Thilo Kabus - Campo de Criptana
Thilo Kabus - Campo de Criptana
Thilo Kabus - Campo de Criptana
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nebeneinan<strong>de</strong>r existieren. Der Staat als<br />
vermitteln<strong>de</strong> Institution soll abgelöst<br />
wer<strong>de</strong>n, weil er eine Gesellschaft<br />
produziert, die nichts mehr mit <strong>de</strong>m<br />
erstrebenswerten I<strong>de</strong>al einer solidarischen,<br />
souveränen Gemeinschaft auf völkischer<br />
Basis zu tun habe. Zu<strong>de</strong>m wird von<br />
<strong>de</strong>n ‘Nationalen Anarchisten’ auf die von<br />
<strong>de</strong>m Nationalrevolutionär Henning<br />
Eichberg formulierte Abkoppelungs-<br />
I<strong>de</strong>ologie rekurriert. So behaupten sie, das<br />
eine Dezentralisierung „Autonomie und<br />
Autarkie gegenüber herrschaftsambitionierten<br />
Frem<strong>de</strong>n und damit (automatisch,<br />
Anmerkung <strong>de</strong>s Autors)<br />
Freiheit“(4) be<strong>de</strong>utet.<br />
Gegen Migranten kommen, ähnlich wie<br />
bei <strong>de</strong>m Themenfeld Revisionismus, sehr<br />
wirr anmuten<strong>de</strong> Argumentationen von<br />
Töpfer zu Tage: „Ich als Anarchist brauche<br />
überhaupt keine Rechtfertigung. Ich nehme<br />
mir, was ich will, und frage nieman<strong>de</strong>n<br />
danach. Und ich ... entschei<strong>de</strong> ganz einfach<br />
und souverän, u.a. dass ich unter<br />
meinesgleichen leben möchte. ... Ich habe<br />
keinen Bock auf 'Asylanten' aus aller<br />
Herren Län<strong>de</strong>r: So einfach ist das.“(5)<br />
Diese Art <strong>de</strong>r Demagogie, die<br />
es schafft sich undogmatisch zu geben, ist<br />
typisch für Argumentationen von<br />
Seiten <strong>de</strong>rjenigen die einer anarchistisch<br />
geprägten Querfront anhängen. Die<br />
Aneignung und Vermischung von<br />
unterschiedlichen I<strong>de</strong>ologiefragmenten,<br />
o<strong>de</strong>r einfach auch die Verdrehung von<br />
tatsächlichen i<strong>de</strong>ologischen Dogmen sind<br />
die Werkzeuge mit <strong>de</strong>nen sie dabei<br />
agieren. Bündnispartner o<strong>de</strong>r<br />
Anknüpfungspunkte auf <strong>de</strong>r linken Seite<br />
<strong>de</strong>s politischen Spektrums fin<strong>de</strong>n die<br />
Nationalanarchisten trotz <strong>de</strong>r Ein<strong>de</strong>utigkeit<br />
ihrer Außendarstellung nicht selten.<br />
So beziehen sie sich zum Beispiel auf<br />
die Verlautbarungen <strong>de</strong>r Antiimperialistischen<br />
Koordination (AIK) aus Wien,<br />
<strong>de</strong>ren Internetseiten eifrig verlinkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Selbstverständlich setzen sich Töpfer &<br />
Co. auch für antisemitisch argumentieren<strong>de</strong>n<br />
Personen wie Norman Finkelstein o<strong>de</strong>r<br />
Jamal Karsli ein. Ebenso bewerben die<br />
Nationalen Anarchisten die Spaßpartei <strong>de</strong>r<br />
Punks: die Anarchistische Pogopartei<br />
Deutschlands (APPD). Aus solchen<br />
Kreisen stoßen die meisten ‘Linken’ zu<br />
<strong>de</strong>n Querfrontkreisen. So wur<strong>de</strong> ein<br />
Beispiel aus Mag<strong>de</strong>burg vor über einem<br />
Jahr bekannt, dass einige über mehrere<br />
Jahre aktive Punks samt ihren privaten<br />
Fotoalben fast aller Antifa Aktionen auf<br />
