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Underachiever<br />

Eine psychologische und pädagogische Herausforderung für<br />

Eltern und Schule<br />

Tagungsbericht<br />

Herausgegeben von Harald Wagner<br />

in Zusammenarbeit mit Hella Schick und<br />

der<br />

Thomas-Morus-Akademie Bensberg


Einladung<br />

Schülerinnen und Schüler, die trotz eines guten<br />

oder sogar sehr guten intellektuellen Potentials nur<br />

mäßige oder schwache Schulleistungen erbringen<br />

oder gar zu Schulversagern werden, stellen Pädagogen<br />

und Psychologen vor schwierige Probleme.<br />

Wie lassen sich Underachiever erkennen, welche<br />

Ursachen sind bekannt? Welche möglichen Ansätze<br />

zur pädagogischen und psychologischen Behandlung<br />

von Underachievement sind Erfolg versprechend?<br />

Zu dieser Studienkonferenz laden wir Sie herzlich<br />

nach Bensberg ein.<br />

Dr. Wolfgang Isenberg<br />

Thomas-Morus-Akademie Bensberg<br />

Dr. Harald Wagner<br />

Bildung und Begabung e.V., Bonn<br />

Programm<br />

Samstag, 23. Februar 2008<br />

10.00 Uhr Begrüßung und Einführung<br />

Verschlungene Wege ins Underachievement<br />

Persönlichkeitsdefizite bei Underachievern<br />

– Entstehung, Erfassung und<br />

Prävention<br />

g Prof. Dr. Gerhard Lehwald, Direktor<br />

des Zentrums für Potentialanalyse und<br />

Begabtenförderung, Leiter des Leipziger<br />

Kinderbüros<br />

11.30 Uhr Kaffee- und Teepause<br />

11.45 Uhr Underachievement – und was hat die<br />

Schule damit zu tun?<br />

Typen von Underachievern und Klärung<br />

von schulischen Interventionsmöglichkeiten<br />

g Ursula Hellert, Gesamtleiterin CJD<br />

Braunschweig, Christliches Jugenddorfwerk<br />

Deutschlands<br />

13.00 Uhr Mittagessen<br />

14.30 Uhr Workshops<br />

1. Förderdiagnostische Methoden zur<br />

Erfassung von Underachievement<br />

Methoden zur Differenzierung von Lernund<br />

Motivierungsprozessen in der Schule<br />

g Prof. Dr. Gerhard Lehwald, Leipzig<br />

2. Underachiever brauchen Schulen, die<br />

ihnen Entwicklungschancen bieten<br />

Erfahrungen aus dem Schulversuch<br />

„SoBeg“ (Sonderpädagogische Begabtengruppe)<br />

am Geschwister-Scholl-Gymnasium<br />

Lüdenscheid<br />

g Silvia Greiten, Koordinatorin So-Beg-<br />

Schulversuch, Geschwister-Scholl-<br />

Gymnasium Lüdenscheid<br />

3. Schulische Interventionsmöglichkeiten<br />

Beschreibung und Abgrenzung anhand<br />

von Fallbeispielen<br />

g Ursula Hellert, Braunschweig<br />

4. Wirksame schulpädagogische Konzepte<br />

im Umgang mit AD(H)S-Kindern<br />

Schulpädagogische Konzepte, die sich im<br />

Umgang mit AD(H)S-Kindern als wirksam<br />

erwiesen haben, liefern auch beachtenswerte<br />

Ansätze für die Diskussion der<br />

schulischen Förderung von Underachievern<br />

im Allgemeinen.<br />

g Dr. h.c. Hans Biegert, Leitender Schuldirektor<br />

und Schulträger, HEBO-Privatschule<br />

(staatlich anerkannte Privatschule<br />

mit besonderer pädagogischer Prägung<br />

zur Förderung von Kindern mit AD(H)S<br />

und Teilleistungsstörungen), Bonn<br />

5. Von Begabung zur Leistung<br />

Schulerfolg durch Motivation und<br />

Selbststeuerung<br />

g Dr. Gudrun Schulz-Wensky, Zwischen-<br />

Schritte, Institut für Lern- und Unterrichtsentwicklung,<br />

bis 2007 Schulpsychologin<br />

an der Gesamtschule Köln-Holweide,<br />

Köln<br />

18.00 Uhr Abendessen<br />

19.30 Uhr Underachiever und die Schulpraxis<br />

Berichte aus den Arbeitsgemeinschaften<br />

Moderation:<br />

g Hella Schick, Fachgruppe Psychologie,<br />

Lehrstuhl für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie,<br />

Universität zu Köln<br />

20.30 Uhr Ende des Veranstaltungstages<br />

Sonntag, 24. Februar 2008<br />

Frühstück für Übernachtungsgäste von<br />

7.00 bis 9.00 Uhr<br />

8.00 Uhr Eucharistiefeier in der Edith-Stein-Kapelle<br />

10.00 Uhr Underachiever und ADHS<br />

Zwei Seiten einer Medaille?<br />

g Dr. h.c. Hans Biegert, Bonn<br />

11.15 Uhr Kaffee- und Teepause<br />

11.45 Uhr Underachievement at school and<br />

afterwards<br />

Fallgeschichten aus einer Langzeitstudie<br />

g Prof. Joan Freeman, Middlesex University,<br />

London<br />

13.00 Uhr Mittagessen<br />

14.00 Uhr Ende der Tagung<br />

Tagungsleitung<br />

g Dr. Harald Wagner,<br />

Bildung und Begabung e.V., Bonn<br />

g Andreas Würbel,<br />

Thomas-Morus-Akademie Bensberg


Hinweise<br />

Veranstalter<br />

Bildung und Begabung e.V., Ahrstraße 45,<br />

53175 Bonn, Telefon 0228 - 95915-0,<br />

Telefax 0228 - 95915-19, info@bildung-undbegabung.de;<br />

www.bildung-und-begabung.de<br />

Thomas-Morus-Akademie Bensberg,<br />

Katholische Akademie im Erzbistum Köln<br />

Tagungsort<br />

Thomas-Morus-Akademie Bensberg/Kardinal-<br />

Schulte-Haus, Overather Straße 51-53,<br />

51429 Bergisch Gladbach, Telefon 0 22 04 - 40 80<br />

Anmeldung<br />

Bitte schriftlich an:<br />

Thomas-Morus-Akademie Bensberg<br />

Overather Straße 51-53<br />

51429 Bergisch Gladbach<br />

Telefon 0 22 04 - 40 84 72<br />

Telefax 0 22 04 - 40 84 20<br />

akademie@tma-bensberg.de<br />

www.tma-bensberg.de<br />

Sie erhalten eine Bestätigung Ihrer Anmeldung.<br />

Kostenbeitrag<br />

E 125,00 (Tagungsbeitrag, Verpflegung und Übernachtung);<br />

E 115,00 (Tagungsbeitrag, Verpflegung, aber ohne<br />

Übernachtung/Frühstück).<br />

Ermäßigter Kostenbeitrag<br />

Studierende bis 30 Jahre und Erwerbslose gegen<br />

Vorlage eines gültigen Ausweises:<br />

E 100,00 (Tagungsbeitrag, Verpflegung und Übernachtung);<br />

E 92,00 (Tagungsbeitrag, Verpflegung, aber ohne<br />

Übernachtung/Frühstück).<br />

Für Übernachtungsgäste stehen die Zimmer in der<br />

Regel von 15.00 Uhr am Anreisetag bis 10.00 Uhr<br />

am Abreisetag zur Verfügung.<br />

Zahlungsverfahren<br />

Fügen Sie Ihrer Anmeldung bitte die Zustimmung<br />

zum Lastschrifteinzugsverfahren bei. Der Betrag<br />

wird innerhalb einer Woche nach Bestätigung von<br />

Ihrem Konto abgebucht.<br />

Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass aufgrund<br />

des pauschalierten Kostenbeitrages keine Erstattungen<br />

erfolgen können, wenn einzelne Leistungen nicht<br />

in Anspruch genommen werden.<br />

Rücktrittsbedingungen<br />

Bei Stornierung bis 28 Tage vor Tagungsbeginn wird<br />

eine Bearbeitungsgebühr von E 26,00 erhoben. Wird<br />

die Anmeldung danach zurückgezogen, werden E<br />

51,00 berechnet. Bei einer Absage ab 14 Tage vor<br />

Tagungsbeginn oder Nichterscheinen wird der volle<br />

Teilnehmerbetrag berechnet. Sie haben jederzeit die<br />

kostenfreie Möglichkeit, eine(n) Ersatzteilnehmer(in)<br />

zu benennen.<br />

Bürozeiten der Thomas-Morus-Akademie Bensberg<br />

Montag bis Freitag 8.00 bis 17.00 Uhr<br />

Wegbeschreibung<br />

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />

- Von Köln: Schnellbuslinie 40 (Abfahrt in Köln am<br />

Busbahnhof), Weiterfahrt ab Bensberg-Busbahnhof<br />

mit der Linie 420, Ankunft am Eingang des<br />

Kardinal-Schulte-Hauses, Haltestelle „Thomas-<br />

Morus-Akademie“ (Fahrzeit insgesamt <strong>ca</strong>. 30<br />

Minuten).<br />

- Die Straßenbahnlinie 1 fährt von Köln (Neumarkt)<br />

bis Endstation Bensberg, weiter mit der Buslinie<br />

420 oder 227 oder von dort Fußweg (15-20<br />

Minuten).<br />

- Wie das Tagungszentrum mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

erreicht werden kann, haben wir in<br />

einer ausführlichen Übersicht (Fahrplanauszüge)<br />

zusammengestellt. Sie kann mit einem Vermerk<br />

auf der Anmeldekarte bei uns angefordert werden.<br />

Mit dem PKW:<br />

- Über die A4 zur Ausfahrt: Moitzfeld (Nr. 20).<br />

Bei der ersten Kreuzung links einbiegen, nach<br />

rund 400 m unmittelbar vor der nächsten Ampel<br />

rechts in den Torbogen einfahren.<br />

- Bitte beachten Sie, dass das Erzbistum Köln Gebühren<br />

für das Parken auf den Parkplätzen des<br />

Kardinal-Schulte-Hauses erhebt (max. E 2,00 pro<br />

Tag, sonntags kostenfrei).<br />

Studienkonferenz in Zusammenarbeit mit<br />

Bildung und Begabung<br />

Underachiever<br />

Eine psychologische und pädagogische<br />

Herausforderung für Eltern und Schule<br />

23. bis 24. Februar 2008 (Sa.-So.)<br />

Thomas-Morus-Akademie/Kardinal-Schulte-Haus, Bensberg


Underachiever – Eine psychologische und pädagogische<br />

Herausforderung für Eltern und Schule<br />

Studienkonferenz in Bensberg, 23.-24. Februar 2008<br />

Einleitung<br />

Die gemeinsamen Studienkonferenzen der Thomas Morus Akademie und von Bildung und<br />

Begabung e.V. haben schon eine langjährige Tradition: Seit 2000 werden sie jährlich im<br />

Kardinal-Schulte-Haus in Bensberg/Bergisch-Gladbach bei Köln zu Themen der<br />

Hochbegabung ausgerichtet. Dieses Mal ging es um die „Underachiever - Eine<br />

psychologische und pädagogische Herausforderung für Eltern und Schule“. Für die<br />

Programmgestaltung waren die Erfahrungen mit dem Salzburger Kongress 2006 zum selben<br />

Thema („Versteckt – verkannt – verborgen. Erkennen und Fördern hochbegabter<br />

Underachiever, s. auch www.begabtenzentrum.at – Publikationen – Kongressberichte) eine<br />

große Hilfe. Ebenso wie in Salzburg war auch in Bensberg das Interesse an dem Thema sehr<br />

groß – 167 Teilnehmende hatten sich für die eineinhalbtägige Veranstaltung angemeldet und<br />

damit das Tagungshaus an seine Kapazitätsgrenze gebracht.<br />

Dabei ist Underachievement beileibe kein Modethema, sondern ein echtes, schwerwiegendes<br />

und schwieriges Problem. Echt, weil sich Minderleistung nicht verbergen lässt und trotz aller<br />

Probleme einer sauberen methodischen Definition mehr oder minder ausgeprägt zu Tage tritt;<br />

schwerwiegend, weil die Symptomatik erhebliche negative Konsequenzen für den<br />

Betreffenden oder die Betreffende haben kann; und schwierig, weil die psychologische und<br />

pädagogische Behandlung vielfach aufwändig und langwierig ist. Underachievement<br />

begegnet uns in vielfältigen Formen und Ausprägungen – von der Note 2 oder 3, die mit<br />

einem tadelnden „Das kannst du aber eigentlich viel besser!“ kommentiert wird bis hin zur<br />

Schulverweigerung oder zum Schulausschluss. Underachievement begegnet uns nicht nur bei<br />

Hochbegabten, sondern auch bei durchschnittlich Begabten – eben dann, wenn diese nur<br />

deutlich unterdurchschnittliche Leistungen erzielen.<br />

Underachievement entsteht meist in einem langfristigen, schleichenden Prozess. Die<br />

Entstehungsgeschichte von Schulversagern im Sekundarschulbereich lässt sich häufig in den<br />

Primarschul- oder gar Vorschulbereich zurückverfolgen und schließt meist die<br />

Nichterkennung von Hochbegabung und permanente Unterforderung ein. Und was sich über<br />

lange Zeit aufgebaut und verfestigt hat, ist nicht in kurzer Zeit zu korrigieren. Als zeitliche


Perspektive für die Rehabilitation sind nach herrschender Meinung bis zu vier Jahre zu<br />

veranschlagen.<br />

Hochbegabte Kinder bilden sicher keine Gruppe, die von vornherein stärker mit Problemen<br />

behaftet ist als die durchschnittliche Schülerpopulation, auch wenn manche Ratgeberbücher,<br />

Interessenvereinigungen und Presseberichte dies glauben machen wollen. Sie weisen aber<br />

„spezifische Entwicklungsrisiken für die kognitive wie für die psychische Entwicklung“<br />

(Michael Schulte-Markwort ) auf. So gibt es immer wieder dramatische Einzelfälle, in denen<br />

aufgrund einer Hochbegabung schwerwiegende schulische oder soziale Probleme entstehen,<br />

mit denen Eltern und häufig genug auch Pädagogen einfach überfordert sind.<br />

Das eigentliche Drama von vielen hochbegabten Kindern spielt sich aber wohl weitgehend<br />

unbemerkt und im Verborgenen ab: Sie erleben die Schule vielfach ab der 1. Klasse als einen<br />

Ort, der für sie vor allem Leerlauf, Langeweile und Unterforderung bedeutet. Sie sehen selten<br />

einmal die Notwendigkeit, sich für die Bewältigung einer Aufgabe besonders anstrengen zu<br />

müssen und sie erliegen ohne äußere Anregung und Führung allzu leicht den ungleich<br />

verlockenderen, amüsanteren und abwechselungsreicheren Angeboten unserer Konsum- und<br />

Medienwelt. Viele unserer begabten Kinder und Jugendlichen amüsieren sich zwar nicht zu<br />

Tode, aber sie amüsieren sich in die Mittelmäßigkeit und fallen dabei nicht einmal auf.<br />

Wie kann man eine dauerhafte Anstrengungsbereitschaft und Leistungsmotivation aufbauen,<br />

fördern und aufrechterhalten und damit der Entstehung von Underachievement vorbeugen?<br />

Das scheint eine zentrale Frage der Begabtenförderung zu sein. Leider gibt es auf diese<br />

scheinbar einfache Frage keine einfachen Antworten.<br />

In das Thema führten zwei Vorträge ein, die Underachievement aus psychologischer Sicht<br />

(Prof. Dr. Gerhard Lehwald, Leipzig: „Verschlungene Wege ins Underachievement.<br />

Persönlichkeitsdefizite bei Underachievern – Entstehung, Erfassung und Prävention“) bzw.<br />

aus pädagogischer Sicht (Ursula Hellert, Braunschweig: „Underachievement – und was hat<br />

die Schule damit zu tun? Typen von Underachievern und Klärung von schulischen<br />

Interventionsmöglichkeiten“) analysierten.<br />

Prof. Lehwald gab zunächst einen Überblick über Definition, Symptomatik, Diagnostik und<br />

mögliche Ursachen von Underachievement. Er machte deutlich, dass darunter eine<br />

“pädagogisch relevante“ Diskrepanz zwischen potenzieller und aktueller Leistungsfähigkeit<br />

2


zu verstehen sei, die so definiert natürlich nicht nur Hochbegabte betreffe. Ein erster<br />

notwendiger diagnostischer Schritt sei es, unter Anwendung etablierter und aktueller<br />

Testverfahren das Ausmaß der Diskrepanz zu bestimmen.<br />

Für Ursula Hellert manifestierte sich aus pädagogischer Sicht das Problem darin, dass der<br />

Umsetzungsprozess von Begabung in Leistung nicht mehr gesteuert werden könne. Die<br />

Betroffenen würden damit jedoch sehr unterschiedlich umgehen – alle Facetten von<br />

Verweigerung bis Verzweiflung seien zu finden. Sie wirkten sich auf die motivationale wie<br />

persönliche Entwicklung aus und machten Underachievement schwer therapierbar. Beide<br />

Referenten waren sich drin einig, dass die Ursachen für Underachievement vielfältig seien.<br />

Eine Unterforderung in der Schule allein führe nicht automatisch zur Ausbildung von<br />

Underachievement, sondern nur im Zusammenwirken mit weiteren Risikofaktoren wie<br />

Beziehungsstörungen in der frühen Kindheit, Hilflosigkeitserfahrungen und kritische<br />

Lebensereignisse ebenso wie dsyfunktionale nicht-kognitiven Persönlichkeitsmerkmale und<br />

klinisch bedeutsame Entwicklungsstörungen.<br />

Am Nachmittag standen fünf parallele Workshops zur Wahl, in denen die Thematik in<br />

einzelnen Bereichen vertieft wurde und in denen es zu einem lebhaften Gedanken- und<br />

Meinungsaustausch kam. Prof. Lehwald ergänzte in seinem Workshop „Förderdiagnostische<br />

Methoden zur Erfassung von Underachievement. Methoden zur Differenzierung von Lernund<br />

Motivierungsprozessen in der Schule“ zunächst seine Ausführungen vom Vormittag und<br />

ließ dann die Teilnehmenden im Selbstversuch erfahren, welche Stolpersteine eine<br />

„Augenscheindiagnose“ intellektueller Leistungsfähigkeit in sich birgt. Im zweiten Teil der<br />

des Seminars wurden dann evaluierte Verfahren vorgestellt, mit deren Hilfe eine<br />

differenzierte Diagnostik der Motivationsdefizite von Underachievern auch von Lehrkräften<br />

geleistet werden kann, um Fördermaßnahmen gezielt auswählen und einsetzen zu können.<br />

Silvia Greiten berichtete in dem Workshop „Underachiever brauchen Schulen, die ihnen<br />

Entwicklungschancen bieten“ von einem Schulversuch am Geschwister-Scholl-Gymnasium in<br />

Lüdenscheid. Im Schuljahr 2002/03 sei an dieser Schule eine „Sonderpädagogische<br />

Begabtengruppe (SoBeg)“ eingerichtet worden, um hochbegabten Underachievern durch eine<br />

differenzierte Förderung zu helfen, für sich wieder eine Perspektive in der Institution Schule<br />

zu finden. Das Förderkonzept beziehe insbesondere die negative Lernbiografie begeleitende<br />

auffällige Verhaltensweisen wie mangelnde Organisation des Schulalltags, fehlende<br />

3


Kooperationsbereitschaft und Defizite in sozialen Verhaltensweisen ein, um auch bei<br />

Underachievern mit schwerwiegenden Verhaltensstörungen eine eigentlich notwendige<br />

Überstellung in eine Sonderschuleinrichtung zu vermeiden. Mit Hilfe eines entsprechenden<br />

Personalschlüssels, einer maximalen Individualisierung der Förderpläne und der<br />

Schullaufbahn unter Einbeziehung des Kollegiums und der Eltern seien eindrucksvolle<br />

Erfolge erzielt worden.<br />

Ursula Hellert schilderte in dem Workshop „Schulische Interventionsmöglichkeiten.<br />

