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Die Konstituierung der Ehe in AT und NT

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Glaubensf<strong>und</strong>amente<br />

Was sagt die Bibel über Heirat <strong>und</strong> <strong>Ehe</strong>schließung?<br />

<strong>Die</strong> <strong>Konstituierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Ehe</strong> <strong>in</strong> <strong>AT</strong> <strong>und</strong> <strong>NT</strong><br />

Obwohl uns we<strong>der</strong> das Neue noch das Alte Testament für alle Zeiten gültige Weisungen für die<br />

verb<strong>in</strong>dliche Begründung e<strong>in</strong>er <strong>Ehe</strong> gibt, macht die ganze Bibel an vielen Stellen deutlich, welche<br />

konstituierenden Faktoren als wesentliche Merkmale beim Zustandekommen e<strong>in</strong>er <strong>Ehe</strong> entscheidend<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Gleichzeitig gibt uns Gottes Wort genügend Beispiele dafür, was im Gegensatz zu diesen<br />

konstituierenden Faktoren, die Verb<strong>in</strong>dlichkeit e<strong>in</strong>er <strong>Ehe</strong> nicht begründet.<br />

Des Weiteren sehen wir, dass auch e<strong>in</strong>zelne Elemente dieser konstituierenden Faktoren, wie zum<br />

Beispiel die sexuelle Vere<strong>in</strong>igung von Mann <strong>und</strong> Frau, zwar den Vollzug <strong>der</strong> <strong>Ehe</strong> darstellen können,<br />

jedoch unabhängig von an<strong>der</strong>en Bestandteilen nicht ihre Begründung <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene<br />

rechtmäßige Anerkennung.<br />

E<strong>in</strong>deutigkeit<br />

Doch gerade bezüglich <strong>der</strong> öffentlichen Anerkennung e<strong>in</strong>er <strong>Ehe</strong>, gab es im Rahmen <strong>der</strong> biblischen<br />

Erzählung nie Raum für Spekulationen. Denn die E<strong>in</strong>deutigkeit e<strong>in</strong>er <strong>Ehe</strong>schließung, ob <strong>und</strong> wann<br />

jemand als verheiratet galt, war zu ke<strong>in</strong>er Zeit alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Entscheidung <strong>und</strong> den Vorstellungen des<br />

Paares überlassen, son<strong>der</strong>n wurde sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament durch e<strong>in</strong>en wie<br />

auch immer gearteten Akt öffentlicher o<strong>der</strong> familiärer Gebräuche vollzogen <strong>und</strong> def<strong>in</strong>iert. Form <strong>und</strong><br />

Gestaltung dieser Handlungen entsprachen dabei den Sitten <strong>und</strong> Gepflogenheiten <strong>der</strong> jeweiligen Zeit,<br />

<strong>und</strong> unterlagen von daher auch im biblischen Kontext e<strong>in</strong>em gewissen Wandel.<br />

<strong>Die</strong> gesellschaftliche Akzeptanz e<strong>in</strong>er (im heutigen S<strong>in</strong>ne rechtskräftigen) <strong>Ehe</strong>, gründete nicht e<strong>in</strong>fach<br />

nur auf <strong>der</strong> Entscheidung des Paares als Mann <strong>und</strong> Frau zusammenzuleben, son<strong>der</strong>n auch auf <strong>der</strong><br />

förmlichen E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den neuen Stand, <strong>der</strong> erst dadurch se<strong>in</strong>e öffentliche Bestätigung fand <strong>und</strong> so<br />

als rechtmäßig galt.<br />

Öffentlichkeit<br />

Obwohl also das <strong>AT</strong> ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Instanz kennt, die kraft ihrer Autorität die <strong>Ehe</strong> begründet bzw.<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Ehe</strong>schließung bestätigt, hat auch die <strong>Ehe</strong>schließung <strong>in</strong> alt‐ <strong>und</strong> neutestamentlicher Zeit durchaus<br />

Öffentlichkeitscharakter. So spielten z.B. die Eltern, <strong>der</strong> Vater, die Familie o<strong>der</strong> die Sippe beim<br />

Zustandekommen e<strong>in</strong>er neuen Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, <strong>in</strong> <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s die<br />

Eltern o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vater sowohl Handelnde bzw. Beteiligte s<strong>in</strong>d, als auch Zeugen <strong>der</strong> Verehelichung.


