Böhmen-Reise - GDS
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<strong>Böhmen</strong>-<strong>Reise</strong><br />
der „Katholischen Czernowitzer Pennäler“<br />
und der „Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte“ (<strong>GDS</strong>)<br />
Unter den Klängen von Smetanas 1 Ouvertüre zur „Verkauften Braut“ überquerten wir<br />
am 18.September 2012 die österreichisch-tschechische Grenze.<br />
Wir, das waren 18 Philister mit ihren Ehefrauen, überwiegend aus dem MKV 2 und<br />
ÖCV 3 , aber auch aus den CV 4 , dem Wingolf, dem SB 5 und dem CC 6 , die mit großen Erwartungen<br />
diese <strong>Reise</strong> antraten; eine <strong>Reise</strong>, die wiederum Farbenbruder Raimund Lang in<br />
bekannter akribischer Weise vorbereitet hatte und bravourös leitete. Er wurde in altbewährter<br />
Weise von der <strong>Reise</strong>leiterin Frau Wiesmeier unterstützt, die diese erstmals durchgeführte<br />
Tour hervorragend organisierte und geradezu jeden Wunsch des Herrn Lang<br />
verwirklichte.<br />
Eigentlich bereisten wir Mähren und nur Teile von <strong>Böhmen</strong>, aber da die frühere Markgrafschaft<br />
Mähren weitgehend zum Königreich <strong>Böhmen</strong> zählte und das gleiche Schicksaal<br />
trug, wurde die <strong>Reise</strong> der Einfachheit halber „<strong>Böhmen</strong>reise“ genannt. Bei den Vorbereitungen<br />
erkannte Herr Lang rasch, daß es unmöglich ist, eine derart geschichtsträchtige und<br />
kulturell hochinteressante Region in den zur Verfügung stehenden neun Tagen zu bereisen.<br />
So bleiben West- und Nordböhmen sowie große Teile von Mittelböhmen mit Prag<br />
ausgespart.<br />
1. Tag<br />
Nach Start in Linz stiegen in Wien die letzten Mitreisenden in unseren Bus, der uns bei<br />
strahlender Sonne zur Mittagspause in das mittelalterliche, tschechische Grenzörtchen<br />
Nikolsburg (Mikulov) brachte. Hier lernten<br />
wir sogleich die böhmische Küche kennen:<br />
schmackhafte Klöße in den unterschiedlichsten<br />
Varianten, die es an den folgenden<br />
Tagen zu Mittag und zu Abend, auch als süßes<br />
Dessert gab. Scherzbolde unter uns<br />
sprachen dann auch von einer „Knödelreise“.<br />
Wir spazierten über den Marktplatz, von denen<br />
wir noch viele sehen sollten. Diese Plätze<br />
sind stets von herrschaftlichen Bürgerhäusern<br />
mit schmuckvoll renovierten Fassaden<br />
aus verschiedenen Epochen umstellt.<br />
Die Plätze selbst werden stets von einer Mariensäule,<br />
die auch als Pestsäule bezeichnet<br />
wird, oder einer Dreifaltigkeitssäule und von<br />
schönen Brunnen beherrscht, wie hier der<br />
Brunnen der Pomona, der Göttin der Baumfrüchte.<br />
Vom Markt fiel unser Blick auf den<br />
Rathausturm, die schöne Fassade der St.<br />
Anna Kirche und auf das über der Stadt<br />
thronende mächtige Barockschloß. In Erinnerung<br />
bleiben wird das Sgraffitohaus 7 , benannt<br />
nach einer bestimmten Kratztechnik,<br />
bei der verschiedene, bunt aufgetragene<br />
Putze ausgekratzt werden.
2<br />
Auf Grund der strategischen Lage an einem uralten Handelsweg zwischen Wien und<br />
Brünn wurden hier schon früh Juden ansässig, die im 19. Jh. ein geistiges und kulturelles<br />
Zentrum errichteten, was den riesigen Judenfriedhof erklärt. Wir wanderten stumm über<br />
das leicht hügelige, baumbestandene Gräberfeld, dessen zahllose Grabsteine uns betroffen<br />
machten und an das unfassbare Verbrechen an diesen Menschen mahnten. 4000<br />
Grabplatten aus allen Stilepochen, die älteste datiert aus 1605, erinnern an eine blühende<br />
Gemeinde, deren Existenz mit dem Zweiten Weltkrieg dramatisch beendet wurde. Damit<br />
tat sich die Geschichte dieser Region auf, eine Geschichte, in deren Verlauf viele Jahre<br />
Tschechen, Deutsche und Juden friedlich nebeneinander lebten und Wohlstand erwirtschafteten,<br />
bis Ende des 19. Jh. ein zunehmender Nationalismus aufkeimte, der mit dem<br />
Niedergang der österreichisch-ungarischen Monarchie und dem Verlust der ehemaligen<br />
Kronländer 1918 zur Gründung der Tschechoslowakei führte. Es folgte eine Zuspitzung<br />
der deutsch-tschechischen Gegensätze, dann das Aufhetzen der deutschstämmigen Bevölkerung<br />
durch die Nationalsozialisten mit dem Anschluss des Sudetenlandes an<br />
Deutschland und den bekannten unfassbaren Verbrechen in deutschem Namen, darunter<br />
die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Wen wundert es da, daß der Zorn der Tschechen,<br />
ein Volkszorn, der nicht mehr kontrollierbar war, zur unmenschlichen Vertreibung<br />
der letzten, deutschsprechenden Bevölkerung führte, gestützt auf die Beneš-Dekrete 8 ,<br />
was in Mähren seinen Höhepunkt im Brünner Todesmarsch fand, den die Regierung nicht<br />
mehr in den Griff bekam. Am Fronleichnamstag, dem 31. Mai 1945, wurde etwa die Hälfte<br />
der 53.000 Deutschen aus Brünn verjagt und mußte den Weg zur österreichischen Grenze<br />
unter kaum zu beschreibenden Qualen und Opfern durch diese Gegend zu Fuß zurücklegen.<br />
Wie immer, wenn wir im Bus durch solche geschichtsträchtigen Landschaften fuhren,<br />
las uns Raimund Lang Details über solche Ereignisse vor.
