicht und <strong>de</strong>r Angriffswinkel <strong>de</strong>r Muskulatur sehr verbessert.<br />
Diese Beweglichkeit wur<strong>de</strong> dann bei <strong>de</strong>n Schlangen perfektioniert. Bei <strong>de</strong>n abgeleiteten Formen<br />
steht das Quadratum schräg nach hinten und ist nur locker mit <strong>de</strong>m Pterygoid und Articulare<br />
verbun<strong>de</strong>n, wodurch nochmals eine verbesserte Bewegung ermöglicht wird. Außer<strong>de</strong>m ist das<br />
Dentale im Unterkiefer ebenfalls frei beweglich, wodurch das Maul noch weiter aufgemacht<br />
wer<strong>de</strong>n kann und somit noch größere Beute verschlungen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
– Paariger Penis (Hemipenese) und paarige Klitoris (Hemiclitores):<br />
Die Kopulationsorgane <strong>de</strong>s Männchen sind zweigeteilt und es wird nur ein „Penis“ bei <strong>de</strong>r<br />
Kopulation eingeführt und zwar entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Rechte o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Linke, je nach<strong>de</strong>m welche<br />
Körperseite <strong>de</strong>s Weibchens näher liegt (die Paarung erfolgt seitlich).<br />
– gespaltene (gekerbte) Zunge<br />
Apomorphien <strong>de</strong>r Archosauria:<br />
– thekodonte Bezahung <strong>de</strong>r Kiefer:<br />
Es existieren tiefe Zahngruben (Alveolen) im Ober- und Unterkiefer bei <strong>de</strong>n Archosauria, in<br />
<strong>de</strong>nen die Zähne sitzen. Man kann <strong>de</strong>shalb bei <strong>de</strong>n Zähnen zwischen folgen<strong>de</strong>n Bereichen<br />
unterschei<strong>de</strong>n: einer Zahnwurzel, <strong>de</strong>r Teil in <strong>de</strong>r Alveole; einer Zahnkrone, die mit Schmelz<br />
überzogen ist und aus <strong>de</strong>r Schleimhaut herausragt sowie einem Zahnhals, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Übergangsbereich zwischen Zahnwurzel und Zahnkrone darstellt. Die Zahnwurzel wird in <strong>de</strong>r<br />
Alveole durch <strong>de</strong>n sog. Zahnhalteapparat (Parodontium) fixiert. Zu diesem Parodontium gehören<br />
<strong>de</strong>r Befestigungsknochen (Zementschicht), die <strong>de</strong>m Wurzel<strong>de</strong>ntin aufliegen. Bin<strong>de</strong>gewebige<br />
Fasern (Sharpeysche Fasern) verbin<strong>de</strong>n Zement und Alveolenknochen. Die Gesamtheit dieser<br />
Bin<strong>de</strong>gewebsfasern stellt die Wurzelhaut (Periodontium) dar. Der <strong>de</strong>n Zahnhals umgeben<strong>de</strong><br />
Schleimhautsaum („Zahnfleisch“) gehört ebenfalls zum Zahnhalteapparat.<br />
Die Thekodontie <strong>de</strong>r Mammalia ist konvergent entstan<strong>de</strong>n.<br />
– Praeorbitalfenster (Antorbitalfenster):<br />
Öffnung in <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls zwischen <strong>de</strong>m Naseneingang und <strong>de</strong>r Augenhöhle.<br />
– Mandibularfenster (Dentalfenster):<br />
Eine Öffnung im Unterkiefer, die zwischen Dentale, Angulare und Supraangulare liegt.<br />
– Vollständig getrennter Ventrikel, durch eine durchgehen<strong>de</strong> Schei<strong>de</strong>wand<br />
– Pubis und Ischium im Becken stabförmig verlängert und nach hinten gerichtet:<br />
Zusammen mit <strong>de</strong>m Ilium entsteht ein dreistrahliges Gebil<strong>de</strong>.<br />
– R! <strong>de</strong>r 5. Zehe:<br />
Bei Crocodylia ist <strong>de</strong>r 5. Zeh noch klein ausgebil<strong>de</strong>t doch bei <strong>de</strong>n Aves verschwin<strong>de</strong>t er völlig.<br />
– V! <strong>de</strong>r Harnblase<br />
– „Fourth trochanter“:<br />
Dies ist ein zusätzlicher knopfartiger Muskelansatzpunkt am Femur.<br />
– Transparente Nickhaut im Auge<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Crocodylia:<br />
– langer, seitlich komprimierter Schwanz als Schwimmorgan<br />
– sekundärer Gaumen:<br />
Das sekundäre Gaumendach wird von Praemaxillare, Maxillare, Palatinum und Pterygoid<br />
gebil<strong>de</strong>t und die Choanen wer<strong>de</strong>n weit nach hinten verschoben.<br />
– Hautpanzer mit darüberliegen<strong>de</strong>n Hornplatten:<br />
Die knochenplattgen (Osteo<strong>de</strong>rmen) sind auf <strong>de</strong>m Rücken in regelmäßigen Längsreihen<br />
(Gruppen- bzw. Artspezifisch 4-10) angeordnet und ihre Querreihen entsprechen je einem<br />
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Wirbel. Die Osteo<strong>de</strong>rmen bil<strong>de</strong>n einen geschlossenen Rückenpanzer (mediale Längsreihen<br />
können sogar miteinan<strong>de</strong>r verzahnte Osteo<strong>de</strong>rmen aufweisen) und darüber liegen Hornplatten.<br />
Die ventralen Platten sind wahrscheinlich nur bei Paleosuchus, Melanosuchus und Caiman<br />
verknöchert.<br />
– Gelenk zwischen Astragalus und Calcaneus (crurotarsale Gelenk):<br />
Im Tarsus artikulieren Astragalus u. Calacaneus mit doppelten Kugelgelenk. Dadurch kann <strong>de</strong>r<br />
Fuß mit <strong>de</strong>m Calacaneus gemeinsam gegenüber <strong>de</strong>m Astragalus gedreht wer<strong>de</strong>n und ermöglicht<br />
einen hohen, mit <strong>de</strong>n Beinen vom Rumpf abgespreizten Gang.<br />
Der posteriorer Fortsatz <strong>de</strong>s Calacaneus, kann man ebenfalls als Apomorphie <strong>de</strong>r Crocodylia<br />
ansehen.<br />
– Pubis ohne Verbindung zum Acetabulum:<br />
Nur Ilium und Ischium bil<strong>de</strong>n die Gelenkgrube für <strong>de</strong>n Femur.<br />
– Drucksensoren:<br />
Die Drucksensoren reagieren schon auf kleine Wasserwellen, sind vor allem im Kiefer<br />
konzentriert und von außen als kleine, dunkle Punkte erkenntlich.<br />
– Frontalia und Parietale im Schä<strong>de</strong>l verschmolzen<br />
– V! Clavicula<br />
– V! <strong>de</strong>r Krallen am 4. und 5. Finger<br />
– Anus als Längsspalt entwickelt (Konvergenz zu Chelonia)<br />
– V! Praeorbitalfenster (wenn es ins Grundmuster <strong>de</strong>r Archosauria gehört)<br />
– unpaare Nasenöffnung (?):<br />
Die bei<strong>de</strong>n Nasenöffnungen haben sich an <strong>de</strong>r Schnauzenspitze vereinigt und liegen auf einer<br />
erhöhten Lage. Osteolaemus weist noch paarige Nasenöffnungen auf, weshalb ich dieses<br />
Merkmal mit einem Fragezeichen gekennzeichnet habe, da dies vielleicht ein Hinweis darauf<br />
sein könnte, daß die unpaaren Nasenöffnungen mehrmals entstan<strong>de</strong>n sind.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Aves:<br />