Da auch das Neue Testament we<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Anweisungen gibt, noch irgendwelche verb<strong>in</strong>dlichen<br />

Vorgaben zur konstituierenden äußeren Form <strong>der</strong> <strong>Ehe</strong>schließung macht, entsprach das<br />

Hochzeitszeremoniell wohl auch zur Zeit Jesu den Gepflogenheiten des kulturellen Umfeldes.<br />

Doch wie die formale Gestalt beim Zustandekommen des ehelichen Bündnisses von Mann <strong>und</strong> Frau<br />

auch aussah, immer gab es bestimmte Komponenten, die die Rechtmäßigkeit <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung sowohl<br />

nach <strong>in</strong>nen, wie auch nach außen deutlich machten.<br />

E<strong>in</strong>e lediglich private, zwischen dem Mann <strong>und</strong> <strong>der</strong> Frau beschlossene Vere<strong>in</strong>barung als <strong>Ehe</strong>paar<br />

zusammen zu leben, hatte von daher, wie wir noch sehen werden, we<strong>der</strong> vor Gott, noch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gesellschaft mit ihren jeweiligen Sitten <strong>und</strong> Gebräuchen <strong>Ehe</strong> konstituierenden Charakter.<br />

Biblische Vorbil<strong>der</strong> – aber ke<strong>in</strong>e gesetzliche Norm<br />

Bei <strong>der</strong> Durchsicht des biblischen Bef<strong>und</strong>es f<strong>in</strong>den wir also Beispiele, wie <strong>Ehe</strong>n sowohl <strong>in</strong><br />

vorchristlichen Epochen als auch <strong>in</strong> neutestamentlicher Zeit geschlossen wurden, <strong>und</strong> welche<br />

Elemente jeweils beim Zustandekommen <strong>der</strong> Lebensgeme<strong>in</strong>schaft von Mann <strong>und</strong> Frau e<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielten.<br />

Gesetzliche Bestimmungen zur <strong>Konstituierung</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Ehe</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Zustandekommen im Kontext<br />

wechseln<strong>der</strong> gesellschaftlicher Traditionen suchen wir dort allerd<strong>in</strong>gs vergeblich. Auch e<strong>in</strong>en<br />

allgeme<strong>in</strong> gültigen <strong>und</strong> <strong>Ehe</strong> begründenden, zeitlosen, kultur‐ <strong>und</strong> traditionsüber‐greifenden Ritus gab<br />

es we<strong>der</strong> <strong>in</strong> den alttestamentlichen Beschreibungen, noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> neutestamentlichen Ethik.<br />

So spricht <strong>der</strong> Apostel Paulus zwar davon, dass jemand heiraten kann, aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Aus‐führungen<br />

über <strong>Ehe</strong>, <strong>Ehe</strong>scheidung <strong>und</strong> <strong>Ehe</strong>losigkeit ersche<strong>in</strong>t nie e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis, wie dies gestaltet se<strong>in</strong> muss. In 1.<br />

Kor. 7,39 weist er lediglich darauf h<strong>in</strong> „nur im Herrn muss es geschehen.“<br />

Im Brief an die Epheser (Eph. 5,21ff) erläutert Paulus ausführlich die <strong>Ehe</strong>ordnung <strong>und</strong> das Verhalten<br />

<strong>der</strong> Partner zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, doch bezüglich <strong>der</strong> <strong>Konstituierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Ehe</strong> f<strong>in</strong>den wir auch an dieser Stelle<br />

lediglich den H<strong>in</strong>weis auf die Aussagen <strong>in</strong> Gen. 2,24. Im Gegensatz zu Jesus betont Paulus jedoch damit<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das Geheimnis <strong>der</strong> Beziehung zwischen Christus <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de.<br />

