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Audiovisuelle Technik – Skript zur Vorlesung Akustik MI, 1. Semester

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<strong>Audiovisuelle</strong> <strong>Technik</strong> (Hartz)<br />

<strong>MI</strong>, <strong>1.</strong> <strong>Semester</strong><br />

WS 2000/2001<br />

<strong>Audiovisuelle</strong> <strong>Technik</strong> <strong>–</strong> <strong>Skript</strong> <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong><br />

<strong>Akustik</strong><br />

<strong>Akustik</strong> ist die Wissenschaft vom Schall.<br />

<strong>MI</strong>, <strong>1.</strong> <strong>Semester</strong><br />

Schall<br />

Schall sind Schwingungen der Luft (Luftschall) oder eines Körpers im hörbaren Bereich. Die<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit in Luft beträgt bei 20°C 343,8m/s.<br />

Schalldruck, Schallpegel<br />

Schalldruck ist der durch die Schallschwingungen hervorgerufene Druck. Die Einheit des Drucks<br />

ist [N/m 2 ], [µbar] oder [Pa]. Es gilt: 1N/m 2 = 1µbar = 1Pa.<br />

Die Schalldruckwerte im Hörschall umfassen einen sehr großen Zahlenbereich, der von der Hörschwelle<br />

mit etwa 0,00002Pa bis <strong>zur</strong> sogenannten Schmerzgrenze mit etwa 100Pa reicht.<br />

Um den großen Zahlenbereich besser fassen zu können, verwendet man meist den Schalldruckpegel<br />

oder Schallpegel.<br />

Der Schallpegel ist das 20fach logarithmierte Verhältnis des gemessenen Schalldrucks zu einem<br />

Bezugsschalldruck. Seine Einheit ist [dB].<br />

Bezugswert ist die Hörschwelle bei einem Ton von f=1kHz: p 0 =20µPa.<br />

Somit gilt für den Schallpegel: L=20lg(p/p 0 ) [dB].<br />

Hörschwelle 20µPa 0dB<br />

200µPa 20dB<br />

1mPa 34dB<br />

2mPa 40dB<br />

200mPa 80dB<br />

1Pa 94dB<br />

100Pa 134dB<br />

Schmerzgrenze 200Pa 140dB<br />

Durch die Einführung des Schallpegels ist der Zahlenbereich (gegenüber dem Schalldruck) kleiner<br />

geworden, zudem entspricht der Schallpegel besser dem menschlichen Schallstärkeempfinden.<br />

Da das Gehör den Schalldruck auch in Abhängigkeit von Frequenzen bewertet, hat man den<br />

„bewerteten Schallpegel“ eingeführt, der entsprechend den Eigenschaften des Gehörs besonders<br />

die Frequenzen zwischen 500Hz und 5000Hz berücksichtigt.<br />

Der bewertete Schallpegel ist also ein frequenzabhängiger Schallpegel.<br />

Lautstärke<br />

Eine Schallwelle, die auf das Ohr trifft, ist eindeutig physikalisch definiert. Nun kommen jedoch<br />

die subjektiven Eigenschaften des Ohrs und des Gehirns hinzu und damit entsteht aus den eindeutig<br />

definierten Größen eine Empfindung.<br />

Um über das Hörereignis gültige Aussagen machen zu können müssen die Aussagen von Versuchspersonen<br />

ausgewertet werden.<br />

Durchläuft ein Sinuston mit konstantem Schalldruckpegel Lp von z. B. 60dB den gesamten hörbaren<br />

Frequenzbereich, so bleibt der Ton keinesfalls gleichlaut. Er wird mit steigender Frequenz<br />

zunächst lauter und über etwa 4kHz wieder leiser. Um diese Feststellung für verschiedene Laut-<br />

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stärken genau zu erfassen , hat man die Kurven gleicher Lautstärkepegel ermittelt. Sie geben<br />

in Abhängigkeit der Frequenz den Schalldruckpegel an, der die jeweils gleiche Lautstärke hervorruft<br />

und beschreiben damit die wichtigste Eigenschaft des menschlichen Gehörs.<br />

Jeder Kurve wird ein bestimmter Lautstärkepegel zugeordnet, der in Phon angegeben wird. Für<br />

1kHz stimmen Schalldruckpegel (in dB) und Lautstärkepegel (in Phon) zahlenmäßig überein.<br />

Mikrofone<br />

Mikrofone wandeln Schallschwingungen der Luft in elektrische Schwingungen (akustischelektrischer<br />

Wandler). Dabei werden Schallschwingungen zunächst in mechanische Schwingungen<br />

einer Membran und anschließend in elektrische Schwingungen umgewandelt.<br />

Im Interesse eines großen Abstandes zwischen Stör- und Signalspannung (= Signal-Rausch-<br />

Abstand) soll die Membran und die Membranauslenkung möglichst groß sein. Bei zu großer<br />

Membranauslenkung entstehen aber nichtlineare Verzerrungen, unter anderem dadurch, daß die<br />

Membran durch ihre Trägheit den Schallschwingungen nicht mehr exakt folgen kann.<br />

Wandlerprinzipien<br />

• elektrostatisches Prinzip (Kondensatormikrofon)<br />

• elektrodynamisches Prinzip (Tauchspulenmikrofon)<br />

Kondensatormikrofon<br />

Die Kapazität eines Plattenkondensators beträgt:<br />

ε ⋅<br />

r<br />

⋅ A<br />

C = 0<br />

ε<br />

=<br />

d<br />

Q<br />

U<br />

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Zwischen den Platten eines Kondensators mit konstanter Ladung Q tritt eine Spannungsänderung<br />

auf, wenn sich der Plattenabstand und damit C ändert. Ein Kondensator besteht aus einer feststehenden<br />