3<br />
Kurz bevor wir Brünn, unser Tagesziel, erreichten, besichtigten wir das Benediktinerkloster<br />
in Groß Raigern (Rajhrad), eine sehr weitläufige Klosteranlage, die nach 1945<br />
verfiel und über deren Parkettböden der Tritt von Militärstiefeln hallte – kommunistische<br />
Soldaten ohne Sinn für solche Kulturdenkmäler. Fünf junge Benediktinermönche leben<br />
heute hier und restaurieren mit EU-Geldern die schönen Stuckarbeiten, die Wand- und<br />
Deckengemälde und hüten die herrliche Bibliothek. Hier im Kaisersaal wohnte auch einmal<br />
Napoleon. Der Subprior selbst unterbrach seine Feldarbeit und führte uns stolz durch das<br />
schon Renovierte, wozu auch die Kirche gehört, aber auch durch stark verwüstete Räume,<br />
die noch auf viele Arbeitsstunden warten. So zeigte er uns beispielsweise in einem Raum<br />
ein wieder entdecktes, sehr großes Gemälde, das achtlos zusammengerollt 70 Jahre irgendwo<br />
in einem verschmutzten, ungenutzten Raum lag. Er erzählte uns, daß die Kirche<br />
nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft zwar ihre Immobilien wieder<br />
zurückbekam, natürlich die meisten in sehr verfallenem Zustand, nicht aber Ihren Grundbesitz,<br />
ihr Land, ihre Wälder, ihre eigentliche Grundlage, um Geld zu erwirtschaften.<br />
2. Tag
4<br />
Drei Tage wohnten wir in Brünn (Brno), der<br />
zweitgrößten Stadt des Landes, und ehemaligen<br />
Hauptstadt von Mähren, wegen der ehemals<br />
berühmten Tuchfabriken auch „österreichisches<br />
Manchester“ genannt. Von Wien<br />
kommend fuhr hier 1839 die erste Eisenbahn<br />
<strong>Böhmen</strong>-Mährens. Bei der morgendlichen<br />
Rundfahrt zeigte uns die Stadtführerin zuerst<br />
das ab 1920 ständig gewachsene Messegelände,<br />
das durch die vielen im Bauhausstil errichteten<br />
Gebäude zu den schönsten Messegeländen<br />
Europas zählt. 30 Architekten hatten sich<br />
hier verewigt. Vom 282 Meter hohen Spielberg,<br />
der höchsten Erhebung der Stadt, glitt unser<br />
Blick über die historisch wichtigsten Bauwerke,<br />
die wir beim anschließenden Rundgang sahen:<br />
den Dom „Peter und Paul“ (hier schlägt die<br />
Glocke in Erinnerung an die schwedische Belagerung<br />
schon um 11 Uhr zu Mittag 9 ), das alte<br />
Rathaus mit seinem fragil-kunstvollen Turmportal;<br />
wir spazierten über den Krautmarkt mit dem<br />
Parnassbrunnen 10 , eine künstliche Felsengrotte,<br />
wir sahen die herrlichen Paläste um den Freiheitsplatz und erlebten in der Stadtpfarrkirche<br />
St. Jakob zufällig eine Tauffeier. Mit 92 Metern hat die Kirche, ursprünglich eine früh<br />
erbaute Kapelle deutscher Einwanderer, den höchsten Turm der Stadt. Den Spielberg<br />
selbst krönt eine weit sichtbare Festungsanlage, später ein berüchtigtes Gefängnis für<br />
Schwerverbrecher, die noch bis ins 18. Jh. angeschmiedet waren.<br />
Laut einer schriftlichen Zusammenstellung<br />
von Raimund Lang gab es an der „Deutschen<br />
Technischen Hochschule Brünn“ zwölf akademische<br />
Korporationen, daneben noch und<br />
fünf pennale, von denen etliche ihren Sitz<br />
nach Deutschland oder Österreich verlegt<br />
haben oder in deutsche Korporationen aufgegangen<br />
sind.<br />
Am Nachmittag fuhren wir nach Austerlitz<br />
(Slavkov u Brna), wo am 2. Dezember<br />
1805 die bekannte Dreikaiserschlacht geschlagen<br />
wurde. Hier unterlagen Kaiser<br />
Franz I. von Österreich und der russische Zar<br />
Alexander I. in einem Völkergemetzel mit<br />
40.000 Toten den Truppen Napoleons. Erst<br />
100 Jahre später wurde ein Friedensdenkmal<br />
errichtet. Im nahe gelegenen Museum wurden<br />
wir in einer Multimediaschau detailliert<br />
über das Geschehen unterrichtet. Dann fuhren<br />
wir weiter zum herrlichen Barockschloß<br />
Austerlitz, das dieser Schlacht seinen Namen<br />
gab und wo die Friedensunterzeichnung<br />
stattfand. Ein Spaziergang durch den sonnendurchfluteten<br />
