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Underachiever<br />
Eine psychologische und pädagogische Herausforderung für<br />
Eltern und Schule<br />
Tagungsbericht<br />
Herausgegeben von Harald Wagner<br />
in Zusammenarbeit mit Hella Schick und<br />
der<br />
Thomas-Morus-Akademie Bensberg
Einladung<br />
Schülerinnen und Schüler, die trotz eines guten<br />
oder sogar sehr guten intellektuellen Potentials nur<br />
mäßige oder schwache Schulleistungen erbringen<br />
oder gar zu Schulversagern werden, stellen Pädagogen<br />
und Psychologen vor schwierige Probleme.<br />
Wie lassen sich Underachiever erkennen, welche<br />
Ursachen sind bekannt? Welche möglichen Ansätze<br />
zur pädagogischen und psychologischen Behandlung<br />
von Underachievement sind Erfolg versprechend?<br />
Zu dieser Studienkonferenz laden wir Sie herzlich<br />
nach Bensberg ein.<br />
Dr. Wolfgang Isenberg<br />
Thomas-Morus-Akademie Bensberg<br />
Dr. Harald Wagner<br />
Bildung und Begabung e.V., Bonn<br />
Programm<br />
Samstag, 23. Februar 2008<br />
10.00 Uhr Begrüßung und Einführung<br />
Verschlungene Wege ins Underachievement<br />
Persönlichkeitsdefizite bei Underachievern<br />
– Entstehung, Erfassung und<br />
Prävention<br />
g Prof. Dr. Gerhard Lehwald, Direktor<br />
des Zentrums für Potentialanalyse und<br />
Begabtenförderung, Leiter des Leipziger<br />
Kinderbüros<br />
11.30 Uhr Kaffee- und Teepause<br />
11.45 Uhr Underachievement – und was hat die<br />
Schule damit zu tun?<br />
Typen von Underachievern und Klärung<br />
von schulischen Interventionsmöglichkeiten<br />
g Ursula Hellert, Gesamtleiterin CJD<br />
Braunschweig, Christliches Jugenddorfwerk<br />
Deutschlands<br />
13.00 Uhr Mittagessen<br />
14.30 Uhr Workshops<br />
1. Förderdiagnostische Methoden zur<br />
Erfassung von Underachievement<br />
Methoden zur Differenzierung von Lernund<br />
Motivierungsprozessen in der Schule<br />
g Prof. Dr. Gerhard Lehwald, Leipzig<br />
2. Underachiever brauchen Schulen, die<br />
ihnen Entwicklungschancen bieten<br />
Erfahrungen aus dem Schulversuch<br />
„SoBeg“ (Sonderpädagogische Begabtengruppe)<br />
am Geschwister-Scholl-Gymnasium<br />
Lüdenscheid<br />
g Silvia Greiten, Koordinatorin So-Beg-<br />
Schulversuch, Geschwister-Scholl-<br />
Gymnasium Lüdenscheid<br />
3. Schulische Interventionsmöglichkeiten<br />
Beschreibung und Abgrenzung anhand<br />
von Fallbeispielen<br />
g Ursula Hellert, Braunschweig<br />
4. Wirksame schulpädagogische Konzepte<br />
im Umgang mit AD(H)S-Kindern<br />
Schulpädagogische Konzepte, die sich im<br />
Umgang mit AD(H)S-Kindern als wirksam<br />
erwiesen haben, liefern auch beachtenswerte<br />
Ansätze für die Diskussion der<br />
schulischen Förderung von Underachievern<br />
im Allgemeinen.<br />
g Dr. h.c. Hans Biegert, Leitender Schuldirektor<br />
und Schulträger, HEBO-Privatschule<br />
(staatlich anerkannte Privatschule<br />
mit besonderer pädagogischer Prägung<br />
zur Förderung von Kindern mit AD(H)S<br />
und Teilleistungsstörungen), Bonn<br />
5. Von Begabung zur Leistung<br />
Schulerfolg durch Motivation und<br />
Selbststeuerung<br />
g Dr. Gudrun Schulz-Wensky, Zwischen-<br />
Schritte, Institut für Lern- und Unterrichtsentwicklung,<br />
bis 2007 Schulpsychologin<br />
an der Gesamtschule Köln-Holweide,<br />
Köln<br />
18.00 Uhr Abendessen<br />
19.30 Uhr Underachiever und die Schulpraxis<br />
Berichte aus den Arbeitsgemeinschaften<br />
Moderation:<br />
g Hella Schick, Fachgruppe Psychologie,<br />
Lehrstuhl für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie,<br />
Universität zu Köln<br />
20.30 Uhr Ende des Veranstaltungstages<br />
Sonntag, 24. Februar 2008<br />
Frühstück für Übernachtungsgäste von<br />
7.00 bis 9.00 Uhr<br />
8.00 Uhr Eucharistiefeier in der Edith-Stein-Kapelle<br />
10.00 Uhr Underachiever und ADHS<br />
Zwei Seiten einer Medaille?<br />
g Dr. h.c. Hans Biegert, Bonn<br />
11.15 Uhr Kaffee- und Teepause<br />
11.45 Uhr Underachievement at school and<br />
afterwards<br />
Fallgeschichten aus einer Langzeitstudie<br />
g Prof. Joan Freeman, Middlesex University,<br />
London<br />
13.00 Uhr Mittagessen<br />
14.00 Uhr Ende der Tagung<br />
Tagungsleitung<br />
g Dr. Harald Wagner,<br />
Bildung und Begabung e.V., Bonn<br />
g Andreas Würbel,<br />
Thomas-Morus-Akademie Bensberg
Hinweise<br />
Veranstalter<br />
Bildung und Begabung e.V., Ahrstraße 45,<br />
53175 Bonn, Telefon 0228 - 95915-0,<br />
Telefax 0228 - 95915-19, info@bildung-undbegabung.de;<br />
www.bildung-und-begabung.de<br />
Thomas-Morus-Akademie Bensberg,<br />
Katholische Akademie im Erzbistum Köln<br />
Tagungsort<br />
Thomas-Morus-Akademie Bensberg/Kardinal-<br />
Schulte-Haus, Overather Straße 51-53,<br />
51429 Bergisch Gladbach, Telefon 0 22 04 - 40 80<br />
Anmeldung<br />
Bitte schriftlich an:<br />
Thomas-Morus-Akademie Bensberg<br />
Overather Straße 51-53<br />
51429 Bergisch Gladbach<br />
Telefon 0 22 04 - 40 84 72<br />
Telefax 0 22 04 - 40 84 20<br />
akademie@tma-bensberg.de<br />
www.tma-bensberg.de<br />
Sie erhalten eine Bestätigung Ihrer Anmeldung.<br />
Kostenbeitrag<br />
E 125,00 (Tagungsbeitrag, Verpflegung und Übernachtung);<br />
E 115,00 (Tagungsbeitrag, Verpflegung, aber ohne<br />
Übernachtung/Frühstück).<br />
Ermäßigter Kostenbeitrag<br />
Studierende bis 30 Jahre und Erwerbslose gegen<br />
Vorlage eines gültigen Ausweises:<br />
E 100,00 (Tagungsbeitrag, Verpflegung und Übernachtung);<br />
E 92,00 (Tagungsbeitrag, Verpflegung, aber ohne<br />
Übernachtung/Frühstück).<br />
Für Übernachtungsgäste stehen die Zimmer in der<br />
Regel von 15.00 Uhr am Anreisetag bis 10.00 Uhr<br />
am Abreisetag zur Verfügung.<br />
Zahlungsverfahren<br />
Fügen Sie Ihrer Anmeldung bitte die Zustimmung<br />
zum Lastschrifteinzugsverfahren bei. Der Betrag<br />
wird innerhalb einer Woche nach Bestätigung von<br />
Ihrem Konto abgebucht.<br />
Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass aufgrund<br />
des pauschalierten Kostenbeitrages keine Erstattungen<br />
erfolgen können, wenn einzelne Leistungen nicht<br />
in Anspruch genommen werden.<br />
Rücktrittsbedingungen<br />
Bei Stornierung bis 28 Tage vor Tagungsbeginn wird<br />
eine Bearbeitungsgebühr von E 26,00 erhoben. Wird<br />
die Anmeldung danach zurückgezogen, werden E<br />
51,00 berechnet. Bei einer Absage ab 14 Tage vor<br />
Tagungsbeginn oder Nichterscheinen wird der volle<br />
Teilnehmerbetrag berechnet. Sie haben jederzeit die<br />
kostenfreie Möglichkeit, eine(n) Ersatzteilnehmer(in)<br />
zu benennen.<br />
Bürozeiten der Thomas-Morus-Akademie Bensberg<br />
Montag bis Freitag 8.00 bis 17.00 Uhr<br />
Wegbeschreibung<br />
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />
- Von Köln: Schnellbuslinie 40 (Abfahrt in Köln am<br />
Busbahnhof), Weiterfahrt ab Bensberg-Busbahnhof<br />
mit der Linie 420, Ankunft am Eingang des<br />
Kardinal-Schulte-Hauses, Haltestelle „Thomas-<br />
Morus-Akademie“ (Fahrzeit insgesamt <strong>ca</strong>. 30<br />
Minuten).<br />
- Die Straßenbahnlinie 1 fährt von Köln (Neumarkt)<br />
bis Endstation Bensberg, weiter mit der Buslinie<br />
420 oder 227 oder von dort Fußweg (15-20<br />
Minuten).<br />
- Wie das Tagungszentrum mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
erreicht werden kann, haben wir in<br />
einer ausführlichen Übersicht (Fahrplanauszüge)<br />
zusammengestellt. Sie kann mit einem Vermerk<br />
auf der Anmeldekarte bei uns angefordert werden.<br />
Mit dem PKW:<br />
- Über die A4 zur Ausfahrt: Moitzfeld (Nr. 20).<br />
Bei der ersten Kreuzung links einbiegen, nach<br />
rund 400 m unmittelbar vor der nächsten Ampel<br />
rechts in den Torbogen einfahren.<br />
- Bitte beachten Sie, dass das Erzbistum Köln Gebühren<br />
für das Parken auf den Parkplätzen des<br />
Kardinal-Schulte-Hauses erhebt (max. E 2,00 pro<br />
Tag, sonntags kostenfrei).<br />
Studienkonferenz in Zusammenarbeit mit<br />
Bildung und Begabung<br />
Underachiever<br />
Eine psychologische und pädagogische<br />
Herausforderung für Eltern und Schule<br />
23. bis 24. Februar 2008 (Sa.-So.)<br />
Thomas-Morus-Akademie/Kardinal-Schulte-Haus, Bensberg
Underachiever – Eine psychologische und pädagogische<br />
Herausforderung für Eltern und Schule<br />
Studienkonferenz in Bensberg, 23.-24. Februar 2008<br />
Einleitung<br />
Die gemeinsamen Studienkonferenzen der Thomas Morus Akademie und von Bildung und<br />
Begabung e.V. haben schon eine langjährige Tradition: Seit 2000 werden sie jährlich im<br />
Kardinal-Schulte-Haus in Bensberg/Bergisch-Gladbach bei Köln zu Themen der<br />
Hochbegabung ausgerichtet. Dieses Mal ging es um die „Underachiever - Eine<br />
psychologische und pädagogische Herausforderung für Eltern und Schule“. Für die<br />
Programmgestaltung waren die Erfahrungen mit dem Salzburger Kongress 2006 zum selben<br />
Thema („Versteckt – verkannt – verborgen. Erkennen und Fördern hochbegabter<br />
Underachiever, s. auch www.begabtenzentrum.at – Publikationen – Kongressberichte) eine<br />
große Hilfe. Ebenso wie in Salzburg war auch in Bensberg das Interesse an dem Thema sehr<br />
groß – 167 Teilnehmende hatten sich für die eineinhalbtägige Veranstaltung angemeldet und<br />
damit das Tagungshaus an seine Kapazitätsgrenze gebracht.<br />
Dabei ist Underachievement beileibe kein Modethema, sondern ein echtes, schwerwiegendes<br />
und schwieriges Problem. Echt, weil sich Minderleistung nicht verbergen lässt und trotz aller<br />
Probleme einer sauberen methodischen Definition mehr oder minder ausgeprägt zu Tage tritt;<br />
schwerwiegend, weil die Symptomatik erhebliche negative Konsequenzen für den<br />
Betreffenden oder die Betreffende haben kann; und schwierig, weil die psychologische und<br />
pädagogische Behandlung vielfach aufwändig und langwierig ist. Underachievement<br />
begegnet uns in vielfältigen Formen und Ausprägungen – von der Note 2 oder 3, die mit<br />
einem tadelnden „Das kannst du aber eigentlich viel besser!“ kommentiert wird bis hin zur<br />
Schulverweigerung oder zum Schulausschluss. Underachievement begegnet uns nicht nur bei<br />
Hochbegabten, sondern auch bei durchschnittlich Begabten – eben dann, wenn diese nur<br />
deutlich unterdurchschnittliche Leistungen erzielen.<br />
Underachievement entsteht meist in einem langfristigen, schleichenden Prozess. Die<br />
Entstehungsgeschichte von Schulversagern im Sekundarschulbereich lässt sich häufig in den<br />
Primarschul- oder gar Vorschulbereich zurückverfolgen und schließt meist die<br />
Nichterkennung von Hochbegabung und permanente Unterforderung ein. Und was sich über<br />
lange Zeit aufgebaut und verfestigt hat, ist nicht in kurzer Zeit zu korrigieren. Als zeitliche
Perspektive für die Rehabilitation sind nach herrschender Meinung bis zu vier Jahre zu<br />
veranschlagen.<br />
Hochbegabte Kinder bilden sicher keine Gruppe, die von vornherein stärker mit Problemen<br />
behaftet ist als die durchschnittliche Schülerpopulation, auch wenn manche Ratgeberbücher,<br />
Interessenvereinigungen und Presseberichte dies glauben machen wollen. Sie weisen aber<br />
„spezifische Entwicklungsrisiken für die kognitive wie für die psychische Entwicklung“<br />
(Michael Schulte-Markwort ) auf. So gibt es immer wieder dramatische Einzelfälle, in denen<br />
aufgrund einer Hochbegabung schwerwiegende schulische oder soziale Probleme entstehen,<br />
mit denen Eltern und häufig genug auch Pädagogen einfach überfordert sind.<br />
Das eigentliche Drama von vielen hochbegabten Kindern spielt sich aber wohl weitgehend<br />
unbemerkt und im Verborgenen ab: Sie erleben die Schule vielfach ab der 1. Klasse als einen<br />
Ort, der für sie vor allem Leerlauf, Langeweile und Unterforderung bedeutet. Sie sehen selten<br />
einmal die Notwendigkeit, sich für die Bewältigung einer Aufgabe besonders anstrengen zu<br />
müssen und sie erliegen ohne äußere Anregung und Führung allzu leicht den ungleich<br />
verlockenderen, amüsanteren und abwechselungsreicheren Angeboten unserer Konsum- und<br />
Medienwelt. Viele unserer begabten Kinder und Jugendlichen amüsieren sich zwar nicht zu<br />
Tode, aber sie amüsieren sich in die Mittelmäßigkeit und fallen dabei nicht einmal auf.<br />
Wie kann man eine dauerhafte Anstrengungsbereitschaft und Leistungsmotivation aufbauen,<br />
fördern und aufrechterhalten und damit der Entstehung von Underachievement vorbeugen?<br />
Das scheint eine zentrale Frage der Begabtenförderung zu sein. Leider gibt es auf diese<br />
scheinbar einfache Frage keine einfachen Antworten.<br />
In das Thema führten zwei Vorträge ein, die Underachievement aus psychologischer Sicht<br />
(Prof. Dr. Gerhard Lehwald, Leipzig: „Verschlungene Wege ins Underachievement.<br />
Persönlichkeitsdefizite bei Underachievern – Entstehung, Erfassung und Prävention“) bzw.<br />
aus pädagogischer Sicht (Ursula Hellert, Braunschweig: „Underachievement – und was hat<br />
die Schule damit zu tun? Typen von Underachievern und Klärung von schulischen<br />
Interventionsmöglichkeiten“) analysierten.<br />
Prof. Lehwald gab zunächst einen Überblick über Definition, Symptomatik, Diagnostik und<br />
mögliche Ursachen von Underachievement. Er machte deutlich, dass darunter eine<br />
“pädagogisch relevante“ Diskrepanz zwischen potenzieller und aktueller Leistungsfähigkeit<br />
2
zu verstehen sei, die so definiert natürlich nicht nur Hochbegabte betreffe. Ein erster<br />
notwendiger diagnostischer Schritt sei es, unter Anwendung etablierter und aktueller<br />
Testverfahren das Ausmaß der Diskrepanz zu bestimmen.<br />
Für Ursula Hellert manifestierte sich aus pädagogischer Sicht das Problem darin, dass der<br />
Umsetzungsprozess von Begabung in Leistung nicht mehr gesteuert werden könne. Die<br />
Betroffenen würden damit jedoch sehr unterschiedlich umgehen – alle Facetten von<br />
Verweigerung bis Verzweiflung seien zu finden. Sie wirkten sich auf die motivationale wie<br />
persönliche Entwicklung aus und machten Underachievement schwer therapierbar. Beide<br />
Referenten waren sich drin einig, dass die Ursachen für Underachievement vielfältig seien.<br />
Eine Unterforderung in der Schule allein führe nicht automatisch zur Ausbildung von<br />
Underachievement, sondern nur im Zusammenwirken mit weiteren Risikofaktoren wie<br />
Beziehungsstörungen in der frühen Kindheit, Hilflosigkeitserfahrungen und kritische<br />
Lebensereignisse ebenso wie dsyfunktionale nicht-kognitiven Persönlichkeitsmerkmale und<br />
klinisch bedeutsame Entwicklungsstörungen.<br />
Am Nachmittag standen fünf parallele Workshops zur Wahl, in denen die Thematik in<br />
einzelnen Bereichen vertieft wurde und in denen es zu einem lebhaften Gedanken- und<br />
Meinungsaustausch kam. Prof. Lehwald ergänzte in seinem Workshop „Förderdiagnostische<br />
Methoden zur Erfassung von Underachievement. Methoden zur Differenzierung von Lernund<br />
Motivierungsprozessen in der Schule“ zunächst seine Ausführungen vom Vormittag und<br />
ließ dann die Teilnehmenden im Selbstversuch erfahren, welche Stolpersteine eine<br />
„Augenscheindiagnose“ intellektueller Leistungsfähigkeit in sich birgt. Im zweiten Teil der<br />
des Seminars wurden dann evaluierte Verfahren vorgestellt, mit deren Hilfe eine<br />
differenzierte Diagnostik der Motivationsdefizite von Underachievern auch von Lehrkräften<br />
geleistet werden kann, um Fördermaßnahmen gezielt auswählen und einsetzen zu können.<br />
Silvia Greiten berichtete in dem Workshop „Underachiever brauchen Schulen, die ihnen<br />
Entwicklungschancen bieten“ von einem Schulversuch am Geschwister-Scholl-Gymnasium in<br />
Lüdenscheid. Im Schuljahr 2002/03 sei an dieser Schule eine „Sonderpädagogische<br />
Begabtengruppe (SoBeg)“ eingerichtet worden, um hochbegabten Underachievern durch eine<br />
differenzierte Förderung zu helfen, für sich wieder eine Perspektive in der Institution Schule<br />
zu finden. Das Förderkonzept beziehe insbesondere die negative Lernbiografie begeleitende<br />
auffällige Verhaltensweisen wie mangelnde Organisation des Schulalltags, fehlende<br />
3
Kooperationsbereitschaft und Defizite in sozialen Verhaltensweisen ein, um auch bei<br />
Underachievern mit schwerwiegenden Verhaltensstörungen eine eigentlich notwendige<br />
Überstellung in eine Sonderschuleinrichtung zu vermeiden. Mit Hilfe eines entsprechenden<br />
Personalschlüssels, einer maximalen Individualisierung der Förderpläne und der<br />
Schullaufbahn unter Einbeziehung des Kollegiums und der Eltern seien eindrucksvolle<br />
Erfolge erzielt worden.<br />
Ursula Hellert schilderte in dem Workshop „Schulische Interventionsmöglichkeiten.<br />
Beschreibung und Abgrenzung anhand von Fallbeispielen“ die Projektklassen in den<br />
Klassenstufen 5 und 6 des Dr. Wilhelm-Meyer-Gymnasiums der Jugenddorf-Christophorus-<br />
Schule Braunschweig. Hier würden Kinder zusammengeführt, die trotz ausreichender oder<br />
überdurchschnittlicher Intelligenz nicht die nötige Reife aufweisen, eine typische gymnasiale<br />
Schulform mit Erfolg zu besuchen. Im Mittelpunkt der Arbeit ständen die defizitäre Lern- und<br />
Leistungsentwicklung sowie das Selbstkonzept der Schülerinnen und Schüler. Auch hier<br />
würden auf der Grundlage einer begleitenden differenziellen Diagnostik im Konsens mit den<br />
Eltern individuelle Förderpläne erstellt, die regelmäßig evaluiert und halbjährlich<br />
weitergeschrieben oder verändert werden. Mit Hilfe dieser Maßnahme könne regelmäßig eine<br />
Eingliederung in eine Regelklasse der Jahrgangsstufe 7 erreicht werden.<br />