die an<strong>de</strong>re Seite <strong>de</strong>r Barrika<strong>de</strong> gewechselt<br />
sind. Mitgenommen haben sie nicht nur die<br />
Fotos <strong>de</strong>r aktiven Antifa, son<strong>de</strong>rn auch ihr<br />
Outfit, sowie wahrscheinlich große<br />
Fragmente ihrer I<strong>de</strong>ologie. Die Feindaufklärung<br />
mit Irokesenhaarschnitt, also<br />
Anti-Antifa auf neonazistischen<br />
Demonstrationen im Jahre 2003, war<br />
<strong>de</strong>mentsprechend auch die Aufgabe für<br />
diese ehemaligen ‘Linken’ in <strong>de</strong>r neuen<br />
gewonnen Kampfgemeinschaft.<br />
Querfront aktiv...<br />
Seinen ersten großen öffentlichen Auftritt<br />
bei <strong>de</strong>r extremen Rechten konnte<br />
Töpfer auf <strong>de</strong>m Wahlkampfabschluß <strong>de</strong>r<br />
NPD 1998 in Rostock zelebrieren. Mit<br />
einem schwarz-rote Stern, das Symbol <strong>de</strong>r<br />
anarchistischen Bewegung, am Revers<br />
wollte Töpfer mit mehreren tausend<br />
Neonazis durch die Straße <strong>de</strong>r Hansestadt<br />
<strong>de</strong>monstrieren. Beinahe hätten bei diesem<br />
Auftritt einige forsche Jungnazis die<br />
Karriere <strong>de</strong>s Querfrontaktivisten allzu<br />
schnell been<strong>de</strong>t, als sie ihm wegen<br />
seines Button anzumachen versuchten. Nur<br />
die Schützenhilfe prominenter NPDler<br />
konnte Töpfer vor einer nationalproletarischen<br />
Abreibung schützen. Die<br />
aktivistischen Jungnazis hielten Töpfer<br />
eben für einen politischen Gegner o<strong>de</strong>r<br />
wenigstens einen Wirrkopf, und die gilt es<br />
zu bekämpfen. Innerhalb <strong>de</strong>r nächsten<br />
drei Jahre än<strong>de</strong>rte sich dies komplett. 2001<br />
in Jena riefen NPD, Nationale<br />
Anarchisten und die Interessensgemeinschaft<br />
Deutsch-Arabische<br />
Freundschaft Berlin gemeinsam zu einer<br />
Demonstration unter <strong>de</strong>m Motto<br />
„Solidarität mit Palästina und Irak – für<br />
eine Welt freier Völker“ auf. Unter Parolen<br />
wie „Gegen Faschismus und Intoleranz“<br />
zogen rund 150 Neonazis durch Jena und<br />
verwirrten nicht nur die Anwohnern.<br />
Rechte Rotte mit linken Sprüchen<br />
Auch die thüringische Polizei konnte<br />
aufgrund <strong>de</strong>r gleichen Parolen, aber auch<br />
i<strong>de</strong>ntischer Kleidungsstücke wie z.B.<br />
Palästinen-sertücher, kaum die bei<strong>de</strong>n<br />
Seiten auseinan<strong>de</strong>rhalten. In dieser Zeit<br />
war Peter Töpfer regelmäßig auf<br />
Aufmärschen <strong>de</strong>r Freien Kameradschaften<br />
sowie <strong>de</strong>r NPD zu sehen. Bei solchen<br />
Gelegenheiten trug er und seine<br />
‘Kamera<strong>de</strong>n’ sogar ein Transparent mit <strong>de</strong>r<br />
Auffor<strong>de</strong>rung „die nationale Antifa“ zu<br />
organisieren, mit sich. Ein weiterer<br />
überregional bekannter Nationaler<br />
Anarchist und häufiger Gast von<br />
Demonstrationen <strong>de</strong>r NPD ist <strong>Thilo</strong> <strong>Kabus</strong><br />
aus Hennigsdorf in Bran<strong>de</strong>nburg. <strong>Kabus</strong> ist<br />
seit Jahren <strong>de</strong>r Betreiber <strong>de</strong>s<br />
Internetprojektes<br />
www.anarchonationalismus.<strong>de</strong> und arbeitet<br />
<strong>de</strong>rzeit als Leiter <strong>de</strong>r Presseabteilung <strong>de</strong>r<br />