Schloßpark beendete das kulturelle Programm dieses Tages. Für die
5<br />
„Czernowitzer Pennäler“ war es aber ein Muß, auf dem Rückweg nach Brünn noch durch<br />
den Stadtteil Czernowitz zu fahren, in welchem sich die psychiatrische Klinik befindet und<br />
schon in österreichischer Zeit befand, was im großen bukowinischen Czernowitz immer<br />
Anlaß zu Scherzen gab.<br />
Am Abend diskutierten wir im Kellergewölbe eines historischen Brünner Weinlokals das<br />
Erlebte bei überbackenem Käse, Serviettenknödel mit Weiß- und Rotkraut unterlegt mit<br />
Wurst, Kaiserbraten und Schweineschulter und als Dessert Pflaumenkuchen mit Kirschkompott.<br />
3. Tag<br />
Die gesamte Altstadt von Kremsier (Kroměříž), die wir am Vormittag besichtigten,<br />
steht unter Denkmalschutz und zählt wie so vieles, was wir zu sehen bekamen, zum Weltkulturerbe<br />
11 . Im Reichstagssaal<br />
der gewaltigen<br />
Bischofsresidenz, einem<br />
herrlichen Rokokosaal,<br />
tagten 1848/49 die Gesandten<br />
der Donaumonarchie<br />
und verabschiedeten<br />
die erstre<br />
demokratische Verfassung<br />
Europas. Auch<br />
wenn deren Beschlüsse<br />
von der habsburgischen<br />
Monarchie nicht verwirk-
6<br />
licht wurden, gaben sie dennoch für Europa wichtige demokratische Anstöße. An einem<br />
Modell des Raumes konnten wir die Sitzordnung der damaligen Politiker nachvollziehen.<br />
Genau so wichtig ist für das Gebäude das Jahr 1885: Damals fand hier ein Gipfeltreffen<br />
zwischen Kaiser Franz Josef I. und Zar Alexander III. statt.<br />
Wir spazierten über den typisch böhmisch-mährischen Marktplatz und hatten dann<br />
noch etwas Zeit, um im Blumengarten mit seiner langen Colloredo-Collonade 12 zu lustwandeln,<br />
von deren Dach aus unser Blick über den wunderbaren Garten streifte. Am<br />
Nachmittag verließen wir Mähren und erreichten Olmütz (Olomouc), das schon in Nordböhmen<br />
liegt und nach Prag die meisten Kunstdenkmäler Tschechiens bietet. Der Stadtrundgang<br />
begann am Markt mit der größten, 34 Meter hohen Dreifaltigkeitssäule, in deren<br />
Innerem sich eine Kapelle befindet. Die Stadtführerin machte uns auf eine hoch oben<br />
schwebende goldene Kugel aufmerksam. Sie stammt aus einer preußischen Kanone. Da<br />
die Preußen es nicht schafften, die Stadt einzunehmen, wurde sie zum Spott vergoldet<br />
und hier aufgehängt. Am Rathaus bestaunten wir die astronomische Uhr und besichtigten<br />
in der St. Moritzkirche eine der weltgrößten Barockorgeln, auf der zwei Organisten zeitgleich<br />
spielen können. Spielende Engel schmücken die Orgel, weswegen sie auch „Engelsorgel“<br />
genannt wird. Im Thronsaal des Erzbischöflichen Konsistoriums fühlten wir uns<br />
in die Geschichte zurückversetzt; denn in diesem Raum verzichtete 1848 der österreichische<br />
Kaiser Ferdinand I. zu Gunsten seines 18jährigen Neffen, Franz Josef I., auf den<br />
habsburgischen Thron. Wie Farbenbruder Lang uns erzählte – mit solchem Detailwissen<br />
überbrückte er stets die Zeit im Bus bis zur nächsten Besichtigung – war Franz Joseph mit<br />
seiner 68jährigen Regierungszeit nach Pharao Phiops II. (94 Jahre), König Alfons I. von<br />
Portugal (73 Jahre) und König Ludwig XIV. von Frankreich (72 Jahre) der am viertlängsten<br />
regierende Herrscher (68 Jahre) der Weltgeschichte. Da man jedoch bei dem Pharao von<br />
einem Übertragungsfehler ausgeht und ihm in Wahrheit nur 64 Jahre auf dem Thron zugesteht,<br />
gebührt dem Österreicher also ein ehrenvoller dritter Platz.
7<br />
Der dreitürmige Wenzelsdom steht auf einem Hügel über dem Fluß March (Morava),<br />
der in großem Bogen die Stadt umfließt und von dem der Name Mähren abgeleitet ist.<br />
Gleich nebenan in der Domkapiteldechanei komponierte 1767 der erst elfjährige Mozart<br />
seine 6. Sinfonie in F-dur (KV 43). Wegen einer Blatternepidemie war die Familie kurzfristig<br />
aus Wien dorthin geflohen.
