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Dezember 2009/Januar 2010 SZENE<br />
Tauchzwischenfall 7<br />
Sauerstoff ist wie ein Rettungsboot: Selten benötigt, im Notfall lebenswichtig<br />
Netzwerk: Kleine Druckkammern gibt es auch in abgelegenen Gegenden<br />
ist alles in Ordnung. Der Doc<br />
am Telefon berät, wie lange<br />
man nicht tauchen sollte. Vorteile:<br />
Man hat selber Klarheit<br />
und die Tauchbasis muss kein<br />
Tauchverbot aussprechen. Bei<br />
Tauchunfällen passiert das häufig,<br />
weil sich die Basis absichern<br />
will.<br />
Sollten die Symptome nach einer<br />
halben Stunde weiterbestehen,<br />
wird der Taucherarzt in<br />
der Regel entscheiden, dass<br />
der Patient in eine Dekokammer<br />
gebracht wird.<br />
Erst dann sollte man von einem<br />
Tauchunfall sprechen. Vorher ist<br />
es ein „Tauchzwischenfall“. Warum?<br />
Eine Sportart, in der laufend<br />
„Unfälle“ passieren, wird<br />
leicht als Risikosport wahrgenommen.<br />
Und das ist Tauchen nach Meinung<br />
fast aller Versicherer nicht.<br />
Der zweite Grund, warum es<br />
nicht sinnvoll ist, gleich von einem<br />
Tauchunfall zu sprechen,<br />
liegt im persönlichen Interesse<br />
jeden Tauchers: Wer einfach in<br />
die Tauchbasis gehen und sagen<br />
kann: „Ich fühl mich nicht so<br />
gut und atme lieber eine halbe<br />
Stunde Sauerstoff“, der macht<br />
das viel eher, als wenn er sich<br />
mit der Diagnose „Tauchunfall“<br />
erst selber krank fühlt.<br />
Wer mit der Begründung „Tauchunfall“<br />
ein paar Tage oder gar für<br />
den Rest des Urlaubs vom Tauchen<br />
ausgeschlossen ist, überlegt<br />
es sich zweimal, ob er sich<br />
wegen minimaler Beschwerden<br />
meldet. Dabei kann man gerade<br />
in der Anfangsphase die meisten<br />
Probleme mit Sauerstoffgabe<br />
direkt aus der Flasche, also<br />
unter Normaldruck lösen.<br />
Unklare Symptome sollte man<br />
nicht verdrängen sondern aktiv<br />
mit Hilfe der Hotline angehen<br />
und die Terminologie der<br />
Situation anpassen. Aber: Verharmlosen<br />
ist noch schlimmer<br />
als dramatisieren. Das richtige<br />
Einschätzen der Lage sollte<br />
man als medizinischer Laie<br />
dem Profi überlassen.<br />
Umgang mit der<br />
Hotline<br />
Keine Bange: Der Arzt am Telefon<br />
führt den Anrufer durch<br />
das Gespräch. In keinem Fall<br />
wird er die Probleme bagatellisieren.<br />
Hauptsächlich interessieren<br />
ihn die Symptome und wenn<br />
sie zur Verfügung stehen, auch<br />
die Eckdaten der vorangegangenen<br />
Tauchgänge.<br />
Eine große Hilfe sind die Angabe<br />
von medizinischen Daten<br />
wie Allergien, Medikamenteneinnahme<br />
oder andere Besonderheiten.<br />
Infos: www.aqua-med.de<br />
Tauchunfallbehandlung in der Druckkammer<br />
Der Arzt am Telefon führt durch das Gespräch<br />
Irgendetwas ist ungewöhnlich nach dem Tauchen? Da denkt man gar<br />
nicht lange nach sondern schnappt sich gleich den Sauerstoff: Prophylaktisch,<br />
ohne Panik und ohne das böse Tauchunfall-Wort. Am besten<br />
gleichzeitig das weitere Vorgehen mit dem Hotline-Arzt abklären. Der<br />
Buddy hat nicht nur beruhigende Funktion. Er kann Fragen beantworten,<br />
ohne dass der Sauerstoffatmer ständig seinen O2-Atmung unterbrechen<br />
muss, um zu erklären, dass er weder Notarzt noch Unterhaltung<br />
braucht, sondern nur eine satte Portion O2.<br />
Sauerstoff<br />
Warum wirkt er eigentlich so gut?<br />
Sauerstoff ist ein hervorragendes<br />
Mittel der Ersten Hilfe. „Für<br />
Taucher ist es sogar noch viel<br />
mehr!“, sagt Marco Röschmann,<br />
ärztlicher Leiter von<br />
aqua med.<br />
„Denn bei einer DCS wirkt Sauerstoff<br />
sowohl symptomatisch,<br />
lindert also die Beschwerden,<br />
wie auch kausal, weil er die<br />
Stickstoffbläschen abbaut und<br />
damit die Ursachen bekämpft.<br />
Es ist also nicht nur Erste Hilfe<br />
sondern Medikament!“<br />
Das erklärende Zauberwort<br />
heißt Diffusion (Ausbreitung),<br />
denn der Sauerstoff diffundiert<br />
sowohl in das Gewebe als auch<br />
in die Gasblase.<br />
Je höher die Konzentration des<br />
Sauerstoffs (ideal: 100 Prozent<br />
O2!), desto schneller erfolgt die<br />
Diffusion.<br />
Im Gewebe lindert er die Auswirkung<br />
der gasblasenbeding-<br />
ten Mangeldurchblutung, also<br />
etwa das Kribbeln.<br />
Bei der Diffusion in die Stickstoffblase<br />
verkleinert er diese, beziehungsweise<br />
löst sie auf. Keine<br />
Stickstoffblase, bedeutet auch:<br />
Keine Symptome mehr, also keine<br />
DCS!<br />
Ein letzter Kommentar zum Thema<br />
„Sauerstoff als Medikament“:<br />
Es unterliegt keiner Verschreibungspflicht.<br />
Und so wie man jemandem der<br />
Kopfschmer zen hat auch mit einer<br />
Tablette Aspirin weiterhilft,<br />
genauso ist es auch erlaubt, einem<br />
Betroffe nen Sauerstoff zu<br />
geben.<br />
Dass mit der Sauerstoffgabe bis<br />
zum Eintreffen eines Arztes gewartet<br />
werden muss ist schlicht<br />
falsch und unter Umständen sogar<br />
eine unterlassene Hilfeleistung.<br />
„Sauerstoff ist so etwas wie<br />
der Rettungsring des Tauchers.<br />
Kein Schwimmlehrer würde<br />
ohne Rettungsring in der Nähe<br />
Unterricht geben.<br />
Darum sollten Tauchlehrer<br />
schon aus Gründen der Haftung<br />
immer ein Sauerstoffsystem<br />
dabei haben.<br />
Zwar bekommen Tauchschüler<br />
nur selten eine<br />
Dekompressionserkrank ung,<br />
weil die Tauchgänge meist nicht<br />
tief und eher kurz sind, aber<br />
Tauchanfänger neigen schnell<br />
zu Panikaufstiegen, z.B. durch<br />
verschlucktes Wasser.<br />
Ein unkontrollierter Panikaufstieg<br />
aus fünf Metern Wassertiefe<br />
kann bereits ein Lungenbarotrauma<br />
mit arterieller<br />
Gasembolie verursachen. Auch<br />
in diesem Fall muss sofort Sauerstoff<br />
angewendet werden.“