– Fe<strong>de</strong>rn:<br />
Die Fe<strong>de</strong>rn bestehen aus Keratin und sind im fertigen zustand leblose Strukturen. Das Gefie<strong>de</strong>r<br />
eines Vogels besteht aus zahlreichen Einzelfe<strong>de</strong>rn: die Konturfe<strong>de</strong>rn schließen das Großgefie<strong>de</strong>r<br />
(Schwungfe<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Flügels und Steuerfe<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Schwanzes) sowie das Körper be<strong>de</strong>cken<strong>de</strong><br />
Kleingefie<strong>de</strong>r ein; sie haben geschlossene Fe<strong>de</strong>rfahnen und sind flächig gewölbt; die für<br />
Wärmefunktion dienen<strong>de</strong> Dunen o<strong>de</strong>r Daunenfe<strong>de</strong>rn fehlt die geschlossene Fe<strong>de</strong>rfahne; weitere<br />
Fe<strong>de</strong>rtypen, meist in geringer Zahl und nicht bei vielen Vogelgruppen vorhan<strong>de</strong>n sind:<br />
Pu<strong>de</strong>rdunen, Borstenfe<strong>de</strong>rn, Fa<strong>de</strong>nfe<strong>de</strong>rn und Pinselfe<strong>de</strong>rn mit jeweils spezifischer Funktion<br />
(Borstenfe<strong>de</strong>rn können zB. Tastfunktion haben; Pu<strong>de</strong>rdunen lassen bei Tauben und Reihern<br />
einen fein<strong>de</strong>n Fe<strong>de</strong>rstaub entstehen, <strong>de</strong>r die Fe<strong>de</strong>rn Wasser abweichend macht).<br />
Eine typische Konturfe<strong>de</strong>r weist ein Fe<strong>de</strong>rkiel (Scapus) auf, <strong>de</strong>r sich in eine basale Spule<br />
(Calamus) und einen distalen Schaft (Rhachis) glie<strong>de</strong>rt. Der Rhachis trägt auf bei<strong>de</strong>n Seiten die<br />
Fe<strong>de</strong>rfahnen, wobei man bei <strong>de</strong>n Schwungfe<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>n Steuerfe<strong>de</strong>rn man zwischen<br />
schmaleren Außenfahnen und breiteren, weicheren Innenfahnen (asymmetrische Fe<strong>de</strong>rfahnen).<br />
Vom Fe<strong>de</strong>rschaft zweigen auf bei<strong>de</strong>n Seiten die Unterlemente erster Ordnung ab, die Fe<strong>de</strong>räste<br />
(Rami) genannt wer<strong>de</strong>n. Die Rami sind beidseitig mit <strong>de</strong>n Unterelementen zweiter Ordnung<br />
besetzt, <strong>de</strong>n Fe<strong>de</strong>rstrahlen (Radii), von <strong>de</strong>nen es zwei Typen gibt. Die einen gehen basalwärts,<br />
leicht schräg nach hinten ab und wer<strong>de</strong>n als Bogenstrahlen bezeichnet, die an<strong>de</strong>ren gehen in<br />
Richtung <strong>de</strong>s vor<strong>de</strong>ren Ramus ab und wer<strong>de</strong>n als Hakenstrahlen bezeichnet, die mit ihren am<br />
En<strong>de</strong> gelegenen Hacken (Hamuli, Radioli) in die sog. Krempen <strong>de</strong>s Bogenstrahls greifen.<br />
Konturfe<strong>de</strong>rn kommen unterschiedliche Be<strong>de</strong>utungen zu, die kombiniert auftreten können: bei<br />
Schwung-und Steuerfe<strong>de</strong>rn steht die Flugfunktion im Vor<strong>de</strong>rgrund; außer<strong>de</strong>m verleihen sie <strong>de</strong>m<br />
Körper aber auch ein stromlinienförmige Gestalt und schützen <strong>de</strong>n Körper zugleich von<br />
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verschie<strong>de</strong>nsten äußeren Einflüssen. Sie wer<strong>de</strong>n auch als Konturfe<strong>de</strong>rn (Pennae) bezeichnet.<br />
Die Daunenfe<strong>de</strong>rn stehen bei erwachsenen Vögeln unter <strong>de</strong>n Deckfe<strong>de</strong>rn (Konturfe<strong>de</strong>rn) und<br />
stellen eine gegen Wärmeverluste isolierte Luftschicht am Körper her.<br />
– Flugvermögen:<br />
Die Stammart <strong>de</strong>r rezenten Vögel konnte mit aller Wahrscheinlichkeit fliegen und alle heute<br />
leben<strong>de</strong> Vögel Vögel ohne Flugvermögen sind sekundär flugunfähige Tiere.<br />
– Vor<strong>de</strong>rextremität als Träger <strong>de</strong>r Flugfe<strong>de</strong>rn:<br />
Am Humerus entspringen die Schulterfe<strong>de</strong>rn und an <strong>de</strong>r kräftigen Ulna sitzen die Armschwingen<br />
an. In <strong>de</strong>r proximalen Handwurzel sind anstatt 5 nur noch 2 Carpalia als<br />
Verschmelzungsprodukte erhalten (Scapho-Ulnare und Piso-Ulnare) und die distalen Carpalia<br />
sind mit drei Metacarpalia zu einem spangenförmigen Carpometacarpus verschmolzen. Von <strong>de</strong>n<br />
Fingern sind nach entwicklungsbiologischen Untersuchungen nur <strong>de</strong>r II, III und IV erhalten<br />
geblieben (nach Fossilien I,II,III). Der II Finger hat nur ein Glied (trägt die Fe<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Alula =<br />
kleiner Flügel = Daumenfittich), <strong>de</strong>r III 2-3 Phalangen (tragen <strong>de</strong>n distalen Teil <strong>de</strong>r<br />
Handschwingen ) und <strong>de</strong>r IV weist wie<strong>de</strong>r nur ein Glied auf.<br />
– Homoiothermie:<br />
Die Fähigkeit zum Flug ist an einen hohen Stoffwechsel gebun<strong>de</strong>n, welches über die Fähigkeit<br />
die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten gelungen ist. Die Körpertemperatur bei Vögeln liegt im<br />
Ruhezustand bei ca. 38-42 °C und bei Aktivität ca. einen Grad Celcius höher (bei sehr starker<br />
Aktivität auch noch mehr).<br />
– Schnabel:<br />
Der Schnabel ist eine Bildung durch eine Verlängerung <strong>de</strong>r Praemaxillare und besteht aus Horn.<br />
– V! <strong>de</strong>r Zähne:<br />
Dieser Verlust geht einher mit <strong>de</strong>r Ausbildung von Hornschei<strong>de</strong>n und die Entstehung eines<br />
Schnabels, sowie die Entstehung eines Muskelmagens.<br />
– Verschmelzung von Tibia und Fibula:<br />
Die Fibula ist nur proximal frei und dort an <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>s Kniegelenks beteiligt.<br />
– Vorhan<strong>de</strong>nsein eines Tibiotarsus in <strong>de</strong>n Hinterextremitäten:<br />
Die proximalen Tarsalia sind untereinan<strong>de</strong>r und mit <strong>de</strong>r Tibia zum sog. Tibiotarsus<br />
verschmolzen.<br />
– Tarsometatarsus:<br />
Die distalen Tarsalia sind mit <strong>de</strong>n meisten Metatarsalia (Metatarsalia II-IV) zum sog.<br />
Tarsometatarsus verschmolzen. Nur die Metatatsale I bleibt als kleines Skelettstück frei.<br />
– Intertarsalgelenk zwischen Tibiotarsus und Tarsometatarsus:<br />
Das Gelenk zwischen Tibiotarsus und Tarsometatarsus nennt man Intertarsalgelenk und<br />
