01.11.2013 Aufrufe

Integrationsgestaltung und Zusammenschluss erfolg nach ... - ZfbF

Integrationsgestaltung und Zusammenschluss erfolg nach ... - ZfbF

Integrationsgestaltung und Zusammenschluss erfolg nach ... - ZfbF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Akquisitionsintegration<br />

Torsten J. Gerpott/Fenna B. Neubauer*<br />

<strong>Integrationsgestaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong><br />

<strong>nach</strong> einer Unternehmensakquisition –<br />

Eine empirische Studie aus Mitarbeitersicht<br />

Zusammenfassung<br />

Der vorliegende Beitrag untersucht auf Basis von zwei etwa ein Jahr auseinander<br />

liegenden schriftlichen, standardisierten Befragungen von 817 beziehungsweise<br />

620 Mitarbeitern <strong>nach</strong> einer Akquisition in der Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsindustrie<br />

Assoziationen zwischen Wahrnehmungen von vier Bereichen der <strong>Integrationsgestaltung</strong><br />

<strong>und</strong> von zwei betriebswirtschaftlich ausgerichteten Dimensionen<br />

des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s. In beiden Erhebungen war das Ausmaß der erlebten<br />

Integration der Geschäftsprozesse die in PLS-Analysen am stärksten sowohl mit<br />

der Beurteilung des Erfolgs der akquisitionsbedingten Neuorganisation der beteiligten<br />

Unternehmen als auch des Erreichungsgrades strategischer Akquisitionsziele<br />

verb<strong>und</strong>ene unabhängige Variable. Signifikante, stabile positive Pfadkoeffizienten<br />

für die zwei Erfolgskriterien hatten auch die empf<strong>und</strong>ene Verfahrensgerechtigkeit<br />

bei integrationsbedingten Veränderungen (Leistungsorientierung anstelle einer<br />

Bevorzugung/Be<strong>nach</strong>teiligung aufgr<strong>und</strong> der Herkunft aus dem Käufer- oder Zielunternehmen)<br />

<strong>und</strong> die Unternehmenskulturintegration der Parteien. Mitarbeiterversetzungen<br />

in Einheiten des jeweils anderen Akquisitionspartners korrelierten nicht mit<br />

den Erfolgsmaßen. Aus den Bef<strong>und</strong>en werden Folgerungen für die Unternehmenspraxis<br />

<strong>und</strong> die betriebswirtschaftliche Forschung abgeleitet.<br />

JEL-Classification: G34, M10, M12, M14.<br />

Keywords:<br />

Acquisitions; Business Processes; Corporate Culture; Employee Transfers; Integration<br />

Design; Mergers; Partial Least Squares (PLS) Modeling; Procedural<br />

Justice.<br />

Akquisitionen; Geschäftsprozesse; <strong>Integrationsgestaltung</strong>; Mitarbeitertransfers;<br />

Partial Least Squares (PLS) Modellierung; Verfahrensgerechtigkeit;<br />

Unternehmenskultur; Unternehmenszusammenschluss.<br />

* Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Lehrstuhl Unternehmens- <strong>und</strong> Technologieplanung, Schwerpunkt Telekommunikationswirtschaft,<br />

Mercator School of Management, Universität Duisburg-Essen, Lotharstr. 65, 47057<br />

Duisburg, Tel.: 0203/379-3109, Fax: 0203/379-2656, E-Mail: torsten.gerpott@uni-due.de. Dipl.-Betriebswirtin<br />

M.A. Fenna B. Neubauer, externe Doktorandin am Lehrstuhl von Prof. Gerpott <strong>und</strong> Lehrbeauftragte an der<br />

Fachhochschule Würzburg (FHWS).<br />

118 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

1 Untersuchungseinordnung <strong>und</strong> -anliegen<br />

Unternehmensakquisitionen sind ein in der Wirtschaftspraxis seit langer Zeit <strong>und</strong><br />

in bis heute erheblichem Ausmaß eingesetztes Element von Wachstumsstrategien .<br />

Gleichzeitig wird geradezu stereotyp immer wieder festgestellt, dass mit dem mehrheitlichen<br />

Kauf der Eigenkapitalanteile eines (Ziel-)Unternehmens <strong>und</strong> dem damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Übergang der Verfügungsmacht hinsichtlich der Vermögenselemente des<br />

Akquisitionsobjektes (= Unternehmensakquisitionen/-käufe) angestrebte ökonomische<br />

Ziele sehr häufig nicht erreicht werden . Da vielfach bei Akquisitionen nicht die erwarteten<br />

Erfolgsverbesserungen für die Transaktionsparteien realisiert werden können <strong>und</strong><br />

insoweit solche Käufe scheitern, verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass sich auch die betriebswirtschaftliche<br />

Forschung intensiv mit der theoretischen Erklärung <strong>und</strong> der empirischen<br />

Identifikation von Einflussfaktoren des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s aus Sicht des neu geschaffenen<br />

Unternehmensverb<strong>und</strong>es befasst.<br />

Ein Forschungsstrang thematisiert dabei Maßnahmen des Managements der beteiligten<br />

Unternehmen <strong>nach</strong> dem formalen Wechsel der Kontrolle über das Zielunternehmen,<br />

die eine Ressourcenverbindung von Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen bezwecken,<br />

um akquisitionsbedingte Wertsteigerungspotenziale in tatsächliche Wertsteigerungen<br />

zu überführen. Solche Handlungen werden auch als <strong>Integrationsgestaltung</strong>, -aktivitäten<br />

oder -maßnahmen bezeichnet . Sowohl für ein verbessertes wissenschaftliches<br />

Verständnis tiefgreifender Veränderungsprozesse in Unternehmen als auch für die Managementpraxis<br />

sind Erkenntnisse dahingehend hilfreich, inwieweit sich bestimmte Integrationsmaßnahmen<br />

tatsächlich auf den Erfolg von Unternehmenszusammenschlüssen<br />

auswirken. Aus diesem Gr<strong>und</strong> haben Betriebswirte in den letzten Jahren etliche<br />

Untersuchungen vorgelegt, die sich empirisch mit Effekten der <strong>Integrationsgestaltung</strong><br />

auf den <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong> von Transaktionen beschäftigen, bei denen als Käufer<br />

ein Unternehmen mit deutschem Stammsitz auftritt . Diese Studien zeichnen sich allerdings<br />

durch mindestens vier Schwächen aus, welche Anlass geben, die Aussagekraft<br />

ihrer Bef<strong>und</strong>e anzuzweifeln.<br />

Erstens wird in einem sehr großen Teil der Arbeiten auf die Befragung nur eines „key<br />

informant“ pro Akquisitionsfall zurückgegriffen, um Untersuchungsvariablen wie den<br />

Einsatz oder die Ausgestaltung bestimmter Integrationsmaßnahmen, situative Randbedingungen<br />

der Transaktion (zum Beispiel Größenverhältnis von Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen)<br />

<strong>und</strong> Kriterien des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s zu messen. Diese Methodik hat<br />

Eine Gesamtschau verschiedener Analysen zur Entwicklung der Zahl <strong>und</strong> des Wertes von Unternehmensakquisitionen<br />

in Deutschland <strong>und</strong> weltweit bieten zum Beispiel Glaum/Hutzschenreuter (2010), S. 45-51; Kunisch/Wahler<br />

(2010), S. 53-62.<br />

So zuletzt etwa Chen/Chang/Lin (2010), S. 1150; Ellis/Reus/Lamont (2009), S. 137; Homberg/Osterloh (2010),<br />

S. 270. Die hohe Varianz der Ausprägungen kapitalmarkt- oder jahresabschlussbasierter Akquisitions<strong>erfolg</strong>sindikatoren<br />

wird eindrucksvoll auch durch die Metaanalyse von 93 empirischen <strong>Zusammenschluss</strong>studien bestätigt,<br />

die King et al. (2004) vorgenommen haben.<br />

Gr<strong>und</strong>legend Gerpott (1993), S. 120-185.<br />

Vgl. zu Synopsen dieser Arbeiten Becker (2005), S. 503-506; Bucerius (2004), S. 45-65; Gerpott (1993),<br />

S. 215-226 <strong>und</strong> 255-266; Gerpott (2009), S. 29-35; Grimpe (2005), S. 82-102; Hartmann (2002), S. 92-107;<br />

Hoyningen-Huene (2004), S. 371-373; Müller-Stewens (2010), S. 208-223.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 119


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

zwar den Vorteil, dass mit überschaubarem Aufwand Daten zu einer größeren Zahl von<br />

Akquisitionen für die empirische Analyse beschafft werden können. Demgegenüber<br />

steht jedoch der Nachteil, dass die so gewonnenen Messwerte erheblichen Qualitätsbedenken<br />

unterliegen, weil nahezu erdrückende Indizien dagegen sprechen, dass über<br />

die Befragung eines einzelnen Schlüsselinformanten pro <strong>Zusammenschluss</strong> reliable<br />

<strong>und</strong> valide Messungen komplexer Wahrnehmungskonstrukte wie der Integration von<br />

Unternehmenskulturen, dem Ausmaß der unternehmensgrenzenübergreifenden Versetzung<br />

von Mitarbeitern oder dem Grad der Erreichung von Akquisitionszielen erreicht<br />

werden können. Deshalb sind Arbeiten erforderlich, in denen größere Stichproben von<br />

betroffenen Unternehmensmitarbeitern jeweils für eine bestimmte Akquisition <strong>nach</strong><br />

dem Kontrollwechsel Auskunft über die erlebte <strong>Integrationsgestaltung</strong> <strong>und</strong> ihre Sicht<br />

der Ausprägungen von Dimensionen des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s geben .<br />

Zweitens wird in Befragungen von (deutschsprachigen) Experten, aber auch in der kleinen<br />

Zahl von Studien, in denen <strong>Integrationsgestaltung</strong>s- <strong>und</strong> -<strong>erfolg</strong>saspekte aus Mitarbeitersicht<br />

erfasst werden, oft nur auf ein Maßnahmenfeld (zum Beispiel Geschwindigkeit<br />

des Wandels, Information über Veränderungen) abgehoben . Diese Vorgehensweise<br />

ist problematisch, weil so potenzielle Wechselwirkungen verschiedener Maßnahmenfelder<br />

ignoriert werden <strong>und</strong> damit der relative Erfolgsbeitrag verschiedener Aktivitätsbereiche<br />

<strong>und</strong> deren Gesamtwirkung auf Erfolgskriterien nicht bestimmt werden<br />

kann. Die sehr enge Ausrichtung trägt dazu bei, dass in der Unternehmenspraxis kaum<br />

Hinweise zur Verteilung knapper Ressourcen auf verschiedene Felder zur Verfügung<br />

gestellt werden können. Folglich sind Studien wünschenswert, die ein weniger schmales<br />

Spektrum von Facetten der <strong>Integrationsgestaltung</strong> betrachten.<br />

Drittens werden in Studien, die <strong>Integrationsgestaltung</strong>saspekte aus Sicht der Mitarbeiter<br />

erheben, als Kriterien des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s nahezu ausnahmslos nur individualpsychologische<br />

Variablen wie Zufriedenheit, Fluktuationsneigung, Arbeitsidentifikation<br />

oder die Wertschätzung von Kollegen, die aus der anderen Transaktionspartei<br />

stammen, untersucht . Solche Kriterien haben allenfalls einen mittelbaren Bezug zum<br />

betriebswirtschaftlichen <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>. Deshalb sind Untersuchungen erforderlich,<br />

die zwar Mitarbeiter zur <strong>Integrationsgestaltung</strong> befragen, aber als abhängige<br />

Kriterien Variablen einbeziehen, die stärker direkt betriebswirtschaftlich bedeutsame<br />

Erfolgsinhalte erfassen.<br />

Viertens werden Zusammenhänge zwischen <strong>Integrationsgestaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong><br />

in der deutschsprachigen Forschung fast durchweg <strong>und</strong> bei in englischer<br />

Sprache publizierten Arbeiten mit großer Mehrheit lediglich auf Basis einmaliger Er-<br />

Vgl. zu Zusammenfassungen dieser Indizien Glaum/Hutzschenreuter (2010), S. 94; Homburg/Klarmann (2009),<br />

S. 151-157; Hurrle/Kieser (2005), S. 586-598.<br />

So auch Meglio/Risberg (2010), S. 91.<br />

So etwa bei Berthold (2005) (Unternehmenskultur); Ellis/Reus/Lamont (2009) (Gerechtigkeit); Grewe (2005)<br />

(Mitarbeiteraustausch); Piske/Gebert/Lahnwehr (2006) (primär Informationspolitik).<br />

Vgl. wiederum zum Beispiel Berthold (2005); Grewe (2005); Piske/Gebert/Lahnwehr (2006).<br />

Ausnahmen sind beispielsweise die Untersuchungen von Gleibs/Mummendey/Noack (2008) <strong>und</strong> Rafferty/Restubog<br />

(2010).<br />

120 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

hebungen empirisch überprüft. Damit bleibt offen, inwieweit solche Assoziationen als<br />

im Zeitablauf stabil gelten können. Je größer die zeitliche Invarianz von Korrelationen<br />

zwischen <strong>Integrationsgestaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>, desto eher liegt es nahe,<br />

entsprechende Integrationsmaßnahmen zu entfalten, weil man davon ausgehen darf,<br />

dass deren Erfolgseffekte nicht nur während eines engen Zeitfensters auftreten oder ein<br />

Artefakt der Erhebungsmethode sind. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind Arbeiten erstrebenswert,<br />

welche für denselben Akquisitionsfall die Stärke von Zusammenhängen zwischen <strong>Integrationsgestaltung</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong> unter Verwendung möglichst ähnlicher<br />

Erhebungsinstrumente an mehr als einem Zeitpunkt ermitteln.<br />

Angesichts dieser Forschungsdefizite besteht das Anliegen der eigenen Studie darin,<br />

Zusammenhänge zwischen verschiedenen Aspekten der von Mitarbeitern wahrgenommenen<br />

Gestaltung der Integration von Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen <strong>nach</strong> einer Akquisition<br />

<strong>und</strong> des wahrgenommenen betriebswirtschaftlichen <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s<br />

empirisch bei demselben Akquisitionsfall an zwei Zeitpunkten zu analysieren. Diese<br />

Analyse dient wiederum dazu, wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Hinweise für Ansatzpunkte<br />

einer <strong>erfolg</strong>szuträglichen Gestaltung der Integration <strong>nach</strong> Unternehmensakquisitionen<br />

sowie für noch zu vertiefende Forschungsbereiche abzuleiten.<br />

Zur Erreichung dieser Anliegen ist der weitere Beitrag wie folgt aufgebaut. In Kapitel<br />

2 wird erläutert, aufgr<strong>und</strong> welcher Überlegungen eine Eingrenzung der untersuchten<br />

Aspekte der <strong>Integrationsgestaltung</strong> vorgenommen wurde. Zudem werden dort die<br />

Untersuchungshypothesen formuliert. Kapitel 3 stellt die Methodik der Datengewinnung<br />

<strong>und</strong> die zur empirischen Messung von Konstrukten herangezogenen Indikatoren<br />

dar. In Kapitel 4 werden mittels varianzanalytischer Verfahren zur Modellierung von<br />

Strukturgleichungen im eigenen Datensatz geschätzte Mess- <strong>und</strong> Strukturmodelle präsentiert,<br />

die der Überprüfung der Untersuchungshypothesen dienen. Kapitel 5 würdigt<br />

Implikationen der empirischen Ergebnisse für die Managementpraxis bei Unternehmensakquisitionen<br />

<strong>und</strong> leitet aus Angriffspunkten der eigenen Studie Erweiterungsmöglichkeiten<br />

für die zukünftige Forschung zum Management der Integration von<br />

Unternehmenszusammenschlüssen ab.<br />

2 Ableitung von Untersuchungshypothesen<br />

2.1 Vorüberlegungen zur Auswahl einzubeziehender Integrationsmaßnahmen<br />

In der betriebswirtschaftlichen Forschung wird ein nur schwer überschaubares, großes<br />

Spektrum an „Hebeln“ zur <strong>Integrationsgestaltung</strong> konzeptionell diskutiert oder empirisch<br />

im Hinblick auf Erfolgswirkungen analysiert 10 . Deshalb lassen sich solche Maßnahmen<br />

auch nicht nur halbwegs komplett in einer empirischen Untersuchung als potenzielle<br />

Erfolgsdeterminanten berücksichtigen. Folglich ist eine Auswahl einzubezie-<br />

10 Zu Systematisierungen von Maßnahmen der <strong>Integrationsgestaltung</strong> vgl. zum Beispiel Gerpott (1993), S. 124-<br />

130; Glaum/Hutzschenreuter (2010), S. 194-208; Grimpe (2005), S. 17 <strong>und</strong> 42-65; Hoyningen-Huene (2004),<br />

S. 186-188.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 121


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

hender Aspekte der <strong>Integrationsgestaltung</strong> unumgänglich. Die Selektion von in einer<br />

eigenen empirischen Studie aus Mitarbeitersicht einzubeziehenden Integrationsaktivitäten<br />

der beteiligten Unternehmen orientierte sich an drei Kriterien:<br />

1. Konzentration auf Maßnahmen, die schwerpunktmäßig <strong>nach</strong> dem Zeitpunkt der<br />

formalen rechtlichen Übertragung des Unternehmens auf den Käufer („Closing“)<br />

realisierbar sind: Planungsaktivitäten oder -kriterien im Vorfeld des Eigentümerwechsels<br />

(zum Beispiel Analyse der Geschäftsüberlappungen der Parteien, der<br />

Qualifikationen von Schlüsselmitarbeitern oder der Kompatibilität der Führungsstile<br />

von Top Managern) während der Kaufverhandlungsphase oder der Phase<br />

zwischen der Kaufvertragsuntersuchung („Signing“) <strong>und</strong> dem Closing, in der zum<br />

Beispiel eine Transaktionsfreigabe durch staatliche Wettbewerbsbehörden eingeholt<br />

oder weitere Informationsprüfungen durch den Käufer vorgenommen werden,<br />

wurden ausgeklammert. Solche „Handlungen“ umfassen nämlich vielfach lediglich<br />

die Feststellung der Ausprägung von „Randbedingungen“, die zwar für den<br />

Akquisitions<strong>erfolg</strong> bedeutsam sein mögen, die aber durch das Management <strong>nach</strong><br />

dem formalen Übernahmezeitpunkt kaum oder gar nicht mehr verändert werden<br />

können.<br />

2. Ausschluss von Maßnahmen, die selektiv nur einzelne Mitarbeiter oder Untergebenen-Vorgesetzten-Verhältnisse<br />

betreffen (zum Beispiel Stressberatung für einen<br />

Mitarbeiter, Training eines Vorgesetzten im Führen von Entlassungsgesprächen)<br />

<strong>und</strong> damit auf Veränderungen der psychologischen „Befindlichkeiten“ einzelner<br />

Akquisitionsstress unterworfenen Personen zielen 11 . Die Eliminierung dieser Art<br />

von Maßnahmen <strong>erfolg</strong>te aufgr<strong>und</strong> der Annahme, dass solche punktuellen Aktivitäten<br />

nicht ausreichen dürften, um bemerkbare Erfolgseffekte auf der Unternehmensebene<br />

zu erzielen. Es wurden deshalb nur Aspekte der <strong>Integrationsgestaltung</strong><br />

berücksichtigt, die Wahrnehmungen der eigenen Arbeitssituation, nicht aber intraindividuelle<br />

psychologische Konstrukte (zum Beispiel Angst, Zufriedenheit) in<br />

den Vordergr<strong>und</strong> stellen.<br />

3. Beschränkung auf inhaltliche Veränderungsmaßnahmen per se. Etliche Arbeiten<br />

untersuchen nicht, welche inhaltlichen Veränderungen im Zuge der Integration<br />

vorgenommen wurden, sondern analysieren auf einer Metaebene, inwieweit <strong>und</strong><br />

auf welchen Wegen vom Management Neuerungen systematisch kommuniziert<br />

wurden 12 . Ohne die seit langem empirisch überzeugend belegte Erfolgsbedeutung<br />

solcher Informationsmaßnahmen in Abrede stellen zu wollen 13 , wurde auf ihren<br />

Einbezug verzichtet, um stattdessen erlebte Veränderungsabläufe <strong>und</strong> -ergebnisse<br />

<strong>nach</strong> Unternehmensakquisitionen aus Mitarbeitersicht ins Zentrum rücken zu<br />

können, deren Erfolgssignifikanz noch weniger gut erforscht ist.<br />

11 Vgl. zu theoretischen Ansätzen aus der Psychologie zur Erklärung von Effekten von Akquisitionen auf Einstellungen<br />

