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Gedanken zu Kaffeepause - Platzbedarf Montage - Risse-ing.de

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<strong>Gedanken</strong> <strong>zu</strong>r <strong>Kaffeepause</strong><br />

<strong>Platzbedarf</strong> für die <strong>Montage</strong> von PR-Fassa<strong>de</strong>n<br />

Bei <strong>de</strong>r Planung bleibt so manches unberücksichtigt<br />

Die Planung einer Fassa<strong>de</strong> beginnt nicht erst beim ausführen<strong>de</strong>n<br />

Fassa<strong>de</strong>nbau-Fachbetrieb. Sie beginnt bereits beim Architekten!<br />

Die ersten Festlegungen erfolgen bereits in <strong>de</strong>r Entwurfsplanung und<br />

setzen sich in <strong>de</strong>r Ausführungsplanung (ab Leistungsphase 4) fort.<br />

Spätestens <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt sollte aber sollte ein Fassa<strong>de</strong>nplaner hin<strong>zu</strong>gezogen wer<strong>de</strong>n, will man<br />

als Architekt nicht die nachfolgen<strong>de</strong>n Fehler machen.<br />

1. Seitlicher <strong>Platzbedarf</strong><br />

Ausschnitt aus einem typischen Architekten-<br />

Detail<br />

(Horizontalschnitt)<br />

Der Pfosten hat seitlich Kontakt mit Rohbau.<br />

Der <strong>Platzbedarf</strong> für die Befestigung (Schrauben,<br />

Anker) wur<strong>de</strong> ebenso ignoriert wie die <strong>zu</strong><br />

erwarten<strong>de</strong>n Rohbau-, <strong>Montage</strong>- und<br />

Fertigungstoleranzen.<br />

Grund:<br />

Mangeln<strong>de</strong> Fachkenntnis <strong>de</strong>s Architekten.<br />

Ein Fassa<strong>de</strong>nplaner hätte ihm so einiges erspart:<br />

- Rechtfertigung seiner fehlen<strong>de</strong>n Kenntnis<br />

(Blamage?)<br />

- Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rohbauplanung ODER seines<br />

Fassa<strong>de</strong>nrasters (Kosten)<br />

- Diskussionen mit <strong>de</strong>m Handwerker<br />

(Be<strong>de</strong>nkenanmeldung) und ggf. <strong>de</strong>m Statiker<br />

(Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Statik)<br />

Linkes Detail:<br />

Selbst <strong>de</strong>r hier dargestellte Abstand zwischen<br />

Rohbau und Pfosten von 35mm ist schon sehr<br />

eng. Im Anschluss Wand / Decke kann durch<br />

Materialanhäufung (Beton, Mörtel) die Lage <strong>de</strong>r<br />

Konsole beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n (stemmen<br />

erfor<strong>de</strong>rlich). Und <strong>de</strong>m Monteur beschert die<br />

raue Wand leicht blutige F<strong>ing</strong>er beim Setzen <strong>de</strong>r<br />

Mutter.


War <strong>de</strong>r Maurer wie<strong>de</strong>r schneller…….<br />

schreibt <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong>nbau eine Behin<strong>de</strong>rungsanzeige.<br />

O<strong>de</strong>r er holt das kleine grüne Männchen aus <strong>de</strong>m<br />

Schrank, das dann das Endblech und die Verleistung<br />

montiert.<br />

Bei ausreichen<strong>de</strong>n seitlichen Abstand und<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r Toleranzen UND einer<br />

vernünftigen Schnittstellenplanung / Abstimmung<br />

wäre dies vermeidbar gewesen.<br />

2. Deckenanbindung<br />

Engstelle:<br />

Auch in <strong>de</strong>n vertikalen Leit<strong>de</strong>tails wird <strong>de</strong>r Abstand<br />

zwischen Hinterkante Pfostenprofil und AK Decke<br />

oftmals ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>r möglichen<br />

Bautoleranzen festgelegt.<br />

Der in diesem Architekten<strong>de</strong>tail dargestellte Abstand<br />

von 1cm ist <strong>zu</strong> ger<strong>ing</strong>. Die Fassa<strong>de</strong> muss nach außen<br />

verschoben wer<strong>de</strong>n. Dies hat möglicherweise<br />

Auswirkungen auf an<strong>de</strong>re Bauteile, wie z.B. wenn<br />

seitlich ein WDVS anschließt, <strong>de</strong>ssen Putz-Oberfläche<br />

„bündig“ mit <strong>de</strong>r Pfosten-Deckschale abschließen soll.<br />

TIPP:<br />

Bautiefe <strong>de</strong>r Konstruktion:<br />

Die Bautiefe <strong>de</strong>r PR-Fassa<strong>de</strong>nkonstruktion wird oftmals<br />

aus irgendwelchen CAD-Dateien <strong>de</strong>r Systemhäuser<br />

<strong>zu</strong>sammengesetzt.<br />

Eine statische Vorbemessung <strong>de</strong>r Pfosten-/Riegel-<br />

Profile und <strong>de</strong>r Glasscheiben erfolgt nicht.<br />

Wenn nun die Lage „Innenkante Pfosten“ wegen <strong>de</strong>r<br />

vermietbaren Grundfläche festgelegt ist und die AK<br />

Glas / AK <strong>de</strong>r PR-Fassa<strong>de</strong> aus diversen Grün<strong>de</strong>n nicht<br />

weiter nach außen aufbauen darf, kommt man aus<br />

statischen Grün<strong>de</strong>n oftmals um teure<br />

Pfostenverstärkungen nicht herum. Diese sind aber<br />

nicht ausgeschrieben. Vom Handwerker wird im Rahmen <strong>de</strong>r Angebotsabgabe keine statische<br />

Vorbemessung erbracht (nicht <strong>zu</strong>mutbar); diese erfolgt erst im Rahmen <strong>de</strong>r Werkplanung. Hier sind<br />

Nachtragsfor<strong>de</strong>rungen und somit Kostensteigerungen <strong>zu</strong> erwarten.