Beschreibung und Abgrenzung anhand von Fallbeispielen“ die Projektklassen in den<br />

Klassenstufen 5 und 6 des Dr. Wilhelm-Meyer-Gymnasiums der Jugenddorf-Christophorus-<br />

Schule Braunschweig. Hier würden Kinder zusammengeführt, die trotz ausreichender oder<br />

überdurchschnittlicher Intelligenz nicht die nötige Reife aufweisen, eine typische gymnasiale<br />

Schulform mit Erfolg zu besuchen. Im Mittelpunkt der Arbeit ständen die defizitäre Lern- und<br />

Leistungsentwicklung sowie das Selbstkonzept der Schülerinnen und Schüler. Auch hier<br />

würden auf der Grundlage einer begleitenden differenziellen Diagnostik im Konsens mit den<br />

Eltern individuelle Förderpläne erstellt, die regelmäßig evaluiert und halbjährlich<br />

weitergeschrieben oder verändert werden. Mit Hilfe dieser Maßnahme könne regelmäßig eine<br />

Eingliederung in eine Regelklasse der Jahrgangsstufe 7 erreicht werden.<br />

In dem Workshop „Wirksame schulpädagogische Konzepte im Umgang mit AD(H)S-<br />

Kindern“, die von Dr. Hans Biegert geleitet wurde, kamen Besonderheiten zur Sprache, die<br />

bei der Beschulung von Kindern mit Aufmerksamkeits- und/oder Hyperaktivitätsstörung zu<br />

beachten sind. Die von Dr. Biegert geleitete und getragene HEBO-Privatschule in Bonn<br />

verfüge über jahrelange Erfahrung in der Unterrichtung von Jugendlichen mit solchen<br />

Defiziten und habe ein Konzept entwickelt, diese trotz ihrer Störung zu einem erfolgreichen<br />

Schulabschluss zu führen. Neben Geduld und Lob in einer angstfreien Lernatmosphäre als<br />

oberste pädagogische Leitprinzipien kämen auch hier spezielle Förderpläne zum Einsatz;<br />

kleine Klassen erlaubten zudem eine persönliche Betreuung jedes Einzelnen.<br />

Im Workshop „Von Begabung zur Leistung. Schulerfolg durch Motivation und<br />

Selbststeuerung“ stand die Selbsterfahrung im Vordergrund. Dr. Gudrun Schulz-Wensky aus<br />

Köln erläuterte den Ansatz der Selbstregulationstheorie von Julius Kuhl und machte die<br />

einzelnen Komponenten durch die Bearbeitung von verschiedenen Aufgaben in Kleingruppen<br />

erfahrbar. Ein auf dieser Theorie basierendes computergestütztes Verfahren werde seit vielen<br />

4


Jahren an der Gesamtschule Köln-Holweide erfolgreich eingesetzt, um Underachievern zu<br />

helfen, ihre motivationalen Defizite zu überwinden. Durch praktische Beispiele und Übungen<br />

wurden die Teilnehmenden in Analyse und Training des Selbststeuerungsinventars eingeführt.<br />

Am Abend wurden im Plenum Kurzberichte aus den Workshops gegeben, an die sich eine<br />

Aussprache anschloss. Nach einer Zusammenfassung der in den Vormittagsvorträgen und<br />

Workshops erarbeiteten Inhalte berichteten Teilnehmende der Workshops, was Sie von den<br />

Eindrücken mit nach Hause nehmen. Die engagierten Statements zeigten, dass viele Elemente<br />

der dargestellten Verfahren und Schulprogramme auch auf die vielfältigen und<br />

unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsfelder der Teilnehmenden nutzbringend übertragbar<br />

seien. Es wurde jedoch auch deutlich, dass bei der „Behandlung“ von Underachievement<br />

„Individualisierung“ das oberste Leitprinzip sein müsse. Zudem sei dies ein komplexes<br />

Unterfangen, mit dem der Einzelne überfordert sei. Underachievement sei eine<br />

ernstzunehmende Verhaltensstörung, die eine lange und vielfältige Entstehungsgeschichte<br />

habe und entsprechend auch eine langwierige Therapie erfordere. Alle Beteiligten –<br />

Psychologen, Eltern, Lehrerkräfte, Schulträger – müssten eng zusammenarbeiten. Dabei<br />

dürften die Erwartungen nicht zu hoch angesetzt werden, zumeist führten kleine Schritte nur<br />

nach und nach zum Erfolg.<br />

Am zweiten Tag standen wiederum zwei Hauptvorträge im Programm. Dr. Biegert sprach<br />

zum Thema „Underachiever und ADHS. Zwei Seiten einer Medaille?“. Er stellte dabei sehr<br />

eindrucksvoll die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von ADHS und Underachievement<br />

gegenüber und machte deutlich, dass zwar jedes normalbegabte ADHS-Kind nahezu<br />

zwangsläufig auch zum Underchiever werde, denn die Störung verhindere den Aufbau genau<br />

der selbstregulatorischen Kernkompetenzen, die für erfolgreiches schulisches Lernen<br />

notwendig seien. Er wies jedoch auch nachdrücklich darauf hin, dass Underachiever<br />

allgemein zwar generell Defizite in genau denselben Bereichen aufwiesen, dies aber nicht den<br />

Umkehrschluss erlaube, dass auch jeder Underachiever an ADHS leidet: Einem ADHS liege<br />

eine neuropsychologische Störung zu Grunde, die schon in früher Kindheit ihren Ausdruck im<br />

Verhalten finde. Dies sei jedoch bei den meisten hochbegabten Underachievern nicht der Fall.<br />

Dennoch könnten die therapeutischen Konzepte nutzbringend für beide Gruppen angewendet<br />

werden, da diese an den – in beiden Fällen gleichen – Symptomen ansetzten.<br />

5


Den Abschluss bildete eine Präsentation von Prof. Joan Freeman aus London, die unter dem<br />

Titel „Underachievement at school and afterwards“ von ihrer berühmten Langzeitstudie über<br />

hochbegabte Menschen berichtete und einige Lebenswege von hochbegabten Underachievern<br />

schilderte. Diese sehr eindrucksvollen Berichte beleuchteten erstmals auch die Perspektive der<br />

Lebensspanne: Die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Prof. Freeman über<br />

mehr als 30 Jahre begleitet hat, seien zum Teil selbst schon Großeltern. Die Lebenswege von<br />

Underachievern seien oftmals sehr verschlungen. Vielfach wandele sich ein<br />

Underachievement in späteren Jahren zu einem Achievement, wenn sich die Betroffenen neue<br />

Handlungsfelder erschlössen. Genauso könne aber auch der Weg wieder in die andere<br />

Richtung gehen. Auch in späteren Jahren trügen Kompetenzen der Selbstregulation und der<br />

Selbstsozialisation entscheidend dazu bei, inwieweit diese Probleme überwunden werden<br />

könnten.<br />

Anstelle eines Tagungsberichts mit den schriftlichen Fassungen der Referate werden zu dieser<br />

Veranstaltung die verwendeten Folien veröffentlicht, soweit die Referentinnen und<br />

Referenten sie zur Verfügung gestellt haben, in der Hoffnung, dass sie sich im Wesentlichen<br />

selbst erklären. Für weitergehende Fragen sollte mit den Referenten direkt kommuniziert<br />

werden.<br />

Unser herzlicher Dank gilt Andreas Würbel von der Thomas Morus Akademie, der mit uns<br />

diese Veranstaltung geplant und geleitet hat und der mit seinen Kolleginnen und Kollegen die<br />

Tagung organisatorisch perfekt vorbereitet hat.<br />

Bonn-Bad Godesberg, im März 2008<br />

Harald Wagner<br />

Hella Schick<br />

6


Folie 1<br />

Verschlungene Wege ins<br />

Underachievement<br />

Persönlichkeitsdefizite bei<br />

(hochbegabten) Underachievern:<br />

Entstehung, Erfassung, Prävention<br />

Ausgewählte Literatur bzw. eine Literaturliste zum Thema kann<br />

direkt beim Verfasser erbeten werden (Kontakt: siehe letzte Folie )<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

1<br />

Folie 2<br />

Gliederung 1 Einführung<br />

Underachievement?<br />

Beratungsbedarf?<br />

Kompetenzen?<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

2<br />

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Folie 3<br />

Hochbegabte Underachiever 1<br />

Hierunter werden hochbegabte Mädchen<br />

und Jungen verstanden, die auf Grund ihrer<br />

Lerngeschichte der permanenten Unterforderung<br />

die Handlungsmacht über<br />

Aufgaben verloren haben.<br />

Sie weisen eine massive Reduzierung der<br />

Wissbegier, der Leistungsmotivation und<br />

der Anstrengungsbereitschaft auf und<br />

offenbaren im Schulunterricht erhebliche<br />

Anpassungsprobleme und geringe seelische<br />

Stabilität (Ängstlichkeit und<br />

Leistungsbesorgnis).<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

3<br />

Folie 4<br />

Hochbegabte Underachiever 2<br />

Hochbegabte Underachiever können ihre volle<br />

Leistungsfähigkeit zurückgewinnen, wenn die Ursachen<br />

der Störungen beseitigt sind. Erst dann werden sie<br />

wieder in die Lage versetzt, sich für ein hohes<br />

Lernangebot freudig zu interessieren, diesem<br />

eigenständig zu folgen, es tiefgründig zu verarbeiten<br />

und vollständig auszunutzen.<br />

Die Aufgabe von Eltern und Pädagogen besteht darin,<br />

belastende Störungskomplexe im Leben des<br />

Hochbegabten zu bestimmen und durch<br />

zweckentsprechende Übungs- bzw. Trainingsverfahren<br />

dabei zu helfen, eventuell bestehende Denk- und<br />

Lernblockaden abzubauen. Erst dann wird es dem<br />

begabten Kind wieder möglich, seine herausragenden<br />

geistigen Fähigkeiten bei der Lösung anspruchsvoller<br />

Probleme einzusetzen.<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

4<br />

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Folie 5<br />

Zwei Wege der Einflussnahme<br />

1. Weg: Schwierigkeit von Aufgaben<br />

erhöhen<br />

2. Weg: Persönlichkeitsdeformierung<br />

stoppen<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

5<br />

Folie 6<br />

Schwierigkeitsgrad von Aufgaben<br />

„<br />

Am Beginn des Prozesses<br />

„Du bist wirklich gut, denn ich war schwer.“<br />

Handlungsmacht über die Aufgabe vorhanden.<br />

Wissbegier hoch, Flow- Erleben hoch,<br />

Anstrengungsbereitschaft hoch, Leistungsbezogene<br />

Angst meist gering<br />

Am Ende des Prozesses<br />

„Du wirst mich in Deinem Zustand nicht schaffen,<br />

auch wenn ich mich etwas leichter mache“.<br />

Handlungsmacht über die Aufgabe verloren gegangen.<br />

Wissbegier gering, Flow nicht vorhanden,<br />

Anstrengungsbereitschaft gering, Leistungsbezogene<br />

Angst meist hoch<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

6<br />

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Folie 7<br />

Unterforderung vermeiden: Schweregrad<br />

von Aufgaben erhöhen<br />

‣ Aufgaben sind schwerer, wenn man in<br />

gleicher Zeit mehr von ihnen lösen muss<br />

als andere Schüler/innen<br />

‣ Aufgaben sind schwerer, wenn sie im<br />

Curriculum später liegen, wenn also mehr<br />

Wissen zur Lösung von Schüler/innen<br />

eingesetzt werden muss.<br />

‣ Aufgaben sind schwerer, wenn sie Zusätze<br />

enthalten, die außercurricular sind.<br />

‣ Aufgaben sind schwerer, wenn die Art der<br />

geistigen Tätigkeiten, die sie zur Lösung<br />

erfordern, anspruchsvoll ist.<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

7<br />

Folie 8<br />

Unterforderung vermeiden:<br />

Prozesscharakter der Veränderung<br />

stoppen<br />

Unterforderung<br />

Abbau von Flow - Erleben<br />

Reduzierung von Wissbegier<br />

Verminderung der Anstrengungsbereitschaft<br />

Wandel der Attribuierung<br />

Veränderung des Selbstwertes<br />

Auftreten Lernbezogener Angst<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

8<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 9<br />

Beratungsbedarf<br />

Schule<br />

Beratungsstelle<br />

„Außer“ schule<br />

<br />

<br />

<br />

Schule<br />

Fachliche Unterforderung,<br />

reduzierte Lernmotivation,<br />

Langeweile, Lustlosigkeit,<br />

Fehlattributionen, Entwicklungsund<br />

Persönlichkeitsstörungen.<br />

„Kann mehr als er zeigt“<br />

„Außer“ schule<br />

Geringe seelische Stabilität,<br />

Irreguläre familiäre Bedingungen,<br />

ausgesuchter Freundeskreis.<br />

„Verhaltensauffälligkeiten“<br />

Beratungsstelle<br />

Brillante Testintelligenz, Extreme<br />

Divergenz zur gezeigten<br />

Schulleistung.<br />

„Underachiever“<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

9<br />

Folie 10<br />

Notwendige Kompetenzen von<br />

Schulpsychologen<br />

Genaues Wissen über Hochbegabung<br />

Erfahrungen in der Diagnostik von<br />

Hochbegabung (Tests und Analysehilfen) -<br />

Differentialdiagnostik<br />

Kenntnis spezieller Leistungs- und<br />

Entwicklungsstörungen bei Hochbegabten<br />

Bereitschaft mit Multiplikatoren<br />

zusammenzuarbeiten (Lehrer/innen, Eltern,<br />

Hochschullehrer/innen, Ärzte, Trainer/innen)<br />

Techniken der Gesprächsführung<br />

Hohe kommunikative Fähigkeiten<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

10<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 11<br />

Kompetenzen von „effektiven“<br />

Lehrpersonen (nach Preckel 2007)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

erkennt Bedürfnisse Hochbegabter<br />

besitzt tiefgreifendes Fachwissen zur Hochbegabung<br />

hat Fähigkeit, Curriculum zu differenzieren<br />

ermutigt Schüler/innen unabhängig zu sein<br />

schafft begabungsfreundliches Lernumfeld<br />

schülerzentriert<br />

ist enthusiastisch für Außergewöhnliches<br />

handelt eher moderierend und begleitend<br />

hat ein breites Interessenspektrum<br />

ist selbst eine lebenslang lernende Person<br />

besitzt exzellente kommunikative Fähigkeiten<br />

ist bereit, Fehler zuzugeben<br />

ist selbst gut „organisiert“<br />

besitzt Sinn für Humor<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

11<br />

Folie 12<br />

Kompetenzen von „Laien“<br />

Kenntnis der Situationsspezifität hochbegabten<br />

Handelns in verschiedenen Lebensbereichen<br />

Entwicklungsbesonderheiten im Lebenslauf<br />

Reaktion auf Entwicklungsaufgaben (besonders<br />

Übergänge zwischen Institutionen)<br />

Mögliche Divergenzen zwischen Schule und<br />

Freizeit<br />

Außerschulische Interessen<br />

Besonderheiten im zwischenmenschlichen<br />

Bereich (Freundeskreis)<br />

Familiensituation (Geschwisterbeziehung,<br />

Mutter-Vater Beziehung, Berufstätigkeit)<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

12<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 13<br />

Gliederung 2: Diagnostik von<br />

Underachievement<br />

Vier Phasen Modell der Diagnose<br />

Intelligenzdiagnostik?<br />

Diagnostik in der Schule?<br />

Neu entwickelte Analysehilfen?<br />

Untersuchungsergebnisse?<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

13<br />

Folie 14<br />

Vier Phasen Modell der Diagnose von<br />

Underachievement (Ziegler et. al. 1999)<br />

>www.informatik.uni-ulm.de<<br />

1. Diagnosephase<br />

Feststellung einer Leistungspotential-Leistung-Diskrepanz<br />

>Erwartungsdiagnose, Performanzdiagnose, Diskrepanzfestellung<<br />

2. Diagnosephase<br />

Explorative Ursachenanalyse<br />

3. Diagnosephase<br />

Verifikationsphase<br />

4. Diagnosephase<br />

Evaluationsphase<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

14<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 15<br />

Intelligenztests 1<br />

‣ Viele Aufgaben in Intelligenztests zur Diagnose von<br />

hochbegabtem Underachievement sind zu leicht<br />

‣ Sie differenzieren unzureichend im oberen Leistungsbereich<br />

(Deckeneffekt)<br />

‣ IQ Tests fassen unzulässigerweise disjunkte<br />

Intelligenzmerkmale zusammen (verbal, numerisch, visuell).<br />

Deshalb sind multidimensionale Testverfahren eindeutig<br />

günstiger<br />

‣ Um das „Potential“ für Leistungen zu prüfen, müssen<br />

Intelligenztests spezifisch sein und sollten trotzdem ein<br />

breites Spektrum abdecken<br />

‣ Reine Schulleistungstest sind gänzlich ungeeignet für eine<br />

Potentialanalyse<br />

‣ Die Testnormen sind notgedrungen an extrem kleinen<br />

Stichproben erhoben und deshalb oft ungenau (!Vorsicht!)<br />

‣ Validitätsprüfung im Hochbegabtenbereich ist äußerst<br />

schwierig, da keine zuverlässigen Außenkriterien bekannt sind<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

15<br />

Folie 16<br />

Intelligenztests 2<br />

Geeignet zur Underachiever Diagnose<br />

(eine Auswahl)<br />

Berliner Intelligenz Struktur Test BIS HB<br />

Münchner Hochbegabungstestbatterie MHBT-P/S<br />

Kognitiver Fähigkeitstest KFT<br />

Intelligenz Struktur Test IST 2000 R<br />

Leistungsprüfsystem LPS<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

16<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 17<br />

Forschungsprojekt<br />

„Wissenschaftlich geprüfte Verfahren<br />

zur Begabtenvorauswahl<br />

und zur Unterstützung förderdiagnostischer<br />

Maßnahmen“<br />

Leitung: Prof. Dr. Gerhard Lehwald, Leipzig<br />

(gefördert vom ÖZBF Salzburg)<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

17<br />

Folie 18<br />

Fragestellungen<br />

<br />

<br />

<br />

Welche methodischen Zugänge sind geeignet,<br />

eventuelle Motivstörungen und Persönlichkeits-<br />

Besonderheiten hochbegabter Underachiever<br />

frühzeitig zu erfassen und relativ sicher abzubilden?<br />

Welche Möglichkeiten gibt es, die Zusammenarbeit<br />

von Psychologen und Pädagogen beim Finden und<br />

Fördern von Underachievern zu verbessern?<br />

Wie kann die diagnostische Kompetenz von<br />

Lehrpersonen in Hinblick auf Hochbegabung<br />

gesteigert werden<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

18<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 19<br />

Screening Verfahren und Checklisten<br />

sind nach heute international gültigen<br />

Vorschriften entwickelte Analysehilfen für<br />

die Hand von Lehrpersonen.<br />

könnten bei Anwendung einer<br />

entsprechenden Untersuchungsmethodik<br />

und nach Einsatz an einer repräsentativen<br />

Stichprobe zu Analyseverfahren<br />

(Fragebögen und Persönlichkeitstests<br />

einschließlich der notwendigen Testnormen)<br />

weiterentwickelt werden.<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

19<br />

Folie 20<br />

Konstruktionsphase<br />

Alle zu entwickelnden Verfahren durchlaufen<br />

den gleichen Modus:<br />

1. Genaue Beschreibung des Diagnostizierungsziels<br />

2. Dimensionsbildung<br />

3. Erarbeitung repräsentativer Items<br />

4. Festlegung der Antwortarten<br />

5. Ausarbeitung der Instruktion*<br />

6. Festlegungen zur Durchführung*<br />

7. Handanweisung zur Verfahrensauswertung*<br />

8. Aufgabenanalyse (Schwierigkeit, Trennschärfe)<br />

9. Untersuchungen zur Revision der Rohform (Validierung)<br />

10.Entwicklung einer Grobklassifikation zur Einschätzung<br />

des Einzelfalls*<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

20<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Methodenübersicht<br />

Folie 21<br />

Methodenübersicht<br />

Vorschul- und Grundschulalter<br />

Vorschul-Erzieher/innen Checkliste VEC<br />

(Neuentwicklung)<br />

Skala Schöpferische Tätigkeiten SST –P<br />

(Neuentwicklung)<br />

Handlungsverfahren Schöpferische Tätigkeiten HST-P<br />

(Neuentwicklung)<br />

Gymnasialschulalter<br />

Fragebogen Erkenntnisstreben - Kurzform FES-K<br />

(Adaptation)<br />

Bilderverfahren Anstrengungsbereitschaft BVA<br />

(Adaptation)<br />

Skala Flow Erleben (Übernahme von Rheinberg)<br />

Fragebogen Lernbezogene Angst LBA (Neuentwicklung)<br />

Lehrercheckliste zur Selbsterfassung von<br />

Bewertungstendenzen (Adaptation des FEBO)<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