Gegenelektrode und einer beweglichen Membran, die in sehr geringem Abstand (ca.<br />

10µm) voneinander entfernt angebracht sind.<br />

Mittels einer Kapselvorspannung U 0 wird die Kondensatorkapsel mit ihrer Ruhekapazität C 0<br />

über einen Widerstand R aufgeladen.<br />

Die von dem Mikrofon abgegebene Wechselspannung ist in ihrer Größe von der Auslenkung der<br />

Membran direkt abhängig.<br />

Das Gewicht der Membran liegt bei wenigen Milligramm, was ganz wesentlich die hohe Qualität<br />

des Kondensatormikrofons begründet.<br />

Das Einschwingverhalten ist um so besser, je leichter die Membran ist.<br />

Prinzipieller Aufbau eines Kondensatormikrofons<br />

Isolatoren<br />

Schall<br />

Gegenelektrode<br />

R<br />

U Mod<br />

Membran<br />

U 0<br />

Das Kondensatormikrofon bietet hohe Qualität, hat eine weitgehend linearen Übergangsfaktor<br />

und geringe Verzerrungen.<br />

Es benötigt eine Betriebsspannung zum Erhalt der Ladung und <strong>zur</strong> Versorgung des Verstärkers<br />

im Mikrofon.<br />

Warum benötigt man einen Verstärker im Mikrofon?<br />

Kabelkapazität<br />

Bsp.: C K ≈100µF<br />

R<br />

U Mod<br />

Mikrofonkapazität<br />

Bsp.: C 0 ≈100µF<br />

Durch den Einfluß des Kabels mit der Kabelkapazität C<br />

K<br />

geht die Ausgangsspannung des Mikrofons<br />

mit zunehmender Kabellänge <strong>zur</strong>ück.<br />

Beispiel: Ein Kabel von einem Meter Länge würde die Nutzspannung bei C ≈ 0<br />

100µ<br />

F und<br />

C K<br />

≈ 100µF<br />

schon um die Hälfte verringern.<br />

Der Einbau eines Trennverstärkers<br />

in das Mikrofonge-<br />

Trenn-<br />

Mikrofongehäuse<br />

häuse trennt die Mikrofonkapsel<br />

und das Kabel Rück-<br />

R<br />

verstärker<br />

kopplungsfrei. Die Kabelkapazität<br />

hat damit praktisch<br />

0<br />

U Mod<br />

C<br />

keinen Einfluß mehr auf die<br />

Größe der abgegebenen Spannung.<br />

U 0<br />

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Phantomspeisung<br />

Bei der Phantomspeisung wird die Versorgungsspannung<br />

des Mikrofons von 12V oder 48V gleichzeitig über beide<br />

Adern und über die Kabelschirmung dem Mikrofon zugeführt.<br />

Der Versorgungstrom fließt vom Mikrofonnetzgerät<br />

je <strong>zur</strong> Hälfte über beide Tonadern und über den Kabelschirm<br />

<strong>zur</strong>ück zum Netzgerät.<br />

Da der Versorgungsstrom keine Spannungsdifferenz zwischen<br />

den Adern erzeugt, haben auch Schwankungen der<br />

Versorgungsspannung keinen Einfluß auf das Tonsignal.<br />

Dynamische Mikrofone<br />

Symetrisches Mikrofonkabel<br />

zwischen den beiden Adern (rot<br />

und blau) wird das Signal übertragen.<br />

Die Versorgungsspannung<br />

liegt zwischen dem Schirm und<br />

dem Adernpaar (auf beiden<br />

Adern gleichzeitig).<br />

dΦ<br />

Die Wirkung der dynamischen Mikrofone beruht auf dem Induktionsgesetz U = n ⋅ .<br />

dt<br />

In einem quer zu den Feldlinien eines Magneten bewegten elektrischen Leiter wird eine Spannung<br />

Induziert.<br />

Prinzip des Tauchspulenmikrofons:<br />

Bei den dynamischen Mikrofonen wird in dem<br />

N<br />

Feld eines Permanentmagneten eine Spule von<br />

der Membran bewegt. Die Ausgangsspannung an<br />

Dauermagnet den Klemmen der Schwingspule ist der Bewegungsgeschwindigkeit<br />

der Spule proportional.<br />

Schall<br />

Damit wird der Frequenzgang etwas unregelmäßig.<br />

S<br />

Wegen der <strong>–</strong> verglichen mit den Kondensatormikrofonen<br />

<strong>–</strong> wesentlich größeren Masse von<br />

Spule<br />

Membran und Schwingspule ist das Einschwingverhalten<br />

bei Tauchspulenmikrofonen langsamer.<br />

Membran<br />

N<br />

Fazit<br />

Bei Hohe Qualitätsanforderungen werden deshalb Kondensatormikrofone bevorzugt. Dynamische<br />

