Die Lagerung eines Unternehmens
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Die Lagerung eines Unternehmens
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<strong>Lagerung</strong><br />
„Auch im Lager lässt sich viel sparen“<br />
1.1. Arten der <strong>Lagerung</strong>:<br />
‣ der räumlichen Gestaltung des Lagers<br />
- offenes (Kundenfahrzeuge)<br />
- halboffenes (überdachter Lagerplatz)<br />
- geschlossenes (Halle, Gebäude)<br />
‣ der Eigentumsverhältnisse<br />
- Fremdlager: gemietet vom Lagerhalter, Vermieter<br />
- Eigenlager<br />
‣ der räumlichen Lage des Lagerstandards<br />
- zentrales Lager<br />
- dezentrales Lager (in Kundennähe)<br />
‣ der zollrechtlichen Gesichtspunkten<br />
- Inlandslager<br />
- Auslandslager<br />
‣ der Eigentums- und zollrechtlichen Gesichtspunkten<br />
- Kommissionslager: selbstständiger Lagerhalter, ein Unternehmen überlässt als Auftraggeber<br />
(Kommittent = hat die Rechte) einem Beauftragten (Kommissionär =<br />
unmittelbarer Besitzer) Ware zum Verkauf<br />
- Konsignationslager: Kommissionslager im Ausland<br />
‣ der Sonderaufgaben<br />
- Lager für Gefahrstoffen<br />
- Tank, Kühllager, Silo<br />
‣ des Platzsystems<br />
- Freiplatzsystem = Chaotische <strong>Lagerung</strong> und bedeutet, das die Ware dort eingelagert wird, wo<br />
etwas frei ist<br />
- Vorteil: optimale Lagerausnutzung, Flexibilität bei neuen Wareneingängen<br />
- Nachteil: kein schnelles Auffinden<br />
- Festplatzsystem = Fachzoneneinteilung = feste Lagerplatzordnung, d.h. Ware lagert immer an<br />
den für sie vorgesehenen Ort<br />
- Vorteil: Schnelles Auffinden<br />
- Nachteil: keine optimale Lagerplatzausnutzung
<strong>Lagerung</strong><br />
1.2. Strategien der <strong>Lagerung</strong>:<br />
Lagerstrategien Kurzbeschreibung Vorteile Nachteile<br />
Fifo – Prinzip (First in /<br />
First out)<br />
Zuerst eingelagerte<br />
Materialien (first in)<br />
werden zuerst wieder<br />
ausgelagert (first out)<br />
- keine Wertminderung<br />
- kein Qualitätsverlust<br />
- Vermeiden von langen<br />
Lagerzeiten<br />
- Aufwendungen in der<br />
Koordination<br />
Lifo – Prinzip (Last in /<br />
First out)<br />
Zuletzt eingelagerte Ware<br />
(last in) wird zuerst<br />
wieder ausgelagert (first<br />
out)<br />
- Materialverbrauch mit<br />
möglichst gegenwärtigen<br />
Einstandspreisen<br />
abgerechnet<br />
- Qualitätsverlust<br />
- längere Lagerzeiten<br />
Hifo – Prinzip (Highest<br />
in / First out)<br />
<strong>Die</strong> Ware mit dem<br />
höchsten Einstandspreis<br />
wird zu erst entnommen.<br />
<strong>Die</strong> Ware mit den<br />
niedrigen Preis bilden<br />
somit den Endbestand.<br />
- bei permanent<br />
steigenden Preisen = Lifo<br />
- bei permanent fallenden<br />
Preisen = Fifo<br />
Fachzoneneinteilung<br />
= feste<br />
Lagerplatzordnung<br />
Ware liegt immer an<br />
einem für sie<br />
vorgeschrieben Platz<br />
- Ware ist schnell<br />
auffindbar<br />
- keine optimale<br />
Raumausnutzung<br />
= Festplatzlagerordnung<br />
Chaotische <strong>Lagerung</strong><br />
Oder Freiplatzordnung<br />
Ware kommt dahin, wo<br />
etwas frei ist<br />
- optimale<br />
Raumausnutzung<br />
- Flexibilität bei neuen<br />
Sortiment steigt<br />
- kein schnelles<br />
Auffinden der Ware<br />