4. Tag<br />
8<br />
Während uns im Bus ein schöner Film über Smetanas „Die verkaufte Braut“ gezeigt<br />
wurde, verließen wir endgültig unseren Standort Brünn in Mähren und fuhren nach Ostböhmen,<br />
wo wir für die nächsten drei Tage in Königgrätz (Hradec Králové) unser Domizil<br />
nahmen. Auf diesem Weg machten wir zuerst Station in Mährisch Trübau (Moravská<br />
Třebová), das einst zu<br />
dem deutschen Siedlungs-<br />
und Sprachraum<br />
Schönhengstgau gehörte<br />
und an der mährischböhmischen<br />
Grenze<br />
liegt. Seit der Entstehung<br />
des Ortes im 13.<br />
Jh. als typische Kolonisationsstadt<br />
bis zur Vertreibung<br />
1945 dominierte<br />
hier die deutschsprachige<br />
Bevölkerung.<br />
Wieder bewunderten wir<br />
die alten Bürgerhäuser,<br />
die um den quadratischen<br />
Marktplatz stehen, den eine schöne Pestsäule und ein neuer Florianbrunnen<br />
schmückt und deren renovierte Fronten aus allen Stilepochen stammen. Die Stadtführerin<br />
erreichte sogar, daß wir im historischen Rathaus durch das Arbeitszimmer des Bürgermeisters<br />
gehen durften. Die Stadt besitzt ein großes Renaissanceschloß mit einem prächtigen<br />
Arkadenhof.<br />
Weiter ging es nach Zwittau (Svitavy), eine Stadt, die heutzutage durch den 1993 erschienen<br />
Film „Schindlers Liste“ bekannt ist, denn Oskar Schindler 13 wurde hier geboren.<br />
Der langgestreckte Marktplatz wird uns durch seine kühlen Laubengänge, in denen wir bei<br />
wolkenlosem Himmel Schatten fanden, in Erinnerung bleiben. Auch Oskar Ottendorfer<br />
(1826 – 1900) ist hier geboren. Bei den Unruhen 1848 kämpfte er auf Seiten der Studenten<br />
in Prag, mußte fliehen, lebte dann in den USA als Journalist und Mäzen, gründete<br />
mehrere soziale Einrichtungen und starb in New York. In Leitomischl (Litomyšl), das wir<br />
am Nachmittag erreichten,<br />
ist Friedrich Smetana als<br />
elftes Kind seiner Eltern<br />
geboren. Andächtig schritten<br />
wir durch dessen elterliche<br />
Wohnung in einem<br />
Nebengebäude des herrlichen<br />
Renaissanceschlosses,<br />
dessen Mauern von<br />
8000 Sgraffitobriefchen<br />
geschmückt sind, ohne<br />
daß sich ein einziges Motiv<br />
wiederholt. Hier faszinierte<br />
uns das interessante<br />
Schloßtheater mit<br />
originaler Bühnendekoration<br />
aus dem 18. Jh.
5. Tag<br />
9<br />
Nach glühend heißen Tagen regnete es, als uns in Königgrätz (Hradec Králové), der<br />
größten Stadt Ostböhmens, die Stadtführerin zum morgendlichen Stadtbummel abholte.<br />
Durch die renovierten alten Stadtmauern erreichten wir den von sechs Türmen beherrschten<br />
Marktplatz, zwei davon gehören zur Heilig Geist Kirche, in der die Stadtführerin in „enzyklopädischer“<br />
Weise – so charakterisierte es Raimund Lang treffend - monoton jedes<br />
Kunstwerk dieses 1307 begonnenen Bauwerkes erklärte. Nach einem Spaziergang über<br />
den Marktplatz durften wir im Bus sitzend die weiträumige Stadt zwischen Adler (Orlice)<br />
und Elbe (Labe) erkunden. Unsere <strong>Reise</strong>leiterin Frau Wiesmeier erzählte uns später, wie<br />
schwierig es für sie war, deutschsprachige Führer zu finden, was später in Opotschno bestätigt<br />
wurde: In den letzten zwei Jahren waren wir erst die zweite deutschsprachige<br />
Gruppe, die dort geführt wurde. Dies paßt nahtlos zu unserem Eindruck, daß außer in<br />
Budweis und Krummau man sich wenig um Touristen bemüht. Fast nirgends fanden wir<br />
englische, geschweige denn deutschsprachige Erklärungen und mit dem Verstehen dieser<br />
slawischen Sprache, aber insbesondere auch mit der Schrift voller diakritischer Zeichen,<br />
taten wir uns schwer. Wir trafen auch im ersten Teil unsere <strong>Reise</strong> keine ausländischen<br />
<strong>Reise</strong>gruppen und sahen keine fremden Busse.<br />
Die kleine Stadt Nachod (Náchod) an der Mettau (Metuje), einem Nebenfluß der Elbe,<br />
wird von einem mächtigen Schloß beherrscht, das lange der italienische Familie Piccolomini<br />
und zuletzt bis zur Enteignung 1945 der hochadeligen Familie Schaumburg-Lippe<br />
gehörte. General Ottavio Piccolomini I. wurde das Schloß aus Dankbarkeit vom österreichischen<br />
Kaiser geschenkt. Er wurde als „Wallensteinverräter“ bekannt. Da wir keine<br />
deutschsprachige Schloßführerin hatten, war es Raimund Lang, der unvorbereitet einsprang<br />
und aus dem Stegreif an Hand eines Manuskriptes in deutscher Sprache so begeisternd<br />
und lebhaft die Geschichte des Hauses erzählte, Gemälde und Räume erklärte,
10<br />
als hätte er es schon hundert Mal getan. Aller Dank war ihm gewiß. Der Marktplatz, wo wir<br />
zu Mittag aßen, wird von der St. Laurentiuskirche dominiert, deren zwei Zwiebeltürme mit<br />
Holzschindeln gedeckt sind. Von dort schweifte unser Blick zurück auf das hoch auf einem<br />
Bergrücken liegende Schloß.<br />
In Neustadt an der Mettau<br />
(Nové Město nad Metují)<br />
konnten wir uns im terrassenförmig<br />
angelegten Garten des<br />
