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Sergio Benvenuto (Rom) - Psychoanalytisches Seminar Zürich

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22<br />

Freuds graphische Darstellung (fig. 3) 27 , um diese Dynamik zu<br />

charakterisieren, ist ähnlich wie mein Diagramm:<br />

In dieser Abbildung repräsentiert Freud auch ein äusseres Objekt, während in meiner<br />

nur das libidinöse Objekt erscheint, weil nur diese Art Objekt Teil einer Funktion<br />

sein kann, d.h. in Beziehung zu den anderen Funktionen beschrieben werden kann.<br />

Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass Freud, wenn er Menschenmengen in dieser Art<br />

beschrieb, dabei eine „Massenbildung zu zweien“ einschloss: die Hypnose. Jeder<br />

Psychoanalytiker muss ethisch beständig das Gleichgewicht suchen zwischen „einer<br />

Massenbildung zu zweien“ und etwas anderem. Psychoanalyse ist gefordert, einen<br />

soziale Bindung zu schaffen, die der Menschenmenge ähnelt, dem Verliebtsein und<br />

der Manie, aber doch grundlegend von diesen verschieden ist. Die Hypnose- „die<br />

Massenbildung zu zweien“- ist das ethische Scheitern der Psychoanalyse: diese<br />

überlebt nur dank dem Gedanken, dass zwischen zwei Personen (AnalytikerIn und<br />

AnalysandIn) etwas anderes möglich ist als eine erotische Liebe und/oder eine<br />

Beziehung Masse/Führer.<br />

Massen und Hypnose (als öffentliche Formen von Liebe) sind genau das<br />

Gegenteil von dem, was Freud Verliebtsein nennt (private Liebe). Im ersten Fall wird<br />

das Ideal dem begehrten Objekt entgegengeschoben: in der Führer-organisierten<br />

Masse wird ein Ideal objektifiziert. In der Liebe zwischen einem Mann und einer<br />

Frau, oder zwischen zwei Männern oder zwei Frauen, wird ein Objekt idealisiert.<br />

Freud schreibt:<br />

“Die Verliebtheit besteht in einem Überströmen der Ichlibido auf das Objekt<br />

(…) Sie erhebt das Sexualobjekt zum Sexualideal. Da sie bei dem Objekt- oder<br />

Anlehnungstypus auf Grund der Erfüllung infantile Liebesbedingungen erfolgt,<br />

kann man sagen: Was diese Liebesbedingungen erfüllt, wird idealisiert” (…)<br />

Was den dem Ich zum Ideal fehlenden Vorzug besitzt, wird geliebt”.<br />

Massen, ob Kirche, Armee oder Hypnose auf der einen, oder die idealisierte<br />

Liebe zwischen zwei sexuellen Partnern auf der anderen Seite, besetzen die gleiche<br />

27 Anm.d.Ü.: siehe StA IX, S.108

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