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INHALTSVERZEICHNIS<br />

Einleitung<br />

Abschnitt E1 Zielsetzung eines Trainers im modernen Fußball<br />

Der systemische Blickwinkel: Gibt es eine Struktur im Fußball?<br />

Kann man sinnvoll Eingreifen und Einwirken?<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Gewinnen ist Alles!<br />

Theorieblock I: Die Zielsetzung im System Trainer<br />

9‐25<br />

10<br />

11<br />

11<br />

Abschnitt E2 Kriterien eines modernen Trainers<br />

18<br />

Der systemische Blickwinkel: Was ist ein guter Trainer?<br />

Kann man die Qualität schon im Vorfeld feststellen?<br />

18<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Dem Zufall ausgeliefert <strong>–</strong> Trainereinstellung und Trainerbeurteilung<br />

im Alltag<br />

20<br />

Theorieblock II: Die Theorie der „guten Führung“<br />

21<br />

Zusammenfassung der Einleitung: „Rien ne va plus“<br />

23<br />

Erstes Kapitel: Sachkompetenz<br />

Abschnitt EK1 Entscheidung für einen Spielstil<br />

Der systemische Blickwinkel: Was sind Spielstile überhaupt?<br />

Hat nicht jeder Trainer seine eigene Philosophie?<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Des Kaisers neue Kleider<br />

Theorieblock III: Die zwei Reinformen von Spielideen<br />

Abschnitt EK2 Eine Vorstellung von der Basisformation entwickeln (Organisationsform)<br />

Der systemische Blickwinkel: Welche Basisformationen gibt es überhaupt?<br />

Was können sie leisten, was nicht?<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Die Steinzeit des Fußballs<br />

Theorieblock IV: Die Basisformationen im modernen Fußball<br />

26‐86<br />

28<br />

28<br />

31<br />

33<br />

39<br />

39<br />

44<br />

45<br />

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5


Abschnitt EK3 Eine Vorstellung von den Basisaufgaben jeder Spielposition entwicke<br />

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59<br />

Der systemische Blickwinkel: Wie erstelle ich eine sinnvolle Aufstellung?<br />

Wie erkenne ich die Eignung eines Spielers für eine bestimmte Position?<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Teil1 ‐ Unzeitgemäße Aufgaben, Teil2 ‐ Der Neue<br />

Theorieblock V: Theorie und Praxis der Positionsbeschreibung<br />

59<br />

60<br />

62<br />

Abschnitt EK4 Eine Vorstellung von den einzelnen Abläufen in den verschiedenen Phasen des Spiels<br />

haben (Automatismen)<br />

69<br />

Der systemische Blickwinkel: Was versteht man im Fußball unter Automatismen?<br />

Schränken sie nicht die Kreativität ein?<br />

70<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Die „Messi‐Gala“<br />

73<br />

Theorieblock VI: Automatismen in der Fußballpraxis<br />

74<br />

Zusammenfassung des ersten Kapitels: Der kategorische Imperativ der Trainerausbildung<br />

85<br />

Zweites Kapitel: Potentialanalyse<br />

87‐143<br />

Abschnitt ZK1 Der Trainer muss eine Vorstellung von der Entwicklung im Kinder und Jugendfußball<br />

haben<br />

Der systemische Blickwinkel: Kann man überhaupt „gezielt“ ausbilden?<br />

Was versteht man unter „gezielt“? Wie macht man es?<br />

Öffentlicher Blickwinkel: Die sieben und mehr Todsünden der Jugendausbildung<br />

Theorieblock VII: Zielgerichtete Jugendausbildung<br />

Abschnitt ZK2 Der Trainer muss eine Vorstellung davon haben, in welchen Bereichen er einen erwachsenen<br />

Fußballer noch weiterbringen kann<br />

Der systemische Blickwinkel: Wie kann ich bei Erwachsenen Lernerfolge erreichen?<br />

In welchen Bereichen können sie überhaupt etwas dazulernen?<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Trainingslehre und Trainingsleere<br />