Jugendstilschlosses entspannen<br />
und unsere Erlebnisse<br />
sortieren, denn es fällt<br />
schwer, die Gedächtnisbilder<br />
der zahlreichen Gemäldegalerien,<br />
Wandmalereien, Wandteppiche<br />
und Einrichtungsgegenstände<br />
der einzelnen<br />
Schlösser, die wir besichtigten,<br />
richtig zuzuordnen. Wir<br />
amüsierten uns über die lustigen<br />
Zwerge, Sandsteinfiguren<br />
von Mathias Braun 14 , die den<br />
Garten schmücken.<br />
In der Nähe von Neustadt, auf dem tiefen Land, steht eine Holzkirche, so einzigartig,<br />
daß Raimund Lang sie uns unbedingt zeigen mußte, auch wenn unser Busfahrer Schwierigkeiten<br />
hatte, das versteckte Kleinod in Slavoňov zu finden. Der heutige Baukörper<br />
stammt aus 1553. Die Kirche gehört den Ultraquisten 15 . Restaurateure konnten die ursprüngliche<br />
Bemalung wieder freilegen. Auf dem Rückweg nach Königgrätz besichtigten<br />
wir noch das Schloß Opotschno (Opočno). Es war bis zur entschädigungslosen Enteignung<br />
1945 Besitz der Fürsten Colloredo-Mansfeld, die ehemals wichtige diplomatische<br />
und militärische Funktionen in Österreich innehatten. Von hier wird uns der Rittersaal mit<br />
wertvollen Rüstungen und historischen Waffen in Erinnerung bleiben, sowie Sammlungen<br />
aus Afrika und Asien, die der Schloßbesitzer von seinen <strong>Reise</strong>n nach Hause brachte.<br />
Am Abend trafen wir uns dann mit Vertretern der „Brücke/Most-Stiftung“ 16 , deren Aktivitäten<br />
uns von Frau Mag. Petra Zahradnickova vorgestellt wurden. Die Stiftung bezweckt<br />
die kulturelle Zusammenarbeit zwischen<br />
Deutschland und Tschechien und fördert<br />
die Begegnung von jungen Deutschen<br />
und Tschechen mit dem Ziel besserer<br />
Verständigung und wissenschaftlicher<br />
Aufarbeitung der Beziehungen. Sie<br />
brachte den emeritierten Pharmazieprofessor<br />
Dr. Jan Solich von der Karlsuniversität<br />
Prag mit. In seiner kurzen Ansprache<br />
postulierte er für Europa ein einheitliches<br />
Sozialsystem und meinte, daß<br />
unsere Fragen zum deutschtschechischen<br />
Verhältnis einfach zu stellen<br />
seien, aber schwierige Themen berühren.<br />
Ebenso vertreten war der Philistersenior der katholischen Studentenverbindung<br />
Pragensis 17 zu Prag, Herr Ing. Jakub Charvat v/o Charvaj. Raimund Lang gehört übrigens<br />
auch dieser Verbindung an.
6. Tag<br />
11<br />
Ein wunderschöner Film über die Elbe von der Quelle im sagenumwobenen Riesengebirge,<br />
der Heimat des Berggeistes Rübezahl, über Königgrätz, wo sie sich im weiten Bogen<br />
erst nach Westen und schließlich nach Norden wendet, um in die Nordsee und nicht<br />
ins Mittelmeer zu fließen, unterhielt uns auf unserer landschaftlich herrlichen Fahrt durch<br />
das Riesengebirge. Doch zuerst noch ein Stop in Braunau (Broumov) an der polnischen<br />
Grenze in Ostböhmen, welches über Jahrhunderte vom Benediktinerorden geprägt wurde.<br />
Als Folge der Beneš-Dekrete wurden die letzten deutschen Patres 1946 vertrieben. Die<br />
große Klosteranlage wurde zwar dem Orden nach der Wende zurückgegeben, allerdings<br />
wohnt dort kein Benediktiner mehr. Es gibt in Tschechien nur noch wenige. Neben der barocküberladenen<br />
Klosterkirche begeisterte uns die große Bibliothek. Von den 67.000 Bänden,<br />
die sie einst umfaßte, brachten die Kommunisten 40.000 zum Altpapier. 1999 entdeckte<br />
man eine Kopie des Turiner Grabtuchs – die Mönche hatten sie vor ihrer Vertreibung<br />
versteckt, jetzt im Refektorium ausgestellt.<br />
Nach dem obligatorischen Spaziergang über den Marktplatz führte uns die Route<br />
bergauf und bergab zu den Adersbacher Felsen 18 , wo die Zeit leider nur zu einer Fotopause<br />
reichte. Bizarre Formen hat die Natur hier eingegraben. Da sie an mittelalterliche<br />
Siedlungen erinnern, werden sie auch „Felsenstadt“ genannt. Im Bogen ging es zurück<br />
über Trautenau (Trutnov), das Tor zu Rübezahls Reich, zum Mittagessen. Beim Verdauungsspaziergang<br />
über den Marktplatz mit Rübezahlbrunnen und Denkmal Josef II. erzählte<br />
uns Raimund Lang die Sage vom Lindwurm, der in Übergröße am Rathausturm hängt.<br />
Unser nächstes Ziel war Kukus (Kuks) am Oberlauf der Elbe. Von einer ehemals sehr<br />
weitläufigen Anlage, bestehend aus Schloß und Bad mit Heilquelle, deren Wasser zur Elbe<br />
floss, steht nur noch das barocke Hospital mit der Kirche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.<br />
Das Hospital war eine Armenversorgungsanstalt für Kriegsveteranen, die von den<br />
Barmherzigen Brüdern gepflegt wurden. Der Führer erzählte uns unter anderem, daß eine
12<br />
wesentliche Verbesserung in dieser Einrichtung darin bestand, daß sich nicht mehr zwei<br />
Invaliden ein Bett teilen mußten, sondern jeder ein eigenes bekam. Das kulturell Wichtigste<br />
sind hier die vom Bauherrn Graf Sporck 19 in Auftrag gegebenen und von Braun<br />
geschaffenen Barockstatuen, die die Tugenden und Laster der Menschheit verkörpern.