In dem Workshop „Wirksame schulpädagogische Konzepte im Umgang mit AD(H)S-<br />
Kindern“, die von Dr. Hans Biegert geleitet wurde, kamen Besonderheiten zur Sprache, die<br />
bei der Beschulung von Kindern mit Aufmerksamkeits- und/oder Hyperaktivitätsstörung zu<br />
beachten sind. Die von Dr. Biegert geleitete und getragene HEBO-Privatschule in Bonn<br />
verfüge über jahrelange Erfahrung in der Unterrichtung von Jugendlichen mit solchen<br />
Defiziten und habe ein Konzept entwickelt, diese trotz ihrer Störung zu einem erfolgreichen<br />
Schulabschluss zu führen. Neben Geduld und Lob in einer angstfreien Lernatmosphäre als<br />
oberste pädagogische Leitprinzipien kämen auch hier spezielle Förderpläne zum Einsatz;<br />
kleine Klassen erlaubten zudem eine persönliche Betreuung jedes Einzelnen.<br />
Im Workshop „Von Begabung zur Leistung. Schulerfolg durch Motivation und<br />
Selbststeuerung“ stand die Selbsterfahrung im Vordergrund. Dr. Gudrun Schulz-Wensky aus<br />
Köln erläuterte den Ansatz der Selbstregulationstheorie von Julius Kuhl und machte die<br />
einzelnen Komponenten durch die Bearbeitung von verschiedenen Aufgaben in Kleingruppen<br />
erfahrbar. Ein auf dieser Theorie basierendes computergestütztes Verfahren werde seit vielen<br />
4
Jahren an der Gesamtschule Köln-Holweide erfolgreich eingesetzt, um Underachievern zu<br />
helfen, ihre motivationalen Defizite zu überwinden. Durch praktische Beispiele und Übungen<br />
wurden die Teilnehmenden in Analyse und Training des Selbststeuerungsinventars eingeführt.<br />
Am Abend wurden im Plenum Kurzberichte aus den Workshops gegeben, an die sich eine<br />
Aussprache anschloss. Nach einer Zusammenfassung der in den Vormittagsvorträgen und<br />
Workshops erarbeiteten Inhalte berichteten Teilnehmende der Workshops, was Sie von den<br />
Eindrücken mit nach Hause nehmen. Die engagierten Statements zeigten, dass viele Elemente<br />
der dargestellten Verfahren und Schulprogramme auch auf die vielfältigen und<br />
unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsfelder der Teilnehmenden nutzbringend übertragbar<br />
seien. Es wurde jedoch auch deutlich, dass bei der „Behandlung“ von Underachievement<br />
„Individualisierung“ das oberste Leitprinzip sein müsse. Zudem sei dies ein komplexes<br />
Unterfangen, mit dem der Einzelne überfordert sei. Underachievement sei eine<br />
ernstzunehmende Verhaltensstörung, die eine lange und vielfältige Entstehungsgeschichte<br />
habe und entsprechend auch eine langwierige Therapie erfordere. Alle Beteiligten –<br />
Psychologen, Eltern, Lehrerkräfte, Schulträger – müssten eng zusammenarbeiten. Dabei<br />
dürften die Erwartungen nicht zu hoch angesetzt werden, zumeist führten kleine Schritte nur<br />
nach und nach zum Erfolg.<br />
Am zweiten Tag standen wiederum zwei Hauptvorträge im Programm. Dr. Biegert sprach<br />
zum Thema „Underachiever und ADHS. Zwei Seiten einer Medaille?“. Er stellte dabei sehr<br />
eindrucksvoll die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von ADHS und Underachievement<br />
gegenüber und machte deutlich, dass zwar jedes normalbegabte ADHS-Kind nahezu<br />
zwangsläufig auch zum Underchiever werde, denn die Störung verhindere den Aufbau genau<br />
der selbstregulatorischen Kernkompetenzen, die für erfolgreiches schulisches Lernen<br />
notwendig seien. Er wies jedoch auch nachdrücklich darauf hin, dass Underachiever<br />
allgemein zwar generell Defizite in genau denselben Bereichen aufwiesen, dies aber nicht den<br />
Umkehrschluss erlaube, dass auch jeder Underachiever an ADHS leidet: Einem ADHS liege<br />
eine neuropsychologische Störung zu Grunde, die schon in früher Kindheit ihren Ausdruck im<br />
Verhalten finde. Dies sei jedoch bei den meisten hochbegabten Underachievern nicht der Fall.<br />
Dennoch könnten die therapeutischen Konzepte nutzbringend für beide Gruppen angewendet<br />
werden, da diese an den – in beiden Fällen gleichen – Symptomen ansetzten.<br />
5
Den Abschluss bildete eine Präsentation von Prof. Joan Freeman aus London, die unter dem<br />
Titel „Underachievement at school and afterwards“ von ihrer berühmten Langzeitstudie über<br />
hochbegabte Menschen berichtete und einige Lebenswege von hochbegabten Underachievern<br />
schilderte. Diese sehr eindrucksvollen Berichte beleuchteten erstmals auch die Perspektive der<br />
Lebensspanne: Die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Prof. Freeman über<br />
mehr als 30 Jahre begleitet hat, seien zum Teil selbst schon Großeltern. Die Lebenswege von<br />
Underachievern seien oftmals sehr verschlungen. Vielfach wandele sich ein<br />
Underachievement in späteren Jahren zu einem Achievement, wenn sich die Betroffenen neue<br />
Handlungsfelder erschlössen. Genauso könne aber auch der Weg wieder in die andere<br />
Richtung gehen. Auch in späteren Jahren trügen Kompetenzen der Selbstregulation und der<br />
Selbstsozialisation entscheidend dazu bei, inwieweit diese Probleme überwunden werden<br />
könnten.<br />
Anstelle eines Tagungsberichts mit den schriftlichen Fassungen der Referate werden zu dieser<br />
Veranstaltung die verwendeten Folien veröffentlicht, soweit die Referentinnen und<br />
Referenten sie zur Verfügung gestellt haben, in der Hoffnung, dass sie sich im Wesentlichen<br />
selbst erklären. Für weitergehende Fragen sollte mit den Referenten direkt kommuniziert<br />
werden.<br />
Unser herzlicher Dank gilt Andreas Würbel von der Thomas Morus Akademie, der mit uns<br />
diese Veranstaltung geplant und geleitet hat und der mit seinen Kolleginnen und Kollegen die<br />
Tagung organisatorisch perfekt vorbereitet hat.<br />
Bonn-Bad Godesberg, im März 2008<br />
Harald Wagner<br />
Hella Schick<br />
6
Folie 1<br />
Verschlungene Wege ins<br />
Underachievement<br />
Persönlichkeitsdefizite bei<br />
(hochbegabten) Underachievern:<br />
Entstehung, Erfassung, Prävention<br />
Ausgewählte Literatur bzw. eine Literaturliste zum Thema kann<br />
direkt beim Verfasser erbeten werden (Kontakt: siehe letzte Folie )<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
1<br />
Folie 2<br />
Gliederung 1 Einführung<br />
Underachievement?<br />
Beratungsbedarf?<br />
Kompetenzen?<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
2<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
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Folie 3<br />
Hochbegabte Underachiever 1<br />
Hierunter werden hochbegabte Mädchen<br />
und Jungen verstanden, die auf Grund ihrer<br />
Lerngeschichte der permanenten Unterforderung<br />
die Handlungsmacht über<br />
Aufgaben verloren haben.<br />
Sie weisen eine massive Reduzierung der<br />
Wissbegier, der Leistungsmotivation und<br />
der Anstrengungsbereitschaft auf und<br />
offenbaren im Schulunterricht erhebliche<br />
Anpassungsprobleme und geringe seelische<br />
Stabilität (Ängstlichkeit und<br />
Leistungsbesorgnis).<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
3<br />
Folie 4<br />
Hochbegabte Underachiever 2<br />
Hochbegabte Underachiever können ihre volle<br />
Leistungsfähigkeit zurückgewinnen, wenn die Ursachen<br />
der Störungen beseitigt sind. Erst dann werden sie<br />
wieder in die Lage versetzt, sich für ein hohes<br />
Lernangebot freudig zu interessieren, diesem<br />
eigenständig zu folgen, es tiefgründig zu verarbeiten<br />
und vollständig auszunutzen.<br />
Die Aufgabe von Eltern und Pädagogen besteht darin,<br />
belastende Störungskomplexe im Leben des<br />
Hochbegabten zu bestimmen und durch<br />
zweckentsprechende Übungs- bzw. Trainingsverfahren<br />
dabei zu helfen, eventuell bestehende Denk- und<br />
Lernblockaden abzubauen. Erst dann wird es dem<br />
begabten Kind wieder möglich, seine herausragenden<br />
geistigen Fähigkeiten bei der Lösung anspruchsvoller<br />
Probleme einzusetzen.<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
4<br />
___________________________________________________________________________<br />
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___________________________________________________________________________<br />
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Folie 5<br />
Zwei Wege der Einflussnahme<br />
1. Weg: Schwierigkeit von Aufgaben<br />
erhöhen<br />
2. Weg: Persönlichkeitsdeformierung<br />
stoppen<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
5<br />
Folie 6<br />
Schwierigkeitsgrad von Aufgaben<br />
„<br />
Am Beginn des Prozesses<br />
„Du bist wirklich gut, denn ich war schwer.“<br />
Handlungsmacht über die Aufgabe vorhanden.<br />
Wissbegier hoch, Flow- Erleben hoch,<br />
Anstrengungsbereitschaft hoch, Leistungsbezogene<br />
Angst meist gering<br />
Am Ende des Prozesses<br />
„Du wirst mich in Deinem Zustand nicht schaffen,<br />
auch wenn ich mich etwas leichter mache“.<br />
Handlungsmacht über die Aufgabe verloren gegangen.<br />
Wissbegier gering, Flow nicht vorhanden,<br />
Anstrengungsbereitschaft gering, Leistungsbezogene<br />
Angst meist hoch<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
6<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
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___________________________________________________________________________<br />
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Folie 7<br />
Unterforderung vermeiden: Schweregrad<br />
von Aufgaben erhöhen<br />
‣ Aufgaben sind schwerer, wenn man in<br />
gleicher Zeit mehr von ihnen lösen muss<br />
als andere Schüler/innen<br />
‣ Aufgaben sind schwerer, wenn sie im<br />
Curriculum später liegen, wenn also mehr<br />
Wissen zur Lösung von Schüler/innen<br />
eingesetzt werden muss.<br />
‣ Aufgaben sind schwerer, wenn sie Zusätze<br />
enthalten, die außercurricular sind.<br />
‣ Aufgaben sind schwerer, wenn die Art der<br />
geistigen Tätigkeiten, die sie zur Lösung<br />
erfordern, anspruchsvoll ist.<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
7<br />
Folie 8<br />
Unterforderung vermeiden:<br />
Prozesscharakter der Veränderung<br />
stoppen<br />
Unterforderung<br />
Abbau von Flow - Erleben<br />
Reduzierung von Wissbegier<br />
Verminderung der Anstrengungsbereitschaft<br />
Wandel der Attribuierung<br />
Veränderung des Selbstwertes<br />
Auftreten Lernbezogener Angst<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
8<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 9<br />
Beratungsbedarf<br />
Schule<br />
Beratungsstelle<br />
„Außer“ schule<br />
<br />
<br />
<br />
Schule<br />
Fachliche Unterforderung,<br />
reduzierte Lernmotivation,<br />
Langeweile, Lustlosigkeit,<br />
Fehlattributionen, Entwicklungsund<br />
Persönlichkeitsstörungen.<br />
„Kann mehr als er zeigt“<br />
„Außer“ schule<br />
Geringe seelische Stabilität,<br />
Irreguläre familiäre Bedingungen,<br />
ausgesuchter Freundeskreis.<br />
„Verhaltensauffälligkeiten“<br />
Beratungsstelle<br />
Brillante Testintelligenz, Extreme<br />
Divergenz zur gezeigten<br />
Schulleistung.<br />
„Underachiever“<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
9<br />
Folie 10<br />
Notwendige Kompetenzen von<br />
Schulpsychologen<br />
Genaues Wissen über Hochbegabung<br />
Erfahrungen in der Diagnostik von<br />
Hochbegabung (Tests und Analysehilfen) -<br />
Differentialdiagnostik<br />
Kenntnis spezieller Leistungs- und<br />
Entwicklungsstörungen bei Hochbegabten<br />
Bereitschaft mit Multiplikatoren<br />
zusammenzuarbeiten (Lehrer/innen, Eltern,<br />
Hochschullehrer/innen, Ärzte, Trainer/innen)<br />
Techniken der Gesprächsführung<br />
Hohe kommunikative Fähigkeiten<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
10<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 11<br />
Kompetenzen von „effektiven“<br />
Lehrpersonen (nach Preckel 2007)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
erkennt Bedürfnisse Hochbegabter<br />
besitzt tiefgreifendes Fachwissen zur Hochbegabung<br />
hat Fähigkeit, Curriculum zu differenzieren<br />
ermutigt Schüler/innen unabhängig zu sein<br />
schafft begabungsfreundliches Lernumfeld<br />
schülerzentriert<br />
ist enthusiastisch für Außergewöhnliches<br />
handelt eher moderierend und begleitend<br />
hat ein breites Interessenspektrum<br />
ist selbst eine lebenslang lernende Person<br />
besitzt exzellente kommunikative Fähigkeiten<br />
ist bereit, Fehler zuzugeben<br />
ist selbst gut „organisiert“<br />
besitzt Sinn für Humor<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
11<br />
Folie 12<br />
Kompetenzen von „Laien“<br />
Kenntnis der Situationsspezifität hochbegabten<br />
Handelns in verschiedenen Lebensbereichen<br />
Entwicklungsbesonderheiten im Lebenslauf<br />
Reaktion auf Entwicklungsaufgaben (besonders<br />
Übergänge zwischen Institutionen)<br />
Mögliche Divergenzen zwischen Schule und<br />
Freizeit<br />
Außerschulische Interessen<br />
Besonderheiten im zwischenmenschlichen<br />
Bereich (Freundeskreis)<br />
Familiensituation (Geschwisterbeziehung,<br />
Mutter-Vater Beziehung, Berufstätigkeit)<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
12<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 13<br />
Gliederung 2: Diagnostik von<br />
Underachievement<br />
Vier Phasen Modell der Diagnose<br />
Intelligenzdiagnostik?<br />
Diagnostik in der Schule?<br />
Neu entwickelte Analysehilfen?<br />
Untersuchungsergebnisse?<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
13<br />
Folie 14<br />
Vier Phasen Modell der Diagnose von<br />
Underachievement (Ziegler et. al. 1999)<br />
>www.informatik.uni-ulm.de<<br />
1. Diagnosephase<br />
Feststellung einer Leistungspotential-Leistung-Diskrepanz<br />
>Erwartungsdiagnose, Performanzdiagnose, Diskrepanzfestellung<<br />
2. Diagnosephase<br />
Explorative Ursachenanalyse<br />
3. Diagnosephase<br />
Verifikationsphase<br />
4. Diagnosephase<br />
Evaluationsphase<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
14<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 15<br />
Intelligenztests 1<br />
‣ Viele Aufgaben in Intelligenztests zur Diagnose von<br />
hochbegabtem Underachievement sind zu leicht<br />
‣ Sie differenzieren unzureichend im oberen Leistungsbereich<br />
(Deckeneffekt)<br />
‣ IQ Tests fassen unzulässigerweise disjunkte<br />
Intelligenzmerkmale zusammen (verbal, numerisch, visuell).<br />
Deshalb sind multidimensionale Testverfahren eindeutig<br />
günstiger<br />
‣ Um das „Potential“ für Leistungen zu prüfen, müssen<br />
Intelligenztests spezifisch sein und sollten trotzdem ein<br />
breites Spektrum abdecken<br />
‣ Reine Schulleistungstest sind gänzlich ungeeignet für eine<br />
Potentialanalyse<br />
‣ Die Testnormen sind notgedrungen an extrem kleinen<br />
Stichproben erhoben und deshalb oft ungenau (!Vorsicht!)<br />
‣ Validitätsprüfung im Hochbegabtenbereich ist äußerst<br />
schwierig, da keine zuverlässigen Außenkriterien bekannt sind<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
15<br />
Folie 16<br />
Intelligenztests 2<br />
Geeignet zur Underachiever Diagnose<br />
(eine Auswahl)<br />
Berliner Intelligenz Struktur Test BIS HB<br />
Münchner Hochbegabungstestbatterie MHBT-P/S<br />
Kognitiver Fähigkeitstest KFT<br />
Intelligenz Struktur Test IST 2000 R<br />
Leistungsprüfsystem LPS<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
16<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 17<br />
Forschungsprojekt<br />
„Wissenschaftlich geprüfte Verfahren<br />
zur Begabtenvorauswahl<br />
und zur Unterstützung förderdiagnostischer<br />
Maßnahmen“<br />
Leitung: Prof. Dr. Gerhard Lehwald, Leipzig<br />
(gefördert vom ÖZBF Salzburg)<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
17<br />
Folie 18<br />
Fragestellungen<br />
<br />
<br />
<br />
Welche methodischen Zugänge sind geeignet,<br />
eventuelle Motivstörungen und Persönlichkeits-<br />
Besonderheiten hochbegabter Underachiever<br />
frühzeitig zu erfassen und relativ sicher abzubilden?<br />
Welche Möglichkeiten gibt es, die Zusammenarbeit<br />
von Psychologen und Pädagogen beim Finden und<br />
Fördern von Underachievern zu verbessern?<br />
Wie kann die diagnostische Kompetenz von<br />
Lehrpersonen in Hinblick auf Hochbegabung<br />
gesteigert werden<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
18<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 19<br />
Screening Verfahren und Checklisten<br />
sind nach heute international gültigen<br />
Vorschriften entwickelte Analysehilfen für<br />
die Hand von Lehrpersonen.<br />
könnten bei Anwendung einer<br />
entsprechenden Untersuchungsmethodik<br />
und nach Einsatz an einer repräsentativen<br />
Stichprobe zu Analyseverfahren<br />
(Fragebögen und Persönlichkeitstests<br />
einschließlich der notwendigen Testnormen)<br />
weiterentwickelt werden.<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
19<br />
Folie 20<br />
Konstruktionsphase<br />
Alle zu entwickelnden Verfahren durchlaufen<br />
den gleichen Modus:<br />
1. Genaue Beschreibung des Diagnostizierungsziels<br />
2. Dimensionsbildung<br />
3. Erarbeitung repräsentativer Items<br />
4. Festlegung der Antwortarten<br />
5. Ausarbeitung der Instruktion*<br />
6. Festlegungen zur Durchführung*<br />
7. Handanweisung zur Verfahrensauswertung*<br />
8. Aufgabenanalyse (Schwierigkeit, Trennschärfe)<br />
9. Untersuchungen zur Revision der Rohform (Validierung)<br />
10.Entwicklung einer Grobklassifikation zur Einschätzung<br />
des Einzelfalls*<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
20<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Methodenübersicht<br />