Theorieblock VIII: Trainingsfelder im Erwachsenenbereich<br />

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89<br />

89<br />

92<br />

98<br />

125<br />

125<br />

126<br />

127<br />

6


Abschnitt <strong>©</strong> ZK3 <strong>by</strong> Der <strong>onLi</strong>-<strong>Verlag</strong> Trainer muss eine Vorstellung <strong>–</strong> <strong>bfp</strong> <strong>Versand</strong> von seinem <strong>Anton</strong> eigenen Kenntnisstand <strong>Lindemann</strong> haben eK und danach<br />

sein Trainerteam aussuchen<br />

133<br />

Der systemische Blickwinkel: Wie stelle ich ein Trainerteam zusammen? An welchen Kriterien<br />

orientiere ich mich dabei?<br />

133<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Tradition ist eine Laterne…<br />

134<br />

Theorieblock IX: Das „Erkenne dich selbst“ des Trainers<br />

136<br />

Zusammenfassung des zweiten Kapitels: Potential und Sympathie<br />

141<br />

Drittes Kapitel: Vermittlung<br />

Abschnitt DK1 Störgrößen in der Kommunikation<br />

Der systemische Blickwinkel: Wie vermittle ich meine Sicht von Fußball?<br />

Gibt es nicht Spieler, die einfach nicht verstehen können?<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Englische Mädchen<br />

Theorieblock X: Vermittlungsmedium Trainingseinheit<br />

144‐169<br />

146<br />

146<br />

148<br />

149<br />

Abschnitt DK2 Störgrößen in der Methodik<br />

159<br />

Der systemische Blickwinkel: Was trainiere ich wann, wie und weshalb?<br />

Reicht es nicht, wenn ich mir aus Publikationen oder dem Internet Übungen zusammenstelle?<br />

159<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Teambuilding und Motivation<br />

160<br />

Theorieblock XI: Beispiele für sinnvolle Trainingsblöcke<br />

163<br />

Zusammenfassung des dritten Kapitels: „Alles“ aus einer Trainingsform herausholen<br />

167<br />

Viertes Kapitel: Situatives Handeln und Analysieren<br />

169‐214<br />

Abschnitt VK1 „Psychologisches Teambuilding“<br />

172<br />

Der systemische Blickwinkel: Wozu brauche ich Psychologie? Genügen uns nicht Menschenkenntnis<br />

und Empathie?<br />

172<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Das Problem mit Geisteswissenschaften<br />

173<br />

Theorieblock XII: „Sozialpsychologische“ Phänomene und Evolutionspsychologische Theorien<br />

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175<br />

7


Abschnitt <strong>©</strong> VK2 <strong>by</strong> Vorstrukturiertes <strong>onLi</strong>-<strong>Verlag</strong> Beobachten <strong>–</strong> <strong>bfp</strong> <strong>Versand</strong> <strong>Anton</strong> <strong>Lindemann</strong> eK<br />

187<br />

Der systemische Blickwinkel: Ist nicht jede Analyse relativ, da Abhängig vom Auge des<br />

Betrachters? Hat nicht jeder seine eigenen Schwerpunkte?<br />

187<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Die Spiel‐ und Saisonnachlese<br />

188<br />

Theorieblock XIII: Richtiges Analysieren<br />

192<br />

Abschnitt VK3 Die „Position“ des Trainers im ganzheitlichen Umfeld eines Spielers<br />

Der systemische Blickwinkel: Wie kann ich führen, ohne mich dabei<br />

selber zu verbiegen? Wie bekomme und behalte ich meine Autorität?<br />

Öffentlicher Blickwinkel: Ein gutes Jahr haben<br />

Theorieblock XIV: Führungsstile im Fußball<br />

Abschnitt VK4 Zwei Sonderfälle: Wettkampfsteuerung und Spielbeobachtung<br />

Der systemische Blickwinkel: Wie und wann kann ich in einem Wettkampf eingreifen?<br />

Was sind die Auslöser?<br />

Der öffentliche Blickwinkel: Der Laute und der Leise<br />

Theorieblock XV: Den Archimedischen Punkt nutzen<br />

Zusammenfassung des vierten Kapitels: Das Merkmal eines „Trainertalentes<br />

Der Epilog<br />

195<br />

195<br />

200<br />

203<br />

210<br />

210<br />

210<br />

211<br />

214<br />

216<br />

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8


Einleitung: Zielsetzung und Kriterien eines modernen Trainers<br />

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Der „Gewinnen ist Alles“ Trainertyp<br />

In der hier vorgestellten Systematik, in der die Person Trainer mit all seinen Facetten dargestellt<br />

und eine Qualitätsanalyse möglich gemacht werden soll, gelangen wir mit der Zielsetzung<br />

