Tag 2 – Die Küste und Lahemaa Die Nordküste lässt einen die Hektik der Stadt schnell vergessen. Die erste Anlaufstelle für Naturliebhaber ist die 31 Meter hohe Steilküste von Türisalu, ein Vorgebirge, <strong>das</strong> bis in den Finnischen Meerbusen hineinragt und einen unvergleichlichen Blick über <strong>das</strong> Meer bietet. Dessen Kalksteinklippen wurden vom geschichtsträchtigen Fluss Newa geformt, der von Russland aus kommend in die Ostsee fließt. Dieser Küstenabschnitt ist besonders charakteristisch für Nordestland. Die Straße am Kliff entlang führt zum Dorf Keila-Joa, benannt nach dem sechs Meter hohen Wasserfall, der in den Fluss Keila stürzt. Der Wasserfall gehört zu den imposantesten Estlands und wird während des Hochwassers im Frühling und im Herbst bis zu 70 Meter breit. Flussaufwärts gibt es zwei Fußgängerbrücken, die einem drolligen russischen Brauch huldigen: Frischvermählte Paare befestigen an der Brücke Vorhängeschlösser mit ihren eingravierten Namen und werfen die Schlüssel in den Fluss. Ein Zeichen ewiger Verbundenheit. Militärbegeisterte werden sich an der einstigen Sängerwiese während des Sängerfestes Ganz in der Nähe steht <strong>das</strong> aufregend neue KUMU Kunstmuseum, <strong>das</strong> größte multifunktionale Kunstzentrum in Skandinavien und dem Baltikum. Die Dauerausstellung widmet sich der estnischen Kunstgeschichte seit dem 18. Jahrhundert, während die temporären Ausstellungen moderne Kunst aus Estland und dem Rest der Welt zeigen. Vom Kadriorg Park aus führt ein kurzer Weg zu Tallinns Sängerfestplatz, wo alle fünf Jahre Estlands Sängerfestival stattfindet. Die 1959 erbaute Bühne bietet bis zu 25000 Sängern Platz. <strong>Hier</strong> traten bereits Michael Jackson, die Rolling Stones, Elton John und Tina Turner auf. Erst kürzlich sang hier Madonna vor über 70000 Fans. Kunstmuseum KUMU Vom Sängerfestplatz ist es nur ein kurzer Weg zur Tallinner Bucht, um die Ruinen des St. Brigittenklosters (Pirita Convent) zu besuchen. Neben dem alten Kloster, <strong>das</strong> im 15. Jahrhundert geweiht wurde, steht inzwischen ein modernes, 2001 eröffnetes Klostergebäude. Der Blick von Pirita in Richtung Altstadt, Hafen und <strong>das</strong> moderne Viertel Tallinns ist spektakulär. Pirita beheimatet auch Estlands größten Yachthafen, Austragungsort der Segelwettbewerbe der Olympischen Spiele 1980 in Moskau. Der Strand von Pirita ist <strong>das</strong> Paradies für Tallinns Sonnenanbeter. Fast die gesamte Nordküste Estlands hat ähnliche, von Kiefern gesäumte Sandstrände. Tallinn ist der ideale Ort für Museumsliebhaber: Neben dem KUMU und dem Kadriorg Palast lassen <strong>das</strong> Historische Museum sowie <strong>das</strong> “Museum der Besetzung und des Kampfes für die Freiheit Estlands” den Besucher in Kunst und Geschichte eintauchen. Die Stadt bietet außerdem ein Naturkundemuseum, Schifffahrtsmuseum und ein Medizinisches Museum. Tallinns Freilichtmuseum im Rocca al Mare Bezirk ist eine Reise in die Vergangenheit dank rekonstruierter Behausungen der estnischen Landbevölkerung des 17. bis 20. Jahrhunderts. Tallinns Zoo ist international bekannt für seine Bergziegen und Dickhornschafe – es ist <strong>das</strong> Zuhause von über 2000 Tieren und mehr als 500 Arten. Die Wasserfälle von Jägala "Hexenbrunnen" in Tuhala Garnisonsstadt Paldiski mit ihrer klassischen Sowjetarchitektur erfreuen, die ihre Glanzzeit während der sowjetischen Nachkriegsära hatte. Zu den landschaftlichen Attraktionen zählen die Kalkstein- Erhebungen vor den Pakri-Inseln, wo übrigens bald einer der größten Windparks Estlands entstehen soll. Die Pakri-Inseln sind bequem mit dem Schiff zu erreichen und bieten sich für einen Tagesausflug mit Spaziergängen und Wanderungen an. Weiter die Küste entlang stößt man auf die die Ruinen des Klosters Padise, <strong>das</strong> im 14. Jahrundert von Zisterzienser-Mönchen gegründet wurde. Von den Mönchen geht es weiter zu Estlands größter und ältester Brauerei in Saku. Das alte Brauerei- Gebäude beherbergt ein Museum, <strong>das</strong> traditionelle Gerätschaften für die Bierherstellung ausstellt. Eine Bier-Verkostung sollte man sich nicht entgehen lassen. Der nächste Stopp ist Tuhala, Estlands größte Karstlandschaft. Im gleichnamigen Fluss gibt es ein spektakuläres Naturphänomen zu bewundern: den “Hexenbrunnen”. Wenn es nach schweren Regenfällen zu Hochwasser kommt, beginnt der Fluss zu “kochen” und spuckt aus einer unterirdischen Quelle bis zu 100 Liter Wasser pro Sekunde aus. Laut Legende peitschen sich dann die Hexen unten im Brunnen mit Zweigen aus. Auf dem Weg nach Lahemaa, Estlands größtem Nationalpark, befinden sich Estlands älteste Hügel- 6 Estland entdecken Estland entdecken 7