(Lagerorganisation muss<br />
bestens organisiert sein)<br />
<strong>Die</strong> meisten Betriebe arbeiten nach dem chaotischen Prinzip wegen der optimalen Ausnutzung des Lagerplatzes
<strong>Lagerung</strong><br />
1.3. Organisation der <strong>Lagerung</strong>:<br />
‣ Allgemeine Grundsätze:<br />
- oberster Grundsatz: Wirtschaftlichkeit des Lagers W=<br />
- optimale Flächen- und Raumausnutzung:<br />
Umsatz<br />
Kosten<br />
Bsp. 1): Gesamtlagerfläche: 1500m²<br />
Tatsächlich genutzte Fläche: 1050m²<br />
1050m²<br />
Flächennutzungsgrad = 100% 70%<br />
1500m²<br />
Bsp.2): Gesamtvolumen: 5000m³<br />
Genutzte Fläche: 3000m³<br />
3000m³<br />
Raumausnutzungsgrad = 100% 60%<br />
5000m³<br />
1.3.1. Gesichtspunkte, die bestimmend sind für die Größe des benötigten Lagerraumes:<br />
- Menge der einzulagernden Ware -> Absatz/Nachfrage<br />
- Gesetzliche Bestimmungen<br />
- Art der Ware -> Größe, Stapelfähigkeit<br />
- Aggregatzustand der Ware<br />
- Optimale Bestellmenge<br />
- Lieferzeit<br />
- Technik im Lager<br />
Erzielung einer maximalen Lagerumschlagsleistung<br />
Lagerkosten senken, Wirtschaftlichkeit erhöhen, denn nur so steigt der Umsatz<br />
1.3.2. Einsatz moderner Lagertechnik<br />
- Hubwagen<br />
- Regalsysteme<br />
- Regalfördergeräte<br />
- PC<br />
(Erzeugen durch Abschreibung und steigernde Kapitalkosten „Kosten“, wichtig für Bilanz)<br />
1.3.3. Bestands- und Qualitätssicherung durch Lagerkontrolle<br />
- Inventur (Stichtaginventur, permanente Inventur, verlegte Inventur)<br />
- Haltbarkeitsdauer<br />
- Luftfeuchtigkeit<br />
1.3.4. Flexibilität der Lagerorganisation<br />
Eine gute Lagerorganisation bedarf <strong>eines</strong> ausgeklügelten Lagerplanes, mit dessen Hilfe das geführte Material<br />
suchgerecht eingelagert wird und benötigte Ware schnell aufgefunden wird<br />
Lagerplatznummer: 10 – 8 – 2 – 22<br />
Lagerplatzbelegung Lagerraum Regal Regalebene Fach
<strong>Lagerung</strong><br />
1.4. Eigen- oder Fremdlager<br />
‣ Wann Fremdlager?<br />
- wenn langfristige positive Geschäftsentwicklung nicht sicher sind<br />
- Zentrales oder dezentrales Lager immer mit Kundennähe<br />
konkurrenzfähig<br />
- bei wenig EK und geringer Lagerkapazität<br />
1.4.1. Der Lagerhalter<br />
= selbstständiger gewerbemäßiger Kaufmann nach HGB<br />
‣ Pflichten<br />
- Ware prüfen:<br />
- Lieferscheinprüfen<br />
- Quittung ausstellen nach Grobkontrolle<br />
- Feinkontrolle (Stippvisite)<br />
- Einlagerung (fest/chaotisch)<br />
- Lieferschein einbuchen (Inventur korrekt)<br />
- Sorgfaltspflicht (Gebrauchswert erhalten)<br />
- Ware versichern<br />
- Lagerschein ausstellen (Bestätigung des Erhalt der Ware)<br />
‣ Rechte<br />
- Entgelt<br />
- Auslagenerstattung (Kosten die nicht im Entgelt enthalten sind: Lagerbedingungen)<br />
- Pfandrecht an der Ware (Zahlungen bleiben vom Mieter aus)<br />
- Kündigungsrecht<br />
- Selbsthilfeverkauf vornehmen (wenn Zahlung der Mieter den Zahlungen nicht nachkommt)<br />
- Notverkauf (bei leichtverderblicher Ware wie Obst)<br />
- kommissionieren = eine Ware zu einem Sortiment zusammenstellen<br />
1.4.2. Vergleichsrechnung Eigen- und Fremdlager<br />
Ermittlung der Kosten bei Eigen- und Fremdlagerung<br />
Kosten der Eigenlagerung: Fixkosten: 100.000€<br />
Variable Kosten: 20€/Stück<br />