Mikrofone benötigen jedoch keine Speisespannung.<br />

Richtcharakteristik<br />

Druckempfänger<br />

Schall<br />

Kleine Öffnung<br />

Membran<br />

Gehäuse<br />

Bei Druckempfängern ist nur die Vorderseite der Membran dem<br />

Schallfeld ausgesetzt. Die Membran spricht auf alle an ihrer Oberfläche<br />

auftretenden Schalldruckschwingungen an, gleichgültig, in welcher<br />

Richtung sich die Schallwellen ausbreiten.<br />

Druckempfänger bezeichnet man deshalb als ungerichtet und haben<br />

eine Kugelcharakteristik. Durch die sehr kleine Druckausgleichsöffnung<br />

ist gewährleistet, daß der Druck im Inneren des Mikrofons den<br />

langsamen Änderungen des atmosphärischen Luftdrucks folgen kann.<br />

Und dadurch wird erreicht, daß der Innendruck gleich dem atmosphärischen<br />

Druck ist.<br />

Die Richtcharakteristik eines Mikrofons erfährt durch zwei Phänomene<br />

Abweichungen von ihrer idealen Form. Sie wirken sie nur im Bereich<br />

hoher Frequenzen aus.<br />

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<strong>1.</strong> Abschattung von Schall, der rückwärtig oder von der<br />

Seite das Mikrofon trifft.<br />

Schall wird nur dann um ein Hindernis gebeugt, wenn die<br />

Schallwellenlänge groß ist im Verhältnis <strong>zur</strong> Hindernisgröße.<br />

Ist die Wellenlänge eines auf der Rückseite der<br />

Kapsel produzierten Schalls kleiner als der Durchmesser<br />

der Mikrofonkapsel, so entsteht ein mit steigender Frequenz<br />

stärker werdender Schallschatten vor der Membran.<br />

Somit folgt mit zunehmender Frequenz eine Ausrichtung<br />

der Richtcharakteristik.<br />

2. Interferenzerscheinungen<br />

Ist die Membran in der<br />

Größenordnung der<br />

Phasendifferenz<br />

Schallwellenlänge, so<br />

treffen senkrecht von vorne kommende Schallwellen auf die gesamte<br />

Membranfläche gleichphasig auf. Schräg aufkommende<br />

Schallwellen treffen hingegen mit unterschiedlicher Phasenlage<br />

auf die einzelnen Membranzonen auf, was zu einer teilweise<br />

Aufhebung der Auslenkung führt. Der Interferenzeffekt engt die<br />

Membran<br />

Richtcharakteristik auf eine Keulenform ein.<br />

Schallschattung und Interferenz ließen sich dadurch vermeiden, daß der Durchmesser der Empfängerkapsel<br />

kleiner gewählt wird als ein Viertel der Wellenlänge der höchsten zu übertragenden<br />

Frequenz ( ≈ 16 kHz ⇒ λ = 2,15<br />

min<br />

cm ). Dagegen steht jedoch die Forderung nach einer möglichst<br />

großen Empfindlichkeit.<br />

Druckgradientempfänger<br />

Bei einem Mikrofon, bei dem der Schall nicht nur <strong>zur</strong> Vorderseite der<br />

Membran, sondern auch <strong>zur</strong> Rückseite Zutritt hat, entsteht die Membranauslenkung<br />

durch eine zwischen Vorder- und Rückseite auftretende<br />

Schall<br />

Druckdifferenz, es handelt sich also genaugenommen um einen Druckdifferenzenempfänger.<br />

Der Druckgradientempfänger in seiner einfachsten Form besteht aus einer<br />

beidseitig für den Schall zugänglichen Membran. Eine solche Anordnung<br />

hat 8-Charakteristik. Denn seitlich eintreffender Schall läßt keine Druckdifferenz an der Membran<br />

entstehen.<br />

Durch akustische Laufzeitglieder zwischen Membran Vorder- und Rückseite können Mikrofone<br />

mit Nierencharakteristik gebaut werden.<br />

Schall von vorne Schall von hinten Schall von der Seite<br />

Membran<br />

Membran<br />

Membran<br />

Membran<br />

Laufzeitglied<br />

Bei Laufzeitunterschied von<br />

½λ: maximale Auslenkung<br />

Laufzeitglied<br />

Laufzeit <strong>zur</strong> Vorder- und<br />

Rückseite etwa gleich, deshalb<br />

keine Membranauslenkung.<br />

Laufzeitglied<br />

Keine Laufzeitendifferenz <strong>zur</strong><br />

Vorder- und Rückseite, deshalb<br />

keine Membranauslenkung.<br />

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Die Membranauslenkung ist Frequenzabhängig. Zunächst steigt sie mit der Frequenz an. Maximal<br />

ausgelenkt wird die Membran, wenn die mittlere Wegdifferenz zwischen Membranvorderund<br />

-rückseite eine halbe Wellenlänge (Phasendifferenz 180°) entspricht. Bei größerer Phasendifferenz<br />