Folie 21<br />
Methodenübersicht<br />
Vorschul- und Grundschulalter<br />
Vorschul-Erzieher/innen Checkliste VEC<br />
(Neuentwicklung)<br />
Skala Schöpferische Tätigkeiten SST –P<br />
(Neuentwicklung)<br />
Handlungsverfahren Schöpferische Tätigkeiten HST-P<br />
(Neuentwicklung)<br />
Gymnasialschulalter<br />
Fragebogen Erkenntnisstreben - Kurzform FES-K<br />
(Adaptation)<br />
Bilderverfahren Anstrengungsbereitschaft BVA<br />
(Adaptation)<br />
Skala Flow Erleben (Übernahme von Rheinberg)<br />
Fragebogen Lernbezogene Angst LBA (Neuentwicklung)<br />
Lehrercheckliste zur Selbsterfassung von<br />
Bewertungstendenzen (Adaptation des FEBO)<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
21<br />
Folie 22<br />
Fragebogen Erkenntnisstreben FES-K<br />
Dimension: Kognitive Wissbegier<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Aussage<br />
stimmt stimmt nicht<br />
________________________________________________________________ ___________<br />
1. Ich suche in der Bücherei oft nach Büchern, die den<br />
Unterrichtsstoff erweitern.<br />
_______________________________________________________________ ____________<br />
2. Es bereitet mir Vergnügen, einen Lehrsatz zu beweisen.<br />
________________________________________________________________ ___________<br />
3. Wenn ich im Unterricht etwas nicht verstanden habe,<br />
informiere ich mich im Internet oder in Nachschlagewerken<br />
________________________________________________________________ _________<br />
4. Mir ist es ein Bedürfnis, mich mit lehrreichen Dingen<br />
zu beschäftigen.<br />
________________________________________________________________ ___________<br />
5. Wenn ich einen mir unbekannten Werkstoff sehe, bastle<br />
ich gerne damit, um dessen Eigenschaften zu erkennen.<br />
________________________________________________________________ ___________<br />
6. Da das Lernen mich langweilt, f ühle ich mich nur am<br />
Wochenende wohl.<br />
________________________________________________________________ ___________<br />
7. Ich will stets den Zusammenhang zwischen verschiedenen<br />
Geschehnissen begreifen.<br />
________________________________________________________________ _______<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
22<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 23<br />
Bilderverfahren Anstrengungsbereitschaft<br />
Inhaltsbereich Naturwissenschaft Einzelbild<br />
Sie denkt…/ Er denkt…<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ich arbeite oft ohne Pause weiter<br />
Ich bin erst zufrieden, wenn ich<br />
mein Bestes gebe<br />
Wenn mir Aufgaben nicht zusagen,<br />
verliere ich schnell die Lust<br />
Ich habe schon gelernt, um die<br />
Lösung eines Problems zu kämpfen<br />
Fleiß ist nie meine starke Seite<br />
gewesen<br />
Ich bin gegen mich härter als<br />
andere<br />
Wenn ich ein paar Tage gefaulenzt<br />
habe, drängt es mich, Versäumtes<br />
nachzuholen<br />
Ich gebe nicht eher Ruhe, bis ich<br />
eine Aufgabe erfolgreich beendet<br />
habe<br />
Mühe zahlt sich nicht aus, das<br />
musste ich schon oft erfahren<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
23<br />
Folie 24<br />
Bilderverfahren Anstrengungsbereitschaft<br />
Inhaltsbereich Naturwissenschaft Gruppenbild<br />
Sie denkt…/ Er denkt…<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Um meine Gruppe zum Erfolg zu<br />
bringen, mache ich auch gern die<br />
Arbeit von denen, die sich nicht<br />
bemühen<br />
Ich kann keiner Herausforderung<br />
widerstehe<br />
Die Beschäftigung mit einem<br />
schwierigen Problem macht mich<br />
glücklich<br />
Ich will nicht aufhören bis ich das<br />
Problem gelöst habe<br />
Ich glaube, ich kann alles<br />
schaffen, wenn ich mich nur<br />
genug anstrenge<br />
Wenn mir eine Sache nicht<br />
gelingt,gebe ich nicht auf<br />
Ich bin leicht verärgert, wenn mir<br />
eine Aufgabe nicht<br />
hundertprozentig gelingt<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
24<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 25<br />
Bilderverfahren Anstrengungsbereitschaft<br />
Inhaltsbereich Naturwissenschaft: Schüler/Lehrer Bild<br />
Die Schülerin / Der Schüler denkt…<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Es ist mir lieber, jemand erklärt<br />
mir etwas, als dass ich es selbst<br />
herausfinde<br />
Ich kann keiner Herausforderung<br />
widerstehen<br />
Ich will nicht aufhören bis ich das<br />
Problem gelöst habe<br />
Die anstrengenden Dinge muss<br />
man am besten schnell hinter sich<br />
bringen<br />
Ich könnte bestimmt bessere<br />
Leistungen erreichen, aber ich bin<br />
ein bisschen willenschwach<br />
Ich bin leicht verärgert, wenn mir<br />
eine Aufgabe nicht<br />
hundertprozentig gelingt<br />
Ich will nicht aufhören bis ich das<br />
Problem gelöst habe<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
25<br />
Folie 26<br />
Fragebogen Flow-Erleben (Rheinberg 2004)<br />
Flow Erleben<br />
Leistungs-Besorgtheit:<br />
<br />
<br />
<br />
Meine Gedanken bzw.<br />
Aktivitäten liefen<br />
flüssig und glatt.<br />
Ich fühlte mich<br />
optimal beansprucht.<br />
Mein Kopf war völlig<br />
klar.<br />
<br />
<br />
<br />
Ich machte mir<br />
Sorgen<br />
über einen Misserfolg.<br />
Ich durfte keine Fehler<br />
machen.<br />
Es stand etwas<br />
Wichtiges auf dem<br />
Spiel.<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
26<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 27<br />
Fragebogen Lernbezogene Angst<br />
Dimensionen Leistungsfördernde Angst & Leistungshemmende Angst<br />
1. Unter dem Druck einer wichtigen Klassenarbeit arbeite ich<br />
besser als sonst. R F<br />
3. Wenn ich bei einer Arbeit die erste Aufgabe nicht<br />
hinkriege, bin ich so aufgeregt, dass ich leichte Aufgaben<br />
dann auch nicht mehr kann. R F<br />
4. Durch Angst nicht das „Richtige zu tun“ gelingt es mir<br />
kaum, Regeln alleine zu finden R F<br />
11. Ich kann auch unter großem Druck noch gut lernen<br />
und das Gelernte erfolgreich anwenden. R F<br />
10. Bei bekannten Lösungswegen bleibe ich, denn neue<br />
können Risiken in sich bieten. R F<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
27<br />
Folie 28<br />
Mathematik Interesse und Flow Erleben<br />
österreichweite Untersuchung (Lehwald 2004); n=746<br />
Flow Skala<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
MaJ+ MaM+ MaJ- MaM- MaG+ MaG-<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
28<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 29<br />
Mathematik Interesse und Leistungsbesorgtheit<br />
österreichweite Untersuchung (Lehwald 2004); n=746<br />
1 8<br />
1 6<br />
1 4<br />
1 2<br />
1 0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Sorge<br />
0<br />
M a J + M a M + M a J - M a M -<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
29<br />
Folie 30<br />
Mathematik Interesse (PMI) und Anstrengungsbereitschaft<br />
(BVA) österreichweite Untersuchung Lehwald 2004; n=746<br />
BVA<br />
10,5<br />
10<br />
9,5<br />
9<br />
Mathe Int. hoch<br />
Mathe Int. niedrig<br />
8,5<br />
8<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
30<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 31<br />
Anstrengungsbereitschaft und Erkenntnisstreben<br />
bei Underachievern (Latzko 2007)<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Anstrengungsbereitschaft<br />
BVA<br />
Erkenntnisstreben<br />
FES-K<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
Achiever<br />
Underachiever<br />
31<br />
Folie 32<br />
Gliederung 3: Entwicklung von<br />
Basismerkmalen für Underachievement<br />
Entwicklung im Vorschulalter?<br />
Entwicklung im Grundschulalter?<br />
Entwicklung in weiterführenden<br />
Schulen?<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
32<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 33<br />
Vorschulalter:Basismerkmale für<br />
Underachievement<br />
Unzureichende Bewältigung von<br />
Entwicklungsaufgaben<br />
Unterdrückte Neugier/ unsichere Bindung an<br />
Betreuungspersonen<br />
deformiertes Selbstkonzept<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
33<br />
Folie 34<br />
Vorschulalter: Entwicklungsaufgaben<br />
Psychische Entwicklung kann erklärt werden<br />
durch die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben.<br />
Das sind normative Probleme, die vom Einzelnen<br />
gelöst werden müssen. Entwicklungsaufgaben<br />
gliedern somit den Entwicklungsverlauf über die<br />
Lebensspanne. Vier Komponenten sind dabei zu<br />
unterscheiden:<br />
Individueller Entwicklungsstand (aktuelle<br />
Leistungsfähigkeit)<br />
Entwicklungsnorm<br />
Zielsetzung durch das Individuum<br />
Zone der nächsten Entwicklung (Wygotski)<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
34<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 35<br />
Zone der nächsten Entwicklung (Wygotski)<br />
NE<br />
AdA<br />
AdA<br />
NE<br />
A<br />
AL<br />
NE<br />
AL<br />
A<br />
S<br />
AL<br />
S<br />
Erzieherische Kompetenz bedeutet, die jeweilige<br />
Zone der nächsten Entwicklung (NE) auf Grundlage<br />
der aktuellen Leistung (AL) des Kindes aufzuspüren<br />
und darauf aufbauend, die Auseinandersetzung mit<br />
der sachlichen und sozialen Umwelt aktiv zu fördern.<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
35<br />
Folie 36<br />
Bindung, Neugier, Explorationsverhalten<br />
(Bowlby, Ainsworth)<br />
Bindungssystem<br />
Explorationssystem<br />
Bindungssystem<br />
Explorationssystem<br />
Bei Erregung<br />
Bei Beruhigung<br />
des Bindungssystem<br />
des Bindungssystems<br />
(unsichere<br />
(sichere<br />
Bindung)<br />
Bindung)<br />
wird das<br />
Erkundungssystem<br />
wird das Erkundungssystem<br />
gedämpft. Das<br />
aktiviert.<br />
Kind<br />
Das<br />
ist ängstlich,<br />
Kind ist unternehmungslustig,<br />
unsicher, misstrauisch.<br />
neugierig und explorativ.<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
36<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 37<br />
Vorschulalter: Entwicklung des aktiven<br />
Selbst im Kleinkindalter (nach Schneider)<br />
‣ 5 + Mo. Interesse am Spiegelbild<br />
‣ 9 + Mo. Erkennen Ursache-Wirkung<br />
‣ 15+Mo „Rouge“ Spiel positiv<br />
‣ 18+Mo. Sprachliche Benennung „Ich“<br />
Einbettung in soziale Interaktionen<br />
sicher, unsicher, ambivalent (Ainsworth)<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
37<br />
Folie 38<br />
Entwicklungsaufgaben im Vorschulalter<br />
und familiäre Störungsquellen<br />
Gestörte Mutter Kind Interaktion<br />
Diskontinuität der Interaktion<br />
Stark lenkende oder bestrafende Erziehung<br />
Die desorganisierte Familie<br />
Kein erfolgreiches Modelllernen<br />
Permanente Misserfolge im<br />
Leistungsbereich<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
38<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 39<br />
! Schuleintritt !<br />
Spirale der Enttäuschungen bei<br />
hochbegabten Kindern (Wieczerkowski)<br />
Kinder erleben eine Diskrepanz zwischen<br />
Erwartung (Hoffnung) und Erfüllung<br />
(Realität)<br />
Sie müssen sich einem Lerntempo<br />
„anpassen“, das nicht ihrem kognitiven Stil<br />
entspricht.<br />
Sie erleben einen Dissens zwischen<br />
Anstrengungsbereitschaft und gesetzter<br />
Anforderung<br />
Damit ist der Einstieg in eine Entwicklung zum<br />
„Minderleister“ (Underachiever) vollzogen.<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
39<br />
Folie 40<br />
Entwicklung im Grundschulalter<br />
Persönlichkeitseigenschaften von<br />
Underachievern<br />
Selbstwertvariable (Hanses & Rost)<br />
Skill-development vs. selfenhancement<br />
Ansatz (van Aken u.a.)<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
40<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 41<br />
Vergleich der PFK – Werte bei<br />
hochbegabten Underachievern und<br />
Achievern<br />
______<br />
Hochbegabte-Achiever<br />
______ Hochbegabte-Underachiever<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
41<br />
Folie 42<br />
Vergleich von Selbstwertvariablen bei<br />
hochbegabten Underachievern und Achievern<br />
„Das Drama hochbegabter Underachiever“<br />
______<br />
Hochbegabte-Achiever<br />
______ Hochbegabte-Underachiever<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
42<br />
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___________________________________________________________________________<br />
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___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 43<br />
Strukturmodell für die Beziehung zwischen<br />
Leistung und Selbstkonzept in Mathematik<br />
(van Aken, Helmke & Schneider, 1997)<br />
Leistung<br />
2<br />
.87<br />
Leistung<br />
3<br />
.91<br />
.28 .37<br />
Leistung<br />
4<br />
.46<br />
Selbstkonzept<br />
2<br />
.07 .06<br />
.50<br />
Selbstkonzept<br />
3<br />
.47<br />
Selbstkonzept<br />
4<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
43<br />
Folie 44<br />
Entwicklung von Underachievement<br />
in weiterführenden Schulen<br />
Selbstkonzeptveränderungen<br />
Fehlattribuierung bei Erfolg bzw.<br />
Misserfolg<br />
Probleme beim Expertiseaufbau<br />
Soziale Bezugsnormorientierung<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
44<br />
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___________________________________________________________________________<br />
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Folie 45<br />
! Übergang in weiterführende Schulen !<br />
„Big-fish-little-pond-Effekt“ (Marsh)<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
45<br />
Folie 46<br />
Ausdifferenzierung des Selbstkonzepts<br />
leicht verändert nach MARSH & SHAVELSON, 1985<br />
Allgemeines akademisches<br />
Selbstkonzept<br />
Mathematisches<br />
Selbstkonzept<br />
Sprachliches<br />
Selbstkonzept<br />
Selbstkonzept<br />
Mathe<br />
Selbstkonzept<br />
Physik<br />
Selbstkonzept<br />
Biologie<br />
Selbstkonzept<br />
Geographie<br />
Selbstkonzept<br />
Geschichte<br />
Selbstkonzept<br />
Fremdspr.<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
46<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
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___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 47<br />
Attribuierungsgewohnheiten (Weiner)<br />
Erfolg vs. Misserfolg<br />
PERSON<br />
STABILITÄT<br />
Stabil<br />
internal<br />
Fähigkeit<br />
external<br />
A.schwierigkeit<br />
Variabel<br />
Anstrengung Zufall/Pech<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
47<br />
Folie 48<br />
Bezugsnormorientierung bei Lehrpersonen<br />
„soziale Bezugsnorm“<br />
„individuelle Bezugnorm“<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Sie beurteilen das<br />
Leistungsniveau ihrer<br />
Schützlinge eher statisch<br />
Die Leistungsbewertung<br />
beruht auf interindividuellen<br />
Querschnittsvergleichen<br />
Sie attribuieren<br />
Schulleistungen auf<br />
zeitstabile Ursachen (z.B.<br />
Begabung, Arbeitshaltung,<br />
häusliches Milieu)<br />
Sie meinen, dass die<br />
schulische Leistungsentwicklung<br />
sicher<br />
vorhersagbar ist<br />
Sie fordern<br />
Angebotsgleichheit<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Sie beurteilen weniger das<br />
Leistungsniveau als die<br />
Dynamik der<br />
Leistungsentwicklung<br />
Zeitvariable Ursachen<br />
(Unterrichtsinhalte, Sachinteresse,<br />
Unterrichtsmethodik)<br />
werden als Ursache für<br />
Leistungsunterschiede<br />
besonders erwähnt<br />
Sie bevorzugen<br />
intraindividuelle<br />
Längsschnittvergleiche<br />
Sie streben nach<br />
angemessener<br />
Schwierigkeitsdosierung<br />
(Prinzip der Passung)<br />
Rheinberg 2006<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
48<br />
___________________________________________________________________________<br />
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___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Folie 49<br />
Wirkungen bei Schüler/innen<br />
Der permanente Einsatz sozialer Bezugsnormorientierung durch<br />
Lehrpersonen hinterlässt ungünstige Wirkungen bei<br />
hochbegabten Schüler/innen.<br />
‣ Sie erleben die eigenen Fortschritte weniger deutlich und<br />
reagieren deshalb öfter misserfolgsmotiviert auf<br />
Empfehlungen der Lehrer/innen.<br />
‣ Nicht selten zeigen sie mehr Schul- und Prüfungsangst und<br />
attribuieren gute Schulleistungen oft auf Zufall (Glück) und<br />
nicht auf die eigene Begabung.<br />
‣ Sie erhalten keinerlei Impulse, da sie aus langjähriger<br />
Erfahrung ihren Platz in der Hierarchie der Klasse nur allzu<br />
gut kennen und hieraus wenig Information zur Steigerung<br />
ihrer Lernleistung ziehen können. Während das sogenannte<br />
„Mittelfeld“ eventuell gefördert wird, sind die Achiever und<br />
Underachiever bei krasser Anwendung der sozialen<br />
Bezugnormorientierung besonders schlecht dran.<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
49<br />
Folie 50<br />
Gliederung 4 Förderung<br />
1) Beurteilungsfehler im Hochbegabtenbereich unterlassen<br />
2) Auf erste Anzeichen von Unterforderung im Unterricht<br />
ständig achten<br />
3) Den Selbstwert bei Underachievern verbessern helfen<br />
4) Ein gutes Lehrer/innen – Schüler/innen Verhältnis<br />
herstellen<br />
5) Defizite im Lern- und Arbeitsverhalten beheben<br />
6) Am außerschulischen Wissen des hochbegabten Kindes<br />
anknüpfen<br />
7) Förderhilfen bei Ängstlichkeit<br />
8) Hilfen bei Selbstwertproblemen<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