21<br />

Folie 22<br />

Fragebogen Erkenntnisstreben FES-K<br />

Dimension: Kognitive Wissbegier<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Aussage<br />

stimmt stimmt nicht<br />

________________________________________________________________ ___________<br />

1. Ich suche in der Bücherei oft nach Büchern, die den<br />

Unterrichtsstoff erweitern.<br />

_______________________________________________________________ ____________<br />

2. Es bereitet mir Vergnügen, einen Lehrsatz zu beweisen.<br />

________________________________________________________________ ___________<br />

3. Wenn ich im Unterricht etwas nicht verstanden habe,<br />

informiere ich mich im Internet oder in Nachschlagewerken<br />

________________________________________________________________ _________<br />

4. Mir ist es ein Bedürfnis, mich mit lehrreichen Dingen<br />

zu beschäftigen.<br />

________________________________________________________________ ___________<br />

5. Wenn ich einen mir unbekannten Werkstoff sehe, bastle<br />

ich gerne damit, um dessen Eigenschaften zu erkennen.<br />

________________________________________________________________ ___________<br />

6. Da das Lernen mich langweilt, f ühle ich mich nur am<br />

Wochenende wohl.<br />

________________________________________________________________ ___________<br />

7. Ich will stets den Zusammenhang zwischen verschiedenen<br />

Geschehnissen begreifen.<br />

________________________________________________________________ _______<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

22<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 23<br />

Bilderverfahren Anstrengungsbereitschaft<br />

Inhaltsbereich Naturwissenschaft Einzelbild<br />

Sie denkt…/ Er denkt…<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Ich arbeite oft ohne Pause weiter<br />

Ich bin erst zufrieden, wenn ich<br />

mein Bestes gebe<br />

Wenn mir Aufgaben nicht zusagen,<br />

verliere ich schnell die Lust<br />

Ich habe schon gelernt, um die<br />

Lösung eines Problems zu kämpfen<br />

Fleiß ist nie meine starke Seite<br />

gewesen<br />

Ich bin gegen mich härter als<br />

andere<br />

Wenn ich ein paar Tage gefaulenzt<br />

habe, drängt es mich, Versäumtes<br />

nachzuholen<br />

Ich gebe nicht eher Ruhe, bis ich<br />

eine Aufgabe erfolgreich beendet<br />

habe<br />

Mühe zahlt sich nicht aus, das<br />

musste ich schon oft erfahren<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

23<br />

Folie 24<br />

Bilderverfahren Anstrengungsbereitschaft<br />

Inhaltsbereich Naturwissenschaft Gruppenbild<br />

Sie denkt…/ Er denkt…<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Um meine Gruppe zum Erfolg zu<br />

bringen, mache ich auch gern die<br />

Arbeit von denen, die sich nicht<br />

bemühen<br />

Ich kann keiner Herausforderung<br />

widerstehe<br />

Die Beschäftigung mit einem<br />

schwierigen Problem macht mich<br />

glücklich<br />

Ich will nicht aufhören bis ich das<br />

Problem gelöst habe<br />

Ich glaube, ich kann alles<br />

schaffen, wenn ich mich nur<br />

genug anstrenge<br />

Wenn mir eine Sache nicht<br />

gelingt,gebe ich nicht auf<br />

Ich bin leicht verärgert, wenn mir<br />

eine Aufgabe nicht<br />

hundertprozentig gelingt<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

24<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 25<br />

Bilderverfahren Anstrengungsbereitschaft<br />

Inhaltsbereich Naturwissenschaft: Schüler/Lehrer Bild<br />

Die Schülerin / Der Schüler denkt…<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Es ist mir lieber, jemand erklärt<br />

mir etwas, als dass ich es selbst<br />

herausfinde<br />

Ich kann keiner Herausforderung<br />

widerstehen<br />

Ich will nicht aufhören bis ich das<br />

Problem gelöst habe<br />

Die anstrengenden Dinge muss<br />

man am besten schnell hinter sich<br />

bringen<br />

Ich könnte bestimmt bessere<br />

Leistungen erreichen, aber ich bin<br />

ein bisschen willenschwach<br />

Ich bin leicht verärgert, wenn mir<br />

eine Aufgabe nicht<br />

hundertprozentig gelingt<br />

Ich will nicht aufhören bis ich das<br />

Problem gelöst habe<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

25<br />

Folie 26<br />

Fragebogen Flow-Erleben (Rheinberg 2004)<br />

Flow Erleben<br />

Leistungs-Besorgtheit:<br />

<br />

<br />

<br />

Meine Gedanken bzw.<br />

Aktivitäten liefen<br />

flüssig und glatt.<br />

Ich fühlte mich<br />

optimal beansprucht.<br />

Mein Kopf war völlig<br />

klar.<br />

<br />

<br />

<br />

Ich machte mir<br />

Sorgen<br />

über einen Misserfolg.<br />

Ich durfte keine Fehler<br />

machen.<br />

Es stand etwas<br />

Wichtiges auf dem<br />

Spiel.<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

26<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 27<br />

Fragebogen Lernbezogene Angst<br />

Dimensionen Leistungsfördernde Angst & Leistungshemmende Angst<br />

1. Unter dem Druck einer wichtigen Klassenarbeit arbeite ich<br />

besser als sonst. R F<br />

3. Wenn ich bei einer Arbeit die erste Aufgabe nicht<br />

hinkriege, bin ich so aufgeregt, dass ich leichte Aufgaben<br />

dann auch nicht mehr kann. R F<br />

4. Durch Angst nicht das „Richtige zu tun“ gelingt es mir<br />

kaum, Regeln alleine zu finden R F<br />

11. Ich kann auch unter großem Druck noch gut lernen<br />

und das Gelernte erfolgreich anwenden. R F<br />

10. Bei bekannten Lösungswegen bleibe ich, denn neue<br />

können Risiken in sich bieten. R F<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

27<br />

Folie 28<br />

Mathematik Interesse und Flow Erleben<br />

österreichweite Untersuchung (Lehwald 2004); n=746<br />

Flow Skala<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

MaJ+ MaM+ MaJ- MaM- MaG+ MaG-<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

28<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 29<br />

Mathematik Interesse und Leistungsbesorgtheit<br />

österreichweite Untersuchung (Lehwald 2004); n=746<br />

1 8<br />

1 6<br />

1 4<br />

1 2<br />

1 0<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Sorge<br />

0<br />

M a J + M a M + M a J - M a M -<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

29<br />

Folie 30<br />

Mathematik Interesse (PMI) und Anstrengungsbereitschaft<br />

(BVA) österreichweite Untersuchung Lehwald 2004; n=746<br />

BVA<br />

10,5<br />

10<br />

9,5<br />

9<br />

Mathe Int. hoch<br />

Mathe Int. niedrig<br />

8,5<br />

8<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

30<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 31<br />

Anstrengungsbereitschaft und Erkenntnisstreben<br />

bei Underachievern (Latzko 2007)<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Anstrengungsbereitschaft<br />

BVA<br />

Erkenntnisstreben<br />

FES-K<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

Achiever<br />

Underachiever<br />

31<br />

Folie 32<br />

Gliederung 3: Entwicklung von<br />

Basismerkmalen für Underachievement<br />

Entwicklung im Vorschulalter?<br />

Entwicklung im Grundschulalter?<br />

Entwicklung in weiterführenden<br />

Schulen?<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

32<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 33<br />

Vorschulalter:Basismerkmale für<br />

Underachievement<br />

Unzureichende Bewältigung von<br />

Entwicklungsaufgaben<br />

Unterdrückte Neugier/ unsichere Bindung an<br />

Betreuungspersonen<br />

deformiertes Selbstkonzept<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

33<br />

Folie 34<br />

Vorschulalter: Entwicklungsaufgaben<br />

Psychische Entwicklung kann erklärt werden<br />

durch die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben.<br />

Das sind normative Probleme, die vom Einzelnen<br />

gelöst werden müssen. Entwicklungsaufgaben<br />

gliedern somit den Entwicklungsverlauf über die<br />

Lebensspanne. Vier Komponenten sind dabei zu<br />

unterscheiden:<br />

Individueller Entwicklungsstand (aktuelle<br />

Leistungsfähigkeit)<br />

Entwicklungsnorm<br />

Zielsetzung durch das Individuum<br />

Zone der nächsten Entwicklung (Wygotski)<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

34<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 35<br />

Zone der nächsten Entwicklung (Wygotski)<br />

NE<br />

AdA<br />

AdA<br />

NE<br />

A<br />

AL<br />

NE<br />

AL<br />

A<br />

S<br />

AL<br />

S<br />

Erzieherische Kompetenz bedeutet, die jeweilige<br />

Zone der nächsten Entwicklung (NE) auf Grundlage<br />

der aktuellen Leistung (AL) des Kindes aufzuspüren<br />

und darauf aufbauend, die Auseinandersetzung mit<br />

der sachlichen und sozialen Umwelt aktiv zu fördern.<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

35<br />

Folie 36<br />

Bindung, Neugier, Explorationsverhalten<br />

(Bowlby, Ainsworth)<br />

Bindungssystem<br />

Explorationssystem<br />

Bindungssystem<br />

Explorationssystem<br />

Bei Erregung<br />

Bei Beruhigung<br />

des Bindungssystem<br />

des Bindungssystems<br />

(unsichere<br />

(sichere<br />

Bindung)<br />

Bindung)<br />

wird das<br />

Erkundungssystem<br />

wird das Erkundungssystem<br />

gedämpft. Das<br />

aktiviert.<br />

Kind<br />

Das<br />

ist ängstlich,<br />

Kind ist unternehmungslustig,<br />

unsicher, misstrauisch.<br />

neugierig und explorativ.<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

36<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 37<br />

Vorschulalter: Entwicklung des aktiven<br />

Selbst im Kleinkindalter (nach Schneider)<br />

‣ 5 + Mo. Interesse am Spiegelbild<br />

‣ 9 + Mo. Erkennen Ursache-Wirkung<br />

‣ 15+Mo „Rouge“ Spiel positiv<br />

‣ 18+Mo. Sprachliche Benennung „Ich“<br />

Einbettung in soziale Interaktionen<br />

sicher, unsicher, ambivalent (Ainsworth)<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

37<br />

Folie 38<br />

Entwicklungsaufgaben im Vorschulalter<br />

und familiäre Störungsquellen<br />

Gestörte Mutter Kind Interaktion<br />

Diskontinuität der Interaktion<br />

Stark lenkende oder bestrafende Erziehung<br />

Die desorganisierte Familie<br />

Kein erfolgreiches Modelllernen<br />

Permanente Misserfolge im<br />

Leistungsbereich<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

38<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 39<br />

! Schuleintritt !<br />

Spirale der Enttäuschungen bei<br />

hochbegabten Kindern (Wieczerkowski)<br />

Kinder erleben eine Diskrepanz zwischen<br />

Erwartung (Hoffnung) und Erfüllung<br />

(Realität)<br />

Sie müssen sich einem Lerntempo<br />

„anpassen“, das nicht ihrem kognitiven Stil<br />

entspricht.<br />

Sie erleben einen Dissens zwischen<br />

Anstrengungsbereitschaft und gesetzter<br />

Anforderung<br />

Damit ist der Einstieg in eine Entwicklung zum<br />

„Minderleister“ (Underachiever) vollzogen.<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

39<br />

Folie 40<br />

Entwicklung im Grundschulalter<br />

Persönlichkeitseigenschaften von<br />

Underachievern<br />

Selbstwertvariable (Hanses & Rost)<br />

Skill-development vs. selfenhancement<br />

Ansatz (van Aken u.a.)<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

40<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 41<br />

Vergleich der PFK – Werte bei<br />

hochbegabten Underachievern und<br />

Achievern<br />

______<br />

Hochbegabte-Achiever<br />

______ Hochbegabte-Underachiever<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

41<br />

Folie 42<br />

Vergleich von Selbstwertvariablen bei<br />

hochbegabten Underachievern und Achievern<br />

„Das Drama hochbegabter Underachiever“<br />

______<br />

Hochbegabte-Achiever<br />

______ Hochbegabte-Underachiever<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

42<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 43<br />

Strukturmodell für die Beziehung zwischen<br />

Leistung und Selbstkonzept in Mathematik<br />

(van Aken, Helmke & Schneider, 1997)<br />

Leistung<br />

2<br />

.87<br />

Leistung<br />

3<br />

.91<br />

.28 .37<br />

Leistung<br />

4<br />

.46<br />

Selbstkonzept<br />

2<br />

.07 .06<br />

.50<br />

Selbstkonzept<br />

3<br />

.47<br />

Selbstkonzept<br />

4<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

43<br />

Folie 44<br />

Entwicklung von Underachievement<br />

in weiterführenden Schulen<br />

Selbstkonzeptveränderungen<br />

Fehlattribuierung bei Erfolg bzw.<br />

Misserfolg<br />

Probleme beim Expertiseaufbau<br />

Soziale Bezugsnormorientierung<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

44<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

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Folie 45<br />

! Übergang in weiterführende Schulen !<br />

„Big-fish-little-pond-Effekt“ (Marsh)<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

45<br />

Folie 46<br />

Ausdifferenzierung des Selbstkonzepts<br />

leicht verändert nach MARSH & SHAVELSON, 1985<br />

Allgemeines akademisches<br />

Selbstkonzept<br />

Mathematisches<br />

Selbstkonzept<br />

Sprachliches<br />

Selbstkonzept<br />

Selbstkonzept<br />

Mathe<br />

Selbstkonzept<br />

Physik<br />

Selbstkonzept<br />

Biologie<br />

Selbstkonzept<br />

Geographie<br />

Selbstkonzept<br />

Geschichte<br />

Selbstkonzept<br />

Fremdspr.<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

46<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 47<br />

Attribuierungsgewohnheiten (Weiner)<br />

Erfolg vs. Misserfolg<br />

PERSON<br />

STABILITÄT<br />

Stabil<br />

internal<br />

Fähigkeit<br />

external<br />

A.schwierigkeit<br />

Variabel<br />

Anstrengung Zufall/Pech<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

47<br />

Folie 48<br />

Bezugsnormorientierung bei Lehrpersonen<br />

„soziale Bezugsnorm“<br />

„individuelle Bezugnorm“<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sie beurteilen das<br />

Leistungsniveau ihrer<br />

Schützlinge eher statisch<br />

Die Leistungsbewertung<br />

beruht auf interindividuellen<br />

Querschnittsvergleichen<br />

Sie attribuieren<br />

Schulleistungen auf<br />

zeitstabile Ursachen (z.B.<br />

Begabung, Arbeitshaltung,<br />

häusliches Milieu)<br />

Sie meinen, dass die<br />

schulische Leistungsentwicklung<br />

sicher<br />

vorhersagbar ist<br />

Sie fordern<br />

Angebotsgleichheit<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sie beurteilen weniger das<br />

Leistungsniveau als die<br />

Dynamik der<br />

Leistungsentwicklung<br />

Zeitvariable Ursachen<br />

(Unterrichtsinhalte, Sachinteresse,<br />

Unterrichtsmethodik)<br />

werden als Ursache für<br />

Leistungsunterschiede<br />

besonders erwähnt<br />

Sie bevorzugen<br />

intraindividuelle<br />

Längsschnittvergleiche<br />

Sie streben nach<br />

angemessener<br />

Schwierigkeitsdosierung<br />

(Prinzip der Passung)<br />

Rheinberg 2006<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

48<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 49<br />

Wirkungen bei Schüler/innen<br />

Der permanente Einsatz sozialer Bezugsnormorientierung durch<br />

Lehrpersonen hinterlässt ungünstige Wirkungen bei<br />

hochbegabten Schüler/innen.<br />

‣ Sie erleben die eigenen Fortschritte weniger deutlich und<br />

reagieren deshalb öfter misserfolgsmotiviert auf<br />

Empfehlungen der Lehrer/innen.<br />

‣ Nicht selten zeigen sie mehr Schul- und Prüfungsangst und<br />

attribuieren gute Schulleistungen oft auf Zufall (Glück) und<br />

nicht auf die eigene Begabung.<br />

‣ Sie erhalten keinerlei Impulse, da sie aus langjähriger<br />

Erfahrung ihren Platz in der Hierarchie der Klasse nur allzu<br />

gut kennen und hieraus wenig Information zur Steigerung<br />

ihrer Lernleistung ziehen können. Während das sogenannte<br />

„Mittelfeld“ eventuell gefördert wird, sind die Achiever und<br />

Underachiever bei krasser Anwendung der sozialen<br />

Bezugnormorientierung besonders schlecht dran.<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

49<br />

Folie 50<br />

Gliederung 4 Förderung<br />

1) Beurteilungsfehler im Hochbegabtenbereich unterlassen<br />

2) Auf erste Anzeichen von Unterforderung im Unterricht<br />

ständig achten<br />

3) Den Selbstwert bei Underachievern verbessern helfen<br />

4) Ein gutes Lehrer/innen – Schüler/innen Verhältnis<br />

herstellen<br />

5) Defizite im Lern- und Arbeitsverhalten beheben<br />

6) Am außerschulischen Wissen des hochbegabten Kindes<br />

anknüpfen<br />

7) Förderhilfen bei Ängstlichkeit<br />

8) Hilfen bei Selbstwertproblemen<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

50<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 51<br />

1) Beurteilungsfehler im<br />

Hochbegabtenbereich unterlassen<br />

• Lobe begabte Kinder richtig und nachhaltig<br />

• Ermögliche auch begabten Schüler/innen<br />

individualisierten Unterricht<br />

• Unterstütze den Aufbau leistungsfördernder<br />

Attributionsmuster im Unterricht<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

51<br />

Folie 52<br />

2) Auf erste Anzeichen von Unterforderung<br />

Hochbegabter im Unterricht beachten<br />

ist unkonzentriert bei Routineaufgaben<br />

löst eher schwere Mathematikaufgaben zügig<br />

stört Unterricht durch ständiges Zwischen- und Nachfragen<br />

mag komplexere Aufgabenstellungen<br />

verrechnet sich oft, obwohl der Lehrstoff verstanden wurde<br />

zeigt besondere Leistungen im außerschulischen Bereich<br />

ist auf einem Spezialgebiet ausgezeichnet (Experte)<br />

verliert die Motivation bei der Routinearbeiten<br />

hat schnelle Auffassungsgabe bei Einführung neuer Themen<br />

trotz Aufmerksamkeitsdefizit gute Beiträge bei schwierigen Themen<br />

deutlicher Leistungseinbruch nach früheren sehr guten Leistungen<br />

ergibt sich oft in Tagträumereien<br />

stört bei sich wiederholenden Übungsaufgaben<br />

ist neugierig bei neuen und herausfordernden Aufgaben<br />

ist mit den Arbeitsergebnissen nicht (leicht) zufrieden<br />

nimmt am Unterricht kaum teil, bei Befragen aber korrekte Antworten<br />

erledigt langweilige Aufgaben oft unvollständig<br />

hat eher fachliches Urteil über Lehrer und Schüler<br />

hat interessante Lernbiografie<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

52<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 53<br />

3). Selbstwert (fehl) entwicklung<br />

vermeiden<br />

Underachiever entwickeln im Verlaufe des Kindes- und<br />

Schulalter ein „deformiertes“ Selbstkonzept („Drama“<br />

hochbegabter Underachiever nach Hanses & Rost)<br />

Mögliche Gründe:<br />

Kleinkind- und Vorschulalter: unzureichende Bindungserfahrungen,<br />

mangelnde Responsivität und Anforderung,<br />

Einschränkung der „Funktionslust“, depravierende<br />

Erziehungsstile, eingeschränkte soziale Kontakte zu peers<br />

Schulalter: Dominanz sozialer Bezugsnormen in der<br />

Schulklasse, Dirigismus, unzureichende Ausbildung<br />

selbstwertdienlicher Attribuierungsgewohnheiten, falsches Loben<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