Wann galt e<strong>in</strong> Paar <strong>in</strong> biblischer Zeit vor Gott als zusammengefügt?<br />

Im Folgenden möchte ich anhand e<strong>in</strong>iger weniger Beispiele des Alten‐ <strong>und</strong> Neuen Testamentes<br />

aufzeigen, wie die <strong>Ehe</strong>schließung respektive das Zusammenfügen e<strong>in</strong>es Mannes mit e<strong>in</strong>er Frau jeweils<br />

vor sich g<strong>in</strong>g <strong>und</strong> welche öffentlichen konstituierenden Faktoren dabei zum Tragen kamen. Das Thema<br />

des „e<strong>in</strong> Fleisch Werdens“ bleibt an dieser Stelle unberücksichtigt.<br />

Wichtig bei alledem ist aber auch, zu sehen, was e<strong>in</strong>e <strong>Ehe</strong> nicht konstituiert, beson<strong>der</strong>s wenn dabei<br />

e<strong>in</strong>zelne Merkmale <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung treten, die normalerweise e<strong>in</strong>er verb<strong>in</strong>dlichen <strong>Ehe</strong> zugeordnet<br />

werden.<br />

2


<strong>Ehe</strong> konstituierende Faktoren<br />

Von Anfang an<br />

Da Jesus selbst, bei <strong>der</strong> Frage nach Scheidung <strong>und</strong> Entlassung <strong>der</strong> <strong>Ehe</strong>frau, auf die<br />

Schöpfungsgeschichte Bezug nimmt <strong>und</strong> gerade damit deutlich macht, wie Gott sich von Anfang an<br />

das Verhältnis von Mann <strong>und</strong> Frau gedacht hat, s<strong>in</strong>d diese Schriftstellen auch für uns von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung.<br />

Mk. 10,6 von Anfang <strong>der</strong> Schöpfung an aber hat er sie als Mann <strong>und</strong> Frau geschaffen.<br />

Mt. 19,4ff Habt ihr nicht gelesen, dass <strong>der</strong>, welcher sie schuf, sie von Anfang an als<br />

Mann<br />

5 <strong>und</strong> Frau schuf <strong>und</strong> sprach: "Darum wird e<strong>in</strong> Mensch Vater <strong>und</strong> Mutter verlassen <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er Frau anhängen, <strong>und</strong> es werden die zwei e<strong>in</strong> Fleisch se<strong>in</strong>",<br />

6 so dass sie nicht mehr zwei s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Fleisch? Was nun Gott zusammengefügt<br />

hat, soll <strong>der</strong> Mensch nicht scheiden.<br />

7 Sie sagen zu ihm: Warum hat denn Mose geboten, e<strong>in</strong>en Scheidebrief zu geben <strong>und</strong> zu<br />

entlassen?<br />

8 Er spricht zu ihnen: Mose hat wegen eurer Herzenshärtigkeit euch gestattet, eure<br />

Frauen zu entlassen; von Anfang an aber ist es nicht so gewesen.<br />

Gen. 1,27f Und Gott schuf den Menschen nach se<strong>in</strong>em Bild, nach dem Bild Gottes schuf<br />

er ihn; als Mann <strong>und</strong> Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie, <strong>und</strong> Gott sprach zu ihnen:<br />

Seid fruchtbar <strong>und</strong> vermehrt euch, <strong>und</strong> füllt die Erde<br />

Gen. 2,18ff Und Gott, <strong>der</strong> HERR, sprach: Es ist nicht gut, dass <strong>der</strong> Mensch alle<strong>in</strong> sei; ich<br />

will ihm e<strong>in</strong>e Hilfe machen, die ihm entspricht.<br />

21 Da ließ Gott, <strong>der</strong> HERR, e<strong>in</strong>en tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so dass er<br />

e<strong>in</strong>schlief. Und er nahm e<strong>in</strong>e von se<strong>in</strong>en Rippen <strong>und</strong> verschloss ihre Stelle mit Fleisch;<br />

