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Kapitel 2: Die Methode von Lax und Milgram für Randwertaufgaben

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2 <strong>Die</strong> <strong>Methode</strong> <strong>von</strong> <strong>Lax</strong> <strong>und</strong> <strong>Milgram</strong> <strong>für</strong> elliptische <strong>Randwertaufgaben</strong><br />

zweiter Ordnung<br />

Allgemeines zu <strong>Randwertaufgaben</strong><br />

2.1 Aufgabenstellung. Eine Randwertaufgabe besteht darin, zu einem Differentialoperator L<br />

auf einem Gebiet oder einer berandeten Mannigfaltigkeit X <strong>und</strong> einem ‘Randoperator’ T sowie<br />

gegebenen Funktionen f <strong>und</strong> g eine Funktion u zu finden, <strong>für</strong> die gilt<br />

Lu = f<br />

im Inneren <strong>von</strong> X<br />

Tu = g auf dem Rand <strong>von</strong> X.<br />

Ein Randoperator T ist ein Operator der Form u ↦→ γ 0 ˜Tu,wobei ˜T ein Differentialoperator ist,<br />

der in der Nähe des Rands definiert ist.<br />

Es ist klar, dass man einige Bedingungen braucht, damit die Aufgabenstellung überhaupt sinnvoll<br />

ist.<br />

(a)<br />

(Das Gebiet) Damit die Einschränkung γ 0 auf den Rand überhaupt definiert ist, braucht<br />

man eine gewisse Regularität des Rands, z.B. C 1<br />

<strong>Die</strong> Randbedingung u =0auf ∂X ersetzt man bei weniger regulären Gebieten oft dadurch,<br />

dass man u in einem W 0 -Sobolevraum sucht.<br />

(b) (Der Operator L) ImAllgemeinenistL ein elliptischer Operator gerader Ordnung 2m.<br />

(c)<br />

(d)<br />

(<strong>Die</strong> Randbedingungen) Zu einem Operator L der Ordnung 2m stellt man in der Regel m<br />

Randbedingungen. <strong>Die</strong> Ordnung der Randoperatoren sollte kleiner sein als die <strong>von</strong> L.<br />

(<strong>Die</strong> rechte Seite) An f <strong>und</strong> g muss an i.d.R. gewisse Regularitätsanforderungen stellen.<br />

2.2 Klassische <strong>Randwertaufgaben</strong>. Es sei Ω ein Gebiet in R n mit C 1 -Rand.<br />

(a)<br />

Das Dirichlet-Problem besteht darin, zu gegebenen Funktionen f auf Ω <strong>und</strong> g auf ∂Ω die<br />

Lösung u <strong>von</strong><br />

∆u = f<br />

in Ω<br />

γ 0 u = g auf ∂Ω<br />

(b)<br />

zu finden.<br />

Das Neumann-Problem besteht analog darin, die Lösung u <strong>von</strong><br />

∆u = f<br />

in Ω<br />

γ 1 u = g auf ∂Ω<br />

zu finden. Dabei ist γ 1 u die Auswertung der Normalableitung ∂ ν u <strong>von</strong> u auf dem Rand.<br />

Das Dirichlet-Problem ist in geeigneten Räumen eindeutig lösbar. Das Neumann-Problem hat<br />

offensichtlich die konstanten Funktionen im Kern, ist also nicht eindeutig lösbar. In den üblichen<br />

geeigneten Funktionenräumen erhält man in der Regel auch eine lineare Bedingung an die rechte<br />

Seite, die <strong>für</strong> die Lösbarkeit notwendig ist.<br />

2.3 Bemerkung.<br />

12


(a)<br />

<strong>Die</strong> Lösung des Dirichletproblems lässt sich auf die Lösung zweier semihomogener Dirichletprobleme<br />

zurückführen: Es genügt offensichtlich, folgende beiden Aufgaben zu lösen:<br />

∆v = f in Ω <strong>und</strong> γ 0 v =0auf ∂Ω; (1)<br />

∆w =0in Ω <strong>und</strong> γ 0 w = g auf ∂Ω. (2)<br />

(b)<br />

<strong>Die</strong> Lösung der Aufgaben (1) <strong>und</strong> (2) ist weitgehend äquivalent. Exemplarisch dazu.<br />

(i)<br />

(ii)<br />

Können wir (1) lösen <strong>für</strong> jedes f ∈ C(Ω), sokönnenwir(2)lösen<strong>für</strong>jedesg, das<br />

Einschränkung einer Funktion ˜g ∈ C 2 (Ω) ist:<br />

Löse dazu:<br />

∆v =∆˜g auf Ω;<br />

γ 0 v =0auf ∂Ω.<br />

Setze u := ˜g − v. Dannist∆u =∆˜g − ∆u =0,u| ∂Ω =˜g| ∂Ω = g.<br />

Umgekehrt sei Ω kompakt <strong>und</strong> (2) lösbar <strong>für</strong> jedes stetige g. Istdannf ∈ C(Ω)<br />

gegeben, so können wir f fortsetzen zu einer stetigen Funktion mit kompaktem<br />

Träger auf R n .MitHilfeeinerF<strong>und</strong>amentallösung(DetailsineinerVorlesung über<br />

partielle Differentialgleichungen) findet man eine stetige Funktion v ′ auf R n mit<br />

∆v ′ = ˜f.<br />

Wir lösen nun<br />

∆w =0auf Ω<br />

γ 0 w = γ 0 v ′ auf ∂Ω.<br />

Mit v := v ′ − w erhalten wir eine Lösung <strong>von</strong> (1).<br />

(c)<br />

<strong>Die</strong> Lösung des Neumannproblems reduziert sich auf die Lösung der semihomogenen Probleme<br />

∆v = f auf Ω γ 1 v =0auf ∂Ω; (3)<br />

∆w =0auf Ω γ 1 w = g auf ∂Ω. (4)<br />

(d)<br />

Wiederum ist die Lösbarkeit <strong>von</strong> (3) in etwa äquivalent zu der <strong>von</strong> (4). Exemplarisch dazu:<br />

(i)<br />

Können wir (3) <strong>für</strong> jedes f ∈C(Ω) lösen, so auch (4) <strong>für</strong> jedes g, <strong>für</strong>daswirein<br />

˜g ∈ C 2 (Ω) finden mit γ 1˜g = g auf ∂Ω. Wirlösen<br />

∆v =∆˜g auf Ω,<br />

γ 1 v =0auf ∂Ω<br />

(ii)<br />

<strong>und</strong> setzen w = ˜g − v. <strong>Die</strong>slöst(4).<br />

Umgekehrt sei Ω kompakt <strong>und</strong> (4) lösbar <strong>für</strong> jedes g ∈ C(Ω). Istdannf ∈ C 1 (Ω), so<br />

wählen wir eine Fortsetzung zu einer Cc 1 (Ω)-Funktion ˜f <strong>und</strong> finden v ′ mit ∆v ′ = ˜f.<br />

Nun lösen wir<br />

∆w =0auf Ω; γ 1 w = γ 1 v ′ auf ∂Ω<br />

<strong>und</strong> setzen v = v ′ − w. <strong>Die</strong>s löst (3).<br />

13


Der Satz <strong>von</strong> <strong>Lax</strong>-<strong>Milgram</strong><br />

2.4 Satz. Es sei H ein (nicht notwendig) komplexer Hilbertraum mit Skalarprodukt 〈·, ·〉 <strong>und</strong><br />

B : H × H → C sesquilinear.<br />

(a)<br />

Folgende Bedingungen sind äquivalent<br />

(i)<br />

(ii)<br />

(iii)<br />

B ist stetig<br />

B ist partiell stetig, d.h. x ↦→ B(x, y) ist stetig <strong>für</strong> alle y ∈ H <strong>und</strong> y ↦→ B(x, y) ist<br />

stetig <strong>für</strong> alle x<br />

Es existiert ein C>0 mit |B(x, y) ≤ C‖x‖‖y‖.<br />

(b)<br />

(c)<br />

Falls B stetig ist, so existiert ein T ∈L(H) mit B(x, y) =〈Tx,y〉.<br />

Existiert zudem ein m>0 mit |B(x, x)| ≥m‖x‖ 2 ,soistT invertierbar, <strong>und</strong> ‖T −1 ‖≤m.<br />

Beweis. (a)Klarist(iii) ⇒ (i) ⇒ (ii). Wirzeigen(ii) ⇒ (iii) mit dem Satz <strong>von</strong> Banach-<br />

Steinhaus.<br />

Zunächst sei x fest. Dann ist y ↦→ B x (y) =B(x, y) stetig mit B x (0) = 0. Daherexistiertein<br />

ε(x) > 0 mit |B x (y)| < 1 <strong>für</strong> ‖y‖ ≤ε(x). FolglichistwegenderkonjugiertenLinearität<br />

|B(x, y)| = |B x (y)| ≤ε(x) −1 <strong>für</strong> ‖y‖ ≤1.<br />

Nun bilden <strong>für</strong> ‖y‖ ≤1 die Abbildungen x ↦→ B y (x) =B(x, y) eine Familie <strong>von</strong> (nach Annahme<br />

stetigen) linearen Abbildungen <strong>von</strong> H nach C mit<br />

|B y (x)| ≤ε(x) −1 <strong>für</strong> alle ‖y‖ ≤1.<br />

Nach Banach-Steinhaus existiert ein C mit ‖B y ‖≤C, falls‖y‖ ≤1. <strong>Die</strong>sliefert(iii).<br />