<strong>und</strong> Verhaltensweisen des betroffenen Personals zum Beispiel Larsson/Finkelstein (1999), S. 2-7; Seo/Hill<br />

(2005), S. 424-432.<br />

12 Vgl. zum Beispiel Berthold (2005), S. 229-246; Rafferty/Restubog (2010), S. 1312-1314; Schweiger/Goulet (2005),<br />

S. 1488-1495.<br />

13 Vgl. zusammenfassend Gerpott (1993), S. 256 <strong>und</strong> 442-448; Glaum/Hutzschenreuter (2010), S. 200f.<br />

122 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

Infolge dieses selektiven Vorgehens wurden im Ergebnis aus der Vielzahl von <strong>Integrationsgestaltung</strong>saspekten<br />

die vier Konstrukte der Verfahrensgerechtigkeit bei Veränderungen,<br />

der Integration der Unternehmenskulturen sowie der Verzahnung immaterieller<br />

Ressourcen durch Mitarbeitertransfers <strong>und</strong> durch die Reorganisation von Geschäftsprozessen<br />

als potenziell wichtige Einflussfaktoren des betriebswirtschaftlichen<br />

<strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s <strong>nach</strong> einer Unternehmensakquisition identifiziert. Auf diese<br />

vier <strong>Integrationsgestaltung</strong>sfelder wird auch in der betriebswirtschaftlichen Akquisitionsforschung<br />

immer wieder verwiesen 14 . Deshalb darf vermutet werden, dass ihre simultane<br />

Betrachtung dazu geeignet sein könnte, einen erheblichen Teil der Varianz des<br />

<strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s zu erklären. Ob diese Vermutung haltbar ist, lässt sich letztlich<br />

nur empirisch anhand statistischer Kennwerte für ein die vier Felder als erklärende<br />

Variablen einbeziehendes Gesamtmodell erk<strong>und</strong>en. Folglich wird mit der Auswahl der<br />

vier Integrationsbereiche nicht nur deren jeweilige isolierte Eignung zur Integrations<strong>erfolg</strong>serklärung,<br />

sondern auch überprüft, wie vollständig sie die wichtigsten Gestaltungsfelder<br />

abdecken. Ein hoher Vollständigkeitsgrad ist dann anzunehmen, wenn die<br />

vier Bereiche bei gleichzeitiger Berücksichtigung dazu in der Lage sind, einen sehr großen<br />

Teil der Varianz von <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>skriterien aufzuklären.<br />

Obwohl wir vermuten, dass die ausgewählten <strong>Integrationsgestaltung</strong>saspekte in ihrer<br />

Gesamtheit geeignet sind, die Varianz von <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>skriterien aufzuhellen,<br />

stellen wir im verbleibenden Teil dieses Kapitels mit ihnen verb<strong>und</strong>ene konzeptionelle<br />

Wirkungsüberlegungen sowie die sich daraus ergebenden Untersuchungshypothesen<br />

aus Vereinfachungsgründen jeweils isoliert unter Abstraktion von Interdependenzen<br />

der Gestaltungsfaktoren vor.<br />

2.2 Untersuchungshypothesen<br />

2.2.1 Verfahrensgerechtigkeit im Integrationsprozess<br />

Wirkungen einer „gerechten“ oder „fairen“ Gestaltung von Integrationsprozessen <strong>und</strong><br />

-ergebnissen auf Akquisitions<strong>erfolg</strong>smaße unter expliziter Bezugnahme auf das Konstrukt<br />

„organizational justice“ sowie aus letzterem hergeleiteten Teilaspekten organisationaler<br />

Gerechtigkeit werden in der empirischen, sozialwissenschaftlichen Post-Akquisitionsforschung<br />

verstärkt seit Ende der 1990er Jahre thematisiert 15 . Das Konstrukt der<br />

organisationalen Gerechtigkeit, das der Deprivationstheorie von Stouffer et al. (1949)<br />

entstammt <strong>und</strong> von Adams (1965) in der heute als F<strong>und</strong>ament der organisationalen<br />

Gerechtigkeitsforschung angesehenen „equity theory“ ausgearbeitet wurde, wird in der<br />

14 Vgl. beispielhaft Cording/Christmann/King (2008), S. 748; Larsson/Finkelstein (1999), S. 6-15; Müller-Stewens<br />

(2010), S. 215-221; Stahl/Voigt (2005), S. 71; Weber/Tarba (2010), S. 204-209.<br />

15 Vgl. Citera/Rentsch (1993), S. 211-230; Ellis/Reus/Lamont (2009), S. 138f.; Klendauer/Frey/Rosenstiel (2007),<br />

S. 425-429; Seo/Hill (2005), S. 422-424 <strong>und</strong> 431f.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 123


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

Literatur weitgehend übereinstimmend in die Distributions- <strong>und</strong> die Verfahrensgerechtigkeit<br />

untergliedert 16 .<br />

Beim Konstrukt der Distributionsgerechtigkeit steht die wahrgenommene Fairness von<br />

Verteilungsergebnissen im Zentrum. Verteilungsergebnisse werden als „fair“ empf<strong>und</strong>en,<br />

wenn das Verhältnis von erhaltenen eigenen Outputs (zum Beispiel Entgelt, Anerkennung)<br />

zu eigenen Inputs (zum Beispiel Arbeitszeit, Fähigkeiten) als ähnlich zu<br />

den Output-Input-Relationen bei Referenzpersonen im Unternehmen (zum Beispiel<br />

unmittelbare Arbeitskollegen, Vorgesetzten) eingeschätzt wird 17 . Mit Distributionsgerechtigkeit<br />

wird nicht erfasst, wie in einem Unternehmen Prozesse der Verteilung, die<br />

im Ergebnis zu den beobachteten Output-Input-Verhältnissen geführt haben, gestaltet<br />

wurden.<br />

Wahrnehmungen solcher Prozesse durch die betroffenen Mitarbeiter bezeichnet man<br />

allgemein als Verfahrensgerechtigkeit oder „procedural justice“ 18 . Speziell <strong>nach</strong> Unternehmensakquisitionen<br />

wird mit Verfahrensgerechtigkeit auf die Kriterien (zum Beispiel<br />

Leistung, Herkunft aus dem Käufer- oder Zielunternehmen) abgehoben, <strong>nach</strong> denen<br />

beim Zusammenführen der Parteien Stellen neu besetzt <strong>und</strong> Personalfreisetzungen vorgenommen<br />

werden. Hohe Verfahrensgerechtigkeit bei der Integration <strong>nach</strong> Akquisitionen<br />

stellt eine notwendige (aber nicht hinreichende) Voraussetzung für hohe Distributionsgerechtigkeit<br />

dar. Deshalb wird in der eigenen Studie als Dimension organisationaler<br />

Gerechtigkeit lediglich die Verfahrensgerechtigkeit einbezogen.<br />

Zusammenfassende Bestandsaufnahmen von empirischen Untersuchungen ohne Bezug<br />

zu Unternehmensakquisitionen sprechen insgesamt dafür, dass sich auf Individualebene<br />

in Unternehmen die wahrgenommene Verfahrensgerechtigkeit signifikant positiv auf<br />

Einstellungskriterien (wie Identifikation mit dem Unternehmen oder Arbeitszufriedenheit)<br />

<strong>und</strong> Verhaltens- sowie Ergebnisvariablen (zum Beispiel Verzicht auf Diebstahl,<br />

Leistungszielerreichung) auswirkt 19 . Darüber hinaus konnten wir zehn empirische Studien<br />

identifizieren, in denen signifikant positive Assoziationen zwischen verschiedenen<br />

Maßen prozeduraler Gerechtigkeit speziell bei der Integration <strong>nach</strong> Unternehmensak-<br />

16 Vgl. Colquitt/Greenberg/Zapata-Phelan (2005), S. 12-18; Streicher (2005), S. 4-12 <strong>und</strong> die dort jeweils zitierten<br />

weiteren Quellen. Zusätzlich wird als dritter Aspekt die „interaktionale Gerechtigkeit“ diskutiert; vgl. zum Beispiel<br />

Klendauer/Frey/Rosenstiel (2007), S. 427-429; Streicher (2005), S. 6-12. Damit werden Beurteilungen von<br />

Mitarbeitern hinsichtlich der Qualität ihrer Zusammenarbeit mit dem eigenen unmittelbaren Vorgesetzten angesprochen<br />

(zum Beispiel Respekt, Informationsbereitstellung). Interaktionale Gerechtigkeitswahrnehmungen<br />

beziehen sich also auf die einzelne Vorgesetzter-Mitarbeiter-Dyade <strong>und</strong> nicht auf Managementinterventionen<br />

mit breiterem Gestaltungsanspruch. Da in der eigenen Arbeit eine Konzentration auf Managementmaßnahmen<br />

<strong>erfolg</strong>t, die zumindest für eine Organisationseinheit gelten (vgl. Kapitel 2.1), wird die Interaktionsgerechtigkeit<br />

als potenzielle Erfolgsdeterminante ausgeklammert.<br />

17 Vgl. Colquitt/Greenberg/Zapata-Phelan (2005), S. 12-18; Streicher (2005), S. 4-12 <strong>und</strong> die dort zitierte Literatur.<br />

18 Vgl. Klendauer/Frey/Rosenstiel (2007), S. 425-427; Streicher (2005), S. 8.<br />

19 Vgl. zur Rezeption der einschlägigen Forschung insbesondere Cohen-Charash/Spector (2001); Colquitt et al.<br />

(2001); Streicher (2005), S. 21-28.<br />

124 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

quisitionen <strong>und</strong> Erfolgskriterien berichtet wurden 20 . Allerdings wurden in neun dieser<br />

Untersuchungen Akquisitions<strong>erfolg</strong>sfacetten lediglich über individualpsychologische<br />

Variablen (zum Beispiel Identifikation mit dem Unternehmen) operationalisiert. Lediglich<br />

Ellis/Reus/Lamont (2009) fanden in einer Befragung von je einem Schlüsselinformanten<br />

für 100 Akquisitionsfälle signifikante Zusammenhänge zwischen der wahrgenommenen<br />

prozeduralen Gerechtigkeit im Integrationsprozess <strong>und</strong> der wahrgenommenen<br />

Veränderung von fünf ökonomischen Unternehmens<strong>erfolg</strong>sindikatoren im Zuge<br />

des Eigentümerwechsels. Damit ist weitgehend offen, inwieweit sich Erfolgswirkungen<br />

von Verfahrensgerechtigkeitsaspekten auch <strong>nach</strong>weisen lassen, wenn als Kriterien Variablen<br />

verwendet werden, die Mitarbeitereinschätzungen des Erfolgs von Reorganisationsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> der Erreichung von Transaktionszielen auf Unternehmensebene<br />

erfassen also auf einer stärker betriebswirtschaftlichen Erfolgskonzeptionalisierung beruhen.<br />

Die eigene Studie unternimmt einen Versuch zur Schließung dieser Forschungslücke,<br />

indem sie folgende Hypothese testet<br />

Hypothese 1:<br />

Die wahrgenommene Verfahrensgerechtigkeit im Integrationsprozess<br />

korreliert signifikant positiv mit Bewertungen des betriebswirtschaftlichen<br />

<strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s auf Unternehmensebene.<br />

2.2.2 Integrationsgrad der Unternehmenskulturen<br />

Wirkungen kultureller Unterschiede beziehungsweise Integration zwischen den beteiligten<br />

Unternehmen werden in der Forschung schon seit Mitte der 1980er Jahre <strong>und</strong> bis heute<br />

intensiv konzeptionell erörtert <strong>und</strong> empirisch analysiert 21 . Bei entsprechenden Untersuchungen<br />

ist zu unterscheiden, ob sie Kulturaspekte auf der Unternehmensebene, auf nationaler<br />

Ebene oder auf beiden Ebenen betrachten 22 . Nationale Kulturdivergenzen können<br />

nur bei Akquisitionen von Bedeutung sein, bei denen die Beschäftigten im Käufer- <strong>und</strong><br />

Zielunternehmen ganz überwiegend aus unterschiedlichen Ländern stammen. Da in der<br />

eigenen empirischen Erhebung eine intranationale Übernahme im Zentrum steht <strong>und</strong> außerdem<br />

Veränderungen nationalkulturell bedingter Unterschiede zwischen Mitarbeitern<br />

der beiden Transaktionsparteien durch Managementmaßnahmen nicht möglich erscheinen,<br />

konzentrieren wir uns im weiteren auf Zusammenhänge zwischen dem Grad der erreichten<br />

Integration von Unternehmenskulturen <strong>und</strong> Akquisitions<strong>erfolg</strong>skriterien.<br />

Hierbei wird in Anlehnung an Schein Unternehmenskultur als ein Muster gemeinsamer<br />

Gr<strong>und</strong>annahmen verstanden, das die Beschäftigten eines Unternehmens zur Bewälti-<br />

20 Vgl. Creasy/Stull/Peck (2009); Ellis/Reus/Lamont (2009); Fried et al. (1996); Gopinath/Becker (2000); Klendauer/<br />

Deller (2009); Lee/Wu/Lee (2009); Lipponen/Olkkonen/Moilanen (2004); Melkonian et al. (2006); Mottola et al.<br />

(1997); Tyler/Cremer (2005).<br />

21 Zu bibliographischen Nachweisen einschlägiger Arbeiten vgl. Gerpott (1993), S. 7 <strong>und</strong> 156; Müller-Stewens<br />

(2010), S. 216; Stahl/Voigt (2008), S. 173; Teerikangas (2007), S. 47-60; Teerikangas/Very (2006), S. 33.<br />

22 Vgl. Goulet/Schweiger (2006), S. 408-412; Sarala/Vaara (2010), S. 1368-1370; Weber/Drori (2008), S. 121;<br />

Weber/Tarba/Reichel (2009), S. 4f.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 125


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

gung externer Anpassungs- <strong>und</strong> interner Integrationsanforderungen entwickelt haben<br />

<strong>und</strong> das insbesondere neuen Mitarbeitern vermittelt wird 23 . Solche, oft stillschweigend<br />

geteilten Gr<strong>und</strong>annahmen spiegeln sich in Unternehmen insbesondere in für „richtig“<br />

gehaltenen Werten, Normen, Mitarbeitereinstellungen, Arbeitsmethoden <strong>und</strong> der Arbeitsatmosphäre<br />

wider 24 .<br />

In den ersten Arbeiten, die Effekte von Unternehmenskulturunterschieden oder des<br />

Grades der Integration der Unternehmenskulturen der Transaktionsparteien in einer<br />

neuen oder durch Übernahme einer der beiden Ausgangskulturen im Gesamtverb<strong>und</strong><br />

verbindlich gewordenen Kultur auf den Akquisitions<strong>erfolg</strong> diskutieren, überwiegt die<br />

Sicht, dass es <strong>nach</strong> dem formellen Eigentümerwechsel zu einer Phase kommt, während<br />

der die Beschäftigten der beiden Unternehmen jeweils versuchen, ihren „Kulturkern“<br />

auch in das zusammengeschlossene Unternehmen zu überführen, was zu einem „culture<br />

clash“ führen kann 25 . Gelingt es nicht, diese „Kollision“ von Unternehmenskulturen<br />

zu vermeiden oder zügig durch Integration unternehmenskultureller Dimensionen<br />

zu beenden, so kann eine fortdauernde Inkompatibilität der Kulturen des Käufers <strong>und</strong><br />

des Zielunternehmens zu einer Verringerung des Transaktions<strong>erfolg</strong>s bis hin zum kompletten<br />

Scheitern der Übernahme beitragen 26 .<br />

Dieser Sicht gegenüber steht eine seltener in der Literatur zu findende Position gemäß<br />

der eine hohe Unternehmenskulturähnlichkeit der Transaktionsparteien oder die Angleichung<br />

der Ausgangskulturen durch Verschmelzung oder Ausweitung einer Kultur<br />

auf das andere Unternehmen die Chancen einer produktiven Bewältigung von Kulturkonflikten<br />

nicht ausschöpft <strong>und</strong> umgekehrt gerade Kulturunterschiede zu letztlich<br />

auch betriebswirtschaftlich vorteilhaften Lernprozessen im neuen Gesamtunternehmen<br />

beitragen können 27 .<br />

Empirische Studien zu Konsequenzen von Unternehmenskulturdivergenzen oder des<br />

Ausmaßes der Unternehmenskulturintegration auf Akquisitions<strong>erfolg</strong>skriterien weisen<br />

hinsichtlich (1) der erfassten Unternehmenskulturaspekte (zum Beispiel Risikofreude<br />

bei oder Regelorientierung von Managemententscheidungen, dominierender Führungsstil),<br />

(2) der Art der Erfassung der Ausprägungen von Unternehmenskulturunterschieden<br />

beziehungsweise -integrationsgraden (zum Beispiel direkte Fragen zu wahrgenommenen<br />

Unterschieden/Integrationsintensitäten versus Gegenüberstellung von Wahrnehmungen<br />

der Belegschaften des Käufer- <strong>und</strong> des Zielunternehmens) <strong>und</strong> (3) der erhobenen Erfolgskriterien<br />

(zum Beispiel Jahresabschlusskennzahlen, abnormale Aktienkursrenditen,<br />

subjektive Erfolgsbeurteilung, individualpsychologische Variablen) enorme Divergenzen<br />

23 Vgl. Schein (1985), S. 9. Vgl. allgemeiner zu (Unternehmens-)Kulturkonzepten Martin (2001), S. 55-60 sowie<br />

als deutschsprachige Arbeit mit Bezug zur Erfolgsrelevanz von Unternehmenskulturen bei Akquisitionen<br />

Berthold (2005), S. 15-39.<br />

24 Vgl. Schein (1985), S. 14.<br />

25 Vgl. zunächst Sales/Mirvis (1984), S. 115 <strong>und</strong> Buono/Bowditch/Lewis (1985), S. 477-482 sowie aktueller beispielhaft<br />

Teerikangas (2007), S. 54; Weber/Drori (2008), S. 123-124; Weber/Tarba/Reichel (2009), S. 5.<br />

26 Vgl. neben den in der vorangehenden Fußnote zuletzt genannten Quellen auch bereits Cartwright/Cooper<br />

(1993), S. 60f.; Nahavandi/Malekzadeh (1988), S. 82-88.<br />

27 Vgl. Goulet/Schweiger (2006), S. 411f.; Reus/Lamont (2009), S. 1298-1304; Sarala/Vaara (2010), S. 1370.<br />

126 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

auf 28 . Stellt man in einer resümierenden Gesamtschau diese Unterschiede zurück, so<br />

stützen die empirischen Bef<strong>und</strong>e zwar keine der beiden zuvor genannten Positionen völlig<br />

eindeutig, stehen aber häufiger im Einklang mit der Hypothese positiver Akquisitions<strong>erfolg</strong>swirkungen<br />

eines hohen Grades der Unternehmenskulturintegration beziehungsweise<br />

der Vermeidung großer Kulturunterschiede.<br />

Angesichts dieser Bef<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Forschungsdefizite testen wir die Hypothese<br />

Hypothese 2:<br />

Der wahrgenommene Integrationsgrad der Unternehmenskulturen<br />

der Akquisitionsparteien korreliert signifikant positiv mit Bewertungen<br />

des betriebswirtschaftlichen <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s auf Unternehmensebene.<br />

2.2.3 Ressourcenverzahnungen<br />

In Praxis <strong>und</strong> Wissenschaft besteht Einigkeit, dass <strong>nach</strong> Akquisitionen operative Wertsteigerungen<br />

der beteiligten Unternehmen ganz überwiegend durch Verzahnungen von<br />

Ressourcen des Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmens entstehen können 29 . Als Ressourcen bezeichnet<br />

man allgemein weitgehend der Verfügungsmacht eines Unternehmens unterliegende,<br />

lediglich über längere Zeiträume oder gar nicht abnutzbare, schwer kopier-/<br />

imitierbare seltene Vermögenswerte <strong>und</strong> komplexe Fähigkeiten von Unternehmen, die<br />

zu aus K<strong>und</strong>ensicht erwünschten Eigenschaften ihrer Leistungsangebote <strong>nach</strong>haltig<br />

beitragen 30 . Bei Ressourcen ist es üblich, zwischen materiellen, physischen/tangiblen<br />

<strong>und</strong> immateriellen/intangiblen Vermögenselementen zu unterscheiden, wobei die letzte<br />