53<br />

Folie 54<br />

4). Ein gutes Lehrer/innen –<br />

Schüler/innen Verhältnis herstellen<br />

Konfliktpotential verhindern!<br />

Bloß nicht!<br />

Individuelle Bezugsnormen anwenden<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

54<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________


Folie 55<br />

Verhaltensweisen Hochbegabter,<br />

die allgemein das<br />

Konfliktpotential erhöhen<br />

Verhaltensweisen von<br />

Lehrer/innen, die das<br />

Konfliktpotential erhöhen<br />

Unermüdliches Nachfragen<br />

Das letzte Wort haben müssen<br />

Kritik und Widerspruch<br />

Clownerien<br />

Nachgehen einer „Nebenbeschäftigung“<br />

Ignorieren des Schülers/der<br />

Schülerin<br />

Kein Anerkennen von<br />

Hochbegabung<br />

Negative Bewertung neuer Ideen<br />

Etikettierung von begabten<br />

Schüler/innen<br />

Keine sichtbare Beteiligung im<br />

Unterricht<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

(nach Wittmann & Holling<br />

2001)<br />

55<br />

Folie 56<br />

Bloß nicht!<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Unkonventionelle Ideen abwürgen („Das passt nicht zum Stoff“)<br />

Neugier und Erkundungsdrang negieren („Das gehört nicht hierher.“)<br />

Eigenen Antrieb unterbinden („Was für dumme Fragen.“)<br />

Auf festgelegten „Lehrer/innen Weg“ festnageln („Hier vorn spielt die<br />

Musik.“)<br />

Brainstorming Phasen im Unterricht abschaffen („Keine Zeit.“)<br />

Neue Ideen nicht zulassen („Das stört meinen Unterricht.“)<br />

Ideen kritisieren und abfällig werten („Unser kleiner Professor.“)<br />

Kinder im Klassenverband isolieren („Du Spinner.“)<br />

Sinn für Gerechtigkeit unterdrücken („Ich entscheide hier über Noten.“)<br />

Auf später vertrösten „Das verstehst du noch nicht.“, „Das lernst du<br />

später.“<br />

Tiefgründiges Denken verhindern („Fakten, Fakten, Fakten“)<br />

Intellektuellen Witz und Humor ablehnen („Darüber kann keiner<br />

außer dir lachen.“)<br />

Keine Ruhephasen zulassen („Unter Dampf halten.“)<br />

Distanziert bei gelungener Problemlösung reagieren („Das habe ich<br />

von dir nicht anders erwartet“)<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

56<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

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___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

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___________________________________________________________________________


Folie 57<br />

Individuelle Bezugnormen anwenden<br />

Der überwiegende Einsatz der individuellen<br />

Bezugsnormorientierung durch Lehrpersonen<br />

hinterlässt günstige Wirkungen bei Schüler/innen.<br />

<br />

<br />

<br />

Sie bauen eventuelle Misserfolgsbefürchtungen ab, haben<br />

weniger Schulunlust und auch weniger manifeste Angst.<br />

Begabte spüren deutlich, dass sie weiter vorankommen und an<br />

Kompetenz gewinnen. Aus diesem Grund taucht fehlende<br />

Anstrengungsbereitschaft im Persönlichkeitsprofil der Kinder<br />

ganz selten auf.<br />

Die Stellung des einzelnen Schülers/der Schülerin in der<br />

Leistungsrangreihe seiner/ihrer Klasse spielt eine eher<br />

untergeordnete für die individuelle Leistungsdynamik. Die<br />

Leistungsbesten werden ebenso wie die Leistungsschwachen<br />

optimal gefördert und das „Mittelfeld“ hat davon keinen<br />

Nachteil. (Rheinberg 2006)<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

57<br />

Folie 58<br />

5). Lern- und Arbeitstechniken üben<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Bereitstellung von Hilfsmitteln zur Speicherung neuen<br />

Wissens (Karteikarten, Pensenbuch, Portfolio)<br />

Übungen zur Strukturherstellung<br />

(Zusammenfassungen, Gliederungen, Flussdiagramme)<br />

Planungen des Lernprozesses (Terminkalender,<br />

Markierungen erledigter Aufgaben,<br />

Systematisierungen)<br />

Übungen zur Metakognition (Lernen lernen,<br />

Wissensbestände einschätzen, Methodendefizite<br />

erkennen)<br />

Gestaltung der Lernumgebung (Gestaltung des<br />

Arbeitsplatzes, Ablenkungsmöglichkeiten vermeiden).<br />

• (nach Klippert 1996)<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

58<br />

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___________________________________________________________________________


Folie 59<br />

6). Am außerschulischen Wissen<br />

anküpfen<br />

Hochbegabte Schüler/innen (Achiever) verfügen über ein<br />

breites außerschulisches Interessenspektrum.<br />

Nach Heilmann(1999) geben Bundessieger für Mathematik<br />

in einer Befragung durchschnittlich 6 verschiedene<br />

Interessengebiete an (Informatik 64%, Sport 65%, Musizieren<br />

51%, Belletristik 45%, Technik 31%, Naturwissenschaftliche<br />

Aktivitäten 27% ) (Mehrfachnennen waren möglich)<br />

! In der Underachieverphase werden im Unterschied zu<br />

den schulischen Aktivitäten die außerschulischen Interessen<br />

weitgehend beibehalten !<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

59<br />

Folie 60<br />

7). Förderhilfen bei Ängstlichkeit<br />

Depravierte Hochbegabte können als Underachiever<br />

lernbezogen, vor allem aber sozialbezogen, ängstlich sein.<br />

Empfehlungen:<br />

Eigenen hohen Anspruch (Perfektionismus) relativieren helfen<br />

Anhaltende Belastungen (durch Asynchronien) beachten<br />

Besondere Sensibilität für Gefahren berücksichtigen<br />

Angst vor Nichtanerkennung durch „Anderssein“ mit Einbettung<br />

in die soziale Gemeinschaft begegnen<br />

Soziale Bezugsnorm bei der Bewertung von Leistungen<br />

weitgehend vermeiden<br />

Dosierte (realistische) Lobstrategien einsetzen<br />

Autogenes Training für Kinder zum Abbau von Spannungen<br />

anwenden<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

60<br />

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Folie 61<br />

8). Hilfen bei Selbstwertproblemen<br />

Attribuierungsgewohnheiten: Fä.=Fähigkeit, A.schw.=<br />

Aufgabenschwierigkeit, An=Anstrengung, Z / P= Zufall/ Pech<br />

Eigenattribution(Schüler/in<br />

ler/in)<br />

PERSON<br />

internal external<br />

STABILITÄT<br />

Stabil Fä. A.schw.<br />

Variabel An. Z / P<br />

Fremdattribution (Lehrer/in)<br />

PERSON<br />

internal external<br />

STABILITÄT<br />

Stabil Fä. A.schw.<br />

Variabel An. Z / P<br />

Günstig ist ein weitgehender<br />

Gleichklang von Eigen- und<br />

Fremdattribution !<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

61<br />

Folie 62<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Gerhard Lehwald<br />

Zentrum für Potentialanalyse und<br />

Begabtenförderung<br />

Inselstraße 18<br />

04103 Leipzig<br />

beratung@rahn-schulen.de<br />

www.rahn-schulen.de/zentrum<br />

28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />

Prof.Dr. Lehwald<br />

62<br />

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CJD Braunschweig<br />

Underachievement - und was hat die<br />

Schule damit zu tun?<br />

Thomas – Morus - Akademie<br />

Bensberg, 23.2.2008<br />

Ursula Hellert, Gesamtleiterin<br />

CJD Braunschweig<br />

Georg-Westermann-Allee 76<br />

38104 Braunschweig<br />

0531-70 78- 0<br />

E-Mail: cjd@cjd-braunschweig.de


Ziel: Werkzeugkasten ausbilden<br />

(CJD Fortbildungen)<br />

CJD Braunschweig<br />

1. Wie vermittle ich die Anregung zum Aufbau von Eigenverantwortung<br />

(in der Didaktik, in der Pädagogik, in der Gestaltung des<br />

Schulumfeldes)?<br />

2. Wie vermittle ich die Umsetzung von Lese-, Schreib- und<br />

Rechenstrategien?<br />

3. Wie kann ich eine Reattribution zu „Anstrengung“ anregen?<br />

4. Wie organisiere ich die Vernetzung zu anderen Professionen wie<br />

Sozialpädagogen, Therapeuten, Psychologen?<br />

5. Wie kann ich eine Konkordanz der Interventionen von Elternhaus<br />

und Schule erreichen?<br />

6. Wie gestalte ich ein für diese Zielrichtung adäquates Schulumfeld?<br />

7. Kann ich durch eine andere schulorganisatorische Lösung eine<br />

verbesserte Lern- und Arbeitssituation schaffen?<br />

2<br />

Februar 2008


Epidemiologie der Störung<br />

CJD Braunschweig<br />

Jüngere Schüler<br />

Underachievement<br />

hyperkinetische Störung<br />

Ältere Schüler (Jugendalter)<br />

Underachievement<br />

Störung des Sozialverhaltens<br />

__________________________<br />

Bilajac, N.; Fehner, A.<br />

WS 2005/2006<br />

3<br />

Februar 2008


Interventionen<br />

CJD Braunschweig<br />

1. Übernahme von Selbstverantwortung<br />

2. Strategieerwerb, Selbstkontrolle, Reattribution<br />

3. Motivation und Aufbau strategischen Lernens<br />

4. Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule<br />

Abträgliche Interaktionmuster abbauen<br />

Förderliche Interaktionsmuster aufbauen<br />

__________________________<br />

Bilajac, N.; Fehner, A.<br />

WS 2005/2006<br />

4<br />

Februar 2008


Interventionsziele<br />

CJD Braunschweig<br />

Generell: Erhöhung der Quantität und Qualität von Lernhandlungen<br />

1. Vermittlung von Lernstrategien (Leseverständnis und<br />

Aufsatzschreiben) und Arbeitstechniken (Zeiteinteilung), die<br />

der Schüler unzureichend beherrscht<br />

2. Anregung metakognitiver Aktivität (Selbstkontrolle des<br />

Lernverhaltens und Aufbau leistungsförderlicher<br />

Ursachenerklärung [Attributionstraining])<br />

3. Steigerung der Lernmotivation und Förderung<br />

selbstregulierenden Lernens (Formulierung eigener Lernziele,<br />

Selbstbeobachtung und Selbstverstärkung)<br />

__________________________<br />

Bilajac, N.; Fehner, A.<br />

WS 2005/2006<br />

5<br />

Februar 2008


Checkliste…<br />

… charakteristischer Merkmale<br />

von Underachievern<br />

CJD Braunschweig<br />

6<br />

Höchstens durchschnittliche Werte in Schulleistungstests<br />

sowie mäßige bis schlechte Noten, trotz überdurchschnittlicher<br />

Intelligenz in sprachfreien Tests<br />

Geringe Beteiligung am Unterricht<br />

Geringe Ausdauer bei schulrelevanten Aufgaben<br />

Geringe Konzentration<br />

Vermeidung anspruchsvoller Aufgaben<br />

Entmutigung bei neuen und komplexen Aufgaben<br />

Desinteresse an schulrelevanten Fertigkeiten (z.B. freiwilliges<br />

Lesen)<br />

Unorganisiertes Lern- und Arbeitsverhalten (planlos,<br />

überhastet)<br />

Fehler bei der Aufgabenbearbeitung werden ignoriert und<br />

bleiben unbemerkt<br />

Februar 2008


Checkliste…<br />

… charakteristischer Merkmale<br />

von Underachievern II<br />

CJD Braunschweig<br />

Schlechte Zeiteinteilung<br />

Defizite in Lernstrategien (bezüglich Leseverständnis<br />

und Schreibkompetenz)<br />

Fehlende Einsicht in eigene Lerndefizite<br />

Ablehnung von Selbstverantwortung für schlechte Schulleistungen<br />

Ausreden als Entschuldigung für unerledigte Aufgaben<br />

Negative Einschätzung der eigenen Fähigkeiten<br />

Gleichgültigkeit bei Leistungsüberprüfungen<br />

Misserfolge werden durch Fähigkeitsmangel, Erfolge<br />

durch Glück erklärt<br />

Äußerung negativer Einstellungen gegenüber allem,<br />

was die Schule betrifft<br />

__________________________<br />

Bilajac, N.; Fehner, A.<br />

WS 2005/2006<br />

7<br />

Februar 2008


Pogramme variables essential<br />

for success<br />

CJD Braunschweig<br />

positive classroom climate<br />

use of positive language<br />

direct instruction of thinking skills<br />

visual reinforcement<br />

teacher flexibility and creativity<br />

teacher training to integrate multicultural edu<strong>ca</strong>tion and<br />

counselling<br />

emphasis on content and process<br />

integration of language arts and arts<br />

involvement of family members as partners in the edu<strong>ca</strong>tional<br />

process<br />

__________________________<br />

8<br />

Montgomery, D. Ed.:<br />

Able Underachievers<br />

London 2000<br />

Februar 2008


Underachievers with<br />

spatial strenghts<br />

9<br />

early ability in puzzles and mazes<br />

sophisti<strong>ca</strong>ted sense of humour<br />

elaborate doodler<br />

daydreamer – rich fantasy life<br />

creative thinker<br />

high abstract reasoning ability<br />

keen visual memory<br />

avid TV fan<br />

love computers – especially computer graphics<br />

highly <strong>ca</strong>pable in science<br />

excels in geometry<br />

grasps metaphors and analogies<br />

enjoys musics<br />

CJD Braunschweig<br />

__________________________<br />

Montgomery, D. Ed.:<br />

Able Underachievers<br />

London 2000<br />

Februar 2008


General underachievement traits<br />

CJD Braunschweig<br />

low self-esteem<br />

poor performance in one or more basic skills areas: reading,<br />

writing, mathematics<br />

daily work often incomplete or poorly done<br />

pursues projects or shows initiative in non-school enviroment<br />

superior understanding and retention of concepts when<br />

interested<br />

dislikes drill works or practice exercises<br />

signifi<strong>ca</strong>nt quality gap between oral and written work<br />

fear of failure, avoids trying new activities<br />

wide range of interests and possibly special expertise in an<br />

area of investigation and research<br />

10<br />

Februar 2008


General underachievement traits II<br />

CJD Braunschweig<br />

tends to withdraw or be aggressive in the classroom<br />

exceptional memory for factual knowledge<br />

creative imagination<br />

does not work well in groups<br />

sensitive, both in perception and defensiveness<br />

tends to set unrealistic self-expectations<br />

daydreamer, finds it hard to concentrate on tasks as directed<br />

by others<br />

negative school attitude<br />

resists teacher efforts to motivate or discipline behaviour in<br />

class<br />

difficulty in making or maintaining friendships<br />

__________________________<br />

Montgomery, D. Ed.:<br />

Able Underachievers<br />

London 2000<br />

11<br />

Februar 2008


Special group: <strong>ca</strong>reer gifted<br />

(Freemann 1991)<br />

CJD Braunschweig<br />

Früh identifiziert als hochbegabt<br />

Haben in der Aura gelebt<br />

Angst, später zu versagen<br />

Verdacht, zu Unrecht als hochbegabt benannt zu sein<br />

Haltung: - alles Schulische ist nicht interessant genug<br />

- so etwas Langweiliges tun sie nicht<br />

Spirale des Absinkens, selbst in Tests ist Hochbegabung<br />

später oft nicht mehr erkennbar<br />

12<br />

Februar 2008


Underachievers generally show<br />

CJD Braunschweig<br />

a sense of inadeaquacy and limited ambition<br />

a dislike of schoolwork and book learning<br />

poor work habits<br />

unsatisfactory relationships with peers<br />

a high incidence of emotional difficulties<br />

behavioural problems in school<br />

RHINOS = Really Here In Name Only<br />

__________________________<br />

Montgomery, D. Ed.:<br />

Able Underachievers<br />

London 2000<br />

13<br />

Februar 2008


Underachievement<br />

background variables<br />

CJD Braunschweig<br />

individual factors: intelligence, attitudes, motivations,<br />

health etc.<br />

family factors: family/household composition, edu<strong>ca</strong>tional<br />

level of parents, income etc.<br />

community and society factors: social class, ethnicity/race,<br />

gender, housing etc.<br />

school characteristics: school composition, peer effects,<br />

school structures, curriculum on offer etc.<br />

__________________________<br />

West, A. & Pennel, H.<br />

Underachievement in schools<br />

London 2003<br />

14<br />

Februar 2008


Underachievement<br />

Rolle der Grundschule<br />

HELMKE:<br />

CJD Braunschweig<br />

Selbstkonzept bezüglich Leistung entwickelt sich im<br />

Grundschulalter<br />

Motivation und Interessen sind maßgeblich für dieses<br />

Selbstkonzept; für Leistungsentwicklung<br />

15<br />

Februar 2008


Underachiever<br />

CJD Braunschweig<br />

Ungünstige Entwicklungsvoraussetzungen<br />

(z.B. Hochbegabung wird nicht erkannt)<br />

Ungünstige Personenmerkmale<br />

(Motivation, Interessen etc.)<br />

Identifizierbare Gruppen<br />

‣ Sonderpädagogisch (ADHS, LRS etc.)<br />

‣ Vgl. PISA = allgemeine Risikogruppen (Migranten etc.)<br />

16<br />

Februar 2008


Zielvereinbarung<br />

LEON<br />

CJD Braunschweig<br />

1. Ermutigung 2. Konsequenz<br />

Jede Stunde 1 Stein für gute Mitarbeit<br />

8 Steine = 9. Stunde frei<br />

In der 8. Std. wird überprüft, ob das<br />

Ziel erreicht wurde<br />

Wurde es nicht erreicht, besucht Leon<br />

die Nachholzeit bis 16:45h<br />

Diese Zielvereinbarung wird 8 Wochen lang verfolgt. Nach den 8 Wochen soll<br />

Leon durch eine Selbstkontrolle agieren (Ampelsystem)<br />

Die Eigenreflexion dient als Beitrag zum eigenverantwortlichen Handeln<br />

- Eltern müssen mit Punkt 1 und 2 einverstanden sein. Sie drängen ihn nicht,<br />