(b) Wir fixieren x <strong>und</strong> betrachten die Abbildung y ↦→ B(x, y) (komplexe Konjugation). Sie ist<br />

linear <strong>und</strong> stetig. Nach dem Satz <strong>von</strong> Riesz existiert ein w ∈ H mit<br />

B(x, y) =〈y,w〉 bzw. B(x, y) =〈w, y〉.<br />

Wir setzen Tx = w. Danngilt〈Tx,y〉 = B(x, y). Mansiehtleicht,dassdieseinelineareAbbildung<br />

T auf H definiert. Ferner ist<br />

<strong>und</strong> damit ‖T ‖≤C.<br />

|〈Tx,y〉| = |B(x, y)| ≤C‖x‖‖y‖<br />

(c) Wegen |B(x, x) ≥ c‖x‖ 2 ist der in (b) konstruierte Operator injektiv. Er hat auch abgeschlossenes<br />

Bild: Ist (y k )=(Tx k ) eine Folge in Bild T mit y k → y ∈ H, soistwegen<br />

c‖x‖ 2 = c〈x, x〉 ≤|B(x, x)| = |〈Tx,x〉| ≤ ‖Tx‖‖x‖ (1)<br />

die Folge (x k ) eine Cauchy-Folge in H. SiehatalsoeinenGrenzwertx. AufGr<strong>und</strong>derStetigkeit<br />

<strong>von</strong> T folgt y = Tx ∈ Bild T .<br />

Um zu zeigen, dass T surjektiv ist, wählen wir y⊥ Bild T .Aus(1)folgtsoforty =0.<br />

2.5 Satz. Es sei H ein (nicht notwendig) komplexer Hilbertraum mit Skalarprodukt 〈·, ·〉 <strong>und</strong><br />

B : H × H → C sesquilinear. Es gebe m, M > 0 mit<br />

⊳<br />

(i)<br />

|B(x, y) ≤ M‖x‖‖y‖.<br />

14


(ii) |B(x, x)| ≥m‖x‖ 2 .<br />

Ferner sei l : H → C eine stetige Linearform. Dann existiert genau ein u ∈ H mit<br />

B(x, u) =l(x) <strong>für</strong> alle x.<br />

Bemerkung. Ist l konjugiert-linear, so erhält man genau ein u mit B(u, x) =l(x).<br />

Beweis. Zul existiert nach dem Satz <strong>von</strong> Riesz ein w ∈ H mit l(x) = 〈x, w〉 alle x ∈ H.<br />

Setze ˜B(x, y) =B(y, x). Dannerfüllt ˜B die Voraussetzungen <strong>von</strong> Satz 2.4, induziert somit einen<br />

invertierbaren beschränkten Operator T : H → H. Insbesondereexistierteinu mit Tu = w.<br />

Also ist dann l(x) =〈x, T u〉 = 〈T u, x〉 = ˜B(u, x) =B(x, u).<br />

Gibt es ein weiteres Element u ′ mit B(x, u ′ )=l(x), sofolgtB(x, u − u ′ )=0<strong>für</strong> alle x <strong>und</strong> somit<br />

u = u ′ .<br />

⊳<br />

Lösbarkeit <strong>von</strong> Dirichlet-Problemen<br />

2.6 Aufgabenstellung. Im Folgenden sei Ω ein beschränktes Gebiet in R n .Wirbetrachten<br />

Randwertaugaben der Form<br />

Dabei sei L ein Differentialoperator der Form<br />

oder<br />

Lu = −<br />

Lu = −<br />

Lu = f in Ω (1)<br />

γ 0 u =0 auf ∂Ω (2)<br />

n∑<br />

∂ xj (a ij ∂ xi u)+<br />

i,j=1<br />

n∑<br />

a ij ∂x 2 i x j<br />

u +<br />

i,j=1<br />

n∑<br />

b i ∂ xi u + c(x)u (3)<br />

i=1<br />

n∑<br />

b i ∂ xi u + c(x)u. (4)<br />

Im ersten Fall spricht man <strong>von</strong> einem Operator in Divergenzform, denn hier ist<br />

i=1<br />

Lu =diva ∇ u + b ∇ u + c<br />

mit der n×n-Matrix a =(a ij ).SinddieKoeffizientenhinreichendglatt,sokannmanOperatoren<br />

der Form (3) in die Form (4) bringen <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

Je nachdem welche Techniken man einsetzen will ist die eine oder andere Form günstiger.<br />

2.7 Definition. Wir nennen L gleichmäßig stark elliptisch, falls ein θ>0 existiert mit<br />

Re<br />

n∑<br />

a ij ξ i ξ j ≥ θ|ξ| 2 , ξ ∈ R n .<br />

i,j=1<br />

Wir werden uns zunächst auf Operatoren in Divergenzform konzentrieren.<br />

2.8 Standardannahmen. Im Folgenden sei L in Divergenzform. Ferner gelte<br />

15


(i) a ij , b, c ∈ L ∞ (Ω, R)<br />

(ii) a ij = a ji , i j =1,...,n,d.h.a =(a ij ) is symmetrisch.<br />

(iii) L ist gleichmäßig stark elliptisch mit Elliptizitätskonstante θ.<br />

Wir werden zunächst nach sog. schwachen Lösungen suchen.<br />

2.9 Schwache Lösungen. Wir nennen u ∈ W0 1 eine schwache Lösung, falls <strong>für</strong> alle v ∈ C∞ c (Ω)<br />

gilt<br />

∫ n∑<br />

n∑<br />

∫<br />

a ij ∂ xi u∂ xj v + b i ∂ xi uv + c(x)uv dx = fvdx. (1)<br />

Ω<br />

i,j=1<br />

i=1<br />

Dabei wurde im ersten Term partiell integriert, so dass nur noch Ableitungen erster Ordnung<br />

auf u fallen. <strong>Die</strong> Randbedingung γ 0 u =0steckt in der Annahme, dass u ∈ W0 1 (Ω) liegt.<br />

Da die Koeffizienten reell sind, ist es sinnvoll, auch nach reellen Lösungen u zu suchen. Wir<br />

können daher annehmen, dass v reell ist. Damit ist die rechte Seite mit dem Skalarprodukt 〈f,v〉<br />

überein.<br />

Beachte. DasobigeIntegralistauchdannnochsinnvoll,wennmanannimmt, dass v ∈ W0 1(Ω)<br />

liegt (approximiere durch Cc<br />

∞ (Ω)-Funktionen).<br />

2.10 Definition. Wir definieren die Bilinearform B auf W0 1 (Ω) durch<br />

∫ n∑<br />

n∑<br />

B(u, v) = a ij ∂ xi u∂ xj v + b i ∂ xi uv + c(x)uv dx. (1)<br />

Ω i,j=1<br />

Eine schwache Lösung unserer Randwertaufgabe ist also eine Funktion u ∈ W0 1 (Ω) mit B(u, v) =<br />

〈u, v〉 <strong>für</strong> reellwertige u, v.<br />

Wir werden nun versuchen, Abschätzungen à la <strong>Lax</strong>-<strong>Milgram</strong> <strong>für</strong> B zu zeigen, was nicht ganz<br />

gelingen wird.<br />

2.11 Satz: Energie-Abschätzungen. Für geeignete α, β > 0 <strong>und</strong> γ ≥ 0 ist<br />

i=1<br />

|B(u, v)| ≤α‖u‖ W 1<br />

0<br />

‖v‖ W 1<br />

0<br />

<strong>und</strong> (1)<br />

β‖u‖ 2 W 1 0<br />

Ω<br />

≤ B(u, u)+γ‖u‖ 2 L 2 . (2)<br />

Beweis. Zu(1):Esist<br />

|B(u, v)| ≤ ∑ ∫<br />

‖a ij ‖ L ∞ |∇u||∇v| dx + ∑<br />

ij<br />

i<br />

∫<br />

+‖c‖ L ∞ |u||v| dx<br />

Ω<br />

≤ α‖u‖ W 1<br />

0<br />

‖v‖ W 1<br />

0<br />

,<br />

‖b i ‖ L ∞<br />

∫<br />

|∇u| |v| dx<br />

wobei sich α aus den L ∞ -Normen <strong>von</strong> a ij , b i <strong>und</strong> c ergibt.<br />

(Ω) mit Fou-<br />

Zu (2): <strong>Die</strong> Annahme der gleichmäßigen Elliptizität liefert (zunächst <strong>für</strong> u ∈ Cc<br />