„Gewinnen“ an den denkbar ungünstigsten Zustand: Ein Minimum an Führungsstärke<br />

und ein Maximum an Unsicherheit.<br />

Ein Trainer dieser Kategorie drischt typischerweise folgende Sätze:<br />

Zur Spielanalyse: „Wir müssen besser in die Zweikämpfe kommen…“<br />

„Der Einsatz, die Laufbereitschaft hat heute nicht gestimmt…“<br />

„Wir waren heute nicht auf dem Platz…“<br />

„Mit Spitze, Hacke, eins, zwei, drei kann man kein Spiel gewinnen…“<br />

Während des Spiels: „Fußball spielen, wir müssen wieder Fußball spielen…“<br />

„Mensch, seht ihr das denn nicht, da müsst ihr was machen…“<br />

„Der steht immer frei, warum steht der denn immer frei…“<br />

Schlüsse ziehen: „Aggressiver auftreten…“<br />

„Mehr anstrengen…“<br />

„Mehr laufen…“<br />

„Besser spielen…“<br />

Eine konkrete Antwort auf die Frage nach dem „Wie?“ werden sie von solch einem Trainer<br />

niemals bekommen.<br />

Neuausrichtung alter Zielvorgaben<br />

„Gewinnen“ ist also keine gültige Zielsetzung für einen guten Trainer. Bevor wir uns aber<br />

unserer Zieldefinition zuwenden, müssen wir noch einen kleinen Umweg machen.<br />

Ein brauchbarer Weg, der oftmals bestritten wird, ist es, sich an den Spielregeln zu orientieren<br />

und hier wird man auch schnell fündig. Das Spielziel sei es, selber so viele Tore wie nur<br />

möglich zu erzielen und auf der anderen Seite so wenig Tore wie nur möglich zu kassieren.<br />

Wer diese beiden Aufgaben in einer gewissen Zeit am effektivsten erfüllt, wird am Ende zum<br />

Sieger erklärt. Diese einfache Umformulierung bringt uns schon einen gehörigen Schritt weiter,<br />

denn jetzt haben wir es schon eher mit gezielten Aufgaben zu tun und können uns eher<br />

ein Bild von Fehleranalysen und Ähnlichem machen, dennoch sind wir noch nicht ganz am<br />

Ziel.<br />

„Entweder man ist schwanger oder man ist es nicht, man kann nicht halbschwanger sein.“<br />

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Rudi Völler<br />

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Einleitung: Zielsetzung und Kriterien eines modernen Trainers<br />

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Für den guten Trainer ist die Zielsetzung „Tore schießen und Tore verhindern“ immer noch<br />

unbefriedigend. Zum einen konzentriert sie sich nur auf eine bestimmte Spielsituation, konkret<br />

den Torabschluss, und ist daher viel zu detailliert, um das komplexe Spiel ausreichend<br />

zu beschreiben, außerdem erfasst sie nur einen kleinen Mannschaftsteil, manchmal sogar nur<br />

einen Spieler, der schlussendlich am Tor beteiligt ist.<br />

Zum anderen gibt es einfach zu viele Unsicherheiten bei der letzten Aktion. Tore fallen oft<br />

mehr oder weniger aus dem Nichts, ein Sonntagsschuss, ein abgefälschter Ball, ein Fehlpass,<br />

eine Einlage des Torwarts und auf der anderen Seite knallt der eigene Stürmer das Leder aus<br />

fünf Metern ohne Bedrängnis über den Querbalken. Die Zielformulierung ist also immer<br />

noch viel zu zufällig, da man die letzte Aktion nicht bestimmen kann und auch nie bestimmen<br />

wird (egal wie oft man einen Torschuss im Training einbaut).<br />

Aber der eingeschlagene Weg ist auf jeden Fall schon vielversprechend, wir müssen in unserer<br />

Zielsetzung, damit sie brauchbar werden kann, nur noch ein bisschen bescheidener werden.<br />

Wir haben in der Saison 2009/10, und auch hoffentlich noch in den Folgejahren, die Möglichkeit<br />

in der Bundesliga Woche für Woche ein schönes Fallbeispiel mit der einzig richtigen<br />