wird die Auslenkung wieder geringer.<br />

Um eine Membranauslenkung zu erhalten, die<br />

von der tiefsten bis <strong>zur</strong> höchsten zu übertragenden<br />

Frequenz (in einfacher Weise / linear) zunimmt,<br />

wird die mittlere Wegdifferenz zwischen<br />

Membranvorder- und -rückseite so festgelegt,<br />

daß sie der halben Wellenlänge der<br />

höchsten zu übertragenden Frequenz entspricht.<br />

Damit arbeitet das Mikrofon im ansteigenden<br />

Teil der Frequenzkurve.<br />

Druckgradient in dB<br />

Gewünschter Verlauf der Membranauslenkung<br />

- Im hörbaren<br />

Bereich linear<br />

steigend<br />

20<br />

f in kHz<br />

1<br />

2 3<br />

R U Mod<br />

Umschaltung der Richtcharakteristik<br />

Ein Mikrofon mit nebenstehender Schaltung kann zwischen<br />

drei Richtcharakteristiken umgeschaltet werden.<br />

Schalterstellung Spannung / Potential Summierung der<br />

Richtcharakteristik<br />

1 Gleiche Spannung an Zwei Nieren, die sich<br />

beiden Elektroden. addieren.<br />

2 Gleiche Spannung mit Zwei Nieren, die sich<br />

entgegengesetzem Vorzeichen.<br />

subtrahieren<br />

3 Nur eine Membran hat Eine Niere.<br />

Spannung<br />

Richtcharakteristik des<br />

Mikrofons<br />

Kugelcharakteristik<br />

Acht-Charakteristik<br />

Eine Niere<br />

Dreidimensionale Darstellung und Richtbilder einiger Richtcharakteristika<br />

Kugel<br />

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Niere<br />

Acht<br />

Keule<br />

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Hyperniere<br />

Richtrohr<br />

Beim Richtrohr-Mikrofon gelangt der Schall durch<br />

unterschiedlich lange Rohre <strong>zur</strong> Membran. Trifft der<br />

Schall von vorne auf das Mikrofon, so treffen die<br />

Schallwellen gleichzeitig (und damit gleichphasig)<br />

auf die Membran.<br />

Trifft der Schall von der Seite auf das Mikrofon, so<br />

hat der Schall über die unterschiedlich langen Rohre<br />

unterschiedlich lange Wege <strong>zur</strong>ückzulegen. Der<br />

Gesamtdruck auf die Membran ist dann kleiner.<br />

Stereophonie<br />

Es gibt verschiedene Arten, klang räumlich mit<br />

zwei Kanälen aufzunehmen, z. B.:<br />

• Intensitätsstereophonie: Hierbei sind Intensitäts-<br />

bzw. Pegelunterschiede zwischen den Stereosignalen<br />

L (links) und R (rechts) für das Zustandekommen<br />

des stereophonen Klangbildes<br />

maßgebend.<br />

• Laufzeitstereophonie: Das Stereosignal wird aus Laufzeitunterschieden zwischen den Signalen<br />

zweier voneinander distanzierter Einzelmikrofone gewonnen.<br />

• Einzelmikrofonverfahren: Dabei wird im Nahbereich jeder Schallquelle ein Mikrofon aufgestellt,<br />

dessen Abbildungsrichtung mit dem Panpot (Panorama-Potentiometer, Regler am<br />

Mischpult, mit dem man bestimmen kann, zu wieviel Prozent das Eingangssignal auf die<br />

beiden Stereokanäle verteilt werden soll) eingestellt wird.<br />

Intensitätsstereophonie<br />

Um ausschließlich Pegelunterschiede zwischen den beiden Stereokanälen zu erhalten plaziert<br />

man zwei Mikrofone sehr dicht zueinander, so daß praktisch keine Wegunterschiede für den einfallenden<br />

Schall auftreten.<br />

Es gibt 2 Möglichkeiten für dieses Verfahren:<br />

Schall von 0°<br />

Schall von ≠0°<br />

Membran<br />

Membran<br />

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Beim MS-Verfahren wird eine Mikrofonkapsel des Koinzidenzmikrofons<br />

(Mikrofon mit zwei unabhängigen eng beieinanderliegenden<br />

Kapseln) wie bei einer Monoaufnahme<br />

direkt auf den Klangkörper ausgerichtet. Dieses Mikrofon<br />

mit Nierencharakteristik liefert das M-Signal (Mitte). Die<br />

zweite Kapsel hat Acht-Charakteristik und wird um 90° <strong>zur</strong><br />

M-Kapsel gedreht und damit nach links und rechts ausgerichtet.<br />

Diese zweite Kapsel nimmt vorwiegend die Seiteninformationen<br />

-S und +S auf.<br />

0° Mittensignal Diese Mikrofonanordnung<br />

erzeugt<br />

die Signale für die<br />

beiden Stereokanäle<br />

nicht unmit-<br />

90°<br />

Seitensignal<br />

180°<br />

270°<br />

Klangkörper<br />

Aufnahmeraum<br />

Stereobasis<br />

Widergaberaum Zuhörer<br />

telbar, sondern<br />

diese werden erst<br />

durch die Summen-<br />

und Differenzbildung<br />

aus M- und S-Signal gewonnen: L=M+S<br />

und R=M-S.<br />

Überträgt man die beiden Signale an eine Monoanlage,<br />

so fallen die Seitensignale weg. Das MS-Verfahren ist absolut monokompatibel, da nur das<br />

Mittelsignal bleibt: (M+S)+(M-S)=2M.<br />

60°<br />

Beim XY-Verfahren haben beide Mikrofonkapseln<br />

die gleiche Richtcharakteristik, meist Niere. Beide<br />

Kapseln werden um den gleichen Winkel bezüglich<br />

der Mittelachse nach links bzw. nach rechts gedreht.<br />

Links ist das X-System, rechts das Y-System.<br />

X-Signal<br />

0°<br />

Y-Signal<br />

90° 270°<br />

Laufzeitstereophonie<br />

Durch den Abstand zweier Mikrofone erhält man unterschiedliche Laufzeiten des Schalls zu den<br />