∞<br />

riertransformation:<br />

∫<br />

∫ n∑<br />

θ |∇u| 2 dx ≤ a ij ∂ xi u∂ xj u.<br />

Ω<br />

Ω<br />

i,j=1<br />

16


Also ist<br />

∫<br />

∫<br />

θ |∇u| 2 dx ≤ B(u, u) −<br />

Ω<br />

≤ B(u, u)+ ∑ ∫<br />

‖b i ‖ L ∞<br />

i<br />

Ω i=1<br />

n∑<br />

b i ∂ xi uu + c(x)u 2 dx<br />

|∇u| |u| dx + ‖c‖ L ∞<br />

∫<br />

Ω<br />

|u| 2 dx.<br />

Nun wenden wir auf den mittleren Term die Cauchy-Schwarzsche UngleichunginVerbindung<br />

mit der elementaren Abschätzung<br />

( ) b<br />

ab =(2ε) 1/2 a<br />

(2ε) 1/2 ≤ εa 2 + b2<br />

4ε<br />

an, wobei ε so gewählt sei, dass<br />

Es folgt<br />

Verwenden wir<br />

ε ∑ ‖b i ‖ L ∞ ≤ θ/2.<br />

∫<br />

( )<br />

θ<br />

1<br />

|∇u| 2 dx ≤ B(u, u)+<br />

2 Ω<br />

4ε + ‖c‖ L ∞ ‖u‖ L 2.<br />

‖u‖ 2 W 1 0<br />

= ‖∇u‖ 2 L 2 + ‖u‖ 2 L 2 ,<br />

so erhalten wir (2) mit β = θ/2 <strong>und</strong> γ =1/(4ε) +‖c‖ L ∞ + θ/2.<br />

Bemerkung. Alternativ kann man hier die Poincaré-Ungleichung (s. 2.13 unten) einsetzen:<br />

‖u‖ L 2 ≤ C‖∇u‖ L 2.<br />

2.12 Existenzsatz <strong>für</strong> schwache Lösungen. Es sei γ die in Satz 2.11 bestimmte Konstante.<br />

Dann existiert zu jedem µ ≥ γ <strong>und</strong> jedem f ∈ L 2 (Ω) eine eindeutige schwache Lösung u ∈<br />

W 1,2<br />

0 (Ω) der Aufgabe<br />

Lu + µu = f (1)<br />

γ 0 u =0. (2)<br />

Beweis. Definiere die Bilinearform B µ (u, v) =B(u, v)+µ〈u, v〉 mit dem obigen B. Sieentspricht<br />

dem Operator L + µI <strong>und</strong> erfüllt die Voraussetzungen des Satzes <strong>von</strong> <strong>Lax</strong> <strong>und</strong> <strong>Milgram</strong>. Ferner<br />

setzen wir l(u) =〈u, f〉. Dannistl eine stetige Linearform auf H = W 1,2<br />

0 (Ω), <strong>und</strong>derSatz<strong>von</strong><br />

<strong>Lax</strong>-<strong>Milgram</strong> 2.5 liefert ein eindeutig bestimmtes u ∈ H mit B µ (u, v) =l(v) <strong>für</strong> alle v ∈ H. <strong>Die</strong>s<br />

ist gerade die Behauptung.<br />

⊳<br />

2.13 Satz. Es sei Ω ein beschränktes Gebiet, 1 ≤ p0 <strong>und</strong> eine Funktion h ∈ C 1 (R n−1 ) so,<br />

dass nach geeigneter Umnummerierung der Koordinaten<br />

B(x 0 ,r) ∩ Ω={(x ′ ,x n ) ∈ B(x, r) :x n >h(x ′ )}.<br />

17


Dann existiert eine Konstante C ≥ 0, dienur<strong>von</strong>n, p <strong>und</strong> Ω abhängt, mit<br />

‖u − u Ω ‖ L p ≤ C‖∇u‖ L p (Ω).<br />

Dabei ist<br />

der Mittelwert <strong>von</strong> u über Ω.<br />

u Ω = 1 ∫<br />

u(x) dx<br />

|Ω| Ω<br />

Beweis. (a) Für diesen Beweis langt es sogar, dass Ω in einer Richtung beschränkt ist.<br />

Es sei z.B. Ω ⊆{|x 1 |≤R}. DurchpartielleIntegrationerhaltenwir<strong>für</strong>ϕ ∈ Cc<br />

∞ (Ω):<br />

∫<br />

∫<br />

‖ϕ‖ p L<br />

= |ϕ(x)| p 1 dx = − ∂ p x1 (|ϕ(x)| p )x 1 dx<br />

∫Ω<br />

Ω<br />

≤ pR |∂ x1 ϕ(x)||ϕ(x)| p−1 dx ≤ pR ‖∂ x1 ϕ(x)‖ L p‖|ϕ(x)| p−1 ‖ L p ′ (1)<br />

Nun ist p ′ = p/(p − 1), also<br />

(∫<br />

‖|ϕ(x)| p−1 ‖ L p ′ =<br />

Ω<br />

Ω<br />

p<br />

) (p−1)/p<br />

|ϕ(x)| (p−1) p−1<br />

= ‖ϕ‖ p−1<br />

L p .<br />

Wir erhalten aus (1)<br />

‖ϕ‖ p ≤ pR ‖∂ x1 ϕ‖ L p ≤ pR‖∇ϕ‖ L p.<br />

Da Cc<br />

∞ (Ω) dicht ist in W 1,p (Ω), folgt die Behauptung.<br />

(b) Ist die Aussage falsch, so existiert <strong>für</strong> jedes k ∈ N ein u k ∈ W 1,p (ω) mit<br />

‖u − u Ω ‖ L p >k‖∇u‖ L p.<br />

Setze<br />

Dann gilt<br />

v k =<br />

u k − (u k ) Ω<br />

‖u k − (u k ) Ω ‖ .<br />

‖v k ‖ L p =1, (v k ) Ω =0, ‖∇v k ‖ L p ≤ 1 k .<br />

Damit ist (v k ) eine beschränkte Folge in W 1,p (Ω). NachRellichhatsieeinekonvergenteTeilfolge,<br />

oBdA (v k ) selbst, mit v k → v in L p .Dannist<br />

Ferner ist <strong>für</strong> ϕ ∈ Cc<br />

∞(Ω)<br />

∫<br />

∫<br />

v∂ xj ϕdx Hölder = lim<br />

Ω<br />

‖v‖ L p =1 <strong>und</strong> v Ω =0.<br />

Ω<br />

∫<br />

v k ∂ xj ϕdx = − lim (∂ xj v)ϕdx =0.<br />

Ω<br />

da | ∫ Ω ∂ x j<br />

v k ϕdx|≤‖∇v k ‖ L p‖ϕ‖ p ′ → 0. Daher ist v ∈ W 1,p (Ω) <strong>und</strong> ∇ v =0.Folglichistv<br />

lokal konstant. Weil Ω zusammenhängend ist, ist v konstant, <strong>und</strong> aus v Ω =0folgt, dass v =0<br />

im Widerspruch dazu, dass ‖v‖ L p =1.<br />

⊳<br />

18


2.14 Bemerkung. Sind in 2.6(3) die b j alle Null <strong>und</strong> c ≥ 0 (das ist z.B. das Dirichlet-Problem<br />

der Fall), so können wir die Konstante γ aus Satz 2.11 als Null wählen:<br />

B(u, u) = ∑ ∫ ∫<br />

a ij ∂ xi u∂ xj udx+<br />

cu 2 dx ≥ θ‖∇u‖ 2 Poincaré<br />

≥ η‖u‖ W<br />

1,2<br />

0 (Ω)<br />

<strong>für</strong> ein geeignetes η>0. DamiterhältmandieLösbarkeitauch<strong>für</strong>µ =0,alsoeineschwache<br />

Lösung <strong>von</strong> 2.6(1).<br />

2.15 Rechte Seiten in W −1,2 (Ω). Wir definieren W −1,2 (Ω) als den Dualraum <strong>von</strong> W 1,2<br />

0 (Ω)<br />

bzgl. des L 2 (Ω)-Skalarprodukts.<br />

Ist dann f ∈ W −1,2 (Ω), soliefertdasobigeVerfahrenebensoeinu mit B µ (u, v) =f(v) <strong>für</strong> alle<br />

v ∈ W 1,2<br />

0 (Ω). DasentsprichteinerschwachenLösung<strong>von</strong>2.12(1)/(2).<br />

2.16 Bemerkung. Ist g ∈ L 2 (Ω) so ist die distributionelle Ableitung ∂ xj g <strong>von</strong> g ein Element<br />

<strong>von</strong> W −1,2 (Ω), denn<strong>für</strong>ϕ ∈ Cc<br />

∞ (Ω) ist<br />

∫<br />

|∂ xj g(ϕ)| = | g∂ xj ϕdx|≤‖g‖ L 2‖∂ xj ϕ‖ L 2,<br />

so dass ∂ xj g sich zu einem Element <strong>von</strong> (W 1,2<br />

0 ) ′ fortsetzen lässt. Also enthalt W −1,2 (Ω) alle<br />

Ableitungen <strong>von</strong> L 2 -Funktionen.<br />

<strong>Die</strong> Fredholm-Alternative<br />

2.17 Der Operator L <strong>und</strong> seine Adjungierte. Wir haben bisher wenig gesagt, wie wir die<br />

Randwertaufgabe als Operator interpretieren. Dazu folgendes:<br />

Wir können L (oder auch L + γI mit den entsprechenden Änderungen) als Operator <strong>von</strong> W 1 0 (Ω)<br />

nach W −1 (Ω) auffassen, weil<br />

W0 1 (Ω) ∂x j<br />

−→ L 2 (Ω) M a<br />

−→ ij<br />

L 2 (Ω) ∂x i<br />

−→ W −1 (Ω);<br />

dabei bezeichnet M a die Multiplikation mit a. FernergiltindiesemSinneLu = f <strong>für</strong> ein<br />

u ∈ W0 1 (Ω) nach Definition der distributionellen Ableitung genau dann, wennB(u, v) =〈f,v〉<br />