Ressourcenart auch mit Begriffen wie Fähigkeiten, Wissen, Kompetenzen oder Knowhow<br />

charakterisiert wird 31 . Immaterielle Ressourcen umfassen wiederum zum einen<br />

sich in organisatorischen Abläufen <strong>und</strong> Strukturen widerspiegelnde Vermögenswerte<br />

sowie zum anderen an Mitarbeiter <strong>und</strong> Führungskräfte eines Unternehmens geb<strong>und</strong>ene<br />

komplexe Fähigkeitsmuster 32 .<br />

Materielle Ressourcen (zum Beispiel Zusammenlegung von Rechenzentren) sind <strong>nach</strong><br />

Unternehmenskäufen tendenziell vergleichsweise einfach(er) umzugestalten. Verzahnungen<br />

materieller Ressourcen schaffen aber aufgr<strong>und</strong> der leichteren Imitierbarkeit<br />

beziehungsweise Handel- <strong>und</strong> Verfügbarkeit sowie stärkeren Abnutzbarkeit dieser Ressourcenart<br />

eher selten die Gr<strong>und</strong>lage für dauerhafte Verbesserungen der Wettbewerbsposition<br />

des neuen Unternehmensverb<strong>und</strong>es <strong>und</strong> seines davon beeinflussten betriebswirtschaftlichen<br />

Erfolgsniveaus. Demgegenüber weisen Verzahnungen immaterieller<br />

Ressourcen diese Einschränkungen hinsichtlich ihrer Wertsteigerungspotenziale in geringerem<br />

Umfang auf. Immaterielle Ressourcenverzahnungen lassen sich idealtypisch<br />

28 Vgl. Berthold (2005), S. 129-141 <strong>und</strong> 359-369.<br />

29 Vgl. Dabui (1998), S. 102; Gerpott (1993), S. 73 <strong>und</strong> 101; Grimpe (2005), S. 15-21; Hartmann (2002), S. 40-46;<br />

Haspeslagh/Jemison (1991), S. 22-27; Weber/Tarba (2010), S. 205.<br />

30 Vgl. für viele Barney (1991), S. 151; Güttel (2003), S. 48-58.<br />

31 Vgl. Dabui (1998), S. 67; Gerpott (1993), S. 85; Glaum/Hutzschenreuter (2010), S. 119.<br />

32 Vgl. Güttel (2003), S. 32.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 127


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

durch zwei, miteinander kombinierbare Ansätze bewerkstelligen 33 : Zum einen besteht<br />

die Möglichkeit, Verzahnungen personalgeb<strong>und</strong>ener immaterieller Ressourcen durch<br />

Besetzung der Stellen in Organisationseinheiten des zusammengeschlossenen Unternehmens<br />

mit Personal, das sowohl aus dem Käufer- als auch aus dem Zielunternehmen<br />

stammt, zu unterstützen. Zum anderen können Verzahnungen nicht personalgeb<strong>und</strong>ener<br />

immaterieller Routinen durch Reorganisationen von Geschäftsprozessen dahingehend<br />

angestrebt werden, dass zuvor parallele Abläufe beider Parteien (zum Beispiel<br />

im Vertrieb) durch nahtlos ineinander greifende Prozesse ersetzt werden, bei denen in<br />

letzter Konsequenz gar nicht mehr zu erkennen ist, inwiefern sie im ursprünglichen<br />

Käufer- oder Zielunternehmen abgearbeitet wurden.<br />

Zur Erschließung der ersten Möglichkeit sind Personaltransfers erforderlich. Sie können<br />

sich auf die Ebene der obersten Führungskräfte beschränken oder ebenenübergreifend<br />

Mitarbeiter/Führungskräfte der beteiligten Unternehmen umfassend einbeziehen. Geht<br />

man davon aus, dass nicht nur Top Manager Träger von Fähigkeiten <strong>und</strong> Wissen mit<br />

hoher Relevanz für Wettbewerbs<strong>erfolg</strong>e des Unternehmens sind, dann folgt daraus für<br />

die <strong>Integrationsgestaltung</strong> <strong>nach</strong> Akquisitionen, dass sie durch wechselseitige Transfers<br />

von Mitarbeitern aller Ebenen über die Grenzen der Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen zur<br />

Verzahnung immaterieller Ressourcen <strong>und</strong> damit letztlich zur Steigerung des betriebswirtschaftlichen<br />

Transaktions<strong>erfolg</strong>s beitragen kann. Etwa zehn, zumeist im angelsächsischen<br />

Raum durchgeführte Studien bestätigen diese Schlussfolgerung überwiegend 34 .<br />

Allerdings wurden in der bisherigen Forschung lediglich Experten generell <strong>nach</strong> der<br />

Häufigkeit von Versetzungen über die Unternehmensgrenzen hinweg <strong>nach</strong> einer Akquisition<br />

befragt. Nicht erfasst wurde demgegenüber die Sicht betroffener Mitarbeiter<br />

dahingehend, inwieweit man im Alltag im eigenen Tätigkeitsbereich mit Kollegen<br />

kooperiert, die aus dem anderen Ursprungsunternehmen stammen. Dieses Defizit ist<br />

problematisch, da durch Einbezug der Mitarbeiter-/Betroffenenperspektive besser als<br />

durch Experten konkret bestimmbar ist, inwieweit Personaltransfers operativ tatsächlich<br />

realisiert wurden.<br />

Nichtsdestotrotz formulieren wir angesichts der vorgetragenen konzeptionellen Überlegungen<br />

<strong>und</strong> der bisherigen, auf Expertenbefragungen beruhenden empirischen Bef<strong>und</strong>e<br />

die Hypothese<br />

Hypothese 3:<br />

Das Ausmaß von Mitarbeitertransfers, die eine Kooperation von Personal,<br />

das ursprünglich aus den verschiedenen Transaktionsparteien stammt, über<br />

bisherige Unternehmensgrenzen hinweg unterstützen, korreliert signifikant<br />

positiv mit Bewertungen des betriebswirtschaftlichen <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s<br />

auf Unternehmensebene.<br />

33 Vgl. zum Beispiel Gerpott/Hartmann (2000), S. 99; Glaum/Hutzschenreuter (2010), S. 199f. In der Literatur wird<br />

hier vielfach zwischen „human integration“ <strong>und</strong> „task integration“ unterschieden; vgl. Stahl/Voigt (2005), S. 71;<br />

Gerpott (2009), S. 33 <strong>und</strong> die dort in Fußnote 27 angeführten weiteren Quellen.<br />

34 Vgl. die bei Gerpott/Hartmann (2000), S. 99 <strong>und</strong> 108 sowie Gerpott (2009), S. 30-34 rezipierten Untersuchungen.<br />

128 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

Der Grad der organisatorischen Integration von Geschäftsprozessen als zweite prinzipielle<br />

Möglichkeit zur Verzahnung nicht personengeb<strong>und</strong>ener immaterieller Fähigkeiten wurde<br />

in der bisherigen Forschung eher abstrakt <strong>und</strong> nicht direkt betrachtet. Einschlägige Studien<br />

konzentrieren sich hier primär auf die globale strukturorganisatorische „Integrationstiefe“<br />

oder den Autonomiegrad des Managements des akquirierten Unternehmens bei<br />

richtungsgebenden Entscheidungen <strong>nach</strong> der Übernahme 35 . Das Ausmaß der ablauforganisatorischen<br />

Integration auf für den Markt<strong>erfolg</strong> eines Unternehmens wesentlichen<br />

Tätigkeitsfeldern wird hingegen allenfalls <strong>nach</strong>rangig adressiert 36 . Die vorliegende empirische<br />

betriebswirtschaftliche Forschung, die sich methodisch wiederum fast ausnahmslos<br />

auf die Befragung eines Schlüsselinformanten pro Transaktion stützt, liefert keine<br />

eindeutigen Belege dafür, dass Maße der strukturorganisatorischen Integrationstiefe oder<br />

der Entscheidungsautonomie der Leitung von akquirierten Unternehmen <strong>nach</strong> der Übernahme<br />

signifikant mit Akquisitions<strong>erfolg</strong>skriterien korrelieren 37 .<br />

Eine inhaltliche Erklärung für diese unklare <strong>und</strong> im Widerspruch zu konzeptionellen<br />

Überlegungen zu operativen Synergien als Hebel zur Erfolgssteigerung <strong>nach</strong> Unternehmenszusammenschlüssen<br />

38 stehende Bef<strong>und</strong>lage kann darin gesehen werden, dass Verzahnungen<br />

der Ablauforganisation größere Erfolgsrelevanz zukommt als bloßen „optischen“<br />

Veränderungen der strukturorganisatorischen Anbindung des Zielunternehmens<br />

insgesamt oder einzelner Organisationseinheiten der beteiligten Unternehmen.<br />

Darüber hinaus lassen sich die bisherigen empirischen Resultate methodisch wiederum<br />

darauf zurückführen, dass einzelne Experten weniger gut als eine größere Stichprobe<br />

von Mitarbeitern dazu in der Lage sein könnten, ein valides Bild des Integrationsgrades<br />

von Geschäftsprozessen im Unternehmensverb<strong>und</strong> <strong>nach</strong> einer Übernahme zu zeichnen.<br />

Sachlogisch plausibel ist bei auf verwandten Märkten agierenden Transaktionsparteien<br />

nämlich, dass der Grad der Integration von Geschäftsprozessen sich – ceteris paribus<br />

– signifikant positiv auf betriebswirtschaftliche Transaktions<strong>erfolg</strong>smaße auswirken<br />

sollte, da nur durch solche Verzahnungen ein bloßes paralleles <strong>und</strong> unabgestimmtes<br />

„Nebeneinanderheragieren“ vermeidbar ist sowie damit eingehende Reibungsverluste<br />

verringert werden können. Deshalb vertreten wir die Hypothese<br />

Hypothese 4:<br />

Der wahrgenommene Integrationsgrad von Geschäftsprozessen der Akquisitionsparteien<br />

korreliert signifikant positiv mit Bewertungen des betriebswirtschaftlichen<br />

<strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s auf Unternehmensebene.<br />

35 Vgl. beispielhaft Glaum/Hutzschenreuter (2010), S. 198-200; Haspeslagh/Jemison (1991), S. 138-164 <strong>und</strong> 189-<br />

235; Hoyningen-Huene (2004), S. 168-176; Sarala/Vaara (2010), S. 1377.<br />

36 Siehe als partielle Ausnahme Piske/Gebert/Lahnwehr (2006), S. 60-64, die eine signifikante Korrelation zwischen<br />

dem Konstrukt „substanzielle Integration“, das unter anderem ablauforganisatorische Veränderungen umfasst,<br />

<strong>und</strong> einem individualpsychologischen Erfolgskriterium in einer Studie zur Integration von 124 in Polen von<br />

deutschen Unternehmen gekauften Betriebsstätten ermittelten. Vgl. weiter Cording/Christmann/King (2008),<br />

S. 757, deren „integration depth“ Maß ebenfalls zum Teil den Grad der Prozessintegration abbildet <strong>und</strong> eine signifikante<br />

Determinante des wahrgenommenen Reorganisations<strong>erfolg</strong>s <strong>nach</strong> der Übernahme in einer Stichprobe<br />

von 129 Akquisitionsfällen darstellt.<br />

37 Vgl. resümierend zum Beispiel Bucerius (2004), S. 44; Dabui (1998), S. 164; Glaum/Hutzschenreuter (2010),<br />

S. 211.<br />

38 Vgl. Glaum/Hutzschenreuter (2010), S. 204-206; Güttel (2003), S. 103-108; Homberg/Rost/Osterloh (2009),<br />

S. 75-78; Knyphausen-Aufsess/Koeppen/Schweizer (2007), S. 344-350.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 129


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

3 Empirische Untersuchung<br />

3.1 Datengewinnung<br />

Zur Überprüfung der Hypothesen wurden in einem international agierenden Unternehmen<br />

der IKT-Branche 39 in den Jahren 2006 <strong>und</strong> 2007 zwei Mitarbeiterbefragungen<br />

mit sich weitgehend überlappenden Inhalten durchgeführt. Der kooperierende<br />

Konzern vollzog im Jahr 2005 im Zuge der Umsetzung einer Neuorganisation die<br />

strukturelle Integration eines Unternehmens, dessen formelle komplette Eigentumsübertragung<br />

auf den Erwerber (= Closing) bereits im Jahr 2002 abgeschlossen worden<br />

war. Dabei wurde 2005 auch eine fünfstellige Zahl von Mitarbeitern 40 beider Transaktionsparteien<br />

in neue Sparten <strong>und</strong> Einheiten versetzt.<br />

Anfang 2006 wurde eine Stichprobe von Mitarbeitern der zwei Ursprungsunternehmen<br />

aus verschiedenen Organisationseinheiten, die sämtliche Funktionsfelder eines<br />

IKT-Hauses abdeckten, an r<strong>und</strong> 15 Standorten in Deutschland per Zufallsauswahl bestimmt.<br />

Diese Stichprobe umfasste repräsentativ für die beiden Herkunftsunternehmen<br />

in etwa zwei Drittel Personen, die aus dem erwerbenden Unternehmen kamen, <strong>und</strong><br />

zu einem Drittel Personen, die aus dem akquirierten Unternehmen stammten. Der zu<br />

befragende Personalbestand war zum Erhebungszeitpunkt seit über einem Jahr in „gemischten“<br />

Arbeitsgruppen beider Herkunftsunternehmen tätig, so dass bereits bei der<br />

ersten Datenerhebung ein Mindestmaß an Integration erwartet werden durfte.<br />

Bei der ersten Erhebung erhielten im März 2006 1.628 Mitarbeiter der operativen<br />

Ebene sowie sämtlicher Leitungsebenen bis zur Ebene unterhalb der Geschäftsführung<br />

eine E-Mail mit der Bitte um Beteiligung an der Befragung zu Aspekten des bisherigen<br />

Integrationsprozesses. Dabei wurden die Adressaten dazu aufgefordert, mittels<br />

eines Links anonym einen Online-Fragebogen anzusteuern <strong>und</strong> auszufüllen. Insgesamt<br />

kamen im vierwöchigen Befragungszeitraum 817 Mitarbeiter der Bitte <strong>nach</strong>, was einer<br />

Rücklaufquote von 50,2% entspricht.<br />

Aufgr<strong>und</strong> von personellen Wechseln in den Leitungsgremien des Unternehmens <strong>und</strong><br />

einer angestrebten strategischen Repositionierung wurde <strong>nach</strong> der ersten Befragung die<br />

Organisationsstruktur des kooperierenden Praxispartners erneut umgestaltet. Dabei<br />

wurden viele Mitarbeiter in neu gebildete oder andere Sparten <strong>und</strong> Einheiten des Unternehmens<br />

versetzt sowie ein erheblicher Teil der Führungskräfte mit formeller Personalverantwortung<br />

ausgetauscht oder es wurde ihre Position nicht wieder besetzt.<br />

Im März/April 2007 wurde die zweite Befragung durchgeführt, wobei das inhaltliche<br />

<strong>und</strong> organisatorische Untersuchungsdesign der ersten Datenerhebung übernommen<br />

wurde. Entsprechend wurden dieselben Personen per E-Mail angesprochen, sofern sich<br />

die zu befragenden Mitarbeiter noch im Gesamtunternehmen befanden. Diese zweite<br />

Ansprache <strong>erfolg</strong>te unabhängig davon, ob die Mitarbeiter gegenüber der ersten Erhe-<br />

39 IKT = Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik.<br />

40 Als „Mitarbeiter“ werden hier sowohl Angestellte ohne als auch mit Personalverantwortung (also auch Führungskräfte<br />

im engeren Sinn) bezeichnet.<br />

130 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

bung wieder der operativen Ausführungsebene zugeordnet oder als Führungskräfte<br />

klassifiziert wurden. Abgesehen von der Bezugnahme von Fragestellungen auf die neue<br />

Organisationsstruktur sowie der Abfrage des Bildungsgrades <strong>und</strong> der Integrationserfahrung<br />

wurden sämtliche Fragen <strong>und</strong> Antwortmöglichkeiten wie bei der ersten Befragung<br />

belassen. Von den 1.518 noch im Unternehmen beschäftigten <strong>und</strong> per E-Mail<br />

erreichbaren Zielpersonen der ersten Befragung nahmen 620 an der zweiten Erhebung<br />

teil (Rücklaufquote = 40,8%).<br />

3.2 Beschreibung der Respondenten<br />

Die Ausprägungsverteilungen von vier soziodemographischen <strong>und</strong> drei tätigkeitsbezogenen<br />

Merkmalen der Teilnehmer der ersten <strong>und</strong> zweiten Befragung sind Tabelle 1 zu<br />

entnehmen. Bei beiden Erhebungen waren etwa zwei Drittel der Respondenten zwischen<br />

36 <strong>und</strong> 50 Jahre alt. Bei 77,8%/76,5% der Teilnehmer handelte es sich um Männer. Die<br />

Befragten waren überwiegend hoch qualifizierte IKT-Fachkräfte: 80% verfügten über<br />

ein abgeschlossenes Studium, <strong>und</strong> zwar zu etwa gleichen Teilen als Informatiker/Mathematiker,<br />

Ingenieur oder Wirtschaftswissenschaftler. Mit 64,0%/68,8% war der Anteil<br />

der Teilnehmer aus dem erwerbenden Unternehmen zwar deutlich größer als der Befragtenanteil<br />

aus dem Akquisitionsziel, der Proportionsunterschied entspricht aber etwa<br />

dem Mitarbeiterverhältnis der beiden Transaktionsparteien insgesamt. In der Stichprobe<br />

sind die primären Tätigkeitsfelder eines IKT-Unternehmens repräsentiert: Die Befragten<br />

waren überwiegend in der Entwicklung, Beratung oder im Projektmanagement tätig,<br />

wobei auch Führungskräfte <strong>und</strong> Mitarbeiter aus dem Vertrieb/Service sowie aus Querschnittsbereichen<br />

(zum Beispiel Finanzen, Personalwirtschaft) vertreten waren.<br />

Mehr als die Hälfte der Respondenten war zu beiden Befragungszeitpunkten maximal<br />

zehn Jahre in einer der beiden Transaktionsparteien tätig. Die niedrige Unternehmenszugehörigkeitsdauer<br />

lässt erkennen, dass die Transaktionsparteien <strong>nach</strong> der Jahrtausendwende<br />

zur Bewältigung des eigenen Geschäftswachstums zahlreiche Neueinstellungen,<br />

die über den Ersatz ausgeschiedener Mitarbeiter hinausgingen, vorgenommen<br />

hatten. Die erfassten Mitarbeiter verfügten allerdings bereits über erhebliche Integrationserfahrungen<br />

im Zusammenhang mit organisatorischen Restrukturierungsprogrammen.<br />

Abgesehen von dem Integrationsprojekt, auf das sich die erste Erhebung bezog,<br />

berichteten die Befragten in ihrem Berufsleben im Durchschnitt bereits 3,37 vergleichbare<br />

Neuorganisationsprojekte erlebt zu haben 41 .<br />

41 Originalfragestellung in der zweiten Datenerhebung: „Wie viele Fusionen, Unternehmensübernahmen oder<br />

vergleichbare tief greifende Umstrukturierungen/Neuorganisationen haben Sie bisher persönlich in Ihrem bisherigen<br />

Berufsleben als Arbeitnehmer/-in erlebt? Bitte geben Sie die Anzahl Ihrer erlebten Fusionen/Übernahmen/<br />

vergleichbaren Umstrukturierungen an“ (offenes Zahlenfeld). Mittelwert = 4,37; Standardabweichung = 2,56,<br />

Median = 4; n = 599. Bei Abzug des in der ersten Datenerhebung betrachteten Integrationsprojektes ergeben<br />

sich im Mittel Erfahrungen mit 3,37 Restrukturierungssituationen. Zwischen der Neuorganisationserfahrung<br />

sowie den übrigen in Tabelle 1 gezeigten sieben Respondentenmerkmalen auf der einen Seite <strong>und</strong> den sechs im<br />

Untersuchungsmittelpunkt stehenden Konstruktmaßen auf der anderen Seite bestanden keine substanziell relevanten<br />

Zusammenhänge. Deshalb wurden diese Individualmerkmale nicht als Kontrollvariablen in die weiteren<br />