50<br />
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___________________________________________________________________________<br />
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___________________________________________________________________________
Folie 51<br />
1) Beurteilungsfehler im<br />
Hochbegabtenbereich unterlassen<br />
• Lobe begabte Kinder richtig und nachhaltig<br />
• Ermögliche auch begabten Schüler/innen<br />
individualisierten Unterricht<br />
• Unterstütze den Aufbau leistungsfördernder<br />
Attributionsmuster im Unterricht<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
51<br />
Folie 52<br />
2) Auf erste Anzeichen von Unterforderung<br />
Hochbegabter im Unterricht beachten<br />
ist unkonzentriert bei Routineaufgaben<br />
löst eher schwere Mathematikaufgaben zügig<br />
stört Unterricht durch ständiges Zwischen- und Nachfragen<br />
mag komplexere Aufgabenstellungen<br />
verrechnet sich oft, obwohl der Lehrstoff verstanden wurde<br />
zeigt besondere Leistungen im außerschulischen Bereich<br />
ist auf einem Spezialgebiet ausgezeichnet (Experte)<br />
verliert die Motivation bei der Routinearbeiten<br />
hat schnelle Auffassungsgabe bei Einführung neuer Themen<br />
trotz Aufmerksamkeitsdefizit gute Beiträge bei schwierigen Themen<br />
deutlicher Leistungseinbruch nach früheren sehr guten Leistungen<br />
ergibt sich oft in Tagträumereien<br />
stört bei sich wiederholenden Übungsaufgaben<br />
ist neugierig bei neuen und herausfordernden Aufgaben<br />
ist mit den Arbeitsergebnissen nicht (leicht) zufrieden<br />
nimmt am Unterricht kaum teil, bei Befragen aber korrekte Antworten<br />
erledigt langweilige Aufgaben oft unvollständig<br />
hat eher fachliches Urteil über Lehrer und Schüler<br />
hat interessante Lernbiografie<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
52<br />
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___________________________________________________________________________<br />
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___________________________________________________________________________
Folie 53<br />
3). Selbstwert (fehl) entwicklung<br />
vermeiden<br />
Underachiever entwickeln im Verlaufe des Kindes- und<br />
Schulalter ein „deformiertes“ Selbstkonzept („Drama“<br />
hochbegabter Underachiever nach Hanses & Rost)<br />
Mögliche Gründe:<br />
Kleinkind- und Vorschulalter: unzureichende Bindungserfahrungen,<br />
mangelnde Responsivität und Anforderung,<br />
Einschränkung der „Funktionslust“, depravierende<br />
Erziehungsstile, eingeschränkte soziale Kontakte zu peers<br />
Schulalter: Dominanz sozialer Bezugsnormen in der<br />
Schulklasse, Dirigismus, unzureichende Ausbildung<br />
selbstwertdienlicher Attribuierungsgewohnheiten, falsches Loben<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
53<br />
Folie 54<br />
4). Ein gutes Lehrer/innen –<br />
Schüler/innen Verhältnis herstellen<br />
Konfliktpotential verhindern!<br />
Bloß nicht!<br />
Individuelle Bezugsnormen anwenden<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
54<br />
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Folie 55<br />
Verhaltensweisen Hochbegabter,<br />
die allgemein das<br />
Konfliktpotential erhöhen<br />
Verhaltensweisen von<br />
Lehrer/innen, die das<br />
Konfliktpotential erhöhen<br />
Unermüdliches Nachfragen<br />
Das letzte Wort haben müssen<br />
Kritik und Widerspruch<br />
Clownerien<br />
Nachgehen einer „Nebenbeschäftigung“<br />
Ignorieren des Schülers/der<br />
Schülerin<br />
Kein Anerkennen von<br />
Hochbegabung<br />
Negative Bewertung neuer Ideen<br />
Etikettierung von begabten<br />
Schüler/innen<br />
Keine sichtbare Beteiligung im<br />
Unterricht<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
(nach Wittmann & Holling<br />
2001)<br />
55<br />
Folie 56<br />
Bloß nicht!<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Unkonventionelle Ideen abwürgen („Das passt nicht zum Stoff“)<br />
Neugier und Erkundungsdrang negieren („Das gehört nicht hierher.“)<br />
Eigenen Antrieb unterbinden („Was für dumme Fragen.“)<br />
Auf festgelegten „Lehrer/innen Weg“ festnageln („Hier vorn spielt die<br />
Musik.“)<br />
Brainstorming Phasen im Unterricht abschaffen („Keine Zeit.“)<br />
Neue Ideen nicht zulassen („Das stört meinen Unterricht.“)<br />
Ideen kritisieren und abfällig werten („Unser kleiner Professor.“)<br />
Kinder im Klassenverband isolieren („Du Spinner.“)<br />
Sinn für Gerechtigkeit unterdrücken („Ich entscheide hier über Noten.“)<br />
Auf später vertrösten „Das verstehst du noch nicht.“, „Das lernst du<br />
später.“<br />
Tiefgründiges Denken verhindern („Fakten, Fakten, Fakten“)<br />
Intellektuellen Witz und Humor ablehnen („Darüber kann keiner<br />
außer dir lachen.“)<br />
Keine Ruhephasen zulassen („Unter Dampf halten.“)<br />
Distanziert bei gelungener Problemlösung reagieren („Das habe ich<br />
von dir nicht anders erwartet“)<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
56<br />
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Folie 57<br />
Individuelle Bezugnormen anwenden<br />
Der überwiegende Einsatz der individuellen<br />
Bezugsnormorientierung durch Lehrpersonen<br />
hinterlässt günstige Wirkungen bei Schüler/innen.<br />
<br />
<br />
<br />
Sie bauen eventuelle Misserfolgsbefürchtungen ab, haben<br />
weniger Schulunlust und auch weniger manifeste Angst.<br />
Begabte spüren deutlich, dass sie weiter vorankommen und an<br />
Kompetenz gewinnen. Aus diesem Grund taucht fehlende<br />
Anstrengungsbereitschaft im Persönlichkeitsprofil der Kinder<br />
ganz selten auf.<br />
Die Stellung des einzelnen Schülers/der Schülerin in der<br />
Leistungsrangreihe seiner/ihrer Klasse spielt eine eher<br />
untergeordnete für die individuelle Leistungsdynamik. Die<br />
Leistungsbesten werden ebenso wie die Leistungsschwachen<br />
optimal gefördert und das „Mittelfeld“ hat davon keinen<br />
Nachteil. (Rheinberg 2006)<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
57<br />
Folie 58<br />
5). Lern- und Arbeitstechniken üben<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Bereitstellung von Hilfsmitteln zur Speicherung neuen<br />
Wissens (Karteikarten, Pensenbuch, Portfolio)<br />
Übungen zur Strukturherstellung<br />
(Zusammenfassungen, Gliederungen, Flussdiagramme)<br />
Planungen des Lernprozesses (Terminkalender,<br />
Markierungen erledigter Aufgaben,<br />
Systematisierungen)<br />
Übungen zur Metakognition (Lernen lernen,<br />
Wissensbestände einschätzen, Methodendefizite<br />
erkennen)<br />
Gestaltung der Lernumgebung (Gestaltung des<br />
Arbeitsplatzes, Ablenkungsmöglichkeiten vermeiden).<br />
• (nach Klippert 1996)<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
58<br />
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Folie 59<br />
6). Am außerschulischen Wissen<br />
anküpfen<br />
Hochbegabte Schüler/innen (Achiever) verfügen über ein<br />
breites außerschulisches Interessenspektrum.<br />
Nach Heilmann(1999) geben Bundessieger für Mathematik<br />
in einer Befragung durchschnittlich 6 verschiedene<br />
Interessengebiete an (Informatik 64%, Sport 65%, Musizieren<br />
51%, Belletristik 45%, Technik 31%, Naturwissenschaftliche<br />
Aktivitäten 27% ) (Mehrfachnennen waren möglich)<br />
! In der Underachieverphase werden im Unterschied zu<br />
den schulischen Aktivitäten die außerschulischen Interessen<br />
weitgehend beibehalten !<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
59<br />
Folie 60<br />
7). Förderhilfen bei Ängstlichkeit<br />
Depravierte Hochbegabte können als Underachiever<br />
lernbezogen, vor allem aber sozialbezogen, ängstlich sein.<br />
Empfehlungen:<br />
Eigenen hohen Anspruch (Perfektionismus) relativieren helfen<br />
Anhaltende Belastungen (durch Asynchronien) beachten<br />
Besondere Sensibilität für Gefahren berücksichtigen<br />
Angst vor Nichtanerkennung durch „Anderssein“ mit Einbettung<br />
in die soziale Gemeinschaft begegnen<br />
Soziale Bezugsnorm bei der Bewertung von Leistungen<br />
weitgehend vermeiden<br />
Dosierte (realistische) Lobstrategien einsetzen<br />
Autogenes Training für Kinder zum Abbau von Spannungen<br />
anwenden<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
60<br />
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Folie 61<br />
8). Hilfen bei Selbstwertproblemen<br />
Attribuierungsgewohnheiten: Fä.=Fähigkeit, A.schw.=<br />
Aufgabenschwierigkeit, An=Anstrengung, Z / P= Zufall/ Pech<br />
Eigenattribution(Schüler/in<br />
ler/in)<br />
PERSON<br />
internal external<br />
STABILITÄT<br />
Stabil Fä. A.schw.<br />
Variabel An. Z / P<br />
Fremdattribution (Lehrer/in)<br />
PERSON<br />
internal external<br />
STABILITÄT<br />
Stabil Fä. A.schw.<br />
Variabel An. Z / P<br />
Günstig ist ein weitgehender<br />
Gleichklang von Eigen- und<br />
Fremdattribution !<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
61<br />
Folie 62<br />
Kontakt<br />
Prof. Dr. Gerhard Lehwald<br />
Zentrum für Potentialanalyse und<br />
Begabtenförderung<br />
Inselstraße 18<br />
04103 Leipzig<br />
beratung@rahn-schulen.de<br />
www.rahn-schulen.de/zentrum<br />
28.02.2008 Zentrum für Potentialanalyse<br />
Prof.Dr. Lehwald<br />
62<br />
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CJD Braunschweig<br />
Underachievement - und was hat die<br />
Schule damit zu tun?<br />
Thomas – Morus - Akademie<br />
Bensberg, 23.2.2008<br />
Ursula Hellert, Gesamtleiterin<br />
CJD Braunschweig<br />
Georg-Westermann-Allee 76<br />
38104 Braunschweig<br />
0531-70 78- 0<br />
E-Mail: cjd@cjd-braunschweig.de
Ziel: Werkzeugkasten ausbilden<br />
(CJD Fortbildungen)<br />
CJD Braunschweig<br />
1. Wie vermittle ich die Anregung zum Aufbau von Eigenverantwortung<br />
(in der Didaktik, in der Pädagogik, in der Gestaltung des<br />
Schulumfeldes)?<br />
2. Wie vermittle ich die Umsetzung von Lese-, Schreib- und<br />
Rechenstrategien?<br />
3. Wie kann ich eine Reattribution zu „Anstrengung“ anregen?<br />
4. Wie organisiere ich die Vernetzung zu anderen Professionen wie<br />
Sozialpädagogen, Therapeuten, Psychologen?<br />
5. Wie kann ich eine Konkordanz der Interventionen von Elternhaus<br />
und Schule erreichen?<br />
6. Wie gestalte ich ein für diese Zielrichtung adäquates Schulumfeld?<br />
7. Kann ich durch eine andere schulorganisatorische Lösung eine<br />
verbesserte Lern- und Arbeitssituation schaffen?<br />
2<br />
Februar 2008
Epidemiologie der Störung<br />
CJD Braunschweig<br />
Jüngere Schüler<br />
Underachievement<br />
hyperkinetische Störung<br />
Ältere Schüler (Jugendalter)<br />
Underachievement<br />
Störung des Sozialverhaltens<br />
__________________________<br />
Bilajac, N.; Fehner, A.<br />
WS 2005/2006<br />
3<br />
Februar 2008
Interventionen<br />
CJD Braunschweig<br />
1. Übernahme von Selbstverantwortung<br />
2. Strategieerwerb, Selbstkontrolle, Reattribution<br />
3. Motivation und Aufbau strategischen Lernens<br />
4. Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule<br />
Abträgliche Interaktionmuster abbauen<br />
Förderliche Interaktionsmuster aufbauen<br />
__________________________<br />
Bilajac, N.; Fehner, A.<br />
WS 2005/2006<br />
4<br />
Februar 2008
Interventionsziele<br />
CJD Braunschweig<br />
Generell: Erhöhung der Quantität und Qualität von Lernhandlungen<br />
1. Vermittlung von Lernstrategien (Leseverständnis und<br />
Aufsatzschreiben) und Arbeitstechniken (Zeiteinteilung), die<br />
der Schüler unzureichend beherrscht<br />
2. Anregung metakognitiver Aktivität (Selbstkontrolle des<br />
Lernverhaltens und Aufbau leistungsförderlicher<br />
Ursachenerklärung [Attributionstraining])<br />
3. Steigerung der Lernmotivation und Förderung<br />
selbstregulierenden Lernens (Formulierung eigener Lernziele,<br />
Selbstbeobachtung und Selbstverstärkung)<br />
__________________________<br />
Bilajac, N.; Fehner, A.<br />
WS 2005/2006<br />
5<br />
Februar 2008
Checkliste…<br />
… charakteristischer Merkmale<br />
von Underachievern<br />
CJD Braunschweig<br />
6<br />
Höchstens durchschnittliche Werte in Schulleistungstests<br />
sowie mäßige bis schlechte Noten, trotz überdurchschnittlicher<br />
Intelligenz in sprachfreien Tests<br />
Geringe Beteiligung am Unterricht<br />
Geringe Ausdauer bei schulrelevanten Aufgaben<br />
Geringe Konzentration<br />
Vermeidung anspruchsvoller Aufgaben<br />
Entmutigung bei neuen und komplexen Aufgaben<br />
Desinteresse an schulrelevanten Fertigkeiten (z.B. freiwilliges<br />
Lesen)<br />
Unorganisiertes Lern- und Arbeitsverhalten (planlos,<br />
überhastet)<br />
Fehler bei der Aufgabenbearbeitung werden ignoriert und<br />
bleiben unbemerkt<br />
Februar 2008
Checkliste…<br />
… charakteristischer Merkmale<br />
von Underachievern II<br />
CJD Braunschweig<br />
Schlechte Zeiteinteilung<br />
Defizite in Lernstrategien (bezüglich Leseverständnis<br />
und Schreibkompetenz)<br />
Fehlende Einsicht in eigene Lerndefizite<br />
Ablehnung von Selbstverantwortung für schlechte Schulleistungen<br />
Ausreden als Entschuldigung für unerledigte Aufgaben<br />
Negative Einschätzung der eigenen Fähigkeiten<br />
Gleichgültigkeit bei Leistungsüberprüfungen<br />
Misserfolge werden durch Fähigkeitsmangel, Erfolge<br />
durch Glück erklärt<br />
Äußerung negativer Einstellungen gegenüber allem,<br />
was die Schule betrifft<br />
__________________________<br />
Bilajac, N.; Fehner, A.<br />
WS 2005/2006<br />
7<br />
Februar 2008
Pogramme variables essential<br />
for success<br />
CJD Braunschweig<br />
positive classroom climate<br />
use of positive language<br />
direct instruction of thinking skills<br />
visual reinforcement<br />
teacher flexibility and creativity<br />
teacher training to integrate multicultural edu<strong>ca</strong>tion and<br />
counselling<br />
emphasis on content and process<br />
integration of language arts and arts<br />
involvement of family members as partners in the edu<strong>ca</strong>tional<br />
process<br />
__________________________<br />
8<br />
Montgomery, D. Ed.:<br />
Able Underachievers<br />
London 2000<br />
Februar 2008
Underachievers with<br />
spatial strenghts<br />
9<br />
early ability in puzzles and mazes<br />
sophisti<strong>ca</strong>ted sense of humour<br />
elaborate doodler<br />
daydreamer – rich fantasy life<br />
creative thinker<br />
high abstract reasoning ability<br />
keen visual memory<br />
avid TV fan<br />
love computers – especially computer graphics<br />
highly <strong>ca</strong>pable in science<br />
excels in geometry<br />
grasps metaphors and analogies<br />
enjoys musics<br />
CJD Braunschweig<br />
__________________________<br />
Montgomery, D. Ed.:<br />
Able Underachievers<br />
London 2000<br />
Februar 2008
General underachievement traits<br />
CJD Braunschweig<br />
low self-esteem<br />
poor performance in one or more basic skills areas: reading,<br />
writing, mathematics<br />
daily work often incomplete or poorly done<br />
pursues projects or shows initiative in non-school enviroment<br />
superior understanding and retention of concepts when<br />
interested<br />
dislikes drill works or practice exercises<br />
signifi<strong>ca</strong>nt quality gap between oral and written work<br />
fear of failure, avoids trying new activities<br />
wide range of interests and possibly special expertise in an<br />
area of investigation and research<br />
10<br />
Februar 2008
General underachievement traits II<br />
CJD Braunschweig<br />
tends to withdraw or be aggressive in the classroom<br />
exceptional memory for factual knowledge<br />
creative imagination<br />
does not work well in groups<br />
sensitive, both in perception and defensiveness<br />
tends to set unrealistic self-expectations<br />
daydreamer, finds it hard to concentrate on tasks as directed<br />
by others<br />
negative school attitude<br />
resists teacher efforts to motivate or discipline behaviour in<br />
class<br />
difficulty in making or maintaining friendships<br />
__________________________<br />
Montgomery, D. Ed.:<br />
Able Underachievers<br />
London 2000<br />
11<br />
Februar 2008
Special group: <strong>ca</strong>reer gifted<br />
(Freemann 1991)<br />
CJD Braunschweig<br />
Früh identifiziert als hochbegabt<br />
Haben in der Aura gelebt<br />
Angst, später zu versagen<br />
Verdacht, zu Unrecht als hochbegabt benannt zu sein<br />
Haltung: - alles Schulische ist nicht interessant genug<br />
- so etwas Langweiliges tun sie nicht<br />
Spirale des Absinkens, selbst in Tests ist Hochbegabung<br />
später oft nicht mehr erkennbar<br />
12<br />
Februar 2008
Underachievers generally show<br />
CJD Braunschweig<br />
a sense of inadeaquacy and limited ambition<br />
a dislike of schoolwork and book learning<br />
poor work habits<br />
unsatisfactory relationships with peers<br />
a high incidence of emotional difficulties<br />
behavioural problems in school<br />
RHINOS = Really Here In Name Only<br />
__________________________<br />
Montgomery, D. Ed.:<br />
Able Underachievers<br />
London 2000<br />
13<br />
Februar 2008
Underachievement<br />
background variables<br />
CJD Braunschweig<br />
individual factors: intelligence, attitudes, motivations,<br />
health etc.<br />
family factors: family/household composition, edu<strong>ca</strong>tional<br />
level of parents, income etc.<br />
community and society factors: social class, ethnicity/race,<br />
gender, housing etc.<br />
school characteristics: school composition, peer effects,<br />