Kosten der Fremdlagerung:<br />
28€/Stück<br />
Eigenlagerungskosten: 340.000€<br />
Fremdlagerungskosten: 336.000€<br />
Ø Lagermenge 12.000Stück<br />
Ermittlung der kritischen Lagermenge<br />
Kritische Lagermenge (=Kosten der Eigen- und Fremdlagerung sind gleich groß):<br />
Eigenlagerungskosten = Fremdlagerungskosten<br />
100.000€ + 20€x = 28€x<br />
100.000€ = 8€x<br />
x = 12.500€
<strong>Lagerung</strong><br />
1.5. Zentrale / Dezentrale <strong>Lagerung</strong><br />
Vor- und Nachteile der zentralen bzw. dezentralen <strong>Lagerung</strong>:<br />
Zentrale <strong>Lagerung</strong><br />
Dezentrale <strong>Lagerung</strong><br />
= <strong>Lagerung</strong> der Ware nicht in Kundennähe = Ware wir nach Bestellung zur Lieferung in Kunden-<br />
nähe gelagert<br />
Vorteile Nachteile Vorteile Nachteile<br />
Gesamtübersicht über Art und<br />
Menge der eingelagerten Ware<br />
Risiken für<br />
eingelagerte Ware<br />
Risiken für<br />
eingelagerte Ware<br />
Gesamtübersicht über Art und<br />
Menge der eingelagerten Ware<br />
fehlt<br />
Ausnutzung der vorhandenen<br />
Lagerräume und -Einrichtungen<br />
Transportwege,<br />
Transportkosten<br />
Transportwege,<br />
Transportkosten<br />
Kein Ausnutzung der<br />
vorhandenen Lagerräume und -<br />
Einrichtungen<br />
Umfang der Kapitalbindung<br />
Kommunikation<br />
zwischen Lager und<br />
Betrieb<br />
Kommunikation<br />
zwischen Lager und<br />
Betrieb<br />
Umfang der Kapitalbindung<br />
Höhe der anfallenden Raum- und<br />
Verwaltungskosten<br />
Höhe der anfallenden Raum- und<br />
Verwaltungskosten<br />
Rationalisierungsmöglichkeiten<br />
im Lager<br />
Rationalisierungsmöglichkeiten<br />
im Lager<br />
1.6. Lagerkosten<br />
1.6.1. Allgemeine Kostenbetrachtung<br />
Fixkosten<br />
= sind leistungsunabhängige und für gewisse<br />
Zeiträume konstant und laufen ab einer<br />
Produktionseinheit = 0 auf<br />
Variable Kosten<br />
= leitungsabhängig, entstehen bei einer<br />
Produktionseinheit = 1<br />
- Beachte: - Wenn die Kapazität nicht voll ausgelastet<br />
ist, entstehen Leerkosten<br />
- Bei Kapazitätserweiterung kommt es zu<br />
„Sprungfixenkosten“, die dann wieder für<br />
einen gewissen Zeitraum konstant sind<br />
typisch sind Miete/Pacht, Gehalt, Abschreibungen<br />
typische sind Materialkosten, Provisionen, Steuern,<br />
Tel.-gebühren
<strong>Lagerung</strong><br />
1.6.2. engere Kostenbetrachtung<br />
‣ Kosten der reinen Lagerhaltung<br />
- Raumkosten (Strom- und Heizkosten)<br />
- Kosten aus Lagerbeständen (Inventur)<br />
- Kosten für die Lagereinrichtung (Kosten für Lagersysteme & -technik)<br />
‣ Kosten für Behandlung der lagernden Güter<br />
- Kosten der Güterbewegung (Kosten für das Wenden der Ware)<br />
- Kosten der Qualitätssicherung (Kosten für Kühlung / Klimaanlage)<br />
- Kosten der Qualitätsverbesserung (Kosten für die Warenprüfung)<br />
- Kosten für sonstige Behandlungen<br />
‣ Kosten der Leitung und Verwaltung (Kosten für Büromaterial)<br />
‣ Risikokosten (kalkulatorische Kosten) (Kosten für Schwund & Verderb)<br />
1.6.3. Kostenverläufe/ Gesamtkostenbetrachtung<br />
1. linear/ proportional<br />
Kosten<br />
Variable Kosten<br />
Fixkosten<br />
Menge<br />
2. prokressiv/ überproportional<br />
Kosten<br />
Variable Kosten<br />
Fixkosten<br />
Menge<br />