Zielsetzung im „System Trainer“ zu erleben. Der FC Bayern München unter Louis van Gaal<br />

verfolgt Spiel für Spiel eine systemische Zielsetzung. Chancen kreieren und Chancen vereiteln,<br />

noch genauer ausgedrückt, die Chancen des eigenen Spielers auf einen Torerfolg maximieren,<br />

die Möglichkeiten für eine Chance des Gegners auf Torerfolg minimieren.<br />

Die komplette Arbeit van Gaals zielt darauf hin, die eigenen Offensivspieler (bzw. auch in<br />

einigen Situationen Defensivspieler) in eine aussichtsreiche Position vor dem Tor zu platzieren.<br />

Da die meisten Treffer im Fußball zentral etwa 5-7 Meter vor dem Kasten fallen, versucht<br />

man über verschiedene Wege den Ball schlussendlich in diese Zone, so kontrolliert wie nur<br />

möglich, zu spielen, damit der eigene Spieler möglichst wenig zur Vereitelung des Tores beitragen<br />

kann. Umgekehrt versucht man bei Ballverlust, sofort die Umstellungsphase des Gegners<br />

zu stören und den Ballführenden zu jagen. Davor ist es das grundlegende Ziel, dem Gegner<br />

erst einmal gar nicht die Möglichkeit zu geben, den Ball besitzen zu dürfen 1 .<br />

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1 Hierbei handelt es sich natürlich um eine verkürzte Darstellung, aber im Verlauf des Buches werden wir immer wieder auf die<br />

komplexe Arbeit von Louis van Gaal zurückkommen.<br />

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Einleitung: Zielsetzung und Kriterien eines modernen Trainers<br />

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Zwischenstand E1: Chancen kreieren / Chancen vereiteln<br />

„Chancen kreieren / Chancen vereiteln“ ist die einzig legitime Zieldefinition eines guten<br />

Trainers. Die Vorteile dieser Zielsetzung sollen hier kurz aufgezeigt werden, die Fragen nach<br />

dem genauen „Wie?“ werden in den nachfolgenden Kapiteln ausgeführt:<br />

‣ Ausgehend von den Fragen: Wie kreiert meine Mannschaft eine Torchance und wie verhindert<br />

meine Mannschaft eine, kann man beginnen ein umfassendes System bis ins<br />

kleinste Detail zu beschreiben.<br />

‣ Der Trainer kann in aller Akribie jedes noch so kleinste Detail mit dieser Zielsetzung festlegen,<br />

er hat zu 100% Einfluss auf das Geschehen. Seine Arbeit ist sichtbar und nachvollziehbar<br />

für ihn und für das Umfeld (oftmals wird hier die etwas diffuse Bezeichnung der<br />

„sichtbaren Handschrift“ benutzt).<br />

‣ Der Trainer kann jedem Spieler detailliert seine Fehler aufzeigen und Verbesserungen im<br />

Verhalten vorschlagen. Der Spieler selber kann sich sinnvolle Teilziele ableiten.<br />

‣ Die Zielsetzung ermöglicht es uns, ein umfassendes und in sich stimmiges Modell/Profil<br />

eines guten Trainers zu entwickeln, das „System Trainer“.<br />

Exkurs: Ein Appell<br />

Nachdem wir jetzt eine gültige Zielformulierung gefunden haben, können wir uns auf den<br />

nachfolgenden Seiten mit der Systematik eines objektiven Trainerprofils befassen. Doch bevor<br />

wir damit beginnen, müssen wir zwei Dinge vorweg stellen, eine Begriffsdefinition von<br />

Führung und einen Appell, mit dem wir auch beginnen sollten.<br />

Wir müssen aufhören, das Spiel als Fan zu sehen!<br />

Ein Fan muss sich nicht um Details scheren. Ein Fan will sich und seine Mannschaft feiern,<br />

ein Fan will gewinnen und es ist ihm dabei gleich, wie dieser Sieg zustande kommt, Hauptsache<br />

er kann am nächsten Montag mit einem gestärkten Gefühl und erhobenem Kopf in seine<br />

Arbeit marschieren. Ein Fan darf emotional sein, sich ärgern, auf die Unfähigkeit der Akteure<br />

schimpfen und vom tiefsten Betrübnis einer gelangweilten scheinbaren 0:0 Begegnung zum<br />