Versäumtes zu Hause zu erarbeiten. Das was Leon in der Nachholzeit nicht schafft,<br />

wird als Problem gesehen und von päd. Seite nicht weiter aufgegriffen<br />

- Familie begibt sich bis Ostern in eine geeignete Therapie<br />

- Gespräche werden nur mit beiden Elternteilen geführt<br />

17<br />

Februar 2008


Zielvereinbarung<br />

DANIEL<br />

CJD Braunschweig<br />

Daniels selbst erklärtes Ziel ist, dass er diese Schule am Ende der<br />

Klasse 6 mit einer Realschulempfehlung verlassen möchte, um ein<br />

Fußball-Internat besuchen zu können<br />

Wir wollen Daniel auf diesem Weg unterstützen<br />

Daniel hält sich – wie alle Schüler- an die Schulordnung<br />

Daniel wendet keine Gewalt in Form von Beschimpfungen etc.<br />

an, sonst Suspendierung vom Unterricht für 1 Tag<br />

Daniel erscheint zu jeder Unterrichtsstunde pünktlich,<br />

Verspätungen werden notiert und müssen freitags in der 10.<br />

Std. nachgeholt werden<br />

Daniel hat immer alle notwendigen Unterrichtsmaterialien<br />

dabei, sonst kann er am Unterricht nicht teilnehmen<br />

Daniel beteiligt sich aktiv am Unterrichtsgeschehen und lenkt<br />

weder sich noch Mitschüler vom Unterricht ab<br />

18<br />

Februar 2008


Zielvereinbarung<br />

DANIEL II<br />

CJD Braunschweig<br />

Daniel lernt zu Hause die Vokabeln für die Fächer Englisch<br />

und Französisch. Dies wird immer dienstags in der<br />

Trainingsstunde von den Pädagogen überprüft. Kann er die<br />

Vokabeln dann nicht, muss er dies am selben Tag in der 10.<br />

Stunde nachholen<br />

Daniel arbeitet konsequent und bewusst an seinen Zielen,<br />

indem er die Teilziele, die wöchentlich besprochen und<br />

vereinbart werden, in seinem Heft notiert. Dieses Heft legt er<br />

unaufgefordert immer dienstags und freitags nach der 2.<br />

Stunde vor. Hat er das Heft nicht dabei, muss er seine<br />

Teilziele in der 10. Std. neu formulieren und sauber auf ein<br />

DIN-A4-Blatt aufschreiben<br />

19<br />

Februar 2008


Zielvereinbarung<br />

mit der Mutter von DANIEL<br />

gemeinsame Arbeitsgrundlage zwischen<br />

Mutter und dem Projektteam<br />

CJD Braunschweig<br />

Mutter zeichnet täglich das Mitteilungsheft ab<br />

Sie sorgt mit Daniel dafür, dass alle notwendigen<br />

Unterrichtsmaterialien täglich im Schulranzen sind<br />

Mutter bespricht mit ihm die Teilziele und sorgt dafür, dass er<br />

diese verständlich in seinem Heft festhält. Sie zeichnet das<br />

Heft dienstags und freitags ab<br />

Die Mutter stellt Entscheidungen und Maßnahmen des<br />

Projektklassenteams gegenüber Daniel nicht in Frage. Telef.<br />

Rückfragen, bzw. Diskussionen sollten nie im Beisein von<br />

Daniel geführt werden<br />

Nach 4 Wochen erfolgt ein gemeinsames Gespräch mit der<br />

Schule und der Mutter<br />

20<br />

Februar 2008


Unsere Bereiche<br />

Musische<br />

Akademie<br />

1043 Schüler<br />

gegr. 1999<br />

Internationale<br />

Schule<br />

119 Schüler<br />

gegr. 2004<br />

CJD Braunschweig<br />

Zentrum für individuelle<br />

Begabungsförderung<br />

CJD Braunschweig<br />

Psychologische<br />

Beratungsstelle<br />

Ca. 400 Kunden<br />

gegr. 1981<br />

Gymnasium<br />

901 Schüler<br />

gegr. 1977<br />

Internat<br />

120 Schüler<br />

gegr. 1977<br />

Grundschule<br />

206 Schüler<br />

gegr. 1999<br />

21<br />

Februar 2008


Underachievement<br />

CJD Braunschweig<br />

Definition<br />

Underachievement<br />

(Minderleistung)<br />

Der Schüler/die Schülerin zeigt<br />

eine deutlich mindere/niedrigere<br />

schulische Leistung, als<br />

nach der gemessenen intellektuellen<br />

Begabung zu erwarten<br />

ist<br />

22<br />

Februar 2008


Definition<br />

Wie können Lehrkräfte Underachiever von<br />

Achievern unterscheiden?<br />

CJD Braunschweig<br />

Leistungsmessung liegt bei den Lehrkräften<br />

Begabungsmessung muss im Zweifelsfall bei Fachleuten<br />

angefragt werden<br />

Pädagogische Beobachtung bezüglich der Fähigkeit, den<br />

Leistungsprozess selbst zu steuern, kann von Lehrkräften und<br />

ggf. Psychologen durchgeführt werden<br />

<br />

Spevak, Peter A. and Karinch, Maryann, Empowering Underachievers, 2000, S. 9<br />

23<br />

Februar 2008


Definition 2<br />

CJD Braunschweig<br />

Underachiever nennen wir die Schülerinnen<br />

und Schüler, von denen mit größter<br />

Wahrscheinlichkeit angenommen werden<br />

muss, dass sie den Umsetzungsprozess<br />

von Begabung in Leistung nicht selbst<br />

steuern können<br />

24<br />

Februar 2008


Motivation der Underachiever<br />

CJD Braunschweig<br />

Underachiever haben kein Problem mit ihren Fähigkeiten,<br />

sondern ein Problem mit ihrer Haltung<br />

Underachiever haben große Defizite in ihrer Motivation<br />

Externe Motivation wird im üblichen Reifeprozess immer<br />

stärker durch interne Motivation abgelöst, aber nicht bei<br />

Underachievern<br />

25<br />

Februar 2008


4 Bestandteile der Motivation<br />

als Schrittfolge<br />

CJD Braunschweig<br />

Eine Vision von sich selbst haben<br />

Sich selbst verbindlich engagieren<br />

Einen Plan machen<br />

Bis zum Ziel durchhalten<br />

26<br />

Februar 2008


Motivation<br />

CJD Braunschweig<br />

Neurobiologische Beschreibung<br />

1. Streng gesprochen, kann niemand einen Menschen motivieren,<br />

außer dieser sich selbst<br />

2. Motivation ist die Umschreibung für gelerntes Verhalten, das<br />

sich in entsprechenden Hirnstrukturen so vergegenständlicht<br />

hat, dass es künftig abrufbar ist<br />

3. Motivation ist eine Fähigkeit, auf Grund von Training<br />

stimulierende äußere Faktoren so mit eigenen Arbeits- und<br />

Verhaltensstrukturen sowie ggf. Domänewissen verknüpfen zu<br />

können, dass daraus befriedigende selbst gesteuerte<br />

Handlungen/selbst gesteuertes Lernen entsteht<br />

27<br />

Februar 2008


Entwicklung / Gründe<br />

CJD Braunschweig<br />

Umweltfaktoren, kritische<br />

Lebensereignisse, z.B.<br />

Beziehungsstörungen auf Grund<br />

von Verlust<br />

Hilflosigkeitserfahrung als<br />

Objekt in Machtkämpfen<br />

Peers<br />

Klinische Symptomatik z.B.<br />

Depression<br />

Borderline<br />

ADHS<br />

Nicht-kognitive<br />

Persönlichkeitsfaktoren, z.B.<br />

Angst<br />

Strukturierungsunfähigkeit<br />

Defizitäre Kausalattribution<br />

Schulische Faktoren, z.B.<br />

Unterforderung<br />

Mangelnde Erfahrung in<br />

Wertschätzung von Leistung<br />

Wissensdefizite<br />

Die erkennbare Kausalität ist im Regelfall mehrdimensional<br />

28<br />

Februar 2008


Erscheinungsbild<br />

CJD Braunschweig<br />

externalisierend<br />

internalisierend<br />

Die SchülerInnen zeigen<br />

störendes und aggressives<br />

Verhalten, haben eine<br />

mangelnde Steuerung ihres<br />

Kontrollverhaltens<br />

Die SchülerInnen zeigen ein<br />

passives und gleichgültiges<br />

bzw. unauffälliges Verhalten;<br />

sie sind nicht in der Lage, sich<br />

selbst zur Aktion zu bringen,<br />

erst recht nicht in bestimmten<br />

Zeitlimits<br />

29<br />

Februar 2008


Underachievement<br />

CJD Braunschweig<br />

Entwicklungspsychologische Definition<br />

Underachiever sind in einem Entwicklungsstadium stecken<br />

geblieben, das für ihr Alter und die üblicherweise zu<br />

erwartende Entwicklung der Reife nicht mehr angemessen ist<br />

Je kürzer die Spanne zwischen Intervention und<br />

Entstehungsprozess, desto größer die Wirkungschance<br />

30<br />

Februar 2008


Gefährdete erkennen<br />

Was unterscheidet motivierte SchülerInnen von<br />

solchen mit Motivationsdefiziten?<br />

CJD Braunschweig<br />

- Persistance to Completion<br />

(Ausdauer bis zur Fertigstellung)<br />

- Working Within Time Limits<br />

(Einhalten der gesetzten Zeiten)<br />

- Functioning Independently<br />

(Unabhängigkeit von der Unterstützung<br />

anderer beim Arbeiten)<br />

__________________________________<br />

Spevak, Peter A. and Karinch, Maryann, Empowering<br />

Underachievers, 2000, S. 9<br />

31<br />

Februar 2008


Wirksamkeit von Programmen in<br />

Vorschule (KITA) und Grundschule<br />

geförderte Kinder sind nicht geförderten überlegen<br />

CJD Braunschweig<br />

Wirkungen sind bei Testleistungen nur kurzfristig<br />

nachweisbar<br />

Wirkungen sind bei Schulleistungen, motivationalen<br />

Bedingungen, Konzentrationsfähigkeit und kompetenter<br />

Lebensbewältigung jedoch längerfristig nachweisbar<br />

32<br />

Februar 2008


Qualitätskriterien für langfristig<br />

wirksame Programme<br />

CJD Braunschweig<br />

die Förderung der aktiven Tätigkeit des Kindes<br />

die weitreichende Beteiligung der Eltern<br />

eine gute PädagogIn-Kind-Beziehung<br />

ein Training der PädagogInnen für das Programm<br />

eine wiederkehrende Struktur des Tagesablaufs<br />

eine gute Führung der Einrichtung<br />

33<br />

Februar 2008


Voraussetzung<br />

CJD Braunschweig<br />

Bearbeitung von Underachievement setzt<br />

eine begabungsgerechte – d.h. individuell<br />

differenzierte intellektuelle – Ansprache<br />

voraus<br />

34<br />

Februar 2008


Schularten<br />

Grundschule<br />

Potentiell Gefährdete identifizieren<br />

Schule positiv anstrengend gestalten<br />

Strukturierung als höchste Priorität setzen<br />

Professionelle Empathie als Haltung<br />

CJD Braunschweig<br />

Gymnasium<br />

Differenzierung zwischen externalisierenden und<br />

internalisierenden Underachievern (Training, Coaching)<br />

Strukturierung mit Kontrolle verbinden<br />

Grenzen der Intervention erkennen<br />

Beratungsnetzwerk aufbauen<br />

Professionelle Empathie als Haltung<br />

35<br />

Februar 2008


Rahmenbedingungen<br />

CJD Braunschweig<br />

Schulung<br />

Leitbild<br />

der Schule<br />

Qualitätsmanagement<br />

Gleichförmige<br />

Erziehungsstruktur in jedem<br />

Unterricht ist zwingend!<br />

Einbindung der Leitung ist<br />

zwingend!<br />

Elternarbeit ist zwingend!<br />

Anleitungen<br />

Psychologische<br />

Ressource<br />

Organisationsbedingungen<br />

36<br />

Februar 2008


Schulentwicklung<br />

CJD Braunschweig<br />

Die Bearbeitung von Underachievement<br />

ist - nach der Einführung der<br />

Hochbegabtenförderung als gegenwärtige<br />

pädagogische Herausforderung - ein<br />

einzigartiger Motor für Schulentwicklung<br />

37<br />

Februar 2008


Verhaltensweisen von…<br />

CJD Braunschweig<br />

hochbegabten vs. aufmerksamkeitsgestörten Kindern<br />

ADHD<br />

Diminished ability to listen<br />

attentively<br />

Avoids and dislikes sustained<br />

mental activity<br />

Excessive talking<br />

Difficulty following directions<br />

Gifted<br />

Preoccupation with own ideas and<br />

concepts: appears bored<br />

Lack of persistence on tasks that<br />

seem irrelevant<br />

Magnified curiosity and need to<br />

probe yields much talking<br />

Questions rules and directions<br />

38<br />

Februar 2008


Unterschiede…<br />

… begabter Asperger Kinder zu<br />

anderen begabten Kindern<br />

CJD Braunschweig<br />

Pedantisches, nahtloses Sprechen, das nicht aufhört, wobei<br />

Tatsachen und Personendaten verwechselt werden<br />

Niedrige Toleranzschwelle gegenüber Veränderungen, sie können<br />

Klassen- und Schulroutinen vollständig ignorieren<br />

Kein Verständnis für Humor, da sie wörtlich verstehen<br />

Ungeschicktheit bei 50-90 %<br />

Unangemessener Affekt und kein Einfühlungsvermögen – können bei<br />

einem Begräbnis fröhlich aussehen<br />

Zeigen häufig stereotype Verhaltensweisen<br />

39<br />

Februar 2008


CJD Braunschweig<br />

Vielen Dank für Ihre<br />

Aufmerksamkeit!<br />

40<br />

Februar 2008


Folie 1<br />

Workshop 1<br />

Förderdiagnostische Methoden zur<br />

Erfassung von Underachievement<br />

Einführung: Prof. Dr. Gerhard Lehwald, Leipzig<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

1<br />

Folie 2<br />

Gliederung<br />

• Mythen über Hochbegabung<br />

• Schwierigkeiten mit Begabungsbegriffen<br />

• Probleme von Hochbegabtenmodellen<br />

• Konflikte zwischen Potential und Leistung<br />

Einseitigkeiten der Begabungsdiagnostik<br />

• Beratungskompetenz<br />

• Missverständnisse der Begabtenförderung<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

2


Folie 3<br />

Acht Mythen über Hochbegabung<br />

(Winner 1998)<br />

1. Begabung universell?<br />

2. Außergewöhnlicher IQ?<br />

3. Hochbegabung angeboren?<br />

4. Hochbegabung: Konsequenz von<br />

Training?<br />

5. Alle Kinder sind irgendwie begabt?<br />

6. Hochbegabte werden später berühmt?<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

3<br />

Folie 4<br />

Schwierigkeiten mit Begabungsbegriffen (1)<br />

• In der einschlägigen Literatur gibt es eine<br />

Unzahl von Definitionsversuchen<br />

• Am gebräuchlichsten sind IQ Definitionen, d.h.<br />

die Begabung wird als Ausprägung der<br />

Intelligenz in Relation zum<br />

Bevölkerungsdurchschnitt bestimmt.<br />

• Ein solches Vorgehen negiert außerintellektuelle<br />

Eigenschaften des Begabten und kann nicht<br />

Sonderbegabungen in speziellen Domänen<br />

erklären.<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

4


Folie 5<br />

S chwierigkeit m it B egabungsbegriffen (2)<br />

• B egabung ist die aus M otivgründen bevorzugte F orm der O rganisation von<br />

T eilfunktionen der E rkenntnistätigkeit (F . K LIX )<br />

• Intellektuelle H ochbegabung ist ein interindividuelles variables S ystem jener<br />

kognitiven B edingungen, deren aktuelle V erfügbarkeit oder potentielle<br />

E ntw ickelbarkeit es einem Individuum gestattet, herausragende geistige<br />

Leistungen bei der Lösung anspruchsvoller Problem e zu erzielen (F .W E IN E R T)<br />

• H ochbegabt ist, w er in der Lage ist oder in die Lage versetzt w erden kann, sich<br />

für ein Inform ationsangebot hohen N iveaus zu interessieren, ihm zu folgen, es<br />

zu verarbeiten und zu nutzen (K . U R B A N )<br />

• V on H ochbegabung kann m an dann sprechen, w enn ein Kind in bestim m ten<br />

B ereichen seiner geistigen, künstlerische, m otorischen oder sozialen<br />

E ntw icklung den G leichaltrigen deutlich überlegen ist. Sie ist u.a.<br />

gekenn zeichnet durch eine sehr schnelle A uffassungsgabe, hohe Lern- und<br />

D ifferenzierungsm öglichkeit, kreative und eigenständige V erarbeitung<br />

kom plexer P hänom ene, frühen S pracherw erb auf hohem N iveau, ausgeprägte<br />

V orrangigkeit divergenten D enkens, rasches D urchschauen von<br />

Z usam m enhängen, F inden und E rfinden ungew öhnlicher G edankengänge und<br />

urtüm liche F reude, sich geistig zu „tum m eln“ (B undesm inisterium Bildung und<br />

