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Andreas Nierhaus - Europaforum Wien

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die sich hinter einer Rhetorik des Bewahrens, Erhaltens, des Verbindens von Alt und<br />

Neu, des Weiterbauens an der historischen Stadt verbirgt. Ja, es muss weitergebaut<br />

werden, die Frage ist aber, ob die Öffentlichkeit diesen Weiterbau bis zu einem<br />

gewissen Maß steuert, oder ob man die Impulse zum Weiterbau ganz den Investoren<br />

überlässt, wie es mitunter in <strong>Wien</strong> den Anschein hat. Letzteres hat meines Erachtens<br />

fatale Konsequenzen, auch für die Qualität des öffentlichen Raumes.<br />

Wie lässt sich nun europäische Stadtgeschichte in <strong>Wien</strong> nachvollziehen, ja, ist das<br />

überhaupt möglich, gibt es eine „europäische Stadtgeschichte“ oder gibt es viele<br />

Stadtgeschichten? Auch wenn Sie jetzt anderes erwarten: Ich werde im Folgenden<br />

nicht von der Vergangenheit sprechen – denn die Bedeutung <strong>Wien</strong>s – wobei ich die<br />

Grenzen des Welterbe-Areals weiter ausdehnen würde – als einzigartiges<br />

architektonisches, städtebauliches, künstlerisches Ensemble stelle ich nicht in Frage,<br />

und eine nochmalige Aufzählung der Gründe, warum dem so ist, halte ich nicht für<br />

sinnvoll; ich möchte vielmehr von der europäischen Stadt der Gegenwart sprechen,<br />

und ob und wie sich ihre gegenwärtigen Phänomene und Probleme in <strong>Wien</strong><br />

nachvollziehen lassen.<br />

Eine solche europäische Stadtgeschichte könnte etwa von der noch vor wenigen<br />

Jahren in dieser Form nicht vorhersehbaren Wiederentdeckung der Städte als<br />

Wohnorte und dem Boom des Städtetourismus sprechen. Positiv dabei: Wachstum<br />

ist gut, vor allem, wenn sich damit ökonomisch Rendite erzielen lässt. <strong>Wien</strong> wächst<br />

wieder der Zweimillionengrenze entgegen, ist Drehscheibe, Sitz internationaler<br />

Unternehmen. <strong>Wien</strong>, so stand am vergangenen Montag in der Zeitung zu lesen, liegt<br />

in einer Studie mittlerweile auf Platz 17 der meistbesuchten Städte der Welt.<br />

Die Kehrseite dieser neuen Hoch-Zeit ist jedoch, dass der ökonomische Druck auf<br />

die Stadt – und wir reden hier und heute von der historischen Innenstadt, und ich<br />

spreche konkret vom Druck der Investoren – ständig zunimmt, ja unerträglich wird.<br />

Mir scheint nun einerseits, dass die politischen Instrumente, um diesem Druck<br />

beizukommen, unbrauchbar geworden sind bzw. der Schärfung bedürfen, und<br />

andererseits, dass man diesen Druck an den so genannten Schalthebeln der Macht<br />

derzeit noch ebensowenig zu spüren oder ernst zu nehmen bereit ist wie in der<br />

breiten Bevölkerung. Man wird ihn dann spüren, wenn es bereits zu spät ist.

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