22 <strong>und</strong> Gott, <strong>der</strong> HERR, baute die Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, zu<br />

e<strong>in</strong>er Frau, <strong>und</strong> er brachte sie zum Menschen.<br />

23 Da sagte <strong>der</strong> Mensch: <strong>Die</strong>se endlich ist Gebe<strong>in</strong> von me<strong>in</strong>em Gebe<strong>in</strong> <strong>und</strong> Fleisch von<br />

me<strong>in</strong>em Fleisch; diese soll Männ<strong>in</strong> heißen, denn vom Mann ist sie genommen.<br />

24 Darum wird e<strong>in</strong> Mann se<strong>in</strong>en Vater <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Mutter verlassen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Frau<br />

anhängen, <strong>und</strong> sie werden zu e<strong>in</strong>em Fleisch werden.<br />

25 Und sie waren beide nackt, <strong>der</strong> Mensch <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Frau, <strong>und</strong> sie schämten sich nicht.<br />

Hier sehen wir, dass niemand an<strong>der</strong>s als Gott selbst die <strong>Ehe</strong> stiftete <strong>und</strong> ihren Rahmen festlegte. So ist<br />

neben <strong>der</strong> Rolle des Mannes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Frau beim Zustandekommen dieser Verb<strong>in</strong>dung (e<strong>in</strong> Fleisch<br />

werden) <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Gott selbst <strong>der</strong> Handelnde.<br />

Was Gott tut (Gen. 1,27‐28 & Gen. 2,18‐25)<br />

‐ ER schuf den Menschen als Mann <strong>und</strong> Frau<br />

‐ ER ordnet die beiden Geschlechter e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ergänzend zu<br />

‐ ER segnet Mann <strong>und</strong> Frau <strong>und</strong> beauftragt zur Fruchtbarkeit<br />

‐ ER weiß von Anfang an um die Ergänzungsbedürftigkeit des Menschen<br />

‐ ER ergreift die Initiative <strong>und</strong> bereitete für den Mann e<strong>in</strong>e Frau<br />

‐ ER br<strong>in</strong>gt die Frau zum Mann<br />

‐ ER stiftet diese Verb<strong>in</strong>dung zwischen e<strong>in</strong>em Mann <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Frau<br />

‐ ER segnet Mann <strong>und</strong> Frau, die jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Verb<strong>und</strong>enheit mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> leben<br />

‐ ER selbst ist Zeuge als <strong>der</strong> Mann se<strong>in</strong>e Frau zu sich nimmt<br />

3


‐ ER befähigt sie zur Fruchtbarkeit <strong>und</strong> gibt e<strong>in</strong>e Bestimmung, die über sie selbst h<strong>in</strong>ausweist<br />

‐ ER sagt, was zukünftig geschehen wird, dass e<strong>in</strong> Mann se<strong>in</strong>en Vater <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Mutter verlassen wird,<br />

um mit se<strong>in</strong>er Frau zusammen zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> mit ihr e<strong>in</strong>e neue E<strong>in</strong>heit zu bilden, die ihrerseits<br />

wie<strong>der</strong>um als eigenständige fruchtbare Keimzelle neues Leben hervorbr<strong>in</strong>gt.<br />

Mitwirkung <strong>und</strong> Anerkennung durch Dritte<br />

Von Anfang an, so deutet auch Jesus an <strong>in</strong>dem er auf den Schöpfungsbericht zurückweist, geschah das<br />

„Mann <strong>und</strong> Frau werden“ nicht ohne äußere E<strong>in</strong>flussnahme, Mitwirkung <strong>und</strong> Anerkennung <strong>der</strong> neuen<br />

Geme<strong>in</strong>schaft. Sowohl Gottes weitsichtiges <strong>und</strong> vorbereitendes Handeln, als auch <strong>der</strong> Akt <strong>der</strong><br />

H<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Frau zu ihrem wartenden Bräutigam, spielen beim Zustandekommen dieser<br />

