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Zusammenfassung in Deutsch - LOT publications

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gleichgewichtig vertreten, zeigten aber bereits e<strong>in</strong>e große strukturelle<br />

Bee<strong>in</strong>flussbarkeit. AN herrschte <strong>in</strong> starkem Maße vor, offenbarte jedoch bereits e<strong>in</strong>e<br />

Präferenz für die Inversion im Falle der Komplexität und/oder der Fokus-Präsenz<br />

von A. Im frühesten Material von Zamenhof manifestierte sich Adv sche<strong>in</strong>bar frei<br />

beweglich zwischen den Positionen vor oder nach dem Verb; und auch das<br />

untersuchte heutige Material zeigt ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Präferenz für diese oder jene<br />

syntaktische Ausdrucksmöglichkeit. H<strong>in</strong>gegen f<strong>in</strong>den wir e<strong>in</strong>en subtilen Unterschied<br />

zwischen der Negation <strong>in</strong> den frühen Texten und dem untersuchten heutigen<br />

Material des Esperanto. In der frühen Epoche gab es ke<strong>in</strong>e VNeg ohne expliziten<br />

Kontrast, aber sie taucht im untersuchten Korpus auf, wenn auch nur am Rande. Und<br />

<strong>in</strong> den Antworten der Befragten stellt sie e<strong>in</strong>e nicht zu vernachlässigende M<strong>in</strong>derheit<br />

dar. Diese (begrenzte) Verwendung <strong>in</strong> Esperanto sche<strong>in</strong>t ihren Ursprung <strong>in</strong> der<br />

förmlichen Identität (ne) des annullierenden Wortoperators (vgl. Englisch no,<br />

<strong>Deutsch</strong> ke<strong>in</strong>), dem oft getrennt geschriebenen Negationspräfix (vgl. Englisch und<br />

<strong>Deutsch</strong> un-) und dem verne<strong>in</strong>enden Satzoperator (vgl. Engl. not eventuell begleitet<br />

vom Hilfsverb do, <strong>Deutsch</strong> nicht) dar. Es gibt Lehrbücher, die den Unterschied<br />

zwischen den drei Formen der Negation ignorieren. Wenn e<strong>in</strong> annulliertes Wort<br />

X Neg zufällig nach dem Verb steht, ist die Konstruktion als Ergebnis der Inversion<br />

NegV > VNeg <strong>in</strong>terpretierbar, um der Verne<strong>in</strong>ung des gesamten Satzes mehr<br />

Emphase zu geben. E<strong>in</strong>e solche Interpretation missl<strong>in</strong>gt jedoch, weil die Beseitigung<br />

von ne aus se<strong>in</strong>er Position unmittelbar vor dem Verb dem widerspricht. E<strong>in</strong>e andere<br />

Interpretation geht aus von NegV als Grundstellung für die Negation e<strong>in</strong>es<br />

Satzgliedes ohne Fokus, so dass VNeg die fokussierte Negation dieses Satzgliedes<br />

darstellt. Auch diese Interpretation ist erfolglos, weil nach den frühzeitlichen<br />

Belegen e<strong>in</strong>e solche Negation e<strong>in</strong>en expliziten Kontrast erfordert: X Neg Y als VNegY<br />

gelesen muss von ‚aber Z’ 7 gefolgt werden. VNeg ohne expliziten Kontrast sche<strong>in</strong>t<br />

als <strong>in</strong>kompletter Ausdruck empfunden zu werden, der irgendwie gegen die<br />

Forderungen nach Vollständigkeit und Relevanz im kommunikativen Kontext<br />

verstößt (Grice 1975). 8 Dass im heutigen Sprachgebrauch die Verwendung der<br />

kontrastlosen VNeg weniger häufig ersche<strong>in</strong>t oder nur am Rande, könnte beweisen,<br />

dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen die Sprecher unbewusst die zu vere<strong>in</strong>facht formulierte<br />

Negationsregel („Ne soll vor dem stehen, was man verne<strong>in</strong>en will“) wegen ihrer<br />

kommunikativen Inakzeptabilität widerrufen.<br />

In me<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die vorgestellte Studie habe ich die Wahl von Esperanto als<br />

Untersuchungsgegenstand als gerechtfertigt begründet, <strong>in</strong>dem ich die große Zahl<br />

gesellschaftlicher Anwendungsbereiche der Sprache erwähnte, die natürliche<br />

Behandlung der Sprache durch ihre Benutzer und die große Freiheit, die man bei der<br />

Schaffung grammatisch korrekter und kommunikativ akzeptabler Konstruktionen<br />

hat. Als Ergebnis der folgenden Untersuchung ersche<strong>in</strong>t die Sprache trotz ihrer<br />

ungewöhnlichen und ursprünglichen Konstruiertheit als autonomes, sich<br />

entwickelndes System, das den hier verwendeten Universalien nicht widerspricht<br />

7 Zum Beispiel: ‘Mi mendis ne bieron, sed v<strong>in</strong>on’, [Ich bestellte nicht Bier, sondern We<strong>in</strong>] was<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Information komplett ist.<br />

8 Zum Beispiel: ‘Mi mendis ne bieron’,[Ich bestellte nicht Bier], was den Hörer mit e<strong>in</strong>er Frage nach dem<br />

S<strong>in</strong>n der Äußerung lässt.

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