F orschung)<br />

0 3 .0 3 .2 0 0 8 Z e n tru m fü r P o te n tia n a lys e<br />

P ro f.D r.L e h w a ld<br />

5<br />

Folie 6<br />

Schwierigkeit mit Begabungsbegriffen (3)<br />

1. Merkmale des Lernens und<br />

des Denkens<br />

- Hochbegabte haben in<br />

einzelnen Bereichen ein<br />

sehr hohes Detailwissen.<br />

- Ihr Wortschatz ist für<br />

das Alter ungewöhnlich.<br />

- Ihre Sprache ist<br />

ausdrucksvoll, ausgearbeitet<br />

und flüssig.<br />

- Sie können sich Fakten<br />

schnell merken.<br />

- Sie durchschauen sehr<br />

schnell Ursache/Wirkung<br />

Beziehungen.<br />

- Sie suchen nach<br />

Gemeinsamkeiten und<br />

Unterschieden.<br />

- Sie erkennen sehr schnell<br />

zugrunde liegende<br />

Prinzipien.<br />

- Sie können gültige<br />

Verallgemeinerungen<br />

herstellen.<br />

2. Arbeitshaltung und<br />

Interessen<br />

• Motivierte Hochbegabte gehen in<br />

bestimmten Problemen völlig<br />

auf.<br />

• Sie sind bemüht, Aufgaben stets<br />

vollständig zu lösen.<br />

• Sie sind bei Routineaufgaben<br />

leicht gelangweilt.<br />

• Sie streben in ihrem<br />

Interessenschwerpunkt nach<br />

Perfektion.<br />

• Sie sind selbstkritisch.-<br />

• Sie sind mit ihrem Tempo oder<br />

Ergebnis nicht schnell zufrieden<br />

zustellen.<br />

• Sie arbeiten unabhängig, um<br />

hinreichend Zeit für das eigene<br />

Durchdenken eines Problems zu<br />

haben.<br />

• Sie setzen sich hohe<br />

Leistungsziele und lösen (selbst)<br />

gestellte Aufgaben.<br />

3. Merkmale des sozialen<br />

Verhaltens-<br />

• Hochbegabte beschäftigen<br />

sich viel mit Begriffen wie<br />

Recht-Unrecht, Gut-Böse<br />

und sind bereit, sich gegen<br />

Autoritäten zu engagieren<br />

• Sie gehen nicht um jeden<br />

Preis mit der Mehrheit. Sie<br />

sind eher individualistisch.<br />

• Sie akzeptieren keine<br />

Meinung von Erwachsenen,<br />

ohne sie einer kritischen<br />

Prüfung zu unterziehen.<br />

• Sie können gut<br />

Verantwortung übernehmen<br />

und erweisen sich in<br />

Planung und Organisation<br />

als zuverlässig.<br />

• Sie kommen mit<br />

Alterskameraden in der<br />

Regel gut zurecht, suchen<br />

ihre Freundschaften aber<br />

bevorzugt unter Gleich-<br />

Befähigten.<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

6


Folie 7<br />

Probleme mit<br />

Hochbegabtenmodellen<br />

1. Modelle zur g-Faktorentheorie<br />

2. Mönks Modell nach Renzulli<br />

3. Münchner Modell nach Heller<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

7<br />

Folie 8<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

8


Folie 9<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

9<br />

Folie 10<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

10


Folie 11<br />

Konflikte zwischen Potential und Leistung (1)<br />

Begabungsmodelle unterscheiden zwischen potentieller<br />

Begabung (Hochbegabter vs. Minderbegabter) und<br />

tatsächlich gezeigter Leistung.<br />

Ob hohes intellektuelles Potential in besondere Leistungen<br />

(Hochleister vs. Minderleister) umgesetzt wird, ist nach<br />

Auffassung vieler Autoren nicht nur von der Ausprägung<br />

der Intelligenz, sondern von sogenannten Moderatorvariablen<br />

beeinflusst. Dazu zählen:<br />

• Erziehungsverhalten der Eltern<br />

• Lernbedingungen in der Schule<br />

• Nicht kognitive Persönlichkeitsmerkmale<br />

• Kritische Lebensereignisse<br />

• Zufallsfaktoren<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

11<br />

Folie 12<br />

Konflikte zwischen Potential und Leistung (2)<br />

Retrospektive Studien (Bloom 1985) zeigten, dass<br />

individuelle Unterschiede in grundlegenden<br />

kognitiven Fähigkeiten (Intelligenz) nicht die<br />

entscheidende Determinante für<br />

außergewöhnliche Berufskarrieren darstellten.<br />

Stattdessen waren nicht kognitive Faktoren wie<br />

Motivation, Selbstbild, Konzentration und<br />

Ausdauer in Zusammenhang mit Unterstützung<br />

der Eltern und Lehrer/innen hauptsächlich für<br />

außergewöhnliche Leistungen im späteren<br />

Leben verantwortlich!<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

12


Folie 13<br />

Einseitigkeiten der Begabungsdiagnostik (1)<br />

Analyseverfahren (Tests) und Analysehilfen<br />

(z.B. in ihrer Anwendung in der Schule)<br />

• Analyseverfahren sind psychometrisch fundierte Methoden zur<br />

Ergebnisermittlung vor allem in der pädagogisch-psychologischen<br />

Praxis. Bei der Konstruktion dieser Messverfahren müssen<br />

Erkenntnisse und Techniken der Psychometrie, der<br />

Testkonstruktionslehre und der Teststatistik beachtet werden.<br />

• Analysehilfen stellen dagegen oft Vorstufen von Analyseverfahren<br />

dar. Das Hauptunterscheidungskriterium besteht darin, dass eine<br />

Analysehilfe erst dann zu einem Analyseverfahren wird, wenn die<br />

entsprechende Untersuchungsmethodik nach den für die<br />

Testkonstruktion heute international gültigen Vorschriften entwickelt<br />

wurde und wenn sie zumindest auf Reliabilität, Objektivität und<br />

Gültigkeit an einer repräsentativen Stichprobe von Schüler/innen<br />

überprüft wurde.<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

13<br />

Folie 14<br />

Einseitigkeiten der Begabungsdiagnostik (2)<br />

Begabungsdiagnostik durch Testverfahren<br />

(jeweiliges Begabungsmodell als Ausgangspunkt )<br />

Konventionelle Intelligenztests<br />

Lerntestansätze und dynamisches Testen<br />

Schulleistungstests<br />

Persönlichkeitstests bei Hochbegabten<br />

Beispiel für mehrdimensionales Testen (z.B. im MHBT)<br />

– Begabungsfaktoren: Intelligenz, Kreativität, Psychomotorik<br />

– Persönlichkeitsmerkmale: Leistungsmotivation,<br />

Tätigkeitsmotivation, Anstrengungsbereitschaft, Selbstkonzept<br />

– Umweltmerkmale: Anregungsgehalt, Bildungsniveau der<br />

Eltern, Erziehungsstil, Unterrichtsqualität, Schulklima<br />

– Leistungsbereiche: Mathematik, Naturwissenschaften,<br />

Sprachen, Musik, Sport<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

14


Folie 15<br />

Konstruktion von Analysehilfen<br />

Alle zu entwickelnden Verfahren durchlaufen<br />

den gleichen Modus:<br />

Genaue Beschreibung des Diagnostizierungsziels<br />

1. Dimensionsbildung<br />

2. Erarbeitung repräsentativer Items<br />

3. Festlegung der Antwortarten<br />

4. Ausarbeitung der Instruktion*<br />

5. Festlegungen zur Durchführung*<br />

6. Handanweisung zur Verfahrensauswertung*<br />

7. Aufgabenanalyse (Schwierigkeit, Trennschärfe)<br />

8. Untersuchungen zur Revision der Rohform (Validierung)<br />

9. Entwicklung einer Grobklassifikation zur Einschätzung<br />

des Einzelfalls*<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

15<br />

Folie 16<br />

Methodenübersicht Lehwald 2007<br />

Vorschul- und Grundschulalter<br />

• Vorschul-Erzieher/innen Checkliste VEC<br />

(Neuentwicklung)<br />

• Skala Schöpferische Tätigkeiten SST –P<br />

(Neuentwicklung)<br />

• Handlungsverfahren Schöpferische Tätigkeiten HST-P<br />

(Neuentwicklung)<br />

Gymnasialschulalter<br />

• Fragebogen Erkenntnisstreben - Kurzform FES-K<br />

(Adaptation)<br />

• Bilderverfahren Anstrengungsbereitschaft BVA<br />

(Adaptation)<br />

• Skala Flow Erleben (Übernahme von Rheinberg)<br />

• Fragebogen LernbezogeneAngst LBA (Neuentwicklung)<br />

• Lehrercheckliste zur Selbsterfassung von<br />

Bewertungstendenzen (Adaptation des FEBO)*<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

16


Folie 17<br />

Beratungskompetenz 1<br />

Hochbegabtenberatung ist eine helfende<br />

Beziehung, in der Ratsuchende unterstützt<br />

werden, die eigene (exzellente)<br />

Leistungsfähigkeit selbst zu erkennen und<br />

eventuelle Lernprobleme eigenständig zu<br />

bewältigen. Beratung vollzieht sich immer<br />

innerhalb sozialer Interaktionen, an deren<br />

aktivierender Gestaltung professionelle<br />

Berater, Lehrpersonen, aber auch Laien<br />

teilhaben.<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

17<br />

Folie 18<br />

Beratungskompetenz 2<br />

• Diagnosekompetenz<br />

z.B. Erkennen besonderer Begabungen<br />

• Förderkompetenz<br />

z.B. Individualisierung des Unterrichts<br />

• Erziehungs (unterstützungs) kompetenz<br />

z.B. Schüler/innen, Eltern und Betreuungspersonen<br />

• Bewältigungskompetenz<br />

z.B. Einschätzung psychischer Belastung<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

18


Folie 19<br />

Beratungskompetenz 3<br />

Das Beratungsmodell<br />

Klient<br />

Berater/in<br />

Unterforderung<br />

Lern -und<br />

Leistungsstörungen<br />

Soziale Probleme<br />

Fachkompetenzen<br />

Kommunikativen<br />

Kompetenzen<br />

Psychosomatische<br />

Störungen<br />

Selbstkompetenzen<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

19<br />

Folie 20<br />

Beratungskompetenz 4<br />

Beratungsanlässe (Elbing & Heller 1996)<br />

Jungen<br />

• Probleme Sozialverhalten<br />

• Hochbegabtendiagnose<br />

• Unterforderung<br />

• Fördermöglichkeiten<br />

• Laufbahnberatung<br />

• Verhaltensprobleme<br />

• Agressives Verhalten<br />

• Schulunlust<br />

• Konzentration<br />

• Motivation<br />

Mädchen<br />

• Hochbegabtendiagnose<br />

• Fördermöglichkeit<br />

• Sozialverhalten<br />

• Unterforderung<br />

• Laufbahnberatung<br />

• Gutachten<br />

• Erziehungsberatung<br />

• Motivation<br />

• Aggressives Verhalten<br />

• Schulunlust<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

20


Folie 21<br />

Missverständnisse der Begabtenförderung<br />

1.MV Förderung braucht nur der untere Leistungsbereich, da Begabte sich ohnehin<br />

durchsetzen ?<br />

2. MV Förderung bezieht sich zuerst auf den kognitiven Bereich, da sich alle<br />

Persönlichkeitseigenschaften davon ableiten ?<br />

3.MV Für die Förderung ist vor allem die Lehrkraft verantwortlich, da die Eltern nicht<br />

pädagogisch ausgebildet sind ?<br />

4.MV Eltern müssen die Förderangebote der Schule an das Kind weitergeben, sonst ist<br />

an eine harmonische Zusammenarbeit nicht zu denken ?<br />

5.MV Die gezeigte Leistung entspricht in den meisten Fällen der diagnostizierten<br />

Begabung ?<br />

6.MV Leistungsschwache Kinder brauchen Förderprogramme genauso wie die<br />

Hochbegabten ?<br />

7.MV Förderung bedarf vorab einer exzellenten IQ-Diagnostik, denn sonst läuft die<br />

Förderung ins Leere ?<br />

8.MV Intelligenz ist erblich bedingt und deshalb ist sie stabil über verschiedene<br />

Schulformen hinweg ?<br />

9.MV Begabte sind meist sozial isoliert, haben häufiger soziale Konflikte als normal<br />

Lernende und müssen deshalb verstärkt sozial gefördert werden ?<br />

10.MV Als Lehrkraft kann ich eh nichts allein in der Begabtenförderung bewegen. Ich<br />

warte auf Anweisungen von oben ?<br />

03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />

Prof.Dr.Lehwald<br />

21


Sonderpädagogische<br />

dagogische<br />

Begabtengruppe<br />

SoBeg<br />

am Geschwister-Scholl<br />

Scholl-Gymnasium<br />

in LüdenscheidL<br />

Referentin: Silvia Greiten


Diese Präsentation enthält Teile aus der<br />

Präsentation des SoBeg-Modells im Rahmen des<br />

Workshops zur Underachieverarbeit. In dieser<br />

Präsentation werden die grundlegenden<br />

Überlegungen zur Konzeption des Modells und die<br />

wesentlichen Bausteine vorgestellt.<br />

Wer sich genau informieren möchte, sei auf die<br />

Veröffentlichungen verwiesen, in denen sowohl<br />

das Konzept als auch die pädagogischen<br />

Überlegungen ausführlich beschrieben sind.


Beobachtungen über einen Schüler<br />

• unkonzentriert<br />

• unorganisiert<br />

• fehlende Lern- und Arbeitstechniken<br />

• schlechtes Schriftbild<br />

• hoher Fehlerquotient in der Rechtschreibung<br />

• feinmotorische Auffälligkeiten<br />

• unruhig<br />

• schlechte Schulleistungen v.a. in den schriftlichen Fächern<br />

• mangelnde soziale Integration<br />

• hohes Wissen in Teilbereichen<br />

• hohe Fähigkeiten im logischen Denken<br />

• emotionale Instabilität<br />

• scheint überfordert zu sein?<br />

Diagnose: hochbegabt


Diskussion<br />

Hochbegabung<br />

Spannungsfeld<br />

Lernbehinderung ?<br />

Lernhinderung<br />

Underachiever<br />

Lern-, Leistungs-, und<br />

Motivationshinderung<br />

negativer Einfluss auf die<br />

Lernbiographie und die<br />

Persönlichkeit


SoBeg<br />

• Sechsjähriger Schulversuch der Bezirksregierung<br />

Arnsberg und des Geschwister-Scholl-Gymnasiums<br />

in Lüdenscheid<br />

• 2002/03 - 2008/09<br />

• Ziel: volle unterrichtliche Integration der<br />

Underachiever in die Regelklassen des Gymnasiums<br />

bis zum Ende der S I<br />

• Gruppengröße: 8 Schüler (aus allen Jahrgängen der S I)<br />

• Personelle Betreuung: Konzeptionsteam und weitere<br />

Förderlehrer


Begriffsbestimmung:<br />

Underachiever= Hochbegabte Schüler,<br />

• die vorübergehend „lerngehindert“ sind,<br />

• am Lernen und in der Entwicklung einer<br />

Leistungsmotivation „gehindert“ sind<br />

und damit<br />

• unter ihrem Leistungsniveau bleiben.<br />

Dies hat einen negativen Einfluss auf ihre<br />

Lernbiographie und ihre Persönlichkeitsentwicklung.<br />

(Greiten, 2003)


Unterstützende Aufgaben der Schule<br />

Begabungsförderung<br />

Individualisierung der Schullaufbahn<br />

(Enrichment,, Akzeleration)<br />

individualisiertes Lernen<br />

individuelle Lern- und Förderempfeh-<br />

lungen<br />

Förderplanung


Notwendigkeit, die Schullaufbahn<br />

individuell zu gestalten !<br />

Drehtürmodell<br />

• integriert (Klassenverband)<br />

• „nach oben“ (mehrere Schulstufen)<br />

• „nach unten“(mehrere Schulstufen)<br />

Springen<br />

• sukzessiv<br />

• vollständig<br />

Externe Lernorte<br />

• Praktika<br />

• SchülerUni<br />

• Akademien<br />

• Auslandsaufenthalte<br />

• ......


SoBeg- Förderansatz<br />

Positive Ausrichtung<br />

• der Lernbiographie<br />

• der Persönlichkeitsentwicklung<br />

Begleitende Pädagogik der kleinen Schritte


Einstieg in die Förderung F<br />

von<br />

Underachievern<br />

• Einblicke in die Lernbiographie<br />

• Entwicklung eines Förderplans<br />

• Stundenplanung im Drehtürmodell<br />

• Empfehlungen an die Fachlehrer/Beratung<br />

• Empfehlungen an die Eltern/Beratung


Elternarbeit<br />

• Elternabende<br />

• Beratungsgespräche (nach Bedarf)<br />

• Entwicklungsgespräche (2x pro Jahr)<br />

Inhalte:<br />

‣ Erziehungsmaßnahmen/ Verhaltensmodifikation<br />

(systemischer Ansatz)<br />

‣ Unterstützung / Mut machen/ Kritik<br />

‣ Mitwirkung an Fördermaßnahmen<br />

‣ Information (Hochbegabung, Underachievement, weitere<br />

Bereiche ...)


Förderkonzepte<br />

‣ Projekt- und Freiarbeit (Themenwahl, integriert: Lern- und<br />

Arbeitstechniken)<br />

‣ Defizitförderung (Mathematik, Latein, Englisch)<br />

‣ Intervention:<br />

• Vokabeltraining<br />

• Rechtschreibung<br />

• Graphomotorik<br />

• Aufmerksamkeit/ Konzentration<br />

• Wahrnehmung<br />

• Organisation<br />

• Motorik<br />

• Entspannung<br />

• logisches Denken<br />

• Reflexion/ Attribuierung<br />

• soziale und emotionale Entwicklung<br />

• Handlungskompetenz


Ausschnitt aus einem FörderplanF<br />

für r zwei Schüler im Drehtürmodell<br />

rmodell<br />

Förderstunden A. (Kl. 6) B. (Kl. 6)<br />

Defizitaufarbeitung<br />

Intervention<br />

Englisch<br />

Konzentrationsübungen<br />

Entspannung<br />

Grundrechenarten<br />

Logisches Denken<br />

Leseförderung<br />

Projektarbeit 1. Eierabwurfmaschine<br />

2. Biologiewettbewerb: bio-logisch, Landeswettbewerb<br />

NRW<br />

Freiarbeit Roboterbau Wissensspiel zum<br />

Thema „Fliegen“<br />

Beratung<br />

Situationsbeschreibungen<br />

und Lösungsmöglichkeiten<br />

Ermutigung, kleine<br />

Fortschritte sehen


Literaturhinweis<br />

Geschwister-Scholl-Gymnasium Lüdenscheid: Sechsjähriger Modellversuch „Sonderpädagogische<br />

Begabtengruppe“, Lüdenscheid, 2002<br />

Geschwister-Scholl-Gymnasium Lüdenscheid: Unveröffentlichtes Berichtsmaterial zum Modellversuch<br />

„Sonderpädagogische Begabtengruppe“, Lüdenscheid, 2005<br />

Greiten, Silvia (2003): Das scheinbar Unmögliche möglich machen. Einrichtung einer sonderpädagogischen<br />

Begabtengruppe an einem Gymnasium. In: Pädagogik, 55. Jg (2003), Heft 6<br />

Greiten, Silvia (2005) 1<br />

: Zur Aufmerksamkeit erziehen. In: Pädagogik, 57. Jg (2005), Heft 1<br />

Greiten, Silvia (2005) 2<br />

: Entwicklungschancen für Underachiever in einer Sonderpädagogischen<br />

Begabtengruppe – Ein Schulversuch an einem Gymnasium. In: „Underachiever und Minderleister“, Journal<br />

für Begabtenförderung 1/2005; Studien Verlag, Innsbruck, Wien, Bozen<br />

Greiten, Silvia (2005) 3<br />

: „Begleitende Pädagogik der kleinen Schritte“ – Hilfen für Underachiever im<br />

Schulalltag. In: „Underachiever und Minderleister“, Journal für Begabtenförderung 1/2005; Studien Verlag,<br />

Innsbruck, Wien, Bozen<br />

Greiten, Silvia (2007): SoBeg – Ein Fördermodell für Underachiever am Geschwister-Scholl-Gymnasium in<br />

Lüdenscheid durch das Konzept der „Sonderpädagogischen Begabtengruppe. In: Internationales Centrum<br />

für Begabungsforschung; Stiftung Bildung zur Förderung Hochbegabter (Hrsg.): Individuelle Förderung –<br />

Begabtenförderung. Beispiele aus der Praxis. Münster 2007


Koordinatorin:<br />

Silvia Greiten<br />

Limkerweg 7<br />

57399 Kirchhundem<br />

Mail: Greiten@aol.com<br />

Anschrift der Schule:<br />

Geschwister-Scholl-Gymnasium Lüdenscheid<br />

Hochstraße 27<br />

58511 Lüdenscheid<br />

Mail: gsg@gsg-mk.de<br />

www.gsg-mk-de


VON BEGABUNG ZU LEISTUNG<br />

Schulerfolg durch Motivation und<br />

Selbststeuerung<br />

Dr. . Gudrun Schulz-Wensky<br />

Diplom-Psychologin<br />

und Psychotherapeutin<br />

Februar 2008<br />

Zwischen-Schritte<br />

Institut für Lern- und Unterrichtsentwicklung Köln


Das Münchner<br />

Begabungsmodell<br />

nach Heller , Perleth und Hany<br />

Stress-<br />

Bewältgung<br />

Arbeits- u.<br />

Lernstrategie<br />

Kontrollüberzeugungen<br />

Leistungsmotivation<br />

Prüfungs-<br />

Angst<br />

Sport<br />

Intellektuelle<br />

Fähigkeiten<br />

Kreativität<br />

Nichtkognitive<br />

Persönlichkeitsmerkmale<br />

Sprachen<br />

Naturwissenschaften<br />

Soziale<br />

Fähigkeiten<br />

Begabungsfaktoren<br />

Leistung<br />

Kunst,<br />

Musik, Malen<br />

Technik<br />

Musikalität<br />

Psychomotorik<br />

Umweltmerkmale<br />

Abstraktes<br />

Denken<br />

Mathematik<br />

Familienklima<br />

Klassenklima<br />

Kritische<br />

Lebensereignisse<br />

Soziale<br />

Beziehungen<br />

Zwischen-Schritte Köln


Warum gibt es verschiedene Test-Typen?<br />

• Nonverbale Tests ermöglichen,<br />

Intelligenz unabhängig ngig von sozialer Zugehörigkeit, von<br />

Sprache und Schulbildung festzustellen.<br />

Sie messen den „general factor“, , die „fluide Intelligenz“.<br />

Z.B. Progressive Matrizen (Raven)<br />

Culture free Test (Cattell)<br />

• Faktorenbezogene Tests ermöglichen, Schwerpunkte<br />

der Begabung, wie auch förderbedürftigerftige Fähigkeiten<br />

herauszufinden.<br />

Sie messen voneinander möglichst m<br />

unabhängige<br />

ngige<br />

Faktoren, die „kristalline Intelligenz“<br />

Z.B. Hamburg-Wechsler<br />

Wechsler-Intelligenztest für f r Kinder<br />

HAWIK IV (Wechsler)<br />

Kognitiver Fähigkeitstest F<br />

(Heller & Perleth)<br />

Zwischen-Schritte Köln


Ohne die Kenntnis des<br />

g-Faktors werden hochbegabte<br />

Kinder oft nicht erkannt, da die<br />

Umsetzung ihrer Begabung in<br />

Leistung durch ihre individuelle<br />

Entwicklung massiv gestört<br />

sein kann.<br />

Zwischen-Schritte Köln


Schüler Hans: Culture-free<br />

free-Test 20 – Teil 1<br />

• 10<br />

• 11<br />

• 12<br />

• 7<br />

• Summe 40<br />

• IQ 138<br />

Zwischen-Schritte Köln


Schüler Hans: Culture – free – Test 20 - Teil 2<br />

Wiederholung desselben Aufgabentyps führt f<br />

bei Hochbegabten häufig h<br />

zu Leistungsabfall<br />

• 9<br />

• 10<br />

• 9<br />

• 7<br />

• Summe 35<br />

• IQ 119<br />

Zwischen-Schritte Köln


Schüler Hans: Gesamtwert im Schulleistungstest<br />

„Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung“: 5,6<br />

(Fluide Intelligenz im CFT 20: IQ 138)<br />

Zwischen-Schritte Köln


Schüler Jaques: Gesamtwert im Schulleistungstest<br />

„Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung“: 10!<br />

(Fluide Intelligenz im CFT 20: IQ 117)<br />

Der PSB liegt seit 2003 in revidierter Fassung vor. Testdurchführung hrung hier: 1998