Verb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle.<br />

Der eheliche B<strong>und</strong> von Mann <strong>und</strong> Frau beg<strong>in</strong>nt also nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abgeschlossenheit e<strong>in</strong>er privaten<br />

Kammer, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>dem <strong>der</strong> Mann die Frau aus <strong>der</strong> Hand Gottes empfängt <strong>und</strong> sie freudig zu sich<br />

nimmt.<br />

Nicht zuletzt deshalb dokumentiert im Normalfall erst e<strong>in</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger öffentliches <strong>und</strong><br />

gesellschaftsrelevantes „Zeremoniell“ auch für die Allgeme<strong>in</strong>heit den Entschluss des Paares, von jetzt<br />

an nicht mehr lediglich als E<strong>in</strong>zelpersonen wahrgenommen zu werden, son<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong> auf Lebenszeit<br />

rechtmäßig verb<strong>und</strong>enes <strong>Ehe</strong>paar.<br />

<strong>Die</strong>ser nach außen h<strong>in</strong> bestätigend wirkende formale Vorgang, ist Teil <strong>der</strong> <strong>Konstituierung</strong> <strong>und</strong><br />

Anerkennung <strong>der</strong> <strong>Ehe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit, <strong>und</strong> korrespondiert mit dem Handeln <strong>und</strong> Wirken Gottes<br />

im Anfang <strong>der</strong> Menschheits‐ <strong>und</strong> Partnerschaftsgeschichte.<br />

<strong>Die</strong>ses Handeln <strong>und</strong> Reden Gottes, auf das sowohl Jesus als auch <strong>der</strong> Apostel Paulus im Neuen<br />

Testament Bezug nehmen, ist deshalb beispielhaft auch für die <strong>Konstituierung</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Ehe</strong> im biblischen<br />

Umfeld.<br />

Verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />

Von Anfang an gehörte also die beson<strong>der</strong>e partnerschaftliche Beziehung von Mann <strong>und</strong> Frau zur<br />

Schöpfungsordnung dazu. Sowohl die Texte aus Gen. 1,27‐28 <strong>und</strong> Gen. 2,18ff als auch Jesus selbst<br />

weisen ausdrücklich darauf h<strong>in</strong>, dass es sich hier nicht um e<strong>in</strong>e unverb<strong>in</strong>dliche Affäre handelt, son<strong>der</strong>n<br />

um e<strong>in</strong>e <strong>Ehe</strong>, wo zwei E<strong>in</strong>s werden <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e lebenslange Partnerschaft begründen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> geht es auch nicht primär um e<strong>in</strong>e bestimmte Form <strong>der</strong> <strong>Ehe</strong>schließung, son<strong>der</strong>n um<br />

die dabei entstehende unauflösliche Verb<strong>in</strong>dlichkeit.<br />

Doch gerade dies geschieht nicht losgelöst <strong>und</strong> unabhängig von allem an<strong>der</strong>en, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>mitten des<br />

Lebensumfeldes <strong>und</strong> <strong>der</strong> familiären <strong>und</strong> gesellschaftlichen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von (<strong>Ehe</strong>)Mann <strong>und</strong> (<strong>Ehe</strong>)Frau.<br />

<strong>Die</strong> Frau am Jakobsbrunnen (Joh. 4,1‐26) war, wie Jesus selbst sagte, fünf Mal verheiratet. Doch ihr<br />

jetziger Lebensgefährte, <strong>der</strong> Mann mit dem sie zusammen lebte, war nicht ihr <strong>Ehe</strong>mann. D.h. sie<br />

teilten zwar ihr Leben mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>und</strong> hatten sicher auch geschlechtlichen Verkehr, waren aber nicht<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verheiratet. Ihrer Beziehung fehlte die öffentliche Anerkennung, die sie auch nach außen<br />

h<strong>in</strong> als <strong>Ehe</strong>paar auswies.<br />

Hier haben wir e<strong>in</strong> Beispiel, wo die normalerweise <strong>Ehe</strong> begründenden Faktoren wie die geme<strong>in</strong>same<br />

häusliche Geme<strong>in</strong>schaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> geschlechtliche Verkehr alle<strong>in</strong>, noch nicht e<strong>in</strong>e <strong>Ehe</strong> konstituieren<br />