school structures, curriculum on offer etc.<br />
__________________________<br />
West, A. & Pennel, H.<br />
Underachievement in schools<br />
London 2003<br />
14<br />
Februar 2008
Underachievement<br />
Rolle der Grundschule<br />
HELMKE:<br />
CJD Braunschweig<br />
Selbstkonzept bezüglich Leistung entwickelt sich im<br />
Grundschulalter<br />
Motivation und Interessen sind maßgeblich für dieses<br />
Selbstkonzept; für Leistungsentwicklung<br />
15<br />
Februar 2008
Underachiever<br />
CJD Braunschweig<br />
Ungünstige Entwicklungsvoraussetzungen<br />
(z.B. Hochbegabung wird nicht erkannt)<br />
Ungünstige Personenmerkmale<br />
(Motivation, Interessen etc.)<br />
Identifizierbare Gruppen<br />
‣ Sonderpädagogisch (ADHS, LRS etc.)<br />
‣ Vgl. PISA = allgemeine Risikogruppen (Migranten etc.)<br />
16<br />
Februar 2008
Zielvereinbarung<br />
LEON<br />
CJD Braunschweig<br />
1. Ermutigung 2. Konsequenz<br />
Jede Stunde 1 Stein für gute Mitarbeit<br />
8 Steine = 9. Stunde frei<br />
In der 8. Std. wird überprüft, ob das<br />
Ziel erreicht wurde<br />
Wurde es nicht erreicht, besucht Leon<br />
die Nachholzeit bis 16:45h<br />
Diese Zielvereinbarung wird 8 Wochen lang verfolgt. Nach den 8 Wochen soll<br />
Leon durch eine Selbstkontrolle agieren (Ampelsystem)<br />
Die Eigenreflexion dient als Beitrag zum eigenverantwortlichen Handeln<br />
- Eltern müssen mit Punkt 1 und 2 einverstanden sein. Sie drängen ihn nicht,<br />
Versäumtes zu Hause zu erarbeiten. Das was Leon in der Nachholzeit nicht schafft,<br />
wird als Problem gesehen und von päd. Seite nicht weiter aufgegriffen<br />
- Familie begibt sich bis Ostern in eine geeignete Therapie<br />
- Gespräche werden nur mit beiden Elternteilen geführt<br />
17<br />
Februar 2008
Zielvereinbarung<br />
DANIEL<br />
CJD Braunschweig<br />
Daniels selbst erklärtes Ziel ist, dass er diese Schule am Ende der<br />
Klasse 6 mit einer Realschulempfehlung verlassen möchte, um ein<br />
Fußball-Internat besuchen zu können<br />
Wir wollen Daniel auf diesem Weg unterstützen<br />
Daniel hält sich – wie alle Schüler- an die Schulordnung<br />
Daniel wendet keine Gewalt in Form von Beschimpfungen etc.<br />
an, sonst Suspendierung vom Unterricht für 1 Tag<br />
Daniel erscheint zu jeder Unterrichtsstunde pünktlich,<br />
Verspätungen werden notiert und müssen freitags in der 10.<br />
Std. nachgeholt werden<br />
Daniel hat immer alle notwendigen Unterrichtsmaterialien<br />
dabei, sonst kann er am Unterricht nicht teilnehmen<br />
Daniel beteiligt sich aktiv am Unterrichtsgeschehen und lenkt<br />
weder sich noch Mitschüler vom Unterricht ab<br />
18<br />
Februar 2008
Zielvereinbarung<br />
DANIEL II<br />
CJD Braunschweig<br />
Daniel lernt zu Hause die Vokabeln für die Fächer Englisch<br />
und Französisch. Dies wird immer dienstags in der<br />
Trainingsstunde von den Pädagogen überprüft. Kann er die<br />
Vokabeln dann nicht, muss er dies am selben Tag in der 10.<br />
Stunde nachholen<br />
Daniel arbeitet konsequent und bewusst an seinen Zielen,<br />
indem er die Teilziele, die wöchentlich besprochen und<br />
vereinbart werden, in seinem Heft notiert. Dieses Heft legt er<br />
unaufgefordert immer dienstags und freitags nach der 2.<br />
Stunde vor. Hat er das Heft nicht dabei, muss er seine<br />
Teilziele in der 10. Std. neu formulieren und sauber auf ein<br />
DIN-A4-Blatt aufschreiben<br />
19<br />
Februar 2008
Zielvereinbarung<br />
mit der Mutter von DANIEL<br />
gemeinsame Arbeitsgrundlage zwischen<br />
Mutter und dem Projektteam<br />
CJD Braunschweig<br />
Mutter zeichnet täglich das Mitteilungsheft ab<br />
Sie sorgt mit Daniel dafür, dass alle notwendigen<br />
Unterrichtsmaterialien täglich im Schulranzen sind<br />
Mutter bespricht mit ihm die Teilziele und sorgt dafür, dass er<br />
diese verständlich in seinem Heft festhält. Sie zeichnet das<br />
Heft dienstags und freitags ab<br />
Die Mutter stellt Entscheidungen und Maßnahmen des<br />
Projektklassenteams gegenüber Daniel nicht in Frage. Telef.<br />
Rückfragen, bzw. Diskussionen sollten nie im Beisein von<br />
Daniel geführt werden<br />
Nach 4 Wochen erfolgt ein gemeinsames Gespräch mit der<br />
Schule und der Mutter<br />
20<br />
Februar 2008
Unsere Bereiche<br />
Musische<br />
Akademie<br />
1043 Schüler<br />
gegr. 1999<br />
Internationale<br />
Schule<br />
119 Schüler<br />
gegr. 2004<br />
CJD Braunschweig<br />
Zentrum für individuelle<br />
Begabungsförderung<br />
CJD Braunschweig<br />
Psychologische<br />
Beratungsstelle<br />
Ca. 400 Kunden<br />
gegr. 1981<br />
Gymnasium<br />
901 Schüler<br />
gegr. 1977<br />
Internat<br />
120 Schüler<br />
gegr. 1977<br />
Grundschule<br />
206 Schüler<br />
gegr. 1999<br />
21<br />
Februar 2008
Underachievement<br />
CJD Braunschweig<br />
Definition<br />
Underachievement<br />
(Minderleistung)<br />
Der Schüler/die Schülerin zeigt<br />
eine deutlich mindere/niedrigere<br />
schulische Leistung, als<br />
nach der gemessenen intellektuellen<br />
Begabung zu erwarten<br />
ist<br />
22<br />
Februar 2008
Definition<br />
Wie können Lehrkräfte Underachiever von<br />
Achievern unterscheiden?<br />
CJD Braunschweig<br />
Leistungsmessung liegt bei den Lehrkräften<br />
Begabungsmessung muss im Zweifelsfall bei Fachleuten<br />
angefragt werden<br />
Pädagogische Beobachtung bezüglich der Fähigkeit, den<br />
Leistungsprozess selbst zu steuern, kann von Lehrkräften und<br />
ggf. Psychologen durchgeführt werden<br />
<br />
Spevak, Peter A. and Karinch, Maryann, Empowering Underachievers, 2000, S. 9<br />
23<br />
Februar 2008
Definition 2<br />
CJD Braunschweig<br />
Underachiever nennen wir die Schülerinnen<br />
und Schüler, von denen mit größter<br />
Wahrscheinlichkeit angenommen werden<br />
muss, dass sie den Umsetzungsprozess<br />
von Begabung in Leistung nicht selbst<br />
steuern können<br />
24<br />
Februar 2008
Motivation der Underachiever<br />
CJD Braunschweig<br />
Underachiever haben kein Problem mit ihren Fähigkeiten,<br />
sondern ein Problem mit ihrer Haltung<br />
Underachiever haben große Defizite in ihrer Motivation<br />
Externe Motivation wird im üblichen Reifeprozess immer<br />
stärker durch interne Motivation abgelöst, aber nicht bei<br />
Underachievern<br />
25<br />
Februar 2008
4 Bestandteile der Motivation<br />
als Schrittfolge<br />
CJD Braunschweig<br />
Eine Vision von sich selbst haben<br />
Sich selbst verbindlich engagieren<br />
Einen Plan machen<br />
Bis zum Ziel durchhalten<br />
26<br />
Februar 2008
Motivation<br />
CJD Braunschweig<br />
Neurobiologische Beschreibung<br />
1. Streng gesprochen, kann niemand einen Menschen motivieren,<br />
außer dieser sich selbst<br />
2. Motivation ist die Umschreibung für gelerntes Verhalten, das<br />
sich in entsprechenden Hirnstrukturen so vergegenständlicht<br />
hat, dass es künftig abrufbar ist<br />
3. Motivation ist eine Fähigkeit, auf Grund von Training<br />
stimulierende äußere Faktoren so mit eigenen Arbeits- und<br />
Verhaltensstrukturen sowie ggf. Domänewissen verknüpfen zu<br />
können, dass daraus befriedigende selbst gesteuerte<br />
Handlungen/selbst gesteuertes Lernen entsteht<br />
27<br />
Februar 2008
Entwicklung / Gründe<br />
CJD Braunschweig<br />
Umweltfaktoren, kritische<br />
Lebensereignisse, z.B.<br />
Beziehungsstörungen auf Grund<br />
von Verlust<br />
Hilflosigkeitserfahrung als<br />
Objekt in Machtkämpfen<br />
Peers<br />
Klinische Symptomatik z.B.<br />
Depression<br />
Borderline<br />
ADHS<br />
Nicht-kognitive<br />
Persönlichkeitsfaktoren, z.B.<br />
Angst<br />
Strukturierungsunfähigkeit<br />
Defizitäre Kausalattribution<br />
Schulische Faktoren, z.B.<br />
Unterforderung<br />
Mangelnde Erfahrung in<br />
Wertschätzung von Leistung<br />
Wissensdefizite<br />
Die erkennbare Kausalität ist im Regelfall mehrdimensional<br />
28<br />
Februar 2008
Erscheinungsbild<br />
CJD Braunschweig<br />
externalisierend<br />
internalisierend<br />
Die SchülerInnen zeigen<br />
störendes und aggressives<br />
Verhalten, haben eine<br />
mangelnde Steuerung ihres<br />
Kontrollverhaltens<br />
Die SchülerInnen zeigen ein<br />
passives und gleichgültiges<br />
bzw. unauffälliges Verhalten;<br />
sie sind nicht in der Lage, sich<br />
selbst zur Aktion zu bringen,<br />
erst recht nicht in bestimmten<br />
Zeitlimits<br />
29<br />
Februar 2008
Underachievement<br />
CJD Braunschweig<br />
Entwicklungspsychologische Definition<br />
Underachiever sind in einem Entwicklungsstadium stecken<br />
geblieben, das für ihr Alter und die üblicherweise zu<br />
erwartende Entwicklung der Reife nicht mehr angemessen ist<br />
Je kürzer die Spanne zwischen Intervention und<br />
Entstehungsprozess, desto größer die Wirkungschance<br />
30<br />
Februar 2008
Gefährdete erkennen<br />
Was unterscheidet motivierte SchülerInnen von<br />
solchen mit Motivationsdefiziten?<br />
CJD Braunschweig<br />
- Persistance to Completion<br />
(Ausdauer bis zur Fertigstellung)<br />
- Working Within Time Limits<br />
(Einhalten der gesetzten Zeiten)<br />
- Functioning Independently<br />
(Unabhängigkeit von der Unterstützung<br />
anderer beim Arbeiten)<br />
__________________________________<br />
Spevak, Peter A. and Karinch, Maryann, Empowering<br />
Underachievers, 2000, S. 9<br />
31<br />
Februar 2008
Wirksamkeit von Programmen in<br />
Vorschule (KITA) und Grundschule<br />
geförderte Kinder sind nicht geförderten überlegen<br />
CJD Braunschweig<br />
Wirkungen sind bei Testleistungen nur kurzfristig<br />
nachweisbar<br />
Wirkungen sind bei Schulleistungen, motivationalen<br />
Bedingungen, Konzentrationsfähigkeit und kompetenter<br />
Lebensbewältigung jedoch längerfristig nachweisbar<br />
32<br />
Februar 2008
Qualitätskriterien für langfristig<br />
wirksame Programme<br />
CJD Braunschweig<br />
die Förderung der aktiven Tätigkeit des Kindes<br />
die weitreichende Beteiligung der Eltern<br />
eine gute PädagogIn-Kind-Beziehung<br />
ein Training der PädagogInnen für das Programm<br />
eine wiederkehrende Struktur des Tagesablaufs<br />
eine gute Führung der Einrichtung<br />
33<br />
Februar 2008
Voraussetzung<br />
CJD Braunschweig<br />
Bearbeitung von Underachievement setzt<br />
eine begabungsgerechte – d.h. individuell<br />
differenzierte intellektuelle – Ansprache<br />
voraus<br />
34<br />
Februar 2008
Schularten<br />
Grundschule<br />
Potentiell Gefährdete identifizieren<br />
Schule positiv anstrengend gestalten<br />
Strukturierung als höchste Priorität setzen<br />
Professionelle Empathie als Haltung<br />
CJD Braunschweig<br />
Gymnasium<br />
Differenzierung zwischen externalisierenden und<br />
internalisierenden Underachievern (Training, Coaching)<br />
Strukturierung mit Kontrolle verbinden<br />
Grenzen der Intervention erkennen<br />
Beratungsnetzwerk aufbauen<br />
Professionelle Empathie als Haltung<br />
35<br />
Februar 2008
Rahmenbedingungen<br />
CJD Braunschweig<br />
Schulung<br />
Leitbild<br />
der Schule<br />
Qualitätsmanagement<br />
Gleichförmige<br />
Erziehungsstruktur in jedem<br />
Unterricht ist zwingend!<br />
Einbindung der Leitung ist<br />
zwingend!<br />
Elternarbeit ist zwingend!<br />
Anleitungen<br />
Psychologische<br />
Ressource<br />
Organisationsbedingungen<br />
36<br />
Februar 2008
Schulentwicklung<br />
CJD Braunschweig<br />
Die Bearbeitung von Underachievement<br />
ist - nach der Einführung der<br />
Hochbegabtenförderung als gegenwärtige<br />
pädagogische Herausforderung - ein<br />
einzigartiger Motor für Schulentwicklung<br />
37<br />
Februar 2008
Verhaltensweisen von…<br />
CJD Braunschweig<br />
hochbegabten vs. aufmerksamkeitsgestörten Kindern<br />
ADHD<br />
Diminished ability to listen<br />
attentively<br />
Avoids and dislikes sustained<br />
mental activity<br />
Excessive talking<br />
Difficulty following directions<br />
Gifted<br />
Preoccupation with own ideas and<br />
concepts: appears bored<br />
Lack of persistence on tasks that<br />
seem irrelevant<br />
Magnified curiosity and need to<br />
probe yields much talking<br />
Questions rules and directions<br />
38<br />
Februar 2008
Unterschiede…<br />
… begabter Asperger Kinder zu<br />
anderen begabten Kindern<br />
CJD Braunschweig<br />
Pedantisches, nahtloses Sprechen, das nicht aufhört, wobei<br />
Tatsachen und Personendaten verwechselt werden<br />
Niedrige Toleranzschwelle gegenüber Veränderungen, sie können<br />
Klassen- und Schulroutinen vollständig ignorieren<br />
Kein Verständnis für Humor, da sie wörtlich verstehen<br />
Ungeschicktheit bei 50-90 %<br />
Unangemessener Affekt und kein Einfühlungsvermögen – können bei<br />
einem Begräbnis fröhlich aussehen<br />
Zeigen häufig stereotype Verhaltensweisen<br />
39<br />
Februar 2008
CJD Braunschweig<br />
Vielen Dank für Ihre<br />
Aufmerksamkeit!<br />
40<br />
Februar 2008
Folie 1<br />
Workshop 1<br />
Förderdiagnostische Methoden zur<br />
Erfassung von Underachievement<br />
Einführung: Prof. Dr. Gerhard Lehwald, Leipzig<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
1<br />
Folie 2<br />
Gliederung<br />
• Mythen über Hochbegabung<br />
• Schwierigkeiten mit Begabungsbegriffen<br />
• Probleme von Hochbegabtenmodellen<br />
• Konflikte zwischen Potential und Leistung<br />
Einseitigkeiten der Begabungsdiagnostik<br />
• Beratungskompetenz<br />
• Missverständnisse der Begabtenförderung<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
2
Folie 3<br />
Acht Mythen über Hochbegabung<br />
(Winner 1998)<br />
1. Begabung universell?<br />
2. Außergewöhnlicher IQ?<br />
3. Hochbegabung angeboren?<br />
4. Hochbegabung: Konsequenz von<br />
Training?<br />
5. Alle Kinder sind irgendwie begabt?<br />
6. Hochbegabte werden später berühmt?<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
3<br />
Folie 4<br />
Schwierigkeiten mit Begabungsbegriffen (1)<br />
• In der einschlägigen Literatur gibt es eine<br />
Unzahl von Definitionsversuchen<br />
• Am gebräuchlichsten sind IQ Definitionen, d.h.<br />
die Begabung wird als Ausprägung der<br />
Intelligenz in Relation zum<br />
Bevölkerungsdurchschnitt bestimmt.<br />
• Ein solches Vorgehen negiert außerintellektuelle<br />
Eigenschaften des Begabten und kann nicht<br />
Sonderbegabungen in speziellen Domänen<br />
erklären.<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
4
Folie 5<br />
S chwierigkeit m it B egabungsbegriffen (2)<br />
• B egabung ist die aus M otivgründen bevorzugte F orm der O rganisation von<br />
T eilfunktionen der E rkenntnistätigkeit (F . K LIX )<br />
• Intellektuelle H ochbegabung ist ein interindividuelles variables S ystem jener<br />
kognitiven B edingungen, deren aktuelle V erfügbarkeit oder potentielle<br />
E ntw ickelbarkeit es einem Individuum gestattet, herausragende geistige<br />
Leistungen bei der Lösung anspruchsvoller Problem e zu erzielen (F .W E IN E R T)<br />
• H ochbegabt ist, w er in der Lage ist oder in die Lage versetzt w erden kann, sich<br />
für ein Inform ationsangebot hohen N iveaus zu interessieren, ihm zu folgen, es<br />
zu verarbeiten und zu nutzen (K . U R B A N )<br />
• V on H ochbegabung kann m an dann sprechen, w enn ein Kind in bestim m ten<br />
B ereichen seiner geistigen, künstlerische, m otorischen oder sozialen<br />
E ntw icklung den G leichaltrigen deutlich überlegen ist. Sie ist u.a.<br />
gekenn zeichnet durch eine sehr schnelle A uffassungsgabe, hohe Lern- und<br />
D ifferenzierungsm öglichkeit, kreative und eigenständige V erarbeitung<br />
kom plexer P hänom ene, frühen S pracherw erb auf hohem N iveau, ausgeprägte<br />
V orrangigkeit divergenten D enkens, rasches D urchschauen von<br />
Z usam m enhängen, F inden und E rfinden ungew öhnlicher G edankengänge und<br />
urtüm liche F reude, sich geistig zu „tum m eln“ (B undesm inisterium Bildung und<br />
F orschung)<br />
0 3 .0 3 .2 0 0 8 Z e n tru m fü r P o te n tia n a lys e<br />
P ro f.D r.L e h w a ld<br />
5<br />
Folie 6<br />
Schwierigkeit mit Begabungsbegriffen (3)<br />
1. Merkmale des Lernens und<br />
des Denkens<br />
- Hochbegabte haben in<br />
einzelnen Bereichen ein<br />
sehr hohes Detailwissen.<br />
- Ihr Wortschatz ist für<br />
das Alter ungewöhnlich.<br />
- Ihre Sprache ist<br />
ausdrucksvoll, ausgearbeitet<br />
und flüssig.<br />
- Sie können sich Fakten<br />
schnell merken.<br />
- Sie durchschauen sehr<br />
schnell Ursache/Wirkung<br />
Beziehungen.<br />
- Sie suchen nach<br />
Gemeinsamkeiten und<br />
Unterschieden.<br />
- Sie erkennen sehr schnell<br />
zugrunde liegende<br />
Prinzipien.<br />
- Sie können gültige<br />
Verallgemeinerungen<br />
herstellen.<br />
2. Arbeitshaltung und<br />
Interessen<br />
• Motivierte Hochbegabte gehen in<br />
bestimmten Problemen völlig<br />
auf.<br />
• Sie sind bemüht, Aufgaben stets<br />
vollständig zu lösen.<br />
• Sie sind bei Routineaufgaben<br />
leicht gelangweilt.<br />
• Sie streben in ihrem<br />
Interessenschwerpunkt nach<br />
Perfektion.<br />
• Sie sind selbstkritisch.-<br />
• Sie sind mit ihrem Tempo oder<br />
Ergebnis nicht schnell zufrieden<br />
zustellen.<br />
• Sie arbeiten unabhängig, um<br />
hinreichend Zeit für das eigene<br />
Durchdenken eines Problems zu<br />
haben.<br />
• Sie setzen sich hohe<br />
Leistungsziele und lösen (selbst)<br />
gestellte Aufgaben.<br />
3. Merkmale des sozialen<br />
Verhaltens-<br />
• Hochbegabte beschäftigen<br />
sich viel mit Begriffen wie<br />
Recht-Unrecht, Gut-Böse<br />
und sind bereit, sich gegen<br />
Autoritäten zu engagieren<br />