Mikrofonen. Befindet sich die Schallquelle genau in der Mitte zwischen den Mirkofonen, so gibt<br />

es keinen Laufzeitunterschied, man erhält identische Signale<br />

auf beiden Kanälen.<br />

Befindet sich die Schallquelle auf einer Seite (z. B. links), so<br />

ist der Schall am linken Mikrofon früher als am rechten.<br />

Durch diese Wegstreckendifferenz erhält man Laufzeitenunterschiede.<br />

Im Beispiel eilt das L-Signal dem R-Signal vor,<br />

die Schallquelle wird in der linken Hälfte der Stereobasis abgebildet.<br />

Aufnahmeraum<br />

Durch den Versatz der Mikrofone erhält man neben Laufzeitunterschieden<br />

auch Intensitäts- und Pegelunterschiede.<br />

Klangkörper<br />

180°<br />

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Anpassung<br />

Beim Zusammenschalten von zwei Geräten hat das Verhältnis<br />

von Ausgansimpendanz zu Eingangsimpedanz<br />

Einfluß auf die Dämpfung / Verstärkung und die (lineare<br />

und nichtlineare) Verzerrung.<br />

Bei den Ein- und Ausgangsimpedanzen handelt es sich im Allgemeinen um frequenzabhängige<br />

Widerstände, die für die Frequenz 1kHz angegeben werden.<br />

Aus der Zeichnung ist sichtbar, daß zwischen den<br />

Spannungen und den Impedanzen folgender Zusammenhang<br />

besteht:<br />

U<br />

0<br />

Z<br />

A<br />

+ Z<br />

=<br />

U Z<br />

E<br />

E<br />

Leistungsanpassung<br />

E<br />

Anpaßbedingung: Z<br />

1<br />

A<br />

= Z<br />

E<br />

⇒ U<br />

E<br />

=<br />

2<br />

U<br />

0<br />

Für Tonstudiotechnik ist die Leistungsanpassung unzweckmäßig, da durch den großen Frequenzbereich<br />

und wechselnde Lasten (z. B. Parallelschaltung mehrerer Geräte) Die Anpaßbedingung<br />

Z = Z nicht einzuhalten ist.<br />

A<br />

E<br />

Spannungsanpassung<br />

Impedanz: Innenwiderstand eines<br />

Geräts. Die Impedanz ist Frequenzabhängig<br />

und wird mit dem<br />

Buchstaben Z abgekürzt.<br />

Anpaßbedingung: ZE<br />

>> Z<br />

A<br />

⇒ U<br />

E<br />

≈ U0<br />

(in derPraxis genügt ZE<br />

> 10 ⋅ Z<br />

A<br />

)<br />

Die Spannung wird in voller Höhe weitergegeben. Der Vorteil: Die Impedanzen müssen nicht<br />

genau definiert sein, es genügt, wenn sie die vorgegebenen Höchst- und Mindestwerte nicht<br />

überschreiten. Damit spielt die Frequenzabhängigkeit der Impedanz keine Rolle mehr. Die<br />

parallele Zusammenschaltung von mehreren Eingängen ist solange möglich, bis die<br />

Gesamtimpedanz nicht die definierten Minima und Maxima überschreitet.<br />

In der Tonstudiotechnik wird in der Regel Spannungsanpassung verwendet.<br />

U 0<br />

Z A<br />

Z E<br />

mit U E<br />

Beispiele<br />

CASS TB<br />

Dieses Beispiel<br />

funktioniert, da<br />

die Eingangsimpedanzen<br />

parallel<br />

geschaltet<br />

TMP sind. Die Gesamtimpedanz<br />

wird über die Kehrwerte berechnet und ist<br />

kleiner als die kleinste einzelne Eingangsimpedanz.<br />

Trotzdem bleibt die Gesamtimpedanz<br />

wesentlich größer als die<br />

Ausgangsimpedanz.<br />

MD DISC<br />

Wenn einer der beiden<br />

Zuspieler gestartet wird,<br />

so liegen seinem Ausgang<br />

der Eingang des<br />

Verstärkers und der<br />

Ausgang des anderen<br />

Gerätes entgegen. Auch<br />

hier ist die Gesamtimpedanz der Eingänge<br />

kleiner als die kleinste einzelne Eingangsimpedanz.<br />

Da der inaktive Zuspieler<br />

eine gleichgroße Ausgangsimpedanz wie der<br />

verwendete Zuspieler hat, ist die Eingangsimpedanz<br />

ähnlich groß wie die Ausgangsimpedanz.<br />

Man hört zwar etwas, allerdings<br />

nur sehr leise. Dieses Beispiel funktioniert<br />

nicht!<br />

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Mikrofondaten<br />

Zur Beurteilung der Mikrofoneigenschaften veröffentlichen die Hersteller im Datenblatt alle<br />

wichtigen Werte. Anhand dieser Daten sollte man entscheiden können, welches Mikrofon für<br />

welchen Zweck eingesetzt werden kann. Die subjektiven Eigenschaften eines Mikrofons, zum<br />

Beispiel die Klangeigenschaft, kann man natürlich nicht dem Datenblatt entnehmen.<br />

Folgende Daten sollten auf einem Mikrofon-Datenblatt stehen:<br />

Wandlerprinzip<br />

dynamisch oder elektrostatisch <strong>–</strong> siehe weiter vorne im <strong>Skript</strong>.<br />

Akustische Arbeitsweise<br />

Druckempfänger oder Druckgradient <strong>–</strong> siehe weiter vorne im <strong>Skript</strong>.<br />

Richtcharakteristik<br />

Kugel, Niere, Acht oder Keule <strong>–</strong> siehe weiter vorne im <strong>Skript</strong>.<br />

Impedanz / Nennimpedanz<br />

Die Impedanz eines Mikrofons ist der von außen meßbare frequenzabhängige Wechselstromwiderstand.<br />

Dieser Wert ist wichtig, um das Mikrofon an den nachfolgenden Verstärker anzupassen.<br />

Die Impedanz bei Studiomikrofonen beträgt maximal 200Ω, in der Regel um 40Ω.<br />