<strong>für</strong> alle v ∈ W0 1(Ω). <strong>Die</strong> Existenz eines eindeutigen solchen u ∈ W 0 1 (Ω) entspricht also der<br />

Invertierbarkeit des so definierten Operators L.<br />

Der Operator<br />

L : W 1 0 (Ω) → W −1 (Ω)<br />

hat eine Adjungierte. Da W −1 (Ω) <strong>und</strong> W0 1 (Ω) zueinander dual sind, haben wir<br />

definiert durch<br />

L ∗ :(W −1 (Ω)) ′ → (W 1 0 (Ω))′ bzw. L ∗ : W 1 0 (Ω) → W −1 (Ω)<br />

〈Lu, v〉 = 〈u, L ∗ v〉<br />

<strong>für</strong> alle u, v ∈ W 1 0 (Ω).<br />

Natürlich langt es, diese Identität <strong>für</strong> u, v ∈ Cc<br />

∞ (Ω) nachzuprüfen.<br />

Sind die Koeffizienten b j in C 1 ,sogiltoffensichtlich<br />

L ∗ v = ∑ ij<br />

∂ xj a ij ∂ xi v + ∑ j<br />

b j ∂ xj v +(c − ∑ j<br />

∂ xj )v.<br />

19


<strong>Die</strong> zu B adjungierte Bilinearform<br />

definieren wir dementsprechend durch<br />

B ∗ : W 1 0 (Ω) × W 1 0 (Ω)<br />

B ∗ (u, v) =B(v, u),<br />

u, v ∈ W 1 0 (Ω).<br />

Es ist v ∈ W0 1 (Ω) eine schwache Lösung <strong>von</strong><br />

wenn B ∗ (v, w) =〈g, w〉 <strong>für</strong> alle w ∈ W 1 0 (Ω).<br />

2.18 Satz. Unter den bisherigen Annahmen gilt:<br />

L ∗ v = g in Ω (1)<br />

γ 0 v =0 auf ∂Ω (2)<br />

(a)<br />

Es trifft genau eine der folgenden Aussagen zu:<br />

Entweder gilt<br />

(i) Für jedes f ∈ L 2 (Ω) hat die Randwertaufgabe 2.6(1)/(2) eine eindeutige Lösung<br />

oder<br />

(ii) die homogene Randwertaufgabe<br />

Lu =0 in Ω (1)<br />

γ 0 =0 auf ∂Ω (2)<br />

hat eine schwache Lösung u ≢ 0.<br />

(b) Im Fall (ii) ist die Dimension des Kerns Kern(L, γ 0 ) ⊆ W0 1 (Ω) aller Lösungen <strong>von</strong> (1)/(2)<br />

endlich <strong>und</strong> gleich der Dimension des Raums Kern(L ∗ ,γ 0 ) aller schwachen Lösungen in<br />

v ∈ W0 1(Ω) <strong>von</strong> L ∗ v =0 in Ω (3)<br />

γ 0 =0 auf ∂Ω (4)<br />

(c)<br />

<strong>Die</strong> Randwertaufgabe 2.6(1)/(2) hat genau dann eine Lösung, wenn 〈f,v〉 =0<strong>für</strong> alle<br />

v ∈ Kern(L ∗ ,γ 0 ).<br />

Beweis. Im Beweis <strong>von</strong> Satz 2.12 wählen wir γ = µ <strong>und</strong><br />

B γ (u, v) =B(u, v)+γ〈u, v〉.<br />

Dann existiert zu jedem g ∈ L 2 (Ω) eine eindeutige Funktion u ∈ W 1 0 (Ω) mit B γ(u, v) =〈g, v〉<br />

<strong>für</strong> alle v ∈ W 1 0 (Ω). SomitistderOperatorL γ = L + γI : W 1 0 (Ω) → W −1 (Ω) invertierbar <strong>und</strong><br />

u = L −1<br />

γ .<br />

Nun ist L γ u = f + γu, alsou = L −1<br />

γ (f + γu). <strong>Die</strong>GleichungL γ u = f lässt sich also umschreiben<br />

in der Form<br />

u − Ku = L −1<br />

γ f mit Ku = γL−1 γ u.<br />

20


Nun ist K ein kompakter Operator auf W0 1 (Ω), denn<br />

K : W0 1 (Ω) ι 1<br />

↩→ L 2 (Ω) ι 2<br />

↩→ W −1 (Ω) L−1 γ<br />

−→ W0 1 (Ω),<br />

wobei die Einbettung ι 1 kompakt ist <strong>und</strong> die Einbettung ι 2 stetig (sie ist ebenfalls kompakt, aber<br />

das haben wir hier nicht gezeigt). Damit ist nach Lemma 2.35 K als Komposition kompakter<br />

<strong>und</strong> stetiger Operatoren kompakt.<br />

(a) Nach Satz 2.43 ist I + K ein Fredholmoperator vom Index Null. Ist er nicht invertierbar, so<br />

hat er (wegen dim Kern(I + K) =codimBild(I + K)) einennichttrivialenKern.<strong>Die</strong>sliefertdie<br />

‘Fredholmalternative’ in Teil (a).<br />

(b) Der Index <strong>von</strong> I + K ∗ ist ebenfalls Null, <strong>und</strong> es ist nach Satz 2.43 dim Kern(I + K) =<br />

dim Kern(I + K ∗ ).<br />

(c) Es ist (Kern(I + K ∗ )) ⊥ =Bild(I + K).<br />

2.19 Satz. <strong>Die</strong> Menge Σ aller λ ∈ R, <strong>für</strong>diedieRandwertaufgabe<br />

Lu = λu + f in Ω (1)<br />

γ 0 u =0 auf ∂Ω (2)<br />

nicht <strong>für</strong> alle f ∈ W −1 (Ω) eine eindeutige schwache Lösung u hat, ist höchstens abzählbar.<br />

Ist Σ={λ 1 ,λ 2 ...} unendlich, so gilt λ k → +∞.<br />

2.20 Definition. Man nennt die Menge Σ aus 2.19 das (reelle) Spektrum der Randwertaufgabe<br />

(L, γ 0 ).(Genaueristesnatürlichdas(reelle)SpektrumdesOperators L : W 1 0 (Ω) → W −1 (Ω)<br />

aufgefasst als unbeschränkter Operator auf W −1 (Ω)). Genaudannistλ ∈ Σ, wenn<br />

Lu = λu in Ω (1)<br />

γ 0 u =0 auf ∂Ω (2)<br />

eine Lösung u ≢ 0 hat. Dann heißt λ Eigenwert <strong>und</strong> u Eigenfunktion zum Eigenwert λ.<br />

Beweis <strong>von</strong> Satz 2.19. Es sei γ die Konstante aus Satz 2.11. Wähle λ ∈ R. Wir können o.B.d.A.<br />

annehmen, dass γ>0 ist. Nun hat die Randwertaufgabe 2.19(1)/(2) genau dann eine schwache<br />

Lösung <strong>für</strong> jedes f ∈ W −1 (Ω), wenndiehomogeneAufgabe2.20(1)/(2)nurdieNulllösunghat.<br />

<strong>Die</strong>s wiederum ist äquivalent dazu, dass<br />

(L + γI)u =(λ + γ)u in Ω (3)<br />

γ 0 u =0 auf ∂Ω (4)<br />

nur die Nulllösung hat. <strong>Die</strong>s ist äquivalent dazu, dass (mit den Bezeichnungen aus dem Beweis<br />

<strong>von</strong> Satz 2.18<br />

u = L −1<br />

γ (γ + λ)u = γ + λ Ku<br />

γ<br />

nur die Nulllösung hat.<br />

Da wir auch annehmen können, dass γ + λ ≠ 0 ist (ein λ-Wert spielt bei der Aussage des<br />

Satzes keine Rolle), so ist letzteres äquivalent dazu, dass u keine Eigenfunktion des kompakten<br />

Operators K = γL −1<br />

γ ist <strong>und</strong> γ<br />

γ+λ<br />

kein Eigenwert.<br />

Da das Spektrum <strong>von</strong> K aus 0 <strong>und</strong> einer evtl. endlichen Folge µ 1 ,µ 2 ,... besteht (einschließlich<br />

γ<br />

Vielfachheit gelistet) mit µ k → 0, bestehtdasSpektrumΣ <strong>von</strong> (L, γ 0 ) aus den λ k mit<br />