13<br />
Mit Raimund Lang reisen heißt sich bilden, also machten wir uns – von den vielen Eindrücken<br />
schon recht erschöpft – auf die Suche nach der Andachtstätte „Bethlehem“, die<br />
westlich von Kukus in einem Buchenwald liegt. Hier hat Braun aus den natürlichen Felswänden<br />
und Steinblöcken Reliefs und Figuren herausgemeiselt, die biblische Geschichten<br />
darstellen. Diese, ungeschützt, ja fast achtlos im Wald stehenden ikonographischen Meiserwerke<br />
gelten als einzigartig.<br />
7. Tag<br />
Der Vormittag war der Geschichte gewidmet, dem großen „Bruderkrieg“ von 1866.<br />
Nordwestlich von Königgrätz, beim Dorf Klum (Chlum), trafen am 3. Juli 1866 die feindlichen<br />
österreichischen und deutschen Heere zu einer der bis dahin blutigsten Schlachten<br />
aufeinander. Beim Rundgang durch das kleine Museum mit seiner Multimediaschau und<br />
den Dioramen waren wir<br />
schon gut informiert, denn<br />
an jedem Vorabend verteilte<br />
Raimund Lang vom<br />
ihm ausgearbeitete Aufsätze,<br />
Exposés über das, was<br />
wir am nächsten Tag erfahren<br />
durften, so auch über<br />
die Schlacht bei Königgrätz,<br />
bei der die österreichische<br />
Armee folgenreich<br />
unterlag. Betroffen von den<br />
grausamen Bildern besuchten<br />
wir schweigend<br />
die Gedenkstätten.
14<br />
Kuttenberg (Kutná Hora), eine alte Bergbaustadt, die wir anschließend besichtigten,<br />
ist nach Prag und Olmütz die kunsthistorisch interessanteste Stadt <strong>Böhmen</strong>s. Der Weg<br />
führte uns zuerst zum alten Friedhof mit einer äußerlich unscheinbaren Kapelle, die unter<br />
sich ein gotisches Beinhaus, darüber eine zweite Kapelle<br />
birgt. Der gesamte Schmuck des Beinhauses einschließlich<br />
der Kronleuchter besteht aus den Knochen<br />
von 40.000 Skeletten. In Kuttenberg grenzten zwei Bistümer<br />
aneinander, weswegen wir hier auch zwei Kathedralen<br />
sahen, eine Einzigartigkeit. So durchschritten<br />
wir die fünfschiffige, älteste gotische Kathedrale Mitteleuropas<br />
„Maria Himmelfahrt“, die einst zu einem Zisterzienserkloster<br />
gehörte, und den ebenfalls fünfschiffigen<br />
Dom „Sankt Barbara“, dessen auffälliges, dreiteiliges<br />
Zeltdach von weitem wie große Segel aussieht und die<br />
Kulisse der Stadt mitbestimmt. Daß die Kirchen fünfschiffig<br />
sind, ist wichtig, denn vor allem der Dom sollte<br />
viel schöner werden als die<br />
Veitskirche in Prag, die nur dreischiffig<br />
ist. Der Stadtrundgang<br />
führte uns weiter, vorbei am Jesuitenkolleg<br />
mit seinem langgestreckten,<br />
von einer Sandsteinbrüstung<br />
mit 13 Statuen begrenzten<br />
Platz, von wo aus wir<br />
einen wunderschönen Blick<br />
über die Stadt genießen konnten. Nach dem Mittagessen erfolgte eine Führung durch den<br />
Welschen Hof. Die Bergleute gruben ehemals nach Silber, weswegen hier über Jahrhunderte<br />
Münzen geprägt wurden. Vom angrenzenden königlichen Palast wird uns der Audienzsaal<br />
mit seiner schöner Holzbalkendecke und zwei riesigen Wandgemälden in Erinnerung<br />
bleiben – eines davon stellt die Erlassung des „Kuttenberger Dekretes“ dar, das 1409<br />
zum Auszug der deutschen<br />
Magister und Scholaren aus<br />
Prag und in weiterer Folge<br />
zur Gründung der Universität<br />
Leipzig führte. Am Abend erreichten<br />
wir mit unserem Bus<br />
unter den Klängen von Antonin<br />
Dvořáks 20 „Slawischen<br />
Tänzen“ Budweis (České<br />
Budějovice), wo wir die letzten<br />
beiden Tage in einer<br />
ehemaligen Wassermühle<br />
wohnten und uns erstmals<br />
unter vielen Touristen befanden.