4


Vater <strong>und</strong> Mutter<br />

Was im Anfang durch Gott geschah, übernahmen im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Geschichte des <strong>AT</strong><br />

häufig die Eltern bzw. <strong>der</strong> Vater. <strong>Die</strong> Vermählung des Sohnes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tochter, war ke<strong>in</strong> von <strong>der</strong><br />

elterlichen Geme<strong>in</strong>schaft losgelöster Akt. Im Gegenteil. <strong>Die</strong> Eltern waren oft <strong>in</strong>tensiv am<br />

Zustandekommen e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung beteiligt<br />

<strong>Die</strong> Geschichte von Isaak z.B. zeigt deutlich, dass sich auch se<strong>in</strong> Vater ernsthaft um e<strong>in</strong>e Braut für<br />

se<strong>in</strong>en Sohn bemühte. Als sie gef<strong>und</strong>en war, musste beim Brautvater um die Hand se<strong>in</strong>er Tochter<br />

angehalten werden. Auch die Braut selbst wurde gefragt <strong>und</strong> nicht gegen ihren Willen verheiratet.<br />

1. Mo. 24,4f Da sagte Abraham zu se<strong>in</strong>em Knecht, dem Ältesten se<strong>in</strong>es Hauses, <strong>der</strong> alles<br />

verwaltete (…): Du sollst <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Land <strong>und</strong> zu me<strong>in</strong>er Verwandtschaft gehen <strong>und</strong> dort e<strong>in</strong>e Frau<br />

für me<strong>in</strong>en Sohn, für Isaak, nehmen! Der Knecht aber sagte zu ihm: Vielleicht wird die Frau mir<br />

nicht <strong>in</strong> dieses Land folgen wollen. Soll ich dann de<strong>in</strong>en Sohn <strong>in</strong> das Land zurückbr<strong>in</strong>gen, aus dem<br />

du ausgezogen bist?<br />

8 Wenn aber die Frau dir nicht folgen will, so bist du frei von diesem Schwur.<br />

50 Da antworteten Laban <strong>und</strong> Betuel <strong>und</strong> sagten: Vom HERRN ist die Sache ausgegangen; wir<br />

können dir nichts sagen, we<strong>der</strong> Böses noch Gutes.<br />

51 Siehe, Rebekka ist vor dir: Nimm sie <strong>und</strong> geh h<strong>in</strong>, dass sie die Frau des Sohnes de<strong>in</strong>es Herrn<br />

werde, wie <strong>der</strong> HERR geredet hat!<br />

58 Da sagten sie: Lasst uns das Mädchen rufen <strong>und</strong> ihren M<strong>und</strong> befragen. Und sie riefen Rebekka<br />

<strong>und</strong> sagten zu ihr: Willst du mit diesem Mann gehen? Sie sagte: Ich will gehen.<br />

63 Und Isaak war h<strong>in</strong>ausgegangen, um auf dem Feld zu s<strong>in</strong>nen beim Anbruch des Abends. Und er<br />

erhob se<strong>in</strong>e Augen <strong>und</strong> sah, <strong>und</strong> siehe, Kamele kamen.<br />

64 Und auch Rebekka erhob ihre Augen <strong>und</strong> sah Isaak. Da glitt sie vom Kamel<br />

65 <strong>und</strong> sagte zu dem Knecht: Wer ist dieser Mann, <strong>der</strong> uns da auf dem Feld entgegenkommt? Und<br />

<strong>der</strong> Knecht sagte: Das ist me<strong>in</strong> Herr. Da nahm sie den Schleier <strong>und</strong> verhüllte sich.<br />