Abschlußimpedanz<br />

Dies ist die kleinste zulässige Eingangsimpedanz des nachfolgenden Verstärkers. Sie beträgt ca.<br />

1000Ω.<br />

Feldübertragungsfaktor / Empfindlichkeit<br />

Der Feldübertragungsfaktor gibt an, wie groß die Ausgangsspannung bei einem Schalldruck von<br />

1Pa ist. Der Feldübertragungsfaktor ist frequenzabhängig und wird für f = 1kHz angegeben.<br />

Übertragungsbereich<br />

Der Übertragungsbereich ist das vom Hersteller angegebene <strong>zur</strong> Schallaufnahme ausnutzbare<br />

Frequenzband. Er wird in Form eines Diagramms angegeben.<br />

Beispiel eines Übertragungsbereich-Diagramm<br />

Störspannung / Eigenstörspannung<br />

Unter der Eigenstörspannung versteht man die Ausgangsspannung des Mikrofons, wenn ihm<br />

kein Schall zugeführt wird. Die Störspannung entsteht durch Temperaturunterschiede, verbaute<br />

elektrische Bauteile und ähnliche Einflüsse.<br />

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Geräuschspannung<br />

Die Geräuschspannung ist die bewertete vom Mikrofon abgegebene Eigenstörspannung. Eine<br />

Störspannung wird durch das menschliche Ohr bei 2kHz als wesentlich störender Empfunden,<br />

als eine gleichgroße Störspannung bei 5Hz oder 15kHz.<br />

Daraus folgt: Rauschen im Bereich von 1kHz bis 8kHz wird überbewertet, außerhalb dieses Bereichs<br />

wird das Rauschen unterbewertet.<br />

Grenzschalldruckpegel<br />

Der Grenzschalldruckpegel ist der maximale Schalldruckpegel, dem ein Mikrofon ausgesetzt<br />

werden kann, ohne daß ein bestimmter Klirrfaktor überschritten wird.<br />

Aufnahmepegel unterhalb des Grenzschalldruckpegels:<br />

Unverzerrte Widergabe<br />

OUT<br />

Aufnahmepegel über dem Grenzschalldruckpegel:<br />

Verzerrte Widergabe<br />

OUT<br />

IN<br />

Linearer Verlauf<br />

Verstärker-Kennlinie<br />

IN<br />

Linearer Verlauf<br />

Verstärker-Kennlinie<br />

Klirrfaktor<br />

Der Klirrfaktor ist das Maß für die nichtlineare Verzerrung. Er gibt das Verhältnis von den bei<br />

Verzerrung entstehenden Oberwellen zum Nutzsignal an. Studiomikrofone haben einen Klirrfaktor<br />

von etwa 0,5%, das heißt, daß die Amplitude der Oberwellen maximal 0,5% der Amplitude<br />

des Nutzsignals betragen.<br />

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12.12.2000 22:38 (Jens Kuttig)


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Leitungen<br />

Zur Leitungsverbindung gibt es drei verschiedene Möglichkeiten:<br />

symmetrisch aber nicht erdfrei<br />

a<br />

R R R R<br />

b<br />

Schirm<br />

Die Adern a und b führen stehts gleich großes, aber entgegengesetztes Potential (gegen Erde).<br />

Dies hat <strong>zur</strong> Folge, daß Störspitzen sich bei der späteren Addition aufheben:<br />

A<br />

Signal a<br />

A<br />

t Signal b<br />

Signal a+b<br />

Störung - wirkt auf<br />

t<br />

beide Signale identisch<br />

symmetrisch und erdfrei<br />

b<br />

a<br />

Schirm<br />

Symmetrisch und erdfreie Ein- und Ausgänge haben zum 0V-Potential (Masse, Erde) keine<br />

elektrische Verbindung, sie sind galvanisch getrennt. Gleichspannungen werden so nicht übertragen.<br />

Deshalb können keine Brummschleifen entstehen und Phantomspeisung wird möglich.<br />

asymmetrisch (nicht erdfrei)<br />

R<br />

a<br />

Schirm<br />

R<br />

Bei asymmetrischen Verbindungen liegt die Spannung zwischen dem Schirm und nur einer Ader<br />

an. Da man hier nicht mit Differenzen arbeiten kann, können Störungen nicht herausgefiltert<br />

werden. Cinch-Kabel an der Home-Hifi-Anlage sind zum Beispiel asymmetrische Verbindungen.<br />

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Pegel<br />

Für die Angabe von Spannungen und Spannungsverhältnissen (Verstärkung und Dämpfung) und<br />

Schalldruckverhältnissen wird in der Tonstudiotechnik das Pegelmaß verwendet. Dies hat mehrere<br />

Vorteile:<br />

• Berechnungen sind leichter durchzuführen, denn durch den Logarithmus geht Multiplikation<br />

in Addition und Division in Subtraktion über.<br />

• Die Kennlinie des menschlichen Gehörs verläuft annähernd logarithmischen und nicht linear.<br />