entspricht somit nicht <strong>de</strong>m Scharniergelenk im Fuß <strong>de</strong>r Säugetiere.<br />
– V! <strong>de</strong>r 5. Zehe:<br />
Die Zehen II,III und IV sind nach vorne gerichtet, während <strong>de</strong>r I Digitus nach hinten gerichtet ist<br />
und einen Klammergriff ermöglicht.<br />
– Pygostyl:<br />
Die letzten 4-6 Schwanzwirbel verschmelzen zu einer senkrecht stehen<strong>de</strong>n Platte, die Pygostyl<br />
genannt wird und wo bei<strong>de</strong>rseits die Steuerfe<strong>de</strong>rn mit zugehöriger Muskulatur ansetzen.<br />
– Sternum mit Brustbeinkiel (Crista sterni):<br />
An diesem Kiel setzten Muskeln an, die für die Flugbewegungen von Wichtigkeit sind.<br />
– Os innominatum:<br />
Die stark verlängerte Beckenelemente Ilium, Pubis und Ischium verschmelzen zu einer<br />
knöchern<strong>de</strong>n Einheit.<br />
– Synsacrum:<br />
Die Darmbeine <strong>de</strong>s Beckens sind mit einer Reihe von Lumbal-, Sacral- und Schwanzwirbel zu<br />
einem stabilen Gebil<strong>de</strong> verwachsen, welches Synsacrum genannt wird. (AX: Verschmelzung<br />
mehrerer prae- und postsakrale Wirbel verschmelzen mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n primären Sakralwirbel)<br />
– Processus uncinatus:<br />
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Brustrippen weisen einen Hakenfortsatz (Processus uncinatus) auf, <strong>de</strong>r auf die nächstfolgen<strong>de</strong>n<br />
Rippe gleitet und zur Stabilisierung <strong>de</strong>s Brustkorbes dient.<br />
– Streptostylie:<br />
Das Quadratum ist beweglich am Hinterschä<strong>de</strong>l aufgehängt, so daß er wie ein Pen<strong>de</strong>l vor und<br />
zurück bewegt wer<strong>de</strong>n kann, so daß <strong>de</strong>r Oberschnabel gegenüber <strong>de</strong>n Hirnschä<strong>de</strong>l vor und<br />
zurück bewegt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
– Syrinx als Lautäußerungsorgan:<br />
Dieses liegt nicht im Kehlkopf wie bei Larynx <strong>de</strong>r Säugetiere, son<strong>de</strong>rn als unter Kehlkopf in <strong>de</strong>r<br />
Brust, dort wo sich die Trachea in die bei<strong>de</strong>n Bronchien verzweigt.<br />
– Atemorgan ist in eine Lunge als Ort <strong>de</strong>r Respiration und in Luftsäcke, die <strong>de</strong>r Ventilation<br />
dienen geglie<strong>de</strong>rt:<br />
Vom Prinzip erfolgt die Atmung <strong>de</strong>r Vögel wie folgt: beim Einatmen wird die Luft<br />
hauptsächlich in <strong>de</strong>n hinteren Luftsäcken geführt und von dort gelangt sie erst bei <strong>de</strong>r<br />
Ausatmung und <strong>de</strong>m nächsten Einatmen in die Lunge und sammelt sich in <strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>ren<br />
Luftsäcken. Bei <strong>de</strong>m zweiten Atemzug wer<strong>de</strong>n die hinteren Luftsäcken wie<strong>de</strong>r mit frischer Luft<br />
gefüllt, beim nächsten Ausatmen wird diese frische Luft in die Lunge transportiert und die<br />
„verbrauchte“ Luft aus <strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>ren Luftsäcken nach außen abgegeben. Der Gasaustausch<br />
geschieht nicht in sackförmigen Aussackungen (Alveolen, wie bei Säugetierlungen) son<strong>de</strong>rn<br />
über sog. Parabronchien (Verzweigungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hauptbronchien), wo die Luft<br />
kontinuierlich durchströmt; die Luftsäcke sorgen also für die Ventilation <strong>de</strong>r Luft im Körper <strong>de</strong>r<br />
Vögel, dienen aber auch um die Dichte <strong>de</strong>r Vögel zu vermin<strong>de</strong>rn, was fürs Fliegen und<br />
Schwimmen günstig ist.<br />
– Rückbildung <strong>de</strong>s linken (aus <strong>de</strong>r rechten Herzkammer entspringen<strong>de</strong>n) Aortenbogens<br />
– Gehirn mit Vergrößerung <strong>de</strong>r Integrationsorte Tectum opticum, Cerebellum und Corpus<br />
striatum (Basalganglion) im Telencephalon<br />
– Bürzeldrüse (Uropygialdrüse) in paariger Anlage oberhalb <strong>de</strong>r letzten Schwanzwirbel:<br />
Das ölige Sekret hält das Fer<strong>de</strong>rkeratin geschmeidig.<br />
– Verschmelzung <strong>de</strong>r Temporalfenster untereinan<strong>de</strong>r und mit <strong>de</strong>r Orbita:<br />
Als Folge <strong>de</strong>r Reduktion <strong>de</strong>s Postorbitale verschwin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Temporalbogen zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
Schläfenfenster, die aus <strong>de</strong>m Grundmuster <strong>de</strong>r Diapsida in <strong>de</strong>n Archosauria übernommen wur<strong>de</strong>.<br />
Da zu<strong>de</strong>m die ursprüngliche Verbindung zwischen Postorbitale und Jugale fehlt, wird die<br />
Trennung <strong>de</strong>s vereinigten Schläfenfensters von <strong>de</strong>r Augenhöhle aufgehoben.<br />
– Neognathie:<br />
Im Gaumen ist das Pterygoid in zwei, gelenkig verbun<strong>de</strong>ne Abschnitte geglie<strong>de</strong>rt. Der vor<strong>de</strong>re<br />
Teil ist mit <strong>de</strong>m Palatinum fest verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r hintere Teil artikuliert mit <strong>de</strong>m Quadratum.<br />
Dieser Zustand wird als Neognathie bezeichnet. Bei <strong>de</strong>n Paleognathae ist dieser Zustand nicht<br />
verwirklicht, was aber als eine Apomorphie ge<strong>de</strong>utet wird.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Mammalia:<br />
– Haare:<br />
Säugetierhaare sind unverzweigte Keratinfä<strong>de</strong>n, die Epi<strong>de</strong>rmisprodukte sind und in Cuticula,<br />
Rin<strong>de</strong> und Mark unterglie<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Ein Säugetierhaar entsteht durch Verhornung von Epithelzellen einer zapfenförmigen<br />
Einstülpung <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis in das Corium. Das kolbenförmig verdickte En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einsenkung<br />
bil<strong>de</strong>t die Haarzwiebel (Haarbulbus). In diesen ragt von unten eine Coriumpapille (Vorsprung<br />
<strong>de</strong>s Coriums), die von Blutgefäßen versorgt wird. Von <strong>de</strong>n Epi<strong>de</strong>rmiszellen, die kappenförmig<br />
die Coriumpapille be<strong>de</strong>cken wird durch Verhornung das Haar gebil<strong>de</strong>t. Hierbei differenzieren<br />
sich Keratocyten zu unterschiedliche Zelltypen, die unterschiedliche Komartimente <strong>de</strong>s<br />