Fraktion <strong>de</strong>r Deutschen Volksunion<br />
(DVU) im Landtag Bran<strong>de</strong>nburg.<br />
Außer<strong>de</strong>m ist er <strong>de</strong>rzeit, auch für die<br />
DVU, stellvertreten<strong>de</strong>s stimmberechtigtes<br />
Mitglied im Lan<strong>de</strong>sjugendhilfeausschuss<br />
im Landtag.<br />
Anfang <strong>de</strong>r 90er Jahre war <strong>Thilo</strong> <strong>Kabus</strong><br />
Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Jungen National<strong>de</strong>mokraten,<br />
später kandidierte er in Berlin<br />
auch für die Nationalen e.V. und wur<strong>de</strong><br />
Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Berliner NPD<br />
sowie Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r NPD in<br />
Bran<strong>de</strong>nburg.<br />
Peter Töpfer und <strong>Thilo</strong> <strong>Kabus</strong> sind nur<br />
zwei aus <strong>de</strong>r Riege <strong>de</strong>r ‘Nationalen<br />
Anarchisten’ in <strong>de</strong>r sogenannten<br />
Querfront. Auch nicht wenige 68er sind<br />
einen komischen Weg gegangen um dann<br />
letztendlich im gleichen Lager zu lan<strong>de</strong>n.<br />
Langhans, Mahler, Maschke, Rabehl,<br />
Oberlercher sind dabei immer die am<br />
häufigsten genannten Namen. Auch sie<br />
haben zum Teil inzwischen Aufgaben als<br />
I<strong>de</strong>ologieproduzenten <strong>de</strong>r Neonazis<br />
wahrgenommen. Diese I<strong>de</strong>ologie<br />
transportierte <strong>de</strong>r Verlag <strong>de</strong>r Freun<strong>de</strong> von<br />
Röhler und Töpfer schon in <strong>de</strong>n 90er<br />
Jahren über seine Publikationen sowie<br />
vertrieb sie über seinen Versand. Zwar<br />
sind sich z.B. Peter Töpfer und Horst<br />
Mahler i<strong>de</strong>ologisch nicht in allem einig,<br />
aber es reicht für Töpfer aus, um sich für<br />
<strong>de</strong>n gegenwärtig vor Gericht stehen<strong>de</strong>n<br />
Mahler, sowie Reinhold Oberlercher und<br />
Uwe Meenen einzusetzen. Gemeinsam mit<br />
einigen an<strong>de</strong>ren Revisionisten for<strong>de</strong>rt er,<br />
dass Mahler, Oberlercher und Meenen frei<br />
ihre Meinung äußern, also die Shoa<br />
verharmlosen, können. Gemeinsam mit so<br />
bekannten Rechtsaußen wie Jürgen Graf,<br />
Jürgen Schwab und Robert Faurisson steht<br />
Peter Töpfer unter diesem ‘internationalen<br />
Appell’.<br />
Die bei<strong>de</strong>n schon oben erwähnten<br />
Internetprojekte sind <strong>de</strong>rzeit offline. Das<br />
Internetprojekt Querfront richtete sich<br />
gezielt an Nonkonformisten, Anarchisten<br />
und Linksalternative. Auf <strong>de</strong>r Homepage<br />
wur<strong>de</strong>n die Internetuser mit einem<br />
umgedichteten Zitat von Ton-Steine-<br />
Scherben begrüßt: „Die letzte Schlacht<br />
verlieren wir“. Neben <strong>de</strong>r Verspottung<br />
<strong>de</strong>r linken Kultband, <strong>de</strong>ren Songs im<br />
übrigen auch auf Neonaziaufmärschen<br />
gespielt wer<strong>de</strong>n, stand die Selbstdarstellung<br />
<strong>de</strong>s Projekts. In dieser wur<strong>de</strong> dazu<br />
animiert, sich nicht von politischen<br />
Ritualen anö<strong>de</strong>n zu lassen und sich<br />
keinen „Denkverboten, Feindbil<strong>de</strong>rn und<br />
<strong>Campo</strong> <strong>de</strong> <strong>Criptana</strong> – Nr. 5, 1. Quartal 2004 14