Einfluss von Gefühlen auf intellektuelle Leistung:<br />

Kinder mit Trennungserfahrung oder Verlustangst haben häufig einen<br />

unbewussten Widerstand gegen Aufgaben, in denen etwas ausgeschlossen<br />

werden soll.<br />

Culture-free<br />

free-Test,<br />

Aufgabe 2: Ausschließen<br />

en<br />

Zwischen-Schritte Köln


Selbstregulation eines Hochleisters (10. Jg)<br />

Zwischen-Schritte Köln


Selbstregulation eines Minderleisters(10. Jg.)<br />

Zwischen-Schritte Köln


„Begabungsförderung an der<br />

Gesamtschule KölnK<br />

ln-Holweide“<br />

Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung<br />

Prof. Dr. Ellen Aschermann<br />

Dipl.-Psych. Deniz Baspinar<br />

Institut für Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie<br />

der Universität zu Köln 2004<br />

Zwischen-Schritte Köln


Fragestellung<br />

• In welcher Beziehung stehen<br />

Selbststeuerungskompetenzen, Leistung<br />

und Begabung zueinander?<br />

• Woraus lassen sich Schulnoten<br />

vorhersagen: Intelligenz und / oder<br />

Selbststeuerung?<br />

Zwischen-Schritte Köln


Hoch- und Minderleister<br />

Signifikante Unterschiede in Selbststeuerungsmerkmalen<br />

Underachiever<br />

Overachiever<br />

Spontaneität<br />

Anstrengungsvermeidung<br />

Lernen aus Fehlern<br />

Planungsbereitschaft<br />

Zielkonkretisierung<br />

Zielorientierung<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5<br />

Mittelwerte<br />

Zwischen-Schritte Köln


Selbststeuerung ist entscheidend für Schulerfolg<br />

Selbstbestimmung<br />

8%<br />

Zielkonkretisierung<br />

13 %<br />

Druckunabhängigkeit<br />

3 %<br />

3%<br />

Unerklärte Varianz<br />

2%<br />

Konzentrationsfähigkeit<br />

20 %<br />

Anstrengungsbereitschaft<br />

bzw. -vermeidung<br />

54 %<br />

Zwischen-Schritte Köln


EntwicklungsOrientiertes<br />

Selbstmanagement<br />

EOS<br />

Zwischen-Schritte Köln


Funktionen des Gehirns<br />

nach J. Kuhl<br />

linke vordere Gehirnhälfte<br />

rechte vordere Gehirnhälfte<br />

K<br />

Sachlichkeit<br />

Planungszentrale<br />

Logisches Denken,<br />

Planen, Ziele setzen<br />

Zielorientierte<br />

Leistungsmotivation<br />

Ideenzentrale<br />

Vernetztes Denken<br />

Erfahrungen/<br />

Bedürfnisse nutzen<br />

Gefühlte<br />

Leistungsmotivation<br />

K<br />

Gelassenheit<br />

Selbstberuhigung<br />

Dämpfennegativer<br />

Gefühleermöglicht<br />

Selbstzugangund<br />

Problemlösung<br />

Absichtsgedächtnis<br />

Emotionales<br />

Erfahrungsgedächtnis<br />

Selbstmotivation<br />

Herbeiführenpositiver<br />

Gefühleermöglicht<br />

Initiative und<br />

Zielumsetzung<br />

L<br />

Negative<br />

Emotion<br />

Prüfzentrale<br />

Kontrollieren,<br />

Analysieren<br />

Ängstliche<br />

Leistungsmotivation<br />

Ausführungszentrale<br />

Intuitives Handeln<br />

Spontane<br />

Leistungsmotivation<br />

J<br />

Positive<br />

Emotion<br />

Zwischen-Schritte Köln


Die vier Makrosysteme<br />

+2.6<br />

-0.5<br />

Logiker<br />

(Denken)<br />

Pfadfinder<br />

(Fühlen)<br />

Logiker<br />

(Denken)<br />

Pfadfinder<br />

(Fühlen)<br />

Selbstzugang<br />

Handlungsbahnung<br />

Handlungsbahnung<br />

Selbstzugang<br />

Kontrolleur<br />

(Empfinden)<br />

spontaner<br />

Macher<br />

(Intuieren)<br />

Kontrolleur<br />

(Empfinden)<br />

spontaner<br />

Macher<br />

(Intuieren)<br />

-1.6<br />

+1.2<br />

in Ruhe<br />

unter Stress


Prozesskreislauf der Handlungssteuerung<br />

nach J. Kuhl<br />

Handlungsplanung<br />

Konkrete Schritte<br />

Selbstwahrnehmung<br />

Zielbildung/Ergebnisverwertung<br />

Handlungsbahnung:<br />

Positive<br />

Gefühle/Stimmungen<br />

fördern Zielumsetzung<br />

Selbstzugang:<br />

Negative Gefühle/Stimmungen<br />

beeinträchtigen Feedback<br />

Handlungsausführung<br />

intuitives Vorgehen<br />

Ergebniskontrolle<br />

Entdecken von Stärken und<br />

Schwächen<br />

Zwischen-Schritte Köln


Mein bevorzugter Lernund<br />

Arbeitsschwerpunkt<br />

Einzel –<br />

und Gruppenarbeit<br />

Zwischen-Schritte Köln


Die Funktion des Lern- und Leistungsmotivs<br />

• Kompetenzen oder Fähigkeiten erweitern<br />

• Erfolge finden<br />

• Aufgaben oder Probleme lösen<br />

• Anforderungen genügen<br />

• neue Erfahrungen sammeln<br />

• Spielen und Erkunden der Umwelt<br />

• neue Aktivitäten starten<br />

• aus Fehler oder Misserfolgen lernen<br />

• Herausforderungen suchen<br />

• Prüfungen bestehen wollen<br />

Gefühle<br />

von Neugier, Interesse, Spaß und Begeisterung<br />

für eine Aufgabe<br />

Zwischen-Schritte Köln


Die Funktion des Machtmotivs<br />

• Einfluss auf andere oder eine Situation<br />

nehmen<br />

• anderen helfen<br />

• Wissen und Können weitergeben<br />

• andere begeistern/überzeugen<br />

• Kontrolle gewinnen<br />

• Verantwortung übernehmen<br />

• Aufgaben verteilen, anleiten und führen<br />

• andere erziehen<br />

• Wünsche und Ziele durchsetzen<br />

• Streben nach Freiheit und Autonomie<br />

• Streben nach Status<br />

Gefühle der Stärke oder Überlegenheit<br />

Zwischen-Schritte Köln


Die Funktion des Beziehungsmotivs<br />

• soziale Kontakte aufbauen und pflegen<br />

• Einsamkeit und Distanz überwinden<br />

• auf andere Menschen zugehen<br />

• Gefühle zeigen bzw. austauschen<br />

• Schutz, Nähe und Geborgenheit finden<br />

• Freundschaften aufbauen<br />

• Liebesbeziehung suchen und eingehen<br />

• eine Familie gründen<br />

• Konflikte austragen und lösen<br />

• Geselligkeit und Unterhaltung finden<br />

Gefühle<br />

der Nähe, Wärme, Sicherheit und Liebe<br />

Zwischen-Schritte Köln


Die Funktion des Sicherheits – „Motivs“<br />

• nach innerer und äußerer Stabilität streben<br />

• den eigenen Energiehaushalt optimieren<br />

• Konstanz und Beharrlichkeit zeigen,<br />

stabil sein<br />

• Rituale entwickeln<br />

• Neuem skeptisch oder ablehnend gegenüber stehen<br />

• Veränderungen vermeiden<br />

• Gefahren und Risiken aus dem Weg gehen<br />

• Störungen und Unsicherheiten vermeiden<br />

Gefühle<br />

von Sicherheit, Beständigkeit und Ausgeglichenheit<br />

Vermeiden von negativenGefühlen<br />

wie Angst oder Unsicherheit<br />

Zwischen-Schritte Köln


Das Eisberg-Modell:<br />

Motive in der Schule<br />

Leistungsmotiv<br />

Machtmotiv<br />

Beziehungsmotiv<br />

„Sicherheitsmotiv“<br />

Ein großer Teil der<br />

Motive und Bedürfnisse<br />

bleibt unterhalb der<br />

Oberfläche und äußert<br />

sich in Form von<br />

Störungen


Motive<br />

in systemischer Sichtweise<br />

bei<br />

Kindern, Eltern und Lehrern<br />

Auswertung von Schüleräußerungen<br />

Zwischen-Schritte Köln


Herausforderungen für Eltern<br />

Zwischen-Schritte Köln


Herausforderungen für Lehrer<br />

Zwischen-Schritte Köln


Beziehungsmotiv im Kontakt mit Peers<br />

Bedürfnis, Kontakt zu anderen Menschen aufbauen und pflegen zu wollen<br />

Gefühle des Anders-Seins verhindern oft guten<br />

Kontakt mit Peers und haben zur Folge<br />

• Einsam-Sein<br />

• Ausgegrenzt-werden<br />

• Abwehr der Verletzung durch Arroganz oder<br />

Störungen<br />

• Zurückstellen des Leistungsmotivs zugunsten<br />

des Beziehungsmotivs<br />

• Sich sehnen nach der Jungenwelt, die aus der<br />

einengenden Mädchenwelt befreit<br />

Zwischen-Schritte Köln


Beziehungsmotiv im Kontakt mit Lehrern<br />

Bedürfnis, Kontakt zu anderen Menschen aufbauen und pflegen zu wollen<br />

Positiv empfundenes Lehrerhandeln<br />

• Kontakt herstellen<br />

• Interesse an der Person des Schülers zeigen<br />

• Nähe<br />

durch Authentizität t entwickeln<br />

Negativ empfundenes Lehrerhandeln<br />

• Distanz schaffen durch „Tafel, Papier“<br />

• Festhalten an starren Abläufen und Formalien<br />

• Polarisieren statt integrieren<br />

Zwischen-Schritte Köln


Leistungsmotiv der Hochbegabten<br />

Bedürfnis, lernen und leisten zu wollen<br />

„Ausbreitung ins Unendliche“ mit den Folgen:<br />

• Entschiedene Gestaltbildung gelingt oft nicht!<br />

(Gefühl, all das zu verfehlen, was durch eine Entscheidung<br />

ausgeschlossen würde, führt zu Unentschlossenheit.)<br />

• Unruhe als Symptom<br />

(fälschlich: Verdacht auf ADHS)<br />

• Schwierigkeiten, sich zu begrenzen<br />

Hobbys: von Kickboxen bis Klarinette<br />

Interessen: von Philosophie bis Physik<br />

Berufswünschen:<br />

von Maurer bis Software-Entwickler<br />

Zwischen-Schritte Köln


Leistungsmotiv der Hochbegabten<br />

Bedürfnis, lernen und leisten zu wollen<br />

Förderung des Motivs<br />

• Individueller Gestaltungsspielraum statt formalisierter<br />

Lernabläufe<br />

• Individuelle Förderung F<br />

statt mehr desselben<br />

Fehlende Förderung F<br />

des Motivs<br />

• Leistungsbereitschaft wandelt sich zum Prinzip:<br />

Mit wie wenig Aufwand schaffe ich es?<br />

• Ausweichen in den künstlerischk<br />

nstlerisch-sportlichen sportlichen Bereich<br />

• Ausweichen in die Matrix<br />

„Mit dem Computer kann man soviel machen, alles realisieren,<br />

das ist etwas Formbares, , man kann dem eine Gestalt geben,<br />

modellieren, Welten schaffen, wie eine Matrix.“<br />

Zwischen-Schritte Köln


Machtmotiv im Kontakt mit Lehrern<br />

Bedürfnis unabhängig agieren zu wollen, andere überzeugen und führen zu wollen.<br />

• Hohes Bedürfnis nach Durchsetzung, Selbstbehauptung<br />

und Selbstbestimmung<br />

Gefahr von Machtkämpfen zwischen Lehrern und hochbegabten Schülern<br />

• Sehnsucht nach Führung F<br />

und Konsequenz<br />

„Die Lehrerin war streng, da habe ich immer zugehört.<br />

rt.“<br />

„Ein schlechter Lehrer ermahnt nur ständig, kann sich nicht durchsetzen.“<br />

„Ein Lehrer, der auf einen eingeht, aber trotzdem streng ist, dem man nicht<br />

auf der Nase herumtanzen kann.“<br />

„Ein guter Lehrer muß sein Fach und die Schüler beherrschen.“<br />

„Der<br />

muß dann auch Konsequenz zeigen und nicht nur labern.“<br />

Zwischen-Schritte Köln


Probleme der Eltern:<br />

Situatives Schwanken zwischen verschiedenen Rollen<br />

• Rolle der „Guten Eltern“, die Verantwortung für<br />

Erziehung und Schulerfolg des Kindes übernehmen<br />

durch Fürsorge, Unterstützung, Kontrolle<br />

• Rolle der „Solidarischen Eltern“, die die Rebellion des<br />

Kindes gegen bestimmte Anforderungen der Schule<br />

verstehen<br />

• Rolle der „Aufgebenden Eltern“, die den Machtkampf mit<br />

dem Kind nicht mehr durchstehen: Lass es doch<br />

machen, was es will!<br />

Zwischen-Schritte Köln


Entwicklungs-Chance:<br />

Eltern und Kind arbeiten gemeinsam an Lösungen<br />

Verhandlung „auf Augenhöhe“ mit dem Kind, um dessen<br />

oft starkem Selbstimmungswunsch zu entsprechen und<br />

Machtkämpfe zu vermeiden, die die Beziehung extrem<br />

belasten:<br />

• Wie sollen wir die Probleme konkret angehen?<br />

• Welches Vorgehen ist für dich das richtige?<br />

• Was willst du zuerst tun, wann, wo, mit wem?<br />

• Nimm dir zunächst kleine Schritte vor.<br />

• Wer oder was kann dich dabei unterstützen?<br />

• Was kann dein Vorhaben gefährden?<br />

Dabei kann nur über Dinge verhandelt werden, die zu<br />

100 Prozent in der Kontrolle des Kindes liegen.<br />

Die Verabredungen sollten möglichst konsequent<br />

eingehalten werden.<br />

Zwischen-Schritte Köln


Selbstbestimmung<br />

Planung<br />

Zielbildung<br />

Auswertung<br />

Handlung<br />

Positive Selbstmotivierung<br />

Selbstberuhigung<br />

Zwischen-Schritte Köln


Zwischen-Schritte<br />

Institut für Lern- und Unterrichtsentwicklung Köln gGmbH<br />

Mülheimer Freiheit 2-4<br />

51063 Köln<br />

Telefon 0221- 3996188<br />

www.Zwischen-Schritte.de<br />

Geschäftsführerin<br />

Dr. Gisela Günther-Schnös<br />

guenther-schnoes@gmx.de<br />

Telefon 02131-68250<br />

Gesellschafter<br />

Dr. Gudrun Schulz-Wensky<br />

g.schulz.wensky@netcologne.de<br />

OStR Hermann Wübbels<br />

hermann.wuebbels@t-online.de<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Prof. Dr. Ellen Aschermann<br />

Universität zu Köln<br />

e.aschermann@uni-koeln.de<br />

Zwischen-Schritte Köln


Underachiever und die<br />

Schulpraxis<br />

Berichte aus den<br />

Arbeitsgemeinschaften<br />

- Fragen und Diskussion -


Arbeitsgemeinschaften<br />

Förderdiagnostische Maßnahmen zur Erfassung<br />

von Underachievement (Prof. Lehwald)<br />

Underachiever brauchen Schulen, die Ihnen<br />

Entwicklungschancen bieten (S. Greiten)<br />

Schulische Interventionsmöglichkeiten (U.<br />

Hellert)<br />

Von Begabung zu Leistung – Schulerfolg durch<br />

Motivation und Selbststeuerung (Dr. Schulz-<br />

Wensky)<br />

Wirksame schulpädagogische Konzepte im<br />

Umgang mit AD(H)S-Kindern (Dr. Biegert)


Diskussionsthemen<br />

Definition<br />

(vermutete) Ursachen<br />

Leitsymptom<br />

Therapie und schulische Förderung


Definition<br />

„Underachievement = pädagogisch<br />

relevante Diskrepanz zwischen Kompetenz<br />

und Performanz“<br />

• Betrifft nicht nur Hochbegabte<br />

„Underachievement ist kein Modethema,<br />

sondern eine pädagogisch-psychologische<br />

Herausforderung“<br />

• Ernstzunehmende Störung in der<br />

Individualentwicklung


Ursachen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Umweltfaktoren<br />

• Beziehungsstörungen<br />

• Kritische Lebensereignisse<br />

• Hilflosigkeitserfahrungen<br />

• Peers<br />

Klinische Faktoren<br />

• Psychische Störungen<br />

• ADHS<br />

• LRS<br />

Nicht-kognitive Persönlichkeitsmerkmale<br />

• Angst<br />

• Strukturierungsprobleme<br />

• Defizitäre Kausalattribution<br />

Schule<br />

• Unterforderung<br />

• Mangelnde Erfahrung<br />

• Defizitärer Betreuungsschlüssel


Leitsymptom<br />

U. Hellert: „Underachiever haben kein<br />

Problem mit Ihren Fähigkeiten, sondern<br />

ein Problem mit Ihrer Haltung.“<br />

U. Hellert: „Underachiever können den<br />

Umsetzungsprozess von Begabung zu<br />

Leistung nicht steuern.“<br />

G. Lehwald: „Underachiever haben keine<br />

Handlungsmacht über die Aufgabe.“<br />

• Sie haben sie nie gehabt,<br />

• sie haben sie nicht (mehr) gewollt,<br />

• sie haben sie verloren.


Therapie und schulische Förderung<br />

U. Hellert: „Schule ist nicht der Ort, wo<br />

Underachievement ‚therapiert wird‘, aber der Ort,<br />

wo es begleitet wird.“<br />

Unterschiedliche Problemstellungen:<br />

• Grundschule: Ausbildung des Verhaltens<br />

• Weiterführende Schule: chronifiziertes Verhalten<br />

• Elternhaus: problematische Interaktionsmuster<br />

langer Aufbau – lange Therapie!<br />

• Keine schnellen Erfolge erwarten<br />

Ohne Netzwerk geht es nicht!<br />

• Diagnostik > Förderplan<br />

• Individualisierung > Lernplan, Schullaufbahn,<br />

Spezialschule<br />

• Begleitung


Ihre Fragen…


Underachievement und ADHS<br />

zwei Seiten einer Medaille ?<br />

Studienkonferenz<br />

> Underachiever <<br />

Dr. h.c. Hans Biegert<br />

Leitender Schuldirektor<br />

der HEBO-Privatschule, Bonn<br />

Samstag, 24.02.2008<br />

10:00 – 11:15 Uhr


Underachievement<br />

ADHS<br />

Underachievement<br />

ADHS


Underachievement<br />

IQ<br />

Minderleistung trotz überdurchschnittlicher Begabung


genetisch disponierte neurobiologische<br />

Regulationsstörung<br />

ADHS<br />

Aufmerksamkeitsdefizit<br />

Impulsivität<br />

Hyperaktivität


Underachievement<br />

ADHS<br />

?