66 Der Knecht aber erzählte Isaak all die D<strong>in</strong>ge, die er ausgerichtet hatte.<br />

67 Dann führte Isaak sie <strong>in</strong> das Zelt se<strong>in</strong>er Mutter Sara; <strong>und</strong> er nahm Rebekka, <strong>und</strong> sie wurde<br />

se<strong>in</strong>e Frau, <strong>und</strong> er gewann sie lieb. Und Isaak tröstete sich nach dem Tod se<strong>in</strong>er Mutter.<br />

Als Rebekka erfährt, wer ihr da auf dem Feld entgegen kommt, verhüllt sie sich vor ihm, denn Isaak<br />

war noch nicht ihr <strong>Ehe</strong>mann. Sie waren noch nicht rechtmäßig verheiratet.<br />

Erst als er sie später (feierlich!?) <strong>in</strong> das Zelt se<strong>in</strong>er Mutter (nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong> eigenes) führt, was sicher nicht<br />

heimlich, son<strong>der</strong>n unter den Augen <strong>der</strong> Eltern o<strong>der</strong> sogar <strong>der</strong> ganzen Sippe geschah, wurde sie se<strong>in</strong>e<br />

Frau.<br />

<strong>Ehe</strong> begründende Formalitäten<br />

Auch hier wird deutlich, dass nicht lediglich die geschlechtliche Vere<strong>in</strong>igung für die eheliche<br />

Verb<strong>in</strong>dung Isaaks <strong>und</strong> Rebbekas maßgeblich war, son<strong>der</strong>n das gesamte Geschehen, das den formalen<br />

Rahmen für die <strong>Ehe</strong>schließung bildete.<br />

Beg<strong>in</strong>nend mit dem Wunsch des Vaters, <strong>der</strong> den Knecht sogar mit e<strong>in</strong>em feierlichen Schwur<br />

verpflichtet, <strong>der</strong> Besuch bei den Brauteltern, die Absprachen mit dem Brautvater, die Heimführung<br />

<strong>der</strong> Braut <strong>in</strong> den Familienverband Isaaks, bis h<strong>in</strong> zur feierlichen E<strong>in</strong>führung Rebbekas <strong>in</strong> das Zelt <strong>der</strong><br />

Mutter des Bräutigams, s<strong>in</strong>d dies alles Bestandteile e<strong>in</strong>er <strong>Ehe</strong> konstituierenden Vorgehensweise.<br />

5


<strong>Die</strong>s alles entsprach den Sitten <strong>und</strong> Gebräuchen <strong>der</strong> damaligen Zeit <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong> Beispiel, wie sich e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Ehe</strong> nach <strong>in</strong>nen (für das Paar selbst), als auch nach außen (für die Öffentlichkeit) konstituierte.<br />

Jedoch wi<strong>der</strong>spiegelt das ganze Geschehen nicht e<strong>in</strong> bestimmtes, immer gültiges Handeln im Falle<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Ehe</strong>schließung, son<strong>der</strong>n zeigt e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>ige Gr<strong>und</strong>sätze, die zu an<strong>der</strong>en Zeiten o<strong>der</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Kulturen möglicherweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er völlig an<strong>der</strong>en Form als <strong>Ehe</strong> begründend angesehen werden.<br />

So spricht die Bibel an verschiedenen Stellen z.B. auch von Verlobung, vom Brautpreis, von<br />

Hochzeitsfeiern o<strong>der</strong> sogar vom Scheidebrief, <strong>der</strong> ja auch so etwas wie e<strong>in</strong>e urk<strong>und</strong>liche Bestätigung<br />

war <strong>und</strong> die förmliche Beendigung des <strong>Ehe</strong>verhältnisses darstellte. Doch wieviel mehr trug dann auch<br />

<strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er <strong>Ehe</strong> auch <strong>der</strong> Form nach offiziellen Charakter.<br />

E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Hausstand alle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> sexueller Verkehr ohne Heirat, entsprachen jeden‐falls sowohl<br />

im Alten‐ wie im Neuen Testament noch lange nicht e<strong>in</strong>em rechtmäßigen ehelichen Verhältnis.<br />

Theologisches Sem<strong>in</strong>ar - Bibelschule Beröa<br />

© Tony Kerkel, 2010<br />

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