• Sie gehen nicht um jeden<br />
Preis mit der Mehrheit. Sie<br />
sind eher individualistisch.<br />
• Sie akzeptieren keine<br />
Meinung von Erwachsenen,<br />
ohne sie einer kritischen<br />
Prüfung zu unterziehen.<br />
• Sie können gut<br />
Verantwortung übernehmen<br />
und erweisen sich in<br />
Planung und Organisation<br />
als zuverlässig.<br />
• Sie kommen mit<br />
Alterskameraden in der<br />
Regel gut zurecht, suchen<br />
ihre Freundschaften aber<br />
bevorzugt unter Gleich-<br />
Befähigten.<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
6
Folie 7<br />
Probleme mit<br />
Hochbegabtenmodellen<br />
1. Modelle zur g-Faktorentheorie<br />
2. Mönks Modell nach Renzulli<br />
3. Münchner Modell nach Heller<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
7<br />
Folie 8<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
8
Folie 9<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
9<br />
Folie 10<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
10
Folie 11<br />
Konflikte zwischen Potential und Leistung (1)<br />
Begabungsmodelle unterscheiden zwischen potentieller<br />
Begabung (Hochbegabter vs. Minderbegabter) und<br />
tatsächlich gezeigter Leistung.<br />
Ob hohes intellektuelles Potential in besondere Leistungen<br />
(Hochleister vs. Minderleister) umgesetzt wird, ist nach<br />
Auffassung vieler Autoren nicht nur von der Ausprägung<br />
der Intelligenz, sondern von sogenannten Moderatorvariablen<br />
beeinflusst. Dazu zählen:<br />
• Erziehungsverhalten der Eltern<br />
• Lernbedingungen in der Schule<br />
• Nicht kognitive Persönlichkeitsmerkmale<br />
• Kritische Lebensereignisse<br />
• Zufallsfaktoren<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
11<br />
Folie 12<br />
Konflikte zwischen Potential und Leistung (2)<br />
Retrospektive Studien (Bloom 1985) zeigten, dass<br />
individuelle Unterschiede in grundlegenden<br />
kognitiven Fähigkeiten (Intelligenz) nicht die<br />
entscheidende Determinante für<br />
außergewöhnliche Berufskarrieren darstellten.<br />
Stattdessen waren nicht kognitive Faktoren wie<br />
Motivation, Selbstbild, Konzentration und<br />
Ausdauer in Zusammenhang mit Unterstützung<br />
der Eltern und Lehrer/innen hauptsächlich für<br />
außergewöhnliche Leistungen im späteren<br />
Leben verantwortlich!<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
12
Folie 13<br />
Einseitigkeiten der Begabungsdiagnostik (1)<br />
Analyseverfahren (Tests) und Analysehilfen<br />
(z.B. in ihrer Anwendung in der Schule)<br />
• Analyseverfahren sind psychometrisch fundierte Methoden zur<br />
Ergebnisermittlung vor allem in der pädagogisch-psychologischen<br />
Praxis. Bei der Konstruktion dieser Messverfahren müssen<br />
Erkenntnisse und Techniken der Psychometrie, der<br />
Testkonstruktionslehre und der Teststatistik beachtet werden.<br />
• Analysehilfen stellen dagegen oft Vorstufen von Analyseverfahren<br />
dar. Das Hauptunterscheidungskriterium besteht darin, dass eine<br />
Analysehilfe erst dann zu einem Analyseverfahren wird, wenn die<br />
entsprechende Untersuchungsmethodik nach den für die<br />
Testkonstruktion heute international gültigen Vorschriften entwickelt<br />
wurde und wenn sie zumindest auf Reliabilität, Objektivität und<br />
Gültigkeit an einer repräsentativen Stichprobe von Schüler/innen<br />
überprüft wurde.<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
13<br />
Folie 14<br />
Einseitigkeiten der Begabungsdiagnostik (2)<br />
Begabungsdiagnostik durch Testverfahren<br />
(jeweiliges Begabungsmodell als Ausgangspunkt )<br />
Konventionelle Intelligenztests<br />
Lerntestansätze und dynamisches Testen<br />
Schulleistungstests<br />
Persönlichkeitstests bei Hochbegabten<br />
Beispiel für mehrdimensionales Testen (z.B. im MHBT)<br />
– Begabungsfaktoren: Intelligenz, Kreativität, Psychomotorik<br />
– Persönlichkeitsmerkmale: Leistungsmotivation,<br />
Tätigkeitsmotivation, Anstrengungsbereitschaft, Selbstkonzept<br />
– Umweltmerkmale: Anregungsgehalt, Bildungsniveau der<br />
Eltern, Erziehungsstil, Unterrichtsqualität, Schulklima<br />
– Leistungsbereiche: Mathematik, Naturwissenschaften,<br />
Sprachen, Musik, Sport<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
14
Folie 15<br />
Konstruktion von Analysehilfen<br />
Alle zu entwickelnden Verfahren durchlaufen<br />
den gleichen Modus:<br />
Genaue Beschreibung des Diagnostizierungsziels<br />
1. Dimensionsbildung<br />
2. Erarbeitung repräsentativer Items<br />
3. Festlegung der Antwortarten<br />
4. Ausarbeitung der Instruktion*<br />
5. Festlegungen zur Durchführung*<br />
6. Handanweisung zur Verfahrensauswertung*<br />
7. Aufgabenanalyse (Schwierigkeit, Trennschärfe)<br />
8. Untersuchungen zur Revision der Rohform (Validierung)<br />
9. Entwicklung einer Grobklassifikation zur Einschätzung<br />
des Einzelfalls*<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
15<br />
Folie 16<br />
Methodenübersicht Lehwald 2007<br />
Vorschul- und Grundschulalter<br />
• Vorschul-Erzieher/innen Checkliste VEC<br />
(Neuentwicklung)<br />
• Skala Schöpferische Tätigkeiten SST –P<br />
(Neuentwicklung)<br />
• Handlungsverfahren Schöpferische Tätigkeiten HST-P<br />
(Neuentwicklung)<br />
Gymnasialschulalter<br />
• Fragebogen Erkenntnisstreben - Kurzform FES-K<br />
(Adaptation)<br />
• Bilderverfahren Anstrengungsbereitschaft BVA<br />
(Adaptation)<br />
• Skala Flow Erleben (Übernahme von Rheinberg)<br />
• Fragebogen LernbezogeneAngst LBA (Neuentwicklung)<br />
• Lehrercheckliste zur Selbsterfassung von<br />
Bewertungstendenzen (Adaptation des FEBO)*<br />
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Prof.Dr.Lehwald<br />
16
Folie 17<br />
Beratungskompetenz 1<br />
Hochbegabtenberatung ist eine helfende<br />
Beziehung, in der Ratsuchende unterstützt<br />
werden, die eigene (exzellente)<br />
Leistungsfähigkeit selbst zu erkennen und<br />
eventuelle Lernprobleme eigenständig zu<br />
bewältigen. Beratung vollzieht sich immer<br />
innerhalb sozialer Interaktionen, an deren<br />
aktivierender Gestaltung professionelle<br />
Berater, Lehrpersonen, aber auch Laien<br />
teilhaben.<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
17<br />
Folie 18<br />
Beratungskompetenz 2<br />
• Diagnosekompetenz<br />
z.B. Erkennen besonderer Begabungen<br />
• Förderkompetenz<br />
z.B. Individualisierung des Unterrichts<br />
• Erziehungs (unterstützungs) kompetenz<br />
z.B. Schüler/innen, Eltern und Betreuungspersonen<br />
• Bewältigungskompetenz<br />
z.B. Einschätzung psychischer Belastung<br />
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18
Folie 19<br />
Beratungskompetenz 3<br />
Das Beratungsmodell<br />
Klient<br />
Berater/in<br />
Unterforderung<br />
Lern -und<br />
Leistungsstörungen<br />
Soziale Probleme<br />
Fachkompetenzen<br />
Kommunikativen<br />
Kompetenzen<br />
Psychosomatische<br />
Störungen<br />
Selbstkompetenzen<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
19<br />
Folie 20<br />
Beratungskompetenz 4<br />
Beratungsanlässe (Elbing & Heller 1996)<br />
Jungen<br />
• Probleme Sozialverhalten<br />
• Hochbegabtendiagnose<br />
• Unterforderung<br />
• Fördermöglichkeiten<br />
• Laufbahnberatung<br />
• Verhaltensprobleme<br />
• Agressives Verhalten<br />
• Schulunlust<br />
• Konzentration<br />
• Motivation<br />
Mädchen<br />
• Hochbegabtendiagnose<br />
• Fördermöglichkeit<br />
• Sozialverhalten<br />
• Unterforderung<br />
• Laufbahnberatung<br />
• Gutachten<br />
• Erziehungsberatung<br />
• Motivation<br />
• Aggressives Verhalten<br />
• Schulunlust<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
Prof.Dr.Lehwald<br />
20
Folie 21<br />
Missverständnisse der Begabtenförderung<br />
1.MV Förderung braucht nur der untere Leistungsbereich, da Begabte sich ohnehin<br />
durchsetzen ?<br />
2. MV Förderung bezieht sich zuerst auf den kognitiven Bereich, da sich alle<br />
Persönlichkeitseigenschaften davon ableiten ?<br />
3.MV Für die Förderung ist vor allem die Lehrkraft verantwortlich, da die Eltern nicht<br />
pädagogisch ausgebildet sind ?<br />
4.MV Eltern müssen die Förderangebote der Schule an das Kind weitergeben, sonst ist<br />
an eine harmonische Zusammenarbeit nicht zu denken ?<br />
5.MV Die gezeigte Leistung entspricht in den meisten Fällen der diagnostizierten<br />
Begabung ?<br />
6.MV Leistungsschwache Kinder brauchen Förderprogramme genauso wie die<br />
Hochbegabten ?<br />
7.MV Förderung bedarf vorab einer exzellenten IQ-Diagnostik, denn sonst läuft die<br />
Förderung ins Leere ?<br />
8.MV Intelligenz ist erblich bedingt und deshalb ist sie stabil über verschiedene<br />
Schulformen hinweg ?<br />
9.MV Begabte sind meist sozial isoliert, haben häufiger soziale Konflikte als normal<br />
Lernende und müssen deshalb verstärkt sozial gefördert werden ?<br />
10.MV Als Lehrkraft kann ich eh nichts allein in der Begabtenförderung bewegen. Ich<br />
warte auf Anweisungen von oben ?<br />
03.03.2008 Zentrum für Potentianalyse<br />
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21
Sonderpädagogische<br />
dagogische<br />
Begabtengruppe<br />
SoBeg<br />
am Geschwister-Scholl<br />
Scholl-Gymnasium<br />
in LüdenscheidL<br />
Referentin: Silvia Greiten
Diese Präsentation enthält Teile aus der<br />
Präsentation des SoBeg-Modells im Rahmen des<br />
Workshops zur Underachieverarbeit. In dieser<br />
Präsentation werden die grundlegenden<br />
Überlegungen zur Konzeption des Modells und die<br />
wesentlichen Bausteine vorgestellt.<br />
Wer sich genau informieren möchte, sei auf die<br />
Veröffentlichungen verwiesen, in denen sowohl<br />
das Konzept als auch die pädagogischen<br />
Überlegungen ausführlich beschrieben sind.
Beobachtungen über einen Schüler<br />
• unkonzentriert<br />
• unorganisiert<br />
• fehlende Lern- und Arbeitstechniken<br />
• schlechtes Schriftbild<br />
• hoher Fehlerquotient in der Rechtschreibung<br />
• feinmotorische Auffälligkeiten<br />
• unruhig<br />
• schlechte Schulleistungen v.a. in den schriftlichen Fächern<br />
• mangelnde soziale Integration<br />
• hohes Wissen in Teilbereichen<br />
• hohe Fähigkeiten im logischen Denken<br />
• emotionale Instabilität<br />
• scheint überfordert zu sein?<br />
Diagnose: hochbegabt
Diskussion<br />
Hochbegabung<br />
Spannungsfeld<br />
Lernbehinderung ?<br />
Lernhinderung<br />
Underachiever<br />
Lern-, Leistungs-, und<br />
Motivationshinderung<br />
negativer Einfluss auf die<br />
Lernbiographie und die<br />
Persönlichkeit
SoBeg<br />
• Sechsjähriger Schulversuch der Bezirksregierung<br />
Arnsberg und des Geschwister-Scholl-Gymnasiums<br />
in Lüdenscheid<br />
• 2002/03 - 2008/09<br />
• Ziel: volle unterrichtliche Integration der<br />
Underachiever in die Regelklassen des Gymnasiums<br />
bis zum Ende der S I<br />
• Gruppengröße: 8 Schüler (aus allen Jahrgängen der S I)<br />
• Personelle Betreuung: Konzeptionsteam und weitere<br />
Förderlehrer
Begriffsbestimmung:<br />
Underachiever= Hochbegabte Schüler,<br />
• die vorübergehend „lerngehindert“ sind,<br />
• am Lernen und in der Entwicklung einer<br />
Leistungsmotivation „gehindert“ sind<br />
und damit<br />
• unter ihrem Leistungsniveau bleiben.<br />
Dies hat einen negativen Einfluss auf ihre<br />
Lernbiographie und ihre Persönlichkeitsentwicklung.<br />
(Greiten, 2003)
Unterstützende Aufgaben der Schule<br />
Begabungsförderung<br />
Individualisierung der Schullaufbahn<br />
(Enrichment,, Akzeleration)<br />
individualisiertes Lernen<br />
individuelle Lern- und Förderempfeh-<br />
lungen<br />
Förderplanung
Notwendigkeit, die Schullaufbahn<br />
individuell zu gestalten !<br />
Drehtürmodell<br />
• integriert (Klassenverband)<br />
• „nach oben“ (mehrere Schulstufen)<br />
• „nach unten“(mehrere Schulstufen)<br />
Springen<br />
• sukzessiv<br />
• vollständig<br />
Externe Lernorte<br />
• Praktika<br />
• SchülerUni<br />
• Akademien<br />
• Auslandsaufenthalte<br />
• ......
SoBeg- Förderansatz<br />
Positive Ausrichtung<br />
• der Lernbiographie<br />
• der Persönlichkeitsentwicklung<br />
Begleitende Pädagogik der kleinen Schritte
Einstieg in die Förderung F<br />
von<br />
Underachievern<br />
• Einblicke in die Lernbiographie<br />
• Entwicklung eines Förderplans<br />
• Stundenplanung im Drehtürmodell<br />
• Empfehlungen an die Fachlehrer/Beratung<br />
• Empfehlungen an die Eltern/Beratung
Elternarbeit<br />
• Elternabende<br />
• Beratungsgespräche (nach Bedarf)<br />
• Entwicklungsgespräche (2x pro Jahr)<br />
Inhalte:<br />
‣ Erziehungsmaßnahmen/ Verhaltensmodifikation<br />
(systemischer Ansatz)<br />
‣ Unterstützung / Mut machen/ Kritik<br />
‣ Mitwirkung an Fördermaßnahmen<br />
‣ Information (Hochbegabung, Underachievement, weitere<br />
Bereiche ...)
Förderkonzepte<br />
‣ Projekt- und Freiarbeit (Themenwahl, integriert: Lern- und<br />
Arbeitstechniken)<br />
‣ Defizitförderung (Mathematik, Latein, Englisch)<br />
‣ Intervention:<br />
• Vokabeltraining<br />
• Rechtschreibung<br />
• Graphomotorik<br />
• Aufmerksamkeit/ Konzentration<br />
• Wahrnehmung<br />
• Organisation<br />
• Motorik<br />
• Entspannung<br />
• logisches Denken<br />
• Reflexion/ Attribuierung<br />
• soziale und emotionale Entwicklung<br />
• Handlungskompetenz
Ausschnitt aus einem FörderplanF<br />
für r zwei Schüler im Drehtürmodell<br />
rmodell<br />
Förderstunden A. (Kl. 6) B. (Kl. 6)<br />
Defizitaufarbeitung<br />
Intervention<br />
Englisch<br />
Konzentrationsübungen<br />
Entspannung<br />
Grundrechenarten<br />
Logisches Denken<br />
Leseförderung<br />
Projektarbeit 1. Eierabwurfmaschine<br />
2. Biologiewettbewerb: bio-logisch, Landeswettbewerb<br />
NRW<br />
Freiarbeit Roboterbau Wissensspiel zum<br />
Thema „Fliegen“<br />
Beratung<br />
Situationsbeschreibungen<br />
und Lösungsmöglichkeiten<br />
Ermutigung, kleine<br />
Fortschritte sehen
Literaturhinweis<br />
Geschwister-Scholl-Gymnasium Lüdenscheid: Sechsjähriger Modellversuch „Sonderpädagogische<br />
Begabtengruppe“, Lüdenscheid, 2002<br />
Geschwister-Scholl-Gymnasium Lüdenscheid: Unveröffentlichtes Berichtsmaterial zum Modellversuch<br />
„Sonderpädagogische Begabtengruppe“, Lüdenscheid, 2005<br />
Greiten, Silvia (2003): Das scheinbar Unmögliche möglich machen. Einrichtung einer sonderpädagogischen<br />
Begabtengruppe an einem Gymnasium. In: Pädagogik, 55. Jg (2003), Heft 6<br />
Greiten, Silvia (2005) 1<br />
: Zur Aufmerksamkeit erziehen. In: Pädagogik, 57. Jg (2005), Heft 1<br />
Greiten, Silvia (2005) 2<br />
: Entwicklungschancen für Underachiever in einer Sonderpädagogischen<br />
Begabtengruppe – Ein Schulversuch an einem Gymnasium. In: „Underachiever und Minderleister“, Journal<br />
für Begabtenförderung 1/2005; Studien Verlag, Innsbruck, Wien, Bozen<br />
Greiten, Silvia (2005) 3<br />
: „Begleitende Pädagogik der kleinen Schritte“ – Hilfen für Underachiever im<br />
Schulalltag. In: „Underachiever und Minderleister“, Journal für Begabtenförderung 1/2005; Studien Verlag,<br />
Innsbruck, Wien, Bozen<br />
Greiten, Silvia (2007): SoBeg – Ein Fördermodell für Underachiever am Geschwister-Scholl-Gymnasium in<br />
Lüdenscheid durch das Konzept der „Sonderpädagogischen Begabtengruppe. In: Internationales Centrum<br />
für Begabungsforschung; Stiftung Bildung zur Förderung Hochbegabter (Hrsg.): Individuelle Förderung –<br />
Begabtenförderung. Beispiele aus der Praxis. Münster 2007
Koordinatorin:<br />
Silvia Greiten<br />
Limkerweg 7<br />
57399 Kirchhundem<br />
Mail: Greiten@aol.com<br />
Anschrift der Schule:<br />
Geschwister-Scholl-Gymnasium Lüdenscheid<br />
Hochstraße 27<br />
58511 Lüdenscheid<br />
Mail: gsg@gsg-mk.de<br />
www.gsg-mk-de
VON BEGABUNG ZU LEISTUNG<br />
Schulerfolg durch Motivation und<br />
Selbststeuerung<br />
Dr. . Gudrun Schulz-Wensky<br />
Diplom-Psychologin<br />
und Psychotherapeutin<br />
Februar 2008<br />
Zwischen-Schritte<br />
Institut für Lern- und Unterrichtsentwicklung Köln
Das Münchner<br />
Begabungsmodell<br />
nach Heller , Perleth und Hany<br />
Stress-<br />
Bewältgung<br />
Arbeits- u.<br />
Lernstrategie<br />
Kontrollüberzeugungen<br />
Leistungsmotivation<br />
Prüfungs-<br />
Angst<br />
Sport<br />
Intellektuelle<br />
Fähigkeiten<br />
Kreativität<br />
Nichtkognitive<br />
Persönlichkeitsmerkmale<br />
Sprachen<br />
Naturwissenschaften<br />
Soziale<br />
Fähigkeiten<br />
Begabungsfaktoren<br />
Leistung<br />
Kunst,<br />
Musik, Malen<br />
Technik<br />
Musikalität<br />
Psychomotorik<br />
Umweltmerkmale<br />
Abstraktes<br />
Denken<br />
Mathematik<br />
Familienklima<br />
Klassenklima<br />
Kritische<br />
Lebensereignisse<br />
Soziale<br />
Beziehungen<br />
Zwischen-Schritte Köln
Warum gibt es verschiedene Test-Typen?<br />
• Nonverbale Tests ermöglichen,<br />
Intelligenz unabhängig ngig von sozialer Zugehörigkeit, von<br />
Sprache und Schulbildung festzustellen.<br />
Sie messen den „general factor“, , die „fluide Intelligenz“.<br />
Z.B. Progressive Matrizen (Raven)<br />
Culture free Test (Cattell)<br />
• Faktorenbezogene Tests ermöglichen, Schwerpunkte<br />
der Begabung, wie auch förderbedürftigerftige Fähigkeiten<br />
herauszufinden.<br />
Sie messen voneinander möglichst m<br />
unabhängige<br />
ngige<br />
Faktoren, die „kristalline Intelligenz“<br />
Z.B. Hamburg-Wechsler<br />
Wechsler-Intelligenztest für f r Kinder<br />
HAWIK IV (Wechsler)<br />
Kognitiver Fähigkeitstest F<br />
(Heller & Perleth)<br />
Zwischen-Schritte Köln
Ohne die Kenntnis des<br />
g-Faktors werden hochbegabte<br />
Kinder oft nicht erkannt, da die<br />