8. Tag<br />
15<br />
Da der bestellte Stadtführer uns versetzte, wies uns wiederum Raimund Lang beim<br />
morgendlichen Stadtspaziergang durch Budweis auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />
hin: den streng quadratischen, von Laubenhäusern umsäumten Marktplatz mit Tschechiens<br />
größtem Brunnen, dem Samsonbrunnen 21 , und das auffallende Rathaus, an dessen<br />
Front Figuren dargestellt sind, die die bürgerlichen Tugenden symbolisieren: Behutsamkeit,<br />
Gerechtigkeit, Tapferkeit und Weisheit. Zum Aufstieg auf den Schwarzen Turm, einem<br />
freistehenden Glockenturm der Bischofskirche, hatten wir keine Zeit, denn der Weg<br />
führte uns weiter nach Frauenberg (Hluboka nad Vitavou). 1863 verlegten die Schwarzenberger,<br />
ein fränkisch-böhmisches Uradelsgeschlecht, ihren Sitz von Krummau hierher<br />
und bauten das Schloß in Analogie an Schloß Windsor im neugotischen Stil um. In der<br />
Ahnengalerie dieses katholischen Adelsgeschlechtes finden wir viele hohe Offiziere, Politiker<br />
und Kirchenführer. Gleich zwei Führungen zeigten uns zuerst die historischen Gemächer<br />
mit wunderschöner Bibliothek und mehrräumiger Waffenkammer und danach die<br />
neuen Räume, wie sie von der Familie bis zur Enteignung 1945 bewohnt wurden. 1918<br />
schaffte die tschechoslowakische Republik alle Adelstitel ab. Allerdings bekannten sich die<br />
letzten Schwarzenberger in Frauenberg zu Tschechien und votierten nicht für Deutschland.<br />
Sie erhielten deshalb auch ihre großen Besitztümer wieder zurück. Ein Nachkomme<br />
und derzeitiges inoffizielles „Familienoberhaupt“ der Schwarzenberger, Karl Fürst zu<br />
Schwarzenberg, geb. 1937, ist heute unter dem offiziellen bürgerlichen, tschechischen<br />
Namen Karel Schwarzenberg tschechischer Außenminister.<br />
Nach dem Mittagsessen ging es weiter durch das Wittingauer Teichgebiet, eine wunderschöne<br />
Naturlandschaft (wobei der betagte Führer lieber über die Karpfenzucht als<br />
über das Kulturelle sprach), zum neugotischen Mausoleum der Familie Schwarzenberg,<br />
das sich in einem großen Park befindet. Es folgte ein Spaziergang durch die Altstadt Wittingau<br />
(Třeboň), die wegen eines großen Straßenfestes überquoll. Gerne hätten wir an<br />
den Ständen verweilt und der Straßenmusik gelauscht, aber wir mußten ins Hotel nach
16<br />
Budweis, um uns rechtzeitig auf das große Abendereignis vorzubereiten, den Besuch der<br />
Oper „Der Bajazzo“ von Ruggiero Leoncavallo. Diese sollte im modernen Freilichttheater<br />
im Schloßgarten von Schloß Krummau stattfinden. Eine bessere Kulisse könnte man sich<br />
nicht vorstellen: Die gesamte Zuschauertribüne dreht sich langsam, daß den Aufführungen<br />
auf fünf verschiedenen Naturbühnen Folge geleistet werden kann. Doch dann begann es<br />
genau bei unserer Ankunft zu regnen, so daß die Aufführung in die Winterreitschule des<br />
Schlosses verlegt wurde. Die sollte aber kein Nachteil sein, denn durch die Enge des<br />
Raums erlebten wir die Sänger hautnah, in der Hauptrolle den Tenor José Cura 22 .<br />
9. Tag<br />
Am letzten Tag fuhren wir von Budweis zuerst<br />
zur Zisterzienserabtei Goldenkron (Zlatá Koruna),<br />
die wegen ihres Reichtums vom Volk so genannt<br />
wurde, aber eigentlich „Dornkron“ hieß. Die<br />
Schutzengelkapelle mit einem Portal aus dem frühen<br />
13. Jh. ist der älteste Teil der Anlage, gleich<br />
daneben befindet sich der Domkapitelsaal mit den<br />
Grabsteinen früherer Vorsteher. Sie sind hier geschützter<br />
aufgehoben als im Boden der Kirche,<br />
von wo sie entnommen wurden. Daneben die<br />
Klosterkirche „Maria Himmelfahrt“ mit einer der<br />
best erhaltenen Barockorgeln und einer Fensterrosette,<br />
die zu den schönsten Europas zählt. In<br />
der Klosterschule wurde uns altes Lehrmaterial<br />
gezeigt, und an dem mit Zinngeschirr gedeckten<br />
Tisch im Refektorium hätten wir sofort Platz genommen.<br />
Doch die Zeit drängte für Krummau<br />
(Český Krumlov), eine in einer engen Moldaukrümmung<br />
gelegene Stadt, die eigentlich ein<br />
einziges historisches Denkmal ist. Vom Schloßgarten<br />
mit seinem historischen Theater spazierten<br />
wir unter der Mantelbrücke, die Garten und<br />
Schloß verbindet, hindurch zum Schloß, das zuerst<br />
die Herren von Rosenberg 23 , dann die Eggenberger 24 und zuletzt die Schwarzenberger<br />
bewohnten, bis diese ihre Residenz nach Frauenberg verlegten. Ein letzte Runde<br />
wanderten wir durch die malerische Stadt mit ihren fast endlosen Sehenswürdigkeiten und<br />
genossen noch ein Mittagessen auf einer Terrasse über der Moldau, bis uns der Bus zurück<br />