Analysen einbezogen.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 131


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

Tabelle 1:<br />

Soziodemographische <strong>und</strong> tätigkeitsbezogene Merkmale der<br />

Respondenten<br />

Merkmal<br />

1. Alter (in Jahren) [761/574]<br />

Datenerhebung a<br />

I II<br />

< 31 [52/38] 6,9 6,6<br />

31–35 [116/72] 15,2 12,5<br />

36–40 [183/142] 24,0 24,7<br />

41–45 [180/124] 23,7 21,1<br />

46–50 [133/124] 17,5 21,6<br />

> 50 [97/77]<br />

%<br />

%<br />

12,7 13,4<br />

Merkmal<br />

5. Herkunftsunternehmen (HU) [811/612]<br />

Datenerhebung a<br />

E (Erwerbendes HU) [519/421] 64,0<br />

A (Akquiriertes HU) [292/191]<br />

6. Tätigkeitsfeld [810/613]<br />

Entwicklung/System Engineering/<br />

Softwarearchitektur/Design [199/161]<br />

Beratung/Consulting [233/148]<br />

I<br />

%<br />

36,0<br />

%<br />

II<br />

%<br />

68,8<br />

31,2<br />

%<br />

24,6 26,3<br />

28,8 24,1<br />

2. Geschlecht [748/566]<br />

Männlich [582/433]<br />

Weiblich [166/133]<br />

3. Bildungsgrad [n.a./570] b<br />

Universitätsstudium/Master/<br />

MBA [n.a./188]<br />

FH-Studium/BA-Studium/<br />

Bachelor [n.a./268]<br />

Ausbildung [n.a./103]<br />

Sonstiger/kein Abschluss [n.a./11]<br />

% %<br />

77,8 76,5<br />

22,2 23,5<br />

% %<br />

n.a. 33,0<br />

n.a. 47,0<br />

n.a. 18,1<br />

n.a. 1,9<br />

Projektmanagement [94/108]<br />

Vertrieb/Service [57/59]<br />

Management/Führungskraft/Teamleiter<br />

[108/39]<br />

Sonstiges (Finanzen, Controlling, Human<br />

Resources, Personalentwicklung, Strategie,<br />

Kommunikation, Prozess-, Qualitäts- oder<br />

Ressourcenmanagement, Sekretariat, Arbeitnehmervertreter,<br />

sonstige Querschnittstätigkeiten)<br />

[119/98]<br />

7. Unternehmenszugehörigkeitsdauer<br />

(in Jahren) [754/569]<br />

11,6 17,6<br />

7,0 9,6<br />

13,3 6,4<br />

14,7 16,0<br />

%<br />

%<br />

4. Studienrichtung [n.a./456] b<br />

Informatik/Mathematik [n.a./129]<br />

Ingenieurwissenschaften (z.B. Maschinenbau,<br />

Elektrotechnik [n.a./144]<br />

Wirtschaftswissenschaften (z.B.<br />

BWL/VWL) [n.a./150]<br />

Sonstige Fachrichtungen [n.a./33]<br />

% % < 6 [207/81]<br />

27,4 14,2<br />

n.a. 28,3<br />

n.a. 31,6<br />

n.a. 32,9<br />

n.a. 7,2<br />

6–10 [230/239]<br />

30,5 42,0<br />

11–15 [82/67]<br />

10,9 11,8<br />

16–20 [82/63]<br />

10,9 11,1<br />

> 20 [153/119]<br />

20,3 20,9<br />

a) I = Datenerhebung I im März 2006. II = Datenerhebung II im März/April 2007. Angaben in eckigen Klammern<br />

hinter einem Merkmal = Zahl der Befragten, die bei der ersten bzw. zweiten Erhebung gültige Angaben<br />

machten.<br />

b) Der Bildungsgrad <strong>und</strong> die Studienrichtung wurden nur in der zweiten Datenerhebung abgefragt. Die Prozentangaben<br />

zur Studienrichtung beziehen sich nur auf die 80% der Respondenten mit abgeschlossenem<br />

Studium.<br />

3.3 Operationalisierung der Konstrukte<br />

Zur empirischen Erfassung der in den Hypothesen angesprochenen Konstrukte<br />

wurde zum einen auf in einschlägigen empirischen Studien bereits validierte Messinstrumente<br />

zurückgegriffen. Zum anderen kamen selbst entwickelte <strong>und</strong> in Pretests<br />

auf ihre psychometrische Qualität hin überprüfte Skalen bei Variablen zum Einsatz,<br />

132 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

für die in der Literatur keine Instrumente verfügbar waren, die so ausgerichtet waren,<br />

dass sie die Spezifika der IKT-Branche oder des kooperierenden Praxispartners hinreichend<br />

berücksichtigten. Vor der ersten Hauptbefragung wurden zwei Pretests durchgeführt,<br />

an denen insgesamt 96 Mitarbeiter unterschiedlicher Funktionsbereiche <strong>und</strong><br />

Hierarchieebenen aus beiden Herkunftsunternehmen freiwillig teilnahmen. Hier beurteilten<br />

die Befragten die Anscheinsgültigkeit, Verständlichkeit, Eindeutigkeit <strong>und</strong><br />

Vollständigkeit der Fragen <strong>und</strong> abgestuften Antwortvorgaben. Zudem wurden sie<br />

um Vorschläge zur Formulierungsverbesserung <strong>und</strong> in einer für Laien verständlichen<br />

Weise zur Ergänzung von übersehenen Aspekten der Befragungskonstrukte gebeten.<br />

Auf Basis der so gewonnenen Rückmeldungen <strong>erfolg</strong>te eine Optimierung des Fragebogens<br />

vor der Haupterhebung.<br />

Im Folgenden wird zunächst die Operationalisierung der einzelnen in den Hypothesen<br />

angesprochenen unabhängigen Variablen <strong>und</strong> dann der abhängigen Erfolgskriterien<br />

umrissen.<br />

Verfahrensgerechtigkeit: Zur Erfassung der wahrgenommenen Verfahrensgerechtigkeit<br />

(= „Procedural Justice“; vergleiche Hypothese 1) bei Integrationsprozessen <strong>nach</strong> dem<br />

Unternehmenszusammenschluss wurden drei Indikatoren genutzt, die sich an Green,<br />

Adams <strong>und</strong> Turner sowie Mottola et al. anlehnen 42 . Sie befassen sich mit der Qualifikations-<br />

<strong>und</strong> Leistungsorientierung von Stellenbesetzungen <strong>nach</strong> dem <strong>Zusammenschluss</strong><br />

(siehe Indikatoren V1–V3 in Tabelle 2). Diese Indikatoren wurden aufgr<strong>und</strong> von Pretestergebnissen<br />

durch einen vierten, unternehmensspezifischen Indikator zur Beeinflussung<br />

von Integrationsentscheidungen durch „Beziehungen“ (anstelle von Sachthemen)<br />

ergänzt (siehe Indikator V4 in Tabelle 2). Den vier Indikatoren liegt ein reflektives<br />

Messkonzept zugr<strong>und</strong>e. Dass heißt es wird angenommen, dass ihre Ausprägungen jeweils<br />

durch das zugr<strong>und</strong>e liegende latente Konstrukt der Verfahrensgerechtigkeit bestimmt<br />

werden <strong>und</strong> dass sie ähnliche, sich stark überlappende <strong>und</strong> positiv korrelierte<br />

Konstruktfacetten widerspiegeln 43 .<br />

Integrationsgrad der Kulturen: Zur reflektiven Erfassung dieses Konstrukts (vergleiche<br />

Hypothese 2) kam das Instrument von Knippenberg et al. (2002) zum Einsatz. Knippenberg<br />

et al. erheben „perceived inter-organizational differences“ im Hinblick auf unternehmenskulturelle<br />

Teilaspekte wie Führungsstil, Einstellungen der Mitarbeiter, Arbeitsatmosphäre,<br />

Arbeitsmethoden sowie die Unternehmenskultur als Ganzes (siehe<br />

Items K1–K5 in Tabelle 2) 44 . Der Integrations- oder Ähnlichkeitsgrad für jede dieser<br />

Unternehmenskulturfacetten wurde direkt auf einem als äquidistant visualisierten<br />

5-Stufen-Kontinuum abgefragt.<br />

42 Green/Adams/Turner (1988), S. 251; Mottola et al. (1997), S. 1343.<br />

43 Siehe einführend zur Unterscheidung reflektiver <strong>und</strong> formativer Messansätze für latente Konstrukte Diamantopoulos/Riefler<br />

(2008), S. 1184-1187; Götz/Liehr-Gobbers (2004), S. 717-720; Herrmann/Huber/Kressmann<br />

(2006), S. 46-49; Huber et al. (2007), S. 22-27; Weiber/Mühlhaus (2010), S. 201-211.<br />

44 Der Indikator K1 wurde dem Instrument von Knippenberg et al. (2002), S. 239f. aufgr<strong>und</strong> der eigenen<br />

Pretestresultate hinzugefügt.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 133


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

Gemäß den Überlegungen zur Verzahnung immaterieller Ressourcen ist das Ausmaß von<br />

Mitarbeitertransfers (Hypothese 3) sowie von Geschäftsprozessverknüpfungen (Hypothese<br />

4) zu erfassen. Hierfür konnten in der Literatur keine für den Praxispartner verwendbaren<br />

Skalen gef<strong>und</strong>en werden, so dass in den Pretests eigene Operationalisierungen<br />

entwickelt wurden. Der Grad der Integration im unmittelbaren Arbeitsumfeld eines Befragten<br />

durch Versetzungen wurde formativ über ein Item erhoben, bei dem die Teilnehmer<br />

angaben, aus welcher der Transaktionsparteien ihre primären Arbeitskollegen seit<br />

der Reorganisation der beiden Unternehmen stammten (siehe Indikator T1 in Tabelle 2).<br />

Dieser Operationalisierung liegt die Annahme zugr<strong>und</strong>e, dass die personale Integration<br />

umso stärker ausfällt, je mehr ein Befragter mit Mitarbeitern aus dem anderen Herkunftsunternehmen<br />

zusammenarbeitet 45 . Zur Messung der Zusammenführung von Geschäftsprozessen<br />

wurden die Befragten aufgefordert, unter Bezugnahme auf den eigenen Tätigkeitsbereich,<br />

den Grad der Integration für drei Hauptprozessfelder (siehe Indikatoren P1–P3<br />

in Tabelle 2) auf einem 5-Punkte-Antwortkontinuum zu kennzeichnen. Das Konstrukt<br />

wurde ebenfalls formativ operationalisiert, da das Gesamtausmaß der Geschäftsprozessintegration<br />

von jedem der nicht notwendigerweise positiv miteinander korrelierenden<br />

Verknüpfungsgrade der drei verschiedenen Hauptprozessfelder abhängt.<br />

In der Forschung zu Erfolgswirkungen von <strong>Integrationsgestaltung</strong>saspekten werden<br />

betriebswirtschaftliche <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>e für das mit dem Eigentümerwechsel<br />

entstandene Gesamtunternehmen häufig über zwei sequentiell verknüpfte Kriterien<br />

konzeptionalisiert 46 . Im Einklang mit dieser Vorgehensweise wurde auch in der eigenen<br />

Studie zur Abbildung von betriebswirtschaftlichen <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>en zwischen<br />

einem Konstrukt „Erfolg der Neuorganisation“, das auf eher integrationsnahe Erfolgswahrnehmungen<br />

von Mitarbeitern des untersuchten Unternehmens abhebt, <strong>und</strong> einem<br />

Konstrukt „strategische Zielerreichung“ differenziert, das mehr Facetten des ökonomischen<br />

Letzt<strong>erfolg</strong>s auf der Ebene des neuen Unternehmensverb<strong>und</strong>es betont 47 .<br />

Das Erfolgsniveau der Neuorganisation wurde reflektiv anhand von drei Bewertungen<br />

der Notwendigkeit, des Markt<strong>erfolg</strong>s- <strong>und</strong> der Gesamt<strong>erfolg</strong>seffekte der realisierten<br />

Neuorganisation unter Zugr<strong>und</strong>elegung eines Zeithorizontes von einem Jahr abgebildet<br />

(siehe Indikatoren N1–N3 in Tabelle 2). Für die Bewertungen standen den Teilnehmern<br />

jeweils fünf abgestufte Antwortkategorien zur Verfügung. Bei der Abbildung<br />

der strategischen Zielerreichung wurde auf mindestens drei Jahre angelegte offizielle betriebswirtschaftliche<br />

Ziele des fusionierten Unternehmens zurückgegriffen. Für sechs<br />

im Rahmen der Pretests identifizierte unternehmensspezifische Zielfelder (siehe Indi-<br />

45 Alternativ wurde ein Messansatz geprüft, bei dem die höchste Integrationsstärke dann erreicht wird, wenn die<br />

Kollegen eines Befragten zu etwa gleichen Teilen aus den beiden beteiligten Unternehmen stammten. Da sich<br />

diese Variable aber nicht als signifikante Determinante der Erfolgskriterien erwies, wird sie in den <strong>nach</strong>folgenden<br />

Analysen nicht berücksichtigt.<br />

46 Vgl. beispielhaft zu Messungen von Akquisitions<strong>erfolg</strong>en anhand mehrerer verknüpfter Konstrukte Becker<br />

(2005), S. 343; Cording/Christmann/King (2008), S. 751-760; Gerpott (1993), S. 192, 243 <strong>und</strong> 388; Grimpe<br />

(2005), S. 110f.; Hartmann (2002), S. 204.<br />

47 Vermeintlich objektive jahresabschluss- oder kapitalmarktorientierte Erfolgskriterien konnten nicht herangezogen<br />

werden, da Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen als Teil von Konzernen sowohl vor als auch <strong>nach</strong> der Transaktion<br />

nur sehr beschränkt aussagefähige Jahresabschlüsse erstellten <strong>und</strong> nicht als isolierter Geschäftsbereich börsennotiert<br />

waren.<br />

134 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

Tabelle 2:<br />

Operationalisierung der Variablen<br />

Konstrukt a<br />

Verfahrensgerechtigkeit<br />

(V)<br />

(reflektive<br />

Messung)<br />

Integration der<br />

Kulturen (K)<br />

(reflektive<br />

Messung)<br />

Mitarbeitertransfer<br />

(T)<br />

(formative<br />

Messung)<br />

Integration<br />

der Geschäftsprozesse<br />

(P)<br />

(formative<br />

Messung)<br />

Erfolg der<br />

Neuorganisation<br />

(N)<br />

(reflektive<br />

Messung)<br />

Strategische<br />

Zielerreichung<br />

(Z)<br />

(formative<br />

Messung)<br />

V1<br />

V2<br />

V3<br />

V4<br />

K1<br />

K2<br />

K3<br />

K4<br />

K5<br />

T1<br />

P1<br />

P2<br />

P3<br />

N1<br />

N2<br />

N3<br />

Z1<br />

Z2<br />

Z3<br />

Z4<br />

Z5<br />

Z6<br />

Fragestellung <strong>und</strong> Indikatoren<br />

In Integrations- <strong>und</strong> Veränderungsprozessen in meinem<br />

Arbeitsumfeld …<br />

kommt es bei der Stellenbesetzung von Führungskräften<br />

auf die Qualifikation an<br />

geht es <strong>nach</strong> Leistung <strong>und</strong> Qualifikation <strong>und</strong> nicht <strong>nach</strong><br />

der Ursprungsorganisation<br />

werden alle Mitarbeiter/-innen der verschiedenen<br />

Ursprungsorganisationen gleichwertig behandelt<br />

wird vieles über Beziehungen entschieden (R) c<br />

Wie integriert sind die Ursprungseinheiten (Bezeichnung<br />

ehemalige Unternehmen E <strong>und</strong> A) in Ihrem Tätigkeitsbereich<br />

hinsichtlich folgender Faktoren?<br />

Management-/Führungsstile<br />

Werte/Normen/Einstellungen der Mitarbeiter<br />

Arbeitsatmosphäre/Arbeitsklima<br />

Arbeitsweisen/Arbeitsmethoden<br />

Unternehmenskulturen<br />

Woher stammen Ihre Kollegen/-innen, mit denen Sie seit<br />

(Angabe offizieller Tag des Kunstnamens der Neuorganisation<br />

I/II) hauptsächlich zusammengearbeitet haben? d<br />

Wie integriert sind die Ursprungseinheiten (Bezeichnung<br />

ehemalige Unternehmen E <strong>und</strong> A) in Ihrem Tätigkeitsbereich<br />

hinsichtlich folgender Prozesse/Tätigkeitsfelder?<br />

K<strong>und</strong>en-/Vertriebs-/Angebots-/Marketingprozesse<br />

Leistungserstellung/-erbringung/Produktion/Delivery<br />

Human Resources-Prozesse/Personalbetreuung<br />

Alles in allem ist die Neuorganisation in den letzten<br />

12 Monaten durch „Kunstname Neuorganisation I/II"<br />

aus heutiger Sicht …<br />

1 = Völlig überflüssig gewesen/5 = Sehr notwendig gewesen<br />

1 = Ein Fehlschlag, der unsere Marktposition stark verschlechtert<br />

hat/5 = Ein sehr gutes Mittel zur Verbesserung unserer<br />

Markt<strong>erfolg</strong>e<br />

1 = Insgesamt völlig <strong>erfolg</strong>los/5 = Insgesamt sehr <strong>erfolg</strong>reich<br />

Mit "Kunstname Neuorganisation I/II" wurden mehrere<br />

Ziele angestrebt. Bis zu welchem Grad wurden diese<br />

Ziele Ihrer Ansicht <strong>nach</strong> bis jetzt erreicht?<br />

Industrialisierung/Vertikalisierung/Internationalisierung<br />

Vereinheitlichung Portfolio/Marktauftritt/K<strong>und</strong>enangang<br />

Ausschaltung interner Konkurrenzen<br />

Steigerung des wirtschaftlichen Erfolgs/der Produktivität<br />

Synergieeffekte hinsichtlich der Technologien/F&E/<br />

Innovationen<br />

Synergieeffekte hinsichtlich des Verständnisses von<br />

K<strong>und</strong>enprozessen<br />

Antwortoptionen/-kodierung b<br />

1 = Stimme überhaupt nicht<br />

zu<br />

3 = Teils – teils<br />

5 = Stimme voll <strong>und</strong> ganz zu<br />

1 = Überhaupt nicht<br />

integriert/völlig<br />

unterschiedlich<br />

3 = Teils – teils<br />

5 = Vollständig integriert/<br />

sehr ähnlich<br />

1 = Hauptsächlich aus dem<br />

gleichen Unternehmen<br />

3 = Ungefähr gleich verteilt<br />

5 = Hauptsächlich aus dem<br />

anderen Unternehmen<br />

1 = Überhaupt nicht<br />

integriert/völlig<br />

unterschied-lich<br />

3 = Teils – teils<br />

5 = Vollständig integriert/<br />

sehr ähnlich<br />

Die Skalierung <strong>erfolg</strong>te indikatorbezogen<br />

(siehe Fragestellung<br />

N1, N2, N3). Die<br />

Skalenmitte wurde jeweils mit<br />

3 = Teils – teils ausgewiesen.<br />

1 = Gar nicht erreicht<br />

3 = Teils – teils<br />

5 = Vollständig erreicht<br />

a) Die eingeklammerten Buchstaben bzw. die Buchstaben-Zahlen-Kombinationen geben die Abkürzung<br />

des jeweiligen Konstrukts bzw. der Indikatoren wieder.<br />

b) Es standen pro Indikator fünf abgestufte Antwortmöglichkeiten zur Verfügung, von denen jeweils drei<br />

Optionen verbal wie angegeben verankert wurden.<br />

c) Indikator V4 wurde rekodiert, das heißt, 1 = 5, 2 = 4, 3 = 3, 4 = 2, 5 = 1.<br />

d) Das Ausmaß des Mitarbeitertransfers wurde anhand eines Vergleichs des Herkunftsunternehmens (A oder<br />

E) des Respondenten in Kombination mit dem Herkunftsunternehmen seiner Kollegen (Likert-Skala 1–5:<br />

1 = Hauptsächlich von Unternehmen A, 3 = Ungefähr gleich verteilt, 5 = Hauptsächlich von Unternehmen<br />

E) bestimmt.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 135


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

katoren Z1–Z6 in Tabelle 2) wurde jeweils unter Rückgriff auf ein 5-Punkte-Antwortkontinuum<br />

erfragt, inwieweit die Zielfelder durch die Unternehmensübernahme <strong>und</strong><br />

die sich daran anschließenden Reorganisationsmaßnahmen erreicht wurden.<br />

Die Operationalisierung <strong>erfolg</strong>t formativ, weil die Zielerreichungsgrade sich auf unterschiedliche<br />