Himmelhochjauchzen eines späten Siegtreffers im Minutentakt alles zum Teufel wünschen,<br />

um danach alles zum Himmel zu loben.<br />

Wir Trainer, und auch alle anderen, besonders die heutigen Journalisten, die sich als Fachleute<br />

der <strong>©</strong> Sportart <strong>by</strong> <strong>onLi</strong>-<strong>Verlag</strong> sehen, sind dazu <strong>–</strong> verpflichtet, <strong>bfp</strong> <strong>Versand</strong> dem Spiel <strong>Anton</strong> zuliebe <strong>Lindemann</strong> und unseres eigenen eK Berufsstandes<br />

wegen, nicht plötzlich all die Floskeln, Schlagworte, Gemeinplätze, Phrasen, die<br />

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Einleitung: Zielsetzung und Kriterien eines modernen Trainers<br />

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wir aus guten Gründen, nämlich einer erdrückenden und allgegenwärtigen Medienwelt wegen,<br />

dreschen müssen, auch selber zu glauben. Der Fan darf einen Stammtisch haben, der<br />

Fußballtrainer hat seinen vollgeschriebenen Notizblock parat und auf alle Fragen eine Antwort.<br />

Wir müssen trotz all der Schnelllebigkeit das ganze Bild sehen und uns nicht in Kurzfristigkeiten<br />

verlieren. Ansonsten laufen wir Gefahr langsam unsere Kompetenz zu verlieren.<br />

Der gute Trainer stirbt aus und was bleibt sind Scharlatane, die sich öffentlichkeitswirksam<br />

verkaufen können.<br />

Sie werden im Verlauf dieses Buches an vielen Beispielen, den zum Teil verheerenden Zustand<br />

unseres Fußballs sehen. Die deutsche Fußballausbildung steckt seit Jahren in einer<br />

Krise, nur wer rein ergebnisorientiert denkt und fühlt, ist demgegenüber blind.<br />

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Drittes Kapitel: Vermittlung der Spielidee innerhalb verschiedener Interessen<br />

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THEORIEBLOCK X:<br />

VERMITTLUNGSMEDIUM TRAININGSEINHEIT<br />

„Die Wahrheit liegt auf dem Platz.“<br />

Noch eine Fußballerweisheit<br />

Es liegt tatsächlich eine Wahrheit auf dem Platz und sie ist nicht so gemeint, wie der Ausspruch<br />

es normalerweise suggerieren würde. Es hilft, wenn sie Ausstrahlung haben und über<br />

eine klare Ansprache verfügen, die ihre Spieler an ihren Lippen kleben lässt. Es ist auch nützlich,<br />

wenn sie Talent für bildliche Sprachstile haben und in einfachen Worten komplexe Zusammenhänge<br />

erklären können. Überdies ist es nicht zu unterschätzen, wenn sie dermaßen<br />

gut organisiert und im medialen Bereich fit sind, dass sie Spielszenen von internationalen<br />

und nationalen Begegnungen zusammenschneiden und gezielt vorführen können. Dem ungeachtet<br />

können sie auch keins dieser Talente besitzen und dennoch alle Verständnisschwierigkeiten<br />

beseitigen. Denn das Schöne am Fußball ist, dass völlig unabhängig vom kulturellen<br />

Hintergrund, von der Spielklasse, vom Talent und vom Spielverständnis der Spieler alle dieselbe<br />

Sprache auf dem Platz sprechen.<br />

Jeder Spieler lernt durch Bewegung und Ausführung die von ihm geforderten Aufgaben. Demonstrierte<br />

Wege und Aktionen auf dem Rasen sind unmissverständlich und sie erfordern<br />

auch keinen fußballerischen Offenbarungseid vom Trainer, sie müssen nur wissen, was sie<br />

sehen wollen und auf alle Fragen eine Antwort haben. Wenn sie es nicht wissen, wer dann?<br />

„Reden ist blech“<br />

Alf<br />

Der Schlüssel für ihre gesamte Vermittlung liegt in der Trainingsarbeit auf dem Felde. Die<br />

Akribie in der Vorbereitung und das Wissen um eine korrekte Durchführung sind im Folgenden<br />

unser Thema.<br />

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Drittes Kapitel: Vermittlung der Spielidee innerhalb verschiedener Interessen<br />

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Abb. 57<br />

Die Vermittlung erfolgt also unmittelbar auf dem Trainingsplatz in der alltäglichen Arbeit.<br />

Als Trainer haben sie dabei zwei grundsätzliche Ziele. Das eine ist langfristiger Natur, es geht<br />

darum, all ihre Gedanken zum Thema ihres Spielstils mit der Mannschaft umzusetzen. Das<br />

andere ist kurzfristiger Natur und richtet sich auf die Korrektur zwar gelernter Aspekte ihres<br />