nach Linz brachte. Eine leise<br />
Wehmut wurde uns durch Smetanas<br />
Musik „Die Moldau“ genommen, an der<br />
wir entlang fuhren.<br />
Fazit: Eine überaus lohnende, anstrengende<br />
Bildungsreise, eine Zeitreise<br />
durch die alten habsburgischen Gebiete<br />
<strong>Böhmen</strong> und Mähren, für deren hervorragende<br />
Planung und Durchführung<br />
Raimund Lang höchster Dank gebührt.<br />
Dr. Heinrich-Josef Riotte<br />
Schwarzburgbund
17<br />
1 Friedrich Smetana, böhmischer Komponist der Romantik, geb. 2 März 1824 in Leitomischl (Litomyšl), Ostböhmen,<br />
gest. 12. Mai 1884 in Prag. Seinen Taufnamen Friedrich änderte er später, seinem Nationalgefühl<br />
entsprechend, in Bedrǐch, führte aber noch bis 1861 sein Tagebuch in deutscher Sprache.<br />
2 Katholisch-österreichischer Mittelschüler-Kartell-Verband<br />
3 Österreichischer Cartell Verband<br />
4 Cartell Verband der katholisch deutschen Studentenverbindungen<br />
5 Schwarzburgbund<br />
6 Coburger Convent<br />
7 sgraffiare, ital, = kratzen<br />
8 Unter Beneš-Dekrete versteht man 143 Dekrete, die die tschechische Exilregierung unter Leitung von<br />
Edvard Beneš, dem späteren ersten Staatspräsidenten, in London und dann in Prag ausarbeitete und die<br />
1946 von der tschechischen Nationalversammlung gebilligt wurden. Einige betreffen die deutschsprachige<br />
Bevölkerung, die komplett überwiegend nach Deutschland, aber auch nach Österreich vertrieben und deren<br />
bewegliches und unbewegliches Eigentum konfisziert wurde. Dies betraf knapp 3 Millionen Deutschsprachige.<br />
Neben der Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten - circa 5 Millionen – war es der zweitgrößte Bevölkerungstransfer<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />
9 1645 entschied sich der schwedische General Torstenson, der die Stadt belagerte, zum Abbruch der Belagerung,<br />
wenn die Stadt sich nicht bis Mittag ergibt. Daraufhin läutete ein Unbekannter die Mittagsglocken<br />
schon um 11 Uhr, woraufhin die Schweden abzogen.<br />
10 Parnass, ein Gebirgsstock in Zentralgriechenland, mythologisch ein dem Gott Apollo geweihter Musenberg<br />
11 Insgesamt besuchten wir sechs Weltkulturerbestätten der Unesco<br />
12 Colloredo-Mansfeld, ein österreichisch-böhmisches Adelsgeschlecht<br />
13 Oskar Schindler ist 1908 in Zwittau, damals Österreich-Ungarn, geboren und 1974 in Hildesheim,<br />
Deutschland, verstorben. Er war ein Unternehmer, der während des Zweiten Weltkrieges 1200 bei ihm angestellte<br />
jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung durch die Nationalsozialisten bewahrte. Der amerikanische<br />
Regisseur Steven Spielberg drehte den mit sieben Oskars ausgezeichneten Film nach einer Biographie<br />
von Thomas Keneally.<br />
14 Matthias Bernhard Braun (1684 – 1738) war ein bedeutender Bildhauer des Barocks in <strong>Böhmen</strong><br />
15 gemäßigte Hussiten, eine Glaubensrichtung, die auf den böhmischen Vorreformator Jan Hus zurückgeht.<br />
16 Die Brücke/Most-Stiftung (tschechisch most = Brücke) ist eine 1997 gegründete, gemeinnützige Stiftung<br />
mit Sitz in Dresden und Niederlassungen in Freiburg im Breisgau und in Prag mit dem Ziel, aus der Vergangenheit<br />
lernend deutsche und tschechische Jugendliche näher zusammen zu bringen.<br />
17 Pragensis wurde 2000 als katholische Studentenverbindung in Prag gegründet; sie trägt rote Mützen und<br />
die Farben Weiß-Rot-Gelb, der Wahlspruch lautet: „Religio, amicitia, patria, scientia“.<br />
18 eine Gruppierung von Sandsteinfelsen bei Adersbach (Adršpach) und Weckelsdorf (Teplice), die nadelartig<br />
in die Höhe ragen.<br />
19 Reichsgraf Franz Anton Sporck (1662-1738) ließ Schloß, Park und Hospital im frühen 18. Jh. anlegen. Er<br />
war der Sohn von Johann Graf von Spork (1600 – 1679), einem kaiserlicher General der Kavallerie, den<br />
Rainer Maria Rilke in seiner Dichtung „Cornet“ verewigte.<br />
20 Antonin Leopold Dvořák, (1841 – 1904) böhmischer Komponist, zu dessen Hauptwerk die 16 Slawischen<br />
Tänze zählen<br />
21 Samson (lat.; hebr. Schimschon = kleine Sonne), in Deutsch auch als Simson übersetzt, ist eine Heldengestalt,<br />
ein Richter aus dem Alten Testament mit übermenschlicher Kraft, der in viele Kämpfe verwickelt war.<br />
So bezwang er mit bloßen Händen einen Löwen, was hier dargestellt ist.<br />
22 José Cura (* 1962) ,ein argentinischer Tenor, zählt derzeit zu den weltbesten Opernsängern. Er lebt in<br />
Madrid.<br />
23 Im 15. Jh. sehr einflußreiches böhmisches Adelsgeschlecht, das im 17. Jh. erlosch<br />
24 österreichisches Adelsgeschlecht, das 1717 im Mannesstamm erlosch