Kriterien beziehen <strong>und</strong> jedes Ziel einzeln zum Gesamtniveau der Zielerreichung<br />

beiträgt.<br />

Die Mittelwerte (M) <strong>und</strong> Standardabweichungen (S) der insgesamt 22 verwendeten Indikatoren<br />

der sechs betrachteten Konstrukte sind Tabelle 3 <strong>und</strong> 4 getrennt für jede der<br />

beiden Erhebungen zu entnehmen.<br />

4 Empirische Ergebnisse<br />

4.1 Erläuterung der prinzipiellen Analysemethodik<br />

Um die Erklärbarkeit der beiden Kriterien des betriebswirtschaftlichen <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s<br />

bei gleichzeitigem Einbezug der vier in den Hypothesen angesprochenen<br />

Konstrukte <strong>und</strong> unter Berücksichtigung der angenommenen Wirkungen des organisatorischen<br />

Integrations<strong>erfolg</strong>s auf die Erreichung strategischer Akquisitionsziele zu analysieren,<br />

wurde auf das varianzbasierte „Partial Least Squares“ (PLS) Verfahren zur Bestimmung<br />

<strong>und</strong> zur Güteüberprüfung von Strukturgleichungsmodellen zurückgegriffen.<br />

Dieses Verfahren schätzt simultan <strong>und</strong> iterativ ein „äußeres“ Messmodell beziehungsweise<br />

lineares Gleichungssystem für die abzubildenden Konstrukte sowie ein „inneres“<br />

Strukturmodell für die angenommenen Beziehungen zwischen den Konstruktmaßen.<br />

Die Schätzung <strong>erfolg</strong>t so, dass die durch die inneren Strukturgleichungen erklärte Varianz<br />

abhängiger Variablen maximiert <strong>und</strong> die Varianz der Fehlerterme für die „äußeren“<br />

Konstruktmessungen minimiert werden 48 .<br />

Im Vergleich zu den in der betriebswirtschaftlichen Forschung zunächst häufig verwendeten<br />

kovarianzbasierten Strukturgleichungsverfahren, deren Verbreitung vor allem<br />

durch die Verfügbarkeit der Softwarepakete LISREL <strong>und</strong> AMOS vorangetrieben<br />

wurde, weist der PLS-Ansatz gewichtige Vorteile auf. Erstens lässt er gleichzeitig reflektive<br />

<strong>und</strong> formative Messungen für unterschiedliche Konstrukte zu. Zweitens stellt<br />

er geringere Anforderungen an die Stichprobengröße. Drittens beinhaltet er weniger<br />

strenge (Normal-)Verteilungsannahmen der Variablenausprägungen in der Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

49 . Nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> dieser Vorteile <strong>und</strong> infolge der Existenz der Programmpakete<br />

smartPLS <strong>und</strong> PLSGraph kam der PLS-Ansatz in der betriebswirtschaftlichen<br />

Forschung in den letzten Jahren zunehmend zum Einsatz <strong>und</strong> kann inzwischen<br />

48 Zu Einführungen in die Funktionsweise der PLS-Pfadmodellierung auch im Vergleich zu kovarianzbasierten<br />

Methoden vgl. Chin (1998), S. 298-333; Henseler/Ringle/Sinkovics (2009), S. 284-297; Herrmann/Huber/Kressmann<br />

(2006), S. 34-44; Huber et al. (2007), S. 1-15; Tenenhaus et al. (2005), S. 160-204; Weiber/Mühlhaus<br />

(2010), S. 47-71 <strong>und</strong> 253-266.<br />

49 Vgl. zu Vorteilen varianzbasierter Strukturgleichungsmodelle gegenüber kovarianzbasierten Modellen zusammenfassend<br />

für viele Chin (1998), S. 299-316; Götz/Liehr-Gobbers (2004), S. 716-724; Huber et al. (2007),<br />

S. 9-15; Weiber/Mühlhaus (2010), S. 65-69.<br />

136 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

als fest in der Betriebswirtschaftslehre etablierte Methode zur multivariaten Strukturgleichungsmodellierung<br />

eingestuft werden 50 .<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wurden in der eigenen Arbeit reflektive <strong>und</strong> formative Messmodelle<br />

für die einbezogenen Konstrukte, das innere Strukturmodell der Beziehungen zwischen<br />

den Konstrukten sowie Statistiken zur Bewertung der Qualität dieser Modelle 51<br />

mittels des PLS-Ansatzes unter Verwendung der von Ringle et al. entwickelten Software<br />

smartPLS 2.0 (beta) berechnet 52 . Die PLS-Mess- <strong>und</strong> -Strukturmodelle wurden <strong>nach</strong><br />

Imputation fehlender Antwortwerte mittels des „expectation maximization“ Verfahrens<br />

ermittelt, da für keinen Indikator mehr als 30% der Befragten eine Antwort verweigert<br />

hatten <strong>und</strong> somit von der Höhe der Auslassungsquote her die Schätzung fehlender Werte<br />

sinnvoll möglich war 53 <strong>und</strong> die Beschränkung der PLS-Analysen auf Befragte ohne Antwortlücken<br />

zu verzerrten Schätzergebnissen führen kann 54 . Für ergänzende Kalkulationen<br />

(zum Beispiel Diagnose von Multikollinearität der Indikatoren formativ gemessener Konstrukte)<br />

kam das Programmpaket SPSS Statistics (Version 17) zum Einsatz.<br />

4.2 Qualität der Messungen reflektiver Konstrukte<br />

Zur Ermittlung der Qualität der Messung für die drei reflektiven Konstrukte Verfahrensgerechtigkeit,<br />

Integration der Kulturen <strong>und</strong> Erfolg der Neuorganisation wurden als Gütekriterien<br />

der ersten Generation 55 Cronbach’s α für die Gesamtskala (Mindestwert = 0,7),<br />

Cronbach’s α bei Weglassen eines Indikators sowie die korrigierte Korrelation jedes Indikators<br />

mit der Gesamtskala „Item-to-Total-Korrelation“ (Mindestwert = 0,5) herangezogen<br />

56 . Zudem wurden mittels explorativer Hauptachsenfaktorenanalysen unter Einsatz<br />

des „Extracted Variance“-(EV-)Kriteriums (EV > 50%), Kaiser-Kriteriums (Eigenwert<br />

pro Faktor > 1) sowie der Kaiser-Meyer-Olkin-Statistik (Schwellenwert = 0,6) die Dimensionalität<br />

der Indikatoren pro Konstrukt <strong>und</strong> die Faktorladungen sowie Kommunalitäten<br />

der Indikatoren (Mindestwert = 0,4) bestimmt 57 .<br />

50 Vgl. zu Analysen der Entwicklung von PLS-Anwendungen in der betriebswirtschaftlichen (Marketing-)Forschung<br />

Henseler/Ringle/Sinkovics (2009).<br />

51 Zu Qualitätsstatistiken für innere <strong>und</strong> äußere PLS-Strukturmodelle vgl. einführend zum Beispiel Götz/Liehr-<br />

Gobbers (2004), S. 727-731; Henseler/Ringle/Sinkovics (2009), S. 298-305; Herrmann/Huber/Kressmann (2006),<br />

S. 55-61; Huber et al. (2007), S. 34-39, 42-46; Weiber/Mühlhaus (2010), S. 103-140, 288-290.<br />

52 Vgl. Ringle et al. (2005) <strong>und</strong> www.smartpls.de.<br />

53 Vgl. zu diesem Schwellenwert von 30% Wirtz (2004), S. 114.<br />

54 Vgl. Backhaus/Blechschmidt (2009), S. 266-269; Schafer/Graham (2002), S. 149-152. Beide Quellen enthalten<br />

auch Erläuterungen zum hier verwendeten „expectation maximization“ Verfahren zur Imputation fehlender<br />

Werte.<br />

55 Zur Unterscheidung von Gütekriterien der ersten <strong>und</strong> zweiten Generation für Messmodelle vgl. zum Beispiel<br />

Weiber/Mühlhaus (2010), S. 105.<br />

56 Vgl. Götz/Liehr-Gobbers (2004), S. 727f. führen Cronbach’s α nicht als Gütekriterium für reflektive Messmodelle<br />

auf. Hingegen empfehlen zum Beispiel Tenenhaus et al. (2005), S. 164 oder Weiber/Mühlhaus (2010),<br />

S. 104 diese Statistik zur Überprüfung der Qualität reflektiver Messungen. Angesichts dieser Meinungsunterschiede<br />

werden hier sowohl Cronbach’s α beziehungsweise Gütekriterien der ersten als auch Gütemaße der zweiten<br />

Generation parallel berichtet.<br />

57 Vgl. als Einführung in die Qualitätskriterien für explorative Faktorenanalyseresultate <strong>und</strong> deren Mindestwerte<br />

Weiber/Mühlhaus (2010), S. 105-109.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 137


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

Wie aus Tabelle 3 zu entnehmen ist, liegen die Cronbach’s-α-Werte für jedes Konstrukt<br />

bei beiden Erhebungen durchweg zwischen 0,77 <strong>und</strong> 0,91. Durch Weglassen<br />

einzelner Indikatoren verändern sich Cronbach’sche Konsistenzreliabilitätsstatistiken α<br />

kaum, was für das Beibehalten der einzelnen Indikatoren in den vier Skalen spricht.<br />

Die Item-to-Total-Korrelationen erreichen nur für den Indikator V4 des Konstruktes<br />

Verfahrensgerechtigkeit nicht den Schwellenwert von 0,5. Die Ergebnisse der explorativen<br />

Faktorenanalysen leisten eine befriedigende Varianzaufklärung von 49% bis 66%<br />

(siehe EV-Angaben in Tabelle 3) <strong>und</strong> sprechen durchweg für die Eindimensionalität der<br />

Konstruktmessungen (Kaiser-Kriterium <strong>und</strong> Kaiser-Meyer-Olkin-Werte; siehe Tabelle<br />

3). Lediglich bei zwei Indikatoren V1 <strong>und</strong> V4 der Verfahrensgerechtigkeit liegen die<br />

Kommunalitäten für beide Erhebungszeitpunkte unterhalb von 0,4.<br />

Ein erstes Gütemaß der zweiten Generation sind die Ladungen der Indikatoren in konfirmatorischen<br />

Faktorenanalysen (siehe die mit „Messmodell“ überschriebenen zwei Spalten<br />

in Tabelle 3), aus denen sich unmittelbar die Indikatorreliabilität ergibt. Als Mindestausprägungen<br />

für die Ladungen beziehungsweise Indikatorreliabilitäten werden in der Literatur<br />

zumeist Werte von 0,6 bis 0,7 beziehungsweise 0,4 bis 0,5 genannt 58 . Zudem sollte<br />

die Ladung für jedes Item in den konfirmatorischen Faktorenanalysen einen auf dem<br />

5%-Niveau signifikanten t-Wert aufweisen 59 . Die Ladungen der 12 Indikatoren in Tabelle<br />

3 liegen fast ausnahmslos oberhalb des Ladungsschwellenwertes beziehungsweise<br />

Mindestwertes der Indikatorreliabilität von 0,7 beziehungsweise 0,5.<br />

Weitere Gütekriterien der zweiten Generation zur Überprüfung der Konvergenzqualität<br />

sind die „Composite Reliability“ (CR; auch als Faktor- oder Konstruktreliabilität,<br />

Dillon-Goldstein Rho oder Jöreskog Rho bezeichnet), für die im Schrifttum ein Mindestwert<br />

von 0,6 bis 0,7 empfohlen wird 60 , <strong>und</strong> die durchschnittlich erfasste Varianz<br />

(DEV), als deren Minimalausprägung Werte von 0,5 bis 0,6 gelten 61 . Die CR- beziehungsweise<br />

DEV-Ausprägungen für die drei reflektiv erfassten Konstrukte in Tabelle 3<br />

belaufen sich auf mindestens 0,86 beziehungsweise 0,56 <strong>und</strong> übersteigen damit ebenfalls<br />

die eben genannten entsprechenden Minimalwerte.<br />

Alles in allem ist somit die Qualität der Messmodelle für die drei reflektiven Konstrukte<br />

Verfahrensgerechtigkeit, Kulturintegration <strong>und</strong> Neuorganisations<strong>erfolg</strong> sowohl<br />

für die erste als auch die zweite Datenerhebung als sehr gut zu bewerten.<br />

58 Vgl. Chin (1998), S. 325; Götz/Liehr-Gobbers (2004), S. 727; Henseler/Ringle/Sinkovics (2009), S. 299f.; Huber<br />

et al. (2007), S. 35; Weiber/Mühlhaus (2010), S. 122 <strong>und</strong> 139.<br />

59 Sämtliche t-Werte in den Tabellen 3 <strong>und</strong> 4 sowie in Abbildung 1 wurden mittels der in smartPLS implementierten<br />

Bootstrapping-Prozedur mit der von Henseler/Ringle/Sinkovics (2009), S. 305 vorgeschlagenen Zahl von 5.000<br />

Durchläufen für 817 Fälle beziehungsweise 620 Fälle in der ersten beziehungsweise zweiten Erhebung bestimmt.<br />

Vgl. zum Bootstrapping im Rahmen von PLS für viele Chin (1998), S. 316; Götz/Liehr-Gobbers (2004), S. 720-<br />

722; Weiber/Mühlhaus (2010), S. 256.<br />

60 Vgl. Chin (1998), S. 320; Götz/Liehr-Gobbers (2004), S. 727f.; Henseler/Ringle/Sinkovics (2009), S. 299f.; Tenenhaus<br />

et al. (2005), S. 164; Weiber/Mühlhaus (2010), S. 123 <strong>und</strong> 139.<br />

61 Vgl. Henseler/Ringle/Sinkovics (2009), S. 299f.; Weiber/Mühlhaus (2010), S. 123 <strong>und</strong> 139.<br />

138 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

Tabelle 3:<br />

Indikator- <strong>und</strong> Messqualitätsstatistiken für reflektiv operationalisierte<br />

Konstrukte<br />

Konstrukt <strong>und</strong> Indikatoren e<br />

Verfahrensgerechtigkeit (V) [754/573]<br />

Integration der Kulturen (K) [691/530]<br />

Erfolg der Neuorganisation (N) [744/575]<br />

Messmodell a<br />

Ladung t-Wert<br />

Kennzahlen 1. O. b<br />

Ausprägung d<br />

a) Die statistische Signifikanz wird wie folgt gekennzeichnet: *** p ≤ 0,001 (zweiseitig).<br />

b) Kennzahlen 1. Ordnung. Es gilt: α (o.I.) = Cronbach‘s Alpha ohne Item. ITK = Item-to-Total-Korrelation. Es werden<br />

nur die erste <strong>und</strong> zweite Nachkommastelle ausgewiesen. Lesebeispiel: 73 = 0,73.<br />

c) Methode: Explorative Faktorenanalyse (Hauptachsenanalyse). Komm. = Kommunalität. Bei Anwendung des Kaiser-<br />

Kriteriums ergab sich für die Items eines Konstrukts in den Datenerhebungen I <strong>und</strong> II jeweils genau ein Faktor. Es<br />

werden nur die erste <strong>und</strong> zweite Nachkommastelle ausgewiesen. Lesebeispiel: 73 = 0,73.<br />

d) M = (arithmetischer) Mittelwert. S = Standardabweichung. Zur Verankerung der Antwortstufen siehe Tabelle 2.<br />

e) Angabe in r<strong>und</strong>en Klammern vor der Bezeichnung der Indikatoren: I = Datenerhebung I. II = Datenerhebung II<br />

(Replikation). Angabe in eckigen Klammern: n (Anzahl der Respondenten). Die Bezeichnungen stellen eine Kurzfassung<br />

der Operationalisierung dar. Zur vollständigen Erläuterung der Messungen im Fragebogen siehe Tabelle 2.<br />

f) Auf Konstruktebene gilt (Angabe Datenerhebung I/II): α = Cronbach‘s Alpha. Ergebnisse der Faktorenanalyse<br />

(siehe Fußnote c): EV = Erfasste Varianz. KMO = Kaiser-Meyer-Olkin-Kriterium. CR = Composite Reliability.<br />

DEV = Durchschnittlich erfasste Varianz. Es werden nur die erste <strong>und</strong> zweite Nachkommastelle ausgewiesen<br />

(vgl. Fußnote b). M = (arithmetischer) Mittelwert. S = Standardabweichung.<br />

ITK<br />

Faktorenanalyse c<br />

Ladung Komm.<br />

V1 (I) Führungskräfte [787]<br />

0,83 22,43*** 73 53 61 37 3,11 1,13<br />

V1 (II) Führungskräfte [589] 0,92 20,60*** 75 59 68 46 2,80 1,20<br />

V2 (I) Leistung [780] 0,96 35,80*** 63 72 90 81 2,93 1,12<br />

V2 (II) Leistung [592] 0,98 32,74*** 67 75 91 83 2,68 1,12<br />

V3 (I) Behandlung [775] 0,95 31,03*** 67 63 75 56 2,93 1,16<br />

V3 (II) Behandlung [589] 0,94 27,53*** 72 66 75 56 2,66 1,15<br />

V4 (I) Beziehungen [774] 0,65 14,49*** 79 40 45 20 2,37 1,11<br />

V4 (II) Beziehungen [591] 0,72 16,88*** 82 44 49 24 2,30 1,11<br />

V (I/II) f : = 77/79 EV = 49/52 KMO = 73/73 CR = 92/94 DEV = 73/80 M = 2,83/2,60 S = 0,86/0,90<br />

K1 (I) Führungsstile [716] 0,69 23,09*** 90 63 67 44 2,93 0,95<br />

K1 (II) Führungsstile [542] 0,69 19,65*** 91 65 68 46 2,89 0,94<br />

K2 (I) Werte/Normen [722] 0,75 30,48*** 86 78 83 69 2,84 0,91<br />

K2 (II) Werte/Normen [543] 0,80 28,10*** 88 82 87 75 2,71 0,95<br />

K3 (I) Arbeitsatmosphäre [720] 0,75 28,69*** 87 75 80 65 3,06 0,92<br />

K3 (II) Arbeitsatmosphäre [542] 0,80 26,79*** 88 80 85 73 2,92 0,95<br />

K4 (I) Arbeitsmethoden [722] 0,75 31,46*** 86 77 83 69 2,80 0,91<br />

K4 (II) Arbeitsmethoden [542] 0,74 23,58*** 89 77 82 67 2,77 0,92<br />

K5 (I) Unternehmenskulturen [714] 0,79 34,04*** 86 78 84 70 2,58 0,94<br />

K5 (II) Unternehmenskulturen [541] 0,79 27,09*** 88 80 85 73 2,55 0,94<br />

K (I/II) f : = 89/91 EV = 63/66 KMO = 88/88 CR = 86/88 DEV = 56/58 M = 2,84/2,76 S = 0,78/0,80<br />

N1 (I) Notwendigkeit [760] 1,02 31,52*** 86 61 65 42 2,88 1,25<br />

N1 (II) Notwendigkeit [590] 0,96 24,19*** 86 60 65 42 2,71 1,20<br />

N2 (I) Markt<strong>erfolg</strong>e [750] 0,81 33,70*** 69 73 88 78 2,68 0,94<br />

N2 (II) Markt<strong>erfolg</strong>e [579] 0,86 33,93*** 68 74 89 79 2,32 0,97<br />

N3 (I) Gesamt<strong>erfolg</strong> [756] 0,74 33,36*** 71 73 86 75 2,48 0,87<br />

N3 (II) Gesamt<strong>erfolg</strong> [580] 0,71 32,35*** 72 73 86 74 2,15 0,82<br />

N (I/II) f : = 82/82 EV = 65/65 KMO = 69/69 CR = 90/88 DEV = 75/72 M = 2,39/2,18 S = 0,89/0,87<br />

(o.I.)<br />

M<br />

S<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 139


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

4.3 Qualität der Messungen formativer Konstrukte<br />

Zur Beurteilung der Messqualität formativer Konstrukte werden die Höhe <strong>und</strong> Signifikanz<br />

der Gewichte, die für jeden Indikator geschätzt werden, sowie die mittels „Variance<br />

Inflation Factors“ (VIF) oder von Konditionsindizes (KI) quantifizierte Gefahr<br />

von Fehlschätzungen der Indikatorladungen infolge sehr hoher Zusammenhänge zwischen<br />

Indikatoren (= Multikollinearität) herangezogen. Als Minimalanforderung an<br />

die Gewichtung werden zumeist Werte von 0,1–0,2 genannt 62 . Zudem sollten die mittels<br />

Bootstrapping-Verfahren bestimmten t-Teststatistiken für die Gewichte mindestens<br />

auf dem 5%-Niveau signifikant sein. Empfehlungen hinsichtlich der möglichst zu unterschreitenden<br />

VIF-Grenzwerte bewegen sich zumeist zwischen 3 <strong>und</strong> 10, die für den<br />

maximalen Konditionsindex bei 10 bis 15 63 . Die Ausprägungen der genannten Qualitätsindikatoren<br />

werden für die drei formativ gemessenen Konstrukte Geschäftsprozessintegration,<br />