Deshalb entspricht das Pegelmaß unserem Hörempfinden besser.<br />

Leistungspegel<br />

Der Relative Leistungspegel P in dB ist<br />

definiert als der zehnfache dekadische<br />

Logarithmus des Verhältnisses von<br />

Ausgangsleistung P<br />

2<br />

zu Eingangsleistung P<br />

1<br />

:<br />

P2<br />

P = 10lg [ dB]<br />

P<br />

Relativer Spannungspegel<br />

Ersetzt man die Leistungen P<br />

1<br />

und P<br />

2<br />

durch<br />

Seite 14<br />

1<br />

2<br />

2<br />

U1<br />

U und<br />

2<br />

R1<br />

R2<br />

Eingangs- und Ausgangsspannungen berechnen:<br />

2<br />

U ⋅ R<br />

2 1<br />

U<br />

2<br />

10lg 20lg 10 lg R<br />

P =<br />

= +<br />

2<br />

U ⋅ R U R<br />

1<br />

2<br />

1<br />

, so läßt sich der Pegel auch aus den<br />

R<br />

Für R<br />

1<br />

= R2<br />

folgt 10lg 1<br />

= 0 . Damit erhalten wir die Formel für den relativen Spannungspegel:<br />

R2<br />

U<br />

2<br />

P = 20lg [ dBr<br />

]<br />

U<br />

Zahlenbeispiele<br />

relativer Verstärkungsfaktor<br />

Verhältnis<br />

U<br />

Spannungspegel<br />

2<br />

zu U1<br />

0dB 1 U<br />

2<br />

= U1<br />

6 2 U<br />

2<br />

= 2U<br />

1<br />

12 4 U<br />

2<br />

= 4U<br />

1<br />

-12 0,25 1<br />

U<br />

2<br />

=<br />

4<br />

U1<br />

20 10 U<br />

2<br />

= 10U<br />

1<br />

Absoluter Spannungspegel<br />

Der Kehrwert des Spannungsverhältnisses ergibt den gleichen Pegelwert, jedoch mit negativem<br />

Vorzeichen.<br />

Legt man eine der beiden Spannungen, zum Beispiel U<br />

1<br />

als konstanten Bezugswert U<br />

0<br />

mit<br />

definierter Größe fest, so erhält man den absoluten Spannungspegel.<br />

Aus praktischen und historischen Gründen hat man in der Nachrichtentechnik eine<br />

Bezugsspannung von U = 0,775<br />

0<br />

V gewählt. Die Einheit des absoluten Spannungspegels ist<br />

dB<br />

m<br />

. (Das “m” kommt daher, weil diese Spannung an einen 600Ω-Widerstand angelegt werden<br />

mu0, um 1mW umzusetzen.)<br />

1<br />

Eingangsleistung P 1<br />

Ausgangsleistung P 2<br />

R 1<br />

U 2<br />

R 2<br />

U 1<br />

1<br />

2<br />

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Es gilt also: 0dB<br />

m<br />

entspricht 0,775V.<br />

Anstelle von dBm wird heute oft die Einheit<br />

dB<br />

U<br />

gewählt, da es sich um einen Pegelbezug auf<br />

eine Spannung handelt.<br />

Studiopegel<br />

Pegelangaben werden in der Tontechnik entweder als absoluter Spannungspegel in dBm bzw.<br />

dBu gemacht, oder aber sie werden auf eine Spannung bei Bollaussteuerung (1,55V) bezogen.<br />

Dies ist der sogenannte Rundfunknormpegel oder Studiopegel. Er ist der Pegel bei<br />

Vollaussteuerung. Deshalb haben alle Pegelangaben im Arbeitsbereich die die auf<br />

Vollaussteuerung bezogenen negativen Werte.<br />

U<br />

1,55V<br />

Zusammenhang zwischen Studiopegel und absolutem Pegel:<br />

P P − 6dB<br />

Studiopegel: P = 20lg [ dB]<br />

= U<br />

Beide Pegelangaben sind üblich und man muß zwischen den Angaben genau unterscheiden. Die<br />

Vollaussteuerung liegt beim Studiopegel bei 0dB, beim absoluten Pegel bei +6dB.<br />

Flachbandregler<br />

+15dB<br />

+10dB<br />

+5dB<br />

0dB<br />

-5dB<br />

-10dB<br />

-15dB<br />

-∞dB<br />

Verstärkung<br />

Dämpfung<br />

Abblendbereich<br />

Arbeitsbereich<br />

An Mischpulten werden normalerweise Flachbandregler eingesetzt.<br />

Ist der Pegel auf 0dB eingestellt, wird das Signal unverändert<br />

weitergegeben, im Bereich darüber wird es verstärkt, im Bereich<br />

darunter gedämpft.<br />

Voltage-Controll-Amplifier<br />

Heutige Mischpulte werden meist mit Voltage-Controll- Potentiometer<br />

Amplifiern (VCA) gebaut. Dies hat den Vorteil, daß das Tonsignal<br />

selbst nicht über das Stellglied geht und somit dort auch<br />

keine störenden Effekte auftreten können. Anstelle dessen wird<br />

das Tonsignal einem Verstärker zugeführt, dessen Verstärkungsmaß<br />

über eine extern veränderbare Gleichspannung ge-<br />

In<br />

steuert wird. Diese Steuerspannung wird über den Flachbandregler<br />

(dem Stellglied) eingestellt.<br />

Vorteile dieser Anordnung sind:<br />

• Steuerung und Signalregelung können räumlich getrennt sein<br />

• Zugriff auf die Pegelsteller ist von verschiedenen Bedienplätzen aus möglich<br />

• Möglichkeit <strong>zur</strong> Automatisierung.<br />

Steuerstromkreis<br />

Tonsignal<br />

VCA<br />

Out<br />

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Dynamik<br />

Unter Dynamik versteht man die Differenz vom höchstem zum niedrigsten Pegel des Nutzsignals.<br />