Säugetierhaares bil<strong>de</strong>n. Aus Zellen direkt über <strong>de</strong>r Papillenspitze entsteht das sog. Haarmark, aus<br />
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Zellen die ein wenig weiter außen liegen wird die Haarin<strong>de</strong> und die Cuticula entsteht aus Zellen<br />
die noch weiter seitlich von <strong>de</strong>r Papillenspitzen liegen. Rind und Mark enthalten Pigmentgranula<br />
(Mark auch häufig Luftkammern) und das zelluläre Oberflächenmuster <strong>de</strong>r Haar-Cuticula ist oft<br />
gruppenspezifisch.<br />
Das Fell eines Säugetiers setzt sich zusammen aus Konturharren (Grannen- und Leithaaren), die<br />
auch die Farbwirkung verursachen, sowie <strong>de</strong>n dichteren, kurzen Wollhaaren, die zusammen mit<br />
<strong>de</strong>r eingeschlossenen Luft die eigentliche Isolierschicht bil<strong>de</strong>n.<br />
– Homoiothermie:<br />
Säugetiere sind wie die Vögel in <strong>de</strong>r Lage ihre Körpertemperatur konstant zu halten (von <strong>de</strong>r<br />
Umwelt unabhängig, was eine größere Bewegungsfreiraum be<strong>de</strong>utet). Dies stets in engen<br />
Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Bildung von Haaren, die als Schutzkleid gegen Wärmeverlust fungieren.<br />
Die Homoiothermie <strong>de</strong>r Säugetiere ist eine konvergente Entwicklung zu <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Aves.<br />
– Sekundäres Kiefergelenk:<br />
Als sekundäres Kiefergelenk bezeichnet man ein Gelenk zwischen <strong>de</strong>m Squamosum und <strong>de</strong>m<br />
Dentale <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls. Dieses Gelenk löst das primäre Kiefergelenk zwischen Quadratum und<br />
Articulare ab. Dies geschah so ca. im Jura, also vor ca. 195 Mio. Jahren, davor war noch ein<br />
primäres Kiefergelenk ausgebil<strong>de</strong>t bzw. sowohl ein primäres als auch ein sekundäres, wie bei<br />
Probainognathus †. Der Übergang zum sekundäre Kiefergelenk, kann man sich so vorstellen, daß<br />
zunächst sich das Dental nach hinten und oben streckte, wo es Kontakt zum Squamosum hatte.<br />
Dies führte zunächst zu <strong>de</strong>r Bildung eines bin<strong>de</strong>gewebeartigen abgestützten Anlagerungsgelenk<br />
direkt an <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lkapsel, die weiter oben und vorne lag. Weiter Innen gelegen blieb aber<br />
zunächst das primäre Kiefergelenk zwischen Quadratum und Artikulare erhalten. Das sekundäre<br />
Kiefergelenk perfektionierte sich, so daß zunächst bei<strong>de</strong> Gelenke ausgebil<strong>de</strong>t waren, bevor dann<br />
die Kaufunktionen schließlich vom sekundären Kiefergelenk vollständig übernommen war und<br />
die Knochen <strong>de</strong>s primären Kiefergelenks an<strong>de</strong>re Funktionen übernehmen konnten (siehe nächste<br />
Apomorphie).<br />
– Vorhan<strong>de</strong>nsein von 3 Gehörknöchelchen im Mittelohr + Tympanicum:<br />
Durch das Ablösen <strong>de</strong>s primären Kiefergelenks durch das Squamosum-Dentale-Gelenk<br />
(sekundäres Gelenk) konnten das Quadratum und das Artikulare an<strong>de</strong>re Funktionen übernehmen<br />
und wan<strong>de</strong>rten ins Mittelohr ein. Dort wur<strong>de</strong> das Quadratum zum Amboß (Incus) und das<br />
Artikulare zum Hammer (Malleus, in <strong>de</strong>m auch das Praearticulare aufgenommen wur<strong>de</strong>).<br />
Weiterhin wur<strong>de</strong> das Angulare <strong>de</strong>s Unterkiefers ebenfalls nach Innen verlagert und wur<strong>de</strong> dort<br />
zum Tymanicum. Dies ist ein Ring, in <strong>de</strong>m das Trommelfell aufgespannt wird. Der dritte<br />
Knochen, ist <strong>de</strong>r Steigbügel (Stapes), <strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>stens in Teilen <strong>de</strong>r Columella auris <strong>de</strong>r<br />
Sauropsi<strong>de</strong>n homolog ist, also für die Mammalia eine Plesiomorphie darstellt. Schallwellen<br />
gelangen durch <strong>de</strong>n äußeren Gehörgang zum Trommelfell, welches anfängt zu vibrieren und<br />
diese Vibrationen zunächst an <strong>de</strong>n Hammer weitergibt, von wo es zum Amboß und schließlich<br />
zum Stapes gelangt. Von dort wird die Vibration auf das ovale Fenster <strong>de</strong>s Labyrinthorgans<br />
weitergegeben (die Schallenergie <strong>de</strong>r Luft wird auf das wässrige Milieu <strong>de</strong>r Perilymphe<br />
übertragen und amplifiziert).<br />
– Milchdrüsen:<br />
Diese namensgeben<strong>de</strong>n Drüsen <strong>de</strong>r Mammalia sind sog. tubulo-alveoläre, verzweigte<br />
Einzeldrüsen, die in eine Bin<strong>de</strong>gewebsschicht -stroma eingebettet sind und über verzweigte<br />
Ausführungsgänge (Milchgänge) ausmün<strong>de</strong>n. Sie lassen sich also vo einfach tubulösen<br />
Hautdrüsen ableiten, die mit Haarbälgen in Verbindung stehen. Die Milchdrüsen schei<strong>de</strong>n nach<br />
außen (ekkrin, exokrin) Milchweis und apokrin (apikaler teil <strong>de</strong>s Cytoplasmas wird auch<br />
abgegeben) Milchfett. Diese Sekrete dienen <strong>de</strong>r Ernährung <strong>de</strong>r Jungtiere.<br />
– Talgdrüsen:<br />
Diese vielschichtigen (polyptychen) Drüsen mün<strong>de</strong>n zumeist in die Haartrichter und das von<br />
ihnen gebil<strong>de</strong>te Sebum überzieht Haare sowie die Haut mit einem dünnen Fettfilm. Dieser<br />
vermin<strong>de</strong>rt die Wasserdurchlässigkeit <strong>de</strong>r Haut und hält Haare und Haut geschmeidig.<br />
Es gibt noch an<strong>de</strong>re Hautdrüsen, außer Milch- und Talgdrüsen, wie zum Beispiel Duftdrüsen, die<br />
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eine wichtige Be<strong>de</strong>utung bei innerartliche Kommunikation zukommen (Sexual- und<br />
Sozialverhalten) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Feindabwehr dienen. Weiterhin kommen bei Primaten Schweißdrüsen<br />
vor, die wahrscheinlich eine evolutive Neuheit für diese Gruppe darstellt und daher sehr<br />
wahrscheinlich nichts ins Grundmuster <strong>de</strong>r Mammalia gehört.<br />
– Sekundärer Gaumen:<br />
Der sekundäre Gaumen <strong>de</strong>r Mammalia wird von Praemaxillare, Maxillare und Palatinum<br />
gebil<strong>de</strong>t. An seiner Bildung ist im Gegensatz zu <strong>de</strong>m sekundären Gaumen <strong>de</strong>r Crocodylia das<br />
Pterygoid primär nicht beteiligt. Der sekundäre Gaumen trägt wesentlich zur Verfestigung <strong>de</strong>s<br />