Umsetzung ihrer Begabung in<br />
Leistung durch ihre individuelle<br />
Entwicklung massiv gestört<br />
sein kann.<br />
Zwischen-Schritte Köln
Schüler Hans: Culture-free<br />
free-Test 20 – Teil 1<br />
• 10<br />
• 11<br />
• 12<br />
• 7<br />
• Summe 40<br />
• IQ 138<br />
Zwischen-Schritte Köln
Schüler Hans: Culture – free – Test 20 - Teil 2<br />
Wiederholung desselben Aufgabentyps führt f<br />
bei Hochbegabten häufig h<br />
zu Leistungsabfall<br />
• 9<br />
• 10<br />
• 9<br />
• 7<br />
• Summe 35<br />
• IQ 119<br />
Zwischen-Schritte Köln
Schüler Hans: Gesamtwert im Schulleistungstest<br />
„Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung“: 5,6<br />
(Fluide Intelligenz im CFT 20: IQ 138)<br />
Zwischen-Schritte Köln
Schüler Jaques: Gesamtwert im Schulleistungstest<br />
„Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung“: 10!<br />
(Fluide Intelligenz im CFT 20: IQ 117)<br />
Der PSB liegt seit 2003 in revidierter Fassung vor. Testdurchführung hrung hier: 1998
Einfluss von Gefühlen auf intellektuelle Leistung:<br />
Kinder mit Trennungserfahrung oder Verlustangst haben häufig einen<br />
unbewussten Widerstand gegen Aufgaben, in denen etwas ausgeschlossen<br />
werden soll.<br />
Culture-free<br />
free-Test,<br />
Aufgabe 2: Ausschließen<br />
en<br />
Zwischen-Schritte Köln
Selbstregulation eines Hochleisters (10. Jg)<br />
Zwischen-Schritte Köln
Selbstregulation eines Minderleisters(10. Jg.)<br />
Zwischen-Schritte Köln
„Begabungsförderung an der<br />
Gesamtschule KölnK<br />
ln-Holweide“<br />
Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung<br />
Prof. Dr. Ellen Aschermann<br />
Dipl.-Psych. Deniz Baspinar<br />
Institut für Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie<br />
der Universität zu Köln 2004<br />
Zwischen-Schritte Köln
Fragestellung<br />
• In welcher Beziehung stehen<br />
Selbststeuerungskompetenzen, Leistung<br />
und Begabung zueinander?<br />
• Woraus lassen sich Schulnoten<br />
vorhersagen: Intelligenz und / oder<br />
Selbststeuerung?<br />
Zwischen-Schritte Köln
Hoch- und Minderleister<br />
Signifikante Unterschiede in Selbststeuerungsmerkmalen<br />
Underachiever<br />
Overachiever<br />
Spontaneität<br />
Anstrengungsvermeidung<br />
Lernen aus Fehlern<br />
Planungsbereitschaft<br />
Zielkonkretisierung<br />
Zielorientierung<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5<br />
Mittelwerte<br />
Zwischen-Schritte Köln
Selbststeuerung ist entscheidend für Schulerfolg<br />
Selbstbestimmung<br />
8%<br />
Zielkonkretisierung<br />
13 %<br />
Druckunabhängigkeit<br />
3 %<br />
3%<br />
Unerklärte Varianz<br />
2%<br />
Konzentrationsfähigkeit<br />
20 %<br />
Anstrengungsbereitschaft<br />
bzw. -vermeidung<br />
54 %<br />
Zwischen-Schritte Köln
EntwicklungsOrientiertes<br />
Selbstmanagement<br />
EOS<br />
Zwischen-Schritte Köln
Funktionen des Gehirns<br />
nach J. Kuhl<br />
linke vordere Gehirnhälfte<br />
rechte vordere Gehirnhälfte<br />
K<br />
Sachlichkeit<br />
Planungszentrale<br />
Logisches Denken,<br />
Planen, Ziele setzen<br />
Zielorientierte<br />
Leistungsmotivation<br />
Ideenzentrale<br />
Vernetztes Denken<br />
Erfahrungen/<br />
Bedürfnisse nutzen<br />
Gefühlte<br />
Leistungsmotivation<br />
K<br />
Gelassenheit<br />
Selbstberuhigung<br />
Dämpfennegativer<br />
Gefühleermöglicht<br />
Selbstzugangund<br />
Problemlösung<br />
Absichtsgedächtnis<br />
Emotionales<br />
Erfahrungsgedächtnis<br />
Selbstmotivation<br />
Herbeiführenpositiver<br />
Gefühleermöglicht<br />
Initiative und<br />
Zielumsetzung<br />
L<br />
Negative<br />
Emotion<br />
Prüfzentrale<br />
Kontrollieren,<br />
Analysieren<br />
Ängstliche<br />
Leistungsmotivation<br />
Ausführungszentrale<br />
Intuitives Handeln<br />
Spontane<br />
Leistungsmotivation<br />
J<br />
Positive<br />
Emotion<br />
Zwischen-Schritte Köln
Die vier Makrosysteme<br />
+2.6<br />
-0.5<br />
Logiker<br />
(Denken)<br />
Pfadfinder<br />
(Fühlen)<br />
Logiker<br />
(Denken)<br />
Pfadfinder<br />
(Fühlen)<br />
Selbstzugang<br />
Handlungsbahnung<br />
Handlungsbahnung<br />
Selbstzugang<br />
Kontrolleur<br />
(Empfinden)<br />
spontaner<br />
Macher<br />
(Intuieren)<br />
Kontrolleur<br />
(Empfinden)<br />
spontaner<br />
Macher<br />
(Intuieren)<br />
-1.6<br />
+1.2<br />
in Ruhe<br />
unter Stress
Prozesskreislauf der Handlungssteuerung<br />
nach J. Kuhl<br />
Handlungsplanung<br />
Konkrete Schritte<br />
Selbstwahrnehmung<br />
Zielbildung/Ergebnisverwertung<br />
Handlungsbahnung:<br />
Positive<br />
Gefühle/Stimmungen<br />
fördern Zielumsetzung<br />
Selbstzugang:<br />
Negative Gefühle/Stimmungen<br />
beeinträchtigen Feedback<br />
Handlungsausführung<br />
intuitives Vorgehen<br />
Ergebniskontrolle<br />
Entdecken von Stärken und<br />
Schwächen<br />
Zwischen-Schritte Köln
Mein bevorzugter Lernund<br />
Arbeitsschwerpunkt<br />
Einzel –<br />
und Gruppenarbeit<br />
Zwischen-Schritte Köln
Die Funktion des Lern- und Leistungsmotivs<br />
• Kompetenzen oder Fähigkeiten erweitern<br />
• Erfolge finden<br />
• Aufgaben oder Probleme lösen<br />
• Anforderungen genügen<br />
• neue Erfahrungen sammeln<br />
• Spielen und Erkunden der Umwelt<br />
• neue Aktivitäten starten<br />
• aus Fehler oder Misserfolgen lernen<br />
• Herausforderungen suchen<br />
• Prüfungen bestehen wollen<br />
Gefühle<br />
von Neugier, Interesse, Spaß und Begeisterung<br />
für eine Aufgabe<br />
Zwischen-Schritte Köln
Die Funktion des Machtmotivs<br />
• Einfluss auf andere oder eine Situation<br />
nehmen<br />
• anderen helfen<br />
• Wissen und Können weitergeben<br />
• andere begeistern/überzeugen<br />
• Kontrolle gewinnen<br />
• Verantwortung übernehmen<br />
• Aufgaben verteilen, anleiten und führen<br />
• andere erziehen<br />
• Wünsche und Ziele durchsetzen<br />
• Streben nach Freiheit und Autonomie<br />
• Streben nach Status<br />
Gefühle der Stärke oder Überlegenheit<br />
Zwischen-Schritte Köln
Die Funktion des Beziehungsmotivs<br />
• soziale Kontakte aufbauen und pflegen<br />
• Einsamkeit und Distanz überwinden<br />
• auf andere Menschen zugehen<br />
• Gefühle zeigen bzw. austauschen<br />
• Schutz, Nähe und Geborgenheit finden<br />
• Freundschaften aufbauen<br />
• Liebesbeziehung suchen und eingehen<br />
• eine Familie gründen<br />
• Konflikte austragen und lösen<br />
• Geselligkeit und Unterhaltung finden<br />
Gefühle<br />
der Nähe, Wärme, Sicherheit und Liebe<br />
Zwischen-Schritte Köln
Die Funktion des Sicherheits – „Motivs“<br />
• nach innerer und äußerer Stabilität streben<br />
• den eigenen Energiehaushalt optimieren<br />
• Konstanz und Beharrlichkeit zeigen,<br />
stabil sein<br />
• Rituale entwickeln<br />
• Neuem skeptisch oder ablehnend gegenüber stehen<br />
• Veränderungen vermeiden<br />
• Gefahren und Risiken aus dem Weg gehen<br />
• Störungen und Unsicherheiten vermeiden<br />
Gefühle<br />
von Sicherheit, Beständigkeit und Ausgeglichenheit<br />
Vermeiden von negativenGefühlen<br />
wie Angst oder Unsicherheit<br />
Zwischen-Schritte Köln
Das Eisberg-Modell:<br />
Motive in der Schule<br />
Leistungsmotiv<br />
Machtmotiv<br />
Beziehungsmotiv<br />
„Sicherheitsmotiv“<br />
Ein großer Teil der<br />
Motive und Bedürfnisse<br />
bleibt unterhalb der<br />
Oberfläche und äußert<br />
sich in Form von<br />
Störungen
Motive<br />
in systemischer Sichtweise<br />
bei<br />
Kindern, Eltern und Lehrern<br />
Auswertung von Schüleräußerungen<br />
Zwischen-Schritte Köln
Herausforderungen für Eltern<br />
Zwischen-Schritte Köln
Herausforderungen für Lehrer<br />
Zwischen-Schritte Köln
Beziehungsmotiv im Kontakt mit Peers<br />
Bedürfnis, Kontakt zu anderen Menschen aufbauen und pflegen zu wollen<br />
Gefühle des Anders-Seins verhindern oft guten<br />
Kontakt mit Peers und haben zur Folge<br />
• Einsam-Sein<br />
• Ausgegrenzt-werden<br />
• Abwehr der Verletzung durch Arroganz oder<br />
Störungen<br />
• Zurückstellen des Leistungsmotivs zugunsten<br />
des Beziehungsmotivs<br />
• Sich sehnen nach der Jungenwelt, die aus der<br />
einengenden Mädchenwelt befreit<br />
Zwischen-Schritte Köln
Beziehungsmotiv im Kontakt mit Lehrern<br />
Bedürfnis, Kontakt zu anderen Menschen aufbauen und pflegen zu wollen<br />
Positiv empfundenes Lehrerhandeln<br />
• Kontakt herstellen<br />
• Interesse an der Person des Schülers zeigen<br />
• Nähe<br />
durch Authentizität t entwickeln<br />
Negativ empfundenes Lehrerhandeln<br />
• Distanz schaffen durch „Tafel, Papier“<br />
• Festhalten an starren Abläufen und Formalien<br />
• Polarisieren statt integrieren<br />
Zwischen-Schritte Köln
Leistungsmotiv der Hochbegabten<br />
Bedürfnis, lernen und leisten zu wollen<br />
„Ausbreitung ins Unendliche“ mit den Folgen:<br />
• Entschiedene Gestaltbildung gelingt oft nicht!<br />
(Gefühl, all das zu verfehlen, was durch eine Entscheidung<br />
ausgeschlossen würde, führt zu Unentschlossenheit.)<br />
• Unruhe als Symptom<br />
(fälschlich: Verdacht auf ADHS)<br />
• Schwierigkeiten, sich zu begrenzen<br />
Hobbys: von Kickboxen bis Klarinette<br />
Interessen: von Philosophie bis Physik<br />
Berufswünschen:<br />
von Maurer bis Software-Entwickler<br />
Zwischen-Schritte Köln
Leistungsmotiv der Hochbegabten<br />
Bedürfnis, lernen und leisten zu wollen<br />
Förderung des Motivs<br />
• Individueller Gestaltungsspielraum statt formalisierter<br />
Lernabläufe<br />
• Individuelle Förderung F<br />
statt mehr desselben<br />
Fehlende Förderung F<br />
des Motivs<br />
• Leistungsbereitschaft wandelt sich zum Prinzip:<br />
Mit wie wenig Aufwand schaffe ich es?<br />
• Ausweichen in den künstlerischk<br />
nstlerisch-sportlichen sportlichen Bereich<br />
• Ausweichen in die Matrix<br />
„Mit dem Computer kann man soviel machen, alles realisieren,<br />
das ist etwas Formbares, , man kann dem eine Gestalt geben,<br />
modellieren, Welten schaffen, wie eine Matrix.“<br />
Zwischen-Schritte Köln
Machtmotiv im Kontakt mit Lehrern<br />
Bedürfnis unabhängig agieren zu wollen, andere überzeugen und führen zu wollen.<br />
• Hohes Bedürfnis nach Durchsetzung, Selbstbehauptung<br />
und Selbstbestimmung<br />
Gefahr von Machtkämpfen zwischen Lehrern und hochbegabten Schülern<br />
• Sehnsucht nach Führung F<br />
und Konsequenz<br />
„Die Lehrerin war streng, da habe ich immer zugehört.<br />
rt.“<br />
„Ein schlechter Lehrer ermahnt nur ständig, kann sich nicht durchsetzen.“<br />
„Ein Lehrer, der auf einen eingeht, aber trotzdem streng ist, dem man nicht<br />
auf der Nase herumtanzen kann.“<br />
„Ein guter Lehrer muß sein Fach und die Schüler beherrschen.“<br />
„Der<br />
muß dann auch Konsequenz zeigen und nicht nur labern.“<br />
Zwischen-Schritte Köln
Probleme der Eltern:<br />
Situatives Schwanken zwischen verschiedenen Rollen<br />
• Rolle der „Guten Eltern“, die Verantwortung für<br />
Erziehung und Schulerfolg des Kindes übernehmen<br />
durch Fürsorge, Unterstützung, Kontrolle<br />
• Rolle der „Solidarischen Eltern“, die die Rebellion des<br />
Kindes gegen bestimmte Anforderungen der Schule<br />
verstehen<br />
• Rolle der „Aufgebenden Eltern“, die den Machtkampf mit<br />
dem Kind nicht mehr durchstehen: Lass es doch<br />
machen, was es will!<br />
Zwischen-Schritte Köln
Entwicklungs-Chance:<br />
Eltern und Kind arbeiten gemeinsam an Lösungen<br />
Verhandlung „auf Augenhöhe“ mit dem Kind, um dessen<br />
oft starkem Selbstimmungswunsch zu entsprechen und<br />
Machtkämpfe zu vermeiden, die die Beziehung extrem<br />
belasten:<br />
• Wie sollen wir die Probleme konkret angehen?<br />
• Welches Vorgehen ist für dich das richtige?<br />
• Was willst du zuerst tun, wann, wo, mit wem?<br />
• Nimm dir zunächst kleine Schritte vor.<br />
• Wer oder was kann dich dabei unterstützen?<br />
• Was kann dein Vorhaben gefährden?<br />
Dabei kann nur über Dinge verhandelt werden, die zu<br />
100 Prozent in der Kontrolle des Kindes liegen.<br />
Die Verabredungen sollten möglichst konsequent<br />
eingehalten werden.<br />
Zwischen-Schritte Köln
Selbstbestimmung<br />
Planung<br />
Zielbildung<br />
Auswertung<br />
Handlung<br />
Positive Selbstmotivierung<br />
Selbstberuhigung<br />
Zwischen-Schritte Köln
Zwischen-Schritte<br />
Institut für Lern- und Unterrichtsentwicklung Köln gGmbH<br />
Mülheimer Freiheit 2-4<br />
51063 Köln<br />
Telefon 0221- 3996188<br />
www.Zwischen-Schritte.de<br />
Geschäftsführerin<br />
Dr. Gisela Günther-Schnös<br />
guenther-schnoes@gmx.de<br />
Telefon 02131-68250<br />
Gesellschafter<br />
Dr. Gudrun Schulz-Wensky<br />
g.schulz.wensky@netcologne.de<br />
OStR Hermann Wübbels<br />
hermann.wuebbels@t-online.de<br />
Wissenschaftlicher Beirat<br />
Prof. Dr. Ellen Aschermann<br />
Universität zu Köln<br />
e.aschermann@uni-koeln.de<br />
Zwischen-Schritte Köln
Underachiever und die<br />
Schulpraxis<br />
Berichte aus den<br />
Arbeitsgemeinschaften<br />
- Fragen und Diskussion -
Arbeitsgemeinschaften<br />
Förderdiagnostische Maßnahmen zur Erfassung<br />
von Underachievement (Prof. Lehwald)<br />
Underachiever brauchen Schulen, die Ihnen<br />
Entwicklungschancen bieten (S. Greiten)<br />
Schulische Interventionsmöglichkeiten (U.<br />
Hellert)<br />
Von Begabung zu Leistung – Schulerfolg durch<br />
Motivation und Selbststeuerung (Dr. Schulz-<br />
Wensky)<br />
Wirksame schulpädagogische Konzepte im<br />
Umgang mit AD(H)S-Kindern (Dr. Biegert)
Diskussionsthemen<br />
Definition<br />
(vermutete) Ursachen<br />
Leitsymptom<br />
Therapie und schulische Förderung
Definition<br />
„Underachievement = pädagogisch<br />
relevante Diskrepanz zwischen Kompetenz<br />
und Performanz“<br />
• Betrifft nicht nur Hochbegabte<br />
„Underachievement ist kein Modethema,<br />
sondern eine pädagogisch-psychologische<br />
Herausforderung“<br />
• Ernstzunehmende Störung in der<br />
Individualentwicklung
Ursachen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Umweltfaktoren<br />
• Beziehungsstörungen<br />
• Kritische Lebensereignisse<br />
• Hilflosigkeitserfahrungen<br />
• Peers<br />
Klinische Faktoren<br />
• Psychische Störungen<br />
• ADHS<br />
• LRS<br />
Nicht-kognitive Persönlichkeitsmerkmale<br />
• Angst<br />
• Strukturierungsprobleme<br />
• Defizitäre Kausalattribution<br />
Schule<br />
• Unterforderung<br />
• Mangelnde Erfahrung<br />
• Defizitärer Betreuungsschlüssel
Leitsymptom<br />
U. Hellert: „Underachiever haben kein<br />
Problem mit Ihren Fähigkeiten, sondern<br />
ein Problem mit Ihrer Haltung.“<br />
U. Hellert: „Underachiever können den<br />
Umsetzungsprozess von Begabung zu<br />
Leistung nicht steuern.“<br />
G. Lehwald: „Underachiever haben keine<br />
Handlungsmacht über die Aufgabe.“<br />
• Sie haben sie nie gehabt,<br />
• sie haben sie nicht (mehr) gewollt,<br />
• sie haben sie verloren.
Therapie und schulische Förderung<br />
U. Hellert: „Schule ist nicht der Ort, wo<br />
Underachievement ‚therapiert wird‘, aber der Ort,<br />
wo es begleitet wird.“<br />
Unterschiedliche Problemstellungen:<br />
• Grundschule: Ausbildung des Verhaltens<br />
• Weiterführende Schule: chronifiziertes Verhalten<br />
• Elternhaus: problematische Interaktionsmuster<br />
langer Aufbau – lange Therapie!<br />
• Keine schnellen Erfolge erwarten<br />
Ohne Netzwerk geht es nicht!<br />
• Diagnostik > Förderplan<br />
• Individualisierung > Lernplan, Schullaufbahn,<br />
Spezialschule<br />
• Begleitung
Ihre Fragen…
Underachievement und ADHS<br />
zwei Seiten einer Medaille ?<br />
Studienkonferenz<br />
> Underachiever <<br />
Dr. h.c. Hans Biegert<br />
Leitender Schuldirektor<br />
der HEBO-Privatschule, Bonn<br />
Samstag, 24.02.2008<br />
10:00 – 11:15 Uhr
Underachievement<br />
ADHS<br />
Underachievement<br />
ADHS
Underachievement<br />
IQ<br />
Minderleistung trotz überdurchschnittlicher Begabung
genetisch disponierte neurobiologische<br />
Regulationsstörung<br />
ADHS<br />
Aufmerksamkeitsdefizit<br />
Impulsivität<br />
Hyperaktivität
Underachievement<br />
ADHS<br />
?
ADHS-Symptome nach ICD-10 ICD-10/DSM IV<br />
1. Aufmerksamkeitsdefizit<br />
1. Ist häufig unaufmerksam gegenüber Details oder macht Sorgfaltsfehler bei Schularbeiten<br />
oder anderen Arbeiten/Tätigkeiten.<br />
2. Kann die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spiel häufig nicht aufrecht erhalten.<br />
3. Scheint häufig nicht zu hören, was gesagt wird.<br />
4. Führt häufig Aufträge nicht durch oder erfüllt häufig Schularbeiten, oder andere Pflichten<br />
oder Aufgaben am Arbeitsplatz nicht (nicht wegen oppositionellen Verhaltens oder weil<br />
Erklärungen nicht verstanden werden).<br />
5. Kann Aufgaben und Aktivitäten nicht organisieren oder strukturieren.<br />
6. Vermeidet häufig oder hat einen starken Widerwillen gegen Aufgaben, die geistiges<br />
Durchhaltevermögen erfordern (z.B. Hausaufgaben).<br />
7. Wird häufig durch äußere Reize leicht abgelenkt.<br />
8. Verliert häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben oder Aktivitäten notwendig<br />
sind, z.B. Schulaufgaben, Bleistifte, Bücher, Spielsachen oder Werkzeuge.<br />
9. Vergisst häufig Dinge im täglichen Ablauf.
ADHS-Symptome nach ICD-10 ICD-10/DSM IV<br />
2. Impulsivität<br />
1. Platzt häufig mit Antworten heraus, bevor Fragen zu Ende gestellt sind.<br />
2. Kann häufig nicht in einer Reihe warten oder bei Spielen oder<br />
Gruppensituationen warten, bis er/sie an der Reihe ist.<br />
3. Unterbricht oder stört andere häufig (z.B. platzt in die Unterhaltung oder<br />
Spiele anderer).<br />
4. Redet häufig übermäßig viel, ohne angemessen auf soziale Beschränkungen<br />
zu reagieren.