3. Deckenanschluss – Dachrand<br />

Dieses Beispiel zeigt, welcher Aufwand<br />

getrieben wer<strong>de</strong>n muss, nur weil die AK<br />

Rohbau<strong>de</strong>cke Dach nicht in <strong>de</strong>r gleichen<br />

Ebene liegt wie die AK <strong>de</strong>r Geschoss<strong>de</strong>cken.<br />

Erschwerend kam hin<strong>zu</strong>, dass die Unterseite<br />

<strong>de</strong>r Decke sichtbar ist, also keine<br />

abgehangene Decke, in <strong>de</strong>r die<br />

Deckenkonsole „versteckt“ wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Der hier dargestellte Abstand von 2cm<br />

zwischen OK Riegel und UK Decke musste<br />

erst mühsam erkämpft wer<strong>de</strong>n, da das<br />

vertikale Fassa<strong>de</strong>nraster diesen Riegel eben<br />

2cm höher vorsah. Das Aufmaß erfor<strong>de</strong>rte<br />

dann <strong>de</strong>n Riegel noch einmal tiefer <strong>zu</strong><br />

setzen.<br />

Zur Ausführung:<br />

Der Pfosten musste für die Decke <strong>zu</strong>rückgeklinkt wer<strong>de</strong>n. Die hierdurch entstan<strong>de</strong>ne statische<br />

Schwächung <strong>de</strong>s Profils musste mittels einer Stahl-Einschubkonstruktion ausgeglichen wer<strong>de</strong>n. Dass<br />

diese <strong>zu</strong><strong>de</strong>m noch sichtbar verschraubt wer<strong>de</strong>n musste (statischer Nachweis nur über Kontakt gelang<br />

nicht) führte <strong>zu</strong> langen „architektonischen“ Debatten. Vom Streit über die Mehrkosten mal ganz <strong>zu</strong><br />

schweigen.<br />

Ein Fassa<strong>de</strong>nberater frühzeitig in die Planung ein<strong>zu</strong>beziehen wäre wesentlich preiswerter gewor<strong>de</strong>n.<br />

Die gezeigten Beispiele lassen sich beliebig ergänzen. Sie alle zeigen, dass bei <strong>de</strong>r Planung oftmals<br />

davon ausgegangen wird, dass das was man zeichnen kann, auch genauso baubar ist.<br />

Wür<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Planung mehr über Toleranzen nachgedacht und darüber, dass an <strong>de</strong>r Baustelle keine<br />

industrielle Produktion erfolgt, son<strong>de</strong>rn immer individuell gefertigt wird, ließe sich schon so manches<br />

Problem im Vorfeld vermei<strong>de</strong>n.<br />

Die Beratung durch einen guten und unabhängigen Fassa<strong>de</strong>nplaner bereits im frühen<br />

Entwurfsstadium zahlt sich finanziell (fast) immer aus.<br />

Diese kleine Abhandlung versteht sich als Denkanstoß.<br />

Sie darf nicht blindgläubig übernommen wer<strong>de</strong>n. Entschei<strong>de</strong>n muss <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r.<br />

Falkensee, <strong>de</strong>n 28.03.2012


Zum Verfasser:<br />

Nach <strong>de</strong>m erfolgreichen Abschluss seines Architekturstudiums spezialisierte sich Dirk <strong>Risse</strong> auf die<br />

Gebäu<strong>de</strong>hülle. Nach mehrjähriger Auslandstätigkeit und einem kleinem Intermezzo als Projektleiter<br />

bei einem Generalunternehmer grün<strong>de</strong>te er im Jahre 1997 sein Ingenieurbüro für Fassa<strong>de</strong>nplanung<br />

in Berlin-Spandau.<br />

Der Autor ist u.a. Vorstandsmitglied im VFT Verband für Fassa<strong>de</strong>ntechnik (www.v-f-t.<strong>de</strong>).<br />

Dirk <strong>Risse</strong> ist als Beraten<strong>de</strong>r Ingenieur Mitglied <strong>de</strong>r Baukammer Berlin.<br />

Weitere Informationen / Kontakt siehe www.risse-<strong>ing</strong>.<strong>de</strong><br />

Der VFT – Verband für Fassa<strong>de</strong>ntechnik e.V. ist ein Zusammenschluss unabhängiger<br />

Fachplaner, Ingenieure und Konstrukteure auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r ganzheitlichen<br />

Gebäu<strong>de</strong>hülle.<br />

Entsprechend ihrer Tätigkeitsschwerpunkte betreuen die VFT-Mitglie<strong>de</strong>r die gesamte<br />

Bandbreite von <strong>de</strong>r Projektierung über die Werk- und <strong>Montage</strong>planung bis hin <strong>zu</strong><br />

Gutachten und Qualitätssicherung.<br />

Über die Suchmasken auf <strong>de</strong>r VFT-Webseite (www.v-f-t.<strong>de</strong>) lassen sich die geeigneten VFT-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

bequem fin<strong>de</strong>n.<br />

©Dirk <strong>Risse</strong>, Falkensee (www.risse-<strong>ing</strong>.<strong>de</strong>)<br />

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