„Was geht da in Deinem Kopf vor?“ – Die Entwicklung ... - HIT eV Trier
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<strong>Die</strong> Vorgänge während der Pubertät<br />
Das Gehirn entwickelt sich <strong>in</strong> der Jugend von h<strong>in</strong>ten nach <strong>vor</strong>ne. Der letzte Teil des Gehirns,<br />
der sich fertig ausbildet, ist der präfrontale Kortex oder Stirnlappen. Es ist der Bereich, der für<br />
die höheren geistigen Operationen zuständig ist: Planung, ge<strong>da</strong>nkliche Kontrolle,<br />
Unterdrückung von Impulsen, Abwägen von Konsequenzen, Motivation, Wertehaltung und<br />
Entscheidungsbildung.<br />
In den 90er Jahren entdeckten Amerikanische Forscher folgendes mit Hilfe der<br />
Magnetresonanztomografie: Vor der Pubertät werden über Jahre h<strong>in</strong>weg Nervenbahnen im<br />
Überschuss produziert; mit Beg<strong>in</strong>n der Pubertät kämpfen diese Nervenbahnen untere<strong>in</strong>ander<br />
aus, welche Verb<strong>in</strong>dungen auf Dauer erhalten bleiben. Am stärksten ist <strong>da</strong>von der Bereich der<br />
Stirnlappen betroffen, wo S<strong>in</strong>nese<strong>in</strong>drücke aus anderen Arealen verbunden werden:<br />
Emotionen, Er<strong>in</strong>nerungen werden hier gespeichert, Pläne entworfen, Konsequenzen be<strong>da</strong>cht,<br />
Handlungen e<strong>in</strong>geleitet oder unterbunden. Da, wo eigentlich logisch ge<strong>da</strong>cht werden soll und<br />
Impulse gesteuert werden, <strong>geht</strong> es drunter und drüber, bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e riesige Baustelle.<br />
Zum<strong>in</strong>dest die notorische Vergesslichkeit der Teenager sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> diesem massiven Umbau<br />
begründet zu se<strong>in</strong>, gleichzeitig werden emotionale Signale anderer wesentlich schlechter<br />
verarbeitet als sonst. Hier geschieht offenbar <strong>da</strong>s, was nach der Geburt im ganzen Gehirn<br />
stattfand, <strong>in</strong> ausgewählten Bereichen noch e<strong>in</strong>mal. In der Pubertät ist dieser Bereich des<br />
Gehirns gewissermaßen „wegen Umbaus <strong>vor</strong>übergehend geschlossen<strong>“</strong>. Gleichzeitig wird <strong>da</strong>s<br />
Gehirn durch hormonelle E<strong>in</strong>flüsse mit neurochemischen Stoffen überflutet, die unmittelbaren<br />
E<strong>in</strong>fluss auf Stimmungen und Erregungspotential nehmen. Sexualhormone s<strong>in</strong>d im limbischen<br />
System hochgradig aktiv und schaffen e<strong>in</strong> Pulverfass der Gefühle. Obwohl der Bereich für die<br />
Abwägung von Konsequenzen „außer Betrieb<strong>“</strong> ist, suchen die Jugendlichen aktiv nach<br />
Erfahrungen, die <strong>in</strong>tensive Gefühle auslösen. Sie suchen nach Aufregung und starken<br />
Gefühlse<strong>in</strong>drücken. Ihr Handeln und Urteilen wird von der sog. Amyg<strong>da</strong>la bestimmt, e<strong>in</strong>er<br />
Gehirnregion, die für emotionale Reaktionen zuständig ist. In dieser Zeit können Jugendliche<br />
Emotionen nur schwer oder falsch deuten. Sie sehen Ablehnung dort, wo ke<strong>in</strong>e ist.<br />
Bis <strong>vor</strong> kurzem g<strong>in</strong>g man <strong>da</strong>von aus, <strong>da</strong>ss spätestens beim erwachsenen Menschen <strong>da</strong>s Gehirn<br />
voll ausgereift ist und e<strong>in</strong>e weitere <strong>Entwicklung</strong> nur noch <strong>in</strong> negativer Richtung stattf<strong>in</strong>den<br />
kann. <strong>Die</strong>s sche<strong>in</strong>t aber nach neueren Untersuchungen nicht zu stimmen. Unabhängig<br />
vone<strong>in</strong>ander fanden zwei Forschergruppen bei Patienten neue Zellen im Gehirn, die offenbar<br />
aus der Region des Hippocampus stammen, jener Hirnregion, die mit Lernen und Gedächtnis zu<br />
tun hat.<br />
Konsequenzen für die Familienerziehung<br />
• Ernähren Sie sich während der Schwangerschaft gesund, verzichten Sie auf Alkohol und<br />
Nikot<strong>in</strong> und (soweit möglich) auf Medikamente. Gehen Sie regelmäßig zu den<br />
Vorsorgeuntersuchungen.<br />
• Stillen Sie <strong>da</strong>s K<strong>in</strong>d solange wie möglich.<br />
• Achten Sie <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den ersten Lebensjahren auf e<strong>in</strong>e vitam<strong>in</strong>- und<br />
m<strong>in</strong>eralstoffreiche Ernährung des K<strong>in</strong>des.<br />
• Bieten Sie dem K<strong>in</strong>d möglichst viel Körperkontakt, umgeben Sie es mit Sprache. Lesen Sie<br />
dem K<strong>in</strong>d <strong>vor</strong>.<br />
• Spielen sie viel mit dem K<strong>in</strong>d, lassen Sie sich bei geme<strong>in</strong>samen Aktivitäten vom K<strong>in</strong>d leiten,<br />
akzeptieren Sie es, wenn es ke<strong>in</strong>e Lust mehr hat.<br />
• Schaffen Sie e<strong>in</strong>e anregungsreiche Umgebung, <strong>in</strong> der <strong>da</strong>s K<strong>in</strong>d viel beobachten, erforschen<br />
und untersuchen kann.<br />
• Verwenden Sie Spielsachen, die vielseitig verwendbar s<strong>in</strong>d: Bauklötze oder Malutensilien<br />
statt Elektroauto und Radiorecorder. Vermeiden Sie aber e<strong>in</strong>e Überflutung mit Spielsachen.