Kieferschä<strong>de</strong>ls bei (nötig für das kraftvolle Zubeißen) und er trennt Mund- und Nasenhöhle,<br />
wodurch die Choanen weit nach hinten verlagert wer<strong>de</strong>n. Choanen ermöglichen, daß beim Essen<br />
trotz<strong>de</strong>m weiter Luft durch <strong>de</strong>n Nasengang eingesogen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
– Dicondyler Schä<strong>de</strong>l:<br />
Der Schä<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Säugetiere weißt in <strong>de</strong>r Occipitalregion zwei Gelenkhöcker (Condyli) auf. Diese<br />
Entwicklung ist konvergent zu <strong>de</strong>n Amphibia geschehen. Am ersten Halswirbel (Atlas) sind<br />
Bogen und Intercentrum zu einer ringförmigen Struktur verschmolzen, die über paarige<br />
Gelenkflächen mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hinterhauptscondylen zum Heben und Senken <strong>de</strong>s Kopfes dienen.<br />
– Atlas – Dens axis – Gelenk:<br />
Beim zweiten Halswirbel Axis) hat sich ein Zahnfortsatz (Dens) aus <strong>de</strong>m Pleurocentrum <strong>de</strong>s 1.<br />
Wirbels (Atlas) entwickelt, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Pleurocentrum <strong>de</strong>s Axis aufgenommen wur<strong>de</strong>. Dieser<br />
Dens ermöglicht eine unabhängige Drehbewegung <strong>de</strong>s Kopfes gegenüber <strong>de</strong>m Hals. Der Dens<br />
axis entsteht in <strong>de</strong>r Ontogenese vor <strong>de</strong>n zwei Condyli am Hinterhaupt, so daß das “Neinsagen“<br />
vor <strong>de</strong>m „Jasagen“ in <strong>de</strong>r Ontogenese entsteht, obwohl das „Neinsagen“ evolutiv neuer ist.<br />
– Heterodontie:<br />
Das Gebiß <strong>de</strong>r Säugetiere weist unterschiedliche Zahntypen auf (plesiomorph alle Zähne mehr<br />
o<strong>de</strong>r weniger gleichgebaut -> Homodontie). Sie besitzen Schnei<strong>de</strong>zähne (Incisivi), Eckzähne<br />
(Canini), Vorbackenzähne (Praemolare) und Backenzähne (Molare). Die ursprüngliche<br />
Zahnformel <strong>de</strong>r Marsupialia lautet: I5/4 C1/1 P3/3 M4/4. Für die Placentalia lautet sie: I3/3 C1/1<br />
P4/4 M3/3. Incisivi und Canini (Vor<strong>de</strong>rgebiss) dienen im Wesentlichen <strong>de</strong>r Nahrungsaufnahmen,<br />
während die Praemolaren und Molaren (Backenzahngebiß) <strong>de</strong>r Zerkleinerung <strong>de</strong>r Nahrung<br />
dienen.<br />
– Diphyodontie:<br />
Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Evolution <strong>de</strong>s heterodonten Gebißes kommt es zu einer<br />
Einschränkung <strong>de</strong>s Zahnwechsels. Die zahntragen<strong>de</strong>n Wirbeltiere bil<strong>de</strong>n im Grundmuster<br />
zahlreiche Zahngenerationen aus (sie sind polyphydont). Die Mammalia produzieren dagegen<br />
maximal zwei Generationen von Schnei<strong>de</strong>zähnen, Eckzähnen und Vorbackenzähne aus und zwar<br />
die Generation <strong>de</strong>r Milchzähne und die Generation <strong>de</strong>r Dauerzähne. Die hinteren Backenzähne<br />
(Molare) treten grundsätzlich nur einmal (wenn überhaupt) in Erscheinung. Dieser typische<br />
Zahnwechsel erfolgt allerdings nur bei <strong>de</strong>n Placentalia realisiert. Im Gebiß <strong>de</strong>r Marsupialia wird<br />
allein <strong>de</strong>r letzte Praemolar gewechselt (siehe auch Apomorphien <strong>de</strong>r Marsupialia) alle an<strong>de</strong>re<br />
Zähne wer<strong>de</strong>n nur einmal ausgebil<strong>de</strong>t (es gibt also nur 4 Zähne, die die Ausprägung von Milchund<br />
Dauerzähnen besitzen).<br />
– kernlose Erythrocyten bei <strong>de</strong>n Adulten:<br />
Während <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Erythrocyten wird <strong>de</strong>r Kern ausgestoßen (Erythroblasten besitzen<br />
noch einen Kern), was zu einer Obeflächenvergrößung und somit zu einer Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Sauerstoffaufnahme führt (mehr Platz für Haemoglobinmoleküle).<br />
– R! <strong>de</strong>s rechten Aortenbogens:<br />
Von <strong>de</strong>n 4. Kiemenbogenarterien bleibt fast nur noch die Linke übrig und bil<strong>de</strong>t die Aorta (<strong>de</strong>r<br />
ventrale Abschnitt <strong>de</strong>r rechten Aorta bleibt aber als rechte Arteria brachicephalica erhalten). Die<br />
Aorta entspringt wie bei <strong>de</strong>n Vögeln <strong>de</strong>m linken Ventrikel (Ventriculus) aber bei <strong>de</strong>n Vögeln<br />
geht <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Aortenbogen (bei Ihnen also <strong>de</strong>r Linke) vollständig verloren.<br />
– 4 gliedriges Herz:<br />
Konvergent zu <strong>de</strong>n Vögeln bzw. Archosauria tritt bei <strong>de</strong>n Säugetieren eine vollständige<br />
29
Herzschei<strong>de</strong>wand auf, die dazu führt, daß zwei Ventrikel vorliegen und somit <strong>de</strong>r Lungen- und<br />
Körperkreislauf vollständig voneinan<strong>de</strong>r getrennt sind. Die linke Kammer führt nur<br />
sauerstoffreiches Blut und die rechte Kammer nur sauerstoffarmes.<br />
– Bronchoalveolarlungen:<br />
Von <strong>de</strong>r Luftröhre (Trachea) zweigen zwei Hauptäste ab, die in die Lungen ziehen, die als linker<br />
bzw. rechter Hauptbronchus (Stammbronchus) bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Von diesen zweigen nun<br />
wie<strong>de</strong>rum zahlreiche Sekundärbronchien ab. Diese Sekundärbronchien verästeln sich ihrerseits<br />
wie<strong>de</strong>r vielfach (bis zu 20 mal, die kleinsten wer<strong>de</strong>n dann auch Brochiolen genannt), bevor die<br />
Gasaustauscheinheiten – die Lungenbläschen (Alveolen) – erreicht wer<strong>de</strong>n. Diese Alveolen<br />
stehen über Kapillarnetze mit <strong>de</strong>r Lungenarterie (bringt sauerstoffarmes Blut zu <strong>de</strong>n Lungen)<br />
und mit <strong>de</strong>r Lungevene (bringt sauerstoffangereichertes Blut zum Herzen) in Kontakt.<br />
– Unterdruckatmung mit Hilfe <strong>de</strong>r Zwischenrippenmuskeln und <strong>de</strong>s Zwerchfells:<br />
Die Brustrippen sind mit <strong>de</strong>m Brustbein (Sternum) verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r vom muskularisierten<br />
Zwerchfell (Diaphragma) nach hinten abgeschlossen wird. Das Zwerchfell trennt die<br />
Leibeshöhle in 3 Bereiche: zwei dorso-cranial gelegene sog. Pleuralräume für die linke und<br />
rechte Lunge und einen ventral-caudal gelegenen Peritonealraum für Magen, Darm, Milz,<br />