ADHS-Symptome nach ICD-10 ICD-10/DSM IV<br />
3. Überaktivität<br />
1. Zappelt mit Händen oder Füßen oder windet sich auf seinem Sitz.<br />
2. Verlässt seinen Platz während des Unterrichts oder in anderen Situationen,<br />
in denen Sitzenbleiben erwartet wird.<br />
3. Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies<br />
unpassend ist. (Bei Jugendlichen oder Erwachsenen ist nur ein Gefühl<br />
innerer Unruhe vorhanden).<br />
4. Ist häufig beim Spiel übermäßig laut oder hat Schwierigkeiten, sich leise zu<br />
beschäftigen.<br />
5. Zeigt ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivität, das durch die<br />
soziale Umgebung oder durch Aufforderungen nicht durchgreifend<br />
beeinflussbar ist.
90%<br />
80%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
6%<br />
3% 4%<br />
40,0%<br />
10,0%<br />
massive Probleme<br />
bereits zu Beginn<br />
der Grundschule<br />
Überweisung auf<br />
die Sonderschule<br />
fortgeschrittenes<br />
Schuleschwänzen<br />
Wiederholen in<br />
Schullaufbahn<br />
mind. 1x eine<br />
Klasse<br />
Abbruch der<br />
Schullaufbahn<br />
ohne<br />
Schulabschluss<br />
Risikospirale ADHS und Schule<br />
mit ADHS ohne ADHS<br />
Quelle: Barkley u. Fischer 1996,Lehmkuhl, Schirmann, Doepfner, Adam 1999
Verteilung des IQ in der Bevölkerung<br />
/ ADHS 1)<br />
+ 5,6<br />
hochbegabt<br />
2,27%<br />
9%<br />
105,6<br />
<br />
Quelle: http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.online-iq.de/images/gauss.jpg&imgrefurl=http://www.online-iq.de/theory.php&h=318&w=610&sz=22&hl=de&st<br />
1) Quelle: Prof Dr. Kabat vel Job, ADHS Kongress Magdeburg 2007
Genetische Disposition einer neurobiologischen Regulationsstörung in<br />
den Bereichen Aufmerksamkeit, Impulskontrolle, Motorik<br />
ADHS begünstigende<br />
Familiensituation<br />
(Genetik)<br />
Strukturlosigkeit,<br />
unwirksame,<br />
stressige<br />
Interaktionen<br />
ungünstiges<br />
Temperament<br />
rastlos,<br />
ohne<br />
Ausdauer,<br />
unüberlegt<br />
Familienstress,<br />
disjunktes elterliches<br />
Erziehungsverhalten<br />
Überforderungssyndrom,<br />
Rückzug /<br />
Verweigerung<br />
Trennung, Scheidung<br />
Interaktionskompetenzdefizite<br />
Wahrnehmungsstörungen,<br />
Teilleistungsschwächen<br />
(z.B. LRS)<br />
Peerstress<br />
Zurückweisung,<br />
Ablehnung<br />
durch<br />
Gleichaltrige<br />
Verhaltensstress<br />
Kaum beeinflussbares,<br />
oppositionelles<br />
Problemverhalten<br />
Lehrerstress<br />
Hilflosigkeit,<br />
Überforderung,<br />
dann Ablehnung durch<br />
Lehrer u. sich verstärkende<br />
schulische<br />
Misserfolge<br />
Bindung an deviante<br />
Gleichaltrigengruppen,<br />
Mobbing, Diebstahl,<br />
Pöbeleien, Schul-<br />
Schwänzen, fortgesetztes<br />
regelüberschreitendes<br />
Verhalten<br />
Komorbiditäten<br />
Ausprägung<br />
psychopathologischer<br />
Begleiterkrankungen<br />
(Angststörungen, Suchterkrankungen,<br />
Tics,<br />
Störungen. d. Sozialverh.<br />
Teilleistungsstörungen<br />
Exorbitante<br />
begabungsinadäquate<br />
Schulprobleme<br />
-Leistungseinbruch<br />
-Nichtversetzung<br />
-Schulausschluss<br />
-Schulformrückstufung<br />
-Sonderschulzuweisung<br />
-Unbeschulbarkeit<br />
Ausgeprägte Störungen<br />
des Sozialverhaltens<br />
Nicht beeinflussbare<br />
expansiv-oppositionell<br />
aggressive<br />
Verweigerungshaltung //<br />
depressiver Rückzug<br />
Schwere<br />
umfassende<br />
chronifizierte<br />
Sozialinte-<br />
grations-<br />
Störungen<br />
Delinquenz /<br />
Sozialisolation<br />
© Biegert 2006/07<br />
3 5 7 10 14<br />
17<br />
Frühe Kindheit<br />
Mittlere Kindheit<br />
Adoleszenz
Underachievement<br />
ADHS<br />
Ein hohes Maß an Ablenkbarkeit, kurze Aufmerksamkeitsdauer, mangelnde Befähigung<br />
zur Selbststrukturierung und –orientierung und ständig auf der Suche nach neuen Reizen,<br />
damit sind Entwicklungsbeeinträchtigungen vorprogrammiert. Zum eigentlichen Handikap<br />
aber wird ADHS mit zunehmender Diskrepanz zwischen den Anpassungsanforderungen und<br />
der ADHS- Verhaltensdisposition i. d. R. spätestens mit dem Eintritt ins Schulalter.<br />
ADHS-Kinder bleiben in ihrer schulischen Entwicklung um bis zu 90 % unter ihrem Intelligenzniveau.<br />
Mangel an Begabung kann als Begründung für diese negativere Schulperspektive nicht<br />
herangezogen werden. Trotz immer wiederkehrender Bemühungen ausbleibende schulische<br />
Erfolge und jahrelange, von ständiger Ausgrenzung geprägte negative Sozialerfahrung führen<br />
zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Selbstbildes, dann zu mangelndem Zutrauen in die<br />
eigenen Fähigkeiten, darauf zu Motivationslosigkeit und Misserfolgserwartung, am Ende in<br />
eine oppositionelle Verweigerungshaltung mit hohem Delinquenzrisiko oder depressiven<br />
Rückzug in jedem Fall zu schweren Sozialintegrationsstörungen.<br />
ADHS führt zu 90% zu Underachievement
Underachievement<br />
UAS *<br />
ADHS<br />
?<br />
* UAS= Underachievement-Syndrom<br />
Prof. Dr. Friedrich Oswald, Universität Wien, Institut für Bildungswissenschaften
Merkmale des UAS<br />
- reduzierte Leistungsmotivation<br />
- Anstrengungsvermeidungshaltung<br />
- Desinteresse am schulischen Lernen (Lustlosigkeit)<br />
- Desinteresse an schulischen Lernbereichen<br />
- Lernschwierigkeiten in bestimmten Bereichen<br />
- defizitäre Lern- und Arbeitstechniken<br />
- mangelndes Selbstbild, Selbstvertrauen, mangelhafte Selbstwirksamkeit<br />
- Sozialintegrations- und Beziehungsprobleme mit Mitschülern und zu Lehrern,<br />
häufig auch zu Eltern<br />
- Isolationsrisiko<br />
- Eine oppositionelle Haltung, sich den Forderungen anderer anzupassen (dies führt dann<br />
auch zu Widerstand gegenüber schulischen Aufgaben, die Anstrengung und<br />
Aufmerksamkeit verlangen.)<br />
- sie lernen das Lernen nicht<br />
- intrapersonelle Diskrepanz: ein diffuses Wahrnehmen von Stärken/ Schwächen,<br />
Unterschied zwischen können und wollen.
Underachievement<br />
UAS<br />
ADHS<br />
In der Regel : NEIN !!<br />
Kinder mit UAS zeigen nur oberflächlich betrachtet ähnliche<br />
Symptome wie ADHS-Kinder.<br />
Etwa:<br />
Unaufmerksamkeit vs. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.<br />
UAer bestätigen auf Nachfrage i.d.R. meistens sehr genau, dass<br />
sie das Gesagte gehört und verstanden haben – im Gegensatz zu<br />
ADHSlern.<br />
Die Diagnosesymptome von ADHS gemäß ICD-10/DSM IV lassen<br />
sich nicht allgemein bijektiv auf die Merkmale des UAS abbilden.
Dennoch gibt es eine Schnittmenge<br />
UAS<br />
ADHS<br />
5% ADHS (= <strong>ca</strong>. 650.000)<br />
9% davon hochbegabt<br />
= 0,45% davon bleiben 90%<br />
unter ihren intellektuellen<br />
Möglichkeiten<br />
Das ist die Schnittmenge = <strong>ca</strong>. 0,4%<br />
<strong>ca</strong>. 60.000 Betroffene
Was wir über ADHS + UAS<br />
wissen:<br />
und<br />
Was wir für einen ADHS/UASwirksamen<br />
Unterricht daraus<br />
ableiten:<br />
1. ADHS + UAS sind<br />
Selbstregulationsstörungen<br />
ADHS/UAS-Kinder brauchen im<br />
Unterricht Fremdregulation d.h.<br />
Strukturen-Rituale-regulierende<br />
Rahmenbedingungen<br />
2. ADHS + UAS sind<br />
Anpassungsstörungen<br />
ADHS/UAS-Kinder brauchen auf allen<br />
unterrichtlichen Ebenen Adaptivität<br />
3. ADHS + UAS führen zu<br />
einer erheblichen<br />
Beeinträchtigung von<br />
Selbstbild und<br />
Selbstwirksamkeit<br />
ADHS/UAS-Kinder benötigen selbstbildund<br />
selbstwirksamkeitsfördernde<br />
unterrichtliche Rahmenbedingungen.
Situationsabhängigkeit des Schülerverhaltens<br />
„Fieberkurve“ für die Ausprägungsintensität der ADHS-Symptomatik<br />
ADHS<br />
non ADHS
Underachievement und ADHS<br />
Konsequenzen für die Schulpädagogik<br />
a) Selbstregulation fördern - Strukturen gewährleisten!<br />
Verbesserung von Aufmerksamkeitslenkung und Selbststrukturierung durch<br />
wirksame pädagogische Führung.<br />
b) Erfolge ermöglichen - Leerlauf vermeiden!<br />
Förderung von Lernerfolgen durch<br />
möglichst hohe aber adaptive, kognitive und methodische Anforderungen.<br />
c) Verbesserung von Selbstbild und Selbstwirksamkeit Positivfeedback-Kultur<br />
Aufbau von Selbstzutrauen und Anstrengungsbereitschaft durch<br />
emotionalen Rückhalt und positive Erfolgserwartung.
Konsequenzen im Einzelnen insbesondere im Hinblick auf<br />
die UAS/ADHS-Schnittmenge<br />
1. … dass sehr viel intensivere Förderbemühungen notwendig sind, als es die traditionell vorherrschende<br />
optimistische Einschätzung der Leistungspotentiale wahr haben wollte/will, damit Hochbegabte ihre<br />
Potentiale tatsächlich in Leistung umsetzen können.<br />
2. Intensive Motivationsförderung betreiben, damit langgedehnte Lernprozesse konzentriert<br />
durchgeführt werden können.<br />
3. Den aversiven Gehalt von Lernprozessen entscheidend minimieren.<br />
4. Für Hochbegabte als vorausschauend denkende und planende (bisweilen zu Perfektionismus neigende)<br />
Kinder ist eine unstrukturierte Lernumwelt mit kaum vorhersagbaren Gegebenheiten ein echtes<br />
Hindernis.<br />
5. Wenn niedrige inadaptive kognitive und/oder methodische Anforderungen bestehen, selten logisch<br />
argumentiert wird, Vergesslichkeit und Ungerechtigkeit an der Tagesordnung sind, und Regelabweichungen<br />
und Inkonsequenz Standard sind, dann erweist sich ein solches Setting als ADHS/UAS-<br />
Verstärker erster Güte.<br />
6. Häufiges (bei ADHS schwerpunktmäßig positives) Feedback.<br />
7. Zwingend: Bloßstellung vermeiden ! „Der hochbegabt ? – Schau Dir mal seine Noten an !“<br />
8. Differenzierter Unterricht, in dem Individualisierung nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist.<br />
9. Eine gute praxisbezogene Aus-Fort-Weiterbildung von Lehrern nach der Formel: „Nur gute Lehrer halten<br />
guten Unterricht“<br />
10. Die Grunderkenntnis „Begabung ist nicht gleich Leistung“ auf allen Ebenen * (kognitiv-sozial-emotional)<br />
umsetzen.<br />
*(dabei gilt: je extremer die intellektuellen Fähigkeiten, umso ausgeprägter diese Diskrepanz)
Wer nichts tun will, sucht Gründe.<br />
Wer etwas tun will, findet einen Weg !
Herzlichen Dank für<br />
Ihre Aufmerksamkeit.<br />
Ihre Fragen bitte !<br />
Underachievement<br />
und<br />
ADHS<br />
Studienkonferenz<br />
> Underachiever <<br />
Samstag, 24.02.2008<br />
10:00 – 11:15 Uhr
Underachievement at<br />
School and Afterwards
1974<br />
Matching the experimental groups<br />
T and C1<br />
Equal Ability<br />
C2<br />
Random Ability<br />
Sex<br />
Age<br />
School Class<br />
Neighbourhood
Non-verbal intelligence measure<br />
Raven raw score<br />
Groups Mean SD<br />
Labelled gifted (T) 34.53 12.85<br />
Matched ability (C1) 34.60 11.45<br />
Random<br />
Classmates<br />
(C2) 28.75 11.58<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
T C1 C2<br />
Groups matched for gender, age and SES<br />
Mean
IQ measure<br />
Stanford-Binet - IQ<br />
Groups Mean SD<br />
Labelled gifted (T) 147.10 17.41<br />
Matched ability (C1) 134.34 17.13<br />
Random<br />
Classmates<br />
(C2) 119.20 16.09<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
T C1 C2<br />
Groups matched for gender, age and SES<br />
Mean
Adjustment at school<br />
Under-reaction<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
T C1 C2<br />
Non-specific<br />
Withdrawal<br />
Percentages for each group (n = 70)<br />
All differences signifi<strong>ca</strong>nt at p < 0.1
Adjustment at school<br />
Over-reaction<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Peer maladaptiveness<br />
Hostility<br />
Inconsequence<br />
0<br />
T C1 C2<br />
Percentages for each group (n = 70)<br />
All differences signifi<strong>ca</strong>nt at p < 0.1
The sample in 1974 and 2006<br />
1974<br />
sample<br />
2006<br />
sample<br />
Sample size 210 85<br />
Sample age 5-14 37-46<br />
Target group 70 33<br />
Control-one group 70 27<br />
Control-two group 70 25<br />
Matched triads 70 5
The sample IQs in 1974 and 2006<br />
1974<br />
sample<br />
2006<br />
sample<br />
IQ range 97-170 101-170<br />
IQ140+ 82 43<br />
IQ160+ 17 13
Analysis of in-depth data is difficult…
Gifts and talents are<br />
not<br />
directly related to<br />
emotional adjustment
Reasons for outstanding examination<br />
success<br />
High<br />
a<strong>ca</strong>demic<br />
potential<br />
Better memory, concentration<br />
and multi-attentiveness<br />
Comfortable<br />
in school<br />
set-up<br />
Appropriate<br />
edu<strong>ca</strong>tional<br />
provision<br />
Accepting the agenda, written<br />
and unwritten<br />
High quality material and good<br />
communi<strong>ca</strong>tion from teachers<br />
and parents
Reasons why a<strong>ca</strong>demic promise was<br />
not fulfilled - underachievement<br />
Lack of<br />
opportunity<br />
Poor provision - poor teaching,<br />
lack of relevance to real life<br />
Poor<br />
self-concept<br />
Poor ego strength, self criticism,<br />
personality, low motivation<br />
Poor support<br />
Lack of ‘permission’ to be successful, low<br />
expectations – gender, social class, learning<br />
problems
Some<br />
introductions
Emotional problems<br />
“Ah Tos<strong>ca</strong>, you<br />
must pay most<br />
dearly for his life”
TOO MANY CHOICES
Determination and flexibility<br />
Anna Markland<br />
Pianist and singer
A wrong turn<br />
Jocelyn Lavin<br />
‘Gifted underachiever’
Human relationships
RHINO – Really Here in Name Only<br />
Ady Toms<br />
Milkman
Unconventional<br />
Ady Toms<br />
Professional Gambler
Underachievers need -<br />
Opportunity<br />
Flexible, challenging and focussed. Open access<br />
Aware and informed teachers Evidence-based to contradict<br />
stereotypes and selection<br />
Personal <strong>ca</strong>re Continuous support, avoidance of labelling,<br />
mentoring<br />
Counselling and vo<strong>ca</strong>tional guidance To overcome emotional<br />
blocks, improve self-concept, and discover and<br />
direct interests<br />
Creativity<br />
Permission to make mistakes and take longer,<br />
encouragement to play
Genuine belief and effort on behalf of a<br />
child <strong>ca</strong>n work wonders
Out-of-school<br />
edu<strong>ca</strong>tional<br />
provision for the<br />
gifted and talented<br />
around the world<br />
A report for the<br />
Department of<br />
Edu<strong>ca</strong>tion and Skills<br />
Free via<br />
www.joanfreeman.com
e-mail Adressen der Autoren<br />
Dr. h.c. Hans Biegert<br />
Prof. Dr. Joan Freeman<br />
Silvia Greiten<br />
Ursula Hellert<br />
Prof. Dr. Gerhard Lehwald<br />
Dr. Hella Schick<br />
Dr. Gudrun Schulz-Wensky<br />
Dr. Harald Wagner<br />
Hans.Biegert@hebo-schule.de<br />
joan@JoanFreeman.com<br />
Greiten@aol.com<br />
hellert@cjd-braunschweig.de<br />
lehwald@leipziger-kinderbuero.de<br />
hella.schick@uni-koeln.de<br />
g.schulz.wensky@netcologne.de<br />
wagner@bubev.de
Literatur zum Thema Underachiever<br />
Cogen, V. (2002). Boosting the adolescent underachiever: How parents <strong>ca</strong>n change a “C”<br />
student into an “A” student. Perseus Books.<br />
Heacox, D. (1991). Up from underachievement: How teachers, students, and parents <strong>ca</strong>n work<br />
together to promote student success. Free Spirit Pub.<br />
Janes, S. (2007). Underachievers. Lulu Pr.<br />
Kemmer, M. (2007). Hochbegabungsdiagnostik – Messmethoden und Informationsquellen<br />
unter besonderer Berücksichtigung der Identifikation von hochbegabten Underachievern.<br />
Grin Verlag.<br />
Konrad, M. (2005). (Hoch-)Begabung – (k)eine Chance? Underachiever finden, fordern und<br />
fördern. Ein Beitrag aus dem Deutschunterricht. Lit Verlag.<br />
Mandel, H.P. (1988). The psychology of underachievement: Differential diagnosis and<br />
differential treatment. John Wiley & Sons.<br />
Mandel, H.P. (1996). Could do better: Why children underachieve and what to do about it.<br />
John Wiley & Sons.<br />
Mandel, H. (1997). Conduct disorder and underachievement: Risk factors, assessment,<br />
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Bildung und Begabung e.V., Wissenschaftszentrum, Ahrstraße 45, 53175 Bonn, Tel. 0228-959150,<br />
Fax 0228-9591519, e-mail info@bildung-und-begabung.de, www.bildung-und-begabung.de<br />
Geschäftsführer: Dr. Harald Wagner 02/2008