γ+λ k<br />

= µ k ,<br />

d.h. λ k = γ( 1 µ<br />

− 1). Damitistklar,dassΣ höchstens abzählbar ist <strong>und</strong> |λ k k |→∞.Dawir<br />

bereits aus Satz 2.12 wissen, dass die Randwertaufgabe <strong>für</strong> hinreichend negatives λ lösbar ist,<br />

gilt lim λ k =+∞, fallsunendlichvieleEigenwertevorliegen(wasauchderFall ist). ⊳<br />

21<br />


2.21 Komplexe Koeffizienten. Es sei L gleichmäßig stark elliptisch mit komplexwertigen<br />

L ∞ -Koeffizienten. Dann erhalten wir ebenfalls eine schwache Lösung <strong>von</strong> 2.12(1)/(2). Als Bilinearform<br />

B wählen wir nun<br />

∫ n∑<br />

n∑<br />

B(u, v) = a ij ∂ xi u∂ xj v + b i ∂ xi uv + c(x)uvdx.<br />

Ω<br />

i,j=1<br />

Mit den gleichen Techniken wie oben zeigt man die Existenz <strong>von</strong> α, β > 0 <strong>und</strong> γ ≥ 0 mit<br />

i=1<br />

|B(u, v)| ≤α‖u‖ W 1<br />

0<br />

‖v‖ W 1<br />

0<br />

<strong>und</strong><br />

β‖u‖ 2 W<br />

≤ Re B(u, u)+γ‖u‖ 2<br />

0<br />

1 L<br />

. 2<br />

Daraus folgen Analoga der obigen Sätze. Insbesondere können wirsodas‘richtige’(komplexe)<br />

Spektrum untersuchen. Es ist ebenfalls abzählbar, liegt in einem Sektor <strong>von</strong> C <strong>und</strong> erfüllt |λ k |→<br />

∞ as k →∞.<br />

Regularität<br />

In den bisherigen Überlegungen hatten wir gesehen, dass L einen Isomorphismus <strong>von</strong> W0 1 (Ω) auf<br />

W −1 (Ω) liefert. Ist die rechte Seite f der Randwertaufgabe in W −1 (Ω), sokönnenwir<strong>von</strong>der<br />

Lösung u keine bessere Regularität als W0 1(Ω) erwarten. Anders liegt der Fall <strong>für</strong> f ∈ L2 .Ist<br />

dann die Lösung besser? Wir schauen uns zunächst an, was im Inneren passiert. Dabei spielt die<br />

Randbedingung keine Rolle. Wir werden mit Differenzenquotienten arbeiten <strong>und</strong> benötigen dazu<br />

folgenden Satz.<br />

2.22 Satz. Für h ∈ R <strong>und</strong> eine Funktion u auf V ⊂⊂ Ω sei<br />

(a)<br />

∂k h u(x) =u(x + he k) − u(x)<br />

, k =1,...,n.<br />

h<br />

Es sei 1 ≤ p


Mit Fubini schließen wir:<br />

∫<br />

∫<br />

|∂k h u(x)|p dx ≤<br />

V<br />

=<br />

∫ 1<br />

∫<br />

0 V<br />

V<br />

∫ 1<br />

0<br />

|∇u(x + the k )| p dxdt.<br />

|∇u(x + the k )| p dtdx<br />

Wegen |h| ≤ 1 2dist(V,∂Ω) ist die rechte Seite<br />

∫ 1 ∫<br />

≤ |∇u(x)| p dxdt = ‖∇u‖ p L p (Ω) .<br />

0<br />

Ω<br />

Nun ist die Menge der u ∈ W 1 p ,dieaufeinerUmgebung<strong>von</strong>V sogar C 1 sind, dicht in W 1 p (V ),<br />

<strong>und</strong> die Behauptung folgt aus dem Fortsetzungssatz.<br />

(b) Nun sei 1


Beweis. WirarbeitenwiederimReellen.ZuV wähle eine offene Menge W mit V ⊂⊂ W ⊂⊂ Ω<br />

<strong>und</strong> eine Funktion η in Cc<br />

∞(Rn ) mit η ≡ 1 auf V , supp η ⊆ W <strong>und</strong> 0 ≤ η ≤ 1. Dassu eine<br />

schwache Lösung <strong>von</strong> Lu = f ist, heißt, dass B(u, v) =〈f,v〉 <strong>für</strong> alle v ∈ W0 1 (Ω). Folglichist<br />

∫<br />

∑<br />

a ij ∂ xi u∂ xj vdx= 〈 ˜f,v〉 (3)<br />

mit ˜f = f − ∑ b j ∂ xj u − cu ∈ L 2 (Ω).<br />

Ω<br />

ij<br />

Nun sei h ∈ R mit 0 < |h| ≤ 1 2dist (W, ∂Ω). Wirwählen<strong>für</strong>v die Funktion<br />

v = −∂ −h<br />

k (η2 ∂ h k u)<br />

mit dem Differenzenquotienten ∂ h k u(x) =(u(x + he k) − u(x))/h <strong>und</strong> schätzen die linke <strong>und</strong> die<br />

rechte Seite <strong>von</strong> (3) ab.<br />

Abschätzung der linken Seite <strong>von</strong> (3). Unter Benutzung der Identitäten<br />

∫ ∫<br />

v∂ −h<br />

k<br />

v = ∂k h vw dx (4)<br />

Ω<br />

Ω<br />

<strong>und</strong><br />

mit v h (x) =v(x + he k ) erhalten wir<br />

∫<br />

∑<br />

a ij ∂ xi u∂ xj vdx<br />

Ω<br />

ij<br />

∂k h (vw) =vh (∂k h w)+(∂h k v)w (5)<br />

= − ∑ ∫<br />

a ij ∂ xi u∂ xj (∂ −h<br />

k<br />

(η2 ∂k h u)) dx<br />

ij<br />

Ω<br />

= ∑ ∫<br />

∂k h (aij ∂ xi u) ∂ xj (η 2 ∂k h u) dx<br />

ij<br />

Ω<br />

= ∑ ∫<br />

a ij,h (∂k h ∂ x i<br />

u)∂ xj (η 2 ∂k h u)+(∂h k aij )∂ xi u∂ xj (η 2 ∂k h u) dx<br />

ij<br />

Ω<br />

= ∑ ∫<br />

a ij,h (∂k h ∂ x i<br />

u)(∂k h ∂ x j<br />

u)η 2 dx (6)<br />

ij<br />

Ω<br />

+ ∑ ∫<br />

a ij,h (∂k h ∂ x i<br />

u)(∂k h u)2η∂ x j<br />

η (7)<br />

ij<br />

Ω<br />

+(∂ h k aij )∂ xi u(∂ h k ∂ x j<br />

u)η 2 +(∂ h k aij )∂ xi u(∂ h k u)2η∂ x j<br />

ηdx (8)<br />

Wegen der starken Elliptizität <strong>und</strong> ∂ xi ∂x h k<br />

u = ∂x h k<br />

∂ xi u ist der erste Term (6) auf der rechten Seite<br />

∫<br />

≥ θ η 2 |∂k h u|2 dx<br />

<strong>Die</strong> anderen Terme ((7) <strong>und</strong> (8)) schätzen wir nach oben ab. Sie sind – <strong>für</strong> geeignetes C ≥ 0 –<br />

∫<br />

≤ C η|∂k h ∇ u||∂h k u| + η|∂h k ∇u||∇u| + η|∂h k u||∇u| dx<br />

Ω<br />

∫<br />

ε−CS<br />

≤ ε η 2 |∂k h ∇ u|2 dx + C ∫<br />

|∂k h<br />

Ω ε<br />

u|2 + |∇u| 2 dx.<br />

W<br />

24


Wir wählen ε = θ/2 <strong>und</strong> wenden Satz 2.23 an. Damit schätzen wir weiter ab durch<br />

≤ θ ∫<br />

∫<br />

η 2 |∂k h 2<br />

∇u|2 dx + C |∇u| 2 dx.<br />

Kombination der Abschätzungen liefert<br />

∫<br />

∑<br />

a ij ∂ xi u∂ xj vdx<br />

Ω<br />

ij<br />

≥ θ 2<br />

∫<br />

Ω<br />

Ω<br />

Ω<br />

∫<br />

η 2 |∂k h ∇ u|2 dx − C<br />

Ω<br />

|∇u| 2 dx<br />

Abschätzung der rechten Seite <strong>von</strong> (3). Mit ˜f = f − ∑ b j ∂ xj u − cu <strong>und</strong> v = −∂ −h<br />