Pankreas und Fortpflanzungsorganen. Die Lungen sind in <strong>de</strong>r Regel nicht mit <strong>de</strong>r Körperwand<br />
(Ausnahme Elefanten) noch mit <strong>de</strong>m Zwerchfell verwachsen, son<strong>de</strong>rn haften nur durch<br />
Adhäsion an <strong>de</strong>r glatten Pleuralwand. Daher sind die Lungen frei verschiebbar. Die Säugetiere<br />
saugen Luft ein (Unterdruckatmung), was durch hauptsächlich mehreren Muskelgruppen<br />
zwischen <strong>de</strong>n Rippen ermöglicht wird (Zwischenrippenmuskulatur). Wenn sich diese Muskeln<br />
kontrahieren (erhalten ihre Nervensignale vom Hirnstamm = Tegmentum = ventraler teil <strong>de</strong>r<br />
letzten 3 Gehirnabschnitte) wird <strong>de</strong>r Brustkorb ge<strong>de</strong>hnt und das Zwerchfell wird gleichzeitig<br />
flacher (das Zwerchfell kontrahiert sich also auch). Die Adhäsion <strong>de</strong>r Lungen an <strong>de</strong>r<br />
Pleuralwand, bewirkt eine Anpassung dieser an <strong>de</strong>n erweiterten Brustkorb (Thoraxraum) und ihr<br />
Volumen vergrößert sich. Da diese Bewegung das Lungenvolumen erhöht, reduziert sich das<br />
Gasvolumen in <strong>de</strong>n Alveolen, d.h. Es liegt ein Unterdruck in <strong>de</strong>n Luftwegen vor. Dieser<br />
Unterdruck führt zum Einströmen <strong>de</strong>r Atemluft (Inspiration). Entspannt sich nun die<br />
Zwischenrippenmuskulatur wie<strong>de</strong>r, verringert sich das Lungenvolumen, das Gasvolumen nimmt<br />
zu (es entsteht ein Überdruck) und die Luft entweicht aus <strong>de</strong>n Luftwegen <strong>de</strong>r Lunge über Nase<br />
und / o<strong>de</strong>r Mund wie<strong>de</strong>r nach außen. Aber hauptsächlich passiert das Ausatmen wohl passiv,<br />
durch die Oberflächenspannung <strong>de</strong>r Alveolen. Diese stellen nämlich selber kleine Pumpen dar<br />
und die Oberflächenkräfte führen ständig dazu, daß sich die Lungenbläschen zusammenziehen,<br />
was Luft aus diesen heraustreibt.<br />
– Kehlkopf (Larynx) mit Kehl<strong>de</strong>ckel (Epiglotis):<br />
Der sekundäre Gaumen bedingt eine gefährliche Überkreuzung von Atem- und Speisewegen und<br />
zur Absicherung <strong>de</strong>r unteren Atemwege tritt <strong>de</strong>r Kehlkopf (Larynx) als Neubildung bei <strong>de</strong>n<br />
Mammalia auf. Der knorpelige, klappenartige Kehl<strong>de</strong>ckel (Epiglotis) verschließt beim Schlucken<br />
<strong>de</strong>n Kehlkopf, um das Eindringen von Nahrung in die Luftröhre zu verhin<strong>de</strong>rn. Sekundär dient<br />
<strong>de</strong>r Kehlkopf <strong>de</strong>r Stimmbildung und zwar in<strong>de</strong>m beim Ausatmen die Luft an paarigen<br />
Stimmbän<strong>de</strong>rn im Kehlkopf (spannt die Stimmbän<strong>de</strong>r auf?!) vorbeiströmt und wenn dort<br />
willkürliche Muskeln kontrahieren, <strong>de</strong>hnen sich die Stimmbän<strong>de</strong>r aus und fangen an zu<br />
vibrieren. Hohe Töne ergeben sich, in<strong>de</strong>m die Stimmbän<strong>de</strong>r straffgezogen wer<strong>de</strong>n und mit hoher<br />
Frequenz vibrieren; tiefe Töne kommen von weniger straffen Stimmbän<strong>de</strong>rn, die langsamer<br />
vibrieren.<br />
– Henle-Schleife in <strong>de</strong>n Nieren:<br />
Nur Säugetiere sind wohl zur Rückresorption von Wasser aus <strong>de</strong>m Primärharn befähigt und<br />
schei<strong>de</strong>n Harn aus, <strong>de</strong>r gegenüber <strong>de</strong>m Blut hyperosmotisch ist. Die Rückresorption erfolgt vor<br />
allem in <strong>de</strong>n Henle-Schleifen (Henleschen Schleifen) <strong>de</strong>r Nephrone. Die Schleifen sind<br />
Bestandteile eines Gegenstromsystem, das eine effektive Konzentration <strong>de</strong>s Urins ermöglicht.<br />
Die meisten Säuger haben zwei Tubulus-Typen: Marknahe Nephrone haben eine lange und die<br />
übrigen Nephrone eine kurze Schleife.<br />
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– Synapsi<strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>l:<br />
Im Grundmuster <strong>de</strong>r Mammalia gehört eine Schläfenöffnug im Schä<strong>de</strong>l, welches von <strong>de</strong>n<br />
Knochen Postorbitale, Jugale und Squamosum begrenzt wird. In <strong>de</strong>r Stammlinie wur<strong>de</strong> später<br />
<strong>de</strong>r trennen<strong>de</strong> postorbitale Knochenbogen vollständig reduziert, so daß die rezenten Säugetiere<br />
eine weit offene Verbindung zwischen Augenhöhle und Schläfenfenster besitzen.<br />
– Beutelknochen:<br />
Die Beutelknochen sind als paarige Elemente am Vor<strong>de</strong>rrand <strong>de</strong>s Pubis eine Neuheit, die ind as<br />
Grundmuster <strong>de</strong>r Mammalia gehört. Sie fehlen bei <strong>de</strong>n rezenten Placentalia. Die Beutelknochen<br />
stehen in Beziehung zur Bauchwand- und Oberschenkelmuskulatur, stehen aber sicherlich nicht<br />
in Verbindung mit <strong>de</strong>m Brutbeutel <strong>de</strong>r Marsupialier. Möglichweise helfen sie bei rezenten<br />
Beuteltieren gemeinsam mit Muskelfaserbün<strong>de</strong>ln, die durch <strong>de</strong>n offenen Leistenkanal über die<br />
Milchdrüsen ziehen, bei <strong>de</strong>r Kompression <strong>de</strong>r Milchdrüsen.<br />
– Drehung <strong>de</strong>r Extremitäten unter <strong>de</strong>n Körper:<br />
In <strong>de</strong>r Stammlinie <strong>de</strong>r Mammalia hat ein Wechsel von kriechen<strong>de</strong>r zu laufen<strong>de</strong>r Fortbewegung<br />
stattgefun<strong>de</strong>n. Dies wur<strong>de</strong> durch die Drehung <strong>de</strong>r Extremitäten unter Ausrichtung <strong>de</strong>s<br />
Ellenbogengelenks nach hinten und <strong>de</strong>s Kniegelenks nach vorne ermöglicht.<br />
– Ohrmuscheln (Pinnae):<br />
Als Neuheit treten bei <strong>de</strong>n Mammalia Ohrmuscheln auf, die wie ein Trichter <strong>de</strong>n Schall besser<br />
(als eine normale Öffnung) einfangen können. Bei <strong>de</strong>n meisten terrestrischen Arten können diese<br />
durch Derviate <strong>de</strong>r vom Nervus facialis innervierten Gesichtsmuskulatur bewegt wer<strong>de</strong>n.<br />
– Zahl <strong>de</strong>r Phalangen auf 23333 reduziert:<br />
Die Phalangenzahl war im Grundmuster <strong>de</strong>r Amniota: 23454<br />
– Foramen obturatorium:<br />
Dies ist ein Loch im Pubis, durch welches Nerven und Blutgefäße treten.<br />
– unpaare äußere Nasenöffnung im Schä<strong>de</strong>l:<br />