Mitarbeitertransfer <strong>und</strong> Zielerreichung in Tabelle 4 berichtet.<br />

Die Ladungen der zehn Indikatoren in Tabelle 4 bewegen sich, mit einer Ausnahme bei<br />

der ersten Datenerhebung für das Konstrukt der Zielerreichung (siehe dort den Indikator<br />

Z5) oberhalb von 0,1, was auf eine akzeptable Relevanz der mit den Indikatoren<br />

jeweils abgedeckten Inhalte für die zugr<strong>und</strong>e liegenden latenten Konstrukte hindeutet.<br />

Von den 10 Ladungen erreichen 9 bei der ersten Datenerhebung <strong>und</strong> 10 bei der<br />

zweiten Befragung ein Signifikanzniveau von 5% oder besser. Die VIF-Statistiken der<br />

Indikatoren liegen mit einem Maximalwert von 2,24 bei der ersten <strong>und</strong> von 2,21 bei<br />

der zweiten Datenerhebung durchweg deutlich unterhalb der im Schrifttum zur Vermeidung<br />

von Multikollinearitätsproblemen angeführten Höchstwerte. Die maximalen<br />

Konditionsindizes der Indikatoren des Konstruktes Geschäftsprozessintegration belaufen<br />

sich auf 8,05 beziehungsweise 8,14 für die erste beziehungsweise zweite Befragung.<br />

Die entsprechenden höchsten Indexwerte des Zielerreichungskonstruktes betragen<br />

12,95 beziehungsweise 11,65 für die erste beziehungsweise zweite Befragung. Auch die<br />

Ausprägungen der Konditionsindizes sprechen dem<strong>nach</strong> dafür, dass die Qualität der<br />

formativen Maße nicht durch starke Multikollinearität der jeweiligen Konstruktindikatoren<br />

beeinträchtigt worden sein dürfte.<br />

Insgesamt ist somit gleichermaßen bei der ersten <strong>und</strong> zweiten Befragung eine hohe<br />

Güte der formativen Messmodelle festzustellen.<br />

4.4 Ausprägungen der <strong>Integrationsgestaltung</strong>s- <strong>und</strong> Erfolgskonstrukte<br />

Rückt man jenseits der statistischen Qualitätsbeurteilung der reflektiven <strong>und</strong> formativen<br />

Konstruktmessungen die inhaltliche Interpretation der Variablenausprägungen<br />

in den Vordergr<strong>und</strong>, so offenbaren die Mittelwerte für die sechs Konstrukte in den<br />

Tabellen 3 <strong>und</strong> 4, wie sich die <strong>Integrationsgestaltung</strong> <strong>und</strong> der <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong><br />

62 Vgl. Huber et al. (2007), S. 38-39; Weiber/Mühlhaus (2010), S. 210.<br />

63 Vgl. Chin (1998), S. 320; Diamantopoulos/Riefler (2008), S. 1193; Henseler/Ringle/Sinkovics (2009), S. 302;<br />

Herrmann/Huber/Kressmann (2006), S. 57; Weiber/Mühlhaus (2010), S. 210.<br />

140 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

Tabelle 4:<br />

Indikator- <strong>und</strong> Messqualitätsstatistiken für formativ operationalisierte<br />

Konstrukte<br />

Messmodell a<br />

Konstrukt <strong>und</strong> Indikatoren d<br />

Gewicht t-Wert<br />

Integration der Geschäftsprozesse (P) [459/496]<br />

Multikollinearität b<br />

VIF (max) KI (max)<br />

Ausprägung c<br />

M S<br />

P1 (I) Vertriebsprozesse [484] 0,51 6,02*** 1,32 7,60 2,71 1,02<br />

P1 (II) Vertriebsprozesse [519] 0,38 3,81*** 1,28 7,89 2,64 1,00<br />

P2 (I) Produktionsprozesse [497] 0,63 6,97*** 1,28 7,56 2,92 0,97<br />

P2 (II) Produktionsprozesse [517] 0,65 6,34*** 1,29 7,94 2,89 0,96<br />

P3 (I) Human Resources-Prozesse [492] 0,27 3,40*** 1,49 8,08 3,11 1,04<br />

P3 (II) Human Resources-Prozesse [519] 0,26 2,60** 1,50 8,14 3,08 0,98<br />

P (I/II) c : M = 2,91/2,87 S = 0,82/0,80<br />

Mitarbeitertransfer (T) [687/530]<br />

T1 (I) Mitarbeitertransfer [687] 0,93 32,79*** 1,97 1,17<br />

T1 (II) Mitarbeitertransfer [530]<br />

Strategische Zielerreichung (Z) [510/522]<br />

Z1 (I)<br />

Z1 (II)<br />

Industrialisierung/<br />

Internationalisierung [564]<br />

Industrialisierung/<br />

Internationalisierung [569]<br />

0,91 35,25*** 2,17 1,19<br />

0,14 1,92* 2,23 12,88 2,48 0,85<br />

0,32 4,64*** 2,21 11,32 2,27 0,89<br />

Z2 (I) Marktauftritt [557] 0,32 4,66*** 2,24 12,90 2,49 0,94<br />

Z2 (II) Marktauftritt [552] 0,25 3,53*** 2,19 11,38 2,38 0,93<br />

Z3 (I) Interne Konkurrenzen [570] 0,30 4,68*** 2,22 12,95 2,17 1,01<br />

Z3 (II) Interne Konkurrenzen [562] 0,23 4,07*** 2,19 11,65 2,22 0,97<br />

Z4 (I) Wirtschaftlicher Erfolg [564] 0,20 2,63** 2,21 12,89 2,31 0,92<br />

Z4 (II) Wirtschaftlicher Erfolg [561] 0,38 5,67*** 2,10 11,60 2,05 0,87<br />

Z5 (I) F&E/Innovationen [542] 0,08 1,04 1,67 10,58 2,51 0,90<br />

Z5 (II) F&E/Innovationen [548] 0,17 2,38** 1,75 9,55 2,33 0,94<br />

Z6 (I) K<strong>und</strong>enprozesse [543] 0,53 7,27*** 1,66 10,46 2,52 0,94<br />

Z6 (II) K<strong>und</strong>enprozesse [553] 0,18 2,51** 1,76 10,17 2,26 0,92<br />

Z (I/II) c : M = 2,41/2,25 S = 0,69/0,69<br />

a) Die statistische Signifikanz wird wie folgt gekennzeichnet: * p ≤ 0,05 ** p ≤ 0,01 *** p ≤ 0,001 (zweiseitig).<br />

b) VIF (max) = maximaler Varianzinflationsfaktor. KI (max) = maximaler Konditionsindex.<br />

c) M = (arithmetischer) Mittelwert. S = Standardabweichung. Zur Verankerung der Antwortstufen siehe<br />

Tabelle 2.<br />

d) Angabe in r<strong>und</strong>en Klammern vor der Bezeichnung der Indikatoren: I = Datenerhebung I. II = Datenerhebung<br />

II (Replikation). Angabe in eckigen Klammern: n (Anzahl der Respondenten). Angabe n auf Konstruktebene:<br />

I/II. Die Bezeichnungen stellen eine Kurzfassung der Operationalisierung dar. Zur vollständigen<br />

Erläuterung der Messungen im Fragebogen siehe Tabelle 2.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 141


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

aus Sicht der befragten Mitarbeiter „typischerweise“ zu zwei Zeitpunkten darstellt. Die<br />

Durchschnittsausprägungen der drei Gestaltungsbereiche der Verfahrensgerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Kulturintegration (siehe Tabelle 3) sowie der Geschäftsprozesszusammenführung<br />

(siehe Tabelle 4) sind mit 2,83 <strong>und</strong> 2,84 sowie 2,91 bei der ersten Befragung beziehungsweise<br />

2,60 <strong>und</strong> 2,76 sowie 2,87 bei der zweiten Erhebung jeweils sehr ähnlich.<br />

Sie liegen zudem jeweils leicht unter dem Antwortstufenwert von 3, welcher die Mitte<br />

der vorgegebenen Antwortoptionen markiert. Dem<strong>nach</strong> hat im vorliegenden Fall das<br />

Management <strong>nach</strong> der Transaktion nur in mäßigem Ausmaß eine leistungsorientierte<br />

Besetzung von Stellen bei der Integration (Verfahrensgerechtigkeit), eine Zusammenführung<br />

der Arbeits-/Führungsstile (Kulturintegration) sowie der wichtigsten Geschäftsprozesse<br />

der beiden Unternehmen realisiert.<br />

Vergleicht man die Mittelwerte für die drei Gestaltungsbereiche im Zeitablauf, so stellt<br />

man fest, dass die Verfahrensgerechtigkeit der Integration sowie die Kultur- <strong>und</strong> Geschäftsprozessintegrationsgrade<br />

in den 12 Monaten zwischen der ersten <strong>und</strong> zweiten<br />

Befragung gemäß der Wahrnehmung der Mitarbeiter durchweg leicht abgenommen<br />

haben. Dem<strong>nach</strong> scheint das Management <strong>nach</strong> der Beurteilung der erfassten Mitarbeiter<br />

die Zeit nicht genutzt zu haben, um die leistungsorientierte Verzahnung der beteiligten<br />

Unternehmen voranzubringen. Eine Ausnahme stellt hier nur die Förderung<br />

der Integration durch Besetzung von Stellen in Organisationseinheiten mit Mitarbeitern<br />

dem jeweils anderen Herkunftsunternehmen dar: Der Mittelwert dieser Variablen<br />

(siehe Tabelle 4, Variable T) stieg von 1,97 bei der ersten Erhebung auf 2,17 bei der<br />

zweiten Befragung an.<br />

Die Einschätzungen des Erfolges der Neuorganisation zur Zusammenführung der beiden<br />

beteiligten Unternehmen sowie der Erreichung von <strong>Zusammenschluss</strong>zielen durch<br />

die Mitarbeiter sind mit Durchschnittswerten von 2,39 sowie 2,41 für den ersten <strong>und</strong><br />

2,18 sowie 2,25 für den zweiten Untersuchungszeitpunkt so ausgeprägt, dass <strong>nach</strong> Meinung<br />

der Mitarbeiter der Akquisition keineswegs ein sehr hohes Erfolgsniveau zuzuschreiben<br />

ist. Im Zeitablauf haben sich die Ausprägungen der beiden Erfolgskonstrukte<br />

ebenfalls etwas verschlechtert.<br />

4.5 Hypothesenprüfung anhand des Strukturmodells<br />

Die Überprüfung der vier Untersuchungshypothesen <strong>erfolg</strong>te anhand der mittels des<br />

„path-weighting scheme“ ermittelten PLS-Strukturkoeffizienten 64 , welche die Stärke<br />

der Beziehungen zwischen den erfassten Konstrukten widerspiegeln. Eine befriedigende<br />

Qualität des Strukturmodells als Ganzes ist Voraussetzung für eine sinnvolle<br />

Interpretation der einzelnen Pfadkoeffizienten. Zur Beurteilung der Gesamtqualität<br />

von PLS-Strukturmodellen ist es üblich, (1) die Höhe der erklärten Varianz für die abhängigen<br />

Konstrukte anhand des regressionsanalytischen Bestimmtheitsmaßes R 2 <strong>und</strong><br />

(2) die Prognoserelevanz unabhängiger Variablen für jedes reflektiv gemessene abhän-<br />

64 Zur Erläuterung dieses Verfahrens sowie weiterer Möglichkeiten zu PLS-Schätzungen des inneren Strukturmodells<br />

vgl. Chin (1998), S. 309.<br />

142 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

gige Konstrukt mittels der Stone-Geisser Q 2 -Statistik zu bestimmen 65 . Als Richtgrößen<br />

für qualitativ schwache, mittelmäßige <strong>und</strong> gute R 2 -Minimalwerte werden häufig 0,19,<br />

0,33 <strong>und</strong> 0,67 genannt 66 . Die Q 2 -Statistik sollte größer als 0 sein. In der eigenen Stichprobe<br />

belief sich der R 2 -Wert für das endogene Konstrukt Neuorganisations<strong>erfolg</strong> auf<br />

0,27 beziehungsweise 0,20 bei der ersten beziehungsweise zweiten Erhebung, was als<br />

nicht herausragend positive, aber noch akzeptable Erklärungskraft eingestuft werden<br />

kann 67 . Diese Bewertung wird dadurch gestützt, dass der Q 2 -Wert für dieses Zielkonstrukt<br />

0 deutlich übertrifft.<br />

Für das Kriterium strategische Zielerreichung wurde in der ersten beziehungsweise<br />

zweiten Befragung ein R 2 von 0,54 beziehungsweise 0,53 erreicht. Das Strukturmodell<br />

erklärt also mehr als die Hälfte der Varianz dieses endogenen Konstrukts durch die <strong>Integrationsgestaltung</strong><br />

sowie den aus ihr resultierenden Erfolg der Neuorganisation; dementsprechend<br />

ist unserem Modell im Hinblick auf dieses „Letztkriterium“ eine überzeugende<br />

<strong>und</strong> ohne Zweifel für die Interpretation der Pfadkoeffizienten hinreichende<br />

Qualität zu bescheinigen 68 . Alles in allem weisen die PLS-Strukturmodelle für die erste<br />

<strong>und</strong> zweite Datenerhebung jeweils ein Güteniveau auf, das für die Betrachtung der einzelnen<br />

Pfadkoeffizienten bei weitem ausreicht. Diese Koeffizienten werden in Abbildung<br />

1 für die erste <strong>und</strong> zweite Datenerhebung berichtet.<br />

Im Einklang mit Hypothese 1 sind die unstandardisierten Pfadkoeffizienten, welche<br />

das Konstrukt der Verfahrensgerechtigkeit bei der <strong>Integrationsgestaltung</strong> mit den beiden<br />

Kriterien des betriebswirtschaftlichen <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s verknüpfen, jeweils<br />

positiv <strong>und</strong> hoch signifikant 69 . Die ebenfalls in Abbildung 1 gezeigten Effektstärken<br />

für diese exogene Variable bewegen sich mit Werten zwischen 0,02 <strong>und</strong> 0,04 auf einem<br />

Niveau, das Chin als „small … effect at the structural level“ 70 einordnet. Dieser Bef<strong>und</strong><br />

spricht dafür, dass in angelsächsischen Studien festgestellte positive Effekte von „procedural<br />

justice“ nicht nur für individualpsychologische Befindlichkeitsmaße gelten 71 ,<br />

sondern auch, wenn unternehmensbezogene Integrations<strong>erfolg</strong>sbeurteilungen aus Sicht<br />

betroffener Mitarbeiter herangezogen werden.<br />

65 Vgl. Chin (1998), S. 316-318; Götz/Liehr-Gobbers (2004), S. 730f.; Henseler/Ringle/Sinkovics (2009), S. 303-307;<br />

Herrmann/Huber/Kressmann (2006), S. 58-61; Huber et al. (2007), S. 43-45; Weiber/Mühlhaus (2010),S. 254-259.<br />

66 Vgl. Chin (1998), S. 323. Vgl. auch Herrmann/Huber/Kressmann (2006), S. 61, die einen Mindestwert von 0,3<br />

empfehlen.<br />

67 Diese Einstufung erscheint auch deshalb vertretbar beziehungsweise ist eher konservativ beziehungsweise anspruchsvoll,<br />

weil in anderen Studien zur Erklärung verschiedenster betriebswirtschaftlicher Erfolgskonstrukte,<br />

die den PLS-Ansatz verwenden <strong>und</strong> in hochrangigen Fachzeitschriften publiziert wurden, keine höheren R 2 -<br />

Werte erreicht <strong>und</strong> trotzdem die einzelnen Pfadkoeffizienten des Strukturmodells zur Prüfung von Untersuchungshypothesen<br />

herangezogen wurden. Vgl. Magnus et al. (2008), S. 261-264 mit einem R 2 von 0,17 für das<br />

Konstrukt „Supply-Chain-Erfolg“.<br />

68 Die Bewertung der PLS-Strukturmodellgüte ändert sich materiell nicht, wenn man auf die Imputation fehlender<br />

Werte verzichtet, da das so erhaltene Modell inhaltlich dem Modell mit Imputation gleicht.<br />

69 Sie übersteigen außerdem den in der Literatur für einen substanziellen Pfad geforderten Wert von 0,1; vgl.<br />

Weiber/Mühlhaus (2010), S. 259.<br />

70 Chin (1998), S. 317. Eine statistisch niedrige Effektstärke muss nicht zwingend bedeuten, dass die Wirkung<br />

einer unabhängigen Variablen substanziell unwichtig oder bedeutungslos ist; vgl. Magnus et al. (2008), S. 262.<br />

71 Vgl. aktuell etwa Creasy/Stull/Peck (2009), S. 29-33; Klendauer/Deller (2009), S. 37-39 sowie zudem die oben in<br />

Fußnote 20 genannten anderen empirischen Arbeiten.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 143


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

Gemäß Hypothese 2 wurden signifikant positive Wirkungen des Grades der Integration<br />

der (Führungs-)Kulturen der beiden Untenehmen auf die beiden endogenen Erfolgskonstrukte<br />

erwartet. Die Pfadkoeffizienten in Abbildung 1 bestätigen diese Hypothese,<br />

wobei die Effektstärken der Kulturintegration wiederum als „klein“ einzustufen<br />

sind. Die eigenen Resultate stützen somit die konzeptionellen Argumente <strong>und</strong> empirischen<br />

Bef<strong>und</strong>e früherer Publikationen, welche auf die Vorteile einer Harmonisierung<br />

der Unternehmenskulturen der Transaktionsparteien <strong>nach</strong> dem Eigentümerwechsel<br />

abheben 72 .<br />

Hypothese 3 findet in den vorliegenden Datensätzen keine Unterstützung: Die Pfadkoeffizienten<br />

für die Verzahnung durch Personaltransfers dergestalt, dass Mitarbeiter<br />

in Organisationseinheiten tätig werden, in denen die Kollegen aus dem anderen Ursprungsunternehmen<br />

stammen, erreichen überwiegend weder den Minimalwert von<br />

0,1 noch auf dem 5%-Niveau statistische Signifikanz. Damit weichen die eigenen Ergebnisse<br />

von Beobachtungen anderer Studien ab, die eher dafür sprechen, dass „grenzüberschreitende“<br />

Versetzungen zumindest bei Zusammenschlüssen innerhalb einer<br />

Branche dazu beitragen, die Verzahnung zwischen Käufer <strong>und</strong> Zielunternehmen signifikant<br />

<strong>erfolg</strong>reicher zu gestalten 73 .<br />

Demgegenüber bestätigen unsere Bef<strong>und</strong>e Hypothese 4, wo<strong>nach</strong> der erreichte Grad<br />

der Geschäftsprozessintegration sich signifikant positiv auf die Erfolgskriterien auswirken<br />

sollte. Die Effektstärken für diesen <strong>Integrationsgestaltung</strong>saspekt liegen zwischen<br />

0,04 <strong>und</strong> 0,08; sie sind damit etwa doppelt so groß wie die Wirkungen, welche für die<br />

drei weiteren exogenen Integrationskonstrukte festgestellt werden konnten. Die eigenen<br />

Analysen stützen somit frühere Arbeiten von Piske/Gebert/Lahnwehr (2006) <strong>und</strong><br />

Cording/Christmann/King (2008), die ebenfalls eine sehr hohe Erfolgsrelevanz von Prozessintegrationsmaßen,<br />

die von unserer Konstruktoperationalisierung aber abweichen,<br />

feststellten.<br />

Entsprechend der von uns zugr<strong>und</strong>e gelegten, zweistufigen Konzeptionalisierung betriebswirtschaftlicher<br />

<strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>e war der Pfad zwischen dem Neuorganisations<strong>erfolg</strong><br />

<strong>und</strong> der strategischen Zielerreichung signifikant positiv. Die Effektstärke<br />

des Neuorganisations<strong>erfolg</strong>s auf die Zielerreichung lag mit 0,20 beziehungsweise 0,25<br />

bei der ersten beziehungsweise zweiten Datenerhebung durchweg oberhalb des Schwellenwertes<br />

von 0,15, den Chin zur Klassifikation der Wirkung einer erklärenden Variablen<br />

als „medium“ ansetzt 74 . Eine als positiv bewertete Anpassung der organisatorischen<br />

Strukturen <strong>und</strong> Prozesse der Transaktionsparteien trägt dem<strong>nach</strong> erheblich zur Erreichung<br />

der strategischen Akquisitionsziele bei.<br />

72 Vgl. exemplarisch Berthold (2005), S. 210-230 <strong>und</strong> 304-306; Sarala/Vaara (2010), S. 1378. Weitere Studien mit<br />