ADHS-Symptome nach ICD-10 ICD-10/DSM IV<br />

1. Aufmerksamkeitsdefizit<br />

1. Ist häufig unaufmerksam gegenüber Details oder macht Sorgfaltsfehler bei Schularbeiten<br />

oder anderen Arbeiten/Tätigkeiten.<br />

2. Kann die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spiel häufig nicht aufrecht erhalten.<br />

3. Scheint häufig nicht zu hören, was gesagt wird.<br />

4. Führt häufig Aufträge nicht durch oder erfüllt häufig Schularbeiten, oder andere Pflichten<br />

oder Aufgaben am Arbeitsplatz nicht (nicht wegen oppositionellen Verhaltens oder weil<br />

Erklärungen nicht verstanden werden).<br />

5. Kann Aufgaben und Aktivitäten nicht organisieren oder strukturieren.<br />

6. Vermeidet häufig oder hat einen starken Widerwillen gegen Aufgaben, die geistiges<br />

Durchhaltevermögen erfordern (z.B. Hausaufgaben).<br />

7. Wird häufig durch äußere Reize leicht abgelenkt.<br />

8. Verliert häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben oder Aktivitäten notwendig<br />

sind, z.B. Schulaufgaben, Bleistifte, Bücher, Spielsachen oder Werkzeuge.<br />

9. Vergisst häufig Dinge im täglichen Ablauf.


ADHS-Symptome nach ICD-10 ICD-10/DSM IV<br />

2. Impulsivität<br />

1. Platzt häufig mit Antworten heraus, bevor Fragen zu Ende gestellt sind.<br />

2. Kann häufig nicht in einer Reihe warten oder bei Spielen oder<br />

Gruppensituationen warten, bis er/sie an der Reihe ist.<br />

3. Unterbricht oder stört andere häufig (z.B. platzt in die Unterhaltung oder<br />

Spiele anderer).<br />

4. Redet häufig übermäßig viel, ohne angemessen auf soziale Beschränkungen<br />

zu reagieren.


ADHS-Symptome nach ICD-10 ICD-10/DSM IV<br />

3. Überaktivität<br />

1. Zappelt mit Händen oder Füßen oder windet sich auf seinem Sitz.<br />

2. Verlässt seinen Platz während des Unterrichts oder in anderen Situationen,<br />

in denen Sitzenbleiben erwartet wird.<br />

3. Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies<br />

unpassend ist. (Bei Jugendlichen oder Erwachsenen ist nur ein Gefühl<br />

innerer Unruhe vorhanden).<br />

4. Ist häufig beim Spiel übermäßig laut oder hat Schwierigkeiten, sich leise zu<br />

beschäftigen.<br />

5. Zeigt ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivität, das durch die<br />

soziale Umgebung oder durch Aufforderungen nicht durchgreifend<br />

beeinflussbar ist.


90%<br />

80%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

6%<br />

3% 4%<br />

40,0%<br />

10,0%<br />

massive Probleme<br />

bereits zu Beginn<br />

der Grundschule<br />

Überweisung auf<br />

die Sonderschule<br />

fortgeschrittenes<br />

Schuleschwänzen<br />

Wiederholen in<br />

Schullaufbahn<br />

mind. 1x eine<br />

Klasse<br />

Abbruch der<br />

Schullaufbahn<br />

ohne<br />

Schulabschluss<br />

Risikospirale ADHS und Schule<br />

mit ADHS ohne ADHS<br />

Quelle: Barkley u. Fischer 1996,Lehmkuhl, Schirmann, Doepfner, Adam 1999


Verteilung des IQ in der Bevölkerung<br />

/ ADHS 1)<br />

+ 5,6<br />

hochbegabt<br />

2,27%<br />

9%<br />

105,6<br />

<br />

Quelle: http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.online-iq.de/images/gauss.jpg&imgrefurl=http://www.online-iq.de/theory.php&h=318&w=610&sz=22&hl=de&st<br />

1) Quelle: Prof Dr. Kabat vel Job, ADHS Kongress Magdeburg 2007


Genetische Disposition einer neurobiologischen Regulationsstörung in<br />

den Bereichen Aufmerksamkeit, Impulskontrolle, Motorik<br />

ADHS begünstigende<br />

Familiensituation<br />

(Genetik)<br />

Strukturlosigkeit,<br />

unwirksame,<br />

stressige<br />

Interaktionen<br />

ungünstiges<br />

Temperament<br />

rastlos,<br />

ohne<br />

Ausdauer,<br />

unüberlegt<br />

Familienstress,<br />

disjunktes elterliches<br />

Erziehungsverhalten<br />

Überforderungssyndrom,<br />

Rückzug /<br />

Verweigerung<br />

Trennung, Scheidung<br />

Interaktionskompetenzdefizite<br />

Wahrnehmungsstörungen,<br />

Teilleistungsschwächen<br />

(z.B. LRS)<br />

Peerstress<br />

Zurückweisung,<br />

Ablehnung<br />

durch<br />

Gleichaltrige<br />

Verhaltensstress<br />

Kaum beeinflussbares,<br />

oppositionelles<br />

Problemverhalten<br />

Lehrerstress<br />

Hilflosigkeit,<br />

Überforderung,<br />

dann Ablehnung durch<br />

Lehrer u. sich verstärkende<br />

schulische<br />

Misserfolge<br />

Bindung an deviante<br />

Gleichaltrigengruppen,<br />

Mobbing, Diebstahl,<br />

Pöbeleien, Schul-<br />

Schwänzen, fortgesetztes<br />

regelüberschreitendes<br />

Verhalten<br />

Komorbiditäten<br />

Ausprägung<br />

psychopathologischer<br />

Begleiterkrankungen<br />

(Angststörungen, Suchterkrankungen,<br />

Tics,<br />

Störungen. d. Sozialverh.<br />

Teilleistungsstörungen<br />

Exorbitante<br />

begabungsinadäquate<br />

Schulprobleme<br />

-Leistungseinbruch<br />

-Nichtversetzung<br />

-Schulausschluss<br />

-Schulformrückstufung<br />

-Sonderschulzuweisung<br />

-Unbeschulbarkeit<br />

Ausgeprägte Störungen<br />

des Sozialverhaltens<br />

Nicht beeinflussbare<br />

expansiv-oppositionell<br />

aggressive<br />

Verweigerungshaltung //<br />

depressiver Rückzug<br />

Schwere<br />

umfassende<br />

chronifizierte<br />

Sozialinte-<br />

grations-<br />

Störungen<br />

Delinquenz /<br />

Sozialisolation<br />

© Biegert 2006/07<br />

3 5 7 10 14<br />

17<br />

Frühe Kindheit<br />

Mittlere Kindheit<br />

Adoleszenz


Underachievement<br />

ADHS<br />

Ein hohes Maß an Ablenkbarkeit, kurze Aufmerksamkeitsdauer, mangelnde Befähigung<br />

zur Selbststrukturierung und –orientierung und ständig auf der Suche nach neuen Reizen,<br />

damit sind Entwicklungsbeeinträchtigungen vorprogrammiert. Zum eigentlichen Handikap<br />

aber wird ADHS mit zunehmender Diskrepanz zwischen den Anpassungsanforderungen und<br />

der ADHS- Verhaltensdisposition i. d. R. spätestens mit dem Eintritt ins Schulalter.<br />

ADHS-Kinder bleiben in ihrer schulischen Entwicklung um bis zu 90 % unter ihrem Intelligenzniveau.<br />

Mangel an Begabung kann als Begründung für diese negativere Schulperspektive nicht<br />

herangezogen werden. Trotz immer wiederkehrender Bemühungen ausbleibende schulische<br />

Erfolge und jahrelange, von ständiger Ausgrenzung geprägte negative Sozialerfahrung führen<br />

zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Selbstbildes, dann zu mangelndem Zutrauen in die<br />

eigenen Fähigkeiten, darauf zu Motivationslosigkeit und Misserfolgserwartung, am Ende in<br />

eine oppositionelle Verweigerungshaltung mit hohem Delinquenzrisiko oder depressiven<br />

Rückzug in jedem Fall zu schweren Sozialintegrationsstörungen.<br />

ADHS führt zu 90% zu Underachievement


Underachievement<br />

UAS *<br />

ADHS<br />

?<br />

* UAS= Underachievement-Syndrom<br />

Prof. Dr. Friedrich Oswald, Universität Wien, Institut für Bildungswissenschaften


Merkmale des UAS<br />

- reduzierte Leistungsmotivation<br />

- Anstrengungsvermeidungshaltung<br />

- Desinteresse am schulischen Lernen (Lustlosigkeit)<br />

- Desinteresse an schulischen Lernbereichen<br />

- Lernschwierigkeiten in bestimmten Bereichen<br />

- defizitäre Lern- und Arbeitstechniken<br />

- mangelndes Selbstbild, Selbstvertrauen, mangelhafte Selbstwirksamkeit<br />

- Sozialintegrations- und Beziehungsprobleme mit Mitschülern und zu Lehrern,<br />

häufig auch zu Eltern<br />

- Isolationsrisiko<br />

- Eine oppositionelle Haltung, sich den Forderungen anderer anzupassen (dies führt dann<br />

auch zu Widerstand gegenüber schulischen Aufgaben, die Anstrengung und<br />

Aufmerksamkeit verlangen.)<br />

- sie lernen das Lernen nicht<br />

- intrapersonelle Diskrepanz: ein diffuses Wahrnehmen von Stärken/ Schwächen,<br />

Unterschied zwischen können und wollen.


Underachievement<br />

UAS<br />

ADHS<br />

In der Regel : NEIN !!<br />

Kinder mit UAS zeigen nur oberflächlich betrachtet ähnliche<br />

Symptome wie ADHS-Kinder.<br />

Etwa:<br />

Unaufmerksamkeit vs. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.<br />

UAer bestätigen auf Nachfrage i.d.R. meistens sehr genau, dass<br />

sie das Gesagte gehört und verstanden haben – im Gegensatz zu<br />

ADHSlern.<br />

Die Diagnosesymptome von ADHS gemäß ICD-10/DSM IV lassen<br />

sich nicht allgemein bijektiv auf die Merkmale des UAS abbilden.


Dennoch gibt es eine Schnittmenge<br />

UAS<br />

ADHS<br />

5% ADHS (= <strong>ca</strong>. 650.000)<br />

9% davon hochbegabt<br />

= 0,45% davon bleiben 90%<br />

unter ihren intellektuellen<br />

Möglichkeiten<br />

Das ist die Schnittmenge = <strong>ca</strong>. 0,4%<br />

<strong>ca</strong>. 60.000 Betroffene


Was wir über ADHS + UAS<br />

wissen:<br />

und<br />

Was wir für einen ADHS/UASwirksamen<br />

Unterricht daraus<br />

ableiten:<br />

1. ADHS + UAS sind<br />

Selbstregulationsstörungen<br />

ADHS/UAS-Kinder brauchen im<br />

Unterricht Fremdregulation d.h.<br />

Strukturen-Rituale-regulierende<br />

Rahmenbedingungen<br />

2. ADHS + UAS sind<br />

Anpassungsstörungen<br />

ADHS/UAS-Kinder brauchen auf allen<br />

unterrichtlichen Ebenen Adaptivität<br />

3. ADHS + UAS führen zu<br />

einer erheblichen<br />

Beeinträchtigung von<br />

Selbstbild und<br />

Selbstwirksamkeit<br />

ADHS/UAS-Kinder benötigen selbstbildund<br />

selbstwirksamkeitsfördernde<br />

unterrichtliche Rahmenbedingungen.


Situationsabhängigkeit des Schülerverhaltens<br />

„Fieberkurve“ für die Ausprägungsintensität der ADHS-Symptomatik<br />

ADHS<br />

non ADHS


Underachievement und ADHS<br />

Konsequenzen für die Schulpädagogik<br />

a) Selbstregulation fördern - Strukturen gewährleisten!<br />

Verbesserung von Aufmerksamkeitslenkung und Selbststrukturierung durch<br />

wirksame pädagogische Führung.<br />

b) Erfolge ermöglichen - Leerlauf vermeiden!<br />

Förderung von Lernerfolgen durch<br />

möglichst hohe aber adaptive, kognitive und methodische Anforderungen.<br />

c) Verbesserung von Selbstbild und Selbstwirksamkeit Positivfeedback-Kultur<br />

Aufbau von Selbstzutrauen und Anstrengungsbereitschaft durch<br />

emotionalen Rückhalt und positive Erfolgserwartung.


Konsequenzen im Einzelnen insbesondere im Hinblick auf<br />

die UAS/ADHS-Schnittmenge<br />

1. … dass sehr viel intensivere Förderbemühungen notwendig sind, als es die traditionell vorherrschende<br />

optimistische Einschätzung der Leistungspotentiale wahr haben wollte/will, damit Hochbegabte ihre<br />

Potentiale tatsächlich in Leistung umsetzen können.<br />

2. Intensive Motivationsförderung betreiben, damit langgedehnte Lernprozesse konzentriert<br />

durchgeführt werden können.<br />

3. Den aversiven Gehalt von Lernprozessen entscheidend minimieren.<br />

4. Für Hochbegabte als vorausschauend denkende und planende (bisweilen zu Perfektionismus neigende)<br />

Kinder ist eine unstrukturierte Lernumwelt mit kaum vorhersagbaren Gegebenheiten ein echtes<br />

Hindernis.<br />

5. Wenn niedrige inadaptive kognitive und/oder methodische Anforderungen bestehen, selten logisch<br />

argumentiert wird, Vergesslichkeit und Ungerechtigkeit an der Tagesordnung sind, und Regelabweichungen<br />

und Inkonsequenz Standard sind, dann erweist sich ein solches Setting als ADHS/UAS-<br />

Verstärker erster Güte.<br />

6. Häufiges (bei ADHS schwerpunktmäßig positives) Feedback.<br />

7. Zwingend: Bloßstellung vermeiden ! „Der hochbegabt ? – Schau Dir mal seine Noten an !“<br />

8. Differenzierter Unterricht, in dem Individualisierung nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist.<br />

9. Eine gute praxisbezogene Aus-Fort-Weiterbildung von Lehrern nach der Formel: „Nur gute Lehrer halten<br />

guten Unterricht“<br />

10. Die Grunderkenntnis „Begabung ist nicht gleich Leistung“ auf allen Ebenen * (kognitiv-sozial-emotional)<br />

umsetzen.<br />

*(dabei gilt: je extremer die intellektuellen Fähigkeiten, umso ausgeprägter diese Diskrepanz)


Wer nichts tun will, sucht Gründe.<br />

Wer etwas tun will, findet einen Weg !


Herzlichen Dank für<br />

Ihre Aufmerksamkeit.<br />

Ihre Fragen bitte !<br />

Underachievement<br />

und<br />

ADHS<br />

Studienkonferenz<br />

> Underachiever <<br />

Samstag, 24.02.2008<br />

10:00 – 11:15 Uhr


Underachievement at<br />

School and Afterwards


1974<br />

Matching the experimental groups<br />

T and C1<br />

Equal Ability<br />

C2<br />

Random Ability<br />

Sex<br />

Age<br />

School Class<br />

Neighbourhood


Non-verbal intelligence measure<br />

Raven raw score<br />

Groups Mean SD<br />

Labelled gifted (T) 34.53 12.85<br />

Matched ability (C1) 34.60 11.45<br />

Random<br />

Classmates<br />

(C2) 28.75 11.58<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

T C1 C2<br />

Groups matched for gender, age and SES<br />

Mean


IQ measure<br />

Stanford-Binet - IQ<br />

Groups Mean SD<br />

Labelled gifted (T) 147.10 17.41<br />

Matched ability (C1) 134.34 17.13<br />

Random<br />

Classmates<br />

(C2) 119.20 16.09<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

T C1 C2<br />

Groups matched for gender, age and SES<br />

Mean


Adjustment at school<br />

Under-reaction<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

T C1 C2<br />

Non-specific<br />

Withdrawal<br />

Percentages for each group (n = 70)<br />

All differences signifi<strong>ca</strong>nt at p < 0.1


Adjustment at school<br />

Over-reaction<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Peer maladaptiveness<br />

Hostility<br />

Inconsequence<br />

0<br />

T C1 C2<br />

Percentages for each group (n = 70)<br />

All differences signifi<strong>ca</strong>nt at p < 0.1


The sample in 1974 and 2006<br />

1974<br />

sample<br />

2006<br />

sample<br />

Sample size 210 85<br />

Sample age 5-14 37-46<br />

Target group 70 33<br />

Control-one group 70 27<br />

Control-two group 70 25<br />

Matched triads 70 5


The sample IQs in 1974 and 2006<br />

1974<br />

sample<br />

2006<br />

sample<br />

IQ range 97-170 101-170<br />

IQ140+ 82 43<br />

IQ160+ 17 13


Analysis of in-depth data is difficult…


Gifts and talents are<br />

not<br />

directly related to<br />

emotional adjustment


Reasons for outstanding examination<br />

success<br />

High<br />

a<strong>ca</strong>demic<br />

potential<br />

Better memory, concentration<br />

and multi-attentiveness<br />

Comfortable<br />

in school<br />

set-up<br />

Appropriate<br />

edu<strong>ca</strong>tional<br />

provision<br />

Accepting the agenda, written<br />

and unwritten<br />

High quality material and good<br />

communi<strong>ca</strong>tion from teachers<br />

and parents


Reasons why a<strong>ca</strong>demic promise was<br />

not fulfilled - underachievement<br />

Lack of<br />

opportunity<br />

Poor provision - poor teaching,<br />

lack of relevance to real life<br />

Poor<br />

self-concept<br />

Poor ego strength, self criticism,<br />

personality, low motivation<br />

Poor support<br />

Lack of ‘permission’ to be successful, low<br />

expectations – gender, social class, learning<br />

problems


Some<br />

introductions


Emotional problems<br />

“Ah Tos<strong>ca</strong>, you<br />

must pay most<br />

dearly for his life”


TOO MANY CHOICES


Determination and flexibility<br />

Anna Markland<br />

Pianist and singer


A wrong turn<br />

Jocelyn Lavin<br />

‘Gifted underachiever’


Human relationships


RHINO – Really Here in Name Only<br />

Ady Toms<br />

Milkman


Unconventional<br />

Ady Toms<br />

Professional Gambler


Underachievers need -<br />

Opportunity<br />

Flexible, challenging and focussed. Open access<br />

Aware and informed teachers Evidence-based to contradict<br />

stereotypes and selection<br />

Personal <strong>ca</strong>re Continuous support, avoidance of labelling,<br />

mentoring<br />

Counselling and vo<strong>ca</strong>tional guidance To overcome emotional<br />

blocks, improve self-concept, and discover and<br />

direct interests<br />

Creativity<br />

Permission to make mistakes and take longer,<br />

encouragement to play


Genuine belief and effort on behalf of a<br />

child <strong>ca</strong>n work wonders


Out-of-school<br />

edu<strong>ca</strong>tional<br />

provision for the<br />

gifted and talented<br />

around the world<br />

A report for the<br />

Department of<br />

Edu<strong>ca</strong>tion and Skills<br />

Free via<br />

www.joanfreeman.com


e-mail Adressen der Autoren<br />

Dr. h.c. Hans Biegert<br />

Prof. Dr. Joan Freeman<br />

Silvia Greiten<br />

Ursula Hellert<br />

Prof. Dr. Gerhard Lehwald<br />

Dr. Hella Schick<br />

Dr. Gudrun Schulz-Wensky<br />

Dr. Harald Wagner<br />

Hans.Biegert@hebo-schule.de<br />

joan@JoanFreeman.com<br />

Greiten@aol.com<br />

hellert@cjd-braunschweig.de<br />

lehwald@leipziger-kinderbuero.de<br />

hella.schick@uni-koeln.de<br />

g.schulz.wensky@netcologne.de<br />

wagner@bubev.de


Literatur zum Thema Underachiever<br />

Cogen, V. (2002). Boosting the adolescent underachiever: How parents <strong>ca</strong>n change a “C”<br />

student into an “A” student. Perseus Books.<br />

Heacox, D. (1991). Up from underachievement: How teachers, students, and parents <strong>ca</strong>n work<br />

together to promote student success. Free Spirit Pub.<br />

Janes, S. (2007). Underachievers. Lulu Pr.<br />

Kemmer, M. (2007). Hochbegabungsdiagnostik – Messmethoden und Informationsquellen<br />

unter besonderer Berücksichtigung der Identifikation von hochbegabten Underachievern.<br />

Grin Verlag.<br />

Konrad, M. (2005). (Hoch-)Begabung – (k)eine Chance? Underachiever finden, fordern und<br />

fördern. Ein Beitrag aus dem Deutschunterricht. Lit Verlag.<br />

Mandel, H.P. (1988). The psychology of underachievement: Differential diagnosis and<br />

differential treatment. John Wiley & Sons.<br />

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Bildung und Begabung e.V., Wissenschaftszentrum, Ahrstraße 45, 53175 Bonn, Tel. 0228-959150,<br />

Fax 0228-9591519, e-mail info@bildung-und-begabung.de, www.bildung-und-begabung.de<br />

Geschäftsführer: Dr. Harald Wagner 02/2008

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