Im Grundmuster <strong>de</strong>r Tetrapoda gehört eine paarige äußere Nasenöffnung.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Monotremata:<br />
– Sporndrüse mit Hornstachel als Giftapparat:<br />
Die Sporn- o<strong>de</strong>r Schenkeldrüse (Femoraldrüse) und <strong>de</strong>r Hornstachel bil<strong>de</strong>n zusammen ein<br />
Giftapparat, <strong>de</strong>r nur bei <strong>de</strong>n Männchen an <strong>de</strong>n Hinterbeinen ausgebil<strong>de</strong>t ist. Die Drüse liegt im<br />
Oberschenkel (Femur), die einen langen Ausführungsgang besitzen, <strong>de</strong>r bis zu <strong>de</strong>n Hornstachel<br />
führt, <strong>de</strong>r ein modifiziertes Haar darstellt und an einem speziellen Fortsatz <strong>de</strong>s Fersenbeins<br />
fixiert ist.<br />
Die Sekretabson<strong>de</strong>rung weist jahreszeitliche Schwankungen auf und ist während <strong>de</strong>r<br />
Fortpflanzungszeit (Juli-Oktober) am stärksten. Das Sekret ist sehr giftig; durch eine Verletzung<br />
mit <strong>de</strong>m Giftstachel kann ein Tier von <strong>de</strong>r Größe eines Hun<strong>de</strong>s getötet wer<strong>de</strong>n. Es enthält<br />
Hyaluronidase, Proteasen und ein natriuretisches Enzym, das auch in Schlangengift gefun<strong>de</strong>n<br />
wird. Innerhalb <strong>de</strong>r Art ist die Giftwirkung geringer; rivalisieren<strong>de</strong> Männchen versuchen sich mit<br />
<strong>de</strong>m Hornstachel, an <strong>de</strong>ssen Spitze das Gift austritt, an <strong>de</strong>r Bauchseite zu treffen, was ihnen auch<br />
häufig gelingt, ohne sich damit gleich zu töten. Einzelnen Beobachtungen sprechen dafür, daß<br />
<strong>de</strong>r Giftapparat auch bei zwischenartlichen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen eingesetzt wird.<br />
– V! Zähne<br />
– Besitz von Hornschnabel anstelle von Zähnen<br />
– V! <strong>de</strong>r Jugale im Schä<strong>de</strong>l<br />
– sekundäre Schä<strong>de</strong>l-Seitenwand in <strong>de</strong>r Orbito-Temporalregion:<br />
Dies stellt eine konvergente Entwicklung zu <strong>de</strong>r sekundären Scheitelwand <strong>de</strong>r Theria dar und<br />
wird durch einen neuen Knochen (Lamina obturans) gewährleistet.<br />
– Musculus <strong>de</strong>trahens mandibulare:<br />
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Der Muskel tritt von hinten her an das Dentale heran und fungiert als Senker und Rückzieher <strong>de</strong>s<br />
Kiefers.<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Theria:<br />
– Viviparie:<br />
Sowohl Marsupialier als auch die Placentalia sind lebendgebärend, weshalb die Annahme, daß<br />
<strong>de</strong>ren gemeinsamen Stammart schon leben<strong>de</strong> Jungtiere zur Welt brachte die Sparsamste ist. Die<br />
Eier im Muttertier sind dotterfrei o<strong>de</strong>r dotteram und furchen sich total sowie äqual.<br />
– Papillae mammae (Zitzen):<br />
Die Theria weisen Milchdrüsen auf, die in Zitzen (lokale Differenzierungen <strong>de</strong>r Haut) mün<strong>de</strong>n.<br />
– Urogenital- und Analöffnung durch Damm (Perineum) voneinan<strong>de</strong>r getrennt:<br />
Bei <strong>de</strong>n Theria trennt <strong>de</strong>r Damm (Perineum) After und Urogenitalöffnung voneinan<strong>de</strong>r. Bei <strong>de</strong>n<br />
Marsupialier öffnen sich die paarigen Uteri in einen Vaginalsinus, von <strong>de</strong>m die ebenfalls<br />
paarigen Vaginae (Di<strong>de</strong>lphie) zum einheitlichen Urogenitalkanal führen (bei manchen<br />
Beuteltieren tritt noch eine dritte Schei<strong>de</strong> auf, die als Pseudovagina bezeichnet wird und nur als<br />
Geburtskanal dient). Hingegen ist die Vagina <strong>de</strong>r Placentalia einheitlich und es besteht die<br />
Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r Verwachsung bei<strong>de</strong>r Uteri (bei totaler Verschmelzung spricht man vom Uterus<br />
simplex, z.B. bei Primaten).<br />
– Spiralig gewun<strong>de</strong>ne Cochlea im Innenohr:<br />
Der Plesiomorphe Zustand, wie er bei <strong>de</strong>n Monotrematen ausgebil<strong>de</strong>t ist, ist ein Ductus<br />
cochlearis, <strong>de</strong>r kaum mehr als eine Windung aufweist.<br />
– R! von Interclavicula und Coracoi<strong>de</strong>:<br />
Rudimente dieser bei<strong>de</strong>n Elemente <strong>de</strong>s Schultergürtels verschmelzen mit <strong>de</strong>n Schulterblättern<br />
(Scapula).<br />
– Einfache Verbindung zwischen Brustbein (Sternum) und Schulterblatt (Scapula):<br />
Die Verbindung vom Brustbein (Sternum) und Schulterblatt (Scapula) geschieht nur über die<br />
Clavicula (Schlüsselbeine), da die Coracoi<strong>de</strong> (Rabenschnabelbeine) reduziert und in die<br />
Schulterblätter integriert wur<strong>de</strong>n.<br />
– Scapula mit Fossa supraspinata:<br />
Bei <strong>de</strong>n Theria kommt es zu einer Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Schulterblattes in zwei Knochenlamellen: die<br />
Fossa infraspinata und die Fossa supraspinata, wobei Letzteres als Neubildung <strong>de</strong>r Theria<br />
ge<strong>de</strong>utet wird.<br />
– Vibrissae facialis:<br />
Die Bildung von Schnurrhaaren (Kopftasthaaren) kann als ein Neuheit <strong>de</strong>r Theria angenommen<br />
wer<strong>de</strong>n, weil diese nur bei <strong>de</strong>n Marsupialiern und Placentaliern vorzufin<strong>de</strong>n sind.<br />
– Zahnformel: I5/4 C1/1 P4/4 M4/4 (?)<br />
Aufgrund <strong>de</strong>s Vergleichs von <strong>de</strong>r Zahnformel <strong>de</strong>r Marsupialia (I5/4 C1/1 P3/3 M4/4) und <strong>de</strong>r<br />
Placentalia (I3/3 C1/1 P4/4 M3/3) kann man diese Zahnformel als minimale annehmen und die<br />
jeweiligen Abwandlungen als Apomorphien <strong>de</strong>r Marsupialia bzw. Placentalia aufzufassen (sie<br />
auch bei <strong>de</strong>n jweiligen Apomorphien).<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Marsupialia:<br />
– reduzierter Zahnwechsel (Monophydontie):<br />
Nur <strong>de</strong>r 3. Praemolar (letzter Praemolar) wird gewechselt. Es treten also nur insgesamt in 4<br />
Positionen (zwei im Oberkiefer und zwei im Unterkiefer) nacheinan<strong>de</strong>r Milch- und Dauerzähne<br />
in Erscheinung. Die übrigen Zähne entsprechen Milchzähne.<br />
– R! eines Praemolars (P4) im Ober- und Unterkiefer<br />
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– Sinus vaginalis und Pseudovagina:<br />