k<br />

(η2 ∂k h u) ergibt<br />

sich<br />

∫<br />

|〈 ˜f,v〉| ≤ (|f| + |∇u| + |u|) |v| dx<br />

Ω<br />

∫<br />

ε−CS<br />

≤ ε |v| 2 dx + C ∫<br />

|f| 2 + |∇u| 2 + |u| 2 dx. (9)<br />

ε<br />

Zweimalige Anwendung <strong>von</strong> Satz 2.22 liefert<br />

∫<br />

∫<br />

|v| 2 dx ≤ C 1<br />

Ω<br />

Ω<br />

= C 2<br />

∫<br />

= C 3<br />

∫<br />

W<br />

W<br />

Ω<br />

Ω<br />

|∇(η 2 ∂ h k u)|2 dx<br />

|∂ h k u|2 + η 2 |∂ h k ∇ u|2 dx<br />

|∇u| 2 + η 2 |∂ h k ∇ u|2 dx. (10)<br />

Kombination <strong>von</strong> (9) <strong>und</strong> (10) liefert:<br />

∫<br />

|〈 ˜f,v〉| ≤ (|f| + |∇u| + |u|) |v| dx<br />

Ω<br />

∫<br />

ε−CS<br />

≤ ε |v| 2 dx + C ∫<br />

4<br />

|f| 2 + |∇u| 2 + |u| 2 dx<br />

Ω ε Ω<br />

∫<br />

(10)<br />

≤ ε η 2 |∂k h ∇ u|2 dx + C ∫<br />

5<br />

|f| 2 + |∇u| 2 + |u| 2 dx. (11)<br />

ε<br />

V<br />

Ω<br />

Schluss. Wähltmanhierε = θ 4 ,sofolgtausGleichung(3):<br />

∫<br />

∫<br />

∫<br />

|∂k h ∇ u|2 dx ≤ η 2 |∂k h ∇ u|2 dx ≤ C 6 |f| 2 + |∇u| 2 + |u| 2 dx.<br />

Ω<br />

Aus Satz 2.22(b) folgt dann, dass ∇ u ∈ W 1 (V ) <strong>und</strong> damit u ∈ Wloc 2 (Ω). Fernergilt<br />

(<br />

)<br />

‖u‖ 2 W 2 (V ) ≤ C 7 ‖f‖ 2 L 2 (Ω) + ‖u‖2 W 1 (Ω)<br />

.<br />

Verbesserung. In Anbetracht der Tatsache, dass supp η ⊆ W ist, können wir in (9) <strong>und</strong> (11) beide<br />

Male Ω durch W ersetzen. Es ist daher<br />

(<br />

)<br />

‖u‖ 2 W 2 (V ) ≤ C 8 ‖f‖ 2 L 2 (W ) + ‖u‖2 W 1 (W )<br />

. (12)<br />

Ω<br />

Ω<br />

25


Wählt man nun eine weitere Abschneidefunktion ζ mit 9 ≤ ζ ≤ 1, ζ ≡ 1 auf W <strong>und</strong> supp ζ ⊆ Ω,<br />

so zeigt man <strong>für</strong> v = ζ 2 u in (3), dass<br />

∫<br />

)<br />

ζ 2 |∇u| 2 dx ≤ C 9<br />

(‖f‖ 2 L 2 (Ω) + ‖u‖2 L 2 (Ω)<br />

.<br />

Somit ist<br />

Ω<br />

‖u‖ W 1 (W ) ≤ C 10<br />

(‖f‖ 2 L 2 (Ω) + ‖u‖2 L 2 (Ω)<br />

)<br />

.<br />

Setzt man dies in Gleichung (12) ein, so ergibt sich die Behauptung.<br />

⊳<br />

2.24 Satz: Höhere Regularität im Inneren. Wie bisher sei L in Divergenzform<br />

Lu = −<br />

n∑<br />

∂ xj (a ij ∂ xi u)+<br />

i,j=1<br />

n∑<br />

b i ∂ xi u + c(x)u<br />

Wir nehmen an, dass L gleichmäßig stark elliptisch ist, <strong>und</strong> dass <strong>für</strong> ein m ∈ N 0 gilt a ij ,b j ,c ∈<br />

C m+1 (Ω). Fernerseif ∈ W m (Ω) <strong>und</strong> u ∈ W 1 (Ω) eine schwache Lösung <strong>von</strong><br />

i=1<br />

Lu = f in Ω.<br />

Dann ist u ∈ W m+2<br />

loc<br />

(Ω), <strong>und</strong>zujedemV ⊂⊂ Ω existiert ein C ≥ 0, dasnur<strong>von</strong>V,Ω <strong>und</strong> den<br />

Koeffizienten <strong>von</strong> L abhängt, mit<br />

‖u‖ W m+2 (V ) ≤ C ( )<br />

‖f‖ W m (Ω) + ‖u‖ L 2 (Ω)<br />

(1)<br />

Beweis. MitvollständigerInduktionnachm.DerInduktionsanfangwirddurchSatz2.23geliefert.<br />

<strong>Die</strong> Behauptung sei bewiesen <strong>für</strong> ein festes m. Wirnehmenan,dassa ij ,b j ,c∈ C m+2 (Ω) <strong>und</strong> f ∈<br />

W m+1 (Ω). Fernerseiu ∈ W 1 (Ω) eine schwache Lösung <strong>von</strong> Lu = f. NachInduktionsannahme<br />

ist u ∈ W m+2<br />

loc<br />

(Ω) <strong>und</strong> <strong>für</strong> jedes U ⊂⊂ Ω existiert ein C mit<br />

‖u‖ W m+2 (U) ≤ C ( ‖f‖ W m (Ω) + ‖u‖ L 2 (Ω))<br />

. (2)<br />

Nun sei V ⊂⊂ U, α ein Multi-Index der Länge m +1<strong>und</strong> ϕ ∈ C ∞ c<br />

(U). InderIdentität<br />

B(u, v) =〈f,v〉<br />

setzen wir nun v =(−1) |α| ∂ α ϕ.PartielleIntegration(plusHinüberschaffenallerAbleitungen im<br />

Integral <strong>für</strong> B, dienichtaufu fallen plus weitere partielle Integration, die ϕ bei diesen Termen<br />

freistellt), liefert<br />

B(ũ, ϕ) =〈 ˜f,ϕ〉 (3)<br />

mit ũ = ∂ α u <strong>und</strong><br />

˜f = ∂ α f + ∑ ( ) ⎛ α<br />

⎝ ∑<br />

β<br />

β≤α<br />

ij<br />

∂ xj (∂ α−β a ij ∂ β ∂ xi u) − ∑ j<br />

⎞<br />

∂ α−β b j ∂ β ∂ xj u − ∂ α−β c)(∂ β u⎠<br />

<strong>Die</strong> genaue Struktur der rechten Seite ist nicht so wichtig. Wesentlich sind folgende Punkte:<br />

(i) Da ϕ ∈ Cc ∞ (U) beliebig war, zeigt die Gleichung (3), dass ũ eine schwache Lösung <strong>von</strong><br />

Lu = ˜f auf U ist.<br />

26


(ii) Da f ∈ W m+1 (Ω) liegt, ist ˜f ∈ L 2 (Ω)<br />

(iii) Es fallen nur maximal m +2Ableitungen auf u.<br />

Dann folgt aus (3), dass<br />

‖ ˜f‖ L 2 (V ) ≤ C ( ‖f‖ W m+1 (U) + ‖u‖ L (U)) 2 .<br />

Nun können wir wiederum Satz 2.23 anwenden. Wir schließen, dass<br />

‖ũ‖ W 2 (V ) ≤ C 1<br />

(‖ ˜f‖<br />

)<br />

L 2 (U) + ‖ũ‖ L 2 (U)<br />

( )<br />

≤ C 2 ‖f‖W m+1 (U) + ‖u‖ L 2 (U)<br />

Da diese Abschätzung <strong>für</strong> jeden Multi-Index der Länge m +1gilt, ist u ∈ W m+3 (V ) <strong>und</strong><br />

‖u‖ W m+3 (U) ≤ C ( )<br />

‖f‖ W m+1 (Ω) + ‖u‖ L 2 (Ω) .<br />

⊳<br />

2.25 Satz: Randregularität. Wie bisher sei L in Divergenzform<br />

Lu = −<br />

n∑<br />

∂ xj (a ij ∂ xi u)+<br />

i,j=1<br />

n∑<br />

b i ∂ xi u + c(x)u<br />

Wir nehmen an, dass L gleichmäßig stark elliptisch ist, a ij ∈ C 1 (Ω), b j ,c ∈ L ∞ (Ω). Fernersei<br />

f ∈ L 2 (Ω) <strong>und</strong> u ∈ W0 1 (Ω) eine schwache Lösung <strong>von</strong><br />

i=1<br />

Lu = f<br />

γ 0 u =0<br />

in Ω<br />

auf ∂Ω.<br />

Weiterhin sei nun ∂Ω ∈ C 2 .Dannistu ∈ W 2 (Ω) ∩ W0 1 (Ω), <strong>und</strong>esgiltdieAbschätzung<br />

‖u‖ W 2 (Ω) ≤ C ( ‖f‖ L 2 (Ω) + ‖u‖ L 2 (Ω))<br />

. (1)<br />

Beweis. Schritt 1. Wir betrachten zunächst den Fall, dass Ω=B(0, 1) ∩ R n + ,eineHalbkugelin<br />

R n + ist. Wir setzen weiterhin V = B(0, 1/2) ∩ Rn + <strong>und</strong> wählen eine Funktion η mit 0 ≤ η ≤ 1,<br />

η ≡ 1 auf B(0, 1/2), supp η ⊆ B(0, 1).<br />

Da u eine schwache Lösung ist, ist B(u, v) =〈f,v〉 <strong>für</strong> alle v ∈ W0 1 (Ω) <strong>und</strong> folglich<br />