ähnlichen Ergebnissen sind über die oben in Fußnote 21 genannten Quellen aufzufinden.<br />

73 Vgl. Grewe (2005), S. 191-214; Grimpe (2005), S. 264-267 <strong>und</strong> 310; Hébert/Very/Beamish (2005),<br />

S. 1466-1467. Weitere einschlägige empirische Untersuchungen sind den oben in Fußnote 34 angeführten<br />

Publikationen zu entnehmen.<br />

74 Chin (1998), S. 317.<br />

144 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

Abbildung 1: Visualisierung der Struktur- <strong>und</strong> Messmodelle mit Angabe<br />

der Pfadkoeffizienten, Signifikanzniveauausprägungen,<br />

Effektstärken <strong>und</strong> Bestimmtheitsmaße<br />

V1<br />

V2<br />

V3<br />

V4<br />

83*** / 92***<br />

96*** / 98***<br />

95*** / 94***<br />

65*** / 72***<br />

17*** / 21*** [03 / 04]<br />

17*** / 11*** [04 / 02]<br />

K1<br />

K2<br />

K3<br />

K4<br />

K5<br />

69*** / 69***<br />

75*** / 80***<br />

75*** / 80***<br />

75*** / 74***<br />

79*** / 79***<br />

Integration<br />

Kulturen<br />

N1<br />

N2<br />

N3<br />

17*** / 16*** [03 / 03]<br />

15***/14**[02 / 01]<br />

102*** / 96***<br />

81*** / 86***<br />

74*** / 71***<br />

Erfolg<br />

Neuorganisation<br />

R 2 = 27 / 20<br />

41***/ 46***<br />

[20 / 25]<br />

Strategische<br />

Zielerreichung<br />

R 2 = 54 / 53<br />

14* / 32***<br />

32*** / 25***<br />

30*** / 23***<br />

20** / 38***<br />

08 / 17**<br />

53*** / 18**<br />

Z1<br />

Z2<br />

Z3<br />

Z4<br />

Z5<br />

Z6<br />

T1<br />

93*** / 91***<br />

Verfahrensgerechtigkeit<br />

Mitarbeitertransfer<br />

11*** / 04 [01 / 00]<br />

03 /–05 + [00 / 00]<br />

P1<br />

P2<br />

P3<br />

51*** / 38***<br />

63*** / 65***<br />

27** / 26**<br />

Integration<br />

Prozesse<br />

31*** / 21*** [08 / 04]<br />

21*** / 21*** [05 / 05]<br />

a) Ergebnisse der Datenerhebungen I/II. Fallzahl n bei Datenerhebung I bzw. II = 817 beziehungsweise 620. Es werden durchgängig nur die erste<br />

<strong>und</strong> zweite Nachkommastelle sowiege gebenenfalls ein negatives Vorzeichen ausgewiesen. Lesebeispiel: 83 = 0,83. Ausnahme: Ladung N1 = 1,02<br />

(102). Angabe in eckigen Klammern: Effektstärken DatenerhebungI/Datenerhebung II. Die statistische Signifikanz der Koeffizienten wird wie folgt<br />

gekennzeichnet: + p ≤ 0,10 *p ≤ 0,05 ** p ≤ 0,01 *** p ≤ 0,001 (zweiseitig).<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 145


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

Entfernt man die Mediatorvariable Neuorganisations<strong>erfolg</strong> aus der PLS-Analyse, dann<br />

erklären die vier verbleibenden exogenen Konstrukte noch 42% beziehungsweise 38%<br />

der Varianz des Zielerreichungskriteriums. Die entsprechenden Pfadkoeffizienten weichen<br />

vom inhaltlichen Ergebnis her kaum von denen ab, die in Abbildung 1 dargestellt<br />

werden. Somit ist im Einklang mit den Hypothesen 1, 2 <strong>und</strong> 4 festzustellen, dass durch<br />

eine hohe Verfahrensgerechtigkeit bei der <strong>Integrationsgestaltung</strong> eine Zusammenführung<br />

der Unternehmenskulturen der Partner sowie insbesondere durch eine Integration<br />

ihrer Geschäftsprozesse der Grad der Erreichung von strategischen Akquisitionszielen<br />

signifikant verbessert werden kann. Darüber hinaus spricht die Höhe des erklärten Varianzanteils<br />

der strategischen Zielerreichung dafür, dass von uns mit diesen drei Gestaltungsfeldern<br />

zwar sehr wichtige Erfolgsfaktoren ausgewählt wurden, aber für ein Gesamtmodell<br />

des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s noch der Einbezug weiterer Variablen (zum<br />

Beispiel strukturelle Akquisitionsmerkmale wie der Überlappungsgrad der Geschäftsfelder<br />

der Transaktionsparteien) sinnvoll ist.<br />

5 Implikationen<br />

5.1 Implikationen für die Praxis<br />

Der vorliegende Beitrag untersuchte auf Basis von zwei etwa ein Jahr auseinander liegenden<br />

schriftlichen, standardisierten Befragungen von 817 beziehungsweise 620 Mitarbeitern,<br />

die in einem <strong>nach</strong> einer Akquisition aus zwei Ursprungsorganisationen gebildeten<br />

Unternehmen der IKT-Branche beschäftigt waren, Zusammenhänge zwischen Wahrnehmungen<br />

von vier Merkmalen der <strong>Integrationsgestaltung</strong> <strong>und</strong> von zwei betriebswirtschaftlich<br />

ausgerichteten Dimensionen des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s. Dabei erwies sich<br />

in beiden Erhebungen das Ausmaß der Integration der Geschäftsprozesse als stärkster<br />

Einflussfaktor sowohl auf die Beurteilung des Erfolgs der akquisitionsbedingten Neuorganisation<br />

der beteiligten Unternehmen als auch des Erreichungsgrades langfristiger<br />

Akquisitionsziele. Signifikante, im Zeitablauf weitgehend stabile positive Effekte auf die<br />

zwei Erfolgskriterien hatten darüber hinaus die empf<strong>und</strong>ene Verfahrensgerechtigkeit bei<br />

integrationsbedingten Veränderungen (Leistungsorientierung anstelle einer Bevorzugung/Be<strong>nach</strong>teiligung<br />

aufgr<strong>und</strong> der Herkunft aus dem Käufer- oder Zielunternehmen)<br />

<strong>und</strong> die Kulturintegration der Transaktionsparteien.<br />

Für die Unternehmenspraxis folgt aus diesen Bef<strong>und</strong>en, dass es bei der Integration von<br />

Unternehmen <strong>nach</strong> brancheninternen Akquisitionen darauf ankommt, nicht einseitig<br />

nur auf „harte“ Maßnahmen zur Geschäftsprozessvereinheitlichung zu setzen. Vielmehr<br />

ist parallel den „weichen“ Gestaltungsaspekten (1) der Vermeidung von leistungsunabhängigen<br />

Veränderungen, deren Zweck primär im Ausbau der Macht von Führungskräften<br />

der Käuferseite besteht, <strong>und</strong> (2) der Schaffung eines im neuen Unternehmensverb<strong>und</strong><br />

von allen Mitarbeitern geteilten Gerüstes an Werten, Überzeugungen<br />

sowie Verhaltensmustern, also einer über die Grenzen der Ursprungsorganisationen<br />

hinweg reichenden Unternehmenskultur, nahezu die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken<br />

wie „harten“ Veränderungsaktivitäten. Allerdings sprechen unsere Ergebnisse auch<br />

dafür, dass bei einem <strong>Zusammenschluss</strong> von Unternehmen, die auf ähnlichen Märkten<br />

146 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

tätig sind, zur besseren Erschließung von betriebswirtschaftlichen Vorteilspotenzialen<br />

solcher Transaktionen der oft konfliktbehaftete <strong>und</strong> mühsame Weg der Zusammenführung<br />

zentraler Produktions- <strong>und</strong> Vertriebsprozesse der Parteien nicht umgangen werden<br />

sollte.<br />

Inwieweit diese integrierten Prozesse denen des Käufers oder des Zielunternehmens vor<br />

der Transaktion ähneln oder eine kreative Weiterentwicklung unter Rückgriff auf bewährte<br />

Prozesselemente beider Parteien beinhalten, wurde in den eigenen Erhebungen<br />

nicht explizit erfragt. Die Beobachtung, dass die Skala zur Messung der ebenfalls als<br />

signifikante Erfolgsdeterminante identifizierten Verfahrensgerechtigkeit bei akquisitionsinduzierten<br />

Veränderungen im neu geschaffenen Unternehmensverb<strong>und</strong> stark dadurch<br />

geprägt ist, dass Integrationsschritte leistungsbezogen vorgenommen wurden<br />

(siehe Konstrukt V in Tabelle 2 <strong>und</strong> Abbildung 1), spricht allerdings dafür, dass es bei<br />

der Integration von Geschäftsprozessen nicht darauf ankommt, die Prozesse des Käufers<br />

mechanistisch dem Zielunternehmen „überzustülpen“. Stattdessen ist im zusammengeschlossenen<br />

Unternehmen gegebenenfalls auch auf Prozesse des Zielunternehmens oder<br />

kombinierte oder neu entwickelte Vorgehensroutinen umzustellen, wenn diese leistungsfähiger<br />

sind als die des Akquisiteurs vor der Transaktion.<br />

Die eben vorgetragenen Überlegungen zur inhaltlichen Ausrichtung von Maßnahmen<br />

zur Prozessintegration gelten analog ebenfalls für die Unternehmenskulturen beider<br />

Parteien. Auch hier wurde von uns lediglich erfasst, inwieweit das Management<br />

<strong>nach</strong> dem Eigentümerwechsel über die Grenzen der Ursprungsunternehmen hinweg<br />

für ähnliche Kulturelemente gesorgt hat, ohne zu erk<strong>und</strong>en, inwieweit die einheitliche<br />

Unternehmenskultur der des Käufers oder des Zielunternehmens entspricht. Diesbezüglich<br />

deuten die Einsichten, die Sarala/Vaara in einer Analyse von 133 internationalen<br />

Akquisitionen finnischer Unternehmen gewonnen haben, darauf hin, dass ein <strong>erfolg</strong>szuträglicher<br />

Wissensaustausch zwischen Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen gleichzeitig<br />

durch die Vereinheitlichung der Unternehmenskulturen <strong>und</strong> durch die Weiterentwicklung<br />

der Kulturen der Parteien vor dem <strong>Zusammenschluss</strong> in Richtung auf „a new and<br />

unique organizational culture that is ‘something different’ from the former cultures of<br />

both the acquiring and the acquired firm“ 75 unterstützt wird.<br />

Auch der nicht hypothesenkonforme Bef<strong>und</strong>, dass Mitarbeitertransfers, die dazu führen,<br />

dass Beschäftigte aus einer Transaktionspartei in Einheiten tätig werden, die ansonsten<br />

überwiegend mit Personal, das aus der anderen Partei stammt, besetzt sind,<br />

keine stabilen, signifikant positiven Assoziationen mit den beiden <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>sdimensionen<br />

aufweisen, hat Implikationen für die Unternehmenspraxis. Er spricht<br />

dafür, dass Personalversetzungen über die Grenzen der Akquisitionspartner hinweg per<br />

se nicht ausreichen, um den wahrgenommenen <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong> zu verbessern.<br />

Hier kann vermutet werden, dass solche Personaltransfers im untersuchten Fall nicht<br />

75 Sarala/Vaara (2010), S. 1371, die dementsprechend zwischen „organizational cultural convergence“ (Einheitlichkeit<br />

einer Unternehmenskultur) <strong>und</strong> „organization cultural crossvergence“ (Schaffung einer neuen Unternehmenskultur<br />

anstelle einer bloßen Ausweitung der Ausgangskultur auf das zusammengeschlossene Unternehmen)<br />

unterscheiden; vgl. im Ergebnis ähnlich Weber/Tarba (2010), S. 205.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 147


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

positiv zum Erfolg beitragen, weil die Qualifikation der versetzten Mitarbeiter für die<br />

ihnen neu zugewiesenen Stellen nicht optimal war <strong>und</strong>/oder weil die Arbeitsmotivation<br />

des versetzten Personals durch den mit einem Transfer verb<strong>und</strong>enen Veränderungsstress<br />

reduziert wurde. Wenn sich die fehlenden positiven Erfolgseffekte von Mitarbeitertransfers<br />

auch bei anderen Akquisitionen beobachten lassen, dann unterstützt ein solches<br />

Ergebnismuster die Sicht, dass Käufer- <strong>und</strong> Zielunternehmen Schritte einleiten<br />

sollten, um die Auswahl, die Entwicklung <strong>und</strong> die Vorbereitung von Mitarbeitern zu<br />

verbessern, die <strong>nach</strong> einer Akquisition über die bisherigen Organisationsgrenzen hinweg<br />

in Einheiten des jeweils anderen Partners versetzt werden.<br />

5.2. Forschungsimplikationen<br />

Die eigene Studie weist zwar aufgr<strong>und</strong> der Berücksichtigung von Einschätzungen akquisitionsbetroffener<br />

Mitarbeiter beider Transaktionsparteien, der Bestimmung von<br />

Konstruktmess- <strong>und</strong> -strukturmodellen in zwei Datenerhebungen im Abstand von<br />

einem Jahr, des Einbezugs von vier <strong>Integrationsgestaltung</strong>saspekten <strong>und</strong> der Verwendung<br />

von unternehmensbezogenen Beurteilungen zweier Akquisitions<strong>erfolg</strong>sdimensionen<br />

inhaltlich <strong>und</strong> methodisch weniger Mängel auf als die meisten deutschsprachigen<br />

betriebswirtschaftlichen Forschungspublikationen zum Management der Integration<br />

von Unternehmensakquisitionen. Sie ist aber dennoch nicht frei von Schwächen, von<br />

denen wir drei hervorheben wollen, weil sich aus ihnen Anhaltspunkte für die wünschenswerte<br />

Ausrichtung zukünftiger Studien ergeben.<br />

Erstens flossen zwar Wahrnehmungen einer erheblichen Zahl von Mitarbeitern in die<br />

Analyse ein, aber sie beziehen sich durchweg auf denselben einen Transaktionsfall von<br />

zwei IKT-Unternehmen. Damit bleibt zu klären, inwieweit die Bef<strong>und</strong>e bei anderen Unternehmensakquisitionen<br />

replizierbar sind, <strong>und</strong> zwar insbesondere dann, wenn die Zusammenschlüsse<br />

Branchen betreffen, in denen abweichend vom IKT-Sektor an Mitarbeiter<br />

oder organisationale Routinen geb<strong>und</strong>enes, stillschweigendes Wissen geringere Relevanz<br />

als Produktions- <strong>und</strong> Vertriebsressourcen zukommt (zum Beispiel Verpackungsoder<br />

Textilwarenindustrie).<br />

Zweitens konnte die eigene Analyse die vier einbezogenen Bereiche der <strong>Integrationsgestaltung</strong><br />

jeweils nur relativ grob erfassen. Folglich sind Untersuchungen notwendig,<br />

welche jedes dieser vier Felder auf einer Mikroebene mit mehr Tiefenschärfe an verschiedenen<br />

Zeitpunkten analysieren, um <strong>erfolg</strong>szuträgliche Handlungen des Managements<br />

konkreter erkennen <strong>und</strong> dem Prozesscharakter der Integration gerechter werden<br />

zu können 76 . So wäre es zum Beispiel hilfreich, <strong>nach</strong> dem Eigentümerwechsel Stellenbesetzungsverfahren<br />

für unterschiedliche Hierarchieebenen <strong>und</strong> Veränderungen in der<br />

Kompetenzzuordnung sowie von Abläufen in den beteiligten Unternehmen inhaltlich<br />

genauer zu bestimmen. Hierdurch sollte es möglich sein, besser zu verstehen, wie Wahrnehmungen<br />

von Verfahrens(un)gerechtigkeit <strong>nach</strong> einer Akquisition zustande kommen<br />

<strong>und</strong> inwiefern der Umgang mit spezifischen prozeduralen Gerechtigkeitsthemen (zum<br />

76 So auch Meglio/Risberg (2010), S. 92.<br />

148 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

Beispiel Auswahl von Personal für Positionen im mittleren Management) sich stärker<br />

auf Kriterien des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s auswirkt als der Umgang mit anderen Themen<br />

(zum Beispiel Verfahren zur Angleichung von Entgeltsystemen). Weiter wäre es im<br />

Hinblick auf die Konstrukte der Unternehmenskultur- <strong>und</strong> Geschäftsprozessintegration<br />

wichtig zu erk<strong>und</strong>en, unter welchen Bedingungen sich die Übertragung der Kultur<br />

oder der Prozesse einer Partei auf den anderen Partner oder aber die Schaffung von<br />

Unternehmenskulturen beziehungsweise Geschäftsprozessen, die gegenüber den vor<br />

der Transaktion auf beiden Seiten vorhandenen Kulturen beziehungsweise Prozessen<br />

neu sind, sich stärker positiv auf Dimensionen des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s auswirken.<br />

Angesichts des unerwarteten Bef<strong>und</strong>es, dass Personaltransfers über die ursprünglichen<br />

Grenzen der Transaktionsparteien hinweg keine Relevanz für den Akquisitions<strong>erfolg</strong><br />

hatten, ist die Versetzungspolitik <strong>nach</strong> einem <strong>Zusammenschluss</strong> ein weiterer Kandidat<br />

für tiefergehende Untersuchungen. Diesbezüglich bieten sich Analysen von Auswahlverfahren<br />

<strong>und</strong> von Qualifikationsentwicklungsmaßnahmen für Mitarbeiter an, die<br />

<strong>nach</strong> einem Eigentümerwechsel vorübergehend oder unbefristet zur jeweils anderen<br />

Akquisitionspartei entsandt werden.<br />

Einzelne Forscher(gruppen) werden zwar aufgr<strong>und</strong> knapper Mittel wohl nur dazu in<br />

der Lage sein, Mikrostudien für eine Transaktion oder sehr wenige Akquisitionsfälle<br />

durchzuführen, wenn sie ihre Analysen für jeden <strong>Zusammenschluss</strong> auf subjektiven<br />

Einschätzungen einer großen Zahl betroffener Mitarbeiter <strong>und</strong> nicht auf vermeintlich<br />

objektive Angaben lediglich eines Schlüsselinformanten pro Transaktion stützen wollen.<br />

Dennoch sind solche Mitarbeiterbefragungen jeweils zu einem bestimmten <strong>Zusammenschluss</strong><br />

eher geeignet, zum wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt beizutragen als<br />

die bei Betriebswirten beliebten Expertenbefragungen für eine größere Stichprobe von<br />

Akquisitionsfällen, weil sie der Heterogenität beziehungsweise Einzigartigkeit von Zusammenschlüssen<br />

besser gerecht werden 77 .<br />

Drittens sollten zukünftige Arbeiten überprüfen, inwieweit der Einwand berechtigt<br />

ist, dass die in der eigenen Studie festgestellten signifikanten Assoziationen zwischen<br />

<strong>Integrationsgestaltung</strong>saspekten <strong>und</strong> Dimensionen des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>s überwiegend<br />

oder ausschließlich darauf zurückzuführen sein könnten, „dass dieselbe Datenquelle<br />

zur Messung der unabhängigen <strong>und</strong> abhängigen Variablen eines dependenzanalytischen<br />

Modells“ 78 herangezogen wurde, also ein „common method bias“ vorliegt.<br />

Gegen diesen Einwand spricht zwar, dass in der eigenen Untersuchung die empirische<br />

Trennbarkeit der konzeptionell differenzierten sechs Konstrukte anhand von Faktorenanalysen<br />

<strong>und</strong> von Qualitätsstatistiken der Messmodelle <strong>nach</strong>gewiesen werden konnte.<br />

Dennoch liegt der Gedanke nahe, zur Messung von Akquisitions<strong>erfolg</strong>sfacetten andere<br />

Datenquellen (zum Beispiel Jahresabschlüsse, Börsenkurse) zu benutzen, um zu erk<strong>und</strong>en,<br />

inwieweit sich unsere Resultate ändern, wenn solche anderen Quellen die Basis der<br />

Erfolgsbestimmung darstellen. Allerdings sollte man bei Erfolgsmessungen über Jahresabschlusskennzahlen<br />

oder Börsenkursveränderungen nicht der Illusion unterliegen,<br />

dass sich so naturwissenschaftlich-objektive Akquisitions<strong>erfolg</strong>swerte gewinnen lassen.<br />