Die Marsupialia besitzen als Plesiomorphie paarige Vaginen, doch die craniale Verschmelzung<br />
zu einem unparen Gang, <strong>de</strong>r Sinus vaginalis bezeichnet wird ist eine ein<strong>de</strong>utige Apomorphie <strong>de</strong>r<br />
Marsupialia (diese Verschmelzung tritt aber wohl nicht immer auf; das nicht Vorhan<strong>de</strong>nsein <strong>de</strong>s<br />
Sinus vaginalis müßte dann ein sekundärer Verlust sein). Dieser Sinus vaginalis kann auch als<br />
Receptaculum seminis aufgeweitet sein und in <strong>de</strong>n Sinus vaginalis mün<strong>de</strong>n die paarigen Uteri<br />
ein.<br />
Die Geburt erfolgt nicht über die bei<strong>de</strong>n Vaginae. Vielmehr setzt sich <strong>de</strong>r Sinus vaginalis in<br />
einen bin<strong>de</strong>gewebigen Strang fort, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Mittelinie zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Vaginae bis an <strong>de</strong>n<br />
Sinus urogenitalis heranreicht. In diesem Bin<strong>de</strong>gewebsstrang entsteht vor <strong>de</strong>r Geburt eine<br />
epitheliasierte Pseudovagnia , die als Geburtskanal dient (bei <strong>de</strong>n meisten Arten wird dieser<br />
kanal postparetal zurückgebil<strong>de</strong>t und entsteht vor je<strong>de</strong>r Geburt neu).<br />
– Processus angularis im Unterkiefer nach medial eingebogen<br />
– feste Anheftung <strong>de</strong>r Jungtiere an jeweils einer Zitze (?):<br />
Die Jungtiere umgreifen die Zitze mit <strong>de</strong>n Lippen, die unmittelbar danach seitlich <strong>de</strong>r Zitzen<br />
verkleben. Gleichzeitig schwillt diese im Mundraum so an, daß sie die Mundhöhle fast<br />
vollständig ausfüllt. Das Jungtier ist nun fest „druckknopfartig“, an <strong>de</strong>r Zitze verankert, so daß<br />
auch Weibchen, die keinen Beutel besitzen, ihre Jungen nicht verlieren.<br />
– Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>r Milch während <strong>de</strong>r Säugezeit = Laktation (?):<br />
Bei <strong>de</strong>n Marsupialier nimmt <strong>de</strong>r Gehalt an Fetten, Proteinen, Spurenelementen, Aminosäuren<br />
und Zuckern während <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r Laktation erheblich zu. Diese Verän<strong>de</strong>rungen<br />
stehen in Abhängigkeit von <strong>de</strong>n wechseln<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Jungtiers an die stoffliche<br />
Zusammensetzung <strong>de</strong>r Milch während ihrer Entwicklung außerhalb <strong>de</strong>r Gebärmutter<br />
(extrauterine Entwicklung).<br />
Bei <strong>de</strong>n Placentalia kommt es hingegen zu keiner wesentliche Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Milchzusammensetzung während <strong>de</strong>r Laktation (die Milchzusammenetzung ist natürlich<br />
artspezifisch verschie<strong>de</strong>n aber innerhalb einer Art und einer Säugezeit erfährt die<br />
Milchzusammensetzung keine große Än<strong>de</strong>rung).<br />
Apomorphien (Autapomorphien) <strong>de</strong>r Placentalia:<br />
– Chorioalantoisplacenta und Trophoblast:<br />
Bei <strong>de</strong>n Placentalia kommt eine Placenta vor, die gemeinsam aus Embryonalhüllen (Chorion und<br />
Allanois) und Uterusschleimhaut aufgebaut ist. Genauer gesagt besteht ein Kontakt zwischen<br />
<strong>de</strong>m mütterlichen Uterusepithel (Endometrium) und <strong>de</strong>r äußeren Embryonalhülle<br />
(Chorionepithel = Trophoblast). Der Trophoblast (Chorionepithel) ist ein Hüll- und Nährgewebe.<br />
Als Immunbarriere und Diffusionsmembran zwischen embryonalen und mütterlichen<br />
Bluträumen bleibt zumeist eine Chorionschicht in <strong>de</strong>r Regel erhalten. Der Dottersack <strong>de</strong>r<br />
Placentalia ist dotterfrei und kann sich an <strong>de</strong>r Placentabildung beteiligen (z.B. bei manchen<br />
Nagern). Die flüssigkeitsgefüllte Amnionhöhle verschafft <strong>de</strong>m Embryo Bewegungsfreiheit und<br />
schützt ihn vor äußeren Druckeinwirkungen. Die effiziente Immunbarriere <strong>de</strong>s Trophoblasten<br />
verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Verlagerung <strong>de</strong>s Embryoblasten in das Innere <strong>de</strong>r Blastocyte (Entypie <strong>de</strong>s<br />
Keimfel<strong>de</strong>s) sowie die Versorgung <strong>de</strong>s Keims und das Ausschleusen embryonaler Abfallstoffe<br />
über <strong>de</strong>n mütterlichen Kreislauf (wichtigste Funktion <strong>de</strong>r Placenta) erlauben lange Tragezeiten<br />
und die Geburt von recht weit entwickelten Jungtieren.<br />
Ursprünglich ist eine Dottersackplacenta, die bei <strong>de</strong>n Monotremata und Marsupialia (wenige<br />
Marsupialia besitzen neben <strong>de</strong>r Dottersackplacenta auch eine Chorioalantoisplacenta -><br />
konvergente Entwicklung) ausgebil<strong>de</strong>t ist. Bei dieser Placentaform, ist <strong>de</strong>r Dottersack mit <strong>de</strong>m<br />
Chorion und zusammen mit dieser nur oberflächlich und kurze Zeit an <strong>de</strong>r Uterusschleimhaut<br />
angelagert.<br />
– Mono<strong>de</strong>lphie:<br />
Die Placentalia besitzen eine einfache, unpaare Vagina, ursprüngliche sind paarige Vaginen, wie<br />
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sie noch bei <strong>de</strong>n Marsupialia ausgebil<strong>de</strong>t sind. Bei <strong>de</strong>n Placentalia mün<strong>de</strong>n die Ovidukte über<br />
<strong>de</strong>n Uterusabschnitt in die unpaare Vagina, gleichgültig ob es sich um einen ursprünglichen<br />
Uterus duplex o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n apomorphen Uterus simplex han<strong>de</strong>lt.<br />
– Corpus callosum (Balken):<br />
Dies ist eine umfangreiche Faserverbindung zwischen <strong>de</strong>n Endhirnhemisphären (stellt die<br />
Verbindung zwischen diesen bei<strong>de</strong>n Hirnhemisphären her).<br />
– V! <strong>de</strong>s Beutelknochens:<br />
In <strong>de</strong>r Ahnenlinie <strong>de</strong>r Placentalia geht <strong>de</strong>r Beutelknochen verloren, <strong>de</strong>r als Apomorphie <strong>de</strong>r<br />
Mammalia schon angeführt wur<strong>de</strong>.<br />
– Reduktion <strong>de</strong>r Zahl von Schnei<strong>de</strong>zähne und <strong>de</strong>n Molaren:<br />
Dadurch lautet die Zahnformel im Grundmuster <strong>de</strong>r Placentalia wie folgt: I3/3 C1/1 P4/4<br />
M3/3<br />
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