3. dekressive/ unterproportional<br />
Kosten<br />
Variable Kosten<br />
Fixkosten<br />
Menge
<strong>Lagerung</strong><br />
1.7. Übungen<br />
Beispiel 1)<br />
1.Periode: 500St.<br />
Gesamtkosten: 280.000€<br />
2. Periode: 200St.<br />
Gesamtkosten: 220.000€<br />
Kapazitätsgrenze = 600St. Stückerlös = 700€<br />
1. Berechnen Sie die Fixkosten und geben Sie die Kostenfunktion an!<br />
2. Bei welcher Stückzahl liegt die Nutzenschwelle? (Brake-even-point)<br />
3. Berechnen Sie die Stückkosten bei einem Output von 400St.!<br />
4. Wie verändert sich die Stückosten bei steigenden Output?<br />
5. Wie viel Stück müssen hergestellt werden um einen Gewinn von 100.000€ zu erzielen?<br />
Zu 1.)<br />
500x + FK = 280.000€<br />
200x + FX = 220.000€<br />
x = 200€/St.<br />
Oder!!<br />
280.000€ - 220.000€ = 60.000€<br />
500St. – 200St. = 300St.<br />
60.000€/300St. = 200€/St. = VK<br />
Zu 2.)<br />
K = FK + VK<br />
K = FK + 200€*x<br />
280.000€ = FK + 200€*500St. FK = 180.000€<br />
- an diesem Punkt sind Kosten = Erlösen!!<br />
Zu 3.)<br />
K = FK + VK<br />
K = 180.000€ + 200€<br />
*400St. K = 180.000€ +<br />
80.000€/St.<br />
K = 260.000€/St.<br />
FK + VK = 700€*x<br />
180.000€ + 200€*x = 700€*x x = 360St.<br />
Auf 1St. berechnen: 260.000€/St. / 400St. = 650€
<strong>Lagerung</strong><br />
Zu 4.)<br />
Zu 5.)<br />
- Verbal: bei steigendem Output fallen die Stückkosten, weil die Fixkosten sich auf eine größere Output-<br />
Menge bezieht<br />
- Rechnerisch: gleicher rechnerische Weg wie bei Aufgabe 3, nur mit mehr als 400 Stück, z.B. 600St.<br />
Gewinn von 100.000€<br />
500€, d.h. siehe verbale Begründung<br />
Gewinn = Erlöse - Kosten<br />
100.000€ = 700€*x – (180.000€ + 200€*x)<br />
= 500€*x – 180.000€<br />
x = 560St.<br />
Beispiel 2)<br />
Zu 1.)<br />
Max. Kapazität = 100.000St.<br />
Verkaufspreis/ St. = 25€<br />
Fixkosten = 200.000€<br />
Variable Kosten/ St. = 20€<br />
1. Es werden 70.000St produziert. Ermitteln Sie den Teil der Fixkosten, der auf die nicht genutzte<br />
Kapazität entfällt!<br />
2. Wie hoch sind die Leer- und Nutzkosten bei einer Menge von 60.000St?<br />
3. Untersuchen Sie den Zusammenhang zw. dem Verhältnis von Leer- und Nutzkosten und der<br />
Entwicklung der Durchschnittsstückkosten!<br />
4. Bei welcher Menge erreicht der Betrieb sein Betriebsoptimum?<br />
5. Kann sich in einem Unternehmen Verlust ergeben, wenn die gesamten Fixkosten zu Nutzkosten<br />
geworden sind?<br />
Zu 2.)<br />
100.000St. = 200.000€<br />
70.000St. = x€ x = 140.000€ der nicht genutzte Teil ist die Differenz der<br />
Fixkosten bei 100.000St. und 70.000St., d.h.<br />
die Fixkosten betragen 60.000€<br />
100.000St. = 200.000€<br />
60.000St. = x€ x = 120.000€ = Nutzkosten<br />
40.000St. = x€ x = 80.000€ = Leerkosten<br />
Zu 3.)<br />
Je höher die Nutzkosten, desto niedriger die Leerkosten und die Durchschnittsstückosten.
<strong>Lagerung</strong><br />
Zu 4.)<br />
Fiktives Beispiel:K = FK + VK<br />
280.000€ = 200.000€ + VK*400St. VK = 200€<br />
280.000€ = 250.000€ + VK*400St. VK = 75€<br />
Betriebsoptimum liegt bei der max. Kapazität, welche bei 100.000St. liegt, weil dort die Stückkosten am<br />
geringsten sind. <strong>Die</strong> Gesamtkosten aber am höchsten.<br />
Zu 5.)<br />
Nein, denn das bedeutet eine 100%ige Kapazitätsauslastung!