∫<br />

∑<br />

a ij ∂ xi u∂ xj vdx= 〈 ˜f,v〉 (2)<br />

mit ˜f = f − ∑ j bj ∂ xj u − cu.<br />

Für hinreichend kleines h>0 <strong>und</strong> k ∈{1,...,n− 1} wähle nun<br />

Dann ist<br />

Ω<br />

v = ∂ −h<br />

k<br />

(η2 ∂k h u).<br />

v(x) = 1 h ∂h k (η2 (x)(u(x + he k ) − u(x)))<br />

= − 1 h 2 (<br />

η 2 (x − he k )[u(x) − u(x − he k )] − η 2 (x)[u(x + he k ) − u(x)] ) .<br />

27


Da u ∈ W 1 0 (Ω) ist auch v ∈ W 1 (Ω). Wirkönnenalsov in (2) einsetzen.<br />

Genau wie im Beweis <strong>von</strong> Satz 2.23 erhalten wir dann folgende Abschätzungen<br />

∫<br />

∑<br />

a ij ∂ xi u∂ xj vdx ≥ θ ∫<br />

∫<br />

η 2 (x)|∂k h<br />

Ω 2<br />

∇ u(x)|2 dx − C |∇u(x)| 2 dx<br />

Ω<br />

Ω<br />

〈 ˜f,v〉 ≤ θ ∫<br />

∫<br />

η 2 (x)|∂k h 4<br />

∇ u(x)|2 dx + C |f| 2 + |∇u| 2 + |u| 2 dx<br />

Da die beiden linken Seiten nach (2) gleich sind, liefert dies<br />

∫<br />

∫<br />

|∂k h ∇ u(x)|2 dx ≤ C |f| 2 + |u| 2 + |∇u| 2 dx<br />

V<br />

Ω<br />

<strong>für</strong> geeignetes C>0. NachSatz2.22(b)ist∂ xk u ∈ W 1 (V ) <strong>für</strong> k =1,...,n− 1 <strong>und</strong><br />

n−1<br />

∑<br />

k=1 l=1<br />

Ω<br />

n∑<br />

‖∂ xk ∂ xl u‖ L 2 (Ω) ≤ C(‖f‖ L 2 (Ω) + ‖u‖ W 1 (Ω)). (3)<br />

Bemerkung. EigentlichmüssenwirbeiderAnwendung<strong>von</strong>Satz2.22vorsichtiger sein, weil hier<br />

nicht V ⊂⊂ Ω gilt. <strong>Die</strong> Aussage bleibt aber richtig, weil wir nur tangential zum Rand ableiten.<br />

Schritt 2. Nun fehlt noch eine Abschätzung <strong>für</strong> ∂x 2 n<br />

u.DazuschreibenwirL in die ‘normale’<br />

(Nicht-Divergenz-Form) um, so dass die Gleichung Lu = f lautet:<br />

n∑<br />

n∑<br />

− a ij ∂ xi ∂ xj u + ˜bi ∂ xi u + cu = f (4)<br />

i,j=1<br />

mit ˜b i = b i − ∑ n<br />

j=1 ∂ x j<br />

a ij <strong>für</strong> i =1,...,n.Esistalsoinsbesondere<br />

a nn ∂ 2 x n<br />

u = −<br />

n∑<br />

i,j=1,i+j0, x ∈ Ω.<br />

Damit folgt<br />

⎛<br />

⎞<br />

|∂x 2 n<br />

u|≤C ⎝<br />

n∑<br />

n∑<br />

|∂ xi ∂ xj u| + |∂ xi u| + |u| + |f| ⎠ . (5)<br />

i,j=1,i+j 0<br />

<strong>und</strong> – ggf. nach Umnummerierung der Koordinaten – eine C 2 -Funktion γ mit Ω ∩ B(x 0 ,r)=<br />

{x ∈ B(x 0 ,r):x n >γ(x 1 ,...,x n−1 }. Dann kann man die Gleichung auf den Halbkugelfall<br />

transformieren. Starke Elliptizität <strong>und</strong> Regularität bleiben erhalten. Details sind nicht schön. ⊳<br />

2.26 Bemerkung. Ist (1)/(2) eindeutig lösbar, so gilt sogar<br />

‖u‖ W 2 (Ω) ≤ C‖f‖ L 2 (Ω).<br />

Das folgt sofort aus dem Graphensatz: <strong>Die</strong> eindeutige Lösbarkeit bedeutet, dass L : W0 1(Ω) →<br />

W −1 (Ω) invertierbar ist. <strong>Die</strong> Inverse L −1 : W −1 (Ω) → W0 1 (Ω) ist dann stetig. Wenn sie nun<br />

L 2 (Ω) ↩→ W −1 (Ω) nach W 2 (Ω) ∩ W0 1(Ω) ↩→ W 0 1 (Ω) abbildet, so ist diese Abbildung ebenfalls<br />

stetig.<br />

28


2.27 Höhere Regularität am Rand. Es sei m ∈ N 0 <strong>und</strong><br />

Ferner sei ∂Ω in C m+2 .<br />

a ij ,b j ,c∈ C m+1 (Ω),i,j =1,...,n,f ∈ W m (Ω). (1)<br />

Ist u ∈ W0 1 (Ω) eine schwache Lösung der Randwertaufgabe<br />

so ist u ∈ W m+2 (Ω), <strong>und</strong>esgilt<br />

Lu = f,γ 0 u =0,<br />

‖u‖ W m+2 (Ω) ≤ C ( ‖f‖ W m (Ω) + ‖u‖ L 2 (Ω)<br />

,<br />

wobei C nur <strong>von</strong> m, u <strong>und</strong> den Koeffizienten <strong>von</strong> L abhängt.<br />

Beweis mit vollständiger Induktion über m, mitähnlicherIdeewiebeiSatz2.24.<br />

⊳<br />

Eigenwerte <strong>und</strong> Eigenfunktionen<br />

Wieder sei Ω ein beschränktes Gebiet in R n .<br />

Symmetrische Operatoren<br />

Zunächst sei<br />

n∑<br />

Lu = − ∂ xj a ij ∂ xi<br />

i,j=1<br />

in Divergenzform mit b j = c =0, j =1,...,n.FernerseiendieKoeffizientena ij reellwertige<br />

C ∞ -Funktionen <strong>und</strong> es gelte a ij = a ji ,sodassdiedemOperatorL zugeordnete Sesquilinearform<br />

B(u, v) = ∑ ∫<br />

a ij ∂ xi u∂ xj v dx, u, v ∈ W0 1 (Ω)<br />

ij<br />

symmetrisch <strong>und</strong> koerziv ist (hier ist es besser, mit komplexen Hilberträumen zu arbeiten).<br />

Aus den Sätzen des letzten Abschnitts wissen wir schon, dass w dann eine C ∞ -Funktion im<br />

Inneren ist. Sie ist sogar C ∞ bis zum Rand, sofern auch der Rand C ∞ ist.<br />

Wir können nun unter diesen stärkeren Annahmen die Aussagen <strong>von</strong> Satz 2.19 verschärfen. Wir<br />

erinnern uns (Definition 2.20)<br />

2.28 Definition. Wir nennen ein λ einen Eigenwert <strong>von</strong> (L, γ 0 ) <strong>und</strong> 0 ≠ w ∈ W0 1 (Ω) eine<br />

Eigenfunktion, falls w eine schwache Lösung <strong>von</strong> Lu = λu in Ω,γ 0 u =0auf ∂Ω ist.<br />

Wir wissen auch: Da die Form B stetig <strong>und</strong> koerziv ist, ist L : W0 1(Ω) → W −1 (Ω) invertierbar<br />

<strong>und</strong> die Inverse K = L −1 ist (wegen der Kompaktheit der Einbettung W0 1 −1<br />

(Ω) ↩→ W0 (Ω)) ein<br />

kompakter Operator.<br />

Da B symmetrisch <strong>und</strong> koerziv ist, ist K sogar ein selbstadjungierter kompakter Operator.<br />

Dazu beachte: Kf = u heißt: Lu = f <strong>und</strong> γ 0 u =0,<strong>und</strong>Kg = v heißt: Lv = g <strong>und</strong><br />

γ 0 v =0.Somitist〈f,Kg〉 = 〈f,v〉 = B(u, v) =B(v, v) =〈u, g〉 = 〈Kf,g〉.<br />

Ferner ist 〈f,Kf〉 = 〈f,u〉 = B(u, u) > 0, fallsu ≠0.<br />

29


Das Spektrum <strong>von</strong> L als unbeschränkter Operator mit D(L) =W 1 0 (Ω) ⊂ W −1 (Ω) → W −1 (Ω)<br />

besteht genau aus den Kehrwerten der Spektralwerte ≠0<strong>von</strong> K:<br />

Es ist nämlich<br />

(L − λI) −1 = L −1 (I − λL −1 ) −1 = λ −1 K(λ −1 I − K) −1<br />

<strong>und</strong> somit L − λI invertierbar, sobald K − λ −1 I invertierbar ist <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

Aus der Spektraltheorie selbstadjungierter kompakter Operatoren folgt also der folgende Satz:<br />