Der Dynamikbereich des menschlichen Ohrs beträgt etwa 130dB.<br />

Musik kann diesen Dynamikbereich theoretisch auch erreichen, da aber Umgebungsgeräusche in<br />

selbst ruhigen Räumen einen Pegel von 20dB bis 30dB haben, ist die natürliche Originaldynamik<br />

eingeengt. Bei Musikaufnahmen kommen weitere (technisch bedingte) Dynamikeinschränkungen<br />

dazu. So erreichen analoge Aufzeichnungsverfahren nur eine Dynamik von maximal 70dB.<br />

Bei Aufnahmen muß der Dynamikbereich deshalb sinnvoll eingeengt werden, man muß den Dynamikbereich<br />

des Orchesters auf die 70dB des Aufnahmesystems „schrumpfen“.<br />

Regelverstärker<br />

Regelverstärker sind Verstärker, die die Verstärkung in Abhängigkeit<br />

der Größe des Eingangspegels selbstständig regeln.<br />

Regelverstärker haben also keine fest einstellbare Verstärkung<br />

wie übliche Verstärker, sondern eine pegel- und zeitabhängige<br />

Gleichrichter<br />

veränderte Verstärkung. Die Pegelabhängigkeit der Verstärkung beziehungsweise Dämpfung<br />

wird durch eine Kennlinie beschrieben. Die zeitliche Veränderung kann durch wählen einer Ansprechzeit<br />

(Attachtime) und Abklingzeit (Releasetime) eingestellt werden.<br />

Kompressor<br />

Ein Kompressor ist ein Regelverstärker. Er Arbeitet bei kleinen Pegeln mit Pegelanhebung, bei<br />

großen Pegeln mit Pegeldämpfung. Übersteigt das Eingangssignal einen bestimmten Wert<br />

(Threshold) wird die Verstärkung des Kompressors<br />

verringert, das Ausgangssignal wird also<br />

gedämpft. Die Threshold liegt in der Regel einige<br />

Dezibel unter Vollaussteuerung beziehungsweise<br />

unter dem erlaubten maximalen Pegel. Der<br />

Anstieg des Eingangssignals, der ein um 1dB<br />

höheres Ausgangssignal <strong>zur</strong> Folge hat wird mit<br />

Compression Ratio bezeichnet.<br />

Eine Compression Ration von 4:1 bedeutet zum<br />

Beispiel, daß eine Erhöhung des Eingangssignals<br />

um 4dB zu einer Erhöhung von nur 1dB am<br />

Ausgang führt. Dies gilt natürlich nur für Signale,<br />

die über der Threshold liegen. Unterhalb der<br />

Threshold arbeitet der Kompressor im Verhältnis<br />

Ausgangspegel in dB<br />

-30 -20 -10<br />

VCA<br />

OUT<br />

Steuerung<br />

1:1, also mit 0dB Verstärkung. Lag der maximale Pegel vor der Kompression bei Vollausssteuerung,<br />

dann liegt der maximale Pegel nach der Kompression mit einer Threshold von <strong>–</strong>20dB und<br />

einer Ration von 2:1 bei nur noch <strong>–</strong>10dB. Um diesen Betrag wird nun die Gesamtverstärkung<br />

erhöht. Der minimale Pegel ohne Kompression wird damit ebenfalls um 10dB angehoben, was<br />

einer Dynamikverringerung von 10dB gleichkommt.<br />

Die Ration eines Kompressors kann im Bereich von 2:1 bis 8:1 liegen. Bei höheren Werten<br />

spricht man von Limiter.<br />

Das Gegenteil eines Kompressors ist ein Expander. Er vergrößert den Dynamikbereich.<br />

0<br />

-40<br />

IN<br />

"fertige Kurve"<br />

ohne Kompressor<br />

Gain / Hub<br />

Ratio<br />

(= Steigung)<br />

Threshold<br />

-40 -30 -20 -10<br />

Eingangspegel in dB<br />

Kompression 2:1<br />

(noch ohne Hub)<br />

0<br />

eingeengter<br />

Dynamikbereich<br />

ursprünglicher<br />

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Attachtime und Releasetime<br />

Ändert sich das Eingangssignal sprunghaft, so verändert der Kompressor dies kontinuierlich. Die<br />

Zeit, die der Regelverstärler zum Ansprechen benötigt,<br />

wird Attachtime genannt.<br />

Die Attachtime ist die zeit, in der das Eingangssignal<br />

beim überspringen der Threshold am Ausgang des<br />

Regelverstärkers um 63% der Amplitudendifferenz<br />

zum Ausgeregelten Signal gefallen ist. Umgekehrt gibt Attachtime<br />

die Releasetime die Zeit an, die nach dem Unterschreiten<br />

der Threshold vergeht, bis der Hub 63% seines<br />

ursprünglichen Wertes erreicht hat. (63% sind 3dB<br />

Dämpfung) Die Attachtime sollte mindestens eine Periode der Schwingung dauern.<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Kompressoren werden zum Beispiel bei Talkrunden eingesetzt. Hier stellt man eine sehr hohe<br />

Releasetime ein, damit der Sprecher nicht während einer didaktischen Redepause das Mikrofon<br />

geschlossen wird.<br />

Hingegen wird mein Einsatz eines Kompressors als Noisegate die Attachtime sehr kurz eingestellt,<br />

damit man z. B. den Schlag auf eine Snaredrum noch voll mitbekommt, zuvor jedoch keine<br />

Geräusche des restlichen Drumsets übertragen werden.<br />

Pegel<br />

Amplitude des Eingangssignals<br />

63% 100%<br />

Amplitude des Ausgangssignals<br />

t<br />

t<br />

0<br />

- Überschreiten der Threshold<br />

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