77 Vgl. Meglio/Risberg (2010), S. 89f.<br />

78 Homburg/Klarmann (2009), S. 149.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 149


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

Vielmehr beruhen auch solche Erfolgskriterien auf subjektiven Beurteilungen/individuellen<br />

Entscheidungen; sie sind damit auch keineswegs als „bessere“, sondern lediglich<br />

als andere Zugänge zum vielschichtigen Konstrukt des <strong>Zusammenschluss</strong><strong>erfolg</strong>es zu<br />

qualifizieren 79 . Sollten sich zwischen vermeintlich objektiven Indikatoren betriebswirtschaftlicher<br />

Akquisitions<strong>erfolg</strong>e <strong>und</strong> <strong>Integrationsgestaltung</strong>saspekten dann keine signifikanten<br />

Zusammenhänge mehr <strong>nach</strong>weisen lassen, so kann das schlicht daran liegen,<br />

dass diese Art von Erfolgskriterien kausal weiter von der <strong>Integrationsgestaltung</strong> entfernt<br />

ist als subjektive Einschätzungen des Reorganisations<strong>erfolg</strong>s <strong>und</strong> der Erreichung strategischer<br />

Akquisitionsziele.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Adams, John S. (1965), Inequity in social exchange, in: Berkowitz, Leonard (Hrsg.), Advances in Experimental Social<br />

Psychology, Vol. 2, New York, S. 267-299.<br />

Backhaus, Klaus/Blechschmidt, Boris (2009), Fehlende Werte <strong>und</strong> Datenqualität, in: Die Betriebswirtschaft, 69. Jg.,<br />

S. 265-287.<br />

Barney, Jay (1991), Firm resources and sustained competitive advantage, in: Journal of Management, Vol. 17,<br />

S. 151-166.<br />

Becker, Daniel R. (2005), Der Ressourcen-Fit bei M&A-Transaktionen, Wiesbaden.<br />

Berthold, Christian (2005), Unternehmenskultur, strukturelle Voraussetzungen <strong>und</strong> Erfolg von Unternehmenszusammenschlüssen,<br />

Aachen.<br />

Bucerius, Matthias (2004), Marketing-Integration <strong>nach</strong> Fusionen <strong>und</strong> Akquisitionen, Wiesbaden.<br />

Buono, Anthony F./Bowditch, James L./Lewis, John W. (1985), When cultures collide: The anatomy of a merger,<br />

in: Human Relations, Vol. 38, S. 477-500.<br />

Cartwright, Susan/Cooper, Cary L. (1993), The role of culture compatibility in successful organizational marriage,<br />

in: Academy of Management Executive, Vol. 7, S. 57-70.<br />

Chen, Chi-Hsiang/Chang, Yong-Yang/Lin, Ming-ji J. (2010), The performance impact of post-M&A interdepartmental<br />

integration: An empirical analysis, in: Industrial Marketing Management, Vol. 39, S. 1150-1161.<br />

Chin, Wynne W. (1998), The partial least squares approach to structural equation modeling, in: Marcoulides, Georg<br />

A. (Hrsg.), Modern Methods for Business Research, Hillsdale, S. 295-336.<br />

Citera, Maryalice/Rentsch, Joan R. (1993), Is there justice in organizational acquisitions? The role of distributive<br />

and procedural fairness in corporate acquisitions, in: Cropanzano, Russel (Hrsg.), Justice in the Workplace:<br />

Approaching Fairness in Human Resource Management, Hillsdale, S. 211–230.<br />

Cohen-Charash, Yochi/Spector, Paul E. (2001), The role of justice in organizations: A meta-analysis, in: Organizational<br />

Behavior and Human Decision Processes, Vol. 86, S. 278-321.<br />

Colquitt, Jason A./Conlon, Donald E./Wesson, Michael J./Porter, Christopher O./Ng, Yee K. (2001), Justice at the millennium.<br />

A meta-analytic review of 25 years of organizational justice research, in: Journal of Applied Psychology,<br />

Vol. 86, S. 425-445.<br />

Colquitt, Jason A./Greenberg, Jerald/Zapata-Phelan, Cindy P. (2005), What is organizational justice? A historical overview,<br />

in: Greenberg, Jerald/Colquitt, Jason A. (Hrsg.), Handbook of Organizational Justice, Mahwah, S. 3-58.<br />

Cording, Margaret/Christmann, Petra/King, David R. (2008), Reducing causal ambiguity in acquisition integration:<br />

Intermediate goals as mediators of integration decisions and acquisition performance, in: Academy of Management<br />

Journal, Vol. 51, S. 744-767.<br />

79 Vgl. Cording/Christmann/King (2008), S. 759f.; Meglio/Risberg (2010), S. 91.<br />

150 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

Creasy, Todd/Stull, Michael/Peck, Simon (2009), Understanding employee-level dynamics within the merger and<br />

acquisition process, in: Journal of General Management, Vol. 35, S. 21-42.<br />

Dabui, Mani (1998), Postmerger-Management, Wiesbaden.<br />

Diamantopoulos, Adamantios/Riefler, Petra (2008), Formative Indikatoren, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft,<br />

78. Jg., S. 1183-1195.<br />

Jg., S. 1183-1195.<br />

Ellis, Kimberly M./Reus, Taco H./Lamont, Bruce T. (2009), The effects of procedural and informational justice in the<br />

integration of related acquisitions, in: Strategic Management Journal, Vol. 30, S. 137-161.<br />

Fried, Yitzhak/Tiegs, Robert B./Naughton, Thomas J./Ashforth, Blake E. (1996), Managers’ reactions to a corporate<br />

acquisition, in: Journal of Organizational Behavior, Vol. 17, S. 401-427.<br />

Gerpott, Torsten J. (1993), <strong>Integrationsgestaltung</strong> <strong>und</strong> Erfolg von Unternehmensakquisitionen, Stuttgart.<br />

Gerpott, Torsten J. (2009), Forschung & Entwicklung <strong>und</strong> technologieorientierte Unternehmensakquisitionen,<br />

in: Zeitschrift für Planung & Unternehmenssteuerung, 20. Jg., S. 9-41.<br />

Gerpott, Torsten J./Hartmann, Ingo (2000), Integrationsmaßnahmen <strong>und</strong> Erfolg von Unternehmensakquisitionen in<br />

Ostdeutschland, in: Die Betriebswirtschaft, 60. Jg., S. 97-111.<br />

Jg., S. 97-111.<br />

Glaum, Martin/Hutzschenreuter, Thomas (2010), Mergers & Acquisitions, Stuttgart.<br />

Gleibs, Ilka H./Mummendey, Amélie/Noack, Peter (2008), Predictors of change in post-merger identification during a<br />

merger process: A longitudinal study, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol. 95, S. 1095-1112.<br />

Götz, Oliver/Liehr-Gobbers, Kerstin (2004), Analyse von Strukturgleichungsmodellen mit Hilfe der Partial-Least-<br />

Squares (PLS)-Methode, in: Die Betriebswirtschaft, 64. Jg., S. 714-738.<br />

Jg., S. 714-738.<br />

Gopinath, C./Becker, Thomas E. (2000), Communication, procedural justice, and employee attitudes: Relationships<br />

<strong>und</strong>er conditions of divestiture, in: Journal of Management, Vol. 26, S. 63-83.<br />

Goulet, Philip K./Schweiger, David M. (2006), Managing culture and human resources in mergers and acquisitions,<br />

in: Stahl, Günter K./Björkman, Ingmar (Hrsg.), Handbook of Research in International Human Resource Management,<br />

Northampton, S. 405-429.<br />

Green, Charles W./Adams, Afesa M./Turner, Charles W. (1988), Development and validation of the School Interracial<br />

Climate Scale, in: American Journal of Community Psychology, Vol. 16, S. 241-259.<br />

Grewe, Anne-Katrin (2005), Integration akquirierter Unternehmen, Frankfurt am Main.<br />

Grimpe, Christoph (2005), Post Merger Integration der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung, Wiesbaden.<br />

Güttel, Wolfgang H. (2003), Die Identifikation strategischer immaterieller Vermögenswerte im Post-Merger-Integrationsprozess,<br />

München.<br />

Hartmann, Ingo (2002), Integration akquirierter Unternehmen in den neuen B<strong>und</strong>esländern, Frankfurt am Main.<br />

Hébert, Louis/Very, Philippe/Beamish, Paul W. (2005), Expatriation as a bridge over troubled water: A knowledgebased<br />

perspective applied to cross-border acquisitions, in: Organization Studies, Vol. 26, S. 1455-1476.<br />

Haspeslagh, Philippe C./Jemison, David B. (1991), Managing Acquisitions: Creating Value Through Corporate Renewal,<br />

New York.<br />

Henseler, Jörg/Ringle, Christian M./Sinkovics, Rudolf R. (2009), The use of partial least squares path modeling in international<br />

marketing, in: Advances in International Marketing, Vol. 20, S. 277-319.<br />

Herrmann, Andreas/Huber, Frank/Kressmann, Frank (2006), Varianz- <strong>und</strong> kovarianzbasierte Strukturgleichungsmodelle,<br />

in: zfbf, 58. Jg., S. 34-66.<br />

Homberg, Fabian/Osterloh, Margit (2010), Fusionen <strong>und</strong> Übernahmen im Licht der Hybris – Überblick über den<br />

Forschungsstand, in: Journal für Betriebswirtschaft, 60. Jg., S. 269-294.<br />

Homberg, Fabian/Rost, Katja/Osterloh, Margit (2009), Do synergies exist in related acquisitions? A meta-analysis of<br />

acquisition studies, in: Review of Managerial Science, Vol. 3, S. 75-116.<br />

Homburg, Christian/Klarmann, Martin (2009), Multi Informant-Designs in der empirischen betriebswirtschaftlichen<br />

Forschung, in: Die Betriebswirtschaft, 69. Jg., S. 147–171.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 151


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

Hoyningen-Huene, Joachim (2004), Integration <strong>nach</strong> Unternehmensakquisitionen, Wiesbaden.<br />

Huber, Frank/Herrmann, Andreas/Meyer, Frederik/Vogel, Johannes/Vollhardt, Kai (2007), Kausalmodellierung mit Partial<br />

Least Squares, Wiesbaden.<br />

Hurrle, Beatrice/Kieser, Alfred (2005), Sind Key Informants verlässliche Datenlieferanten?, in: Die Betriebswirtschaft,<br />

65. Jg., S. 584-602.<br />

King, David R./Dalton, Dan R./Daily, Catherine M./Covin, Jeffrey G. (2004), Meta-analyses of post-acquisition performance:<br />

Indications of unidentified moderators, in: Strategic Management Journal, Vol. 25, S. 187-200.<br />

Klendauer, Ruth/Deller, Jürgen (2009), Organizational justice and managerial commitment in corporate mergers,<br />

in: Journal of Managerial Psychology, Vol. 24, S. 29-45.<br />

Klendauer, Ruth/Frey, Dieter/Rosenstiel, Lutz von (2007), Fusionen <strong>und</strong> Akquisitionen, in: Frey, Dieter/Rosenstiel, Lutz<br />

von (Hrsg.), Wirtschaftspsychologie, Bd. 6, Göttingen, S. 399-461.<br />

Knippenberg, Daan van/Knippenberg, Barbara van/Monden, Laura/Lima, Fleur de (2002), Organizational identification<br />

after a merger, in: British Journal of Social Psychology, Vol. 41, S. 233-252.<br />

British Journal of Social Psychology, Vol. 41, S. 233-252.<br />

Knyphausen-Aufsess, Dodo zu/Koeppen, Jens/Schweizer, Lars (2007), Identifying synergies ahead of mergers and acquisitions,<br />

in: International Journal of Financial Services Management, Vol. 2, S. 344-360.<br />

Kunisch, Sven/Wahler, Caspar (2010), Deutscher M&A-Markt im „Tal der Tränen“ – Rückblick auf das M&A-Geschehen<br />

im Jahr 2009, in: M&A Review, o. Jg., S. 53-62.<br />

Larsson, Rikard/Finkelstein, Sydney (1999), Integrating strategic, organizational and human resource perspectives on<br />

mergers and acquisitions, in: Organization Science, Vol. 10, S. 1-26.<br />

Lee, Ching-Chi/Wu, Cou-Chen/Lee, Hsiang-Ming (2009), Factors that influence employees’ organizational identity after<br />

M&A: The acquirer and acquired perspective, in: African Journal of Business Management, Vol. 3, S. 695-704.<br />

Lipponen, Jukka/Olkkonen, Maria-Elena/Moilanen, Minna (2004), Perceived procedural justice and employee responses<br />

to an organizational merger, in: European Journal of Work and Organizational Psychology, Vol. 13,<br />

S. 391-413.<br />

Magnus, Karl-Hendrik/Nienaber, Ann-Marie/Schewe, Gerhard/Thonemann, Ulrich (2008), Eine Überdosis an<br />

Kooperation vermeiden!, in: zfbf, 60. Jg., S. 241-276.<br />

Jg., S. 241-276.<br />

Martin, Joanne (2001), Organizational Culture: Mapping the Terrain, Thousand Oaks.<br />

Meglio, Olimpia/Risberg, Annette (2010), Mergers and acquisitions: Time for a methodological rejuvenation of the<br />

field?, in: Scandinavian Journal of Management, Vol. 26, S. 87-95.<br />

Melkonian, Tessa/Monin, Philippe/Rouzies, Audrey/Noorderhaven, Niels/Timmers, Alma (2006), Justice, or Exemplarity?<br />

Theoretical Bases and Empirical Contributions to Post-Merger Performance, Cahiers de Recherche/Working<br />

Papers, Lyon: Emlyon Business School.<br />

Mottola, Gary R./Bachman, Betty A./Gaertner, Samuel L./Dovidio, John F. (1997), How groups merge: The effects<br />

of merger integration patterns on anticipated commitment to the merged organization, in: Journal of Applied<br />

Social Psychology, Vol. 27, S. 1335-1358.<br />

Müller-Stewens, Günter (2010), Post Merger Integration: Zum Stand des Wissens, in: Müller-Stewens, Günter/Kunisch,<br />

Sven/Binder, Andreas (Hrsg.), Merger & Acquisitions: Analysen, Trends <strong>und</strong> Best Practices, Stuttgart,<br />

S. 198-228.<br />

Nahavandi, Afsaneh/Malekzadeh, Ali R. (1988), Acculturation in mergers and acquisitions, in: Academy of Management<br />

Review, Vol. 13, S. 79-90.<br />

Piske, Reiner/Gebert, Diether/Lahnwehr, Ralf (2006), Wann vertraut ein akquiriertes Unternehmen dem Akquisiteur?,<br />

in: Die Betriebswirtschaft, 66. Jg., S. 54-68.<br />

Jg., S. 54-68.<br />

Rafferty, Alannah E./Restubog, Simon L. (2010), The impact of change process and context on change reactions and<br />

turnover during a merger, in: Journal of Management, Vol. 36, S. 1309-1338.<br />

Reus, Taco H./Lamont, Bruce T. (2009), The double-edged sword of cultural distance in international acquisitions,<br />

in: Journal of International Business Studies, Vol. 40, S. 1298-1316.<br />

152 zfbf 63 März 2011 118-154


Akquisitionsintegration<br />

Ringle, Christian/Wende, Marc/Will, Sven/Will, Alexander (2005), SmartPLS (2.0 beta). Online verfügbar unter<br />

http://www.smartpls.de, zuletzt abgerufen am 14.12.2010.<br />

Sales, Amy L./Mirvis, Philip H. (1984), When cultures collide: Issues in acquisition, in: Kimberly, John R./Quinn,<br />

Robert E. (Hrsg.), New Futures: The Challenge of Managing Corporate Transitions, Homewood, S. 107-133.<br />

Sarala, Riikka M./Vaara, Eero (2010), Cultural differences, convergence, and crossvergence as explanations of knowledge<br />

transfer in international acquisitions, in: Journal of International Business Studies, Vol. 41, S. 1365-1390.<br />

Schafer, Joseph L./Graham, John W. (2002), Missing data: Our view of the state of the art, in: Psychological Methods,<br />

Vol. 7, S. 147-177.<br />

Schein, Edgar H. (1985), Organizational Culture and Leadership, San Francisco.<br />

Schweiger, David M./Goulet, Philip K. (2005), Facilitating acquisition integration through deep-level cultural learning<br />

interventions, in: Organization Studies, Vol. 26, S. 1477-1499.<br />

Seo, Myeong-Gu/Hill, N. Sharon (2005), Understanding the human side of merger and acquisition, in: Journal of<br />

Applied Behavioral Science, Vol. 41, S. 422-443.<br />

Stahl, Günter K./Voigt, Andreas (2005), Impact of cultural differences on merger and acquisition performance:<br />

A critical research review and an integrative model, in: Cooper, Cary L./Finkelstein, Sydney (Hrsg.), Advances in<br />

Mergers & Acquisitions, Bd. 4, Bingley, S. 51-82.<br />

Stahl, Günter K./Voigt, Andreas (2008), Do cultural differences matter in mergers and acquisitions? A tentative<br />

model and examination, in: Organization Science, Vol. 19, S. 160-176.<br />

Stouffer, Samuel A./Suchman, Edward A./DeVinney, Leland C./Star, Shirley A./Williams, Robin M. (1949), Adjustment<br />

During Army Life, Princeton.<br />

Streicher, Bernhard (2005), Effekte prozeduraler Gerechtigkeit auf innovatives Verhalten, Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität,<br />

München.<br />

Teerikangas, Satu (2007), A comparative overview of the impact of cultural diversity on inter-organisational encounters,<br />

in: Cooper, Cary L./Finkelstein, Sydney (Hrsg.), Advances in Mergers & Acquisitions, Bd. 6, Bingley,<br />

S. 37-75.<br />

Teerikangas, Satu/Very, Philippe (2006), The culture-performance relationship in M&A: From yes/no to how,<br />

in: British Journal of Management, Vol. 17, S. 31-48.<br />

Tenenhaus, Michel/Vinzi, Vincenzo E./Chatelin, Yves-Marie/Lauro, Carlo (2005), PLS path modeling, in: Computational<br />

Statistics & Data Analysis, Vol. 48, S. 159-205.<br />

Tyler, Tom R./Cremer, David de (2005), Process-based leadership: Fair procedures and reactions to organizational<br />

change, in: Leadership Quarterly, Vol. 16, S. 529-545.<br />

Weber, Yaakov/Drori, Israel (2008), The linkages between cultural differences, psychological states, and performance<br />

in international mergers and acquisitions, in: Cooper, Cary L./Finkelstein, Sydney (Hrsg.), Advances in Mergers<br />

& Acquisitions, Bd. 7, Bingley, S. 119-142.<br />

Weber, Yaakov/Tarba, Shlomo Y. (2010), Human resource practices and performance of mergers and acquisitions in<br />

Israel, in: Human Resource Management Review, Vol. 20, S. 203-211.<br />

Weber, Yaakov/Tarba, Shlomo Y./Reichel, Arie (2009), International mergers and acquisitions performance revisited –<br />

The role of cultural distance and post-acquisition integration approach, in: Cooper, Cary L./Finkelstein, Sydney<br />

(Hrsg.), Advances in Mergers & Acquisitions, Bd. 8, Bingley, S. 1-17.<br />

Weiber, Rolf/Mühlhaus, Daniel (2010), Strukturgleichungsmodellierung, Berlin.<br />

Wirtz, Markus (2004), Über das Problem fehlender Werte, in: Rehabilitation, 43. Jg., S. 109-115.<br />

zfbf 63 März 2011 118-154 153


T. J. Gerpott/F. B. Neubauer<br />

Summary<br />

This study empirically investigates associations between employee perceptions of four<br />

post-acquisition integration design areas and of two acquisition performance criteria.<br />

It is based on two standardized written surveys conducted about one year apart after<br />

a horizontal takeover within the information and communication industry. Responses<br />

were obtained from 817 and 620 individuals, respectively, who worked for the merged<br />

corporation. At both points of measurement the extent of business process integration<br />

emerged as the independent variable associated most strongly with employee ratings of<br />

the acquisition-induced internal reorganization success and of the achievement of f<strong>und</strong>amental<br />

takeover goals. Further significant positive performance-related PLS paths<br />

were fo<strong>und</strong> for procedural justice (achievement orientation instead of favoritism/discrimination<br />

based on an employee’s origin from the acquirer or the target side) and for<br />

integration of corporate cultures. Employee transfers to units of the other acquisition<br />

partner were not correlated with employee assessments of the two performance dimensions.<br />

Implications of these results are discussed for practicing managers engaged in<br />

related acquisitions and for future research on acquisition integration design.<br />

154 zfbf 63 März 2011 118-154

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!