Spielstils, die aber noch immer fehlerhaft umgesetzt werden. Als Beispiel wäre folgende Situation<br />

denkbar: Obwohl die Mannschaft weiß, dass sie den Ball zirkulieren lassen muss, bis<br />

sich alle Spieler optimal verteilt haben, verliert die erste Reihe andauernd die Ruhe und versucht<br />

so schnell wie nur möglich nach Vorne zu spielen.<br />

Der Inhalt ihres wöchentlichen Trainingseinheiten sowie der Übungsstoff richten sich völlig<br />

nach dem Stand ihrer Mannschaft und diesen können sie anhand des Wettkampfspieles einsehen.<br />

Den angesammelten Übungsstoff können sie auf zwei Arten in ihr Training einfließen<br />

lassen. Entweder durch Spielformen oder durch Übungsformen, beides sind Trainingsinhalte.<br />

Sie unterscheiden sich grundsätzlich durch die Spielnähe und Spielferne. Innerhalb beider<br />

unterscheiden wir funktionale und unfunktionale oder nicht funktionale Übungen.<br />

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Drittes Kapitel: Vermittlung der Spielidee innerhalb verschiedener Interessen<br />

Inhalte einer TE<br />

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Abb. 58<br />

In Abbildung 58 wird am Beispiel zweier Spielformen die generelle Unterscheidung zwischen<br />

funktionalen und unfunktionalen oder nicht funktionalen Spielformen verdeutlicht. Die linke<br />

Trainingsgruppe spielt ein 4:4 auf kleine Tore in der Rautenformation. Hier kommen alle<br />

Mechanismen eines richtigen Wettkampfspieles zur Anwendung. Sie ist deshalb funktional<br />

und spielnah. Der Trainer coacht hierin seine Basisaufgaben und verlangt Automatismen<br />

(wie in Abbildung 58 gezeigt). Die rechte Trainingsgruppe spielt in einem abgesteckten Feld<br />

4+2 gegen 4. Die mit einem Kreis markierten Spieler wechseln dabei bei Ballverlust immer<br />

das Team. Hier liegt also der Schwerpunkt beim reinen Ball-Halten. Der Trainer beachtet<br />

hier besonders, ob die Spieler die Bälle in die freien Räume annehmen, sich sofort nach einem<br />

Zuspiel neu orientieren und durch ihre Laufbewegungen Räume freimachen. Also liegt<br />

das Augenmerk vor allem auf der „technischen“ Ausführung von Laufbewegungen und Passspiel.<br />

Das ist zwar spielnah, aber unfunktional.<br />

Kann man die Trainingsform eins zu eins ins Spiel übernehmen, dann gilt sie als funktional,<br />

trainiert man damit Einzelbereiche herausgelöst aus dem Spiel, dann ist sie unfunktional.<br />

Wir betrachten jetzt an einem Beispiel, welche Automatismen in einem 4:4 Feld geschult<br />

werden können.<br />

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Drittes Kapitel: Vermittlung der Spielidee innerhalb verschiedener Interessen<br />

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Abb. 59<br />

Der „Schober“ Mechanismus ist ein simpler Aufbau Automatismus, der als Basis für die<br />

Schulung des Ballbesitzspiel beim SC Fürstenfeldbruck gilt. Aufbauspieler A passt den Ball<br />

auf Spieler B, der sich anbietet. Sofort danach läuft Spieler A in den freien Raum nach vorne.<br />

Das ist der Auslöser für die beiden folgenden gleichzeitig ausgeführten Laufbewegungen von<br />

Spieler C und D. Jetzt hat Spieler B zwei Möglichkeiten. Entweder er lässt den Ball wieder<br />

zurückprallen auf den nun positionierten Spieler C oder er spielt zu A‘. In Position A‘ hat der<br />

Spieler wieder drei Wege zur Auswahl, entweder er geht alleine (a), er spielt in den Raum,<br />

den Spieler D hinterlassen hat (a‘), oder er bricht den Angriff ab und passt zu Spieler C zurück<br />

(a‘‘), der dann zwar wieder von vorne aufbaut. Aber die Mannschaft bleibt immerhin im<br />

Ballbesitz.<br />

Einmal eingespielt, verlangt man diesen Automatismus natürlich auch in komplexeren Spielfomen.<br />

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