2.29 Satz: Spektrum <strong>und</strong> Eigenwerte symmetrischer Operatoren. Unter den obigen<br />

Annahmen gilt<br />

(a)<br />

(b)<br />

(c)<br />

Alle Spektralwerte <strong>von</strong> L sind reell <strong>und</strong> Eigenwerte endlicher Vielfachheit. Wegen der<br />

Positivität <strong>von</strong> L −1 sind sie positiv.<br />

Wiederholen wir jeden Eigenwert entsprechend seiner Vielfachheit, so erhalten wir eine<br />

Folge<br />

0


Wir beweisen nun, dass sie tatsächlich eine Orthonormalbasis bilden. Dazu zeigen wir: Aus<br />

v ∈ W0 1(Ω), v⊥v k <strong>für</strong> alle k (bzgl. des neuen Skalarprodukts) folgt v =0.Dazufassenwirv<br />

zunächst als Element <strong>von</strong> L 2 (Ω) auf. Wir schreiben v = ∑ ∞<br />

k=1 c kw k mit c k = 〈w k ,v〉. Nunist<br />

aber nach Annahme<br />

Es folgt v =0.<br />

0=〈〈v, v k 〉〉 = B(v k ,v) Defv k<br />

= λ −1/2 B(w k ,v) w kEV<br />

= λ +1/2 〈w k ,v〉.<br />

Ist also u ∈ W0 1(Ω) mit ‖u‖ L2 =1,sokönnenwiru einerseits schreiben<br />

k<br />

k<br />

u = ∑ c k w k mit c k = 〈v, w k 〉; ∑ k<br />

|c k | 2 = ‖u‖ 2 L 2 =1; (2)<br />

andererseits ist aber auch<br />

u = ∑ d k v k mit d k = B(v, v k )=λ 1/2<br />

k c k.<br />

Also ist d k v k = c k w k <strong>und</strong> die Summe (2) konvergiert tatsächlich sogar in W 1 0 (Ω).<br />

Damit ist aber B(u, u) ≥ ∑ k |d k| 2 = ∑ k λ k|c k | 2 ≥ λ 1<br />

∑k |c k| 2 = λ 1 .DasMinimumwird<strong>für</strong><br />

u = w 1 angenommen. Wir erhalten Aussage (a).<br />

Aus der obigen Überlegung folgt auch: Ist u ∈ W0 1(Ω) mit ‖u‖ L2 =1<strong>und</strong> minimiert u den Ausdruck<br />

B(u, u) so ist u eine Linearkombination der endlich vielen Eigenfunktionen zumEigenwert<br />

λ 1 ,etwaw 1 ,...,w m .Damitistu selbst eine Eigenfunktion zum Eigenwert λ 1 .<br />

Als nächstes zeigen wir, dass u dann in Ω entweder strikt positiv oder strikt negativ ist. Dazu<br />

setzen wir<br />

u + =max{u, 0} <strong>und</strong> u − = − min{u, 0}.<br />

Dann gilt<br />

∫<br />

1=<br />

∫<br />

u 2 dx =<br />

∫<br />

(u + ) 2 dx +<br />

(u − ) 2 dx = α + β<br />

mit der offensichtlichen Notation.<br />

Nun benutzen wir, dass<br />

∇ u + =<br />

∇ u + =<br />

{<br />

∇ u f.ü. auf {u >0}<br />

0<br />

{<br />

f.ü. auf {u ≤ 0}.<br />

∇ u f.ü. auf {u >0}<br />

0 f.ü. auf {u ≤ 0}.<br />

Wir schließen, dass B(u + ,u − )=0.Nungiltfernernach(a):B(v, v) ≥ λ 1 ‖v‖ 2 L 2<br />

Es folgt<br />

<strong>für</strong> v ∈ W 1 0 (Ω).<br />

Wir schließen wiederum mit (a), dass<br />

λ 1 = B(u, u) =B(u + ,u + )+B(u − ,u − )<br />

≥ λ 1 ‖u + ‖ 2 L 2 + λ 1 ‖u − ‖ 2 L 2 =(α + β)λ 1 = λ 1 .<br />

B(u + ,u + )=λ 1 ‖u + ‖ 2 L 2 <strong>und</strong> B(u − ,u − )=λ 1 ‖u − ‖ 2 L 2 .<br />

Damit minimieren u + <strong>und</strong> u − beide B(u, u), sindalsoEigenfunktionenzumEigenwertλ 1 .Insbesondere<br />

sind u + <strong>und</strong> u − C ∞ -Funktionen in Ω <strong>und</strong> es gilt<br />

Lu + = λ 1 u + ≥ 0.<br />

31


Nach dem starken Maximumprinzip gilt also entweder u + = 0 oder u + > 0 auf Ω. Analog<br />

argumentieren wir <strong>für</strong> u − .SomitkannnureinederbeidenFunktionen<strong>von</strong>Nullverschieden sein.<br />

Daher ist entweder u = u + > 0 oder u = −u − < 0.<br />

Es bleibt zu zeigen, dass λ 1 ein einfacher Eigenwert ist. Hätte der Eigenraum mindestens zwei<br />

Dimensionen, so könnte man zwei zueinander orthogonale Eigenfunktionen finden. Da diese aber<br />

stets positiv oder negativ sind, ist das unmöglich.<br />

⊳<br />

2.32 Lemma. Es sei 1 ≤ p ≤∞, u ∈ Wp 1 (Ω) <strong>und</strong> Ω beschränkt. Dann gilt<br />

(a)<br />

(b)<br />

u + ,u − , |u| ∈W 1 p (Ω).<br />

∇ u + =<br />

∇ u + =<br />

{<br />

∇ u f.ü. auf {u >0}<br />

0<br />

{<br />

f.ü. auf {u ≤ 0}.<br />

∇ u f.ü. auf {u >0}<br />

0 f.ü. auf {u ≤ 0}.<br />

(c) ∇ u =0f.ü. auf {u =0}.<br />

Beweis. Kommtnoch.<br />

⊳<br />

Anhang: Kompakte Operatoren <strong>und</strong> Fredholmoperatoren<br />

2.33 Definition. X, Y seien Banachräume. K ∈L(X, Y ) heißt kompakt, falls das Bild jeder<br />

beschränkten Menge in einer kompakten Menge enthalten ist (relativ kompakt ist), mit anderen<br />

Worten<br />

M beschränkt ⇒ K(M) kompakt.<br />

Schreibe: K ∈K(X, Y ), K(X, X) =K(X).<br />

2.34 Bemerkung.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Es langt zu fordern, dass das Bild der Einheitskugel in einer kompakten Menge enthalten<br />

ist, denn jede beschränkte Menge M ist in einer Kugel B(0,R) (R hinreichend groß)<br />

enthalten. Daher<br />

K(M) ⊆ K(B(0,R)) ⊆ RKB(0, 1).<br />

K(M) ist als abgeschlossene Teilmenge einer kompakten Menge kompakt.<br />

2.35 Lemma. X, Y, Z, W seien Banachräume. K ∈K(X, Y ). Danngilt:<br />

(a) K + B ∈K(X, Y ) <strong>für</strong> B ∈K(X, Y ).<br />

(b) λK ∈K(X, Y ).<br />

(c) BK ∈K(X, Z) <strong>für</strong> B ∈L(Y,Z).<br />

(d) KB ∈K(W, Y ) <strong>für</strong> B ∈L(W, X).<br />

Insbesondere ist K(X) ein Ideal in L(X).<br />

2.36 Satz. K(X, Y ) ist abgeschlossen in L(X, Y ).<br />

32


2.37 Lemma. Operatoren mit endlich-dimensionalem Bild sind kompakt.<br />

2.38 Satz. X sei ein Banachraum, K ∈K(X),λ ≠0.Danngilt<br />

(a)<br />

(b)<br />

(c)<br />

(d)<br />

(e)<br />

Kern (λI − K) ist endlich-dimensional.<br />

Es gibt eine Projektion P ∈L(X) mit Bild P =Kern(λI − K).<br />

Bild (λI − K) abgeschlossen.<br />

Ist dim X = ∞, so ist 0 ∈ σ(K).<br />

Das Spektrum σ(K) <strong>von</strong> K ist eine diskrete Teilmenge <strong>von</strong> C,dereneinzigermöglicherHäufungspunkt<br />

Null ist. Es besteht nur aus Eigenwerten endlicher Vielfachheit. Ist dim X = ∞,<br />

so ist 0 ∈ σ(K) <strong>und</strong> die Eigenwerte ≠0bilden eine (evtl. endliche) Nullfolge.<br />

2.39 Lemma. Für K ∈L(H), H ein Hilbertraum, ist äquivalent:<br />

(1) K kompakt.<br />

(2) KK ∗ kompakt.<br />

(3) K ∗ kompakt.<br />

(4) K ∗ K kompakt.<br />

2.40 Fredholmoperatoren. Es seien X, Y Banachräume. Ein beschränkter linearer Operator<br />

T : X → Y heißt Fredholmoperator, wenn dim Kern T0 mit der Eigenschaft, dass alle<br />

Elemente T ′ ∈L(X, Y ) mit ‖T − T ′ ‖

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